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Otomo Anthologie

Japanisch Romaji: Otomo
Japanisch Romaji: Kanojo no Omoide...
Japanisch Kanji: 彼女の想いで・・・
Erstmalig erschienen: 1993
Japanischer Verlag: Kodansha
Anzahl Bände: 2
Otomo Anthologie
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 Die Zukunft. Jeder hat zumindestens einmal versucht sich vorzustellen wie sie wohl sein mag. Hin und wieder bringen Menshen ihre Visionen darüber zu Papier. Sei es als Buch, oder, wie hier, als Zeichnung.

Review von Andreas Valley am 27.07.2002

Was die Zukunft uns wohl bringen mag. Darum geht es in diesen Kurzgeschichten, die hier in einer scheinbar wahllosen Zusammenstellung seit 1994 vorliegen. Katsuhiro Otomo hat seine Arbeit als Mangaka auf eher mühsamen Wegen begonnen, mit der fortwährenden Veröffentlichung von Kurzgeschichten, viele davon mit einem Science Fiction Thema. Die meisten erschienen im japanischen Magazin "Action", aber auch andere Verlage können sich rühmen einen Otomo abgedruckt zu haben. Nicht alles was er zeichnete wurde auch vollendet (das bekannteste Werk darunter vermutlich "Der Feuerball", was auch sein erstes größeres war), genau wie sich manche seiner Geschichten auf den ersten Blick ähnlich sehen. Und doch deckt er mit seiner Arbeit ein gigantisches Gebiet der klassischen und hauptsächlich auch der postapokalyptischen (Akira läßt grüßen) Zukunftsphantasien ab. Die Art wie er schreibt hält einen in seinem Bann. Zumeist sind seine Werke um einen Punkt herumaufgebaut, manchmal sogar eine Pointe. Und doch ist jede Kurzgeschichte irgendwo anders. Er variiert seinen Zeichenstil, seine Erzählmethode, er wechselt von humorvollen, mit einem Zwinkern versehehen Interpretationen hin zu Abgesängen auf die Form Mensch. Ob er nun eine philosophische Frage visualisiert, oder Ängste der Menschen betrachtet, den Fortschritt in Frage stellt, oder ganz einfach nur eine Momentaufnahme einer möglichen zukunft liefert, es ist immer eine in sich geschlossene, stimmige Geschichte die man liest. Wenn man sich SF-Anthologien aus derselben Zeit, aber anderen Ländern betrachtet wird man Gemeinsamkeiten feststellen, obwohl die Darstellung in Wort und Bild natürlich einen ganz anderen Blickwinkel zuläßt. Wo klassische Autoren mit dem simplen Buchstaben dem Leser ihre Idee näherbringen müssen, findet man bei Otomo die optisch illustrierte Version davon. Umgekehrt kann man bei ihm nicht so stark abschweifen in Gedanken, die Geschichte ist durch die Fixierung stabiler, nicht sosehr der Interpretation ausgeliefert. Aber durch diese verschiedenen Darstellungsweisen spannt sich der Bogen der Science Fiction natürlich auch weiter, man erschließt sozusagen Neuland, das Bindeglied zwischen der klassischen Buchform und dem modernen Kino mit all seinen Möglichkeiten. In künstlerischer Hinsicht ist es schwer eine umfassende Einschätzung zu geben. Durch den Zeitraum der in den beiden Bänden abgedeckt wird (1977 - 1981) also doch 4 Jahre Schaffenszeit, und dem Umstand das er erst 1973 mit Zeichnen begann, ist seine Arbeit noch großen Veränderungen unterworfen, und zudem hat er seinen Stil auch je nach Geschichte abgeändert. Einfache, sparsame Zeichnungen die hauptsächlich zur Illustration dienen mögen findet man genauso wie kolorierte Bilder, die locker mit aktuellen westlichen Comics mithalten könnten. Ja, richtig, fast der gesamte erste Band enthält farbige Geschichten. Das zeigt uns wieder einmal das man die einfache Formel "Manga := Schwarz/Weiß" nicht in dieser Form verwenden kann. Und wie er Farbe einsetzt ist auch immer anders. Mal zur Betonung eines Umstandes, woanders einfach weil es dazugehört, passend erscheint. Aber seinen einfarbigen Zeichnungen sieht man seinen später bekanntgewordenen Stil aus Akira doch zumeist schon an. Reduziert gehaltene Personen, betont gezeichnete Umgebungen und technische Details, starke Bindung an Panels und ihre Grenzen. Was ein wenig überraschen mag ist die Fähigkeit zur Karrikatur, die in ein paar Geschichten durchschimmert, als er seine Protagonisten durch von ihm geschaffene Wesen ersetzt, die ein ganz klein wenig an irdische Kraken erinnern. Aber insgesamt betrachtet bietet sich ein netter Blick auf seine Entwicklung in dieser Zeit, seine Vielfalt und seine Möglichkeiten. Die Aufmachung von Carlsen ist durchaus ansprechen. Ein Pseudoeinband für den Klappentext, die überwiegend farbige Gestaltung des ersten Bandes (welche hier den wirklcih hohen Preis mehr als nur rechtfertigt), das sollte schon zum Kauf animieren. Leider ist die verwendete Klebebindung nicht der Weisheit letzter Schluß, aber sie sollte mehrmaliges Durchlesen gestatten, bevor sie sich langsam auflöst. Was ich nicht verstehen kann ist die Aufrechterhaltung des Preises für den zweiten Band. Er ist geringfügig schmaler, und es kommen keine farbigen Seiten mehr vor, was einen so hohen Preis von fast 30 mark rechtfertigen könnten. Aber das sollte keine Kaufentscheidung sein, es geht ja um den Inhalt, und nicht unbedingt das draumherum, auch wenn es nett gewesen wäre. Diese beiden Bände sollten in keiner Sammlung fehlen. Zumindestens nicht bei jenen die sich ernsthaft mit japanischer Comickultur beschäftigen möchten. Auch reine Science Fiction Fans werden einen Kauf nicht bereuen, der japanische Einfluß ist nicht stark genug um es für einen Europäer unverständlich zu machen, und nur der Umstand das es gezeichnet statt geschrieben wurde, sollte ja nun wirklich kein Hindernis darstellen, wenn es um gute Literatur geht. Die Zielgruppe ist doch unter den älteren zu finden, die dargestellten Geschichten und Ideen um die es geht sind meist recht tiefgreifend, sie zu verstehen erfordert Verständnis und Einarbeitungszeit, beim flüchtigen überlesen mag man einzelne Gedankenspiele vom Autor übersehen. Die Frage ist nur, wo kriegt man es her? Verlagsvergriffen ist es sowieso, auch in den sonst gängigen Quellen sucht man vergebens. Ein Blick in das moderne Antiquariat oder in auf SF spezialisierte Läden hilft hier meist weiter. Auch zu etwas günstigeren Konditionen.

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