Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 159: Lurking in the dark -------------------------------- Lurking in the dark Jei und Yohji kamen über Yokohama in die Stadt. Schon von weitem sahen sie wie sich die düsteren Ausläufer des Sturms über den östlichen Teil der Stadt hermachten. Als sie von der Hochstraße abfuhren wurde Jei auf etwas aufmerksam. Yohji folgte seinem Fingerzeig und sah zum westlichen Teil der Stadt. Mehrere Rauchsäulen breiteten sich über das Zentrum und den Westen aus, der Sturm nahm sie in langen Fahnen mit sich. Feuer erhellte mehrere Gebäudekomplexe und Sirenen drangen gedämpft an ihre Ohren. Yohji beschleunigte und Jei schloss sich ihm an. Was war los? War der Sturm schuld? Das war ganz und gar nicht gut. Sie hatten Mühe mit den Motorrädern und hielten zwei Kilometer vor ihrem Ziel an. Die Grundstücke reihten sich hier dicht an dicht. Jei sah zu ihm hinüber und Yohji deutete auf eine Garage, die offen stand. Das Tor zum Grundstück war offen und schlug im Wind auf und zu. Jei nickte und sie verfrachteten die Bikes in die fremde Garage. Jei stieg ab, löste den Halteriemen seines Helms und legte ihn auf dem Bike ab. „Bei dem Wetter kommen wir besser zu Fuß weiter“, sagte er und sah nach draußen. „Niemand sichert die Häuser vor dem Sturm“, murmelte Yohji, den Helm unter den Arm geklemmt. „Alles wirkt verlassen, es ist kein Licht in den Häusern zu sehen.“ Yohji kramte sein Smartphone hervor und suchte im Netz Informationen über die Rauchsäulen die sie gesehen hatten. „Es ist weg“, sagte er dann. Jei sah ihn an und legte den Kopf schief. „Asamis Gebäude. Es ist weg. Ist dir das nicht aufgefallen?“ „Nein. Zu dunkel. Ich habe den Rauch nur wegen des Feuers gesehen.“ „Der Ausnahmezustand wurde ohnehin wegen des Sturmes verhängt. Sie gehen aber jetzt auch noch von einem terroristischen Anschlag aus. Die Behörden haben Hilfe angefordert. Denkbar, dass sich Manx deshalb nicht meldet.“ Yohji sah zu Jei hinüber der, den Blick nach draußen richtete in Richtung ihres Hauses. „Die Klinik. Nagi ist dort. Und Omi.“ Yohji hob den Kopf und sah zu Jei. Dieser blickte in die Richtung in der die Klinik lag. „Sie sind nicht dort“, sagte er dann. Yohji schüttelte den Kopf. „Sie müssen dort sein.“ „Niemand der lebt ist mehr dort.“ „Fuck.“ Jei sah zu ihm hinüber und Yohji steckte sein Handy weg. „Kein Empfang mehr.“ „Kein Zufall“, sagte Jei und blickte in Richtung Haus. Bis auf das Wüten des Sturms war es wie ausgestorben um sie herum. Keine Autos fuhren, keine Menschenseele zu sehen, nichts, außer peitschende Nässe, tosende Sturmböen und Dunkelheit. Jeis Auge glomm matt als er neben ihn kam. „Sie schlafen.“ „Wer?“ „Die Menschen.“ „Alle?“ Jei sah ihn an als wäre er nicht bei Trost. „Ab hier“, er sah die Straße hinunter in die sie vor ungefähr zweihundert Meter eingebogen waren. „...ungefähr...“ Er zeigte hinunter an die Kreuzung. „Ab dort in einem Radius um das Haus.“ „Verdammt viele“, bemerkte Yohji. „Ja.“ „Damit ist es amtlich: hier sind Telepathen am Werk.“ Jei nickte. „Entweder viele oder nur wenige. Es spielt keine Rolle. So oder so sind sie stark.“ „Dann sollten wir uns beeilen.“ Yohji ignorierte die Fragen die sich ihm aufdrängten. Jei begann zu laufen und Yohji folgte ihm. Sie hielten sich an den Mauern der zu den Straßen gewandten Seite und mieden die noch intakten Straßenlaternen. Viele davon gab es nicht mehr. Dann blieb Jei plötzlich vor einem der Lichtkegel stehen und sah eines der Häuser hinauf. Yohji folgte seinem Blick. Dort an der verschlossenen Balkontür standen drei Menschen an den Glasscheiben. Sie starrten sie an und bewegten sich nicht. Yohji sah sich um. Die Bewohner der Häuser standen alle an ihren Fenstern oder Türen und sahen auf sie hinunter. „Sie schlafen immer noch.“ „Jemand steuert sie?“, fragte Yohji. Stumme, bewegungslose Silhouetten die sie mit den Augen verfolgten. Sie schliefen mit offenen Augen. „Scheiße, ist das gruslig“, sagte Yohji und beeilte sich Jei zu folgen. „Ich gehe davon aus, dass derjenige, der sie steuert jetzt weiß, dass wir hier sind.“ Sie umrundeten den Lichtkegel und legten an Tempo zu und erreichten das Haus unbehelligt. Jei öffnete ihnen Tor und Garage. Im Haus war es stockdunkel. Ihr schneller Atem prallte gegen die Stille im Haus. Jei drückte sich an ihm vorbei und ging zielstrebig in die Küche. „Was ist mit der Anlage?“, fragte Yohji leise und wischte sich die Nässe aus dem Gesicht. „Ausgeschaltet.“ „Wo ist das Schätzchen?“ „Im Wohnzimmer. Er ist wütend.“ Yohji schnaubte, ging an Jei vorbei in den Eingangsbereich und orientierte sich in Richtung Wohnzimmer. o Ran und Schuldig fuhren unterdessen weiter in Richtung Morioka, die Zeit verging und gelegentlich schaltete Ran das Radio ein um die neuesten Meldungen über den Sturm mitzubekommen. Einige Zeit später unterbrach der örtliche Radiosender sein laufendes Programm um aktuelle Nachrichten zu bringen. Ran wollte sich gerade vorbeugen um die Lautstärke nach oben zu regeln als der Wagen plötzlich ausbrach. Von der Fahrerseite hörte Ran ein gequältes Stöhnen. Rans Kopf ruckte zur Seite doch Schuldig hatte den Wagen wieder in die Spur gebracht, die eine Hand an die Schläfe gedrückt, die andere umfasste so hart das Lenkrad, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Was ist los?“, fragte Ran alarmiert. Schuldig schien konzentriert zu sein. Er drosselte das Tempo und als eine Haltebucht kam steuerte er sie an. „Warte“, sagte Schuldig und seine Stimme klang so gequält als hätte er Schmerzen. Er stoppte den Wagen, ließ den Motor ausgehen und schüttelte den Kopf. „Ich kriege keinen Kontakt zu Jei. Bin gegen seinen Schild wie ne Fliege gegen eine Scheibe geknallt.“ „Yohji?“ „Auch nicht.“ Schuldig öffnete die Fahrertür und stieg aus. Die kalte Nachtluft tat ihm gut und er atmete tief ein. Ran sah auf die Uhr und stieg ebenso aus. Sie hatten erst die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Ein Motorrad preschte auf der Straße vorbei. Ran ging um den Wagen herum wo sich Schuldig gerade an selbigen anlehnte. Schuldig konzentrierte sich auf Kudou und Jei und versuchte sie örtlich zu lokalisieren. „Sie sind nicht mehr in Kyoto. Ich kann sie nicht finden.“ Ran sah auf, Schuldig hatte den Kopf leicht nach unten gerichtet, er war mit Sicherheit noch auf der Suche nach ihnen. Ran zog sein Smartphone aus seiner Jacke und aktivierte den GPS-Tracker samt dem Ortungssystem, das in allen ihren Handys aktiv war.“ „Wenn ich es über die Markierung versuche blockiert er mich“, sagte Schuldig verwundert. „Jei?“ „Ja.“ „Wenn du ihn nicht orten kannst... wie kann er dich dann blockieren?“ Schuldig schüttelte langsam den Kopf, noch immer versuchte er herauszufinden wo genau die beiden waren. „Ich habe ihn markiert, ich versuche ihn zu erreichen, genau das hat Jei unterbunden. Stell dir ein Seil vor dass durch eine Glaswand geht. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich dieses Seil sehen, dann kommt die Wand – was dahinter ist sehe ich nicht mehr.“ „Die Wand ist sein Schild?“ Schuldig nickte. „Kannst du zumindest die Richtung bestimmen?“ Schuldig sagte nichts darauf und Ran wartete. „Ich umgehe die Markierung und versuche es ohne dieses Hilfsmittel. Wenn ich nicht weiß wo sie sich genau aufhalten muss ich mich um Träger bemühen. Das dauert. Wäre besser wenn du es mit dem GPS hinkriegst.“ Es dauerte Minuten in denen Ran im Dunkeln stand und auf das Signal wartete. „Ich hab sie.“ Ran sah auf das Signal und erkannte die Lage des Ortes. „Sie sind zurückgefahren.“ Er sah zu Schuldig auf. „Zurück zum Haus?“ Schuldigs Stimme drückte seinen eigenen Unglauben darüber aus. „Ja.“ o „Ihr habt es geschafft“, hörte Yohji als erstes eine düstere Stimme die er kaum wiedererkannte. Sie hörte sich seltsam an und wenn er es nicht besser wüsste würde er sagen sie hörte sich... verloren an. „Das hätten wir nicht?“, erwiderte Yohji spöttisch und versuchte im Dunkeln etwas zu erkennen. „Nein, hättet ihr nicht.“ Brad saß auf einem Ledersessel ihnen gegenüber und trotz dem es nur leichte Schatten gab konnte Yohji das matte Glimmen seiner Augen ausmachen. Jei hatte unterdessen den Raum durchquert und die indirekte Beleuchtung an den Seitenleisten des Bodens angeschaltet. „Was hat dein kleines Hellseherhirn jetzt wieder ausgekocht?“, fragte Yohji mit Wut in der Stimme. Mit mühsam bezähmter Wut. Crawfords Selbstsicherheit war verschwunden und mit ihr war sein Zynismus gegangen. Das löste Unsicherheit in Yohji aus und es machte ihm Angst. „Warum seid ihr nicht dort geblieben, wo ich euch hingeschickt habe?“ „Weil du in Gefahr bist“, erwiderte Jei nüchtern. „Nicht ICH bin in Gefahr“, kam die ungehaltene Antwort. „Wir schon?“, schloss Yohji daraus. Yohjis Wut verpuffte zwar nicht gänzlich, aber sie machte angesichts eines derart niedergeschlagenen wirkenden Hellsehers eine kurze Pause. Noch vor wenigen Stunden hatte er Crawford niemals zugetraut derart... ja wie sollte Yohji das beschreiben... Crawford wirkte besiegt, geschlagen. Aber von was oder wem? „Ja, ihr schon.“ „Vor wem sollten wir abhauen?“ „Rosenkreuz. Sie kommen wegen mir.“ „Hast du nicht gesehen, dass wir zurückkommen werden?“ „Nein. Ich sehe nichts mehr“, kam die leise Antwort. „Wie sollen wir das verstehen?“ „Wie ich es sagte. Ich sehe nur noch Dunkelheit. Komplette Finsternis. Nichts. Sie lässt mich im Stich“, wurde Brads Stimme lauter. „Gerade jetzt lässt sie mich im Stich.“ Yohji starrte ihn ungläubig an. Langsam dämmerte ihm, dass er das ganze Ausmaß der Katastrophe die auf sie zurollte nicht einmal im Ansatz erfassen konnte. „Ist das schon einmal vorgekommen?“ Brad sah in seine Richtung, hob den Kopf etwas an kam aber nicht über seine Beine hinaus. War er betrunken? „Nein. Es ist kein Verlust meiner Fähigkeiten. Es ist ein opakes schwarzes Nichts. Es ist das was für mich kommt.... Es kommt nur für mich.“ Yohji hob die Brauen. Das Fehlen einer spöttischen Antwort machte ihm den Ernst der Lage nur zu deutlich. Hieße das, dass der Hellseher starb? „Geht’s weniger kryptisch... weniger apokalyptisch? Und du glaubst nicht, dass es besser gewesen wäre mit vereinten Kräften gegen das was kommt vorzugehen?“ Er sah Crawford lange an und er hatte diesen Mann noch nie so... er fand nicht gleich ein Wort dafür... so verletzlich gesehen. So verdammt jung. Als hätte ihn jemand ausgetauscht und anstatt des souveränen alles unter Kontrolle habenden Hellsehers diesen jungen Mann hiergelassen der sie ansah, als trage er die Schuld der ganzen Welt auf seiner Seele. Vielleicht war es aber auch genau das Problem. Vielleicht trug er die Schuld für etwas, das erst noch stattfinden würde. Yohji ging hinüber und nahm Brad das Glas aus der Hand, was dieser ohne einen Kommentar zuließ. Er drehte sich um, die Flasche Scotch, die er beim Hereinkommen mit dem Blick gestreift hatte anvisierend. Yohji hörte hinter sich wie Crawford leise lachte. Es klang merkwürdig und verstörend. Es klang, als wäre er kurz davor zu weinen. Er drehte sich um und sah ihn an. Nein, er weinte nicht, aber er lachte auch nicht mehr. Brad schüttelte den Kopf und rang mit sich selbst. „Verschwindet endlich“, sagte er erneut in diesem verzweifelten Tonfall. Weder Jei noch er reagierten darauf. Stattdessen ging Yohji mit dem Glas hinüber zu der Flasche Scotch und füllte es auf, dann schenkte er sich ein eigenes ein und nahm das andere Glas wieder auf, um es dem Hellseher zu reichen. Dieser sah ihn zum ersten Mal direkt an. Crawford sah in dem bläulichen Schummerlicht dämonisch aus. Sein Gesicht wirkte wie versteinert. Yohji sah auf ihn hinunter und ließ ihn nicht aus dem Blick selbst dann nicht als er trank. „Was siehst du jetzt?“ „Finsternis“, sagte Crawford und es dauerte etwas bis das matte Glimmen wieder weniger wurde aber es war noch vorhanden. Dann klärte sich Crawfords Blick und Yohji sah wie er versuchte ihn zu fokussieren. Crawford rang mit sich selbst, das konnte Yohji erkennen. Er kam näher und hockte sich vor Crawford. Brad folgte ihm mit seinem leeren Blick – es gab jedoch eine Verzögerung. „Siehst du mich überhaupt?“, fragte Yohji fast atemlos. Er fürchtete sich vor der Antwort. Er konnte sehen wie diese Frage Crawford innerlich aufwühlte. Dann schien er sich doch zu einer Antwort durchringen zu können. „Ja. Manchmal. Jetzt nicht.“ „Manchmal?“, hakte Yohji ungläubig nach. „Es wechselt zu schnell. Je näher ich komme desto schneller wechseln sich die Intervalle mit der Dunkelheit ab. Sie bleibt länger, je näher ich komme.“ „Näher zu was?“ „Näher zur Finsternis.“ Yohji schüttelte den Kopf. Er verstand es nicht ganz. Yohji sah kurz zu Jei der seitlich zu ihnen in einigem Abstand an der Wand lehnte und mit einem seiner Messer spielte. Er erhob sich und wurde aus seinen Gedanken gerissen als er Brads desillusionierte Worte hörte. „Wir haben keine Chance. Keine Freunde innerhalb des Ordens, keine Hilfe von außerhalb. Nagi ist unerreichbar. Schuldig und Ran sind noch zu schwach. Jei, du weißt warum wir nicht gewinnen können. Sie sind stärker als ich dachte. Zu schnell ist alles gegangen.“ „Ich komme nicht durch ihre Schilde.“ „Nein, ohne Schuldig kommst du nicht hindurch. Und er ist zum jetzigen Zeitpunkt noch zu ungeschult. Er braucht noch Zeit. Ich habe uns versteckt gehalten. Ich habe versagt. Ich hatte zu wenige Möglichkeiten... viel zu wenige... Er braucht noch Zeit“, sagte er mehr zu sich selbst. „Die du ihm jetzt geben willst?“, fragte Yohji. „Ja. Ihm und Ran.“ „Ran? Wieso Ran?“ „Ran ist ein PSI.“ „Seit wann weißt du das?“ Yohji sah ihn entgeistert an. Eine Offenbarung knallte an die andere... „Seit heute weiß ich es sicher. Vermutet habe ich es bereits, doch der Zusammenhang zwischen Sakura und Chiyo der von Eve und Asugawa aufgedeckt worden ist hat meinen Verdacht erhärtet.“ „Was ist er?“ Crawfords darauffolgendes leises Lachen klang verbittert. „Dein Freund.“ „Nein...“, Yohji verstummte. „Das meinte ich nicht. Du solltest mittlerweile wissen, dass wir keine negativen Gefühle mehr für euch PSI hegen.“ Er schwieg für einen Augenblick und sah Crawfords Gestalt an. „Welche...“ „Profession?“, unterbrach Jei ihn. „Er ist ein Runner.“ „Und was machen diese Runner so?“ Yohji nahm einen großen Schluck seines Whiskys und nickte anerkennend. Woher hatte das Orakel das Zeug und vor allem warum holte er es erst jetzt aus dem Versteck? „Sie haben erstaunliche Fähigkeiten. Keine Offensivkraft und keine Defensivkraft. Sie können Unmengen an Daten in sich aufnehmen. Erinnerungen, Dokumente, Begebenheiten, Gespräche, Gesichter, Namen, Geschichten. Sie können sie wie in einem Datenspeicher abrufen und hervorholen ohne Verlust der Daten. Ob Ran in der Lage ist auch Energie zu speichern weiß ich nicht.“ „Energie?“ „Seelische Energie. Fähige Runner können PSI Kräfte absorbieren und sie speichern, sie...“, er verstummte und Yohji gewann den Eindruck er suchte nach der richtigen Beschreibung. „...sie können sie... halten.“ „Auch benutzen?“ „Nein, soweit mir bekannt ist nicht. Nicht selbst... aber ich glaube sie könnten sie speichern“, wiederholte er mit Nachdruck. „Wozu soll das gut sein?“ Crawford sah ihn wieder an und lächelte müde. „Wenn Aya ein Runner war sollte dir klar sein wozu das gut war.“ „Aya...“, sagte Yohji nachdenklich. Er dachte an ihren Kampf in der großen Kathedrale zurück. Die alten Herrschaften wollten ihre seelische Energie auf Aya übertragen? „Sie wollten ihr Bewusstsein übertragen?“ „Ich weiß nicht ob es funktioniert hätte, aber ich denke das steckte damals dahinter. Es gab einen Moment wo ich dachte, dass es geklappt hatte. Ayas Augen hatten sich verändert, aber sie waren nicht fähig dazu den Vorgang abzuschließen. Yohji schwieg ein Weilchen, nippte an seinem Scotch und betrachtete sich den Hellseher. Die Hitze in seinen Eingeweiden, die sich ausgebreitet hatte ließ ihn die Kälte durch den Regen vergessen. „Du willst mit dieser Aktion vor allem Ran schützen“, schloss er überrascht von diesem Gedanken. „Nicht nur. Aber...“, Brad nahm einen Schluck und neigte den Kopf. „... es lässt sich nicht mehr aufhalten. Nichts was ich unternommen habe hat zu einem positiven Ergebnis geführt. Jeder Kampf, jede Konfrontation mit Schwarz und mit Weiß hätte Rans Tod zur Folge gehabt. Infolgedessen bricht Chaos aus.“ Er schüttelte langsam den Kopf als würde er etwas vor Augen haben, das sie nicht sehen konnten. „Ich habe ihn so oft sterben sehen...“, wisperte er und Yohji fühlte Furcht in sich aufkommen. Diesen Mann hier in diesem Zustand sitzen zu sehen und von Rans Tod zu sprechen machte ihm Angst. „Schuldig“, sagte er dann. „Ja, er würde es nicht verkraften. Nicht im Ansatz da er seine Fähigkeiten weniger gut beherrschen kann als er es glaubt zu können. Rans Tod setzt eine Kette aus Ereignissen in Gang die niemand mehr aufhalten kann und die viele den Tod bringen wird. Es ist nicht nur Schuldig. Durch Rans Tod tritt noch jemand auf den Plan, der nicht mehr ins Geschehen eingreifen würde wenn Ran lebt. Jemand, der sehr mächtig ist.“ „Wer?“ „Kawamori“, sagte Brad und er sprach den Namen mit einem zufriedenen Lächeln aus das fast einem dämonischen Grinsen entsprach. „Der Doc?“, fragte Jei. „Nein. Kawamori Sakura.“ „Die muss steinalt sein. Oder reden wir nicht von der gleichen alten Frau?“, hakte Yohji nach und nahm einen tiefen Schluck. „Ihr solltet jetzt gehen.“ „Nein“, sagte Jei und Yohji sah von Jei wieder zu Crawford. „Ich will das hören“, bekräftigte er und hörte wie Brad resigniert seufzte. „Sie ist alt. Aber sie ist stark. Wenn sie in das Geschehen eingreift wird es schlimmer, viel schlimmer.“ „Warum?“ „Wenn Ran stirbt, stirbt ihre Linie aus.“ „Und darüber ist sie nicht sehr erfreut nehme ich an. Sie hat in der Vergangenheit nicht viel getan um ihre sogenannte Linie zu schützen. Rein gar nichts!“, rief Yohji wütend aus. Crawford nickte. „Ihre Beweggründe kenne ich nicht, aber sie gibt in einer Version der Zukunft Schuldig die Schuld dafür.“ „Ich wills gar nicht wissen“, sagte Yohji und schüttelte den Kopf. „Du hast also bisher alle Versionen einer möglichen Zukunft durch und dich für diese hier entschieden, weil sie Ran und Schuldig eine bessere Möglichkeit gibt... um was...? Zu überleben?“ Crawford nickte. „Ja. Diesen ersten Sturm zu überleben.“ „Und so willst du diesen Sturm aufhalten? Indem du dich opferst?“ „Nicht aufhalten“, sagte Jei. „Nein, wir können diesen Sturm nicht aufhalten, wir müssen ihn über uns hinweg ziehen lassen und hoffen, dass die Opferzahl gering bleibt“, bestätigte Brad. „Nicht er ist das Opfer“, sagte Jei leise. „Wir sind es meinst du?“, fragte Yohji mit müder Stimme und sah zu Jei hinüber. „Sie brauchen uns nicht“, erwiderte dieser. Yohji verzog einen Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. „Aber nicht doch! Wir werden sie überzeugen müssen.“ „Ich habe alle an den Orten postiert an denen sie sein sollen. Nur ihr beide wart so hartnäckig und seid zurückgekommen.“ „Wo zum Teufel ist Asugawa?“ „Er hat einen Auftrag wie ihr bekommen.“ „Und er hat sich einfach so dorthin schicken lassen?“, fragte Yohji ungläubig. „Ich habe ihm das Serum gegeben. Er wertete das als Vertrauensbeweis.“ Yohji schwieg. Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Was ist mit Nagi und Omi? Das Gebäude unter dem die Klinik untergebracht ist existiert nicht mehr.“ Brad nickte und Yohji schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Du wusstest dass es so kommen würde? Ich dachte Nagi läge dir am Herzen.“ „Das tut er. Es ist unklar ob er überlebt. Oder ob er noch lebt.“ „Und Omi?“ „Ihn habe ich mit Eve, Ken und den Kindern in die Staaten geschickt.“ „Er hat sich „schicken“ lassen?“ „Nein. Ich bat Ken mir zu helfen. Er ist nicht freiwillig gegangen.“ Yohji ging ein paar Schritte. Das war unfassbar. Ken machte gemeinsame Sache mit Crawford? „Du hättest uns einweihen müssen!“, schrie Yohji wütend. „Nein!“, erwiderte Brad aufgebracht. „Warum nicht, verdammt?“ „Weil ich dann keine Kontrolle mehr über die Situation hätte.“ „Die hast du jetzt auch nicht!“ Sie schwiegen. „Warum Jei?“, fragte Brad leise. „Du bist in Gefahr.“ „Das sagtest du bereits und ich bin es nicht.“ „Sie werden dich beeinflussen, sodass sie dich gegen uns benutzen werden.“ „Nur ich kann meine Fähigkeiten einsetzen.“ „Aber wenn sie dich umdrehen?“ „Wenn jemand meine Gedanken übernimmt...?“ Yohji nickte. „Ja.“ „Dann wird er meine Gedanken kennen, mich lenken, aber nicht mehr. Er sieht was ich sehe, er kann jedoch nicht meine Seele übernehmen. Mit meinen Gedanken steuere ich nur was ich sehe oder erstrebe zu sehen. Ein Telepath ist dazu nicht fähig.“ „Das heißt ohne deinen freien Willen werden sie von dir nichts haben?“ „So ist es.“ „Es muss so geschehen wie es jetzt geschieht. Und jetzt verschwindet solange ihr noch könnt.“ Jei sah Yohji an. „Ich kann dich nicht einfach aufgeben“, sagte er dann und richtete seinen Blick auf den Hellseher. „Das tust du nicht“, widersprach Brad ihm. „Ich habe dieses Schicksal selbst gewählt.“ „Sehen wir uns wieder?“ Brad sah Jei an. „Nein.“ Yohji stellte sein Glas ab. Abschiedsszenen hatte er noch nie wirklich gemocht, nicht wenn sich der Schleier der Endgültigkeit auf sie zu legen drohte. Er ahnte bereits, wohin das alles laufen würde und er hatte seinen Frieden damit gemacht. Schon seit Jahren. „Wir gehen.“ Jei rührte sich nicht. „Geh“, sagte Crawford mit Nachdruck und einer rauen Stimme. „Ich...wollte...euch...“, fing Jei erneut an als Yohji ihn am Arm nahm. „Ich habe ihn gesehen“, unterbrach Brad ihn. „Er wird stark werden. Gut und stark. Du hättest es mir sagen sollen. Wir hätten eine Lösung gefunden. Früher. Er braucht dich. Auch jetzt noch. Jetzt umso mehr.“ Brad lächelte sanft und Yohji schluckte. „Ich weiß!“, schrie Jei seine Verzweiflung heraus und Yohji konnte sie in sich selbst fühlen. Diese Ausweglosigkeit, die Jei all die Jahre in sich trug ohne seinen Bruder sehen zu können. So viel Schmerz und Trauer lagen in diesen Worten. Stille umfing sie nach diesem emotionalen Ausbruch. Brad schwieg. „Ich kann nicht“, flüsterte Jei und Yohji nahm ihn mit sich. Er zog ihn aus dem Raum in den Flur. Jei ließ sich ziehen, er schien verwirrt zu sein, denn er ließ sich hinaus in Richtung Garage führen bis er plötzlich Widerstand bot. „Nicht mehr sicher.“ Jei machte kehrt und ging durch die Eingangshalle in Richtung Poolhaus. Sie rannten am Pool vorbei und öffneten die Tür in den Garten. Wind und Regen schlugen ihnen entgegen und wehten die weißen Vorhänge an ihnen vorbei ins Poolhaus. Jei rannte ein paar Schritte bis er stoppte. Yohji hielt an und Jei berührte ihn am Arm. Yohji spürte plötzlich einen heftigen Druck im Kopf. Er stöhnte auf. Dann wurde der Druck leichter. „Bleib in meiner Nähe. Meine Reichweite ist begrenzt wenn ich dich schützen soll.“ Vor ihnen tauchten Männer und Frauen in typischen Uniformen von Rosenkreuz auf. Einer trat zwischen ihnen hervor und ging ein paar Schritte auf sie zu. Yohji und Jei behielten sie im Auge. „Berserk und ein Kritikeragent wie ich annehme?“, sagte der Mann mit dem akkuraten Haarschnitt, der kultivierten angenehmen Stimme und dem attraktiven Gesicht. Er lächelte höflich. „Und wer sind Sie?“, fragte Yohji. „Mein Name ist Somi.“ Scheiße, dachte Yohji. Straud. Speichellecker. Sadist. Umstürzler. Und sehr machthungrig. Beschreibungen trudelten wie welke Blätter in seine Gedanken. „Gut und was wollen Sie hier, so mitten in der Nacht auf unserem Grundstück?“ „Wir hatten höflich angefragt, aber der Hellseher wollte uns bei unserem Anliegen nicht zur Hand gehen.“ „Und da haben Sie sich gedacht sie fragen noch einmal persönlich nach?“ „Ja, in der Tat.“ „Er hat kein Interesse.“ Yohji zog seinen Draht. Sie standen immer noch zu weit weg dafür und Yohji konnte die Typen nicht einschätzen. Da knallte ein Schuss neben ihm und die Männer und Frauen spritzen auseinander. Einer der Männer blieb liegen. Yohji sah kurz zu Jei, der seine Waffe gezogen hatte und ohne viel Federlesen geschossen hatte. Nicht schlecht. Da zogen ihr Gegenüber ebenfalls ihre Waffen. Jei schoss erneut und streckte einen weiteren Angreifer nieder. Yohji versuchte die enervierenden Kopfschmerzen die zunahmen zu ignorieren und wich dem ersten Mann aus der mit einer kurzen Klinge nach ihm schlug. Er ließ sie am Metall seiner Drahtvorrichtung abprallen und ließ den Draht in Richtung einer Frau fliegen. Er sprang ab um über sie zu kommen und ließ den zweiten Draht in die entgegengesetzte Richtung fliegen. Sie versuchte ihn mit einer Klinge durchzuschneiden doch er zog beide zurück und zerschnitt ihr die Kehle und den Nacken. Ihr Kopf knickte zur Seite und Yohji klinkte die Drähte aus. Dann zog Yohji seine Waffe aus dem Holster welches um seinen Oberschenkel lag und schoss auf einen Mann der sich auf ihn stürzte. Ein Brennen in seinem Bauch ließ ihn nach hinten ausweichen, er fiel und sah noch im Fallen wie Jei seine Messer warf und Somi traf. Eines der Messer flog direkt auf sein Gesicht zu und grub sich ins linke Auge wo es stecken blieb. Der Mann schrie auf und Yohji spürte wie ein immenser Schmerz hinter seiner Schädeldecke explodierte. Jeis Schild war weg. Der Mann der mit auf ihn gefallen war grinste ihn Blutspuckend an, hustete und erschlaffte. Yohji schob ihn zur Seite, kroch dabei unter ihm hervor und wollte aufstehen was ihm sehr schwerfiel... Schüsse fielen und er hörte Glas splittern, Schreie gellten durch diese verfluchte Nacht und Yohji fiel erneut vornüber. Wo war Jei? o Schuldig richtete seine Suche auf ihr Haus aus und wurde von einer erneuten massiven Blockade zurückgedrängt, dennoch gab er nicht auf und versuchte sie zu umgehen. Unterdessen bemerkte Ran, dass die Sattelitenverbindung unterbrach. Er wählte einen anderen an, praktischerweise hatte Nagi die Zugriffsdaten auf ihren Mobiltelefonen eingespeichert. Es dauerte etwas, dann jedoch hatte er eine Verbindung und vernetzte das Ortungssystem mit der Karte von Tokyo. „Sie sind in der Nähe des Hauses und nähern sich rasch an“, sagte er und sah aus dem Augenwinkel wie Schuldig mit einem gequälten Laut auf die Knie ging und sich mit beiden Händen den Kopf hielt. Er schrie und sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Hey...!“ Ran steckte das Telefon in seine Jacke und kniete sich neben Schuldig, bedeckte Schuldigs Hände, die seinen Kopf hielten mit seinen eignen. Schuldigs Hände zitterten. „Jei? Warum macht er...“, fing Ran an. „Nein... das ist nicht Jei. Das ist jemand anderes. Ein massives, mächtiges Feld verhindert, dass ich etwas wahrnehme.“ Ran zog erneut das Smartphone aus der Tasche und sah darauf. „Laut GPS sind beide Handys zurück im Haus.“ „Warum?“, keuchte Schuldig und versuchte noch immer den Schmerz dieser brutalen Abwehrmaßnahmen zu verdauen. Er kam mit Hilfe von Ran auf die Beine und setzte sich auf den Fahrersitz. Schuldig lehnte sich zurück und kramte im Seitenfach herum. Ran half ihm, nahm aus der Schachtel eine Zigarette, zündete sie an und reichte sie Schuldig. Der nahm einen zittrigen Zug und blies den Rauch nach unten. „So habe ich dich nur einmal erlebt als ich dich rausgeworfen habe.“ Ran hockte vor Schuldig und sah ihn besorgt an. Schuldig nickte. „Ich bin unerfahren, Ran.“ Er lachte freudlos auf. „Auch wenn ich ne große Klappe hab.“ Ran hob seine Hand und legte sie auf den hängenden Haarschopf. Dann erhob er sich und holte sein Handy wieder hervor. „Das wird nicht noch einmal geschehen. Ich war schutzlos, weil ich dachte, dass es Jei ist. Er würde mir nicht wehtun. Das hat er nie.“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht auf diese Weise.“ „Was machen wir?“ „Ich gehe davon aus, dass Brad angegriffen wurde, oder wird und Jei und Kudou zurückgefahren sind, weil Jei es bemerkte. Oder Brad hat sie benachrichtigt.“ „Das heißt Rosenkreuz oder ähnlich starke PSI greifen Brad an?“ Schuldig zuckte mit den Schultern. „Möglich.“ Er sah hoch und nickte. „Fahren wir zurück?“, fragte er Ran. „Was möchtest du?“ Ran zögerte. Er wollte Schuldig nicht in Gefahr bringen. Auch wenn er sich Sorgen um Yohji machte. „Ich will zurück.“ Er sah Ran an und bemerkte dessen zögern. „Machst du dir keine Sorgen um Kudou?“ „Doch.“ Ran starrte auf das Signal, dass immer noch im Haus verweilte. „Was wenn es eine Falle ist?“ „Mit Sicherheit ist es das, Jei blockierte mich nicht weil er nicht will, dass ich ihnen helfe, er will verhindern, dass ich erfahre was vor sich geht.“ „Dann kennt er dich aber schlecht. Du bist zu neugierig um dich davon abhalten zu lassen. Glaubt er, dass du weiterfahren würdest?“ „Nein. Das ist es glaube ich nicht. Er blockiert mich, damit ich seine Emotionen nicht mitbekomme. Sie wollen nicht, dass wir etwas mitbekommen.“ „Weil... sie...?“, begann Ran verstummte dann aber. Schuldig erhob sich. „Ich weiß nicht. Wenn Jei in ausweglosen Situationen ist übermittelt er vielleicht unbeabsichtigt einen Hilferuf. Deshalb blockiert er mich.“ „Wir fahren zurück“, sagte Ran. „Und ich fahre.“ o Yohji taumelte und fiel auf die Knie. Jei wurde von zwei Männern festgehalten und kniete auf dem Boden, eine Klinge an seiner Kehle. Yohji sah zu Somi, der sich in der Zwischenzeit das Messer entfernt hatte. Sein Gesicht war zu einer hasserfüllten Fratze verzogen. Yohji grinste fahrig. Nichts mehr übrig von der höflichen, eloquenten Masche... Er sagte etwas aber Yohji verstand ihn nicht. Seine Gedanken spielten verrückt. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er blinzelte weil sein Blick verschwommen war, seine Augen tränten. Aber warum? Irgendjemand schleppte ihn nach vorne und seine Beine schleiften hinter ihm her. Sie öffneten ihm die Jacke, zerrten sie herunter und rissen ihm das Shirt vom Körper. Dann sah er zu wie sie ihm den Bauch aufschnitten. Blut quoll hervor. Er spürte nichts. Sie ließen ihn los und Yohji fiel vornüber. Noch während er zu Boden ging sah er wie Jei ebenfalls fiel. Sein Körper kam seitlich auf, aus seiner Kehle lief so viel Blut. Yohji sah zu Jei, der ihn ebenfalls ansah. Er spürte jedoch keinen Schmerz und keine Angst und schloss die müden Augen. Sein Körper wurde schwer und er versuchte die Augen wieder zu öffnen. Aber er hörte nur rauschen und eigentlich war es egal ob er sie öffnete oder nicht. Er wusste nicht mehr was hier passierte. Gleichgültigkeit überschwemmte ihn und er ließ sich fallen. Er spürte Wärme. Sollte ihm nicht kalt sein? Es war so viel Blut... Sein Denken wurde weniger, es war anstrengend, so mühselig. Jeder Atemzug schien ihm plötzlich überflüssig geworden und er fragte sich gerade warum sie überhaupt noch nötig waren. Yohji spürte der Wärme und Geborgenheit nach, die in ihn floss. Jemand war da, der ihn kannte, der wusste wie es in ihm aussah. So lange schon hatte er gesucht was er einst verloren hatte. ‚Yohji’ ‚Ja’ ‚Es ist Zeit’ ‚Wofür?’ Ein heiteres Lachen. Warum ein Lachen? Es ist so viel Blut. ‚Du Dummerchen. Um nach hause zu gehen, natürlich!’ ‚Stimmt. Es ist Zeit.’ ‚Dann komm.’ ‚Ja.’ Yohji fühlte wie etwas aus ihm floss, etwas dass ihn ausmachte, er ließ alles los und plötzlich war es einfach, dieses Loslassen. Und dann als er alles hinter sich gelassen hatte wusste er nichts mehr. Nicht woher er gekommen war, nicht was er zurück gelassen hatte. o Brad konnte sich nicht mehr bewegen. Als der Angriff begonnen hatte war er übernommen worden und so saß er unbeweglich da. Das Glas Scotch auf dem Boden beobachtend, wie es leer dort lag und sich nicht mehr bewegte. Die Ränder seines Sichtfeldes waren dunkel und ein Schleier aus grauem Nebel hatte sich über alles gelegt. Sie würden sterben. Und er hatte nichts unternommen um es zu verhindern. Zwei von ursprünglich zehn. Zwei zu viel. Warum waren sie nur zurückgehrt? Es war zu knapp gewesen. Wie oft hatte er sich das schon gesagt? Tatsache war, dass er Angst hatte. Um sie alle. Dann kamen Stiefel in sein Gesichtsfeld und jemand hob seinen Kopf an. Es war Straud. Eines seiner Augen triefte vor Blut und seine linke Gesichtshälfte war damit beschmiert. Er trug Jeis Augenklappe, darunter war ein Stück Stoff geklemmt. Brad spürte, dass sein Körper wieder freigegeben worden war. Er fühlte sich jedoch nicht dazu veranlasst etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Doch ein abfälliges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Wenigstens hatte Jei ihm ein kleines Souvenir verpasst. „Du glaubst gar nicht wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe. Dein kleiner Telekinet hat uns verraten wo du dich aufhältst. Er war wirklich sehr gesprächig während ich ihn fickte. Ich brauche dir nicht zu erzählen wie schnell er geredet hat. Er hat damals kaum etwas ausgehalten und jetzt... nun es hat sich nicht viel verändert.“ Brad hielt seine Miene unbeweglich und er erlaubte sich auch keinen Gedanken dazu. Er sah von Straud weg und erkannte zwei weitere Ordensmitglieder im Raum. Gelangweilt sah er wieder zu Straud zurück, der offenbar eine Reaktion von ihm erwartete. Als sie ausblieb fühlte sich Straud dazu bemüßigt ihm mit der Rückhand ins Gesicht zu schlagen. Brads Kopf flog zur Seite und glitt dann wieder in die Ausgangsposition zurück. „Was willst du hier, Straud?“ Brads Stimme war fest und nüchtern. Fast schon gelangweilt arrogant. Er fühlte sich nicht danach. Erneut flackerte die Dunkelheit auf und wechselte sich mit diesem trüben Grau ab, das Konturen verschwimmen ließ. „Dich, natürlich.“ „Mich? Ich glaube nicht, dass du mir gewachsen bist.“ Straud lächelte. „Ich freue mich schon auf den Moment in dem du begreifst, dass du rein gar nichts tun kannst. Deine Zeit an meiner Seite beginnt jetzt, Orakel. Du hast noch viele Jahre zu leben. Bei guter Haltung gehörst du mir die nächsten hundert Jahre. Wie gefällt dir das? Hundert Jahre mein williger Sklave. Für mich hört sich das gut an.“ Brad lächelte nachsichtig. „Es werden keine hundert Jahre sein.“ Straud sprang nicht darauf an. „Ich sage dir was passieren wird. Du wirst meine Macht im Orden festigen. Die Entscheidungen des Rates ausmanövrieren. Und mit deiner Hilfe diese lästigen Gestalten loswerden. Dann werde ich eine ganz neue...“ „Du bist fest davon überzeugt, dass ich dir dabei helfen werde eine ganz neue Weltordnung zu erschaffen?“ Brad lachte leise. „Wir haben die Welt bereits in unserer Hand. Hast du in der Schule nicht aufgepasst? Ich sehe keine Veranlassung dir bei einem, wie auch immer gearteten, aber auf jeden Fall sehr dummen Plan zu helfen.“ „Das wirst du.“ „Freiwillig sicher nicht.“ „Dessen bin ich mir bewusst.“ „Lässt du dich dazu herab mir zu erklären wie du es anstellen willst oder möchtest du mich damit überraschen um meinen verzweifelten Gesichtsausdruck zu genießen?“ „Deine überhebliche Arroganz wird dir sicher keine sonderlich große Hilfe sein. Es wird mir eine Freude sein dich zu brechen, Hellseher. Du wirst auf den Knien vor mir kriechen.“ „Mit Sicherheit werde ich das. Ich habe es fest eingeplant.“ Brad ließ sich zu einem kühlen Lächeln herab. Seine Worte irritierten Straud für einen Augenblick. Er griff Brad in die Haare und zerrte ihm seinen Kopf in den Nacken. Er kam soweit zu ihm herunter, dass er das tiefe Blau seines verbliebenen Auges sehen konnte. Er stank nach Blut. Straud lächelte freundlich. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, Hellseher. Es ist nicht möglich dich samt deiner Fähigkeiten zu übernehmen. Sie können nicht einfach nutzbar gemacht werden.“ Er seufzte gespielt und ließ Brad wieder los. „Ich werde dich schon zu meiner Hure machen. Und du wirst dich danach sehnen eine zu sein.“ „Du wirst mir sicher gleich verraten wie“, mutmaßte Brad. „Oh natürlich werde ich das. Der Einzige, der Fähigkeiten wie die deinen benutzen kann bist du. Und nur du. Ich brauche dich nur dazu zu bringen es freiwillig zu tun.“ „Freiwillig?“ Straud sah ihn mitleidig an. „Brad... dieser schöne Plan, den ich hier kreiert habe, er gedeiht bereits seit Jahren. Gleich nachdem du mich aus Südamerika - meinem Exil - vertrieben hast. Es war nicht schwer etwas zusammenzubasteln um jemanden zu erschaffen der dich binden könnte. Und was soll ich sagen? Ich habe mich selbst übertroffen. Es ist uns gelungen eine neue Art PSI zu generieren. Jemanden der sich gerne bindet.“ „Ich kann nicht gebunden werden.“ Straud lachte. „Nicht du. Aber er wird es tun. Er wird sich an mich binden. Und dann wird er dich übernehmen und dich mir als Geschenk präsentieren.“ Brad erfasste Entsetzen. „Was hast du getan?“, fragte er mit rauer Stimme und sein Gesichtsausdruck spiegelte seinen Hass wieder, den er damals auf Straud empfunden hatte. „Das wirst du noch früh genug erfahren.“ Brad sah ihn lediglich an. Er verbat sich Vermutungen. Jetzt lag sein Leben und dass Leben von vielen anderen nicht mehr in seiner Hand. Er hatte keine Macht mehr darüber. Straud ließ ihn los. „Ich möchte, dass der Abtransport sofort in die Wege geleitet wird.“ Er verließ den Raum. „Und schafft mir Alex zum Treffpunkt.“ „Mit welcher Begründung?“ Brad hob den Kopf und sah Straud im Eingangsbereich stehen. Straud sah zu ihm und lächelte entspannt. Brad hielt dem Blick stand. „Ich nehme das selbst in die Hand.“ Er verließ das Haus und Brad verschloss sich. Er ließ sich ins Dunkel seiner Zukunft fallen. Diese Dunkelheit vor der er die größte Angst hatte war nun seine Zuflucht. Die Einsamkeit, die endlos auf ihn wartete und von der er nicht wusste ob sie jemals unterbrochen werden würde. Alles was jetzt kam war ihm gleichgültig, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt alles wieder wichtig wurde... bis zu diesem Zeitpunkt... dieser Zeitpunkt an dem er wieder... o Fortsetzung folgt... Vielen Dank! Gadreel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)