Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 120: The Good... ------------------------ ~ The Good… ~ Aya hielt Schuldig fest, bis er weggedöst war und legte ihn dann vorsichtig auf das Bett. "Wenn wir beide tot wären, würde er verrückt werden und die ganze Welt vernichten. Ich glaube nicht, dass ihn etwas aufhalten könnte." Aya sah von Schuldigs friedlich ruhender Gestalt zu Brad. „Die Vernunft hält ihn am Leben, nicht der Irrsinn.“ Brad griff zur Spritze, schaltete sie ab und ging hinüber zum Tisch, wo er sie in den Koffer zurück legte. „Gesetz dem Fall dir passiert etwas, hast du dir schon Gedanken darüber gemacht wer außer mir ein Fixpunkt für ihn darstellen könnte?“ So abstrus es auch klingen mochte, Aya musste keine Sekunde darüber nachdenken. "Youji." Er schwieg einen Moment lang, fühlte sich dann bemüßigt, Brad eben dies zu erklären. „Youji steht mir am Nächsten. Und er ist oft genug mit ihm aneinander gerasselt; oft genug haben sie sich dann aber irgendwie zusammengerauft. So wie wir beide, als wir ihn für... tot gehalten haben." Aya seufzte, als er auf Schuldig blickte. „Kudou?“ Brad amüsierte dieser Gedanke. Er drehte sich zu Ran um die Ernsthaftigkeit der Worte zu bemessen. „Du meinst es Ernst?“ Brad schloss das unterste Fach des Koffers, dann verriegelte er es mittels eines Codes. Schuldig ein Sedativum zu verabreichen, und wenn nur sehr niedrig dosiert war zwar eine heikle Angelegenheit, aber es war von Schuldig selbst ausgewählt und getestet, es in andere, fremde Hände fallen zu lassen kam nicht in Frage. Er löschte das Licht. Im von den Lichtern der Stadt erleuchteten Zimmer ging er hinüber zu seinem Glas und nahm einen Schluck. „Kudou hat selbst genug Probleme.“ „Wer dann?" Aya zuckte mit den Schultern. Er wüsste niemand anderen, der für Schuldig ein steter Fixpunkt sein könnte, wenn er mal nicht mehr wäre. „Omi vielleicht, er ähnelt dir. Aber es wäre eher unwahrscheinlich, dass er sich dazu bereiterklärt." „Nein, wohl kaum. Ich meine, es wäre unerheblich ob sich der Kleine bereit erklärt oder nicht. Sie verlassen Japan bald. Und Schuldig wird hier bleiben. Würde hier bleiben.“ Brad schenkte sich und Ran nach, reicht das Glas dem Japaner. „Er hat Freunde erwähnt in Tokyo. Hat er dir etwas davon erzählt?“ „Ja, hat er. Ich kenne sie." Aber ob sie ihm helfen konnten, war die andere Sache. Kim und Toshi hatten den bösen Schuldig ausgeglichen, aber würden sie auch einen verzweifelten Schuldig ausgleichen können? Aya bezweifelte es stark. Brad stellte sein Glas ab, beugte sich wieder aufs Bett und kam näher zu Schuldig. Er knöpfte ihm die Hose auf, zog den Reißverschluss auf und zog ihm die Hose von den Hüften. „Zieht der Kerl eigentlich irgendwann einmal Unterwäsche an?“, fragte Brad leise und werkelte an der Aufgabe herum Schuldig die Hose auszuziehen. Der murrte nur etwas und drehte sich leicht, aber halbherzig. „Nein, das wird er sich auch nicht mehr angewöhnen", lächelte Aya und schloss für einen Moment lang die Augen. Nach getanem Werk deckte Brad den nackten Mann zu und setze sich daneben ans Fußende. „Asami?“ „Asami würde ihn für sich nutzen. Schuldig würde daran zerbrechen. Oder Asami töten, wobei ich eher auf Letzteres tippe." Aya öffnete die Augen und sah Brad zu wie er sich sein Glas holte, sich danach wieder setzte. „Asami… das war ein Scherz. Ich dachte ich könnte dich damit ein wenig aufheitern.“ Brad nahm einen Schluck. „Manx?“ Aya sah zweifelnd zu Brad. Er? Ihn aufheitern? Wo gab es denn so etwas? Gab es so etwas überhaupt? Das war eine verkehrte Welt, aber sehr verkehrt! Dennoch musste er leicht bei dem Gedanken schmunzeln, dass Brad ihn versuchte mit Humor hervor zu locken. „Manx. Du Sadist. Sie würden sich umbringen." Brad hatte diesen Vorschlag im ersten Moment jedoch weniger ernst, sondern spöttisch gemeint. Was aufgrund einer gewissen Nachdenklichkeit in seiner nicht ganz wie gewünscht angekommen war. Bei genauerer Betrachtung schien sein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag seine Vorzüge zu haben. „Glaubst du? Ist dir schon aufgefallen, dass er ihr ständig droht, sie aber noch nie angerührt hat? Er hat sie schon mit Schmähungen aller Art überhäuft, doch etwas scheint ihn abzuhalten. Und das bin nicht ich. Sie mögen sich nicht, aber er vertraut dem was sie tut. Manx ist echt in seinen Augen.“ „Ja, echt in ihrer Anziehung zu dir, was ihn wiederum fuchst. Er hätte ihr schon längst etwas angetan, wenn er nicht wüsste, dass sie mit dir in die Kiste springt und meine ehemalige Vorgesetzte ist. Er weiß, dass wir beide das nicht tolerieren würden, deswegen macht er nichts." Aya schnaubte vergnügt. Brad hob eine Braue aufgrund so viel Freude. „Dann haben wir nichts? Niemanden, außer …Kudou? Das ist unsere beste Wahl?“ Er war nicht zufrieden damit. „Es sei denn, du zauberst noch jemanden aus dem Ärmel, den ich bisher übersehen habe." Aya sah Brad fragend an, dann fiel sein Blick zurück auf den sauber eingemummelten Schuldig. „Oder... die beste Wahl ist, dass ich einfach nicht sterbe." Ein tapferes Vorhaben. Auf so viel Kreativität in ihrer Wunschbesetzung wusste Brad vorerst nichts zu antworten. Er beugte sich halb über Ran um an sein Mobiltelefon zu kommen. Die Anzeige leuchtete auf und zeigte ihm, die aktuelle Uhrzeit. Es war halb fünf morgens. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er rieb sich übers Gesicht, legte das Mobiltelefon wieder zurück. „Halb fünf.“ Er lehnte sich zurück, den Hinterkopf bettete er wie selbstverständlich auf Schuldigs Oberschenkel ab, schließlich wusste er, dass sich sein neu auserkorenes Kissen aufgrund der chemischen Keule so schnell nicht bewegen würde. „Der Plan sieht eine Abreise um 8.00 Uhr vor. Das werden wir nicht mehr einhalten können. Die Dosis hält zwei bis drei Stunden an und wenn wir Glück haben schläft er danach noch einige Stunden erholsam.“ Sein Tonfall machte klar wie wenig ihm das in seine Pläne passte. Sie hatten die Zimmer für zwei weitere Tage gebucht, damit sie genügend Spielraum für eine Abreise zur Verfügung hatten, ohne auffällig zu werden, und ohne berechenbar zu sein. „Ich muss Nagi über die Änderung unserer Abreise informieren. Nagi wird unruhig, wenn er keine Rückmeldung bekommt. Und ein unruhiger Telekinet ist ungefähr genauso effektiv wie ein übermüdeter, oder überdrehter Telepath.“ Aya glaubte, nicht richtig zu sehen, als sich Brad auf Schuldig legte. Dies war der erste zärtliche Körperkontakt, den er Brad in Richtung Schuldig ausüben sah. Zumal es eine gewisse Art der Schwäche war, sich selbst anzulehnen, und nicht als starker Fels in der Brandung zu dienen. Doch nein... Schwäche traf es nicht. Eingeständnis, ja, das war das bessere Wort, beschied Aya. Aya wurde in diesem Moment eines klar. Brad öffnete sich. Nicht Crawford, nicht das Orakel, sondern Brad, freiwillig, aus eigenen Antrieb und ohne den spöttischen Unterton. Natürlich würde er den Amerikaner nie, auch jetzt nicht, als offen bezeichnen. Brad Crawford war und blieb ein kalter Arsch, nur jetzt gerade war er ein entspannter, weniger kalter Arsch. Aya musste innerlich über den Vergleich lächeln. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dein Team all die Jahre so ruhig zu halten, ohne dabei verrückt zu werden oder zusammen zu brechen?", schmunzelte er. „Du hast meinen Respekt!" Brad musste nach links zu dem vorlauten Japaner sehen um zu begutachten ob dieser Satz ernst gemeint oder dazu diente ihn zu verspotten. Nach dem Lächeln zu urteilen, dass ihm entgegenschlug war es wohl Letzteres. Brad begnügte sich daraufhin mit der Aussicht aus dem Hotelzimmer und einem gebrummten: „Psychopharmaka, Alkohol und Drill.“ Aya schüttelte den Kopf, ein amüsiertes Lachen hören lassend. „Für wen ist der Alkohol? Für dich?" Nach einem kleinen Moment tat er es Brad gleich, missbrauchte den schlafenden Telepathen ebenso als Kissen. Dort, wo Brad den Oberschenkel okkupierte, tat er es nun dicht an dem anderen mit Schuldigs Brustkorb. „Ich denke, die Frage kannst du dir selbst beantworten. Da sich das sogenannte Team wohl in nächster Zeit weder ruhiger verhalten noch von selbst zusammenhalten wird werde ich wohl irgendwann an Leberversagen sterben. Wenn ich nicht vorher dem Irrsinn verfalle.“ „Schlimmes Schicksal", bestätigte Aya und ließ seinen Blick zu Brad und über das Profil des Amerikaners gleiten. Schweigend verharrte er für einige Augenblicke, an das denkend, was zwischen den beiden vorgefallen sein mochte. Sie würden darüber sprechen, wenn Schuldig aufgewacht war... vielleicht... und nicht jetzt. Dennoch, was vermochte es zu schaffen, dass Brad so wütend wurde? Brad tolerierte die Inspektion ein paar Minuten. „Ich schätze es nicht angestarrt zu werden.“ „Warum nicht?" Eine halbe Stunde auf engstem Raum mit dem neugieren Japaner und Crawford hegte bereits den Hauch von Selbstmordgedanken. Wenn Weiß ihre Taktik früher in die Tat umgesetzt hätten wären Schwarz schon vor Jahren ausgerottet worden. „Stell dir die Frage selbst. Ich denke, die Antwort wird die gleiche sein.“ „Erschreckend, wie ähnlich wir uns sind, findest du nicht auch?" Ja, was war seine Antwort auf diese Frage? Das Gefühl, analysiert zu werden, behagte ihm nicht. Ganz und gar nicht. Gemessen zu werden. „Nein. Das sind wir nicht.“ Sie waren sich nicht ähnlich, denn dass was er bei Fujimiya als inneres Feuer bezeichnen würde, konnte er selbst bei sich nicht finden. Er kalkulierte zu sehr… fühlte der Kälte als Vertrauten in seiner Gegenwart nach. Er brauchte diese Kälte um das im Zaum zu halten was in dem Bereich lag, der ihn nicht interessiert: Die Vergangenheit. Die Zukunft war seine Welt und sie war gefühllos. Ein bisschen von diesen Gefühlen erlebte er in der Gegenwart. Doch die Zukunft war das was er haben wollte, wonach er gierte: Kälte. Absolute Kälte, absolute Kontrolle. Er sah zu Fujimiya hinüber, drehte den Kopf langsam. „Wir sind uns nicht ähnlich.“ „Wir sind beide ähnlich kontrolliert und kalt, so wir es denn sein müssen. Wir sind beide introvertiert, ganz im Gegensatz zu unserem Kissen hier. In uns gekehrt, der Welt feindlich gegenüber gestellt. Willst du das leugnen?" „Ja. Das will ich.“ Er war der Welt nicht feindlich gegenüber gestellt. Er brauchte die Welt um seine Fähigkeiten für sich zu nutzen. Er brauchte die Veränderung, ohne sie war er wertlos. Er war ohnehin wertlos ohne seine Fähigkeiten. So hatte er früher bereits gedacht. Ohne diese Fähigkeit, ohne diese Macht was war er da schon? Schließlich wäre er ohne sie nicht das was er heute war. In die Stille hinein wagte Aya dennoch einen kurzen Blick zu Brad. „Warum?“, fragte er schlicht, eben weil ihn die Gründe interessierten. Eben weil es ihn interessierte, wie es möglich war, dass sie sich plötzlich über diese Art der Dinge unterhielten. Leben, Chaos, Bewegung. Stagnation, so wie er sie sich immer ersehnt hatte, war anscheinend unmöglich. Hätte ihm auch nie sein Glück gebracht. Brad erhob sich. Zunächst auf die Ellbogen, dann setzte er sich auf. Nach einem Blick hinüber zu dem Japaner stand er auf. „Leg dich hin und leiste ihm Gesellschaft.“ Ein warmer Ausdruck erreichte seine Augen ausgehend von dem winzigen Lächeln um seine Mundwinkel. Er ging zum Fenster hinüber. Sein Blick verlor sich im Wettstreit des bunten Lichtertreibens dem sich die Hochhäuser ausgesetzt fühlten. „Verschiedene Ausgangspositionen, verschiedene Leben, verschiedene Ansichten. Wo soll es da noch ein ‚Warum‘ geben, das einen Sinn macht?“ „Hm.“ Brad hatte es alleine dem warmen Ausdruck und dem Lächeln zu verdanken, dass ihm keine weitere Diskussion ins Haus stand. Denn beides hatte Aya viel zu perplex zurückgelassen, als das sein Gehirn es auch nur wagte, Widerspruch zu leisten. Lieber wanderte sein Blick zu seinem schlafenden Kissen, das selig vor sich hin träumte. Ja, auch er war müde. Schließlich war es anstrengend gewesen und der Schock des Beihnahetodes kam nun mit der Ruhe der Situation zurück, mit der Ruhe von Brads Worten. So legte er sich widerstandslos neben Schuldig. „Du solltest ihm aber auch Gesellschaft leisten. Würde ihm gut tun, wenn er aufwacht.“ „Sicher würde es das.“ Brads Stimme verlor sich im Äther, auf ihrem Weg in Rans Gehör. Er war in Gedanken. In Gedanken bereits in der Zukunft… Diese Zukunft. Diese unmittelbare Zukunft trat genauso ein, wie Crawford es befürchtet hatte. Er war im Sessel eingeschlafen, der schräg zum Fenster stand. Die Vorhänge waren halb geschlossen, sodass ihm ein schmaler Spalt den Blick auf die Stadt gewährte. Es wurde Tag. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er nur eine Stunde eingeschlafen war. Zu lange wenn es um ihre Sicherheit ging. Ein Blick hinüber zum Bett zeigte ihm das Schuldig und Ran noch schliefen. Er hob den Kopf an, rieb sich die verspannten Nackenmuskeln und gähnte verhalten. Er fühlte sich wie erschlagen. Auf dem kleinen Tischchen vor sich lag griffbereit seine Waffe. Er lehnte seinen Kopf wieder an und schloss seine Augen zur Hälfte, den Blick wieder auf den schmalen Spalt, der ihm die erwachende Stadt zeigte gerichtet. Intuition sagte Aya, dass er nicht alleine in diesem Raum war, Intuition sagte ihm, dass ein anderes waches Bewusstsein sich in seiner Nähe befand. Etwas sagte ihm aber auch, dass es sich bei diesem Bewusstsein nicht um ein feindliches handelte. Dennoch zwang Aya seine Augen kurz auf, nur um sich zu versichern und sah sich träge um. Schuldig. Schlafend. Crawford. Wach. Sessel. Alles bestens. Er brummte leise und legte seinen Kopf wieder zurück. Die Lider schlossen sich nur allzu bereitwillig wieder. Zu früh. Er war müde. „... ns... Bett... komm...“ Brad erwiderte etwas Zustimmendes um diesem unverständlichen Genuschel ein Ende zu bereiten. Der Japaner schlief wieder ein. Das Hotel erwachte zum Leben. Koffer wurden zur Abholung bereit vor die Tür gestellt. Gäste verließen auf dem Weg zum Frühstück ihre Zimmer. Der nächste, der erwachte war gar nicht begeistert von diesem Umstand. Schuldig seufzte, als er nicht mehr so tun konnte als schliefe er, um den Schlaf auch davon zu überzeugen. Er murrte und wollte sich umdrehen als er spürte, dass die Wärmequelle in seinem Rücken von der Klammerhaltung eines gewissen Japaners stammte. Vorsichtig löste er die Arme, flüsterte Ran beruhigende Worte ins Ohr und rutschte auf die Seite. Ohne dies würde er nur erreichen, dass Ran wie von der Tarantel gestochen aufwachte. Das hatten sie alles schon durch. So kuschelte sich Ran wieder ein und Schuldig stieg vorsichtig über ihn hinweg. Das Zimmer lag in einer Art Dämmerzustand. Brad saß bewegungslos im Sessel. Die blickdichten schweren Vorhänge waren fast vollständig zugezogen. Er schlief offensichtlich nicht. Schuldig ging ins Badezimmer, schaltete das Licht ein, schloss leise die Tür und versuchte wach zu werden. Was war nachts eigentlich los gewesen? Er konnte sich nicht erinnern. Die Stirn runzelnd drehte er das Wasser auf und wusch sich das Gesicht. Danach kamen die Zähne dran und der obligatorische Toilettengang. Das alles tat er wie in Trance. Selbst als er die Hände erneut unter dem Wasser hatte, die Seife über seine Haut glitt tat er dies als würde er Schlafwandeln. Tatsächlich aber suchte er in seinen Gedanken nach den letzten Stunden. Als er sie gefunden hatte war er wenig begeistert davon. Er verließ das Badezimmer und wandte sich zum Sessel hin. Brads Gesichtszüge waren entspannt, doch Schuldig sah ihm die Müdigkeit an. Er beugte sich über ihn. „Was hält dich vom Schlafen ab?“, fragte er leise. Brad hatte Schuldigs wache Anwesenheit bemerkt, war jedoch zu sehr im Strom der Vorhersehung gefangen, als dass es aktiv auf seine Aufmerksamkeit eine Auswirkung gehabt hätte. Jetzt jedoch… Schuldigs Stimme hatte einen gänzlich anderen Unterton. Fremde Stimme. Fremder Geist. „Eine Ahnung“, sagte Brad mit abwesender Stimme. „Eine Ahnung ist keine Vorhersehung. Waren das nicht einmal deine Worte gewesen?“ Schuldigs Finger strichen Brad eine Strähne aus der Stirn. „Das spielt keine Rolle. Ahnungen sind gefährlicher. Sie sind wie ihr Name schon sagt unspezifisch.“ Brad öffnete die Augen ganz. Seine Stimme wurde wieder fester. Sein Blick traf auf kühles blaugrün über sich, das ihn musterte. „Habe ich dich gestern dabei gestört herauszufinden was hinter dieser Ahnung steckt? Waren es diese Bilder, die diese Ahnung eingeleitet haben? Oder ist es nur ein Nachhall?“ Schuldig hatte ein schlechtes Gewissen weil er Brad in seine Vision ‚geplatzt‘ war. „Es tut mir Leid.“ Brad hob eine Braue. „Dann tu es nicht mehr. Es ist irritierend.“ „Ich wollte doch nur…“ „Ich weiß was du wolltest. Aber diese … Verbindung können wir nie haben. Diese Art der Nähe kann ich dir nicht bieten. Es ist zu gefährlich.“ Schuldig nickte. „Gut. Was ist mit der Rückführung? Hilfst du uns dabei?“ „Du weichst nicht davon ab?“ „Nein. Es sei denn wir finden die Informationen auf anderem Weg.“ Schuldig veränderte seine Haltung und trat von Brad weg. „Du weißt, dass es Irrsinn ist das zu wagen“, sagte Brad und streckte sich. Er wischte sich den Schlaf aus den Augen, gähnte verhalten. Er brauchte eine Dusche. Etwas zu essen…“ „…du brauchst Schlaf“, sagte Schuldig und Brad sah rasch auf. „Ich habe nichts gespürt…“, sagte er erstaunt. „Was gespürt?“ Schuldig schien irritiert, wandte das Gesicht halb zu ihm um. „Dein Eindringen in meine Gedanken.“ „Das liegt daran, dass ich nicht in deinen Gedanken bin“, sagte Schuldig amüsiert. „Und wie… konntest du meinen Satz beenden?“ Brad fuhr sich übers Gesicht, rieb sich die brennenden Augen. „Sag nicht ich sehe so beschissen aus.“ „Ein Blick in den Spiegel Brad und du weißt sofort, dass ich dafür weder Telepathie brauche noch etwas anderes außer meinen Augen und Ohren und dem gesunden Menschenverstand.“ Brad quittierte das Ganze mit einem undefinierbaren Laut, der zwischen einem Grunzen und einem Knurren lag. Durch die Unterhaltung der beiden Männer nun deutlicher wacher als vor Schuldigs Aufstehen, hatte sich Aya ruhig gehalten und sich seine Wachheit nicht anmerken lassen. Dieser Moment gehörte den Beiden, sie brauchten diese Zeit für sich. Sie brauchten darüber hinaus noch mehr Zeit für sich, stellte er für sich fest. Er musste beiden diese Zeit lassen, denn ohne seine Billigung würde Schuldig es nie tun. Doch Schuldig brauchte den Amerikaner und Brad brauchte Schuldig. Aya musste dennoch lächeln. Es war selten, dass Schuldig sich um Brad sorgte und noch seltener, dass dieser es so derart handzahm kommentierte. „Ich gehe mich duschen.“ Brad erhob sich und ging ins Badezimmer. Kurz darauf hörte Schuldig die Dusche. Unschlüssig sah er zum Bett hin. Das Lächeln, das sich jetzt auf seinen Zügen ausbreitete war bestenfalls als hinterhältig zu beschreiben. Er ging zum Bett hinüber, zwickte Ran in den Hintern unter der Decke und setzte sich neben den Liegenden. „Selbst dein Körper ist ein schlechter Lügner. Gib‘s auf, du kannst es eben nicht. Irgendwann muss man einsehen, dass man‘s nicht bringt.“ Aya schnaubte empört und drehte sich zu dem wachen Telepathen um, der ihn auch ohne Telepathie recht gut lesen konnte. Seine Augen taxierten die grünen des Deutschen und er lächelte. „Ich wollte euch den Augenblick nicht zerstören, ihr wart gerade so in eurem Element.“ Ehrliche, diebische Freude war auf seinem Gesicht zu lesen. Neckend hob er die Hand und zupfte Schuldig an der Nase. „Bekomme ich keinen Guten Morgen Kuss mehr?“ „Den hast du schon verschlafen. Es ist fast Mittag, Herr Langschläfer!“, tadelte Schuldig und sah lehrmeisterhaft auf den Taugenichts hinab. Besagter Taugenichts, der von dieser Bezeichnung nichts ahnte, zum Segen seines telepathischen Partners, verzog erst schmollend, dann streng die Lippen. „Wohl gesprochen, Herr Frühaufsteher. Ich werde es mir merken.“ Die Hand zog sich zurück, unterstützte den anderen Arm dabei, sich hochzustemmen. Sich ans Kopfende anlehnend, warf er einen Blick auf die dem Interieur angepasste Wanduhr. Der Frühaufsteher hatte Recht. Irgendwie hatte Schuldig den unguten Verdacht, dass er sich hier ein Eigentor geschossen hatte. Schließlich war es fast immer Ran, der vor ihm aufstand. „Nein… besser du merkst es dir nicht“, winkte Schuldig ab. Er kletterte aufs Bett, kroch über Ran bis sich ihre Nasen fast berührten. Sein Knie war unglücklicherweise zwischen Rans Beine geraten und zwängte sich jetzt zwecks besserer Position in dessen Schritt. „Oh, da ist ja jemand schon munter…“, Schuldig grinste anzüglich. Nach unten schielend - als wenn das etwas bringen würde – fand Aya nicht den geringsten Beweis für diese These. Brauchte er auch gar nicht, er FÜHLTE den Beweis bemerkenswert eindringlich. Seine Schenkel schoben sich automatisch auseinander, als Schuldig den Druck erhöhte. „Erst soll ich mir etwas merken, dann nicht. Das verwirrt mich, ich brauche da klare Ansagen“, kam es kritisch von Aya, der die Lippen gerade prophylaktisch für einen Angriff mit seinen Zähnen zurückzog. „Hey du kleines Anfänger-Alien… zieh deine Fangzähne ja zurück“, warnte Schuldig. „Ich dachte du wolltest einen Gute-Morgen-Kuss. In dieser Lauerstellung gibt’s keinen Kuss… verstanden?“ „Ja, aber den bekomme ich ja nicht. Eben weil es nicht mehr Morgen ist, sondern Mittag. Und in Japan ist mittags das Küssen anscheinend verboten.“ Grimmend schloss Aya seine Lippen, doch seine Hand wanderte zum Hinterkopf des anderen, packte die Haare dort. „Das hast DU gesagt.“ Schuldig veränderte seine Position etwas wodurch das Knie sowohl Druck als auch Reibung verstärkte. Ein leises Stöhnen war der Erfolg für Schuldigs Bemühungen, Aya für seine Sache zu gewinnen. Doch schon pressten sich die Lippen aufeinander. Der Amerikaner duschte im Nebenraum. „So. Und nun sind meine Zähne nicht mehr sichtbar und du küsst mich trotzdem nicht... warum?“ „Weil ich gemein bin?“, riet Schuldig ins Blaue hinein und seine Lippen berührten, während er das sagte die verführerischen Lippen. „Weil ich dich zappeln lassen möchte?“ Schuldigs Hände suchten nach dem Rand von Rans Hose, ergriffen ihn und zogen ihn mit einem Ruck über die schmalen Hüften. Seine warme Hand strich einmal sanft über Rans Glied, ergriff es und brachte es dazu sich in seiner Hand wohl zu fühlen. Schuldig lächelte erwartungsvoll mit einer diebischen Freude. „Ich wette mit dir, dass du es nicht schaffst zu kommen bevor er wieder ins Zimmer kommt. Seine Hand hatte Rans Glied vollständig umschlossen, lediglich die Spitze lugte wie eine sanfte Hügelkuppe heraus. Seine Zungenspitze berührte die empfindliche Spitze, befeuchtete sie und blies seinen Atem darauf. „Schuldig“, knurrte Aya, nun ernstlich besorgt über den Spieltrieb des Telepathen. „Schuldig... hörst du auf!“ Seine Lippen verzogen sich zu einer Grimasse... ein Großteil aus Wollust, aber auch Unwillen, mit Schuldig vor Brad zu schlafen. Sich vielmehr von ihm in morgendliche Höhen zu treiben. Doch sein verräterischer Körper, sein verdammter, verräterischer Körper... „Ich verfluche dich, Schuldig!“, zischte er und schloss die Augen. Wenn es sich nicht so gut anfühlen würde. Wobei er noch nicht mal genau sagen konnte, was sich daran alles gut anfühlte... die Berührung, der Kick, vielleicht von Brad erwischt zu werden... alles... „Sicher tust du das. Du hast auch allen Grund dazu“, lächelte Schuldig sonnig und widmete sich wieder seinem Vorhaben. Und er war wirklich sehr bestrebt darin Ran in Richtung Klippe zu treiben. Dummerweise hörte er wie Brad die Tür öffnete und er ließ von Ran ab… Brachial zusammenzuckend, angelte Aya verzweifelt nach der Decke, die er mit roher Gewalt über seine doch recht unbedeckte Körpermitte zog. Wütend grollte er, während sich sein Gesicht verdächtig heiß anfühlte. „Telepath zu verschenken", grimmte er an niemand bestimmten. Schuldig kniete immer noch über Ran, seine Hände neben Rans Hüfte wurden nun von der Decke halb verdeckt, die über Rans Mitte lag. Er wandte den Kopf zur Seite um zu sehen was Brad wollte. „Er will mich nicht mehr, hörst du?!“, klagte er in Richtung Amerikaner. Der schien sich um seine Belange wenig zu kümmern, denn er ging um das Bett herum zu dem doppeltürigen Schrank. Das abfällige Lächeln, das er auf den Lippen trug sagte Schuldig, dass Brad ganz genau gewusst hatte wann er aus dem Bad kommen musste um Ran leiden zu lassen. Schuldig verfeinerte sein eigenes Lächeln zu einem teuflischen Grinsen. „Er weiß, dass du ne ordentlich schmerzende Latte hast, Honey“, eröffnete er. Die Decke war interessant. Keine einzige Macke zu sehen. Keine. Perfekt. „Das ist schön, dass er das weiß", knurrte er und starrte Schuldig schlussendlich mit Feuer in den Augen an. Versengendem Feuer, das nur zu bereit war, auf Crawford überzuspringen. „Er weiß ja auch, wo sie herkommt." Das Telefon klingelte und Brad drehte sich um, das weiße Hemd über die Schulter ziehend. Er blickte zu den Beiden sexsüchtigen Männern auf dem Bett. Seine Augen fixierten für einen langen Augenblick die Bettdecke, die mehr offenbarte als versteckte und beschloss selbst den Anrufer entgegen zu nehmen. Nagi wie ihm gerade klar wurde. Das Hemd schließend ging er hinüber zum Telefon. „Mach das weg, Schuldig. So kann er nicht herumlaufen. Manx wird sicher den einen oder anderen Kommentar auf den roten Lippen haben wenn sie gleich ins Zimmer kommt.“ Brad lächelte befriedigt, als er das Mobiltelefon hob und Nagi begrüßte. Schuldig machte große Augen und sah Ran mit dem Hauch von Entsetzen in den grünen Augen an. Was nun? Ins Bad? Ayas Blick spiegelte das gleiche Entsetzen. Dann jedoch trat eindeutig die Mordlust mit in den Blick. Große Mordlust! Eine Faust traf Schuldig am Oberarm. „Willst du zusehen, wie ich Manx in die Kissen vögle oder willst du, das selbst übernehmen?", zischte er und schlug nochmal zu. Schuldig runzelte die Stirn. Er versuchte die Logik hinter diesem Satz zu verstehen und quittierte nur gedankenverloren die Attacke mit einem lahmen: „Au. Wieso sollte ich Manx vögeln, wenn ich dich schon…?“ Er schüttelte unverständig den Kopf. „Vor allem… was soll ich mit der blöden Kuh?“ Schuldig rutschte vom Bett und griff sich eine von Rans Händen. „Los mitkommen…“ Ja, was sollten sie mit Manx? Nichts und es wäre auch KEIN Problem gewesen, hätte Schuldig auf ihn gehört! Aber nein... und jetzt hatten sie den Salat. Dennoch folgte er Schuldig... wenn auch widerwillig. „Dafür werde ich mich rächen, das glaub mal", grollte es hinter Schuldig, der von einer schwarzen Gewitterwolke verfolgt wurde. Schuldig öffnete die Tür des Badezimmers und ließ Ran vorangehen. Es war feuchtwarm im Raum. „Ich glaub fast alles…“, er drängte Ran ans marmorne Waschbecken, sperrte ihn zwischen seinen Händen ein, die auf dem kühlen, glatten Material lagen. Seine Stimme ließ das leise Lächeln erkennen, welches er in sich fühlte. „…was diese zornigen Lippen verlässt.“ „Solltest du!" Aya erschauerte ob der leichten Kühle, die durch seine dünne Hose drang. Mistkerl! Aber das war schließlich nichts Neues, ganz und gar nicht! „Mach dir Tür zu oder ich bring dich um!" Schuldig konnte die Worte gerade so verstehen, die da zwischen den zusammengepressten Kiefern ihren mordlustigen Weg nach draußen fanden. Aber er verstand auf alle Fälle, dass der Tod… vor allem SEIN Tod im Zusammenhang damit stand. Er gab der Tür also einen Schubs, ohne Ran aus dem Augen zu lassen und drückte sie mit seinem Fuß ins Schloss. „Dass ihr Japaner immer gleich mit dem Katana rasseln müsst…“ „Dann entschärfe es doch endlich, anstelle große Töne zu spucken", grollte Aya dieses Mal sehr deutlich. Ja, er war bedürftig. Ja, er wollte, musste kommen. Und ja, Schuldig würde diese Aufgabe für ihn übernehmen, wenn er ihn schon in diese verdrießliche Lage brachte. „Das hört sich jetzt doch sehr nach betteln an?“, veräußerte Schuldig tadelnd. Seine Lippen fuhren zärtlich über die gerötete Wange, raunten die Worte in das so empfindliche Ohr. Durch die geschlossene Tür hörten sie Brad mit Nagi reden. Aya zog scharf die Luft zwischen die Zähne. Verdammt. Verdammt. Verdammt. „Als wenn ich betteln würde. Ich kann auch Manx flachlegen, da komme ich auch zu meinem Spaß!" Vielleicht war es nicht das Klügste, was er je gesagt hatte. Ganz sicher sogar. Schuldig tauchte aus dem lauschigen Plätzchen an Rans Ohr und suchte die Konfrontation mit dem aufgewühlten Violett. „Du glaubst dem Scharlatan und Betrüger dort draußen wohl nicht! Das hat er doch nur gesagt um dich unter Druck zu setzen. Und uns aus dem Zimmer zu befördern. Im Übrigen… was will Manx schon mit dir anfangen? Bei der endest du ohnehin nur als Boytoy ans Bett gefesselt. Die hat doch bestimmt…“ Schuldig küsste Rans Lippen, die eher wie ein schmaler Strich erschienen, als an das was sie eigentlich waren, sündig, rosig, weich. „…einen Dominakurs absolviert… sieh dir doch nur ihr Kostümchen und ihre High heels an. Und außerdem, umgibt sie sich am liebsten mit jungen Männern, die auf sie angewiesen sind und die sie herumkommandieren kann, erpressen trifft's besser.“ Schuldig küsste sich einen Weg in Richtung Halsansatz. Ein sprachloses Schaudern antwortete ihm. Dazu hatten Youji und er viel zu oft Witze mit einem kleinen Hauch an Realität gemacht, als dass ihn diese Worte jetzt kalt ließen. Manx, die Domina, die sie alle beherrschte. „Ist das denn so schlimm?", lachte er dunkel und bog seinen Hals nach hinten, Schuldig entgegen. Mittlerweile kannte Schuldig viele von Rans Reaktionen. Vor allem, die körperlicher Art. Während er darüber nachdachte ob seine geschickte Zunge dieses wohlige Schaudern hervorgerufen hatte oder doch vielmehr der verbotene Gedanken Manx Lustsklave zu mimen, leckte er über Rans Kehle, biss zart in die Haut unter seinen Lippen. „Erpresst zu werden? Oder dich mit anderen jungen Männern zu vergnügen? Oder ihr Lustsklave zu sein? Was genau meint mein unersättlicher Freund? Wir könnten natürlich bestimmt etwas arrangieren.“ Schuldigs Hände schoben sich um Rans Hintern, hoben ihn etwas an und Ran half ihm dabei ihn auf die marmorne Ablage zu setzen. Sie zog sich über die komplette Wandseite und hatte genügend Fläche… nun Rans Kopf würde halb im Waschbecken landen… aber was scherte das Schuldig? Doch noch war es nicht soweit… „Vor allen Dingen ihr... und vor allen Dingen du. Du würdest sie mich doch im Leben nicht anfassen lassen!", lachte Aya dunkel und bohrte seine Augen in die des anderen. Nein, niemals würde er das. Er ließ sich leiten, ließ sich von Schuldig führen. Hatte Crawford das wirklich nur erfunden? Er konnte es sich fast nicht vorstellen... oder nun gut. Vielleicht doch. Schuldig drängte Ran nach hinten. „Leg dich hin“, sagte er rau und winkelte eines von Rans Beinen an, sodass Ran nun seitlich auf dem Marmor saß. Ein Bein hing nach wie vor nach unten. Als Ran sich umständlich hinlegte und Schuldig nach wie vor an dessen Kehle hing, wie ein Vampir im Unterzucker, sinnierte Schuldig über dessen Worte nach. „So gesehen würde ich ihr lieber alle zehn Fingernägel langsam und genießerisch ausreißen bevor ich ihr erlaube dich anzufassen. Aber das gilt so ungefähr für den Rest der Menschheit.“ „Eifersüchtiger Angeber!" Die Position war nicht wirklich entspannt, aber gerade die Anspannung förderte die Lust in Aya noch ein wenig mehr. Schuldigs Lippen trieben ihre sinnliche Folter mit ihm, wollten ihn schier verrückt machen. „Doch wenn du mir noch mehr solcher Dinge erzählst, bin ich ganz schnell ganz abgekühlt." Die warme Haut küssend lächelte Schuldig, nachdem er diese Ankündigung gehört hatte. Er blickte auf. Ran hatte seine Augen geschlossen, er wirkte entspannt. Schuldig wusste, dass die äußerlich sichtbare Entspannung nicht die innere Anspannung bei diesem Mann verriet. Schuldig hatte bereits früher stets den Ehrgeiz besessen die Gefühle des Japaners für alle und vor allem für sich selbst sichtbar werden zu lassen. Er wollte der Zauberer sein, der das unsichtbare sichtbar machte, der aus purer trockener Kälte angenehme Wärme, Hitze zauberte. Er wollte Macht über den anderen haben. Und das hatte er auch. Er hatte diese Macht über ihn. Anders als gedacht, als erwartet. Über diese Gedanken hinweg berührten Schuldigs Lippen wieder die feste warme Textur und er machte sich daran seine Macht auszuspielen… o~ Nach ihrem kleinen Intermezzo im Badezimmer waren Schuldig und Ran in ihre Zimmer zurückgekehrt und hatten sich in frische Kleidung gehüllt, während Brad bereits in der Lobby auf sie wartete. Er hatte veranlasst, dass die Autovermietung in Osaka ihren Wagen im Parkhaus abholte. Zwischen den Loungesesseln der kleinen Oase der Lobby befanden sich genug Vertreter der Pflanzenwelt, dass er nicht sofort gesehen wurde, er aber von seiner Position den Eingangsbereich und das Areal um die Aufzüge im Blick hatte. Sie würden nicht zusammen zum Flughafen fahren, auch würden sie nicht eine Maschine nehmen. Schuldig würde die Maschine nehmen, die den Ermittler aus Tokyo herbrachte und sich dementsprechend sofort auf den Weg zum Flughafen zu machen. Ran ließ sich nicht davon abbringen ihn zu begleiten und als Back-up zu fungieren. Brad würde eine Zugverbindung nach Tokyo nehmen, mit einem kleinen Umweg über Kyoto. Von dort würde er – sobald er einige Dinge überprüft hätte – den Shin-kann-sen nach Tokyo nehmen. Sein Mobiltelefon machte sich mit einem Vibrieren in seiner Anzugjacke bemerkbar. Er zog es hervor und nahm ab. „Ja.“ „Ich habe ein Gespräch für dich in der Leitung. Sie ließ sich nicht davon abbringen.“ Es war Nagi. Und Brad fühlte eine innere Gereiztheit aufkommen bei diesem Personalpronomen. „Woher kommt die Verbindung?“ „Osaka.“ Brad schwieg. „Ich bezweifle, dass sie tatsächlich in Osaka ist. Es sieht für mich eher so aus als würden sie das Signal lediglich in Osaka ansiedeln, damit wir glauben sie seien dort.“ Nagi hörte sich nicht gerade beeindruckt an. „Ziemlich dilettantisch. Von den Amerikanern bin ich anderes gewohnt. Soll ich sie durchstellen?“ „Ja.“ Brad fragte sich gerade was Nagi in seiner Freizeit trieb und welche Spionagedienste er nur allein zum Privatvergnügen an der Nase herum führte. Wie sagte Schuldig so oft: Jeder brauchte ein Hobby. Aber musste es gerade ein derart unangenehm gefährliches sein? Alte Gewohnheiten legte man schwer ab. Das wusste keiner besser als er. Als Nagi aus der Leitung ging, hörte Brad jemanden lediglich schwer atmen was ihn dazu veranlasste eine Braue zu heben. In der Tat war er etwas zu alt für sexuelle Belästigungsanrufe, wobei wenn er sich Schuldig so ansah wäre das der potentielle Kandidat für derlei „lustige“ Späße. „Eve? Womit habe ich das Vergnügen. Ich dachte wir hätten bei unserem letzten Gespräch geklärt, dass ich dir nichts zu sagen hätte.“ „…du…!... ein Problem…“ Er verstand tatsächlich nur die Hälfte, von dem was sie sagte. Die eine Hälfte bestand aus einer gehetzten Stimme, die trotz aller Dringlichkeit nichts von ihrem stahlharten Timbre verlor, die andere Hälfte war ein Konglomerat aus Rauschen, schnellen Atemzügen und einer beeindruckend langen Stille dazwischen. „Ich habe mit deinen Problemen nichts zu tun, Eve. Das liegt in der Natur der Sache. Es sind DEINE Probleme.“ Er sah auf die Uhr und trotz der offensichtlich unangenehmen Lage in der seine Blutsverwandte steckte verspürte er nicht die leiseste Anwandlung ihr zu helfen. Er fühlte nichts in Bezug auf sie. Zum gewissen Teil erstaunte ihn das, er hätte mehr erwartet. Zumindest einen inneren Konflikt. Er wartete auf die Antwort und wollte bereits die Verbindung unterbrechen… „Brad… wir…“ sie musste stehen geblieben sein, denn ihre Stimme hatte sich gefestigt, der Ton wurde eindringlicher. „…hör mir verdammt noch mal zu.“ Brad wollte sie fragen seit wann sie derlei schmutzige Wörter in den Mund nahm, aber er ließ es. Sie interessierte ihn nicht genug um sie zu ärgern. „Ich brauche dich hier… sie …“ „Du hast mich die letzten Jahre gejagt, Eve. Was glaubst du könnte mich jetzt dazu bringen zu dir zu kommen?“ Brad beobachtete wie Schuldig und Ran den Aufzug verließen. Schuldig sah etwas blass aus, offensichtlich steckte ihm die nächtliche Traumsequenz noch in den Knochen. Entsprechend wachsam war der Japaner. Wenn es um Schuldig ging schien dieser keine Kompromisse zu machen. Einen besseren Bodyguard für ihren Verrückten im Team hätte sich Brad gar nicht wünschen können. Brad lächelte. „…Eve. Es gibt nichts, was ich für dich tun würde.“ „…Brad!...Brad….“ Er unterbrach die Verbindung zu seinem alten Leben nur zu gern, erhob sich und steckte das Mobiltelefon ein. Schuldig und Ran kamen auf ihn zu. Noch bevor Schuldig bei ihm war machte sich sein Mobiltelefon erneut bemerkbar. Brad zog es hervor. Es war Naoe. „Ja?“ „Die gleiche Verbindung wie eben.“ „Kapp diese Verbindung.“ „Sie ist in Kyoto. Das Signal lässt sich bis nach Kyoto zurückverfolgen. Es ist keine Umleitung. Wolltest du nicht nach Kyoto?“ „Naoe, das ist ein Befehl.“ Er legte auf. Schuldig hatte diesen neugierigen Blick in den blaugrünen Augen, der Brad nicht gefiel. „Befehlsverweigerung vom Nesthäkchen? Wie kann das nur passieren?“, spöttelte es ihm schon entgegen. „Ihr solltet euch auf den Weg machen.“ „Was wollte Nagi?“, fragte Ran. „Nichts.“ „Bra~ad!“ Schuldig stellte sein Gepäck ab und verschränkte die Arme. „Ich dachte wir wären über diese Geheimniskrämerei hinweg. Da kommt nichts Gutes bei raus.“ Er sah ihn auffordernd an. „Es war Eve. Sie steckt in Schwierigkeiten.“ Fujimiya wandte den Blick zur Seite und sah auf die belebte Straße vor dem Hotel hinaus. „Ja. Ich denke auch dass es eine Falle ist“, erwiderte Brad auf die erhöhte Wachsamkeit vor sich. „Und wenn nicht?“, hakte Schuldig nach. „Dann geht sie zum Teufel.“ Brad nahm seine Tasche auf. „Wir sehen uns heute Abend.“ Er ging um Schuldig herum und in Richtung Ausgang. „Was ist mit deinem kleinen Abstecher?“, rief Schuldig ihm mit verbissener Miene hinterher. Er war auf unerklärliche Weise angepisst. „Ist gestrichen!“ Brad blickte nicht zurück, sondern verließ das Hotel und nahm sich ein Taxi zum Bahnhof. „Wir müssen los.“ Ran folgte Brad und Schuldig sah seinem Freund mit fragendem Gesicht nach, bevor er ebenfalls folgte. Sie stiegen in ein Taxi zum Flughafen um irgendeinem armen Teufel die Gehirnwindungen zu verdrehen. Der Japaner war sehr schweigsam, was nichts Ungewöhnliches war wenn man bedachte, dass Schuldig ihn übers Ohr gehauen hatte was seine Rolle während ihres Aufenthalts in Osaka anbetraf. Auch wenn Ran ihm verziehen hatte, hieß das noch lange nicht, dass Schuldig langfristig ungeschoren davon kam. „Wäre es nicht dein Ding gewesen zu sagen ‚Du musst ihr helfen!‘ oder ‚Du kannst sie nicht im Stich lassen‘ oder ‚Sie ist deine Schwester‘ oder Ähnliches? Es ist nicht dein Stil zu sagen: Wir müssen los.“ Schuldig hatte da schon so eine Ahnung. Rans Schwesterkomplex lief wieder auf Hochtouren und der Japaner wusste das. Ja, besagter Japaner wusste es und hatte nicht das Bedürfnis Schuldig die ewig gleichen Gedanken zu präsentieren. Aya sah zu Schuldig hinüber und zuckte mit den Schultern. Es war ihm gleichzeitig heiß und kalt geworden als er von Brad gehört hatte, dass seine Schwester in Schwierigkeiten war. Es hatte ihn zurück geworfen in die Zeit, als er nur für seine Schwester gelebt hatte. „Was willst du hören? Es ist Brads Sache. Was erwartest du von mir?“ Rans Stimme war belegt und er räusperte sich, sah an Schuldig vorbei hinaus. Schuldig sah diesen speziellen Blick, der Zugleich Schmerz und Resignation, Aufgabe und Verlust beinhaltete, der ihn daran erinnerte, wie tot diese Augen aussehen konnten. „Du bist der Gute hier! Ich erwarte von dir, dass du dich etwas mehr für Recht und Ordnung einbringst. Ein bisschen mehr Engagement bitte!“ Das brachte Ran tatsächlich zu einem winzigen Lächeln. Er seufzte, entspannte sich leicht. Schuldig hatte also etwas vor und er sollte ihm dabei helfen? Wo sollte das nur hinführen?! „Was hast du vor?“ Schuldig hob die Brauen. „Ich?“ Ran ersparte sich die Replik und rollte seinen Kopf, der auf der Kopfstütze des Wagens lag in Richtung Schuldig. Sein Blick sagte so viel wie: Wenn du nicht sofort dieses Unnütze Gerede einstellst werde ich sehr sauer. Ein Grinsen blitzte auf bevor Schuldig einlenkend die Hände hob. „Schon gut, schon gut. Ich kontaktiere unser Nesthäkchen um abzuchecken ob Brad nicht doch einen kleinen Abstecher nach Kyoto macht. Falls er dort ist finden wir ihn per GPS. Ganz einfach.“ „Ganz einfach, hmm?“ Rans Worte sagten deutlich, dass er nicht an die Simplizität dieses Plans glaubte. „Yepp.“ Schuldig kontaktierte Naoe, der wie er feststellte nichts Spannenderes zu tun hatte als zu lernen. Irgendein Mist über Quantenphysik. ‚Hey Kleiner‘ ‚Was willst du Schuldig?‘ ‚Nicht so unhöflich. Wir könnten in Schwierigkeiten stecken und ich muss mich an einen missgelaunten Telekineten wenden.‘ ‚Falls ihr in Schwierigkeiten wärt hätte Brad etwas davon erwähnt. Außerdem zeigt euer GPS an, dass ihr auf dem Weg zum Flughafen seid.‘ ‚Ja, richtig. Kannst du mich auf dem Laufenden halten was Brads Signal angeht? Er sagte, er würde den geplanten Zwischenstopp in Kyoto canceln. Falls er in Kyoto aussteigt schick mir ‘ne Nachricht. Weißt du was er in Kyoto wollte?‘ ‚Nein. Eve Crawford hat aus Kyoto angerufen. Und jetzt will er nicht nach dort hin. Er hatte vielleicht eine Vision einer ihm gestellten Falle. Könnte sein, dass er aufgrund des Anrufs seine Pläne geändert hat.‘ ‚Könnte sein. Okay Kleiner, wir sehen uns heute Abend.‘ „Eine Vision, hmmm?“, murmelte Schuldig und sah zum Fenster hinaus, wie Ran zuvor. „Was hat Nagi gesagt?“ „Das er uns hilft falls Brad Extratouren macht. Und, dass er vermutet, dass Brad aufgrund einer Vorhersehung seine Pläne geändert hat.“ Ran dachte darüber nach und konnte sich nicht daran erinnern, dass Brad etwas über eine Planänderung gesagt hatte, bevor er hinunter in die Lobby gefahren ist. „Eine Vision? Hat Brad ihm etwas darüber erzählt?“ „Nein. Ich habe da so eine Ahnung. Aber es passt nicht zusammen. Es sei denn der Bastard hat mich angelogen.“ „Brad?“ Schuldig nickte. Was wenn es die Traumvision war, in die Schuldig geplatzt war? Was wenn er herausgefunden hatte, dass die Vision in Kyoto wahr werden würde? Und was wenn er Ran und ihn angelogen hatte was den Ort anbetraf? Hatte er nicht gesagt, dass sie Osaka betraf? Dieser verdammte Lügner. Schuldig presste die Lippen zusammen. „Du meinst also, dass Brad in einer Vision gesehen hat, dass etwas in Kyoto vor sich geht und deshalb beschlossen hat dieser Sache auf den Grund zu gehen?“ Ran setzte sich auf und wandte sich Schuldig zu, dessen Miene grimmig wirkte. „Ja. Und ich fürchte, dass ich genau die Vision mitverfolgt habe über die wir hier sprechen. Ich weiß es nicht genau, aber ich habe so ein dummes Gefühl. Ich kann mich zwar daran erinnern, aber die Bilder und Wortfetzen ergeben keinen Sinn. Ich erkenne niemanden in den Szenen.“ Brad hatte ihm versprochen keine Alleingänge mehr zu machen. Also was sollte das jetzt? „Er hat es mir versprochen.“ Aya ahnte um was es hier eigentlich ging. „Er hält sein Versprechen. Er sagte, dass er nicht nach Kyoto fährt. Die Gründe dafür kennt nur er.“ „Die hat er uns mehr oder weniger genannt. Sofern ich alles richtig zusammen setze. Er will nicht dort hin, weil seine Schwester dort ist. Ob sie nun Probleme hat oder nicht“, sagte Schuldig nachdenklich. Aya besah sich Schuldigs Gesicht, die blaugrünen Augen, die zum Fenster hinaus sahen, blind für das was dort an ihnen vorüberzog. Schuldig machte sich Sorgen. „Was können wir tun?“, fragte er deshalb, denn er glaubte nicht, dass Brad ihre Einmischung gut heißen würde. Aber bei genauerer Betrachtung konnte es ihnen egal sein. Ayas Mundwinkel zuckten schwach für ein kleines Lächeln. Auch wenn ihm nicht danach zumute war, weil er seid Brad seine Schwester erwähnt hatte zurückgerissen worden war in eine Zeit in der er nur für sie gekämpft hatte. Nur für Aya. Für ihr Leben. Gegen Schwarz. Alles hatte sich verkehrt. Sie war gestorben. Weiß löste sich in der Ursprungsfassung auf. Manx und Brad hatten Sex. Schwarz war zu seinem neuen Team geworden. Er fickte Schuldig. Aya kniff die Augen zusammen. Jetzt in diesem Moment, in diesem Taxi fühlte er wie niederschmetternd das alles war. Warum war sein Leben nur so verkorkst? Warum er? Was hatte er getan um das alles zu verdienen? Was hatte seine Familie verbrochen… um das zu verdienen? Ran öffnete vorsichtig seine Augen. Irgendetwas war ihm bisher entgangen. Warum war Schwarz, warum war Takatori hinter seinem Vater, hinter seiner Familie her gewesen? Warum war das alles passiert? Sein Puls beschleunigte sich. Was hatte ihm Manx damals erzählt? Wieso hatte er ihr nochmal vertraut? Warum ihr geglaubt? Weil er keine Wahl gehabt hatte? Nein. Weil er glaubte keine zu haben. Weil sie wusste wie sehr er auf Rache sann, wie sehr er sich ihr verschrieben hatte. Aya sah zu Schuldig hinüber und traf auf ein besorgt blickendes Gesicht. „Was ist los?“ Aya hörte es in den Worten. Die Besorgnis, die Wachsamkeit, ihre Vertrautheit, ihre Nähe zueinander. Im ersten Moment wollte Aya ihm ‚nichts‘ Antworten. Ihm sagen, dass alles in Ordnung sei, dass er nur in Gedanken war. In Gedanken an seine Schwester. Diese Lüge würde Schuldig ihm abkaufen, auch wenn Aya angeblich der schlechteste Lügner auf diesem Planeten war – laut Schuldig. Diese Lüge würde er ihm abkaufen. Aber bei all dem… diesem harten Weg den sie gegangen waren, bis zu diesem Punkt hier, hatte er es verdient angelogen zu werden? Hatte der Lügenbaron es verdient angelogen zu werden? Trotz der düsteren Gedanken musste Aya schmunzeln. Ja. Er hatte es verdient. Aber nicht jetzt. „Später. Lass uns später darüber sprechen.“ Schuldig nickte. Den Rest der Fahrt über schwiegen sie. Am Flughafen angekommen stiegen sie aus, bezahlten den Fahrer und gingen mitsamt ihrem Gepäck ins Gebäude hinein. Sie warteten im Eingangsbereich auf Oniwara, denn sie waren später dran als geplant. Schuldig setzte sich auf eine Bank, rutschte etwas nach unten und legte den Kopf bequem ab. Er schloss die Augen und tauchte in die Welt die Aya weder ein Begriff war, noch die er jemals verstehen würde. Aya beobachtete ihn mit einem warmen Gefühl im Bauch. Schuldig vertraute darauf, dass Aya ihn schützte. Und das würde er. Weil… Schuldig ein Stück seines Herzen, seiner Gedanken und vermutlich mittlerweile ein Teil seiner Seele besaß. Aya schnaubte leise. Wie war das passiert? Er hob seinen Blick von der ruhig da sitzenden Gestalt, als Oniwara wenige Meter von ihnen entfernt vorüber ging, dem Ausgang entgegen. Aya lehnte an einer Säule, Schuldig gegenüber und trat nun einen Schritt zurück um Oniwara hinterher zu sehen, als dieser ihre Position passierte. Schien alles in Ordnung zu sein. „Hast du ihn…“ Schuldig öffnete die Augen. „Wie geplant. Ich habe ihn markiert und werde ihn von Zeit zu Zeit überprüfen ob er nicht aus der Reihe tanzt. Er soll seinen Wellnesstag genießen. Außerdem musste ich noch ein, zwei Leute hier bezüglich des zeitlichen Ablaufs korrigieren. Schließlich hat Oniwara wesentlich früher mit unserem Polizisten hier in Osaka gesprochen, als es den Ordnungshütern in Tokyo bekannt war. Aber wer, wenn nicht Schuldig würde ihnen allen eine neue, eine bessere Realität schaffen? „Markiert?“, fragte Aya und sah Schuldig zu, der sich wie eine Katze träge streckte und schließlich aufstand. „Ja. So finde ich ihn wieder. Schneller als auf dem üblichen Weg.“ Schuldig schnippte mit den Fingern und seine Schultern hoben sich in gleichgültiger Eleganz. „Warum tust du das nicht mit… sagen wir mal mit Brad? Mit deinem Team? Mit deinen Gegnern? Mit Manx?“ Aya nahm seine Tasche auf und lud sie sich auf die Schulter. „Weil es demjenigen Kopfschmerzen beschert. Zumindest gelegentlich. Empfindliche Menschen reagieren darauf, weil sie fühlen können, dass sie nicht allein sind. Ein Gefühl, dass sie jemand beobachtet, oder jemand in ihrer Nähe ist, den sie nicht sehen können. Brad, Nagi und Jei würden wissen, dass ich es bin. Ich könnte sie nicht unbemerkt markieren, falls es das ist was du meinst.“ Schuldig griff sich sein eigenes Gepäck und verzog den Mund zweifelnd. „Während eines wichtigen Jobs markiere ich sie, aber sie hassen es.“ „Verständlich.“ Aya konnte das verstehen, allerdings… war es doch recht nützlich. Er dachte daran, dass es vielleicht interessant wäre Manx zu markieren um zu sehen wo und vor allem mit wem sie sich herumtrieb. Sie tauchte immer dort auf wo sie es am wenigsten erwarteten. Gut, er wusste dass sie viele Kontakte hatte, dass hatte sie bei Kritiker ausgezeichnet. Aya seufzte erneut und schüttelte innerlich den Kopf. Wieso war er nur in so düsterer Stimmung? Er bemerkte nicht wie Schuldig so nah gekommen war, dass er beinahe seine Stirn an dessen Schulter legen konnte. Aber er roch das After Shave von Bulgari und sah auf. Schuldig war ihm so nahe, dass er unvermittelt den Atem anhielt. „Du träumst mit offenen Augen. Deine Gedanken beschäftigen sich mit deiner Schwester?“, fragte Schuldig und strich ihm in der Öffentlichkeit zärtlich über die linke Schläfe, als könne er dort die Antwort auf seine Frage finden. „Nein“, flüsterte Aya. Ein einzelner rauer Ton, beinahe kein Wort. „Ich denke nicht mehr ständig an sie. Es ist etwas anderes. Obwohl ich Brad die Chance neide seiner Schwester aus Schwierigkeiten heraus zu helfen. Ich neide ihm das Gefühl etwas dafür tun zu können, um sie am Leben zu halten. Mit ihr reden zu können.“ „Ich denke nicht, dass Brad scharf darauf ist mit ihr zu reden. Er hasst sie.“ Ran schien das zu bezweifeln. Nach diesem Augenblick in dem er Schuldigs Berührung genossen hatte war die Zeit der Toleranz vorbei und er trat einen Schritt zurück. Er sah verlegen zur Seite. Schuldig lächelte nachsichtig. Sein Blick glitt langsam über die Menschen um sie herum, die sie nicht beachteten. Selbst wenn er keinen Aversionsbereich errichtet hätte, würde es diese Menschen kaum interessieren was ihre Nachbarn taten. „Sie nehmen uns nicht wahr, Ran. Dafür habe ich gesorgt. Im Umkreis von hundert Meter nimmt uns keiner wahr. Ihre Augen sehen uns, aber ihr Gehirn kann es nicht verarbeiten. Und das gilt auch für…“ Er sah in die Kamera über ihnen. „… das Sicherheitspersonal. Sie werden die Aufnahmen löschen, die uns zeigen.“ Aya hätte es sich denken können. Er hob die Hand, immer noch zwischen der Säule und Schuldig stehend, doch nun lehnte er wieder daran. Aya legte seine Finger um Schuldigs Griff der Tasche, die über seiner Schulter hing und zog ihn daran zu sich her. Der angenehm frische Geruch des After Shaves drang in seine Nase, erinnerte ihn an den Sex im Badezimmer, an Schuldig, der manchmal wie eine chaotische Naturgewalt über ihn hereinbrechen konnte und alles zerriss was logisch und geordnet war. Aya löste sich von den herrlich weichen Lippen, berührte sie aber mit jedem weiteren Wort. „Ich bin mir nicht sicher ob er nur Hass für sie empfindet. Als ich sie reden hörte waren da mehr als Gleichgültigkeit oder Hass herauszuhören.“ Schuldig fing die einladenden Lippen zu einem weichen Kuss ein, gab Ran dann aber frei. „Irgendetwas bedrückt dich, Ran. Und es ist so elementar, dass du diesen melancholischen Blick bekommst. Willst du darüber reden? Jetzt?“ „Zuhause.“ „Gut. Dann lass uns hier verschwinden.“ Ran in dieser Stimmung war noch nie ein gutes Zeichen gewesen. Sie checkten ein und während sie auf ihren Flug warteten beschäftigte sich Schuldig damit mittels Kontakt zu Nagi zu überprüfen ob ihr Teamleader nicht doch noch einen Zwischenstopp in Kyoto einlegte. Es war nicht der Fall. Schuldig saß am Fenster, während der Flieger abhob. Ran hob die Augenbrauen als er Schuldigs grimmige Miene sah. „Und?“ „Und was?“ murmelte Schuldig zurück. „Du lässt mich doch nur nicht außen sitzen, weil ich nicht mit der hübschen Dunkelhaarigen dort flirten soll.“ Dabei war der dritte Platz neben Ran leer. Er wedelte mit der Hand in Richtung Mittelgang. „Oh das!“Aya ließ sich zu einem fast unsichtbaren Lächeln hinreißen, dass vor allem in seinen Augen zu sehen war. „DAS hat dir die Laune verhagelt?“ Ein wenig Salz in die Wunde… „Nein“, kam es verspätet und widerborstig zurück. „Was dann?“ Aya befand sich schon fast auf der Zielgeraden, denn, dass Schuldig derart mies gelaunt war, nur weil ihm eine Möglichkeit zum Flirten genommen war, das wagte Aya stark zu bezweifeln. Es kamen schließlich noch sehr viele dieser Gelegenheiten. Er seufzte innerlich. Nein. Es war etwas anderes. Schuldig sah ihn an und zuckte mit den Schultern. „Brad fährt nach Tokyo, wie er gesagt hat.“ Es war nur ein schneller Einblick in diese unsicheren blaugrünen Augen, der Aya gewährt wurde bevor Schuldig sein Heil in der Flucht sah und den Blick durch das Fenster nach draußen wandte. Er spürte, dass Ran auf eine bessere Antwort wartete. Ran konnte geduldig sein, wenn er hinter seiner Beute her war. Sehr geduldig. „Ich weiß auch nicht“, gab er verdrossen zu. „Ich war der wirklich sicheren Ansicht, er hätte uns angelogen. Das ist irgendwie… enttäuschend.“ „Das er uns nicht angelogen hat?“ „Nein, verdammt!“, brummte Schuldig. „Dass er nicht nachsieht, wenn ein Teil seiner Familie vielleicht in Gefahr ist.“ „Sagtest du nicht, dass ihm seine Schwester egal ist?“ „Ja… schon…“, gab Schuldig unwirsch zu. „Außerdem, sagtest du nicht, dass ihr seine Familie seid? Wozu sollte er einem Hinweis folgen, der vielleicht eine Falle ist?“ „Oh, man, Ran! Hör auf den Advocatus Diaboli zu spielen.“ „Nein. Tue ich nicht.“ „Und ob du das tust.“ „Nein. Ich meine damit aufhören, werde ich nicht.“ Schuldig stöhnte und er konnte hier nicht einmal flüchten. Warum waren sie nicht mit dem Wagen gefahren? Da hätte er wenigstens die Möglichkeit Ran aus dem Wagen zu werfen oder ihn auszusetzen, angeleint auf der Autobahn. Schuldig spürte wie ihm dieses Bild ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Will ich wissen warum dich das plötzlich derart erheitert?“ „Ich glaube nicht.“ Schuldig grinste ihn zweideutig an. Zurück zum Thema, dachte sich Aya und spiegelte Schuldigs Grinsen in einer etwas weniger aufblendenden Art. „Du weißt so gut wie ich, dass Brad der Umstand, dass es eine Falle sein könnte, nicht davon abhalten würde euch aus Schwierigkeiten zu befreien. Gib zu, dass es dich beunruhigt, dass er ihren Hilfeschrei ignoriert.“ „Es war kein Hilfeschrei. Du dramatisierst das Ganze.“ „Sie war voller Wut als sie und Crawford das letzte Mal aufeinander getroffen sind. Die Art Wut, die man fühlt wenn man enttäuscht wurde, wenn man jedoch immer noch auf eine Wendung hofft. Sie hat ihn nicht aufgegeben. Und wenn du mich fragst, dann ist das der Grund für die Angst, die er vor ihr hat.“ Ran dachte an die Begegnung, die er mitverfolgt hatte. Brad war blass gewesen. Nichts hatte den Amerikaner zuvor mehr einen Schock versetzt als das Zusammentreffen mit seiner Schwester. Die große Frage stellte das Warum dar. Schuldig schwieg eine Weile. „Du meinst, sie hätte ihn nicht angerufen, wenn sie eine Wahl gehabt hätte?“ „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber wir machen einen Fehler, wenn… Crawford macht einen Fehler, der nicht wieder reparabel ist, wenn es sich so verhält.“ „Schlussendlich ist es seine Sache, Ran.“ Schuldig legte den Kopf in den Nacken, doch Aya konnte trotz der so endgültig klingenden Worte heraushören, dass es für ihn noch nicht abgeschlossen war und ganz bestimmt ließ Schuldig es nicht zu, dass es nur allein Crawfords Sache blieb. Es war nur so lange Crawfords Sache bis es zu spät sein würde. Manchmal hatte man nur einmal im Leben eine Chance um es richtig zu machen. o~ Schuldig war schneller fertig mit seinen Haaren und erhob sich von dem kleinen Holzhocker. „Erster!“, tönte er prahlend und zog sein Handtuch fester um die Hüfte. Ran, der neben ihm saß – halb abgetrennt durch einen weich fließenden Mauervorsprung war noch dabei seine Haare zu waschen. „Ich geh dann schon mal vor, ja?!“, meinte Schuldig scheinheilig und klapste Ran auf den halb hervor spitzenden nackten Hintern. Er verließ den Waschraum des Ryokans durch eine gläserne Tür in den Raum, der zwei große Badebecken im alten Stil beheimatete. Das eine Becken sah eher wie ein überdimensionierter Waschzuber aus, das andere war ein Steinbecken mit Ornamenten in Mosaikform an der Außenwand des Beckens. Jei saß im Steinbecken, wofür sich Schuldig dann auch entschied. Sie hatten auch ein Außenbecken, das jedoch aus Sicherheitsgründen von ihnen nicht benutzt wurde. „Gerne... und ich gehe morgen zum Frisör zum Kahlschnitt“, tönte es äußerst dunkel hinter Schuldig her, als Aya seine Haare wusch... und wusch... und wusch... Schuldig ließ sich ins heiße Nass hinein und seufzte. Brad war nach ihnen eingetroffen und hatte sich in ihr Konferenzzimmer hinauf begeben. Er war nicht sonderlich gesprächig gewesen. Vermutlich hatte Ran mit seinen Ansichten was Eve betraf nicht ganz so unrecht. Sie würden ihm dies bezüglich noch auf den Zahn fühlen müssen, versprach sich Schuldig. Jeis Auge beobachtete seine Antwort dabei, wie sie sich zu ihm ins Becken begab, in dem er sich nun seit Minuten der Hitze hingab. Doch diese war Nebensache angesichts dessen, was ihn beschäftigte und seine Gedanken mehr als einmal auf sich zog. Warum das so war, wusste Jei nicht, aber es war so. Eine Weile betrachtete er sich die Wirbel an Farben, die ihm gegenübersaßen und die so gut zum Feuer des Haares passten. Dann jedoch beschloss er zu sprechen. „Bin ich attraktiv für dich?“, fragte er emotionslos, versuchte zu verstehen, was ihn beschäftigte. Schuldig war noch damit beschäftigt, die wohlig heißen Schauer über sich rieseln zu lassen, welche das heiße Wasser in seinem Körper auslöste, als ihn diese Attentat-verdächtige Frage mitleidlos und kalt überfiel. Schuldig hatte eher den Eindruck eines Granateneinschlags in sein Bewusstsein und sah mehr als dümmlich in Richtung Jei. In seinen Augen standen viele Fragezeichen, aber vor allem erkannte er auch die Ehrlichkeit und die Ernsthaftigkeit mit der Jei ihm gegenübersaß und offenbar … ja… ein Problem zu haben schien. Weshalb sollte er sonst eine derartige Frage stellen? Schuldigs Blick ging für den Bruchteil von Wimpernschlägen zur Glasfront der linken Seite wo sich Ran noch mit seinen Haaren abmühte und ihm einen attraktiv gerundeten Rücken zudrehte. Bei Jeis Antlitz wieder angekommen wusste er nicht wirklich was zu antworten gut war. „Attraktivität bedeutet für jeden etwas anderes. Du bist für mich nicht attraktiv, zumindest in ein paar Aspekten nicht“, antwortete er ebenso ernst. Jei sah auf eine exotische Art sogar faszinierend schön aus. Aber wie sollte er es dem Iren erklären, so dass er es verstand? Jei war wie ein Kunstwerk, ein Kunstprodukt. Schuldig war ehrlich. Dennoch bedachte er die Worte des anderen mit Sorgfalt und langen Überlegungen, in denen er am Rande einen weiteren Gefühlsquell das Bad betreten spürte. „In welchen Aspekten bin ich es?“ Aya war nun endlich auch soweit, dass er sich zu den beiden gesellen konnte und kam kopfschüttelnd ins Bad. Schuldig würde leiden das nächste Mal... wenn er ihn zu fassen bekam, doch nun wollte Aya erst einmal heiß baden. Mit Jei... ein wenig unsicher war er schon, aber mit der Zeit war es normaler geworden, sich mit dem Rest von Schwarz zu umgeben. Seltsam... die Zeit veränderte so vieles. Und er hatte noch nicht mit Schuldig gesprochen, über das was ihn am Flughafen beschäftigt hatte… Schaudernd stieg er in die heiße Labsal und wurde sich mit einem Mal der seltsamen Stille bewusst und Schuldigs Blick. Schlechtes Timing, brummte Schuldig innerlich was Jeis Frage anbetraf. Er hätte diese ‚Problematik’ gerne mit Jei unter vier Augen besprochen, vor allem weil er einen bestimmten Verdacht hegte warum Jei derartige Fragen stellte. Sicher konnte er sich jedoch bei dem Iren nicht sein. Nie. „Für mich ist es deine Empathie, Jei.“ Er schwieg einen Moment lang, sich Rans Nacktheit nur zu gut neben sich bewusst. „Im Grunde genommen kannst du nur das Gesamtwerk betrachten. Du kannst keinen Aspekt außen vorlassen, wie ein Kunstwerk, welches nur mit allen Farben und Formen zu betrachten ist. Einzeln betrachtet sind es lediglich Fragmente. Zusammengeführt jedoch zeigen sie ein einzigartiges Bild. Oft ist es diese Einzigartigkeit, die für den Betrachter, Schönheit und Attraktivität ausmachen.“ Schuldig dachte nach. Er hoffte, dass für Jei verständlich erklärt zu haben. Hoffte er... vergebens. Denn trotz der illustren Erklärung musste Jei überlegen. Er legte den Kopf schief und ließ seinen Blick in sich gehen, drehte und wendete die Worte in seinem Inneren. Schuldig hatte oft Recht, doch das half ihm bei diesem Problem nicht weiter. Bei dieser Unklarheit. Sein Blick kam auf dem rothaarigen Dämon zum Ruhen und er tauchte in dessen Farben ab, die neben Neugier und Verwunderung vor allen Dingen Ruhe widerspiegelten. Wenn er ihn fragte... war er näher an dem Blonden als Schuldig. Vielleicht war dann auch die Antwort näher zu der des Weiß, als es Schuldigs war. „Findest du mich sexuell... attraktiv?“, richtete er an den Ex-Weiß, dessen Gefühlswelt ähnlich wie Schuldigs zuvor in ein buntes Chaos gestürzt wurde. Seltsam, wie ähnlich sie sich waren in den Gefühlen. Seltsam. Aya glaubte nicht richtig zu hören und war im ersten Moment sicher, sich verhört zu haben. Doch anscheinend... denn so wie das Auge auf ihn gerichtet war, konnte er sich gar nicht vertun. Sein Blick ging zu Schuldig. Dieser verbiss sich das Grinsen gerade mal so, allerdings war es in seinen Augen zu sehen, sagte aber auch durch die Tatsache, dass er seinen Mund ein wenig verzog, dass er mit Ran und dessen Erklärungsnot mitfühlte. Leicht war die Frage nicht. Ebenso die Antwort. Das hatte etwas von Ausfragen in der Schule und zwar über unvorhersehbaren Lernstoff. Wie gut, dass er seine Prüfung schon hinter sich hatte. ‚Hey Kleiner, kannst du uns schon mal den Sake vorbeibringen?’, schickte Schuldig zu Nagi, der noch vor seinen Rechnern hockte und erst später zu ihnen stoßen wollte. ‚Moment’, kams zurück. „Wieso fragst du das?“, einigte sich Aya schließlich auf eine neutrale Antwort, nämlich gar keine und bekam dafür prompt die Quittung. „Es ist unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“, erwiderte Jei ruhig, sein Blick wich jedoch nicht von seinem Gesicht. Wartete immer noch auf Antwort. War es möglich, dass sich sein Erstaunen noch weiter steigerte? Ja, war es. Aya gab sich geschlagen. Wenngleich er nicht viel anderes, als Schuldig auch zu dem Thema zu sagen hatte. „Dein Körper ist attraktiv, weil er durchtrainiert ist. Du hast klar definierte Muskeln. Über deinen Geist kann ich nichts sagen, dazu kenne ich dich nicht gut genug.“ Aya verstummte. Er hatte verschwiegen, dass Jeis Narben für ihn nicht attraktiv waren, und das aus gutem Grunde. Er wusste nicht, was dahinter stand und wie der ruhige Ire reagieren würde, wenn er es erwähnte. Aber anscheinend war das auch gar nicht nötig, denn seine Worte wurden gerade genauestens bedacht, bevor Jei erneut zum Sprechen ansetzte. „Ich will dich“, sagte er und sah Aya in die Augen. Fortsetzung folgt… Vielen Dank für’s Lesen. ^.^ Bis zum nächsten Mal! Coco & Gadreel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)