Narakus Liebschaft von Mopsbacke (Najiru und Naraku...) ================================================================================ Kapitel 4: das Schloss ---------------------- Sie war völlig außer Atem, als sie schnaufend vor den großen Holztüren des Schlosses stand. Es war auf einer erhöhten Ebene gelegen, sodass Najiru kurz bergauf laufen musste. Sie war fast zwanzig Minuten gerannt und wollte mehrere male einfach stehen bleiben, sich fallen lassen, einfach im Gras liegen bleiben und darauf zu warten, entweder von Dämonen oder von wilden Tieren gefressen zu werden. Doch ihre Hoffnung und Zuversicht, ihr fester Glaube an eine bessere Zukunft, brachten sie dazu, weiter zu rennen und ihrer Vergangenheit, an die sie sich eh kaum erinnern konnte, den Rücken zu kehren. Zögerlich hob sie eine Hand, ballte sie zur Faust und klopfte bedächtig und scheu an die großen Tore. Ein dumpfes "Klonk" verhallte in der Finsternis. Nichts passierte. Niemand reagierte auf das Klopfen der Blauhaarigen, die dort zitternd vor dem Tor stand. Grade, als sie erneut anklopfen wollte, hörte sie Schritte, die aus dem Schloss kamen. Jemand öffnete die Tür einen Spalt breit - ein kleines Mädchen mit schneeweißen Haaren und einem ebenso weißen Kleid. Sie hielt einen Spiegel in den zarten, blassen Händen. Sie sagte nichts und sah Najiru nur mit ihren leeren Augen an. "Ähm...", Najiru wusste nicht so recht was sie sagen sollte und sie hatte alles andere als ein kleines Mädchen erwartet. Vielleicht war sie eine Dienerin oder so was... "also... i - ich... ich suche... nach einer Unterkunft, da mein Dorf zerstört wurde..." Dieses Mädchen in weiß starrte sie weiterhin nur ausdruckslos mit einem durchdringenden Blick an und nach einem unangenehmen Schweigen sagte eine männliche Stimme hinter ihr: "Lass sie rein, Kanna..." Das musste der Herr des Schlosses sein. Er trug edle Gewänder, doch sein Gesicht blieb ihm Dunklen verborgen, "Dienerinnen können wir immer gebrauchen!" Das Mädchen - Kanna - machte die Tore weiter auf, sodass Najiru eintreten konnte. "Äh... ähm... danke...", stammelte Najiru. "Ich werde dir dein Zimmer zeigen", sagte Kanna ausdruckslos. Ihre Stimme war wie ein hypnotisierender Singsang, hoch und zerbrechlich. Najiru folgte diesem - in ihren Augen seltsamen - Mädchen, bis dieses abrupt vor einer hölzernen Tür stoppte. Najiru hatte sich die ganze zeit genau umgesehen und bemerkt, dass sie nie den Weg eines anderen Menschen gekreuzt hatten. Eine Feststellung die Najiru beunruhigte. ,Aber es ist ja schon spät... und das Schloss ist groß...', beruhigte sich Najiru, doch noch immer wühlten Unsicherheit und Angst sie auf. Und es legte sich auch nicht, als Kanna die Tür zu ihrem Zimmer lautlos öffnete. "Hier wirst du die Nacht verbringen... morgen wird dir jemand sagen, was du zu tun hast..." Najiru trat in das Zimmer und Unbehaglichkeit durchströmte ihren Körper, wie ein schwarzer Fluss dessen Quelle das Herz war und jede Ader durchflutete. Kaum hatte Najiru zwei Schritte in das Zimmer getan, schob Kanna hinter ihr die Tür zu. Nur der Mond, der durch schmale Ritzen zwischen den Wänden kroch, durchriss die Finsternis, die den Raum füllte, mit spärlichem Licht. Najiru ertastete sich den Weg zu ihrem "Bett", das aus einem Kimono bestand, der auf den Boden gelegt war. So kühl die Nacht auch war, verspürte Najiru eine unangenehme Hitze in diesem Schloss, bei dem sie das gefühl hatte, nicht hier sein zu dürfen, und entschloss sich dazu, sich ihren Kimono auszuziehen und sich einfach in ihrer Unterwäsche schlafen zu legen. Würde sich schon kein Spanner ins Zimmer wagen... außerdem... hatte sie ja eh keine Menschenseele auf den Gängen herumirren sehen. Najiru lag da, das Ohr an den Fußboden gepresst. Egal, ob sie die Augen schloss oder nicht, sie sah immer die gleiche, triste Dunkelheit. Die Nacht schien ihr in diesem Schloss deutlich schwärzer, als ob die Finsternis in ihr Herz kroch und dort heißen Nebel aufwabern ließ. Ihr Herz klopfte wie verrückt in dieser Nacht und sie hoffte inständig, dass es sich in den nächsten Nächten legen würde, ansonsten drohte sie noch verrückt zu werden. Lange zeit lag sie noch wach. Die Augen glühten wie Irrlichter in der Dunkelheit und ihr Haar schimmerte dämonisch. Manchmal ließ sie die Augenlider sinken, in der Hoffnung endlich einschlafen zu können, in diesem mysteriösen Schloss. Sie versuchte ihren Kopf zu leeren, frei von allen Gefühlen die dort in ihrem Kopf herumspukten und die Angst mit der Besorgnis rumtollte. Und schließlich, nach einer schier endlosen Weile, schlossen sich ihre Augen, ihr Herz hörte auf zu hämmern, als wolle es die Rippen durchstoßen, und ihr Puls beruhigte sich und schien nicht mehr die Absicht zu haben, die Blutgefäße zum Platzen zu zwingen. Und so schlief sie endlich ein, einen traumlosen Schlaf, der ihrer Meinung nach hätte Stunden dauern können...Doch schon nach wenigen Stunden, als die Sonne sich grade zum Aufgehen zwang und die Sonnenstrahlen den Tau auf den Kirschbaumblättern sanft schimmern ließen und leichte Morgenwinde die Bäume durch zärtliches Rütteln weckten, wurde Najiru geweckt. Eine schöne Frau in einem Kimono hatte sie geweckt. Sie war größer als Kanna und hatte schwarze Haare, die sie sich zu einem Zopf hochgesteckt hatte. Besonders aufmerksam wurde Najiru auf zwei federn in den Haaren, auch wenn ihr Blick noch eher verschwommen war. "Ähm...", war das Einzige, was Najiru zu Stande brachte, also übernahm diese Frau das Sprechen: "Mein Name ist Kagura und ich bin Dienerin unseres Herrn Kagemaki, allerdings viel höher gestellt als du. Ich bin, neben ein paar anderen, fürs erste für dich verantwortlich und werde dich hier einweisen." Sie hatte eine kühle Stimme, richtig Furcht einflößend. Najiru richtete sich auf, ohne sich der Tatsache, dass sie nur knapp bekleidet war, bewusst zu werden, und beäugte Kagura misstrauisch. Schließlich sagte sie, mit ebenfalls kühler Stimme: "Bist du seine Geliebte? Oder was macht dich so besonders?" Kagura lachte eiskalt. "Ich und seine Geliebte? Wohl kaum, so tief werde ich schon nicht sinken... ICH muss mich nicht hoch schlafen. Und du solltest besser nicht einmal daran denken." "Oh, glaub mir, das hatte ich nicht vor. Ich will ja nicht als Geisha oder Hure enden", erwiderte Najiru mit einem merkwürdig schiefem Lächeln, das wohl kaum gekünstelter sein konnte. Kagura musterte das blauhaarige Mädchen vor sich und sagte langsam, aber durchdringend: "Hm... irgendetwas an dir gefällt mir... und jetzt zieh dich an - bist ja fast nackt - und dann kommst du zu mir aus dem Zimmer..." Und mit einem letzten Blick auf das Mädchen vor sich entschwand Kagura aus dem Zimmer und starrte die Wand gegenüber der Tür feindselig an, als wolle sie sie am liebsten in Brand setzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)