die Ärzte - das Parfum von abgemeldet (deep throat) ================================================================================ san --- Er würde schon noch früh genug erfahren wie das Gespräch zwischen seinen Freunden ausgegangen war. Farin erreichte die Hotellobby ohne Zwischenfälle. Er überlegte kurz, ob er gleich zu Bela gehen oder lieber vorher eine heiße Dusche genießen sollte. Im Endeffekt siegte die Verlockung, sich erstmal frisch zu machen, schließlich hatte er bei dem Konzert ganz schön geschwitzt. Außerdem wollte er seinem Freund nicht zumuten, ein längeres Gespräch mit einem zu Brei gerockten Herrn Urlaub zu führen. Vor seiner Tür angekommen kramte der Blonde in seiner Tasche nach dem Zimmerschlüssel. Doch da war keiner. Er suchte noch mal gründlich. Klamotten, Handtuch, Trinkflasche, Schminkzeug von Bela, Ersatz-Plektrons, Parfumfläschchen, Handtuch von Bela und Pfefferminzbonbons. Kein Schlüssel. "Komisch... ich hatte ihn vorhin doch noch hier irgendwo...?!?", murmelte Farin verärgert. Vermutlich hatte jemand aus der Crew sich einen Scherz erlaubt und wollte ihn auflaufen lassen. Nicht mit mir, dachte sich der Gitarrist, dann geh ich eben ungeduscht zu Bela, ich muss mich ja nicht selbst riechen. Schmollend ging er also ein Zimmer weiter und klopfte an die Tür. Der Schlagzeuger lag gerade in der Badewanne, das Wasser war angenehm warm und er schaute gedankenverloren durch die Dampfschwaden nach oben an die Decke. Er hörte zwar, wie es klopfte, aber er war der Meinung, dass wer auch immer es sein mochte gefälligst bis morgen warten konnte. Doch der Besucher vertrat offensichtlich eine andere Meinung, denn das Klopfen wurde stetig lauter und unerbittlicher. Genervt setzte sich Bela auf. Wer konnte so spät noch was von ihm wollen? Scheinbar war diese Person sehr stur und nicht so leicht abzuschütteln. Mürrisch stieg Bela nach ein paar weiteren Minuten aus der Wanne, nachdem er endgültig überzeugt war, dass er es mit einem Irren zu tun hatte, der notfalls die Tür einschlagen würde. Missmutig schnappte er sich ein Handtuch, welches er sich um die Hüften wickelte. Widerwillig tapste er aus dem Bad. Seine Haare waren noch klitschnass und auch sonst triefte er an allen Ecken und Enden. Er hinterließ eine regelrechte Wasserstraße auf seinem Weg, was ungefähr so aussah als hätte er versucht das Hotel zu fluten. Dieses störte ihn jedoch nicht weiter, da er fest vorhatte den Besucher in Rekordzeit abzuwimmeln und dann wieder ins Bad zu hüpfen. Er öffnete die Zimmertür. Doch auf die Person, die ihm nun mit einem verlegenen Grinsen gegenüber stand, war er absolut nicht vorbereitet gewesen und so blieben ihm die Worte im Hals stecken. Farin war augenblicklich erleichtert, als Bela ihm endlich öffnete. Lange hätte er das Klopfen nicht mehr durchgehalten, seine Knöchel taten schon weh. Der Kleine schien ihn allerdings nicht hereinlassen zu wollen und offenbar hatte er ihn beim Baden gestört, denn Bela stand halbnackt und tropfend ihm Türrahmen ohne sich einen Millimeter zu rühren. Es war also Überzeugungsarbeit gefragt. "Hey Bela, stell dir vor, man hat mir den Zimmerschlüssel entwendet und ich kann mich jetzt nicht mal duschen...", sagte der Größere, wobei er versuchte so klein und Mitleid erregend wie möglich zu wirken. Dies schien die erwünschte Wirkung zu haben, denn der Kleine machte einen Schritt zu Seite um Farin Zutritt zu gewähren. Hastig folgte der Blonde dem Schwarzhaarigen ins Zimmer, bevor dieser die Tür umgehend wieder schloss. "Ach ja, du hast dein Schminkzeug und dein Handtuch vorhin liegen lassen...", mit diesen Worten holte er besagte Gegenstände aus seiner Tasche und legte sie auf den kleinen Tisch am Fenster. Unbefangen lächelte er nun Bela an und wartete darauf, dass der Andere etwas sagte. Dieser blinzelte unverwandt die vergessenen Sachen an. "Danke... dass du sie mir gebracht hast.", flüsterte er schließlich. Der Kleine erinnerte sich in diesem Moment nur zu genau daran, warum er eigentlich so überstürzt aufgebrochen war. Und ihm wurde bewusst, dass er jetzt mit gerade mal einem Handtuch bekleidet vor seinem Freund stand. Unsicher wich er Farins Augen aus. Er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren. "Du bist also ausgesperrt, ja?", erörterte Bela die Situation, nun mit einer gefestigten Stimme sprechend. "Ja... blöd, oder? Aber ich wollte so oder so noch mit dir reden...", erwiderte der Blonde und machte einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu. Bela wich unmerklich zurück, er ahnte was nun für ein Gespräch folgen würde. Panisch durchforstete er sein Gehirn nach einer Möglichkeit den anderen vom Thema abzulenken. "Willst du nicht lieber...", der Schlagzeuger überlegte angestrengt und kaute dabei auf seiner Unterlippe. Hilfe suchend sah er sich nach einer Inspiration um. Dann fiel sein Blick auf die Wasserlache, die sich zu seinen Füßen gebildet hatte. "... erst duschen gehen?", fügte er blitzschnell hinzu. Doch kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, wusste er, dass dieser Vorschlag keine so brillante Idee gewesen war. Denn schon formten sich vor seinem geistigen Auge Bilder von seinem Freund wie er nackt unter der Dusche stand. Er spürte wie ihm das Blut in die Wangen schoss und hoffte, dass Farin seine Errötung nicht bemerken würde. "Duschen? Ja klar, super!", stimmte der Größere begeistert zu, bevor der Kleine sein Angebot zurückziehen konnte. Zum Dank umarmte er den Schwarzhaarigen kurz, um dann sorglos pfeifend mit seiner Tasche im Bad zu verschwinden. Bela war sich sicher, dass sein Gesicht mittlerweile die Röte einer überreifen Tomate angenommen hatte. Mit gemischten Gefühlen sah er seinem Gitarristen nach. Wie sollte er das nur überstehen? Entkräftet seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken als er versuchte, Farins Pfeifen und die damit automatisch verbundene Assoziation eines gewissen unbekleideten Körpers auszublenden. Plötzlich schreckte er wieder hoch. Er brauchte unbedingt Klamotten, möglichst viele davon, um gegen das bevorstehende Gespräch oder viel mehr den bevorstehenden Anblick gewappnet zu sein. Hastig suchte er zusammen, was er kriegen konnte. Eine dunkle Jeans, Boxershorts, ein schwarz-grünes Hemd, Socken... am liebsten hätte er noch einen Pullover angezogen, aber dafür war es wirklich zu warm. Angespannt setzte er sich, nun vollständig bekleidet mit dem Handtuch um seine Haare gewickelt, wieder auf das Bett. Was sollte er Jan nachher sagen? Bela überlegte hin und her, welche Ausrede wohl angemessen wäre: ,Ich hab nicht gut geschlafen und bin deshalb gereizt?' ; ,Ich bin auf Entzug und das sind die Nebenwirkungen?' oder ,Ich bin es gar nicht gewesen, weil ich nämlich in Wirklichkeit von Außerirdischen entführt wurde?', letzteres würde Farin ihm wohl kaum abkaufen. Besagter stand unterdessen unter einem wohlig warmen Wasserstrahl und schrubbte sich die Müdigkeit aus den Gliedern. Er hatte zwar bemerkt, dass Bela ihm gegenüber etwas verschlossen war und einem ernsten Gespräch aus dem Weg gehen wollte, aber immerhin hatte er ihm nicht die Tür vor der Nase zugeknallt. Alles Weitere würde sich ergeben, dachte der Bonde als er den Wasserhahn zudrehte und aus der Wanne stieg. Er machte sich daran seine Haare trocken zu rubbeln, dafür hatte er allerdings noch nie genug Geduld gehabt. Unschlüssig ließ er es dann doch bleiben und ging sofort dazu über frische Klamotten aus seiner Tasche hervorzuholen. Dabei erhaschte das Parfumfläschchen seine Aufmerksamkeit. Kann ja nicht schaden, dachte Farin sich und langte zu. Komplett angezogen, zusätzlich bekleidet mit dem "deep throat" - Duft, trat er schließlich in das Zimmer seines Freundes hinaus. Erschrocken hob Bela den Kopf, als er das sanfte Klicken der Tür hörte. Er hatte vorgehabt, den Blonden mit dem erstbesten Einfall zuzutexten, damit dieser keine Chance hatte den Mund aufzumachen. Doch ihm stockte der Atem als er den Anderen erblickte. Die Kehle des Schlagzeugers fühlte sich auf einmal unangenehm trocken an, er schluckte. Der Gitarrist stand dort in engen schwarzen Jeans und einem gleichfarbigen T-Shirt, die gebleichten Haare waren noch nass, wodurch sie wesentlich dunkler wirkten. Der fruchtige Duft von Shampoo erfüllte die Luft, aber da war noch etwas anderes, ein unauffälligerer Geruch, der Belas Sinne zugleich benebelte und schärfte. Er konnte sich keinen Millimeter rühren, weder wegschauen noch etwas sagen. Wie in Zeitlupe sah er wie Farin sich auf das Bett zu bewegte um sich ihm gegenüber hinzusetzen. Der Kleine spürte wie die Matratze durch das zusätzliche Gewicht ein kleinwenig mehr nachgab. Fasziniert verfolgten seine Augen einen Wassertropfen, der verführerisch langsam aus dem blonden Haar über die hohen Wangenknochen zum scharfkantigen Kinn und dann den samtweichen Hals entlang kroch um schließlich im T-Shirt-Kragen zu verschwinden. Bela verspürte einen starken Drang seine Zunge diesen vorgezeichneten Pfad folgen zu lassen. Er wollte unbedingt wissen wie dieser feuchte Hautstreifen schmeckte. Farin saß ungefähr eine Armlänge von ihm entfernt, gleichzeitig zu nah und zu weit weg. Zu nah um die Versuchung zu ignorieren, zu weit weg um einfach dem Impuls zu folgen. Unfähig irgendetwas zu tun, verfluchte Bela sich selbst, seinen besten Freund, der jetzt so verdammt sexy war und die ganze verfickte Welt gleich mit. "Ähm... Dirk? Alles okay?", fragte der Große besorgt, als sein Gegenüber nach ein paar Minuten des Schweigens immer noch keinerlei Anstalten machte seine Flucht nach dem Konzert zu erklären. Unsicher versuchte Farin den Blick des Kleineren einzufangen, in der Hoffnung dort eine Antwort zu finden. Doch Belas Augen waren glasig, unfokussiert. Einen schrecklichen Moment lang fühlte sich der Gitarrist an den Drogenkonsum seines Freundes erinnert, er hatte ihn früher ein paar Mal in einem ähnlichen Zustand gesehen. Meistens waren es LSD-Trips, die Bela zu einem unberechenbaren, unzurechnungsfähigen Geschöpf machten. Aber der Kleine hatte doch versprochen das Zeug nicht mehr anzurühren? Die Furcht vor einem Rückfall seines Schlagzeugers zu illegalen Aufputschmitteln breitete sich unaufhaltsam in ihm aus. Verzweifelt, da sein Gegenüber weiterhin keine Reaktion zeigte, packte er Bela am Arm, um ihn dazu zu zwingen ihm zuzuhören. Doch der Schwarzhaarige weigerte sich beharrlich ihm in die Augen zu sehen. "Dirk, sieh mich an.", sagte Farin nachdrücklich, ein Zittern seiner Stimme verriet jedoch die in ihm aufsteigende Panik. Bela vertrat jedoch die Meinung, dass er jetzt auf gar keinen Fall dem Wunsch des Blonden folgen dürfte, da er das Gefühl hatte sich gleich selbst zu vergessen. Er hoffte, dass sein Freund möglichst bald aufgeben und gehen würde, bevor er dem Kribbeln in seinen Fingerspitzen, welche sich nichts sehnlicher wünschten als den Anderen von überflüssigen Stoffschichten zu befreien, nachgab. Doch dann spürte er wie sich Farins Hand fester um seinen Unterarm schloss. Bestürzt stellte er fest, dass es sich bei seinem Objekt der Begierde um Jan, den sturköpfigsten Menschen der Welt, nein, des ganzen Universums, handelte. Und dem entsprechend war die Chance, durch pures Ignorieren eben diesen loszuwerden, sehr gering. "Sieh mich an, verdammt.", zischte Farin bedrohlich, wenn der Kleine glaubte er würde aufgeben, hatte er sich geschnitten. Die Nacht war noch lang, seinen Hotelzimmerschlüssel hatte er sowieso nicht mehr, also konnte er auch gut und gern seine Zeit damit verbringen, eine Erklärung aus seinen Freund zu quetschen. Der Blonde musterte den Schwarzhaarigen eindringlich. Und Tatsächlich nahm er eine Veränderung war: von Bela ging nun eine extreme Anspannung aus. Auch schlich sich ein gequälter Ausdruck auf sein Gesicht. Nun doch davon überzeugt, dass keine Drogen im Spiel waren, sondern irgendeine Art von Kummer das abweisende Verhalten auslöste, wich ein Teil der Angst aus ihm. Seufzend ließ Farin Belas Arm los, stattdessen strich seine Hand unter das Kinn des Anderen um seinen Kopf ein wenig anzuheben. Bela fing an zu zittern, als würde er gleich in Tränen ausbrechen, seine Hände ballten sich im Bettlaken zu Fäusten, jeder Muskel seines Körpers verkrampfte. "Sieh mich an...bitte.", flüsterte der Große sanft. "Du kannst mir doch alles erzählen.", fügte er ebenso leise hinzu. Tatsächlich schienen diese Worte das Eis zu brechen und für einen winzigen Moment trafen sich ihre Blicke, doch bevor Farin Zeit hatte die Emotionen des Anderen zu deuten, kniff dieser seine Augen fest zusammen. Man sah wie Bela angestrengt seine Konzentration sammelte. "Es geht nicht..." wisperte der Kleine, wobei er sich ruckartig von seinem Gegenüber wegdrehte. "Es geht einfach nicht...", wiederholte er kaum hörbar. Der Schlagzeuger fühlte sich in der Anwesenheit seines Freundes ertrinken, warum konnte er ihn nicht in Ruhe lassen? "Aber...", protestierte Farin enttäuscht. Was gab es denn so schlimmes, worüber der Andere partout nicht ein Wort verlieren wollte? Sie waren doch beste Freunde, sie kannten sich doch eigentlich schon eine Ewigkeit, hatten so viel zusammen durchgemacht. Ein letzter Versuch: "... vertraust du mir nicht, Bela?", fragte der Blonde und ließ dabei nicht eine Sekunde die ihm mit dem Rücken zugewandte Person aus den Augen. Der Schwarzhaarige holte tief Luft. Er hasste es, wenn Farin solche sentimentalen Fragen stellte. "Ich vertraue mir selbst nicht mehr.", erwiderte er wahrheitsgemäß. "Bitte geh jetzt.", forderte Bela wenig später seinen Freund auf. Verwirrt wartete Farin noch ein bisschen, er wollte dem Schlagzeuger die Chance geben, es sich anders zu überlegen. Als sich die Stille immer weiter ausdehnte und ihn zu erdrücken drohte, gab er schließlich auf. Bela wollte offensichtlich nicht mehr preisgeben, zumindest nicht heute. "Ich... wenn du morgen oder irgendwann doch darüber sprechen willst... Du kannst jederzeit zu mir kommen, das weißt du. Und falls du nicht mit mir reden willst, Rod hat bestimmt auch ein offenes Ohr für dich...", versicherte er abschließend dem Kleineren, bevor er sich vom Bett erhob um seine Tasche zu holen. In dem Augenblick, als Farins Gewicht von der Matratze verschwand, wollte Bela sich umdrehen und den Anderen festhalten, ihm sagen, dass er bleiben sollte, aber das würde alles nur noch komplizierter machen. Er musste ihn gehen lassen. "Ich penn dann bei Nopper... Gute Nacht." Dies waren die letzten und gleichzeitig niedergeschlagensten Worte, die der Schlagzeuger in dieser Nacht hörte und ein leises Klicken verriet, dass Farin endgültig das Zimmer verlassen hatte. Doch noch immer erfüllte sein unwiderstehlicher Duft den Raum, was Bela permanent an seine Schwäche erinnerte. Erschöpft, mies gelaunt, komplett angezogen und den nächsten Tag fürchtend streckte er sich auf dem Bett aus. Allerdings wagte er nicht auf erholsamen Schlaf zu hoffen. Gemeinsam mit einem äußerst schlechten Gewissen, denn schließlich hatte sein großer Freund es immer nur gut mit ihm gemeint, plagten Bela die ganze Nacht Träume von einem gewissen gut aussehenden blonden Gitarristen, der neben seinem 1000-Watt-Grinsen auch noch ganz andere Vorzüge hatte. Farin nistete sich unterdessen nach einer kurzen Erläuterung der Umstände bei ihrem treuen Roadie Nopper auf dem Sofa ein. Wirklich bequem war es nicht, denn diese Couch war schlichtweg nicht dafür ausgelegt einen Hünen wie ihn zu beherbergen. Wesentlich störender empfand der Blonde jedoch, dass Nopper einen Lärm zusammenschnarchte wie ein ganzes Sägewerk bei Höchstleistung. Tatsächlich wunderte ihn, dass sich noch keiner aus den benachbarten Zimmern beschwert hatte. Da bei diesem Geräuschpegel an ein friedliches Entschlummern nicht zu denken war, blieb Farin nichts anderes übrig, als trübsinnig an die Decke zu starren und sich über Bela Sorgen zu machen. Was war mit dem Kleinen geschehen? Was bedrückte ihn? Und vor allem: warum konnte Dirk es ihm nicht erzählen? Unruhig überlegte er eine Weile hin und her, bis ein Gedanke, der schon die ganze Zeit unbemerkt in seinem Hinterkopf lauerte, vollständig in sein Bewusstsein eindrang. Wie vom Blitz getroffen riss er die Augen auf. Was, wenn Rod Recht behalten sollte? Was, wenn Bela dachte, dass er etwas mit ihrem Bassisten hatte? Und deswegen nicht mit ihm reden wollte? Aber das war absurd. Sie hatten doch schon immer Scherze über solche Dinge gemacht. Irritiert erinnerte sich Farin an Rodrigos Worte: »... für manche Menschen wird aus Spaß eben eine ernste Angelegenheit...« . Warum musste der Chilene in diesem Fall nur so viel Sinn machen? Verdammt. Für einen kurzen Moment wünschte sich der Große ganz, ganz weit weg, irgendwo im Nirgendwo mit seinem Motorrad durch die Walachei zu düsen, hunderte Kilometer von jeglichen Komplikationen und dummerweise vielleicht Recht habenden Schlaumeiern entfernt. Aber statt die unendlichen Freiheit zu genießen, war er hier und jetzt auf einem viel zu kleinen Sofachen zur Nachtruhe gebettet. In höchstem Maße unglücklich über seine missliche Lage und seinen Zustand der Unwissenheit drehte sich Farin auf die Seite. Grummelnd inspizierte er im spärlichen Mondlicht die Textur der Couch. Da er immer noch nicht im Geringsten müde war und sein Zimmergenosse scheinbar die ganze Sonatensammlung Beethovens vor sich hin schnarchte, pickte er lustlos an ein paar lockeren Fäden des Sofabezugs herum um sich abzulenken. Mit einem resignierenden Seufzer schloss er schließlich seine Augen. Möglicherweise würde die Welt im Licht des morgigen Tages gar nicht mehr so vermurkst aussehen wie heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)