die Ärzte - das Parfum von abgemeldet (deep throat) ================================================================================ Ohne Worte waren sie zu der Vereinbarung gekommen, dem Schlafenden einen kleinen Streich zu spielen. Rod öffnete die Verschlusskappe des Fläschchens um erstmal schnuppernd den Geruch zu prüfen, stellte allerdings nichts Besonderes fest. Leicht irritiert, denn wer kaufte schon ein Parfum, welches nach nichts Bestimmten roch, bedeutete er dem Kleineren näher zu kommen. Dieser ließ sich geduldig und sehr großzügig mit dem Inhalt des Glasbehälters besprühen. Dann nahm Bela das Fundstück an sich und dieselte im Gegenzug den Chilenen von den Haarspitzen bis zum kleinen Zeh ein. Kritisch beäugte der Schlagzeuger sein Werk. "Das reicht jetzt aber, Bela!", rief der Bassist erschrocken, als der Andere sich daran machte ihn noch ein zweites Mal von oben bis unten mit dem undefinierbar riechenden Zeug zu benetzen. "Ach, jetzt hab dich nicht so!", erwiderte Bela stirnrunzelnd. Trotzdem ließ er von Rod ab und drehte sich grinsend den Klamottenstapeln zu. Der Kleine suchte nach einem geeigneten Versteck für das Parfum. Farin sollte schließlich seinen Spaß an der Suche nach seinem Eigentum haben! Vielleicht in den Schuhen? Aber die brauchte er beim Konzert ja. Die Jackentasche? Allerdings würde der Gitarrist dort als Erstes nachgucken. Wo würde der Blonde das Fläschchen unter keinen Umständen vermuten? Hm. Unschlüssig verschränkte der Schlagzeuger seine Arme über dem Brustkorb. Für einen kurzen Moment versank er in Gedanken, mit der Konsequenz dass ihm die Veränderung der hiesigen Atmosphäre komplett entging. Die Luft vibrierte auf einmal vor Anspannung, die Stimmung des Raumes unterlag einem starken Knistern, als würde sie elektrisch aufgeladen. Rod war nicht mehr nach kindischen Versteckspielchen zu mute. Unbemerkt näherte er sich seinem Freund. Plötzlich spürte Bela wie ein heißer Atem seinen Nacken entlang strich und ihm lief ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Ein mulmiges Gefühl machte sich schlagartig im Magen des Kleinen breit. Als er versuchte sich umzudrehen um dem Anderen ins Gesicht zu sehen, schlossen sich zwei kräftige Hände wie Schraubstöcke um seine Schultern und hielten ihn fest. Bela schluckte. Was sollte das denn jetzt? Hatte er was verpasst? Das bedeutet doch nichts Gutes, oder? Tausend wirre Fragen schossen durch den Kopf des zutiefst beunruhigten Schlagzeugers, doch bevor er auch nur eine davon stellen konnte, erreichte seine rechte Ohrmuschel ein warmer Lufthauch mit den Worten: "Du wolltest doch vorhin noch wissen... ob ich Mister Farin U. schon mal ficken wollte, hm?". Wie vom Blitz getroffen erstarrte der kleine Schwarzhaarige. Das konnte doch nicht heißen, dass...? "Möchtest du die Wahrheit hören?", ertönte es einen winzigen Augenblick später im Flüsterton wieder ganz dicht an Belas Ohr. Der Schlagzeuger hielt es für das Beste nicht zu antworten und blieb stumm. Rods Griff um die Schultern des Kleineren lockerte sich ein wenig. Trotzdem wagte Bela es nicht sich zu rühren, denn die Präsenz des Bassisten lauerte immer noch gefährlich nah hinter ihm. Außerdem glitten die Hände des Chilenen nun langsam über seinen Oberkörper nach unten, was den Kleinen weiter verunsicherte, vor allem da sich mittlerweile ein angenehmes Kribbeln in seiner Bauchgegend festgesetzt hatte. Schließlich schlangen sich Rods Arme lässig um Belas Hüften und der Schlagzeuger bemerkte, dass der Andere sich jetzt leicht an seinen Rücken lehnte, während dieser verdammt verführerische Atem immer wieder über seinen Hals streifte. Unwillkürlich schloss er die Augen. Wenn es nur Jan wäre, der ihn so umarmte... Von einer Sekunde zur nächsten wurde der Schlagzeuger schwungvoll herumgewirbelt und fand sich in einen brutalen Kuss mit dem Chilenen verwickelt, ohne dass er sich so richtig im Klaren darüber war, wie er in diese Situation hineingeraten konnte. Jeglicher rationale Gedanke hatte sich bereits aus Belas Kopf verflüchtigt, stattdessen überflutete ihn eine sinnliche Woge sexueller Begierde, der er sich nicht widersetzen konnte oder wollte. Dieses Gefühl, gegen einen muskulösen männlichen Körper gepresst zu sein, eine Hand in die kurzen schwarzen Haare des Anderen zu krallen und einen atemberaubenden, um Dominanz ringenden Zungenkuss zu vollführen, war unbeschreiblich. Willenlos gab er sich seinem Verlangen hin. Doch auch das sollte nicht lang anhalten, denn der Bassist beendete schwer atmend ihren Lippenkontakt auf ziemlich abrupte Art und Weise, wobei er den Kleineren mit seinen dunklen, seltsam funkelnden Augen durchdringend anblickte. "Die Wahrheit ist... dass ich ganz genau weiß...", wisperte Rod genüsslich, der Lufthauch seiner Worte kroch in grausamem Zeitlupentempo in Belas Ohrmuschel hinein und hatte zur Folge, dass den Schlagzeuger wiederum ein wohliges Zittern durchfuhr. "... wie sehr du dir wünschst, Farins Knackarsch zu entjungfern.", beendete der Chilene seinen Satz. Punktieren tat er seine Aussage, indem er seine Hände den Rücken des Anderen bis zu seinem Hintern entlang wandern ließ, um diesen dann genießerisch zu kneten. In diesem Moment entrann Bela ein leiser Seufzer. Die Bemerkung des Bassisten wurde keinesfalls vollständig von seinem Gehirn verarbeitet, sein Bewusstsein schlang sich einzig und allein um das Bild des Gitarristen und erst nach und nach klärten sich seine verschleierten Gedanken auf, als eben dieser blonde Halbgott, welcher immer noch auf der Bank schlief, in sein Blickfeld geriet. Schlagartig holte die Realität den Kleinen wieder ein. Seine horrorgeweiteten Augen konnten sich nicht mehr von Farin abwenden, der allem Anschein nach im Begriff war, aufzuwachen. Mit Entsetzen erkannte nun der Schlagzeuger, dass er die Kontrolle über seinen Körper scheinbar vollständig verloren hatte. So sehr er auch versuchte, aufgrund der herannahenden Katastrophe den Größeren von sich zu stoßen, es gelang ihm nicht. Erschwerend kam noch die Tatsache dazu, dass Rod angefangen hatte an seinem linken Ohrläppchen zu knabbern, was Bela verdammt noch mal unverschämt sexy fand. Unfähig etwas zu sagen, geschweige denn etwas zu tun, musste er mit ansehen wie der Gitarrist immer unruhiger wurde. Noch war es nicht zu spät, noch konnte er versuchen seinem Schicksal zu entgehen. Noch hatte der Blonde das Traumland nicht verlassen. Noch war alles, was bisher vorgefallen ist, nicht Wirklichkeit, oder zumindest nicht so wirklich wie wenn es eine dritte Person bezeugen konnte. Doch jetzt ließ der Chilene seine Zungenspitze verführerisch langsam über den äußeren Rand seiner Ohrmuschel streichen, um wenig später den inneren Teil zu erforschen. Damit hatte Rod den absoluten Schwachpunkt des Schlagzeugers gefunden. Der Kleinere schmolz dahin wie Butter in der Sonne, seine Knie fühlten sich mittlerweile gummiweich an, ein halb unterdrücktes Stöhnen entfuhr seinen leicht geöffneten Lippen und er fühlte sich der Verzweiflung nahe. Warum musste ihm so etwas passieren? Was würde Farin sagen? Was dachte sich Rod eigentlich dabei? Kraftlos ließ Bela das Parfumfläschchen fallen, welches er bis dato in der rechten Hand gehalten hatte. Mit einem surrealistisch lauten Geräusch kündigte es das Erreichen des Fußbodens an. Als das schallenden Klattern des Glases ertönte, schien die Zeit einen gewaltigen Schritt schneller vorwärts zu sprinten, wenigstens kam es dem Schlagzeuger so vor. Ehe er sich versah war der warme Körper, in dessen Umarmung er sich bis dahin noch gelehnt hatte, verschwunden und seine Beine knickten unter ihm weg. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Hinterkopf, vermutlich weil dieser unfreiwilligen Kontakt mit den harten Fliesen machte. Das letzte, was der kleine Schwarzhaarige erblickte, war das zugleich entsetzt und besorgt dreinschauende Gesicht von Rodrigo, der sich über ihn beugte. Dann schlich sich eine schwammige Dunkelheit über Belas Augen. Farin wurde unsanft durch ein klirrendes Scheppern aus einem äußerst bizarren Traum gerissen. Etwas desorientiert suchte er den Umkleideraum nach der Ursache für sein Erwachen ab. Das sich ihm bietende Bild wirkte auf ihn zuerst recht amüsant: die Sachen für ihren Gig lagen überaus unordentlich über mehrere kleine Häufchen verteilt, inmitten dieses Chaos kniete sein Bassist über einer seltsam verdreht liegenden Person. Als ihm klar wurde, dass es sich bei dieser Person um den Schlagzeuger handeln musste, fand der Blonde die Szene gleich viel weniger lustig und sprang auf, um sich einen genaueren Überblick von der Situation machen zu können. Seine Schritte näherten sich hastig den beiden Anderen. In dem Moment, als er schon den Mund aufmachen und eine Frage an den Chilenen richten wollte, stieß seine Fußspitze gegen ein kleines gläsernes Gefäß. Verwundert, wie es denn dahin gekommen sei, hob er das Parfum auf. Er achtete aber nicht weiter darauf. Viel wichtiger war jetzt in Erfahrung zu bringen, was mit dem Kleinen passiert war. "Hey, was habt ihr denn hier veranstaltet? Was ist mit Bela?", wollte der Gitarrist wissen. Erschrocken hob Rod den Kopf, offensichtlich hatte er den Großen noch gar nicht bemerkt. Dann fiel sein Blick auf das Fläschchen, welches Farin in der Hand hielt. Die Augen des Bassisten weiteten sich urplötzlich angsterfüllt. Rasch wendete er sich wieder dem Liegenden zu. "Keine Ahnung. Bela ist einfach ohnmächtig geworden.", antwortete der Chilene schließlich ausweichend. Doch dem Anderen entging nicht, wie er dabei schuldbewusst auf seine Unterlippe biss. Das hieß meistens, dass er mit eine Kleinigkeit, die durchaus mal größer sein konnte, nicht herausrücken wollte. "Einfach so? Aus heiterem Himmel?", hakte der Blonde ungläubig nach. Rod allerdings schwieg. Mitleidig musterte der Gitarrist seinen besten Freund, doch abgesehen von der unbequem aussehenden Position, in der er sich befand, schien ihm nicht großartig etwas zu fehlen. Sein Atem ging regelmäßig, er war nicht sonderlich blass und hatte keine sichtbaren Verletzungen. Seufzend schob Farin jeweils einen Arm unter Belas Schulterblätter und Kniebeuge, um ihn sanft vom Boden aufzuheben. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trug er den Schlagzeuger zu der Bank, auf der er selbst bis vor kurzem noch geschlafen hatte. Behutsam legte er ihn darauf ab, schnappte sich eine Jacke von den Klamottenstapeln und stopfte diese führsorglich als Kissenersatz unter den Kopf des regungslosen Kleinen. Nachdem er sich so gut es ging um seinen Freund gekümmert hatte, drehte er sich vorwurfsvollen Blickes wieder zu dem Bassisten um. Dieser kauerte immer noch an derselben Stelle zwischen den verstreuten Sachen und wirkte recht verloren. Was hier auch vorgefallen sein mag, es war jedenfalls mehr als nur ein konstitutionsbedingter Schwächeanfall. Und der Chilene war momentan der Einzige, der darüber Auskunft geben konnte. Aber allem Anschein nach fühlte dieser sich nicht dazu verpflichtet, seinem ahnungslosen Bandkollegen auf die Sprünge zu helfen. Stattdessen stand er nur sehr, sehr, sehr langsam auf, was die Ungeduld des Größeren ins unermessliche steigerte. "Willst du mir jetzt nicht mal erzählen, was passiert ist?", fuhr der Größere den Chilenen gereizt an. Er konnte es einfach nicht leiden, wenn er so im Dunklen gelassen wurde. Doch als er den gequälten Gesichtsausdruck des Anderen erkannte, hätte er sich am liebsten selbst eine Ohrfeige gegeben. Der Blonde hatte sich bei seiner Frage wohl an einen ganz schön aggressiven Ton vergriffen, womit er den Anderen offensichtlich verletzte. Sicher konnte Rod rein gar nichts für Belas Zustand und ihn einfach so anzufauchen war schlichtweg übertrieben. Besonders bereute Farin seinen Ausrutscher, als kurz darauf einige bittere Tränen über die Wangen des Bassisten kullerten. Allerdings blieb ihm keine Zeit sich zu entschuldigen, da Rod zwischen vereinzelten Schluchzern ein paar Worte hervorstieß, die ihn zutiefst verwunderten. "Ich... ich hab doch... auch keine Ahnung... was hier... los ist...", murmelte der Schwarzhaarige. "Ich weiß doch auch nicht... was mich geritten hat...", ergänzte er nach einem lautlosen Schlucken. "Es tut mir so leid...", fügte er unter weiteren Tränen hinzu. Dann wandte sich der Chilene ab und stürmte aus der Tür. Schockiert und vor allem verwirrt schaute der Gitarrist ihm nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)