Broken Wings von Sweet-Akane (der Fluch der Liebe) ================================================================================ Kapitel 6: Michiru ------------------ Der Weg bis zur Villa erschien ihr endlos, wie auch schon das letzte Mal ging sie die Allee entlang, die ihr eher wie ein endloser Tunnel vorkam. Als sie endlich das Ende erreicht hatte, sah sie James, den Butler der Kaiohs, schon an der Eingangstür stehen. Wie auch schon beim letzten Mal musste sie bei dem Anblick des betagten alten Herren lächeln. Er war laut Michiru schon 80 Jahre alt und diente den Kaiohs nun schon in 7. Generation. Eigentlich war er schon viel zu alt und hätte eigentlich schon seit 10 Jahren im Ruhestand sein müssen, doch da er noch gehen und trotz seiner Dioptrie von minus 18 durch seine unendlich dicke Brille noch sehen konnte, sahen die Kaiohs keinen Sinn darin, ihn zu ersetzen. Er war schon ein seltsamer Kauz. Er war so sehr auf sein Dasein als Butler fixiert, dass er jeden Tag auch nur das kleinste Anzeichen eines Staubkörnchens mit einer Pinzette von der Ahnengalerie der Kaiohs entfernte. Zwar wären sein Sohn oder Enkelsohn auch in der Lage, die Arbeit des alten Herren zu übernehmen, aber er liebte seine Arbeit und sah nicht den geringsten Sinn in seinem Leben ohne seine Butlertätigkeit. Also übernahmen die zwei andere Aufgaben im Haus, wie Gartenarbeit oder Hausmeistertätigkeiten. Setsuna grüßte den alten Mann freundlich. „Guten Tag, Mr. James, wie ist das werte Befinden dieser Tage?“ „Oh Miss Meioh, eine Ehre Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, das werte Befinden befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand, meine Knochen sind robust und mein Verstand klar. Ich geleite Sie nun zur jungen Miss. Bitte folgen Sie mir, aber treten sie nicht auf den Teppich, die Herrschaften wären sehr erbost darüber.“ Setsuna nickte und betrat das Haus. Nun ja, Haus war eine ziemliche Untertreibung, es war eher ein Schloss, in dem Setsuna nun hinter James die langen Flure und Treppen entlang ging. Um den Boden des alten Hauses nicht zu zerstören, hatten die Kaiohs alles mit Teppich auslegen lassen, nur ein schmaler Streifen in der Mitte war mit feinstem Laminat ausgelegt und durfte betreten werden. Also folgte sie ihm brav und nach endlosem Laufen gelangten sie endlich zu Michirus Gemächern. James klopfte an und als eine vertraute Stimme „Herein!“ rief, nickte James Setsuna zu und ging. Setsuna betrat langsam den Raum und schloss die Tür leise hinter sich. Sie konnte kaum eine Sekunde Luft holen, als die junge türkishaarige Frau durch den Raum raste und sie stürmisch umarmte. „Setsuna, ich bin so froh, dass du da bist!“. „Michiru…“ Sanft schob sie Michiru von sich weg und sah sie erschrocken an. Michirus ehemals sanfter Teint war blass geworden, sie hatte tiefe Ringe unter den Augen, die auch das Make- Up nur spärlich verdecken konnte. Außerdem waren ihre Augen rot unterlaufen und nass vor lauter Tränen, die sie in den letzten Wochen geweint haben musste. Michiru sah sie mit einem Blick der Verzweiflung an und brach in ihren Armen zusammen. Setsuna ließ ihre Tasche fallen und ging sofort in die Knie, um Michiru aufzufangen. Sie hielt sie lange im Arm und Michiru konnte sich erst nach einer Stunde wieder so weit fassen, dass sie und Setsuna sich auf die Couch in Michirus Zimmer setzen und reden konnten. „Setsuna, wie geht es Haruka? Was ist mit ihr? Wie geht es ihr? Ich… ich hatte doch keine Wahl, es ging alles so schnell… Ich… ich vermisse sie so sehr, es zerreißt mir jede Sekunde das Herz…“ schluchzte sie. Setsuna sah sie lange an. „Bevor ich dir sage, wie es ihr geht, will ich wissen, was geschehen ist. Schau mich nicht so an Michiru, du musst mir das erst sagen, sonst kann ich dir nicht helfen…“ Michiru schluckte laut und begann stockend zu erzählen. „Weißt du, Setsi, als Haruka mir den Antrag gemacht hatte, dachte ich… ich dachte, dass nichts in der Welt dieses Glück mehr zerstören könnte. Es gab keine Feinde, alles lief gut… Ich wollte, dass dieser Augenblick nie vergeht… Ich war am nächsten Tag so stark und selbstbewusst, dass ich meine Eltern anrief, um ihnen von meiner bevorstehenden Hochzeit zu erzählen. Zuerst haben sie sich gefreut… aber dann nannte ich Harukas Namen. Und leider kennen sie sie aus dem Fernsehen, von ihren Rennen... Sonst hätten sie vielleicht erst auf der Hochzeit davon erfahren, dass sie eine Frau ist. Meine Mutter legte sofort auf. Ich hatte Angst und wollte nur noch zu Haruka… Doch als ich gerade zur Haustür hinaus war, fingen sie mich ab.“ Michiru brach ab und schnäuzte sich leise die perfekte Nase. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Da bin ich nun eine der mächtigen Sailorkriegerinnen und lass mich von 6 einfachen Menschen überrumpeln. Bei keinem von ihnen sind noch alle Knochen heil, aber irgendwie schafften sie es doch. Dann sah ich meinen Vater… Er sah mich lange einfach nur an, bis er mir eine schallende Ohrfeige verpasste. Sie zerrten mich wieder in die Wohnung zurück und packten alles ein, das mir gehörte. Ich wollte nicht, dass sie Rukas Sachen nehmen, daher half ich unsere Sachen auseinander zu halten. Nur mein Nachthemd von der letzten Nacht ließen sie da, als „kleine Erinnerung für die kleine Schlampe“, die es gewagt hatte mich zu verführen… Seitdem werde ich hier festgehalten und mache das Studium per Fernkurs, meine Eltern erzählten ich hätte 2 gebrochene Beine und könnte daher nicht in die Universität gehen… So, ich habe dir alles gesagt, jetzt sag endlich was mit Ruka ist!!!“ Michiru schrie fast. Setsuna sah sie an und wusste innerlich, dass sie Michiru noch nie so gesehen hatte, so verzweifelt… Sie hatte zwar sehr lange mit Michiru zusammengewohnt, doch bisher war dies erst das zweite Mal, dass sie Michiru in einem solchen Zustand sah. Innerlich zerriss ihre Seele. Sie dachte an Haruka und ihr Koma und dass sie Michiru nichts von der Vergangenheit erzählen durfte, um Haruka nicht in Gefahr zu bringen. Doch was sollte sie tun… Ihr blieb nichts anderes übrig, als Michiru die Wahrheit zu sagen, um Rukas Leben noch zu retten… „Michiru… Ruka geht es sehr schlecht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)