There's no hope von Aon ================================================================================ Der Erste Schritt ----------------- Die Sonne hebt sich nur schwerfällig über die nahen Berge und der Schnee der Pelennor glitzert und schimmert goldenen im Licht der Morgenröte, als wäre es flüssiges Gold, dass sich über dem einstigen Kampfplatz legte. Auf den Mauern der einzelnen Stadtringe schimmern die Rüstungen der Wächter, die mit stolzen Blicken über die Ebene blicken, die Fahnen und Banner der Stadt in ihren Händen. Der Klang der silbernen Trompeten weckt die schlafende Stadt sanft aus ihren Träumen und die Menschen beginnen mit ihrem erneuten Tagewerk. Erstaunt blicken die Handwerker auf die leuchtende Gestalt, die mit abwesenden Blicken durch die Straßen und Gassen wandelt, deren Haar sich dem Schnee anpasst. Leises Getuschel, verwunderte Augen... Rúmil sieht die Menschen nicht an. Er hört nicht einmal die Trompeten, die den nahen Frühling aufzuwecken versuchen und er bemerkt nicht einmal, dass die Sonne sich über die weiße Stadt ergießt. Seine Gedanken kreisen um die letzten Monate, in denen er mit Haldir auf der Suche gewesen war. Ihm fällt auf, dass sein Bruder immer bei ihm war...für ihn sprach, für ihn agierte, entschied. Immer wieder...so, als wäre er unfähig auch nur ein richtiges Wort zu stande zu bringen, so, als gehöre er ihm... Der Elb schüttelt seinen Kopf und ballt die Fäuste. Er ist längst nicht mehr nur ein Elbling, der nichts von Krieg und Leid verstand, den man schützen musste... Hatte er nicht mit seinen Brüdern die Grenzen des Goldenen Waldes verteidigt? Hatte er nicht ebenso Orks und Westmenschen umgebracht, die Verletzten hastig durch die Baumreihen getragen, die Feinde im Nacken? Mit wütendem Blick sieht er auf den Palast, der ruhig im Licht Anors schimmert und er sieht seinen Bruder, der an der kleinen Mauer steht, die den Vorhof, den Vorsprung des Palastes vom Abgrund abgrenzt. Er sucht ihn mit den Augen, dass fühlt er, aber dieses Mal will er sich nicht zu erkennen geben. Er will nicht erneut von den wachen Augen Haldirs beobachtet werden. //...ich bin kein zerbrechliches Wesen, dass du ständig beschützen musst. Ich bin nicht dein Eigentum, Haldir und ich werde es nie sein....Du, der große Hauptmann Loriens. Du der stolz unserer Familie, der viel gerühmte Krieger,den so viele mit Glorfindel auf eine Stufe setzen...// Rúmil blieb äußerlich ruhig. Er strahlte Kälte, Stolz aus und niemand wagte es in seiner Nähe zu reden, ihn anzusehen....doch innerlich wollte er schreien, weinen, sich gegen die nahen Wände werfen und einfach seiner Wut, seiner Trauer freien Lauf lassen. //..nein...den Triumph lasse ich dir nicht, Bruder. Du wirst mich nicht weinen sehen. Du wirst nicht meine Trauer, meine Verzweiflung sehe. -Glaubst du wirklich,ich bin so schwach Haldir? Glaubst du wirklich, nur weil ich dein kleiner Bruder bin, könnte ich nicht selbst auf mich achtgeben? Bin ich wirklich nur ein Spielzeug für dich, auf dass du dein Auge wirfst, dass du überall mit dir hinnimmst?// Sein Kopf wendet sich dem nahen ersten Ring zu und er fühlt regelrecht die Dunkelheit, denn Hass und den Zwiespalt, der durch das Tor ihm entgegen schlägt. Augen, die ihn ansehen. Gelächter, dass nicht für seine Ohren bestimmt ist. Etwas zerbricht. Vielleicht ein Fenster, ein Krug und betrunkene Soldaten wanken aus dem Tor, machen sich auf zu ihren Kasernen, um ihren Rausch auszuschlagen. Es widert ihn an. Der Geruch des Alkohols, der Gestank von Abfall...es wird durch seine Elbesinne verschärft und dennoch zwingt er sich weiter zu gehen. Er würde es überstehen. Er würde Haldir beweisen, dass er mehr ist...dass er ein Krieger ist. Jetzt erst bemerkt Rúmil, dass die Blicke der Menschen auf ihm ruhen, dass sie ihn erschrocken, fasziniert und unverständlich zugleich ansehen. Er lächelt schmal und seine Augen verraten seine Härte, seine Entschlossenheit, mit der er den zweiten Ring hinter sich lässt. Eigentlich unterscheidet sich dieser Stadtteil nicht von den anderen...Sicher, die Häuser sind heruntergekommener, doch hier und da ragt ein stolzes Herrenhaus zwischen die übrigen hervor. Wirthäuser und Spilunken drängen sich eng aneinander und vor ihnen stehen Frauen, Männer. Sie tragen oftmals nur Lumpen, oder ihre Kleider lassen nahezu ihren gesamten Körper sehen. Ihre Augen sind fahl, ihre Bewegungen mechanisch. Nicht einmal das Lächeln auf ihren Lippen ist real und ihre Auren strahlen Angst aus...Angst vor ihren Besitzern, Angst vor dem nächsten Kunden, der ihnen zu nahe kommt, der von ihnen alles fordert. //Erbärmlich. Warum gehen sie nicht? Die Tore sind offen, die Wachen sind nah, doch sie stehen hier, betteln jeden an, mit ihnen ins Bett zu steigen, sie zu nehmen...sie an ihre Lustgrenzen zu treiben. He...widerlich...// Rúmil versteht nicht, wie sich Wesen zu so etwas herablassen können. Er mustert die Frauen und Männer, die nun zu ihm kommen, deren dünnen, Finger sich auf seine Tunika legen. "Herr...wollt ihr etwas Spaß? Etwas Ablenkung?...5 Silberlinge, und ich führe euch zum Rand des Paradieses..." Die Stimme der Frau dröhnt in seinen Ohren und angewidert stößt er sie von sich, sieht sie mit seinen durchdringenden Augen an. Ein Mann tritt zu ihm. "...wenn ihr Frauen nicht mögt, nehmt mich...ich werde alles für euch tun...alles..." Er legt seine Arme um den Elben und küsst seinen Hals. Rúmil erzittert leicht, doch behält die Fassung. Erneut tritt er zurück, strafft sich und schon suchen sich die beiden Käuflichen andere Kunden. //...So etwas widerwärtiges. Sie wind beide verbraucht, längst alt..he...das jemand sich mit denen abgibt...-Dennoch...warum sollte ich mir nicht mein Vergnügen gönnen, jetzt wo ich schon einmal hier bin..// Er lächelt. Ja, dieser Gedanke gefällt ihm... Er ist ebenso ein Lebewesen, wie die anderen hier...wie die Soldaten, die mit ihren Huren Arm in Arm gehen und der Kuss dieses Mannes...diese sachte Berührung...Sie hatte etwas verbotenes, etwas gefährliches... Rúmil grinst leicht und sucht in seiner Tunika nach einem Beutel mit Münzen, zählt das Geld. Zufrieden sieht er sich nach einem geeigenten Wirthaus um und geht darauf zu. Als er eintritt verstummen die Menschen und alle Augen richten sich auf ihn, was den Elben jedoch nicht stört. Sicheren Schrittes steuert er einen hintern Ecktisch an und lässt sich in die weichen Kissen fallen. Sein Blick schweift über die Anwesenden und sein Lächeln wird düsterer. Diese unwürdigen, diese halbverfallenen, verbrauchten Männer, die sich mit ihrem Bier um den Verstand saufen,die Kräuter nehmen und sich joulend unterhalten und er mitten drin...Er der Galadhrim. Er der König unter ihnen, der erhaben und stolz auf sie herabsieht. Der Wirt kommt zögernd auf ihn zu und der Elb bestellt einen Krug Wein, lehnt sich zurück. Pfeifenkraut liegt in der Luft, Rauch vom nahen Feuer, dass die Wirtschaft erwärmt und davor hockt ein junger Mann, streckt seine Hände nach den Flammen aus. Sein hell-braunes Haar fällt in Locken über seine Schulter, die von seinem geöffneten Hemd preisgegeben wird. Lächelnd steht Rúmil auf. Er geht auf ihn zu, bleibt neben ihm stehen und sieht auf ihn herab, mustert den Menschen, der ihn mit grau-grünen Augen ansieht, sich aufrichtet und den Blick senkt. Der Galadhrim lässt seinen Blick auf den sanften Zügen des Menschen ruhen, lässt sie über dessen Hals schweifen und entdeckt ein kleines Zeichen, dass dort eingebrannt ist. Ein 'S' und er streicht mit seinen Fingern über die Brandmarke. "Du bist käuflich, richtig?".fragt Rúmil kühl und blickt in die gesenkten Augen, die sich leicht schließen. Eine stumme Antwort, die der Elb versteht und er lächelt, nickt. "Wieviel?" "Fünf Silberlinge Herr...",flüstert sein Gegenüber und erneut macht sich ein Lächeln auf den feinen Zügen des Elben sichtbar. "Wir werden sehen, ob der Preis nicht steigen kann. Komm." Er legt den Arm um die verhältnismäßig schmale Hüfte des Mannes, der seine Augen kurz schließt und hofft, dass der Elb nicht wie die anderen Männer ist, die ihn bereits in der Nacht genommen hatten. Leise folgt er ihm und Rúmil nimmt die Flasche Wein, die er bestellt hat. Beiläufig fragt er den Wirt nach einem Zimmer und dieser reicht ihm sofort den Schüssel...sieht dem Elben erschrocken nach, der den junge Mann mit sich nach oben nimmt. "Hättet ihr das geglaubt? Ein Elb...und auch noch so einer. He, wo sind die stolzen, wunderbaren Wesen, die das Licht verbreiten, wo sie sich aufhalten?",fragt ein Soldat, der gerade seinen Krug leert und auf den Tisch stellt. "Dieser ist wie wir...sie wollen so wunderbar sein, über uns stehen.. Sicher...wir sind nicht unsterblich,nicht so...schön, aber..." Er deutete eine Verbeugung an und die Soldaten brachen in Gelächter aus. "Wo ist eigentlich dieser Phin? Ich vermisse seinen Arsch...",meint einer der Männer und sieht sich um. "Sonst sieht man ihn doch immer hier herumlungern..." "Sirith meinte, sie hätte ihn gestern vor dem Haus gefunden. Vollkommen erschöpft und halb erfroren. Sein Besitzer holte ihn bei ihr ab. Er war...", der Wächter lächelt, "...ziemlich sauer. Mir scheint, Phin hat sich einiges geleistet in letzter Zeit. Sicher sehen wir ihn abld wieder. Mir juckt es schon wieder nach ihm. Wenn ich an seine geschickte Zunge denke..." Genussvoll lehnt er sich zurück und grinst dreckig. "Sobald er wieder frei herumläuft, schnapp ich ihn mir..." Einige seiner Kamerade prosten ihm zu. "Und wir weden bei dir sein. Glaubst du etwas, der Kerl gehört dir allein?!",lachen sie und als ob sie den Pakt beschließen wollen bestellen sie einen Krug des besten Weines, leeren ihn mit lautem Gelächter... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)