Bonnie & Clyde von Himbeerpfote (Die Story über Bonnie und Clyde) ================================================================================ Kapitel 10: Cincinnati ---------------------- Cincinnati Dreimal hatten sie das Auto gewechselt. Immer wieder mussten sie den Kontrollen der Polizei ausweichen. Diese und noch einige andere Ereignisse zogen die Reise nach Nordosten in die Länge. Bonnie versuchte ihre Beine lang zu machen, doch sie hatte kaum Platz auf der Rückbank. Sie legte ihren Kopf auf Clydes Schulter und schloss ihre Augen. Der Zauber von der schönen Landschaft langweilte Bonnie nun langsam. Sie wollte endlich raus aus dem Auto und Städte besuchen. Doch sie konnte weder Clyde, Franzis noch John einen Vorwurf machen. Die meisten Pausen wurden wegen ihr eingelegt. Keiner der Jungs beschwerte sich, wenn Bonnie eine Pause haben wollte. Sie ertrugen auch die sämtlichen Launen von ihr. „Willst du raus, Darling?“, fragte Clyde lächelnd. Er hatte Bonnies Unruhe bemerkt, doch sie schüttelte den Kopf. „Wir sind bald in Cincinnati! Da können wir kurz eine kleine Pause einlegen!“ „Wär ganz gut... Der Sprit geht uns nämlich langsam aus!“, sagte Franzis und deutete auf eine kleine Armaturanzeige. „Wir brauchen einen neuen Wagen!“ „Können wir nicht einmal wie gewöhnliche Leute normal tanken fahren?“, fragte John entnervt. „Die suchen uns bestimmt nich bis nach Ohio!“ „Mh... ich wäre aber für einen größeren Wagen!“, meinte Clyde. Seine Knie drückten sich schon in die Lehne des Beifahrersitzes. „Ich hab hier kaum Platz.“ „Ich merk deine Knie schon seit mehreren Stunden! Aber ich beschwer mich nicht!“, murrte John. „Wir müssen langsam uns daran gewöhnen, wieder normal und zivilisiert zu leben!“ „Man lebt in Schottland normal und zivilisiert?“, gluckste Franzis. „Ja mein Herr!“, zischte John durch seine Zahnlücken. „Hört auf zu streiten! Wir besorgen uns ein größeres Auto und dann behalten wir das auch! John kann dann in Buffalo über die Kanadische Grenze passieren und dann über Kanada nach Schottland auswandern! Wir bleiben erst mal in Buffalo und reisen dann weiter nach New York. Dort kann man uns kaum finden!“, unterbrach Bonnie die Männerdiskussion. Sie hatte schon wieder Kopfschmerzen. Ein Zeichen, dass sie bald ihre Monatsblutungen bekam. Der Kinderwunsch von ihr und Clyde musste also noch einen Monat warten. Sie wollte es Clyde nicht sagen, denn sein trauriges und enttäuschte Gesicht wollte sie nicht sehen. „Leute? Habt ihr Lust auf einen kleinen Spaziergang von fünfzehn Meilen?“, fragte Franzis verunsichert. „Nein!“, antwortete John gleich für alle. „Wieso?“ Doch Franzis konnte so schnell nicht antworten. Es knallte einmal laut und weißer Dampf stieg aus der Motorhaube auf. Er vernebelte für die Insassen die Sicht auf die Straße. Franzis steuerte blind das Auto an den Seitenstreifen. Bonnie seufzte nur entnervt und vergrub ihr Gesicht in Clydes Schulter. Sie murmelte leise und dumpfe Verwünschungen aus, während Franzis und John ausstiegen und sich den Schaden ansehen wollten. Doch beide verbrühten sich an der heißen Motorhaube die Finger. Clyde konnte nur über so viel Ungeschick lachen. Wer verbrühte sich schon im Winter an einer heißen Motorhaube die Finger? „So! Ich glaube wir müssen laufen!“, meinte Clyde belustigt. Er stieg aus und sah sich Bonnie im Auto an. Da sie sich die ganze Zeit an Clyde gelehnt hatte, lag sie nun auf der Rückbank und murmelte weiterhin irgendwas vor sich hin. „Darling. Aufwachen! Wir haben einen kleinen Spaziergang vor uns!“, lächelte Clyde und beobachtete, wie Bonnie sich aufrichtete und unbeholfen aus dem Wagen stieg. Ihr Gesicht war wieder von den kurzen blonden Haaren verdeckt. Während der Fahrt hatte sie sich mit den Rasurmessern der Männer die Haare auf die gewünschte Länge geschnitten. Sie knallte die Tür vom Auto zu. Selbst ein Blinder mit einem Krückstock hätte gemerkt, dass Bonnie sichtbar schlecht gelaunt war. Seufzend ergaben sich die Männer ihrem Schicksal und trotteten hinter Bonnie her. Sie staunten über so viel Elan der jungen Frau. Anscheinend war sie so wütend, dass sie ihren Frust in Muskelarbeit umwandeln konnte. Weder Franzis noch Clyde, die beide sehr gut mit Bonnie auskamen, wollten Bonnie bei ihrer Phase nicht stören. So spazierte Bonnie gefolgt von John, Franzis und Clyde in Cincinnati ein. Sie ignorierte die Häuser. Ihr Blick war nur auf die Aushangsschilder gerichtet, in der Hoffnung eine Apotheke und ein Motel zu finden. Doch sie fand weder das eine noch das andere. Ihre Kopfschmerzen wanderten langsam weiter nach unten. In der Stadtmitte ließ sich Bonnie auf einer Bank nieder und zog ihre Beine zusammen. Mittlerweile hatte sie regelrechte Unterleibskrämpfe. Schweratmend holten sie endlich ihre Männer ein. Sie ließen sich um Bonnie herum nieder und streckten alle vier von sich. Jeder schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Nur Clyde bemerkte nach wenigen Minuten, dass Bonnie sich kaum rührte. Er ging zu Bonnie und nahm sie in den Arm. Leise fragte er sie: „Was hast du, Darling? Geht’s dir nicht gut?“ „Hab nur Schmerzen.“, antwortete Bonnie geknickt. Sie wollte Clyde nicht davon erzählen, dass all die Bemühen, ein Kind zu zeugen fehlgeschlagen sind. Irgendwie machte die Enttäuschung den Schmerz nur noch schlimmer. „Wo?“, fragte Clyde besorgt und rückte etwas näher an Bonnie, die nicht antworten wollte. Endlich schien Clyde zu begreifen und seufzte auf. Er lächelte gequält und zog seine Geliebte an sich heran. „Das nächste Mal wird’s bestimmt klappen! Bestimmt ist das auch stressbedingt. Gib nicht auf, Bonnie!“ In Bonnies Gesicht breitete sich ein müdes Lächeln aus. Sie nickte und kuschelte sich an Clyde ran. Die Wärme von Clyde beruhigte sie etwas. „Hey!“, rief Franzis plötzlich auf. „Da hinten ist ein Stundenhotel! Wie wäre es, wenn wir da erst mal über Nacht bleiben?“ „Sicher! Bestimmt mit Nutte inklusive!“, schnaubte John durch die Nase. „Als ob du nichts gegen etwas Spaß hättest!“, entgegnete Franzis. „Also ich hab nichts gegen etwas Spaß. Clyde brauchen wir ja nich fragen, der hat seinen Spaß immer mit sich mit.“ „Franzis! Zügle deine Zunge, sonst hat sie ein Loch!“, knurrte Clyde. Er strich über sein Jackett. Jeder der Vier wusste, dass da drin der Revolver lag. Bonnie hatte Franzis Bemerkung überhört und meinte: „Keine schlechte Idee. Dann werdet ihr mir wenigstens mal ausgelastet und ich kann gleich nach einer Wärmflasche für meine Krämpfe fragen!“ Clyde und Bonnie standen von der kalten Bank auf und gingen geradewegs gefolgt von Franzis und John in das Stundenhotel. Dort begrüßte man sie mit gemischten Gefühlen. Bonnie vermutete, dass man wegen der extrem stickigen Luft schlecht gelaunt war. Man konnte bestimmt die Luft mit einer Schere zerschneiden, so dick war sie vor Rauch und Dunst. John und Franzis bekamen ein Zimmer mit dem jeweiligen Mädchen. Bonnie und Clyde bekamen zusammen ein kleines Zimmer. Die Zimmer waren mit viel roten Samt ausgestattet. Die Luft war da auch nicht viel besser. Bonnie hätte schwören können, dass in den Gästezimmern die Luft noch dicker war. Vom Parfüm der Mädchen beschwert. Doch man merkte, dass vieles kurz vor dem Zusammenbruch stand. Das Bett hatte nur noch drei Beine und die Wände waren hellhörig. Verwirrt ließen sich Bonnie und Clyde auf dem Bett nieder und kuschelten sich in die Decken ein. Es war extrem kalt. So entschloss Clyde, nach der Heizung zu suchen. Doch er fand nur einen kalten Heizkörper, der aber kaputt war. Enttäuscht lies sich Clyde wieder ins Bett fallen. Dort kuschelte er sich bei Bonnie ein, die langsam an Körpertemperatur zunahm. „Geht’s dir gut?“, fragte Clyde besorgt nach. „Ja... Es ist alles normal!“, versuchte Bonnie ihn zu beruhigen. „Das ist jeden Monat so. Musst dich dran gewöhnen!“ „Na dann. Kommt Zeit, kommt Rat.“, antwortete Clyde und schlief sofort darauf hin ein. Bonnie konnte ihn manchmal nicht verstehen. Sie konnten gerade auf der Flucht vor der Polizei sein, und er konnte einfach so einschlafen. Lächelnd beobachtete Bonnie ihren Clyde beim Schlafen. Er sah so friedlich aus und fast schon kindlich. Niemand der Clyde nicht kannte, hätte gesagt, dass Clyde ein entflohener Häftling aus Dallas war. Natürlich vielen besonders Franzis und Clyde durch ihre naturgebräunten Haut auf, doch man konnte sie nicht mit den Schwarzen verwechseln. Ihre Art war auch ganz anders. Sie waren eben aus Texas. Bonnie hoffte, dass die Polizei deswegen mehr auf sie aufmerksam wurde. Sonst hätten sie wirklich noch in den Süden verschwinden müssen. Doch sie kamen nicht an der Grenze vorbei, ohne ihre Papiere zu zeigen und spätestens dann, wäre Clyde mit Franzis aufgeflogen. Bonnie war nicht vorgestraft und würde auch nicht auffallen. John hatte noch neben der amerikanischen Staatsangehörigkeit heimlich einen gültigen Schottischen Pass, der ihm jeder Zeit erlaubte, aus Amerika abzuhauen. Nur Clyde und Franzis in den Vereinigten Staaten von Amerika gefangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)