Bonnie & Clyde von Himbeerpfote (Die Story über Bonnie und Clyde) ================================================================================ Kapitel 15: Aufstand -------------------- Aufstand „Danke Mario!“, lächelte Bonnie erleichtert und stieg aus den schwarzen Ford aus. Sie winkte ihrem ehemaligen Nachbarn noch einmal zu und sah sich dann um. Sie war endlich angekommen. Clyde wollte, dass Bonnie hier untertauchte, bis er wiederkommen würde. Die Gegend war ziemlich heruntergekommen. Dennoch sah man in der Nähe ein kleines Bauernhäuschen. Anscheinend war das das Haus, wo Clyde sie hinführen wollte. Mit klopfenden Herz schritt Bonnie den Feldweg entlang und blieb auf der Veranda des Hauses stehen. Sie klopfte zaghaft paar mal an die Haustür. Das Haus sah sehr baufällig aus. Die Tür hing nur noch in einem Scharnier und die Fensterläden knarrten sehr laut. Es würde nur noch ein alter, abgestorbener Baum neben den Haus stehen und die Szene wäre perfekt für ein Horrorfilm. Bonnie klopfte noch einmal, diesmal etwas kräftiger, an die Tür. Sie hörte eine Frau, die brüllte: „Ich komm ja gleich! Jetzt schlagen Sie mir doch nicht gleich die Tür ein, denn dann können Sie mir gleich eine Neue bezahlen!“ Bonnie fühlte sich auf einmal an ihre Mutter erinnert, obwohl die fremde Frauenstimme lange nicht so krächzte wie die ihrer Mutter. Bonnie konnte heranschreitende Schritte hören und dann wurde die Tür aufgerissen. Eine junge, dunkelhaarige Frau stand in der Tür und sah Bonnie verwirrt an. „Ahm...“, stotterte Bonnie. Sie hatte nicht erwartet, dass die fluchenden Stimme zu so einer Frau gehörte. Bonnie hatte eigentlich schon wieder eine alte Hexe erwartet. „Ahm...“, wiederholte Bonnie immer noch unsicher. „Ach! Du bist bestimmt Bonnie Parker, richtig?“, lächelte die Frau plötzlich. „Ich bin Sophie Barrow, die jüngste der Barrows. Clyde hat dich schon angekündigt.“ Mit diesen Worten hielt sie Bonnie den Brief von Clyde entgegen. „Komm doch rein“, lächelte Sophie und trat zur Seite. „Du kommst reichlich spät, würde ich sagen! Clyde hat dich schon vor drei Tagen erwartet. Oder zumindest der Brief kam vor drei Tagen an.“, plapperte Sophie weiter. Sie führte Bonnie durch den dunklen Flur in die Küche. „Fühl dich wie zuhause!“, lächelte Sophie unentwegt. „Wo ist Clyde?“, wollte Bonnie wissen. Sie machte sich Sorgen um Clyde. Er war anscheinend nicht selbst hier. Bestimmt saß Clyde seine restliche Strafe ab. „Im Zuchthaus...“, seufzte Sophie. Eine große Sorgenfalte trat auf ihrer hohen Stirn auf. „Aber er wird morgen oder übermorgen auf die Plantagen versetzt!“ „Was!?“, rief Bonnie auf und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Das... Das kann nicht sein! Clyde hat niemanden umgebracht!“ „Doch... Drei Menschen! Zwei Beamte und einen Komplizen!“, seufzte Sophie und kochte für Bonnie erst mal einen starken Tee. „Was für Komplizen?“, frage Bonnie nach. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und sah die Schwester von Clyde misstrauisch an. „Sein Name war John McGonner oder so...“, überlegte Sophie. „Und was ist mit Franzis Morpheus?“, fragte Bonnie unsicher nach. „Der soll auf der Reise gestorben sein. Clyde hatte nur kurz angedeutet, dass Franzis aus dem Zug springen wollte und ist dann unter die Räder des nächsten Wagons gelandet!“, seufzte Sophie. „Mehr weiß ich allerdings nicht. Clydes Brief handelte fast ausschließlich um dich!“ „Mh... Kann ich mich irgendwo hinlegen? Ich bin ziemlich erschöpft...“, murmelte Bonnie. Sie beachtete den Tee nicht mehr. Auf einmal fühlte sich Bonnie von der Reise total ausgelaugt und müde. Schreie hallten durch die große Halle in der die Zellen des bestbewachten Zuchthauses von Texas lagen. Viele Gefangene rüttelten an den Gittertüren, um noch mehr Unruhe zu stiften. Verwirrt und ohne Orientierung liefen die Polizisten von einer Zelle zur der nächsten, um die Gefangenen mit Prügel zu beruhigen. Leider wurde das Ziel nicht erfüllt, denn die Gefangenen schrieen noch lauter und tollten weiterhin in den Zellen rum. Für die Polizisten wurde schnell klar, dass sie zum Kern des Aufstandes vordringen mussten. Mühsam erkämpften sich die Polizisten den Weg zum zweiten Stock hoch. Dort erkannte man langsam den Auslöser für das Chaos. Ein strengbewachter Engländer bedrohte den aus Telico stammenden Clyde C. Barrow, der ebenfalls sehr gut bewacht wurde, mit einem schwarzen Revolver. Gerade wollte sich einer der Beamten auf Charles James werfen und ihn entwaffnen, als dieser losschoss. Clyde ging sofort in die Knie und krümmte sich vor Schmerz. Dieser Schmerzschrei entfesselte die gestaute Kraft der Häftlinge. Alle gemeinsam brachen aus ihren Zellen aus und gingen auf die Polizisten los. Charles James ließ den Revolver fallen und flüchtete. Wegen dem Durcheinander konnte keiner der Polizisten dem Flüchtling aufhalten. Clyde, der in Gefahr war, von der kopflosen Menge zertrampelt zu werden, zog sich mit letzter Kraft in seine Zelle. Vorsichtig zog er seinen schweren Schuh aus und besah sich die Wunde. Wäre der Schmerz nicht so stark gewesen, hätte man in Clyde ein sanftes Lächeln gefunden. Es hatte alles nach Plan geklappt! Bonnie schlief einen ganzen Tag durch, so erschöpft war sie gewesen. Irgendwann, kurz vor der Dämmerung wachte Bonnie auf. Sie hörte von unten eine alte Frau schimpfen und wehklagen. Langsam und vorsichtig stieg Bonnie die knarrende Treppe herunter. In der Küche schien sich Sophie mit einer weiteren Frau zu unterhalten. „Nein! Sehe ich nicht ein! Dieser Junge hat nur Flausen im Kopf! Das war schon immer gewesen! Mit sechzehn war er das erste mal eingebuchtet! Ich werde ihn nicht aus der Patsche helfen!“, knurrte die fremde, alte Frau. „Mum! Es ist Clyde! Die Richter haben entschieden, wenn wir jetzt ihnen eine ermäßigte Kaution zahlen, dann lassen sie Clyde frei!“, seufzte Sophie. „Woher soll ich das Geld nehmen, sag das mir, Sophie! Seit einem Monat essen wir nichts anderes als dieses Graubrot dazu noch etwas Tee! Wir können uns es nicht leisten!“, krächzte die Stimme von Mrs. Barrow. „Ich kann vielleicht helfen...“, mischte sich Bonnie nun ein. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber sie würde Clyde jeder Zeit aus dem Gefängnis helfen! „Wenn du hundertfünfzig Dollar hast, nehme ich die Hilfe gerne an! Allerdings bezweifle ich, dass du in dieser Marktsituation ein einzigsten Dollar hast!“, grinste die alte Bäuerin. „Ich werde hundertfünfzig zusammenkriegen!“, sagte Bonnie unüberlegt, woraufhin die Mutter auflachte. „Dann viel Glück, meine Liebe... Viel Glück...“, murmelte die Frau und lehnte sich wieder gegen den warmen Kamin. Bonnie sah Sophie fragend an. Sophie deutete mit einem Nicken, dass sie sich mit Bonnie im Flur unterhalten wollte. Gemeinsam gingen die beiden raus. „Wie willst du so viel Geld zusammenkriegen?“, flüsterte Sophie neugierig. „Ich weiß es noch nicht... Wer hat denn die Kaution gestellt?“, murmelte Bonnie zurück und zog sich ihren Mantel an. „Richter Houseman! Ein Verwandter der Deadmen-Brüder... Es ist kein Zufall, dass die Deadmen-Brüder so erfolgreich sind!“, zischte Sophie durch ihre Lippen. „Wo finde ich diesen Richter?“, hakte Bonnie nach. „Am besten du fragst im Gerichtshof von Dallas nach... Wieso fragst du?“, misstraute Sophie. „Nur so...“, lächelte Bonnie geheimnisvoll. Sie zog den Gürtel um ihre Taille fest und ging raus. Sie winkte Sophie noch einmal zu und ging dann die Straße entlang nach Dallas. Zu Bonnies Glück fuhr sogar noch eine Buslinie von Telico nach Dallas. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)