Bonnie & Clyde von Himbeerpfote (Die Story über Bonnie und Clyde) ================================================================================ Kapitel 18: Ohne Worte ---------------------- Ohne Worte Bonnies Verhalten war für Clyde mehr als rätselhaft. Sie erwähnte nur das alte Café, als er sie auf die Kaution ansprach. Er merkte, dass Bonnie diese Thema mehr als mied, darum wollte er nicht weiter auf sie einwirken. Doch auch bei den körperlichen Zärtlichkeiten blockte Bonnie gänzlich ab. Clyde konnte ihr es sogar ansehen, wie sie unter seinen Berührungen zusammenzuckte. Er fragte Sophie und seine Mutter um Rat, die jedoch beide mit den Schultern zuckten. Am letzten Aprilabend erzählte Clyde seiner Bonnie, dass er sich auf den Weg durch die Staaten machen wollte. Unsicher fragte Clyde, ob sie überhaupt noch mit ihm reisen würde. Sie sah ihn mit ihren großen, traurig gewordenen Augen an. „Wirst du noch immer irgendwo gesucht?“, fragte sie stockend. „Nein! Ich schwöre dir Bonnie, niemals werde ich dich alleine lassen! Niemals werde ich mich wieder ins Gefängnis oder sogar ins Zuchthaus sperren! Ich will nur noch bei dir bleiben! Bitte Bonnie... Ich liebe dich und kann nicht mehr ohne dich!“, gestand Clyde. Doch anstatt das von Clydes erwartetem Lächeln spiegelte sich in Bonnies nur tiefste Bedrücktheit aus. „Du verschweigst mir etwas!“, bemerkte Clyde stirnrunzelnd. „Was sollte ich dir denn verschweigen?“, fragte Bonnie verwirrt. Clyde seufzte. Es war wohl an der Zeit die gesamte Wahrheit ans Licht zu bringen. Wenn er von Bonnie erwartet, dass sie ehrlich zu ihm sein soll, dann musste er auch ehrlich zu ihr sein. „Weil ich gerne wüsste, was Jack Deadman mit dem ‚Geschäft’ meint!“, sagte Clyde mit stockender Stimme. Er legte vor Bonnie das handgeschriebene Dokument von dem Vertrag zwischen Bonnie und Jack auf den Wohnzimmertisch. Bonnie erschrak und sah Clyde misstrauisch an. „Woher hast du ihn?“, fragte Bonnie zischend. „Das ist nicht wichtig.“, entgegnete Clyde nun ernster. Bonnies Verhalten war für ihn höchst allarmierend. „Woher hast du ihn? Seit wann bespitzelst du mich?“, fragte Bonnie energischer. Sie geriet langsam in Panik, Clyde könnte doch etwas wissen und wollte nur ihre Ehrlichkeit testen. „Ich bespitzle dich nicht! Das würde ich nie tun! Ich habe nur diesen – Vertrag – in deiner Manteltasche gefunden und mich gefragt, was das bedeuten soll!“, meinte Clyde immer noch ruhig. „Das geht dich nichts an!“, blockte Bonnie ab. „Das geht mich an, weil mein Name erwähnt wird. Was ist das für ein Vertrag, Bonnie?!“, knurrte Clyde langsam. Er hätte nie gedacht, dass Bonnie jemals zu ihm unehrlich war. „Clyde! Deine Kaution betrug hundertfünfzig Dollar! Glaubst du allen Ernstes ich hätte so viel Geld in so weniger Zeit aufbringen können! Denk doch einmal logisch nach! Ich dachte du könntest es so gut!“, schrie Bonnie. Sie nahm das Blatt an sich und stürmte aus dem Haus. Clyde blieb auf dem Sofa sitzen. Er konnte und wollte sich nicht rühren. Nie hätte er Bonnie so eingeschätzt. Wie konnte er sich nur so sehr in sie täuschen. Clyde schloss die Augen und atmete tief durch, doch er beruhigte sich nicht. Endlich fiel ihm auch die Bemerkung von Jack Deadman ein. Hätte er zu dem Zeitpunkt schon die Tatsachen gewusst, wäre dieser Mann nicht mehr am Leben. Wie konnte er nur die Situation der Armen und Schwachen so sehr ausnutzen? Clyde wurde es direkt übel. „Du kannst manchmal echt taktlos sein, Clyde!“, bemerkte Sophie. Sie betrachtete ihren Bruder sorgenvoll. Anscheinend hatte sie das Gespräch von ihm und Bonnie gehört. „Was? Wieso ich?“, stammelte Clyde verwirrt. „Ich kann Bonnie verstehen! Sie ist eben eine Frau und versucht sich durch die Welt zu kämpfen. Es war auch der einzigste Weg dich so früh wie möglich aus dem Zuchthaus zu holen!“, seufzte Sophie. Sie setzte sich neben Clyde und sah ihn an. „Aber... aber... wieso hat sie es mir nicht gesagt? Ich... Ich wusste doch nicht, dass...“, murmelte Clyde hektisch. „Weil sie eben eine Frau ist, Clyde. Versuche niemals eine Frau zu verstehen! Es sind viele Männer daran gescheitert! Akzeptier Bonnies Handeln. Es war in gewisser Maßen ein richtiges Handeln. Ich, als Frau, kann sie verstehen. Bonnie liebt dich sehr, Clyde. Sie wollte wieder in deine Nähe. Doch sie erkannte, dass sie sich damit selbst verraten hatte. Aber du hast ihr Opfer nicht erkannt und eher das Handeln sogar kritisiert!“, erklärte Sophie langsam. „Wieso ist sie nicht gleich zu mir gekommen?“, schüttelte Clyde den Kopf. „Weil Bonnie eben ein stolzer Mensch ist. Sie hat sich wegen dir von diesem schmierigen Jack Deadman erniedrigen lassen. Bonnie kann eben keine Schwäche zeigen! Und jetzt lauf zu ihr und entschuldige dich! Ich koche Tee!“, sagte Sophie lächelnd. Sie wartete nicht auf die Antwort von Clyde und ging wieder zurück in die Küche. Bonnie konnte sich nicht erklären, wieso sie so weinte. Sie hätte es doch wissen müssen, dass Clyde solches Verhalten verurteilte. Warum hatte sie sich überhaupt auf diesen Vertrag eingelassen? Hätte es den keinen anderen, einfacheren Weg geben können? Warum musste sie jetzt so leiden? Warum hatte sie so leiden müssen? „Bonnie! Warte!“, schrie Clyde hinter ihr hinter her. Sie hörte ihn jedoch nur gedämpft. Bonnie seufzte laut auf und drehte auf ihren Absätzen um. Sie sah ihren Clyde nur durch die Furchen rennen. Irgendwie wirkte er genauso verzweifelt, wie sie sich fühlte. Es kam für Bonnie wie eine Ewigkeit vor, bis Clyde sie eingeholt hatte. Schnaufend stand er vor ihr. Sie konnte ihm seine Schulgefühle deutlich ansehen. „Clyde...“, murmelte Bonnie. Sie weinte wieder aufs Neue los. Jedoch zierte ihr Gesicht ein Lächeln. Ohne Worte hatte sie ihm vergeben und drückte sich an ihn. „Bonnie...“, flüsterte Clyde. „Oh meine Bonnie... wie konnte ich nur so dämlich sein? Es tut mir leid! Bitte verzeih mir! Ich konnte doch nicht wissen...“ Weiter kam er nicht. Bonnie versiegelte seine Lippen mit ihren. Durch Clyde jagte eine Glückswelle die nächste. „Willst du mit mir weiter reisen?“, fragte Clyde stockend. „Ja, ich will!“, seufzte Bonnie überglücklich. Diese Frage beflügelte sie fast. Alles herrschte in einer gewissen Hektik. Die Mutter und Schwester von Clyde versuchten ihn zu überreden, dass er bleiben mochte und die Landarbeit seines Vaters aufnehmen würde. Jedoch ließ Clyde sich nicht beeinflussen. Und wenn Bonnie ehrlich zu sich selbst war, dann konnte sie sich Clyde beim besten Willen nicht vorstellen, wie er ein Stück Land bewirtschaftete. Für sie gehörte zu Clyde immer die dunkelbraune Lederjacke und die hätte er schlecht bei der Landarbeit tragen können. Sie war außerdem Clydes ganzer Stolz. „Aber Clyde... So kann es doch nicht gut gehen! Du brauchst eine Zukunft! Was ist, wenn du irgendwann nicht mehr Auto fahren kannst?“, versuchte die Mutter es ein letztes Mal. Sie lief Clyde wie ein Schatten hinterher, als er das Auto packte. Bonnie fragte ihn nicht, woher er das Auto hatte, denn irgendwas stimmte an diesem Auto nicht. „Mutter!“, seufzte Clyde und blieb stehen. Er drehte sich um und umarmte seine Alte. „Es wird schon nichts geschehen! Ich bin kein Landmensch! Bonnie auch nicht! Wir beide brauchen Menschen um uns herum. Bitte versteh!“ „Aber...“, murmelte die Mutter nachgiebig. „pass auf dich und Bonnie auf!“ „Natürlich“, lächelte Clyde. Er sah auf und bemerkte, dass Bonnie den letzten schweren Koffer ins Auto gehievt hatte. Alles war nun für die Abreise bereit. Bonnie und Clyde verabschiedeten sich lächelnd und sogar erleichternd von den zwei Frauen. „Ich versuche mich so oft wie möglich bei dir blicken zu lassen, Sophie.“, lächelte Clyde und drückte seine Schwester an sich. „Du Lügner!“, lachte Sophie traurig. „Das hast du mir das letzte Mal auch versprochen!“ „Ich werde darauf achten, Sophie!“, mischte sich Bonnie ein. „Dann glaub ich euch mal!“, seufzte Sophie und lüftete ihren schwarzen Hut. Sie setzte ihn Clyde auf. „Hier... Damit du weißt, was du mir versprochen hast!“ Clyde sah zu Sophie. Er brauchte nichts mehr sagen. Sophie wie Bonnie verstanden ihn ohne Worte. „Jetzt geht ihr Weltenbummler!“, weinte Sophie. „Sonst werde ich noch sentimental!“ Bonnie nahm Clyde an die Hand und führte ihn zum Auto. Gemeinsam fuhren sie von dem heruntergekommenen Gehöft in die Sonne hinein. Keiner der beiden sagte etwas. Jeder war in seinen Erinnerungen und Gedanken versunken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)