Bonnie & Clyde von Himbeerpfote (Die Story über Bonnie und Clyde) ================================================================================ Kapitel 24: Rückblick --------------------- Rückblick Bonnie merkte Clyde an, dass es ihm schwer fiel, die Geschehnisse objektiv zu erzählen. Immer wieder schlichen sich wüste Beschimpfungen und Flüche in die Erzählung mit ein. „Wir sind total pleite, falls es dir aufgefallen ist!“, murrte Hamilton. „Wir hätten das Geld damals für uns behalten sollen!“ „Und was wäre aus Bonnie geworden? Sie brauchte das Geld!“, antwortete Clyde schläfrig. Er zog seine Jacke aus und legte diese wie eine Decke über sich. Seinen Hut zog er ins Gesicht. Man konnte ihm ansehen, dass er über vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen hatte. Raymond antwortete darauf nicht mehr. Schon zu oft hatte er die Diskussion mit Clyde geführt und immer hatte er den Kürzeren gezogen. Irgendwann hatte Hamilton eingesehen, dass Clyde in diesem Gespann das Wort hatte. Hin und wieder dachte Raymond darüber nach, Clyde einfach sitzen zu lassen. Doch das war nicht fair. Außerdem brauchte Raymond Clyde auch. Wie hätte er sich ohne Clydes geographisches Wissen in den Staaten ausgekannt? Irgendwann fuhr Raymond auf einen Parkplatz und rastete. Er ging in das Café und bestellte sich ein Kaffee mit Gebäck. Erst nach einer Stunde kam Raymond raus und hatte auch noch eine kleine Tasche mit Geld in der Hand. Seelenruhig weckte er Clyde. „Was ist los?“, murrte Clyde. „Wir müssen gleich beim nächsten Rastplatz die Autos wechseln!“, flüsterte Raymond und stieg ins Auto. Er ließ den Motor anlaufen und fuhr vom Platz. Clyde sah seinen Freund verwirrt an. Erst jetzt bemerkte er die kleine Tasche mit Geld. Sein Blick wanderte wieder auf das zufriedene Gesicht von seinem Kumpel. Dann lachte er los. „Lass uns nach Michigan fahren! Dort gibt’s wenigstens noch reiche Menschen! Nicht wie hier in dem letzten Dreck von den Staaten!“, meinte Clyde. „Weißt du wie viel Staaten wir durchqueren müssen, um dorthin zu fahren?“, fragte Raymond entsetzt. „Ja.. da wir jetzt in Indiana sein müssten, müssen wir nur noch nach Norden. Der Nachbarstaat ist Michigan!“, sagte Clyde lächelnd. „Ach.. wir... wir sollten in Indiana bleiben?“, fragte Raymond Hamilton verwirrt und eingeschüchtert. „Ja... Wieso fragst du?“, knurrte Clyde bedrohlich. „Sag jetzt nicht, dass du Trottel von einem Landstreicher Indiana verlassen hast!“ „Doch...“, murmelte Hamilton kleinlaut. „Du hast ja nicht gesagt, wo wir hinsollen!“ „In welchem Staat sind wir jetzt?“, seufzte Clyde. „Weiß ich nicht!“ Hamilton wurde immer und immer kleiner. „WAS?“, rief Clyde aus. Er zog die Handbremse vom Wagen und stieg aus. Er rannte auf das Feld, das neben der Straße lag. Wutschnaubend trat er gegen die Furchen. Noch nie hatte er seine Beherrschung verloren. Aber das ging wirklich zu weit. Jetzt wussten sie nicht einmal wo sie waren! Raymond sah Clyde traurig hinterher. Er war jedoch froh, dass Clyde ihn nicht erschoss. Doch aus reiner Vorsicht machte er sich noch kleiner. Denn er wollte nicht Clydes nächstes Opfer werden. Man hatte schon gemunkelt, dass Clyde seine zwei Komplizen getötet hatte. Nur vor dieser Bonnie Parker hatte sich Clyde noch nie ausgelassen. Nicht einmal geschlagen hatte er sie! Obwohl sie wirklich ein vorlautes Mädchen war. Nach zehn Minuten hatte sich Clyde beruhigt und schnaufte nur noch erschöpft. Er nahm seinen kleinen Koffer mit seinen Waffen aus dem Auto. Verwirrt fragte Raymond: „Was in aller Hölle machst du da?“ „Ich besorg mir ein neues Auto!“, knurrte Clyde mürrisch und schloss den Kofferraum des Autos. „Und wie willst du das machen?“, fragte Raymond weiter. „Ich werde so lange die Straße entlang gehen, bis ein Auto hält, diese Leute werden mich in die nächste Stadt fahren. Vielleicht, wenn mir das Auto gefällt, werde ich es auch behalten!“, murmelte Clyde geschäftig. Er ging an Raymond vorbei und lief tatsächlich die Straße entlang. Raymond guckte nur verwirrt. Nahm seine Sachen aus dem Auto, schloss es ab und rannte Clyde hinterher. Um alles in der Welt wollte er nicht alleine auf der Straße mit einem gestohlenen Auto bleiben. Lieber lief er mit einem Mörder und Gesetzeslosen herum. Gegen Abend kamen Clyde und Raymond, die miteinander kein einzigstes Wort miteinander geredet hatten, in ein kleines Dorf an. Sie sahen sich um und gingen auch gleich in eine Kneipe rein. Dort wurde sie sogar freundlich aufgenommen. Anscheinend wusste man von den Schwerverbrecher Clyde C. Barrow und Raymond Hamilton nichts. Noch nicht. Clyde und Raymond sorgten dafür, dass die Dorfbewohner niemals die beiden Namen vergaßen. Jedes einzelne Geschäft räumten die beiden stillheimlich auch aus. Nur ihre Initialen hinterließen sie. Clyde konnte sich später nicht erklären, warum er das gemacht hatte. Dann stahlen sie auch noch das nächstbeste Auto und fuhren mit quietschenden Reifen weiter. Schon am nächsten Morgen waren Clyde und Raymond in Michigan. Ausgelaugt legten sich die beiden auf einem Parkplatz schlafen. Sie waren sehr müde. Was beide nicht wussten, war, dass man sie bereits in Michigan suchte. Durch die hinterlassenen Initialen wurden Clyde und Raymond identifiziert. Nun suchte man sie bereits in Ohio, Indiana, Michigan und Illionis. Die Motoren der Polizeiwagen weckte Raymond. Dieser sah die Blaulichter und geriet in Panik. Sofort weckte er Clyde und befahl ihn loszufahren. Clyde, der noch nicht ganz wach war und die Lage übersehen konnte, ließ sich von Raymonds Panik mitreißen und versuchte immer wieder den Wagen zu starten. Jedoch würgte er den Motor immer wieder ab. In der Hektik griff sich Clyde seinen Waffenkoffer. Legte den Gurt ab und sprang aus dem Auto. Raymond sah, wie Clyde sich umsah und dann in den Tannenwald floh, der am Parkplatz lag. Raymond, der sein Diebesgut nicht liegen lassen wollte, versuchte immer wieder den Wagen zu starten. Doch die Polizei hatte den Wagen schon umzingelt und nahm Raymond gefangen, der sich nicht wehrte, sondern nur seinen Kopf hängen ließ. Clyde, der sich auf einen Hügel gekämpft hatte, sah das traurige Schauspiel mit an. Er wollte seinen Freund nicht in Stich lassen, also zog er seinen Revolver heraus und zielte. Doch er verfehlte die Motorhaube des Polizeiwagens nur knapp. Es reichte jedoch aus, dass ein Teil der Polizei aufmerksam wurde und in den Wald rannte. Clyde packte sich seinen Revolver wieder ein und rannte weiter in den Wald hinein. Er sah hinter jedem Baum einen Polizisten. Immer wieder musste sich Clyde umsehen, um sich zu vergewissern, dass er noch nicht verloren war. Still heimlich hoffte Clyde auch, dass Raymond die Chance nutzen würde, zu fliehen. Ganze drei Tage lief Clyde durch den Wald. Ernährte sich nur von den Waldfrüchten. Bald darauf hatte er sogar eine giftige Beere gegessen und brach zusammen. Ein altes Ehepaar hatte Clyde im Wald gefunden und mit nach Hause genommen. Dort verpflegte man Clyde nach besten Wissen und Gewissen. Anscheinend wussten die alten Herrschaften nichts über Clydes Kriminalität. Es war, als ob Clyde neu anfangen durfte. Er half den Alten den Hof zu bewirtschaften, da sie beide keine Kinder hatten. Doch schon bald, trieb es Clyde wieder in die Stadt. Er sollte eigentlich einen Einkauf auf dem Markt machen. Doch Clyde erreichte nicht einmal den Markt. Als er in einer Zeitung gelesen hatte, dass Raymond Hamilton nach Texas überführt wurde, erinnerte er sich an seine Bonnie, die wohl bald entlassen wurde. Das nächstbeste Auto nahm sich Clyde und fuhr sofort wieder zurück Richtung Süden. Er nutzte jeden abgelegenen Weg um einer Polizeistreife zu umgehen. Den kleinen Waffenkoffer hatte er im Gutshof liegengelassen. Doch er wusste, dass niemals jemand an den Koffer gehen würde. Selbst die beiden Herrschaften würden sich daran nicht vergreifen. Was hätten sie denn auch tun sollen? Bedrückt murmelte Clyde: „Ich habe gestern eine Zeitung zwischen den Fingern gekriegt... Darin stand, dass ein altes Ehepaar gemeinsam Selbstmord begangen hatten, als sie einen Koffer voller Waffen in ihrem Haus entdeckten.“ „Also haben sie ihn doch angesehen?“, seufzte Bonnie. „Und die schönen Waffen sind jetzt konfisziert worden?“ „Bonnie!“, rügte sich Clyde. Wir reden hier von zwei Menschenleben!“ „Nein Clyde! Wir reden hier von unseren letzten Waffen! Woher sollen wir jetzt Waffen bekommen? Niemand würde uns Waffen verkaufen, weil sie angst hätten, dass wir sie gleich töten würden!“, knurrte Bonnie. „Ich kenne diese Alten nicht! Und ich habe auch nichts mit denen zu tun! Nur, dass diese Alten, es geschafft haben, unsere Waffen zu missbrauchen!“ Clyde sah seine Bonnie an. Er erkannte sie kaum wieder. Sie war so kalt geworden. Irgendwas war mit ihr geschehen. Doch er kümmerte sich nicht darum, da sie ihm immer noch gefiel. Bald vergaß er auch seine letzten Skrupel und brannte mit Bonnie wieder durch. Endlich war ihre gemeinsame Zeit gekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)