Leid von Kawari ================================================================================ Kapitel 3: Rückblick Teil B --------------------------- Als ich aus meiner Fassungslosigkeit gerissen wurde, wurde ich meinerseits wütend. Doch meine Art wütend zu werden war wie Eis nicht wie Feuer. Je wütender ich wurde, desto kontrollierter und schneidender wurde ich. Ich schrie nicht stattdessen war meine Stimme ruhig – eiskalt. So auch mein restliches Auftreten; meine Emotionen hatte ich komplett unter Kontrolle, meine gewählten Worte genau überlegt. Ich arbeitete wie eine Präzisionsmaschine jede noch so kleine Bewegung, Mimik etc. genau kalkuliert. Diese Eigenschaft von mir hatte mir erlaubt im Krieg so effektiv zu sein – der perfekte Soldat. Ich trat einige Schritte zurück, um aus ihrer unmittelbaren Reichweite zu kommen. Es war nicht, dass ich mich aus Liebe für sie womöglich nicht hätte verteidigen können. Nein, Liebe hatte damit nichts zu tun. Ich hielt generell nichts davon in einer Beziehung den Partner zu schlagen, sei es eine Ohrfeige oder Faustschläge, ob eine Frau die Tat ausführte oder ein Mann. Hinzu kam, dass ich während des Krieges so viel Leid, Schmerz und Wunden erlebt hatte, so viel Kampf… dass ich dessen leid war. Wann immer ich konnte vermied ich es handgreiflich zu werden, lieber focht ich Kämpfe mit Worten aus. Auch wenn Worte schlimmer verletzen konnten als Hände. Mit ein Grund warum ich solche Kontrolle ausübte wenn ich wütend war. Ich wollte gar nicht erst wissen, was ich anrichten konnte, sollte ich meiner Wut freien Lauf lassen. Ich wusste schließlich bereits was ich mit Kontrolle anrichtete. Nachdem ich einige Schritte zurück gewichen war, „Relena“, setzte ich an doch wurde ich erneut von ihr unterbrochen. Mit einer Handbewegung fuhr sie durch die Luft als wollte sie meinen angefangenen Satz wegwischen. „Nein, Heero! Du hörst jetzt MIR einmal zu!“ Ich nickte, vielleicht würde sie sich etwas beruhigen wenn sie sich mit Worten Luft machen konnte. „Nachdem Claudine geboren war hatten wir ausgemacht, dass du zu Hause bleibst und ich weiter arbeite. Schön und gut, aber wenn ich nach Hause komme hoffe ich eigentlich auf ein angenehmes, gemütliches Heim wo ich mich entspannen kann. Stattdessen finde ich diesen Saustall vor!“, sie fuhr mit einem Arm den Raum präsentierend durch die Luft, „ist es denn wirklich zu viel verlangt, dass das Haus aufgeräumt und das Abendessen fertig ist, wenn ich nach Hause komme?“ Ich blitzte sie nur wütend an. Ein paar Spielsachen der Kinder lagen verteilt auf dem Boden und Puzzleteile waren verstreut. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt aufzuräumen, da ich mit den Kindern wie schon erwähnt auf dem Spielplatz war. Weiterhin hatte ich vorgehabt aufzuräumen sobald die Kinder in ihren Betten schliefen. Dann hätte ich genug Ruhe und Zeit dazu gehabt. Mit Relena hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet, sie hatte erst morgen zurück kommen sollen. Und selbst wenn logisch betrachtet war es auch jetzt noch sinnvoller alles aufzuräumen wenn die Kinder schliefen, so war gewährleistet, dass sie nicht erneut irgendetwas durchs Haus verstreuen würden und ich bzw. wir uns doppelte Arbeit beim Aufräumen machten. Doch Relena in ihrer Wut registrierte diesen Gedanken erst gar nicht. Mir war klar, dass sie mir im Moment sowieso nicht zu hören würde. Sie war viel zu wütend als, dass sie auf logische Argumente – auf jeglicher Art von Argumenten – hätte hören können. Und gleichzeitig war ich meinerseits wütend – zu wütend. Auch ich war nicht bereit irgendetwas was sie sagte gelten zu lassen. Dies rührte aber eher daher, dass sie handgreiflich geworden war. Schlussendlich war sie mit ihrer Tirade fertig und starrte mich an. Ich hingegen sah für wenige Sekunden zurück, um mich daraufhin umzudrehen und ohne ein weiteres Wort zu sagen den Raum zu verlassen. Für den Rest des Abends und des darauf folgenden Tages ignorierte ich sie. Dass sie handgreiflich geworden war, war etwas was ich ihr nicht so leicht verzeihen konnte. Es war nicht nur, dass sie handgreiflich geworden war. Ein grossteil war auch, dass sie es tatsächlich gemeint hatte. Hätte sie mir in zu viel Wut eine Ohrfeige verpasst, dann hätte ich es ihr womöglich noch verzeihen können. Aber unter diesen Umständen? Nein, dazu war ich nicht bereit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)