Die Geschichtenerzählerin von Baranya ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Die Geschichtenerzählerin – Die Gabe Einst vor sehr langer Zeit zog eine alte Geschichtenerzählerin durch die Lande. In welches Dorf sie auch kam sofort ward sie umstürmt von den Kindern und jedes wollte eine ihrer fantastischen Geschichten hören.... Es war an einem Tag , der nicht schöner hätte sein können und die Geschichtenerzählerin hatte in einem kleinen Dorf namens Kadian Rast gemacht. Als sie die Dorfmauer durchschritt , ward sie sofort umringt von einer Menge Kindern , doch sie hatte nur Augen für einen kleinen Jungen , der nur kurz zu ihr aufsah und sich dann wieder mit einem verklärtem Blick und träumerischen Lächeln einem Schmetterling zuwand. Die anderen Kinder bemerkten ihren Blick und meinten nur abfällig :“Ach um den braucht ihr euch nicht kümmern ehrwürdige Geschichtenerzählerin , das ist nur der Peter. Der ist im Geiste verwirrt...“ Doch die alte weise Frau beachtete die Bemerkungen nicht und ging weiter zu der Taverne. Abends am Lagerfeuer warteten alle Dorfbewohner auf die alte Geschichtenerzählerin ihre Geschichte zu erzählen , langsam schritt sie auf die Lagerstelle zu und bevor sie sich setzte, bat sie Peter sich neben sie zu setzen. Erstaunte Blicke folgten dem Jungen als er neben ihr Platz nahm. Sie strich ihm durchs Haar und begann zu erzählen. Doch bevor sie begann blickte sie in die Gesichter ihrer Zuhörer und fing an : Ihr Leut ich werde euch berichten was vor langer Zeit sich zugetragen , doch bevor ich beginnen kann , frag ich euch , was sieht ein kleines Kind wenn es etwas mit fasziniertem Blick betrachtet? Sieht es nur das was auch ihr wahrnehmt oder mehr? Sind Menschen wie der kleine Peter wirklich im Geiste verwirrt oder besitzen sie eine Gabe die ihr verloren habt? Erstaunt und verwirrt blickten die Bewohner Kadians die erwürd’ge Frau an. Unbeirrt begann sie mit ihrer Geschichte: Es ward vor langer Zeit in einem Dorf wie diesem , dort lebte eine Bauernfamilie mit ihren Kindern. 3 Buben und 2 Maiden waren es an der Zahl. Der Jüngste Bub ward genannt Kain und seit seiner Geburt unterschied er sich von den anderen Kindern der Familie und derer im Dorf. Er schrie als Säugling fast nie und als die Jahre durchs Land zogen und er zu einem jungem Bub heranwuchs , spielte er nicht mit den anderen Kindern und sprach fast nie ein Wort. Kain schien mit seinem Blick immer abwesend und verträumt , der Dorfarzt hatte den Eltern nach der Geburt gebeichtet , dass Kain einen verwirrten Geist habe. Die Großmutter jedoch behauptete , er sei mit einer Gabe beschenkt , doch dieses Reden ward ihr als Schwachsinn des Alters abgetan. Mit den Jahren ward Kain älter und nichts schien sich geändert zu haben an seinem Zustand, denn er sprach immer noch sehr wenig , nur seiner Großmutter gelang es ihn zum Reden zu bringen und dort lebte er auf. Es ward ein schöner Tag und Kain lag auf der Wiese und betrachtete ein Büschel Gänseblümchen als seine Mutter ihn rief: „ Kain komm ,das Essen ist bereitet. Starr nicht die Blumen so an , an ihnen ist doch nichts besonderes.“ Sie konnte ja nicht ahnen , was ihr Sohn sah und wem er lauschte. Kain erschrak , als seine Geschwister nur um ihn zu ärgern die kleinen Blumen zertraten... Sie rannten lachend von dannen. Kain kniete sich zu den Blumen , nahm sie in die Hände und versuchte sie wieder aufzurichten. Unter den Blättern tauchten zwei kleine Grüne Wesen auf , ihre Haut war grasgrün und sie selber waren so groß wie sein Mittelfinger. Ihre Ohren waren wie die eines kleinen Kätzchens und ihre Augen waren bernsteinfarbend. Plötzlich traf eine Träne eines der beiden Wesen , das nun nasse Geschöpf sah zu ihm auf und in seinem Ohr klang die sanfte Stimme: „Nicht weinen Kain, uns ist nichts passiert und morgen werden die kleine Blumen wieder gesund aufrecht stehen. Glaub mir.“ Mit leiser und von Tränen erstickter Stimme flüsterte er: „Versprichst du es mir Elodia? Es war so schön die Lichtstrahlen auf den Blüten tanzen zu sehen und dabei eurer Musik zu lauschen.“ „Wir versprechen es dir und nun wisch dir deine Tränen weg.“ Kain wusch sich die Tränen an den Ärmeln seines Leinenhemdes ab und versuchte zu lächeln. Dann verabschiedete er sich von seinen beiden kleinen Freunden und ging heim. Die Geschichtenerzählerin unterbrach ihre Erzählung , da einige der Kinder zu lachen begannen. Als die peinliche Stille auch sie erreichte und sie wieder schwiegen, fuhr sie fort mit ihrer Geschichte : Abends saß Kain bei seiner Großmutter und spielte mit einer kleinen Katze , während seine Großmutter einen Korb flocht. Als das Schweigen sie zu erdrücken drohte , fragte sie ihren Enkel , was er den Tag so getrieben habe und er berichtete ihr alles , wie seine Freunde die Wiesengeister Elodia und Aleron ihm ihr neustes Lied vom Wind gespielt und seine Geschwister ihn geärgert. Sie hörte ihm genau zu und als ihm fast die Tränen wieder kamen , nahm sie ihn auf ihren Schoß und tröstete ihn mit den Worten , dass er sehen könne , was den anderen verborgen bliebe und sie das nicht ertragen könnten und dieses taten um ihre Wut darüber kundzutun. „Wieso ich Großmutter , außer mir hat niemand diese Gabe , das sagen alle. Ich wollt ich könnte ihnen zeigen was ich sehe, dann würden sie bestimmt meine Freunde und hörten auf mich zu ärgern“ Seine Großmutter lächelte ihn an und Kain lächelte zurück. Das Kätzchen hatte sich in seine Arme gekuschelt und schnurrte eine wohlige Melodie und draußen erlosch das Tageslicht langsam. Kain stand auf , nahm das kleine Tier und legte es auf seiner Großmutter Schoß und bat sie auf es Acht zu geben , da er gerne die Sterne beobachten und der Geschichte des Weidenohms lauschen wollte. „Grüß deine kleinen Freunde von mir und genieß die schöne Nacht , sie ist heute voller Magie.“ Kain blickte sie erstaunt an , doch sie lächelte ihn nur an und er ging. Es ward wirklich eine Nacht wie sie es selten gab , der Himmel leuchtete in einem schönen rot und die Sterne wetteiferten um den hellsten Schein. Kain , der Weidenohm und seine kleinen Schützlinge saßen auf der Weide und blickten in den Himmel , während sie den Erzählungen des Ohms lauschten. Als diese geendet hatte , seufzte Kain auf , sah hinauf zu den Sternen und dem Mond. In Nächten wie dieser ward der Wunsch nach jemanden der seine Gabe mit ihm teilte groß. „Bitte lieber Nachthimmel , lieber Mond und liebe Sterne , sendet mir jemanden , der auch zu sehen vermag was auch mir zu sehen vergönnt ist.“ Dann machte er sich wieder auf den Weg zurück ins Dorf... Die Jahren zogen durchs Land und Kain wuchs heran zu einem kräftigen Jüngling heran und einige Mädchen fanden ihn sehr interessant , doch keine sprach mit ihm , denn er war der Schwachsinnige. Es ward noch nicht sehr lange her , da sprach eines der Mädchen mit ihm und offenbarte ihm ihr Interesse , doch als er ihr versuchte zu zeigen , was er so liebte , lachte sie ihn nur aus und beschimpfte ihn als verwirrt. Kain saß des Nachts wie jede Nacht beim Weidenohm und klagte ihm sein Leid. „Ach lieber Ohm ,was soll ich machen , alle denken und beschimpfen mich als schwachsinnig , nur weil ich ihr das wunderschöne Farbenspiel der Rosen und den Tanz der kleinen Tautropfen auf ihren Blättern zeigen wollte.“ „Kain , nicht jeder sieht diese wunderschönen Dinge der Natur , die meisten Menschen verlieren ihren Blick , weil andere Dinge für sie wichtiger werden als die Natur.“ Kain blickte seine Großmutter erstaunt an , was konnte denn wichtiger werden als die Natur in ihrer vollen Schönheit? Und wie konnten die Menschen es zulassen diesen Blick zu verlieren , es war doch so ein schönes Geschenk das man ihnen damit machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)