Streuner von -Elenya- (von Mia für Nic und John mit vielen freundlichen Grüßen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Streuner Für Nicolas, meinen kleinen Bruder und Kurai Kapitel 1 Schon wieder eine Vier in Mathe! Jetzt hätte ich eigentlich zur Nachhilfe gemusst. Ich hatte schon drei Vieren, eine Fünf und eine Zwei in Mathe. Wenn das so weiterging, würde ich auf dem Zeugnis 3,8 stehen. Eigentlich war ich sonst gar nicht so schlecht in der Schule, aber seitdem ich öfter rausging und mich mit Freunden traf, verschlechterte ich mich. Nun gut, mein Durchschnitt stand bei 1,8, aber diese Vier in Mathe regte mich auf. Ich heiße Mia, bin vierzehn und gehe in die achte Klasse. Ich hänge meist mit Jungs rum, mit Mädchen aber auch. Ich wohne in einem vierstöckigem Wohnhaus und habe zwei kleine Schwestern und einen großen Bruder. Der ist sechzehn und heißt John. Meine Schwestern heißen Lea und Meliane und sind acht und elf. Mein Vater kommt aus England und Mum hat ihn dort kennengelernt. Sie lebten einige Jahre auch dort, deswegen gaben sie meinem Bruder auch einen Englischen Namen. Unsere Wohnung hat vier Zimmer. Ich teile mir eins mit Lea und Meliane, was mir manchmal wirklich auf die Nerven geht. John hat sein eigenes Zimmer. Wir haben keinen Balkon und keinen Garten, aber wir wohnen am Stadtrand und da gibt es eine alte Ruine, wo Lea oft mit ihren Freundinnen spielt. Nun, ich hatte diese Vier in Mathe und wartete auf das Klingeln unserer lauten Schulklingel. Elizabeth, meine beste Freundin, packte neben mir schon ihre Sachen ein. Noch fünf Minuten redete unsere Mathe Lehrerin über die Arbeit, dann kam das Erlösende Klingeln. Ich warf meine Sachen in die Mappe und stürmte aus dem Raum. Elizabeth kam mir nach. „Nicht so schnell, warte mal `ne Sekunde!“, rief sie und ich hielt an. „Komm schon, die eine Vier...Die kannst du wieder ausbessern. Außerdem kann John dir doch helfen.“ Das hatte mir gerade noch gefehlt. John, der ein Mathe-Ass war, zog mich ständig damit auf, das ich nur Vieren in Mathe schrieb. „Lass mich bloß damit in Ruhe Liz.“, sagte ich zu ihr. Ich nannte sie immer Liz, obwohl ich nit einmal wusste, ob das ein Spitzname von Elizabeth war. Sie hielt ihren Mund und folgte mir zu den Fahrrädern. Mein Nachhauseweg führte über einen Fluss und durch ein kleines Wäldchen. Das war lustig, denn die Stadt war in der Mitte von einem Wald unterbrochen. Da wir eine sehr umweltfreundliche Regierung in der Stadt hatten, wurde der Wald da gelassen und Wanderwege und Spielplätze wurden gebaut. Ich benuzte jedoch nicht die Fahrradwege, sondern meine eigenen. Der Wald war so groß, dass ich jede Woche einen neuen Weg fand. Heute bahnte ich mir wieder einen, durchs Unterholz. Einmal musste ich abbsteigen und schieben und da musste ich irgendwie die Orientierung verloren haben. Ich sah plötzlich nur noch Bäume und sagte mir ich sollte ruhig sein. Ich versuchte mich zurecht zu finden und ging einfach den Weg zurück, von dem ich glaubte, dass es der war den ich gekommen war. Es wurde schon dunkel, denn ich hatte heute bis um fünf Unterricht gehabt und irrte wahrscheinlich schon eine Stunde im Wald herum. Hier musste doch irgendwann einmal ein Wanderweg kommen. Mein Handy hatte ich zuhause liegen gelassen. So ein Mist! Immer wenn man es brauchte hatte man es nicht dabei. Da ich sehr abergläubisch war, hätte ich es mir eigentlich denken können. Es war nämlich genauso, wie mit dem Regenschirm: Wenn man den Regenschirm mitnahm regnete es nicht, wenn man ihn aber zu Hause ließ, regnete es. Ich ging eine leichte Kurve und folgte einer Art Trampelpfad. Hoffentlich führte er aus dem Wald! Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als ich jemanden sprechen hörte. Ich folgte jedoch der Stimme. Sie führte mich zu einer kleinen Lichtung. Ein Feuer brannte am Boden und ich sah zwei Gestalten darum sitzen. Es waren keine Erwachsenen, das sah man an der Größe und hörte man am Klang ihrer Stimmen. Ich riss mich zusammen und trat mit meinem Fahrrad zu ihnen. Sie sprangen sofort auf. Es waren ein Junge und ein Mädchen mit dunklen Haaren, die in der Dunkelheit schwarz wirkten. „Ich dachte im Wald darf man kein Feuer machen.“, sagte ich und der Junge erwiderte: „Ja, das dachte ich auch.“ „Was macht ihr hier?“, fragte ich, ohne auf diese sinnlose Erwiederung zu achten. „Das könnten wir dich auch fragen.“, sagte der Junge. „Wie heißt ihr?“, fragte ich weiter. „Warum sollten wir dir das sagen?“ „Hör auf meinen Fragen auszuweichen!“, sagte ich wütend. „Ich habe mich hier verlaufen und dachte ihr könntet mir helfen… Ich heiße Mia.“ Das Mädchen reichte mir ihre Hand. „Ich bin Elanor. Freut mich dich kennenzulernen. Sei meinem Bruder bitte nicht böse.“ Er kam zu mir. „Ich heiße Nicolas, aber nenn mich bitte Nic.“ Ich nickte und fragte: „Was macht ihr hier?“ „Du darfst es niemandem verraten, aber wir leben hier.“, sagte Elanor. „Im Wald? So was geht doch gar nicht!“ „Unsere Mutter ist schon länger tot. Unser Vater hat uns verlassen. Wir haben keine Verwandten. In ein Waisenheim wollen wir nicht. Aber erzähle es nicht der Polizei, kapiert?“ Ich nickte. So etwas konnte ich mir gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich lügten sie mich nur an, aber ich hielt den Mund. Nic hob mein Fahrrad auf und schob es neben mir. „Bis gleich Elanor, ich bring sie nach Hause.“ Elanor nickte und kletterte einen Baum hoch. Nic kämpfte sich durch das Geäst und half mir über Pfützen und andere Hindernisse. „Ähm...Nic? Ist Elanor ein in Deutschland zugelassener Name?“, fragte ich und Nic sagte: „Vielleicht. Ich weiß es nicht, aber sie heißt so. Äh...Wie alt bist du?“ „Vierzehn.“ „Ich auch...aber ich werd bald fünfzehn.“ Das hatte ich gar nicht gedacht, aber dieser Nic gefiel mir. „Ich wohne am Stadtrand...kommst du noch mit? Bitte!“, flehte ich und Nic schaute mich lange an. „Warum nicht?“ Er lächelte und ich hoffte er sah im Schein der Laternen nicht, dass ich rot wurde. Ich führte ihn an den Einfamilienhäusern vorbei bis zu unserem Haus. „Hübsch.“, sagte er und stellte mein Fahrrad an der weinroten Hauswand ab. Ich schloss es an und ging dann zur Tür. Meine Eltern waren heute nicht da. Sie wollten mit meinen Geschwistern zu einem Theaterstück gehen. Ich hatte also sturmfreie Bude. Wir stiegen die Treppen hinauf und ich schloss die Wohnungstür auf und stürmte rein. Mein Zimmer war gleich um die Ecke. Ich bat ihm an sich zu setzten und fragte: „Geht ihr zur Schule?“ Er schüttelte den Kopf. „Seit wann nicht mehr?!“, fragte ich weiter. „Seit ein und nem halben Jahr. Die von der Schule haben das bei den Zeugnissen gemerkt und sind uns auf die Schliche gekommen. Wir besorgen uns zu Essen, bei ein paar Kumpels. Aber wir haben auch schon Dinge im Wald gefunden, die uns schmecken.“ Ich verzog das Gesicht. Was das war, wollte ich gar nicht erst wissen. „Und wo bekommt ihr zu Trinken her?“ „Da wir hier in einer höheren Region sind, gibt es einige Quellen im Wald. Wir müssen uns zwar sehr oft neue Verstecke suchen, aber wir finden uns zurecht.“ Ich wollte gerade weiter reden, da hörte ich Schritte auf dem Flur und Schlüsselgeräusche. „Da rein!“, sagte ich zu Nic und öffnete meine Schranktür. Die Tür ging auf und ich hörte wankende Schritte. John! Ich ging raus und sah meinen mittelgroßen Bruder, mit seinen feinsten Klamotten und einer Bierflasche im Flur stehen. Er schien mich nicht zu beachten und trank noch einen Schluck aus der halbleeren Flasche. „John, du bist doch nicht schon wieder betrunken?“, fragte ich aufgebracht. Er drehte sich zu mir um und sagte: „Nein, Fräulein Oberschlau. Ich habe heute Abend nur ein Bier getrunken und dass ist das, welches ich gerade in der Hand halte…Ich habe gehört, wie du mit jemandem gesprochen hast…Oder führst du Selbstgespräche?“ „Das war das Radio“, erwiderte ich und schob ihn dann hinter in sein Zimmer. „Dein Kumpel hat angerufen…ähm…Sebastian. Du sollst ihn bitte zurück rufen, aber ich glaube er will nur mit dir reden.“ Sebastian war der beste Freund von John. John schaute mich misstrauisch an, verschwand dann jedoch in seinem Zimmer. Ich rannte in meins, nahm meinen Papierkorb und holte Nic aus dem Schrank. „Ich bring schnell Müll runter!“, rief ich und lief mit Nic hinaus. Nachdem ich den Papierkorb entleert hatte, sagte ich: „Danke für´s zurück bringen. Ich verrate euch ganz bestimmt nicht. Keine Sorge…ähm…Gute Nacht!“ Er nickte mir zu und drehte sich um. Dann verschwand er um die Ecke und ich lief schnell wieder rein, denn langsam wurde mir kalt. In meinem Zimmer suchte John wie es schien gerade nach etwas verdächtigem. „Was machst du denn hier?“ „´Ne Flohparty.“ Ich schaute ihn ernst an. „Ich habe Schritte gehört, die nicht nur von zwei Füßen stammen konnten.“, sagte er und ich erwiderte: „Das waren die Flöhe.“ Er lächelte mich böse an und verschwand wieder. John war echt ein komischer Typ. Aber ich fand ihn lustig – schon immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)