A Pharao`s Story von Shijin (Atemu x Yugi) ================================================================================ Kapitel 16: Emotionale Achterbahn --------------------------------- ~~Yugi~~ Nachdem alle den Schauplatz verlassen haben, stellt sich Atemu absichtlich aus meinem Blickfeld heraus. Ich kann nur noch hören, was passiert. Ein leises metallisches Geräusch erfüllt den Hof. Er muss etwas in die Hand genommen haben… Während er schließlich hinter mich tritt, blitzt im Schein der Fackeln ein kurzer, heller Blitz auf. Irgendetwas reflektiert das Licht! Die Schneide eines Schwertes! Stockend ziehe ich den nächsten Atemzug ein. Was hat Atemu damit vor? Warum spricht er nicht mit mir? Warum agiert er hinter meinem Rücken? Sieht er mich so gerne in Angst? Aus dem Nichts heraus packt er mich an den Schultern und beugt mich nach vorne. Dabei spüre ich das kalte Metall über meinen Rücken gleiten. Ein ängstlicher Aufschrei entweicht mir. Ich gehe mit der Bewegung mit und senke meinen Kopf. In diesem Moment schwindet meine letzte Hoffnung. Ist das jetzt mein letzter Augenblick? Den habe ich mir gänzlich anders vorgestellt... „Mach es schnell, Atemu! Nur darum bitte ich dich noch als meinen Bruder.“ Mir ist sonnenklar, was als Nächstes geschehen wird. Innerlich muss ich stark um Fassung ringen. Er wird mich jetzt nicht weinen sehen oder um mein Leben flehen hören. Dafür bin ich zu stolz! Und ich habe keinen Fehler gemacht! Ich war lediglich ehrlich... Atemu antwortet mir immer noch nicht. Es regt sich auch sonst nichts hinter mir. Minutenlang! Dann erklingt wieder das metallische Geräusch. Atemu muss das Schwert bewegen. Ich schließe meine Augen und fange an zu den Göttern zu beten. Mein Leben wird jetzt und hier ein Ende nehmen! Hoffentlich ist meine Seele leicht genug für den Eintritt in den Garten der Götter… Entgegen aller Erwartung spüre ich die Schwertspitze an meinen Handgelenken statt an meinem Hals. „Halte still, Yugi!“ Atemu führt die Waffe so sicher und genau, dass meine Hände keinen Kratzer davontragen, als er mir dir Fesseln durchschneidet. Ich traue mich nicht, meine Arme nach vorne zu nehmen. Atemu legt sie mir stattdessen in den Schoß. Ungläubig reibe mir die Handgelenke und streiche selbst bis zu den Schultern nach oben. Vorsichtig verberge ich sie danach. Ich wage es nicht zu Atemu zu schauen. Sein Verhalten verwirrt mich total. Ist das jetzt seine Folter für mich? Mich in Todesangst versetzen, mir Hoffnung geben und sie danach doch wieder zerstören? Atemus Hand spüre ich plötzlich auf meiner linken Schulter. Sie streicht vorsichtig, fast beruhigend, über die Haut… Er ist neben mir in die Hocke gegangen und verursacht eine Gänsehaut. Trotz der Todesangst in meinem Inneren jagt dieser Moment ein sonderbar angenehmes Kribbeln durch meine Adern. „Du traust mir zu, dass ich dich töten könnte? Oder anderen den Befehl dazu geben würde?“ Atemu spricht sehr leise zu mir. Seine Stimme klingt traurig und enttäuscht. Nach diesen Worten verschwindet seine Hand wieder von meiner Schulter. Ich höre, wie er sich aufrichtet und ein paar Schritte geht. Das metallische Klingen ist wieder zu hören. Er muss das Schwert an seinen Platz zurückgestellt haben. „Wir haben ein bisschen was zu klären, Kleiner! Sattle unsere Pferde! In einer Stunde möchte ich mit dir losreiten.“ Nach diesem Befehl verlässt er den Hof. Ich verharre immer noch kniend an meinem Platz und versuche meine Gedanken zu ordnen. Mit mäßigem Erfolg! Immer noch jagt Angst gefolgt von Hoffnung und der Gänsehaut über mich hinweg. Ich kann nicht verhindern, dass meine Muskeln bei der kleinsten Beanspruchung zu zittern anfangen. Meine Beine verweigern mir den Dienst! So schaffe ich es doch niemals den Befehl auszuführen! Yugi, jetzt stell dich nicht so an! Doch sämtliche Beruhigungsversuche scheitern kläglich. Ich kann nicht aufstehen! So aufgewühlt hat mich Atemu noch nie alleine gelassen... Ich werde nicht in der Lage sein, seinen Befehl in der vorgesehenen Zeit auszuführen. Ergeben bleibe ich in der Position knien, bis ich nach einer gefühlten Ewigkeit meinen Körper wieder beherrschen kann. Bevor ich gehe, versuche ich Atemus Schwert ausfindig zu machen. Nur ich finde keines. Lediglich ein unscheinbarer Dolch steht unter einer Fackel. Hat mir Atemu damit eine solche Angst bereitet? Unsichere Schritte bringen mich zum Stall. Es wundert mich überhaupt nicht, dass ich Ikarus gesattelt vorm Stall angebunden finden. Entweder hat Atemu noch einem anderen Sklaven diese Aufgabe gegeben oder … er macht es gerade selbst. Sicherlich wusste er, dass ich seinen Auftrag niemals schaffen konnte… Mir ist das gerade ziemlich egal. Ikarus hebt seinen Kopf und wiehert mir fröhlich zu. So lange habe ich ihn nicht mehr gesehen. „Na, mein Schöner! Hast du mich vermisst?“ Ich halte ihm meine Hand hin. Ikarus schnaubt zutraulich hinein. Meine Arme umarmen seinen Hals, mein Gesicht vergrabe ich tief in seinem Fell. Der Duft seines weichen, gepflegten Felles steigt mir in die Nase. Genießend verharre ich in dieser Position. Wie habe ich ihn vermisst... Und er mich anscheinend genauso, sonst würde er nicht so stehen bleiben und mir seinen Atem am Rücken entlang pusten. Ikarus vertraue ich total. Er würde mich niemals alleine lassen... Die Welt entweicht für diesen Augenblick völlig aus meinen Gedanken. Es zählen nur noch Ikarus und ich... Als in meinem Rücken ein vernehmliches Räuspern erklingt, schrecke ich sichtlich zusammen. Ikarus hebt durch meine Reaktion alarmiert den Kopf. „Kannst du reiten?“ Atemu habe ich völlig vergessen! Wie lange steht er schon da? Im ersten Moment verstehe ich seine Frage genauso wenig. Er hat mir das Reiten doch beigebracht! Daher müsste er doch selbst wissen, dass ich es kann. Warum fragt er dann so blöd? Ich starre ihn skeptisch an, bis mir einfällt, dass es mir als Sklave nicht erlaubt ist. Schuldbewusst senke ich sofort meinen Blick. Atemu beachtet die Verfehlung nicht. Stattdessen deutet er auf meinen unbekleideten Rücken. „Wegen der blauen Flecke...“ Ah okay! Die Blessuren von unserem `Treffen´… Zur Antwort führe ich Ikarus auf den Weg und steige umgehend in den Sattel. Dass ich die Zähne zusammenbeißen muss, darf er nicht bemerken. Sie machen mir beim Aufsteigen tatsächlich zu schaffen. Nach einem Blick in seine Augen weiß ich, dass er meine Schmerzen gesehen hat. „Ihr seht, es geht schon, Pharao!“ Atemu nickt verstehend. Nun steigt er selbst auf ein mir unbekanntes Pferd. Was ist mit Stray? „Das ist Bastet, die Stute meines Vaters. Stray braucht heute eine kleine Pause.“ Atemu reitet vorraus. Er führt uns aus der Stadt heraus in die Wüste. Es ist ein seltsames Gefühl ihm zu einem unbekannten Ziel folgen zu müssen. Von meinem bisherigen Vertrauen zu ihm ist nichts mehr übrig! Ich rechne immer noch mit einer Bestrafung. Je weiter wir uns vom Palast entfernen, desto unangenehmer werden meine Vorstellungen, wie diese aussehen kann. Haben diese paar Tage als Sklave bei ihm bereits meine kompletten positiven Erinnerungen an ihn geraubt? Habe ich mich all die Jahre so in Atemu täuschen können? Bin ich vielleicht das Problem in unserer Freundschaft geworden? Habe ich mich im Palast so schnell verändert? Ich finde auf all diese Fragen keine Antworten. Was soll ich nur tun?? Mir wird klar, dass ich unserer Freundschaft nicht mehr sicher bin. Ich möchte sie am liebsten beenden und ganz weit weg reiten. Doch bei diesem Gedanken zieht sich mein Herz zusammen. Ich beobachte die Gestalt vor mir. Atemu hat sein Gesicht der Sonne zugewendet und die Augen für einen kurzen Moment geschlossen. Seine Züge sind so sanft… Hier ist er wieder: Mein Bruder, einfach Atemu. Es scheint als würde die ganze Last aus dem Palast von seinen Schultern verschwunden sein. Nein, ich kann es nicht beenden. Genau dafür bin ich in den Palast gegangen. Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Warum kenne ich meinen Atemu und den Pharao jetzt als zwei verschiedene Menschen? Ra, kannst du mir diesen jungen Mann zurückgeben? Ihn zum Pharao machen und diese andere Seite vernichten? Ich helfe dir dabei… …und gebe Ikarus einen kräftigen Schenkeldruck. ~~Atemu~~ Es ist mir klar gewesen, dass Yugi unserer Pferde nicht in einer Stunde gesattelt hat. Ich habe meinen besten Freund eben total verängstigt zurückgelassen. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und wäre mit ihm in seinem Zimmer verschwunden. Dass verbietet mir aber das Protokoll! Diese verdammten Regeln! Und jetzt trottet er eingeschüchtert hinter mir her. Je weiter wir uns vom Palast entfernen, desto angespannter scheint Yugi zu werden. Wovor fürchtet er sich hier mit mir? Mir tut die Entfernung dagegen sehr gut. Ich entspanne mich immer mehr. Für den Moment schließe ich die Augen und wende mich der Sonne zu. Wie lange war ich schon nicht mehr draußen gewesen? Ich sollte mehr im Garten unterwegs sein und mit Stray ausreiten. Plötzliches Galoppieren meiner Stute holt mich in die Gegenwart zurück. Bastet reagiert auf den Gangartwechsel von Ikarus. Yugi muss ihn angetrieben haben. Versucht er vor mir zu fliehen? Vermutlich braucht er gerade ein wenig Zeit für sich. Yugi hat viel, womit er klar kommen muss. Ich weiß ja, dass Ikarus irgendwann stehen bleiben und sich nach mir umdrehen wird. Für ihn sind wir als Gruppe unterwegs. Gelassen pariere ich Bastet in den Trab zurück. Ich genieße noch ein bisschen die Sonne. Als ich beim nächsten Mal aufschaue und nach Yugi suche, steht Ikarus bereits und schaut sich nach uns um. Yugi versucht verzweifelt ihn zum Weitergehen zu bewegen. Keine Chance! Zu meinem Ziel müssen wir sowieso hier abbiegen. Mit Bastet gehe ich wieder vor und sehe aus den Augenwinkeln, wie sich Ikarus sofort wieder in Bewegung setzt. Er würde gerne zu mir aufschließen. Doch Yugi hält ihn zurück. „Komm schon her, Yugi. Hier bin ich nicht der Pharao…“ Endlich gibt er Ikarus seinen Willen. Doch er spricht nicht mit mir. Die Schultern sind hochgezogen, den Kopf hält er gesenkt. Seine Haltung verhindert Blickkontakt. Habe ich in den wenigen Tagen alles zwischen uns zerstört? Ich hoffe, dass es nicht so ist. Wir durchreiten die letzten Felsen und stehen vor einem Dornenbusch. Ich sehe, dass Yugi den Ort wiedererkennt. Ja, Yugi hier sind wir als Kinder immer schwimmen gewesen. Während ich die Pferde anbinde, bleibt Yugi bewegungslos im Sattel. Die Zügel von Ikarus entwinde ich ihm vorsichtig aus den kalten Händen. „Wir sind da! Brauchst du Hilfe beim Absteigen?“ Yugi schüttelt mechanisch den Kopf, doch rührt er sich immer noch nicht. „Ein Goldstück für deine Gedanken, Yugi.“ „Geht schon vor, Pharao. Ich komme gleich.“ Sofort schüttle ich den Kopf. „Bitte!“ Sehr ungern folge ich Yugis Flehen. Es ist mir nicht wohl dabei, ihn in diesem Zustand alleine zu lassen. Er braucht sehr lange, um mir zu folgen. Aber er kommt… Ich habe in der Zwischenzeit ein kleines Picknick aufgebaut. Yugi wechselt zwischen der Decke und mir einen unsicheren Blick. Ja, ich weiß, ich sollte mich schnellstmöglich erklären. Wer weiß, was ihm gerade durch den Kopf geht. „Pharao, …“ Sofort unterbreche ich ihn. Hier niemals dieser Titel! „Atemu! Hier bin ich für dich Atemu. Dein Bruder, dein Freund aus Kindertagen. Wenigstens hier, Yugi!“ Ich gehe zur Decke und falte eine Papyrusrolle auseinander. „Und du bist nicht mehr mein Sklave, Yugi! Hier, dieses Papier hebt dich in deinen früheren Stand als Bürger Ägyptens zurück. Mit allen Rechten und Pflichten… So etwas hätte dir nicht passieren dürfen. Es tut mir leid! Doch jetzt ist alles vorbei. Du bist zurück in deinem alten Leben.“ Vorsichtig greift Yugi nach dem Papier und liest es sich selbst nochmal durch. Dabei weiten sich seine Augen. „Das Dokument ist echt… Ich verstehe nicht, Pharao…“ Das ist doch ganz einfach! „Du bist ein freier Mann, Yugi. Jetzt kannst du nach Hause zurückkehren, einen Job annehmen, dich frei in Ägypten bewegen…“ Ich werde traurig. Ob Yugi die Chance ergreift vom Palast zu fliehen? Von dem Ort, wo er so viel Schlechtes erlebt hat… Das macht mir Angst! Zwischen uns entsteht eine gespannte Stille. Ich warte auf Yugis Reaktion. Dieser starrt immer noch verwirrt auf das Papier vor ihm. Manchmal schweift er auch in die Ferne ab oder schaut zum Tor. Bitte, Yugi, geh jetzt nicht! „Atemu…“ Yugi versagt die Stimme. Betreten schaut er zur Seite. „Es ist ungewohnt dich nach allem so zu nennen… Entschuldige! …“ Er atmet noch einmal tief durch. Dann sucht er fest den Blickkontakt zu mir. „Du sagtest, dass ich jetzt zurück in meinem alten Leben als freier Bürger bin. Heißt das, dass du mich immer noch als deinen Vertrauten im Palast anstellen möchtest? Dieses Angebot hast du mir in meinem alten Leben gemacht… und ich habe dir noch nicht geantwortet…“ Daran erinnere ich mich. Und darüber wollte ich jetzt nicht sprechen! Dabei ist mein Entschluss längst gefallen. „Es steht noch… Aber, Yugi, willst du dich nicht erst mal setzen.“ Ich deute auf die Decke und nehme selbst Platz. Schließlich habe ich mir über den Nachmittag bestimmte Gedanken gemacht. Yugis Blick verfinstert sich augenblicklich. „Nein! Das ist mir zu nah, Atemu. Zurück zu deinem Angebot … Ich werde nicht als dein Vertrauter im Palast bleiben.“ Ich nicke verstehend. Mit einer Absage hätte ich nach den letzten Geschehnissen rechnen müssen, aber ich musste sie von ihm nochmal hören. Als Pharao dürfte ich mir meine Traurigkeit nicht anmerken lassen. Doch hier bin ich dies ja nicht. „Schade! Es tut mir alles sehr leid, Yugi.“ Yugis Augen zeigen, dass er versteht. Doch er wendet sich jetzt zum Tor und geht ein paar Schritte darauf zu. Okay, er hat jetzt die Bürgerrechte wieder und ich begegne ihm hier nicht als Pharao. Das heißt, er kann einfach so gehen. Ein Gefühl von Leere macht sich in mir breit. Habe ich meinen besten Freund verloren? Am Tor zögert Yugi nochmal und dreht sich zu mir um. „Ich … ich möchte aber als Schreiber weiter im Palast arbeiten. Was soll ich denn alleine auf unserem Hof? Dort möchte ich jetzt trotzdem vorbeischauen. Ich brauche noch Sachen für mein Leben im Palast.“ Er verschwindet mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen durch das Tor. Ich seufze erleichtert. Yugi bleibt erstmal bei mir im Palast. Dann fällt mein Blick auf das Bündel Stoff, welches ich für ihn mitgebracht habe. Er braucht neben dem Papier auch entsprechende Kleidung! Schnell greife ich danach und laufe durch das Tor. Yugi versucht gerade auf Ikarus aufzusteigen. Ich sehe in seinem Gesicht, welche Schmerzen ihm diese Bewegung bereiten muss. „Warte, Yugi!“ Erschrocken sieht er zu mir auf. Er stoppt direkt in der Bewegung und keucht vor Schmerzen auf. Yugi lässt sich langsam auf den Boden gleiten. „Wenn du alleine in den Palast zurückkehren willst, brauchst du neben dem Papyrus auch entsprechende Kleidung. Ich habe dir einen Umhang und eine Armbinde mitgebracht.“ Ohne zu fragen, binde ich ihm den Stoffstreifen über das Brandmal an seinem Arm. Sofort zuckt Yugi zusammen und geht einen Schritt von mir weg. Den Umhang halte ich ihm daher nur noch entgegen. Er legt in sich selbst über die Schultern und verschließt den Verschluss. Als er aufsteigen will, greife ich nach den Zügeln von Ikarus. „Lass nur, ich halte ihn ruhig, während du aufsteigst.“ So kann sich Yugi ganz auf das Aufsteigen konzentrieren. Die Zügel gebe ich ihm in die Hand, als er sicher im Sattel sitzt. „Danke!“ „Pass auf dich auf, Yugi! Ich erwarte dich im Palast!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)