Vampir Liebe von abgemeldet (wenn Vampire verliebt sind...) ================================================================================ Kapitel 1: Panik ---------------- Langsam erlangte Janina wieder das Bewusstsein. Verwirrt und mit dröhnenden Kopfschmerzen versuchte sie aufzustehen, doch es missglückte ihr. Sie versuchte sich umzusehen. Das Mädchen konnte dicke, steinerne Wände erkennen, an denen Kerzenleuchter mit zum Teil schon abgebrannten Kerzen hingen. Panik stieg in ihr auf, als sie erkannte wo sie war. Sie hatte von diesem Raum gehört in alten Kindergeschichten die ihr Großvater ihr immer erzählt hatte, um sie davon abzuhalten, nachts alleine in den Park zugehen. Er hatte ihr erklärt, dass hier Vampire wohnen würden… Kapitel 2: Probleme ------------------- Der Bankbeamte schloss die Akte, in der er die letzten 10 Minuten gelesen hatte. Er hob den Kopf und sah Alexandra und ihre Tochter an. „Es tut mir Leid Ihnen sagen zu müssen, dass wir ihnen leider keinen Kredit geben können. Ihr Vater hat Ihnen mehr Schulden hinterlassen als Geld“. Man sah dem Mann an, wie ungern er dies sagte, ihm war die junge Mutter sympathisch. Alexandra wirkte am Boden zerstört. Sie dankte dem Beamten für seine Mühen und verließ mit ihrer Tochter niedergeschlagen die Bankfiliale. Eine Weile liefen Mutter und Tochter schweigend nebeneinander her. Nach einer Weile ergriff das etwa 18 Jahre alte Mädchen das Wort. „Ich kann arbeiten gehen, wenn du willst!“, hörte Alexandra ihre Tochter leise neben sich murmeln. „Das steht gar nicht zur Diskussion! Du wirst schön brav die Schule fertig machen“, sie warf ihrer Tochter einen bösen Blick zu. „Aber es gibt doch Abendschulen. Komm schon Mama, meine Schule kostet Unmengen an Geld. In weniger als 7 Monate können wir sie uns sowieso nicht mehr leisten. Da ist es doch besser, ich wechsle jetzt gleich die Schule und wir können das Geld noch sparen. Außerdem kann mir Opas alter Freund sicher einen Job besorgen. Wenigstens am Vormittag. Dann kann ich am Nachmittag immer noch lernen und am Abend in die Schule gehen!“ Alexandra ließ sich die Worte ihrer Tochter durch den Kopf gehen. So Unrecht hatte sie nicht einmal. Lange konnte sie sich die Schule wirklich nicht mehr leisten. Und die Abendschulen hatten gar keinen so schlechten Ruf. „Ich werde es mir überlegen, okay? Aber Schluss jetzt, Janina. Wir müssen zu deiner Oma und sie soll nichts von unseren Problemen mitbekommen!“ Kapitel 3: Flucht ----------------- Janina versuchte erneut aufzustehen, doch ihr wurde sofort schwindelig. Sie fasste sich an den Kopf und bekam eine dicke Beule zu spüren. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, was geschehen war. Doch sie bekam nur stärkere Kopfschmerzen davon. Das einzige was ihr einfiel, war, dass sie mit Marius im Park gewesen war. Er hatte ihr netterweise angeboten, sie nach der Abendschule heim zu bringen und sie hatte den Weg durch den Park gewählt, weil er etwas länger dauerte als der übliche. Endlich schaffte das Mädchen nach mehreren Versuchen aufrecht stehen zu bleiben. Wie ein eingesperrtes Tier sah sich Janina nach einer Fluchmöglichkeit um. Weiter hinten entdeckte sie schließlich ein altes großes Holztor. So schnell es ging versuchte Janina zu dem Tor zu gelangen, was jedoch nicht so leicht war, da sie kaum das Gleichgewicht halten konnte. „Ich muss eine Gehirnerschütterung haben“, dachte das Mädchen, während sie Richtung Tor torkelte. Sie hatte schon einmal eine gehabt, aber die war weitaus nicht so schlimm wie diese. Plötzlich blieb Janina ruckartig stehen um zu lauschen. Sie war sich sicher Schritte gehört zu haben. Voller Angst drehte sie sich langsam um. Kapitel 4: Marius ----------------- „Hier, bitte schön. 30 Euro.“, Fritz Asenbaum zählte drei 10 Euroscheine in Janinas Hand, welche sie sofort in ihrer Tasche verschwinden ließ, danach kritzelte sie ihren Namen auf den Kasse-Ausgangs-Zettel. „Ich danke dir, Fritz. Bist du nächsten Donnerstag wieder hier? Dann hätte ich wieder Zeit.“ Während sie sprach packte sie ihre Sachen zusammen. „Nächsten Donnerstag passt mir gut, danke. Also, bis nächste Woche!“ Mit einem festen Händedruck verabschiedeten sich Janina von dem alten Offizier. Mit schwerem Herzen verließ Janina das alte Büro ihres Großvaters. Sie war sehr gerne hier, erinnerte es sie doch an die schöne Zeit damals. Mit schnellem Schritt beeilte sich Janina zur S-Bahn. Sie musste rechtzeitig zum Unterricht kommen. Außerdem hoffte sie, den gut aussehenden Marius noch zu treffen. Irgendwie gefiel ihr dieser dunkle Typ. Er war meistens in schwarz gekleidet, ziemlich bleich und als es noch Herbst war, trug er immer eine Sonnenbrille, auch wenn die Sonne gar nicht blendete. „Fast so, als wäre er ein Vampir“, dachte Janina und musste grinsen. Doch das Grinsen verging ihr schnell wieder. Sie erinnerte sich an die Schreckensgeschichten aus ihrer Kindheit, an die sie nicht gerne dachte. Hingegen fiel ihr auf, dass sie so gut wie nichts über Marius wusste. Sie kannten sich zwar erst seit ein oder zwei Monaten, aber sie würde gern mehr über ihn erfahren. Sie hatten sich an Janinas erstem Schultag in der Abendschule kennen gelernt. Janina war prompt zu spät gekommen und als sie über den Flur rannte und während sie ihre Klasse suchte war sie über Marius gestolpert. Nach dem sich beide aufgerappelt hatten bot ihr Marius an sie in ihre Klasse zu begleiten. Janina mochte den Jungen von Anfang an und ihr Herz machte einen Sprung als sich heraus stellte, dass sie in der gleichen Klasse waren. Kapitel 5: Vertrau mir! ----------------------- Als sie sich umgedreht hatte, blickte sie direkt in die wunderschönsten grünen Augen die sie je gesehen hatte. Blitzartig viel ihr ein, dass sie seine Augen noch nie zuvor gesehen hatte. Er musste wohl seine Brille abgenommen haben, da der große Raum nur von den paar Kerzen an der Wand erhellt wurde, was eine mystische Stimmung erzeugte. „Marius... was… was ist passiert? Ich kann mich an nichts mehr erinnern, und ich habe eine riesige Beule am…“, doch weiter kam sie nicht. Marius packte sie unsanft am Handgelenkt und zog sie zur Tür. Janina sah ihn von der Seite an. Er wirkte angsterfüllt und sah ziemlich gehetzt aus. Sein schwarzes T-Shirt klebte an seinem Körper, so das Janina seine durchtrainierte Brust heftig beim ein und ausatmen heben und senken sah. „Du musst weg hier. Schnell!“, stieß er hervor und zog das schwere Holztor auf. „Aber... was ist los? Marius!“, Janina war verwirrt, doch ohne auf ihren Protest zu hören, schob Marius sie hinaus. Er versuchte, die Tür wieder zu zuziehen, ließ aber noch einen Spalt offen. „Bitte, vertrau mir! Lauf weg, so schnell du kannst!“ Er sah ihr tief in die Augen und Janina hatte den unwiderstehlichen Drang ihn sofort zu küssen. Wie sehr sie diese Augen liebte, sie konnte richtig in ihnen versinken. „Janina.. hör mir zu: vertraust du mir?“, flüsterte Marius durch den kleinen Spalt. Janina schüttelte ihren Kopf mit den langen, kastanienbraunen Haaren um ihre Gedanken los zu werden. „Natürlich vertraue ich dir!“, antwortete sie ihm ebenso leise. „Dann lauf weg! Lauf raus aus dem Park. Ich werde so schnell es geht, nachkommen!“ Mit diesem letzten Versprechen zog er die schwere Tür ganz zu, gerade noch rechtzeitig, denn schon hörte er die Stimmen von Argus und Sophia. Kapitel 6: Abendschule ---------------------- Nach wenigen Stationen war Janina an ihrem Ziel. Jetzt musste sie nur noch die letzten paar Meter die Straße hinauf gehen. Schon von weitem erkannte sie Marius im Schatten stehen und eine Zigarette rauchen. Die Sonne schien kaum merklich durch die dicken Wolken hindurch, trotzdem trug er wieder seine Sonnenbrille. Marius drückte seine Zigarette aus und kam lächelnd auf Janina zu, als er sie erkannte. „Hallo! Wie geht’s dir?“, begrüßte er sie freundlich. Janina wurde ganz schwindelig und musste ihren Blick senken. „Mir geht’s gut, danke. Das Arbeiten war recht anstrengend!“ Plaudernd gingen die beiden Seite an Seite in das Schulgebäude in ihre Klasse um 5 Stunden Unterricht gemeinsam durchzustehen. Kapitel 7: Weg! --------------- „Marius! Was für eine Freude, dass du endlich herunter gekommen bist. Aber wo ist nur deine süße kleine Freundin?“ Marius drehte sich um und sah in ein paar undurchdringlich, blaue Augen. Er hasste Sophias Augen, er konnte nie den Blick von ihnen wenden „Welche Freundin meinst du? Die Kleine, die mit mir war? Ich dachte, sie wäre ein leckeres Abendmahl. Ich weiß nicht, wo sie ist. Solltest du nicht auf sie aufpassen?“, fragte er schneidend. „Ja, schon, aber Argus hatte ihr so kräftig eins über ihren süßen Kopf gezogen, dass ich dachte, ich kann noch schnell einen kleinen Imbiss jagen gehen, um mir richtig Hunger auf den Hauptgang zu machen!“ Sophia und Argus brachen in schallendes Gelächter aus. Marius ballte seine Hände zu Fäusten und sah Argus direkt an: „Wo ist denn euer guter Hauptgang? So weit ich mich erinnern kann, war sie doch hier?“ Sophia und Argus stellten das Lachen sofort ein. „Da will man euch mal eine Freunde machen, und dann so was… Naja, während ihr brav nach der Beute sucht werde ich rauf zu Romanus gehen und mit ihm reden. Da unser Essen weg ist, muss ich noch mal auf die Jagd.“ Er ging Richtung Stiege, die hinter einer Ecke lag, von wo aus er vorher gekommen war. Bevor er ganz aus Sophias und Argus Blick verschwunden war, drehte er sich noch ein letztes Mal um und zwang sich zu einem Lächeln: „Viel Spaß beim Suchen!“ Kapitel 8: ein Kuss ------------------- Janina atmete erleichtert auf, als die Schulglocke endlich ertönte. Sie hatte wirklich Mühe gehabt, nicht ein zu schlafen. ‚Wozu soll Geschichte im wirklichem Leben eigentlich gut sein?’, fragte sich das Mädchen, während es seine Sachen zusammenpackte. Erschrocken fuhr sie herum, als sie plötzlich einen Atem in ihrem Nacken spürte, und sah sich Marius gegenüber. Ihre Gesichter waren kaum eine Handbreite von einander entfernt. Marius grinste sie an. „Darf ich die junge Dame heim begleiten?“ „Gerne“, erwiderte Janina mit einem ebenso breiten Grinsen. Ein paar Minuten später waren sie auf der Straße und Janina schlug den Weg durch den Park ein, mit dem Hintergedanken, so viel Zeit wie möglich alleine mit Marius verbringen zu können. Obwohl noch nicht Winter war, war es schon ziemlich kalt und Janina fröstelte in ihrer recht dünnen Herbstjacke. Als Marius das bemerkte zog er seine eigene Jacke aus und legte sie Janina um die Schultern. Janina wollte ihm wieder sprechen, mit der Befürchtung, dass er sich erkälten könnte. Doch Marius unterbrach sie und versicherte ihr, dass ihm nicht so leicht kalt werden würde. Im Geheimen dachte sich Marius, dass er gern wieder einmal die Kälte spüren würde. Wie lang war es wohl schon her? Sicher zehn Jahre, wenn nicht mehr. „Marius, ich hätte da mal eine Frage“, unterbrach Janina plötzlich seine Gedanken. Etwas verwirrt sah er sie an, „Was gibt’s denn?“ Das Mädchen zog die Jacke zu Recht ums ich mehr in hier verkriechen zu können, denn es kam ein leichter aber kalter Wind auf. „Ich wollte eigentlich wissen, warum du immer eine Sonnenbrille trägst. Hast du Angst, dass sich alle Mädchen Reihenweiße in deine Augen verlieben?“, während sie sprach, sah sie ihn herausfordernd grinsend von der Seite an. Kurzzeitig glaubte sie eine Art Verlegenheit zu erkennen, doch sie verschwand so schnell, dass sie sich nicht sicher war. Marius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Findest du denn meine Augen sooo schön, dass du dich gleich in sie verlieben würdest?“ Der Gegenangriff war geglückt: Janina lief rot an und suchte fieberhaft nach einer Antwort. „Nun ja, dass kann ich nicht sagen. Ich hab noch nie deine Augen gesehen…“, meinte sich ausweichend. „Vielleicht trage ich genau deswegen so gern eine Sonnenbrille, damit nicht jeder meine Augen sieht.“ Janina gab sich aber nicht so schnell geschlagen. „Wieso probierst du es nicht einfach aus, und nimmst mal deine Brille ab?“ „Naja, falls du Recht haben würdest, und sich jedes Mädchen auf Anhieb in meine Augen verlieben würde, wäre das ziemlich anstrengend für mich. Deshalb belasse ich es lieber dabei, meine Sonnenbrille zu tragen. Verschafft mir weniger Troubles als Mädchen, die hinter mir her dackeln, nur weil sie meine Augen schön finden…“, Marius lachte, was eine Gänsehaut auf Janinas Rücken verursachte. „Außerdem finde ich es nicht so toll, wenn man sich nur in die Augen eines Menschen verliebt. Meiner Meinung nach gehört viel mehr dazu.“ Auf das Argument konnte Janina nichts erwidern. Sie erwiderte nur ein zustimmendes „Hmm… Hast wohl Recht“, und überlegte, was sie so sehr an diesen Jungen fesselte. Doch Marius erlöste sie bald von ihren wirren Gedanken mit der Frage, wo genau sie wohne, und den Rest des Weges unterhielten sie sich prächtig. Als sie bei der Hälfte ihres Weges angekommen waren, blieb Marius plötzlich stehen und pflückte eine einsame Blume vom Wegrand, die die bittere Kälte überlebt hatte, wenn auch etwas angeschlagen, denn sie ließ schon beinahe ihren süßen Kopf hängen. Er kam langsam immer näher auf Janina zu, blieb keine Handlänge vor ihr stehen und steckte die Blume vorsichtig in Janinas Haare. Anstatt sich umzudrehen und weiter zu gehen strich der Junge vorsichtig über ihre Haare bis zu ihrer Wange. Janina schloss die Augen und genoss, wenn auch leicht verwirrt, diese Zärtlichkeit. Ihre Knie begannen zu zittern, als sie merkte, dass Marius sie langsam näher zu sich zog um sie küssen. Hunderte von Schmetterlingen machten sie auf der Stelle in Janinas Bauch breit. Der Kuss war einfach umwerfend. Als Marius seinen Kopf zurückzog, um ihr ins Gesicht zu sehen, kämpfte Janina leicht mit dem Gleichgewicht. Sie öffnete langsam ihre Augen und sah, wie sich Marius schüchternes Lächeln wie in Zeitlupe zu einem angstverzehrten Blick veränderte. Er sah auf etwas direkt hinter ihr. Janina dreht sich in die Richtung um, in die Marius so ängstlich blickte, als sie plötzlich einen harten Schlag auf den Kopf bekam und alles dunkel wurde. Kapitel 9: Angst ---------------- Marius ging die endlosen Gänge entlang und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Momentan wäre es zu gefährlich sofort Janina nach zu laufen. Was sie wohl jetzt von ihm hielt? Er hatte Angst, dass sie nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Wieso auch hatte er es zu gelassen, dass sie durch den Park gingen, wo er doch genau wusste, dass Seinesgleichen hier bei der Dämmerung auf die Jagd gingen. Während er weitere Stufen hinauf ging, die ihn in den großen Saal brachten, hoffte er von ganzem Herzen, dass Janina heil aus dem Park kommen würde. „Marius. Schon von der Jagd daheim?“, eine tiefe Stimme dröhnt durch den großen Saal. Marius Eingeweide zogen sich zusammen. Er hatte so sehr gehofft, dass Romanus nicht da sein würde. Plötzlich, ohne Vorwarnung, kam eine kleine Gestalt mit wehenden schwarzen Haaren von der Seite auf den Jungen zu gestürzt. „Marius...“, flötete sie, während sie sich ihm an den Hals warf und ihn küsste. Kapitel 10: Heimweg ------------------- 9 Jahre davor: „Komm, mein Kleiner!“. Joachim hielt einem kleinen, geraden neun-jährigem Jungen seine Hand hin. Dieser lief sofort auf ihn zu und klammerte sich ängstlich an seine Hand. „Ich hab Angst, Papa.“, flüsterte der kleine Junge. Joachim und sein Sohn gingen durch einen Park, auf dem Weg nach Hause. Der Junge stolperte neben ihm her, er war etwas müde, schließlich war es schon ziemlich spät. Die Sonne war schon vor Minuten untergegangen. „Hier gibt es sicher Vampire!“, meinte er ehrfürchtig. Sein Vater lächelte belustigt auf ihn hinunter. „Wer hat dir das schon wieder erzählt? Vampire gibt es nicht. Außerdem würden sie sich nie uns Menschen zeigen, sonst wäre ihr Geheimnis ja nicht mehr gewahrt!“, meinte Joachim lachend. „Sei dir da mal nicht so sicher!“, krächzte eine heißer klingende Stimme ganz nah an Joachims Ohr. Kapitel 11: Gloria ------------------ Angeekelt stieß Marius das Mädchen von sich. „Was soll das, Gloria?“ Das hübsche Mädchen sah ihn ganz verwundert an. „Aber Marius…. Was ist los mit dir? Du bist die letzten Wochen so komisch. Hab ich was falsch gemacht?“ Als Marius die Tränen in den Augen von Gloria erkannte, wurde ihm schlagartig etwas bewusst… Er nahm das Mädchen in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. „Tut mir leid, Gloria. Ich fühl mich in den letzten Tag einfach nicht so gut.“ Das Mädchen kuschelte sich näher an ihn und lächelte glücklich. Marius setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Er wollte nicht wissen, was die anderen sagen würden, wenn sie herausfinden würden, dass er in ein Menschen-Mädchen verliebt war. Sie würden ihn wohl verstoßen, wenn nicht schlimmeres... Aber der Gedanke, Janina nie mehr wieder sehen zu können, schnürte ihm die Kehle zu. Er musste hier raus und nach ihr suchen. Kapitel 12: Wir wollen dein Blut! --------------------------------- „Manchmal müssen wir uns euch Menschen zeigen, aber unser Geheimnis ist trotzdem bewahrt.“ Der Fremde ließ ein schallendes Lachen hören und trat einen Schritt ins Licht, heraus aus dem immer länger werdenden Schatten der Bäume. Joachim schob seinen Sohn hinter sich, um ihn, falls es nötig sein würde, zu schützen. Der Kleine lugte vorsichtig hinter dem Bein seines Vaters hervor. Im Licht der Dämmerung, was noch durch die Baumkronen drang, konnte er das Gesicht des Fremden erkennen. Es war unnatürlich bleich, mit braunen Augen und schwarzen Haaren. Die Gestallt schien nicht älter als 25 zu sein. „Schließlich sind die Menschen, denen wir uns zeigen, in spätestens zwei Stunden tot.“, flüsterte eine zweite, weibliche Stimme. Eine junge Frau trat zu ihnen ins Licht der Dämmerung. Der Junge erkannt die gleiche Bleiche auf ihrem Gesicht, sowie die schwarzen Haare. Doch im Gegensatz zu dem ersten Fremden hatte die Frau undurchdringlich blaue Augen. Dem kleinem Jungen viel es schwer seinen Blick von diesen Augen zuwenden. „Was.. was wollen Sie von uns?“, Joachim fiel es schwer, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. „Wollen Sie Geld? Ich habe leider nicht viel bei mir, aber ich kann Ihnen alles geben, was ich da habe...“ Abermals ließen die Beiden ein schallendes Lachen hören. „Wir wollen doch nicht dein Geld, wir wollen dein Blut!“ Kapitel 13: auf der Flucht -------------------------- Am Ende des Weges sah Janina Licht. Sie rannte weiter, ohne sich eine Pause zu gönnen. Ihr Herz pochte, als würde es gleich aus ihrer Brust springen. Sie rannte einfach immer weiter. Ab und zu drehte sie sich um, um zu sehen, ob sie nicht verfolgt wurde, doch es war niemand zu sehen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Warum war Marius so komisch? Wieso war er nicht mit ihr gekommen? Konnte er wirklich ein Vampir sein? „Aber Vampire existieren doch gar nicht!“, meinte Janinas Kopf. Es schauderte sie bei der Vorstellung. Außerdem, wieso sollte ein Vampir zur Abendschule gehen? Dieser Gedanke schien ihr absurd. Hinter den letzten Bäumen erkannte Janina Häuser. Sie sammelte ihre letzte Kraft und lief schneller. Sie musste zu den Häusern kommen, denn dort waren Menschen. Und wo Menschen waren, war sie sicher. Ihre Augen waren auf die Häuser vor ihr gerichtet. Gleich, gleich hatte sie es geschafft… als sie plötzlich spürte, dass sie jemand am Kragen von Marius Winterjacke packte und hochhob. Janina wollte schreien, doch jemand hielt ihr von hinten den Mund zu und zog das vor Angst starre Mädchen den Weg zurück. Mit angsterfüllten Augen sah Janina die ersehnten Häuser langsam wieder hinter den Bäumen verschwinden, bis sie sie nicht mehr erkennen konnte. Janina fand wieder zu sich selbst zurück und versuchte sich aus Leibenskräften frei zu strampeln. Doch der Griff blieb eisern, bis sie mitten im Schutz der Bäume los gelassen und auf den Boden geworfen wurde. In Janina sträubte sich alles gegen den Gedanken sich umzudrehen, doch sie musste sehen, wer sie wieder von der Siedlung weggezogen hatte… und wieso. Kapitel 14: nicht genug ----------------------- Joachim konnte sich nicht wehren, als der Mann ihn packte und auf ihn einschlug. Joachim sackte ohnmächtig in sich zusammen. Der Mann warf sich den bewusstlosen Joachim über die Schultern und ging los. Seine Begleiterin hob den verängstigten Jungen hoch und trug ihn hinter den beiden her. Der kleine Zug ging so weiter, bis er schließlich vor einem alten, von Efeu überwucherten Holztor zu stehen kam. Der Mann, der Joachim getragen hatte, stieß das Holztor auf und schleifte Joachim in den Raum. „Argus, was soll ich mit dem Kleinen machen?“, fragte die Frau ihren Begleiter, als sie hinter ihm in den Raum ging. „Ich weiß nicht, lass ihn einfach runter! Wegrennen kann er ja nicht.“ Sobald er auf dem Boden stand, rannte er zu seinem Vater und schüttelte ihn. „Papi.. Papi, bitte wach auf!“, flüsterte er immer wieder. „Argus, ich glaub es ist besser, wenn der Kleine nicht beim Essen zusieht!“, meinte die junge Frau mitfühlend, als Argus langsam auf Joachim zuging und der Junge seinen Vater immer heftiger schüttelte. „Sophia, stell dich nicht so an! Halt ihm von mir aus die Augen zu. Nachher müssen wir ihn sowie so umbringen. So sind die Regeln nun mal! Kein Zeugen.“ „Ja aber, wir können ihn doch verwandeln. Er gibt sicher einen recht hübschen Vampir ab, mit seinen hübschen grünen Augen und den schönen rabenschwarzen Haaren.“ Argus sah ärgerlich zu Sophia. Er war gerade dabei, sich eine schöne Stelle in Joachims Hals auszusuchen. „Mach doch was du willst, aber lass mich jetzt endlich essen…“ Sophia hatte keinen Appetit mehr. Sie hob den Jungen langsam wieder hoch und trug ihn ins andere Ende des Raumes. Während des Weges flüsterte sie beruhigend auf den kleinen Jungen ein. Drüben angekommen strich sie ihm langsam den Ärmel seiner Jacke hoch. „Es wird nur ganz kurz weh tun“, versprach sie ihm. Und bevor er überhaupt mitbekam, was passierte, biss ihm Sophia schnell in den Arm. Ein komisches Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Ihm wurde leicht schwindelig. Als Sophia fertig war, biss sie sich in ihrem Finger. Ein paar Tropfen Blut quollen daraus hervor. „Hier, trink das, dann geht’s dir besser!“, sie hielt dem Jungen ihrem Finger hin, der ihn nach kurzem Zögern zu seinen Lippen führte und das bisschen Blut trank. Als er fertig war und Sophia ihren Finger wegzog, griff er bittend noch mal nach ihrem Arm. Sophia lachte schallend los. „Argus, sieh dir den Kleinen an! Der bekommt nicht genug!“, und leise zu dem Jungen gewannt fragte sie: „Wie heißt du, mein Kleiner?“ Mit großen grünen Augen und ein paar Bluttropfen um den Mund sah sie der Junge an. „Marius“, flüsterte er. Kapitel 15: Gefangen -------------------- Als sich Janina umdrehte sah sie in ein paar undurchdringlich blaue Augen. Sie wollte schreien und davon rennen, doch sie war vor Panik gelähmt. „Da bist du ja wieder!“, höhnte die Vampirdame mit einem teuflischen Lächeln, „Wir müssen uns beeilen, die anderen haben schon großen Hunger auf dein warmes, leckeres, junges Blut!“ Sophia umfasste Janinas Handgelenk mit einem festen Griff und zog sie hoch. „Komm schon, es ist nicht besonders weit…“ Janina kam auf ihre Beine und versuchte sofort sich aus Sophias Griff zu befreien, doch jede Mühe war zwecklos, der Griff war zu stark. Ohne auch nur irgendwas dagegen tun zu können wurde Janina hinter Sophia mitgezogen, in die entgegengesetzte Richtung aus der Janina gerade gekommen war. Sophia hatte Recht behalten, es dauerte nicht besonders lange, bis Janina das alte Holztor wieder erkannte. Gegen ihren Willen schleifte Sophia sie unsanft hinunter und ließ sie erst los, als sie unten angekommen waren. Janina kroch sofort in die nächstgelegene Ecke und rieb sich ihr Handgelenk. „Argus.. hohl Marius. Ich hab seine kleine Freundin wieder eingefangen, kurz vor dem Ende des Parks!“ Janina konnte keinen zweiten Vampir erkennen, doch hörte sie sein Lachen, „Ich hol ihn sofort!“ Janina konnte nicht klar denken, sie war hier mit einer Horde Vampiren eingesperrt, und einer davon war Marius… Kapitel 16: Angerichtet ----------------------- Marius überlegte immer noch hin und her, wie er am Besten hier raus konnte, doch ihm viel keine plausible Erklärung ein. Plötzlich kam Argus in die große Halle gestürmt. Sämtliche Vampire drehten sich nach ihm um, als er auf Marius zu rannte, ihn am Arm packte und mit sich zog. „Komm schon, das Essen ist angerichtet!“ Marius versuchte sich aus seinem Griff zu befreien und sah ihn verwirrt an. „Was meinst du? Was ist mit Essen..“ „Sophia hat deine kleine Freundin wieder eingefangen. Um ein Haar hätte es das kleine Menschenmädchen doch tatsächlich aus dem Park geschafft…“ In Marius zogen sich alle Eingeweide zusammen. „Janina ist wieder hier…“, schoss es ihm durch den Kopf. Kapitel 17: eine Waffe ---------------------- In der Ecke kauernd sah sich Janina fieberhaft um. Sophia war am anderen Ende des Raumes beschäftigt. „Ich brauche irgendwas um mich verteidigen zu können… Irgendwas“, hallte es in Janina Kopf. In dem großen Kellerraum befand sich nicht besonders viel. An der einen Wand entlang war eine Art Anrichte, an der sich Sophia zu schaffen machte. Außerdem war ein großer, alter Holzschrank zu sehen, der an einer Ecke stand, hinter der Janina steinerne Stufen erkennen konnte. An den Wänden hingen Kerzenleuchter mit weißen Kerzen, ein Teil davon war bereits abgebrannt. Die Kerzen waren die einzige Lichtquelle im ganzen Raum. Im anderen Ende des Raumes standen drei alte, braune Särge. In einer anderen Ecke lag ein Haufen alter Sachen. Ein kaputter Sessel, wo ein Bein abgebrochen war, ein zerbeulter Eimer, zwei verbogene Kerzenleuchter, viele alter Kerzenstummel und noch mehr Gerümpel. Janina ließ ihren Blick weiter schleifen bis zur Mitte des Raumes, wo sie ein großer Tisch und viele, nicht zusammenpassende Stühle befanden. Doch ihr Blick schnellte schnell wieder in die Ecke mit den kaputten Sachen zurück. Das kaputte Stuhlbein war ihr ins Auge gestochen. Das war die perfekte Waffe!! Ängstlich blickte sie zu Sophia, doch die hatte ihr immer noch den Rücken zugekehrt. So schnell und so leise sie konnte rutsche Janina auf den Haufen Gerümpel zu. Immer wieder blickte sie über ihre Schulter zurück zu der Vampirdame, doch die schien sich nicht um sie zu kümmern. Sobald Janina den Haufen erreicht hatte, ließ sie das kaputte Sesselbein unter ihrer Jacke verschwinden. Eben so leise rutschte Janina vorsichtig zurück in ihre Ecke. Nicht zu früh, denn sobald sie wieder sicher mit dem Rücken zur Wand saß, hörte sie Stimmen. Auch Sophia blickte auf. Janina erkannte zwei Schatten die auf die letzten Steinstufen fielen und immer größer wurden. Kapitel 18: Angst ----------------- Marius Herz klopfte ihm bis zum Hals hinauf, als er hinter Argus die Steinstufen hinunter ging. Er hatte Angst vor dem, was er unten sehen würde. Hat Sophia Janina schon gebissen? Was passierte, wenn Janina schon gebissen war? Marius könnte vorsichtig versuchen sie zu einem Vampir zu machen, nur Sophia und Argus dürften nichts bemerken, sonst würden sie erkennen, was Marius für Janina empfand. Es war verboten in der Vampirwelt sich in einen Menschen zu verlieben! „Das wird ein Festmahl!“, freute sich Argus. Marius verkrampfte seine Fäuste. Er ließ ein tonloses „Hmm…“ hören und hoffte, dass es Argus genügen würde. Ohne sich über Marius Desinteresse zu wundern, plapperte Argus weiter vor sich hin. „Es wird ganz sicher ein umwerfendes Gefühl sein, in ihrem wundervollen Hals zu beißen. Wenn ich nur daran denke läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich muss sagen, Marius, du hast einen einwandfreien Geschmack! Wirklich exzellent.“ Marius hatte Schwierigkeiten sich nicht von hinten auf seinen Freund zu stürzen und ihn zu verprügeln. Doch schon in nächster Sekunde hatte er den Gedanken schon wieder vergessen und Angst machte sich in seinem Kopf breit. Fünf Stufen noch und er würde Janina sehen. 4…. Sein Magen verkrampfte sich und es fiel ihm schwer weiter zu atmen. 3… seine Schritte wurden merklich langsamer. Argus der weiterhin vor ihm her ging schien nichts zu merken. 2… Marius war kurz davor um zu drehen und die Stufen wieder hinauf zu laufen. 1… nur noch ein Schritt… Kapitel 19: reingefallen ------------------------ Die Schatten wurden immer größer. Janina hatte Angst davor, dass sie Marius sehen und erkennen würde, dass sie auf ihn hereingefallen war. Sie wollte nicht das kleine Dummchen sein, das zu naiv war um zu wissen, dass man einem Vampir nicht trauen konnte, denn mittlerweile hatte sie überrissen, dass er sie hier her gebracht hat - als Futter!! Janinas Blick war starr auf den Anfang der Stufen gerichtet. Sie wagte nicht wegzusehen. Unter ihrer Jacke drückte sie das kaputte Sesselbein gegen ihre Bauch, bereit, es im Notfall auch gegen Marius zu verwenden, schließlich war er es, der sie in diese Lage gebracht hat. Janinas Angst verwandelte sich plötzlich in Wut. Sie drückte das Stück Holz stärker gegen sich, ohne zu merken, wie es sich in ihren Bauch bohrte. Die Schatten langten schon fast bis zur Wand. Janina sah Argus zuerst. Er ging mit munterem Schritt voran und schien einen recht glücklichen Eindruck zu machen. Hinter ihm, mit auf den Boden gerichtetem Blick kam Marius. Janinas Herz machte einen ungewollten Sprung. Es tat gleichzeitig weh ihn zu sehen. Wie konnte sie ihm nur vertrauen? Kapitel 20: 1. Biss ------------------- Marius wagte es nicht, sich umzusehen. Er hatte Angst vor dem Anblick einer mit Blut überströmten Janina, die reglos am Boden lag. Er konzentrierte sich auf die Geräusche, die aus dem Raum kamen. „Ahh… jetzt können wir endlich anfangen zu essen!“, freute sich Sophia. „Unser kleiner Freund freut sich eh schon richtig darauf. Ich glaube, wir sollten ihm den ersten Biss überlassen!“, meinte Argus mit einem Grinsen. Er fühlte sich verdammt großzügig. „Aber wieso?“, maulte Sophia, „ich habe mir die Mühe gemacht, sie wieder einzufangen und ich hab sogar mein Leben gefährdet, als ich mich so nah an die Wohnsiedlung der Menschen heran gewagt habe! Ich hätte den ersten Biss verdient!“ Marius ballte seine Hände zu Fäusten. Wie konnten sie nur so über Janina reden? Sie war doch keine Tier, dass es zu erledigen galt. Sie war ein Mensch, und ein verdammt guter noch dazu! Er blickte kurz hoch und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Fast hätte er Janina nicht erkannt. Sie hockte zusammengekauert in einer Ecke und sah verdammt bleich aus. Sie hatte immer noch seine Winterjacke an und sah ziemlich mitgenommen aus. Die Jacke und ihre Hose waren an einigen Stellen ziemlich zerfetzt, als wäre sie am Boden herum geschleift worden. Ihr schönen Haare waren total verfilzt und ein Bad würde ihr wirklich gut tun. Marius versuchte, ihren Blick einzufangen, doch sie starrte stur auf den Boden. Marius bemerkte, dass sie verkrampft etwas gegen ihren Bauch drückte. Es wäre ihm nicht aufgefallen, wenn sie ihre Hand nicht so komisch gehalten hätte. Er hoffte, dass sie die Chance gehabt hatte, etwas zu ihrer Verteidigung zu finden. Kapitel 21: Wer darf? --------------------- Ein Schauer lief über Janinas Rücken. Es war komisch, den zweien zuzuhören, wie sie darüber diskutierten, wer sie als erstes beißen durfte. Janina hatte ein seltsames Gefühl, ganz so als würde sie beobachtet werden. Sie sah sich um und bemerkte, dass Marius sie beobachtete. Janina wollte wütend werden, doch irgendwas in Marius Blick hielt sie davon ab. Er sah weder belustigt noch schadenfroh drein, eher traurig und beschämt. Doch Janina wollte kein Mitleid mit ihm haben, schließlich war sie seinetwegen hier. Argus und Sophia hatten immer noch nicht aufgehört, darüber zu streiten, wer Janina als erstes beißen durfte. Kapitel 22: Guten Appetit! -------------------------- Janinas Blick tat Marius weh. Seine Befürchtung schien sich erfüllt zu haben, Janina schien zu glauben, er hätte sie absichtlich in diese Lage gebracht. Marius überlegte fieberhaft, wie er ihr deuten konnte, dass er nicht schuld war und dass er ihr helfen wollte, auch wenn er dafür die beiden Vampire töten musste. Die zwei, die ihm alles beigebracht hatten, welche ihn überhaupt zu einem Vampir gemacht hatten. Marius war bereit, sein Vampirleben für Janina auf zu geben, wenn er sie nur retten konnte. „He, Marius, komm… du hast den Vortritt!“, Argus klopfte ihm auf die Schultern und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Marius warf Janina einen flüchtigen Blick zu, doch sie sah krampfhaft auf den Boden. Marius ging gedanklich seine Möglichkeiten durch. Er konnte sich nicht weigern das Mädchen zu beißen, denn dann würden die anderen ihre Chance nutzen, aber beißen konnte er sie auch nicht. Langsam setzte er sich in Bewegung und ging auf das in die Ecke gekauerte Mädchen zu. Der Weg schien ihm Kilometer lang zu sein und für ihn dauerte es eine halbe Ewigkeit bis er bei Janina ankam. Langsam kauerte er sich vor sie. Als er nun so nah bei ihr war bemerkte er, wie sehr sie zitterte. Er betrachtete ihre Arme, die sich um ihren Bauch verkrampft hatten. Langsam beugte er sich über sie und legte ihr seine Hand auf den Kopf. Ganz vorsichtig drückte er ihren Kopf zur Seite. Sie schien keine Kraft mehr für Widerstand zu haben und ließ alles einfach mit sich geschehen. Marius beugte sich über sie. „Guten Appetit!“, kam es von hinten. Sophia und Argus warteten schon sehnsüchtig darauf, dass sie an die Reihe kamen. Kapitel 23: Hoffnung? --------------------- Janina traute sich nicht mal mehr zu atmen. Ihre letzte Hoffnung, Marius würde ihr helfen hier raus zu kommen, löste sich mit einmal in Luft auf. Sie konnte sich nicht einmal wehren, dass Marius ihren Hals streckte, sie war einfach zu enttäuscht. Mit aller Kraft hatte sie sich an diesen kleinen Gedanken gekrallt. Sie entkrampft ihre Arme, die sie um das kaputte Stuhlbein geschlungen hatte. Das Mädchen sah keinen Sinn mehr darin, sich zur Wehr zu setzten. Schon spürte sie Marius Atem nahe ihrem Ohr. “Gleich… gleich wird es vorbei sein. Nur ein Biss… gleich…“, dachte Janina und schloss dir Augen. „Tu so, als wärst du ohnmächtig und wenn einer der beiden sich über dich beugt hau ihm eins über den Kopf!“, flüsterte Marius ihr ins Ohr. Janina glaubte zu träumen. Hatte er das gerade wirklich gesagt?? Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und versuchte seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Sie wollte wissen ob er sie nur verarschte, oder ob er es ernst meinte. Doch sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Doch dafür spürte sie plötzlich seine Lippen an ihrem Hals. Janina hielt den Atem an. Doch statt dem erwarteten Biss küsste Marius sie vorsichtig am Hals. Ein Schauer lief über ihren Rücken. „Ich bin froh, dass es dir soweit gut geht, und es tut mir leid!! Aber jetzt musst du dich erstmal ohnmächtig stellen.“ Janina tat wie ihr geheißen. Marius stand wieder auf und bevor er sich zu den anderen umdrehte, wischte er sich über den Mund. Kapitel 24: aufgestaute Wut --------------------------- Insgeheim betete Marius dafür, dass Argus und Sophia nicht mitbekamen, dass er nichts getrunken hatte. Er hoffte, dass es für die anderen so aussah, als würde er sich das Blut wegwischen. Er schielte runter zu Janina. Sie spielte ihre Rolle sehr gut. Sie hatte ihren Kopf so zur Seitegeneigt, dass man ihren Hals nicht sah. Er selber könnte im Moment nicht sagen, ob sie tatsächlich unmächtig sei oder nicht. Als er sich sicher war, dass Janina so aussah, als ob sie gerade wirklich gebissen worden wäre, drehte er sich um. Zu seinem Erstaunen viel ihm ein Grinsen jetzt ganz leicht. Argus und Sophia schienen recht glücklich auszusehen. „So, ihr seit dran!“, meinte Marius. Ohne auf eine Reaktion von Argus zu warten, ging Sophia vor zu Janina und beugte sich über sie. Argus ließ ein Schnaufen hören. Marius ging ein paar Schritte zurück, so dass er hinter Argus stand, der nichts davon mitbekam, weil er ungeduldig darauf wartete, dass Sophia endlich zubeißen würde, damit er an die Reihe kam. Marius konnte gar nicht hinsehen, als Sophias Mund Richtung Janinas Hals wanderte. Er machte sich innerlich bereit, auf seine Wahl-Eltern loszugehen, was nicht lange brauchte, da sich schon eine riesige Wut in ihm aufgestaut hatte. Kapitel 25: Stichword --------------------- Janina hielt den Atem an als sie Sophias Atem auf ihrem Hals spürte. Ihr Magen fing an zu rebellieren, da Sophias Atem widerlich stank. Janina unterdrückte ein Würgen und versuchte weiterhin sich ohnmächtig zu stellen. Sie konnte jedoch ein Zusammenzucken nicht verhindern, als Sophias Zähne ihren Hals berührten. So schnell und vorsichtig wie möglich holte Janina ihr kaputtes Stuhlbein unter der Winterjacke hervor und schlug so fest sie konnte damit auf Sophia ein. Das war das Stichwort auf das Marius gewartet hatte und mit ihm stürzte er auf Argus zu. Mit einem Schlag brachte er den verdutzen Vampir zu Fall. Janina hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und hatte noch genug Zeit Sophia ein zweites Mal eine zu verpassen, bevor diese aufstehen konnte. So schnell sie konnte stand sie auf und stellte sich hinter Sophia, welche nach Luft schnappend am Boden kniete und sich den Kopf hielt. Janina nahm all ihre Kraft zusammen und versetzte ihr noch einen Schlag, genau am Kopf, welcher Sophia zusammensacken ließ. Vor Angst zitternd sank Janina an der Wand entlang auf den Boden. Sie zitterte am ganzen Leib. Kapitel 26: verliebter Vampir ----------------------------- Marius stürzte von hinten auf Argus zu und versuchte ihn am Boden zu halten, denn er wusste, dass er keine Chance hatte, wenn Argus es schaffen würde, auf die Beine zu kommen. Sie rankten eine Zeit lang am Boden, Argus versuchte immer wieder aufzustehen, doch Marius konnte ihn irgendwie immer wieder zurückziehen. Sie waren nicht unweit der Ecke, wo sich das Gerümpel gesammelt hatte. Marius schaffte es, Argus am Boden festzuhalten und bohrte ihm sein Knie in den Rücken. In dieser Stellung konnte er Argus sicher festhalten und gleichzeitig nach dem kaputten Stuhl grabschen. Als er ihn endlich in der Hand hatte haute er ihn am Boden, damit ein weiteres Stuhlbein abbrach. Er passte einen kurzen Augenblick nicht auf und Argus drückte Marius Knie weg und er erhob sich. Marius fiel rücklings auf den Boden und lag dort wie ein Käfer am Rücken, unfähig sich zu bewegen. Argus entriss ihm das Stuhlbein und hielt es ihm an die Brust. Marius vergas zu atmen. Würde Argus es wagen ihm das Stück Holz in die Brust zu rammen?? Es würde sein Ende bedeuten. Marius sah angsterfüllt zu Argus hoch, ein widerliches Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. „Also hatte ich doch Recht. Du bist in das stinkende, kleine Menschenmädchen verliebt! Du weißt was das bedeutet, oder?? Wenn Romanus das erfährt, wirst du…“, doch Marius erfuhr nicht, was dann mit ihm geschehen würde, denn Argus sank plötzlich auf die Knie, ließ das Stuhlbein fallen und kippte vorne über. Kapitel 27: gehen Vampire arbeiten? ----------------------------------- Janina stand mit erhobenem Stuhlbein hinter Argus und sah auf die bewusstlose Gestalt hinunter. Argus hatte nicht bedacht, dass er mit dem Rücken zu dem Mädchen stand und Janina hatte die Gunst der Stunde genützt und den zweiten Vampir ohnmächtig geschlagen. Janina fühlte sich völlig ausgepowert, sie war nicht mal mehr im Stande, das Holz zu halten und es glitt ihr langsam aus der Hand. Bevor es auf den Boden schlug hatte es Marius aufgefangen und stand langsam auf. Janina schwankte ziemlich, weshalb Marius sie mit seinen Armen aufrecht hielt. „Was passiert jetzt mit den beiden? Was sollen wir mit ihnen machen?“, flüsterte das Mädchen. „Überlass das mir! Keine Sorge, die werden dich nie wieder als Abendessen hier her bringen!“, antwortete Marius ihr und strich ihr liebevoll über die Haare. „Komm, ich bring dich hier raus, die werden noch eine Zeit lang ohne Bewusstsein sein!“. Er legte Janina den Arm um die Schultern und führte sie durch die schwere Holztür hinaus in die kühle Nacht. Ein leichter Wind ging als sie durch den Park gingen und spielte mit Janinas Haare. An der frischen Luft schien sich das Mädchen wieder einigermaßen zu erfangen. „Es tut mir leid was passiert ist! Ich wollte das nicht!“, entschuldigte Marius sich leise. Janina sah ihn von der Seite an. „Also bist du wirklich ein Vampir?“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Marius nickte kaum merklich. Janina fuhr fort: „Aber wieso geht ein Vampir zur Abendschule?“ Marius musste grinsen, aus ihrem Mund hörte es sich wirklich komisch an. Ein Vampir der zur Schule ging. „Ich bin nicht als Vampir geboren, Argus und Sophia haben mich erst zu einem gemacht, dass bedeutet, ich bin nicht so sehr sonnenempfindlich wie sie, und brauche auch viel weniger Blut,“, erklärte er ihr, „und das Blut ist auch der Grund, warum ich zur Schule gehe. Es ist sehr gefährlich für Vampire in einer kleinen Stadt so oft jemandem umzubringen nur um die Blutgier zu stillen. Deshalb gehen ein paar Vampire, die so sind wie ich – also nicht so sehr sonnenempfindlich – arbeiten, um Geld zu verdienen, mit dem sie dann bei einer Fleischhauerei Blut kaufen, von den geschlachteten Tieren. Ich persönlich halte nämlich nichts vom Abschlachten der Menschen, nur um die Blutgier zu stillen. Ich möchte einen ordentlichen Beruf haben, wenn es geht in der Nachtschicht “, er zwinkerte ihr spitzbübisch zu, „um dann ehrlich mein Blut zu kaufen.“ Janina lächelte, an das hätte sie als allerletztes gedacht. „Was bedeutet es eigentlich genau, dass du nicht so sehr sonnenempfindlich bist wie die anderen?“ Marius freute sich, dass Janina so ein Interesse an ihm zeigte, er hatte befürchtet, dass sie sofort wegrennen würde sobald sie aus der Gruft draußen waren. „Ich kann auch am Tag draußen sein, also nicht bei der größten Sommerhitze wo die Sonne nur so runter brennt, aber im Frühling und Herbst ist es kein Problem, ich muss halt etwas Langärmliges tragen. Nicht wegen der Wärme – ich bin nicht wärmempfindlich – sondern wegen den Strahlen... Ich muss halt auch im Winter eine Sonnenbrille tragen, weil ich im Licht nicht ganz so gut sehe wie früher, aber ansonsten habe ich am Tag keine Probleme.“ Janina lächelte zu ihm hinüber und nahm seine Hand. „Was glaubst du werden wir morgen in der Schule Neues lernen?“. Marius erwiderte ihren Druck und meinte mit einem breiten Grinsen: „Vielleicht wie man als Vampir in der Gesellschaft untertaucht!“ Janina schien etwas eingefallen zu sein. „Du bist übrigens nicht der erste Vampire, der mir begegnet!“ Marius sah sie erstaunt von der Seite an. „Doch der, den ich gesehen hatte, wie ich klein war, hatte nicht so wunderschöne Augen wie du! Ist eh besser, wenn du eine Sonnenbrille tragen musst, dann verliebt sich nicht gleich jedes Mädchen in diese wundervollen Augen!“ Auf dem Nachhauseweg erzählte Janina von ihrer ersten Begegnung mit einem Vampir, die sie bis dato sichtlich verdrängt hatte, denn dieser hatte kaltblütig ihren Großvater ermordet. Nur des Blutes Willen. 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