A call in the Dark von Faenya (Liebe endet nie <<< Das 15. Kapitel (Asche zu Asche) wartet auf Freischaltung! Viel Spaß!) ================================================================================ Kapitel 12: Rens Trauer ----------------------- Hi Leute, Entschuldigt das es so lange gedauert hat! Ich hatte erst keine Ideen dann keine Zeit und dann keinen PC aber egal, hier ist jedenfalls das neue Kapitel! WICHTIG! Ich entschuldige mich, falls ich euch mit den ENS gestört haben sollte, nur konnte ich sehen das 13 (!!!) Leute meine FF (und die Vorgeschichte vllt auch) in ihrer Favo List haben aber ich immer nur ein oder zwei Kommis krieg (DANKE WHITE_CAT DANKE KONE ohne euch würd ich wahrscheinlich nicht weiter schreiben wollen! Ich bin froh das ich euch hab!) Jedenfalls würde ich mich sehr über ein paar mehr Kommis freuen! ______________________________________________________________ Taeko gähnte herzhaft und kuschelte sich weiter ihr Kissen. Das Licht störte sie, darum zog sie sich die Decke über den Kopf. Vorsichtig tastete sie um sich und stellte fest, das Ren nicht neben ihr lag. „Wo ist er den jetzt schon wieder hin?“, fragte sie sich und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Suchend sah Taeko sich um Raum um, konnte Ren aber nirgends entdecken. „Wo bist du?“, rief sie leicht maulend. „Hier draußen!“ Taeko sah hinüber zum Fenster durch das Ren gerade herein kletterte. Auf ihre verwirrten Blicke hin erklärte er: „Da ist eine Feuerleiter!“ Neben Ren stieg noch etwas anderes ins Zimmer. Hotu tapste vom Fenstersims auf einen nahe stehenden Stuhl und von da aus weiter Richtung Bett auf dem er es sich gemütlich machte. Der Kater schnurrte laut, als Taeko ihm über den Kopf strich. „Na du Stromer wo kommst du denn auf einmal wieder her?“ Ren zog die Augenbrauen hoch. „Nein! Du warst nicht gemeint!“, grinste Taeko ihn an. „Haha!“, erwiderte Ren. „Sehr witzig!“ --- Sandori ging die Treppe hinab, an der Hand hatte sie ihre kleine Nichte. Rin pfiff fröhlich vor sich hin und sprang die Stufen förmlich herab. „Fall nicht!“, ermahnte ihre Tante sie. „Deine Mutter macht mich einen Kopf kürzer wenn dir was passiert!“, lachte Sann. „Ich fall nicht!“, grinste das Mädchen verschmitzt hatte sich aber überschätzt. Sie fiel nicht etwa weil sie nicht aufgepasst hatte sondern weil ein markerschütternder Schrei durch das Wohnhaus hallte. „DU VERSTEHST MICH EINFACH NICHT!“ Sandori glaubte Toekas Stimme erkannt zu haben, sicher war sie sich nicht, dafür klingelten ihre Ohren in jenem Moment zu sehr. Rin war leicht gestolpert aber von Sandori reflexartig am Arm gepackt worden. „Das war knapp!“, lächelte die Kleine verlegen und ging nun Stufe für Stufe die Treppe runter. Irgendwo im Haus war eine leisere Stimme zu vernehmen die aber neben dem Lärmpegel der schreienden Toki gerade zu unter ging. „Dawn, bitte, reg dich doch nicht auf!“ Ein weiterer Schrei lies Sann, Rin und etwa den ganzen Block erneut zusammen fahren. „ICH SOLL MICH NICHT AUFREGEN? WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WER DU BIST?“ Eine Tür knallte und kurz darauf stürmte Toeka tatsächlich an ihrer Schwester und ihrer Nichte vorbei nach draußen. Rin und Sandori warfen sich fragende Blicke zu und zuckten gleichzeitig mit den Schultern. --- „Ist dir nicht kalt?“, fragte Taeko. Sie zitterte schon bei Rens Anblick, wie er da nur in Boxershorts stand. Genauer betrachtet war es nicht nur weil er so ‚kalt’ angezogen war... „Wieso sollte? Ich bin nicht so ne Frostbeule wie du!“ Prompt schmiss die Koreanerin ein Kissen nach ihm. „Zieh dir was an, du machst mich ganz wuschig!“, zeterte sie. Er ging einen Schritt auf sie zu und beugte sich zu Taeko herunter. Erschrocken wich die Blauhaarige ein Stück zurück und auch Hotu fühlte sich dazu veranlasst fluchtartig den Raum zu verlassen. „Ach ja?“, sanft küsste er sie. „So war das nicht gemeint!“, murmelte Taeko abwehrend in den Kuss hinein bevor ihre Lippen wieder versiegelt wurden. „Sicher?“, hakte Ren in einer kurzen Atempause nach. „Du bist bescheuert!“, meckerte Taeko. „Gleich steht Sann vor der Tür und bring Rin vorbei!“ Ren wand sich Taekos Hals zu und bedeckte diesen mit Küssen. „Hör auf!“, versuchte sie vergeblich und auch reichlich unglaubwürdig Widerstand zu leisten. „Sicher?“ wiederholte Ren, sah kurz auf, fuhr aber gleich wieder fort Taeko in den Wahnsinn zu treiben. Einen Moment lang überlegte die Koreanerin. „Mach weiter!“, seufzte sie und legte den Arm um Ren. Dann klopfte es an der Tür. „Taeko, Ren, seid ihr da?“ „Nein, sind wir nicht!“, murmelte Ren und drückte Taeko sanft in die Kissen. „Hey! Ich sollte doch Rin vorbei bringen!“ Hotu kratzte an der Tür, wohl wissend, dass Rin dahinter stand. „Die hauen gleich ab!“, beschwichtigte Ren Taeko, die sich aufgesetzt hatte. „Hey! Sitz ihr auf euren Ohren?“, rief Sann und pochte wie wild gegen die Tür. Genervt ließen die beiden von einander ab. „Ich hab doch gesagt sie sind gleich da!“, predigte Taeko dem Chinesen, aber er antwortete nicht. Stattdessen sprangen beide in ihre Klamotten. Ren verschwand in die Küche, während die junge Frau sich die Haare glatt strich, einmal tief durch atmete und die Tür öffnete. „Mum!“, rief Rin gleich und sprang ihrer Mutter in die Arme. „Hi meine Kleine! Tust ja so als hätten wir uns Tage lang nicht gesehen!“ „Warum hat das denn so lange gedauert?“, wollte Sann wissen, dann musterte sie ihre Schwester genauer. Nun ging auch Ren an der Haustür vorbei. Bevor Taeko sich irgendetwas hatte einfallen lassen können bemerkte Sann schon: „Ihr seht leicht zerrupft aus! Haben wir bei irgendetwas gestört!“ Ihr Grinsen grenzte schon an radioaktiver Verstrahlung. Beinahe hätte sie die beiden ausgelacht! „Taeko du hast da was!“ Die Achtzehnjährige deutete auf den Hals ihrer Schwester. „Schau mal in den Spiegel!“ Taeko tat es flüchtig und schäumte beinahe vor Wut. Im vorbeigehen zischte sie Ren zu: „Na warte, das zahl ich dir heim! Wir sind keine sechzehn mehr!“ und deutete auf den krebsgeschwürartigen Knutschfleck an ihrem Hals. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wand sie sich wieder an ihre Schwester. „Können wir los?“, fragte diese. „Klar!“ Dann drehte sie sich zu Ren. „Kommst du mit?“, meinte Taeko gespielt zuckersüß. „Wohin?“, fragte er nach obwohl man schon in seiner Stimme hörte, dass ihn die Antwort nicht sonderlich interessierte. „Das Neujahrsfest vorbereiten!“ Er brummte etwas Unverständliches gab aber keine direkte Antwort. „Also nicht!“, schloss Taeko daraus und zog ihre Schwester und ihrer Tochter aus der Wohnung. „Ren tut auch immer wie ein Eisklotz!“, meinte Sandori. „Er tut nicht so, er ist einer!“, erwiderte Toki., die neben der Wohnungstür an die Wand gelehnt stand. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, das Bein leicht angewinkelt und den Sohle gegen die Fußleiste gestemmt. „Erschreck uns doch nicht so!“, meckerte Sann, denn tatsächlich waren beide Schwestern vor Toeka zusammen gefahren und sah Toki nun verständnislos an. „Er kann auch zärtlich sein!“, meinte Taeko nach anfänglichem Schock auf die Anspielung ihrer Schwester, während sie die Tür hinter sich zuzog. „Na das sehe ich!“ Auch Toeka hatte sofort den bläulichen Fleck an Taekos Hals anvisiert. „Keine Details bitte! Ich will nicht hören wie meine Schwester..., ehhh!“ Sandori schüttelte sich leicht angewidert. Taeko lachte. Langsam gingen sie den Flur entlang zum Treppenhaus. „Das meinte ich auch nicht!“ „Was denn?“, schnaubte Toeka. „Er hat schon Gefühle! Er zeigt sie halt nicht so offen!“, erklärte die Älteste. „Klar wenn er sie zeigen würde, könnte man ihn ja einschätzen! Aber nein, einem Mann darf man ja nicht in die Karten schauen!“ brummte Toeka. „NEIN! Einem TAO darf man nicht in die Karten schauen!“, lachte Sann und sprach den Satz in tiefer gespielt ehrfürchtiger Stimme aus. „Ach, Männer sind doch alle gleich!“ Toeka blieb ernst. „Er zeigt keine Gefühle, das ist unter seiner Würde!“, fuhr Toki fort. „Reden wir jetzt noch über Ren? Gibt’s da irgendwas was du loswerden möchtest?“, hakte Sann nach, sie konnte dem Gespräch nicht mehr ganz folgen. „Ist halt so!“ Toki verschränkte die Arme vor der Brust. „Worauf willst du hinaus?“, wollte Taeko wissen, oder eigentlich ehr nicht. Sie fragte mehr aus Höflichkeit. Irgendetwas schien Toeka auf dem Herzen zu haben, das merkten ihre Schwestern, doch wenn sie nicht von selbst mit der Sprache heraus rückte war ihr nicht zu helfen. „Er hat sein Pokerface nicht mehr abgelegt, seit wir das Denkmal aufgestellt haben!“ „Warum bist du eigentlich so biestig zu Ren?“, giftete Taeko die ihre Zwillingsschwester nicht verstand. „Die Geschichte hatten wir doch schon mal Toki, oder?“, Sandoris Stimme klang genervt. Sie wollte das Thema von damals nicht schon wieder anschneiden. „Ich bin nicht sauer auf ihn! Seine Hochnäsigkeit kotzt mich bloß an!“ „Ist immer noch von Ren die Rede?“, wiederholte Sann ihre Frage. Sie sah zwischen ihren Schwestern hin und her als würde sich Zuschauer beim Tennis sein. Langsam wurde ihr schwindelig und Rin hatte es aufgegeben den Erwachsenen zu zuhören und tapste vor sich her. „Er hat ja noch nicht mal auf Taekos Beerdigung geweint!“ „Toki, ich stehe hier vor dir in Fleisch und Blut, also sprich nicht von meiner Beerdigung!“ Taekos Zwillingsschwester schluckte schwer. „Entschuldige, aber es war wirklich so! Ren hat nicht eine Träne vergossen! Er hat nicht eine Sekunde lang getrauert!“ „Was machst du ihn auf einmal schlecht? Es ist gerade wieder alles OK und jetzt fängst du mit so was an! Was soll das?“ „Es ist nichts OK! Despart ist zurück! Hast du das vor lauter Turtelei vergessen? Hast du schon mal dran gedacht, das alles wieder von vorne anfangen könnte?“ „Den Satz hab ich von Sann auch schon gehört, ich weiß zwar nicht mehr wann aber ich bin mir da ziemlich sicher!“,zischte Taeko. Ihre Augen funkelten und das verhieß nichts Gutes. „Lasst euren Pessimismus mal bei Seite! Ich glaub ihr habt euch da in was verrannt! Ihr redet gerade ziemlich aneinander vorbei!“, trat Sann dazwischen. „Tut mir Leid!“, Schnell entschuldigte sich Toeka wieder, doch sie hatte etwas gesagt was nicht wieder zurück genommen werden konnte. Auch Taeko atmete tief durch. „Ren hat nicht geweint, was soll mir das jetzt sagen? Er ist ein Typ, die heulen nicht vor anderen!“, sie zuckte mit den Achseln. „Das du dir seiner Gefühle nicht zu sicher sein solltest! Männer sind Schweine!“ Toki machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. „Sie hat sich mit Seath gestritten! Ich glaub unsere liebe Schwester hat den armen Jungen ein wenig überfordert!“ Sann zwinkerte kurz. „Das soll sie nicht an mir auslassen!“, schnaubte nun Taeko, nahm ihre Tochter an die Hand und lief in die genau entgegengesetzte Richtung. „Ich hab eindeutig zu viele Schwestern! Kaum zu glauben das die alle älter sind!“, sie schüttelte den Kopf. --- Run sah wie Taeko energisch das Feuerholz für das Neujahrsfeuer auf einen Haufen warf. Sie wirkte ein wenig gereizt. Auch ihre Tochter schien lieber auf Abstand bleiben zu wollen und lümmelte auf einer der Sandsteinmauern. „Was ist denn passiert?“, fragte Run die vierjährige. „Mum hat sich mit Tante Toki gestritten!“, antwortete Rin knapp. Run nickte und ging vorsichtig auf Taeko zu. Wie zu einem wilden Tier, welches man besser nicht provozieren sollte. „Was hat Toki angestellt?“ Taeko fuhr herum woraufhin Run erschrocken zurück wich. „Die hat Probleme mit ihrem dämlichen Seath und erträgt es nicht das Ren und ich im Moment keine haben!“, rastete Taeko völlig aus. „Meine Güte, sie soll sich nicht so anstellen! Ist doch selbst Schuld wenn sie Seath nicht zu Wort kommen lässt!“ Run wollte etwas sagen, doch dazu kam es nicht. Denn Taeko hatte nach kurzem Luftholen sofort wieder angefangen zu reden. „Weißt du, da kommt der Typ extra gestern zu mir an, und fragt mich ob ich was dagegen hätte, wenn er Toki um ihre Hand fragt...“, für einen Moment setzte Taeko ein entzücktes Lächeln auf... „...ist das nicht süß?“ ... doch dann verfinsterte sich ihre Mine wieder. „Aber Madame muss ja wieder ihren Dickschädel durchsetzten und schmeißt ihm an den Kopf das sie ihn liebt! Einfach so ohne Vorwarnung, hatte es ihm vorher nicht einmal gesagt aber dann plötzlich ohne Kontext, völlig zusammenhanglos!“ Taeko fuchtelte mit den Händen über ihrem Kopf. „Weiß sie denn nicht das man Kerle nicht überfordern darf? Nicht zu fassen!“ die Koreanerin lief auf und ab, derweil kam Run ihrem Redeschwall gar nicht mehr mit und sah hilfesuchend zu Rin hinüber. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Und weil er ihr nicht schnell genug antwortet glaubt sie gleich wieder er würde sie nicht lieben! Dabei war er bloß verwirrt und überwältigt!“ Wieder holte Taeko Luft, was Run zum Anlass nahm ihre Hände zu greifen – irgendwann würde sie noch jemanden mit ihrer Fuchtellei verletzten – und sie zum schweigen zu bringen. „Und diese Vorwürfe kommen von der Königin der Missverständnisse!“, lachte Run. „Aber, ...“, setzte Taeko zum Widerspruch an. „Nichts aber! Du hast Ren auch schon so manches Mal vor den Kopf gestoßen, ... OK es beruhte meistens auf Gegenseitigkeit aber das erzähl ich dir ein anderes Mal. Wichtig ist nur, das die beiden das selber regeln müssen!“ Run löste den Griff um Taekos Hände. „Das weiß ich doch!“, gab Taeko zu. „Sann hat mir auch erzählt, dass zwischen den beiden wegen mir eine ganze Weile Funkstille geherrscht hat, ... als ich verschwunden war!“ „Warum regst du dich dann so auf?“, wollte Run wissen. „Toki hat da so was gesagt, ...im Eifer des Gefechts...!“ Taeko erzählte von der kleinen Auseinandersetzung mit Toki. Run hörte kopfschüttelnd zu. „Toeka hat keine Ahnung was mit Ren damals los war!“, zischte sie aufgebracht. „Dann erzähl es mir!“, bat Taeko. mit dieser Bitte war sie bei Ren auf Granit gestoßen. „Das ist eine lange Geschichte...“, wich Run aus. Taeko setzte sich zu Rin auf die Mauer, zog die Kleine auf ihren Schoß und sah Run erwartungsvoll an. „Ich hab Zeit!“ „Ren köpft mich wenn er erfährt, dass ich dir davon erzählt habe!“, resignierend seufzte sie und gab nach. „Tu ich nicht!“ Ruckartig drehten sich die Drei zu Ren um der urplötzlich hinter ihnen stand. „Na los, fang an!“ Also begann Run zu erzählen, während Taeko und Rin gespannt zuhörten und Ren ihr immer wieder ins Wort fiel und ergänzte. Nach Dobbie Village zurückzukehren war ein seltsames Gefühl. Die Wüste war ein bedrückend stiller Ort in dem die Schamanenstadt wie eine Oase fungierte. Run und Ren gingen durch das Südtor hinein. Hier standen einige Fahrzeuge, darunter auch ein schwarzes Motorrad. „Wie ist das denn hier her gekommen?“, fragte sich Run laut. Sie war hundertprozentig sicher gewesen, dass Taeko es auf dem Weg nach Kantara am Flughafen zurückgelassen hatte, kurz bevor sie... Ren ging auf die Maschine zu. Vorsichtig legte er die Hand auf den Motor und strich darüber. »Wollen wir ne Runde drehen?«, hörte er eine Stimmer flüstern. „Was hast du gesagt?“ Der Chinese fuhr herum und sah seine Schwester mit stechendem Blick an. „Ich hab nichts gesagt!“, bestritt sie. „Aber hast du das denn nicht gehört!“ „Was denn?“, hakte Run nach. »Schau mich an wenn ich mit dir rede!« Da war sie wieder, die Stimme. Ren kannte sie, er kannte sie ganz genau. Langsam drehte er sich wieder zu dem Bike um. Dort saß eine Gestalt in schwarzer Lederjacke, dunkler Jeans und blutrotem T-Shirt. Ihre blauen Haare hatte sie zu einem langen Zopf gebunden. „Taeko?“, wisperte Ren und sah entgeistert in Richtung des Motorrads. „Wo?“, fragte Run entsetzt und sah sich suchend um. „Na dort, siehst du sie nicht? Dort auf ihrem Bike!“, rief Ren verärgert und deutete dort hin. „Da ist nichts!“, erklärte Run. „Sie ist ein Geist Run!“, die Stimme des Tao klang ein wenige aufgeregt. „Wenn sie ein Geist wäre, dann könnte ich sie sehen Ren! Oder wenigstens ihre Anwesenheit spüren!“ „Aber sie ist doch genau vor, ...“ Er warf erneut einen Blick auf das schwarze Bike. Doch dort war nichts und niemand. „... deiner Nase!“, brachte er den Satz niedergeschlagen zu ende. Run brachte Ren ins Haus, sie stiegen die Treppen hinauf. Eigentlich hatte Ren vorgehabt im Apartment der Jungs zu wohnen, doch der Flur, welcher zu Taekos Wohnung führte zog ihn an. Während Run eine Etage höher ging blieb er im zweiten Stock zurück. Der Gang war beängstigend lang. Schweigend blieb Ren vor der Tür stehen, dann schließlich betrat er das Apartment. Alles sah genauso aus, wie Taeko und er es verlassen hatten. Alle Möbel standen an ihrem Platz, der Kleiderschrank war mal voller gewesen aber alles in allem war die Wohnung wie immer. Nur eins fehlte... Ren meinte das Klirren von Glasflaschen zu hören. »Ren! Die Milch ist alle!«, hörte er eine Stimme aus der Küche rufen. Langsam folgte Ren der Stimme dorthin wo sie ihren Ursprung gefunden hatte, doch in der Küche war niemand. Das Fenster stand offen und die Vorhänge wehten im Wind. Auf dem Sofa lagen alte Zeitungen, der Kühlschrank gab nicht das surrende Geräusch von sich wie sonst. Der Boden knarrte unter seinen Füßen, die Tür stand einen Spalt weit offen und die Scharniere quietschten. Dann erklang ein helles Lachen aus dem zweiten Zimmer der Wohnung. Beinahe schon rannte er die wenigen Schritte ins Schlafzimmer. Doch auch dort war nichts. »Hier bin ich!« Er sah sich um. Obwohl ihm Geister bekannt waren fuhr er zusammen. »Hast du mich vermisst?« „Taeko, bist du ein Geist?“ Von ihr kam keine Antwort. »Ren, bitte mach die Tür zu!« Ren schloss die Schlafzimmertür. Nein, sie war kein Geist, sie war nicht einmal real. Plötzlich war das schimmernde Bild verschwunden. »Ren, komm ist Bett, es ist spät!« Eine Erinnerung! Erinnerungen an Taeko, ihr Abbild. Reflexartig folgte er ihrer Bitte und setzte sich auf das kleine Bett. Er konnte gerade zu spüren, wie sie sich von hinten an ihn schmiegte. Immer wieder rief Rens sich ins Gedächtnis ,dass das alles nicht real war. Er sah aus dem Fenster, hinaus auf die Wände der anderen Häuser. Sandfarben und einheitlich waren sie. Ren wusste nicht wie lange er dort saß und nach draußen starrte. Er wusste nicht wie viele Stunden vergingen, wie viele Tage! Vor seinen Augen ging die Sonne auf und unter. Außerhalb der Wohnung ging alles seinen gewohnten Lauf. Die Welt drehte sich weiter doch in jenem Zimmer blieb die Zeit stehen. Es musste ein Alptraum sein, ... es durfte nicht wahr sein. Taeko konnte nicht tot sein! Ren konnte sich nicht rühren und saß stumm da. Vor seinem inneren Auge zogen Bilder vorbei, gelegentlich glaubte er Taekos Lachen zu hören. »Ren, du musst etwas essen!«, „... Nein! Ich will deine Stimme nicht mehr hören! Ich will dich vergessen!“ Ja es kam soweit, dass er sie vergessen wollte. Genauso wie den Schmerz, die Leere und die Taubheit. Alle samt wollte er sie hinter sich lassen, aber es gelang ihm nicht. »Ren!« „Hau ab! GEH! GEH WEG!“, schrie Ren. „Ren! Du musst etwas essen!“... Das war nicht Taekos Stimme die dort zu ihm sprach. Es war Run, sie starrte ihn aus besorgten und leicht entsetzten Augen an. »Hör wenigstens auf deine Schwester!«, hörte er nun wieder Taeko sprechen. Klar und hallend klang ihre die Stimmer aus seiner Erinnerung. Sätze die er von ihr schon in und auswendig kannte, sie sie ihm immer wieder an den Kopf warf... nein! Das würde sie nun nicht mehr! Es blieb nur die Stimme in seiner Erinnerung die ihm immer wieder ins Gedächtnis rief, was Taeko in dieser Situation sagen würde. „Bin ich so weich geworden? Werde ich jetzt auch noch verrückt?“, fragte sich Ren leise. „Ren! Du sitzt hier jetzt seit Tagen!“, sprach Run. „Du musst endlich hier raus! Es nützt nichts dich in Erinnerungen zu vergraben. Du musst sie endlich loslassen!“ „Lass mich in Ruhe! Was weißt du schon?“ „Nein Ren! Ich lass dich nicht in Ruhe! Ich werde nicht zulassen das du hier vor die Hunde gehst!“ Aus Run sprach die pure Verzweiflung. Ren senkte den Kopf. Es brauchte eine weile, bis er seine Gedanken wieder beisammen hatte. „Du hast Recht!“ So gebrochen hatte Run ihren Bruder noch nie erlebt. Er tat was sie ihm sagte und stand auf, wenn auch langsam, sehr langsam. Er war ausgemergelt, seine Wangen eingefallen er war noch dürrer als sonst. Ren war ungepflegt, trug einen Drei-Tage-Bart. Unter den Augen hatte er schwarze Ränder. Wie lange er wohl nicht geschlafen hatte, fragte Run sich. Sie wusste das ihm Dobbie Village nicht gut tat! Zu viele Erinnerungen hingen an diesem Ort also hatte sie den Familien Jet der Taos zum nächsten Flughafen gerufen. „Ren, wir fliegen nach China!“ Einen Wutausbruch hatte sie erwartet, Proteste gegen ihr Vorhaben. Niemals hätte Run gedacht, das Ren einfach nur nicken würde. Das er freiwillig mit zu Tao Jen nach China reiste... --- Es dauerte nicht lange und sie saßen im Flugzeug. Ren starrte nur die ganze Zeit aus dem Fenster. Seine Schwester bemerkte, dass er nicht mehr redete. Nur ab und zu murmelte er etwas vor sich hin, manchmal meinte sie ihn koreanisch sprechen zu hören. Schließlich stand er auf und verschwand in der kleinen Toilettenkabine. --- Der Chinese warf sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht und besah sich im Spiegel. »Du siehst Scheiße aus!« Ja, das hätte Taeko wahrscheinlich zu ihm gesagt, und sie hätte recht gehabt. „Du hast Recht!“, brummte Ren auf Koreanisch und warf einen genaueren Blick in den Spiegel. Taeko stand hinter ihm, jedenfalls ein geisterhaftes Abbild seiner Erinnerung. »Du musst damit aufhören!« „Womit soll ich aufhören?“, fragte Ren, doch da war die Gestalt auch schon verschwunden. Sein Verstand spielte ihm reichlich makabere Streiche. --- Run glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil Ren solange in der Kabine blieb. Es hätte sie nicht gewundert, wäre er vor Schwäche zusammen gebrochen. Nun hörte sie, wie er mit sich selbst sprach und auch noch auf koreanisch. --- Über die Ebene verteilt stand eine Armee von Jang Shis. Die Wachen des Tao Anwesens blieben jedoch ungerührt stehen und griffen nicht an. Ren sah auf sie hinab. Sieh interessierten ihn nicht. Jen hatte wohl nicht die Absicht seine Nichte und seinen Neffen davon hab zu halten, dem Anwesen einen Besuch abzustatten. In der großen Halle, im Obersten Stockwerk nahm sie der Herr des Hauses so gleich in Empfang. Höflich verbeugten Run und Ren sich vor ihrem Onkel, ... auch wenn Ren es bei klarem Verstand wohl nur widerwillig getan hätte. „Du wirst eine Chinesin heiraten!“, begrüßte Jen seinen Neffen ohne Umschweife. „Die Tradition der Taos muss fortgeführt werden.“ Ren sah auf. Sein verklärter Blick wurde auf einmal grausam und wahnsinnig. „Das werde ich nicht!“ „Jen, bitte lass ihn, ... er...!“, warf Tao Ran ein. „Dann bist du nicht länger das Familienoberhaupt! Du musst für den Fortbestand unsere Linie sorgen!“, fuhr Jen fort. „Dann bin ich eben nicht mehr das Familienoberhaupt!“, mit diesem Satz ging Ren den gleichen Weg zurück, den er gerade zwei Minuten zuvor hinauf gelaufen war. Er durchschritt das Tor zum Anwesen und steuerte auf das Heer von Jang Shis zu. „Bason!“, rief Ren seinen Schutzgeist. Er ging weiter bis er sich in der Mitte der untoten Soldaten befand. „Ja Herr?“, antwortete der Krieger. „Oversoul.“ Der Chinese griff nach dem Kwan Dao. Nicht nach dem Donnerschwert, das er normalerweise benutzte, stattdessen nahm er die Waffe, die er Taeko geschenkt hatte. All seine Wut, sein Zorn wollte heraus, wollte frei gelassen werden, die Trauer die ihn innerlich zerfraß. Es brach aus ihm heraus. »Ren, HÖR AUF!« „Geh weg, hau ab, lass mich in ruhe! LASS MICH VERGESSEN!“ Blindwütig schlug er mit hoch erhobenen Oversoul, erschaffen durch Bason, auf die Jang-Shis ein, metzelte einen nach dem anderen nieder. Der pure Wahnsinn blitzte in seinen Augen. Und irgendwann, meinte Run eine kleine Träne seine Wange hinab laufen zu sehen. »Ren du musst damit aufhören!« Run war ihm hinterher gelaufen, doch nicht sie war es die ihm jene Worte zu rief. Es dauerte Stunden, bis Rens Kraft erschöpft war und er zu Boden sank. Dabei hatte er in letzter Zeit so schwach gewirkt. Sein Atem war abgehakt. Er krallte sich mit den Fingern in den harten Sandboden. „Warum?“ Er scharbte im Boden bis seine Fingerkuppen blutig und aufgeschürft waren. Nun konnte Run es deutlich erkennen. Die Tränen die seine Wangen hinab liefen. Sie sah ihn zum ersten Mal weinen. Selbst als kleines Kind hatte der jüngste Tao keine Träne vergossen. Ren, ihr ach so eiskalter Bruder. Ren, der noch einige Jahre vorher nicht die geringsten Gefühle zu gelassen hatte. Ren, der damals drauf und dran war seinen eigenen Onkel umzubringen. Ren, der immer nur den Hass kannte. Ren weinte! Die Augen hatte er geschlossen, verbissen zu gekniffen. Schließlich, Run kam es endlos lange vor, legte Ren den Kopf in den Nacken. Seine Gesichtszüge entspannten sich, wurden ausdruckslos. Als er die Augen öffnete blitzten sie unberechenbar. Die Trauer war aus seinem Blick verschwunden. Ohnehin sah man darin keine Gefühle mehr. Er stand auf, richtete seine Kleidung und besah sein Werk des Grauens. Die toten Körper lagen im Tal vor dem Schloss der Taos verstreut. Im vorbei gehen drückte Ren seiner Schwester das Donnerschwert in die Hand. „Ich brauche es nicht mehr!“ --- Taekos Körper wurde nie gefunden, ebenso versagte jeder Versuch ihren Geist aus dem Reich der Toten zu rufen. Zwei Monate nach dem Vorfall in Kantara trafen sich die Schamanen wieder an jenem schicksalhaften Ort. „Glaubst du du packst das?“, fragte Run ihren Bruder. „Was fragst du?“, entgegnete Ren genervt. Er war seid seinem Ausbruch in China wie verwandelt. Alle mussten zugeben, das sie sich um Ren sorgten. Nun standen sie an dem Gedenktstein, der an der Burg Kantara aufgestellt wurde. Dort würde eine Schule entstehen in der junge Schamanen ihre Fähigkeiten erlernen sollten. Anna hatte diese Idee. Sie waren schon gegangen. Yoh und Anna, die während der gesamten Zeremonie mit den Tränen kämpfte. Toki und Sandori, aufeinander gestützt, Fadia und Dakizu schwebten betroffen hinter ihnen. Auch Horo², Yoco Ryu,Lyserg und die anderen, die mit Ren und den Suno Schwestern um die Schamanenstadt gekämpft hatten, waren dort gewesen. Die Sonne schine, als wolle sie jenen Trauertag verhöhnen. Ren hatte sich im Hintergrund gehalten, während die anderen Taekos „Beerdigung“ abhielten. Nun stand er vor dem Grabstein und schüttelte den Kopf. „Das alles...!“ »Es musste sein!« „War klar das du das sagst! Aber der Preis! Er war zu hoch Taeko!“ »Du musst damit aufhören!« „Womit denn zum Teufel?“, hörte Run ihren Bruder rufen. „Womit soll ich aufhören? Ich habe versucht dich zu vergessen, ich habe versucht nicht mehr zu trauern, nichts mehr zu fühlen.“ »Du musst damit aufhören!« Ren drehte sich abrupt um und ging. Zurück blieb Run. Es würde für lange Zeit das letzte Mal gewesen sein, dass sie in den Augen ihres Bruders Wärme und Verzweiflung, Liebe und Wut gesehen hatte... „Du musst damit aufhören zu versuchen! Du musst es akzeptieren wie es ist! Du musst aufhören dir die Schuld zu geben!“ Sie war die Letzte am Gedenkstein. Alle waren schon gegangen doch sie blieb noch eine Weile. Schließlich bückte sie sich hinunter zum Stein und legte eine Blume nieder. Sie schloss die Augen, drehte sich um und ging. Einen letzten Blick über die Schulter werfend flüsterte sie: „Du warst nicht die erste die ihn zum lachen gebracht hatte Taeko, ... das waren andere aber du warst die erste Person um die Ren jemals weinte!“ Zurück blieb der mit Blumen umringte Gedenkstein. Das Koreanische Schriftzeichen „Mut“, prangte auf seiner Front. Zwischen all den Blumen stach eine Blaue heraus. Eine blaue Lilie. Nari Chong. Daneben glitzerte etwas im Sonnenlicht. Das Donnerschwert der Taos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)