Der Adlige und das Biest von Caralein (oder Allegro und Karen) ================================================================================ Kapitel 2: Böses Erwachen oder Startschwierigkeiten --------------------------------------------------- Hallo^^ Tut mir leid dass es so lange ging bis das neue Kapitel kam, na ja vielen Dank für eure Geduld, hier ist das zweite Kapitel, viel Spass^^ Böses Erwachen oder Startschwierigkeiten Allegro wachte an diesem Morgen als Erster auf. Er hatte angenehme Träume gehabt auch wenn er zwischendurch glaubte lauernde Schritte zu hören. Völliger Blödsinn natürlich. Mit geschlossenen Augen genoss er die Stille, die ihn umgab. Meinte er das nur oder bewegte sich seine Decke? Blödsinn, absolut… nein das konnte nicht sein. Blitzartig wach geworden schlug Allegro die Augen auf. Was er sah gefiel ihm überhaupt nicht. Karen hatte seinen Bauch als Kissen missbraucht. Die Kopfgeldjägerin schlummerte friedlich, die eine Hand in Allegros Nachthemd gekrallt, die Andere über seinen Bauch gelegt. Sie hatte den Kopf so zur Seite gelegt, dass Allegro nur ihre blonden Haare sehen konnte. Allegro kam sich etwas gedemütigt vor. Zuerst sperrte dieses Mädchen ihn in dieses Zimmer, was ihm ja noch egal gewesen wäre, dann will sie im selben Zimmer bleiben und nun lag sie hier halb auf ihm und schlief seelenruhig. Allegro zählte in Gedanken bis zehn. Das half tatsächlich. Diesen Trick hatte Allegro früher öfters eingesetzt um sich zu beruhigen. Jetzt war es nur noch selten nötig. Aber dieses Mädchen machte es ihm wirklich nicht leicht. Er fragte sich, wieso er sie nicht einfach von ihm runter schmiss. Wollte er sie nicht wecken oder lag es einfach daran, dass er ihre Stimme nicht hören wollte? Allegro war sich ziemlich sicher dass es am Zweiten lag. Der Söldner entschied sich dazu, doch noch liegen zu bleiben und schloss nochmals kurz die Augen. Diese Ruhe war trotz allem sehr angenehm. Aber wie so oft wenn es ruhig um ihn herum war und er nichts tat um sich zu beschäftigen, kamen ihm Gedanken. Keine sehr angenehmen Gedanken, aber es waren seine Gedanken ob er sie nun hasste oder nicht. Auch wenn er der festen Überzeugung war seine Familie würde nicht nach ihm suchen - vor allem nach Jahren des Umherreisens – trotzdem hatte er ein schlechtes Gefühl. Es war keine Angst, die Allegro hatte, sondern eher eine Art Unruhe, ja vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen. Er hatte gute Gründe gehabt um wegzugehen. Es gab wenig das er vermisste. Eigentlich war es nur der Luxus der ihm fehlte, aber den glich er auch so hin und wieder aus. Im Stillen gab Allegro zu, dass es doch jemanden gab den er vermisste, auch wenn er es nie zu geben würde, denn Gefühle waren für ihn tabu. Ach und jetzt vermisste er sie schon wieder. Ob das auf gegenseitiger Basis war? Er hasste es schwach zu sein und sei es nur kurz. Er wusste wie dumm seine Gedanken waren, wer würde ihn schon nach drei Jahren seines Weggehens noch vermissen? „Weinst du?“, fragte eine für Allegro sehr unangenehme Stimme, die er aber wohl noch öfters hören musste. „Wie bitte?“, fragte Allegro zurück und verbarg jegliche Emotion. „Du siehst so aus“, meinte Karen leichthin. Sie hatte den Kopf zu dem Söldner gedreht, lag aber immer noch auf seinem Bauch und tat so als sei dies selbstverständlich. Allegro setzte sich mit einem Ruck auf und katapultierte die überraschte Karen von ihm runter. Schmollend setzte sich das Mädchen neben ihn und stellte eine Frage, die Allegro schon wusste bevor sie Karen gestellt hatte. „Wieso hast du das gemacht?“ Allegro gab ihr überhaupt keine Antwort und verschwand ins Bad um sich herzurichten und auch um seine Ruhe zu haben. Im Geheimen war er Karen dankbar, so dachte er nicht an Dinge, an die man besser nicht dachte. Aber das würde er ihr niemals sagen. Karen hockte etwas verwirrt auf dem Bett und starrte zur Badezimmertür, so als könnte sie sie alleine mit der Kraft ihrer Gedanken öffnen. Die Vorstellung gefiel ihr, dass sie so etwas könnte, aber mit den Schwertern so gut umzugehen zu können war noch viel besser. Sie kicherte. Es würde ganz bestimmt Spass machen mit Allegro herumzuziehen. Sie würde sich etwas Zeit herausnehmen, ihr Auftraggeber brauchte Allegro ja nicht so schnell. Schliesslich verlangte man einiges von ihr, da durfte sie ruhig etwas Zeit brauchen. Sie mochte diesen kalten Kerl jetzt schon, er liess sich so schön ärgern. Ausserdem wollte sie noch Gefühle aus ihm rauskriegen. Vielleicht sollte ich ihn auskitzeln, dachte sie und fing wieder an zu kichern. Das würde ihm überhaupt nicht gefallen. Ihr dafür umso mehr. Er hatte ziemlich traurig geblickt, bevor sie ihn angesprochenen hatte. Was ihn wohl bedrückte? Sie legte den linken Zeigerfinger über ihre Lippen und dachte nach. Was konnte einen Menschen wie Allegro dazu bringen so traurig drein zusehen? Allegro schien ja sonst ganz zufrieden mit seinem Leben zu wirken. Sie hatte ihn eine Zeit lang beobachtet, ihn studiert um seine Schwächen zu finden. Es gab nicht viele Schwachstellen an ihm. Er war zwar ein Magier, aber durch die Zeit, die er immer alleine verbracht hatte, war er zäh geworden und hatte für einen Magier eine aussergewöhnliche Begabung: Er verstand es meisterlich mit dem Schwert umzugehen. Aber zum Klingenflüsterer fehlte ihm die leidenschaftliche Hingabe mit der er seine Waffe führte sollte. Kein unsichtbares Band war vorhanden, das spürte Karen deutlich. Na ja vielleicht war noch nicht alle Hoffnung bei ihm aufzugeben, dachte sie sich, vorausgesetzt er würde den Ruf vernehmen. Noch in Gedanken versunken schnallte sie sich ihre beiden Lieblinge auf den Rücken. Es war nicht unbequem, denn für sie stellten die Klingen einen weiteren Teil ihres Körpers dar. Sie gehörten zu ihr und ohne sie fühlte sie eine Leere die man nicht begreifen konnte, wenn man nicht selbst einer des Bundes war. Allegro seinerseits spritzte sich Wasser aus einer Schüssel ins Gesicht. Er atmete mehrmals durch und versuchte ruhig zu bleiben. Irgendwas stimmte eindeutig nicht mit ihm. Wieso machte ihn diese Göre so rasend? Nein nicht nur sie hatte ihn unruhig gemacht sondern auch die Erinnerung an frühere Zeiten. An Zeiten als er noch kein Söldner war, sondern ein Adeliger. Er wäre wahrscheinlich irgendwann Herzog geworden. Das Oberhaupt der de Rhym war Quantor de Rhym. Er war schon alt und die vielen Falten und das noch spärlich vorhandene weisse Haar verrieten dies auch sehr deutlich. Er hatte einen weissen Schnurrbart und Allegros Cousinen hatten schon öfters hinter dem Rücken des strengen Familienoberhauptes getuschelt, dass ihm ein Ziegenbart viel besser stehen würde. Missbilligend hatte er sie damals immer angesehen, doch heute konnte er nur zu gut verstehen, wieso sie das sagten. Hinter dem gebrechlichen Äusseren Quantors verbarg sich ein starker und bisweilen recht bösartiger Wille, der es schaffte über Jahrzehnte hinweg das Patriarchat der de Rhym zu kontrollieren. Diese Kontrolle war es, die Allegro zu schaffen gemacht hatte. Kurz nachdem er seine Ausbildung in der Akademie der Magier abgeschlossen hatte, ging der Streit mit Quantor und seinen Eltern los. Er hätte verheiratet werden sollen mit irgendeinem blutjungen Ding, auch wenn er selbst noch jung war. Allegro hatte sich verweigert. Seine Mutter hatte ihn gebeten, dass Mädchen sich wenigstens anzusehen, doch Allegro hatte abgelehnt. Er tat das aus jugendlichem Trotz, was seinen Vater dazu veranlasste seinen Sohn und Nachfolger gründlich zu bestrafen. Dann verschwamm Allegros Bild der Vergangenheit. Es war ihm mehr als unverständlich, aber es fehlte ein Teil in seinem Puzzle und so etwas hasste der ehemalige Adelige. Er wusste nur noch, dass er unter Druck stehend die Familie bei Nacht und Nebel verlassen hatte. Vielleicht hatte er sich auch selbst der Erinnerung beraubt, aus Angst sie könne ihn überwältigen und so zerstören. Er glaubte nicht, dass jemand ihn vermisste. Bis auf jemanden, aber er hatte keine Lust weiter im Selbstmitleid zu baden und ging wieder ins Schlafzimmer, wo sich Karen gerade fertig machte. Sie trug zwei Kurzschwerter überkreuz auf dem Rücken. Allegro runzelte die Stirn. Ja, sie war wirklich ungewöhnlich für ein Mädchen ihres Alters. Allegros Musterung entging Karen nicht. Ohne Scheu blickte sie den Söldner an und versuchte nochmals die Trauer von vorhin zu sehen, aber sie war weg, was Karen doch etwas ärgerte. Jetzt hatte sie doch eine Schwachstelle entdeckt und nun war sie einfach nicht mehr auffindbar. Verflucht noch mal! „So, dann gehen wir mal los“, meinte Karen locker und lächelte. Allegro sah sie an und war sich sicherer denn je, dass er sie nicht mochte. „Wer hat dir hier die Befehlsgewalt übergeben?“, fragte er und versuchte gelangweilt zu klingen. „Na ja, indirekt du, Onkelchen. Denn wenn du mir nicht folgst, müsstest du Bekanntschaft mit Simban und Arafanielle machen. Ich glaube nicht, dass dir das gefallen würde.“ „Mit wem bitte?“, fragte Allegro nun verwirrt. „Na die“, antwortete Karen und deutete mit dem Daumen auf die Schwerter. Allegros Gesicht war in diesem Moment wohl alles andere als ausdruckslos. Mit einer Mischung aus Verwirrung, Verärgerung und ein leichten Spur Amüsiertheit blickte er das Mädchen an. „Und du findest meinen Namen doof?“ Er hatte Mühe sich würdevoll zu geben. Dieses Mädchen machte sich lustig über seinen Namen, aber die Namen ihrer Schwerter waren wohl noch lächerlicher. Wer gab seinen Waffen schon Namen? Nun ja, darauf kannte er ja nun die Antwort, Karen. Nein er würde sich nicht die Blösse geben und sie diese Käsemesser ausprobieren zu lassen, sein Umhang sah schliesslich noch aus wie neu. Löcher wären da ziemlich unpassend. „Ja“, kam Karens Antwort wie aus der Pistole geschossen. Stumm verdrehte Allegro die Augen und betete zu jedem ihm bekannten Gott dass dieser Tag bald ein Ende finden würde. Das er nicht sonderlich gläubig war, spielte in diesem Moment keine Rolle, denn wie Allegro zu sagen pflegte: Nützt es nichts, so schadet es auch nicht. Allegro ging nicht genauer auf Karens Erwiderung ein. Stattdessen packte er seine Sachen und verliess wortlos das Zimmer. Karen folgte ihm dicht auf, wie könnte es auch anders sein? Er war wirklich verflucht, dachte er säuerlich. „Ich hab Hunger!“ Karens jammernde Stimme nervte Allegro schon den ganzen Morgen. Sie hatten das Gasthaus vor Stunden verlassen. Allegro, der nie etwas zum Frühstück ass sondern höchstens einen Tee trank, hatte auch jetzt da es gegen Mittag zuging, keinen Hunger. Karen hatte protestiert, weil Allegro so schnell gehen wollte, hatte aber gegen Allegro’s vernichtende Argumente keine Chance gehabt. Eines dieser Argumente hiess, dass er ganz einfach schnell wegwollte. Seine verfluchte Neugierde wollte so schnell wie möglich herausfinden wer ihm da eine Kopfgeldjägerin und angebliche Klingenflüsterin auf den Hals gehetzt hatte. Ein kleines Mädchen! Wer war so dumm zu glauben, er Allegro de Rhym liesse sich so einfach… Moment er hatte sich ja schon von ihr… Er liess diese Gedanken bleiben und schaute desinteressiert zu Karen. Ihr Genörgel war für ihn, der Gesellschaft nicht gewohnt war, unerträglich. „Und? Was soll ich denn jetzt deiner Meinung nach tun?“, fragte er gelangweilt und blickte wieder auf den Weg, der vor ihnen lag. Es war ein alter Waldweg. Karen hatte mit bedacht eine Route ausgedacht wie sie am besten zu ihrem Ziel kamen, das sie natürlich Allegro nicht verriet auch wenn dieser versucht hatte es herauszufinden. Wie Allegro herausfinden sollte, mied Karen Siedlungen sondern konzentrierte sich nur auf die nächste Stadt, in denen man unbemerkt blieb. Vielleicht war sie ja doch eine Kopfgeldjägerin. Aber vielleicht war er auch ein Trottel. Da Allegro sich selbst ungern als Trottel bezeichnete nahm er lieber Ersteres an. „Lass uns essen“, antwortete sie schlicht und machte einen Schmollmund. „Hier im Dreck?“, gab er angeekelt zurück. Karen schaute sich um. Dreck? Sie waren zwar im Wald aber das war ja wohl noch nicht dreckig. Man konnte ja immer den Mantel als Unterlage benutzen. Dann würde auch Allegros Allerwertester nicht dreckig. Karen kicherte, was Allegro zu einem weiteren Stirnrunzeln veranlasste. Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und wartete darauf dass ihr Freund sich ebenso setzte. Doch dieser starrte nur angewidert und überrascht auf Karen. „Ach komm schon, setz dich doch zu mir“, sagte sie lächelnd und kramte in ihrem Rucksack nach etwas Essbarem. Allegro überlegte, ob er nicht einfach weiterlaufen sollte. Wie würde dieses Mädchen dumm schauen. Während Allegro die Risken abwog und sich fragte, wer Karens Auftraggeber war, biss das Mädchen gerade in ein Stück Käse. „Jetzt sag doch was“, jammerte Karen. Diese unerträglich kindliche Stimme nervte den Adeligen ungefähr so wie wenn jemand mit den Fingern über eine Tafel kratzte. Scheusslich! „Ich werde mich nicht hinsetzen. Gehen wir weiter, wir können später was essen“, meinte er ohne preiszugeben wie genervt er war. „Aber ich hab jetzt Hunger!“, sagte sie schmollend. Allegro zählte in Gedanken leise bis zehn, ehe er ruhig erwiderte: „Die nächste Stadt ist sicher nicht so weit entfernt.“ Die darauf folgende Diskussion gewann Allegro, da Karen sich auf die nächste Stadt, deren Name Kiranis war, besonders freute. Die Stadt lag an der Grenze zwischen Uliten, Allegros und Karens Heimatland, und Tyrenien. Die Stadt allerdings gehörte noch zu Tyrenien. Das Land hatte viele Legenden und Helden, einer von ihnen war sogar aus dieser Stadt gekommen, der Barde Kerz Kaliva. Wie es so war mit Helden oder besser gesagt mit Abenteuern traf man sie selten alleine an. Während sie weitergingen, redete Karen ganz begeistert über die Geschichten, die man sich über eine sagenhafte Abenteurergruppe erzählte, die angeführt wurden von Tara Mefey. Zu eben jener Truppe gehörte Kerz Kaliva. Völlig darin aufgehend, dass die berühmte Abenteuerin ebenfalls mit zwei Schwertern kämpfte, beobachtete Karen nicht allzu genau, was Allegro tat. Allegro tat so als höre er zu, war gedanklich aber woanders. Er war nach Tyrenien gegangen weil er möglichst weit weg von seiner Vergangenheit und seiner Familie sein wollte, ausserdem war die Tyrenien für seinen Wein bekannt und er wollte sich das Land anschauen. Einen Namen hatte er sich weit über Tyreniens Grenzen nach Dijarron und Uliten gemacht. Wobei ihm dieser Ruf wohl nun in diese Lage gebracht hatte, mit dieser Nervensäge zusammenzuarbeiten. Zusammenarbeit? Man sollte es wohl eher gezwungene Verbindung nennen. Immerhin würde sie ihn sonst töten, obwohl sie das gewiss nicht durfte. Ihr Auftraggeber wollte einen lebendigen Allegro, sonst hätte sie ihn auch in der Nacht umbringen können. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Karens Stimme und durchschnitt Allegros Gedanken so sauber wie ein frisch geschärfter Dolch die Kehle eines Feindes. „Mhm… ja natürlich“, antwortete er ohne zu wissen, was Karen denn erzählt hatte. Das Mädchen stemmte beide Hände in die Hüften und sah den Söldner fast schon feindselig an. „Gut dann lass uns kämpfen“, sagte sie und hob ihr Kinn. Die Schwerter waren blitzschnell in ihren kleinen, schmalen Händen. „Wie bitte?“, fragte der Söldner völlig überrascht und blickte die junge Kopfgeldjägerin an. „Du hast mir also doch nicht zugehört.“ Sie klang ziemlich enttäuscht, was Allegro fast schon merkwürdig fand. „Und wenn schon, wieso willst du mit mir kämpfen?“, fragte Allegro und klang so gelangweilt wie möglich. Karen sagte nichts sonder blickte nur auffordernd auf seine Schwertscheide. Da hört man ein einziges Mal nicht zu und dann passiert so was, dachte er ärgerlich. „Bitte, Kind.“ Er war absolut nicht in der Stimmung für einen Kampf und schon gar nicht gegen dieses halbwüchsige Mädchen. Die Arme vor der Brust verschränkend schaute er auf sie herab. Die Kurzschwerter in ihren Händen, liessen sie tatsächlich etwas gefährlich wirken. Beide waren gut geschärft und Karen schien sie locker zu halten, als wögen sie gar nichts. Sie war eine Klingenflüsterin, daran glaubte Allegro nun doch. Konzentriert wartend und ohne ein Wort, schaute das Mädchen auf Allegro. „Ich kämpfe nicht gegen ein kleines Mädchen“, sagte er kalt. Eigentlich hatte er erwartet, dass Karen etwas erwiderte, doch das Mädchen blieb stumm. Ihre Haltung verriet, dass sie entschlossen war Allegro anzugreifen, auch wenn er es nicht wollte. In einem Kampf hatte man ja auch nie eine Wahl, ob man kämpfen wollte oder nicht. Nun gut, man hatte die Wahl, aber die Alternative zum Kämpfen, war getötet werden. „Letzte Chance Allegro de Rhym von Alin.“ Karens Stimme klang seltsam erwachsen und ungewohnt ernst. Ihre Augen blitzten vor Kampffreude auf, obwohl sich Allegro nicht sicher war ob es wirklich Freude war. Wieso war er mit dieser unberechenbaren Kopfgeldjägerin geschlagen? Wieso konnte nicht ein normaler Kopfgeldjäger ihn schnappen? Das wäre bei weitem nicht so lächerlich, entwürdigend. Er fragte sich wer hier wen lenkte. Dem plötzlichen Angriff Karens wich Allegro gerade noch so aus. Er spürte den Luftzug der beiden Schwerter und war einmal mehr froh darüber, dass er so viel Erfahrung hatte mit Kämpfern aller Art. Karen hatte schnell bemerkt, dass ihr Angriff fehlgeschlagen war. Sie wirbelte herum und die Klingenspitzen berührten Allegros Rücken. „Und jetzt…“, sagte sie leise, „was glaubst du wie das hier endet?“ Allegro, welcher gerade einen Zauber vorbereiten wollte, war das Gefühl von Stahl unangenehm bekannt. Zum Beispiel von gestern Abend. „Ich hab keine Ahnung“, gab Allegro emotionslos zurück. Ein Gefühl von Unsicherheit schlich sich allerdings in seine Gedanken. Abwartend was Karen als nächstes tat, flüsterte er leise einen Zauberspruch, für Karens Ohren klang es wohl wie ein Gebet. „Hey keine Panik, war nur ein Scherz! Du wirst heute nicht den Göttern gegenübertreten müssen und Rechenschaft ablegen“, sagte sie kichernd. Allegro glaubte nicht recht zu hören. Erst als sie ihre Schwerter wieder zurückzog und in ihre Scheiden verschwanden, erlaubte es Allegro sich, seinen Zauber zu unterbrechen und sich zu Karen umzudrehen. Das Mädchen lächelte dieses fröhliche kindliche Lächeln als wäre nichts gewesen. Sie hatte ihn, Allegro de Rhym, einfach an der Nase rumgeführt. Als wäre die Reise nicht schon schwer genug ohne ihre Kinkerlitzchen. „Was erlaubst du dir eigentlich, Kleines!? Findest du so etwas lustig?“, fragte er genervt, nahe daran wütend zu werden, aber diesen Gefühlsausbruch würde er sich nicht gönnen. Karen zog einen Schmollmund. „Du hast mir nicht zugehört, da wollte ich dir einen Schrecken einjagen. Ja, du hast so schön verschreckt geschaut“, antwortete sie ohne ein Spur von Reue zu zeigen. Allegro fielen dazu nur drei Worte ein: „Gehen wir weiter.“ Ein weiteres Streitgespräch mit Karen wollte Allegro vermeiden und so lief er einfach los. Das Mädchen folgte ihm ausnahmsweise wortlos. Sie würden Kiranis bis zum Abend erreichen und darüber waren die beiden Gestalten besonders froh. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)