Begegnung von Otogi ================================================================================ Kapitel 4: Entschlossen ----------------------- Georgie lehnte sich an ihre Zimmertür und rutschte langsam hinab. Ihr Herz pochte so wild gegen ihre Brust und ihre Wangen glühten. Sie war noch immer ganz benommen von dem Moment, als Lowell sie im Arm hielt. Es war so ein wunderschönes Gefühl, nachdem sie sich so lange gesehnt hatte. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser Moment niemals hätte vorbeigehen sollen. Doch die plötzliche Frage, dass sie nach London gehen sollte, brachte sie zur Verzweiflung. "Was soll ich nur tun?" schluchzte sie in das leere Dunkel herein. Sie verschränkte ihre Arme über ihre Beine und ließ das Gesicht darin versinken. "Lowell... Ich würde mit dir überall hingehen wollen... Aber Abel und Arthur? Ich kann sie doch nicht einfach so alleine lassen..." Sie weinte bitterlich. Ihr Herz pochte noch immer so stark. Doch es schmerzte. Es schmerzte vor Kummer und auch vor Glück. Sie erhob ihren Kopf und öffnete ihre Augen. Diese brannten ihr von den vielen Tränen. Doch sie flossen noch immer in strömen. "Abel..." hallte es leise in dem Zimmer "Arthur..." Müde und entkräftet rappelte sie sich auf und schlich zu ihrem Bett. Sie zog ihr Kleid aus und kroch langsam unter die Bettdecke. Ihr Kopf schlich behutsam in das Kopfkissen und versuchte sich von den ganzen Gedanken zu befreien. Sie schloss die Augen, bis sie nach langer Zeit und unter Tränen einschlief. Am nächsten Morgen saßen Abel, Arthur und Earl Gerald am Tisch und Frühstückten, als Georgie noch halbverschlafen zur Türe hereinkam. "Guten Morgen, Georgie" kam es ihr schon vom Esstisch entgegen gerufen. Ganz zerstreut umherblickend erwiderte sie die freundliche Geste "Guten Morgen. Entschuldigt bitte, dass ich so spät aufgestanden bin und kein Frühstück gemacht habe." Dabei ließ sie ein Lächeln über ihr Gesicht wandern, welches ihre Müdigkeit überdecken sollte. Lowell war nicht am Tisch, er würde bestimmt noch schlafen, nahm sie an. Sie saß sich an den Tisch neben Abel. welcher ihr ein belegtes Brot reichte und stolz prahlte, er habe heute das Frühstück gemacht und sie solle es unbedingt probieren. Sie bis einige Stücke davon ab und kaute langsam und appetitlos darauf herum. Abel beobachtete Georgie und fing an zu lachen. "Ach Georgie, wenn man dir so beim Essen zusieht, könnte man meinen, dass du gerade ein Holzstück im Mund hast." Auch Arthur und Earl Gerald lachten. Georgie meinte darauf "Tut mir Leid, Abel. Dein Brötchen schmeckt wirklich gut, aber ich habe keinen besonders großen Hunger." "Das muss es nicht, Georgie. Wenn du nicht essen möchtest, dann musst du es auch nicht." sagte Abel ganz freundlich. "So.." Arthur erhob sich von seinem Platz "Ich werde zu Onkel Kevin fahren und ihm etwas auf der Farm helfen. Er sah gestern nicht so gut aus, dann wird er sich bestimmt über ein wenig Hilfe freuen. Nach Mittag komme ich wieder und werde dann hier mit der Arbeit beginnen und die Schafe zur Wiese bringen." Mit diesen Worten verließ Arthur das Haus und man hörte die Kutsche von der Farm davonfahren. Auch Abel stand von seinem Stuhl auf. "Ich werde dann auch mal an die Arbeit gehen und im Wald etwas Holz hacken gehen. Hoffentlich weiß ich noch, wie das geht." Pfeifend ging er hinaus in den Stall um das Beil zu holen und mit ihm verschwand er in Richtung Wald. "Nun, Georgie. Erzähl mal, was hast du die letzten zwei Jahre so gemacht." begann Earl Gerald nach kurzer Zeit. "Hier auf der Farm scheint es ja richtig schön zu sein. Gefällt es dir?" "Oh, Vater" Georgie strahlte. "Es ist wirklich wunderschön hier. Jeden Morgen scheint die Sonne in mein Zimmer herein. Die Blumen, das Gras. Alles blüht immer so prächtig. Und auf der Farm gefällt es mir auch. Die Arbeit ist nicht so schwer, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Ich bin froh darüber, sonst wäre es hier so langweilig. Und abends gehe ich so gerne spazieren. Wenn besonders schönes Wetter ist, dann gehen Arthur und ich zum Fluss und Schwimmen darin." Während Georgie dies ihrem Vater erzählte, musste sie an die Worte denken, die Lowell ihr gestern gesagt hatte. Ihre Augen wurden gläsrig und sie saß für einige Zeit schweigend am Tisch. "Das freut mich Georgie, dass es dir hier so gefällt. Ich hätte nicht gedacht, das es in Australien so herrlich ist." bestätigte ihr Vater. Georgie nickte und lächelte. Doch in ihren Gedanken schwirrte die Frage von Lowell umher. Sie wirke auf einmal sehr abwesend und war unkonzentriert auf das Gespräch mit ihrem Vater geworden. "Was ist denn los, Georgie?" wollte er wissen, als er ihre traurigen Augen bemerkte. Sie blickte ihn verzweifelt an. Versuchte, jedoch vergeblich, noch einmal zu lächeln. Ihr Vater vermutete, woran es lag "Ist es, wegen Lowell?" Nach einem kurzen Moment des Überlegens senkte Georgie ihren Kopf. "Vater..." versuchte sie zu erklären "Er möchte.... Er möchte, dass ich mit ihm nach London gehe." Earl Gerald sank ebenfalls den Kopf und nickte verständlich. Dann wendete Georgie ihren Kopf zu dem Fenster und blickte zu dem blauen Himmel auf. Sie beobachtete die Vögel, die hindurch flogen, das Spiel des Baumes im Wind und die wenigen, fallenden Blätter. "Du möchtest nicht von Australien fort gehen, Georgie." stellte Earl Gerald fest. "Es ist nicht Australien." Widersprach sie. Ihre Augen vielen auf die von Earl Gerald. "Was ist mit Arthur... und.... Abel." sie zögerte einige Sekunden um die richtigen Worte zu finden. "Ich kann doch nicht einfach so von hier fort gehen. Was wird denn dann aus der Farm? Arthur und ich haben uns bis jetzt darum gekümmert. Und Abel..... Er... Ich kann die Beiden nicht einfach so zurücklassen." Sie spielte an ihrem Armreif herum und musterte ihn mit ihren Augen. "Meine kleine Georgie" Ihr Vater versuchte sie zu trösten "Abel und Arthur lieben dich. Ich bin sicher, dass sie jede Entscheidung akzeptieren werden. Und ich bin mir auch sicher, dass sie sich sehr gut alleine um die Farm kümmern können." "Vater.." sie ließ den Armreif los und legte ihre Hand auf die seine. "Ich weiß nicht.... Ich weiß nicht, was Abel sagen wird." Eine Stille legte sich über den Raum. "Georgie, mein liebes Kind" diese sänftigen Worte aus Earl Geralds Mund versuchten Georgie zu beruhigen. "Es ist deine Entscheidung. Denke in Ruhe darüber nach und lass dir Zeit. Rede mit Abel. Denn auch er muss deine Entscheidung akzeptieren. Egal, wie sie ausfällt. Verstehst du, mein Kind?" Noch einen Moment schwieg Georgie und blickte auf die Zimmertür von Abel und Arthur. Dann erwähnte sie mit sanfter Stimme und einem aufgeheitertem Lächeln "Du hast Recht, Vater. Ich werde mit Abel reden." Sie erhob sie sich vom Stuhl, so dass dieser einwenig zurück fiel und ging in Richtung Haustür "Undzwar jetzt gleich" Mit diesen Worten war sie sogleich schon verschwunden. Earl Gerald erhob sich von seinem Stuhl. dachte er bei sich. Mit langsamen Schritten bewegte er sich hinaus in den Garten der Butman-Farm und sog die frische Luft tief in sich ein. Es war ein herrliches Gefühl. So ein schönes Wetter gab es nur selten in London. Zudem konnte man dort die wundervollen Sonnenstrahlen durch die vielen Häuser nicht so genießen wie auf einer solch traumhaften Landschaft, wie diese. Earl Gerald schloss seine Augen und lauschte dem zwitschern der Vogel, als plötzlich die idyllische Ruhe von lautem Pferdewiehern und sich heftig drehenden Kutschenrädern unterbrochen wird. Es war Arthur, der von Onkel Kevin zurückkam. Doch er kam viel früher zurück, als erwartet. Schließlich hatte er gesagt, er würde am Nachmittag wiederkommen. Offenbar hatte er es ziemlich eilig, so wild und schnell, wie er angerast kam. Mit einem heftigem Rück brachte er das Pferd, welches die Kutsch zog zum stehen und sprang mit einem Satz von der Kutsche. Ganz aufgewühlt und ganz durcheinander schrie er: "Mr. Gerald. Mr. Gerald. Es ist etwas Schreckliches passiert!" "Was?" Earl Gerald wusste sofort, dass Arthur nicht ohne Grund so schreien würde. "Was ist los, Arthur? Was ist passiert?" "Onkel Kevin ist zusammengebrochen. Ich fahre sofort los und hole einen Arzt. Bitte sagen sie Georgie und Abel bescheid... Onkel Kevin wohnt nicht weit von uns entfernt. Den Weg hinunter befindet sich seine Farm." schrie Arthur, während er mit der Hand den Pfad entlang deutete und sprang auf das Pferd. "Onkel Kevin?" Erschrocken machte sich Earl Gerald auf den Weg zu Onkel Kevins Farm. Mit schnellen Schritten folgte er dem Weg entlang und es dauerte nicht lange bis er das Haus von Onkel Kevin betrat. Dieser lag auf dem Bett und war Bewusstlos. Sein Gesicht war etwas zur Seite geneigt. Georgies Vater näherte sich langsam dem alten Mann und befühlte seinen Puls. Er merkte, dass dieser immer schwächer wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)