Life and Death von Satnel ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Titel: Life and Death Teil: 15/37 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: fantasy, original, lemon Warnung: Da es meine erste Lemon Story ist entschuldige ich mich dafür, wenn manche Szenen vielleicht nicht realistisch erscheinen. Disclaimer: Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Die Glocke der Schule war so laut eingestellt, das sie sogar außerhalb des Gebäudes zu hören war. Aber auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, an den Massen von Jugendlichen die aus dem Gebäude strömten, konnte man leicht erkennen das der Unterricht zu Ende war. Sirios allerdings interessiert nur einer davon. Er hatte seine Aura soweit gedämpft, das es nur für Tod möglich wäre ihn zu finden. So gesehen konnte gar nichts schief gehen. Zumindest theoretisch. Sein ganzer Plan beruhte auf der Hoffnung, das Tag seinen Schützling heute nicht von der Schule abholte. Denn dann könnte er ihn irgendwo auf dem Heimweg abpassen und mit ihm reden. Genug Möglichkeiten gab es ja. Sirios wusste, das man es ihm nicht zutrauen würde, doch auch er kannte alle Gewohnheiten seines Gegenspielers. Es ging gar nicht anders, dafür war er zu sehr Stratege. Endlich tauchte der Gesuchte im Schuleingang auf, flankiert von seinen Schulfreunden. Etwas das er selbst nie gehabt hatte. Ihn hatten ständig Privatlehrer unterrichtet, da war kein Platz für Freunde gewesen. Ärgerlich verdrängte er den leisen Anflug von Traurigkeit, der sich immer meldete wenn er an früher dachte. Zur Zeit ging es um den Jungen mit den orangefarbenen Haaren, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch mit seinen Freunden scherzte. Dabei sah er so glücklich aus, das genaue Gegenteil von dem was er geschafft hatte. Er hoffte, das er wirklich unauffällig wirkte, irgendwie wollte er dem Kleinen die gute Laune nicht versauen. Da er wusste wie sensibel sein Gegenpart im Bezug auf ihn war hatte er sich einen Platz ausgesucht, von wo aus er schlecht zu erkennen war. Im Schatten einer Seitengasse, die Sonne im Rücken, was ihm einen ziemlichen Vorteil einbrachte. Endlich zerstreute sich die Menschenmenge auf der anderen Seite und auch Koralis schien sich auf den Heimweg zu machen. Gott sei Dank besuchte er zur Zeit eine Schule, die in der gleichen Stadt lag in der er und Delos wohnten, das ersparte ihm das teleportieren. Mit einer lässigen Bewegung stieß sich Sirios von der Wand ab, an der er bis jetzt gelehnt hatte und folgte dem Jungen unauffällig. Er musste noch einige Zeit warten, da ihn ein paar seiner sterblichen Freunde begleiteten. Noch so etwas, das ihn von Frieden unterschied. Seine Freunde befanden sich alle in den gleichen Ebenen wie er. Sterbliche waren etwas anderes. Sie wurden älter, starben irgendwann und noch dazu lebten er und die Anderen von ihren Gefühlen. Das war als würde man mit seinem Essen reden. Es schien so, als würde sich Frieden nun endlich von den Anderen verabschieden, denn sie tauschten einige dieser gerade so angesagten Handschläge aus. Dann trennte sich Koralis von ihnen und bog in eine Seitenstraße ein. Da er sich hier nicht auskannte ging er langsam daran vorbei, um sich ein Bild zu machen. Eine kluge Entscheidung wie er nun feststellte. Wäre er ihm gleich gefolgt hätte ihn Koralis sofort bemerkt, da es eine Sackgasse war. Noch dazu eine menschenleere. Sein Gegenstück stieg gerade die Stufen zu einem dieser Kellerclubs hinunter. Was für eine Art Club das war, konnte er leider aus der Entfernung nicht erkennen. Beim nächsten Schaufenster blieb er stehen und betrachtete es geduldig. Falls sein Benehmen irgendwen auf ihn aufmerksam gemacht hatte, war das der beste Weg normal zu wirken, noch dazu verstrichen so einige Minuten, die er so oder so warten musste. Nach elf Minuten war er sicher, das alle Zweifel zerstreut waren. Selbst Delos Aura war wieder weg. Der Große passte wirklich gut auf den Kleinen auf, dabei war Koralis um einige Jahre älter als Tag. Lächelnd betrat er schließlich die Gasse und stieg zum Eingang des Gamecenters, wie er nun an der Reklame erkennen konnte, hinab. Ein gelangweiltes „Na endlich“ empfing ihn und Koralis stieß sich von der Wand ab, an die gelehnt er anscheinend auf ihn gewartet hatte. „Komm mit.“ Sirios folgte dem vom Aussehen her Jüngeren, in den hinteren Teil der Spielhalle. Es überraschte ihn überhaupt nicht, das Koralis wusste das er ihm gefolgt war. Immerhin war er sein Gegenstück und egal was er machte, der Grünäugige schien ihn immer zu finden. Dieser öffnete gerade eine Tür und deutete ihm einzutreten. Sirios folgte seiner Aufforderung und sah sich um. Es war ein kleiner Raum, dessen einzige Möblierung in einem Tisch, zwei Stühlen und einem fertig aufgebautem Schachbrett bestand. Hinter ihnen schloss Koralis die Tür wieder und die nervigen Geräusche der Spielautomaten verstummten. „Hier können wir in Ruhe reden, ohne das uns jemand zuhört.“ Er trat zum Tisch und seine Finger strichen kurz über das Schachbrett. „Spielen wir?“ Sirios nickte und setzte sich. Schach war das einzige Spiel, das ihn wirklich interessierte. Es war praktisch, um seine strategischen Fähigkeiten zu schulen und zu testen. Sein Gegenstück setzte sich ebenfalls und machte den ersten Zug, den er dem Kleineren gern zugestand. „Du willst etwas von mir?“ Die grünen Augen sahen ihn ernst an. Sirios erwiderte seinen Blick und nickte abermals. Die Worte die jetzt kamen fielen ihm nicht leicht, doch als Entschädigung für sein Verhalten noch lange nicht ausreichend. „Ich will mich für das, was gestern Nacht passiert ist entschuldigen. Keine Ahnung was da in mich gefahren ist. Normalerweise mach ich so etwas nicht.“ Während er Koralis Reaktion abwartete, machte auch er seinen ersten Zug. Erleichtert beobachtete er wie der ernste Ausdruck aus dem Gesicht seines Gegenstücks verschwand und einem Lächeln Platz machte. „Ich nehme deine Entschuldigung an. Wir waren anscheinend Beide nicht ganz wir selbst. Es ist nicht meine Art hysterisch zu werden.“ „Ich weiß, vielleicht wäre es das Beste, wir vergessen diesen ganzen Zwischenfall.“ Die Reaktion seines Gegenübers hätte nicht überraschender sein können. Seine Aufmerksamkeit, die dieser inzwischen wieder auf das Spiel gerichtet hatte, richtete sich augenblicklich wieder auf ihn und die grünen Augen sahen ihn so entsetzt an, als hätte er ihn gebeten sich nackt auszuziehen. Doch dieser Ausdruck verschwand ebenso schnell wieder, wie er gekommen war und Koralis nickte zustimmend. „Ja natürlich, das wäre das Beste. Ich habe sowieso keinem davon erzählt.“ Sirios seufzte und machte seinen nächsten Zug. Er verstand sein Gegenstück einfach nicht. Es müsste für ihn eigentlich am bequemsten sein, wenn sie beide diese Begegnung vergessen würden. Wo doch gerade Koralis am meisten darunter gelitten hatte. Warum war er dann so entsetzt über seinen Vorschlag und wieso sprach er jetzt wieder mit ihm wie mit einem Geschäftspartner? „Danke. Wenn Delos davon erfahren hätte, wäre jeder weitere Tag eine Qual geworden.“ Er grinste den Kleineren fröhlich an, doch dieser sah nur stur auf das Spielbrett. „Delos weiß übrigens das du da bist. Er überwacht mich meistens auf dem Nachhauseweg. Es wäre ein Wunder, wenn er dich übersehen hätte.“ Es war eigentlich total untypisch für ihn, aber der sachliche Ton in dem Koralis das sagte, machte ihn wütend. Die Information an sich war völlig unwichtig, doch diese Gleichgültigkeit ärgerte ihn. Vor allem da er nicht wusste woher diese kam. „Was hab ich getan? Warum bist du auf einmal sauer auf mich?“ Koralis sah ihn fragend an. „Sauer? Aber ich bin doch gar nicht …“ Mit einer raschen Handbewegung schnitt ihm Sirios das Wort ab. „Doch du bist sauer und ich will wissen warum!“ Das letzte Wort hatte er geschrieen und es kostete seine ganze Beherrschung nicht noch etwas zu tun, wofür er sich später wieder entschuldigen müsste. Als Sirios zu sprechen angefangen hatte, hatte Koralis den Kopf wieder gesenkt. Nun hob er ihn wieder und sah ihm direkt in die Augen. Was er erkennen konnte verwirrte Sirios. In den grünen Augen des Kleineren funkelte es zornig und das war etwas, das er bei seinem Gegenstück nie erwartet hätte. Koralis war nie auf jemanden wütend, zumindest zeigte er das nicht offen. „Warum? Warum? Ich sag dir warum!“ Mit einer wütenden Handbewegung beförderte der Vertreter von Frieden den größten Teil der Schachfiguren zu Boden. Seine Stimme bebte. „Weil du so ein gottverdammter Idiot bist. Weil du mit einem einzigen Satz alles zerstörst, was mir wichtig ist.“ In Koralis Augen war nun keine Wut mehr zu erkennen, sondern Tränen und es fiel ihm schwer diese zurückzuhalten, trotzdem sprach er weiter. „Gut, es war nur ein Kuss und es waren vielleicht unlautere Motive dahinter, doch es war ein Kuss. Zwischen dir und mir. Weißt du, warum ich niemanden etwas davon erzählt habe? Weil es ein Moment ist, der nur uns gehört. Und nun machst du es kaputt, indem du es verleugnest. Verdammt, Sirios ich liebe dich. Auch wenn ich weiß das du mich nie lieben wirst und das es verboten ist, ich kann es nicht ändern.“ Inzwischen hatte Koralis wirklich zu weinen begonnen. Rasch wischte er sich mit einem Ärmel seines Hemdes über die Augen. Entschuldigend lächelte er Sirios zu. „Verzeih, nun weine ich auch noch, das ist jämmerlich.“ Sirios war wie erstarrt. Sein Verstand versuchte all das zu verarbeiten. Koralis war in ihn verliebt? Das war absolut unmöglich. Er wusste zwar, das der Kleine für ihn schwärmte, aber Liebe war etwas ganz anderes. Noch dazu, wo er nicht wusste was er für Frieden empfand. So lange lebte er nun schon mit ihm als Gegenstück, doch seine Gefühle für ihn hatte er noch nie analysiert. Gut, er mochte den Kleinen. Koralis war niedlich, stets gutgelaunt und kindlich was nicht bedeutete, das er unbedacht handelte. Frieden war in vielerlei Hinsicht sein Gegenteil und vielleicht brauchte er gerade das, um endlich glücklich zu werden. Plötzlich fiel ihm ein, was Koralis noch gesagt hatte. „Warum glaubst du, das ich deine Liebe nicht erwidern würde?“ Der Grünäugige hatte sich schon wieder etwas gefangen, sah ihn nun aber verwirrt an. „Weil du einen Anderen liebst. Das hast du selbst gesagt.“ Seine Stimme klang ungläubig, so als würde er den Sinn dieser Frage nicht verstehen. Sirios hingegen dachte angestrengt darüber nach, wann er so etwas behauptet hatte. „Wer soll das sein?“ „Du bist grausam, wenn du mich zwingst das alles noch einmal zu wiederholen.“ Koralis lächelte, aber es war ein trauriges und schmerzvolles Lächeln. „Du hast mir gesagt, das du Tod liebst.“ Der Schwarzhaarige sah sein Gegenstück verblüfft an, dann seufzte er erleichtert. „Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden Koralis. Es stimmt schon, das ich Torel liebe, aber das ist wie eine Liebe zu einem kleinen Bruder. Zumindest seit einigen Jahren. Vielleicht habe ich ihn einmal mehr als alles andere gewollt, doch letztendlich wäre es immer eine unerreichbare Liebe geblieben, die nie erfüllt wird.“ Es fühlte sich gut an einmal alles aussprechen zu können und noch dazu zu jemand anderen als Byron oder Kir. Hoffentlich konnte er damit auch das Missverständnis zwischen ihm und Koralis aufklären. Es musste lange her sein, seit er Koralis diese Erklärung abgegeben hatte. „Das ist nicht wahr.“ Sein Gegenüber starrte ihn ungläubig an und seine Stimme war nicht mehr als ein tonloses Flüstern. „Das heißt also, das ich all die Jahre einem Missverständnis aufgesessen bin?“ Sirios nickte leicht. „Anscheinend. Vielleicht nicht die ganze Zeit, aber einen Großteil. Es tut mir leid, das du solange einem Irrglauben gefolgt bist.“ Diese Worte entsprachen der Wahrheit, es tat ihm wirklich leid, das er den Jüngeren solange gequält hatte. Denn seinem Verhalten nach, hatte es ihn wirklich beschäftigt. „Das muss es nicht.“ Sein Gegenstück stand auf und trat neben ihn. In den grünen Augen funkelte es wieder fröhlich. „Schließlich bin ich doch selbst daran schuld. Doch nun hält mich nichts mehr auf.“ Damit hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen und ging. Sirios sah ihm noch einige Minuten nach und schüttelte dann den Kopf. Der Kleine war wirklich niedlich, doch ob er ihm jemals die gleichen Gefühle entgegenbringen konnte, die er für ihn empfand? Er wusste es nicht, doch vielleicht hatte er Glück und die Zeit würde es ihm offenbaren. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen teleportierte er sich in seine Villa zurück. Die heiße Mittagssonne hatte endlich einem lauen Lüftchen Platz gemacht und das war es was ihm so an den mitteleuropäischen Ländern gefiel. Das und natürlich das Panorama, das so ein Klima ermöglichte. Frankreich war sowieso ein Land das er gerne besuchte, die Leute waren ähnlich wie die Spanier, so lebenslustig. Etwas das ihm fehlte. Seufzend setzte sich Torel auf eine der weißgetünchten Bänke, die hier überall verteilt waren. Das Gespräch mit Leben war nicht ganz so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte. Warum war er auch nur so erpicht auf den Namen seines Attentäters gewesen. Das war seine Angelegenheit und auch wenn er noch nicht wusste wie er das regeln sollte, würde er Kess nicht so einfach ausliefern. Nicht, weil sie es nicht verdiente, sondern weil ihr Gegenstück ebenso betroffen wäre und das wollte er verhindern. ‚Warum willst du unbedingt sterben?’ Durch diese Stimme, die nur in seinem Kopf hörbar war, aufgeschreckt zuckte Torel zusammen. Der Dämon war plötzlich neben der Bank aufgetaucht, mit seinen schwarzen Kleidern einen scharfen Kontrast zu dieser bildend. „Was meinst du?“ ‚Genau das was ich gefragt habe. Warum willst du sterben?’ Die Stimme des Dämons war bar jeden Gefühls und seine orangefarbenen Augen sahen nicht auf ihn sondern in die Ferne. Torel versuchte zu lachen, was aber kläglich misslang. „Wie kommst du darauf, das ich sterben will?“ ‚Weil ich es weiß. Du willst es schon lang, doch du hast auch Angst davor. Was auch so richtig ist.’ „Wie meinst du das richtig?“ Er war etwas verunsichert, woher Kar das alles wusste. Das waren Dinge und Gedanken, die er nie jemand anderen gegenüber erwähnt hatte. Er wollte nicht darüber sprechen, oder gar daran denken, alles was er wollte war ein anderes Thema. Kar wand ihm sein Gesicht zu und der Blick seiner orangefarbenen Augen schien ihn bis auf den Grund seiner Seele zu durchleuchten. ‚Die Menschen sollen Angst vor dem Tod haben. Angst vor dir. Diese Angst ist lebenswichtig für sie, treibt sie an. Es wäre schlimm, wenn die Menschen keine Angst mehr vor deinem Refugium hätten, dann gäbe es nichts mehr, das sie zu Höchstleistungen anspornt. Demnach ist es richtig, das du Angst vor dem Tod hast, denn egal wie viel Macht dir zu eigen ist, du bist trotz allem nur ein Mensch.’ „Du sagst das so abwertend. So als sei es etwas schlechtes ein Mensch zu sein.“ Mit dem Dämon zu reden war ziemlich interessant, seiner Meinung nach. Leben hatte da bestimmt andere Ansichten, was er gut verstehen konnte. Torel rutschte etwas zur Seite, eine Aufforderung für den Dämon sich neben ihn zu setzen. Doch dieser hob nur abschätzend eine Augenbraue und setzte sich auf die Lehne der Bank. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. ‚Nein. Ich würde niemals schlecht über unsere Erschaffer reden.’ Torel stockte bei dieser Enthüllung der Atem. Sein Herr hatte ihm viel erzählt, doch das war neu für ihn. Dabei interessierte er sich brennend für solche Sachen. Dinge, die man aus keinem Buch lernen konnte. Kar schien das zu merken, denn er sprach ohne entsprechende Aufforderung weiter. ‚Du glaubst mir vielleicht nicht, aber es stimmt. Die Menschen haben mich, meine Brüder und Schwestern, den Teufel und sogar Gott erschaffen. Oh, natürlich hatten wir nicht immer die gleichen Namen und wir sahen auch nicht immer so aus. Das ist erst seit dem Christentum so.’ „Aber wie?“ Langsam hatte Torel seine Stimme wieder gefunden. ‚Glauben.’ Kar machte eine ausholende Handbewegung. ‚Heißt es bei euch nicht, der Glaube kann Berge versetzen? Nun in diesem Fall hat er Wesen erschaffen. Mächtige Wesen, denen ihr getrost die Schuld in die Schuhe schieben könnt.’ „Schuld?“ Torel runzelte fragend die Stirn. „Wie meinst du das?“ ‚So wie ich es sage. Die Menschen brauchen jemand, dem sie die Schuld geben können. Hauptsache sie sind nicht selber schuld. Wer wäre dafür besser geeignet als die bösen Dämonen? Wenn du willst kann ich dir auch über Gott erzählen, aber nicht jetzt. Jetzt will ich wissen warum du sterben willst.’ Resignierend seufzte Torel wohl wissend, das er jetzt nicht mehr ausweichen konnte. „Ich will eigentlich gar nicht sterben, oder vielleicht schon. Manchmal gibt es Momente in denen fühle ich mich so schlecht und schuldig, das ich nur noch sterben möchte, doch dann schneit irgendeiner meiner drei Engel herein und muntert mich auf.“ Er lächelte leicht bei dieser Erklärung. ‚Engel?’ Der Dämon warf ihm einen fragenden Blick zu. „Byron, Kir oder Sirios. Ich weiß nicht wie sie es schaffen, aber es ist immer einer von ihnen in der Nähe.“ Schlagartig verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Jungen und ein trauriger Ausdruck trat in seine violetten Augen. „Außer jetzt.“ Kar nickte verständnisvoll. ‚Deine Flügel. So hat Traurigkeit sie doch genannt nicht? Es ist toll wenn man sich so auf jemanden verlassen kann, aber ist das in deinem Fall nicht ein wenig Abhängigkeit? Du verlässt dich auf sie und machst deine Laune von ihnen abhängig. Doch was ist jetzt? Keiner da und deine Laune ist im Keller. Wie wäre es, wenn du dich ein bisschen bei Leben revanchieren würdest? Er ist zwar ein arroganter Kerl, aber er hätte es verdient. Wer weiß, vielleicht kann er sogar deine Stimmung heben.’ „Vielleicht.“ Torel nickte nachdenklich. Kar hatte Recht. Bis jetzt war er Leben gegenüber nicht sehr freundlich gewesen. Dabei hatte dieser ihm keinen Grund gegeben misstrauisch zu sein, wie er es sonst immer war. Noch dazu wollte er eine seiner Freundinnen ins Verderben stürzen. Er war es ihm zumindest schuldig. ‚Ich werde dich mal alleine lassen. Mein Täubchen ruft mich.’ Mit diesen Worten löste sich der Dämon in Luft auf. Torel hingegen lehnte sich zurück um ein bisschen Ruhe zu genießen, wie er es von Anfang an vor gehabt hatte. Mit Leben würde er am Abend reden, vielleicht hatte er bis dahin die Nachricht schon verkraftet. London, einer der ältesten Städte Europas. Metropole des Nachtlebens und aus diesem Grund eine der wenigen Städte der Welt in der sich Kai wohlfühlte. Doch zu ihm wollte Koralis gar nicht, sondern zu seinem angeblichen Mündel. Zum wiederholten Male fragte er sich, wie er auf diese blöde Idee gekommen war. Doch er musste mit jemanden reden und der Vertreter der Liebe bot sich da regelrecht an. Der Aufzug blieb mit einem Klingen stehen und Koralis betrat einen schlicht eingerichteten kleinen Vorraum. Die Wände waren ganz in weiß gehalten, so das die lilafarbenene Tür sofort ins Auge fiel. Kai liebte solche Extravaganzen und er konnte es sich auch leisten. Immerhin gehörte dieses Wohnhaus, sowie unzählige andere auf der ganzen Welt verstreut ihm und das schon seit hunderten von Jahren. Er klopfte an die Tür und Elise, Kais Hausmädchen, öffnete nach wenigen Augenblicken. Sie lächelte freundlich, als sie ihn erkannte. „Mister Koralis, es freut mich sie zu sehen. Mister Kai ist aber noch nicht wach.“ Ihr Lächeln erwidernd, schüttelte Koralis leicht den Kopf. Elise stand schon so lange in Kais Diensten, das sie bereits seit Jahren auf Nachnamen verzichteten. „Ich will auch nicht zu Kai, sondern zu Felian. Ist er da?“ „Das schon, nur hat er Besuch.“ Elise neigte kurz den Kopf schief und zuckte dann ratlos mit den Schultern. „Aber das wird schon nichts machen. Folgen sie mir, aber nicht ohne vorher die Schuhe auszuziehen.“ Koralis nickte und schloss die Tür hinter sich, bevor er aus seinen Schuhen schlüpfte und Elise folgte, die schon den Gang entlang ging. Es war nicht weit, da Kai sich die Etage brüderlich mit Felian teilte. Die Ostseite gehörte Felian und die Westseite Kai, der sowieso ein Nachtmensch war. Elise blieb vor der Tür von Felians, wie er schon aus Erfahrung wusste, Wohnzimmer stehen und klopfte an. Ein fröhliches „Herein“ war zu hören und Eise trat lächelnd zur Seite, um ihm Platz zu machen. Koralis öffnete die Tür und sah sich erst einmal um. Es war immer wieder eine Überraschung, wenn man nach längerer Zeit wieder Felians Wohnzimmer betrat. Da waren er und sein Mitbewohner sich ähnlich, sie hassten den Stillstand. Ständig änderte sich deshalb ihre Einrichtung. Diesmal glich das Wohnzimmer einem orientalischen Palast. Überall hingen Tücher von der Decke, die das Zimmer in einzelne Bereiche teilten. Auf dem Boden verteilt lagen Kissen, in den verschiedensten Farben und Formen und Koralis meinte sogar Wasser plätschern zu hören. „Koralis, das ist ja ein schöner Besuch. Komm doch zu uns.“ Lächelnd folgte er der Stimme seines Freundes. Elise hatte ihn ja gewarnt, das Felian einen Gast hatte. Als er das Tuch zur Seite schob, hinter dem er seinen Gastgeber vermutete stockte er allerdings. Felian saß mit überkreuzten Beinen vor einem niedrigen Tisch und trank gerade einen Schluck Tee, doch das war es nicht was Koralis im ersten Moment erschreckte, sondern sein Gast. Von allen möglichen Repräsentanten musste es gerade er sein. Sherion, Vertreter der Wahrheit. Nicht das er vorgehabt hatte zu lügen, doch diese Möglichkeit zu haben war doch sehr beruhigend gewesen. Er gab sich einen Ruck und setzte sich zu den Beiden an den Tisch. „Es war auch schon lange überfällig nicht wahr? Schön ist es hier wieder eingerichtet. So orientalisch.“ Felians Gesicht strahlte als er erfreut nickte. In diesem Punkt glich er noch immer einem kleinen Kind, jedes Lob ließ ihn heller strahlen als die Sonne. „Genau das gleiche hab ich ihm auch gesagt.“ Sherion grinste und fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkelgrünes Haar. Koralis warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und grinste. „Weißt du Sherion, du passt wie immer nicht in diesen Haushalt.“ Wahrheits Repräsentant warf ihm einen fragenden Blick zu und runzelte die Stirn bevor er merkte, worauf sein Freund da anspielte. „Stimmt mit deinen orangefarbenen und Felians roten Haaren stechen meine dunkelgrünen ja regelrecht hervor.“ „Stimmt. Koralis und ich passen perfekt zusammen.“ Bei diesen Worten packte Felian einen Arm von Koralis und schmiegte sich an ihn. „Gut. Ich merke, wann ich unerwünscht bin.“ Mit einem leisen Seufzen stand Sherion auf. „Ich muss sowieso Kai aufwecken, eine Arbeit von Stunden.“ Koralis wusste, das jetzt der beste Zeitpunkt war ihn etwas zu fragen ohne lange Erklärungen abgeben zu müssen. „Ich müsste dich noch kurz etwas fragen Sherion.“ Er vermied es einen der Beiden anzusehen, sondern richtete seinen Blick auf die Tischplatte. Keiner sollte sehen wie viel ihm die Antwort bedeutete. „Wie merkt man, das jemand die Wahrheit sagt?“ Ihm war klar, das nun irgendein sarkastisches Kommentar kommen musste, denn für Sherion waren alle Menschen Lügner und er musste es ja wissen. Der Grünäugige gab einen spöttischen Laut von sich, bevor er ihm antwortete. „Wenn mal einer die Wahrheit sagt kann ich’s dir erklären.“ Dann wurde seine Stimme ernst. „Hör mal Koralis es ist schwer alles aufzuzählen. Meistens ist das wahr, was spontan, logisch, ohne stocken und mit Blickkontakt vorgetragen wird, doch auch das stimmt nicht immer. Ich habe es da leicht, meine Gabe lässt es mich spüren wenn jemand lügt und darauf solltest du auch vertrauen.“ Sherion beugte sich über den Tisch zu Felian und ihm, mit der Hand berührte er die Stelle an der Koralis Herz war. „Denn wenn das und …“ Seine Hand legte sich auf nun auf Koralis Kopf. „… das zusammenarbeiten wirst du merken wer die Wahrheit sagt.“ Damit richtete er sich auf und lächelte wieder. „So und ich werde mich jetzt Kai widmen.“ Im vorbeigehen wuschelte er Felian noch durch die Haare und verschwand dann lachend hinter einem der Tücher. „Hey!“ Empört löste sich Felian von ihm und richtete sich die Haare. Zumindest versuchte er es bis er die Tür hörte. In diesem Moment ging eine unglaubliche Wandlung mit dem Jungen vor. Mit einer einzigen Handbewegung richtete er sich die Haare und seine ganze Haltung drückte Autorität aus. Er spürte, wie sich seine grünen Augen auf ihn richteten. „Nun zu dir und dem Grund deines Besuches Koralis.“ Der Angesprochene seufzte und hob den Kopf um seinen Gesprächspartner anzusehen. Das war Liebe, zumindest der Teil den er brauchte. Es war wie bei ihm, ein benutzen der Gaben wenn es nötig war. „Ich muss mit dir reden. Doch bevor ich dir erzähle was passiert ist, muss ich dich etwas wichtiges fragen. „ Felian nickte zustimmend. „Ist es möglich, das die Liebe zu jemanden bei Nichterwiderung zu geschwisterlicher Zuneigung werden kann?“ Die Antwort auf diese Frage war sehr wichtig für ihn. Sie bestimmte, in welche Richtung er sich wenden würde. „Vielleicht.“ Der Rothaarige sah ihn nachdenklich an. „Es gibt so viele Komponenten, die dabei eine Rolle spielen. Wie lange kennt man sich schon, wie viel bedeutet einem der Andere, verbringt man Zeit mit dem Anderen und noch vieles mehr. Ich kann nicht in das Herz eines Menschen sehen, aber wenn du mir einmal die ganze Geschichte erzählen willst kann ich dir vielleicht einen Rat geben.“ „Genau das wollte ich verhindern. Allerdings ist es nicht hilfreicher, wenn ich alles für mich behalte.“ Er seufzte und runzelte nachdenklich die Stirn. „Gut. Aber wehe du erzählst es weiter.“ Entrüstet hob Felian beide Hände abwehrend vor die Brust. „Wo denkst du hin, ich bin doch nicht Constanze.“ „Wenn du es wärst würde ich es dir auch nie erzählen.“ Er grinste den Kleineren frech an wurde aber sofort wieder ernst. Es erforderte eine Menge Mut alles zu erzählen, sogar wenn es sich um einen Freund wie Liebe handelte. Doch sobald er angefangen hatte zu reden fiel es immer leichter, die Worte schienen nur so hervorzuquellen. Als er endlich geendet hatte, war es draußen schon dunkel und das Licht in dem Raum automatisch angegangen. Sein Freund hatte die ganze Zeit nichts gesagt oder getan. Erst jetzt nickte er verständnisvoll. „Also ist es Krieg. Nun verstehe ich es endlich.“ „Was?“ Frieden sah den Anderen verwirrt an. „Was verstehst du nun endlich?“ „Wer dein Unbekannter ist.“ Er lächelte ihn tadelnd an. „Glaubst du wirklich, das es mir Liebe nie aufgefallen ist, das du in meinem Gebiet bist? Ich kann es fühlen, wenn jemand verliebt ist und du bist es schon seit ich dich kenne. Nur wusste ich bis jetzt nie, wer er oder sie war.“ Koralis seufzte deprimiert. „Wahrscheinlich wirst du mir jetzt, da du es weißt, raten die Finger von ihm zu lassen.“ Die grünen Augen des Anderen weiteten sich überrascht. „Warum sollte ich? Wenn du ihn wirklich willst, dann bin ich der Letzte, der dich aufhalten wird.“ Nun war es an Frieden den Jüngeren verblüfft anzusehen. „Aber es ist doch verbo…“ Ohne ihn ausreden zu lassen, schnitt ihm Felian einfach das Wort ab. „Blödsinn. Es ist nicht verboten. Nur eben nicht erwünscht und das auch nur weil es einmal nicht geklappt hat, das weißt du ganz genau. Ich halte weder dich noch Krieg für so einfältig, das ihr euch im Falle einer Trennung hassen werdet.“ Sanft nahm er das Gesicht von Koralis zwischen seine Hände und sah ihm fest in die Augen. „Hör zu Koralis, ich bin sicher du wirst die richtige Entscheidung treffen. Das hast du bis jetzt immer. Warum sollte das nun anders sein?“ Koralis wollte gerade antworten, als die Tür geöffnet wurde und Kai gefolgt von Sherion den Raum betrat. „Hey wo seid ihr zwei denn?“ Kais Stimme klang so fröhlich wie immer. „Diese Tücher sind wirklich hinderlich.“ „Also mir gefällt es.“ Felian kicherte. Nun war er wieder wie ein vierzehnjähriger Junge, das Alter das er dem Aussehen nach auch hatte. „Ja, aber auch nur weil ich solche Probleme habe dich zu finden.“ Kai schob das Tuch vor ihnen zur Seite. „Das könnte einer der Gründe sein.“ Der rothaarige Junge nickte zustimmend. „Was ist, wollt ihr beide mitkommen?“ Sherion tauchte hinter Kai auf. „Tut mir leid, aber ich muss heim.“ Koralis hoffte sich noch irgendwie aus der Affäre zu ziehen, bevor die Beiden auf blöde Ideen kamen. Einen Moment zu spät bemerkte er Felians hinterhältiges Lächeln. „Ich kann heute nicht. Morgen ist ein wichtiges Konzert und ich will doch meinen Vormund nicht enttäuschen.“ Bei diesen Worten lächelte er Kai zuckersüß an. Dann deutete er mit dem Zeigefinger auf ihn. „Koralis hingegen solltet ihr unbedingt mitnehmen er hat Liebeskummer.“ „Liebeskummer! Unser Kleiner. Na dann musst du unbedingt mitkommen.“ Sherion nahm ihn kurzerhand am Unterarm. „Gar keine Diskussion.“ Kai legte seine Hand auf Koralis Schulter und so blieb ihm keine andere Wahl als mitzugehen. Im hinausgehen drehte er sich noch einmal zu Felian um, der ihm fröhlich winkte und seine Lippen bildeten das Wort „Verräter“ . Doch es verfehlte seine Wirkung, denn Felian grinste nur noch breiter. Erst auf dem Gang versuchte er die Zwei von ihrem Vorhaben abzubringen, doch seine Argumente trafen auf taube Ohren, so das ihm gar nichts anderes übrig blieb als ihnen zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)