Beat me baby! von Leviathena ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 12-13 ------------------------ Ich bin ziemlich entnervt...seit mehreren Tagen versuche ich nun diese Kapitel hochzuladen. Entweder schmiert mein Browser ab, oder es werden leere Kapitel gespeichert...und jetzt doppelt *grml* Ich mag Technik nicht x_X!! Danke ans Admin Team für die Infos, was jetzt mal wieder nicht lief :P ! Allen Anderen viel Spaß beim Lesen ;) PS: Ich hoffe nun passt es ^_^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12 Mit weichen Knien und meiner schmutzigen Wäsche in der Hand taumelte ich ins Badezimmer. Das Wasser rauschte in die Wanne und auch hier hatte Lukas durch unzählige Kerzen eine wohlig warme Stimmung erzeugt. „Gib mir deine Sachen.“ Ich registrierte, wie er mir meine Unterhose und die Jeans abnahm und aus dem Bad verschwand. Ich entledigte mich noch meiner Socken und tauchte langsam in das dampfend heiße Wasser ein. Er hatte Recht gehabt. Die Kälte von Draußen entwich nun entgültig meinen Knochen und das eben erlebte durchfuhr meinen Körper mit einer Woge der Erschöpfung. Ich hatte schon etliche geile Ficks gehabt. Immer war ich der aktive Part. Ich hätte mir auch nie träumen lassen, dass ich mich jemals einem Menschen so hingeben würde, aber es war gut. Besser noch. Das eben erlebte war eine neue Ebene der Lust für mich. Ich wusste, dass ich für mich selbst immernoch der aktive Part war. Aber jetzt wusst ich auch, dass ich mich bei Lukas gehen lassen konnte. Ich sank genüsslich in den Schaum, als sich die Badezimmertür erneut öffnete und Lukas wieder hereingehuscht kam. Huschen war der passende Ausdruck, denn schnell und lautlos setzte er sich auf den Wannenrand hinter mich. Er hatte seine Socken ausgezogen und positionierte seine Beine leicht angewinkelt auf dem Wannenrand. Dann beugte er sich leicht vor und begann mit einem wohlig duftenden Öl meine Schultern einzureiben. Es roch nach Kräutern. Die Mischung wurde durch den heißen Dampf bis tief in meine Lungen getrieben. Umgehend wünschte ich mir eine Zigarette. „Kann ich auch hier rauchen?“ Ich drehte mich nur leicht zu ihm um und sah sein Lächeln. „Schau mal da an der Wand, du Räuchermännchen.“ Auf einem kleinen Regal stand ein Aschenbecher im maritimen Design und meine Schachtel Zigaretten lag daneben. „ Du denkst an alles, hm?“ Ein lieses Zippen, dann das Knistern der verbrennenden Zigarette beim tiefen Atemzug. Lukas Finger massierten mit sanftem Druck meinen Nacken und meine Schultern. Es fühlte sich herrlich an. Genüsslich neigte ich den Kopf nach vorne und spürte den sanften Druck einer Hand meine Wirbelsäule hinabstreichen. Natürlich massierte er einhändig. Die Zweite war ja im Gips. Wir schwiegen. Es arbeitete in meinem Kopf, woher Lukas so gezielt wusste, wie er mit mir umzugehen hatte. Es wunderte mich zugleich, wie ruhig ich war. Ich löschte nach etlichen Zügen den übrigen Stummel im Aschenbecher mit maritimen Design. Ich drehte mich in der Wanne, zu schnell, als dass Lukas zurück weichen konnte. Ich ergriff seine gesunde Hand und küsste kurz den Handrücken. „Zeit für eine kleine Revange, findest du nicht?“ Behutsam zog ich ihn zu mir ins Wasser. „ Alex, nicht! Mein Arm!“ Mit einem geschickten Griff positionierte ich seinen Arm in die Höhe, sodass der Gips kein Wasser abbekam. Zugleich zog ich ihn etwas tiefer, wodurch er mir in die Augen sehen musste. Wasser spritzte durch die Gegend und lief über den Wannenrand. Die ein oder andere Kerze erlosch. Ich küsste sanft seinen schmalen Hals und arbeitete mich mit leichtem Knabbern an der Haut vor bis zu seinem Ohr. Er erzitterte leicht bei dieser Berührung. Seine missliche Lage ließ ihm nicht viel Bewegungsspielraum, sonst drohte er weiter im Wasser zu versinken. „Alex...das geht nicht...Uh...“ Er zuckte zusammen, als meine Hand mit Druck über seinen Schoß strich. Seine Erregung sprach für sich. Es geht doch nichts über einen verräterrischen Körper. Ich küsste ihn fordernd und hörte nicht auf, seinen Schwanz durch die nasse Hose zu streicheln. „Genieß es doch einfach...“ Raunte ich ihm zwischen dem nächsten Kuss kurz zu. Dann drang meine Zunge ohne Gegenwehr in seinen Mund ein. Er schmeckte so süß wie am Abend zuvor. Mit der leichten Gegenwehr sogar noch süßer. „Alex...ich kann das so nicht...“ Seine Stimme klang flehend und unsicher blickte er mich an. Es war, als suche er Bestätigung in meinem Gesicht. Was auch immer Joe ihm für eine Standpauke gehalten haben mag. Vor mir war immer noch der Lukas, der keinen schnellen Fick suchte. Es verblüffte mich, dass es für ihn kein Hindernis war, mich in völlige Extase zu bringen. Die Tatsache, dass er mir dabei aber körperlich kaum nahe gekommen war, erklärte dies wiederrum etwas. Seine unversehrte Hand drückte sanft gegen meine Schulter und mich somit weg von ihm. Ich umfasste ihn erneut und drückte ihn sanft an mich, wohl darauf bedacht, seinen Gipsarm außerhalb der Reichweite des Wassers zu halten. Sein Widerstand brach etwas ein und er legte den Arm um mich... „Du machst mich schwach Alex...“ Er seufzte leise und küsste sanft meinen Hals, als es an der Tür klingelte. „Scheiße!“ Wie ein leises Knurren stieß er die Worte hervor. „Du erwartest noch Besuch?“ Ich grinste amüsiert. Offensichtlich war Lukas doch kein Heiliger. Dummerweise kam die Unterbrechung just in dem Augenblick, wo er anfing zu genießen. „Ich hatte nicht mit deinem Besuch gerechnet...“ Etwas unbeholfen zog er sich aus der Wanne, seine nassen Klamotten klebten na seinem schlanken Körper. Ohne zu zögern öffnete er seine Hose und zog sie aus. Mit einem Klatschen landete auch das Shirt daneben. Es folgte die Unterhose. Er stand mit dem Rücken zu mir und angelte nach einem Handtuch aus dem Schrank. Ich kam nicht umhin seinen nackten Körper zu betrachten. „ St arr mich besser nicht an, Alex.“ Seine Stimme trug ein kleines Lachen mit sich. Das Handtuch fiel ebenfalls zu Boden und ein schwarzer Bademantel von der Tür, kimonoartig geschnitten, umhüllte seine schlanke Silouhette. Es klingelte erneut. „Handtücher findest du auch da in der kleinen Truhe.“ Er nickte zu einer kleinen Korbtruhe unterhalb des Badfensters. Wieder klingelte es. „ Verdammt nochmal...“ Grumelnd stapfte er aus dem Bad. Da die Wohnungstür nahe der Badtür lag, hörte ich ihn an der Gegensprechanlage. „Ich brauch noch nen Augenblick, komm schon mal hoch.“ Unter leichten Stöhnen stapfte er recht schnell in sein Schlafzimmer. Es klopfte an der Wohnungstür. Man hörte ihn zurückkommen und die Tür öffnen. „Du bist ein paar Stunden zu spät.“ Seine Stimme klang nüchtern, ohne Schwung. „Sorry Prinzesschen, zu viel Verkehr.“ Das Lachen kam mir bekannt vor, auch die Stimmlage. Unbeschwertheit und ein verschmitztes Lächeln schienen die Worte zu begleiten. „Joe, ich weiß, wir sind nicht mehr zusammen, aber mich stundenlang für den nächst besten Fick vom Vorabend warten zu lassen ist nunmal nicht die feine Art.“ Ich hielt kurz inne. Johannes. Natürlich. Ich versuchte Lukas Stimme zu deuten. Es fiel mir schwer. Sie wurde durch die Badezimmerzür abgedämpft und er sprach betont ruhig. „Na so wie du ausschaust, wusstest du deine Zeit doch zu nutzen.“ Schweigen und ein unsicherers Lachen folgte. Es klang nach Joe, der lachte. Warum konnte ich jedoch nicht erkennen. „Ach Prinzesschen, guck doch nicht so finster. Wenn du nicht so frigide wärst, könnten wir auch zu dritt ne Menge Spaß ...“ Das Knallen einer Ohrfeige ließ seine Worte verstummen. „Ich dachte eigentlich, dass du dich entschuldigen wolltest, nach deinem Vortrag gestern.“ Immernoch sprach Lukas ruhig, trotz der wohl eben ausgeteilten Ohrfeige. Offensichtlich schien das nichts neues für ihn zu sein. „Aber anscheinend möchtest du noch etwas mehr in der Wunde bohren, hm?“ „Lukas, ehrlich. Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt hab. Du weißt, ich liebe dich. Aber ich bin nunmal kein Kerl für feste Sachen. Und ich glaube kaum, dass Alex da anders ist.“ Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. Es war kaum abzustreiten, dass ich kein Kostverächter war. Betrachtete ich jedoch meine letzten Wochen und Tage, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Lukas nahm immer mehr bei mir ein, egal wie sehr ich mich dagegen wehrte. „Ich will dich doch nur beschützen.“ „Danke, aber ich denke, dass ich alleine auf mich aufpassen kann.“ Ein Seufzer war zu hören. „Du bist heute schon die kleine Diva oder? Kleiner Kater von der Geburtstagsfeier? Du hättest dich besser austoben sollen als...“ „Johannes, es reicht! Du musst mich nicht immerzu darauf hinweisen! Ich bin nicht so! Ich vögele nicht jeden geilen Kerl, der mir über den Weg läuft, verdammt nochmal!“ „Bei aller Liebe Lukas, es würde dir aber mal gut tun.“ Joe lachte leise. Ich selbst konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „RAUS HIER!“ Erstmalig erlebte ich Lukas in lauter, fast schreiender Tonlage. Es war aber nicht das hysterische Keifen mancher Dramaqueens. Zumindest schreckte es mich nicht so ab. „ Hey, ich dachte wir gehen etwas essen? So zur Wiedergutmachung?“ „Für heute bin ich bedient!“ Die Haustür knallte kurz darauf zu. Stille im Flur. Ich lauschte noch einen Augenblick, dann erhob ich mich aus der Wanne und angelte mir aus der kleinen Korbtruhe ein Handtuch. Nachdem ich mich und meine Haare halbwegs trocken gerubbelt hatte, nahm ich den zweiten, weinroten Kimonobademantel von der Badezimmertür und warf ihn mir über. Nicht, dass ich vor Lukas nicht auch nackt aufgetaucht wäre. Nach dem aktuell mitgehörten Gespräch hielt ich es jedoch besser, mich zu bekleiden. Ein Rauswurf für mich wäre sowohl nackt oder halbnackt durchaus unangenehm. Ich war etwas unsicher, wie ich mich verhalten sollte. Ich beschloss einen Gang zurück zu schalten und meine Revange für das Schlafzimmererlebnis wohl besser auf später zu verschieben. Joe war ein knackicker Kerl, ich wüsste nicht, ob ich einen Dreier mit ihm ausschlagen würde, wenn er nicht mein Arbeitskollege gewesen wäre. Offenbar lag es Lukas jedoch sehr am Herzen eben nicht unwillkürlich durch die Gegend zu huren. Ich holte kurz Luft und öffnete dann gespannt und vorsichtig die Badezimmertür. „Ist die Luft rein?“ Ich lachte leise und blickte zu Lukas, der im Flur stand, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augenbrauen zusammengezogen und an seiner Unterlippe kauend. „Ja... tut mir leid, dass du das mitanhören musstest. Ist nicht meine Art.“ Er seufzte leise und schlappte mit hängenden Schultern gen Küche. „Ich mach mir nen Tee, willst du auch einen?“ Ich schlüpfte kurz zurück ins Bad, stieg über den Berg nasser Sachen von Lukas und angelte meine Zigaretten vom Regal über der Wanne. Offensichtlich war ich kein Buhmann. Mein Glimmstängel erglühte und ich begab mich ebenfalls zur Küche. „Nen Bier wäre mir fast lieber.“ Ich lehnte am Türrahmen, zog genüsslich an meiner Kippe und betrachtete Lukas in seinem Bademantel aus feinglänzendem Satin, wie er düster dreinschauend den Wasserkocher befüllte und anwarf. Dann angelte er aus dem Kühlschrank ein Bier und stellte mir einen Aschenbecher auf die Küchenzeile. „Ich denke du bist Nichtraucher, wieso hast du überall Aschenbecher?“ bemerkte ich amüsiert. Lukas zuckte kurz mit den Schultern. „Joe war früher mal starker Raucher. Ist hängengeblieben.“ Immernoch mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter wurde ein Teebeutel in eine Tasse gestaucht und heißes Wasser drüber gekippt. Ich legte meine Zigarette in den Aschenbecher und trat hinter Lukas. Behutsam legte ich meine Hände auf seinen Nacken und drückte sanft die Daumen auf die Haut. Er hielt still. Sein Körper war alles andere als entspannt. Tastend gingen meine Hände über seinen Nacken und die Schultern. Es war eine mehr medizinische Berührung, als dass irgendwelche Absichten dahinter steckten. Lukas schien das zu spüren und mich gewähren. „Du bist ziemlich verspannt,hm?“ Er seufzte leise und lehnte sich gegen meine Hand. „Seit ... seit dem Vorfall nach dem Neuen Ufer... Ich schlaf nicht so gut, das wirkt sich darauf aus, vermute ich.“ Immernoch gingen meine Finger tastend über seinen Nacken. Dann etwas tiefer, die Wirbelsäule hinab. „Hum.. entspann dich mal.“ „Was?“ Sein Nervenkostüm war leicht überreizt, was seiner Nachfrage unmissverständlich zu entnehmen war. „Einfach locker bleiben, okay?“ Ich ergriff seine Arme und kreuzte sie vor seiner Brust. „Keine Sorge, das ist jetzt keine Anmache.“ Ich lachte leise und auch Lukas musste schmunzeln. „Also, schön locker sein.“ Ich drückte ihn an mich, seinen Brustkorb und seine Arme mit den meinen umfasst und hebelte ihn hoch. Es knackte laut aus dem Wirbelbereich zwischen den Schulterblättern. Dann ließ ich ihn langsam wieder herunter. „Und, besser?“ Ich strich nochmals kurz über seinen Nacken,dann trat ich zurück zum Türrahmen, nippte an meinem Bier und zog an meiner Zigarette. Lukas rieb sich leicht überrascht den Nacken. „Ja, etwas...danke..“ Ich prostete ihm zu. „Kein Problem.“ Mein Handy klingelte und ich stellte das Bier zur Seite, schurfte in den Flur und fischte es aus meiner Jacke, bevor es verstummte. „Hey, Joe hier.“ Ich schluckte mich kurz und musste dämlich grinsen. „Hey, was ist los.“ Lukas lief an mir vorbei ins Badezimmer und ich hielt den Hörer zu. Es war vermutlich nicht das Beste, wenn Joe von meiner Anwesenheit erfuhr. Zumindest nicht im Moment. „Lust was trinken zu gehen?“ „Hm, heute ist‘s schlecht. Morgen nach meinem Spätdienst können wir gern einen heben. Da brauch ichs sicherlich.“ Ich lachte. Er lachte. „Halb elf an der Warschauer?“ Ich durchdachte kurz den Dienstplan. Bis zehn würde ich in der Klinik rackern. Die Zeit war knapp, aber machbar. „ Ja geht klar.“ „Bis dann.“ Ich verstaute das Handy wieder in der Jackentasche. Lukas kam wieder aus dem Bad, seine nassen Sachen über dem Arm und lächelte kurz zu mir auf. „Das nächste Date?“ Er ging an mir vorbei ins Schlafzimmer. Man hörte ihn rascheln. Offensichtlich hing er die Sachen auf. In der Küche rotierte leise die Waschmaschine. Mir fiel auf, dass ich keine Kleidung hatte, solange das Ding lief. Offenbar war das auch Lukas aufgfallen. Er kam aus dem Schlafzimmer zurück und reichte mir ein Kissen sowie eine Decke, obenauf lag eine schwarze Boxershorts. „Vielleicht passt sie dir, dann brauchst du nicht nackt auf meiner Couch zu schlafen. Den Bettüberwurf kann ich waschen, die Couch weniger...“ „Heißt das, ich habe noch etwas zu erwarten?“ Ich grinste ihn schelmisch an und nahm die Sachen entgegen. „Träum weiter du alter Lustmolch...“ Er lächelte müde und ging langsam in die Küche um seinen Tee zu holen. Zwischendurch blieb er kurz stehen, atmete sehr langsam aus und hielt sich dabei die Rippen. „Hast du noch Schmerzmittel? Wenn...“ Er winkte ab. „Die Aktion in der Wanne war etwas zu viel.“ Ein kleines trauriges Lächeln. „ Und ich hab mich unnötig über Joe aufgeregt. Weißt du, ich will einfach nicht nur dümmlich mir das Hirn rausvögeln. Ich will auch einfach mal... ach vergiss es. None of your business...“ wieder atmete er schwer, dann nahm er seine Teetasse und ging langsam Richtung Schlafzimmer. „Ich bin ziemlich k.o., Alex. Ich denke, wie man den Fernseher bedient bekommst du raus? Bier ist im Kühlschrank. Morgen früh hau ich deine Sachen in den Trockner und du kannst weg von hier.“ Er lächelte schief, den Blick gen Boden. Er wirkte einfach nur müde. „Wann musst du zum Spätdienst? Hab ich doch richtig gehört, oder?“ „Dienstübergabe ist gegen zehn. Also müsste ich hier so um neun los.“ „ Okay, ich stell uns nen Wecker.“ Er lächelte wieder geschafft und wandte sich bereits zum Gehen. „Ach Lukas?“ „Ja?“ Er blickte mich fragend über den Rand seiner Brille hinweg an. „Ich hab kein Date morgen.“ Ich zwinkerte ihm zu. Er lächelte nochmals kurz und tappte dann in sein Schlafzimmer. Ich war überrascht, wie souverän er mich gerade auf die Couch verbannt hatte. Ich brachte das Bettzeug ins Wohnzimmer und probierte die Boxershorts an. Die Tatsache, dass sie mir relativ gut passte, sagte mir, dass sie definitiv nicht von Lukas sein konnte, dessen Hintern um einiges kleiner war. Vermutlich auch ein Relikt von Joe. Ich musste daran denken, dass jeder seinen Balast mit sich herum trug. Offensichtlich hieß Lukas Ballast Joe. Sicherlich nicht der einzige Ballast, offensichtlich aber der stärkste. Ich schmunzelte. Mein Ballast hieß Gideon. Und offensichtlich war dies auch Lukas bekannt. Vielleicht kannten wir uns doch besser, als gedacht. Die nächste Fluppe wurde entzündet und ich pflanzte mich nebst Bier vor den Fernseher. Kerzenschein erhellte immernoch schwach den Wohnraum. Einige Kerzen waren bereits erloschen, andere kämpften dagegen an. Ich nippte am Bier und zappte lustlos durch die Programme. Lukas abgespanntes Gesicht kam mir in den Kopf. Offenbar schien er seit dem Angriff Alpträume zu haben. Alpträume, die ihm den Schlaf nahmen. Ich hielt mein Bier in der Hand und drehte es gedankenverloren. Es war auffällig, wie Lukas immer wieder betonte, stark genug zu sein, allein klar zukommen. Dennoch schien er sich nach einem Partner zu sehnen. Ich konnte allerdings Joes Ansicht, dass Lukas frigide sei, nicht zustimmen. Ich musste an die Szene in der Badewanne denken und schmunzeln. Wenn Joe nicht geklingelt hätte, dann... Ein weiterer Schluck Bier und ein Zug an der Kippe. /Dann hätte ich ihn vielleicht rumgekriegt./ Aber ob wir dann beide zufrieden gewesen wären? Mit dem nächsten Schluck war mein Bier bereits leer. Auf dem Weg zum Kühschrank löschte ich die letzten Kerzen. Ich war kein Freund dieser Deko. Zu Lukas passte sie allerdings. Ich öffnete den Kühlschrank und suchte das Bier. Diese verdammt kleinen 0,33l Flaschen versteckten sich einfach zu gut. Im Gemüsefach fand ich ein weiteres Exemplar und entführte es auf die Couchlandschaft. Während ich an der Flasche nippte, fiel mein Blick auf Lukas Schlafzimmertür. Ich fragte mich plötzlich, wieviel Kraft es ihn die ganze Zeit kosten würde, permanent Stärke zu zeigen. Ich war und bin kein Menschenversteher. Die nächste Zigarette erfüllte kratzend meine Lunge. Ich versuchte mir vorzustellen ohne meine Zigaretten auszukommen. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich rauchte einfach zu gerne. Nun versuchte ich mir vorzustellen, wie es wäre, auf Sex zu verzichten. Auch daran würde ich scheitern. In seinen kurzen, schwachen Momenten hatte ich erlebt, wie groß doch eigentlich die Begierde in Lukas war. Zum Schluss konnte man auch seinen Ärger hören, als wir gestört wurden. Wieviel Kraft brachte er wohl täglich auf, für seine Wertvorstellungen zu kämpfen, die ihm offensichtlich nur Spott brachten. Wieder sein Gesicht vor meinen Augen. Die Begegnung mit Joe hatte ihn erschöpft. Seine Stärke zu wahren, schien ihn zu schwächen. Die schlaflosen Nächte raubten ihm die letzte Energie. Und dann kam ich. Ein Totalausfall an Emotionen, der fortwährend nichts anderes zu tun hatte, als an ihm rumzugraben. Ein Spiegelbild seines Ex-Freunds, völlig schwanzgesteuert und blind für alles andere. Das Bier neigte sich wieder seinem Ende und eine weitere Zigarette verpestete die Luft. Ich kam mir dreckig vor. Schmutzig wie der Rauch, der meine Lungen verließ. Ich dachte an unsere diversen Begegnungen, die Art, wie er mich am Abend zuvor verabschiedet hat. Er war derjenige, der immer wieder gab. Mir wurde schmerzlich bewusst, das Lukas nichts von mir erwartete. Und ich fragte mich mit dem letzten Schluck Bier, ob ich ihm außer einen netten Fick überhaupt etwas geben konnte. Der Fernseher flimmerte lautlos. Es lief irgendeine Dokumentation über Familien mit behinderten Kindern. Die Kamera filmte im Nachtmodus den unruhigen Schlaf eines Kindes. Offensichtlich wurde es laut, denn seine Mutter betrat das Zimmer, um nach ihm zu sehen. Als sie sich zu ihm ins Bett legte, beruhigte sich das Kind. Ich zappte weiter. Zigarettenstummel nummer vier verschwand um schwarzen Aschenbecher, der nun nicht mehr so edel aussah, nachdem ich ihn benutzt hatte. Ich war schon immer gut darin, Dinge schmutzig zu machen. Räume, Kleidung, Sex... Aus Lukas Zimmer kam ein Stöhnen. Ich lächelte kurz, da ich annahm, er würde seinen Frust manuell abbauen. Die folgenden Geräusche, die aus seinem Zimmer drangen, zeigten jedoch, dass er wohl wieder einen Alptraum haben musste. Ich schüttelte den Kopf über meinen ersten Gedanken und blickte wieder auf den Fernseher. Gerade wollte ich den Ton anschalten, um Lukas nicht weiter zu belauschen, als ich beim Blick auf den Fernseher langsam einen Gedanken fasste. Vielleicht würde es ihm helfen, wenn ich mich einfach zu ihm legen würde? Ich bin bekanntermaßen kein großer Kuschler. Aber es nagte an mir, dass aktuell Lukas derjenige war, der immerzu gab. Wieder hörte ich ihn unruhig stöhnen. Da ich zu Gast war beschloss ich Aschenbecher und Bierflaschen in die Küche zu bringen. Ich schaltete den Fernseher aus und ging an Lukas Schlafzimmertür. Ich klopfte leise. Stille. Wieder klopfte ich und öffnete die Tür zeitgleich. Das kleine Knubbiglicht leuchtete auf der Kommode. Offensichtlich konnte er im Dunkeln nicht schlafen. Er rührte sich nicht, als ich an sein Bett trat. Seine Lider flackerten unruhig. Er warf den Kopf leicht hin und her. Langsam öffnete ich den Gürtel meines Kimonos und ließ ihn zu Boden fallen. Als ich die Bettdecke langsam anhob raschelte sie leicht. /Verdammtes Federbett!/ Lukas öffnete seine Augen und schrak zurück. Verwirrt sah er sich um und dann wieder mich an. „Was tust du hier?“ Unbeirrt krabbelte ich unter die Bettdecke. Als ich halbwegs bequem lag breitete ich die Arme aus und lächelte ihn an. „Ich sorge heute Nacht dafür, dass du keine Alpträume mehr hast. Also los, kuschel dich an.“ Er blinzelte wieder ungläubig. „ Das ist bei Weitem die schrägste Anmache, die ich je erlebt hab.“ Er sah müde aus. Kleine Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Er strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht. „Keine Anmache, kein Gefummel. Versprochen. Und nun solltest du dich beeilen, ich mache so ein Angebot normalerweise nicht.“ Um ehrlich zu sein sein skeptischer Blick bestätigte mich auch nicht gerade. „Uh...treib keine Spielchen mit mir“ murmelte er leise, dann platzierte er eine Ecke des Kopfkissens auf meiner Brust und kuschelte sich darauf. Ich wartete bis er die richtige Position gefunden hatte und legte dann meine Arme um ihn. Seine Haare rochen frisch und blumig. Das süßliche Parfum mischte sich dazu. Ein Duft den ich gern einsog. Meine Finger spielten sanft in seinen Haaren, bis er tief und gleichmäßig atmete. Ich betrachtete seine ruhigen Gesichtszüge, die verblassenden blauen Flecken an seinem Körper, die alten Narben an seinem Unterarm. Er fröstelte leicht, also zog ich die Decke höher und ihn etwas näher an mich. Lukas war sehr leicht und somit war es auch nicht sonderlich unangenehm, ihn so halb auf mir zu haben. Ich schmunzelte über mich selbst. /Wer hätte gedacht, dass du mal freiwiliig mit jemanden im Bett liegst und nur schläfst Alex?/ Schließlich lehnte auch ich mich zurück, schloss die Augen und schlief langsam ein. Kapitel 13 Eine leise ansteigende Melodie, die seltsam nach Wasserplätschern und Vogelgezwitscher klang , weckte mich. Lukas lag halb auf mir drauf und versuchte so unauffällig wie möglich den Wecker abzustellen. Leicht und warm war sein Körper auf mir. Keine schlechte Art zu erwachen. Seine Haare waren vom Schlaf zerzaust. Ein-zwei Mal war er nachts noch unruhig gewesen. Ich hatte ihn einfach jedes Mal wieder sanft an mich gedrückt und kaum hielt ich ihn, schienen die Alpträume zu verschwinden./ Fernsehen kann einen auf tolle Ideen bringen./ „ Komisches Gedudle..“ Ich rieb mir etwas schläfrig die Augen. Er sah mich überrascht an. „Oh ich dachte nicht, dass dich das weckt.“ Ich grinste ihn an. „Nicht nur mich....“ Ich war ein Mann. Ein potenter Mann. Und wie jeder potenter Homosexueller hatte ich dank des Anblicks von Lukas auf mir eine äußerst potente Morgenlatte. „Oh, na da freut sich aber wer, mich zu sehen.“ Es wäre nicht Lukas gewesen, wenn er nicht einfach aufgestanden wäre. „ Hey! Das wars?“ rief ich ihm nach. Man hörte sein Lachen aus dem Flur. „Wenn du fertig bist, im Bad findest du dich ja zurecht!“ Offensichtlich war er in der Küche angekommen. Grummelnd schlug ich die Bettdecke beiseite und stapfte ins Bad. Ein Quickie am Morgen war immer nach meinem Geschmack. Auf Handarbeit vor der Arbeit konnte ich jedoch getrost verzichten. Ich kühlte mcih im Bad ab, sorgte mit einer dieser Einwegzahnbürsten und einer kurzen Dusche für ausreichend Körperhygiene um kurz darauf ind er Küche von meiner Kleidung einer dampfenden Tasse Kaffe willkommen geheißen zu werden. Lukas saß wieder an seinem kleinen Küchentisch und las Zeitung. Der dicke Kater schmatzte in der Ecke der Küche. „Danke fürs Waschen.“ Lukas blickte von seinem Kaffee und seiner Zeitung auf und lächelte mich an. Gerne doch. „Hat ein bisschen was von unserer ersten Begegnung, hm?“ Er grinste frech und auch ich musste lächeln. Okay, kein Quickie am Morgen, dafür aber die Erinnerung. Es war nicht sonderlich ruhmreich betrunken auf dem Klo einzuschlafen und wirklich erfreuen tat mich der Gedanke auch nicht. Aber ich konnte mich noch erinnern, wie ich das erste mal über Lukas dachte. Und wie ich nicht schnell genug weg konnte. Lukas war immernoch wie damals. Freundlich ,höflich, hilfsbereit und stellenweise extrem diastanziert. Nun musste ich wieder an die gestrige Erfahrung denken und schon das distanziert beiseite. Lukas hatte definitiv seine eigene Art. Ich nippte an meinem Kaffee und entzündete einen Glimmstängel. Die Uhr an der Küchenwand zeigte dreiviertel neun. Also hatte ich noch 15 Minuten. „Was machst du eigentlcih Morgen Abend?“ Lukas sah mich überrascht an. „Ich werde vermutlich zu Hause sein, schließlihc bin ich krank geschrieben, da sollte man nicht so durch die Gegend tanzen.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. „Und was war mit vorgestern?“ Ich grinste süffisant, doch Lukas zeigte nicht einmal den Hauch des Gefühls, ertappt worden zu sein. „ Da hatte ich Geburtstag UND es war Wochenende. Also bin ich fein raus.“ Er streckte mir seine Zunge frech entgegen, sodass sein Zungenpiercing aufblitzte. Unweigerlich entwickelte ich die Vorstellung, wie er mir einen blasen würde. Zungenpiercings waren dahingehend eine tolle Erfindung. „Alex hör auf Versautes zu denken....“ Er klang leicht genervt, lächelte aber. „Wieso bildest du dir immer ein, dass ich das tue?“ „Erstens, liebst du Sex über alles. Zweitens, hast du wieder ne Errektion und drittens mich beharrlich angestarrt. Ich denke das reicht.“ Er schnippte mit einer schwungvollen Handbewegung in der Luft und blickte dann wieder auf seine Zeitung. Ein genüssliches Grinsen umspielte seine Lippen. Ich zog an der Zigarette und löschte sie im bereitstehenden Aschenbecher. „Okay, okay... Deine Schuld, wenn du mich morgens so verhungern lässt.“ Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und beugte mich vor, sodass er nur noch schwer lesen konnte und mich ansehen musste. „Also, morgen Abend? Wir können Essen gehen und du musst mir dafür auch garantiert nicht gefällig sein.“ Ich grinste frech. Lukas blinzelte über seine Brille und schmunzelte dann. „Hört sich gut an. Vorallem, dass ich dir dafür nicht zu Diensten sien muss.“ Wieder streckte er kurz und frech die Zunge raus. Ich klaopte leicht auf den Tisch. „ Alles klar, morgen abend gegen acht hole ich dich ab.“ Ich ging schwungvoll in den Flur und zog meine Chucks an. Lukas wanderte nochmals kurz in sein Schlafzikmmer und kam dann zu mir. „Hier, nicht dass du dich erkältest.“ Er reichte mir eine schwarze Baumwollstrickjacke, schlichte Ausführung mit Reißverschluss und hohem Kragen sowie einen etwas abgetragenen schwarzen Baumwollschal. „Nicht mehr das beste, aber sollte dich wärmen.“ „Du bist zu gut zu mir.“ Ich grinste mein charmantestes Lächeln, zog die Strickjacke an, die wohl kein Relikt von Joe gewesen sein konnte, denn sie passte gerade mal so. Gut das Baumwolle elastisch war. Wie der Schal schnupperten die Sachen frisch und nach Lukas. Dieser beobachtete mich ruhig, wie ich die Sachen überwarf und schließlich meine Lederjacke anzog. „Also das morgen, ist das dann...ein Date?“ Er klang etwas verunsichert und friemelte an seinem Morgenmantel rum. Dennoch suchten seine Augen Blickkontakt zu mir. Ich grinste gewinnend, beugte mich kurz vor und küsste ihn sanft auf die Lippen, die noch nach Kaffee schmeckten. Der Kuss war schnell und unerwartet und ebenso schnell vorbei. Lukas blinzelte nur etwas perplex. „Ja, das ist es.“ Ich schenkte ihm ein weiteres gewinnendes Lächelnd und verschwand dann aus seiner Wohnungstür. Auch Lukas lächelte leicht. Auf der Straße umfing mich die morgendliche Kälte, die mehr und mehr den Winter ankündite. Reif war auf der Straße und ich dankte Lukas innerlich für Strickjacke und Schal. Es waren vielleicht 1-2°C draußen. Nichts angenehmes. In meinem Kopf arbeitete es. /Was zur Hölle tust du da Alex?/ Ich war mir im Klaren, dass ich soeben Neuland betreten hatte. Ich hatte mich verabredet. Okay, das hab ich auch früher schon, aber da war es eine klare Sache, ein netter Fick, vielleicht noch ein kleiner Nachschlag und dann trennte man sich wieder zufrieden. Ich hatte Lukas eben eine Option gegeben, die er ursprünglich bei mir nie gesehen hatte. Und ich, um ehrlich zu sein, auch nicht. Die Zigarette auf dem Weg zur U-Bahn sollte mir helfen im Kopf wieder klarer zu werden. /Wieso um alles in der Welt machst du sowas?/ Ich rieb mir entnervt die Stirn. Ich fragte mcih , ob Ablehnung mich so sehr beeinflussen konnte, dass ich etwas unbedingt wollte. Ich wollte mit Lukas ins Bett. Aber nur für einen Fick so viel Aufwand? Das war nicht meine Art und das brauchte ich auch nicht. Ein einfaches Date zum Kennenlernen schien mir angebracht. Ich wusste nichts von Lukas. Und er mehr oder weniger auch nur von meinen Bettgeschichten. Also gab es wohl an mir eine Seite, die er kennen lernen sollte... Ich erschauderte leicht, doch das lag weniger an der Kälte, als an meinen Gedanken. Ihc wäre gerne lachend in eine Kreissäge gerannt. Ich war doch nicht der Typ für ein Date! Ein weiterer tiefer zug an der Kippe. Wenn diese kleinen Krebsarbeiter nur schneller wären. Andererseits...mit 27 an Lungenkrebs zu sterben war nicht mein Lebensziel. Wieder hatte ich Lukas Gesicht vor Augen, wie er ruhig atmend auf meiner Brust schlief. Als könnte ich sein weiches Haar noch fühlen rieben meine Fingerspitzen aneinander. Ich betrachtete mich in einer spiegelnden Fensterscheibe: Ich war groß, gut aussehend für meinen Geschmack und meinem Erfolg nach zu urteilen, erfolgreich und momentan offensichtlich ein ziemlicher Idiot. /Wo soll dich das ncoh hinführen, hm?/ Die Bahn kam. Meine Zigarette fluppte auf die Schienen. Ich stieg ein und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Lukas musste nun einen Augenblick aus meinem Kopf weichen. Ich hatte Patienten, die versorgt werden wollten. Ich betrat das Kankenhaus eine viertel Stune vor Dienstbeginn. Mein Weg führte mcih ins Zimmer der Aissistenzärzte und ich zog mich um. Erneut freute ich mcih über die Strickjacke, die ich nun unter der Stationskleidung tragen konnte. Es war nu mittelbar gut auf dem Stationsflur geheizt. Irgendeine überhitzte Schwester meinte ständig die Fenster aufreißen zu müssen und für Frischluft zu sorgen. In ihre Bademäntel gehüllt und viele von Ihnen mit Thrombosestrümpfen versehen bemerkten die Patienten die Kälte nicht. Ein kruzer Check der anstehenden Fälle und ich schwang mich auf den Weg zum ersten Patienten des Tages... Es war kurz vor elf als ich abends an der Warschauer Straße ankam. Joe stand an der Litfasssäule vor dem U-Bahnhof und wartete. Er musterte mich kurz und ging dann leicht lächelnd neben mir her Richtung der nächstbesten Bar. Heute abend sollte es doch männliches Bier sein, dessen waren wir uns einig. Meine Schicht verlief rauh und dauerte länger als erwartete. Dementsrechend war ich müde und abgespannt. Aber ich war nie der Typ, der ein Treffen wegen leichter Wehwechen wie Arbeitsmüdigkeit absagte. In der Simon-Dach-Straße fanden wir auch schnell eine kleine Bar. Wir setztens uns an einen kleinen Tisch im hinteren Gastraum und bestellten beide jeweils ein großes Berliner. Es war eine dieser orientalisch an gehauchten Bars, wenig Licht bis auf einige Kerzen, dafür fühlte man sich ungestört. Joe grinste mich immer noch an. Ich hob fragend eine Augenbraue.. „ Was ist los?“ Sein Grinsen wurde breiter. „ Wo waren wir denn gestern Abend?“ Ich schluckte kurz. Dann wies ich mich darauf hin, dass Joe und Lukas kein Paar mehr waren. Zudem war ich mir keiner Schuld bewusst, schließlich hatte ich nichts mit Lukas angestellt, was nicht erlaubt gewesen wäre. Die Frage war hier wohl eher, WAS hatte er mit mir angestellt? Also streckte ich den Rücken, hob den Kopf leicht und grinste. „ Wieso willst du das wissen? Hast du mich so vermisst?“ Erstmal in die leichte Defensive mit ner netten Anspielung. Joe sah auch heute wieder zum Anbeißen aus. Seine markanten Gesichtszüge und der leichte Dreitragebart waren äußerst einladend. Vom gut verpackten Rest seines Körpers mal ganz abgesehen. Seine dunkelblaue Jeans von Armani saß wie angegossen. Ebenso das schwarze Hemd dazu. Die oben offen gelassenen Knöpfe deuteten seine Brustmuskulatur und eine leichte Brustbehaarung an. Ein frischer herber Duft umgab ihn. Alles in allem einladend. Aber er war immernoch ein Arbeitskollege. Er blickte kurz zu Boden und grinste ebenfalls breiter. „ Nunja, ich würde dich noch immer nicht von der Bettkannte schubsen , allerdings kommen mir deine Schuhe recht bekannt vor. Ich meine sie hätten gestern bei Lukas im Flur gestanden.“ Nun grinste er wirklich über s ganze Gesicht, schelmisch funkelten seine Augen dabei und ich fühlte mich doch mehr als ertappt. Mein Geist raste auf der Suche nach der richtigen Antwort. Die Tatsache, dass Joe Psychologe war, machte es mir nicht leichter. Letztendlich konnte ich meine Anwesenheit wohl kaum verleugnen. Ich zuckte mit den Schultern, als wenn es etwas belangloses gewesen wäre. „ Soweit ich weiß, bin ich ein freier Mann. Und Lukas auch...“ Unser Bier wurde gebracht. Joe hob an und nahm einen kräftigen Zug. Wenn man ihm dabei zu sah, sah er mehr als hetero aus. Unglaublich, dass dieser Kerl wirklich auf Männer stand. Und dann auch noch auf Lukas, der nun wirklich nicht jedermanns Typ war. Joe angelte sicherlich ähnlich wie ich etliche Blicke in jeder Disco. Er wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum von der Oberlippe. „Das schon. Aber auf mein Prinzesschen pass ich dennoch auf.“Er blickte mich streng mit gehobener Augenbraue an. Seine Hände drehten leicht sein Bierglas auf der Stelle. Ich nahm nun ebenfalls einen ordentlichen Schluck. Dieser Abend schien sich wesentlich anders zu entwickeln, als erwartet. Als ich das Glas abstellte betrachtete ich kurz die gelbe perlende Flüssigkeit darin. „ Also gut, ja ich war da.“ Ich sah ihn ruhig an und wünschte mir plötzlich sehnlichst eine Zigarette. /Verdammtes Rauchverbot!/ Er räusperte sich kurz. „ Also hast du heimlich gelauscht?“ Ich grinste frech. „Naja, du hast meine Schuhe bemerkt und bei der Lautstärke war das weniger heimlich sondern eher unvermeidlich. War mir neu, dass Lukas so an die Decke gehen kann.“ „Ja, ich hab ihn doch sehr unglücklich erwischt.“ Er lachte leise und nahm den nächsten Schluck. Ein weiterer von dieser Sorte würde das Glas leeren. „ Allerdings macht es dann Sinn, dass der Kleine im Bademantel rumlief.“ Erneut grinste ich schelmisch. Innerlich wünschte ich mir, dass ich mehr zu Lukas Nacktheit hätte beitragen können, als eine kurze Fummelei in der Wanne. Allerdings musste Joe das nicht wissen. Joe erwiederte mein Grinsen nicht. Seine gespielte Strenge war einem besorgten Blick gewichen. „Alex, wir kennen uns noch nicht wirklich lange...“ Er niptte an seinem Bier. Nippen war das richtige Wort, denn im Vergleich zu seinen vorherigen Schlucken tat sich nun erstaunlich wenig am Füllstand seines Glases. /Oh man, Alex, konzentrier dich aufs Gespräch! Du zwischenmenschliche Null!/ „..aber Lukas ist nicht einfach irgend ein Kerl, den man für nen netten Fick mit nach Hause nimmt und dann ohne weiteres links liegen lässt.“ Sein Blick wanderte von seinem Bierglas wieder zu mir. Er erschien mir erstaunlich unsicher für einen Psychologen. Allerdings war auch Joe nur ein Mensch und offensichtlich dieses Thema schwer zu besprechen. „Ich weiß, ich habe kein Recht, dir irgendetwas vorzuschreiben..“ Er lachte leicht. Es war ein Lachen voll Sorge und einem Hauch Verbitterung. „..und wenn du nur ansatzweise so bist wie ich, wird es dich einen Scheiß kümmern, was ich hier von mir gebe...“ Sein Bierglas wurde geleert. Ich nahm einen Schluck von meinem. Die Atmosphäre war zu angestrengt, als dass ich es hätte genießen können. Ich wusste innerlich, dass er Recht hatte, dass es mir normalerweise völlig am Arsch vorbei gehen würde, ob er mir nun den Segen für ne nette Nacht mit Lukas geben würde oder nicht. Ich war nie auf einen sonderlich großen Freundeskreis aus. Also nahm ich nie auf irgendwelche Beziehungskisten Rücksicht. Rein, raus, aus die Maus. Das war meine Devise. /Betonung liegt wohl auf war.../ „Aber Lukas verkraftet solche Intermezzos nicht.“ Er blickte mich durchdringend an. Seine Worte klangen ernst. Lukas vernarbte Unterarme kamen mir in den Kopf. Kleine feine Linien, die ihn zeichneten. Ich hatte mir vorgenommen mehr über ihn zu erfahren. Ich fragte mich allerdings, ob Joe der Richtige war, mir mehr über Lukas zu erzählen. Ich nahm einen beherzteren Schluck vom Bier. Es schmeckte plötzlich bitter. „Er hat über die Jahre seine eigene Art gefunden, damit umzugehen. Ich vermute mal, du hast gestern mit seinen, nennen wir es ‚Fähigkeiten‘, Bekanntschaft gemacht.“ Er grinste leicht und hatte für einen Augenblick seine Augen geschlossen, als ließe er sich eine Erinnerung durch den Kopf gehen. „ Wenn dir ein bisschen was an ihm liegt, dann belass es bei dieser...Erfahrung. Lukas ist einfach kein Happen für zwischendurch.“ Ich leerte mein Bier und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Ein Intermezzo war dies doch nicht mehr oder? Seit meiner ersten Begegnung mit ihm schwirrte mir Lukas durch den Kopf. Seine anziehende Person und seine zurückweisende Art machten mich innerlich wahnsinnig, aber auf eine lustvolle Art. Konnte ich noch die Handbremse anziehen? Ich stellte das leere Glas auf den Tisch und trippelte mit den Fingerspitzen meiner rechten Hand leicht dagegen. / Ein Königreich für eine Zigarette!/ Mein Blick haftete auf den trocknenden Schaumkroneresten am Glasrand. „Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem ‚lassen‘ noch so einfach geht Joe.“ Ich erschrak innerlich selbst über den ernsten, tiefen Tonfall meiner Worte. Dann blickte ich zugegeben etwas unsicher zu Joe hinüber. „ Um ehrlich zu sein, habe ich vorgehabt mehr über Lukas zu erfahren. Von ihm. Ich war nie ein Kostverächter, da hast du recht und ich bin mir sehr sicher, dass wir uns deswegen so gut miteinander können. Doch seit ich Lukas kenne, läuft das nicht mehr...“ Joe lehnte sich zurück und lachte leise. „Nicht einmal mehr mit deinem kleinen Stalker?“ Meine Hand machte eine wegfegende Bewegung. „Den bin ich los. Macht ne Auslandsreise und verliebt sich hoffentlich in irgendeinen armen Spanier oder so.“ Ich lachte, stützte mich mit verschränkten Armen auf den Tisch und blickte zu Joe rüber. Dieser winkte kurz der Bedienung zu für zwei neue Bier und räusperte sich dann kurz. „Bedenke es einfach nochmal. Lern ihn kennen. Aber je mehr du dich in sein Leben mischst, umso größer wird seine Enttäuschung, wenn du feststellst, dass du nicht monogam leben kannst.“ „Du sprichst aus Erfahrung, hm?“ Joe lachte abfällig. „Nicht ganz, ich hab ihm nie versprochen, dass ich monogam leben kann. Er hat sich‘s aber einfach zu sehr gewünscht... Oder ich zu wenig versucht.“ Ein Schulterzucken. Das neue Bier kam und wurde gierig getrunken. Alkohol schien in unserem Beruf ein guter Ausgleich für Stress zu sein, wenn es zwischenmenschlich nicht lief. In Kombination mit Sex war die Sache dann unschlagbar. An Abenden wie diesen wäre ich normalerweise durch die Clubs gezogen, bis ich wen zum Austoben gefunden hatte. Der Gedanke, mich nun wieder ins Getümmel zu werfen, erheiterte mich nicht so wie früher. Wiedermal nicht zum Höhepunkt zu kommen, weil mir Lukas gedanklich zwischenfunkte, war nicht nach meinem Geschmack. Wobei zwischenfunken der falsche Begriff war. Eigentlich wollte ich nichts von den anderen Typen. Ich wollte Lukas, seinen süßen Duft und seinen sanften Widerstand brechen./Was ist, wenn du den Widerstand gebrochen hast?/ „Ich will gleich noch in die B. Kommst du mit?“ Joe rupfte mich aus meinen Gedanken. Sein Bier war bereits wieder leer. „ Sorry, ich bin raus für heute. Morgen wieder nen langen Dienst im Plan.“ Ich verzog das Gesicht beim Gedanken daran. Normalerweise kümerte mich das herzlich wenig, ein Quickie im Dark Room war immer einladend, aber heute nicht./ Auch wenn ich morgen nicht bei klarem Verstand sein werde, wenn ich mich mit Lukas treffen werde....üben wir uns mal in Vernunft./ So ein Quickie mit irgendwem vor unserem ersten Date war mit Sicherheit nicht der richtige Auftakt für eine mögliche intensivere Bindung. Bei dem Wort Bindung schüttelte es mich leicht. „Oha! Du scheinst unser Prinzesschen ja wirklich ins Auge gefasst zu haben! Benimm dich, ich will dir nicht weh tun müssen!“ Er lachte auf und klopfte mir freundschaftlich und mit sehr viel Kraft auf die Schulter. Wieder dieses typische Heterogehabe. Die aufgebrachte Kraft untermalte jedoch seine spielerische Drohung. Er legte einen Zehner auf den Tisch. „ Wir sehen uns Alex.“ Er zwinkerte mit einem Grinsen und verschwand dann Richtung Club. Da saß ich nun. Mein halbvolles Bier stand vor mir und schmeckte grad nicht. Ich saß oft alleine in Bars und es hatte mich bisher wenig gestört, schließlich blieb ich nie lange allein. Doch wenn man seine Zeit nicht mit sinnlosem Sex füllen konnte, mit was füllte man sie dann? Lukas schrille Geburtstagsgäste kamen mir in den Kopf und eine kleine Stimme in mir stichelte, dass ich doch an diesem Abend recht zufrieden war. Ich bezahlte ebenfalls und verließ den Laden ohne mein Bier auszutrinken. Kaum an der frischen Luft entflammte eine Kippe zwischen meinen Lippen. Genüsslcih zog ich den Rauch ein. Wenigstens dieses Laster schmeckte mir noch. Ein weiterer genüsslicher Zug am Glimmstängel und ich trat den Heimweg an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)