Beat me baby! von Leviathena ================================================================================ Kapitel 1: Sei mein Herr und Meister! ------------------------------------- 1 Die Musik war zu Laut, die Leute zu hässlich. Trotzdem schob ich mich durch die verschwitzte Masse Richtung Bar durch. Ich verfluchte mich , meine hautenge Bluejeans angezogen zu haben. Sie passte zwar vortrefflich zu meinem hautengen hellblauen Shirt mit dem Aufdruck „Sexy Slut“, aber in diesem verdammten Schuppen war es dafür eindeutig zu heiß! Ich drängelte mich an der Bar durch und überlegte welches Getränk grad meinem verstimmten Gemüt am ehesten gut tun würde. Normalerweise bevorzugte ich einfache Alco-Pops, aber diesmal reichte mir das nicht. Nachdem ich meinen Whisky-Cola für zu viel Geld bekommen hatte, bahnte ich mir meinen Weg zurück. Ich schlich um die Tanzfläche rum um unnötigen Grabbeleien zu entgehen, aber auch am Rand schaffte es einer mir einen jämmerlichen Klaps auf den Hintern zu geben. Ich drehte mich genervt wie immer um und erblickte einen etwa 1,70 großen Hänfling vor mir. Er erntete einen vernichtenden Blick und verschwand darauf hin schnell wieder in die Menge. Ich fragte mich innerlich , was ich hier eigentlich tat und nippte etwas an meinem Whisky-Cola rum. ‚Alex , Alex... Du bist einfach zu wählerisch!’ Ich schmunzelte als mir diese Worte in den Kopf kamen. Eines meiner letzen kleinen Betthäschen hatte dies gesagt, bevor ich ihm die Tür zeigte. Wählerisch? Ich war nicht wählerisch , wenn es um ne kleine Nummer ging. Den Platz an meiner Seite war ich allerdings wirklich nicht bereit zu vergeben. Keine dieser kleinen Knackärsche hätte mich lange genug zufrieden gestellt. So strich ich wieder durch die ‚Stonewall’ , auf der Suche nach einem neuen kleine Spielzeug, was mir die Nacht versüßen könnte. Da auf dem Dancefloor die Aussicht mal wieder miserabel war, entschloss ich mich für einen kleinen Abstecher in den Darkroom. An meinem Drink nippend schlängelte ich mich durch die nur halb erkennbare Masse beschäftigter Körper, bis ich an eine Szene gelangte, die mich fesselte. Anfangs hörte ich nur eine seltsame Art zu stöhnen, doch als ich um die Ecke bog, von meiner Neugierde geleitet, bot sich mir ein Anblick, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich war schon lange genug schwul um zu wissen, dass es SM auch in dieser Szene gab. Aber dieses verschnürte Paket Mensch dort am Boden war auch für mich sehr bizarr. Nun wurde mir auch klar, wieso das Stöhnen andersartig war, denn es war eine Mischung aus Lust und Schmerz, zusätzlich durch einen Mundknebel abgedämpft. Währen der Fettsack auf den Jungen mit einer Gerte einschlug, blickte mich dieser aus aufgerissenen Augen an. Ich glaubte einen Augenblick Lust in diesen Augen zu sehen, doch je länger ich in das Dunkel dieser Augen sah, erkannte ich Angst darin. Die schwarzen Haare klebten dem Jungen verschwitzt im Gesicht und unter jedem Schlag des Fettwanstes wand er sich jammernd. Wieder sog ich leicht am Strohhalm, überlegte sogar kurz diesem Jungen zu helfen, aber dessen emporragende Erregung zeigte mir, dass scheinbar alles beim besten war. Ich kramte eine Zigarette hervor , zündete sie an und lehnte mich gegen die Wand um das Spektakel weiter zu beobachten. „Gefällt es dir?“ Normalerweise merkte ich , wenn sich mir jemand näherte aber ich war so im Bann , dass ich den Kerl neben mir nicht gemerkt hatte. Auch er war kleiner als ich. Etwa 1,80 m und keiner dieser Hänflinge. Ich lächelte ihn süffisant an und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Dir?“ Mein gegenüber schaute wieder zu diesem seltsamen Pärchen und zuckte die Schultern. “Der kleine schaut nicht immer sehr glücklich“ Er lächelte mich an und ich bemerkte dabei , wie er mich musterte. „Ich kenn eine bessere Art sich zu vergnügen.“ Ich lächelte zurück und nahm einen letzten Zug von der Zigarette bevor ich sie weg schnippte, dann ergriff ich ihn an seinem Poloshirt, zog ihn an mich und küsste ihn recht rau. Wie erwartet lehnte er sich gegen mich und erwiderte den Kuss mit der gleichen Intensität. Er schmeckte nach Bier. Nicht der Geschmack, den ich bevorzugte, aber es war mir egal. Zwischen zwei Küssen ließ der Typ erkennen, dass er Gideon hieß. Ein seltsamer Name , doch ich kam nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn so intensiv wie er auf meine Küsse einging, beschäftigte er sich nun mit einem Bereich unterhalb meiner Taille. Gideon erwies sich nicht nur als kleiner Blasehase, nein er war auch sonst unglaublich kompatibel im Bett, was es ihm ermöglichte meine Nähe etwas länger als eine Nacht genießen zu dürfen. „Kann ich Sonntag bei dir verbringen?“ Ich saß auf der Fensterbank und zog an meiner Zigarette ‚danach’. Gideons nackter Körper aalte sich in meinem Bett, mit den Armen eines meiner Kopfkissen umschlungen und mich mit seinen Dackelaugen ansehend. Gott diese verdammten Augen! Ich hätte ihn gern schon rausgeworfen, vor allem bei dieser Frage, aber ein Blick von ihm und na ja, es ging eben nicht. „Hm.. wenn’s sein muss...“ Ich verhüllte mich in eine erneute Wolke aus Qualm und sah durch die halbgeöffnete Markise auf die Straße. Der Morgen graute und es hatte aufgehört zu regnen. „Aber tu mir nen Gefallen und hau jetzt ab.“ Wieder dieser verdammte Hundeblick. „ Hör auf mich so anzusehen!“ „Alex ich bin müde...“ Die Zigarette verschwand im überfüllten Aschenbecher und ich erhob mich von meiner Fensterbank. „Und? Du wirst es wohl noch schaffen deinen Hintern in die Bahn zu setzen!“ Ich warf ihm seine Klamotten aufs Bett und lehnte mich an den Türrahmen. „Nun zieh dich schon an!“ Mit einem patzigen Blick zog der kleine Kerl sich an, erst sein Shirt, die Shorts und schließlich erhob er sich vom Bett um auch die Hose und Socken anzuziehen. „ Du bist echt ein verdammtes Arschloch, Alex!!“ Ich ? Ein Arschloch? Ich hatte es zu oft gehört, als dass mich diese Worte verletzen konnten oder zum Nachdenken brachten. Gideon stand vor mir und seine dunklen Dackelaugen blitzen auf. „ Sieh mich nicht so an. Du wusstest doch worauf du dich einlässt.“ Ich grinste ihn an. Äußerst unpassend, aber ich liebte es nun mal, meine Spielzeuge in den Wahnsinn zu treiben. „Du bist echt einfach nur eine widerliche Schlampe!“ Er spuckte die Worte aus, als wären sie Gift. Ich weiß nicht mehr wieso, aber in diesem Augenblick rutschte mir die Hand aus. Die Ohrfeige traf ihn hart und er taumelte leicht zurück. „Sag nichts über mich, wo du dich selbst nicht ausschließen kannst. Und jetzt zisch ab!“ Ich warf ihm seine Jacke zu und Rehauge verließ die Wohnung mit einem entsetzten Gesichtsausdruck. Mein Feuerzeug zippte leise in der Dunkelheit. Die Zigarette schmeckte nicht. Ich betrachtete meine Hand und dachte an Gideons entsetzten Blick. Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb ich die Gedanken wieder. Er hatte es doch selbst so gewollt. ****** Der Mensch, der unaufhörlich meinen Klingelknopf drückte, bereitete gerade seine eigene Beerdigung vor. Wütend stapfte ich über den Dielenboden zu Tür, nur mit einer Shorts bekleidet, und riss diese wütend auf. „Was ist?!“ Bereit mein gegenüber mit Blicken zu töten, war ich dann doch etwas überrascht. „Frühstücksservice!“ Vor mir stand Gideon mit einer Tüte Brötchen und einer Einkaufstüte, in der wohl sonstige notwendige Lebensmittel waren, die ich nicht besaß. „Spinnst du?!“ „ Du hast gesagt, ich kann Sonntag kommen... und da bin ich !“ Er schlängelte sich mit einem charmanten Grinsen an mir vorbei und steuerte zielsicher auf meine Küche zu. Kopfschüttelnd lehnte ich mich in den Türrahmen und schaute dem Rehauge zu , wie er liebevoll meinen schäbigen Küchentisch zu einem Luxusfrühstück vorbereitete. „ Womit hab ich das verdient?“ Ich beobachtete ihn skeptisch. „Na das ist doch unser Date.“ Er strahlte mich an , als sei die Tage zuvor nichts passiert. „ und da ich weiß, das du ein elendiger Muffel bist, habe ich die Planung für dieses Date übernommen“ Mein Arm schnellte vor und ergriff ihn hart am Handgelenk. Er zuckte leicht zusammen als ich ihn näher zog. „Was spielst du hier?!“ Der Blick war entsetzt. Ein Schuss Angst steckte mit drin und ich konnte nur schwer verdrängen, dass es mich seltsam bewegte. Reue war es allerdings nicht. Gideon wand sich aus mein Griff und rieb sich etwas entsetzt das Handgelenk. „Frühstücken, sagte ich doch bereits.“ Ich winkte bei diesen Worten ab, schnappte meine Schachtel Kippen und setzte mich im Wohnzimmer vor den Fernseher. Ein Bier wäre passend gewesen, aber so früh am Morgen wollte selbst ich nichts trinken. Das Programm war mies, hielt mich aber nicht davon ab sinnlos durch die Gegend zu zappen. Gelegentlich hörte man ein Klappern aus der Küche, aber im großen und ganzen war mir Rehauge auch egal. „ Mach nicht soviel Müll !!“ Es wurde ruhiger und innerlich wartete ich nur darauf, die Wohnungstür zu hören. Zu meinem eigenen Erstaunen geschah dies nicht. „Frühstück ist fertig.“ Erklang stattdessen Gideons Stimme. Sie klang ziemlich ernüchtert , der Elan fehlte. „Mach mir ’nen Kaffee und ’nen Käse-Salamibrötchen Kleiner, keine Lust in der Küche zu hocken.“ Ich grinste innerlich über meine eigene Gemeinheit. Wie lange er das mitmachen würde? Scheinbar ne ganze Weile, denn tatsächlich balancierte Gideon einen Teller und eine Tasse in mein Wohnzimmer und platzierte diese vor meiner Nase auf dem Tisch. „Willst du Zucker oder Milch?“ „Nicht nötig. Ich trink schwarz.“ Die Zigarette verschwand im überfüllten Aschenbecher. Ein Danke sparte ich mir bewusst. Auch als er plötzlich den Aschenbecher nahm, um ihn wohl zu leeren, sagte ich nichts weiter. Irgendwann musste er doch mal klein bei geben und merken, dass er mir egal war? Ich griff mürrisch nach meinem halben Brötchen mit Käse und biss hinein. Das knusprige Brot war ein Trost für diesen schrecklichen Überfall. Zwischendurch nippte ich am Kaffe und nahm den nächsten Bissen, nicht ohne dabei weiterhin permanent die Glotze anzustarren. Als Gideon sich neben mich auf die Couch kuscheln wollte schubste ich ihn eine Etage tiefer. „Lass mich in Ruhe...“ grummelte ich vor mich hin. Wieder dieser Blick von ihm. Mittlerweile genoss ich es ihn so zu schubsen. Widerrede kam nicht. Stattdessen blieb er auf dem Fußboden sitzen und aß dort sein Brötchen. Ich beobachtete ihn genau aus den Augenwinkeln. Er versuchte mein Schweigen zu ignorieren, starrte mit auf den Bildschirm und kommentierte die eine oder andere Serie. Meine Wenigkeit dagegen wartete nur, dass er aufgegessen hatte um ihn wieder raus zu werfen. „Bist du fertig?“ Auf seine Frage reichte ich ihm meinen Teller und er verschwand wieder in die Küche. Wasser rauschte. Aha. Abwaschen wollte er auch noch. Na nur zu. Ersparte ich mir arbeit. „Lass das Geschirr in der Spüle stehen. Abtrocknen brauchst du nicht auch noch. Mach dich lieber auf nach Hause.“ Gideon schaute mich geprellt an. „ Ich will bei dir bleiben. Du hast gesagt, ich kann heute hier bleiben.“ Entnervt rieb ich mir die Schläfen. „Mach was du willst, aber geh mir nicht auf den Sack.“ Wieder zurück auf der Couch gab es die nächste Zigarette und das Zapp-Ritual begann von vorn. In dem Jungen schien es zu arbeiten, aber wieder einmal kam es anders, als ich wollte und er setzte sich erneut neben mich, diesmal aber am anderen Ende der Couch. Er erntete einen genervten Blick , dann konzentrierte ich mich wieder auf den Nachrichtensprecher. Gideon blieb hartnäckig. Ich behandelte ihn wie Luft , doch er wollte es scheinbar nicht kapieren, also sah ich mich genötigt, härtere Maßnahmen in Angriff zu nehmen. Ohne ein Wort zu sagen stand ich auf, packte ihn wieder am Handgelenk und zerrte ihn ins Bad. „ Alex?! Hey! Lass mich los!” Seine Proteste brachten nicht viel. Ich warf ihn kopfüber in die Wanne , drehte den Kaltwasserhahn auf und verpasste ihm eine ordentliche Dusche. „Vielleicht bekommst du so wieder einen klaren Kopf und verpisst dich endlich.“ Kommentierte ich die Aktion trocken und ließ nach kurzer Zeit von ihm ab. Seine halblangen Haare hingen ihm nass im Gesicht und sein Shirt war vollends durchnässt, also ließ ich mich dazu herab, ihm ein Handtuch zuzuwerfen. „So denkt es sich besser für dich.“ „Warum tust du das?“ Wenn ich mich nicht irrte, sah ich Tränen in seinen Augen. Auch das noch! „Anders scheinst du es ja nicht zu kapieren.“ Er sank vor mir auf die Fliesen und lies den Tränen freien Lauf. Ich blickte mir das Elend einen Augenblick an. „Hör auf damit! Das bringt dich auch nicht weiter!“ „Bitte ...Alex... ich...“ Seine Worte wurden durch neue Schluchzer durchbrochen. Mir reichte das Schauspiel nun , ich packte ihn im Nacken und zerrte ihn in den Flur, schubste ihn zur Tür hin. Gideon war nicht sonderlich gut darin, das Gleichgewicht zu halten und landete auf dem Boden. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dieses Häufchen Elend war abartig und zugleich ein lustiges Spielzeug. Wie lange ich ihn noch so schubsen musste? „Was zur Hölle willst du von mir Gideon?!“ trotz des amüsanten Anblicks ging mir das Theater doch auf den Keks. Ich musste am nächsten Tag wieder zur Arbeit und wollte meinen Sonntag genießen! „Ich... ich..“ Wieder dieses Schluchzen. „ Sag’s oder ich trete dich gleich aus der Wohnung!“ Er robbte auf dem Dielenboden zu mir. Weiße Haut auf dunklen Dielen. Ein schöner Kontrast. Als seine Hand sich zittrig um meine Knöchel schloss , verkrampfte ich innerlich. „Ich will doch bloß bei dir bleiben , Alex“ brachte sein erschüttertes Stimmchen hervor. Mein Geduldsfaden platze. Ich holte aus und trat ihn weg von mir. „Ich will dich hier nicht!!“ Er quiekte auf wie ein Hund als er gegen die Wand knallte. Dennoch kam er wieder angekrochen. „ Bitte Alex... ich tu alles .. Ich will doch nur bei dir sein!?“ Ich stand mit gespreizten Beinen vor ihm. Er selbst bemühte sich grad , sich aufzurappeln und wohl seinen letzten Rest Würde zusammen zu kehren. „ Alles?“ Solche Machtspielchen waren mir neu, aber ich musste mir eingestehen, dass es doch sehr witzig war. Gideon nickte nur stumm, hatte einen Schimmer Hoffnung in den Augen. Ich blickte auf meine nackten Füße und dann zu ihm, grinste schelmisch. „Okay. Küss mir die Füße.“ „Was?!“ Ungläubig starrte er mich an, sank wieder in die Knie. Lachend hielt ich ihm den linken Fuß entgegen, mich mit einer Hand an der Wand abstützend. „Na los! Mach schon!“ Langsam kam er näher gekrochen, die zittrigen Hände umfassten meinen Fuß. „Wird’s bald?“ Ich stupste ihn mit dem Fuß gegen die Schulter und beobachtete, wie das bisschen Würde, was er eben noch aufbringen wollte, wieder zusammen fiel. Gideon zögerte immer noch etwas, dann, ganz langsam, senkte er seinen Kopf und seine Lippen berührten warm und bebend meinen Fuß. Der Anblick erregte mich , also befahl ich ihm, weiter zu machen. Die Ablehnung in seinem Gesicht und die Tatsache, dass er den Befehl dennoch ausführte , brachte mich zum Lachen. „ Los! Ich will deine Zunge spüren!“ Der Kleine zuckte unter meinen Worten, aber tat, wie ich es wollte und leckte langsam meinen Fuß hinab bis zu den Zehen. Diese umschloss er mit den Lippen und begann sie mit der Zunge zu umspielen, saugte leicht dran und ich konnte mir ein Stöhnen nicht mehr verkneifen. Auch die Beule in meinen Shorts sprach für sich. Hoffnungsvoll, dass dies genügen würde, blickte Gideon zu mir auf. Zu dumm für ihn, denn nun hatte er Gefallen in mir geweckt. Ich packte ihn grob im Genick und schleifte ihn so ins Wohnzimmer zurück. Wieder machte er Bekanntschaft mit dem Fußboden. Ich setzte mich in den Sessel und hielt ihm den anderen Fuß hin. Seine zittrigen Bewegungen , das gepeinigte Gesicht ließen mich grinsen, doch als er wieder begann, an meinen Zehen zu lutschen , blieb mir nichts weiter, als den Kopf in den Nacken zu legen und zu genießen. Ich ließ ihn so eine Weile vor mir knien. Wollte er aufhören, gab’s mit dem anderen Fuß einen kleinen Tritt. Das Gefühl war einfach zu geil. Allerdings hatte ich bald mehr Blut in meinem besten Stück als woanders, und entschied mich dazu, dass den Kleinen ebenso erledigen zu lassen. Wieder griff ich ihm ins dunkelbraune Haar, welches sich durch seine Länge ideal dafür eignete. „Bring es zu Ende!“ Er blinzelte mich an, stöhnte leicht wegen meinem schmerzenden Griff in seinen Haaren und blickte dann auf meinen Schoß. Gideon hatte zu schlucken, aber dann lächelte er leicht, schließlich war dies ein Teil, wo ich wusste, der würde ihm liegen. Er zog mir gehorsam die Shorts runter rund wollte gerade anfangen, meine Erregung zu streicheln, als ich ihn wieder schmerzhaft an den Haaren zurück zog. „Nur mit dem Mund, klar?!“ Ich knurrte diese Worte und drückte ihn wieder runter. „J-ja...“ murmelte er schnell. Das Gefühl, als seine warmen Lippen sich um meinen Schwanz schlossen ließ mich erschaudern. Ich war über mich selbst überrascht, dass so ein bisschen Zehenlutschen mich so erregen konnte. Gideon ließ die Zunge über meine Erregung streichen und meine Hände vergruben sich in seinen Haaren. Er begann leicht zu saugen, presste die Lippen zusammen und bewegte den Kopf im schnellen Tempo auf und ab. Wieder konnte ich mein Stöhnen nicht unterdrücken und die Anspannung in meinen Lenden sagte mir, dass ich nicht mehr lange brauchen würde. Ich hatte den Kleinen oft genug im Bett gehabt , dass auch dieser das bemerkte und prompt wollte er aufhören, hatte scheinbar noch mehr Hoffnung. „So nicht!“ presste ich zwischen den Zähnen hervor, hielt seinen Kopf fest und weil dieser sich weigerte von mir geführt zu werden, hielt ich ihn einfach fest, hob selbst mein Becken und, so abartig es für mich selbst klingt, ich fickte ihn in den Mund mit aller Härte, allem Frust der in mir steckte. Ich kam mehr als heftig und Gideon lief ein Teil des Spermas aus dem Mund, an dem anderen Teil verschluckte er sich.. Es war mir egal. Ich schubste ihn zurück zu Boden und lehnte mich aufatmend in den Sessel zurück. „Scheiße, das war geil!“ Ich strich mir einige meiner blonden Strähnen aus dem Gesicht und grinste Gideon an. Dieser wischte sich nur über den Mund und sah mich recht geprellt an. „Ich dachte... ich dachte es gäbe etwas mehr..“ gab er leise zu und senkte den Kopf. Lachend stand ich auf und tätschelte seinen Kopf. „Weißt du Kleiner, das ist so: Sklave gibt und Herr nimmt. Rollen klar?!“ Seine Augen weiteten sich und er erinnerte mich an ein Reh, das panisch vor einem Auto stand. Er hustete noch immer und nickte geschafft. „Du nimmst das ‚alles’ wortwörtlich, wie?“ Ich trank einen Schluck Selters, steckte mir einen meiner geliebten Glimmstängel an und grinste ihn frech an. „Na klar!“ Kapitel 2: 2-3 -------------- 2 Manchmal hasste ich die Arbeit in der Klinik. Vor allem dann, wenn es nicht so verlief, wie ich es gerne gehabt hätte. Man studiert Jahre und dann kann man diesen kleinen Körper vor einem auf dem Tisch trotzdem nicht wieder zusammenflicken. Meine Stimmung bekam keinen sonderlichen Aufschwung als ich mich durch den Regen zur Bahn hin kämpfte. Warum zur Hölle hatte ich mein Auto ausgerechnet jetzt in der Werkstatt? Es schien aus vollen Eimern zu gießen und ich war bereits durchnässt, als ich die andere Straßenseite erreicht hatte. Verdammte Scheiße! Innerlich freute ich mich nun auf eines: Ein warmes Bad. Doch beim Gedanken an meine Wohnung zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Ruhe würde ich dort nicht finden. Ruhe konnte ich da nicht finden. Gideon besetzte sie auch nach meinem letzten mehr als wörtlichem Arschtritt mal wieder. In Gedanken schlängelte ich mich in die U-Bahn und besetzte eine Doppelbank für mich alleine. Das letzte was ich wollte war Gesellschaft, was ich zusätzlich mit eine Ich-schlag-dich-tot-Gesicht vermittelte. Es wirkte , und somit hatte ich wenigstens bis zu meiner Wohnung meine Ruhe. Meinen Schuhe hinterließen kleine Pfützen als ich die Treppen hochstieg. Somit war die Hausreinigung auch fällig. Mit einem geschafften Seufzer schloss ich meine Wohnung auf und wurde aus meinem pessimistischen Gedankengang geweckt. Meine komplette Bude war von sanftem Kerzenschein erleuchtet, und ich hörte Gideon in der Küche werkeln. Als dieser meine Schlüssel klimpern hörte kam er aus der Küche gepirscht und warf sich vor mir zu Füßen. Ich hasste es, wenn er es tat, und trat ihn ein Stück zurück. „Was gibt’s zu essen?“ Mit gehobener Augenbraue hielt ich ihm meinen Fuß hin, damit er mir die Schuhe ausziehen konnte. Er rappelte sich seufzend auf. „ Willkommen zu Hause Master..“ murmelte er leise, bevor er mir die Chucks aufband. Er bekam nur ein Grummeln als Antwort und ich schlurfte an ihm vorbei in die Küche. „Was soll das hier werden?“ „ Ich dachte , ich mach dir einen schönen Abend“ Er lief hinter mir her wie ein kleines Hündchen und kümmerte sich sofort wieder um die Töpfe. „Seit wann duzt du mich wieder?“ Er erhielt einen kleinen Schlag gegen den Hinterkopf, deutete eine Verbeugung an und entschuldigte sich. Skeptisch hob ich einen der Deckel der Töpfe an. „Was ist das?“ „Curry Huhn mit Reis , Herr und dazu habe ich Salat gemacht.“ Nicht ohne Stolz deutete er auf den mühsam gedeckten Küchentisch. Tischdecke, Teller, Kerzen und in der Mitte die große Salatschüssel. „ Hm...“ Ich rümpfte leicht die Nase über das Curry, dann setzte ich mich an den Tisch und wartete, bis er servierte. Zwei liebevoll angerichtete Teller wurden auf die Bereits vorhandenen gestellt und er setzte sich mir gegen über. „ Lasst es euch schmecken Herr.“ Er sah mich zwischen zwei Kerzen mit seinen dämlichen Rehaugen an und wartete gespannt. Mir dagegen fiel bei diesem Anblick nur wieder eine kleine Gemeinheit ein. Ich nahm seinen Teller und stellte ihn auf den Boden. Gideon fielen bald die Augen heraus, so fragend starrte er mich an. „ Du ist dort unten wie ein braves Hündchen!“ sagte ich lachend, und freute mich , da ich glaubte, ihn diesmal endgültig wegzuekeln. Zufrieden lehnte ich mich zurück und beobachtete, wie er sich in Zeitlupe von seinem Stuhl erhob. Gleichzeitig stocherte ich mit einer Gabel in meinem Essen rum. „Wird’s bald? Oder muss ich dir erst noch in dein fressen Spucken?“ Ich beobachtete zufrieden wie er unter jedem meiner Worte zusammenzuckte. Die ideale Art meine schlechte Laune auszutoben. Als Gideon endlich vor seinem Teller kniete und mit der Hand nach seiner Gabel suchend den Tisch abtastete, ließ ich mir es nicht nehmen und verpasste ihm einen ordentlichen Schlag auf den Handrücken. Jaulend zog er die Hand zurück. „Ein Köter frisst nicht Besteck!“ Ich war überrascht, wie herrisch meine Stimme klingen konnte. Mein kleines Rehauge wohl auch. „J-ja.. Herr...“ Er senkte den Kopf und ich traute meinen Augen nicht. Warum zur Hölle blieb er?! Ich erwiderte nichts auf seine Worte und begann zu essen. Wenn Gideon etwas konnte, dann war es kochen, aber zugeben konnte ich das nicht. Gesättigt schob ich meinen Teller von mir, auch der Salat war klasse gewesen. Gideon hatte noch immer mit seinem Teller zu tun. Ohne Hände und Besteck schien es sich nicht sonderlich schnell essen. Wieder musste ich über diesen Anblick grinsen. Als ich mich vom Stuhl erhob sah er auf und wieder schmiss ich mich innerlich weg, denn Reis und Soße klebten ihm an Wange und Kinn. Sein Blick sprach für sich , er wollte ein Urteil. „Hab schon besser gegessen“ log ich und machte mich mit einem Bier in der Hand auf ins Wohnzimmer um meiner Lieblingsbeschäftigung nach zu gehen: Zappen. Es dauerte nicht lange, da bemerkte ich bereits seine Silhouette im Türrahmen. „Los her mit dir!“ Er versuchte schon gar nicht mehr auf die Couch zu kommen. Als er das nach einer Woche nicht kapiert hatte, hatte ich ihm eine Tracht Prügel erteilt. Seitdem hatte er es verstanden. „ Soll ich euch die Füße massieren , Herr?“ Langsam war mir sein Anbiedern wirklich zu viel , aber nach diesem Tag hielt ich ihm tonlos meine Füße entgegen und genoss es, als sie ordentlich durchgeknetet wurden. Gideon nahm sich Zeit dafür. Eine einfache Fußmassage schien ihm ebenso angenehm, wie für mich zu kochen. Gerade diese Zufriedenheit nervte mich. Ich beschloss es weiter zu treiben. Aber vorerst, wollte ich endgültig abschalten. „Knie dich hin!“ Er kniete vor mir und ich legte meine Füße auf seinem Rücken ab. „Mal sehen wie gut du dich als Fußbank machst“ Ich grinste ihn an und schaltete dann zum Fußball um. Ich wusste genau, dass er es hasste. In den ersten Tagen dieser Beziehung, also in denen , in denen er einfach nur ein nettes Bettspielzeug war, hatte ich das schon herausfinden dürfen. Er quatschte damals wirklich zu viel. Zufrieden über das willenlose Etwas zu meinen Füßen, das mir den Abend nun doch angenehmer machte, starte ich stur dem schwarz-weißen Ball hinterher. „Herr? Ihr müsst aufstehen?!“ Ich schreckte hoch, als Gideon mich an der Schulter berührte. „Was?!“ Ein kurzer Blick zeigte mir, dass ich auf meiner Couch saß. Anscheinend war ich eingeschlafen. Der Fernseher strahlte eine dieser dämlichen Night-Quiz Sendungen aus. Erschöpft fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare. „Sag mal Gideon, musst du nicht irgendwann wieder studieren?“ Müde erhob ich mich und torkelte zum Bad. Das Bier forderte seinen Tribut. Als ich mich im Spiegel an sah und seine Stimme im Flur hörte, verspürte ich Verachtung für mich selbst. „Momentan sind Semesterferien Herr.“ Das leise Geklimper zeigte, dass er wieder Ordnung schaffte im Wohnzimmer. „Wenn deine Vorlesungen wieder beginnen, will ich dich nicht mehr sehen!“ Ich griff nach der Zahnbürste und Zahncreme. Eine Antwort kam darauf hin nicht. Ich spuckte aus und ging wieder in den Flur. „Hast du mich verstanden?“ Gideon stand im Flur mit dem Gesicht eines trotzigen Kindes. „Ich geh nicht weg Herr! Ihr braucht mich !“ Dafür ergatterte er eine Ohrfeige und machte mal wieder Bekanntschaft mit meinem Dielenboden. „ Einen Scheiß brauch ich! Ich hab keine Lust, dass du dich hier auf Dauer durchfrisst!“ Meine Stimme wurde mal wieder laut, Choleriker der ich nun mal war. Wieder zuckte er bei jedem Wort zusammen, rollte sich ein, wie ein Hund, der den Schwanz einzog. „Herr, wenn ihr wünscht, dann geh ich für euch arbeiten!“ Seine Augen strahlten, er fasste neue Hoffnung mich glücklich zu machen. „Gott du bist so ekelhaft! Geh mir aus den Augen!“ Ich drehte mich weg und wollte in mein Schlafzimmer doch Gideon warf sich mir ans Bein und küsste meinen Fuß. „Bitte.. ich tu alles!“ „Lass das!“ Ich wusste genau, was alles passieren konnte, doch ich trat ihn trotzdem weg. Er schlug hat auf und ich sah nur noch, wie er Blut spuckte. Es war mir egal , aber der Anblick der roten Flüssigkeit, die auf meinen Boden tropfte, brachte mich auf neue Ideen. „ Wisch die Sauerei weg! Ich geh schlafen!“ Ohne ihn weiter anzusehen ging ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich blieb etwas an de Tür stehen, aber wieder zeigte sich, dass Gideon doch mehr Durchhaltevermögen hatte, als ich vermutete. Das folgende Wochenende leitete meinen kleinen , einwöchigen Kurzurlaub ein. Zugleich leitete es auch meinen weiteren Versuch ein, Gideon rauszuekeln. Ich hatte ihn zum Einkaufen geschickt, um zeit zu haben, alles vor zu bereiten. Einiges hatte ich von Arbeit mitgebracht, aber die Metallringe, die nun die Wand zierten , waren aus dem Baumarkt. Die Handschellen hatte ich noch aus einer Kiste hervorgeholt. Ein Geschenk irgendeines meiner Betthäschen vor langer Zeit. Mir viel auf, dass ich mittlerweile mehr Ärsche versilbert hatte als ich zählen konnte. Meine Erinnerung ging maximal zwei Monate zurück. Und in diesen zwei Monaten fiel mir nun nur noch Gideon ein. Erstaunlich , dass ich ihn so lange ertrug. Noch erstaunlicher, dass er mich solange ertrug. Ich hatte mir einige Kerzen zurecht gelegt, ebenso Handschuhe und Nadeln, diese aber versteckt. Der Schlüssel war im Schloss zu hören und ich lehnte mich gegen den Türrahmen in meinem Schlafzimmer. Als Gideon in die Wohnung kam, sah er mich fragend an. Ich ließ ihm keine Zeit, den Einkauf wegzuräumen, sondern ergriff ihm grob beim Handgelenk. Er quiekte erschrocken auf, ließ die Tüten fallen. Es schepperte, doch mir was das egal. Ehe er sich versah, war die erste Hand in der Handschelle an einem der Ringe an der Wand befestigt. Erschrocken sah er mich aus seinen verdammten Rehaugen an. „Herr, was..?“ stammelte er und versuchte, sich leicht zu wehren, als auch die zweite Hand in der anderen Fessel hing. So ließ ich ihn erst einmal an der Wand „hängen“ und ging gemütlich in die Küche. Ich holte das Messer aus dem Kühlfach und zündete genüsslich eine Kippe an, in Vorfreude auf mein kleines, nun folgendes Spiel mit ihm. Auf dem Weg zurück in mein Zimmer, hörte ich , wie er nervös an den Fesseln ruckte. Zu meine Zufriedenheit hielten die Ringe gut in der Wand. „Na mein kleiner?“ Ich legte bewusst einen mehrdeutigen Unterton in meine Stimme und grinste ihn süffisant an. „ A- Alex, was wird das?“ Bereits jetzt war er atemlos. Ich grinste immer noch, zog mir die Socken von den Füßen und stopfte sie ihm in den Mund. Eine Krawatte versicherte mir, dass die dort auch blieben. Sofort begann Gideon mit dem Quieken und weiterem heftigen Zappeln. „Shhhh... Bleib ruhig kleiner.“ Säuselte ich beinah liebevoll, während ich ihm mit dem Messer seine Klamotten vom Leib schnitt. Sein Augen weiteten sich noch mehr und ich dachte schon, sie würden ihm rausfallen. Die Panik, die darin zu sehen war, vergrößerte meinen Spaß nur noch mehr. Ja dies war der richtige Weg. Er würde nie wieder kommen. Die Stofffetzen landeten auf dem Boden und er stand nackt vor mir, wand sich leicht in seinen Fesseln und stöhnte panisch. Ich konnte nicht abstreiten, dass dieser Anblick mich erregte. „ Ach kleiner Gidi..“ Ich säuselte ihm weiter zu, nahm einen weiteren Zug von meiner Kippe und drückt sie ihm dann auf die Haut. Er stöhnte dumpf in meine Socken. Ein kleines rotes Mal blieb zurück und ich zündete mir die nächste Zigarette an. „Wenn du nicht hören willst, musst du eben fühlen..“ Wieder mein liebstes Ekelgrinsen, dann Griff ich unters Bett und holte Desinfektionsspray, die Kanülen und die Packung Handschuhe hervor. Die Panik stieg in seinem Blick, wieder blieb mir nur ein Lachen und ich sprühte seine schmale Brust mit dem Spray ein. Er wand sich heftiger in seinen Fesseln und ich drückte ihn hart gegen die Wand. Meinen Ellenbogen gegen seine kehle drückend zischte ich ihm zu „ Du solltest jetzt besser still halten!“ Er schluckte und nickte zaghaft, ich löste den Griff und zog mir die Handschuhe an. Sorgfältig und langsam wurden die Kanülen ausgepackt und ebenso langsam setzte ich die erste an seine linke Brustwarze an. Nochmals grinste ich ihn an. „Keine Sorge, ich weiß, was ich tue.“ Mit diesen Worten schob ich die Nadel durch die Haut. Gideon blieb nur ein Dumpfes Stöhnen. Durch meinen Knebel hatte er keine andere Wahl. Das Gleiche passierte mit der anderen Brustwarze. In Gideons Augen sammelten sich Tränen. Die Erregung in meinem Schoß steigerte sich unglaublich. Aber ich war noch nicht fertig. Ich drehte leicht an den Nadeln und genoss den Anblick des laufenden Blutes. Ich wischte es weg und drückte meine zweite Kippe an ihm aus. Er Schmerz schien aber den anderen nicht annähernd zu übertünchen und so kam nur ein schwaches dumpfes Stöhnen. Ich legte die Handschuhe ab und griff zu einer Kerze und zündete sie an. Während ich wartete, dass das Wachs weich wurde, begann ich Gideon zwischen den Beinen zu streicheln. Wieder stöhnte er nur dumpf, doch die Röte in seinem Gesicht und das Blut, welches sich in seinem Schoß sammelte, zeigten mir, dass er noch immer abhängig von meinen Berührungen war. Ich hielt ihn fest und tropfte ihm heißes Wachs auf seinen Bauch, Oberschenkel und verteilte es auch im restlichen Schoß. Er zuckte immer wieder und ich genoss den Anblick seiner zusammengekniffenen Augen. Schließlich war mir auch das zu langweilig und ich löschte die Kerze wieder. Auch die Nadeln zog ich ihm aus der Brust und wieder durchdrang ein Schauer meine Lenden, als er beim Herausziehen leise wimmerte. Dann löste ich auch die Handfesseln und den Knebel, lies ihn grob auf den Boden fallen. Ich beglückwünschte mich selbst zum Laminat, anderen falls wäre das wohl eine ziemliche Sauerei geworden. Ich reichte ihm die Kerze. „Los du kleine Schlampe, besorg’s dir damit!“ Er seufzte gequält. „Alex.. ich .. reicht das nicht?“ Dafür kassierte er mal wieder eine Ohrfeige und wortlos hielt ich ihm die Kerze hin. Seine Hand griff zittrig danach. Unter schmerzlichem Stöhnen setzte er sich zurecht, sodass ich alles sehen konnte, und begann sich langsam die Kerze reinzuschieben. Ich genoss den Anblick, diese Kontrolle, das gequälte Gesicht und das Verlangen in mir. Er stöhnte leicht ,als er die Kerze wirklich so nutzte, wie er es brauchte. Wieder erschien diese Röte in seinen Wangen. Ich hatte kaum bemerkt, dass ich selbst begonnen hatte, mir über den Schoß zu streichen, aber als es mir bewusst wurde, knöpfte ich meine Hose auf, zog sie und meine Shorts aus und ergriff grob Gideons Hand, die die Kerze führte. Ich drehte ihn grob auf den Rücken, drückte seinen Arm zurück und schob mich zwischen seine Beine. Der kurze schmerzliche Schrei, der erklang als ich in ihn eindrang, wurde von heftigem Stöhnen abgelöst. Denn nun gab es für mich kein Halten mehr und immer wieder stieß ich in ihn mit aller Macht, ließ bald seinen Arm los um ihm den Mund zu zu halten. Die andere Hand hielt sein Becken angehoben und ebenso heftig wie ich in ihn stieß, kam ich auch. Jedoch biss ich in seine Schulter, um mein eigenes Stöhnen abzudämpfen. Als ich mich von ihm löste, sah ich , dass er selbst gekommen war. Wieder mal begrüßte ich mein Laminat. Heftig atmend lagen wir beide am Boden. Ich kam schneller wieder zu Atmen als er, logisch , nach der Tortur. „Räum die Sauerei und das Eingekaufte weg, und dann verschwinde...“ Ich erhob mich , zog zumindest meine Shorts wieder an und entschwand, eine Zigarette entzündend, mal wieder im Wohnzimmer. In Gedanken verarbeitete ich, was ich soeben getan hatte, bis mich die Wohnungstür aus den Gedanken riss. Er war weg. Endlich Ruhe. Ich schlurfte in die Küche um mir ein Bier zu holen und packte mich wieder vor den Fernseher. Das Freitagabendprogramm war allerdings mal wieder bescheiden. Wieder dachte ich an die gerade durchlebte Situation durch und erneut erschauderte ich wohlig. Mit einem Mal fehlte mir mein Fußhocker. 3 Meine zurück gewonnene Ruhe langweilte mich recht schnell, also beschloss ich nur wenige Tage nach Gideons Abgang mich mal wieder auf die Jagd zu begeben. Um aber nicht wieder meinem kleinen Sklaven zu begegnen beschloss ich diesmal das Neue Ufer aufzusuchen. Nach Tanzen war mir an diesem Abend eh nicht und dieses kleine Café nahe der Motzstraße bot ein gutes und ruhiges Jagdgebiet. Meine innere Unruhe trieb mich allerdings viel zu früh hin und ich merkte dadurch, dass ich ziemlich untervögelt war. Zugegeben, es gab Momente, da vermisste ich dieses gottverdammte Rehauge. Der Laden war dünn besucht, was mir die Möglichkeit gab einen günstigen Platz an der Bar zu ergattern. Es war mitten in der Woche und erst gegen späteren Abend trudelten mehr und mehr Leute ein. Ich nippte an meinem Cola-Whisky und begutachtete das Frischfleisch. Nach etwa zwei Stunden und etlichen Cola-Whisky Gläsern später fragte ich mich allmählich, ob ich noch immer nicht genug getrunken hatte oder die Gäste in dieser Bar einfach nur potthässlich waren? Wieder einmal erinnerte meine innere Stimme mich an meine wählerische Art. Ich beschloss noch einmal die lokalen Örtlichkeiten aufzusuchen und mich dann vom Acker zu machen und statt eines schlechten Ficks lieber eine ordentliche Portion Schlaf zu konsumieren. Als ich mich von meinem Hocker erhob merkte ich erstmals den Whisky in meinem Kopf und in den Beinen. So wurde aus dem zielsicheren zum Klo streben nur noch ein langsames dahin taumeln, was mich allerdings kaum störte, da ich eh allein nach Hause gehen würde. Am Stehbecken erschien mir mein Kopf so schwer, dass ich ihn gegen die kalten Fliesen lehnte und ungewollt seufzen musste. ‚Alex , Alex, dass du mal wieder betrunken sein würdest hättest du nicht gedacht, was?’ Das Grinsen auf meinem Gesicht muss verdammt dämlich ausgeschaut haben, aber es war mir egal. Genaugenommen war mir alles egal gerade. Ich war fertig, verpackte mein bestes Stück wieder sorgfältig und beschloss noch einen weiteren Moment den Kopf an den Fliesen zu lassen und die Augen zu schließen. Offenbar einen Moment zu lange... Ein sanftes Vibrieren riss mich aus meinem Tiefschlaf . Aber meine Augen zu öffnen um zu erfahren, wo das Vibrieren herkam, erwies sich als ein großer Fehler wie ich schnell feststellte, denn das grelle Licht stach mir dermaßen in die Augen, dass ich ernsthaft geglaubt hab, geblendet zu sein. Einige Minuten später wagte ich es wieder, die Augen zu öffnen, langsamer allerdings und ich lokalisierte die Quelle der Vibration. Eine fette Kartäuser Katze lag selbstgefällig an meine Seite geschmiegt. Dies war de Augenblick, in dem ich registrierte, dass ich mich nicht in meinem Bett befand. „Was zur Hölle...!“ Ich schubste das übergewichtige Tier beiseite als ich mich aufrichtete und die Decke beiseite schob. Trotz des dumpfen Pochens in meinem Kopf konnte ich schnell genug registrieren, dass ich immer noch meine Boxershorts anhatte. Ein Umstand den ich sehr begrüßte ebenso wie das Glas Wasser auf dem kleinen Nachttisch. Der unangenehme Beigeschmack verriet mir, dass die Flüssigkeit eine aufgelöste Aspirin enthielt. ‚Sehr fein. Wo immer du auch sein magst Alex, der Mensch denkt mal mit.’ Ich trank den Rest auf ex und quälte mich dann verdammt langsam aus dem Bett, bekämpfte einen aufkommenden Schwindel und tappte schwerfällig zur Tür hin. Ich befand mich in einer Altbauwohnung, was mir die Doppeltür zum Flur hinaus verriet. Das fette Katzenvieh huschte vor mir aus der Tür und begann mit einem lauten Geschrei, das mir nur in den Ohren klingelte. „ Hey Earnest Lass den Krach! Du machst den Besuch noch wach!“ Die Stimme kam aus der Küche und mit ihr ein frischer Kaffeeduft. „Zu spät, er hat es bereits geschafft....“ Ich war nicht gerade ungespannt, wo ich gelandet war, doch als ich mein Gegenüber in der Küche stehen sah, verfluchte ich den Whisky. „Oh guten morgen!“ Er war nicht sonderlich groß, für meinen Geschmack ziemlich dürr und trug eine Brille. Seine langen dunkelblonden Harre hatte er zu einem Zopf im Nacken gebunden. Kurz: der kleine vor mir war alles andere als nach meinem Geschmack und zu dem vermittelte er wieder dieses Hündchenimage, das auch von Rehauge so gerne kam. Das kleine, einen umsorgende Hausputtchen. „Morgen.“ Bei seinem Anblick kam wieder meine unhöfliche Tonlage zu Tage, die hier nicht berechtigt war, schließlich befand ich mich in seiner Wohnung. „Gut geschlafen?“ Ich nickte nur schweigend und beobachtete, wie er sich einen Kaffee eingoss und an den ungedeckten Küchentisch setzte. „Deine Sachen musste ich waschen. Nachdem du da auf dem Kloboden rumgelegen hast wollte ich gar nicht erst wissen, was alles daran klebte.“ Er stand auf, kramte in einer Schublade umher und holte ein kleines in Plastik eingeschweißtes Päckchen hervor. „Hier, kannst sie im Bad in den Papierkorb werfen, wenn du fertig bist.“ Er drückte mir das Etwas in die Hand und ich brauchte einen Augenblick, bis ich merkte, dass es eine Reisezahnbürste war. Ich blickte ihn fragend an. Er sah nicht danach aus, dass er regelmäßig irgendwelche Typen abschleppen würde. Der kleine Blonde schien meinen Blick jedoch falsch zu verstehen und fügte hinzu, dass die Zahncreme im Bad benutzbar wäre. Ich war reichlich verdutzt und tappte dann meines Erachtens in Richtung Bad. „Zweite Tür rechts! In der Holztruhe liegen frische Handtücher.“ Mit diesen Worten widmete er sich wieder seinem Kaffee und der Morgenpost. Nach einer Dusche und in den frischen Sachen fühlte ich mich wieder relativ fit. Das benutzte Handtuch legte ich über den Wannenrand, die Zahnbürste warf ich, wie er gesagt hatte, in den kleinen Papierkorb. Dabei nahm ich mir den Moment das Bad genauer zu betrachten. Alles weiß gefliest, kein Schmutz , kein Staub. Eine Masse an Deos, Duschcremes und anderen Pflegemitteln. Ich hätte hier auch im Bad einer Frau stehen können, ein großer Unterschied bestand hier nicht. Es klopfte an der Badezimmertür. „Bist du bald fertig da drin? Ich muss gleich zur Arbeit!“ Ich war überrascht, so schnell wurde ich noch nie aus einer Wohnung geworfen. Zumindest kam es mir wie ein Rausschmiss vor. Ich öffnete die Tür und trat wieder in den Flur. Blondi stand in der Küche und bückte sich gerade, um seinem zu fetten Kater noch mehr Futter anzubieten. Ich nutzte die Gelegenheit für einen Blick auf Blondi’s Hintern. Klein und fest sah der aus. Passend zu dem Androgynen Bild, das von dem dazugehörigen Körper ausging. „Wenn du fertig bist mit starren, können wir ja gehen.“ Er hatte sich bereits wieder erhoben, schnappte sich einen Beutel mit Sachen und seinen Wohnungsschlüssel, der auf einem kleinen antiken Holzschränkchen im Flur lag. Ich fragte mich , wie er es schaffte, doch ich fühlte mich ertappt und peinlich berührt. ‚Was zur Hölle ist los mit dir Alex?’ Ich schüttelte den Kopf und verließ die Wohnung zusammen mit Mister Unbekannt. „Soll ich dich irgendwo absetzen?“ Ich war überrascht. Erst wirft mich Blondi im Eiltempo raus und dann hat er wieder Zeit mich nach hause zu fahren? „Ähm.. wo sind wir?“ „ In Pankow. Wo musst du hin?“ „Friedrichshain.“ „Okay, steig ein, ich schmeiß dich in der Nähe raus.“ Ein Piepen erklang und die Türen eines schwarzen Seat Ibiza wurden entriegelt. Ich war überrascht. Das Auto war liebevoll aufgemotzt, nicht zu proletenhaft, aber doch so, dass es einen gehobenen Komfort ausstrahlte. Als er aus der Straße fuhr blickte ich mich um, um das Straßenschild zu erkennen. ‚Borkumstraße.’ Vielleicht konnte mir das noch mal nützlich sein. „Warum hast du mich eigentlich mitgenommen?“ Blondi war kein Smalltalker, aber ich wollte die Stille im Auto etwas auflockern, denn das Radio blieb bei ihm anscheinend aus. „ Ich hab geguckt ob du noch lebst als ich kurz auf Klo war und dich da liegen sah. Der Besitzer hat mich angeblökt, dass ich meinen Freund , also dich, mitzunehmen habe. Na ja, da du nicht wie einer dieser Drogenjunkies ausgesehen hast , hab ich das dann eben gemacht, bevor jemand anderes dich da aufgabelt. „Mhm... Danke...“ Blondi lächelte mich über seine Brille hinweg an. „ Schon okay....“ Danach herrschte wieder Stille. Es war nicht meine Art nach dem Namen anderer zu fragen und ihm schien das ebenso egal. Jetzt machte er das Radio erst an, was die Stille zwar verdrängte aber das Schweigen untereinander war mir noch immer unangenehm. Nach zwanzig Minuten Fahrt wurde ich erlöst und er setzte mich nahe meiner Wohnung ab. „Mach es gut Alex! Und beim nächsten mal trink ein bisschen weniger .“ Er grinste mich süffisant an, zwinkerte mir zu, schloss die Fensterscheibe wieder und fuhr los. Ich dagegen stand verdattert in der Gegend rum. Es brauchte ein bisschen, bis mir einfiel, dass er womöglich meinen Ausweiß in den Fingern hatte als er meine Sachen in die Wäsche gesteckt hatte. Ich griff meine Hose hab, zugegeben etwas panisch. Portemonnaie und Wohnungsschlüssel waren vorhanden. Alles klar. Ich kontrollierte ob mein restliches Geld noch da war. Alles vorhanden. Ich seufzte leicht auf und schüttelte den Kopf. Was für ein seltsamer start in den Tag. Ich beschloss auf dem Nachhauseweg noch ein paar Brötchen zum Frühstück zu holen und machte mich auf den Weg. Kapitel 3: 4-5 -------------- 4 Es war so kurz nach zehn Uhr abends als ich endlich von der Arbeit heimkam. Spätschicht war immer ne schlimme Sache, da der Tag im Grunde gelaufen war. Noch sinnloser erschien das ganze, wenn der Tag im Krankenhaus unschön verlief. Der einzige Trost an solchen Abenden war der Gedanke, dass ich meine Assistenzarztzeit bald hinter mich gebracht haben würde. Miene Wohnung war mehr als dunkel und die Stille, die mich umfing, passte mir nicht. Ich vermisste etwas. Erstmals seit langem wollte ich nicht mehr allein sein. Ich überlegte, ob ich noch mal ins Neue Ufer gehen sollte, doch Blondi würde ich da wohl nicht antreffen, die Wahrscheinlichkeit war zu gering und mit anderen Deppen wollte ich mir nicht den Abend um die Ohren schlagen. Das schrille Klingeln meines Telefons riss mich aus den Gedanken, ich nahm ab, jedoch erklang nach meinem Hallo nur ein leises Klacken und dann Stille. Verärgert legte ich wieder auf, hing meine Jacke an den Haken und streifte die Schuhe ab. In diesem Moment klingelte es an meiner Wohnungstür und mich überfielen die schlimmsten Befürchtungen. Zuerst wollte ich schlichtweg nicht öffnen und machte mich ins Wohnzimmer auf, doch als ein Sturmklingeln los ging, trieb es mich entnervt zur Tür. Mit entnervtem Schwung riss ich sie auf, der Störer überraschte mich auf eine Art und auf andere wieder nicht. Es wurde eine Weile kein Wort gewechselt, aber seine Augen starrten mich beharrlich an. Diese gottverdammten Augen. Gideons Körper bebte und ich selbst war von seinem Auftritt her unschlüssig, ob ich die Tür einfach wieder zuschlagen sollte, aber ein Flurtheater wollte ich meinen Nachbarn nicht bieten. „Alex, bitte ich...“ Er erschien aufgelöst, aber nicht meinetwegen. Sein Blick wanderte nervös den Flur hinab und dann wieder zu mir. Seufzend trat ich einen Schritt zur Seite und gab ihm den Weg in meine Wohnung frei. „Was willst du hier?“ Ich schoss die Tür und als ich mich umdrehte, fiel er mir um den Hals. Sein bebender Körper presste sich an mich und ein fürchterlicher Heulkrampf überfiel Gideon. Überrumpelt und zu müde für irgendwelche Szenen legte ich schweigend meine Arme um ihn und ließ ein zwei Finger zur Beruhigung durch sein Haar streichen. So standen wir einen Augenblick, dann nötigte ich ihn seine Jacke abzulegen und geleitete ihn in das nur wenig beleuchtete Wohnzimmer. Ich sorgte dafür, dass er auf der Couch Platz nahm, holte ihm ein Glas Wasser und setzte mich zu ihm. Sein Zusammenbruch ließ ihn mich aus der Sicht eines Arztes sehen und nicht mehr als das nervige Anhängsel. „Was ist los?“ Ich streichelte ihm leicht über den Kopf und wartete ab bis er sich gesammelt hatte.Wieder warf er sich mir an den Hals, diesmal schob ich ihn aber zurück. „Alex, ich kann grad nicht...“ Die Tränen wurden weniger, aber alles in allem war er nicht weniger aufgelöst als zuvor. „ Ich hab versucht dich zu vergessen... ich hab ...Ersatz ..gesucht!“ Es war nur noch leeres Schluchzen.„ Aber diese Kerle.. sie .. lassen mir keine Ruhe Alex und ich wusste nicht wohin und ich ...“ Meine Hand schob sich unter sein Kinn und meine Lippen drückten sich auf seine. Ich wollte diesen Redeschwall nicht hören und doch zugleich wurde ich von seiner Wärme angezogen. Das war der fehlende Part hier in der Wohnung gewesen. Wärme. Gideon war erstaunt und doch zeigte seine Reaktion, dass ebenso viel Freude dahinter steckte. Zu sagen, dass er sich auf mich warf, wäre zu viel verlangt gewesen aber in einer doch sehr fordernden Art schob er sich über mich. All das ließ jedoch meine Alarmglocken klingeln und ich drückte ihn von mir weg. „Du solltest jetzt gehen.“ Meine Stimme war rau, erregt durch die Gedanken, die in meinem Kopf wieder aufflammten. Eine Panik ihn nicht loszuwerden und die antreibende Wirkung des Gedankens ihn erneut zu erniedrigen. Meine Befürchtung wurde war, Gideon klammerte sich beinahe panisch an mich. „Schlag mich, trete mich, behandle mich wie Dreck, aber bitte lass mich nicht allein Alex ! Bitte!“ Seine Hände verkrampften in meinem Hemd und ich hatte Mühe sie zu lösen. „ Ich dachte wir hätten das geklärt. Hier ist kein Platz für dich Gideon.“ Meine Stimme klang so sachlich, als würde ich einem Patienten auf Arbeit die anstehende OP erklären. Ich verspürte den unbedingten Drang nach einer Zigarette und nutzte diesen um Gideon zu entkommen. Dieser jedoch war flinken Fußes hinter mir her. „ Ich räum für dich auf, ich arbeite für dich, ich tu, was du willst aber Alex ..!“ Meine Hand war mal wieder ausgerutscht. Dieses Hinterherwatscheln war mir zu viel. Gideon war ruhig. Die Ohrfeige war nicht sonderlich heftig, aber wirksam. Sein Körper zitterte wieder und seine Augen glotzten mich an. Ein Schuss Angst war darin zu erkennen, zugleich aber auch Herausforderung. Ich pustete den Rauch aus und versenkte die Zigarette im Aschenbecher. Ich weiß nicht mehr genau warum ich es tat, aber meine Hände umfassten grob Gideons Schultern und drückten ihn gegen die Wand. Er kniff die Augen zu als ich ihn herb küsste. Mit einer Hand hielt ich seine Hände auf dem Rücken , verbot ihm mich zu berühren und zugleich kratzten die Finger meiner anderen Hand über seine Seite. Er presste sich an mich und zugleich wimmerte er über den festen Druck meiner Nägel. Auf einen Quickie im Flur hatte ich jedoch wenig Lust, also schubste ich ihn, noch immer seine Hände haltend, ins Schlafzimmer. Mit der freien Hand angelte ich mir das Paar Handschellen von der Wand, drückte Rehauge aufs Bett und fesselte ihm seine Hände endgültig auf den Rücken. „Alex !“ Die Angst in seiner Stimme amüsierte mich und ich lachte leise. „Du hast doch mal wieder drum gebettelt mein kleiner!“ Die alte Lust war erwacht. Ich war rein Sexuell zu ausgehungert und obwohl er mich schon wieder nervte, hatte ich nur eines im Kopf. Er quiekte leise als ich ihn unsanft seiner Kleidung befreite. Mit angewinkelten Beinen und den Kopf in die Bettdecke gepresst lag er mit seinen gefesselten Händen quasi auf dem Präsentierteller. Blaue Flecken bedeckten zum Teil sein Becken und stießen mich ab, machten mich zugleich aber auch wütend. „Du hast es ja wirklich wild getrieben, was?“ Meine Worte wurden von einem heftigen Schlag auf Gideons nackten Hintern begleitet. Er stöhnte leicht und erhielt den nächsten Schlag. „Du solltest aufhören so ein unartiger Junge zu sein mein kleiner Gidi...“ Der nächste Schlag färbte die Haut bereits rot. Ich nahm mich nicht sonderlich zurück. „Was willst du hier wirklich, du kleiner Pisser?“ Seine Erregung sprach dafür, dass das Heultheater durchaus zweckgerichtet war, was mich doch schon wieder entnervte. Ich wollte ihn wirklich verletzen, wollte ihm am liebsten seine dämlichen Rehaugen grün und blau Prügeln dafür, dass er tatsächlich einen Moment lang mein Mitleid hatte. Meine Schläge auf seinen kleinen Hintern machten diesen nicht ansehnlicher. Er jammerte mittlerweile schon permanent, ich hatte zwischendurch zu einer Aluminiumzierleiste gewechselt und schlug ihn damit weiter. Zwischen all seinem Gebrabbel kam er endlich auf den Punkt. „ Fick mich Alex, bitte..“ Seine Stimme war kurz vorm Versagen, er heulte mal wieder. „Bitte?“ Ich ließ nicht locker, hatte ihn wohl verstanden aber wollte es deutlicher von ihm hören. „Ich will, dass du mich fickst!“ Diesmal schon deutlicher, aber es reichte nicht. „Sklaven haben nichts zu wollen!“ Der nächste Schlag war besonders heftig und Gideons Schrei ging in die Bettdecke. In diesem Augenblick meldete sich auch mein bestes Stück wieder. „ Ich.. möchte.. Ich möchte , dass du mich fickst!“ Ich holte aus der Kommode neben dem Bett ein Kondom hervor und entledigte mich meiner Hose und meiner Short. „Bitte.. ohne.. ich will.. ich möchte dich ganz spüren...“ Für diese Aufforderung bekam er den nächsten heftigen Schlag. „Vergiss es du kleiner Pisser, damit du mich dann mit irgendwelchem Scheiß ansteckst?“ Er bekam keine Antwort mehr heraus denn ich zwängte mich in ihn. Was auch immer er getan hatte, das Gefühl blieb das gleiche. Es war geil. Diese Geilheit, dieses Machtgefühl, Gideon der unter jeder meiner Beckenbewegungen jammerte, all das verschaffte mir einen heftigen Höhepunkt. Ich ließ ihn liegen und ging ins Bad duschen. Ein Blick auf die Uhr verhieß nichts Gutes, es war im Grunde zu spät für alles. Meine Wohnung nervte mich schon wieder, mit ihm in meinem Bett aber zugleich war Weggehen jetzt wohl keine gute Variante. Mit einem Handtuch um die Hüfte ging ich zurück in mein Zimmer und befreite Gideon von seinen Fesseln. Er war mehr als fertig und nicht wirklich bereit sich zu erheben, was bei der Färbung seines Allerwertesten nicht verwunderlich war. Ich ließ ihm seine Zeit, amüsierte mich in der Zeit mit einem neuen Glimmstängel und betrachtete ihn. Seine müden Augen blickten nur vorsichtig zu mir hin. „ Das muss aufhören...“ Meine Stimme war ruhig und sachlich wie zu Beginn dieses Abends. „ Irgendwann treib ich es zu weit mit dir Gideon. Du bringst mich zur Weißglut, bist durchaus ein gutes Mittel meine Aggressionen und meinen Stress abzubauen, aber das hier kann es nicht sein. Es geht gegen meinen Eid, den ich geschworen hab Gideon. Diese Verbindung muss aufhören!“ Diese Rehaugen machten mir meine Worte nicht leicht, doch trotz aller eigener Befriedigung und trotz allen Bittens in seinen Augen war ich froh um meine eigene Vernunft. Gideon atmete ruhig. Der von mir erwartete Heulkrampf bei ihm blieb aus. „ Du würdest mich früher oder später umbringen , nicht?“ Seine Stimme war so leise, dass ich kurz nachdenken musste, ob dies wirklich seine Worte waren. „ Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, das ich nichts für dich empfinde, außer Ekel was deine Unterwürfigkeit angeht.“ Auf meinem Bett blieb es ruhig. Man merkte Rehauge an, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Ich kann nicht ohne dich Alex....“ Ein leichter Kopfschmerz setzte bei mir ein und ich wollte schon wieder laut werden, als Gideon weiter sprach. „... vielleicht.. wenn ich gelegentlich... einfach auf einen guten Fick?“ Er blickte mich mit soviel Naivität an und zugleich sprach er solche Worte, da musste ich einfach lachen. „ Oder.. oder einfach mal abends zusammen ein Bier?“ „Gideon, davon wird es doch nicht besser...“ In diesem Moment schien in Gideon neues Leben zu blühen und er saß beinah sprunghaft aufrecht. „Ich verspreche dir, ich konzentriere mich auf mein Studium, ich schau mich nach anderen, vernünftigen Männern um aber bitte, ich brauche das mit dir!“ Die Situation überforderte mich. Mir wurde klar, dass ich diesem Jungen die Seele aus dem Leib hätte prügeln können, aber er wäre nicht gegangen. „ Du redest also von einer Freundschaft mit nem gelegentlichen Fick?“ Er nickte eifrig. Ich hüllte mich wie immer in solchen Momenten in eine Qualmwolke und überdachte die Situation. Vielleicht war diese Lösung das beste. Sobald er nen anderen süßen Hintern gefunden hätte, hätte ich meine Ruhe und das Theater wäre vorbei. Und gelegentlich wen zum Auskotzen? Nun ja das wäre nichts schlimmes, im Anschluss stressabbauenden Sex und die Zukunft wäre wieder rosiger. Ich legte das Handtuch ab, warf es über den nahestehenden Sessel und legte mich aufs Bett neben ihn. „ Also gut, gelegentlich, denke ich, ist das okay. Aber nur gelegentlich!“ Ich zog meine Decke über mich und ließ Gideon Platz, sich an mich zu kuscheln. „ Danke...“ Ich hatte ein ungutes Gefühl, zugleich hatte ich allerdings auch die Hoffnung, dass dieser Spuk bald vorbei wär. Am nächsten Morgen erwachte ich erstaunlicher Weise allein. Ich lächelte und rollte mich einmal über mein freies Bett, lauschte dann kurz skeptisch, ob sich nicht doch etwas in der Wohnung regen würde, aber es blieb still. Ich hatte eine Nachtschicht vor mir und ergo noch genug Zeit, welche ich mir auch nahm. Als ich gegen Mittag endlich in die Küche ging um meinen Hunger zu stillen entdeckte ich eine kleinen Zettel. 'Ich werde mich an mein Versprechen halten. Gideon' Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann landete der Schriebs im Müll... 5 Über die nächsten Wochen traf ich mich ein oder zweimal mit Gideon nach der Arbeit. Der Sex war wieder normal, auch wenn Fesselspielchen und Machtspielchen immer noch dazu gehörten. Blaue Flecken blieben aber aus. Es war Donnerstagabend und ich hatte mich mit ihm auf einen Drink im Neuen Ufer verabredet. Pünktlichkeit zählte jedoch neuerdings nicht mehr zu seinen Qualitäten und so saß ich neun Uhr abends mal wieder an meinem Cola-Whisky und verfluchte mich innerlich , mich auf dieses Treffen eingelassen zu haben. „Na, versumpfst du mal wieder im Alkohol?“ Ich drehte mich verwundert um und bekam von Blondi ein süffisantes Grinsen geschenkt. „Nein, ich warte nur auf einen Bekannten und versuche mir die Zeit zu versüßen." Ich grinste ihn an und gratulierte mir selbst zu meiner Schlagfähigkeit. „Kannst mir ja helfen die Zeit zu vertreiben, hm?" Er lächelte leicht und setzte sich neben mich. Ich ließ meine Blicke über ihn wandern und betrachtete sein Outfit. Die schwarze hautenge Jeans und der schlichte schmale schwarze Pullover passten zu seiner doch recht grob geschnittenen Brille. „Was starrste so, hm?“ Ertappt gab ich mich geschlagen und nippte an meinem Glas. Mein Kopf wurde warm, aber ich war unsicher, ob ich gerade errötete oder es am Alkohol lag. „Beim letzten Mal hatte ich ja wenig Gelegenheit in Augenschein zu nehmen, bei wem ich die Nacht verbracht habe..“ Ich grinste siegessicher, ich war wieder im Spiel. Blondi schmunzelte erneut und bestellte sich ein Bier, blickte mich dann über den Rand seiner Brille hinweg an und meinte trocken: „Und? Gefällt’s dir was du siehst?“ Der Mann wusste mich echt in die Ecke zu treiben. Ich nutzte den Augenblick, den ich an der Zigarette zog, um mir über diese Frage Gedanken zu machen. Blondi war in allem nicht recht mein Typ, aber seine Art war doch mehr als interessant. Mit süffisantem Grinsen stieß ich den Qualm aus und schürzte leicht die Lippen. „Sehr interessant auf jeden Fall...“ Meine Stimme hatte sich gesenkt und Blondi war genötigt mir etwas näher zu kommen um meine Worte vollends zu verstehen. Ich blickte ihm direkt in seine silbergrauen Augen und lächelte immer noch. Bei ihm war es nicht viel anders. „Hey Alex!“ Gideons Stimme, die durch den Laden hallte ließ Blondi und mich auseinander schrecken und mich einen Fluch ausstoßen. Als hätte er es gerochen bekam ich eine stürmische Umarmung und Gideon von mir ein dünnes Hallo. Das war das schlimmste Timing, was ich je erlebt hatte. Blondi warf einen kurzen Blick auf Gideon, lächelte mich dann schwach an. Auch von ihm kam nur ein kurzes Hallo. „Sorry, ich hab noch ewig in der Bibo gesessen wegen diesem dämlichen Referat nächsten Montag, du weißt ja wie das ist! Du hättest mir ja schon mal nen Bier bestellen können Mensch!“ Dieser abartige Redeschwall. „Du bist ne Stunde zu spät Gideon.“ Ich warf ihm einen meiner Ich-würde-dich-gern-töten-Blicke zu und entschuldigte mich mit einem kurzen Blick bei Blondi. „ Ach was !“wiegelte dieser in seiner überschwänglich guten Laune ab und reichte Blondi die Hand. „Hi, ich bin Gideon und du?“ Dieser zögerte kurz, schüttelte Rehauge dann aber die Hand und lächelte leicht. „Ich bin Lukas..“ Zufrieden notierte ich mir in Gedanken Blondis Namen und verfluchte Gideon sofort wieder. „Alex hat gar nicht erzählt, dass wir heute zu dritt sind. Er stellt mir ja so selten einen seiner Freunde vor !“ Er setzte sich neben mich und strahlte Lukas und mich an. Ich hätte ihm am liebsten sofort eine gescheuert, rief mich aber zur Ordnung, dass Gideon einfach dieser kindliche naive Typ war. „Ach, tut er das nicht? Okay ihr zwei Hübschen, ich lass euch dann mal alleine, hab noch was vor.“ Es blieb nur Zeit für ein kurzes Tschüss bevor sich Lukas zum gehen wandte. Ich hasste Gideon in diesem Moment. „Mensch, der hat ja sein Bier gar nicht getrunken!“ Ohne Skrupel packte sich Gideon das Glas und setzte zu einem kräftigen Schluck an. „Was ist denn los? Du ziehst ein Gesicht als wäre wer gestorben.“ „Ja du gleich, wenn du nicht ein paar Gänge runterschaltest.“ Rehauge guckte geprellt und zuckte mit den Schultern, nahm einen zweiten kräftigen Zug von dem Glas, was ihm nicht gehörte, und lehnte sich dann leicht gegen mich. „Ich weiß, was dich aufmuntern könnte...“,flüsterte er leise in mein Ohr und legte mehr als eindeutig seine Hand in meinen Schoß. „Heute nicht mehr. Ich muss in ein paar Stunden wieder arbeiten und brauch Schlaf.“ Die Enttäuschung beim Rehauge war gigantisch, wenn man sie am Grad der Augenvergrößerung messen wollte. „Und du solltest dich auf dein Referat konzentrieren.“ „Ja aber...“ „Heute nicht.“ Ich bezahlte meinen Drink und auch den von Lukas, bevor klein Rehauge auf den Kosten sitzen blieb. „Reiß dir heute nacht wen anderes auf, okay?“ Mit diesen Worten verließ ich die Bar. Der schnellste Weg nach Hause blieb mir natürlich verwehrt. Schienenersatzverkehr am späten Abend mitten in der Woche war ein Fremdwort, auch in dieser Metropole. Es war relativ kühl, man merkte, dass der Winter sich anbahnte und ich schob meine Hände tiefer in die Taschen meiner Lederjacke. Der Weg war eigentlich nicht weit, führte aber durch einige Straßen in denen zu viele betrunkene Heteros rumliefen. Ich war nie ein Angsthase, aber wenn ich mit Begleitung lief beschleunigte auch ich hier meinen Schritt. Für diesen Abend hatte ich das Glück doch recht normal zu erscheinen. Offensichtlich war ich damit aber allein. Ein dumpfes Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken und meinem Ärger und ließen mich meine Umgebung wieder wahrnehmen. Es klimperte in einer Seitengasse und Schritte verhallten, dann hörte man ein Husten und schweren Atem. Irgendwo im Halbdunkel der Seitengasse lag eine Gestalt und die Art und Weise, wie sie da lag, sprach für sich. „Hey, Mann!“ Ich lief zu dieser Person am Boden und hatte sie mit wenigen Griffen in eine stabile Lage gebracht. „ Hey, alles klar?“ Ich blickte mich um und erblickte unweit der Person eine zerschlagene Brille auf dem Boden. Die Gläser waren zersprungen, doch der modische eckige Rahmen kam mir doch sehr bekannt vor. „Lukas?! Lukas !“ Ich strich ihm die blutigen Haare aus dem Gesicht und mein letzter Funken Hoffnung, nämlich dass ich falsch lag, zerbrach. „Verdammte... Scheiße..“, mehr brachte er nicht hervor, hatte zu sehr mit seinem Atem zu kämpfen. „Bleib ruhig liegen. Ich rufe einen Krankenwagen.“ Es dauerte nicht lange bis meine Kollegen vor Ort waren. Das hilflose Gefühl, als sie Lukas in den Krankenwagen, luden nervte mich und ich schob die Schuld für diesen Vorfall auf Gideon. Die Polizei wollte noch Angaben von mir als man Lukas auf schnellstem Weg ins Krankenhaus verfrachtete. Es gab einen kostenlosen Begleitservice nach Hause und erst in meiner Wohnung angekommen fiel mir auf, dass ich Lukas Brille in der Hand hielt. Ich musste sie aufgenommen haben, als man ihn notversorgte. Die Brille war eigentlich nicht mehr zu gebrauchen, aber Menschen neigen zu seltsamen Handlungen und Verhaltensweisen in Stresssituationen. Ich legte sie auf der kleinen Kommode in meinem Flur ab und flaggte mich mit einem Bier aus dem Kühlschrank und etlichen Kippen vor den Fernseher bis ich einschlief. Der Dienstantritt am Freitagmorgen entpuppte sich nach dieser Nacht zur Qual. Ich hatte schlecht geschlafen, mies geträumt und die Brille im Flur rief sofort den Abend wieder in mir hoch. Erneut gab ich Gideon die Schuld, ohne dass dieser dafür etwas konnte. Ich brauchte nur jemanden, auf den ich sauer sein konnte. Im Krankenhaus angekommen ging der Alltag los. Es blieb nur wenig Zeit darüber nachzudenken, ob Lukas in diesem Krankenhaus lag oder woanders war. Ich überlegte gelegentlich ob ich ihn versuchen sollte zu finden für einen möglichen Krankenbesuch, fand das dann aber wieder unpassend und stürzte mich in meine Arbeit. Die folgenden Tage tauschte ich etliche Dienste, sodass ich überwiegend im Krankenhaus war und mitunter dort auch schlief. Ich wollte nicht auf Gideon treffen oder auf dieses Mahnmal von Brille, es gab genug zu tun und genug Kollegen, die sich über einen spontanen freien Tag freuten. Mittwoch Mittag erst betrat ich wieder richtig meine Wohnung, vom vielen Arbeiten total erschöpft und fiel ohne größere Umwege in mein Bett, mit dem Gedanken an die bevorstehenden ruhigeren Tage. An Lukas dachte ich kaum noch. Der Buschfunk von Krankenhaus zu Krankenhaus reichte aus um zu erfahren, dass er ohne größere Blessuren von der Sache davon gekommen war. Das schlichtete meine Gedankenwelt oder ich war zu müde, jedenfalls war ich im eigenen Bett schneller weg als die Nächte im Krankenhaus davor. Ich lag in meiner dunklen Wohnung als ich von der Türklingel geweckt wurde. Ich fluchte unausstehlich und vermutete Gideon mal wieder dahinter, als ich weiter grummelnd zur Tür ging und öffnete. „Hi! Dich hört man ja durch den ganzen Hausflur schimpfen. Stör ich?“ Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf als Lukas vor mir stand. „Hi.. ähm.. nein komm rein..“ Ich fuhr mir durch mein vom Schlaf zerwühltes Haar und erinnerte mich daran, dass ich hier gerade in Boxershorts stand. „Oh, hab dich wohl geweckt, hm?“ Lukas lächelte leicht. Mit seiner geplatzten Lippe sah das ganze unpassend aus und irgendwie verzerrt, aber womöglich hatte er noch Schmerzen. „Nein, nein. Ist schon okay.“ Ich torkelte noch schlaftrunken vor ihm her und machte Licht in der Wohnung. Peinlicher Weise merkte ich erst jetzt wie Chaotisch alles hier war. Ich hatte lange nichts mehr getan. „ Nett hier, ist dass der Grund, wieso du die letzten Tage nicht aufgemacht hast?“ Ich blickte den blonden schlanken Mann verblüfft an. „ Nein.. ich war arbeiten...setz dich.“ Ich schob Zeitungen und Kissen beiseite um ihm einen Platz auf der Couch zu schaffen. Skeptisch wurde ich von Lukas dabei beobachtet, welcher wieder einen Blick über den Brillenrand einer ähnlichen Brille warf, wie er vorher trug. „Ich zieh mir fix was an...“ murmelte ich und verschwand in meinem Schlafzimmer. Auch meine Wäsche hatte sich in den letzten Tagen nicht selbst gewaschen und so blieb mir am Ende nur eine Jeans, aber ich fühlte mich etwas passender gekleidet als nur in den Shorts. „Möchtest du was trinken, ein Bier oder so?“ Ich bewegte mich in großem Radius um ihn herum, holte zwei Bier aus dem Kühlschrank und pflanzte mich dann in meinen Sessel. „Oh man ich muss ja scheußlich aussehen , wenn du mich nicht mal ansehen kannst!“ Lukas lachte, ergriff das Bier und hielt dann kurz inne. „Wärst du so nett?“ Er deutete auf seine rechte Hand, die durch einen Gips stark in ihrer Funktion beeinträchtigt war. „Oh, sorry!“ Ich kam mir noch dämlicher vor, öffnete die Flasche, reichte sie ihm und blickte ihn dann an. Einige Schrammen verzierten sein Gesicht, dazu die geplatzte Lippe. Alles in allem sah er dennoch wieder gut aus damit. Verwegener als sonst. „Sie haben dich schnell wieder entlassen, hm?“ „Ja du weißt ja, wie das heute so läuft. Die Ware Mensch...“ Er grinste schief. „Ich wollte mich eigentlich auch bei dir bedanken. Die Polizei hat mir gesagt, dass du es warst, der den Krankenwagen gerufen hatte. Hatte ich ja Glück, dass du da grade vorbeikamst.“ Er lächelte wieder und nippte am Bier. Ich dagegen musste erst einen meiner Glimmstängel entflammen bevor ich mich ihm widmen konnte. „Ja, danke da nicht mir sondern dem Schienenersatzverkehr.“ Ich grinste leicht und war froh wieder meine Fassung zu finden. „Wie auch immer, ich hatte Glück, dass du und dein kleiner Freund da unterwegs waren.“ „Ich war allein unterwegs.“ Lukas schaute überrascht. „ Und Gideon ist nur ein Freund, nicht meiner.“ „Ah verstehe, dann solltest du ihm das auch mal sagen. Wenn man euch so sieht ist eigentlich klar, dass da definitiv mehr geht.“ Er nippte wieder an seinem Bier und ich nutzte die Chance in den Flur zu gehen und ihm seine Brillenreste zu geben bevor dieses unangenehme Thema weiter ging. „Hier. Viel ist nicht mehr davon übrig.“ Lukas nahm sie mir ab und berührte dabei beiläufig meine Hand. Seine Finger glühten. „Meinst du Schmerzmittel und Alkohol vertragen sich?“ „Klar, gibt ne schöne Dröhnung.“ Ich grinste leicht und nippte an meinem Bier. Ich muss ziemlich betroffen drein geschaut haben, denn plötzlich legte Lukas seine Hand an meinen Arm und meinte leise „Es ist nicht deine Schuld Alex, also schau nicht so. Ohne dich hätte ich vielleicht mehr als eine gebrochene Hand.“ Es war fast schon automatisch als ich seine Hand sanft streichelte. Dieser kleine schlanke Kerl berührte mich auf eine seltsame Weise. Wieder wurde mir die von ihm ausgehende Wärme klar, die gleiche Wärme die mich gelegentlich zu Gideon hinzog. Ich blickte Lukas ruhig an. Das anfangs bei ihm erkannte Hündchenimage war nicht mehr da. Er war immer noch klein und mir eigentlich zu dünn, doch auch das war mir in dem Moment egal. Es herrschte die gleiche Spannung wie im Neuen Ufer zwischen uns. Unbemerkt hatte sich Lukas etwas weiter an mich genähert. Seine leise Stimme an meinem Ohr rief mich aus meinen Betrachtungen zurück. „Meinst du deine Wohnungstür hält unerwünschten Besuch ab?“ Ich war verdutzt und blickte von Lukas zum Flur und wieder zurück, lächelte dann leicht. „Ich denke schon...“ Meine Worte verebbten als Lukas sehr zaghaft seine Wange an meiner entlang streichen ließ und mit seinen Lippen das ganze mehr als vorsichtig wiederholte. In mir stieg ein Schauer auf, ausgelöst durch die kaum spürbare Berührung aber die umso stärker verspürte Hitze. Ich hielt den Atem an und war einen Augenblick wie versteinert. In meinem Kopf kamen die Bilder hoch, die ich mir mit Gideon erschaffen hatte, ich kämpfte jedoch arg damit, Lukas aus diesen rauszuhalten. „Was ist?“ Er zog sich leicht von mir zurück und ich verfluchte mich innerlich. „Nichts.. ich ...“ Meine Hand löste sich zögernd von seiner und wanderte seinen Arm hinauf. „Du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter! Ich bin also doch nicht dein Typ!“ Er zog einen leichten Schmollmund und hatte Ambitionen vollends von mir wegzurutschen. Ich verdrängte den Gedanken ans Rehauge und schlossen Lukas beherzt in die Arme. „Nicht...!“ Ich legte meinen Kopf an seine Halsbeuge und hielt kurz inne, dann drückte ich in ungewohnter Sanftheit meine Lippen an seinen Hals. Lukas fühlte sich unglaublich zerbrechlich an. Es war ungewohnt, weil meine sonstigen Partner alle ein anderer Typ waren. Unter meinen leichten Küssen neigte sich Lukas wieder näher an mich und legte ebenso seine Arme um mich. Der Gips störte ein wenig, aber ich sah darüber hinweg. Nach einigen Minuten lösten wir uns etwas. Vorsichtig ließ ich meine Hand über Lukas Wange streichen, fuhr mit dem Daumen sanft über eine der Schrammen, dann hinab zum Kinn. Nun brachte ich doch mein Gegenüber in Verlegenheit, denn Lukas, ob er sich wegen der Blessuren schämte oder nicht, blickte leicht zu Boden. Ich neigte mich vor und küsste ihn behutsam auf die gezeichnete Lippe. Der Kuss wurde sanft erwidert. Ich leckte ihm leicht über die Lippen und er öffnete sie für mich. Der folgende Kuss war so süß und unschuldig, dass ich mich an meinen ersten Kuss überhaupt erinnert fühlte. Die Süße verflog schnell und Leidenschaft nahm ihren Platz ein. Ich schob mich langsam über Lukas, küsste ihn fordernder und ließ meine Hände über seinen schmalen Körper wandern. Gelegentlich erwischte ich eine Prellung und er zuckte unter mir zusammen, dann hielt ich kurz inne. Als ich ihm jedoch anfing das Shirt auszuziehen, hielt er meine Hand fest. „Ich denke nicht, dass das so gut ist jetzt.“ Mir stockte der Atem und ich verfluchte ihn kurz. Die Erregung in meiner Hose empfand diesen Moment mehr als passend! Ich wollte etwas dazusagen, als es an der Tür klingelte. „Scheiße!“ Den Fluch konnte ich nicht vermeiden, denn das Klingeln wurde heftiger und mir wurde klar, wer da vor der Tür stand. Auch Lukas seufzte leise und blickte über die Couch hin zum Flur. Um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf mein Dasein als Mieter zu lenken sprang ich von der Couch und marschierte in den Flur gen Wohnungstür. Mein Gesichtsausdruck als ich die Tür öffnete schien auszureichen um Gideon erst mal die Sprache zu verschlagen. „Was um alles in der Welt willst du hier?!“ Ich knurrte mehr als das es einer normalen Sprache ähnelte. „Ich .. ich wollt nur hören wies dir geht. Ich hab Bier mitgebracht!“ Er grinste und hielt stolz das Sixpack Becksflaschen hoch. „Ich hab keine Zeit für dich.“ Ich wollte die Tür wieder schließen, aber er war schon halb im Flur. „Wieso?“ Seine Blicke wanderten über meinen Körper, gezielt zu meinem Schoß, der noch so einiges verriet, obwohl meine Erregung durch den Ärger verklang. Gideons Gesichtszüge entglitten als er Lukas halbliegend auf der Couch erblickte. Man musste es ihm lassen. Im Zusammenzählen von eins und eins besaß er einen unglaubliche Geschwindigkeit... für einen Dreijährigen. „Das ist also der Grund wieso du keine Zeit mehr für mich hast, hm?!“ Seine Augen waren zu kleinen gemeinen Schlitzen geworden und ich wusste, dass dies nichts gutes bedeuten konnte. „Ich geh dann besser mal...“ Lukas war in der Zwischenzeit aufgestanden, hatte seine Jacke genommen und wollte sich an mir und Gideon vorbei aus der Wohnung bewegen. Ich schubste Gideon beiseite, weiter in meinen Wohnungsflur, und konnte Lukas gerade so noch auf dem Aufgang erwischen. Ich stemmte meine Arme rechts und links neben ihm gegen die Wand und nahm ihm somit die Gelegenheit mir auszuweichen. „Sehen wir uns wieder?“ Ich flüsterte mit rauer Stimme, nur mit Mühe meine Wut über diese ganze Geschichte unterdrückend. Lukas blickte zu Gideon und dann in mein Gesicht. „Bring erst mal dein Leben in Ordnung. Dann sehen wir weiter.“ In einer leichten Geste schob er seine Brille zurecht und tauchte dann unter meinem Arm durch. Ich hörte noch die Tür zum Aufgang zufallen, dann stapfte ich wütend in meine Wohnung zurück. Hier begrüßte mich Gideon wieder, schlängelte sich stürmisch um mich und griff mir ungalant zwischen die Beine. „Dann können wir zwei ja jetzt Spaß haben...“ Er grinste vielsagend und trieb meine Wut damit noch weiter an. Es war schwer, doch ich versuchte mich zusammenzureißen und schubste ihn schlichtweg erst einmal von mir. Es gab nur ein Problem. Gideon war wie eine Klette. Wenn man sie nicht gewaltsam abriss und in den Müll warf, klebte sie immer wieder irgendwo an einem dran. So war Gideon. „Nun hab dich doch nicht so. An dem Kerlchen ist doch eh nichts dran!“ Er watschelte hinter mir her und nannte alle möglichen Gründe, wieso Lukas nicht mein Typ sei und spielte seine eigenen Vorzüge hervor. Mir platzte der Kragen und ich schubste Rehauge gegen die Wand, drückte ihn mit aller Kraft dagegen. „Du dämlicher kleiner Pisser hast doch keine Ahnung, wovon du redest!“ zischte ich ihm entgegen. Er verstummte und wurde bleich, verkrampfte zunehmend. Es schien als hätte er es erwartet im nächsten Augenblick Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, zumindest konnte er sich besser abfangen als sonst. Ich trat nach ihm, ein oder zwei mal, genau weiß ich das nicht mehr. Rehauge stöhnte vor Schmerz auf und krümmte sich wie ein kleines Kind. „Aber.. Alex.. ich dachte .. wir wären...“ Ich kniete bereits über ihm und hielt ihm den Mund zu. „Du willst also ficken?!“ Es war mehr eine Drohung als eine Frage. Gideons Augen weiteten sich als ich ihm die Hose öffnete und samt Shorts runter zog. Allein dieser Blick bereitete mir Vergnügen. Er hatte es nicht besser verdient. Sein panischer Atem gegen meine Hand amüsierte mich und bei einem Blick auf die Bierflaschen bekam ich eine weitere Idee. Mit der freien Hand angelte ich eine der Flaschen aus der Verpackung, hielt Rehauge mit soviel Gewicht wie nur möglich dabei am Boden. Zum ersten mal seit langem begrüßte ich meine Fähigkeit, Bierflaschen mit den Zähnen öffnen zu können und konnte somit Gideon dabei weiterhin unter mir halten. „Schauen wir mal , wie dir das gefällt!“ Ich rückte leicht sein Becken zurecht und rammte ihm ohne Hemmungen die volle Flasche in den Leib. Jeder, der bereits einmal einen Einlauf hatte, weiß, was dieser bewirkt. Gideon hielt erst still und ließ das ganze wimmernd geschehen, als die Flasche leer war, stieß ich sie noch einige Male in ihn, bis ich von ihm abließ und er panisch ins Bad rannte. Ich warf die Flasche in den Müll, holte mein anderes Bier aus dem Wohnzimmer und wartete neben der Badtür auf ihn. Es dauerte einige Zeit, bis er mit bleichem Gesicht wieder raus kam. „Na?“ Ich grinste ihn hämisch an und nippte an meinem Bier. Mit zittriger Hand fuhr Rehauge sich übers Gesicht und durch die Haare. „Ich ..geh dann besser...“ Er wollte zur Tür als ich ihn am Arm schnappte und vor mir auf den Boden zog. „Nichts da, du schuldest mir noch was!“ Sein Gesicht machte einen noch gequälteren Eindruck als ich meine Hose aufknöpfte und mich hämisch lächelnd gegen die Wand lehnte. Als kleiner Blasehase war er immer noch unübertroffen und schnell gab ich ihm quasi ein weiteres mal ordentlich was zu schlucken, dann zog ich mich wieder an. „Jetzt verpiss dich. Du hast mir den ganzen Abend versaut. Ich will dich nicht mehr sehen.“ Er blickte mich gepeinigt an und verließ dann fluchtartig meine Wohnung. Ich sank an der Wand zu Boden und fluchte. Dann tastete ich nach meinen Kippen in der Hosentasche und verhüllte mich im Dunst einer dieser kleinen Krebsarbeiter. Es war mir unklar, wieso ich mich nicht im Zaum halten konnte. Ich nippte an meinem Bier und durchging die eben erlebte Szene nochmals. Mein Leben in Ordnung zu bringen war leichter gesagt als getan. Die Wutausbrüche gegenüber Gideon waren zwar sehr befreiend, doch alles andere als richtig. Ich stand durchweg im Widerspruch zu mir selbst. „ Du solltest mal zum Psychiater gehen Alex-Baby...“ Ich lachte über dieses Gespräch mit mir selbst und wusste doch zugleich, dass ich Gideon aus meinem Leben bringen musste um wieder meine Ruhe zu finden. Fraglich war jetzt nur wie... Kapitel 4: 6-7 -------------- Kapitel 6 Das Gute an meinem Job als Arzt war, dass ich immer Kontakt zu irgendwelchen Kollegen hatte, die meist spezialisiert darauf waren, sich anderer Probleme anzunehmen. Nach der Begegnung mit Gideon hatte ich noch eine Weile rauchend im Flur gesessen und meine Gedanken kreisen lassen. Während der Chefarzt uns Assistenten und jungen Fachärztre bei der morgendlichen Visite durch die einzelnen Krankenzimmer schleifte nutzte ich erneut den Moment mich mit meinem Problem auseinander zu setzen. Ich hatte meine Patienten gut vorbereitet und der adipös veranlagte, ergraute Mann mit seinem sächsischen Akzent hatte zwar mehr Dienstjahre als ich auf dem Buckel, im Endeffekt konnte er mir jedoch gerade nichts neues zu meinen Patienten erzählen. Die Assistenzärzte kritzelten eifrig einige Notizen mit während der weiße Pulk ins nächste Patientenzimmer waberte. Ich schob meine Gedanken einen Augenblick zurück und betrachtete den Chefarzt eingängiger. Dr. Schmidt wusste sehr wohl mit unseren Neuzugängen umzugehen. Er hatte die Ruhe weg auch jede noch so simple Frage zu beantworten. Eine bewundernswerte Eigenschaft, auf die ich nicht zurückgreifen konnte. Allerdings war die Chefarztposition auch nur bedingt mein Lebensziel. Ein kleiner verängstigter Junge wurde mit warmen Worten auf seine Operation eingestimmt. Seine braunen weit aufgerissenen Augen erinnerten mich an Gideon und schmerzlich auch wieder an meine Erkenntnis der letzten Nacht. Die Visite war beendet und die Schar weißer Kittel strömte auseinander, verteilte sich in den verschiedenen Räumen des Krankenhausflurs und ich nutzte die Gelegenheit den Kinderpsychologen zur Seite zu ziehen, der einmal die Woche die Visite beleitete. „Wie kann ich dir helfen Alex?“ Er lächelte mich freundlich durch sein rahmenloses Brillengestell an. „Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen, Joe?“ Wir hatten für gewöhnlich nie sehr viel miteinander zu tun. Die meisten jungen Ärzte gingen nach einer gemeinsamen Schicht mal einen trinken, aber sowohl Joe als auch ich gehörten eher zu den Eigenbrödlern, sodass unsere Unterhaltungen meist auf Problemen von Patienten beruhten. „Wenn es um den Jungen aus der 4 geht, mach ich mir keine Sorgen. Er schafft das schon.“ Joe fuhr sich mit der Hand durch sein volles dunkelbraunes Haar und verstaute seinen Notizblock in der Kitteltasche. „Nein... ich hätte da eher ein anderes Problöem.. aus dem ...näheren Freundeskreis. Ich.. wollte dich gern dazu um Rat bitten.“ Ich atmete tief aus und verfluchte mich für mein Gestottere. Der junge Psychologe hob fragend eine Augenbraue und musterte mich. „So...einen Freund also, hm?“ Ich lächelte schmal und nickte. „ Lass uns am besten in mein Sprechzimmer gehen. So zwischen Tür und Angel im Flur stelle ich ungerne Diagnosen.“ Er lachte leise und offenbarte kleine Lachfältchen in den Augenwinkeln. Es verwunderte mich etwas, da Joe nur unwesentlich älter war als ich. Während ich ihm durch den Flur folgte betrachtete ich mich in einer spiegelnden Glastür. Gott, vor dem Alter gruselte es mir wirklich! Aber keine alten zu sehen. Gut, Alex. Behalte deinen Plan im Auge! Joes Sprechzimmer war ein lichtdurchfluteter Raum am anderen Ende der Station. Braune, einladende Ledersessel und ein antiker Schreibtisch sprachen für seinen Geschmack. Das Leder knarrte leicht, als ich mich setzte. Mein Blick streifte über die zahlreichen Bücher in dem kleinen Raum, die alle sorgfältig in die Regale einsortiert waren und keinen Platz mehr an der Wand frei ließen, als er mich aus meinen Gedanken zog. Ich war unschlüssig, wie ich beginnen sollte. „Okay Alex, dann beschreib mal das Problem deines Freundes.“ Sein Grinsen war nun ziemlich süffisant und ich ärgerte mich, dass ich auf ihn zurück gegriffen hatte. Zugleich verlieh es seinem Gesicht etwas schelmisches und in Kombination mit seinem leichten Dreitagebart sah er gar nicht so unattraktiv aus. Genug geglotzt Alex! Zurück zum Plan! Ich räusperte mich leicht, da ich mich ertappt fühlte, beschloss aber an meiner Idee festzuhalten. „Ich befürchte... meine Freund hat eine Art Agressionsproblem. Du musst wissen, er war nie ein Mensch großer Bindungen, aber ein One-Night-Stand lässt ihn nun nicht mehr locker...“ Joe blickte mich an, als ich anfing meine Geschichte als eine Fremde zu verkaufen. Eine Blickweise, mit der ich mich die Gesamte nacht abgemüht hatte. Er legte dabei langsam seinen Kittel ab, hing ihn an einem Haken, der an einem der Regale befestigt war und setzte sich dan in den Stuhl hinter dem Schreibtisch. Seine gepflegten Hände platzierte er gemächlich auf seinem Schoß als er ein Bein überschlug und sich zurück lehnte. „Gut, aber wenn es sich um einen Stalker handelt ist vielleicht die Polizei ein besserer Ansprechpartner.“ Ich winkte ab und wandte den Blick wieder den Bücherregalen zu. „ Nein... soweit ich weiß, hat er mit allen Mitteln versucht, das Problem zu lösen. Letztendlcih sogar gewaltsam. Dieser One-Night-Stand bringt ihn wohl auch regelmäßig zur Weißglut und diese Aggression lässt er dann auch an dem Menschen wieder aus.“ Ein kleiner Seufzer meinerseits brachte Joe dazu, sich interessiert zu mir vorzubeugen. „Ich meine... er hat mir da von ein paar wirklich abartigen Gewaltausbrüchen erzählt, aber je mehr er den anderen verletzt, desto schlimmer wird es. Es erregt ihn, obwohl er es gerne loswerden würde.“ Joe rieb sich leicht das Kinn als er mir zuhörte. Sein Blick war nichtssagend. Ich war mir unsicher, ob ich nicht doch einen Fehler begangen hatte. „Das ..Opfer...dieser Gewaltausbrüche, also der Stalker in dem Sinne...“ Er gestikulierte leicht mit den Händen und sah mich etwas fragend an. „ ...er erduldet diese Behandlung?“ Ich nickte leicht. „Soweit ich weiß ja. Er wurde wohl auch vorgewarnt, scheint aber alles auf sich zu nehmen um in der Nähe meines Freundes bleiben zu können. “ Als sich Joe in seinem Sessel zurück lehnte und für einen Augenblick nachdenklich aus dem Fenster schaute, hatte ich das Gefühl meine Geschichte glaubhaft als die eines Fremden verkauft zu haben. „Weißt du Alex... Das ist nicht mein Spezialgebiet, aber auf Anhieb würde ich ein größeres Beziehungsproblem vermuten. Ich meine, dein ...Freund... scheint sich in einer sehr starken Dominanzrolle zu befinden. Dominanz hat durchaus einen sexuellen Aspekt. Für Unabhängigkeit aber auch Führung. Nicht umsonst gibt es unzählige Menschen mit betsimmten Fetischen.“ Er griff nach einem Bleistift und tippte leicht auf der Schreibtischunterlage herum. „Das Ausleben von Dominanz ist nicht unbedingt etwas schlimmes. Voraussetzung ist jedoch, das sowohl der dominante als auch der unterwürfige Part einer Beziehung sich dessen bewusst sind und es klare Grenzen gibt. Auch wenn es noch so erregend sein kann, die Oberhand zu haben und sie auch zu behalten, irgendwann ist es dann doch Körperverletzung, wenn es zu weit geht, verstehst du?“ Wieder sah er mich über seine Brille hinweg an. Er schien das Thema ernst zu nehmen. Sein Lächeln war nur flüchtig. Ich räusperte mich kurz und kratzte mich verlegen im Nacken als in meinen Gedanken die Aktionen mit Gideon wie kleine Kurzfilme an mir vorbei rauschten. „Was kann mein Freund machen, wenn er nicht mehr will? Wenn er sich von dem Menschen trennen will?“ Eine Mischung an Gefühlen durchfuhr mich, als ich versuchte die Bilder zu verdrängen. Sowohl Scham als auch Erregung ließen mich nervös auf dem Sessel hin- und herrutschen. „In erster Linie würde ich spontan sagen, er sollte den Kontakt abbrechen. Komplett. Wenn Menschen sich starken Misshandlungen aussetzen haben sie oftmals schon früher solche Erfahrungen gemacht und leiden unter einem gestörten Selbstwertgefühl. Die Erniedrigung ist manchmal für sie die einzige Form der Zuneigung. Aber letzten Endes ist es gerade das nicht. Und mit einem gewaltsamen Verhalten fördert man nur das gestörte Selbstbild.“ Wieder fuhr seine Hand durch sein Haar. Das Thema schien schwierig. Auch für ihn. Er atmete mit einem leichten Seufzer aus und sah mich an. „Dein Freund sollte vielleicht umziehen, wenn er den Kontakt nicht anders beenden kann. Und sein...Gespiele sollte sich vielleicht einen guten Therapeuten suchen.“ Da grinste er schon wieder leicht. „ Mehr kann ich dir erstmal dazu nicht sagen, für alles andere bedürfte es genauerer Informationen, Einzelgespräche und so weiter.“ Joe lachte leise das Lachen mit den kleinen Fältchen am Auge. „Du möchtest sicherlich nicht, dass ich anfange dir eine Rechnung auszustellen.“ Meine Sitzhaltung verkrampfte etwas bei diesen Worten. „Tut mir leid, dich mit diesem Thema aufgehalten zu haben...“ Ein kurzes Räuspern von mir. „ Ich werde es meinem Freund ausrichten. Kann ich mich für den Rat etwas revangieren?“ Mein Blick war fragend. Ich versuchte meine innere Nervosität zu überspielen. Wenn Joe diese Geschichte auf mich zurück führte, dann wüsste er, dass ich homosexuell bin. Eine Tatsache, die ich bisher gut vor meiner Arbeit geheimhalten konnte. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe bei dem Gedanken daran, dass ich mich hier womöglich gerade selbst verraten hatte. Mein Gegenüber erhob sich, immernoch lächelnd, kam um den Schreibtisch rum und lehnte sich dagegen. Die Hände auf der Tischplatte abgestützt lehnte er sich zurück , neigte den Kopf und sah mcih ruhig an. „ Wie wärs, wenn du mich mal auf einen Drink einlädst dafür?“ Ich war auf diese Antwort nicht gefasst und schüttelte leicht den Kopf. „ Was hast du gesagt?“ Wieder dieses leise Lachen. „ Einen Drink. Oder bin ich nicht dein Typ?“ Ich rutschte bei diesen Worten beinahe aus dem Sessel. Die Rollen an dessen Füßen machten es mir nicht leichter, den Schock abzufangen. Joe hielt mich und den Stuhl leicht fest. „ Wie kommst du auf diese Idee?“ Ich wehrte mich immer noch gegen ein Outing auf Arbeit. Bisher hatte ich einen recht guten Stand beim restlichen Personal. „Ach komm schon Alex. Ich bin doch nicht blind. Wir arbeiten seit Jahren hier zusammen und nie sehe ich dich mit einer Freundin. Die Schwestern sehnen sich umsonst nach dir und mit den anderen jungen Ärzten treibst du dich auch nie rum. Wenn dass deine Taktik ist, es zu verheimlichen, kannst du dir auch gleich eine Leuchtreklame auf den Rücken binden.“ Er kicherte vergnügt und drehte mich und den Sessel leicht her. Eine kindliche Geste, die zu seinen ernsten Worten von eben nicht passte. Ich fühlte mich ertappt und unwohl. Bisher war ich mit meinem Auftreten ganz zufrieden gewesen. „ Jetzt schau nicht so toternst. Die Leuchtreklame würde auch nur einem Schwulen auffallen.“ Er zwinkerte mir zu und zog sich wieder hinter den Schreibtisch zurück. Ich nutzte den Augenblick mich zu sammeln. /Unglaublich Alex, du hast diesem Menschen grad Einblick in deine abartigen Neigungen gegeben und er fragt dich tatsächlich nach einem Date!/ Ich lachte innerlich auf und auch gegenüber Joe fand ich ein triumphierendes Grinsen. Mein Sexappeal ließ mich anscheinend nie im Stich. „Okay, einen Drink, sag mir nur wann und wo und ich bin da.“ Meine Haltung lockerte sich wieder. Ein Date war immer eine Bezahlung nach meinem Geschmack. Und Joe war optisch nicht zu verachten. Muskulöser als Gideon oder gar Lukas. Beim Gedanken an Letzteren bekam ich irgendwie ein schlechtes Gewissen. Er wollte doch, dass ich mein Leben auf die Reihe bekomme. Ein Date mit einem Psychiater konnte man doch dazu zählen, oder? „Welche Schicht hast du morgen?“ Ich musste kurz überlegen. Nicht , dass mir mein Dienstplan noch einen Strich durch die Rechnung machen sollte. „Bin in der Frühschicht.“ Er schnipste mit den Fingern. „Ausgezeichnet! Dann sage ich morgen 20 Uhr U-Bahnhof Warschauer Straße. Und wehe du bist zu spät!“ Ich hob verteidigend die Hände. „Oh nein!“ Mein Lachen klang unbeschwert. „Drohst du mir sonst mit einer Tiefenanalyse meiner Psyche?“ Er grinste ind neigte den Kopf hin und her. „ Wer weiß, dass oder ich erforsche dich ganz heimlich von innen bis ich jeden Schwachpunkt kenne.“ Aus dem Mund eines Psychologen konnten die Worte einen schon ängstigen. Meine Libido war jedoch gerade wach geworden, und statt seine Worte richtig zu verarbeiten musste ich mich eher darum kümmern, ihm nicht zu sagen, dass ich ihn wohl auch gründlich von innen untersuchen würde. Auf meine Art. Ich erhob mich und ging zur Tür. Joe begleitete mich bis auf den Krankenhausflur. Er legte seine Hand auf meine Schulter zum Abschied. Sie war unerwartet kühl. „ Also dann, bis morgen Abend!“ Ein kurzer freunschaftlicher Wink, der wie die Berührung an der Schulter niemanden ahnen ließ, was wir planten. Ich atmete erleichtert auf. Das Gespräch war befreiend, sowohl für meine Libido als auch für mich selbst. Ein Blick zur Uhr verriet mir, dass meine Schicht noch gut acht Stunden dauern würde. Ich ging ins Schwesternzimmer und holte mir die Akte meines nächsten Patienten. The show must go on!   Kapitel 7 Auf dem Heimweg kreisten meine Gedanken darum, wie ich Gideon am besten los werden konnte. Ein Umzug kam für mich eigentlich nicht in Frage, immerhin liebte ich sowohl meinen Stadtteil als auch meine Wohnung. Außerdem konnte ich allein nicht schnell genuug alle Sachen beiseite schaffen und irgendwie würde dieser kleine Mistkerl meine neue Adresse sowieso ausfindig machen. Ich schüttelte leicht den Kopf bei diesem Gedanken. Warum nur musste ich immer so abfällig von Gideon denken? Immerhin, wenn Joe Recht hatte, war dem kleinen Kerl schon so einiges Schlimmes widerfahren, was ich durch mein Verhalten nicht verbessern würde. Meine Schicht war hart gewesen und das sanfte Schaukeln der S-Bahn machte mir die Augenlieder schwer. Einer meiner Patienten war heute verstorben. Für den Jungen eine Erlösung, mit Sicherheit, aber keinem Kind wünschte man einen bösartigen Tumor der es zu Tode quält. Vor einigen Tagen noch hatte ich ihm versprochen, ihm eines der kleinen Schmuddelblätter ins Krnakenhaus zu schmuggeln. Sechzehn Jahre war er. Immer diese Hilfe suchenden Rehaugen... „Hey , lass die Finger von ihm!“ Ich schrak auf als ich die laute Stimme vernahm. Benommen blinzelte ich durch die Gegend und sah nur einen kleinen dünnen Kerl davon laufen. Sofort packte es mich und panisch klopfte ich meine Jacke ab, tastete nach Geld und Handy. Einschlafen in der Bahn kam in Berlin nicht gut. Auch nicht tagsüber. „Scheiße!“ Ich friemelte noch an meinem Mantel, der zu gut gepolstert war, als dass ich ohne weitreres alles hätte erfühlen können. „Du solltest wirklich aufpassen wo du einschläfst Alex. Langsam komm ich mir schon vor wie dein Ritter in goldener Rüstung.“ Es kicherte aus dem Hintergrund und im nächsten Augenblick saß Lukas neben mir. „Man man, erst in der Kneipe und nmun in der Bahn. Du solltest mehr schlafen.“ Für einen kurzen Augenblick streichelte er über meine Wange und lächelte sanft. „Keine Sorge, ich hab nicht zugelassen, dass er dir etwas klaut.“ Seine Hand verschwand von meinem Gesicht. Kälte ließ mich kurz erzittern. Doch war es nicht die Kälte von außerhalb. Die Bahn war gut beheizt. Die Kurze Berührung von Lukas war es, die mir die Wärme nahm. Ich schob mir ein paar haarsträhnen aus dem Gesicht und seufzte leicht. „Danke... heute ist nicht wirklich mein Tag...glaube ich...“ Im Hinterkopf erschienen Erinnerungsfetzen von meiner kleinen Unterhaltung mit Joe. Schlechter Tag? Ich hatte ein Date abgestaubt und durch Zufall mal wieder Lukas getroffen. Nein mein Bester, schlecht ist was anderes. „Ich meine...ich ...Arbeit lief heute nicht so.“ Das war nicht gelogen. Ich fühlte mich wie ein alter Mann und streckte mich leicht. Lukas Hand drückte sich warm gegen miene Stirn. „Du solltest dich ins Bett packen und ausruhen.“ Seine Hand verschwand und ein neuer Schauer durchzog mich. Er hatte mir jedoch eben eine gute Vorlage gegeben. „Nur wenn du dich dazu packst.“ Ich grinste ihn süffisant an. „Verdammte Schwuchteln!!!“ plärrte es mit einem mal aus dem Hintergrund. Ein alter Mann, gut über die siebzig blickte uns verachtend an. Berlin war eine tolerante Stadt, aber immer wieder mal, überkam es den ein oder anderen Menschen seiner Abneigung gegen Homosexualität kund zu tun. Die jüngere Dame neben dem Alten nestelte beschämft in ihrer Handtasche rum. „Opa, sowas sagt man nicht!“ Sie verzog ihr Gesicht zu einer entschuldigenden Grimasse während der alte Mann weiter vor sich hin tatternd seinen Blick wieder aus dem Fenster wandte. Lukas blinzelte etwas perplex über dieses Erlebnis, lächelte dann aber verständnisvoll der jungen Frau zu und widmete sich wieder mir. „ Wo waren wir? Ah du willst mich als menschliche Wärmflasche gebrauchen?“ Ich ergriff seine ungegipste Hand und zog ihn leicht an mich. „ Wieso nicht?“flüsterte ich ihm leise ins Ohr. Lukas lachte warm auf und entzog sich sowohl meiner Berührung als auch meiner sonstigen Nähe. „Zwei mal hab ich dich schon gerettet und du Schuft verlangst immer mehr !“ Er grinste breit und schob sich die Brille zurecht. „ Aber leider wartet ein vierpfotiges Ungeheuer in meiner Wohnung auf mich und wenn ich es nicht füttere wird es einer unglaublichen Zerstörungswut erliegen.“ Ich erinnerte mich schwach an seinen Kater und schmunzelte über Lukas ausdrucksweise. Dieses Ritterding schien ihm zu gefallen. Die freundliche Stimme der S-Bahn machte mich darauf aufmerksam, dass die nächste Station Schönhauser Allee war. Ich hatte nun also die Wahl entweder meinen Heimweg anzutreten oder konnte versuchen doch etwas Zeit mit Lukas zu verbringen. Ich war von mir selbst überrascht, nach dem heutigen Tag diesen Wunsch überhauot noch zu hegen. „Ähm, eigentlich müsste ich nun aussteigen.“ Ich blinzelte zur Anzeige und blickte dann Lukas an, der recht entspannt neben mir saß, die Beine übereinander geschlagen. Auch er blickte kurz hoch zur Anzeige. „ Dann kann ich wohl nur hoffen, dass du es heil bis nach Hause schaffst, hm?“ Seine Körpersprache war seltsam. Obwohl er für mich auf den ersten Blick immer so unglaublich zerbrechlich aussah, wirkte er nun völlig unnahbar. „Soll ich dich denn vielleicht noch ein Stückchen begleiten und bei der Raubtierfütterung assistieren?“ So stark er eben noch wirkte, das Lächeln auf meine Frage löste diesen Eindruck wieder auf. „Gerne doch. Dann versorge ich dich eben mit einer heißen Schokolade.“ Während die S 8 langsam gen Pankow gondelte unterhileten wir uns über das Nachtleben von Berlin. Es war ungewohnt so normal neben jemanden zu sitzen. Wenn ich meine letzten Jahre rückblickend betrachtete ließ ich das Reden gern direkt weg und konzentrierte mich auf den interaktiven Part. Zugegeben, die meisten meiner Betthäschen besaßen auch nicht sonderlich viel Intelligenz für ein änger anhaltendes Gespräch. Das Besondere am Umgang mit Lukas war seine unglaublich ruhige Art zu reden. Nicht einschläfernd, sondern solide und fesselnd. Man könnte die Augen schließen und einfach seiner Stimme lauschen. „ So, hier müssen wir raus.“ Er stand nur langsam auf und mir wurde bewusst, was er vor kurzem erst mitgemacht hatte. Er verzog leicht das Gesicht dabei und ich fragte mich , ob der Schmerz von geprellten Rippen gerrührte. Obwohl ich ihn damals gefunden hatte, war ich mir über seinen Zustand nicht im Klaren. „Alles okay?“ Ich umfasste mit einem Arm vorsichtig seine Schultern und versichte ihm in der wackeligen Bahn halt zu geben. Irritiert blickte er auf meine Hand. „Schon.. schon okay.“ Auch wenn ich mit blöd vorkam, musste ich grinsen. Ich war mir nicht sicher, aber diese Geste schien Lukas zu verunsichern. Als die Bahn hielt, ließ ich die Hand langsam seinen schlanken Rücken hinabgleiten. Er lief vor mir aus der Bahn und zog an der frischen Luft fröstelnd seine Lederjacke enger um sich. „Ich hasse den Herbst“ schimpfte er , blickte sich kurz orientierend um und stapfte los. Ich war überrascht, dass er nicht wirklich auf mich zu warten schien, schob dies aber auf die Kälte und lief ihm nach. Das bereits einmal gesehene Straßenschild begegnete mir nach einigen Minuten. Borkumstraße. Ich hatte den Namen beinahe vergessen und wollt ihn mir nun genauer einprägen. Nebst Hausnummer und Lukas Nachnamen. Es handelte sich um Altbauten. Ich konnte mich nicht erinnern durch diesen dunklen Flur gegangen zu sein, aber mein erster und einziger Besuch bisher war eine Weile her und ich wahrlich nicht in bester Verfassung. Mit leichtem Ruckeln öffnete Lukas die schwere Doppeltür zu siener Wohnung. Lichtdurchflutet und von wohliger Wärme erfüllt empfing sie mich ein zweites Mal. Ich schmunzelte darüber, dass ich im Grunde nichts von meinem ersten Besuch behalten hatte un fragte mich , ob meine Betthäschen mein Inventar auch so gern verdrängten. Schließlich war der Wer zum Bett der einzig interessante für sie gewesen. Zugegeben, auch für mich. Ich hatte so lange rumgehurt, dass die jetzige Situation für mcih ungewohnt war. Etwas verloren stand ich im Flur und betrachtete Lukas, wie dieser Lederjacke und Schal ablegte. „Willst du nicht auch den Mantel ablegen?“ Seine Brille war von der Kälte beschlagen. Er nahm sie ab und blinzelte etwas unbeholfen, während er sie an seinem schwarzen Rollkragenshirt trocknete. Einige blonde Strähnen fielen ihm dabei ins Gesicht. /Eigentlich nicht mein Typ.../ Ich schüttelte den Gedanken aus dem Kopf. „Nicht ablegen? Nunja, scheint ein kurzer Besuch zu werden, hm?“ Er grinste , die Brille wieder auf der Nase, und wurde dann von mir abgelenkt, als ein dickes Etwas um die Ecke kam und ein lautes Geschrei veranstaltete. „Oh! Doch, so war es nicht gemeint!“ Ich zog etwas verdutzt den Mantel aus und hing ihn an die kleine Flurgarderobe. Das Geschrei von Lukas Katzentier erschütterte mich. „Klingt als hättest du ihn Wochen nicht gefüttert“, merkte ich trocken an und wich leicht zurück, als das fellige Ungetüm auf mich zu kam. Katzen waren nicht mein Ding. „Och das täuscht. Er versteht sich nur darin, so zu tun als ob. Nicht umsonst ist er so schlank gebaut.“ Seine Stimme verebbte am schluss etwas, als er mühsam den Kater auf den Arm hob und mit ihm in die Küche verschwand. „Ich glaub, wenn du ihn nicht tragen würdest ,würde das schon helfen!“ Während ich ihm dies nachrief zog ich meine Chucks aus. Sein weicher Teppich umfing einladend meine Füße. Auch dieser Teil von Lukas Wohnung war mir beim ersten Besuch entfallen. „Bist du im Flur angewachsen, oder traust du dich nicht zu mir in die Küche?“ Er blickte hinter dem Türrahmen der Küche hervor und lächelte sein unglaublich freundliches Lächeln. „Nein, ich hab nur gerade deine Einrichtung etwas bewundert“. Um nciht ganz zu lügen ließ ich den Blick weiter schweifen während ich langsam Richtung Küche tapste. Helle Wände, heller flauschiger Teppich. Als Kontrast schwarzbraune, zum Teil antike Möbel und eine beige Couch zeichneten Flur und Wohnzimmer aus. Ein großes dunkles Bild hing über dieser und erfüllte damit den Ruam bis zur Decke. Alles sehr stilvoll, aber auch etwas steril. Auf Höhe des Türrahmens zur Küche drehte ich bei und erinnerte mich, wie Lukas bei der ersten Begegnung desinteressiert am Küchentisch saß, Kaffee trank und seine Zeitung las. Jetzt werkelte er an einer dieser Kaffeepadsmaschinen rum und zeigte wedelnd Richtung Küchenstuhl. „Setz dich. So wie du hier rumgeisterst machst du mich nervös.“ Zwei Tassen wurden unter der Maschine platziert. Ein lautes Surren versprach baldigen Kaffeegenuss. Der Kater schmatzte in einer Ecke über sienen Napf gebeugt. Ich betrachtete das Tier eindringlich, starrte es quasi an. In seiner Leibesfülle erschien es so dekadent, dass es durchaus in diese Wohnung passte. Nur Lukas, mit den blauen Flecken und dem Gipsarm passte hier nicht so ganz rein. Dieser Gedanke lenkte meinen Blick wieder zum blonden jungen Mann. Es war ungewohnt. Normalerweise stürzten sich die Kleinen auf mich. Kaum war eine Tür hinter mir zu, öffnete sich in der Regel die zum Schlafzimmer. Aber Lukas werkelte einfach da rum, als ob es ihm gleich gewesen wäre, dass ich hier war. Diese Erkenntnis kratzte meinen Stolz an. Während er noch kleine Kekse auf einen Teller drapierte erhob ich mich und stellte mich lautlos hinter ihn. Er hielt in seiner Bewegung inne als ich meine Arme um seinen Bauch legte, nicht zu fest, wegen der Rippen, und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. „Mach dir nicht zu viel Mühe. Kekse interessieren mich nicht so.“ Ich verleihte dem Satzende eine verruchte Tonlage und küsste Lukas leicht am Hlas. Schmuseleien waren weniger meine Art, aber bei ihm hielt ich diese angebracht. Noch immer bewegte er sich nicht. Nur das Schmatzen der Katze und die letzten Kaffeetropfen, die in die Tassen vielen erfüllten die Stille. „Lass das lieber, Alex.“ Er atmete schwer und drehte sich zu mir um, schob mich zugleich etwas weg. „Ich hab keine Ahnung, wie du dich sonst so durchs Leben bewegst, aber als ich neulich sagte, dass du es ordnen solltest, bevor du mich darin unter bringst, meinte ich das ernst.“ Er holte erneut Luft. Für einen Augenblick befürchtete ich eine Heulattacke ala Gideon, merkte dann aber, dass seine Rippen ihm das atmen erschwerten. Ich schalt mich innerlich selbst und zog mich auf den Küchenstuhl von eben zurück. „Offensichtlich hat dein kleiner Freund nämlih nicht verstanden, dass ihr kein paar seid. Oder ihr habt eine wirklich seltsam innige Freundschaft.“ Lukas wandte sich kurz von mir ab, holte eine Milch aus dem Kühlschrank und hellte seinen Kaffee auf. Es wirkte etwas unbeholfen. Der Gips behinderte ihn. „Soll ich dir helfen?“ „Nein danke, geht schon. Auch Milch?“ „Ähm, ja.. ist nicht der erste heute, etwas gestreckt ist er sicher verträglicher.“ Milchbutte und Kaffeetasse Nummer zwei landeten vor mir auf dem Küchentisch. Lukas Stuhl scharrte lautstart über den Fliesenboden, dann gesellten sich auch sein Kaffee und der kleine Keksteller auf den Tisch. Schwarzes Geschirr auf weißen Küchenmöbeln. Er schient diesen Kontrast zu mögen. „Gideon ist einfach etwas aufdringlich. Ich arbeite an dem Problem.“ Leicht lächelnd winkte Lukas meine Worte beiseite. „Was du mit dem kleinen Kerl machst, ist absolut deine Sache. Ich halte mich nur grundsätzlich aus Beziehungen raus. Das gibt nur Ärger.“ Eben war ich noch verwundert, wieso ich mich so bereitwillig verteidigte, jetzt erfüllte mich das tiefe Bedürfnis danach, die Sache klar zu stellen. „Gideon ist nicht mein Partner. Wir leben in keiner... nicht in dieser Form der Beziehung! Eigentlich ist er nur ein kleiner One-Night-Stand, der sich beharrlich an meine Fersen gehängt hat!“ Wut kochte in mir auf und meine Stimme wurde zum Ende des Satzes ungewollt lauter. Ich biss mir auf die Lippe. Lukas anzuschreien verbesserte hier gar nichts. Leise klirrte sein Löffel als er den Kaffee umrührte. Der Blick mit dem er mich bedachte verwirrte mich. Ich hatte jetzt mit Wut gerechnet oder Eifersucht, aber in Lukas Augen sah ich nur Bedauern. „Oh Alex...wenn ich dich so reden höre, bezweifle ich grade, ob es überhaupt einen Menschen gibt, den du schätzt.“ Für den Augenblick war ich mir unklar, ob Lukas Worte oder seine unglaubliche Gelassenheit mich mehr verletzten. „ Ach komm, als ob du Mutter Theresa wärst!“ Er schmunzelte bei diesem Vergleich, der zugegeben, sehr passend für einen Schwulen war. Dieses Lächeln brachte mich noch mehr auf die Palme. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. Der Wunsch etwas zu Kleinholz zu verarbeiten kam in mir auf, aber andererseits wollte ich mir die Sache mit Lukas nicht verscherzen. /Kein Blasehase, kein kleines Toy./ „Ich bin vielleicht keine Heilige, aber ich geb den Menschen eine volle Chance. Immerhin hab ich auch dir eine gegeben, als ich dich damals vom Toilettenboden aufhob und mit nach Hause nahm wie ein Kätzchen. Ja genbau, das bist du. Mein keines Straßenkätzchen.“ Er kicherte triumphierend über seine Erkenntnis und streckte mir die Zunge entgegen. Sein Zungenpiercing kam dadurch zur Geltung. Bisher war es mir nicht aufgefallen,aber bei Lukas war ich eh nicht der Blitzmerker und spätestens bei etwas französischer Action wäre es mir wohl aufgefallen. Dennoch schaffte er es mich mit seinem Verhalten in eine größere Trotzphase zu bringen. Für gewöhnlich gab ich hier die Spitznamen. Lukas lächelte mich weiter an und nippte zwischendurch an seinem Kaffee. „Hab ich dich gekränkt?“ Eine Augenbraue wanderte hoch über den Brillenrand hinaus. Wieder warf er mcih aus meinem Gleichgewicht. Hatte ich mich doch ebend im schönsten Schmollmodus befunden, den ich übrigens seit Jahren nicht mehr wirklich anschmeißen musste, so warf mich seine Frage da auch wieder hinaus. Es war keine spöttische Frage. Sie klang tiefgehend und ernsthaft. Seine schmale ungegipste Hand wanderte über den Tisch und streichelte mir leicht über den Unterarm. Sein Blick war ruhig, das Lachen verschwunden. „Ich wollte dich nicht kränken, Alex, ich kann nur nie meine Klappe halten.“ Er kicherte leicht, zog die Hand zurück und wedelte mit beiden Händen kurz in der Luft. „Manchmal gehen eben meine verrückten Gedanken mit mir durch!“ Etwas unwohl rutschte er nun auf seinem Stuhl hin und her, blickte mich ruhig an und wartete wohl auf eine Antwort. Solche Gespräche lagen mir nicht. Ich hasste es über Gefüle oder ähnlichen Kram zu reden. Das war es, weswegen ich meine One-Night-Stands so mochte. Ein guter befreiender Fick und tschüssikowski. Alle Emotionen abgebaut ohne unnötig den Mund dafür auf zu machen. Meine verschränkte Haltung löste sich etwas. Meine Finger trippelten auf den Tisch ein, während ich mit mir selbst rang. Ich blickte Lukas kurz ins Gesicht. Sein Ausdruck schmerzte mich innerlich. Ich beschloss, dass dieser kleine blonde Kerl Gift für mich war. Zumindest mental. Körperlich wollte ich noch klären, vielleicht. Auf jedenfall würde ich ihm jetzt nicht meine Gefühlswelt offenbaren. Seine silbergrauen Augen ruhten auf mir. Ich fühlte mich in die Enge getrieben, denn in diesem Momant hatte ich die Oberhand verloren. Ein letztes Mal klopfte ich auf den Tisch, dann erhob ich mich. „ Ich glaub, ich gehe besser nach Hause. War’n langer Tag.“ Ich schaffte es stolperfrei in den Flur zu meinen Schuhen. Chucks ließen sich bequem auch mal halb im Laufen aunziehen. Das erleichterte meine Flucht. Lukas sagte nichts mehr. Er stand wortlos gegen die Wand im Flur gelehnt und betrachtete meinen total verrückten Abgang. Als ich nach der Türklinke griff, stoppte ich. Lukas hatte sich nicht bewegt. Sein Gesichtsausdruck war schmerzlich. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn gerade enttäuschte oder mit meiner Art verletzte. „ War nett zu plaudern.“ Ich hob kurz die Hand zum Abschied, öffnete die Tür und entschwand in den dunklen Hausflur. Die Tür fiel laut knarrend ins Schloss. Drinnen hörte ich nur das lauthalsige Mauzen des fetten Katers. Dann betrat ich die Straße. Berlins Lärm umfing mich. Die Kälte umfing mich und betäubte meine Gefühle. Hier draußen fühlte ich mich frei. Kapitel 5: Growing up... 8-9 ---------------------------- Kapitel 8 Ein neuer Tag, eine neue Runde. Wie auf den Jahrmarkt warf ich mich ins Leben und meine Frühschicht. Ich war etwas zerknautscht. Mein zügiger Abgang bei Lukas am Vorabend machte mir zu schaffen. Meine eigene Verklemmtheit wenn es darum ging über Gefühle zu reden machte mir zu schafen. Hintern frei und rauf da ist meine Devise. Mein innerstes in einem Gespräch preiszugeben hatte ich über viele Jahre erfolgreich unterdrückt und vermieden. Doch ich bereute es. Bei Lukas war ich nun wohl der absolute Vollpfosten. Ich wunderte mich selbst darüber, warum ich immer seine Nähe suchte, auch das Gespräch in der Bahn genoss, und dann so davon laufe. „Guten Morgen!“ Ich schreckte aus den Gedanken hoch, die mich wiedermal an diesem Morgen quälten als ich über den Stationsflur lief. Joe nickte mir nur kurz lächelnd zu. Ein Gruß der nicht mal ansatzweise einem Außenstehenden verriet,was heute Abend wohl passieren würde. „Morgen,“murmelte ich verdutzt, blickte ihm kurz nach und fand dann meinen Weg weiter. Wenn dieser Kerl mit seinem Dreitagebart und dem weißen Kittel so an einem vorbeischwebte, konnte man schon Appetit bekommen. Ich habe früher nie auf meine Kollegen geachtet, denn Beziehungen am Arbeitsplatz waren für mich tabu, aber in diesem Fall musste ich ja eine Schuld begleichen und kam nicht drum rum. Ich war für einen Augenblick verwirrt, ob Joe wohl der passive oder aktive Part war. Ich hoffte auf den passiven, sonst würden wir da ein paar Probleme bekommen. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, das sofort wieder verschwand. Mein Problem mit Gideon war noch nicht gelöst. Doch heute würde ich da nicht weiter kommen. Es galt den Abend zu planen. Gideon würde auch am folgenden tag noch da sein. Und bezüglich Lukas gab ich grad meine Hoffnung auf. Zumindest konnte ich die Gedanken daran gut verdrängen bei der Vorstellung, welche schöne Schweinereien ich diese Nacht erleben würde. Sex ist etwas herrliches ! Ein kurzes Räuspern für einen klaren Kopf, dann betrat ich das nächste Patientenzimmer. Ende Oktober und Minusgrade! Ich hasste es. Der Wind schnitt eisig von der Brücke her zum U-bhanhof Warschauer Straße und ich beglückwünschte mich mir einen dickeren Parker über das Nadelstreifen Hemd anstelle eines Jacketts gezogen zu haben. Mein Schal schützte mich vor weiterer Kälte und die Hände vergrub ich in den Taschen, dennoch nervte mich das warten etwas. Aber ich war in der Schuld. Keine Zeit zu schmollen. Ich studierte etwas die Lidfassäule vorm Bahnhof als mir auf die Schulter getippt wurde. Joe stand hinter mir, in einen schwarzen dicken Kaschmirmantel gehüllt, mit stoppeligem Gesicht und diesem Lächeln, dass die Fältchen erscheinen ließ. „ Hey! Wartest du schon lange? Die S-Bahn hatte Probleme.“ Sein entschuldigendes Lächeln machte alles wieder wett. „Und? Wie ist dein Plan für diesen Abend?“ Mein Lächeln zeigte, dass ich nicht sauer war. „Nun, ich dachte mir, dass wir vielleicht erst ein-zwei Cocktails trinken und dann in die B gehen.“ Ich war überrascht. Irgendwie hatte ich mehr Intimität für dieses Date erwartet. Ich fragte mich kurz in welchen Kreisen ich mich früher rumgetrieben hatte. Bedachte ich Lukas und Joe, die offensichtlich nicht nur von einer starken Libido geführt wurden, sondern auch etwas Köpfchen besaßen und verglich diese Tatsache mit meinen Betthäschen, kam mir mein Leben leer vor. Durchvögelt, aber leer. „Klingt nach einem guten Plan!“ Ich steckte etwas Enthusiasmus in meine Worte um meine Gedanken zu überspielen. „ Ein paar Freunde von mir feiern hier in der nähe nen Geburtstag. Da wollt ich vorbeischauen und dich einfach mitschleifen. Keine Sorge, sind paar süße Typen und die Cocktails dort großartig!“ Ich starrte ihn kurz verdutz an. DAS hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Diese Sache verwandelte sich von einem Date allmählich in ein normals freundschaftliches Treffen zu verwandeln. Joe sah mein erstauntes Gesicht und lachte kurz auf. „ Weißt du, du bist nen leckeres Kerlchen, aber erstens halte ich nichts von Monogamie und zweitens von Techtelmechteln auf Arbeit.“ Er zwinkerte mir zu und wandte sich dann Richtung Simon-Dach-Straße. „Aber nen netten Abend schließe ich nie aus. Bereit?“ In Gedanken strich ich dann wohl den geplanten versauten Sex. Vielleicht war bei den versprochenen süßen Freunden was dabei. Zugleich war ich in gewisser Weise auch erleichtert. Es war nun egal, wer hier aktiv oder passiv war. Ein netter Flirt war drin und Joes professionelle Haltung zum Arbeitsklima brachte auch mich zurück auf meine Bahn. „Na da stimme ich dir bei beidem zu!“ Ich grinste süffisant und kämpfte mich neben ihm an den Menschen vorbei über die Brücke... Ich kann mich nicht mehr an den Namen der kleinen Bar erinnern, aber ich weiß noch, dass sie schräg gegenüber von Pauls Metal Eck lag. Wir traten nacheinander ein und Joe ging zielstrebig voran, begrüßte den Barkeeper und schlängelte sich durch die Leute in ein kleines, über einen Vorhang abgetrenntes Separee aus dem der Duft von Shishatabak drang. Drinnen war lautes Gekicher zu hören und ein vergnügtes Gröhlen erklang, als Joe eintrat. Die Gäste saßen alle auf dem Boden auf großen Sitzkissen, überhaupt war alles sehr orientalisch und einladend. „Naaaaa Joe? Bringst du endlich den Stripper?!“ Die Stimme, die diese Worte rief, klang unangenehm. Das den Worten folgende Gelächter zeigte aber eine gute Stimmung und spiegelte den schon erhöhten Alkoholkonsum wieder. „Ich seh zwar nicht schlecht aus, aber zum Ausziehen bräucht ich erstmal nen Drink!“ Ich beglückwünschte mich selbst für mein schlagfertiges Konter, welches von weiterem Gelächter beggleitet wurde. „Mädels, das ist Alex, mein Arbeitskollege, den ich euch versprochen hab.“ Ich winkte einmal in die Runde und ließ meinen Blick schweifen. Nachdem ich die Gäste einen nach dem andern kurz mit den Blicken Taxierte erstarrte mein Winken und ich blickte recht blöde auf die Person, die mittig saß und eine kleine Krone aufhatte. „Hallo Alex.“ Die Begrüßung wurde von einem kleinen Lächeln begleitet und der Tonfall war wesentlich wärmer als ich erwartet hatte. Lukas saß ein paar Meter vor mir im Schneidersitz, eine hautenge Lederhose und dazu ein passendes Kragentop in schwarz an mit dieser lächerlichen kleinen Krone auf dem Kopf. Ein paar blonde Strähnen umspielten sein Gesicht und die Kerzen von dem Kuchen vor ihm auf einem kleinen Tischchen warfen kleine huschende Schatten auf seine amüsierten Gesichtszüge. „Oh! Wie ich sehe kennst du unser Geburtstagskind bereits!“ Joe lachte, warf seinen Mantel in eine Ecke, in der bereits mehrere Jacken lagen, und zog mich mit runter auf ein freies Kissen. Es war nihct meine Art mich so ziehen zu lassen, aber diese Situation warf mich doch aus der Bahn. Lukas angelte mit der unvergpsten Hand nach einbem Cocktail Glas und zog lächelnd am Strohhalm während ihr verdaddert meinen Parker auszog. „ Na was ziehst du denn für ein Gesicht Alex!“ Verwundert sah mich Joe an. „Hab ich da was verpasst Lukas oder ist er nur von deiner Schönheit geblendet?“ Die Runde gröhlte wieder. Mit katzenhaftem Grinsen stellte Lukas seinen Drink ab. Seine Wangen waren bereits leicht gerötet vom Alkohol. Er sah dadurch jung aus, niedlich beinah, und die Blessuren in seinem Gesicht schienen quasi verschwunden. „Nein Joe, du hast nichts verpasst, ich vermute nur, dass Alex sich grad schämt, kein Geschenk dabei zu haben. Musst du wohl doch strippen, hm?“ Wieder ein Gröhlen in der Runde. Ich straffte meine Sitzhaltung und zwang mich zu einem Lächeln. „ Gib mir ein zwei Drinks und dein Wunsch geht vielleicht in erfüllung, aber dann unter vier Augen!“ Gegacker und Gekicher. Die Situation schien gerettet. Lukas zwinkerte mir kurz zu und angelte nach ein paar Salzstangen, die in einer kleinen Schale auf dem flachen Tisch in der Mitte standen. „Aber das ist ja fast etwas ärgerlich.“ Joe kratzte sich leicht am Kopf,“Ich dachte ich bring mal nen neues Gesicht in die Runde, und dann das. Woher kennt ihr euch denn?“ Ich überlegte noch, welche unserer Begegnungen denn wohl die erzählenswerteste wäre. Wie Lukas mich auf dem Klo fand? Wie er mich vor nem Taschendieb bewahrt hatte? Wie wir von Gideon gestört wurden? „Er hat mich vor kurzem gerettet, als diese Kerle mich zusammengeschlagen hatten. Ohne Alex hätte ich jetzt vieleicht nicht nur nen Gipsarm.“ Er lächelte und hob, zur B stätigung seiner Aussage, die maltretierte und eingegipste Hand. Ich erntete ein paar bewundernde Blicke und senkte lächelnd den Blick, winkte leicht ab. „ Ach was, das war doch nichts.“ Wieder klopfte mir Joe rauh auf die Schulter. Er war definitiv ein sehr maskuliner Homnosexueller. Ich wurde von ihm leicht hinm und hergerüttelt. „Nur keine falsche Bescheidenheit. Wir sind alle sehr dankbar, dass du unserem Prinzesschen den Hintern gerettet hast.“ Auch Lukas wurde getätschelt und lächelte mir zu. Somit war mein Standpunkt in dieser Runde gesichert. Es war mir zwar etwas unangenehm, dass Lukas mich so in ein viel zu gutes Licht gesetzt hatte, aber besser als dass er unsere anderen Begegnungenwiederspiegelte. Ein Kellner betrat das Separee und unterbrach das Gespräch. Es war mir ganz recht. Ich hab mich immer bemüht das Image eines recht abgebrühten Kerls zu haben und meiner Auffassung her war ich das auch. Die Blick, die ich hier bekam, passten ganz und gar nicht dazu. Man hatte mich hier sofort ins Herz geschlossen, aber nicht auf diese anhimmelnde Art, wie es meine Betthäschen so gern taten, sondern mit einer ungewohnten Wärme, die mir fast etwas Angst machte. „ Wat darfs denn sein für die Herren?“ Joe ließ seinen Blick über die vorhandenen Cocktails schweifen und meinte dann: „ Ne Mago-Collada hätt ich gern.“ Zu seiner sonst sehr männlichen Art passte dieses Getränk überhaupt nicht. Aber es zeigte, dass er tatsächlich schwul war. Ich musste schmunzeln, blickte den Kellner an und meinte ohne weiter zu überlegen: „ Ich hätt gern `nen Long Island Ice Tea.“ Ein kurzes Nicken und der Kellner war wieder weg. Ich bemerkte, wie ich etwas angestarrt wurde. „Was denn?“ Ich unterstützte die Frage mit einer gehobenen Augenbraue. „Na Alex du gehst aber ran! Nicht dass wir dich am Ende nach Hause schleppen müssen, der Abend is ja noch lang!“ Wieder der Kerl mit der unangenehmen Stimme. Aber nicht nur die Stimme war nicht nach meinem Geschmack. Er erschien zwar recht groß, aber war von eher sehninger Statur und das Gesicht glich mit seiner doch recht stark ausgeprägten Hakennase etwas einem Geier. Dennoch fanden seine Worte in der Runde Anklang und das gekicher setzte wieder ein. „Na dann üssen wir ihn zu Lukas schaffen, der hat nen großes Bett und nen Platz frei!“ Wieder lautes Lachen. Ich grinste mit. Sie waren optisch alle nicht so mein Typ. Bis auf Joe, der zwar durchaus interessant gewesen wäre, aber da kam die Arbeit dazwischen. Und Lukas... tja da hatte ich wohl eh alles versaut. Also ermahnte ich mich, den Jagdtrieb meiner Libido mal etwas runter zu fahren und den Abend einfach so zu genießen. Offensichtlich stand hier der Spaß im Vordergrund. „Wieso ist denn nur noch bei Lukas was frei?“ fragte ich und erneutes Kichern kam auf. „ Wat denn wat denn, gefällt dir unser Prinzesschen nicht?“ Oh wie ich diese Fragen hasste! Aber es passte zu Lukas Freunden, schließlich hatte er selbst mich schon mit dieser Frage in Verlegen heit gebracht. „Och, das wollte ich damit nicht sagen!“ Amüsiert schürzte ich die Lippen und blickte mir Lukas mit seinem albernen Krönchen an. „ War nur neugierig.“ Die zwei Kerle zu Lukas Linken verfielen in eine stürmische Knuddelei und wedelten zugleich mit den Händen in der Luft. „ Stephen und ich sind seit 3 Monaten verheiratet!“ Ich beglückwünschte die beiden nachträglich, wobei ich selbst nicht an solche Beziehungen glaubte. Das jetzt hier durchblicken zu lassen war aber fehl am Platze und im Endeffekt auch nicht mein Problem. „Meiner ist noch arbeiten, der stößt später dazu“ kam es von Mister unangenehme Stimme, der sich noch kurz als Maik vorstellte. „ Und Joe ist für dich eh Tabu, schließlich seid ihr Arbeitskollegen, und auf so ein Niveau lässt er sich nicht herab!“ Maik kicherte und der Rest machte mit. Auch Lukas lächelte, aber ich merkte, wie sein Blick mich taxierte. Unsere Cocktails kamen und ich nutzte die Gelegenheit mich mit einem kräftigen Schluck auf den Abend vorzubereiten. Kapitel 9 So gegen Mitternacht und somit etliche Cocktails später ging es mit immer noch höchst begeisterter Stimmung ins Haus B. Lukas hatte von seinen Freunden neben ein paar sinnvollen Geschenken auch diverse Sexspielzeuge und sonstige Anzüglichkeiten erhalten und auf dem Weg in die B wurde wild spekuliert, ob sich heute Abend nicht ein freiwilliger Tester finden ließe. Lukas ließ diese Sprüche über sich ergehen, lächelte bzw. lachte immer mal mit, gab sich aber nicht sonderlich interessiert daran, nun schleunigst wen in die Kiste zu bekommen. Es passte zu seiner Art. Schließlich hatte er auch bei mir die Bremse gezogen. Rechtzeitig, wies mir durch den Kopf schoss. „Na aber Lukas-Schnuggelchen. Wenn du da heute keinen abschleppst muss doch Alex dran glauben!“ Wieder dieses aufgeputschte Lachen. „ Ja, wie war das mit dem Striptease fürs Geburtstagskind!“ Vor der B war eine längere Schlange, in die sich vergnügt eingereiht wurde. Das Haus B lag direkt unter dem U-Bahnhof Warschauer Straße und war eine recht bekannte Discothek für Homosexuelle. Aber auch Heterosexuelle kamen hier her um zu feiern. Ich blickte mich um und sicherte für meinen Teil die Gegend ab. Keine Arbeitskollegen in Sicht. Hätte mich aber auch gewundert. „Na los Alex! Nicht so verkrampft!“ Ein kräftiger Schlag auf meine Schulter begleitete Joe’s Worte und er schob mich langsam in der Schlange vorwärts. Die Stimmung in der B war gut. Zielstrebig ging es erstmal in den Floor für Schlagermusik. Eine Runde Kurze wurde an der Bar bestellt und ich beglückwünschte mich, nach dem Long Island auf alkoholfreie Cocktails umgestiegen zu sein. Somit war ich klar genug und musste keinen erneuten Toilettenabsturz befürchten, wenn ich nun noch was Hochprozentiges trank. Die Partymeute nebst Lukas verzog sich auf die Tanzfläche während Joe und ich am Rand stehen blieben. „Woher kennst du Lukas?“ rief ich nach einer Weile des schweigsamen Beobachtens zu Joe rüber. Er stand zwar neben mir, der Lärm erforderte aber eine erhöhte Lautstärke. „Lukas?“ Sein Blick war fragend, als hätte er meine Frage nicht recht verstanden. Ich nickte ihm zu und deutete auf Lukas und dann auf Joe, unterstützt mit einem fragenden Blick. Diese Form der Kommunikation war mir irgendwie Fremd. Ich hielt mich immer bevorzugt im Darkroom auf, der sowieso nur für Männer war und in dem klar war, was man vom anderen wollte. Joe neigte sich näher zu mir ran, behielt unsere Meute auf der Tanzfläche aber wie ein Wachhund im Blick. „ Ist mein Ex.“ Er lächelte etwas säuerlich und ich war durchaus überrascht. Offenbar konnte man mir das auch ansehen. „ Ich sagte ja, Monogamie ist nicht mein Ding. Seins schon!“ Ich erkannte einen Moment Bedauern in seinem Gesicht. „Hey, na immerhin könnt ihr noch miteinander!“ Ich lächelte und versuchte die eben erhaltene Info in meinem Kopf zu verarbeiten. Dabei drehte ich die Bierflasche in der Hand, welche ich mir eben zusammen mit dem Kurzen an der Bar geholt hatte. Da kams mir in den Kopf. Was, wenn Joe meine Geschichte mit Gideon an Lukas weiter erzählt hatte? Gut, das würde seiner Schweigepflicht widersprechen aber dennoch. Die Zwei schienen ja noch recht vertraut miteinander und... Ich knirschte unmerklich etwas mit den Zähnen. „Ist das nen Problem für dich?“ Joes Worte riefen mich aus meinen Gedanken. „Was?!“ Ich hatte den Faden verloren. „Na, dass unsere kleine Prinzessin mein Ex ist!“ Ich winkte mit einer kurzen Handbewegung ab. „Keines falls.“ „Ah, gut. Kam mir grad anders vor!“ Er grinste breit und prostete mir zu. Ich grinste zurück und hob ebenfalls zum Trinken an . Joe kam nicht weit. Maik stürmte auf ihn zu und zog ihn mit in die tanzende Menge. „ Ich liebe diesen Song!!“, hörte ich ihn nur noch gröhlen und sah zu , wei Joe es eben noch schaffte sein Gemüsebier abzustellen. Es war eine Schmuseballade von Doro. In Freiheit stirbt mein Herz oder so ähnlich. Ich war es nicht gewohnt, hier solche Musik zu hören, aber offensichtlich wurde sie begrüßt, denn sofort bildeten sich Pärchen, die engumschlungen tanzten. Stephen und sein Freund, dessen Name mir entfallen war und auch Maik und Joe gaben sich nicht sonderlich viel Blöße. Nur Lukas stand auf der Tanzfläche allein. Er sah unentschlossen aus, schockiert von all der Pärchenmacht. Ich stellte mein Bier ab, lächelte leicht und ging auf ihn zu, als er sich grade auch zu mir an den Rand gesellen wollte. „ Darf ich um diesen Tanz bitten holde Maid?“ Da trotz des ruhigeren Liedes die Musik noch recht laut war reichte ich ihm meine Hand. Es war nicht meine Art, so mit anderen Männern umzugehen. Aber Lukas lächlte, schob sich scheinbar etwas verlegen die Brille zurecht und ergriff meine Hand. Ich zog ihn näher an mich, legte eine Hand um seine Taillie und begann mit ihm das langsame hin und her, das zu dieser Musik passte. Lukas lächelte mich beinah schüchtern an und lehnte sich vorsichtig gegen mich. Ich lächelte zurück und triumphierte etwas, diesen sonst so sicheren Kerl etwas aus der Bahn zu bringen. Mir kam es zumindest so vor. „Genießt du den Abend?“ Ich hatte mich vorgebeugt und stellte die Frage in angepasster Lautstärke relativ nah an sein Ohr. Lukas war einiges kleiner als ich und somit musste ich mich recht tief beugen. Sein Blick wanderte über die Pärchen und blieb kurz an Joe und Maik hängen, dann blickte er mich wieder an und lächelte leicht. „ Ja, ist schon schön.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. „ Nur schön?“ Immer wenn ich mich zu ihm herabbeugte, wurde ich von seinem Parfüm umgfangen. Ich sog den lieblich süßen Durft ein und blickte ihn wieder an. Wieder ging sein Blick zu Joe. „Manchmal... fühlt man sich trotz aller Freunde einsam.“ Lukas lächelte nun etwas schief. Entgegen meiner Art drückte ich ihn etwas enger an mich. Ich war nie der Tröster oder so etwas, aber bei Lukas ging es nicht anders. Offensichtlich hing ihm die Geschichte mit Joe noch nach. Es stieß mir etwas sauer auf, schließlich hatte doch er mir gesagt, ich solle mein Leben erstmal auf die Reihe bekommen, bevor ich ihn drin einbauen würde. Ich wollte aber nun mit ihm darüber nicht diskutieren. Langsam strich ich ihm eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Seine Wangen glühten, was ich auf den Alkohol schob. Meine andere Hand kraulte sanft über seinen Rücken. „ Wenn du dich einsam fühlst Lukas, solltest du vielleicht einen Abstecher in den Dark Room machen. Ich bin mir sicher, dass sich das dort ändern wird.“ Meine Worte wurden durch ein aufmunterndes Lächeln unterstützt. Allerdings erzeilten sie nicht die gewünschte Wirkung. Stattdessen versuchte Lukas sich nun von mir zu entfernen. „ Ach Alex. Für einen Augenblick dachte ich , du wärst nen netter Kerl! Du kapierst es nicht!“ Er wollte sich vollends von mir lösen. Ich ergriff ihn am Handgelenk, nicht zu fest aber durchaus bestimmend und zog ihn schwungvoll wieder an mich. Wieder umschlang mein Arm ihn, ließ ihm aber diesmal keine Möglichkeit zu gehen. „Erklär es mir.“ Ich lächelte unbewusst noch immer, meine Stimme war allerdings recht rau geworden. Ich würde lügen , wenn ich behaupten würde, Lukas so an mich zu halten, hätte mich nicht erregt. „ Es geht nicht immer nur um nen guten Fick Alex. Was bringt mir all der Sex, wenn ich danach alleine da sitze!“ Seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. Dieser kleine Anflug von Zorn stand ihm. Wieder wollte er weg, merkte aber schnell, dass er aus meiner Umarmung nicht entkommen würde. Damit wir nicht zu sehr auffielen machte ich mit dem langsamen Hin und Her weiter. Trotzdem merkte ich, dass zumindest Joe uns bereits beobachtete. Ich beschloss darauf zu pfeifen, ergriff Lukas erneut am Handgelenk und zog ihn nach draußen und weiter in den Dark Roo, der quasi gleich um die Ecke lag. „ Alex was hast du..“ Weiter kam er nicht. Ich drückte ihn rau gehen die Wand und meine Lippen auf seine. Mit der Zunge leckte ich über seine Lippen, bis diese mir Einlass gewährten und unsere Zungen einen längeren Kampf aufnahmen. Als ich den Kuss wieder löste rang Lukas nach Atem und hielt sich dabei leicht die Seite. Die geprellten Rippen schienen sich wieder zu melden. Ich presste mein Becken gegen ihn und ließ die Hand mit bedachtem Druck über seine schwarze Lederhose wandern. „ Es hat nicht geklappt, okay Lukas, aber vergiss ihn. Vögel dir etwas den Kopf frei und such dann erneut.“ Ich raunte ihm diese Worte mehr an den Hals , als ans Ohr, denn meine Lippen bahnten sich bereits den Weg über die Haut, die nicht vom Kragen bedeckt war. „Ich ... bin nicht ..so einer !“ Er rang schon etwas um seine Worte und auch die enge Lederhose verriet ihn. Ich drehte ihn schwungvoll mit dem Gesicht zur Wand und presste mich an seinen Rücken, sodass er deutlich meine Erregung spüren konnte und seine durch den Druck gegen die Wand gesteigert wurde. Ich leckte mit der Zunge von Hals zu seinem Ohrläppchen und saugte leicht daran, bis ich den Druck gegen ihn leicht weg nahm. „ Ein bisschen bedeutungsloser Sex geht immer...“ raunte ich ihm wieder zu und presste mich erneut gegen ihn. Sein Körper, der sich eben noch gegen mich aufgebeugt hatte, verlor an Spannung und er senkte leicht den Kopf. Ich löste mich von ihn und Lukas drehte sich zu mir um. Sein Gesichtsausdruck war leicht gequält und dennoch versuchte er zu Lächeln. „Das ist es doch grad Alex...er ist nicht bedeutungslos...nicht für mich....“ Ich stand verdattert vor ihm und sah zu, wie er kurz seinen Sachen richtete. Dann lächelte er mich kurz an und verließ den Dark Room. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und versuchte seine Worte und die Traurigkeit in seinen Augen zu verarbeiten. Natürlich war mir bewusst, dass nicht jeder Homosexuelle so durch die Betten hüpft wie ich, aber offensichtlich war Lukas wirklich einer der wenigen, die absolut monogam waren und wirklich nur in einer Beziehung ihr Bett teilten. „Na Süßer, da hast du wohl ne derbe Abfuhr bekommen. Soll ich das mal zu Ende bringen?“ Mit festem Druck ging eine Hand an meine Errektion. Ich drehte mich mit dem Rücken zur Wand und lehnte mich dagegen. Der fremde Kerl öffnete meine Hose und ehe ich mich versah spürte ich seine heiße Zunge über meine Erregung tanzen. Als seine Lippen sich um meine bestes Stück schlossen und er langsam zu saugen anfing, stöhnte ich leicht auf und schloss die Augen. Lukas tauchte plötzlich vor meinem inneren Auge auf. Mit ihm sein gequälter Blick. Erst zu Joe. Dann wie er mich ansah. Wer auch immer mir da grad einen blies, er machte seine Arbeit fantastisch. Ich stöhnte leicht und blickte hinab auf dieses kaum zu erkennende fremde Gesicht. Er blickte kurz zu mir auf. In der Dunkelheit erschienen seine Augen leer. / Er ist nicht bedeutungslos...nicht für mich./ Lukas Stimme drang in meinen Kopf während ich den Blick dieser leeren Augen erwiederte. Obwohl ich kurz vor dem Orgasmus stand, ging es plötzlich nicht mehr. Nach Atem ringend versuchte ich den anderen weg zu drücken. „Hör auf! Es geht nicht!“ Schlagartig ließ auch meine Erregung nach. Der Kerl lies von mir ab und taxierte mich kurz mit abschätzendem Blick. „ Was denn los mein Süßer, wars nicht gut?“ säuselte der Fremde zu meinen Füßen. „ Vergiss es...“ murmelte ich nur und sah zu , dass ich die Hose wieder zu bekam. Fluchtartig verließ nun auch ich den Dark Room, schoss am Schlagerfloor vorbei und Richtung Garderobe. Beim Weg nach draußen rief mir der Fremde noch irgendeine Beschimpfung hinter her. Ich nahm sie nicht wahr bis ich zwischen Schlagerfloor und Garderobe zum Stehen kam. Dann hielt ich inne. Ein kommentarloser Abschied wäre nun genauso reif wie mein Abgang neulich aus Lukas Wohnung. Ich hatte mich eigentlich gut amüsiert und sollte durch dieses unsinnige Verhalten nicht zerstören, was sich heute Abend so ergeben hat. Ich knirschte kurz mit den Zähnen und drehte um. Ein Teil der Partymeute war noch immer auf der Tanzfläche zugange. Maik hatte seine Arme mittlerweile um wen anders geschlungen und auch Joe tauschte Intimitäten mit einem Fremden aus. Lukas und Stephen saßen zusammen mit Stephens Freund an einem Tisch in der hinteren Ecke. „Sorry Jungs, ich muss mich verabschieden.“ Sie blickten alle zu mir auf. „Waaaas? Schon?“ Aus Stephens Freund sprach der Alkohol, aber in gewissem Maß auch tatsächliche Enttäuschung. Lukas blickte mich eher ausdruckslos an, während seine Freunde versuchten, meinen Aufenthalt hier mit ihrer Überredungskunst zu verlängern. „Was ist denn nun mit unserem Prinzesschen hier?!“ Lukas wurde von Stephen umarmt und leicht hin und her geschüttelt. Er lächelte gequält und sah müde aus. „Ich glaube nicht, dass ich heute noch nen Prinzen finde Steph.“ Während er dies sagte, blickte er zu mir auf. Ich fühlte mich angegriffen. Mein Magen verkrampfte bei seinen Worten und ich ärgerte mich, grad eben nen guten Blowjob für dieses Kerlchen hier sausen gelassen zu haben. „Ohoooo !! Ihre königliche Hoheit hat schlechte Laune!!“ Gekicher. „Garçon!! Mehr Alkohol bitte!!! Damit wurde Joe adressiert, der tatsächlich Richtung Bar stapfte und bestellte. „Gut Ladies, ich wünsche euch noch viel Spaß.“ Innerlich brodelte ich, aber ich bemühte mich locker zu klingen und setzte mein süßestes Lächeln auf, deutete eine Verbeugung an und marschierte davon. An der Garderobe dauert es immer im Haus B, bis man das hat, was man möchte. Ich stand gegen den Tresen gelehnt und wartete, dass das Mädel auf der anderen Seite meinen Mantel aus dem Wirrwar an zu dicht gestopften Jacken, Mänteln und Rucksäcken heraussuchte. Eine schmale Hand legte sich auf meine und überrascht blickte ich auf. Lukas stand neben mit, schob etwas unbeholfen seine Brille zurecht und blickte mich an. „Schade, dass du schon gehen willst.“ Seine silbergrauen Augen musterten mein Gesicht. Sie wanderten hin und her und ich vermutete, dass er nach Worten suchte. „Du brauchst dich nicht zu entschulidgen Lukas.“ Ich lächelte schief. „ Du bist nunmal, wie du bist... und ich bin ich ...“ Die Worte hatten einen härtern Ton, als es mir lieb war. Ich empfing meinen Parker und begann mich anzuziehen. Lukas drückte meine hand etwas fester, dann zog sie sich zurück. Dort, wo sie eben noch meine Haut berührt hatte, fühlte es sich nun kalt an. „Wenn du magst, komm morgen zum Kaffee? Nur du und ich und vielelicht einmal die Möglichkeit zu reden.“ Er lächelte leicht. Diese Einladung war vorsichtig und offensichtlich ohne größere Versprechen, doch trotz all seine Vorsicht in der Wortwahl stand dieser kleine Kerl vor mir, sein albernes Krönchen auf dem Kopf, und strahle eine unglaubliche Sicherheit aus. Vielleicht waren meine Worte kurz zuvor doch nicht so verkehrt gewählt gewesen. „Also gut. Dann bis morgen Prinzesschen.“ Ich beugte mich hinab und küsste ihn sanft auf die Wange, dann verließ ich das Haus B. Kapitel 6: Kapitel 10-11 ------------------------ Kapitel 10 Ungewohnt Früh war ich diesmal auf, denn wenn ich mal einen freien Tag habe, neige ich dazu, den Abend davor so zu versumpfen, dass nur noch ein stilles vor-sich-hin-vegetieren möglich ist. Allerdings hatte ich gestern Nacht nur wenig Alkohol getrunken und war so viel zu früh wach, um mir Gedanken über den Vorabend zu machen. Einen Glimmstengel im Mundwinkel saß ich auf meiner Fensterbank und betrachtete die Straße. Mein Blick schweifte ab und vor meinem inneren Auge erschien Lukas. Und als wenn ich daneben gestanden hätte, spielten sich unsere Unterhaltungen nochmals ab. Das Spiel seiner Gesichtszüge, die immer wieder versteckten Schmerz durchblicken ließen. Zudem seine Blicke zu Joe. Die Blicke, die ich von ihm erhielt. Joe hatte letzten Abend bedauert, wie sehr doch Lukas zur monogamen Partnerschaft tendierte und mir fielen Lukas Worte wieder ein, dass er sich nicht in Beziehungen einmischen würde. Ich schloss daraus, dass wohl irgendwer sich zwischen ihn und Joe gedrängt hatte, und anders als Joe, hatte Lukas seine Probleme damit. Und nun kam ich ins Spiel. Was wollte ich? In erster Linie war Lukas noch immer nicht mein Typ. Zu schmal, zu zierlich, zu dünn. Während ich versuchte mir seine äußeren Makel vors innere Auge zu rufen funkte mir nur unser kurzes Erlebnis im Dark Room dazwischen. Seine geröteten Wangen. Die kleinen Strähnen, die sein Gesicht umspielten und die Erregung in seinenen Augen. Er hatte süß geschmeckt. Sowohl der Kuss, als auch seine Haut. Er wirkte in seiner Erregung und Überraschung unschuldig und verlockend. Mit diesen Gedanken bemerkte ich, das Lukas zwar optisch nicht mein Typ war, diese Tatsache aber bei weitem nicht mehr ausreichte, ihn mir „schlecht“ zu reden. Ich leckte mir leicht über die Lippen, als könnte ich den Kuss noch schmecken. Meine Libido war erwacht und forderte ihren Tribut. Also beschloss ich etwas Handarbeit zu betreiben um vielleicht doch etwas ausgeglichener bei Lukas zum Kaffee aufzuschlagen. Wir hatten am Abend zuvor keine genaue Zeit ausgemacht, aber aufgrund des erhöhten Alkoholkonsums beschloss ich, dass halb vier für Lukas sicherlich eine gute Zeit war. Meine dunkelgraue Stonewashedjeans saß perfekt. Das schwarze Polohemd brachte bemerkenswert gut meine Armmuskeln zur Geltung und meine Haare lagen nach der ausgiebigen Dusche bestens. Vielleicht würde es bei Lukas etwas mehr Aufwand bedeuten, aber sein Körper hat mich neugierig gemacht und ich war somit bereit, diese Mühen auf mich zu nehmen, um mehr von ihm zu schmecken, als die kleine Kostprobe gestern Abend. Ich checkte soeben mein Handy auf neue Nachrichten und hatte genüsslich einen Glimmstengel im Mundwinkel, immerhin war heute ein feier Tag und ich hatte ein Date mit Lukas in Aussicht, als es klingelte. „Verdammte Scheiße...“ brummelnd lief ich zur Tür und stieß genervt eine größere Wolke Rauch aus. /Bemerkenswert Alex, wie schnell deine gute Laune verfliegen kann..../ Ich grinste über meine eigenen Stimmungsschwankungen und öffnete die Tür. Zu meinen Leidwesen stand die einzige Person davor, die ich absolut nicht sehen wollte. Woher wusste dieser kleine Scheisser immer, wann ich frei habe? „HI!“ kam es mit einem dämlichen Grinsen aus seinem kleinen Gesichtchen. Er wackelte aufgeregt hin und her, voller Energie und spähte bereits meinen Flur hinab, ob ich alleine wär. „Gideon, um Himmelswillen, was tust du hier?“ Ich bemühte mich nicht zu genervt zu klingen, warf aber dennoch einen Blick auf mein Handy um die Zeit im Auge zu behalten. „Na ich hab dich vermisst. Und dann hab ich einfach bei dir auf Arbeit angerufen und deinen Dienstplan erfragt...“ „DU HAST WAS???!“ Ich zog ihn grob in den Wohnungsflur und schloss die Tür mit einem lauten Knall hinter mir. „ Das hast du nicht wirklich getan...“ Sofort sprangen meine Gedanken wild im Kopf. Joe konnte unser Geheimnis gut verbergen aber wenn sich herumspricht, dass sich Männer nach meinen Dienstplänen erkunden... Ich malte mir schon das Schlimmste aus. „ Ich hab gesagt ich bin ein Freund von dir und versuch dich schon seit einiger Zeit zu erreichen. Ganz harmlos, ehrlich!“ Meine Faust sauste durch die Luft. Irgendwie musste ich mir Luft machen. Allerdings zielte ich nicht auf Rehauge, sondern auf die Wand vor der er stand. Er zuckte kurz zusammen und beobachtete mich, offensichtlich überrascht, dass es die Wand und nicht ihn getroffen hatte. Ich holte tief Luft und starrte wütend auf den Boden. Dann dachte ich an Joe’s Worte. Dass Gideon womöglich ein gestörtes Selbstbild hatte. Dass meine Ausbrüche ihm nicht dabei halfen, dies zu ändern. „Wer war am Telefon?“ Mein Blick musste furchteinflössend gewesen sein. Gideon wich weiter gegen die Wand zurück, wobei das kaum den Abstand zwischen uns vergrößerte. Er überlegte fieberhaft , wer am Telefon war und ob er diese Antwort wirklich wagen konnte. „ Keine Ahnung... Wieso ist das wichtig? Ich wollte doch nur....“ Er verstummte als ich mich von ihm abwandte. Bilder zogen durch meinen Kopf. Ich war wütend und zugleich zu untervögelt um klar zu denken. Ich zog ein letztes Mal an der fast abgebrannten Zigarette und stiefelte ins Wohnzimmer um sie zu löschen. Gideon huschte hinter mir her. Meine Bude sah noch immer aus wie Sau. Ordnung war definitifv nicht meine Stärke. „Wow, Alex, du musst hier echt mal was tun!“ Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und Rehauge huschte in die Küche. Das raschlen seiner Kleidung verriet, dass er die Jacke sowie seine Umhängetasche abgelegt hatte. Geschirr klimperte und signalisierte mir, dass er soeben mit dem Aufräumen begann. Ich lehnte gegen den Türrahmen und beobachtete ihn. Eine neue Zigarette wurde entzündet, das leise Zippen des Feuerzeugs mischte sich mit Gidis Geklimper. „Du bist nicht ernsthaft hergekommen um aufzuräumen, oder?“ Ich pustete den Raus aus und überblickte mein Chaos. Ich hasste mich selbst dafür und beschloss, diesen Zustand schleunigst zu beseitigen. Gideon hielt inne mit seinen Räumarbeiten. „ Nicht wirklich. Ich wollte dir eigentlich was erzählen...“ Er blickte verlegen auf die Spüle, wo er Mühe hatte das Geschirr zu stapeln um sich ein freies Becken zum Abwaschen zu verschaffen. Dann glotzten seine kullerrunden Rehaugen wieder zu mir. Ich blickte auf mein Handy. Dreiviertel drei, wenn ich pünktlich bei Lukas sein wollte, hätte ich vor 5 Minuten zur Bahn gemusst. Glücklicherweise hatten wir keinen festen Termin. „Ich hab noch was zu tun Kleiner also...“ Gideons Augen wurden mal wieder zu kleinen fiesen Schlitzen. Seine Finger krampften um einen Teller und ich befürchtete, dass dieser zu Bruch gehen würde. Auch nicht schlimm, war nen billiges Ikea-Teil, aber ich hatte keine Lust irgendwelche Schnittwunden zu versorgen, die sich unsere kleine Dramaqueen dabei zuziehen würde. „Hast du ein Date? Mit wem? Diesem dünnen Hemd aus der Bar?“ / Scheiße!/schoss es mir durch den Kopf. Er bekam einfach viel zu schnell den Unterton einer eifersüchtigen Ehefrau. Je mehr er diesen zu Tage legte, desto schneller stieg meine Wut und ich wollte mich heute wirklich beherrschen! Zum einen für Rehauge, zum anderen um mit gutem Gefühl bei Lukas aufzutauchen! „Das dürfte dir egal sein Gideon, weil du hier keinerlei Ansprüche hast.“ Ich zog kräftig an meiner Zigarette und spürte zufrieden wie der beißende Rauch schmerzlich tief in meine Lungen eindrang. Ich musste mich zusammenreißen. / Du musst..../ Langsam ließ ich den Qualm zwischen meinen Lippen entweichen und nutzte diese Pause um Gideon eingehender zu betrachten. Er hatte etwas mit seinen Haaren gemacht und offensichtlich trainiert. Wenn er nicht der kleine Quälgeist gewesen wäre, der er nunmal war, in jeder Bar oder Disko hätte ich ihn aufgegabelt. /Tja Alex, du hast nunmal einen guten Geschmack. Und da passt Lukas nicht dazu.../ Ein Kopfschütteln sollte diese Gedanken vertreiben. Gideon hatte mittlerweile den Teller zur Seite gestellt und kam auf mich zu, ergriff meine Hände und hielt sie sanft zu beiden Seiten weg. Seine Augen glitzerten seltsam, ohne dass ich sagen konnte, welches Gefühl sich gerade in ihnen wiederspiegelte. „ Sag ihm ab Alex. Bitte. Ich möchte dich heute nur für mich. Ich verspreche dir, dass ist auch das letzte mal .“ Ich hob überrascht eine Augenbraue und blickte ihn fragend an. „ Ich verlasse mich nicht auf deine Versprechungen.“ Ich entzog ihm die Hand, die meinen kleinen Krebsarbeiter hielt und schob weiteren Qualm in meine Lunge. Gideon ließ meine andere Hand los und baute sich vor mir auf. „Ich hab mit ein paar Freunden beschlossen nen Semester auszusetzen und dafür durch die Welt zu reisen.“ Er grinste stolz. Ich verschluckte mich an meinem Rauch und musste husten. „ Das hälst du für eine gute Idee?“ Ich zog eine Augenbraue hoch und schalt mich innerlich selbst. / Idiot! Dann bist du ihn erst mal wirklich los!/ Ich kontrollierte erneut die Uhrzeit auf meinen Handy. Kurz nach Drei. Verdammt, dieser Kerl wusste es einen aufzuhalten! Meine Zigarette verschwand als Stummel im Aschenbecher. „Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst...“ Ich suchte nach meinem Wohnungsschlüssel und ließ dazu den Blick über mein Chaos schweifen. Rehauge nutzte den Augenblick und warf sich an meinen Arm. „ Bitte Alex, nur heute Abend! Morgen fliegen wir auch schon!“ Er kramte in seiner Umhängetasche und hielt mir einen Umschlag vor die Nase. Ich knurrte ungewollt, nahm aber den Umschlag und sah hinein. Tatsächlich befanden sich darin mehrere Flugtickets nach Shanghai. Gebucht ohne Rückflug. Erneut hob ich eine Augenbraue und blickte Gideon an. „Wie könnt ihr euch das leisten?“ /Klappe du Dummkopf!!/ Gideon nahm den Umschlag wieder entgegen und kicherte vergnügt. „Alex, du hast wohl gar keine Ahnung...Mittlerweile bekommt man so einen Flug schon ab 50 Euro pro Person, brauchst nur den richtigen Anbieter!“ Er grinste stolz und breit. „Aha. Und wo werdet ihr schlafen?“ / Jetzt vermittle ihm nicht auch noch den Eindruck, dass du dich um ihn sorgst Schwachkopf!!/ Ich versuchte schnellstmöglich einen neutralen Gesichtsausdruck hinzubekommen. Er spielte mir doch grad alles zu, was ich wollte. „Ach, wir sind da flexibel. Es ist eben ein Abenteuer!!“ /Seltsamer Hang zur Leichtsinnigkeit, muss mit seiner Persönlichkeitsstörung zusammenhängen./ Ich ließ den letzten Satz von Rehauge unkommentiert. Der Kleine war letztendlich alt genug für sich zu entscheiden. Schließlich entschied er sich ja auch immer wieder dafür hier aufzukreuzen. / Warum machst du auch immer die Tür auf ???/ Ich seufzte und blickte erneut zur Uhr. „ Reh...Gideon ich hatte mir den Tag wirklich anders vorgestellt...“ Er presste sich fester gegen meinen Arm. Der Duft eines günstigen Parfums zog mir in die Nase. Zudem blieb sein doch immernoch knackicker Körper nicht unbemerkt. Mein Sexleben war etwas zu ruhig gewesen in letzter Zeit. Ich hatte mich einfach zu sehr an Lukas festgebissen. Und der würde mich wahrscheinlich auch heute nicht zum Zuge kommen lassen. /Verdammter kleiner Blondie.../ Mit der gedanklichen Erwähnung seines Spitznamens sah ich sein Lächeln vor mir. Sein Blick über den Brillenrand, der so viel sagen konnte. Ich lächelte stumm. Dummerweise deutete Gideon dieses Lächeln falsch. „Oh! Das wird heute nen prima Abend! Ich koch uns was schönes und dann nehmen wir gemeinsam ein heißes Bad! Und dann...“ Ich blickte zu ihm hinab und verdammte mich. Was sollte ich tun? Ihn wieder davon prügeln wie einen Straßenhund? Das wäre kein Schritt vorwärts gewesen. Resignierend ließ ich die Schultern sinken und gab somit allen Widerstand auf. Ich griff abermals zum Handy, nur um entnervt festzustellen, dass ich zwar wusste wo Lukas wohnt, aber keine Nummer von ihm im Handy hatte. „Ich muss kurz an den Rechner. Immerhin absagen kann ich. Dann hab ich Zeit für dich, Und dann verschwindest du aus meinen Leben, okay? Du suchst dir nen netten kleinen Spanier oder so als Freund und wirst dann eine glückliche Beziehung führen und von mir fernbleiben, klar?“ Gideons Augen weiteten sich und bekamen das flackernde Schimmern eines nahenden Tränenergusses. Ich packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn sacht. „ So kann es nicht weiter gehen. Du bist wie ein Stalker. Wie besessen und ich bin das letzte! Ich will dir nicht weh tun Gideon, aber du treibst mich immer wieder dazu!“ Mein Griff festigte sich mit jedem Wort. Ich ließ ihn erschrocken los und ahnte, dass unter seiner Kleidung sich bereits blaue Male bildeten. Er rieb sich leicht über die Schulter und unterdrückte ein Schluchzen. Beschämt blickte er erst zu Boden, doch als die ersten Tränen kullerten warf er sich an mich. Die Arme um meinen Hals geschlungen flüsterte er leise gegen meine Lippen: „ Du bist der einzige für mich. Du bist mein ein und alles. Ohne dich bin ich nunmal nichts. Ob Schmerzen oder Wonne, ich nehme jedes Gefühl von dir wie ein Geschenk.“ Dann küsste er mich sanft und starrte mich aus den mit einigen Tränen gefüllten Rehaugen an. Ich fluchte leise und packte mein Handy zur Seite. Wenn dies die letzte Nacht mit ihm sein sollte, musste Lukas warten. Ich legte seufzend die Arme um Rehauge und küsste ihn. Der Kuss war fest, fordernd und Gideon lehnte sich nur all zu innig gegen mich. Eigentlich alles perfekt. Eigentlich... Ich räumte mit einer Hand die Arbeitsplatte frei und das Geschirr wieder ins mühevoll leer geräumte Spülbecken. Das Klimpern und Klirren verriet mir, dass der ein oder andere Teller dies wohl nicht überlebt hatte. Es war mir recht egal. Ich hatte gerade andere Probleme. Mit Schwung setzte ich Rehauge auf die Arbeitsplatte und küsste ihn heftiger. Er presste bereits bereitwillig sein Becken gegen meine Hüfte und atmete heftig. Seine Erregung spiegelte all die Sehnsucht wieder, die er offensichtlich für meine Berührungen empfand. Es gab nur ein Prolem. Ich empfand nichts. Kapitel 11 Ich fluchte innerlich. Da war nichts! Nicht ein kleiner Funke! Ich hatte bereits massenhaft unbedeutenden aber fürchterlich heißen Sex in dieser Küche. Aber gerade tat sich nichts. Meine Libido schwieg. Keine kleine Zuckung, keine Regung, nichts. Seine Finger wanderten fahrig unter mein Shirt und erkundeten meine Haut. Ihre Berührung hinterließ keine Schauer. Keine Hitze, die erneuert werden musste durch weitere Berührungen. Schlimmer noch. Seine Berührungen widerten mich an. So eben wollte er mein Shirt hochziehen und meine Brust mit kleinen Küssen versehen, als ich ihn von mir wegdrückte. „ Es geht nicht Gideon...“ Überrascht und verständnislos starrte er mich an. „ Was geht nicht? Sag nicht sowas?!“ Seine Hände wanderten in meinen Schritt und zuckten umgehend zurück, als hätte er sich verbrannt. Fassungslos starrte er mich an. „ Du... schlag mich, wenn du das brauchst. Tu mit mir, was du willst, aber schlaf mit mir!“ Seine Stimme erhöhte sich zu einem schrillen Flehen am Ende des Satzes. Ich ließ ihn los und ging ein Schritt zurück. Unbemerkt schüttelte ich leicht den Kopf während ich zu Boden starrte. Dann blickte ich an ihm auf und konnte nichts erkennen, was mich noch reizte. Bilder von ihm huschten durch meinen Kopf, wie er gefesselt und wimmernd vor mir lag, nackt, und mir seinen sonst so einladenden Hintern präsentierte. Nichts. Trieben mir diese Bilder sonst immer genug Blut in den Schoß passierte nun nichts. Ich sah nun Gideon. Nur Gideon. Einen ansehnlichen hübschen Jungen. Ein Junge, der zu viel quasselte und zu quirlig für mich war. Und in meinem Kopf hörte ich leise das Echo der Unterhaltung mit Joe. „ Das würde nichts ändern Gideon. Ich ... du solltest nun gehen.“ Ich griff nach seinen Sachen und reichte sie ihm. Sein Mund stand fassungslos offen. Wie in Zeitlupe rutschte er von der Arbeitsfläche meiner Küche und nahm seine Sachen entgegen. Mit sanftem Druck schob ich ihn aus der Küche in den Flur. Selbst schnappte ich mein Handy, welches mir mit schreiend grellen Ziffern die Uhrzeit entgegen schmetterte. Halb fünf. Hatte ich solange mit Gideon rumgemacht? Überrascht blickte ich zu ihm hinab. Er deutete meinen Blick falsch und wollte sich umgehend zu Boden werfen. Es glückte mir, ihn am Arm abzufangen und ihn aufrecht zu halten. „ Gidi... das bringt nichts..“ Meine Stimme klang erstaunlich sanft und verblüffte mich selbst. Ohne große Gegenwehr führte ich ihn weiter zur Haustür, schnappte meine Lederjacke und erkannte erleichtert, dass mein Wohnungsschlüssel ebenfalls in der Diele lag. Zusammen mit Rehauge verließ ich den Hausflur und blieb mit ihm auf der Straße stehen. Erst jetzt merkte ich, dass es viel zu kalt für meine Lederjacke war. Natürlich hatte ich auch meinen Schal vergessen. Aber all das half nun nichts. „Pass auf dich auf Kleiner. Und immer schön an den Gummi denken, grade in Thailand, okay?“ Ich rückte Gideons Jackenkragen zurecht. Er blickte mit seinen dunklen Dackelaugen zu mir auf. Erstaunlicherweise waren sie diesmal nicht Tränen gefüllt. „Warum gerade er, Alex?“ Seine Stimme klang gequält. Sein Gesicht war schmerzlich verzerrt. Ich küsste ihn sanft auf die Stirn, streichelte seine Wange und lächelte ihn zuversichtlich an. „ Er hat mich einfach in seinen Bann gezogen. Und jetzt geh besser nach Hause Kleiner, du hast sicherlich noch viel vorzubereiten.“ Ich lächelte ihn erneut zuversichtlich an, ging einen Schritt zurück und dann drehte ich mich zum Gehen um. Auf dem Weg zur Bahn blickte ich nochmals zurück und sah Gideon immernoch regungslos auf der Straße stehen. Noch immer sah er mir nach. Ich hob die Hand für einen hoffentlich letzten Gruß und beschleunigte dann meinen Schritt. Scheiße, war das kalt, und mit jedem Schritt zog der kalte Wind durch meine Lederjacke. Die S-Bahn kam mir diesmal gelegen, aber dennoch war ich ziemlich durchgefroren als ich endlich bei Lukas vor der Tür stand. Ich suchte seinen Namen an der Klingel und lauschte in die Gegensprechanlage, nachdem ich den Klingelknopf gedrückt hatte. Es war mittlerweile kurz nach sechs und bereits stock dunkel. Winterzeit war einfach scheusslich. Nicht, dass ich zu den Sonnenanbetern gehören würde, aber einen Hauch Vitamin D brauchte man nunmal. Es tat sich nichts, also betätigte ich erneut die Klingel und diesmal summte es einfach an der Tür. Ich war etwas verwundert, aber vermutlich hatte er schon auf mich gewartet. Es hätte mich nicht gewundert, wenn nun auch ein kleines Theater auf mich warten würde. Immerhin war es bereits etwas spät für einen Kaffee und wiedermal stand ich mit leeren Händen da. / Klasse Alex, Geburtstage liegen dir also auch nicht.../ Ich machte für mich selbst einen Haken, dass dieser Beziehungsmist mir nicht liegt und legte mir auf dem Weg nach oben schon ein paar passende Argumente fest. Die Haustür öffnete sich, kaum dass ich die letzte Treppenstufe erreicht hatte. Earnest steck seinen dicken Katzenkopf durch den Spalt und begrüßte mich mit einem verzerrten Mauzen, dass eher einem Meckern als einer fröhlichen Begrüßung glich. Lukas stand an der Tür und blinzelte mich an. Er trug eine schlichte schwarze Jeans und ein ebenso schlichtes T-shirt. „Oh, du bists. Komm rein...“ Die Tür ging weiter auf und wohlige Wärme strömte mir entgegen. Kaum im Wohnungsflur angekommen, fiel die Tür auch schnell wieder zu. Er schob eilig eines dieser Zuglufttierchen vor die Tür und rieb sich kurz fröstelnd die Arme. Earnest umkreistre mich während ich mich hinabbeugte, um meine Schuhe auszuziehen. Lukas stand vor mir und wartete geduldig und schweigsam, dass er mir die Jacke abnehmen konnte. „ Meinst du nicht, dass eine einfache Lederjacke etwas zu frisch ist bei diesen Temperaturen?“ Er hing sie an die kleine Flurgarderobe und blickte mich an. Sein Lächeln war schwach aber sanft. In der warmen Wohnung erst spürte ich, wie mich die Kälte draußen durchzogen hatte. Meine Finger verfärbten sich rot und schmerzten. Ich bewegte sie leicht zähneknirschend. Ohne ein Wort zu sagen umfassten Lukas schmale warme Hände meine. Ein stechender Schmerz durchzog sie und ich zuckte leicht zurück. Er ließ sich nicht beirren und hielt sie weiter umschlossen. „ Du bist ja komplett durchgefroren.“ Ohne mich direkt anzusehen schob er mich sanft in sein Wohnzimmer und platzierte mich auf der Couch, wickelte eine kuschelige dunkelbraune Decke um mich, die wie alles bestens zu seiner Einrichtung passte, und verschwand kurz in der Küche. Ich war verwundert. Es verunsicherte mich, dass er so wortkarg war. Zugleich konnte ich nicht feststellen, dass er sich sonderlich verärgert verhielt. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Vielleicht war ich zu spät? Man hörte ihn leise mit dem schreienden Katzentier in der Küche reden und etwas werkeln. Sollte ich mich entschuldigen? Wofür? Wir hatten keine Zeit abgemacht und schließlich habe ich sogar auf die Besteigung des kleinen Gideon verzichtet. Letzteres wohl aber auch eher unfreiwillig. Bei diesen Gedanken runzelte ich leicht die Stirn. Wieder schweifte mein Blick über diese durch und durch gestylte Wohnung, die vor lauter Schwarz-Weiß Kontrasten ziemlich steril wirkte. Was wusste ich überhaupt über Lukas? Was arbeitete er? Begann ich grade alles an mir umzuwerfen für eine kleine dünne Blondine, die ich nicht mal wirklich kannte?! Meine Hände schmerzten noch immer, aber zugleich wollte ich die Wärme der Kuscheldecke nicht verlassen. Ich wusste so gut wie nichts über ihn... „Hier du Eiszapfen.“ Er lächelte mich sanft an, stärker als zuvor, und reichte mir eine große Tasse mit dampfendem Inhalt. Heiße Schokolade. Dem Duft nach keine Fertigmischung. Meine durchgefrorenen Hände umfassten die große Tasse und mit geschlossenen Augen atmete ich genüsslich den Duft ein. Leises Rascheln signalisierte mir, dass auch Lukas sich gestezt hatte. In dem großen weißen Sessel mit geschnitzten Holzfüßen wirkte er verloren. Auch er umfasste eine große Tasse voller heißer Schokolade. Ich nippte leicht an meiner und war von dem intensiven Geschmack nicht überrascht. Definitiv keine Fertigmischung. „ Wie lange wart ihr gestern noch unterwegs?“ So gemütlich es gerade war. Ich war doch hier um zu reden. Ich wollte Lukas kennen lernen. Und er sollte mich kennen lernen. Oder? Unsicher blickte ich über den Rand meiner Tasse. Der kleine schmale Lukas sah so zerbrechlich in diesem Sessel aus. Sein Blick war müde. Der Gips wirkte viel zu wulstig an seinem schmalen Arm. Feine Linien zierten seine Unterarme. Andere waren weniger fein. Zeichen einer nicht ganz so ausgeglichenen Zeit bei diesem jungen Mann. Sie waren mir vorher nicht aufgefallen, aber zumeist trug er auch langärmlige Shirts. Er bemerkte meinen Blick nicht, sondern starrte etwas abwesend in seine Tasse. „ Hum... ich war nicht mehr so lange unterwegs, bin bald nach dir los.“ Sein Blick trübte sich leicht und schien wieder in die Ferne zu gleiten. Erst jetzt merkte ich, dass Lukas Wohnzimmer ausschließlich mit Kerzen erhellt wurde. Das Licht flackerte schwach in seinen Brillengläsern wieder. „ Lukas, soll ich wieder gehen?“ Ich stellte die Tasse behutsam auf einen kleinen schwarzen Untersetzer der auf dem weißen Wohnzimmertisch lag und blickte ihn fragend an. Wie aus einem Gedanken gerissen starrte er mich an und stellte ebenfalls seine Tasse beiseite. „ Tut mir leid. Ich hätte nicht vermutet, dass du heute wirklich kommst.“ Er lächelte verlegen und strich sich eine Strähne hinters Ohr. Dann wurde kurz die Brille auf der Nase justiert. „ Um ehrlich zu sein verlief der Abend nicht mehr sehr gut nachdem du gegangen bist....“ Er senkte den Kopf und strich mit der linken Hand verlegen über die Narben am rechten Arm. Sie waren nicht Zeugen eines Selbstmordversuchs, doch sie erzählten von einer ähnlichen Verzweiflung. Ich würde es vielleicht irgendwann von ihm erfahren. Lukas schaffte es immer trotz aller Verletzlichkeit eine gewisse Stärke auszustrahlen. Diese suchte ich grad vergeblich. Das Hündchenimage stellte sich bei ihm aber ebenso wenig ein. Gerne hätte ich eine Hand auf die seine gelegt, aber er hatte seinen Sitzplatz gut gewählt, denn für jede Berührung hätte ich aufstehen müssen. Lukas seufzte leise und änderte seine Sitzposition. Dann sah er mich fest aus seinen grauen Augen an und lächelte schief. „ Johannes hat mir gestern nach deinem Verschwinden einen längeren Vortrag gehalten. Davon, dass ich mein Leben nicht vergeuden sollte und den Spaß ergreifen sollte, der sich mir bietet. Es würde keinen Mister Right für mich geben. Und du wärst es erst recht nicht.“ Sein Mund verzog sich leicht. Seine Augen funkelten kurz dunkel auf. Es schien, als spiegele sich seine Vergangenheit mit Joe kurz wieder. /Einer gibt und einer nimmt. Bei Gideon hab ich nur genommen.../ Mir blieb nicht viel Zeit meine reumütigen Gedanken fortzusetzen. Lukas nahm die Arme hoch und streckte sich. Sein schlanker Bauch kam kurz zum Vorschein und fesselte meinen Blick. Kein Sixpack winkte mir da entgegen. Dafür sanfte blasse Haut... „Alex?“ Ich hatte mich in dem Gedanken verloren und blickte Lukas fragend an. Dieser nippte wieder leicht an seiner heißen Schokolade und schmunzelte nun amüsiert. „ Hast du mich eben angestarrt?“ Ich hasste es noch immer, aber im Ertappen war er einfach zu gut. Mir blieb nichts als ein süffisantes Grinsen und ein Schulterzucken. „ Tut mir leid, hat sich gerade so angeboten.“ / Na eine gewisse Schlagfertigkeit hast du ja noch. Bravo!/ Offensichtlich entspannter lehnte sich Lukas in seinen Sessel und betrachtete mich wieder. „ Warum bist du hier Alex?“ Die Ruhe mit der mich ansah und die Gelassenheit in seiner Stimme warfen mich etwas aus meiner selbstsicheren Schale. Er hatte es mal wieder geschafft eine unangenehme Frage zu stellen. „ Du hast mich gestern eingeladen, schon vergessen?“ Ich grinste ihn an und hoffte so unverbindlich zu klingen. „Ebenso wenig wie deinen Versuch mit mir einen Quickie im DarkRoom zu haben.“ Diesmal grinste er und schien beinahe etwas verlegen. „Verdammt, ich hatte schon die Hoffnung, du hättets das verdrängt.“ Ich bereute es nicht, aber zugegebener Maßen war die Ablehnung durch Lukas das Aus für meine Libido und somit kein sonderlich ruhmreicher Moment für mich. Sein Lächeln verschwand und nachdenklich blickte er in seine Tasse. „ Joe sagt, ich bin zu verklemmt für die Schwulenszene. Ich weiß ja, dass er in dieser Hinsicht ein Freigeist ist und dass das der Grund war, wieso unsere Beziehung kaputt gegangen ist. Weißt du Alex, wenn ich liebe, dann liebe ich. Und dann ist das gemeinsame Bett für mich das allerheiligste. Nur hat Joe das immer wieder entweiht...“ Wieder wurde eine Strähne hinters Ohr geschoben und sich verlegen geräuspert. Unsicher nippte er erneut an seiner heißen Schokolade. „Ich will dich eigentlich nicht mit meinen alten Problemen belasten, entschuldige.“ Er nahm einen weiteren Schluck und blickte unsicher zu mir rüber. Ich saß still und wunderte mich über seine Bereitschaft, sich mir zu öffnen. Zu Öffnen ohne zu Jammern. Lukas hatte etwas, was meine Betthäschen früher nicht hatten, er hatte Tiefgang. Seine Worte hatten Gehalt. Er plapperte nicht pausenlos wie Gideon, der eigentlich nicht viel zu sagen wusste und letztendlich doch nur mit mir in die Kiste wollte. Lukas gab mir soeben einen Einblick, warum er so war, so verlockend, so süß und zugleich so bestimmend. Mehr als einmal hatte er mich in die Schranken gewiesen. Wieviel Selbstbeherrschung ihn das wohl gekostet hat? „ Ich muss dir etwas gestehen...“ Seine Haltung spannte sich an, als er meine Worte hörte. Sein Blick war neugierig aber zugleich auch nervös. Ich stellte meine Tasse auf den Tisch und blickte ihn ruhig an. „Kann ich bei dir eine Rauchen?“ Kommentarlos aber langsam erhob sich Lukas und platzierte einen schwarzen Aschenbecher vor mir auf den Couchtisch. Dann kuschelte er sich wieder behutsam in seinen Sessel und betrachtete mich mit gewisser Spannung. Ich friemelte eine Kippe aus meiner Hosentasche und inhalierte den erlösenden Qualm, nur um ihn kurz darauf wieder auszupusten. „Ich bin ein schlechter Mensch Lukas. Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Und bevor du irgendetwas sagst, was du später bereuen könntest, will ich ehrlich zu dir sein. Ich hab dir gesagt, dass Gideon und ich keine Beziehung führten. Das war so nicht ganz richtig.“ Der nächste Zug an der Zigarette. Wie ein Ertrinkender ,der frischen Sauerstoff einatmet, so gierig zog ich am Glimmstängel. Ich sah, wie neue Spannung in Lukas Haltung kam. Enttäuschung ergriff seine Augen. Ich war unsicher, ob Lukas die Wahrheit verkraften würde,aber ich war nicht hier her gekommen, um zu schweigen. Ich schmunzelte schwach über meine eigene Veränderung und nahm noch einen Zug an der Zigarette. „Gideon war ein One-Night-Stand, der nicht verstehen konnte, dass ich nicht mehr mit ihm wollte. Er suchte mich immer wieder auf, und diese Treffen verliefen...sagen wir unschön. Ich habe eine Seite an mir entdeckt, die mir Sorgen macht und die Gideon geschadet hat, und dennoch konnten wir die Treffen nicht einstellen. Als wir dich damals in der Bar zufällig trafen, war das die Zeit, in der wir versucht haben möglichst ‚normal‘ miteinander umzugehen.“ Wieder verließen kleine Qualmwolken meinen Mund. Earnest tauchte mauzend auf und forderte einen Teil der Sitzfläche des Sessels ein, auf dem Lukas saß. Dieser blickte mich nur ruhig an. Seine Augen waren ungewohnt dunkel im Kerzenlicht. Seine Finger spielten unbestimmt in Earnests Fell. „Ich bin nicht stolz darauf, aber der SM Teil dieser Beziehung hielt mich immer wieder im Bann. Und er war der perfekte Puffer für meine schlechten Launen. Oder wenn ich Ablehnung erfahren musste... Zudem kam Gideon einfach immer und immer wieder an.“ Beim vorletzten Teil des Satzes musste ich schmunzeln, denn die einzige Ablehnung, die ich jeh erhalten hatte, war die von Lukas. Der letzte Zug am kleinen Krebsarbeiter, dann verschwand er im schönen glänzendschwarzen Aschenbecher. Unwohl blickte ich kurz zu Boden. „Ich wollte heute gerne eher hier sein, aber Gideon hat mich überrascht. Er wollte das übliche von mir und hat mich mit allen Angeboten gelockt....“ Nun blickte ich Lukas wieder direkt in die Augen. „Ich habe früher beinah täglich irgendein kleines Betthäschen abgeschleppt, aber seit ich dich kenne, reizen mich die Häschen nicht mehr. So eine lange Durststrecke hatte ich noch nie und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Gideon heute auch flachgelegt. Das einzige Problem ist nur, dass du immerzu in meinem Kopf rumspukst und ich so bei keinem anderen mehr auf Touren komme. Und das pisst mich ziemlich an.“ Mir war warm genug nun und ich schob mir die Decke von der Brust hinab zum Bauch. Lukas lächelte sanft, sogar leicht amüsiert und nippte wieder an der nun nicht mehr ganz so heißen Schokolade. „Und das hat dich heute so geärgert, dass du mit deiner dünnen Lederjacke hergestapft gekommen bist? Schade, ich hatte schon gehofft, du hast etwas Sehnsucht nach mir.“ Er kicherte leise und zwinkerte mir zu. Ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. „Das ist wohl eher deswegen passiert, weil ich Gideon zeitgleich aus der Wohnung geführt habe als ich mich endlich auf den Weg zu dir gemacht hab. Irgendwie musste ich dem Kleinen ja auch erklären, wieso nichts mehr geht. Und heute hat er es gespürt, dass nichts mehr geht. Dank dir ist bei mir quasi tote Hose.“ „Autsch, das nenne ich nicht gerade ein Kompliment...“ Er kicherte amüsiert. Ich knurrte leicht obgleich meiner Wortwahl und seiner Reaktion. „Du weißt, was ich meine...“ Lukas kicherte etwas mehr. Die flackernden Kerzen warfen kleine tanzende Schatten auf sein Gesicht. Es wirkte nicht mehr so geschafft. Ein kleines Leuchten durchzog seine Augen. „ Also du stehst auf SM, sagst du...“ Ich blinzelte perplex. „ Das ist alles, was bei dir hängen geblieben ist?“ Lautlos stellte er seine Tasse ab. Dann lehnte er sich zurück und platzierte seine schmale Hand auf der Armlehne des Sessels. „ Natürlich nicht. Ich hab ebenso verstanden, dass du Gideon deiner Meinung nach endgültig eine Abfuhr erteilt hast und dass deine Libido derzeit ihren Dienst versagt.“ In leichter Schmolllaune schob ich nun komplett die Decke von mir weg. „ Sie versagt nicht ihren Dienst komplett. Nur bei anderen.“ Er lächelte sanft und erhob sich langsam aus dem Sessel. Im Kerzenschein waren seine blauen Flecken kaum zu erkennen. Nur seine bedachten Bewegungen sprachen von seinem Erlebnis. Er ging langsam durch sein Wohnzimmer und tauschte einige abgebrannte Teelichter gegen neue aus. „Und du warst immer der dominante Part?“ Seine Frage erklang beinahe beiläufig und lockte mich aus der Reserve. „Ähm...ja. Immer. Warum?“ Die letzte Kerze war getauscht und er kam langsam auf mich zu, ein letztes Streichholz auspustend. „Vielleicht musst du einmal die Erfahrung machen, wie es ist, sich völlig hinzugeben und jemand anderem zu gehören, anstatt immer nur zu nehmen?“ Er blieb sanft lächelnd vor mir stehen und sah auf mich hinab. Ich hob fragend eine Augenbraue. „Naja, vielleicht verstehst du dann, wieso der kleine Kerl so an dir hängt? Es gibt manchen Menschen eine neue Ebene der Vertrautheit, wenn sie sich völlig hingeben dürfen.“ Ich hätte stutzig werden sollen, dass ihn mein Geständnis nicht schockierte. Nun aber konnte ich ihn nur ungläubig ansehen und versuchte seine Worte nachzuvollziehen. „Vertraust du mir Alexander?“ Er hatte sich leicht zu mir hinab gebeugt und bickte mich eingehend an. Der kleine raue Unterton in seiner Stimme und das dunkle Flackern in seinen Augen machte mich neugierig. Es versprach Abenteuer und erregte mich. Dennoch musste ich kurz nachdenken. Kannte ich Lukas überhaupt? Er hatte mir vertraut, als er mich aus der Toilette schleppte und in sein Bett brachte. Er war in der Bahn, als der kleine Scheißer mich ausrauben wollte. Vor seinen Freunden hatte er mich als Held, der ich wirklich nicht war, präsentiert. Ich wusste nichts über Lukas. Ich wusste nur, dass ich bisher auf ihn zählen konnte. Während meine Gedanken noch wanderten hatte sich Lukas wieder aufgerichtet und reichte mir seine unbeschädigte Hand. Ich lächelte ihn sicher an und ergriff die schmalen Finger. „Ich wills gern versuchen.“ Seine Gipbshand richtete umständlich seine Brille und er zog mich langsam in ein anderes Zimmer. Als wir es betraten erkannte ich sein Schlafzimmer. „Ah... hier war ich schon mal.“ Eine kleine weiße Knubbiglampe warf angenehmes Licht in den Raum. Das große Bett stand einladend in der Mitte. Ich hatte es kaum noch Erinnerung. Lukas führte mich weiter Richtung Bett. Ein Weg der mir durchaus zusagte. Sollte er plötzlich seine Prinzipien über Bord geworfen haben? „Ich möchte mit dir etwas probieren. Bist du sicher, dass du mir vertraust?“ Ein sanftes Lächeln klang mit seinen Worten mit. Er stand hinter mir und lehnte sich leicht gegen meine Schultern, als er sich auf die Zehenspitzen stellte um mir diese Worte leise ins Ohr zu hauchen. Ein kleiner Schauer überzog meinen Rücken. „Ja, ich vertraue dir.“ Meine Stimme klang rau und leichte Erregung schwang im Unterton mit. Dies zu leugnen wäre verkehrt. Lukas hatte mich einfach zu oft abblitzen lassen, als dass ich jetzt einen Rückzieher machen könnte. „Nicht erschrecken...“ Mit seinen sanft gesprochenen Worten verband er mir zeitgleich mit einem dunklen Tuch die Augen. Eine Spielerei, die ich auch oft mit Gideon gemacht habe, nur war er derjenige, der nichts mehr sehen konnte. Ohne weitere Worte wanderten seine schmalen Hände an den Bund meines Poloshirts und zogen es mir sanft über den Kopf. Sein Schlafzimmer war wohlig warm und dennoch zog ein leichter Schauer über meinen Rücken. Immernoch wortlos führte er mich ein kurzes Stück weiter. „Knie dich hin.“ Seine Stimme klang sanft aber bestimmt. Ich holte kurz Luft und befolgte seine Anweisung. Beim Hinknien führten seine warmen Hände mich. Ich spürte ein weiches Kissen unter mir, was das Knien wesentlich angenehmer machte. „Leg deine Hände auf den Rücken.“ Seine Fingerspitzen strichen mir sanft über die Schulterblätter und meine Arme hinab. Erneut erfasste mich ein kleiner Schauer und ich befolgte auch diese Anweisung. Behutsam band er meine Handgelenke mit einem weichen Seil auf dem Rücken zusammen, nicht zu fest, aber durchaus fest genug, um mich in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Dennoch war dies eine Position, in die ich auch Rehauge nur all zu oft gezwungen hatte. Sie bedeutet bei mir nie Gutes. Meine innere Anspannung stieg. „Was hast du vor?“ Meine Stimme war noch rauer als zu vor und unerwartet leise. Lukas bewegte sich ruhig und ging auch mit mir so ruhig um, dass diese Prozedur keinen weiteren Vergleich zum Umgang mit Gideon finden konnte. Sein Zeigefinger fuhr sanft über meine Lippen. „Shhh... nicht sprechen.“ Sein Atem strich warm über meine Wange und der Duft seines süßlichen Parfums wanderte langsam in meine Nase. Ich schluckte leicht, hielt aber die Lippen nun verschlossen. Jetzt lehnte er sich sanft gegen mich, seine linke Hand friemelte ein bis zwei Minuten am Verschluss meiner Jeans und zog diese nebst Unterwäsche langsam hinunter. Erneut erschauderte ich leicht. Ich wusste nicht, ob er mich nun komplett betrachtete. Wo ich mich im Raum befand erfuhr ich jedoch, als er meinen Oberkörper langsam nach vorne drückte, bis mein Oberkörper auf dem Bett zum liegen kam. „Liegst du bequem?“ Erneut lag der Zeigefinger seiner linken Hand auf meinen Lippen und ermahnte mich das Schweigens. Ein Kribbeln durchzog meinen Körper und ich nickte nur. Mir fiel auf, dass er mich bisher kaum berührt hatte, bzw. keine dieser Berührungen wirklich darauf auswaren, mich zu erregen. „Das wird nun etwas kalt...“ Wieder seine sanfte leise Stimme an meinem Ohr, der süßliche Duft. Ich war kurz verwundert, doch als kaltes Gleitgel auf meinem bestens präsentierten Hintern landete, zuckte ich kurz zusammen. Etwas unruhig wand ich meine Hände in den Fesseln. Auch so hatte ich Gideon erniedrigt, nur öfter ohne Gleitgel, um den Schmerz zu erhöhen. Langsam bewegte Lukas etwas Hartes zwischen meinen Pobacken entlang, dass durch die Reibung das Gleitgel erwärmte und auch meine Libido allmählich wachkitzelte. Durch meine Bauchlage drückte meine Erregung gegen die Bettkannte und war dadurch einem Druck ausgesetzt, den ich nicht weiter beeinflussen konnte. Nicht ohne mich zu bewegen. Ich war es nicht gewohnt und so schmerzte es leicht, als Lukas den Gegenstand langsam in mich einführte. Es war ein ungewohntes Gefühl, ein leichtes Brennen, was schnell in Hitze überging. Einen Augenblick ließ er mich so liegen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich eingehend beobachtet, konnte aber durch die Augenbinde nicht erahnen, was er im Schilde führte. Ein erneuter wohliger Schauer durchzog meine Errektion und drückte sie stärger gegen die Bettkannte. Ein leiser erregter Seufzer entkam mir. Im nächsten Moment klickte es kurz und der kleine Gegenstand, den Lukas in mich eingeführt hatte, begann leicht zu vibrieren. Mein Körper zuckte unweigerlich zusammen, wurde aber vom weichen Kissen und Bett abgefangen. Ebenso das Stöhnen, was ich nun gegen die Bettdecke äußerte. Ich spürte, wie Lukas sich neben mich auf die Bettkannte setzte und diese sich nun auf andere Weise gegen meinen erregten Schwanz drückte. Zudem veränderte er nun nach Belieben die Vibrationsstärke des kleinen Vibro-Eis und schickte immer neue Schauer durch meinen Körper, bis er auf einer mittleren Vibrationsstufe inne hielt. Noch immer hatte er mich nicht weiter berührt. Lediglich so positioniert, wie er es für richtig hielt. Die Vibrationen machten mir zu schaffen. Mein Atem war unruhig und heftig. Immerwieder zuckte mein Becken, ohne dass ich es beeinflussen konnte. Vor lauter Vorfreude tropfte mein Schwanz regelrecht. Lukas erhob sich kurz von der Bettkannte. Es raschelte im Zimmer und kurz darauf kehrte er zurück. Es zippte leicht und der folgende heiße Tropfen Wachs, der auf meinen Rücken fiel, ließ mich zusammenziehen. Der Schmerz verflog schnell, allerdings krampfte ich mit jedem Tropfen Wachs stärker zusammen und zog so mit jeder Kontraktion das kleine Vibro-Ei tiefer in mich. Meine Atmung war heftig und viel mir schwer, da mir die Bettdecke ein wenig die Luft nahm. Jedes Zucken übte neuen Druck auf meine Schwanz aus und intensivierte das vom Vibro-Ei erzeugte Kribbeln. Weiter fielen die Wachstropfen auf meinen Rücken und als Lukas schlussendlich nochmals die Vibrationsgeschwindigkeit erhöhte stockte mir endgültig der Atem. Ich war froh, dass mein Aufschrei von der Bettdecke abgefangen wurde, als ich heftig zuckend kam. Ich spürte mein warmes klebriges Sperma an meinen Beinen hinablaufen, doch es war mir egal. Nach Atem ringend spürte ich, wie Lukas langsam und behutsam mich sowohl vom Vibro-Ei als auch von den Fesseln erlöste. Obwohl meine Hände befreit waren, wartete ich erschöpft, bis er mir die Augenbinde abnahm. Meine Knie waren so weich wie noch nie zuvor. Ich fühlte mich,als hätte ich gerade einen Marathon gevögelt und zugleich fühlte ich mich schlichtweg erfüllt. Lukas hatte sich neben mich gelegt und betrachtete mich lächelnd. „Ich hoffe deine Libido ist nun wieder voll funktionsfähig.“ Er kicherte leise und strich mir vorsichtig eine verschwitzte Strähe aus der Stirn. Ich war kein Freund von Kuscheleien nach dem Sex. Man stank und klebte. Absolut kein Moment für Nähe. Aber so we Lukas lag, mit einem leichten Abstand, sodass er mich sehen konnte und ich ihn, ohne dass man sich berühren musste, störte es mich nicht. „Das war... der.. Wahnsinn...“ Ich rang noch immer nach Luft. Lukas betrachtete mich nur ruhig, lächelte sanft, schob sich kurz die Brille zurecht und richtete sich dann auf. „ Übertreib nicht... Soll ich dir ein Bad einlassen? Nach der Kühlschranktour vorhin und der Anstrengung eben könnte das nicht verkehrt sein, hm?“ Ich schaffte nur ein schwaches Nicken. Die leichte Bewegung auf dem Bett verriet mir, dass Lukas bereits aufgestanden war. Keine unnötigen Streicheleinheiten. Das ließ mich etwas stutzen. Er machte nicht den Eindruck, dass er Liebkosungen abgeneigt war. Aber eben fehlten sie fast ganz. Hatte er mich nur befriedigen wollen, um mich zu erlösen? Ich stemmte mich hoch und betrachtete die Sauerei unter mir. Meine Klamotten benötigten dringend eine Wäsche und der Überwurf von Lukas Bett wohl ebenfalls. Ich betrachtete meine Handgelenke. Sie waren leicht gerötet aber ohne größere Blessuren. Wie ich mich bewegte bröckelte langsam das erkaltete Wachs von meinem Rücken. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass auch davon keine Spuren bleiben würden. Die Kunst, die Lukas hier zu Tage brachte, verwunderte mich immer mehr... Kapitel 7: Kapitel 12-13 ------------------------ Ich bin ziemlich entnervt...seit mehreren Tagen versuche ich nun diese Kapitel hochzuladen. Entweder schmiert mein Browser ab, oder es werden leere Kapitel gespeichert...und jetzt doppelt *grml* Ich mag Technik nicht x_X!! Danke ans Admin Team für die Infos, was jetzt mal wieder nicht lief :P ! Allen Anderen viel Spaß beim Lesen ;) PS: Ich hoffe nun passt es ^_^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12 Mit weichen Knien und meiner schmutzigen Wäsche in der Hand taumelte ich ins Badezimmer. Das Wasser rauschte in die Wanne und auch hier hatte Lukas durch unzählige Kerzen eine wohlig warme Stimmung erzeugt. „Gib mir deine Sachen.“ Ich registrierte, wie er mir meine Unterhose und die Jeans abnahm und aus dem Bad verschwand. Ich entledigte mich noch meiner Socken und tauchte langsam in das dampfend heiße Wasser ein. Er hatte Recht gehabt. Die Kälte von Draußen entwich nun entgültig meinen Knochen und das eben erlebte durchfuhr meinen Körper mit einer Woge der Erschöpfung. Ich hatte schon etliche geile Ficks gehabt. Immer war ich der aktive Part. Ich hätte mir auch nie träumen lassen, dass ich mich jemals einem Menschen so hingeben würde, aber es war gut. Besser noch. Das eben erlebte war eine neue Ebene der Lust für mich. Ich wusste, dass ich für mich selbst immernoch der aktive Part war. Aber jetzt wusst ich auch, dass ich mich bei Lukas gehen lassen konnte. Ich sank genüsslich in den Schaum, als sich die Badezimmertür erneut öffnete und Lukas wieder hereingehuscht kam. Huschen war der passende Ausdruck, denn schnell und lautlos setzte er sich auf den Wannenrand hinter mich. Er hatte seine Socken ausgezogen und positionierte seine Beine leicht angewinkelt auf dem Wannenrand. Dann beugte er sich leicht vor und begann mit einem wohlig duftenden Öl meine Schultern einzureiben. Es roch nach Kräutern. Die Mischung wurde durch den heißen Dampf bis tief in meine Lungen getrieben. Umgehend wünschte ich mir eine Zigarette. „Kann ich auch hier rauchen?“ Ich drehte mich nur leicht zu ihm um und sah sein Lächeln. „Schau mal da an der Wand, du Räuchermännchen.“ Auf einem kleinen Regal stand ein Aschenbecher im maritimen Design und meine Schachtel Zigaretten lag daneben. „ Du denkst an alles, hm?“ Ein lieses Zippen, dann das Knistern der verbrennenden Zigarette beim tiefen Atemzug. Lukas Finger massierten mit sanftem Druck meinen Nacken und meine Schultern. Es fühlte sich herrlich an. Genüsslich neigte ich den Kopf nach vorne und spürte den sanften Druck einer Hand meine Wirbelsäule hinabstreichen. Natürlich massierte er einhändig. Die Zweite war ja im Gips. Wir schwiegen. Es arbeitete in meinem Kopf, woher Lukas so gezielt wusste, wie er mit mir umzugehen hatte. Es wunderte mich zugleich, wie ruhig ich war. Ich löschte nach etlichen Zügen den übrigen Stummel im Aschenbecher mit maritimen Design. Ich drehte mich in der Wanne, zu schnell, als dass Lukas zurück weichen konnte. Ich ergriff seine gesunde Hand und küsste kurz den Handrücken. „Zeit für eine kleine Revange, findest du nicht?“ Behutsam zog ich ihn zu mir ins Wasser. „ Alex, nicht! Mein Arm!“ Mit einem geschickten Griff positionierte ich seinen Arm in die Höhe, sodass der Gips kein Wasser abbekam. Zugleich zog ich ihn etwas tiefer, wodurch er mir in die Augen sehen musste. Wasser spritzte durch die Gegend und lief über den Wannenrand. Die ein oder andere Kerze erlosch. Ich küsste sanft seinen schmalen Hals und arbeitete mich mit leichtem Knabbern an der Haut vor bis zu seinem Ohr. Er erzitterte leicht bei dieser Berührung. Seine missliche Lage ließ ihm nicht viel Bewegungsspielraum, sonst drohte er weiter im Wasser zu versinken. „Alex...das geht nicht...Uh...“ Er zuckte zusammen, als meine Hand mit Druck über seinen Schoß strich. Seine Erregung sprach für sich. Es geht doch nichts über einen verräterrischen Körper. Ich küsste ihn fordernd und hörte nicht auf, seinen Schwanz durch die nasse Hose zu streicheln. „Genieß es doch einfach...“ Raunte ich ihm zwischen dem nächsten Kuss kurz zu. Dann drang meine Zunge ohne Gegenwehr in seinen Mund ein. Er schmeckte so süß wie am Abend zuvor. Mit der leichten Gegenwehr sogar noch süßer. „Alex...ich kann das so nicht...“ Seine Stimme klang flehend und unsicher blickte er mich an. Es war, als suche er Bestätigung in meinem Gesicht. Was auch immer Joe ihm für eine Standpauke gehalten haben mag. Vor mir war immer noch der Lukas, der keinen schnellen Fick suchte. Es verblüffte mich, dass es für ihn kein Hindernis war, mich in völlige Extase zu bringen. Die Tatsache, dass er mir dabei aber körperlich kaum nahe gekommen war, erklärte dies wiederrum etwas. Seine unversehrte Hand drückte sanft gegen meine Schulter und mich somit weg von ihm. Ich umfasste ihn erneut und drückte ihn sanft an mich, wohl darauf bedacht, seinen Gipsarm außerhalb der Reichweite des Wassers zu halten. Sein Widerstand brach etwas ein und er legte den Arm um mich... „Du machst mich schwach Alex...“ Er seufzte leise und küsste sanft meinen Hals, als es an der Tür klingelte. „Scheiße!“ Wie ein leises Knurren stieß er die Worte hervor. „Du erwartest noch Besuch?“ Ich grinste amüsiert. Offensichtlich war Lukas doch kein Heiliger. Dummerweise kam die Unterbrechung just in dem Augenblick, wo er anfing zu genießen. „Ich hatte nicht mit deinem Besuch gerechnet...“ Etwas unbeholfen zog er sich aus der Wanne, seine nassen Klamotten klebten na seinem schlanken Körper. Ohne zu zögern öffnete er seine Hose und zog sie aus. Mit einem Klatschen landete auch das Shirt daneben. Es folgte die Unterhose. Er stand mit dem Rücken zu mir und angelte nach einem Handtuch aus dem Schrank. Ich kam nicht umhin seinen nackten Körper zu betrachten. „ St arr mich besser nicht an, Alex.“ Seine Stimme trug ein kleines Lachen mit sich. Das Handtuch fiel ebenfalls zu Boden und ein schwarzer Bademantel von der Tür, kimonoartig geschnitten, umhüllte seine schlanke Silouhette. Es klingelte erneut. „Handtücher findest du auch da in der kleinen Truhe.“ Er nickte zu einer kleinen Korbtruhe unterhalb des Badfensters. Wieder klingelte es. „ Verdammt nochmal...“ Grumelnd stapfte er aus dem Bad. Da die Wohnungstür nahe der Badtür lag, hörte ich ihn an der Gegensprechanlage. „Ich brauch noch nen Augenblick, komm schon mal hoch.“ Unter leichten Stöhnen stapfte er recht schnell in sein Schlafzimmer. Es klopfte an der Wohnungstür. Man hörte ihn zurückkommen und die Tür öffnen. „Du bist ein paar Stunden zu spät.“ Seine Stimme klang nüchtern, ohne Schwung. „Sorry Prinzesschen, zu viel Verkehr.“ Das Lachen kam mir bekannt vor, auch die Stimmlage. Unbeschwertheit und ein verschmitztes Lächeln schienen die Worte zu begleiten. „Joe, ich weiß, wir sind nicht mehr zusammen, aber mich stundenlang für den nächst besten Fick vom Vorabend warten zu lassen ist nunmal nicht die feine Art.“ Ich hielt kurz inne. Johannes. Natürlich. Ich versuchte Lukas Stimme zu deuten. Es fiel mir schwer. Sie wurde durch die Badezimmerzür abgedämpft und er sprach betont ruhig. „Na so wie du ausschaust, wusstest du deine Zeit doch zu nutzen.“ Schweigen und ein unsicherers Lachen folgte. Es klang nach Joe, der lachte. Warum konnte ich jedoch nicht erkennen. „Ach Prinzesschen, guck doch nicht so finster. Wenn du nicht so frigide wärst, könnten wir auch zu dritt ne Menge Spaß ...“ Das Knallen einer Ohrfeige ließ seine Worte verstummen. „Ich dachte eigentlich, dass du dich entschuldigen wolltest, nach deinem Vortrag gestern.“ Immernoch sprach Lukas ruhig, trotz der wohl eben ausgeteilten Ohrfeige. Offensichtlich schien das nichts neues für ihn zu sein. „Aber anscheinend möchtest du noch etwas mehr in der Wunde bohren, hm?“ „Lukas, ehrlich. Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt hab. Du weißt, ich liebe dich. Aber ich bin nunmal kein Kerl für feste Sachen. Und ich glaube kaum, dass Alex da anders ist.“ Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. Es war kaum abzustreiten, dass ich kein Kostverächter war. Betrachtete ich jedoch meine letzten Wochen und Tage, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Lukas nahm immer mehr bei mir ein, egal wie sehr ich mich dagegen wehrte. „Ich will dich doch nur beschützen.“ „Danke, aber ich denke, dass ich alleine auf mich aufpassen kann.“ Ein Seufzer war zu hören. „Du bist heute schon die kleine Diva oder? Kleiner Kater von der Geburtstagsfeier? Du hättest dich besser austoben sollen als...“ „Johannes, es reicht! Du musst mich nicht immerzu darauf hinweisen! Ich bin nicht so! Ich vögele nicht jeden geilen Kerl, der mir über den Weg läuft, verdammt nochmal!“ „Bei aller Liebe Lukas, es würde dir aber mal gut tun.“ Joe lachte leise. Ich selbst konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „RAUS HIER!“ Erstmalig erlebte ich Lukas in lauter, fast schreiender Tonlage. Es war aber nicht das hysterische Keifen mancher Dramaqueens. Zumindest schreckte es mich nicht so ab. „ Hey, ich dachte wir gehen etwas essen? So zur Wiedergutmachung?“ „Für heute bin ich bedient!“ Die Haustür knallte kurz darauf zu. Stille im Flur. Ich lauschte noch einen Augenblick, dann erhob ich mich aus der Wanne und angelte mir aus der kleinen Korbtruhe ein Handtuch. Nachdem ich mich und meine Haare halbwegs trocken gerubbelt hatte, nahm ich den zweiten, weinroten Kimonobademantel von der Badezimmertür und warf ihn mir über. Nicht, dass ich vor Lukas nicht auch nackt aufgetaucht wäre. Nach dem aktuell mitgehörten Gespräch hielt ich es jedoch besser, mich zu bekleiden. Ein Rauswurf für mich wäre sowohl nackt oder halbnackt durchaus unangenehm. Ich war etwas unsicher, wie ich mich verhalten sollte. Ich beschloss einen Gang zurück zu schalten und meine Revange für das Schlafzimmererlebnis wohl besser auf später zu verschieben. Joe war ein knackicker Kerl, ich wüsste nicht, ob ich einen Dreier mit ihm ausschlagen würde, wenn er nicht mein Arbeitskollege gewesen wäre. Offenbar lag es Lukas jedoch sehr am Herzen eben nicht unwillkürlich durch die Gegend zu huren. Ich holte kurz Luft und öffnete dann gespannt und vorsichtig die Badezimmertür. „Ist die Luft rein?“ Ich lachte leise und blickte zu Lukas, der im Flur stand, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augenbrauen zusammengezogen und an seiner Unterlippe kauend. „Ja... tut mir leid, dass du das mitanhören musstest. Ist nicht meine Art.“ Er seufzte leise und schlappte mit hängenden Schultern gen Küche. „Ich mach mir nen Tee, willst du auch einen?“ Ich schlüpfte kurz zurück ins Bad, stieg über den Berg nasser Sachen von Lukas und angelte meine Zigaretten vom Regal über der Wanne. Offensichtlich war ich kein Buhmann. Mein Glimmstängel erglühte und ich begab mich ebenfalls zur Küche. „Nen Bier wäre mir fast lieber.“ Ich lehnte am Türrahmen, zog genüsslich an meiner Kippe und betrachtete Lukas in seinem Bademantel aus feinglänzendem Satin, wie er düster dreinschauend den Wasserkocher befüllte und anwarf. Dann angelte er aus dem Kühlschrank ein Bier und stellte mir einen Aschenbecher auf die Küchenzeile. „Ich denke du bist Nichtraucher, wieso hast du überall Aschenbecher?“ bemerkte ich amüsiert. Lukas zuckte kurz mit den Schultern. „Joe war früher mal starker Raucher. Ist hängengeblieben.“ Immernoch mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter wurde ein Teebeutel in eine Tasse gestaucht und heißes Wasser drüber gekippt. Ich legte meine Zigarette in den Aschenbecher und trat hinter Lukas. Behutsam legte ich meine Hände auf seinen Nacken und drückte sanft die Daumen auf die Haut. Er hielt still. Sein Körper war alles andere als entspannt. Tastend gingen meine Hände über seinen Nacken und die Schultern. Es war eine mehr medizinische Berührung, als dass irgendwelche Absichten dahinter steckten. Lukas schien das zu spüren und mich gewähren. „Du bist ziemlich verspannt,hm?“ Er seufzte leise und lehnte sich gegen meine Hand. „Seit ... seit dem Vorfall nach dem Neuen Ufer... Ich schlaf nicht so gut, das wirkt sich darauf aus, vermute ich.“ Immernoch gingen meine Finger tastend über seinen Nacken. Dann etwas tiefer, die Wirbelsäule hinab. „Hum.. entspann dich mal.“ „Was?“ Sein Nervenkostüm war leicht überreizt, was seiner Nachfrage unmissverständlich zu entnehmen war. „Einfach locker bleiben, okay?“ Ich ergriff seine Arme und kreuzte sie vor seiner Brust. „Keine Sorge, das ist jetzt keine Anmache.“ Ich lachte leise und auch Lukas musste schmunzeln. „Also, schön locker sein.“ Ich drückte ihn an mich, seinen Brustkorb und seine Arme mit den meinen umfasst und hebelte ihn hoch. Es knackte laut aus dem Wirbelbereich zwischen den Schulterblättern. Dann ließ ich ihn langsam wieder herunter. „Und, besser?“ Ich strich nochmals kurz über seinen Nacken,dann trat ich zurück zum Türrahmen, nippte an meinem Bier und zog an meiner Zigarette. Lukas rieb sich leicht überrascht den Nacken. „Ja, etwas...danke..“ Ich prostete ihm zu. „Kein Problem.“ Mein Handy klingelte und ich stellte das Bier zur Seite, schurfte in den Flur und fischte es aus meiner Jacke, bevor es verstummte. „Hey, Joe hier.“ Ich schluckte mich kurz und musste dämlich grinsen. „Hey, was ist los.“ Lukas lief an mir vorbei ins Badezimmer und ich hielt den Hörer zu. Es war vermutlich nicht das Beste, wenn Joe von meiner Anwesenheit erfuhr. Zumindest nicht im Moment. „Lust was trinken zu gehen?“ „Hm, heute ist‘s schlecht. Morgen nach meinem Spätdienst können wir gern einen heben. Da brauch ichs sicherlich.“ Ich lachte. Er lachte. „Halb elf an der Warschauer?“ Ich durchdachte kurz den Dienstplan. Bis zehn würde ich in der Klinik rackern. Die Zeit war knapp, aber machbar. „ Ja geht klar.“ „Bis dann.“ Ich verstaute das Handy wieder in der Jackentasche. Lukas kam wieder aus dem Bad, seine nassen Sachen über dem Arm und lächelte kurz zu mir auf. „Das nächste Date?“ Er ging an mir vorbei ins Schlafzimmer. Man hörte ihn rascheln. Offensichtlich hing er die Sachen auf. In der Küche rotierte leise die Waschmaschine. Mir fiel auf, dass ich keine Kleidung hatte, solange das Ding lief. Offenbar war das auch Lukas aufgfallen. Er kam aus dem Schlafzimmer zurück und reichte mir ein Kissen sowie eine Decke, obenauf lag eine schwarze Boxershorts. „Vielleicht passt sie dir, dann brauchst du nicht nackt auf meiner Couch zu schlafen. Den Bettüberwurf kann ich waschen, die Couch weniger...“ „Heißt das, ich habe noch etwas zu erwarten?“ Ich grinste ihn schelmisch an und nahm die Sachen entgegen. „Träum weiter du alter Lustmolch...“ Er lächelte müde und ging langsam in die Küche um seinen Tee zu holen. Zwischendurch blieb er kurz stehen, atmete sehr langsam aus und hielt sich dabei die Rippen. „Hast du noch Schmerzmittel? Wenn...“ Er winkte ab. „Die Aktion in der Wanne war etwas zu viel.“ Ein kleines trauriges Lächeln. „ Und ich hab mich unnötig über Joe aufgeregt. Weißt du, ich will einfach nicht nur dümmlich mir das Hirn rausvögeln. Ich will auch einfach mal... ach vergiss es. None of your business...“ wieder atmete er schwer, dann nahm er seine Teetasse und ging langsam Richtung Schlafzimmer. „Ich bin ziemlich k.o., Alex. Ich denke, wie man den Fernseher bedient bekommst du raus? Bier ist im Kühlschrank. Morgen früh hau ich deine Sachen in den Trockner und du kannst weg von hier.“ Er lächelte schief, den Blick gen Boden. Er wirkte einfach nur müde. „Wann musst du zum Spätdienst? Hab ich doch richtig gehört, oder?“ „Dienstübergabe ist gegen zehn. Also müsste ich hier so um neun los.“ „ Okay, ich stell uns nen Wecker.“ Er lächelte wieder geschafft und wandte sich bereits zum Gehen. „Ach Lukas?“ „Ja?“ Er blickte mich fragend über den Rand seiner Brille hinweg an. „Ich hab kein Date morgen.“ Ich zwinkerte ihm zu. Er lächelte nochmals kurz und tappte dann in sein Schlafzimmer. Ich war überrascht, wie souverän er mich gerade auf die Couch verbannt hatte. Ich brachte das Bettzeug ins Wohnzimmer und probierte die Boxershorts an. Die Tatsache, dass sie mir relativ gut passte, sagte mir, dass sie definitiv nicht von Lukas sein konnte, dessen Hintern um einiges kleiner war. Vermutlich auch ein Relikt von Joe. Ich musste daran denken, dass jeder seinen Balast mit sich herum trug. Offensichtlich hieß Lukas Ballast Joe. Sicherlich nicht der einzige Ballast, offensichtlich aber der stärkste. Ich schmunzelte. Mein Ballast hieß Gideon. Und offensichtlich war dies auch Lukas bekannt. Vielleicht kannten wir uns doch besser, als gedacht. Die nächste Fluppe wurde entzündet und ich pflanzte mich nebst Bier vor den Fernseher. Kerzenschein erhellte immernoch schwach den Wohnraum. Einige Kerzen waren bereits erloschen, andere kämpften dagegen an. Ich nippte am Bier und zappte lustlos durch die Programme. Lukas abgespanntes Gesicht kam mir in den Kopf. Offenbar schien er seit dem Angriff Alpträume zu haben. Alpträume, die ihm den Schlaf nahmen. Ich hielt mein Bier in der Hand und drehte es gedankenverloren. Es war auffällig, wie Lukas immer wieder betonte, stark genug zu sein, allein klar zukommen. Dennoch schien er sich nach einem Partner zu sehnen. Ich konnte allerdings Joes Ansicht, dass Lukas frigide sei, nicht zustimmen. Ich musste an die Szene in der Badewanne denken und schmunzeln. Wenn Joe nicht geklingelt hätte, dann... Ein weiterer Schluck Bier und ein Zug an der Kippe. /Dann hätte ich ihn vielleicht rumgekriegt./ Aber ob wir dann beide zufrieden gewesen wären? Mit dem nächsten Schluck war mein Bier bereits leer. Auf dem Weg zum Kühschrank löschte ich die letzten Kerzen. Ich war kein Freund dieser Deko. Zu Lukas passte sie allerdings. Ich öffnete den Kühlschrank und suchte das Bier. Diese verdammt kleinen 0,33l Flaschen versteckten sich einfach zu gut. Im Gemüsefach fand ich ein weiteres Exemplar und entführte es auf die Couchlandschaft. Während ich an der Flasche nippte, fiel mein Blick auf Lukas Schlafzimmertür. Ich fragte mich plötzlich, wieviel Kraft es ihn die ganze Zeit kosten würde, permanent Stärke zu zeigen. Ich war und bin kein Menschenversteher. Die nächste Zigarette erfüllte kratzend meine Lunge. Ich versuchte mir vorzustellen ohne meine Zigaretten auszukommen. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich rauchte einfach zu gerne. Nun versuchte ich mir vorzustellen, wie es wäre, auf Sex zu verzichten. Auch daran würde ich scheitern. In seinen kurzen, schwachen Momenten hatte ich erlebt, wie groß doch eigentlich die Begierde in Lukas war. Zum Schluss konnte man auch seinen Ärger hören, als wir gestört wurden. Wieviel Kraft brachte er wohl täglich auf, für seine Wertvorstellungen zu kämpfen, die ihm offensichtlich nur Spott brachten. Wieder sein Gesicht vor meinen Augen. Die Begegnung mit Joe hatte ihn erschöpft. Seine Stärke zu wahren, schien ihn zu schwächen. Die schlaflosen Nächte raubten ihm die letzte Energie. Und dann kam ich. Ein Totalausfall an Emotionen, der fortwährend nichts anderes zu tun hatte, als an ihm rumzugraben. Ein Spiegelbild seines Ex-Freunds, völlig schwanzgesteuert und blind für alles andere. Das Bier neigte sich wieder seinem Ende und eine weitere Zigarette verpestete die Luft. Ich kam mir dreckig vor. Schmutzig wie der Rauch, der meine Lungen verließ. Ich dachte an unsere diversen Begegnungen, die Art, wie er mich am Abend zuvor verabschiedet hat. Er war derjenige, der immer wieder gab. Mir wurde schmerzlich bewusst, das Lukas nichts von mir erwartete. Und ich fragte mich mit dem letzten Schluck Bier, ob ich ihm außer einen netten Fick überhaupt etwas geben konnte. Der Fernseher flimmerte lautlos. Es lief irgendeine Dokumentation über Familien mit behinderten Kindern. Die Kamera filmte im Nachtmodus den unruhigen Schlaf eines Kindes. Offensichtlich wurde es laut, denn seine Mutter betrat das Zimmer, um nach ihm zu sehen. Als sie sich zu ihm ins Bett legte, beruhigte sich das Kind. Ich zappte weiter. Zigarettenstummel nummer vier verschwand um schwarzen Aschenbecher, der nun nicht mehr so edel aussah, nachdem ich ihn benutzt hatte. Ich war schon immer gut darin, Dinge schmutzig zu machen. Räume, Kleidung, Sex... Aus Lukas Zimmer kam ein Stöhnen. Ich lächelte kurz, da ich annahm, er würde seinen Frust manuell abbauen. Die folgenden Geräusche, die aus seinem Zimmer drangen, zeigten jedoch, dass er wohl wieder einen Alptraum haben musste. Ich schüttelte den Kopf über meinen ersten Gedanken und blickte wieder auf den Fernseher. Gerade wollte ich den Ton anschalten, um Lukas nicht weiter zu belauschen, als ich beim Blick auf den Fernseher langsam einen Gedanken fasste. Vielleicht würde es ihm helfen, wenn ich mich einfach zu ihm legen würde? Ich bin bekanntermaßen kein großer Kuschler. Aber es nagte an mir, dass aktuell Lukas derjenige war, der immerzu gab. Wieder hörte ich ihn unruhig stöhnen. Da ich zu Gast war beschloss ich Aschenbecher und Bierflaschen in die Küche zu bringen. Ich schaltete den Fernseher aus und ging an Lukas Schlafzimmertür. Ich klopfte leise. Stille. Wieder klopfte ich und öffnete die Tür zeitgleich. Das kleine Knubbiglicht leuchtete auf der Kommode. Offensichtlich konnte er im Dunkeln nicht schlafen. Er rührte sich nicht, als ich an sein Bett trat. Seine Lider flackerten unruhig. Er warf den Kopf leicht hin und her. Langsam öffnete ich den Gürtel meines Kimonos und ließ ihn zu Boden fallen. Als ich die Bettdecke langsam anhob raschelte sie leicht. /Verdammtes Federbett!/ Lukas öffnete seine Augen und schrak zurück. Verwirrt sah er sich um und dann wieder mich an. „Was tust du hier?“ Unbeirrt krabbelte ich unter die Bettdecke. Als ich halbwegs bequem lag breitete ich die Arme aus und lächelte ihn an. „Ich sorge heute Nacht dafür, dass du keine Alpträume mehr hast. Also los, kuschel dich an.“ Er blinzelte wieder ungläubig. „ Das ist bei Weitem die schrägste Anmache, die ich je erlebt hab.“ Er sah müde aus. Kleine Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Er strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht. „Keine Anmache, kein Gefummel. Versprochen. Und nun solltest du dich beeilen, ich mache so ein Angebot normalerweise nicht.“ Um ehrlich zu sein sein skeptischer Blick bestätigte mich auch nicht gerade. „Uh...treib keine Spielchen mit mir“ murmelte er leise, dann platzierte er eine Ecke des Kopfkissens auf meiner Brust und kuschelte sich darauf. Ich wartete bis er die richtige Position gefunden hatte und legte dann meine Arme um ihn. Seine Haare rochen frisch und blumig. Das süßliche Parfum mischte sich dazu. Ein Duft den ich gern einsog. Meine Finger spielten sanft in seinen Haaren, bis er tief und gleichmäßig atmete. Ich betrachtete seine ruhigen Gesichtszüge, die verblassenden blauen Flecken an seinem Körper, die alten Narben an seinem Unterarm. Er fröstelte leicht, also zog ich die Decke höher und ihn etwas näher an mich. Lukas war sehr leicht und somit war es auch nicht sonderlich unangenehm, ihn so halb auf mir zu haben. Ich schmunzelte über mich selbst. /Wer hätte gedacht, dass du mal freiwiliig mit jemanden im Bett liegst und nur schläfst Alex?/ Schließlich lehnte auch ich mich zurück, schloss die Augen und schlief langsam ein. Kapitel 13 Eine leise ansteigende Melodie, die seltsam nach Wasserplätschern und Vogelgezwitscher klang , weckte mich. Lukas lag halb auf mir drauf und versuchte so unauffällig wie möglich den Wecker abzustellen. Leicht und warm war sein Körper auf mir. Keine schlechte Art zu erwachen. Seine Haare waren vom Schlaf zerzaust. Ein-zwei Mal war er nachts noch unruhig gewesen. Ich hatte ihn einfach jedes Mal wieder sanft an mich gedrückt und kaum hielt ich ihn, schienen die Alpträume zu verschwinden./ Fernsehen kann einen auf tolle Ideen bringen./ „ Komisches Gedudle..“ Ich rieb mir etwas schläfrig die Augen. Er sah mich überrascht an. „Oh ich dachte nicht, dass dich das weckt.“ Ich grinste ihn an. „Nicht nur mich....“ Ich war ein Mann. Ein potenter Mann. Und wie jeder potenter Homosexueller hatte ich dank des Anblicks von Lukas auf mir eine äußerst potente Morgenlatte. „Oh, na da freut sich aber wer, mich zu sehen.“ Es wäre nicht Lukas gewesen, wenn er nicht einfach aufgestanden wäre. „ Hey! Das wars?“ rief ich ihm nach. Man hörte sein Lachen aus dem Flur. „Wenn du fertig bist, im Bad findest du dich ja zurecht!“ Offensichtlich war er in der Küche angekommen. Grummelnd schlug ich die Bettdecke beiseite und stapfte ins Bad. Ein Quickie am Morgen war immer nach meinem Geschmack. Auf Handarbeit vor der Arbeit konnte ich jedoch getrost verzichten. Ich kühlte mcih im Bad ab, sorgte mit einer dieser Einwegzahnbürsten und einer kurzen Dusche für ausreichend Körperhygiene um kurz darauf ind er Küche von meiner Kleidung einer dampfenden Tasse Kaffe willkommen geheißen zu werden. Lukas saß wieder an seinem kleinen Küchentisch und las Zeitung. Der dicke Kater schmatzte in der Ecke der Küche. „Danke fürs Waschen.“ Lukas blickte von seinem Kaffee und seiner Zeitung auf und lächelte mich an. Gerne doch. „Hat ein bisschen was von unserer ersten Begegnung, hm?“ Er grinste frech und auch ich musste lächeln. Okay, kein Quickie am Morgen, dafür aber die Erinnerung. Es war nicht sonderlich ruhmreich betrunken auf dem Klo einzuschlafen und wirklich erfreuen tat mich der Gedanke auch nicht. Aber ich konnte mich noch erinnern, wie ich das erste mal über Lukas dachte. Und wie ich nicht schnell genug weg konnte. Lukas war immernoch wie damals. Freundlich ,höflich, hilfsbereit und stellenweise extrem diastanziert. Nun musste ich wieder an die gestrige Erfahrung denken und schon das distanziert beiseite. Lukas hatte definitiv seine eigene Art. Ich nippte an meinem Kaffee und entzündete einen Glimmstängel. Die Uhr an der Küchenwand zeigte dreiviertel neun. Also hatte ich noch 15 Minuten. „Was machst du eigentlcih Morgen Abend?“ Lukas sah mich überrascht an. „Ich werde vermutlich zu Hause sein, schließlihc bin ich krank geschrieben, da sollte man nicht so durch die Gegend tanzen.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. „Und was war mit vorgestern?“ Ich grinste süffisant, doch Lukas zeigte nicht einmal den Hauch des Gefühls, ertappt worden zu sein. „ Da hatte ich Geburtstag UND es war Wochenende. Also bin ich fein raus.“ Er streckte mir seine Zunge frech entgegen, sodass sein Zungenpiercing aufblitzte. Unweigerlich entwickelte ich die Vorstellung, wie er mir einen blasen würde. Zungenpiercings waren dahingehend eine tolle Erfindung. „Alex hör auf Versautes zu denken....“ Er klang leicht genervt, lächelte aber. „Wieso bildest du dir immer ein, dass ich das tue?“ „Erstens, liebst du Sex über alles. Zweitens, hast du wieder ne Errektion und drittens mich beharrlich angestarrt. Ich denke das reicht.“ Er schnippte mit einer schwungvollen Handbewegung in der Luft und blickte dann wieder auf seine Zeitung. Ein genüssliches Grinsen umspielte seine Lippen. Ich zog an der Zigarette und löschte sie im bereitstehenden Aschenbecher. „Okay, okay... Deine Schuld, wenn du mich morgens so verhungern lässt.“ Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und beugte mich vor, sodass er nur noch schwer lesen konnte und mich ansehen musste. „Also, morgen Abend? Wir können Essen gehen und du musst mir dafür auch garantiert nicht gefällig sein.“ Ich grinste frech. Lukas blinzelte über seine Brille und schmunzelte dann. „Hört sich gut an. Vorallem, dass ich dir dafür nicht zu Diensten sien muss.“ Wieder streckte er kurz und frech die Zunge raus. Ich klaopte leicht auf den Tisch. „ Alles klar, morgen abend gegen acht hole ich dich ab.“ Ich ging schwungvoll in den Flur und zog meine Chucks an. Lukas wanderte nochmals kurz in sein Schlafzikmmer und kam dann zu mir. „Hier, nicht dass du dich erkältest.“ Er reichte mir eine schwarze Baumwollstrickjacke, schlichte Ausführung mit Reißverschluss und hohem Kragen sowie einen etwas abgetragenen schwarzen Baumwollschal. „Nicht mehr das beste, aber sollte dich wärmen.“ „Du bist zu gut zu mir.“ Ich grinste mein charmantestes Lächeln, zog die Strickjacke an, die wohl kein Relikt von Joe gewesen sein konnte, denn sie passte gerade mal so. Gut das Baumwolle elastisch war. Wie der Schal schnupperten die Sachen frisch und nach Lukas. Dieser beobachtete mich ruhig, wie ich die Sachen überwarf und schließlich meine Lederjacke anzog. „Also das morgen, ist das dann...ein Date?“ Er klang etwas verunsichert und friemelte an seinem Morgenmantel rum. Dennoch suchten seine Augen Blickkontakt zu mir. Ich grinste gewinnend, beugte mich kurz vor und küsste ihn sanft auf die Lippen, die noch nach Kaffee schmeckten. Der Kuss war schnell und unerwartet und ebenso schnell vorbei. Lukas blinzelte nur etwas perplex. „Ja, das ist es.“ Ich schenkte ihm ein weiteres gewinnendes Lächelnd und verschwand dann aus seiner Wohnungstür. Auch Lukas lächelte leicht. Auf der Straße umfing mich die morgendliche Kälte, die mehr und mehr den Winter ankündite. Reif war auf der Straße und ich dankte Lukas innerlich für Strickjacke und Schal. Es waren vielleicht 1-2°C draußen. Nichts angenehmes. In meinem Kopf arbeitete es. /Was zur Hölle tust du da Alex?/ Ich war mir im Klaren, dass ich soeben Neuland betreten hatte. Ich hatte mich verabredet. Okay, das hab ich auch früher schon, aber da war es eine klare Sache, ein netter Fick, vielleicht noch ein kleiner Nachschlag und dann trennte man sich wieder zufrieden. Ich hatte Lukas eben eine Option gegeben, die er ursprünglich bei mir nie gesehen hatte. Und ich, um ehrlich zu sein, auch nicht. Die Zigarette auf dem Weg zur U-Bahn sollte mir helfen im Kopf wieder klarer zu werden. /Wieso um alles in der Welt machst du sowas?/ Ich rieb mir entnervt die Stirn. Ich fragte mcih , ob Ablehnung mich so sehr beeinflussen konnte, dass ich etwas unbedingt wollte. Ich wollte mit Lukas ins Bett. Aber nur für einen Fick so viel Aufwand? Das war nicht meine Art und das brauchte ich auch nicht. Ein einfaches Date zum Kennenlernen schien mir angebracht. Ich wusste nichts von Lukas. Und er mehr oder weniger auch nur von meinen Bettgeschichten. Also gab es wohl an mir eine Seite, die er kennen lernen sollte... Ich erschauderte leicht, doch das lag weniger an der Kälte, als an meinen Gedanken. Ihc wäre gerne lachend in eine Kreissäge gerannt. Ich war doch nicht der Typ für ein Date! Ein weiterer tiefer zug an der Kippe. Wenn diese kleinen Krebsarbeiter nur schneller wären. Andererseits...mit 27 an Lungenkrebs zu sterben war nicht mein Lebensziel. Wieder hatte ich Lukas Gesicht vor Augen, wie er ruhig atmend auf meiner Brust schlief. Als könnte ich sein weiches Haar noch fühlen rieben meine Fingerspitzen aneinander. Ich betrachtete mich in einer spiegelnden Fensterscheibe: Ich war groß, gut aussehend für meinen Geschmack und meinem Erfolg nach zu urteilen, erfolgreich und momentan offensichtlich ein ziemlicher Idiot. /Wo soll dich das ncoh hinführen, hm?/ Die Bahn kam. Meine Zigarette fluppte auf die Schienen. Ich stieg ein und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Lukas musste nun einen Augenblick aus meinem Kopf weichen. Ich hatte Patienten, die versorgt werden wollten. Ich betrat das Kankenhaus eine viertel Stune vor Dienstbeginn. Mein Weg führte mcih ins Zimmer der Aissistenzärzte und ich zog mich um. Erneut freute ich mcih über die Strickjacke, die ich nun unter der Stationskleidung tragen konnte. Es war nu mittelbar gut auf dem Stationsflur geheizt. Irgendeine überhitzte Schwester meinte ständig die Fenster aufreißen zu müssen und für Frischluft zu sorgen. In ihre Bademäntel gehüllt und viele von Ihnen mit Thrombosestrümpfen versehen bemerkten die Patienten die Kälte nicht. Ein kruzer Check der anstehenden Fälle und ich schwang mich auf den Weg zum ersten Patienten des Tages... Es war kurz vor elf als ich abends an der Warschauer Straße ankam. Joe stand an der Litfasssäule vor dem U-Bahnhof und wartete. Er musterte mich kurz und ging dann leicht lächelnd neben mir her Richtung der nächstbesten Bar. Heute abend sollte es doch männliches Bier sein, dessen waren wir uns einig. Meine Schicht verlief rauh und dauerte länger als erwartete. Dementsrechend war ich müde und abgespannt. Aber ich war nie der Typ, der ein Treffen wegen leichter Wehwechen wie Arbeitsmüdigkeit absagte. In der Simon-Dach-Straße fanden wir auch schnell eine kleine Bar. Wir setztens uns an einen kleinen Tisch im hinteren Gastraum und bestellten beide jeweils ein großes Berliner. Es war eine dieser orientalisch an gehauchten Bars, wenig Licht bis auf einige Kerzen, dafür fühlte man sich ungestört. Joe grinste mich immer noch an. Ich hob fragend eine Augenbraue.. „ Was ist los?“ Sein Grinsen wurde breiter. „ Wo waren wir denn gestern Abend?“ Ich schluckte kurz. Dann wies ich mich darauf hin, dass Joe und Lukas kein Paar mehr waren. Zudem war ich mir keiner Schuld bewusst, schließlich hatte ich nichts mit Lukas angestellt, was nicht erlaubt gewesen wäre. Die Frage war hier wohl eher, WAS hatte er mit mir angestellt? Also streckte ich den Rücken, hob den Kopf leicht und grinste. „ Wieso willst du das wissen? Hast du mich so vermisst?“ Erstmal in die leichte Defensive mit ner netten Anspielung. Joe sah auch heute wieder zum Anbeißen aus. Seine markanten Gesichtszüge und der leichte Dreitragebart waren äußerst einladend. Vom gut verpackten Rest seines Körpers mal ganz abgesehen. Seine dunkelblaue Jeans von Armani saß wie angegossen. Ebenso das schwarze Hemd dazu. Die oben offen gelassenen Knöpfe deuteten seine Brustmuskulatur und eine leichte Brustbehaarung an. Ein frischer herber Duft umgab ihn. Alles in allem einladend. Aber er war immernoch ein Arbeitskollege. Er blickte kurz zu Boden und grinste ebenfalls breiter. „ Nunja, ich würde dich noch immer nicht von der Bettkannte schubsen , allerdings kommen mir deine Schuhe recht bekannt vor. Ich meine sie hätten gestern bei Lukas im Flur gestanden.“ Nun grinste er wirklich über s ganze Gesicht, schelmisch funkelten seine Augen dabei und ich fühlte mich doch mehr als ertappt. Mein Geist raste auf der Suche nach der richtigen Antwort. Die Tatsache, dass Joe Psychologe war, machte es mir nicht leichter. Letztendlich konnte ich meine Anwesenheit wohl kaum verleugnen. Ich zuckte mit den Schultern, als wenn es etwas belangloses gewesen wäre. „ Soweit ich weiß, bin ich ein freier Mann. Und Lukas auch...“ Unser Bier wurde gebracht. Joe hob an und nahm einen kräftigen Zug. Wenn man ihm dabei zu sah, sah er mehr als hetero aus. Unglaublich, dass dieser Kerl wirklich auf Männer stand. Und dann auch noch auf Lukas, der nun wirklich nicht jedermanns Typ war. Joe angelte sicherlich ähnlich wie ich etliche Blicke in jeder Disco. Er wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum von der Oberlippe. „Das schon. Aber auf mein Prinzesschen pass ich dennoch auf.“Er blickte mich streng mit gehobener Augenbraue an. Seine Hände drehten leicht sein Bierglas auf der Stelle. Ich nahm nun ebenfalls einen ordentlichen Schluck. Dieser Abend schien sich wesentlich anders zu entwickeln, als erwartet. Als ich das Glas abstellte betrachtete ich kurz die gelbe perlende Flüssigkeit darin. „ Also gut, ja ich war da.“ Ich sah ihn ruhig an und wünschte mir plötzlich sehnlichst eine Zigarette. /Verdammtes Rauchverbot!/ Er räusperte sich kurz. „ Also hast du heimlich gelauscht?“ Ich grinste frech. „Naja, du hast meine Schuhe bemerkt und bei der Lautstärke war das weniger heimlich sondern eher unvermeidlich. War mir neu, dass Lukas so an die Decke gehen kann.“ „Ja, ich hab ihn doch sehr unglücklich erwischt.“ Er lachte leise und nahm den nächsten Schluck. Ein weiterer von dieser Sorte würde das Glas leeren. „ Allerdings macht es dann Sinn, dass der Kleine im Bademantel rumlief.“ Erneut grinste ich schelmisch. Innerlich wünschte ich mir, dass ich mehr zu Lukas Nacktheit hätte beitragen können, als eine kurze Fummelei in der Wanne. Allerdings musste Joe das nicht wissen. Joe erwiederte mein Grinsen nicht. Seine gespielte Strenge war einem besorgten Blick gewichen. „Alex, wir kennen uns noch nicht wirklich lange...“ Er niptte an seinem Bier. Nippen war das richtige Wort, denn im Vergleich zu seinen vorherigen Schlucken tat sich nun erstaunlich wenig am Füllstand seines Glases. /Oh man, Alex, konzentrier dich aufs Gespräch! Du zwischenmenschliche Null!/ „..aber Lukas ist nicht einfach irgend ein Kerl, den man für nen netten Fick mit nach Hause nimmt und dann ohne weiteres links liegen lässt.“ Sein Blick wanderte von seinem Bierglas wieder zu mir. Er erschien mir erstaunlich unsicher für einen Psychologen. Allerdings war auch Joe nur ein Mensch und offensichtlich dieses Thema schwer zu besprechen. „Ich weiß, ich habe kein Recht, dir irgendetwas vorzuschreiben..“ Er lachte leicht. Es war ein Lachen voll Sorge und einem Hauch Verbitterung. „..und wenn du nur ansatzweise so bist wie ich, wird es dich einen Scheiß kümmern, was ich hier von mir gebe...“ Sein Bierglas wurde geleert. Ich nahm einen Schluck von meinem. Die Atmosphäre war zu angestrengt, als dass ich es hätte genießen können. Ich wusste innerlich, dass er Recht hatte, dass es mir normalerweise völlig am Arsch vorbei gehen würde, ob er mir nun den Segen für ne nette Nacht mit Lukas geben würde oder nicht. Ich war nie auf einen sonderlich großen Freundeskreis aus. Also nahm ich nie auf irgendwelche Beziehungskisten Rücksicht. Rein, raus, aus die Maus. Das war meine Devise. /Betonung liegt wohl auf war.../ „Aber Lukas verkraftet solche Intermezzos nicht.“ Er blickte mich durchdringend an. Seine Worte klangen ernst. Lukas vernarbte Unterarme kamen mir in den Kopf. Kleine feine Linien, die ihn zeichneten. Ich hatte mir vorgenommen mehr über ihn zu erfahren. Ich fragte mich allerdings, ob Joe der Richtige war, mir mehr über Lukas zu erzählen. Ich nahm einen beherzteren Schluck vom Bier. Es schmeckte plötzlich bitter. „Er hat über die Jahre seine eigene Art gefunden, damit umzugehen. Ich vermute mal, du hast gestern mit seinen, nennen wir es ‚Fähigkeiten‘, Bekanntschaft gemacht.“ Er grinste leicht und hatte für einen Augenblick seine Augen geschlossen, als ließe er sich eine Erinnerung durch den Kopf gehen. „ Wenn dir ein bisschen was an ihm liegt, dann belass es bei dieser...Erfahrung. Lukas ist einfach kein Happen für zwischendurch.“ Ich leerte mein Bier und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Ein Intermezzo war dies doch nicht mehr oder? Seit meiner ersten Begegnung mit ihm schwirrte mir Lukas durch den Kopf. Seine anziehende Person und seine zurückweisende Art machten mich innerlich wahnsinnig, aber auf eine lustvolle Art. Konnte ich noch die Handbremse anziehen? Ich stellte das leere Glas auf den Tisch und trippelte mit den Fingerspitzen meiner rechten Hand leicht dagegen. / Ein Königreich für eine Zigarette!/ Mein Blick haftete auf den trocknenden Schaumkroneresten am Glasrand. „Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem ‚lassen‘ noch so einfach geht Joe.“ Ich erschrak innerlich selbst über den ernsten, tiefen Tonfall meiner Worte. Dann blickte ich zugegeben etwas unsicher zu Joe hinüber. „ Um ehrlich zu sein, habe ich vorgehabt mehr über Lukas zu erfahren. Von ihm. Ich war nie ein Kostverächter, da hast du recht und ich bin mir sehr sicher, dass wir uns deswegen so gut miteinander können. Doch seit ich Lukas kenne, läuft das nicht mehr...“ Joe lehnte sich zurück und lachte leise. „Nicht einmal mehr mit deinem kleinen Stalker?“ Meine Hand machte eine wegfegende Bewegung. „Den bin ich los. Macht ne Auslandsreise und verliebt sich hoffentlich in irgendeinen armen Spanier oder so.“ Ich lachte, stützte mich mit verschränkten Armen auf den Tisch und blickte zu Joe rüber. Dieser winkte kurz der Bedienung zu für zwei neue Bier und räusperte sich dann kurz. „Bedenke es einfach nochmal. Lern ihn kennen. Aber je mehr du dich in sein Leben mischst, umso größer wird seine Enttäuschung, wenn du feststellst, dass du nicht monogam leben kannst.“ „Du sprichst aus Erfahrung, hm?“ Joe lachte abfällig. „Nicht ganz, ich hab ihm nie versprochen, dass ich monogam leben kann. Er hat sich‘s aber einfach zu sehr gewünscht... Oder ich zu wenig versucht.“ Ein Schulterzucken. Das neue Bier kam und wurde gierig getrunken. Alkohol schien in unserem Beruf ein guter Ausgleich für Stress zu sein, wenn es zwischenmenschlich nicht lief. In Kombination mit Sex war die Sache dann unschlagbar. An Abenden wie diesen wäre ich normalerweise durch die Clubs gezogen, bis ich wen zum Austoben gefunden hatte. Der Gedanke, mich nun wieder ins Getümmel zu werfen, erheiterte mich nicht so wie früher. Wiedermal nicht zum Höhepunkt zu kommen, weil mir Lukas gedanklich zwischenfunkte, war nicht nach meinem Geschmack. Wobei zwischenfunken der falsche Begriff war. Eigentlich wollte ich nichts von den anderen Typen. Ich wollte Lukas, seinen süßen Duft und seinen sanften Widerstand brechen./Was ist, wenn du den Widerstand gebrochen hast?/ „Ich will gleich noch in die B. Kommst du mit?“ Joe rupfte mich aus meinen Gedanken. Sein Bier war bereits wieder leer. „ Sorry, ich bin raus für heute. Morgen wieder nen langen Dienst im Plan.“ Ich verzog das Gesicht beim Gedanken daran. Normalerweise kümerte mich das herzlich wenig, ein Quickie im Dark Room war immer einladend, aber heute nicht./ Auch wenn ich morgen nicht bei klarem Verstand sein werde, wenn ich mich mit Lukas treffen werde....üben wir uns mal in Vernunft./ So ein Quickie mit irgendwem vor unserem ersten Date war mit Sicherheit nicht der richtige Auftakt für eine mögliche intensivere Bindung. Bei dem Wort Bindung schüttelte es mich leicht. „Oha! Du scheinst unser Prinzesschen ja wirklich ins Auge gefasst zu haben! Benimm dich, ich will dir nicht weh tun müssen!“ Er lachte auf und klopfte mir freundschaftlich und mit sehr viel Kraft auf die Schulter. Wieder dieses typische Heterogehabe. Die aufgebrachte Kraft untermalte jedoch seine spielerische Drohung. Er legte einen Zehner auf den Tisch. „ Wir sehen uns Alex.“ Er zwinkerte mit einem Grinsen und verschwand dann Richtung Club. Da saß ich nun. Mein halbvolles Bier stand vor mir und schmeckte grad nicht. Ich saß oft alleine in Bars und es hatte mich bisher wenig gestört, schließlich blieb ich nie lange allein. Doch wenn man seine Zeit nicht mit sinnlosem Sex füllen konnte, mit was füllte man sie dann? Lukas schrille Geburtstagsgäste kamen mir in den Kopf und eine kleine Stimme in mir stichelte, dass ich doch an diesem Abend recht zufrieden war. Ich bezahlte ebenfalls und verließ den Laden ohne mein Bier auszutrinken. Kaum an der frischen Luft entflammte eine Kippe zwischen meinen Lippen. Genüsslcih zog ich den Rauch ein. Wenigstens dieses Laster schmeckte mir noch. Ein weiterer genüsslicher Zug am Glimmstängel und ich trat den Heimweg an. Kapitel 8: Kapitel 14 und 15 ---------------------------- Puh, was ein Akt! Aber es geht voran! Ich will eigentlich nicht zu viel sagen, daher presse ich die Lippen zusammen und wünsche euch Spaß beim Lesen! Für Kommis bin ich immer sehr dankbar ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 14 Wie viele Tassen Kaffee ich am folgenden Tag getrunken hab, konnte ich kaum noch sagen. Fakt war, meine Nacht war trotz des frühen Heimwegs sehr kurz. Ich lag stundenlang wach und hatte nachgedacht. Überwiegend über mich. Viel über Lukas. Noch mehr darüber, was die Zukunft mir und ihm bringen konnte. Eine wirkliche Erkenntnis habe ich dadurch nicht erhalten. Außer vielleicht, dass mein bisheriger Lebensstil äußerst vergnüglich war, die Erfahrung mit Gideon jedoch Warnung genug war, bessere Wege einzuschlagen. Auch Joe’s Worte kreisten immer wieder in meinem Kopf. Seine Bitte, Lukas nicht das Herz zu brechen, war doch sehr eingehend gewesen. Immerwieder durchspielte ich den Ablauf einer möglichen Beziehung um zu ermitteln, auf wie vielen Wegen ich wohl fremdgehen würde oder woran sie früher oder später scheitern würde. Die Tatsache, dass wohl oder übel ich der Buhmann sein würde, entsprach nicht meinem Geschmack. Das ich mir selbst diese Rolle zuspielen würde, stand für mich außer Frage. Dank der heutigen Kosmetik für Männer sah ich nicht so furchtbar schlecht aus wie ich geschlafen hatte. Ein bisschen Roll-on hier und Feuchtigkeitsgel da, und schon sieht der Mann von heute gepflegt und munter aus. Ich würde mit Lukas einfach in ein kuscheliges kleines Restaurant gehen, ein dunkles Plätzchen suchen und alles wird gut. Naja, fast alles. Ich war mir immernoch unsicher, was ich mit mir selbst anfangen sollte. Meine Libido schrie zwischendurch immer wieder auf und wollte Beachtung, zugleich erinnerte mich der leichte pulsierende Kopfschmerz, dass ich noch mehr als nur einen Schwanz hatte. Mein Herz klopfte leicht, als ich auf Lukas Wohnungstür zuging und noch mehr, als ich nach dem Klingeln auf seine Antwort wartete. „ Soll ich gleich runter kommen?“ Ich bejahte. Mit dem Klang seiner Stimme erhielt ich einen leichten Stich in der Brust. Wie viel Verantwortung hatte ich? Es dauerte nicht lange, dann stand er vor mir. Lukas trug einen nahezu bodenlangen schwarzen Mantel und hatte sich einen dicken schwarzen Wollschal um den Hals gewickelt. Er fröstelte leicht, als er an die frische Luft trat und lächelte mich an. „Ich hätte dich mal wieder nicht erwartet.“ „Versprochen ist versprochen.“ Ich zwinkerte ihm zu. Lukas beugte sich plötzlich vor und küsste mich sanft auf die Wange. Sein süßer Duft umfing mich und wickelte mich wohlig warm ein. Auch meine Libido nahm sofort wieder ihre Arbeit auf. Ich fühlte mich wie jemand im tagelangen Hungerstreik, dem man grad ein kleines verführerisches Törtchen unter die Nase gesetzt hatte. Ich räusperte mich kurz. In Erinnerung an Lukas Geburtstag reichte ich ihm meinen Arm und er hakte sich lächelnd unter. „Also Fremder, wohin gehen wir?“ Er lehnte sich in sanfter Vertrautheit gegen meinen Arm und sah zu mir auf. „ Nunja, ich kenne da einen hervorragenden Afrikaner, wenn dir etwas S-Bahn fahren nichts ausmacht?“ „Oh, Afrikanisch! Wie exotisch!“ Lukas kicherte vergnügt und drückte sanft meinen Arm. „Dann führe mich mal dorthin.“ Am Anfang war es einfach. Wir plauderten über unseren Tag, wobei Lukas sich zurück hielt, da aufgrund seiner Krankschreibung er aktuell nicht viel machen konnte. Er verriet mir, dass er als Chemielaborant beim Robert-Koch-Institut tätig war, der Gips schränkte ihn jedoch soweit ein, dass er seine Arbeit derzeit nicht ausüben konnte. Es schien ihn zu belasten, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deuten konnte. Beim Essen selbst überraschte er mich. Sein Appetit war recht ausgeprägt und obwohl er das meiste nicht kannte, zeigte sich Lukas als sehr probierfreudig. Er ließ es sich nicht nehmen mir immer wieder einen Kostehappen zuzuschieben. Nichts was mir wirklich lag, sodass ich ihn früher oder später ein wenig ausgebremst hab dabei. Er schien es aber nicht weiter übel zu nehmen, sondern aß genüsslich weiter und bedauerte nur lächelnd meinen Verlust. Lukas trug einen enganliegenden schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt und Dreiviertelarmen. Auch im schwachen Lichtschein konnte ich die feinen Linien auf seinen Unterarmen sehen, die nicht vom Pulli bedeckt wurden. Wir waren mit dem Essen fertig. Seine Augen funkelten im Kerzenlicht und verdunkelten sich dann leicht, als sie meinen Blick bemerkten. „Möchtest du sie nur anstarren oder auch wissen, woher sie kommen?“ Er spach leise mit einem rauen Unterton. Schief lächelnd ergriff er sein Glas. Ich zündete mir nervös eine Zigarette an. Zum Glück nahmen in Berlin nicht alle das Rauchverbot so tot ernst. Gierig sog ich den beißenden Qualm ein und pustete ihn langsam wieder aus. „Die Frage ist eher, ob du mir überhaupt sagen möchtest, woher die Narben kommen?“ Der nächste Zug an der Kippe und wieder betrachtete ich ihn abschätzend. Lukas rutschte leicht auf seinem Stuhl hin und her. „ Das Leben ist nicht immer einfach, weißt du?“ Er grinste kurz. „ Was sag ich da, ich glaub für dich war die größte Hürde jemals schnell genug die nächste Nummer zu finden.“ „Autsch.“ Ich umhüllte mich mit mehr Rauch. Im Grunde hatte er Recht. Ich hab in meinem Leben immer alles erreicht,was ich wollte. Schule, Studium, Job...nur Lukas versuchte sich eisern meiner Statistik zu entziehen. Jeden anderen hätten diese Worte verletzt. Ich überspielte sie mit gewohnter Coolness und beschloss für mich ihn später dafür leiden zu lassen...im Bett und am besten unter mir. „Entschuldige... Ich kam früher mit Problemen nicht so gut klar und das ist leider das Ergebnis davon.“ Er rieb sich gedankenversunken den ungegipsten Unterarm und blickte ins Leere. Ich weiß nicht wieso, doch ich zögerte nicht, als ich das Bedürfnis hatte in zu berühren. Meine Hand legte sich sanft auf seine Hand und meine Finger strichen sanft über seine. Die Stimmung schlug um. Seine Augen fanden meine und flackerten leicht. Bemüht ernst meinte ich leise: „Lukas, es kann nunmal nicht jeder so ein grandioses Arschloch sein wie ich.“ Ich begleitete die Worte mit einem sanften Kopfschütteln und einem ironischen Grinsen. Es funktionierte. Ein Lächeln fand sich zurück in sein Gesicht. „Du bist unmöglich.“ Erlachte nun leise und seine Finger spielten sanft mit meinen. Kurze Stille. „Was machen wir hier eigentlich Alex?“ Unsicher hob er bei der Frage die Augenbrauen an, blickte auf unsere Hände und dann wieder mich an. Bis eben war die Berührung für mich etwas völlig normales gewesen. Nun zog ich meine Hand zurück, als hätte ich sie mir verbrannt. „Ich weiß es um ehrlich zu sein nicht, Lukas.“ Schweigen herrschte wieder. Er blickte nachdenklich in mein Gesicht, dann auf meine Hand, schließlich auf seine. Ein letzter Zug am Glimmstängel und er verschwand traurig im Aschenbecher. „Ich versuche zur Abwechslung mal normal zu sein.“ Ich lächelte kurz. „Bin nicht so gut drin, hm?“ Auch Lukas schmunzelte. „Es geht. Bei dir ist das nur so...befremdlich.“ Ich hatte den Eindruck, dass er noch etwas dazu sagen wollte, doch wieder verblieb er im Schweigen. /Vielleicht ist es deine Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, Alex-Baby?/ Ich seufzte leise. War es wirklich der richtige Zeitpunkt, meine Gedanken offen zu legen? Würde ich ihm damit vor den Kopf stoßen? Joe’s Worte kreisten in meinem Kopf wie die Geier über einem Stück Aas. /Vermutlich würde von Lukas auch nicht viel übrig bleiben, wenn ich hier rum experimentiere./ „Ich mag dich Lukas.“ Er blinzelte überrascht. Eine solche Aussage schien er nicht zu erwarten. „ Und genau das ist das Problem.“ Ich grinste schief. „ Ich bin nicht gut darin, mit anderen Menschen umzugehen. Zumindest nicht außerhalb des Bettes.“ Ein verschmitztes Lächeln, eine kleine Zweideutigkeit.“ Ich bin, wie ich bin.“, und hier war ich in voller Größe. Der Gefühlskrüppel der Nation, der krampfhaft die richtigen Worte suchte und immer die falschen traf. Lukas lehnte sich ein Stück zurück. Er schien zu erkennen, dass hier kein größeres Liebesgeständnis kommen würde, geschweige denn ein Schwur zur Treue oder Besserung. „Heißt das, mehr als ein kurzes Intermezzo ist für dich nicht drin?“ Seine Augen flackerten. Doch es waren keine Tränen. Er schien verunsichert. Kämpfte Lukas grad mit seinen Grundwerten? Es könnte auch Zorn sein, aber wütend erschien er mir nicht. Ich lachte leise auf. „Versteh mich nicht falsch. DU hast viel an mir geändert. Aber ich befürchte, dass ich immernoch schlecht bin.“ Ich schüttelte den Kopf und friemelte die nächste Zigarette aus der Packung, mein Feuerzeug zippte leise. „Ich weiß es.“ Qualm umhüllte mich. „Das heißt, du verschwindest. Denn aus deinem Bett kannst du mich schlecht werfen.“ Er schien noch immer verunsichert und nun doch etwas angegriffen. Beschwichtigend hob ich die Hände. „Versteh mich nicht falsch. Verdammt Lukas, ich bin mies in sowas!“ Ein Lachen, der nächste nervöse Zug an der Zigarette.„Ich möchte... ein Freund sein, verstehst du?“ Ich berührte wieder kurz seine Finger, strich sanft über die blasse Haut. Er ließ mich gewähren und erwiederte die Berührung sacht. „Ein Freund?“ Eine kleine Welle der Enttäuschung schwang mit seinen Worten mit. Mein Herz versetzte mir einen deutigen Stich, aber ich tat unbeeindruckt und zog erneut an der Zigarette, die nach und nach zu einem kleinen Stummel mutierte. Freund war definitiv nicht das Wort, was sich Lukas vom heutigen Abend erhofft hatte. Und um ehrlich zu sein, hätte ich ihm auch gerne mehr geboten. Wenn ich mehr Arsch in der Hose gehabt hätte. Wenn ich mir selbst vertraut hätte. So verdammte ich mich gerade erstmalig zu einem Leben am Rand. Aber wenn es das einzig Gute war, was ich für ihn tun konnte, dann würde ich gerne am Rand stehen und auf ihn aufpassen. So wie Joe es tat. Ein lächerlicher Vergleich mit dem Film Bodyguard kam mir in den Kopf. Ich schüttelte den Gedanken dezent aus meinem Kopf und verlachte mich innerlich selbst. /Du wirst noch zu einer richtigen Queen Alex, wenn du so weiter machst./ Während ich mich selbst auslachte wäre es mir fast entgangen, dass Lukas sanft meine Finger drückte. Seine Gesichtszüge erschienen so unglaublich sanft, dass ich ihn am liebsten augenblicklich zu einem Kuss über den Tisch zu mir herangezogen hätte. Aber es würde keinen solchen Kuss mehr geben, wenn ich mal etwas richtig machen wollen würde. /Scheiß auf deine Libido, Alex, dieses eine Mal!/ „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass ich verstehe, was du mir sagen willst.“ Seine Finger verließen meine. „Und ich erahne, wie schwer das für dich ist. Ich fühle mich geehrt.“ Ein zaghaftes Lächeln. Dann griff er zum Wein und nahm einen größeren Schluck. Seine Wangen glühten danach sacht. Ja der gute afrikanische Rotwein, der hatte es schon in sich. Er senkte leicht den Kopf . „Ich bin froh, dass ich nicht ganz auf dich verzichten muss.“ Seine Worte kamen leise, aber mit einem kleinen Lächeln. Ich griff zu meinem Glas und trank ebenfalls einen beherzten Schluck. Es war raus. Es war schlecht formuliert und bei weitem nicht das gewesen, was ich mir über Nacht an Worten zurecht gelegt hatte, aber irgendwie hatte ich es geschafft ihm mitzuteilen, dass ich es nicht auf den Versuch ankommen lassen würde, ihn unglücklich zu machen. Das hatte ich doch, oder? Ich war nie der Typ, der nicht wusste, was er will. Und genau genommen wusste ich auch jetzt, was ich wollte. Doch das Problem war, dass meine Verlangen sich widersprachen. Ich wollte Lukas. Ich wollte nichts mehr, als seinen schlanken Körper unter meinen Berührungen erzittern zu sehen. Aber ich wollte einen glücklichen Lukas und eine kleine Stimme in mir lachte immer höhnisch bei dem Gedanken, dass ich ihn glücklich machen könnte. Ich konnte andere beglücken, aber einen Glückszustand von Dauer aufrechtzuerhalten, der sich außerhalb der Laken abspielte, dazu war ich nicht in der Lage, oder? Das kleine Kichern begann erneut. Ich blickte Lukas an. Er sah nicht glücklich aus. Aber auch nicht tot unglücklich. Sein Blick ruhte auf mir, als könne er jeden Gedanken lesen, der durch meinen Kopf schoss. Und sein Blick sagte mir, dass es okay wäre. Ein Hauch Sehnsucht ging damit einher. Sehnsucht nach dem, was sich Lukas von diesem Date gewünscht hatte. Oder war es etwas anderes. Irgendwie hielt mich sein Blick gefangen, doch wenn ich von meinem Standpunkt nicht abweichen wollte, musste ich jetzt wegsehen. Ich musste diesen Moment brechen. Eine Zigarette konnte im richtigen Moment wie eine Wand zwischen zwei Personen sein. Ich baute also mit einer weiteren Kippe eine kleine Mauer. Mehr fiel mir nicht ein. Und auch Lukas ließ die Schultern leicht sinken und lächelte traurig. „Zeit zu gehen, hm?“ Ich winkte dem Kellner für die Rechnung zu um Lukas Worte zu bestätigen. „Besser ist’s, muss morgen wieder auf Arbeit und möchte dich doch noch nach Hause bringen.“ Ich zwinkerte ihm durch meine Rauchwand zu. Er merkte es und lächelte. Eine leichte knisternde Stimmung lag immernoch zwischen uns, auch wenn Lukas nun endgültig mein verbotenes Früchtchen war. Vielleicht auch gerade deswegen. Nachdem ich bezahlt hatte, half ich ihm in seinen Mantel. Ich ließ es mir nicht nehmen, ihm dabei sanft über den Rücken zu streichen. Er wich nicht zurück und verharrte diesen Augenblick, dann machten wir uns mehr oder weniger zeitgleich auf den Weg zur Tür. Die Kälte umfing uns unweigerlich, als wir auf die Straße traten. Es war Anfang November und bereits jetzt gefühlte Minusgrade im zweistelligen Bereich. Ich bot Lukas meinen Arm an und ohne zu zögern hakte er sich unter. Er lehnte sich sanft gegen mich und diese Vertrautheit stimmte mich zufrieden. Es würde schwer werden, meine Finger still zu halten, aber wenn es Momente wie diesen bewahren würde, wäre ich damit einverstanden. Zumindest für eine Weile. Auf die S-Bahn wartend legte ich meine Arme um ihn, um ihn warm zu halten. Auch hierzu sagte Lukas nichts. Allgemein verlief unser Heimweg sehr schweigend. Die Bahn kam diesmal für meinen Geschmack zu schnell. Wartete man an Abenden wie diesen sonst locker mal 15 Minuten, so waren es heute gerade mal fünf Minuten, die ich Lukas so wärmen durfte. Zugegeben, fünf Minuten, in denen ich meinen Entschluss immer wieder hinterfragte, aber wenn ich auf den kleinen Blondschopf hinab sah, war ich mir doch wieder sicher./Einmal im Leben nicht das Arschloch sein./ Ich sagte mir diese Worte immer wieder. In meinem Kopf schrillte zugleich das höhnische Lachen, dass mich daran erinnerte, was ich sonst so gerne tat, und wie unfähig ich darin sein würde, ihn nicht unglücklich zu machen. Ein Augenblick zum Weglaufen, hätte ich nicht Lukas in den Armen gehabt. Die Bahn kam. Innen war sie gut beheizt und weiterer Körperkontakt nicht notwendig. Ich bedauerte es etwas. Wir saßen schweigend nebeneinander. Es war kein angenehmes Schweigen. Es wurde auch nicht besser, als Lukas langsam seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte. Was hätte ich in diesem Augenblick alles gerne getan. Meine Hände ruhten jedoch zusammengefaltet in meinem Schoß. /Einmal Alex. Ein einziges Mal./ Ich biss die Zähne zusammen und atmete tief durch. Hatte ich gewusst, dass es so schwer werden würde? War es denn schwerer als die Rolle des Mistkerls zu riskieren? Vielleicht war es nur schwer für den Augenblick und sobald meine Libido endlich ein neues Objekt der Begierde gefunden hätte, würde es leichter werden. /Vielleicht./ Kein Zustand, der in mir Behaglichkeit hervorrief. Kurz vor seiner Haltestelle löste sich Lukas von mir. „Ich will Mittwoch mit Maik und Stephen ins Kino.“ Ich blinzelte ihn etwas verwundert an. Offensichtlich hatte ich mich arg in meinen Gedanken verloren. „Willst du mit?“ „Was wollt ihr euch denn ansehen?“ Lukas lächelte peinlich berührt. „Einen Twilight Rerun, bevor der vorletzte Teil ins Kino kommt.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. Klar war dies ein Thema, dass man nicht umgehen konnte dank der Medien. Zugegebenermaßen hatte ich mich jedoch bisher vollends vor diesem Thema drücken können. „Puh, ich steck da gar nicht drin...“ Er grinste vergnügt. „Kein Problem, ist nen kleiner Marathon, Teil eins bis drei und du bist up to date für den ersten Teil des letzten Buches.“ „Der erste Teil des... Teil eins bis drei?“ Ich ging das eben Gehörte durch und fragte mich, ob ich DAS wirklich verkraften würde. Lukas erhob sich und hinterließ einen kalten Fleck an meiner Seite. Er lachte offenherzig. „Freunde machen so einen Quatsch Alex...“ Da hatte er mich. Freunde. /Du hast es so gewollt, Alex./ „ Okay, okay, ich tu mir das an, aber wenn ich es nicht mehr ertrage, darf ich mich betrinken,ja?“ Wieder ein Lachen. Die freundliche Stimme der S-Bahn verkündete seine Haltestelle. Er drehte sich einmal lachend um eine der mittig stehenden Haltestangen. Meine Libido zuckte kurz bei diesem Anblick. Unartige Bilder schossen mir in den Kopf und mussten bekämpft werden. Kälte war ein gutes Mittel. „Ja, ich denke den ein oder anderen Prosecco vorab werden wir uns auch genehmigen. Also ist Betrinken okay.“ Er betätigte den Türöffner und verließ den Wagen. Ich sprang auf und eilte ihm nach, klapste ihm leicht auf den Po. „Du versaust mich!“ Er lachte wieder. Ich legte lächelnd meinen Arm um ihn und begleitete ihn noch bis zu seiner Wohnungstür. /War doch ein guter Abend, oder? Für dein erstes sexfreies Date, hast du dich tapfer geschlagen Alex. Da ist so ein kleiner freundschaftlicher Klaps auch okay./ Ich hoffte es. Es wäre schön, wenn ich doch nur einen Augenblick meinen Kopf abstellen könnte. Aber er arbeitete immerzu. An Lukas Tür zögerte dieser kurz. Sein Blick ruhte auf mir, begleitet von dem für mich nicht zu deutenden Gefühl, dass er auch vorhin im Restaurant mit im Blick trug. Ich strich ihm einmal kurz über die Wange. „Schlaf gut, Lukas.“ Meine Stimme war rau und leicht belegt. Gern hätte ich jetzt mehr getan, als diese flüchtige Berührung. Lukas Wangen waren immernoch leicht gerötet und ich fragte mich , ob es noch vom Wein kam, der Kälte oder an mir lag. Er lächelte nur sanft, drehte sich um und schloss die Tür zum Hausflur auf. „Schlaf gut Alex.“ Er blickte sich für diese Worte noch einmal kurz um, dann verschwand er im Hausflur. Es schüttelte mich leicht. Auf dem Weg zurück zur Bahn erkannte ich den Kerl in der Fensterspiegelung nicht wirklich. Wenn das ich war, wo war dann der Rest von mir? Leise lachte die höhnische Stimme in meinem Kopf. Immer wieder drang sie zu mir durch. Würde ich meine Libido jeh besiegen? Ich hatte den Abend überstanden, aber nicht ohne Lukas Nähe zu genießen, zu suchen oder mir sogar zu erschleichen. Ich schüttelte leicht den Kopf. Vielleicht war es Zeit für einen Absacker am Neuen Ufer und einem bedeutungslosem Abenteuer. Aber das hatte ja auch vorab schon so gut geklappt... Kapitel 15 Ich bin an diesem Abend nicht ins Ufer und ohne weitere Abenteuer heimgekehrt. Mein Kopf platzte fast aus allen Nähten und innerlich wusste ich , dass ich meine Libido nicht mit irgendeinem kleinen knackigen Hinterteil ruhig stellen könnte. Dieses Gefühl setzte sich fort an jedem Abend den ich in den kommenden Wochen mit Lukas und seinen Freunden verbrachte. Joe war häufiger mit von der Partie, verabschiedete sich aber meist frühzeitig, um noch etwas auf die Pirsch zu gehen, wie er sagte. Ich beobachtete jedesmal, wie bei diesen Worten ein kleiner Schatten über Lukas Gesicht huschte. Wenn es ihn aber wirklich noch verletzte, wusste er es auf Dauer gut zu überspielen. Ob seine quirligen Freunde es wirklich merkten, wenn sie Joe scherzend verabschiedeten, glaubte ich kaum. In dieser Zeit nahm ich es mit so gut wie allem auf: Dem Twilight Marathon, Cocktailabenden, Abende mit Liebesschnulzen, Kaffeerunden mit Kuchen und ich erwies mich durchaus als begabter Gesellschafter. Zudem nutzte Lukas jeden Moment, der sich ergab, um mit mit etwas Nähe zu teilen, ob es nun ein vielsagender Blick, ein leichtes Anlehnen oder sogar ein wenig Kuscheln auf der Couch war. Nie etwas Sexuelles, leider, oder zum Glück, ich wäre wohl schwach geworden. Wenn wir diese Nähe teilten, verschwanden meine Kopfschmerzen für eine Weile. Doch wenn ich später alleine in meine Wohnung zurückkehrte, kamen sie wieder und bohrten sich gnadenlos durch meine Gedankenwelt. Und einher ging der Gedanke, was ich früher getan hätte und wie aussichtslos mir jetzt ein Weg in irgendeinen Darkroom erschien. Auf Lukas und mich reagierten Maik und Co. Anfangs skeptisch. Es wurde jedes mal von neuem gewitzelt, ob wir nun ein Paar seien. Lukas ertrug diese Sticheleien mit dem Lächeln einer Heiligen Statue, ich knirschte grummelnd mit den Zähnen. Die Runde lachte dann, Lukas und ich blickten uns schweigend an und schienen uns mit unseren Augen immer wieder gegenseitig zu fragen, was wir hier taten. Aber ich blieb dabei, ich wollte ihn nicht verletzen. Irgendwann hörte auch das Sticheln etwas auf. Die von uns ausgeteilten kleinen Zärtlichkeiten gehörten somit zum freundschaftlichen Habitus und keiner versuchte mehr uns in peinliche Situationen zu bringen. Vielleicht waren auch einfach Lukas und ich es, die mit dem Alltag besser umgingen. Ich wollte ihn jedoch noch immer, daran hatte sich bisher nichts geändert, zu meiner eigenen Verwunderung. Es war mitten in der Vorweihnachtszeit, als die Herrschaften beschlossen, gemeinsam den Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz unsicher zu machen und im Anschluss ins Haus B einzukehren. Der erste Schnee war mittlerweile gefallen. In der Dunkelheit wurde der Alexanderplatz liebevoll vom Weihnachtsmarkt beleuchtet, dessen Fahrgeschäfte, Imbissbuden und Händler ein buntes Gemisch an verschiedenen Düften, Lauten und Lichtsignalen von sich gaben. Es wurde in einer kleinen und völlig überfüllten Glühweinbude der erste Glühwein mit Schuss zu sich genommen und schnell glühten auch alle Gesichter. Ich war nie ein Weihnachtsmensch und sah da keine gegenteilige Entwicklung, aber mit Lukas an meiner Seite schien das sich nähernde Weihnachtsfest doch etwas von jener Beschaulichkeit zu besitzen, die man mir früher immer nahe bringen wollte. Maik erzählte lautstark eine Anekdote aus seinem Frisörsalon. Der Kerl war tatsächlich Frisör. Ein Bilderbuchschwuler. Seine Stimme war noch immer zu schrill für meinen Geschmack, aber ich hatte mit der Zeit gemerkt, dass Lukas sich einen doch recht erwählten Freundeskreis angelegt hatte und somit war auch Maik, trotz der Tatsache, dass man ihn nicht reden hören wollte, immer ein offener Gesprächspartner. Die nächste Runde Glühwein mit Schuss brachte die Idee mit sich , dass man doch eine Runde Riesenrad fahren könnte. Seit das Alexa am Alexanderplatz stand, war dahinter jährlich ein größerer Rummel, der auch ein Riesenrad bereit hielt. Vergnügt kichernd schob sich unsere Gruppe also Richtung Riesenrad mit dem festen Vorhaben einen Mengenrabatt bei dem Betreiber für unsere Gruppengröße herauszuschlagen. Ein paar vergnügt kreischende Kerle waren doch eine ausgezeichnete Werbung. Zumindest waren wir für uns dieser Ansicht. Das Riesenrad hatte immer Gondeln für kleinere Gruppen und so teilte man sich in eine dreier und eine vierer Gruppe auf. Ich hatte das Glück, die kleine Gondel mit Lukas, Stephen und Martin zu teilen. Die zwei kuschelten sich verliebt und vergnügt zusammen und freuten sich unglaublich über die Aussicht. Lukas war ziemlich nahe an mich herangerutscht und umklammerte etwas verkrampft meinen Arm. „Alles okay bei dir?“ Ich flüsterte leise an sein Ohr. Zögerlich öffnete er die Augen und blickte zu mir auf. „ Das kann ich nicht sagen. Das ist zu peinlich!“ Seine Wangen glühten vom Glühwein. Verlegen rückte er sich seine Brille zurecht und blinzelte über den Rand der Gondel, nur um kurz darauf wieder etwas fester an meinem Arm zu klammern. „Ich dachte wirklich, ich könnte das...“ Ich war etwas verwundert und mir nun nicht mehr ganz sicher, wovon dagerade die Rede war. Meine Hand umfasste sanft sein Kinn und zwang ihn so, mich anzusehen. „Okay, was ist los?“ Ein Hauch Sorge schwang mit meinen Worten mit. Ein erneuter verzweifelter Seufzer entkam Lukas Lippen. „Ich dachte echt, ich könnte das und das mir der Alkohol helfen könnte, aber... Ich hab so eine verdamte Höhenangst!“ Er verbarg sein Gesacht an meiner Brust und ich legte sanft meine Arme um ihn. Ein kleines Lachen schüttelte meinen Brustkorb. Innerlich hatte ich befürchtet, Lukas würde von etwas anderem reden, aber so fand ich meine Souveränität wieder und drückte ihn schützend an mich. „Dummerchen, warum fährst du dann mit?“ Er löste sich wieder leicht von mir, musste erneut die Brille zurecht schieben und schniefte leicht. „Naja, alle fahren. Ich wollte nicht der Dumme sein, der draußen steht.“ Ich grinste ihn an. /Der Dumme, der draußen steht. Moment mal Alex, bist du das nicht gerade?/ Mein Versuch ein guter Mensch zu sein verspottete mich also von neuem. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Lukas konnte sich nicht bewusst sein, was seine Worte in mir auslösten und er sollte es auch keinesfalls spüren. Ich strich ihm also stattdessen sanft eine blonde Strähne aus dem Gesicht und lächelte tapfer weiter. „ Keine Sorge, ich pass auf dich auf. Also halte dich ruhig weiter fest.“ Den letzten Teil des Satzes sagte ich mit einem Zwinkern und erhielt dafür einen kleinen Klaps gegen die Schulter. Dennoch wich er mir nicht wirklich von der Seite. Unser frischvermähltes Ehepaar schien davon nicht viel mitzubekommen, die zwei waren mit einer heftigen Knutscherei beschäftigt. Ich beneidete die beiden einen kurzen Augenblick und musste mich dann ermahnen, dass ich nicht an solchen Quatsch wie die Ehe glaubte und schon gar nicht beziehungstauglich war. Dennoch, eine wilde Knutscherei mit Lukas wäre nach meinem Geschmack gewesen. Der klammerte sich nun schweigend an mich und ließ mehr als zaghaft seinen Blick über die Stadt kreisen. Je höher die Gondel kam umso mehr schnitt der Wind. Ein Grund mehr für Lukas nahe bei mir zu sitzen. Ich lächelte darüber, denn dieser Gedanke erfüllte mich wirklich mit einem leichten Prickeln. Erst jetzt merkte ich, als wir den höchsten Punkt passierten, dass Lukas nicht mehr vorsichtig über den Rand spähte, sondern tatsächlich mich ansah. Ich hielt seinen Blick für einen Moment. Seine hellen grauen Augen fastzinierten mich nicht zum ersten Mal und ich konnte wieder in diesem Blick ein Gefühl sehen, was ich nicht deuten konnte. Bevor ich mich verlieren würde, brach ich den Blickkontakt jedoch ab, drückte stattdessen Lukas Hand sanft. „Hast es gleich geschafft.“ Ich versuchte aufmunternd zu klingen, aber eigentlich hasste ich mich selbst, dass ich immernoch versuchte, ein verdammter Held zu sein, indem ich ihn nicht noch fester an mich drückte. Lukas nickte leicht und blieb an mich gelehnt bis wir wieder aussteigen durften. Maik, Joe und Maiks Freund waren zwei Gondeln vor uns ins Riesenrad eingestiegen und begrüßten uns freudig. Es war kurz vor 12 Uhr Mitternacht. Der Pegel wurde mit einem Glühwein to go aufrecht gehalten und die S-Bahn Richtung Warschauer Straße angestrebt. Es folgten kleine Witzeleien über Lukas Höhenangst und seinen Heldenmut, dennoch in ein Riesenrad einzusteigen. „Lukas, Prinzesschen, wenn du diesen Mut mal auf die Männerwelt übertragen würdest, hätten deine Bettpfosten keine Spinnenweben mehr.“ Joe grinste verschmitzt bei diesen Worten, der Rest der Meute gröhlte, ich setzte zumindest ein Lächeln auf. Lukas blickte zu Boden, erwiederte aber nichts darauf. Ein kurzer Blick zu mir, dann nippte er an seinem Glühwein un drehte sich zu Johannes um. „Mal sehen, der Abend ist noch jung, und wenn er schon so gut beginnt?“ Alle Mann gröhlten erneut. Ein Passant, der an uns vorbei ging, gab eine Beschimpfung gegen Homosexuelle von sich, die umgehend von wüsteren Worten aus dem Mund von Stephen, der sonst recht gelassen wirkte, gekontert wurde. Aber auch dies tat der Stimmung keinen Abbruch und Lukas wurde weiter hinterfragt, wie er sich denn heute seinen Traummann angeln wolle. Er ließ es mit einem eher gequälten Lächeln über sich ergehen, gab aber genug verruchte Antworten, um die kleine Schar bei Laune zu halten. Die Disco war unglaublich voll an diesem Abend. Wie bei unserem ersten Besuch hier standen wir in der Schlange und warteten. Es war mittlerweile kurz nach Mitternacht. Es ging erstaunlich schnell voran, sodass wir nach 10 Minuten Anstehen unsere Jacken an der Garderobe abgeben konnten. Vom großen Dancefloor dröhnte der Weihnachtsschlager „Last Christmas“ und die Meute strömte jubelnd Richtung Tanzfläche. „Also ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich brauch erstmal was zu trinken!“ Joe war neben mir geblieben und sah Lukas und Co. nach. „Ja, ein Whisky-Cola oder sowas wäre jetzt gut.“ Er klopfte mir in seiner lachenden Weise mal wieder etwas zu derbe auf die Schulter und wir pirschten uns zur nächsten Bar. Von hier aus taten wir das, was wir am besten konnten, wir behielten unsere kleine Gruppe im Auge. Weder Joe noch ich waren besonders leidenschaftliche Tänzer und wenn es ging war es das entspannte am Rand stehen, was wir bevorzugten. /Bisher nur auf der Tanzfläche, jetzt auch im gesamten Leben./ Ich knirschte leicht mit den Zähnen und suchte die Tanzfläche nach Lukas ab. In seiner schwarzen enganliegenden Jeans und seinem ebenso enganliegenden T-Shirt mit etwas tieferem V-Ausschnitt war er im Dunkeln der Tanzfläche nicht sofort auszumachen. Durch das Stroboskoplicht gelang es mir irgendwann aber doch und unweigerlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Seine Augen waren geschlossen und einige gelöste Haare umspielten sein schmales Gesicht als er völlig in sich gekehrt tanzte. Ich hätte einen wie ihn niemals beachtet. Nun suchten meine Augen automatisch nach ihm. Über mich selbst schmunzelnd bemerkte ich nur am Rande, dass Joe wohl auch jemanden ins Auge gefasst hatte. „Na was meinst du? Sieht doch ganz nett aus das Kerlchen.“ Er nippte an seinem Gemüsebier und nickte mit dem Kopf rüber zum anderen Ende des Raumes. Auf einer Box tanzte ein schlanker Kerl mit bronzenem Hautton und einladendem Muskelspiel an Armen und Bauch. Sein halb bauchfreies Top betonte dies nur zu sehr. In lasziven Windungen wickelte er sich um die Dancepole und gab sich ganz seinem Tanz hin. Verglichen mit Lukas Art zu tanzen schrie hier jede Bewehung nach Aufmerksamkeit. Der Kleine strotzte vor Sexappeal und es hätte über ihm nur noch das Schild 'Nimm Mich!!' gefehlt, dann wäre das Angebot perfekt gewesen. Nun für Johannes war das Schild offensichtlich da. Er leerte sein Gemüsebier und gab mir ein kleines Signal, dass er nun erstmal weg sein würde. „ Wo will er hin?“ Lukas stand leicht verschwitzt neben mir und strich sich einige der blonden Haare aus dem Gesicht. Ein leichter Schweißfilm bedeckte seine schlanke durch den tiefen Ausschnitt sichtbare weiße Brust. „Beutejagd“ erwiederte ich nur grinsend. So an den Tresen gelehnt, in diesen wirklich engen Jeans und dem verlockenden Oberteil hätte ich Lukas gern auf der Stelle vernascht. Stattdessen beobachtete ich dämlich glotzend, wie er sich einen Vodka-O bestellte und kurz neben mir verschnaufte. Zwischendurch blickte auch er mal über seinen Brillenrand zu mir auf. Ich hatte ihn einmal gefragt, wieso er keine Kontaktlinsen tragen würde, da hatte er nur gelacht und mir gesagt, wie gerne er diesen Blick über den Rand einsetzen würde. Er war unschlagbar. „Ist was?“ Er grinste breit und hatte offensichtlich meine Blicke bemerkt. /Tapfer sein Alex!/ „Nichts, siehst gut aus heute.“ „Umso besser, ich hab ja heute den Tag der Überwindungen!“ Er zwinkerte mir frech zu und ich lächelte zurück. Ein Stich in meiner Brust signalisierte mir, dass ich wohl auch etwas zu überwinden hatte. Ein neuer Song zog Lukas auf die Tanzfläche. Ich nahm sein Getränk entgegen und signalisierte ihm kurz, dass ich mich in die Raucherlounge verziehen würde. Seinen Drink nahm ich zur Sicherheit mit. Der Glimmstängel entflammte und der Rauch in meiner Lunge ersetzte etwas den Schmerz in meiner Brust. Ich war nie sonderlich empfindlich und hörte von daher einmal in mich hinein, um sicher zu gehen, dass ich keine Herzrhythmusstörungen oder ähnliches hatte. Alles schien normal. Ich zog erneut an der Zigarette. Im kleinen Engen Raucherraum hatte ich ein Plätzchen mit Tisch gefunden. Sowohl mein Whisky-Cola als auch Lukas Vodka-O standen vor mir. Früher hätte ich sowas tunlichst vermieden. Zwei Getränke bedeuteten immer, das hier nichts zu holen war. Aber im Endeffekt, war bei mir auch nichts zu holen. Dennoch bekam ich den einen oder anderen fragenden Blick. Ich mochte zwar gerade in einem Gefühlschaos stecken, dennoch schienen das hellblaue Lacoste-Poloshirt und meine dunkelgraue stonewashed Jeans mit kleinen schlitzen an Knien und Hintern meine Vorzüge zur Geltung zu bringen. Hätte ich nicht das zweite verwaiste Glas vor mir, wäre ich wohl bereits im Darkroom zu Gange. „Ach, hab ichs doch geahnt!“ Maik ließ sich geschafft neben mich fallen. Er war ebenfalls verschwitzt vom Tanzen, im Unterschied zu Lukas konnte man das bei ihm auch sofort riechen. Lukas roch noch immer nach seinem verlockend süßem Parfüm. Eine weitere Qualmwolke verließ meinen Mund und waberte empor zum restlichen blauen Dunst, der den Raucherbereich so sauerstoffarm machte. Maik legte plötzlich seine Hand auf meinen Arm. Seine wohl manikürten Fingernägel entgingen mir nicht. „ Alex Schätzchen, wie lange willst du jetzt eigentlich noch so daneben stehen?“ Er hatte sich zu mir vorgebeugt um die restliche Musik nicht zu sehr überbrüllen zu müssen. Ich blickte ihn überrascht an. Er lächelte nur verständnisvoll. „Glaub mir, ick seh doch, wie dich andere ansehen. Und ick seh auch, wie du jedes mal solo nach Hause gehst. Willst ma doch nicht weiß machen, dass des alles ist.“ Er tätschelte meinen Arm. Seine Worte schickten einen leichten Kopfschmerz durch mein Gehirn. Nicht weil seine Stimme so nervig war, sondern weil er mich wohl oder übel ertappt hatte. Er grinste breit. Ich zog eingehender an meiner Zigarette und merkte zu meinem Bedauern, dass sie im Grunde damit abgebrannt war. Sie landete auf dem Fußboden, der als großer Aschenbecher bekannt war. Ein kräftiger Schluck leerte nun auch noch meinen Whisky-Cola. Nun musste ich mich wohl dem Gespräch mit Maik stellen. „Ick vermute mal, dass du nen nettes Gespräch mit Joe hattest.“ Er grinste noch immer während ich nur die Augenbrauen zusammen kneifen konnte. /Woher wusste er das?/ „Weeßte, ist nämlich so. Joe will immerzu, dass Lukas sich mehr öffnet und dabei wacht er wie ne Glucke über ihn, dass ihm nischt passiert.“ Ich rieb mir leicht die Stirn. Worauf wollte er hinaus? Wieder tätschelte er leicht meinen Arm. „Ick seh, wie du Lukas ebenso schützt, und das ehrt dich, aber gönn dir zwischendurch och ma nen Späßchen, sonst wirst noch ne verbitterte alte Schachtel.“ Er prostete mir mit seinem undefinierbaren Getränk zu und grinste verschwörerisch. „Bist doch‘n Schnittchen, ach wat sach ick, das weeßte ja selbst!“ Er lachte schrill auf und tätschelte nochmals meinen Arm, dann ging er wieder. Da saß ich nun mit zwei Stimmen im Kopf und meiner Libido, die nach Befreiung schrie. ‚Nieder mit der Handarbeit!!‘ war ihr Slogan. Ich verließ ebenfalls den Raucherbereich und nach einem kurzen Abstecher Richtung Klo begab ich mich wieder zu den anderen. Katy Perry dudelte grad durch die Lautsprecher und während alle Lesben besonders lautstark mitgröhlten, wie sehr sie doch den Kuss eines Mädchens genossen hatten, einigten wir uns auf eine Runde Kurze. Mir war es Recht. Ich orderte gleich einen neuen Whisky-Cola dazu. Mit fortgeschrittener Stunde und gestiegenem Alkoholpegel landeten wir mal wieder im kleinen Schlagerfloor, der heute zum Glück jedoch weniger Schlager und mehr Kuschelmusik und viele nette 80ziger im Angebot hatte. Joe war zwischenzeitlich wieder aufgetaucht um sich zu verabschieden. Er schien offensichtlich Erfolg beim kleinen Dancepole-Häschen gehabt zu haben und war nun der festen Absicht, dieses auch mit nach Hause ins Bett zu schleppen. Ein weiterer kleiner Schnaps, dann zog er mit Anhang vondannen. Doro wurde angespielt. Ich blickte unweigerlich zu Lukas und war äußerst überrascht, als ich feststellen musste, dass er diesesmal nicht allein auf der Tanzfläche stand. Hatte ich damals noch den edlen Retter für ihn gespielt, wurde er nun von einem ca. 1,80m großen dunkelhaarigen Typen angetanzt. Einige Schnäpse und Cocktails intus ließ Lukas sich auch auf dieses Spiel ein und lehnte sich beim Tanz an den anderen. Als sie sich drehten trafen sich unsere Blicke und erneut durchfuhr ein Stich mein Herz. Seine silbrigen Augen ruhten auf mir und verschlangen mich, fesselten mich an ihn, bis er schließlich blinzelte. Ich musste tief Luft holen und beschloss lieber eine rauchen zu gehen. Eine Wand aus Qualm half immer. Von meinem Platz aus hatte ich diesmal die Sicht auf den Eingang zum kleinen Floor, da ich quasi im Türrahmen zum Raucherbereich stand. Würden die anderen aufbrechen, könnte ich mitziehen. Sollte Lukas jedoch in Begleitunng heute nach hause gehen, und keiner konnts dem Kerl verübeln, denn heute sah Lukas unverschämt gut aus, würde ich mir wohl Maiks Worte zu Herzen nehmen müssen und doch mal wieder sinnlosen Sex anstreben. Ich hatte den Blick auf meine zweite Zigarette als ich Lukas Stimme hörte. Sie erschien mir unverhältnismäßig laut und ließ mich aufblicken. Er stand an der Wand des Gangs und der andere Kerl stand vor ihm. Offensichtlich gingen sie zur nächsten Stufe über. Unweigerlich zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ich schimpfte mich einen Idiot, dass ich mich eben noch so in seinem Blick verlieren konnte, der mich ohne Weiteres zu ihm zog, und er jetzt einfach... Erneut seine Stimme. Die Szene im Gang hatte sich geändert. Im Zwielicht hatten sie nicht viel Aufmerksamkeit, schließlich waren fummelnde Kerle hier alltäglich. Doch etwas an Lukas Körpersprache stimmte nicht. Seine Stimme klang zu erbost. Er zog sich an der Wand entlang weg von dem anderen. Offensichtlich hatte er mich gesehen und wollte auf mich zukommen. Der Kerl folgte ihm, packte ihn an seinem Handgelenk, dass erst vor wenigen Tagen vom Gips befreit worden war, und zog ihn unsanft zu sich zurück. „Komm schon, zier dir nicht so. So heiß, wie du aussiehst, kannst du doch jetzt keinen auf unschuldig machen!“ Der Kerl konnte sich nur noch lallend artikulieren. „Ich hab gesagt, du sollst mich nicht anfassen! Da läuft nichts!“ Meine Augenbrauen zogen sich noch weiter zusammen, sofern dies möglich war. Ich trat meine Zigarette auf dem Boden aus und beobachtete dabei, wie der Kerl Lukas erneut an sich pressen wollte. Es kostete mich nur wenige Schritte, dann traf ihn meine Faust mit ziemlicher Wucht auf den Unterkieferknochen. Ich war nie einer, der prügelt. Und der Schmerz, der nun meine Hand durchzog, sagte mir, dass etwas mehr Übung vorab sinnvoll gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ging mein Gegner zu Boden und blieb dort erstmal leicht benommen liegen. „Alex, ich..“ Lukas sah schockiert auf den am Boden liegenden Typen, dann zu mir und schließlich zu den nahenden Securityleuten. Schlägereien waren hier selten, aber wenn es mal dazu kam, wollten sie immer schnell ‚aufräumen‘. Ich hob verteidigend die Hände. „Schon gut Jungs, ich geh freiwillig!“ Kommentarlos begleitete mich einer der Sicherheitsmänner zur Garderobe. „ Was war los?“ Er blickte mir erst ins Gesicht, dann auf meine Hand. Ich suchte derweil den Garderobenchip. „Der Kerl wollte kein ‚Nein’ akzeptieren.“ Ich nickte mit dem Kinn Richtung des nahenden Trupps von Security, dem Typen, der halb getragen wurde, und Lukas. Die Sicherheitsleute wechselten kurz ein paar Blicke. Lukas stand blass daneben und warf immer wieder ein, dass es nicht zum Streit gekommen wäre, wenn der andere ihn in Ruhe gelassen hätte. Im Hintergrund erkannte ich nun auch Maik, Stephen und Anhang. Meine Hand schmerzte tierisch. Innerlich hoffte ich, nicht irgend was gebrochen zu haben. Ich würde es zu Hause genauer untersuchen. „Okay, halte beim nächsten mal deine Fäuste etwas mehr unter Kontrolle und holt lieber uns zur Hilfe, ja? Für dich Großer ist der Abend vorbei.“ Der Kerl von der Security klopfte mir sanft gegen den Oberarm. Ich hatte bereits meinen Pulli und Mantel an sowie den Schal umgewickelt. „ Kein Problem.“ Ich lächelte leicht und er wandte sich dem Typen zu, den ich zu Boden geschickt hatte. Lukas kam zu mir und hielt mich kurz am Arm fest. Ich blickte zu ihm herab und lächelte schief. Mit der freien Hand streichelte ich ihm über die Wange. „Sorry Kleiner, wollte dir nicht den Abend versauen.“ Lukas blickte einfach nur zu mir auf und in seinem Blick lag eine solche Mischung an Gefühlen, dass ich nicht in der Lage war, sie zu sortieren. „Warte kurz auf mich , okay? Ich verabschiede uns von den anderen.“ Ich nickte kurz, zugegeben etwas verwundert, nickte dann auch den anderen zu und ging bereits raus. Draußen genoss ich die eisige Luft, die in meine Lungen strömte, und paarte sie umgehend mit einer neuen Zigarette. Ich war kein Schläger. Aber eben bin ich einer gewesen. Ich hatte für einen Augenblick die Kontrolle verloren, um Lukas zu beschützen. Keine lobenswerte Tat, denn wie der Kerl eben schon sagte, sind diese Momente Sache der Security. Andererseits war es Lukas. Und somit persönlich. „Puh!! Ist das kalt!!“ In seinen Mantel, Schal und Handschuhe gehüllt verließ Lukas neben mir das Haus B. Draußen standen noch immer Leute an, die rein wollten. Wir gingen schweigend zur S-Bahn. Offensichtlich etwas, was wir gut konnten. Aber Schweigen würde uns hier nicht weiterbringen. Meine Hand pulsierte unter mittelmäßigen Schmerzen. Ich streckte vorsichtig die Finger und testete schonmal, ob die noch ihren Dienst taten. Lukas war stehen geblieben. Ich hielt ebenfalls an und blickte zu ihm hinab. „Ist deine Hand schwer verletzt?“ Sorge spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Er schien ebenso wie ich durch die Kälte schlagartig nüchtern zu sein. Kommentarlos griff er in den Schnee und packte mir davon einen Schwung auf den Handrücken. Mit seinen schmalen Händen hielt er somit meine Hand und den Schnee darauf. Ein kleiner Versuch, die Fingerknöchel zu kühlen und definitiv nicht die schlechteste Idee. „Was ist denn nur passiert Alex?“ Er blickte zu mir auf und runzelte fragend die Stirn. Der eisige Wind ließ seine losen Strähnen um sein Gesicht flattern. Auch im Halbdunkeln konnte ich seine silbrigen Augen glitzern sehen. Ich suchte nach Worten. /Da bist du wieder. Du Gefühlskrüppel. Hast Mist gebaut und nun kannst du dich nicht einmal rausreden. Siehst du. Du kannst ihn auch ganz ohne Sex verletzten! Hättest dir deine Abstinenz sparen können!/ Meine innere Stimme verlachte mich höhnisch. Die Kälte zog mir in die Glieder, doch wenn ich Lukas so ansah, merkte ich es nicht. „Ich... ich hätte damit leben können, wenn du heute Nacht deine Prinzipien über Bord wirfst, und mit irgendwem nach Hause gegangen wärst.“ Meine Worte kamen gepresst, da es mir schwer fiel ihm diese Gedanken offen zu legen. „Es hätte mir nicht gefallen, aber es wäre deine Entscheidung gewesen.“ Ich zog nochmal an meiner Kippe und schnipste den Rest in den Schnee. Mein Blick wanderte durch die Dunkelheit über Lukas Kopf hinweg. Dann konzentrierte ich mich wieder auf sein Gesicht mit diesen silbrigen Augen. „Ich weiß, ich bin ein Arsch...“ Wut kam in mir hoch. Wut über mich selbst. Die Wut fand sich in meinen Worten wieder. Lukas wich nicht zurück. Er hielt noch immer meine Hand, obwohl der Schnee sogut wie geschmolzen war. „Aber ich lasse nicht zu, dass dich irgendwer bedrängt oder verletzt!“ Die Worte entkamen meinem Mund heftig und mit Nachdruck. Sie wurden getragen von all den unterdrückten Gefühlen, die ich für Lukas empfand. Ich hätte mich gerne selbst ausgelacht. Mit all meiner Entschlossenheit war ich mir sicher, dass Lukas sich nun entfernen würde. Umsomehr war ich irritiert, als ich das Flackern in seinen Augen sah. Kleine Tränen liefen seine Wangen hinab. „ Ach du dummer großer Troll!!“ Meine Augen weiteten sich kurz, als Lukas sich auf die Zehenspitzen stellte und mich auf die Lippen küsste. Seine kleine spielerische Beleidigung nahm ich kaum wahr. Meine Arme schlangen sich automatisch um ihn, zogen ihn an mich und ich erwiederte diesen Kuss. Alle Bedenken waren für diesen Moment ausgelöscht. Es gab keinen sicheren Weg. Es gibt nur den Versuch und den Fehler. Oder den Erfolg. Aber das war für den Augenblick egal. Es zählte alles nichts. Nur Lukas hier vor mir mit seinen Lippen auf meinen zählte. Mit aller Kraft pressten wir die Lippen zusammen, bis wir beide Luft holen mussten. Erst jetzt leckte ich ihm lockend über die Lippen und wurde von seiner warmen Zunge willkommen geheißen. Vorbei die Kälte draußen. Ich spürte Lukas an meinem ganzen Körper. Schmeckte seine süße Zunge. Atmete seinen süßen Duft. Es war der 5. Dezember, 4 uhr morgens und es begann gerade langsam zu schneien. Ich war 27 Jahre alt und hatte in diesem Augenblick den befreiendsten Kuss meines Lebens. Der Rest der Welt existierte nicht. Kapitel 9: Kapitel 16 und 17 ---------------------------- Oh ja, es ändert sich so manches. Mein Kopf überschlägt sich derzeit und es geht auf das Ende zu. Ich freue mich aber auch darüber, denn es wird Zeit, dass BmB! einen würdigen Abschluss findet. Zusätzlich habe ich mir die Zeit für einige Artworks genommen, somit gibt's nun auch ein Cover ;) Und nun viel Spaß bei den neuen Kapiteln zu BmB! ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 16 Der Heimweg verlief wie im Flug. Ich war mir erst bewusst, das wir bei Lukas waren, als er die Tür zum Hausflur öffnete. Er sagte nichts, blickte mich nur kurz an und ging dann zu seiner Wohnungstür. Ungefragt betrat ich seine Wohnung. Sein Katzentier trampelte schnellen Schtitts und laut mauzend heran. „Nicht jetzt Earnest!“ Lukas warf mit einer sanften Bewegung seinen Schal auf die quengelnde Katze und verteilte auf seinem Weg Richtung Schlafzimmer mehr und mehr Kleidungsstücke auf dem Boden. Ich hielt kurz inne, um mir die Schuhe auszuziehen und fragte mich, ob sich Lukas seiner Sache sicher war, oder ob nur der Alkohol aus ihm sprach? „Kommst du?“ Der Klang der Stimme war verlockend. Lukas stand mit nacktem Oberkörper im Flur, die Haare hatte er geöffnet. Sie umspielten seine schlanke Figur. Den zweiten Schuh riss ich mir förmlich vom Fuß, dann stolperte ich Richtung Schlafzimmer. Auch meine Kleidungsstücke fielen nach und nach zu Boden. Lukas hüpfte mit einem kleinen Satz aufs Bett. Auch seine Jeans fand den Weg zum Boden und so saß er verführerisch und fast nackt in seinem Federbett und blickte mich erwartungsvoll an. Ich war am Knopf meiner Jeans Zugange, und stoppte bei seinem Anblick. Ich ließ mich langsam aufs Bett sinken. Sanft streichelte ich seinen Arm auf und ab. Der erwartungsvolle Blick rutschte in einen ängstlichen über. „ Gefalle ich dir nicht?“ Ich lachte leicht. „Ich könnte dich auf der Stelle fressen. Aber was ist, wenn mein Appetit morgen gestillt ist?“ Zweifelnd an mir sah ich Lukas an. Er umfasste lächelnd mein Gesicht und zog mich zu einem Kuss heran. „ Dummer großer Troll, zerbrech dir nicht so viel den Kopf!“ Seine weichen Lippen strichen über meine Wange hinab zu den Lippen und wieder hinauf. „Wenn man sich das Stückchen Schokolade immer nur ansieht, weiß man nicht, ob es schmeckt, aber man wird sich vielleicht ein Lebenlang fragen, wie es gewesen wäre. Ich bin deine Schokolade, oday?“ Er kicherte leise und leckte mir spielerisch über die Lippen. Sein süßer Geschmack unterstrich seine Aussage und auch der letzte Funken Anstand war in mir besiegt worden. Lukas merkte das und machte sich unweigerlich an meiner Jeans zuschaffen. Er nutzte den Moment, den er an meinem Hosenknopf friemelte für kleine Küsse auf meinen Bauch. Meine Libido jubelte und begrüßte freudig Lukas, als die Hose meiner Erregung endlich platz machte. Ich sah noch meine Unterhose vom Bett fallen als Lukas mit einer ersten kleinen Runde seine Französischkenntnisse unter Beweis stellte. Der kleine Punkt seines Zungenpiercings drückte sich hat gegen meine Erregung und ich musste einfach aufstöhnen. Die Wochen des Handbetriebs, des Kopfzerbrechens und des Abstands machten diesen Moment einfach zu besonders. Meine Hand ging durch sein Haar, umfasste es und hielt es zu Seite, sodass ich ihm zusehen konnte. Mit seinen Fingern stellte er zusätzlich Dinge an, die ich nicht näher beschreiben konnte, aber er machte mich wahnsinnig und so dauerte es nicht lange, dass ich ihn von mir weg zog und mich mit einem lustvollen Knurren über ihn schob. Auch seine Unterhose landete nun auf dem Schlafzimmerteppich. Ich beobachtete seinen schlanken Körper, die flache Brust, die sich langsam hob bei jedem Atemzug. Meine Fingerspitzen folgten seinem Brustbein, den Rippen hinab bis zu seinen Hüftknochen, da weiter zu seinem Schoß. Als ich ihm sanft über die Leistenseite strich erzitterte er leicht. Ich nahm es mit einem zufriedenem Lächekn zur Kenntnis und ließ die Finger weiter zu seiner Erregung wandern. Lukas japste leise als ich die heiße Haut berührte. Mir wurde klar, dass ich vorsichtig sein sollte, wenn ich hier noch mehr Spaß haben wollte und zugleich dachte ich mir, wäre es doch auch ganz schön, wenn nur Lukas seinen Spaß hätte. Letzteren Gedanken verschob ich nach hinten und beschloss, dass ein gemeinsamer Abend auch gemeinsam ausklingen sollte. Ich kratzte ihm leicht über die Innenseiten seiner Oberschenkel und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Ich bewegte mich recht umständlich, denn die Hand, die ich eben noch für einen gepflegten Kinnhaken missbraucht hatte, schmerzte tierisch und war somit nicht zu gebrauchen. Also beschloss ich eine bessere Position für uns zu finden, es war schließlich nicht der Fall, dass ich keine Ahnung gehabt hätte. Lukas war im Bett genauso unkompliziert wie im Alltag. Er nahm Berührungen so gerne an, wie er sie auch gab. Meine Positionssuche wurde also für eine Weile unterbrochen in der wir einfach mit leichten Streicheleinheiten und Küssen das Gefühl der Haut des anderen unter den eignen Händen genossen. Nach einiger Zeit hielt ich es jedoch nicht mehr wirklich aus und blickte verstohlen zu Lukas Nachttisch. „Unterste Schublade“ sagte er recht atemlos. Ich blickte ihn verwundert an. „Kondome und Gleitgel du ..“ Ich lachte leise und angelte nach den benötigten Utensilien. „..großer dummer Troll?“ beendete ich dabei seinen Satz. Er lachte ebenfalls und nickte. Ich setzte mich neben ihn und mühte mich aufgund meiner lädierten Hand mit dem Kondom ab. Lukas setzte sich kurzerhand auf meinen Schoß und half mir. Auch beim Gleitgel übernahm er die Führung. So wie er auf meinen Schoß saß, war die Position optimal. Er hob leicht sein Becken an, sodass ich in ihn eindringen konnte. Er kniff leicht die Augen zusammen bis ich schließlich ganz in ihm war. Meine Augen wanderten über seinen Körper, beobachteten ihn genau. Meine Hand streichelte über seine Brust hinauf über seinen Hals und seine Wange. „Geht es?“ Lukas hatte eine längere Durststrecke hinter sich. Das Letzte was ich wollte, war, dass er unsere erste Nacht mit Schmerzen verbringen würde. Aber er schüttelte leicht den Kopf. „ Nein, schon okay.“ Eine leichte Röte schlich sich auf seine Wangen und er biss sich verlegen auf die Unterlippe. Meine Hand ruhte kurz auf seiner Wange, mein Daumen zeichnete seinen Lippen nach. Er küsste ihn sanft und leckte mit der Zungenspitze darüber. „ Halt mich auf, wenn es nicht geht.“ Meine Stimme klang rau und belegt. Ich stützte mich mit dem Arm mit der momentan wenig brauchbaren Hand ab und legte die andere Hand an Lukas Hintern. Mit sanftem Druck deutete ich ihm an wie er sich auf mir bewegen sollte. Dabei beobachtete ich ihn genau, jederzeit bereit auzuhören, wenn er sich unwohl fühlen würde. Aber Lukas fühlte sich nicht unwohl. Er bewegte sich langsam auf mir und mit mir, und als der Rhythmus stimmte, nahm ich die Hand von seinem Hintern und begann seinen Schwanz zu streicheln. Er stöhnte leise auf und verfiel in schnellere Bewegungen. Es fiel mir schwer, meine Hand rhythmisch zu bewegen, da meine eigene Erregung mich immer wieder zurück ins Federbett presste. Also umschloss ich seinen Schwanz fest mit den Fingern und hielt den Daumen so, dass er mit jeder Bewegung gegen den Daumen stieß. Lukas stöhnte lauter auf. Seine Wangen wiesen nun ein kräftigeres Rot auf. Seine schlanke Brust hob und senkte sich im schnelleren Wechsel. Er wusste was er tat. Mit jeder Bewegung verwünschte ich mich etwas mehr, dass ich so lange auf ihn gewartet hab. Die Lust, die Lukas auslöste war unbeschreiblich und so konnte auch ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken, versuchte es aber, indem ich mir auf die Unterlippe biss. Es half nicht sonderlich viel. Lukas gezielte Bewegungen trieben mich unweigerlich zu einem Höhepunkt, der ohne einen leisen Aufschrei keiner gewesen wäre. Ich drückte mein Becken immer fester gegen ihn, bis die Hitze und das Kribbeln in mir förmlich explodierten. Meine Hand hatte sich von Lukas Schwanz gelöst und wieder den Weg zu dessen Hintern gefunden, dirigierte ihn hier immer wieder fest gegen mich. Mit meinem Aufschrei kam auch Lukas. Ich spürte das Zittern seines Körpers und das Gefühl von warmen Sperma auf meinem Bauch. Beschämt fing er an nach einem Taschentuch zu suchen, um die Sauerei auf mir zu entfernen. Ich hielt ihn sanft zurück, strich ihm eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht und lächelte ihn an. „ Entspann dich. Kein Grund zum Schämen.“ Ich kicherte vergnügt. Ein Geräusch, das ich wirklich selten von mir gab. Irgendwie hatte Lukas es dennoch geschafft, sich ein Tempo zu angeln und tupfte nun lächelnd meinen Bauch sauber. „Ich schlage vor, wir verlagern das in die Badewanne, hm?“ Da war er wieder. Der Lukas, wie ich ihn erstmalig kennen gelernt hatte. Eigenständig, unabhängig. Der Lukas, der wusste, was er will. Ich wusste es auch. Gegen ein Bad mit ihm hatte ich nichts einzuwenden. Er eilte davon ins Bad und kurz darauf hörte ich das Wasser rauschen. Mittlerweile war es kurz vor Sieben, bald würde es hell werden, aber das war mir egal. Ich wollte nun einfach die Zeit genießen, die ihc mit Lukas hatte. Ich angelte nach meinen Zigaretten und schlenderte zu ihm in Bad. Kerzen flackerten und das Schaumbad verbreitete einen wohligen Duft nach Lavendel. Lukas selbst stand noch am Wannenrand und entzündete die letzten Kerzen auf dem kleinen Regal an der Wand. Ein Aschenbecher stand ebenfalls für mich parat. Er hatte seine Haare seitlich über die Schulter nach vorne gelegt, sodass ich ihn leicht in den Nacken küssen konnte, bevor ich in die Wanne stieg. Der Austausch solcher kleinen Zärtlichkeiten schien mir bei Lukas wie selbstverständlich. Kaum saß ich im heißen dampfenden Wasser stieg auch Lukas hinzu. Er lehnte sich an mich und gemeinsam genossen wir beide diesen Augenblilk der Ruhe, der Nähe und wie es so häufig bei uns war, den Moment des Schweigens. Es war eine angenehme Stille zwischen uns. Es musste nichts gesagt werden. Wir hatten eben alles nötige getan und die Art und weise, wie wir hier nun im heißen Wasser lagen, zufrieden, zusammen und entspannt, sagte alles. Mein Feuerzeug zippte leise und ich hörte die Zigarette knisternd abbrenen als ich an ihr zog. Völlig kommentarlos griff Lukas nach der Zigarette, zog daran und reichte sie mir zurück. Er pustete den Rauch in kleinen Kringeln aus, was zeigte, dass es nicht das erste mal war, dass er rauchte. „Okay, das ist neu.“ Lukas lachte leise un drehte sich um, sodass er nun auf dem Bauch lag. Sein Kopf lag auf meiner Brust, durch die Hand leicht hochgestützt. „ Du glaubst doch nicht ernsthaft Herzchen, dass du mich nach einem Monat und einer Nacht schon kennst, oder?“ Er wedelte leicht mit der anderen Hand in der Luft, grinste mich dann frech an und angelte zum zweiten Mal nach der Zigarette. Ich betrachtete ihn dabei, wie er in Ruhe an der Kippe zog, die Augen dabei halb geschlossen. Ich streichelte ihn sanft über seine Wange, strich mit dem Daumen über sein Kinn. Ob dieser Zuaber bis morgen anhalten würde? Ich gruselte mich etwas vor dem Erwachen. Der gute Sex und das heiße Bad machten mich allerdings auch recht müde. Lukas so nackt und nass auf mir, weckte jedoch so langsam wieder meine Libido auf, die freudig in die Höhe sprang, in Erwartung eines Nachschlags. Lukas lachte leise. „Na, eine zweite Runde?“ Er wollte die Wanne verlassen als ich ihn sanft festhielt. „ Bleiben wir doch einfach hier, spart die Dusche danach...“ Lukas kicherte vergnügt und warf seine Arme um meinen Hals. Sein Kuss schmeckte leicht nach einer Zigarette, gemischt mit der Süße, die ich zuvor bereits wahrgenommen hatte. Es dämmerte draußen. Ich war tot müde, aber an Schlaf war nicht zu denken. Ob Morgengrauen oder nicht, ich hielt gerade die Welt in den Armen, wer brauchte da schon Schlaf? Ohne weitere Bedenken ließ ich mich auf die Fortsetzung unseres Liebesspiels ein. Kapitel 17 Irgendwann hatten wir es aus der Wanne wieder ins Bett geschafft und tatsächlich ans Schlafen gedacht. Lukas lag in meinen Armen wie jene Nacht, als ich seine Albträume abhielt. Auch in dieser holten sie ihn wieder ein, aber weniger ausgeprägt als beim letzten Mal. Ich betrachtete ihn solange meine schweren Augenlider es noch zuließen. Schließlich erlag auch ich dem Schlaf. Ein dumpfes Pochen in meiner Hand weckte mich. Sonnenstrahlen durchzogen das Zimmer und die markante Blaufärbung auf meinen Fingerknöcheln erzählte von letzter Nacht. Nur ein Bluterguss, alles okay. Ich schaute mich nach Lukas um, doch das Bett war leer. In mir stieg die Sorge auf, dass ich Recht behalten würde. Ich war schon immer ein Arschloch gewesen, warum sollte sich das so plötzlich ändern? Leises Klimpern kam aus der Küche. Ich angelte nach meiner Unterhose und tapste in Richtung Kühe. Der Kater stand im Flur, streckte sich vor mir lang und mauzte laut. „Morgen Earnest“, sagte ich leise und ging weiter. /Dass ich mal mit einer Katze reden würde, hätte ich auch nie gedacht.../ Lukas wirbelte leise in der Küche umher. Als ich ihn so sah in seinem seidenen Bademantel und mit leicht zerwuselten Haaren setzte mein Herz kurz aus. Ich erwartete etwas. Da musste etwas kommen. In der Regel war es Abscheu, ich mochte nie lange jemanden um mich haben nach einer Nacht. Doch es blieb ruhig in mir. Mein Herz schlug nach seinem kleinem Aussetzer ruhig weiter und versicherte mir, dass alles in Ordnung war. Kein Fluchtreflex. Ohne weiter zu zörgern ging auf Lukas zu. „Oh guten Mor..“ Er kam nicht zum Ende des Satzes denn ich drückte ihm meine Lippen auf seine. Er legte kichernd seine Arme um mich und erwiederde meinen fordernden Kuss. Ich drückte ihn dabei gegen die Küchenanrichte und ging mit einer Hand unter seinen Kimono, ertastete seine heiße Haut darunter. Irgendwann ließ ich ihn zu Atem kommen. Er blickte mich leicht schnaufend und lähelnd an. „ Na, alles noch gut?“ fragte er leise und sah mich forschend an. Ich ging ein Stückchen zurück und er richtete seinen Bademantel wieder. „Eigentlich nicht. Ich wollte nur nicht gehen ohne dir einen Abschiedskuss zu geben.“ Lukas hielt an seinem Bademantel inne und starrte mich an. Dann erst sah er mein freches Grinsen und im nächsten Augenblick bekam ich einen zwiebelnden Klaps mit dem Küchenhandtuch. „Du SCHUFT!!! BOAH!!! Ich hätte es beinah geglaubt!!!“ Ein weiterer Klaps mit dem Handtuch. Ich lachte lauthals als ich Lukas Hände ergriff und zum einen vom Verteilen weiterer Klapse abhielt und zum anderen ihn näher an mich heran zog für einen neuen Kuss. In diesen lehnte sich Lukas auch willig. Im Hintergrund blubberte leise die Kaffeemaschine und versprühte viel verheißenden Kaffeeduft. Auch Lukas so nah bei mir duftete verlockend. „ Was hälst du von etwas frühsport, hm?“ Ich grinste ihn frech an und erhielt einen kleinen Klaps auf den Po. „Nicht drin. Ich muss Weihnachtsgeschenke Kaufen, sonst ist es wieder Heilig Abend und ich stehe ohne wass vor meinen Eltern. Niemals!“ Er hob in einer scherzhaften Geste heroisch seinen Arm in die Luft und wedelte leicht mit dem Handtuch, was er in der Hand hielt. „ Ich bin heute quasi der Weihnachtsengel. Wie siehts aus, willst du mein Wichtel sein?“ Er kicherte amüsiert und widmete sich dem Ofen, aus dem der Duft heißer Aufbackbrötchen stieg. Ich lehnte mich leicht schmollen gegen die Küchenanrichte, immerhin wurde mein Tag im Bett soeben zu nichte gemacht. Ich holte meine Zigaretten aus dem Bad und stellte mich dann in die Küchentür, entflammte einen Glimmstängel und beobachtete Lukas weiter bei seinen Frühstücksvorbereitungen. Ich hatte in den letzten Jahren keine Geschenke mehr kaufen müssen. In meiner Familie wurden solche Feiertag enicht so großartig gefeiert, wie es üblich war. Da reichte ein kleiner Anruf und gut wars. Niemand hatte jeh von mir erwartet, Weihnachtswichtel zu spielen. Und hier war er. Dieser kleine blonde Kerl, der durch die Küche wirbelte und alle meine Regeln brach. Aber ich war ebenso bereit sie zu brechen. Wenn er Geschenke kaufen wollte, wieso nicht. Ich hätte ihn wohl als Freund so oder so begleiten müssen. „Na so lange wie du darüber nachdenkst schick ich dich mal lieber wieder nach Hause nach dem Frühstück, hm? Du musst nicht mitkommen, wenn es zu viel verlangt ist.“ Er lachte leicht doch ein kleiner Hauch Enttäuschung huschte über seine Augen. Ich paffte mich in eine Wolke aus Zigarettenqualm und lächelte leicht. „Du bist mir einer. Ist dir eigentlich klar, wen du da vor dir hast? Lukas, ich hab glaub ich seit einem Jahrzehnt keine Weihnachtsgeschenke mehr gekauft. Sowas wird in meiner Familie nicht verlangt und ich hatte auch nie den Wunsch danach.“ Er goss uns beiden gerade eine Tasse Kaffee ein und blickte mich verwundert an. Dabei überfüllte er eine der Tassen und wischte seine kleine Sauerei fluchend weg. „Ich werde also ein grauenvoller Berater sein...“ fuhr ich lachend fort, „Aber ich werde dich begleiten, wenn u magst. Ich hab heute frei und wenn ich die Zeit schon nicht mit dir im Bett verbringen darf, dann will ich sie doch wenigstens mit dir verbringen.“ Lukas blinzelte kurz und lächelte erleichtert. „ Na ich denke einen starken Einkaufstütenträger kann ich ebenso wie einen Berater gebrauchen.“ Er stellte die Tassen auf den Frühstückstisch. Der Tag war somit eröffnet. Einige Zeit später schlängelte ich mich mmit Lukas durchs Alexa. Dieses Ungetüm von einem Shopping-Zenter hatte man vor einigen Jahren am Alexanderplatz aufgebaut und grundsätzlich fand man hier alles, was das Herz begehrte. Leider wussten das auch gefühlte zehntausend andere Menschen. Zusätzlich war in nder Vorweihnachtszeit der Gang zwischen den Geschäften durch kleinere Händler belagert. Kurz gesagt: Einkaufen gehen zu dieser Zeit war die Hölle. In einer Apotheke besorgte ich mir etwas gegen die Schwellung meiner Hand, im Anschluss war ich tatsächlich Lukas Taschenträger. Der kaufte mit vollstem Vergnügen ein, amüsierte sich über kleine ‚neckische Aufmerksamkeiten‘ für Joe und die Jungs, wie er diese Dinge nannte und schwärmte immerzu von der weißen Weihnacht. Obwohl es unter normalen Umständen für mich der reinste Horror gewesen wäre, mich hier durchzuschlängeln, so war es mit Lukas doch einfach zu süß. Immer wieder griff er nach meiner Hand, hier und da ein kleiner Kuss und die Welt herum existierte nicht für einen Augenblick. Dennoch hatte ich immer wieder ein sletsames Gefühl im Bauch. Als wir grade den Gruftiladen im dritten Stock verließen holte mich dieses Gefühl wieder ein. Ich stellte alle tüten für Lukas auf eine Sitzgruppe in der mitte des Ganges und während er fröhlich schnatternd darin rumwühlte wanderte mein Blick über die Menschen und erstarrte. Mitten im Gang stand Gideon. Seine Augen waren groß aufgerissen. Zu seinen Füßen lag seine Jacke, die ihm wohl aus der Hand gerutscht war. Sein Mund war leicht geöffnet. Ein Typ rempelte ihm im Vorbeigehen an, doch sein Blick klebte an mir. Lukas forderte meine Aufmerksamkeit und streichelte mir dazu einmal kurz über die Wange, um meinene Blick zu sich zu locken. Ich kam dem nur zögerlich nach und als er dies merkte, verfolgte er meinen Blick und sah ebenfalls Gideon da stehen. „Sagtest du nicht, er sei auf Weltreise?“ kam es leise von Lukas. Er packte langsam seine Türen wieder zusammen. „Ich dachte, er wäre es.“ Immernoch in den Tüten kramend sagte er nur leise „Du solltest wenigstens kurz ‚Hallo‘ sagen, er sieht ziemlcih schockiert aus.“ Ich hielt kurz inne und wusste aber sofort, dass Lukas vermutlich Recht hatte. Er war besser in diesen zwischenmenschlichen Dingen. Und ich hatte einfach zuzusehen, dass dieses Thema ein Ende findet. Ich strich Lukas kurz über den Rücken dann ging ich auf Gideon zu. Dieser hatte sich mittlerweile soweit gefasst, dass er seine Jacke vom Boden aufgehoben und den Mund geschlossen hatte. „Hallo Gideon, ich dachte du wärst unterwegs.“ Ich lächelte leicht schief. Für einen Augenblick überlegte ich ihm die Hand zu reichen, entschloss mich dann aber dazu die Hände tief in die Hosentaschen zu vergraben. Er blickte zu mir auf. „Ich...ich hatte Sehnsucht nach dir...“ Er nickte abfällig zu Lukas. „ Du und Blondi, ihr seid nun ein Paar? Hast wohl nur gewartet, dass ich verschwinde, wie?“ Seine Augen wurden zu kleinen giftigen Schlitzen. „Gideon, ich weiß nicht, worauf du hinaus willst und was mit Lukas und mir ist, geht dich gar nichts an. Spiel dich bitte nicht so auf, als ob wir zusammen gewesen wären oder soetwas. Du weißt so gut wie ich , dass es eine reine Bettgeschichte war und dazu eine ziemlich ungesunde.“ Ich blickte mich zu Lukas um, der geduldig im Hintergrund stand und bei meinem Blick kurz lächelte. „Ich wüsste nicht...“ „Gideon, Kleiner...“ Ich schnitt ihm das Wort ab und sah ihn eindringlich an. Noch immer strotzte seine Blick vor Gift. „Akzeptiere es. Such dir einen hübschen Kerl und fang nochmal neu an. Mach dir ein paar schöne Feiertage.“ Ich streichelte ihm einmal kurz über die Wange, dann ließ ich ihn stehen und ging zu Lukas zurück. „Du siehst angespannt aus. Alles okay?“ Ich straffte leicht die Schultern, dann nahm ich die Einkaufstüten wieder auf. „ Ah, die ich rief die Geister werd ich nun nicht los....“ Lukas blickte sich einmal kurz um und dann wieder zu mir. „ Willst du nochmal mit ihm reden?“ Er klang besorgt. Dieser Kerl war so verdammt wamrherzig, dass ich ihn hier und jetzt für sein Mitgefühl hätte küssen können. War ich doch ein Arschloch, Lukas hatte genug Herz für uns zwei. „Nein, ich hab oft genug mit ihm geredet. Hast du alles? Lass uns einfach weg hier, irgendwo etwas essen gehen oder so.“ Ich grummelte leise vor mich hin. Zum Glück hatte Lukas alle seine Weihnachtseinkäufe getätigt und stimmte dem Heimweg zu. Zögerlich ergriff er meine Hand und sah zu mir auf. Sorgen bedeckten seinen Blick. „Mach dir keine Sorge Babe, das Thema ist vorbei und spätestens jetzt auch für ihn.“/..hoffe ich./ Letzteres wagte ich nicht auszusprechen. Auch jetzt noch hatte ich dieses Gefühl. Es war schlimmer geworden in dem Moment,als ich Gideon sah. Es klammerte sich um meinen brustkorb und schnürte ihn langsam ab. Wie viele Wege braucht es, um jemanden zu verdeutlichen, dass man ihn nicht will? Ich war mir immer sicher, einer würde reichen. Seit der Begegnung mit Gideon wackelte mein Wissen. Lukas drückte sanft meine Hand. Ich blickte zu ihm hinab und schob die dunklen Gedanken beiseite. Der eiserne Gurt um meine Brust blieb. „Was hälst du davon, wenn wir zu dem Afrikaner gehen, wo wir das erste mal essen waren?“ Er grinste leicht und auch ich musste bei diesem Gedanken schmunzeln. Unser erstes Treffen, bei dem ich unglaublich verkrampft war. Zwanghaft bemüht, diesen kleinen schlanken Kerl neben mir nicht zu vernaschen. Offensichtlich hatte ich diesen Kampf verloren. Ich dachte an die letzte Nacht und meine Libido jubelte gleich mit. „Klingt gut. Wenn ich einen besonders süßen Nachtisch bekomme.“ Ich legte meinen Arm um Lukas und drückte seinen schlanken Körper an mich. Zu gerne hatte ich ihn nah bei mir und innerlich freute ich mich schon auf unsere Zweisamkeit. Er protetestierte nicht bei meiner Anspielung und gemeinsam kämpften wir uns aus dem Gedränge im Alexa hinaus. Kapitel 10: Kapitel 18 und 19 ----------------------------- Uff, was ein Akt! Es sind wohl die düstersten Kapitel dieser Geschichte, die ich bisher geschrieben hab. Ich hoffe, dass ich eine entsprechende Stimmung hervorrufen kann bei euch. Wer BmB! aufmeksam verfolgt, wird einen Einblick in das Innere von Lukas und Joe erhalten. Ich fand, dass es einmal Zeit wurde, etwas mehr über ihre alte Beziehungskiste preiszugeben ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 18 Da ich in den kommenden Tagen viele Dienste vor mir hatte, beschlossen wir nach unserem Besuch beim Afrikaner jeder in seine Wohnung zu fahren. Ich ließ es mir jedoch nicht nehmen Lukas noch bis nach Hause zu bringen. Einer musste ja die Tüten tragen, wie er so passend bemerkte. „Sehen wir uns dann Mittwoch?“ Er stand freudig wippend in seiner Haustür, hinter ihm die reichaltige Ausbeute an Einkaufstüten. „Ich hab bis 18 Uhr Dienst, danach bin ich für dich da.“ Ich zwinkerte ihm zu und beugte mich für einen Abschiedskuss zu ihm hinab. Es war so seltsamt. Ich hatte zwischendurch das Gefühl neben mir zu stehen. Wo war der alte Alex? Mit Lukas schien mir jede Berührung wie ein Geschenk und selbstverständlich. Innerlich war mir klar, dass mein Bett mir heute Nacht unglaublich leer vorkommen würde. Aber ich hatte nunmal Frühschicht und daran konnte man nichts ändern. Ein weiterer Kuss, wir konnten uns wirklich nicht trennen. „Wenn du nicht aufhörst stürme ich gleich mit dir rein und mach jede Menge unanständige Dinge mit dir“ flüsterte ich zwischen zwei weiteren Küssen. Lukas ließ seine Lippen auf meinen ruhen und lächelte. „Mhhh, darauf würde ich mich glatt einlassen. Aber die lieben Kinderchen brauchen morgen einen munteren Onkel Doktor“ Er gab mir einen leichten Klaps auf den Po und kicherte amüsiert. „Ich nehme dieses Versprechen mit!“ Ein kleiner Klapser meinerseits kam retour, dann löste ich mich langsam von ihm. „Komm gut nach Hause Alex!“ Er stand an der Türschwelle und sah mir nach. Als ich noch in Hörreichweite war, rief er „ Melde dich, wenn du zu hause bist, okay?“ Ich drehte mich im Laufen nochmals zu ihm um und winkte ihm zu. Der fürsorgliche Lukas, der nun zu hause sitzen würde und wartet. Es war immer wieder überraschend wie viele verschiedene Typen Lukas in sich vereinen konnte. Da war der selbständige Lukas, der alles nahm wies kam und es souverän meisterte. Der kindliche Lukas, dessen Kichern mich auch jetzt noch zum Schmunzeln brachte. Und auch der fürsorgliche Part in Lukas störte mich nicht. Ich fühlte mich bisher nicht davon erdrückt... / Bisher, warts mal ab Freundchen!/ Ich seufzte leise. Ja da war sie wieder. Die kleine Stimme, die mich immerzu vor mir selbst warnte. Aber ich hatte beschlossen mir selbst die Stirn zu bieten und bisher hatte ich mich doch ganz gut geschlagen und dabei bereits die volle Breitseite abbekommen! Es würde klappen, ich würde Lukas nicht verletzten. Wie auch immer ich das anstellen wollen würde, ich würde es schaffen... Mit diesen Gedanken schleppte ich mich langsam Richtung Wohnung. Die BVG war aktuell nur im Schienenersatzverkehr unterwegs und so tuckelte mich der Bus langsam bis in die Nähe meiner Straße. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass wir es bereits halb elf abends hatten. Mir würden also noch locker fünfeinhalb Stunden Schlaf bleiben, bis ich wieder raus kam. Verdammter Ersatzverkehr. Im Hausflur umfing mich eine leichte Wärme. Wenigstens war es hier nicht so eisig wie draußen. Allerdings ging das Licht nicht, was ich leise grummelnd zur Kenntnis nahm und mich hinauf zu meiner Wohnung tastete. Ich zückte kurzerhand mein Handy und beleuchtete mit dem Display die Stufen. Bei meiner Haustür angekommen kam ich ins stocken. Der Lichtschein vom Handy verriet mir, dass die Wohnung offen stand und ich blieb einen Augenblick auf dem Treppenabsatz stehen und lauschte in die Dunkelheit. Hatte ich vergessen die Tür zu schließen? Unsicher sah ich auf mein Handy und überlegte einen Moment lang die Polizei zu rufen. Dann lauschte ich wieder in die Dunkelheit. Stille. Nichts als Stille. Ich beschloss, dass wenn jemand tatsächlich in meine Wohnung eingebrochen war, er vermutlich schon weg war. Ich fragte mich kurz, ob ich gegen diese Form von Dienstahl überhaupt versichert war und wo ich die nötigen Kassenbelege für meine Wertsachen hatte. Ich trauerte jetzt schon meinem herrlichen Flachbildfernseher nach. Also nahm ich nun auch die letzte Stufe und öffnete bemüht leise die Tür ein Stück weiter. In der Wohnung war alles finster. Ich wollte das Licht im Flur anschalten, aber auch hier war das Licht defekt. Ein dumpfes Gefühl beschlich mich, als ich in Glasscherben am Boden trat. /Mein Licht geht also nicht durch Zufall nicht.../ Ich ärgerte mich über diese unsinnige Zerstörung, als ich hinter mir eine Bewegung spürte. Die Wohnungstür fiel in Schloss und wie ich danach griff verspürte ich nur noch einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf, der mich zu Boden schickte. Mein Handy fiel ebenfalls und das Display leuchtete auf, als es den Boden traf. „Hallo Alex“ ertönte die wohlbekannte Stimme, dann wurde es komplett Schwarz um mich. Da Gideon nie sonderlich kräftig war, hielt mich sein Schlag auch nicht lange in der Ohnmacht. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, wünschte ich mir jedoch, dass er mehr Kraft gehabt hätte. Ich lag auf dem Boden meines Schlafzimmers. Hier funktionierte das Licht offensichtlich noch. Das Gefühl des kalten Untergrunds auf meiner Haut verkündete mir, dass ich offensichtlich nicht mehr viel anhatte. Mein Schädel dröhnte und mir fiel es schwer zu sehen. Allem Anschein nach lief mir Blut in die Augen. Das leise Rascheln im Hintergrund beunruhigte mich jedoch wesentlich mehr. Ich konnte mich nicht bewegen. Der kleine Scheißer hatte meine Hände an einen Bettpfosten gebunden. Die Handschellen schnitten kalt und hart in meine Handgelenke. Zudem hatte er vergessen die Sicherung einzustellen, sodass sich die Handschellen noch enger in mein Fleisch schnitten, als ich versuchte, von ihnen loszukommen. „Oh, wie ich sehe bist du schon wach?“ Ein leises Lachen. „ Ach Alex... ich habe so viele schöne Dinge für uns zwei vorbereiten wollen, aber du musstest ja zu früh nach Hause kommen!“ Schemenhaft erkannte ich ihn, wie er nun über mir hockte. Ich wollte nach ihm treten, doch auch meine Füße waren an irgendetwas gefesselt. Ich konnte nicht sagen, woran. Wieder lachte er und strich einige verklebte Haarsträhnen aus meiner Stirn. „Weißt du Alex, das wäre alles nicht nötig gewesen....“ Er entfernte sich wieder von mir und ich atmete leicht auf. Vielleicht konnte ich ihn von was auch immer noch abhalten? „Was ..meinst ..du?“ Das Sprechen fiel mir schwer. Jedes Wort dröhnte in meinem Kopf nach. Gideon bewegte sich duch den Raum und nahm irgendetwas langes in die Hand. Ich konnte es nicht erkennen. „Was ich meine?“ Ein höhnisches Schnaufen. „Du blödes Arschloch! Glaubst du ernsthaft, ich koche und putze für dich auf allen Vieren, damit du mich schnellstmöglich durch so eine kleine knochige Schlampe verlässt?“ Seine Stimme erhob sich zu einem leicht hysterischen Schreien. Etwas surrte durch die Luft und traf mich hart in die Seite. Der Aufprall nahm mir die Luft und jegliche Fähigkeiten zu atmen. Die Schmerzen waren unbeschreiblich, doch ich war zu sehr damit beschäftigt wieder Luft zu bekommen. Ich erahnte, was er eben in die Hand genommen hatte. Es musste ein Baseballschläger oder ähnliches sein. Ich erinnerte mich dumpf ein solches Teil noch aus meiner sportlicheren Zeit hinter der Schlafzimmertür geparkt zu haben. Der kleine Scheißer muss ihn wohl gefunden haben. Über den Schmerz kroch eine unglaubliche Übelkeit in mir auf. Ich musste spucken und übergab mich direkt neben mich. „Oh Alex, nun hast du dich ganz schmutzig gemacht...“ Etwas klackerte und fiel zu Boden. Offensichtlich war der Schläger erstmal nicht interessant. Stattdessen kam Gideon mit einer Rolle Küchenpapier und machte sich eifrigst daran meine Sauerrei zu beseitigen. Er nutzte die Gelegenheit und wischte auch mein Gesicht sauber. Ich konnte ihn nun deutlicher erkennen. Er hielt meinen Kopf mit einer Hand hoch während die andere Blut und Erbrochenes wegwischte. „Weißt du Alex, ich wünschte nur, du hättest einmal mich so angesehen, wie du ihn ansiehst..“ Seine Stimme war nun wieder ruhig und leise und mit einer unendlichen Trauer belegt. „Du... bist... krank ...Gideon....du...brauchst..Hilfe.“ Da passierte es wieder. Seine Augen formten sich zu kleinen gemeinen Schlitzen. Seine Hand unter meinem Kopf verkrallte sich schmerzhaft in mein Haar. Kommentarlos und schnall riss er meinen Kopf herum und schlug ich zu Boden. Ich biss mir dabie auf die Zunge und spuckte Blut. Sterne zogen vor meinem inneren Auge vorbei. Dann verschwand der Griff wieder und auch Gideon zog sich zurück. „Ich brauche HILFE?!!“ Er lachte schrill auf. „Glaub mir Alex, wenn ich mit dir fertig bin, bist du derjenige, der Hilfe brauch!“ Wieder griff er nach dem Baseballschläger. „Es war doch nur ein kleiner Fetzen Liebe den ich von dir wollte...“ Wieder diese unendliche Traurigkeit in seiner Stimme. „Was... was hast du vor?“ Ich spuckte erneut Blut und und blickte zu ihm auf. Der Schläger lag bedrohlich in seiner Hand. Die Frage schien ihm zu gefallen, er kam wieder näher und hockte sich neben mich. Er kam sehr nah an mein Ohr, als er sprach. Ich fühlte seinen heißen Atem auf meiner Wange. „Ich werde dich Ficken, damit du weißt, was du an mir hattest. Und wenn ich mit dir fertig bin, werde ich dafür sorgen, dass dich nie wieder irgendwer auch nur ansehen will.“ Er lachte dreckig und entfernte sich wieder. Erneut das Surren in der Luft. Diesmal krachte der Baseballschläger auf meine Oberschenkel. Ich schrie auf. Wieder bekam ich vor Schmerz keine Luft und versuchte mich irgendwie zum Atmen zubewegen. Gideon erschien erneut vor meinem Gesicht und stopfte mir irgendeinen Stofffetzen als Knebel in den Mund. „ Wir wollen doch nicht durch die Nachbarn gestört werden, oder?“ Unsanft ließ er meinen Kopf zu Boden fallen und holte zum nächsten Schlag aus. „Denk immer daran, jeder dieser Schläge hätte eine glückliche Stunde mit mit sein können, Arschloch!“ Noch einer, dieser ging gegen meine rechte Schulter. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte Knochen knacken gehört zu haben. Der Schmerz trieb mir ungewollt die Tränen in die Augen. Ich unterdrückte sie, so gut ich konnte. Der kleine Scheißkerl sollte nicht alles haben. Der Baseballschläger fiel wieder zu Boden und ich atmete kurz durch. Stoff raschelte und ich ahnte, was Gideon nun vor hatte. Für einen Augenblick hatte ich ein Bild von Lukas im Kopf. Lukas, wie er in der Haustür steht und mir zulächelt. Lukas, der nun zu Hause sitzt und wartet./ Verzeih mir Lukas./ Das Bild verschwand und mein blutgetrübter Bick nahm wieder den Boden meines Schlafzimmers wahr. Um mich herum war der Boden blutig. Anscheinend eine stärkere Kopfverletzung, als ich gedacht hatte. Jeder Atemzug schmerzte. Wie sich mein Blick trübte, so verbesserte sich mein Gehör. Weiter raschelte Stoff und deutete jedes Kleidungsstück an, was zu Boden fiel. Als er den Reißverschluss seiner Jeans öffnete, wurde meine Sicht wieder schwarz und meine Schmerzen und der Blutverlust zogen mich in eine neue Ohnmacht... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Zwei Tage. Es waren zwei Tage vergangen. Kein Anruf. Keine E-mail. Keine SMS. Lukas hatte sich auf einen schönen gemeinsamen Nicolausabend mit Alex gefreut, doch Alex war nicht zu erreichen. Seit ihrer Trennung zwei Abende zuvor war Alexander Graf für ihn wie vom Erdboden verschwunden. Lukas saß am Fenster und starrte in die Dämmerung auf die fallenden Schneeflocken. Hatte er sich so sehr in Alex getäuscht? Dieser ewige Tanz vorab. Joe hatte ihn vor Alex gewarnt. ‚ Dieser Kerl tickt nicht viel anders als ich, nur mit noch weniger sozialen Kompetenzen.‘ Aber Alex hatte sich doch Mühe gegeben, hatte sich in die Gruppe integriert. Alex hatte ihn beschützt. Und die gemeinsame Nacht war von einer solchen Intensität, dass Lukas sich sicher war, dass es sich um keinen One-Night-Stand handeln konnte. Zumal Alex auch den folgenden Tag mit ihm verbracht hatte. Aber nun war Alex weg. Vor seinem inneren Auge sah er ihn noch im Dunkeln gehen und ihm zuwinken. Alex sah doch so zufrieden aus. Lukas Gesicht war gezeichnet von Augenringen. Der wenige Schlaf hatte ihn noch blasser gemacht als sonst, die vielen Tränen hatten seine Augen gerötet. / Oh Gott zwei Tage und du drehst bereits so ab Lukas! Werd mal nicht zur Drama-Queen hier!/ Seufzelnd nippte er an seinem Tee. Ein enges Band umschnürte seine Brust seit Alex sich nicht gemeldet hatte. Lukas wusste, dass Alex durchaus auf sich selbst aufpassen konnte, aber was war, wenn er zu Unrecht hier versuchte eine gewisse Wut zu schüren. Wenn Alex etwas passiert wäre. Wer würde ihn vermissen? Alex hat nie seine Familie erwähnt. Würde sein Verschwinden überhaupt jemandem auffallen? Ein kleines schiefes Grinsen stahl sich in Lukas Gesicht. / Du verrückter Hund.../ Fakt war, dass ihm der Trost und der Rat seiner Freunde fehlte. Doch Lukas schämte sich. Er schämte sich hier zu sitzen und über diesen Kerl nachzudenken. Dieser Kerl, mit dem er seit einigen Wochen einen albernen Tanz aufführte, und nun, da der Tanz offensichtlich beendet worden war, war auch sein Prinz weg. Wieder ein schiefes Grinsen./ Cinderella mal anders./ Natürlich konnte er sich immer auf Maik, Joe, Stephen und die anderen verlassen. Aber dennoch waren ihm seine eigenen Gedanken peinlich. Es musste etwas mehr Zeit vergehen. Vielleicht würde sich Alex doch noch melden. Vielleicht war Lukas doch nur das Opfer eines bösen Spiels. So viele ‚vielleicht‘ mochte Lukas nicht. Auf jeden Fall wollte er noch warten, bis er sich den anderen anvertrauen würde. Wieder nahm er einen kleinen Schluck seines Tees. Roibusch-Vanille. Sein absoluter Favorit. Geschmackvoll, intensiv und dennoch sanft. Er sah wieder Alex vor sich. Alex, der zögerte, als es darum ging ihm die Klamotten vom Leib zu reißen. Alex, der zögerte, weil er an sich selbst zweifelte. War sein Appetit nun doch vergangen? Aber Er schätzte ihn nicht so ein, nicht den Mut aufzubringen, dies ihm auch ins Gesicht zu sagen. Wo um alles in der Welt steckte dieser Mistkerl nur? Im Hintergrund begann leise Pink mit Sober zu dudeln. Lukas Handy klingelte und verkündete mit steigender Klingeltonlautstärke den eingehenden Anruf. Lukas stellte ruckartig seine Tasse auf die Fensterbank. Dass er dabei Tee verschüttete, störte ihn wenig. Er stolperte auf dem Weg ins Wohnzimmer über seine Tasche, die er gedankelos hatte fallen lassen. Im Wohnzimmer wanderte sein Blick suchend über die Möbel. Schließlich konnte er die Melodie vom Sofa her orten. Als er endlich am Telefon war, war es vorbei. ‚Ein verpasster Anruf‘ sagte ihm in grüner Schrift sein Handydisplay. Er öffnete die Anruferliste. Vielleicht war es Alex? Und wenn ja, würde er nun zurück rufen? Er hatte gefühlstechnisch so viele Tiefen in den zwei Tagen erlebt, dass Alex diese durchaus auch durchmachen dürfte! Aber würde er überhaupt das Gleiche empfinden? Vielleicht wollte er auch nur sagen, dass es vorbei ist und ruft nun nicht mehr an. Weil Lukas nicht ans Telefon gegangen ist. Weil Lukas sich ja denken kann, was zwei Tage Schweigen bedeutet. Da ist ein Anruf total unnötig. Zumindest jeder weitere, jetzt wo Lukas nicht ans Telefon gegangen ist. Er starrte auf das kleine Display, was mittlerweile zum Energiesparen wieder dunkel geworden ist. Was bringt als das Grübeln. Es war Zeit der Sache nachzugehen! Er nahm allen Mut zusammen, deaktivierte den Energiesparmodus und betrachtete den verpassten Anruf. Johannes. Unbemerkt hatte Lukas die Luft angehlaten. Jetzt, wo er sie aus seinen Lungen entweichen ließ, sackten seine Schultern ab. Umsonst gegrübelt. Umsonst gehofft. Tränen schossen ihm wieder in die Augen. Doch es half alles nichts. Schweren Herzens beschloss er sich zusammen zu reißen und Joe zurück zu rufen. Schließlich gab es mehr in seinem Leben als einen Alexander Graf! „ Hey Prinzesschen. Bist ja doch da!“ „Hey Joe, was gibt’s?“ Nicht so schlecht. Seine Stimme klang relativ stabil und Joe würde es nicht merken übers Telefon. Wieder sammelten sich Tränen in seinen Augen. Sie wurden schnell weggewischt und runtergeschluckt. Welch bitterer Geschmack. „Perlchen, ich störe euch zwei Turteltauben ja nur ungerne, aber Alex könnte seinen umwerfenden Astralkörper ruhig mal wieder zu Arbeit schieben oder sich zumindest krank melden!“ „Wie komms du darauf?“ Lukas erstarrte, sein Handy in der Hand. Sein Blick ging aus dem Fenster, doch er sah nichts. Nicht den fallenden Schnee der mit dicken Flocken Berlin unter sich begrub. Nicht die untergehende Sonne, die die einzelnen Flocken leuchten ließ in rotem Schein. „Ihr seid doch letztens zusammen Heim soweit ich weiß. Ich dachte, bei euch läuft nun was.“ Das Band um Lukas Brust schnürte sich enger. Magenschmerzen setzten ein. „Ich weiß nicht wo Alex ist, ich habe ihn seit zwei Tagen weder gesehen noch gehört.“ Diese Worte auszusprechen lösten einen üblen Geschmack in Lukas Mund aus. Vorallem sie gegenüber Joe auszusprechen schmerzte ihn doppelt. Joe, der ihn immer zu Abenteuern animierte und nun sehen durfte, wie Lukas wieder auf die Nase fiel. Joe, der ihn auch schon hatte fallen lassen. Am anderen Ende der Verbindung herrschte Schweigen. Offensichtlich lauschte Joe nach Lukas Befinden. „Joe?“ „Ja?“ Er schluckte den üblen Geschmack hinunter. Sein Magen schmerzte mehr und mehr. Sein Mund fühlte sich unglaublich trocken an. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. „Halte mich für verrückt, aber ich glaube, es ist etwas passiert...“ Ihm versagte fast die Stimme am Ende. Wieder Stille. Unruhig tigerte Lukas durch seine Wohnung. /Sag endlich was!!/ Er hätte zu gerne in das Telefon gebrüllt, doch das machte seine irrsinnige Aussage nicht besser. Joe räusperte sich kurz. Papier raschlete. „ Ich arbeite bis 17 Uhr, danach komm ich rum Prinzesschen, okay?“ Da war er wieder. Der fürsorgliche Joe, mit seiner mitfühlenden Stimme. Der sich kümmernde Joe, der ihn am Ende abserviert hat, weil er immerzu andere Kerle haben musste. Mehr Wut und Frustration stieg in Lukas auf und er nickte nur. Dann fiel ihm ein, dass Joe dies nicht sehen konnte. „Ja, okay.“ Er legte auf, bevor dieTränen, die ihm in die Augen schossen, ihn endgültig lächerlich machen würden. Alex war seit zwei Tagen nicht bei der Arbeit gewesen. Das Band um seine Brust schnürte sich noch etwas enger. Der üble bittere Geschmack in seinem Mund wurde schlimmer. Lukas warf sein Handy wieder auf die Couch und rannte ins Badezimmer, um sich zu übergeben. Kapitel 19 Viertel nach Fünf klingelte es an der Tür. Lukas hatte die Zeit genutzt sich etwas herzurichten. Er wollte nicht wie ein absolutes Häufchen Elend an der Tür stehen wenn Joe kam. Er ließ die Haare offen, das verdeckte ein wenig die Schatten auf seinen Wangen. Jetzt rannte er zur Tür und ließ Johannes hinein. „Her Prinzesschen.“ Es gab einen beherzten Kuss auf die Stirn und dann einen eingehenden Blick. „Du siehst scheußlich aus Kleiner, was ist los?“ Während er sprach, hatte er die Winterjacke abgelegt und war auf dem Weg ins Wohnzimmer. „ Soll ich dir einen Tee machen?“ Lukas machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. „Noch mehr Tee ertrage ich nicht.“ Joe setzte sich auf die große Couch und blickte erwartungsvoll zu Lukas. Dieser setzte sich in den Sessel und holte tief Luft. „ Wann hätte Alex auf Arbeit erscheinen sollen?“ Über diese Frage etwas verblüfft hob Joe die Augenbrauen. „Er hätte am Montag die Frühschicht antreten sollen und gestern ebenfalls. Für heute steht er für die Nachtschicht drin. Mal sehen ob er kommt...“ Lukas strich sich mit der Hand übers Gesicht und holte tief Luft. Zumindest so tief wie es ging. Noch immer schnürte ihm das unsichtbare Band die Luft ab. „Ich bezweifle, dass er heute erscheinen wird.“ „Wieso?“ Joe blickte besorgt zu Lukas, musterte dessen ausgemergelten Körper. Lukas war schon immer zierlich gewesen aber heute sah er besonders abgemagert aus. Eingefallen. Lukas räusperte sich. „Halte mich für verrückt, aber ich habe Alex das letzte mal Sonntagnacht gesehen. Seitdem ist er ... wie vom Erdboden verschluckt..“ Joe lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. „Kleiner du meinst, weil er sich seitdem nicht mehr gemeldet hat, muss ihm was passiert sein?“ Lukas nickte nur schwach und erkannte die Dämlichkeit in seiner eigenen Aussage. Was er hier von sich gab klang erbärmlich. Tränen schossen wieder in seine Augen. „Entschuldige die direkte Frage, aber hattet ihr Sex?“ Wie ertappt starrte Lukas Joe an und nickte zaghaft. Loe lächelte nur schief. „Dann ist doch eigentlich alles klar... Ich hatte dich doch gewarnt Kleiner. Raubtiere ziehen weiter, wenn sie satt sind.“ „DAS IST NICHT WAHR!“ Er sprang bei diesen Worten wieder vom Sessel auf. Seine schmalen Hände ballten sich zu kleinen Fäusten. „Er ... es war kein One-Night-Stand Johannes! Ich bitte dich, all diese Plänkelei vorher!!“ Joe rieb sich nachdenklich das Kinn. Sein Dreitagebart raschelte leise als die Finger darüber strichen. „ Ich weiß nicht Lukas, allerdings ist es schon seltsam, dass er auch nicht zur Arbeit kommt... War denn was seltsames am Sonntag?“ Er blickte fragend zu Lukas auf, der sich nun neben Joe aufs Sofa fallen ließ. „Nicht wirklich. Wir haben den verkaufsoffenen Sonntag für ein paar Weihnachtseinkäufe genutzt und...“ „Oh was bekomm ich denn?“ Joe grinste frech und kassierte dafür einen Klaps gegen die Schulter. „Das ist jetzt NICHT der richtige Zeitpunkt für Späße Joe!“ Johannes hob beschwichtigend die Hände. „Okay, okay. Die Tatsache, dass Alex das mitgemacht hat, spricht allerdings gegen meine One-Night-Stand Hypothese. Was noch?“ Auf Lukas Stirn zeichneten sich kleine Falten, als er angestrengt den Tag in Gedanken durchging. „Eigentlich nichts weiter. Wir waren im Anschluss noch essen und trennten uns dann später....“ Lukas erstarrte. Joe beobachtete ihn mit gehobener Augenbraue. „Lukas? Lukas?! Komm rede mit mir. Was war?“ Lukas verlor nun alles an Farbe im Gesicht, was noch übrig war. „Als wir... als wir einkaufen waren taucht...da tauchte Alex Stalker auf... du weißt schon.“ Joe kniff die Augenbrauen zusammen und nickte leicht. „ Ja diese Story kenne ich. Gabs deswegen Stress?“ „Ich weiß nicht, er meinte, dass das Thema durch sei und dass er es wohl auch diesem Jungen gesagt habe. Der hat ziemlich übel geschaut und war dann auch schnell in der Menge verschwunden.“ Es herrschte etwas Stille. Lukas Magen verkrampfte sich wieder. Ein fürchterlicher Gedanke kam in ihm auf. „Meinst du ..meinst du er ist wieder zu diesem Jungen?“ Zweifel machten sich in Lukas breit und fragend sah er Joe an. Dieser starrte immernoch mit zusammengekniffenen Brauen ins Nichts, einen Zeigefinger nachdenklich an die Lippen gelegt. „Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.“ Ein Seufzer verließ Lukas Lippen und er sackte leicht zusammen und gegen Joe. Dieser legte kommentarlos seinen Arm um den schlanken Mann. Wie gerne lag Lukas so an Joes Seite gekuschelt. Es strahlte Wärme und Geborgenheit aus. Manchmal vermisste er die alten Zeiten aber jetzt war da Alex, oder? Das Band schnürte ihm noch immer die Luft ab. Dieses seltsame Gefühl war nicht das Gefühl eines gefürchteten Betrugs. Es fühlte sich nicht an wie die Scham, die man empfindet, wenn man betrogen wird. Es war unerklärliche Sorge. „Auch auf die Gefahr hin, dass ich verrückt bin. Ich habe das Gefühl, das etwas passiert ist Joe.“ Dieser kraulte Lukas durchs Haar. „Kein Grund die Polizei zu rufen . Ich fürchte, die geben nicht viel auf ein paar schlechte schwule Gefühle.“ Wieder seufzte Lukas. „ Was mach ich nur?“ Tränen erstickten seine Stimme und Joe drückte ihn fester an sich. Lukas ließ sich diesen Augenblick fallen und den Tränen freien Lauf. Johannes ließ Lukas den Moment der Schwäche und kraulte ihm weiter durchs Haar. „Wenn es dich beruhigt, sollten wir vielleicht einmal bei Alex Wohnung vorbei schauen...“ gab Joe nachdenklich von sich. Natürlich hatte er sich damals von Lukas getrennt, weil er er wusste, dass er das nicht schaffen würde. Er war kein monogamer Typ. Doch er liebte Lukas. Und diesen schmalen Kerl jedes mal zerbrechen zu sehen, wenn er mit einem fremden Geruch an sich nach Hause kam, war nicht das, was er sich für Lukas wünschte. Jedes mal dieser stumme Schmerz. Nein Lukas machte keine Aufstände. Lukas klagte durch seine Güte und seine Stille an. Man fühlte sich automatisch dreckig in seiner Nähe. Zumindest wenn man ihn hintergangen hatte. Und nun hielt Joe Lukas bei sich wie früher. Er liebte ihn noch. Diesen hübschen kleinen Kerl. Das zarte Wesen mit dem verlockend süßen Duft. Er hatte bereits genug durchgemacht dieses Jahr. Warum musste Alex so sein? Andererseits war es mehr als unüblich, dass Alex unentschuldigt der Arbeit fernblieb. Eher kam dieser Kerl mit einem Mordskater als gar nicht. Es beunruhigte Johannes umso mehr, dass Alex sich doch mehr als Mühe gegeben hatte erst Lukas fenzubleiben, um dann doch schwach zu werden. Und wie schwach er geworden war, immerhin hatte er nicht mal mehr Augen für andere. Eine Fähigkeit, mit der sich Joe nicht brüsten konnte. Und so hielt er er Lukas schweigend, kraulte durch dessen Haar und dachte laut, als er den Besuch bei Alex vorschlug. Er wollte Lukas beschützen. Wenn dies ihm helfen würde, was auch immer sie dort erwartet, er würde allem entgegen treten. Zur Not auch Alex eine reinhaun. Lukas war es wert. Dieser blinzelte und wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht. „ Du meinst, wir sollen einfach klingeln?“ Er klang unsicher. Lukas war nie so ein hysterischer Typ gewesen. Keiner der manisch eifersüchtigen, die bei der kleinsten Berührung durch andere Männer an die Decke gingen. Keiner derjenigen, die einem an der Wohnungstür auflauerten, um sich auzusprechen. Also war für ihn auch ein solchre Hausbesuch eher untypisch und ließ ihn zögern. „Klar. Wenn du weißt, wo er wohnt, fahren wir hin und ich klingle. Kannst dich ja unter der Treppe verstecken, wenn du willst.“ Er lächelte Lukas aufmunternd an. „Schließlich habe ich ja die Arbeit als Vorwand ihn aufzusuchen.“ Wieder bildeten sich kleine Fältchen auf Lukas Stirn. Sie zeigten deutlich wie es in ihm arbeitete. „O-okay...“ Er klang nicht sonderlich enthusiastisch, aber es war die einzige Möglichkeit mit Alex Kontakt aufzunehmen. Vielleicht war er ja da? Also löste sich Lukas langsam von Johannes und machte sich daran etwas mehr aus sich rauszuholen, um nicht vollends draußen im Boden zu versinken, da er wirklich scheußlich aussah. Zumindest fühlte er sich so. Ein kalter Lappen kurz auf die Augen, die Brille geputzt und zurecht gerückt, einmal eben die Haare gekämmt. Er entschied sich doch für einen Zopf. Dann schnell in die dicke Winterjacke gehuscht , den Schal umgewickelt und die Stiefel angezogen. Joe wartete geduldig an der Wohnungstür. Er genoss es, dass der Versuch Alex in seiner Wohnung ausfindig zumachen offensichtlich bei Lukas wieder etwas Lebensenergie weckte. Als Lukas bereit war, seine Military-Umhängetasche über der Schulter, warm in die Jacke und die Stiefel eingepackt, lächelte er schwach. Joe erwiederte das Lächeln und öffnete die Wohnungstür. „ Na dann Prinzesschen, schauen wir mal wo sich dein Prinz rumtreibt.“ Wenn es auch ein schwaches kleines Lachen war, so war es eben doch ein kleines Lachen, dass da gerade über Lukas Lippen kam. Joe beglückwünschte sich selbst. Maik und Co. hätten es nicht besser hinbekommen. Draußen kämpften sie gegen den eisigen Wind und durften ersteinmal Lukas Auto freilegen. Sein kleiner Seat Ibiza war lange nicht mehr bewegt worden und so hatte sich eine ausgeprägte Eisschicht gebildet. Sie konnte die zwei nicht aufhalten. Lukas Finger schmerzten höllisch als er sich hinters Steuer setzte und nochmals die Rundumsicht prüfte. „Dann mal los...“ Als die zwei bei Alex Wohnung ankamen war es kurz vor sieben und stockdunkel. Lukas friemelte sich in eine kleine Parklücke rein, die eigentlich nicht als solche gedacht gewesen war, aber so war das nunmal in Berlin. Mit den Öffentlichen kam man einfach besser voran. Auf die Öffentlichen wollte sich Lukas jetzt jedoch nicht verlassen, also hatte er sein Auto gewählt. Bei Schnee und Eis beliebte die Bahn auch gern mal auszufallen. Mit Winterreifen ausgestattet fuhr sein kleiner Seat auch über Schnee sicher hinweg. Lukas Herz pochte wie wild, als er und Joe ausstiegen und sich Alexs Wohnungstür näherten. Das Band um seine Brust schnitt ihm die Luft ab. Der heftige Herzschlag verursachte ihm Kopfschmerzen und Übelkeit. Da war Alex Wohnung. In seinem Schlafzimmer brannte Licht. Das Band zog sich enger und Lukas war sich nicht sicher, ob er sich übergeben müsste. Er schluckte den bitteren Geschmack hinunter und deutete schweigend zu dem Fenster. „ Das ohne Gardinen, nur mit den Bambusrollos.“ Joe blickte auf und seine Augenbrauen zogen sich unweigerlich zusammen. Licht. Da brannte Licht. Er ahnte nur was in Lukas nun vorgehen würde. Vorsichtig blickte er über die Schulter in Lukas blasses Gesicht. „Willst du dich kurz setzen?“ Lukas lachte abfällig und sprach leise mit gepresster Stimme. Ihm schien der Atem zu fehlen. „ Lass nur, ich fühl mich schon stalkermäßig genug, da muss ich nicht auch ncch vor seiner Tür rumlungern.“ Seine schmalen Hände ballten sich ein zweites Mal an diesem Tag zur Faust und er ging zielstrebig auf die Haustür zu. Es war ein Glück, dass sie an diesem Abend nicht verriegelt war. Unbemerkt schlüpften die beiden in den Hausflur. Das Licht ging an und gab dem alten Hausflur mit seinem blassen Schein eine dunkle Atmosphäre. Joe ging nun voran und blickte kurz fragend zu Lukas. Dieser deutete ihm mit zwei Fingern das Stockwerk und möglichst leise gingen sie die alten Treppenstufen hinauf. Vor Alex Haustür stellte sich Lukas an die Seite um nicht im Spion gesehen werden zukönnen. Joe klingelte. Noch immer schlug Lukas Herz bis zu seinem Hals. Auch die Überkelt verstrich nicht einfachso. Nach dem ersten Klingeln hielt er gebannt den Atem an. Nichts passierte. Durch den Spion erkannte man Licht im Flur. Joe klingelte nochmals, diesmal energischer. Schritte waren im Wohnungsflur zu hören. Die Riegel der Tür lösten sich, der Spion wurde genutzt, dann ging die Tür auf. Eine Kette verhinderte, dass die Tür weiter als einen Spalt aufging. Ein junger Mann stand Joe gegenüber. Dunkelbraunes halblanges Haar, tiefbraune Rehaugen. Sie blickten ihn groß und fragend an. Der Junge war nahezu nackt. Lediglich eine Boxershorts bedeckte seine Hüften. Er war gut gebaut. Sportlich muskulös, ohne zu viel zu haben. „Kann ich helfen?“ Seine Stimme klang gleichgültig. Lukas stockte der Atem, als er die Stimme erkannte. Er presste sich lautlos gegen die Wand und hielt sich den Mund zu, um nicht schmerzhaft aufzustönen. Immer wieder hatte er solche Momente bei Joe erlebt. Er hatte sie überwinden können, weil Joe im trotz allem ein gutes Gefühl gab, zumindest nachdem sich Lukas innerlich auf- und wieder abgeregt hatte. Untreue lag in Joes Natur. Aber Alex hatte gesagt, dass es mit diesem Jungen vorbei sei. Es hatte so ehrlich geklungen und Lukas hatte es sich so sehr gewünscht. Sein Magen krampfte wieder, aber diesmal vor Wut. Ohne ihn wirklich anzusehen nahm Johannes Notiz von Lukas Reaktion und erkannte für sich, dass dies wohl der Stalker sein müsste, den Alex einmal erwähnt hatte. „Hi, ich wollte zu Alex.“ Er straffte seine Schultern in der Erwartung, dass dies nicht sonderlich leicht werden würde. Der sportliche Junge verzog seinen Mund zu einem dreckigen Grinsen. Seine großen Rehaugen verloren ihre Unschuld und funkelten nur noch wie düstere kleine Perlen. „ Tut mir leid, der ist gerade beschäftigt“ säuselte Gideon in einer falschen Tonlage und grinste in sich hinein. /Beschäftigt damit Dreck zu fressen!/ Er kicherte vergnügt ohne zu merken, dass auch Johannes dieses Kichern wahr nahm. „Okay Kleiner, ich weiß nicht wer du bist und es ist mir recht egal. Ich will jetzt Alex sprechen!“ Er erhob seine Stimme und ging einen einen Schrittauf die Tür zu. Gideons Augen verzogen sich zu kleinen bösartigen Schlitzen. „ Wie gesagt, er hat keine Zeit. Verzieh dich Arschloch!“ Er wollte die Tür schließen und unterschätzte Johannes dabei. Dieser warf sich mit unerwartet viel Schwung gegen die Tür, riss damit die Kette aus dem Rahmen und verpasste Gideon einen kräftigen Stoß gegen die Wand. Nachdem er sich den Weg freigemacht hatte, betrat er die Wohnung und ging an Gideon vorbei Richtung Wohnzimmer. Es war unbeleuchtet. Gideon erholte sich vom ersten Schock und rappelte sich wieder auf. Ohne weiter nachzudenken sprang er den Fremden in der Wohnung an. Dieser Kerl, der es wagte seinen Plan zu stören. Der hier einfach auftauchte und alles ruinierte. Er sollte nicht damit durchkommen. Aber in seinem Wahn unterschätzte Gideon seinen Gegner. Als er am Rücken des anderen hing, der seinen Schlag in den Nacken erstaunlich gut wegsteckte, packte dieser Kerl seine Arme und schleuderte ihn ohne große Probleme zu Boden. Unsanft knallte sein nackter Rücken auf den Dielenboden. Der Aufprall presste ihm die Luft aus der Lunge und ließ ihn kurz Sterne sehen. „Dämlicher Wichs...“ Er kam nicht dazu, die Worte auszusprechen. So schnell wie er am Boden gelegen hatte, wurde er nun wieder auf die Beine gezogen. Der Typ verdrehte seine Arme schmerzlich auf den Rücken. Ein Griff, dem Gideon sich nicht entwinden konnte. Dennoch zappelte er heftig und bereitet einen großen Akt der Brüllerei vor. Dann wurde ihm bewusst, dass Nachbarn ihm schwer helfen würden, wenn sie die Sauerei im Schlafzimmer sehen würden. Wutentbrannt zappelte er unter leisen Flüchen und Beschwörungen, dass man ihn loslassen sollte. „Kannst reinkommen Kleiner“ rief der Eindringling in den Hausflur. Gideons Versuche sich zu lösen stoppten schlagartig als Lukas die Wohnung betrat. Mit aufgerissenen Augen glotzte er Lukas an. Dann verzerrte sich sein Gesicht in eine wütende Fratze. „ Du! Du bist als nächster dran!“ Er spuckte nach Lukas, traf ihn jedoch nicht. Joe verstärkte daraufhin seinen Griff und drehte Gideon mit dem Gesicht zur Flurwand. „Werd nicht zu frech..“ Die Worte selbst waren nicht die schlimmste Drohung. Der Unterton, der sie begleitete, reichte jedoch aus um Gideon verstummen zu lassen. „ Wo ist Alex?“ Lukas Stimme zitterte bei diesen Worten. Er schloss die Tür hinter sich um weiteres Theater für den Hausflur zu vermeiden. Seine Hände zitterten. Seine Knie zitterten. Er war sich nicht sicher, wie lange er noch stehen können würde. „Nicht hier Blondie! Du kommst zu spät!“ Wieder versuchte Gideon auszuspucken. Als Dank machte sein Kopf kurz Bekanntschaft mit der Wand. Wieder Sterne vor seinen Augen. Diesmal sah es schlecht für ihn aus. „ Wohnzimmer sah leer aus.“ Joe nickte kurz in diese Richtung. Lukas Herz krampfte mehr. Er stürmte an Joe und Gideon vorbei und vergewisserte sich selbst, dass im Wohnzimmer keiner war. Auch die Küche war dunkel und leer. Er lauschte in die Wohnung. Außer dem wütenden Gekeuche von Gideon war nichts zu vernehmen. Auf dem Rückweg kontrollierte er das Bad. Ebenfalls leer. Sein Herz schien zu platzen. Sein Magen war ein widerlich schwerer Stein, der ihn unweigerlich nach unten zog in das Land der Schmerzen. Seine Wackelpuddingknie trugen ihn noch gerade so zum Schlafzimmer. Vorsichtig stieß er die angelehnte Tür auf. Der Aufschrei erstickte ihm in der Kehle. Seine Knie versagten und schickten ihn zu Boden. Auf allen Vieren kroch er an das Bündel Mensch am Boden heran, was in einer Lache halb getrocknetem Blut lag und von Blutergüssen und Prellungen am ganzen Körper gezeichnet war. „Alex.... Alex? ALEX!!!!!!!?“ Es war ihm egal, dass er im Blut hockte. Seine Finger wanderten mit fahrigen Bewegungen über den Körper des Mannes, der ihn vor wenigen Tagen noch so wehement verteidigt hatte. Nun lag er hier geschändet vor ihm am Boden. War überhaupt noch Leben in ihm? „Was ist los?!“ Joe’s Stimme verhallte im nichts. Mehr als vorsichtig fühlte er nach Alex Puls. Ein unregelmäßiges und schwaches Pochen gegen seine Fingerspitzen. „ Oh mein Gott! Joe!! Wir brauchen einen Notarzt!!!“ Joe hielt immer noch Gideon fest im Griff, kam zur Schlafzimmertür und blickte in den Raum. Als er Alex sah zog er Gideons Arme noch mehr auf dessen Rücken zusammen und dieser schrie kurz auf. „Bring ihn in die stabile Seitenlage und achte drauf, dass er Luft bekommt. Dann ruf den Arzt.“ Johannes klang sehr sachlich. Seine Antworten erschienen logisch und beruhigten Lukas etwas. Dennoch zitterten seine Hände als er sich daran machte, die Handfesseln vom Fuß des Bettes zu lösen, und Alex vorsichtig umzulagern. „ Alex, hörst du mich? Ich bins, Lukas, mach die Augen auf !“ Nachdem Alex richtig gelagert war, wie man es damals im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte, wickelte sich Lukas seinen Schal ab und nutzte ihn dazu vorsichtig Alex Nase und Mund vom Blut zu befreien. „Alex mach die Augen auf!“ Der Schal fiel zur Seite und Lukas kramte mit fahrigen Bewegungen durch seine Tasche. Er hinterließ mit den verschmierten Fingern kleine rote Flecken auf dem schwarzen Stoff, doch das war nun nicht wichtig. Alex lag hier und er sah alles andere als am Leben aus. Er musste nun handeln. Keine Zeit für Ordentlichkeit. Schließlich kippte er die Tasche neben sich auf dem Boden aus. Labello, Taschentüher, Stifte, sein Portemonnaie und etlicher Kleinkram kullerten über den Boden. Kein Handy. „Scheiße Joe! Ich finde mein Handy nicht!!“ Johannes wechselte den Griff bei Gideon und hielt ihn nun mit einer Hand gegen die Wand gedrückt. Mit der anderen angelte er nach seinem Handy, dass in seiner Hosentasche steckte. „Hier, 110, und nenne sofort die Adresse. Sag wir brauchen umgehend nen Arzt hier. Dann erzähl den rest, okay?“ Lukas sprang auf und nahm von Joe das Handy entgegen. Auch dies erhielt nun dunkle rote Flecken, wo Lukas es berührte. Er strich sich einige blonde Strähnen zurück und verschmierte dabei weiteres Blut auf seiner Wange. Während er auf eine Reaktion am Ende der Leitung wartete, wurde nervös immer wieder der Sitz der Brille korrigiert. Dann setzte er sich wieder neben Alex und strich diesem ein paar blutverschmierte Strähnen aus dem Gesicht. „Hallo? Wir brauchen dringend einen Krankenwagen in der Pettenkoferstr. 6. Bei Graf. Mein Freund blutet stark und atmet kaum noch. Ja ich bin vor Ort!“ Lukas legte auf, da ihm der Mann am anderen Ende der Leitung gesagt hatte, es käme gleich wer und er solle sich erstmal um seinen Freund kümmern. Er strich Alex erneut durch das Haar. „Alex. Ich bin hier. Es wird alles wieder gut.“ Er ergriff Alex Hand. Sie fühlte sich kalt an, aber der leichte Puls an Alex Hals hatte gezeigt, dass hier noch Leben war. Sanft drückte Lukas Alex Hand und streichelte ihm mit der anderen Hand über die blutverschmierte Wange. Alex Augenlider flatterten leicht. „Alex, ich bins, Lukas. Mach die Augen auf.“ Erneut ein Flattern. Lukas beugte sich vor, ganz nah an Alex Ohr. „Mach die Augen auf großer dummer Troll, ich bin hier.“ Es kostete Alex offensichtlich einige Versuche, dann öffneten sich seine Lider leicht. Lukas lächlete ihn mit Tränen erfüllten Augen an. „Hi Schatz. Wir sind hier, wir haben Hilfe geholt. Joe und ich sind da. Alles wird gut.“ Wieder streichelte er sanft Alex Wange. Im Hintergrund hörte man Sirenen sich nähern. „ Hörst du das Alex? Da kommen sie schon. Alles wird gut, versprochen.“ Die Tränen liefen nun seine Wangen hinab, doch es war ihm egal. Alex erfasste ihn mit den Augen. Er sah ihn an. Er konnte nichts sagen, aber er sah ihn an. Irgendwo in diesem Haufen Mensch steckte noch sein Alex. Und gleich kam Hilfe. Welch ein Segen... Kapitel 11: Kapitel 20 - 22 --------------------------- Heute gibt es drei Kapitel auf einen Schlag! Eigentlich wollte ich ja die FF abschließend posten, aber irgendwie ist es zu komplex geworden, als dass man es in ein, zwei Kapiteln zum Ende kommen lassen kann. Ja das lest ihr auch gleich richtig! Wir kommen zu einem Ende!!! Unglaublich, nach so vielen Jahren, schaffe ich es endlich BmB! zu beenden *lach* Und das ist mein Ernst! Zeitgleich habe ich nun zwar GOTT HART begonnen, nichts desto trotz ist BmB! mein festes Ziel! Kapitel 23 ist so gut wie fertig, aber ich bin noch unsicher wie weit ich einige Probleme noch ausbauen will! BmB! bietet da so vieles! Diese FF hat mir viele Kopfschmerzen bereitet, weil ich lange Zeit nicht an ihr weiter kam. Und nun kann ich nachts kaum einschlafen, weil das Bedürfnis an ihr weiter zu schreiben so groß ist! *hach* @_@ genug geplappert: Viel Spaß bei den neuen Kapiteln zu BmB! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 20 Mein Schädel dröhnte unglaublich. Ein permanentes dumpfes Pulsieren vom Hinterkopf zur Schläfe hin. Immer wieder ein Stechen dazwischen. Meine Lippen waren trocken. Mein ganzer Mund fühlte sich wie die Sahara an. Ich leckte mit der Zunger über meine Lippen, aber es half nicht viel. Um mich herum war es sehr ruhig. Ich hörte nichts außer den dumpfen Rhythmus meines Herzens in der Brust. Der kleine Pisser hatte sein Wort also gehalten. Er hatte mich nicht getötet. Meine Schulter schmerzte. Mein linkes Bein fühlte sich an wie ein fremder Klumpen an meinem Körper. Ich überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, die Augen zu öffnen, oder ob ichs lieber lasse. Lukas Stimme kam mir in den Kopf. Er war da gewesen, oder? Hatte ich mir das eingebildet? Seine Kleidung war total verschmiert gewesen. Er sah furchtbar aus und ängstlich. Ich bewegte leicht meine Finger an der Hand, wo ich meinte mich an seine Berührung zu erinnern. Alle Finger da, alle in Takt. Ausgezeichnet. Ein Test mit der zweiten Hand verlief ebenso erfolgreich. Gut, also meine Hände hatte ich noch. / Alex mach die Augen auf!/ Lukas Stimme in meinem Kopf. Sein panischer Blick. Irgendwer war noch in der Wohnung. War Lukas okay? Der stechende Schmerz in meinem Kopf legte sich allmählich. Es wurde Zeit, die Augen zu öffnen, sonst würde ich nie wissen, wo ich bin. Und die Augen einfach verschlossen zu halten war nicht mein Ding. Ich musste mich konzentrieren um das Gefühl von meinen Lippen und meiner Zunge zu den Augen hin zu erweitern. Wie schwere Steine lagen meine Augenlider verschlossen. Ich zwang mich sie zu heben. Erfolglos. Erneut. Mäßiger Erfolg./Hier wird nicht aufgegeben!/ Beim dritten Versuch hielt ich vor Anstrengung den Atem an. Die Helligkeit erschlug mich und presste mir schmerzlich die Luft aus der Lunge. Alles Weiß. Atmen. Atmen tat weh. /Verdammte Scheiße!! Muss ein paar Rippen erwischt haben!/ Weiter atmen, schön flach, dann tuts nicht so weh. Meine Augen gewöhnten sich langsam ans Licht. Einfach ordentlich zusammenkneifen. Es reichte aus durch halb geöffnete Lider die Welt wahrzunehmen. Eine leere neutrale Decke. Definitiv nicht die Decke meines Schlafzimmers. / ..Hilfe geholt.../ Lukas Stimme. Soweit es mir möglich war, erkundeten meine Augen den Raum ohne größere Kopfbewegungen. Es dauerte noch ein Weilchen, bis ich auch diesen wieder heben konnte. Es schmerzte unglaublich. Mein gesamter Nacken fühlte sich verspannt an, als hätte ich zu viel gearbeitet. Vor meinem inneren Auge sah ich etwas vorbei ziehen. Ich zuckte zusammen um beim nächsten Wimpernschlag festzustellen, dass nichts war. Einbildung. Erinnerung. Humbuk! Ich würde nicht zulassen, dass der kleine Pisser mich so verfolgt. Mit meinem nun erhobenen Kopf konnte ich den Raum besser wahrnehmen. Ein typisches Krankenzimmer. Einzelzimmer. Neben meinem Bett ein leerer Stuhl. Keine piependen Maschienen. Nichts was meine Lebensfunktionen überwachte. War wohl alles nicht so wild. Der Blick auf meine Beine hielt mich kurz auf. Das Linke war ordentlich zugegipst bis zum Knie, die restliche Haut an diversen Stellen aufgeplatzt und mit einigen Stichen wieder vernäht. Das Ganze umrandet von unzähligen Blutergüssen in tiefstem Dunkelblau. „Ach Scheiße...“ Meine Stimme war tonlos und jedes Wort kratzte im Hals. Dennoch fühlte ich mich befreit, noch reden zu können. Ich ließ den Kopf zurück ins Kissen fallen. Es war anstrengend ihn so lange hochzuhalten. Zugleich schickte der Kontakt mit dem Kissen neue Kopfschmerzen auf den Weg. /Immer langsam Alex. So schnell wird das hier wohl nichts./ Ich atemete tief durch und schloss einen Augenblick die Augen. Lukas hielt meine Hand. Er streichelte meine Wange. Bilder, die wieder und wieder auftachten. Ich öffnete die Augen. Kein Lukas da. Etwas enttäuscht atmete ich langsam aus und fuhr mit meiner Bestandsaufnahme am Körper fort. Okay, linkes Bein war wohl hin. Sex im Stehen könnte für einige Zeit ein Problem sein. Der Anblick meines rechten Beines war nicht unbedingt besser. Blutergüsse überall./Scheiße!/ In meinem Kopf das Surren eines Gegenstands, der durch die Luft saust. Okay, Bein zwei nicht sehr ansehnlich, aber okay. Ich wackelte mit den Zehen. Japp, alles da. Bis zur Brust war ich zugedeckt. Weitere Prellungen und Blutergüsse zeichneten sich an meinen Armen ab. Meine eine Schulter sah mehr als mitgenommen aus, ließ sich aber bewegen. In meiner rechten Hand steckte ein Verweilkatheter, der meinen Körper mit einer Nährstofflösung versorgte. Kleinere Platzwunden waren geklebt worden. Es würden Narben bleiben. Der Gedanke ließ mich innerlich grummeln. Der Blick unter die Bettdecke zeigte, dass ein Verband meinen Brustkorb stützte. Ich lag mit den Rippen wohl ganz richtig. Dann wurde mir plötzlich sehr heiß. Ich konnte mich erinnern, dass dieser kleine Pisser nicht nur auf mich einschlagen wollte und... Als hätte ichs herauf beschworen fing mein Becken an zu schmerzen. Das Stechen war so stark, dass ich die Luft anhalten musste. Ich wurde wütend. Ich wurde so verdammt wütend, dass ich am liebsten aufgeschrien hätte. Dieser dämliche kleine Scheißer! Weil er ein ‚Nein‘ nicht akzeptieren kann. Meine Wut steigerte sich mit jedem Einnerungsbrocken, der seinen Weg zurück in meinem Kopf fand. Und mit jedem Fetzen schämte ich mich. Ich war Alex. Ich war immer ein Aufreißer. Ich habe den Ton angegeben. Die Dinge geregelt. Jetzt hatte ich die Kontrolle verloren. Wie eine Welle strömten die unterschiedlichsten Ängste auf mich ein. Wie lange war ich hier? Was war mit meiner Arbeit? Wussten nun alle davon? Schlimm genug, wenn es so heraus käme, dass ich schwul war. All die Jahre ausreichender Mauerei für diesen Einsturz. Viel schlimmer wäre es, wenn sie so davon erfahren würden! Dann war ich nicht nur ne Schwuchtel, sondern auch noch ne vergewa... Ich konnte den Satz nicht zu Ende denken. Ich war am Arsch! Meine Gedanken überschlugen sich panisch. Was wenn ich in meinem Krankhaus liege? Schnell holte mich hier jedoch mein Verstand zurück, schließlich arbeitete ich in einer reinen Kinder- und Jugend Klinik. Kein Ort für Typen wie mich. Kein Platz für viel zu große Opfer. Ich ballte die Rechte zur Faust. Der Zugang drückte unter der gespannten Haut. Der Schmerz lenkte mich kurz von meiner Panikattacke ab. Aber auch nur kurz. Wo war Lukas? Was denkt er nun? Ich war der Kerl, der ihn beschützen sollte, nich der, den er retten soll! Ging es ihm gut? Hatte Gideon auch ihn erwischt? Wusste er, was passiert war? Alles?! Der innere Schmerz und das Chaos in meinem Kopf ließ mich aufstöhnen. Ich wand mich unruhig im Bett und wünschte mir einen Augenblick lang einen Ort zum verkriechen. Aber Scheiße muss man entweder fressen oder man ertrinkt drin. Ich war noch nicht bereit zum Ertrinken, oder? Diese Gedanken jagten mich hin und her. Draußen wurde es allmählich dunkel und die Stunden vergingen damit, dass ich Pläne schmiedete, hier raus zu kommen. Eine gute Erklärung für Arbeit parat zu haben, wo ich so lange gesteckt hätte. Ich musste Joe anrufen. Aber wo war mein Handy? Ich sah es im Dunkeln fallen. Ein kleiner Schauer durchlief mich. Dann eben ohne Handy. Wo war Lukas? Hatte er sich abgesetzt, weil er so einen wie mich nun nicht mehr wollte? Mit jeder Stunde, die verging, fiel meine Laune mehr in den Keller. Ich hasste es. Ich hasste zum ersten Mal meinen Körper. Ich hasste meinen Verstand. Ich hasste es zu warten. Darauf, dass Lukas kommen würde. Darauf, die Wahrheit zu erfahren. So wie mein Bein aussah, würde ich wohl noch eine Weile hier bleiben. /Sieht nach einer langen Therapie aus./ Ich hasste Abhängigkeit. Die Tür ging leise auf. Mein Kopf schnellte zu schnell hoch./ Zu sehr in Habachtstellung der gute Alex.../ Sterne zogen vor meinen Augen vorbei. Mein Körper schmerzte durch die schnelle Bewegung. Zu Nervös, zu hektisch. Zu sehr Opfer. „Oh mein Gott! Du bist wach!“ Der Klang der Stimme erhob sich freudig. Die Sterne verzogen sich und Lukas stand an meinem Bett, vor Freude strahlend mit Tränen in den Augen. Seine Hand wanderte vorsichtig über meine Stirn. „ Hi Alex, schön, dass du wieder da bist.“ Da kullerte auch schon die erste Träne. Kein Kuss. Es nervte mich etwas. Ich hätte gerne einen Kuss gehabt. Aber wer will schon einen Kerl wie mich küssen. Niemand mag das Opfer, wenn das Opfer eigentlich der Beschützer sein soll. Ich konnte es Lukas nicht verübeln. Aber warum musste er nun heulen? „Heulsuse! Was ist passiert? Mir fehlt da ein wenig...“ Ich bemühte mich einen bedeutungslosen Ton zu treffen. Lukas nun mit meinen wirren Gedanken und Vorwürfen zu beladen,wäre unnütze Zeitverschwendung. Lukas wischte sich lächelnd die Tränen weg und nahm neben mir Platz. Seine schlanke Hand fasste nun nach meinen Fingern und drückte sie sanft. „Dein Stalker ist ausgeflippt.“ Ich nickte leicht und verzog das Gesicht. „Dessen bin ich mir bewusst...“ Lukas nickte verständnisvoll. „Entschuldige... Joe und ich wollten nach dir sehen, weil du seit zwei Tagen auf Arbeit gefehlt hast. Dieser Gideon hat uns aufgemacht, wollte uns aber gleich wieder abwimmeln, da sind wir in deine Wohnung. Joe hat ihn überwältigt und ich den Notarzt gerufen.“ „Scheiße...“ Ich holte zischend Luft. Ein Königreich für eine Zigarette, auch wenn die mich jetzt wohl umbringen würde. „Wie lange war ich weg?“ „Sieben Tage.“ Ich fluchte leise. „Weiß die Klinik, was passiert ist?“ Lukas nickte nur schwach. „Ließ sich nicht verheimlichen nach dem Aufmarsch an Rettungsdienst und Polizei vor deiner Haustür.“ Er drückte sanft meine Finger und lächelte aufmunternd. „Egal, hauptsache du bist wieder da!“ Ich lächelte nur schief. Mir war nicht zum richtigen Lächeln zu Mute. Würde ich nun meinen Job verlieren? Mein Becken schmerzte und ich konnte mich nicht umlagern. Verdammtes Bein. Verdammter Körper. Wieso musste ich noch atmen. Lukas Finger strichen durch mein Haar. „Dein Stalker wurde verhaftet. Wird nun angeklagt wegen Vergewaltigung, schwerer Körperverletzung oder so. Die Polizei taucht sicher bald hier auf, jetzt wo du wach bist.“ „Lukas?“ „Ja?“ Seine gauen Augen funkelten trotz des leichten Tränenschleiers und noch immer lächelte er. „Ich muss hier raus. Ich kann nicht hier bleiben. Ich muss hier weg...“ Er rutschte mit dem Stuhl näher und legte seine Hand beruhigend auf meine Stirn. „Shhhhh... nicht aufregen. Du musst dich noch ausruhen, hm?“ Ich griff mit der freien Hand nach seinem Arm und hielt ihn fest. Mein Blick bohrte sich in seine Augen. „Ich muss hier raus...“ Lukas blinzelte erschrocken. Er wollte etwas sagen, als es an der Tür klopfte und er ein Stück von mir weg rutschte. Seine Finger hielten nicht mehr meine. Einer dieser Weißkittel betrat den Raum. Knapp über 40 schwang dieser Halbgott in Weiß sich in den Raum und lächelte einnehmend. Wir waren keine Halbgötter. Wir wären es nur gerne. Auch wir waren nur Fleisch und Knochen. Man musste nur mich ansehen. Er überspielte diese Tatsache. „Ah, Herr Graf. Schön, dass sie wieder wach sind! Ich bin Dr. Becker.“ Nichts war an dieser Scheiße hier schön. Ich schluckte jedoch meinen Pessimismus hinunter um Lukas nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen. Stattdessen nickte ich nur auf mein Gipsbein. „ Wie lange hält mich das hier?“ Mit jedem Wort erhielt meine Stimme mehr Kraft. Hervorragend. Dr. Becker blickte kurz in die Krankenakte unter seinem Arm und reichte sie dann an eine kleine Schwester weiter, die sehr unauffällig hinter ihm stand und Protokoll schrieb. „Nun, sie sollten nicht überstürzen, daher sind zwei drei Wochen eine recht optimistische Prognose.“ Optimistisch? Nen Scheißdreck war das. „Wie siehts aus? Was außer dem Bein ist noch futsch?“ Dr. Becker schien zu begreifen, dass ich es eilig hatte. Er ging ums Bett herum und setzte sich auf den Bettrand gegenüber Lukas . „Herr Graf, sie sind Opfer massiver Gewalteinwirkungen gewesen.“ Während er sprach legte er mir seine Hand auf den Arm. Ich zog ihn unweigerlich zurück. Das verunsicherte unseren Halbgott etwas, er fuhr aber fort. „Bis auf die Knöchel- und Schienbeinfraktur am linken Bein sind sie erstaunlich glimpflich davon gekommen. Sie haben mehrere gebrochene und angeknackste Rippen, unzählige Prellungen und Platzwunden. Die meisten mussten wir nähen oder haben sie geklebt. Die Platzwunde an ihrem Hinterkopf wurde ebenfalls genäht. Sie haben eine Gehirnerschütterung, ihre Schulter war ausgekugelt und sie hatten mehrere Verletzungen im Analbereich.“ Ich schluckte bei der Liste. Der letzte Punkt war wie ein Schlag ins Gesicht. Dämlicher kleiner Pisser. „Allem Anschein nach hat der Täter kein Kondom benutzt. Die Ergebnisse des HIV-Tests sind also noch abzuwarten.“ Mir blieb kurz die Luft weg. Ich musste husten. Die Erschütterung schickte Schmerzen in alle Bereiche meines Körpers. „ Wie lange muss ich noch darauf warten?“ „Ich vermute einige Tage. Das Labor braucht manchmal etwas.“ Dr. Becker blickte von mir zu Lukas und zurück. „ Aktuell sollten sie sich eh zurückhalten. Wenn sie soweit erstmal keine Fragen mehr haben...“ „Wann kann ich hier raus? Im Bett liegen kann ich auch zu Hause.“ Er wechselte Blicke mit Lukas, die ich nicht verstand. Ich wusste nur, dass ich Krankenhäuser nicht ausstehen konnte. Hier würde mich keiner länger halten als nötig. Krankenhäuser waren wie ein Präsentierteller. Jeder konnte das Opfer sehen. Da. Zimmer was-weiß-ich. Da ist der vergewaltigte Kerl! „Herr Graf. Ich weiß nicht, ob ihre Wohnung aktuell bereits wieder von der Polizei freigegeben worden ist, daher...“ Ich schluckte meinen Ärger runter. Offensichtlich konnte ich heute kein Datum aus ihm herauskitzeln. Ich würde es morgen wieder versuchen. Die Aufregung und das Reden hatte mich zudem auch erschöpft. Ich ließ mich zurück ins Kissen sinken und fluchte leise vor mich hin. „Herr Altvater, kann ich sie kurz draußen sprechen? Wir sehen uns morgen Herr Graf.“ Wieder berührte der Kerl meinen Arm und erhielt eine erneute Abfuhr. Ich hasste es, wenn Ärzte ihre Patienten so befummelten. Früher hätte sich darauf vielleicht ein Flirt ergeben. Aber ich hatte keine Lust auf Flirts und genaugenommen lag es auch nicht an dem Kontakt zwischen Arzt und Patient, den er hier aufzubauen versuchte. Ich wollte einfach nicht angefasst werden. Fertig. Er lächelte nur zuversichtlich, stand auf und verließ den Raum. Lukas lächlete mich auf die gleiche ätzende Weise an. „Bin gleich zurück.“ Dann huschte auch er aus der Tür. Einige Minuten später kehrte er zurück. Die kleine Schwester von eben im Schlepptau. „Ich befreie sie mal von dem Zugang Herr Graf.“ Sie lächelte mich an und entledigte mich dann mit routinierten Griffen meines Venenverweilkatheters. „ So hier bitte ein bisschen draufdrücken, damit kein blauer Fleck entsteht.“ Sie stockte plötzlich und lief Rot an. Als ob ein kleiner blauer Fleck auf meinem Körper noch etwas ausmachen würde. „Entschuldigung“ mumelte sie nur noch als sie dann recht eilig das Zimmer verließ. Lukas streichelte wieder meine Finger. „ Ein paar Tage wirst du es hier schon aushalten, hm? Ich hab in ein paar Tagen Urlaub über Weihnachten, dann kommst du mit zu mir, hm?“ Da war es wieder. Das zuversichtliche Lächeln. Alles wird gut, sagt es aus. Ich weiß, was passiert ist. Du bist ein Opfer, aber ist nicht so schlimm. Aber es war Lukas. Ich konnte ihm nichts vorwerfen. „Scheiße! Ich will dir nicht zur Last fallen. Ich..“ Lukas legte mir einen Finger an die Lippen. „Schon gut Alex. Nichts, worüber wir jetzt reden müssen. Ruh dich aus. Morgen schauen wir, ob wir dem Doktor nen Entlassungstermin vor Heilig Abend entlocken können und dann sehen wir weiter, ja?“ Da war er wieder. Der Lukas, der regelte. Der souveräne Lukas. Kein Mitleidslächeln. Ein handfester Plan war da. Er war da. Die Frage war nur, wo ich war? Ohne mich nun näher in diese Diskussion reinzuhängen nickte ich einfach nur müde. Ich war erschöpft und Schlaf erschien eine erträgliche Option. Lukas schüttelte eifrig mein Kopfkissen und meine Bettdecke auf. Pakte mich vorsorglich ein mit einem Lächeln auf den Lippen. Vielleicht würde ich ja nicht mehr aufwachen. Bei Lukas Anblick kam mir der Gedanke, dass das aber eigentlich nicht fair wäre. Also doch aufwachen. Besser ist das. Ich spürte noch, wie Lukas mir über die Wange streichelte, dann übermannte mich die Müdigkeit. Kapitel 21 Am folgenden Tag stand die Polizei bei mir im Krankenzimmer. Zwei Beamte, der eine Mitte Fünfzig mit leichtem Bauchansatz, der andere keine dreißig und offensichtlich in der Ausbildung. Klasse Kombi. „Also Her Graf, schildern Sie uns bitte einmal den Tathergang....“ Der jüngere Typ, Komissar Schrader, wie er sich vorstellte, saß an dem kleinen Tisch im Zimmer und schrieb eifrig mit, während der ältere, Hauptkomissar Drehmer, mir einige Fragen stellte. „Ich kam von einem Abendessen nach Hause. Das Licht im Hausflur ging nicht. Ich nutzte mein Handy um mir die Stufen nach oben zu beleuchten. Oben bemerkte ich, dass die Tür zu meiner Wohnung offenstand. Ich hab Einbrecher vermutet. Da ich nichts gehört hab, bin ich in die Wohnung um nachzusehen, was noch da ist. In der Wohnung hat mich der kleine Mistkerl dann angegriffen. Den Rest kennen Sie sicher aus meiner Krankenakte.“ Ich war bereits jetzt schon genervt. Aber die Fragen mussten beantwortet werden. Ich versuchte mich möglichst kurz zu fassen. Herr Drehmer sah auf einen kleinen Notizblock in seiner Hand. „Warum haben Sie nicht sofort die Polizei gerufen?“ Er hob fragend seine Buschigen Augenbrauen. Im Gegensatz zu seinem Kopf waren hier reichlich Haare vorhanden. „Wie gesagt, ich hab nichts gehört und dachte, dass die Typen schon weg seien.“ Wieder ein Stirnrunzeln beim Herrn Hauptkomissar. Eifrigst blätterte er in seinem Block, der junger Herr Schrader schrieb irgendwas auf sein Blatt Papier. Beide warfen sich einen Blick zu, dann kam die nächste Frage. „Sie kamen vom Abendessen mit ihrem Geliebten?“ Ich richtete mich auf, soweit es mir möglich war. Geliebter, was für ein komischer Ausdruck. Altbacken. Kurzfristig. „Ich war mit meinem Freund Lukas Altvater beim Afrikaner, ja.“ Wieder wechselten die Zwei Blicke, Schrader begann noch energischer zu schreiben. „War an dem Tag etwas besonderes vorgefallen?“ Der Ältere bemühte sich sachlich zu sein. Dennoch nervten mich die beiden irgendwie. „Wir haben Weihnachtsgeschenke eingekauft und im Alexa sind wir auf Gideon gestoßen.“ Herr Hauptkomissar kritzelte seinen Block voll. „In welcher Beziehung standen Sie zu Herrn Medivan?“ Ja auf die Frage hatte ich doch schon heiß gewartet! Um unserer schlechten Beziehung Nachdruck zu verleihen, antwortete ich erstmal mit einer Gegenfrage. „Wem?“ Der Komissar schien überrascht. Er blickte mich erstaunt an und auch klein Schrader hielt beim Schreiben inne um mich anzuglotzen. „Herr Medivan. Gideon Medivan.“ Ich hob überrascht eine Augenbraue. „ Achso. Ich kenne seinen Nachnamen nicht. Wir hatten früher häufiger Kontakt.“ „Was bedeutet Kontakt?“ Verdammte Heten!! Ich knirschte leicht mit den Zähnen. „Er ist eine alte Affäre von mir. Eine kurzzeitige Bettgeschichte. Anschließend hat er mich lange gestalked.“ „Haben sie das Stalking zur Anzeige gebracht?“ Ich kniff die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. „So schlimm war es nicht. Er tauchte gelegentlich bei mir auf, in der Hoffnung, dass etwas laufen würde.“ Schon wieder wechselten die Zwei einen Blick. Klein Schrader grinste dämlich. Drehmer trat auf der Stelle und wirkte etwas betreten. Ich war mir nicht sicher, ob das am dämlich grinsenden Schrader lag oder an der folgenden Frage. „Hatten sie noch sexuellen Kontakt zu Herrn Medivan?“ Schrader senkte den Kopf und protokollierte eifrigst weiter. Ich konnte jedoch noch immer sein blödes Gegrinse spüren. Auch Drehmer sah mich an, als sei die ganze Sache klar. Schwules Pack, dass sich vor lauter durch die Gegend vögeln in die Haare bekommen hat. „Hören sie Herr Drehmer, ich habe Gideon mehrfach gesagt, dass er verschwinden soll. Ich hatte seit Monaten keinen Geschlechtsverkehr mehr mit ihm.“ „Sind sie dabei jemals handgreiflich geworden?“ Ich musste schlucken. Diese Fragen waren zu genau. Zu zielgerichtet. Nun musste ich wohl auspacken. „Nein. Ich habe einige härtere sexuelle Praktiken mit ihm versucht, in der Hoffnung, dass er dann endlich gehen würde.“ „Hat Herr Medivan sie dabei gebeten, aufzuhören?“ Der Knackpunkt. Zumindest für die beiden Herren hier im Raum. Schrader konnte schon nicht mehr, hielt sich aber tapfer. „Nein. Er hat sich dem angepasst und sich weiter an mich geklammert.“ Hauptkomissar Drehmer nickte, als könne er mein Problem verstehen. Oder auch nicht. Man war sich hier ja nie sicher. „In der Nacht, als Herr Medivan sie in ihrer Wohnung aufgesucht hat, waren sie da verabredet?“ „Bitte, was?!“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Definitiv nicht! Ich hatte ihm beim Treffen im Alexa gesagt, dass er sich endlich neu orientieren soll.“ „Also hatten sie keine Affäre mit Herrn Medivan?“ „Nein!“ Ich bekam Kopfschmerzen. Was fragten die denn so doof. „Hören sie. Nicht alle Schwulen ficken permanent durch die Weltgeschichte. Lukas legt viel Wert auf Treue. Und die gebe ich ihm. Scheiße, die hatte er schon, bevor da überhaupt was lief!“ Ich dachte an meine unzähligen erfolglosen Versuche einen kleinen Blasehasen aufzutreiben, um über Lukas hinweg zukommen. Klein Schrader zog den Kopf ein und grinste sich wahrscheinlich wieder einen. Drehmer blickte etwas betroffen. „Entschuldigen sie Herr Graf, wir sind dazu verpflichtet diese Fragen zu stellen.“ „Dann stellen sie die bitte nicht so, dass ich als männliche Hure da stehe. Ich habe Gideon nicht zu dieser Tat provoziert. Ich habe seit langem keine sexuelle Beziehung mehr mit ihm gehabt. Ich lebe in einer festen Partnerschaft.“ Ich kam mir selbst blöd vor bei diesen Worten. Eine feste Partnerschaft. War es das? Ich hatte mir lange die Zähne an Lukas ausgebissen und jetzt, nach einem kleinen netten Wochenende, sprach ich, ja ICH, von einer Partnerschaft? Ich lachte mich innerlich selbst aus. Lukas berührte mich seit Gideons Attacke kaum noch. Aber vielleicht war das auch Einbildung. Der Hauptkomissar kritzelte eifrigst in seinen Block. „Kam es an jenem Abend zum Kampf zwischen ihnen und Herrn Medivan?“ Er riss mich damit aus meinen Gedanken. Nun also auch noch die ganz schmutzigen Details. Wieder der Blickkontakt zwischen den beiden. „Nein. Als ich nach dem Schlag auf den Hinterkopf wieder zu mir kam..“ Ich räusperte mich. Wie sehr ich es hasste, diesen zwei Heten diesen Scheiß zu erzählen. Ein Mann, der vergewaltigt wird. Ein Opfer. Wie lächerlich. Doch es hallf nichts. Wenn ich nun nichts sagen würde, fiele der Scheiß vielleicht noch unter einen lumpigen Beziehungsstreit. „..als ich wieder zu mir kam lag ich bereits gefesselt am Boden.“ „Haben sie Herrn Medivan gesagt, dass er aufhören soll?“ „Ich kam nicht dazu.“ „Warum nicht?“ Wieder der vielsagende Blick. Hat ihm also doch gefallen, oder so ähnlich. Wut stieg in mir auf. „Weil er mir mit dem Baseballschläger bereits die Fresse polierte!“ Meine Stimme wurde lauter. Drehmer notierte. „Heißt das, sobald sie zu sich kamen hat Herr Medivan Gewalt angewendet?“ Ich lachte höhnisch. „ Die hat er ja wohl bereits vorher angewandt. Der kleine Mistkerl hat erst einen Monolog gehalten, wieso ich seine Gefühle nicht erwiedert hab und hat dann zugeschlagen. Ich war durch den vorherigen Knockout nicht sonderlich kommunikativ.“ Ich hörte die Kugelschreiber übers Papier scharren. Man sollte wohl ein Buch daraus machen. Mit all dem Gekritzel war dies sicher möglich. Ich sollte mir die Rechte sichern. Schließlich war ich ja das Opfer. Schief grinsend strich ich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Gerichtsverhandlung kommen wird. Sind sie mit einer Gegenüberstellung vor Gericht einverstanden?“ Ich nickte kurz. Es würde mir zwar nicht den Tag versüßen, aber wenn ich Gideon auch vor Gericht identifizieren müsste, würde ich das tun. „Vielen Dank für ihre Geduld Herr Graf. Wir melden uns bei Ihnen, sofern wir noch eine Frage haben. Schrader, haben sie alles?“ „Wir haben uns nicht nach dem weiteren Tathergang erkundigt.“ Klein Schrader blickte klugscheißerisch von seinem Zettel auf. Wieder knirschte ich mit den Zähnen. Der Pisser wollte offensichtlich noch mehr Details. Vielleicht machte ihn das an? Wer konnte das schon sagen. Drehmer guckte etwas gequält, nickte aber. „Ach ja. Herr Graf, können sie noch etwas?“ Oho! Man hat also auch mal gelernt auf die Beteiligten Rücksicht zu nehmen. „Ja. Wenn‘s sein muss. Hauptsache dieser Mist geht vorbei.“ Der Polizeibeamte nickte verständnisvoll als wüsste er, mal wieder, wovon ich reden würde. „Sie haben also in gefesselter Position ihr Bewusstsein wiedererlangt und weiter?“ Ich rieb mir die Schläfen. Immer wieder hatte ich über die Zeit unter Gideons Kontrolle das Bewusstsein verloren. Zusammenhänge fehlten. Aber ich wusste, worauf er hinauswollte. „Gideon hielt seinen Monolog und traktierte mich mit diesem verdammten Baseballschläger...“ „Woher hatte er den?“ Der Kopfschmerz steigerte sich. „War nen Relikt aus meiner sportlicheren Zeit...Sind teuer die Dinger... nachdem der Kerl damit fertig war, hat er sich ausgezogen. Ich bin wieder ohnmächtig geworden.“ Ich sehnte ich nach einer Zigarette. Seit ich wieder wach war, schrien meine Lungenflügel nach gesegnetem Teer und Nikotin. Die ganze Geschichte hier auszupacken wäre leichter gewesen, wenn ich mich hinter einer gewohnten Wand aus Qualm hätte verstecken können. Der Hauptkomissar kritzelte schnell mit. Als ich pausierte blickte er fragend. Ich räusperte mich in der Gewissheit,dass mir hier nichts erspart blieben würde. „Im Anschluss hat er sich an.... hat er mich vergewaltigt. Mehrmals. Im Wechsel mit kleineren Treffen mit Mr. Baseballschläger.“ Ich deutete auf mein Bein und mein Gesicht. Mein Gesicht war durch mehrere Blutergüsse entstellt. Der dicke Gips sprach für sich. Drehmer hob die Augenbrauen. „Schrader, schreiben sie das sachlicher aber möglichst wortgenau.“ Schrader nickte und notierte. Es war gesagt. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Mein Magen krampfte fürchterlich. Ich muss Farbe verloren haben, denn der Herr Hauptkomissar wurde plötzlich nervös. „Herr Graf, geht es ihnen gut?“ Ich hielt mir bereits mit einer Hand den Mund zu und deutet auf eine kleine Sammlung Nierenschalen aus Pappe. Mein Magen brachte mich fast um. Der Polizeibeamte war erstaunlich fix darin mir die Schale zu reichen und passte den Moment gerade ab, in dem mir mein Mittagessen wieder hoch kam. Ich hatte es gesagt. Mein Geständnis diesen beiden Polizisten erschien mir wie das gegenüber der gesamten Welt. Es war nun offiziell und amtlich: Ich war ein Opfer. Diese Einsicht drehte mir den Magen um. Das oder meine Gehirnerschütterung. Als ich fertig war öffnete sich die Tür und eine der Schwestern kam herein. Offensichtlich hatte Drehmer den Rufknopf an der Tür getätigt. Sie reichte mir eine Papierserviette und entsorgte kommentarlos die Schale samt Inhalt. Dabei warf sie beiden Beamten einen vorwurfsvollen Blick zu. „Herr Graf braucht Ruhe. Die Herren Komissare sollten das beachten!“ Das Mädel gefiel mir. Leider war sie zu schnell wieder aus dem Zimmer. Ich wischte mit der Serviette über meinen Mund, aber der abstoßende Geschmack ließ sich nicht so einfach entfernen. „Das Letzte, woran ich mich sonst erinnere, ist das Gesicht von Lukas Altvater, als er mich gefunden hat. Nähere Informationen über meinen Gesundheitszustand oder Verletzungen können sie mit sicherheit meiner Krankenakte entnehmen.“ Der Hauptkomissar Drehmer blickte etwas betroffen drein. Ein Mann seines Alters kannte eigentlich seine Grenzen bei der Vernehmung Geschädigter. Seine Augenbrauen rutschten genervt zusammen, als Klein Schrader eine weitere Frage stellen wollte. „ Ich denke, wir haben Herrn Graf lange genug strapaziert Kollege. Wir sollten alles Notwendige haben. Bitte entschuldigen sie die Umstände Herr Graf.“ Er nickte mir zu und trat einen Schritt zurück. Ungeduldig blickte er zu seinem Gehilfen. Dieser ließ sich beim Packen Zeit. Noch einmal lächelte er mich entschuldigend an. „Kommen sie Kollege?“ Die Tür war bereits geöffnet und wartete nur darauf, dass Klein Schrader die Bühne verlassen dürfte. Beim Gehen sah dieser mich nocheinmal an und grinste hämisch. „Angenehmen Tag noch, Herr Graf.“ Blödes Arschloch. Wie gern hätte ich ihm die Fresse poliert. Aber ich jag ja nun hier. Hätte meine Ente werfen sollen. Verdammt! Kaum hatte sich die Tür geschlossen, ging sie auch schon wieder auf. Hinter einem großen Strauß Blumen betrat Lukas das Zimmer. Nachdem der Strauß in einer furchtbar hässlichen Leihvase des Krankenhauses ansehnlich auf dem Fensterbrett drapiert wurde, kam er zu mir rüber. Er drückte sanft meine Hand und streichelte mir über die Wange. „Hey. Alles okay? Du siehst blass aus.“ Ich lächelte schief und verfluchte mich, mir nicht die Zähne putzen zu können. Ich musste grauenvoll riechen. Kein Zustand, in dem ich mich selbst hätte küssen wollen. Aber Lukas kommentierte weder das eine noch das andere. Offensichtlich bestand hier eh kein Bedarf. Die Hand von meiner Wange verschwand auch schon wieder. „Alles okay. Unliebsamen Besuch gehabt.“ Lukas lächelte leicht. „Ja, habs gesehen, die Herren von der Polizei. Der Hauptkomissar Drehmer ist sehr nett, aber seinen Kollegen mochte ich nicht!“ Ich liebte Lukas Menschenkenntnis. Zugleich wünschte ich mir umso mehr, dass ich meine Ente nach diesem Mistkerl geworfen hätte. Als ich aus meinen Gedanken wieder zu Lukas blickte, merkte ich, dass er mein Bein anstarrte. „Ist nur nen Gips Lukas, das geht wieder weg.“ Er lächelte verlegen. „Ja ich weiß, Doofi du, aber tut es sehr weh?“ Ich blickte selber eingehender auf den Gips. „Weniger, bekomme wohl gute Schmerzmittel hier. Dennoch mach ich drei Kreuze, wenn ich hier raus bin. Ich hasse Krankenhäuser!“ Ein leises Lachen erfüllte den Raum „ Wie geht das denn? Du bist selbst Arzt Alex!“ Ich musste selbst schmunzeln. Auch wenn er nicht versuchte mich körperlich zu berühren, seine Art berührte mich. „Ich meine als Patient! Selber Doofi!“ Seine Hand näherte sich mir, aber statt sie mir auf den Arm zu legen als Geste der Vertrautheit, landete sie auf dem Bettgitter. Das machte mich wütend. Es führte mir vor Augen, dass gerade Lukas Nähe jetzt das Richtige für mich gewesen wäre. Sie hätte mir gezeigt, dass er zu mir steht. Egal was war. Der ausstehende HIV-Test fiel mir wieder ein. Verdammter Scheiß. Was wäre, wenn ich nun positiv wäre? Vielleicht hatte Gideon die Ratte das gemeint, mit seiner Aussage, keiner würde mich mehr ansehen, wenn er mit mir fertig wäre. Vielleicht hatte Lukas davor Angst? Aber er war doch intelligent genug zu wissen, dass eine kleine Umarmung nicht zur Ansteckung führte, oder? Vielleicht wusste er nicht mit dieser Sorge umzugehen? Schon wieder so ein verdammter Haufen ‚vielleicht‘ in meinem Leben! „Alles okay Alex? Du guckst so abwesend?“ Ich blickte ihn an und blinzelte kurz. „Ja, alles okay. Ich könnte nur sterben für eine Zigarette.“ Ich log nicht. Ich sagte ihm nur nicht die ganze Wahrheit. Er sollte nicht wissen, was in meinem Kopf vorging. Kein Grund ihn mit unnützem Ballast zu bewerfen. Vermutlich kam er nur noch der Höflichkeit halber. Er würde die Sache hier wohl absägen, sobald ich wieder auf den Beinen bin. Wer will schon ein Opfer zum Freund? „Oh, hihi, na ich schau mal, was ich da machen kann“ sprach er und ehe ich mich versah schwebte er aus dem Zimmer. Kurz darauf kam wieder die Schwester von eben rein, lächelte aufmunternd und schob einen Rollstuhl ins Zimmer. „Sie wollen also an die frische Luft Herr Graf? Das ist gut! Nicht immer den ganzen Tag in diesem Zimmer hocken! Ihr Freund hat mir versprochen, auf sie aufzupassen, aber ich ermahne sie dennoch dazu, es nicht zu übertreiben mit dem Rollen! Lassen sie sich ruhig mal schieben!“ Sie grinste ein Lächeln der Optimismusbranche und platzierte den Rollstuhl neben meinem Bett. Dann löste sie die Bettgitter und half mir beim Aufrichten. „So auf drei gehts rüber in den Stuhl ... eins...zwei....drei!“ Mit Schwung half sie mir zielsicher in das dämliche Gefährt. Glücklicherweise war ich durch diverse Spaßrennen gegen einige meiner Patienten gut im Training und wusste mit dem Ding umzugehen. „Bringen sie ihn bitte heil zurück, ja?“ Sie blickte dabei Lukas an und verließ lächelnd den Raum. Lukas ging kurz noch an den kleinen Kleiderschrank im Zimmer und holte meinen Mantel hervor. „Okay, wie kommt der hier her?“ „Ich hatte ein paar Sachen für dich zusammen gepackt. Hier, anziehen, draußen ists kalt.“ Er half mir in den Mantel und lächelte dabei. Ich fragte mich, wie es er schaffte, dabei jeglichen Körperkontakt zu mir zu vermeiden. Als er mir ein kleines Päckchen Luckies reichte, schob ich die düsteren Gedanken beiseite und lächelte zu ihm auf. „Danke Süßer! Du bist meine Rettung!“ Er lächelte schief und schob mich Richtung Tür. „Das oder dein Todesengel! Und nu pack die weg, soll keiner sehen, bis wir draußen sind!“ An der frischen Luft entflammte umgehend einer der Glimmstängel zwischen meinen Lippen. Gierig zog ich den Qualm in meine Lungen. Der leichte Schmerz und das kratzige Gefühl im Hals waren der reinste Genuss. Ich lebte. Und diese kleine Zigarette zwischen meinen Fingern war der Beweis! Lukas stand schweigend neben mir und betrachtete mich beim Rauchen. Ich war froh, dass er mir den Mantel mitgebracht hatte. Es war wirklich eisekalt draußen. „Besser?“ Er sprach leise, als ich die erste Zigarette aus hatte. Meine leicht zerfrorenen Finger friemelten von der Kälte steif einen neuen kleinen Krebsarbeiter aus der Manteltasche. Die frische Luft und der Zigarettenschub hatten mich zum Nachdenken bewegt. Im Rahmen dieses Prozesses hatte ich eine Entscheidung getroffen in Bezug auf die ganzen ‚vielleicht‘, die aktuell in meinem Leben eine Rolle spielten. „Ja, danke dir.“ Ein tiefer Zug für die perfekte Wand aus Rauch. „Lukas, ich ...“ Sein Blick wurde erwartungsvoll. „Ich möchte, dass du mich vorerst nicht weiter besuchst. Ich hasse es, hier zu sein. Ich möchte nicht, dass du diesen Ärger abbekommst. Plane dein Weihnachtsfest, mach dir ein paar schöne Tage mit Joe und den anderen. Ich hab jetzt alles hier,was ich brauche.“ Die nächste Wolke aus Qualm umhüllte mich. Lukas war sehr blass geworden, auch wenn das bei ihm immer kaum möglich erscheint. Er schob seine Brille zurecht und holte tief Luft. Offensichtlich wollte er nicht zeigen, dass meine Entscheidung ihm eine Bürde nimmt. So zumindest redete ich mir das ein. „Lukas, bitte, tu nicht so, als ob du gerne hier herkommen würdest.“ Ich lachte abfällig und sah zu ihm auf. Er stand mittlerweile mit verschränkten Armen da. Bevor ich noch etwas sagen konnte, hielt er mir jedoch den Mund zu. „ Ich bin keines deiner Häschen, was du wegscheiben kannst, wenn es schwierig wird. Ich bin ein Freund Alex.“ /Freund... Scheiß Wort. Von dir will ich mehr als Freundschaft! Aber was nun kommt, hast du selbst so gewollt mein Lieber!/ Aber Lukas wollte kein Opfer als Partner. Logisch. Mit meinen Gedanken tauchte die kleine höhnisch lachende Stimme in meinem Kopf auf. Lukas bekam von diesen Gedanken nichts mit. Er zog die Hand von meinem Mund weg, als hätte er sich an meiner Haut verbrannt. Die Arme wurden wieder vor der Brust verschränkt. Seine Augen sahen traurig aus. „ Wenn du etwas Zeit für dich willst, nimm sie dir. Die Schwestern haben meine Nummer. Wenn du etwas brauchst, ruf an.“ Seine Hand streichelte einmal kurz über meine Wange und löste dort für einen Augenblick wohlige Wärme aus. Dann war sie wieder verschwunden. /Du hast es so gewollt Alex.../ Ja ich wollte das so. Ich wollte nicht, dass sich Lukas mit mir rumärgern muss. Ich holte die dritte Zigarette am Stück aus der Packung als ich Lukas beim Gehen nachsah. Was für ein beschissener Tag. Kapitel 22 Lukas hielt sich an meine Bitte. Die folgenden drei Tage kam er nicht zu Besuch. Dafür kamen anderen Dinge auf mich zu. Mehrere Untersuchungen standen an. Röntgenaufnahmen meines Brutskorbs, Schädels und der eingegipsten Brüche. Dr. Becker war mit den Aufnahmen sichtlich zufrieden. Gesprächsstunden mit einem Therapeuthen wurden mir angeboten. Ich lehnte dankend ab.Ich kannte doch die Tatsache. Was sollte all das noch bringen? Ich hatte wenig Lust nochmal alles im Detail wiederzugeben, was ich bereits den Polizisten erzählen durfte. Meine Kopfschmerzen legten sich. Ich machte fortan eigenständige Ausflüge an die frische Luft, die mir besser taten, als es ein Therapiegespräch jeh hätte tun können. Zumindest redete ich mir das ein. Lukas fehlte mir bei meinen Frischluftexkursionen. Lukas fehlte mir überhaupt. Sein Blumenstrauß welkte allmählich am Fenster dahin und mahnte mich täglich, dass ich ihn zurück holen sollte. Saß ich vor dem Krankenhaus im Nikotindunst sah ich ihn immer wieder die Treppe hinunter gehen. Aber ich kleveres Kerlchen hatte ihn ja weggeschickt. Nun fiel mir ein,wieso. Weil Lukas mich nicht anfassen wollte. Aber war es das wert? Offensichtlich war es nicht nur der körperliche Kontakt zwischen uns, den ich brauchte. Er hatte gesagt, ruf an, wenn du etwas brauchst. Heute brauchte ich ihn. Wieder auf der Station angekommen erkundigte ich mich bei der Schwester nach Lukas Nummer. Mein Handy war bei dem Zusamentreffen mit Gideon zu Bruch gegangen und seitdem hatte ich noch kein neues. Also nötigte ich den Automaten in der Eingangshalle mir gegen etwas Kleingeld eine Verbindung zu Lukas herzustellen. Es klingelte eine ganze Weile. Ich saß in diesem dämlichen Rollstuhl und wartete mitten in dieser riesigen Halle darauf, dass Lukas endlich abnahm. Es machte mich wütend. Es bremste mich aus. Ich wollte gerade wieder auflegen als das Freizeichen unterbrochen wurde und Lukas leise „ Hallo?“ sagte. Das Kleingeld fiel durch. Ich hatte nichts mehr zum nachlegen und musste mich wohl kurzfassen. „Ich bins.“ Ich kam mir dämlich vor. Was sollte ich sagen? Ich hatte ihn doch quasi aus meiner Nähe verbannt. Wie konnte ich ihm immerzu vorwerfen, dass er sie gar nicht wolle? Allerdings hatte er auch kampflos das Feld geräumt. Ich war verunsichert. „Alex?“ Ich musste lächeln über mich selbst, setzte mich aufrechter hin, sofern dies meine Rippen zuließen und zwang mich zu einer kräftigeren Stimme. „Ja, ich bins.“ „Hey....“ Dieses völlig unsinnige Wort klang voller Erleichterung. Hatte er etwa auf meinen Anruf gewartet? „...wie gehts dir?“ „Ich hab kein Kleingeld mehr. Das Gespräch ist sicher gleich weg. Kannst du...“ KLACK! Da wars. Oder besser gesagt weg wars! Ich starrrte wie ein Idiot den Hörer in meiner Hand an. Ein Freizeichen wurde mir signalisiert. Zwischendrin sagte eine nette Stimme, ich solle doch Münzen einwerfen zum Telefonieren. Scheißdreck! So viel zu meinem Wunsch, Lukas zu sehen. Ich schob meinen fahrbaren Untersatz Richtung Ausgang um eine zu rauchen. Dieses versiebte Gespräch erforderte das. Schnee fiel und glitzerte in der Weihnachtsbeleuchtung vor dem Krankenhauseingang. Ich zog meinen Mantel enger um mich und wünschte mir meinen Schal. Es war eisig. Einige Kinder kicherten vergnügt über den Schnee und bewarfen sich mit Schneebällen während ihre Eltern oder was auch immer, zumindest einer von ihnen auch Patient der Klinik, auf einer der kleinen Holzbänke am Wegrand saßen und sich unterhielten. Meine Zigarette war rutergebrannt und landete im Aschenbecher. Es wurde gerade dunkel und der Schnee tanze in immer größeren Flocken vom Himmel hinab. Eine davon landete auf meiner Hand und schmolz sofort. „Alex!“ Ich blickte überrascht auf. Vor mir stand heftig schnaufend Lukas. Ich war verwundert und blickte ihn fassungslos an. Sein Mantel war offen, der Schal nur halbherzig umgewickelt. Seine Haare wirkten leicht zerzaust. „Wo.. wo um alles in der Welt kommst du her?“ Er lachte und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. Die Brille wurde kurz zurecht geschoben. Seine Hände stützte er auf die Knie und holte tief Luft. Dann richtete er sich wieder auf und hielt seinen Mantel zu. „ Ich war in der Nähe unterwegs, Umleitung vom Festnetz aufs Handy, kennst du ja sicher.“ Er lachte nochmals und wedelte demonstrativ mit seinem Handy vor meiner Nase. „Aber wie...warum..?“ Mir fehlten die Worte. „Du wolltest mir doch etwas sagen, oder? Du hättest sonst nicht angerufen.“ Er lächelte immernoch breit. Ohne dass er weiter etwas sagen konnte, griff ich nach seiner Hand und küsste sanft den Handrücken. Nun war Lukas mehr als überrascht. Mit offenem Mund und ohne Worte stand er da. Ich lächelte ihn an. „Du hast mir gefehlt.“ Es war seltsam diese Worte zu sagen. Man kam sich ungemein verletzlich vor. Ich hätte nun auch einiges von Lukas erwartet, aber er streichelte nur meine Wange und lächelte sanft. „Na dann ist ja gut, dass ich gleich gekommen bin, hm? Lass uns reingehen, ist ziemlich kalt hier draußen.“ Wir waren beide aufgrund der dicken Schneeflocken von einer leichten Schneeschicht bedeckt. Ohne meine Antwort abzuwarten schob er mich in die Halle. Mein Magen krampfte. Seine Berührung an der Wange hatte zwar die obligatorische Wärme mit folgender Kälte hinterlassen, aber ein Kuss wäre mehr nach meinem Geschmack gewesen. Offensichtlich war ich noch immer nicht küssenswert und heute konnte es nicht an Erbrochenem liegen. Ich hatte bisher alles bei mir behalten. Lukas erzählte mir ein bisschen was von seiner Arbeit, während wir auf meine Station fuhren. Wie er so erzählte und mich mit kleinen Belanglosigkeiten zuschüttete, wurde mir bewusst, dass er, auch wenn er mir nicht die Nähe schenkte, die ich haben wollte, dennoch sofort zur Seite geeilt war. Auch wenn ich meinen Satz am Telefeon nicht beenden konnte, war er gekommen. Lukas forderte nicht. Lukas gab. Ich holte tief Luft und beschloss die fehlende Nähe einfach noch ein wenig zu ertragen. Vielleicht würde es sich ändern, wenn der HIV-Test endlich einfliegen würde. Vorausgesetzt, das Ding war nicht positiv. Als wir oben ankamen wurde ich von einer der Schwestern auf der Station abgepasst. „ Herr Graf, sie Rumtreiber, der Herr Doktor sucht sie schon die ganze Zeit.!Ah ihr netter junger Freund ist auch wieder da!“ Sie grinsten Lukas an,welcher freundlich zurück grüßte. „Wir sagen dem Doktor bescheid, dass sie wieder da sind! Jetzt nicht weglaufen!“ Lukas und ich begaben sich auf mein Zimmer. Er legte seinen Mantel und seinen Schal ab und half mir beim Ausziehen. Schon klopfte es. Auf ein‘ Herein‘ warteten die wenigsten Leute im Krankenhaus. Hier gab es offensichtlich keine unpassenden Momente, um in ein Zimmer zu kommen, oder die Leute hatten einfach schon alles gesehen. Keine nette Etikette hier. Dr. Becker erwies sich selbst als netten aber auch beschäftigten Menschen und ich fragte mich, ob ich auch so geschäftig auf meine Patienten wirke. /Falls du noch einen Job hast, wenn du zurück kommst.../ Erneut traten Kopfschmerzen ein. Es gab immer wieder Gedanken an die Zukunft, die ich lieber verdrängen sollte. Sie zerbrachen mir schlichtweg den Kopf. „Hallo Herr Graf, wie geht es ihnen?“ Er gab mir die Hand und nickte Lukas beiläufig zu. „Bis auf den Zustand meiner Anwesenheit hier blendend!“ Der Kerl lächelte kurz, zückte eine kleine Taschenlampe im Stiftformat und testete meine Pupillenreaktionen auf Licht. „Dann hab ich gute Nachrichten für sie.“ Mit einem Klick erlosch die kleine Lampe und er ging wieder etwas auf Abstand. „Alle Untersuchungen sahen soweit gut aus. Sie bekommen heute einen Gehgips und ein paar schnittige Krücken und dann dürfen Sie nach Hause!“ Er grinste breit und zwinkerte Lukas einmal zu. „Sehr praktisch, dass ihr Freund bereits da ist, um sie abzuholen!“ Lukas blinzelte überrascht und drückte mir sanft die Hand. „Alex, das ist doch fantastisch!“ Das war es in der Tat. Doch Lukas schwacher Ausbruch der Freude passte nicht zu seinen Worten. Ich wurde allerdings vom Doktorchen aus meinen Gedanken geholt. „Wohnen Sie zusammen? Entschuldigen Sie, wenn ich das frage, aber Herr Graf wird vielseitig Hilfe benötigen. Ich kann ihn nur gehen lassen, wenn dafür auch wirklich gesorgt werden kann...“ Ich war mir nicht ganz sicher, ob er es ernst meinte. Der Kerl hatte sie doch nicht alle. Was dachte er sich? Ich war durchaus in der Lage mich alleine durch meine Wohnung zu schlagen und die ein oder andere Pille einzuwerfen. „Klar, er wird bei mir wohnen, bis er sich erholt hat.“ Lukas Lächeln war so zuckersüß. Mein Magen drehte sich fast. ’Bis er sich erholt hat‘, dachte ich mir. Bis dahin und nicht weiter. Dann ist‘s aus. Aber er meinte doch, er würde nicht einfach weglaufen. Er ließe sich nicht verjagen. Was wenn eine Jagd nicht nötig wäre, weil er sich selbst befreit, sobald er kann? „Wunderbar. Kommen Sie bitte nochmal zum Schwesternzimmer? Wir erklären Ihnen da seine Medikation. Niemand sollte an den Feiertagen im Krankenhaus sein, wenn es sich vermeiden lässt.“ Die Tür klackte leise ins Schloss und ich saß alleine in diesem sterilen Raum. Was ging mir da nur alles durch den Kopf? Ich musste verrückt sein. Lukas, der sofort herbeigeeilt war, würde mich nicht abschieben, sobald er könnte. Dazu hatte er Gelegenheit, als ich ihn bat zu gehen. Was hatte er vor? Viel schlimmer war, dass ich unter meiner körperlichen Beeinträchtigung litt und somit sicherlich kein guter Mitbewohner sein würde. Ich würde anstrengend sein, mies gelaunt und ... Ich fürchtete mich vor mir selbst. Was war, wenn der alte Lukas wieder zum Vorschein kam? Andererseits hatte der schon damals bei Lukas keine Chancen gehabt irgendwie sich durchzubringen. Es würde sicher alles gut gehen. Weihnachten mit Lukas. Ich lächelte bei diesem Gedanken. Es war das erste Mal , dass ich mich auf Weihnachten freute. Ein warmes Gefühl durchzog meinen Körper und löste mich aus meiner Gedankensperre. Ich machte mich daran, sofern es mir möglich war, Sachen zu packen. Zu meiner eigenen Überraschung hatte Lukas nicht nur das Notwendigste in irgendwelche Tüten gestopft, er hatte mir eine komplette Reisetasche mitgebracht. Ich stopfte alles recht achtlos hinein, schließlich wollte ich schnellsmöglich von hier weg, und musste dann erkennen, dass ich das Krankenhaus schlecht in meiner jetzigen Kluft verlassen konnte. Unter dem typischen Patientenkittel, den ich verkehrtherum trug, soass er vorne offen war, hatte ich ein schlichtes weißes Shirt an. Der Kittel wurde gegen einen Hoodie ersetzt. Probleme bereitet mir vielmehr die Tatsache, dass ich keine Hose trug. Um mal eben in der Kälte eine zu rauchen kein Problem, man war ja abgehärtet, aber so das Krankenhaus komplett verlassen? Ich wühlte mich durch die von mir so lieblos in die Reisetasche gestopften Kleidungsstücke auf der Suche nach etwas Brauchbarem. „Kann ich dir helfen?“ Ich erschrak und ließ mit einem Aufschrei die Tasche fallen. Gänsehaut überzog meinen Arm und Bilder, die ich lieber verdrängen würde, huschten durch meinen Kopf. „Oh! Oh das tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!“ Lukas kniete sich hin und sammelte die Tasche nebst herausgefallener Kleidungsstücke auf. Neben ihm lag ein kleiner Papierbeutel. „Schon gut. Von hinten Anschleichen liegt mir noch nicht so. Was ist das?“ Er packte das Tütchen auf meine Tasche. „ Deine Medikamente für die nächsten Tage. Was hast du eben gesucht?“ Er lächelte entschuldigend zu mir auf. Ich spürte wieder die Wut in mir hochkommen. Er konnte nichts dafür. Sie richtete sich gegen Gideon, der meinen Umgang mit Lukas nun um so vieles erschwert hatte. „Ne Hose oder so. Kann ja so schlecht raus.“ Ich deutete auf meine nackten Beine. Lukas lachte leise und tauchte mit den Händen in die Tasche ab. „Kein Problem... Hier! Sie ist nicht sehr ansehnlich, aber da wir das eine Hosenbein eh aufschneiden müssen...“ Er hielt eine leicht ausgeblichene schwarze Jogginghose in die Luft und grinste. „Steht dir sicher prima so ein bisschen Assilook!“ Er warf mir die Hose auf den Schoß. „Los, aufgehts zum neuen Gips, wird Zeit, dass wir nach Hause kommen!“ Er lächelte enthusiatisch auf mich hinab als er mich ohne größere Gegenwehr aus dem sterilen Krankenhauszimmer schob. ‚Wir.‘ Ich musste schmunzeln. Dieses Wort löste nach all dem Erlebten beinahe kleine Schmetterlinge in meinem Bauch aus. Das Problem wenn man Patient und nicht Arzt in einer Klinik ist: Man wartet Stunden! Also saßen wir in einem kleinen Wartezimmer der Orthopädie und warteten auf meinen neuen Gehgips. Lukas erzählte mir lächelnd, wie er seine Wohnung dekoriert hatte, was nicht alles wo hing und wo er sich zusammenreißen musste, es nicht zu übertreiben. Ich lächelte ihm immer wieder zu, verfolgte seine Worte aber weniger. Der Flashback eben saß mir immernoch im Nacken. Erinnerungsfetzen, die mich erschaudern ließen. Sie erinnerten mich schmerzlich daran, dass ich nun ein Opfer war. Mit diesen Gedanken kamen die Kopfschmerzen und ich rieb mir die Schläfen, soweit es ging. „Alles okay? Hast du Kopfweh?“ Lukas beugte sich sofort besorgt zu mir herüber und schaute fragend. „Nein, geht schon. Dämliche Warterei nervt.“ „Ist sicher gleich vorbei“ Er lächelte kurz und schwieg dann. Offensichtlich nahm er meine schlechte Stimmung als Aufforderung zum Schweigen auf. Nun erfüllte nur noch das Gehuste eines anderen Patienten und das leise Knistern einer Zeitung beim Umblättern den Raum. Ich verfluchte mich sofort wieder, schließlich wollte Lukas mir sicherlich das Warten nur erleichtern und letztendlich kamen die Kopfschmerzen nicht durch ihn. Es war zum verrückt werden. In diesem Augenblick riefen sie meinen Namen auf. „ Ich warte hier“, sagte Lukas leise und lächelte. „Bis gleich.“ Ich zwang mich ihm ebenfalls zuzulächlen bevor ich mich im Rollstuhl Richtung Behandlungsraum schob. Als ich wieder zum Warteraum kam, war mir unwohl. Ich hatte beim Gipswechsel den Zustand meines Schienbeins gesehen und war irgendwie froh, mich nicht an diesen mit Sicherheit schmerzhaften Moment erinnern zu können. Er war mir verloren gegangen wie so viele andere düstere Augenblicke mit Gideon in dieser Zeit. Ich holte tief Luft und tat den nächsten Schritt, konzentrierte mich nur auf die Bewegung. Auf zwei Gehhilfen kam ich nicht so problemlos voran wie im Rollstuhl. Es erforderte wesentlich mehr Kraft. Lukas blickte von einer Illustrierten zu mir auf und lächelte. „Soll ich dich nicht doch hochschieben? Du siehst blass aus.“ Ich schüttelte den Kopf. Es tat verdammt gut wieder aufrecht zu stehen, auch wenn es nur mit Hilfe ging. Diesen Luxus würde ich nicht hergeben. Er vermittelte mir das Gefühl wieder teilweise die Kontrolle über meinen Körper und somit mein Leben zu haben. Lukas legte die Zeitschrift beiseite und erhob sich. „Dann holen wir mal deine Sachen, hm? Ich hoffe Joe ist schon da, er wollte mir helfen.“ „Wobei?“ Ich sah Lukas fragend an und er lächelte. „Na dich die Treppe hochzutragen, Dummerchen! Außerdem muss ich zu Hause noch ein paar Sachen vorbereiten, da kann er helfen.“ Er grinste breit. „Hab ihn mit Weihnachtsplätzchen bestochen!“ Sein vergnügtes Kichern ließ mich für einen Augenblick das Erlebte vergessen. In Lukas konnte ich mich verlieren. Mit Sicherheit war es eine gute Idee bei ihm zu sein bis alles ausgestanden war. Aber diese Lücke zwischen uns, als wir zu meinem Zimmer gingen, klaffte für mich wie das tiefste Tal. Ich fröstelte leicht. Es konnte einen schon wahnsinnig machen, wenn er einen so ansah, aber nicht berührte. Und wiedereinmal fragte ich mich, ob unsere Berührung jemals wieder das gleiche Gefühl wie früher auslösen würden, oder ob er mich einfach nie wieder berührt. Wenn letzteres zutraf, war die Spanne des Glücks für mich definitiv zu kurz gewesen. Kapitel 12: Kapitel 23 und 24 ----------------------------- Juhu ^^ neue Kapis :D Sie sind ein bisschen kurz aber meine Doujos fallen etwas dazwischen ^^ Ich bleib aber am Ball keine Sorge :) Und tja was soll ich sagen: viel spaß beim lesen!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kaptel 23 „So, da sind wir!“ Lukas öffnete schwungvoll die Wohnungstür und ließ uns hinein. Joe ließ von mir ab und stellte die Reisetasche in den Hausflur. Er hatte mich zwar nicht hochgetragen, allerdings mit festem Griff darauf geachtet, dass ich die Treppe auch schaffen würde. Es war anstrengend und ich fühlte mich außer Atem. Zugleich wollte ich nichts mehr, als eine Rauchen. Earnest kam mal wieder nörgelnd herbei, bei dem Tumult im Flur drehte er allerdings schleunigst wieder ab und verschwand im Schlafzimmer. „Gut, deinen Knaben hab ich die Treppe hochgeschleift, was brauchst du als nächstes Prinzesschen?“ Joe grinste mich und Lukas an. Dann spähte er in die Küche und rieb sich die Hände. In der Tat war die gesamte Wohnung weihnachtlich dekoriert. Zwei kleine Schneemänner standen neben einer großen Bodenvase, in der eine dicke Altarkerze steckte. Einfarbige Lichterketten mit sanftem gelblichen Schein waren nahezu an jedem Fenster und erfüllten die Räume mit einem schwachen aber warmen Licht. Aus der Küche drang Plätzchenduft und diverse Keksdosen versprachen unendlichen Naschspaß, zumindest wenn man Plätzchen mag. Lukas helle Wohnzimmermöbel waren mit weihnachtlichen Kuschledecken verziert. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein Adventskranz mit Weihnachtssternen und Kerzen. Alles war in dunklem Grün und Rot gehalten. Sehr wohlig, sehr warm und vorallem nicht überladen. „Schieb das Sofa da mal zur Seite. Ja so ist‘s gut.“ Seine Kommandos an Joe riefen mich zurück zum Geschehen. Lukas dirigierte Joe dazu, alle möglichen Möbel zu verschieben. „Was tust du da?“ Die beiden sahen mich an und hörten mit der Rückerei auf. „Ich dachte mir, dass es besser für dich ist im Wohnzimmer zu schlafen. Kürzere Wege zur Küche und zum Bad und nen Fernseher, falls du nachts nicht schlafen kannst.“ Mir wurde kurz schwindelig, aber ich konnte mich halten. Hatte er das wirklich eben gesagt? Hatte er mich wirklich ausquartiert? Ich musste schlucken und nickte nur schwach. „Ja, ist gut.“ Meine Stimme war so dünn, dass ich sie selbst nicht erkannte. Ich lehnte mich an den Türrahmen und ließ die beiden wirtschaften. Schließlich klofte Lukas auf das große Sofa. „So, nimm Platz. Ich mach uns fix einen Kaffee und dann gibt es Plätzchen für Joe und dich!“ Ihm war mein Schock zur Ausquartierung wohl entgangen oder er überspielte es gut. Ich stellte die Gehhilfen an die Sofalehne und ließ mich langsam hinab. Joe saß im Sessel und betrachtete mich ruhig. „Du siehst soweit ganz gut aus. Kommst du zurecht mit dem Erlebten?“ Meine Finger krallten sich ins Sofapolster. Direkter ging es wohl nicht! Ich wollte fluchen, verkniff es mir aber. Joe war kein Quacksalber aus irgendeinem Krankenhaus. Joe gehörte nun wohl zu meinen Freunden, also beschloss ich , dass ihm diese Frage zustand. Meine Finger gingen tastend über meinen Körper. Natürlich steckten die Zigaretten im Mantel! Joe grinste nur, beugte sich vor und öffnete ein kleines Schubfach am Wohnzimmertisch. „Lukas hat für dich vorgesorgt.“ Dankbar ergriff ich ein neues Softpack Luckies und friemelte eine Zigarette hervor. Joe gab mir Feuer und schob den Aschenbecher näher an mich heran. „Also wie stehts um deinen Schlaf?“ Er legte leicht den Kopf schief und betrachtete mich eingehend. Ich nahm einen rettenden Zug an der Zigarette und hüllte mich in Qualm. „Mittelprächtig. Aber ich hatte schon Nächte mit weniger Schlaf.“ Ein schiefes Grinsen und der nächste Zug an der Zigarette. „ Lukas meinte, du hättest relativ problemlos mit den Polizeibeamten darüber geredet...“ Ich blickte Joe ruhig an. In der Küche werkelte Lukas und summte ein Weihnachtslied. „Damit es vorbei ist. Ich bin nicht darauf aus, es mehrfach breit zu treten.Ich denke auch, du und Lukas , ihr habt genug gesehen....“ Meine Stimme bekam einen abfälligen Ton, der sich jedoch nicht gegen Joe sondern gegen mich selbst richtete. Wieder versteckte ich mich hinter meiner Wand aus Rauch. Unerwartett ergriff Joe meine Hand. „Ich bin da, wenn du reden willst. Wenn es Probleme zwischen euch gibt, oder..“ „Probleme zwischen uns?“ Mein Blick wanderte zur Küche. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Ich hätte mir selbst nicht geglaubt. Joe war zu gut in seinem Beruf, um über meine Lüge hinwegzusehen. „ Ich sehe die Kluft zwischen euch. Mach dich nicht fertig. Lukas ist heilfroh, dass du noch lebst. Macht euch nicht solchen Druck.“ Er ließ meine Hand wieder los und ich lächelte schwach. Ich hätte vielleicht den Mund aufmachen sollen. Eine sinnvolel Schilderung meiner Gedanken und Sorgen hätte mich vermutlich weiter gebracht. Aber ich presste nur die Lippen zusammen und nickte. Lukas erschien wieder und platzierte einige Keksdosen und Kaffeetassen auf dem Tisch. Es folgte der Kaffee und eine Milchpackung. Er saß neben mir aber gut einen halben Meter entfernt. „ Dann greift mal zu!“ Seine Augen leuchteten amüsiert, als er sah, wie Joe genüsslich die Kekse wegmampfte. Weihnachtsplätzchen waren mir zuletzt begegnet als ich 15 war. Das war nun lange her, aber wenn ich mir die kleinen Halbmonde, Sterne, Glöckchen und Tannenbäumchen mit bunter Zuckerverzierung so ansah, hatten sie mir gefehlt. Es gab einfache Mürbeteigplätzchen, Vanille Kipferl, selbstgemachte kleine Lebkuchen und Nusspläztchen. Ohne es zu merken schob ich mir eins nach dem nächsten in den Mund. Lukas lächelte mich einfach nur an und Joe kommentierte mit weinerlicher Stimme, ich würde ihm alle wegnehmen. Ich musste lachen und lehnte mich etwas zurück. Meine Rippen schmerzten leicht, aber irgendwie fand ich eine angenehme Sitzposition. Lukas saß mit einem Arm gegen die Lehne gelehnt neben mir, wie immer jedoch mit Abstand. Joe krallte sich noch zwei drei Köstlichkeiten für den Weg und erhob sich dann aus dem Sessel. „Also, ich muss dann mal los, hab noch nen Date.“ Er grinste vielsagend und wickelte sich in seine Winterjacke. Lukas war aufgestanden und begleitete ihn zur Tür. Ich konnte sie von der Couch aus nicht direkt sehen, merkte aber, dass Joe Lukas irgendwas zum Abschied ins Ohr flüsterte und ihn danach kräftig drückte. „Machts gut ihr Süßen!“ rief er noch in den Flur zu mir rüber und dann war er weg. Stille herrschte in der Wohnung und es dauerte einen Augenblick, bis Lukas wieder ins Wohnzimmer kam. „Magst du noch Kaffee?“ Im Halbdunkeln der Fensterbeleuchtung konnte ich es nicht genau erkennen, aber seine Stimme klang belegt. Hatte er eben geweint? Ohne meine Antwort abzuwarten schenkte er mir nach und zog sich mit seinem Kaffeebecher auf den Sessel zurück. Ein noch größerer Abstand, noch mehr Kluft. So eine Scheiße. „ Sieht hübsch aus, deine Weihnachtsdeko und glaub mir, das sag ich sonst nie.“ Er lächelte und strich sich eine Strähne hinters Ohr. Er überblickte aus seinem Sessel die Wohnung und musterte jedes Dekoelement. „Nicht zu viel? Joe fand immer ... Joe lacht mich immer aus deswegen. Aber ich mags so weihnachtlich.“ Wie gern hätte ich ihn berührt, auch wenn die Erwähnung von Joes Namen mir grad einen kleinen Stich versetzte, oder hatte ich mich ungünstig gesetzt und es waren die verdammten Rippen? Tatsache war, dass ich es wirklich angenehm empfand. Nicht zu viel und alles wohlig warm. Ich hätte es wohl auch gefühlt, hätte Lukas nicht zwei Meter von mir entfernt im Sessel gesessen. Aber ich hätte mich selbst auch nicht berühren wollen an seiner Stelle. Schließlich musste er nur warten, bis ich wieder fit genug war, um mich nach Hause zu schicken. Meine Wohnung... Ich fragte mich, was von ihr wohl noch übrig war? Unsicher sah ich Lukas an. Konnte ich ihn danach fragen? Wobei, dieser ewige Tanz um das Thema lächerlich wurde. Man müsse sich seinen Ängsten stellen. Ich musste mich der Tatsache stellen, dass ich für einen Zeitraum nicht Herr meines Körpers war. Aber ich war es jetzt wieder. „Wie siehts in meiner Wohnung eigentlich aus? Ich meine, du warst doch drin, oder? Zum Sachen holen, nach dem... Nach dem Gideon mich angegriffen hatte.“ Wie ein erschrockenes Reh starrte mich Lukas aus seinen blassgrauen Augen an. Als hätte ich die Pistole auf ihn gerichtet. Ich habe bewusst nur Angriff gesagt. Um mich zu schützen und offensichtlich auch Lukas. Er blinzelte verwirrt und blickte dann leicht beschämt zu Boden. Offensichtlich brauchte er einen Augenblick, um sich zu fassen. Dann hob er wieder den Blick und lächelte mich an. „Ich hab etwas für dich aufgeräumt, soweit es ging. Also ist sie in Schuss, wenn du wieder nach hause gehst.“ Aha. Also alles vorbereitet für den Rauswurf. Ich lächelte ihn ebenfalls an. „Danke dir. Ich wüsste nicht...“ Und ich wusste wirklich nicht... „Ob ich die Wohnung betreten könnte.“ Da wars wieder. Wieso schob ich ihm immerzu den schwarzen Peter zu? Ich sollte dankbar sein! Immerhin hatte er sich die Mühe gemacht, die oberflächlichen Schäden zu beseitigen! Lukas war mehr oder weniger zu meinem Sündenbock mutiert ohne etwas dafür zu können. Ich musste mich zusammenreißen, und es würde mir sicherlich gelingen, sofern nicht diese verdammte Kluft zwischen uns wäre! Ich musste mir eingestehen, dass die Nähe zu Lukas das Einzige war, wonach ich mich wirklich sehnte. Lukas blickte kurz zur Uhr und streckte sich. „Entschuldige, ich hatte nen langen Arbeitstag, war seit fünf im Labor, brauchst du noch etwas?“ Ich schüttelte stumm den Kopf. Meine Miene versteinerte sich. Da war es wieder. Das Gefühl abgeschoben zu werden. Wir hatten es kurz nach Halb 9 und ich saß nun hier, in Lukas wohlig warmer Weihnachtsdeko, mein Bett alias Couch unter mir. Er hatte mich verbannt, wie man früher die Aussätzigen aus dem Dorf warf. Ich war ein Aussätziger, ein Opfer, vielleicht mit HIV. Möge man mir doch den verdammten Scheiterhaufen stellen. Ich wäre dankbar gewesen. Aber Lukas stellte keine Scheiterhaufen auf, er versorgte mich mit warmen Bettzeug und löschte die Lichter in den Fenstern. Ich bekam eine kurze Einweisung in die Fernbedienung. Dann streichelte er mir sanft über die Wange und entschwand mit dem Wunsch eine angenehme Nacht zu haben. Es klang für mich mehr nach Hohn. Aber innerlich rief ich mich zurecht, dass Lukas es ernst meinte. Er würde nur Rücksicht auf mich nehmen. Meine Böse Kopfstimme rebellierte jedoch mit dem Wort ‚Bullshit‘ und resignierend kuschlete ich mich in das frisc h duftende Bettzeug und gab mich meinem Schicksal hin. Dieser distanzierte Tanz auf engem Raum zwischen Lukas und mir dauerte mehr als drei Tage. Er ging früh zur Arbeit, kam spät nach Hause, entschwand für Besorgungen und ging früh zu Bett. Ich saß Nacht für Nacht im dunklen Wohnzimmer und starrte wie paralysiert auf den Flimmerkasten. Wobei Flimmerkasten der falsche Begriff war, denn auch Lukas besaß einen Flachbild-TV. Dennoch strahlte mich das grelle Kunstlicht an und warf höhnische Schatten auf mein Gesicht. Im Halbdunkeln starrte ich mein Gipsbein an. Ich hatte nunmehr seit meiner Ankunft vor vier Tagen diese Wohnung nicht mehr verlassen. Wollte ich irgendwelche Besorgungen machen, stürmte Lukas zur Tür und tat sie für mich. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte , dass er mich einschlos, wenn er ging. Unsere Beziehung besserte sich nicht. Wie in Watte gepackt lebte ich auf dieser Couch. Lukas saß, wenn am Abend, kurz im Sessel und zog sich schnell zurück, umsorgte mich vorher aber mit einer warmen Mahlzeit und allem anderen, was ich gerne hatte. So saß ich auch an diesem Abend, dem fünften in Folge, auf der Couch und paffte im Halbdunkeln der Mattscheibe meine weiß-ich-wievielte Zigarette. Mein Blick fiel auf die Schneeflocken, die draußen langsam hinabrieselten. Morgen war Heiligabend und ich saß hier. Eingesperrt, behütet, verbannt. Ich wusste nicht genau, wie ich meine Situation umschreiben sollte. Ich fühlte nur die Spannung und wie es mich innerlich zerriss. Lukas umtanzte mich auf leisen Sohlen und ich beschloss, dass es Zeit war dieses Theater zu beenden. Der Gedanke nun zu gehen verpasste mir einen Stich ins Herz. Ich hatte mich gefreut auf die Weihnachtstage mit Lukas, ich, der größte Feiertagsmuffel aller Zeiten. Und eigentlich konnte ich ihm auch nichts vorwerfen. Es ging mir doch gut hier. Vermutlich hätte ich mich selbst nicht berühren wollen. Mir war unklar welches Bild sich ihm geboten hatte, als er mich in meiner Wohnung fand. Was sich in seinen Kopf gebrannt hatte. Aber wir redeten auch nicht drüber. Ich vermied es tunlichst, das Thema anzusprechen. Er hatte mich vor Augen, wie ich mit den Krücken durch die Wohnung ging. Der Anblick war sicherlich Mahnmal genug. Es brauchte nicht noch einmal aufgerollt werden. Aber genau dieses Mahnmal wollte ich ihm nun nehmen. Er war im Schlafzimmer und summte leise Weihnachtslieder mit, die aus dem Radio in der Küche dudelten. Es raschelte. Offensichtlich packte er Geschenke ein. Ich konnte ihm keins bieten. Dazu müsste ich die Wohnung verlassen. Mein Blick fiel zur Wohnungstür. Ein paar Schritte, einige Treppen, dann war ich frei. Doch der Gedanke diese Wohnung zu verlassen ohne wieder zurück zu kommen schnürte meine Brust ein. Das war es nicht, was ich wollte. Doch hier im Halbdunkeln, mit Lukas und der Welt um mich herum und doch weit weg, wollte ich auch nicht sein. Auf Lukas flauschigem Teppich bewegte ich mich nahezu lautlos auf die Wohnungstür zu. Im Flur musste ich anhalten um Schal, Mantel und Handschuhe anzulegen. Ich war gesundheitlich zu angeschlagen um etwas anderes als bequeme Sportschuhe zu tragen. Naja genaugenommen trug ich einen und in den konnte ich problemlos hineinschlüpfen. Für den Mantel musste ich jedoch meine Krücken ablegen. Sie klackerten leise gegen die Garderobe. Es war lautgenug, um Lukas aus dem Zimmer zu holen. „Was machst du da?“ Ich sah ihn an. Seine Gesichstzüge waren für mich schwer zu lesen. Mit der Nähe, die zwischen uns verloren gegangen war, entschwand auch meine Fähigkeit Gefühle zu deuten. Seine Blick schien überrascht. Ich zog weiter den Mantel an, griff nach den Krücken und bewegte mich auf die Tür zu. „Ich werd gehen Lukas, so siehts aus.“ „Du wirst was?“ Seine Augen weiteten sich. In wenigen Schritten war er zwischen mir und der Tür. „Was fällt dir ...?“ Er konnte seinen Satz nicht beenden. Mit einer Geste brachte ich ihm zum Schweigen. „Lukas, was soll das noch? Wir reden nicht miteinander, wir berühren uns nicht und du tust alles daran, mich hier einzusperren. Was soll das? Das ist keine Beziehung! Ich...“ Er hatte mir die Finger an die Lippen gelegt um mich zum Schweigen zubringen. Seine Augen glänzten. Tränen sammelten sich und liefen seine Wangen hinab. Ich spürte ein leichtes Zittern in seinen Fingern. „Sag nicht sowas...“ Seine Stimme war dünn und ohne Kraft. Er schien nach Atem zu ringen. „Ich rede so wenig, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll! Alex dir ist Furchtbares widerfahren und ich kann es nicht ungeschehen machen! Ich kann dich nicht berühren, weil ich Angst habe, schlimme Erinnerungen in dir hervorzurufen! Du solltest dich nachts hören! Jede Nacht sehe ich dein Leid, wenn ich nach dir sehe, wenn du schläfst! Es quält mich so sehr, aber ich weiß nicht, wie ich die Last von dir nehmen kann!“ DieTränen kullerten stärker, die Stimme zitterte nun ebenfalls. Sein ganzer Körper schien zu beben. „ Jedesmal, wenn ich diese Wohnung verlasse, habe ich Angst, dass du nicht mehr da bist. So wie du damals einfach weg warst. Ich habe Angst dich zu verlieren, also vermeide ich es dich gehen zu lassen!“ Seine Worte umklammerten meinen Brustkorb und drückten mir sämtliche Luft hinaus. Sein Blick war nahezu panisch. Mit jedem Wort erkannte ich, dass er es eigentlich gut machen wollte und weil keiner von uns redete, lief es irgendwie schief. Ohne ein weiteres Wort griff ich ihn an den Armen und zog ihn an mich. Meine Gehhilfen fielen klackernd zu Boden, sodass ich mich stark auf ihn stützten musste. Es war egal. Ich drückte ihn so fest an mich, wie ich konnte. Er legte ebenfalls die Arme um mich und drückte mich fest an sich. Er weinte in großen Schluchzern und hielt mich immer fester. Meine Hand strich ihm übers weiche blonde Haar. „Wein doch nicht... Lukas... Ich bin ein Idiot. Ich dachte, dass du mich nach all dem nicht mehr willst. Nicht weinen...“ Er lachte unter seinen Schluchzern höhnisch auf und löste sich leicht von mir um zu mir aufzusehen. „Großer dummer Troll, ich wein doch nicht deswegen. Ich weine für dich, weil du es nicht kannst!“ Er lächelte schief und wischte sich mit einer Hand die Tränen von den Wangen. Seine Worte warfen mich völlig um. Für mich weinen? Ich wusste nicht sofort, was er meinte. Dann begriff ich allmählich, dass, während ich mich innerlich darauf einstellte einfach das Letzte zu sein, er sich ebenfalls gefühlsmäßig mit meinen Erfahrungen auseinander setzte. Der Unterschied lag daran, dass ich mich hasste und er mir keine Schuld gab. Ich war nie gut in Emotionen. Vermutlich war das schon immer ein Handycap von mir. Ohne ein weiteres Wort küsste ich ihn sanft auf die Wange, zog ihn dann wieder nah an mich und legte meinen Kopf auf seinen. So standen wir eine Weile im Flur. Irgendwann meinte Lukas leise: „Alex? Du bist ziemlich schwer auf Dauer, weißt du das?“ Mir wurde da erst bewusst, dass ich mich noch immer voll auf ihn stützte, weil meine Gehhilfen am Boden lagen. „Entschuldige!“ Ich ließ langsam los und er bückte sich schnell um die Krücken aufzuheben und mir zu reichen. Er lächelte dabei. „ Wenn du willst geh ich mit dir zusammen raus? Ich wollte mit Joe sowieso noch einen Weihnachtsbaum holen!“ Hatte es mich eben noch gefreut, dass er nun mit mir zusammen hinaus wollte, so war ich mit einem Mal verunsichert, ob ich bei der Aktion nicht fehl am Platze war. „Meinst du nicht, ich stehe euch da nur im Weg?“ Mit süßem Lächeln hakte er sich leicht bei mir ein. „ Niemals!Wir suchen aus, Joe darf schleppen!“ Er schmiegte seinen Kopf gegen meinen Arm und hielt die Augen geschlossen. Ich betrachtete ihn kurz dabei, durchaus zufrieden darüber, dass die Kluft zwischen uns einen Spalt kleiner geworden ist. „Du hast mir gefehlt Alex.“ Es klang so leise und schüchtern und ebenso vorsichtig blickte er zu mir auf. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich streichelte sanft über seine Wange und genoss diesen Anflug von Nähe. „Du mir auch“ sagte ich leise, ohne vorher drüber nachzudenken, aber diese Worte auszusprechen tat unglaublich gut. Nach einer Weile schafften wir es uns aus dem Flur zu lösen. Joe wurde angerufen und eine weitere halbe Stunde später stand dieser vor der Tür. Er lächelte uns zufrieden an, als er merkte, dass unser Umgang etwas vertrauter wirkte. Dennoch hatten Lukas und ich nicht ausreichend geredet. Ich beschloss dies nachzuholen, wenn der Baum im Wohnzimmer stehen würde. Meine vorrangige Mission war nun aus der Wohnung zu kommen, für Lukas eine Keinigkeit zu besorgen und mit ihm einen Baum auszusuchen. Bei diesen Plänen vergaß ich einen Augenblick das Erlebte mit Gideon. Mein Bein schränkte mich zwar ein, doch ich schob alle negativen Gedanken dazu beiseite. Lukas Worte an der Tür kamen mir immer wieder in den Kopf und verhinderten zusätzlich jeden pessimistischen Gedanken zu meiner Person. Alles was er tat, tat er um mir zu helfen. Kommunikation war unser Problem und die würde es heute Abend noch genug geben! Reden war zwar nie meine Stärke, aber offensichtlich ging es hier nicht ohne. An der frischen Luft entflammte ich einen Glimmstängel und atmete erleichtert durch. Die eiskalte Luft umfing mich und strömte in meine Lungen. Die Stadt schloss mich wieder in ihr Leben ein. Einmal mehr fühlte ich mich, als hätte ich in einem Käfig gelebt die Tage zuvor. Genaugenommen hatte ich das. Allerdings war nicht Lukas Wohnung mein Käfig, sondern meine eigene Gedankenwelt. Diese wenigen Worte zwischen uns waren der Schlüssel und nun lag es an mir, den Käfig vollends zu öffnen. Lukas hakte sich erneut bei mir unter und lächelte zu mir auf. „Können wir?“ Krücken, Freund und Zigarette auf einmal war zu viel für mich. Ich schnipste lächelnd die Kippe in den Schnee und machte mich mit Lukas und Joe auf den Weg. Kapitel 24 Gemeinsam mit Joe wurde der Baum aufgestellt. Es war ein ziemlicher Akt, denn war das Bäumchen optisch sehr schön, so hatte es doch einen recht schiefen Stamm und Lukas natürlich nicht das entsprechende Material um diesen zu begradigen. Also mühte sich Joe eine Weile ab, wurde aber mit Kaffee und Plätzchen versorgt und verließ uns nach getaner Arbeit und mit vollem Plätzchen Bauch und mit der Aussicht auf ein weiteres Date. Lukas und er tuschelten wieder an der Tür, diesmal hörte ich Lukas aber nur kurz Kichern und er kam mit einem Lächeln zurück zu mir. „Was meinst du? Ich mach uns einen Glühwein und wir schmücken den Baum schon heute? In meiner Familie ist es zwar sonst Tratition, das erst am Vormittag von Heiligabend zu machen, aber ist doch schade, wenn er nun so ungeschmückt hier steht, unser Bäumchen.“ Ich saß auf meinem Stammplatz auf der Couch und blickte zwischen ihm und der kleinen Nordmanntanne hin und her. Er kam zu mir und blieb neben mir stehen, legte mir vorschtig den Arm um die Schulter und zog mich an sich, sodass mein Kopf gegen seinen Bauch lehnte. Seine Finger spielten leicht in meinem Haar. „Ich mag unser Bäumchen. Auch wenn sein Stamm ganz krumm war, ist er doch sonst sehr schön gewachsen, oder?“ Ich ergriff seine Hand und hielt ihn vom Kraulen ab. Er blickte fragend zu mir hinab und ich lächelte ihn an. Ich war ungeübt in solchen Unterhaltungen, aber sie musste stattfinden. „Was hälst du davon, wenn du uns einen Glühwein machst und wir setzten uns auf die Couch und reden einfach erstmal? Somit bleibt es auch bei deiner Familientradition, hm?“ Mein Herz raste in meiner Brust und jeder Schlag schickte kleine Stiche durch meinen Körper. Die gebrochenen Rippen machten sich unangenehm bemerkbar, weil ich vor Anspannung die Luft angehalten hatte. Lukas blinzelte mich verwundert an, lächelte dann in seiner gewohnt sanften Art und verhakte seine Finger kurz zwischen meinen. „Gern, wenn du das möchtest?“ Es schien ihn etwas zu überraschen, dass ich reden wollte, denn er löste sich von mir und stolperte dann etwas unbeholfen durch die Wohnung, bis er zu sich zurück fand und kurz in die Küche entschwand. Kurz darauf erschien er mit zwei Tassen voll mit dampfendem Glühwein. Der Duft von Zimt und Nelken umgab ihn. Aus der Küche trällerten leise Weihnachtspopsongs. Er entzündete einige Kerzen im Raum, sodass wir vom wohlig warmen Halbdunkel umfangen wurden. Im Schein der Kerzen und umgeben von diesem verlockenden Duft sah er mehr als einladend aus und ich bemerkte zufrieden, dass zum ersten Mal ein Verlangen nach mehr in mir aufkam. Dieses holte mich zugleichjedoch auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich war immernoch gesundheitlich extrem eingeschrenkt. Es gab noch immer kein Ergebnis zum HIV-Test. Dieser Gedanke schnürte mir den Magen zu und verscheuchte jeden unanständigen Gedanken mit Lukas. Beinahe hätte ich das anstehende Gespräch über den Haufen geworfen, doch als sich Lukas neben mich setzte und keine riesige Kluft zwischen uns lag, sondern sein Knie leicht meinen Oberschenkel berührte und somit seine Wärme auf mich überging, fühlte ich mich in der Situation bestätigt. Der schweigende Tanz umeinander würde uns nicht weiter bringen. Lukas reichte mir lächelnd meine Tasse. „Vorsicht, sehr heiß!“ Ich nahm sie ihm lächelnd ab und betrachtete die dunkle Flüssigkeit. Wie sollte ich beginnen? Wie begann man sowas? Ich nippte kurz am Glühwein und genoss das Gefühl, als die heiße Flüssigkeit meine Kehle hinablief. Behutsam legte Lukas seine Hand auf mein Knie. „Wenn du dich nicht bereit fühlst, müssen wir auch nicht reden Alex. Fühl dich nicht von mir gedrängt, hm?“ Ich blickte ihn über den Rand meiner Tasse hinweg an. Nach einem weiteren Schluck stellte ich sie zur Seite und angelte nach meiner Packung Zigaretten vom Wohnzimmertisch. Das leise Zippen und die erste Qualmwolke beruhigten mich. Ich blickte unsicher auf den Wohnzimmertisch. „ Ich weiß nicht recht. Ich bin nicht gut im Reden, das weißt du!“ Ich sah ihn entschuldigend an und zog erneut am Glimmstängel. „Ich weiß nur, dass ich durchdrehe, wenn wir weiterhin so aneinander vorbei leben.“ Lukas machte ein trauriges Gesicht und zog seine Hand von meinem Knie. „Das tut mir leid zu hören. Ich wollte dir doch nur...“ Ich legte ihm einen Finger an die Lippen. „Nimm nicht die Hand weg von mir. Berühre mich, wie du wilst, vorausgesetzt, dass du es willst. Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin, war es die Erinnerung an deine Stimme und deine Berührung, die mich dazu bewegt haben die Augen zu öffnen! Und seit ich sie offen hatte, hast du mich umkreist ohne mir zu nahe zu kommen, das hat mich fast wahnsinnig gemacht Lukas!“ Er nahm meine Hand von seinen Lippen und hielt sie mit seinen Händen umschlossen, schwieg aber weiterhin. „Ich ... ich kämpfe immerzu mit dem Gefühl... Ich habe.. Ich frage mich, ob ich Gideon dazu provoziert habe. Ob ich es hätte verhindern können. Und ich fühle mich so unendlich dreckig! Ich wollte dir ein vollwertiger Partner sein! Aber seit dem Tag...kann ich dir nichts mehr bieten und denke immerzu, dass es richtig von dir wäre, mich fallen zu lassen, weil ich mich wohl selbst nicht ausstehen könnte.“ Seine Finger kraulten sanft meinen Handrücken. Er blickte mich ruhig an, während ich sprach. „Bist du endlich fertig?“ Er lächelte bei diesen Worten. „Du bist ein Idiot, wenn du glaubst ich will nur einen starken Partner an meiner Seite. In einer Partnerschaft stützt man sich gegenseitig. Ich weiß, dass du mich im Schlaf gehalten hast, um meine Alpträume zu vertreiben. Glaubst du ernsthaft, ich lasse dich nun alleine? Meine einzige Sorge ist, dass ich dir zu nahe trete. Grenzen überschreite. Dich dort berühre, wo du nicht angefasst werden willst. Oh Gott Alex! Ich hab dich quasi dort sterben sehen! Ich würde dich am liebsten an mich ziehen und nie wieder loslassen, aber ich habe solche Angst dich zu erdrücken!“ Lächelnd zog ich seine Hände an meine Lippen und küsste sie sanft. „Dummerchen, deine Nähe ist das einzige, was mich all den Mist vergessen lässt...Jede Berührung gibt mir das Gefühl zu leben und etwas wert zu sein. Wie könnte ich darauf verzichten?“ Er beugte sich leicht vor und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich erwiederte den Kuss überrascht. Sofor schoss Leben in meine Libido. Oh Gott seiDank! Sie existierte noch! Aber im selben Atemzug wurde mir bewusst, dass der HIV-Test noch ausstand. Lukas schmiegte sich leicht an mich und kraulte mit den Fingern durch mein Haar. „Ich halte dich gern für immer fest, wenn du mich nur lässt“, füsterte er leise an mein Ohr. Ich schlang die Arme um ihn und zog ihn leicht auf meinen Schoß in einen intensiveren Kuss. Meine Rippen schmerzten, aber ich ignorierte es. Meine Zunge leckte langsam über Lukas Lippen, welche sich unter der Berührung öffneten. Wie hatte ich seinen süßen Geschmack vermisst. Wohlige Wärme umfing mich und es war unübersehbar, dass auch Lukas diese Nähe mehr als vermisst hatte. „Dreh dich um“ raunte ich ihm leise ins Ohr. „Was?“ Er schaute mich verwundert an. Seine Wangen waren leicht gerötet und ich war mir nicht sicher, ob es vielleicht am Glühwein lag oder doch an seiner Erregung. „Vertrau mir. Dreh dich um. Vertreiben wir die Erinnerungen und schaffen uns neue!“ Ich lachte leise und ignorierte weiterhin das Stechen meiner Rippen. Mein Körper, dieses Wrack, sollte mir diesen Moment nicht zerstören! „Aber Alex, der Test...?“ Lukas dachte also auch daran. Kleveres Kerlchen. Alles andere hätte mich auch gewundert. Obwohl er leicht protestierte, kam er meinem Wunsch nach und drehte sich um, sodass er nun mit dem Rücken gegen mich lehnte und seine Beine gespreizt gegen die Tischkannte stellen musste. „Keine Sorge. Meine Hände sind ohne Wunden. Es kann nichts passieren. Schließ einfach die Augen und genieße.“ Während ich sprach schob ich eine Hand unter seinen Pullover und kratzte mit den Fingern leicht über Lukas Haut hinauf bis zu den Brustwarzen. Diese nahm ich zwischen die Fingerspitzen und zog leicht an seinem Nippel. Die andere Hand wanderte in seinen aufgrund der Beinhaltung offengelegten Schritt und strich mit Druck über seine Erregung. „Oh Alex!...Das...geht...doch nicht!“ Obwohl seine Worte noch eine gewisse Gegenwehr vermittelten, lehnte er sich gegen mich. Seine Hände krallten sich in die Decke auf der Couch. Seine Atmung war bereits merklich erhöht. Ich öffnete problemlos seinen Gürtel und die Hose und schob meine Hand unter seine Unterhose auf die nackte heiße Haut. Er stöhnte leise, als ich anfing seine Erregung zu streicheln und zu massieren. Sein Becken zitterte und ich ging schnell zu einem höheren Tempo über. Seine Atmung wurde kürzer. Immer wieder hielt er vor Anspannung die Luft an. „Oh, Alex... Alex...nicht!“ Ich verhinderte mit der Hand eine größere Sauerei auf seiner Kleidung. Schwer atmend lehnte er gegen mich. Meine eigene Libido tanzte fröhlich pulsierend unter seinem Gewicht. Solange der Test nicht da war, sollte sie sich noch gedulden müssen. Die Gefahr Lukas mit irgendetwas anzustecken, erschien mir zu groß. Mir wurde im Kopf etwas diesig und ich merkte, dass ich die Luft angehalten hatte. Also atmete ich ein und wieder stachen meine Rippen zu. Ich hatte es vielleicht doch etwas übertrieben. Aber so geschafft wie Lukas auf mir lag, mich liebevoll anlächelte, war es mir das wert gewesen. Lukas Lächeln verschwand jedoch schnell. „Alles okay mit dir? Du bist so blass.“ Ich presste die Lippen zu einem Lächeln bei einem weiteren stechenden Atemzug. „Ja, alles okay, muss nur... auf Dauer ist das doch noch etwas anstrengend.“ „Oh mein Gott! Sag doch ein Wort!“ Er sprang blitzschnell auf, völlig ungeachtet der Sauerei auf seiner Kleidung und meinen Fingern. „Soll ich einen Arzt rufen?!“ Ich lachte leise, auch wenn das nicht weniger weh tat. „Dummerchen, nein. Du ziehst dich um, ich wasche mir die Finger und dann ruhen wir uns einfach hier auf der Couch aus, hm?“ Er nickte leicht und blickte mich immernoch mit größter Sorge an. Ich grinste ihn an und leckte mir demonstrativ einen Finger ab. „Guck nicht so! Mir geht es gut! Aber ein Lappen wäre nicht schlecht, sonst besudeln wir deine Weihnachtsdeko!“ Er erwiederte mein Lächeln unsicher, brachte mir dann eiligst einen Lappen aus der Küche und entschwand fix ins Bad. Meine Libido klag langsam ab. Der stechende Schmerz meiner Rippen hatte ihr den Spaß genommen. Gut so. Ich angelte nach einem Glimmstängel und sog lächelnd den Qualm ein. In meinem Kopf kreiste das Bild von Lukas auf meinen Schoß, mit seinen geröteten Wangen und wie schnell er unter meinen Berührungen gekommen war. Ein schöner Anblick, ein vertrautes Gefühl. Eine neue gemeinsame Erinnerung. Unser erster Quickie unterm Weihnachtsbaum. Kapitel 13: Kapitel 25 ---------------------- Heute in kleineren Schritten, aber dennoch ein neues Kapitel. Ein sehr schönes, ein recht versautes, ein ....lassen wir das. Ich mag es einfach und will euch nicht die Spannung nehmen :3 Tut mir sehr leid, dass es nur eins geworden ist. Aber ich fand den Schnitt so schön an dieser Stelle. Es geht noch weiter :D Doch jetzt muss das erstmal ein wenig reichen. Keine Sorge, Tante Levi schreibt weiter ^^ Und während ihr noch am Lesen seid, plage ich mich bereits mit den weiteren Problemen rum ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 25 Diese Nacht musste ich nicht auf der Couch verbringen.Allerdings ist bis auf unsere kleine Schweinerei auf der Couch nicht mehr passiert. Es ist nicht so, dass Lukas sich nicht gern mit seinen geschickten Händen bei mir revangiert hätte, aber meine Rippen schmerzten unheimlich und so bevorzugte ich es einfach in Ruhe zu liegen. Es hielt uns aber nicht vom Kuschlen ab und beinahe schien es, dass all die unterbliebenen Berührungen der letzten Tage nun von Lukas nachgeholt werden mussten. Er streichelte immer wieder durch mein Haar und über meine Wange, besonders sanft über meine Arme und meinen Brustkorb und sprach dabei über seine Ängste seit dem Tag, an dem er mich gefunden hatte. Sein Mitgefühl und sein Verständnis für meine Situaion überraschten mich immer wieder. Wie deutlich war es doch, dass ich ihm wirklich etwas bedeutete! Und mit einem Lächeln stellte ich für mich fest, dass auch ich nicht mehr ohne diesen schlanken Mann sein wollte, so wie ich es schon an der Tür bereut hatte, als ich ohne ihn aus der Wohnung wollte. „Willst du an der Verhandlung teilnehmen?“ Überrascht sah ich ihn an. Offensichtlich waren seine letzten Worte mir entgangen. „Was meinst du?“ Er lächelte. Es war dunkel im Zimmer aber ich hörte es an seinem Tonfall. „Bist Du etwa schon am Einschlafen?“ Ich drückte ihn sanft an mich. Er war so schlank und schien in meinen Armen nichts zu wiegen. „Nein, ich war nur kurz in Gedanken.“ Seine Finger strichen sanft über meine Stirn. Ein herrliches Gefühl. „Ich... naja... Willst du an der Verhandlung teilnehmen, hab ich mich gefragt. Ich hab gestern eine Vorladung für den Gerichtstermin bekommen.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das Stechen durchfuhr meinen Körper. /Gideon wieder gegenüber treten? Diesem kleinen Scheißkerl?/ Auch Lukas schien meine Anspannung gemerkt zu haben. „Es tut mir leid Alex, ich wollte dich nicht.. ich wollte nicht...“ Ich drückte ihn erneut sanft an mich. „Schon gut. Ich habe nur bisher nicht darüber nachgedacht.“ Nun schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ich sah diesen kleinen Mistkerl über mir. Und mit den Bildern kehrte auch der Schmerz an jeden Punkt in meinen Körper zurück. /Ich sollte aufstehen und mir eine Pille einwerfen.../ „Wo willst du hin?“ Seine Stimme klang besorgt. Ich streichelte sanft über seine Hand. „Kopfschmerzen Honey, ich hol mir ne Schmerztablette.“ Sein Arm glitt langsam von meinem. „Okay.“ Ichhörte seine Sorgen in diesen wenigen Worten. „Alles okay, ich muss darüber eh einfach einen Moment nachdenken, okay?“ Sein Kopfkissen raschelte leise und deutete das Nicken an, was ich im Dunkeln nicht sehen konnte. Auf den Krücken gestützt bahnte ich meinen Weg in die Küche zu meinem Medikamenten-Arsenal. Ich warf mir zwei Tramal ein und beschloss eine kurze Pause einzulegen und eine zu Rauchen. Der Glimmstängel glühte hellrot in der Dunkelheit auf. Der Rauch brannte sich meine Lungenflügel hinab. Mit Sicherheit hatte auch ich Post im Briefkasten. Seit Tagen hatte ich mich nicht darum gekümmert. Aber was war, wenn sie auch mich zum Gerichtstermin vorluden? Offensichtlich war es für die Herren Polizisten ja sehr fragwürdig, ob wirklich eine Ver... ein körperlicher Übergriff stattfand. Ich lachte mich innerlich selbst aus. Nicht einmal jetzt schaffte ich es diese Worte zu denken. Ich fühlte mich sofort wieder dreckig. Die Frage war nicht unberechtigt gewesen von Lukas. War ich bereit Gideon gegenüber zu treten? Ich fragte mich sofort in wie weit dieser Prozess öffentlich sein würde. Nichts wär schlimmer als eine dämliche Schulklasse oder irgendwelche Reporter im Gerichtssaal zu haben. Und wieder müsste ich alles erzählen. Und Gideon, dieses kleine kranke Schwein, würde mir gegenüber sitzen und sich einen grinsen. Ich löschte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Ich würde ihm diese Genugtuung nicht geben. Ich würde ihm die Stirn zeigen. Dieser kleine Scheißer mag mich für einen Augenblick überwaltigt haben, aber diesmal war ich bei Bewusstsein und diesmal würde er mich nicht so unterkriegen. „Alex, alles okay?“ Lukas stand im Türrahmen. Das Licht des Mondes umspielte sanft seinen schlanken Körper. Ein Körper den ich früher nicht einmal ansatzweise berührt hätte. Ein Körper der mir nun so viel Wärme und Rückhalt gab. Ein Körper gefüllt mit einer unglaublich sanftmütigen Seele. „Ja...ich... hab die Rauchpause nur zum überlegen genutzt....“ „Ob du zur Verhandlung gehen wirst?“ Ich nickte leicht. Lukas tapste zu mir heran und umarmte mich sanft. Seine Berührungen waren mir nie über, hatte ich doch so lange darauf verzichtet. „Wenn du willst begleite ich dich..wenn du hingehen willst...und wir sollten dir einen Anwalt suchen, einen, der es diesem Mistkerl so richtig besorgt!“ Diese Worte aus Lukas Mund klangen so seltsam und kampfeslustig, dass ich leise lachen musste. Ich ignorierte das Stechen meiner Rippen und legte meine Arme um ihn. „Das machen wir, aber lass uns nun ersteinmal schlafen.“ Ich küsste ihn sanft auf die Stirn, ergriff meine Gehhilfen und machte mich mit Lukas zusammen zurück ins Schlafzimmer. Am nächsten Morgen zu einer wahrlich unchristlichen Uhrzeit, zu mindest für meine Verhältnisse, klingelte schrill und nervig das Telefon. Lukas lag noch halb auf mir und hob verschlafen den Kopf. Nach dem fünften Klingeln sprang er dann leise brummelnd auf und stapfte Richtung Flur zum Telefon. „Hallo?Nein er schläft noch. Soll ich ihm etwas ausrichten? Oh, wirklich? Ah...fantastisch, ich meine, vielen Dank für ihren Anruf. Ja, danke. Das wünsche ich ihnen auch. Und vielen Dank!“ Ich öffnete, nachdem ich im Halbschlaf das Gespräch belauscht hatte und mich fragte, wer das gewesen war, die Augen und blinzelte grummelnd gegen die Helligkeit des Tages an. Miteinander zu reden war eine gute Sache. Die ganze Nacht sich damit um die Ohren zu schlagen nicht. Ich hatte vor dem Einshlafen noch mehrmals meinen Entschluss überdacht, ob ich wirklich ins Gericht gehen wollte, war aber immer wieder dazu gekommen, dass meine Abwesenheit Gideon im Glauben bestärken würde, mich gebrochen zu haben. Ich blinzelte ein paar mal gegen das Tageslicht an und rappelte mich dann langsam auf. Es wunderte mich, dass Lukas nicht wieder ins Bett kam. Grummeln stand ich also auf, zwang mir eine Boxershorts über meine mittlerweile typisch beständige Morgenlatte, die mir mein fehlenden Sexleben sprichwörtlich unter die Nase hielt, und machte mich auf Krücken langsam aus dem Zimmer. Das Radio in der Küche dudelte und aus dem Bad hörte ich das Rauschen von Wasser in der Badewanne. In diesem Augenblick kam Lukas aus dem Bad getapst und sah mich überrascht an. „Oh! Du bist schon wach?“ Ich kratzte mich verschlafen am Kopf und nickte. Ein Gähnen unterstützte meine wortkarke Begrüßung. Lukas machte dies nichts aus. Er wusste das halb Zehn, wie mir die Uhr in der Küche verriet, schlichtweg nicht meine Zeit war. Er kam zu mir und küsste mich sanft auf die Wange. „Guten Morgen mein Schöner.“ Seine Augen strahlten, sein ganzes Gesicht versprühte eine unglaubliche Glückseligkeit. „ Guten Morgen.“ Ich legte lächelnd einen Arm um ihn, wohl dabei darauf achtend, nicht die Krücke zu verlieren. „Was hälst du von einem schönen warmen Bad?“ Er deutete mit einem Kopfnicken zur Badezimmertür. Ich grinste amüsiert und deuete auf meinen Gipsfuß. „Und der?“ Lukas grinste Katzenhaft. „ Den verpacken wir und ich pass auf, dass er schön draußen bleibt!“ Ich kam gar nicht zu weiteren Worten. Lukas schob mich bereits ins Badezimmer und ich vergaß komplett alle Fragen zum Anruf. Das Bad war über die Scharlousie abgedunkelt. Kerzen leuchtete und erinnerten mich an unsere erste Badezimmerszene. Wie Lukas sich nur schwerlich gegen meine Berührungen wehren konnte. Das Kerzenlicht, das flackernde Schatten auf sein Gesicht warf. Unweigerlich lebte meine Morgenlatte neu auf. Ich kommentierte das grummelnd und Lukas sah mich nu rüberrascht an. „ Was geht dir denn durch den Kopf?“ Er lachte leise und half mir aus den Shorts und versorgte mein Gipsbein mit einer Plastiktüte und einem großen Gummiband. Seine Finger strichen sanft über meine Erregung. Er grinste dabei verschmitzt. „Lukas, das ist unfair! Du weißt...“ Er ließ mich nicht ausreden sondern dirigierte mich direkt in die Wanne. Das heiße Wasser umschloss meinen Körper und entlockte mir ein wohliges Seufzen. Wieder saß er hinter mir auf dem Wannenrand und massierte mir leicht die Schultern. Ich erschrak, als er plötzlich zu mir ins Wasser rutschte. Er musste seinen Morgenmantel ausgezogenhaben, ohne dass ich es bemerkt hatte. Wasser schwappte kurz über den Rand. Lukas kicherte nur vergnügt. „ Was tust du da?“ Sein nackter Körper an meinem tat meiner Libido nicht sonderlich gut. Genaugenommen war sie wieder ganz wach. Lukas umfasste mich von hinten und fing langsam an mich zu streicheln. Seine Finger umkreisten meine Brustwarzen und kratzten leicht über die Haut hinab zum Schoß. „Sags mir, wenn es unangenehm ist. Dann höre ich auf.“ Seine Stimme an meinem Ohr, der heiße Atem auf meiner Haut ließen mich leicht erschaudern. Meine Rippen schmerzten bei meiner unregelmäßigen, heftigen Atmung. Zu lange war ich nun ohne Sex. Ich fühlte mcih wie ein kleiner Schuljunge. „Ich will dich Alex... tief in mir...spüren...“ Ich merkte, dass auch Lukas erregt war. Seine Stimme war rau, seine Erregung drückte sich gegen meinen Rücken. Ich erfasste seine Hand und zwang ihn mit seinen Berührungen aufzuhören. „Lukas...Babe...Ich kann nicht...“ Lukas gab unter meiner Hand nach und verschränkte die Arme vor meiner Brust, drückte sich so fest an mich. „Wenn es wegen dem Test ist...Dr. Becker hat vorhin angerufen. Du bist negativ.“ Ich spürte sein Lächeln auf meiner Haut kurz bevor er mir das Schulterblatt küsste. Was in mir selbst vorging war in diesem Augenblick schwer zu umschreiben. Wie ein Stein fiel es von mir ab. Negativ. Dieser kleine Mistkerl hatte es also nicht geschafft mir irgendeinen Scheiß anzuhängen. Ich war gesund, soweit man über die anderen Blessuren hinweg sah. Es war ihm nicht gelungen mich für immer zu zerstören. Er hatte mein Ego beschmutzt. Aber Lukas umarmung zeigte mir, dass auch schmutzige Menschen Liebe erfahren durften. Ich sank zurück gegen Lukas. Seine Worte in meinem Kopf klangen so unwirklich. „Hat er das wirklich gesagt?“ Selten war meine Stimme so schwach. „Ja mein Hübscher, das hat er.“ Er hielt mich fest während ich meinen Kopf gegen seine Schulter lehnte und die Augen schloss. Mir war schwindlig. Ich rutschte ein Stück tiefer ins Wasser und nur Lukas Arme hielten mich oben. Mein Kopf lehnte nun gegen seine Brust. Kleine Tropfen fielen auf meine Stirn und ich öffnete überrascht die Augen. Lukas blickte lächelnd auf mich hinab. Tränen liefen ihm über die Wangen und tropften mir erneut auf die Stirn. Mit jeder Träne fiel ein Stück mehr Ballast von mir ab. Meine Augen brannten leicht. Lukas Anblick wurde verschwommen und zum ersten mal seit einer sehr sehr langen Zeit kamen auch mir die Tränen. Tränen der Erleichterung. „Frohe Weihnachten, Alex.“ Lukas lächelte unglaublich sanft. Dann beugte er sich vor und küsste mich zärtlich auf den Mund. Ich hielt mich so gut es ging an ihm fest und zog ihn in einen weitaus intensiveren Kuss. „Was hälst du davon, wenn wir dein neues Leben etwas ausgiebiger feiern? Begonnen mit einem Umzug zurück ins Bett?“ Seine Stimme war so verlockend. Seine Worte noch mehr. Meine Libido lebte wieder auf. „ Wenn du oben liegst.“ Ich grinste ihn verschmitzt an. Er küsste mich erneut und kletterte dann vorsichtig aus der Wanne, trocknete sich ab und half dann auch mir aus dem Wasser. Ich kam nach ihm ins Schlafzimmer. Auch hier waren die Vorhänge zugezogen. Lukas legte offensichtlich Wert darauf, dass seine Nachbarn nicht alle sein Liebesleben verfolgen konnten. Ich saß auf der Bettkannte und beobachtete ihn, wie er mein Bein von Gummi und Plastiktüte befreite. Die Sachen landeten etwas achtlos in der Ecke. Earnest umschmeichelte uns und wurde von Lukas erstaunlich schnell aus dem Zimmer gejagt. Ich saß noch immer auf dem Bett, als er zu mir zurück kam und sich vor mich hinkniete. Kommentarlos drückte er meine Beine auseinander. Seine Lippen wanderten mit sanften Küssen zu meinem Schoß hin, wo sich mein erregter Schwanz ihm bereits entgegen reckte. Mit einem verschmitzten Lächeln umschloss er ihn mit der Hand und leckte langsam mit der Zunge über meine Schwanzspitze. Sein Zungenpiercing war mehr als vorteilhaft dabei. Ich stöhnte ungewollt leicht auf, als er meine Erregung nun vollends mit den Lippen umschloss und dabei mit der Hand ihn leicht zu reiben begann. Ich hätte sterben können vor Wonne. Meine Hand vergrub sich in seinen nassen Haaren, auf die andere stützte ich mich als ich mich zurücklehnte. „ Lukas..vorsichtig...“ Die lange Pause hatte meine Ausdauer wirklich stark verkürzt. Sowohl seine Hand als auch seine Lippen verschwanden von meinem besten Stück. „Nichts da. Ich will auch noch meinen Spaß haben.“ Er grinste verführerisch, angelte sich Gleitgel aus dem Nachttisch und setzte sich auf meinen Schoß. Dann rieb er meinen Schwanz mit jeder Menge Gleitgel ein bevor er sich vollends auf mich setzte und mich langsam in sich gleiten ließ. Seine Wangen waren gerötet. Seine Hände stützten sich auf meiner Brust ab. Ich umfasste sein Becken und unterstützte den anfangs langsamen Takt, den er vorgab. Lukas war so herrlich eng, dass meine ausgemergelte Libido Jubelsprünge vollbrachte, aber leider auch viel zu schnell zum Ende kommen wollte. Lukas führte eine meiner Hände an seinen eigenen erregten Schwanz und beugte sich etwas schwerer atmend zu mir vor. „Schön mitmachen, dann kommen wir gemeinsam.“ Ich konnte nicht antworten, denn er küsste mich bereits fordernd. Dabei bewegte er sein Becken wieder. Gepackt von der Erregung umfasste ich seinen Penis fest und rieb mit dem Daumen über die Eichel. Lukas stöhnte in den Kuss hinein und auch ich bekam kaum Luft. Meine Rippen stachen wie die Hölle. Der Schmerz kam jedoch nicht gegen das Gefühl an, welches Lukas auf mir verursachte. Er löste seine Lippen von meinen und stöhnte lauter. Die Bewegung gegen mein Becken wurden fester und unweigerlich krallten sich die Finger meiner anderen Hand in Lukas kleinen Knackarsch. Wir kamen tatsächlich nahezu zeitgleich mit lauten Aufstöhnen. Meine Hand fiel erschöpft von seinem Hintern aufs Bett. Die andere blieb auf meinen Bauch liegen. Lukas war direkt in sie gekommen. Die Sauerei auf dem Bettzeug wollte ich ihm ersparen. Lukas lag erschöpft und schwer atmend auf mir. Er war leicht, sodass es mich nicht so störte. Wesentlich mehr merkte ich nun die Schmerzen beim Atmen. „Brauchst du `ne Schmerztablette?“ Er korrigierte den Sitz seiner Brille und sah mich besorgt an. Ich presste nur die Lippen zusammen und nickte leicht. „Zwei...Tramal...wären gut.“ Er stand langsam von mir auf und sofort vermisste ich die Nähe zu ihm,das Gefühl, in ihm zu sein. Er lief auf wackeligen Beinen Richtung Küche und kam schnell zurück, eine Packung Taschentücher und ein Glas Wasser mit dabei. „Hier.“ Er reichte mir die Tabletten und das Wasserglas. Dann machte er sich daran mich sauber zu machen und sich ebenfalls. Ich sah ihm genüsslich dabei zu. Der Anblick seines knackigen Hinterns und des darauslaufenden Spermas erregten mich sofort wieder. Wenn bloß das verdammte Stechen nicht gewesen wäre! Ich schluckte die Tabletten mit einem großen Schluck Wasser runter. Lukas nahm grinsend mir das Glas ab und blickte dann auf meine wieder bereitstehende Libido. „Da hat aber jemand eindeutig zu lange Pause gehabt, hm?“ „ Allerdings.“ Ich hielt mir leicht die Seite beim Atmen. Sofort blickte er wieder besorgt. „Hab ichs so übertrieben?“ Ich grinste ihn an. „Und wenn schon, das ist‘s allemal wert!“ Seine Hand wanderte über meinen Schoß. „Noch eine Runde?“ Ich lachte leise. Gleich würden die Tramal wirken und mich wohlig neblig umfangen. Der Schmerz würde verschwinden und selbst wenn nicht, diesen Moment mussten wir einfach feiern. „Worau du dich verlassen kannst!“ Ich lachte und zog ihn mit verspielten Knurren zu einem weiteren Kuss heran. So verbrachten wir den gesamten restlichen Vormittag bis in den frühen Nachmittag hinein. Als wir endlich fertig waren hatte ich bereits eine Tagesdosis Opiate intus und Lukas konnte kaum laufen, aber wir lachten darüber wie kleine Teenager, die stolz darauf waren, den ganzen Tag nur Sex im Kopf zu haben. Gegen halb drei machten wir uns daran endlich das Wohnzimmer für den Abend vorzubereiten. Der Baum wurde geschmückt, wobei Lukas hierfür seine ganz eigenwillige Technik mit mehreren Lichterketten und einer bestimmten Reihenfolge für Kugeln, Holzschmuck und Lametta besaß. Ich saß lächelnd auf der Couch, paffte eine und betrachtete ihn dabei, wie er den Baum umwirbelte. Nachdem ich bereits soviele Tabletten genommen hatte, bekam ich von Lukas Bewegungsverbot. Sprich, meine Aufgabe war es auf der Couch gut auszusehen und darauf zu achten, dass er den Baum auch ja gleichmäßig schmücken würde. Doch schon bei der Lichterverteilung zeichneten sich Probleme ab. Ich habe mich nie um eine Baumbeleuchtung kümmern müssen. Für Lukas war dies das A und O eines ansehnlichen Weihnachtsbaumes. So dauerte es bereits eine halbe Stunde, in der die Kerzen immer wieder von einem Ast zum nächsten und wieder zurück gesteckt wurden, bis irgendwann alle Äste gleichmäßig ausgeleuchtet waren. „Siehst du? So muss das sein!“ Er grinste mich stolz an und begann dann weiße und dunkelviolette Kugeln am Baum zu verteilen. Die Lichterkette am Baum warf einen angenhemen Lichschein auf lukas Gesicht und wie er da in aller Ruhe die Kugeln mit Bedacht verteilte, musste ich ihn einfach anlächeln. Und je länger ich ihn betrachtete, umso eindeutiger wurde es für mich. „Lukas?“ „Ja?“ Er sah mich fragend zwischen den Baumzweigen an. Zu niedlich. Zu süß. Immer wieder verlockend. „Ich liebe dich.“ Das Strahlen auf seinem Gesicht stieg ins Unermessliche. Kapitel 14: Kapitel 26 ---------------------- Kapitel 26 Lukas erwiederte diese Worte nicht. Die Tatsache, wie er durch die Wohnung schwebte, reichte aber aus, um zu wissen, dass er glücklich war. Ein Krebsarbeiterchen dampfte zwischen meinen Lippen als es klingelte. Aus der Küche schnupperte es nach frischen Frikassee und Reis. Der Baum strahlte in sienem Glanz und Lukas hatte sich zurecht gemacht. Die hautengen glänzenden Jeans und das enganliegende schlichte Shirt konnten mich wahnsinnig machen. Mir fielen tausend bessere Dinge ein, die ich mit ihn nun lieber gemacht hätte, als Besuch zu empfangen. Joe schob sich mit einigen Tüten beladen durch die Tür. Dicht hinter ihm folgten Maik, Stephen und Martin. Maiks Freund war al wieder anderweitig eingebunden. Mir wars ganz recht. Die heitere Bande würde mir heute viel Kraft abverlangen. Ich war mir unsicher, ob sie wussten, was mir passiert war. Ich saß auf dem Sofa und blickte unsicher in den Flur. Ich schämte mich. Neben Lukas zu bestehen war eine Sache. Joe ebenfalls. Aber wie würden Lukas freunde all das aufnehmen? Ich hörte herzlich laute Begrüßungen mit vielen Schmatzern. Getuschel an der Tür. Dieses Getuschel nervte mich langsam. „Leute ich sitze hier und höre euch tuscheln. Lasst das gefälligst. Ich komme mir blöd vor!“ Brummte ich einmal in den Flur. „Ohoooo! Alex, hast du etwa gelernt über deine Gefühle zu reden?“ Spöttisch grinste Joe mich an und begrüßte auch mich wie alle anderen mit einem Kuss auf die Wange. „Frohe Weihnachten wünsch ich dir.“ „Ich dir auch.“ Er platzierte seine vollen Tüten unter dem Weihnachtsbaum und platzierte sich im Sessel. Nach Joe folgte auch Lukas, bepackt mit vielen Geschenken, die er ebenfalls unter den Baum stellte. Es dauerte etwas, dann kamen die Drei ebenfalls zu uns. „ Hey Alex...“ Ich wurde von allen sanft gedrückt und mit einem Lächeln begrüßt. Ihre Blicke wanderten über meinen Körper um das Ausmaß an Zerstörung festzustellen. Sie blickten sich und dann Lukas an und verteilten sich auf den anderen Sitzgelegenheiten. Lukas entschwand kurz in die Küche und folgte mit mehreren Bechern Eierpunsch. „So ihr Süßen! Zeit für ein bisschen Weihnachtsstimmung, nicht?“ Er kicherte und alle anderen mit ihm. Der Punsch wurde entgegen genommen, es folgte ein schmutziger Toast von Joe, alle gackerten und man stieß an. Alles wie immer. Nur ein plumpes Gipsbein in der Mitte der Runde, das störte. Nach dem Abendessen saßen alle noch beisammen. Ich verzog mich für eine Zigarette in die Küche. Hier hatte ich auch einfach ein wenig Ruhe vor der Meute. Meine Rippen schmerzten. Die große Anzahl an Besuchern verhinderte, dass ich einen ausreichend bequemen Sitzplatz auf der Couch hatte. Außerdem fühlte ich mich seltsam, denn immer wieder blickte einer der Jungs zu mir rüber und ich konnte mir nicht erklären, ob sie die Wahrheit wussten, oder ob Lukas ihnen etwas anderes erzählt hatte. Der Qualm umhüllte mich als Joe zu mir kam und sich auch eine Zigarette ansteckte. „Wildes Getummel im Wohnzimmer, hm?“ Er lächelte mich an. Ich rollte nur mit den Augen und zog erneut an meiner Zigarette. Der Atemzug stach mir in der Brust und ich verzog mein Gesicht. „Alles noch ein bisschen viel für dich? Wie gehts dir? Zwischen dir und unserem Prinzesschen scheinen die Wogen ja wieder geglättet zu sein.“ Er hatte immernoch dieses Lächeln im Gesicht. Ich pustete den Rauch aus und blickte ihn an. „Ich fühle mich wie ein verdammtes Wrack. Wenn das so weiter geht, werde ich noch tablettensüchtig.“ Ich lachte kurz mit verzogenem Mund. „Allerdings wäre mir die Nähe zu Lukas das wert.“ Joe zog ebenfalls an seiner Zigarette und nickte. „ Sei vorsichtig. Gerade bei Tramal. Ach ja!“ Er griff in seine Hosentasche und überreichte mir ein kleines Päckchen. „ Ich hab bekommen, was du wolltest. Sogar mir Gravur. Restgeld gibt’s später.“ Ich stützte mich nur auf eine Gehhilfe und nahm die kleine Schachtel an. Lukas Weihnachtsgeschenk. Ich kam nicht dazu selber loszugehen, also hatte ich beim Weihnachtsbaumkauf Joe um Hilfe gebeten. „Besten Dank.“ Ich löschte die Zigarette im Aschenbecher, doch Joe versperrte mir noch den Weg aus der Küche. Fragend blickte ich ihn an. „Lukas hat mir erzählt, du hättest ihm deine Liebe gestanden.“ Meine Augenbrauen zogen sich unweigerlich zusammen. Es wunderte mich, dass er mich so direkt drauf ansprach. „ Ja, habe ich.“ Er blickte mich eingehender an. Sein Blick schien mich zu durchbohren. „Joe gibt es hier ein Problem, über das wir zwei reden müssen?“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. „Ich hab dir schonmal gesagt, dass du nicht mit ihm spielen solltest. Du hast schlimmes erlebt und musst das alles erst aufarbeiten. Ich bin nur in Sorge, dass du die Gefühle, die sich gerade in dir ausbreiten, falsch deutest. Lukas ist an dem Tag, als wir dich gefunden haben, schon fast gestorben vor Sorge... Ich will nicht, dass er verletzt wird, wenn du deine Gefühlswelt sortiert hast.“ Meine Augen ruhten auf ihm. Ich hatte eine weitere Zigarette angezündet. Verdammter Schutzmechanismus bei schwierigen Themen. Joe machte sich wiedermal Gedanken um Lukas. Was auch sonst. Beschhützerinstinkte konnte man bei ihm nicht ablegen. „Du meinst, ich verwechsel Dankbarkeit mit stärkeren Gefühlen?“ Er neigte den Kopf hin und her. „So etwas in der Art, ja. Du hast eine Nahtoderfahrung hinterdir. Danach neigen Menschen häufiger zu impulsiven Handlungen.“ Seine Stimme war ruhig, der Blick ernst. Zwischendurch schmulte er immer wieder ins Wohnzimmer, ob unsere Abwesenheit auffiel. Der Rauch brannte tief in meiner Lunge. Irgendwann würde mich das umbringen. Für den Augenblick war es ein guter Ausgleich zu Joes ernsten Worten. „Ich verwechsel da nichts Joe. Du weißt wie ich bin. Ich hätte mir vor einem Jahr eher die Zunge abgeschnitten, als diese Worte über die Lippen gebracht. Und ja,es kam impulsiv aus mir heraus. Aber ich würde es ohne weiteres wiederholen.“ Ich klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Ich bin vielleicht nen Gefühlskrüppel, aber diesmal ist es anders.“ Joe lachte leise und gab den Weg aus der Küche frei. „Nagut. Ich box dich um, wenn du hier nur ne Show abziehst.“ Er drohte spielerisch mit der Faust, aber ich wusste, wenn ich hier nur spielen würde, wäre es ihm ernst. Ich wollte meinen deformierten Körper gerade aus der Küche hiefen als ich nochmals inne hielt. „Sag mal, wissen die Jungs eigentlich, was passiert ist?“ Sein Blick wurde ernst und er nickte leicht. „Lukas war so fertig, das war nicht zu verheimlichen. Nen dämlichen Zeitungsartikel gabs auch noch dazu.“ „Was?! Aber..Die Arbeit...“ Er machte eine abfällige Bewegung. „Kümmere dich nicht darum. Sieh erstmal zu, wieder fit zu werden.“ Ich lehnte kurz nochmal gegen die Küchenzeile. Warum hatte ich darüber nie nachgedacht? Ich wollte eigentlich auf Arbeit von einem Autounfall reden. Der Zug war wohl nun abgefahren. „Na ihrSüßen? Genug von uns Tratschtanten?“ Lukas kam in die Küche um den Punsch aufzufüllen. Er blieb vor mir stehen und blickte mich an. Sein Lächeln wich Sorge. „Du siehst blass aus Babe. Joe, hast du ihn wieder mit deinem Psychoscheiß zugequatscht? Ich hab dir gesagt, dass das unsere Sache ist.“ „Ich mach mir doch nur Sorgen Prinzesschen, dass..“ „Papperlapapp! Wir sind glücklich, das reicht für den Augenblick!“ Ich schmunzelte über Lukas Vehemenz und beugte mich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. Er erwiederte die Geste mit einem sanften Kuss auf meine Lippen und füllte dann die Tassen wieder auf. „Ich hab für euch auch Bier im Kühlschrank. Und du Schätzelein...“ Er lächelte mich an und legte einen strengen Unterton in die Stimme. „Bewegst deinen süßen Hintern wieder auf die Couch! Du hattest heute schon genug Anstrengung!“ Er kicherte vergnügt und auch ich grinste dabei. Joe hob nur fragend eine Augenbraue und fischte gerade zwei Bier aus dem Kühlschrank. „Heute kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Der HIV-Test war negativ.“ Nun grinste auch Joe. „Verstehe. Ihr habt also erstmal ordentlich gefeiert.“ Wieder vergnügtes Kichern, dann bewegte sich Lukas schwungvoll zurück ins Wohnzimmer. Ich sah ihm nach und stützte mich wieder in die Krücken um ihm zu folgen. „Hat mich meine Tagesdosis Tramal gekostet. Aber das war es wert.“ Joe lachte leise und klopfte mir leicht auf die Schulter, dann folgte er mir ins Wohnzimmer. Mit dem beendeten Abendbrot und nachdem alle neue Getränke hatten, bestimmte Lukas , dass es Zeit für die Bescherung sei. Maik fing an und verteilte kleine Pakete an alle. Auch an mich hatte er gedacht. Ich packte die kleine Schachtel Luckies aus an die ein schönes graviertes Zippo gebunden war und bedankte mich. Da Lukas mir nochmals vor allen strikte Couch-Ruhe verordnet hatte, kam Maik für eine Umarmung zu mir. Ich fühlte mich schlecht, weil ich an die Jungs nicht gedacht hatte. Mein schlechtes Gewissen wuchs, als ich auch von Stephen und Martin eine Kleinigkeit erhielt. „Lukas hätte mich einweihen sollen, dann wär ich losgezogen und hätte euch auch etwas besorgt.“ Alle kicherten und Maik ergriff das Wort. „Mach dir nichts draus. Du lebst. Das ist ein großes Geschenk für uns alle.“ Ich sah ihn skeptisch mit gehobener Augenbraue an. Stephen und Martin umarmten Lukas heftig von beiden Seiten. „ Wenn es dir gut geht, geht es unserem Prinzesschen gut und das macht uns glücklich!“ Alle lachten. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es war eigentlich ganz angenehm, dass sie mich nicht weiter mit Fragen bezüglich der Geschichte überhäuften. Sie wussten es, aber abgesehen von den anfänglichen Blicken schien nun alles wie immer. Joe machte sich nun an seine Tüten und verteilte Geschenke an die Jungs und Lukas. Mp3-Player mit Clips für das Fitnessstudio wurden unter schiefem Gejohle angenommen. Lukas erhielt einen in Pink. Zusätzlich noch einen pinken Lenkradschoner von ‚Tussi on Tour‘. „ Oh Joe, deine Geschenke sind immer so grauenhaft!“ jammerte er , doch sein Gesicht verriet ein wenig Freude. Joe lachte herzlichst und reichte auch mir ein kleines Päckchen. Ebenfalls ein MP3-Player. „Ich war so frei dir bereits ein paar Songs aufzuspielen Alex. Gute Laune Musik für deine Reha.“ Er zwinkerte mir zu und ließ sich auch von mir drücken. „Und das bei deinem Musikgeschmack! Alex-Schätzchen, lösch das lieber gleich alles runter!“ Die Gruppe lachte bei Martins Worten und ich schmunzelte mit. Lukas huschte nun zum Weihnachtsbäumchen und verteilte seine Geschenke. Stephen und Martin erhielten ein Gesellschaftsspiel mit anrüchigem Inhalt und sofort wurde beschlossen, dass das bald gespielt werden müsse! Maik erhielt eine kleine japanische Spielfigur, irgednein Sammlerstück. Er war offensichtlich Animefan und Lukas hatte da in einem kleinen Comicladen in Kreuzberg eine besondere Entdeckung gemacht. Für Joe gab es eine gute Flasche Whisky. Dann drängelte er sich zu mir auf die Couch. In seinen Händen hielt er eine kleine Schachtel und reichte sie mir lächelnd. Alle im Hintergrund blickten gespannt zu. Offensichtlich war er gut darin, seine Geschenke geheim zu halten. Ich befreite die kleine Schachtel langsam von ihrer Verpackung und erntete dafür viel Nörgelei aus dem Hintergrund. Lukas strahlte mich die ganze Zeit an. Um mich selbst nicht weiter unnötig auf die Folter zu spannen wurde der letzte Rest Papier mit einem Ruck entfernt. Die kleine Schachtel ließ sich leicht öffnen und ich schaute etwas verdutzt, als sich ein kleiner Schlüsselbund darin befand. Lukas blickte mich freudig an. Am Schlüsselbund waren zwei Schlüssel und ein kleiner Katzenanhänger, der Earnest sehr ähnlich sah. „Damit du hier ein- und ausgehen kannst, wie es dir beliebt.“ Er sagte diese Worte leise aber mit bedeutungsvollem Ton. Es freute mich wirklich über alle Maßen. Ich küsste ihn erst sanft und dann abermals, etwas fordernder, was gleich den Spott der Gruppe mit sich brachte. Unter den Rufen von „Nehmt euch nen Zimmer!“ dankte ich ihm leise. Dieser kleine Schlüsselbund war wieder ein neuer Schritt für uns. Und viel besser, er war der Schlüssel für meine Freiheit. Lukas Wohnung sollte nun kein Gefängnis mehr sein und ich hatte doch die Möglichkeit jederzeit wieder zu kommen. Ein weiterer Kuss, dann wollte Lukas bereits wieder aufstehen. Ich hielt ihn sanft am Handgelenk fest. „Warte. Für dich habe ich etwas.“ Überraschung im Hintergrund und in Lukas Gesicht machten sich breit. Auch ich holte meine kleine Schachtel aus der Hosentasche hervor und überreichte sie Lukas. Sie war nicht so hübsch verpackt, aber dennoch war er gespannt, als er sie öffnete. Die kleine Schachtel ploppte leise auf und Lukas hielt den Atem an. Der kleine Silberarmreif mit schmalen keltischen Verzierungen funkelte ihn an. Er nahm ihn heraus und betrachtete ihn lächelnd. Dann entdeckte er die Gravur. /Dum vivo./ Er blickte einen Moment darauf und dann füllten sich seine Augen leicht mit Tränen. „ Ach du dummer alter Troll!“ Er warf sich mir um den Hals und hauchte mir ein leises Danke ins Ohr, bevor er allen anderen sein Geschenk präsentieren sollte. Joe blickte mich nur ruhig an und lächelte dann mit einem leichten Kopfschütteln. Ich hatte wieder seine Worte im Kopf, aber für den Augenblick fühlte sich hier alles richtig an. Ich war mir sicher, dass diese Entwicklung keine Fehldeutung irgendwelcher Gefühle war. Lukas hatte mich in seinem Bann, bevor Gideon durchgedreht ist. Der Gedanke an diesen löste ein dumpfes Gefühl in meiner Magengegend aus. Bald würde die Verhandlung sein. Bald müsste ich ihm gegenüber treten. Ich hoffte still, dass es zu keinem weiteren Disaster kommen würde. Doch für den Moment verdrängte ich all diese Gedanken. Lukas Anblick war einfach zu rührend. Erneut erhielt ich einen verliebt dankbaren Kuss und schlang die Arme um ihn. Das was seit Jahren das gemütlichste Weihnachtsfest. Und mit Lukas in meinem Armen fühlte es sich durchweg richtig an. Kapitel 15: Kapitel 27 ---------------------- Kapitel 27 Es war Ende Januar und der Termin für die Gerichtsverhandlung stand an. Den Gips war ich mittlerweile los, aber ohne einen Gehstock fiel mir das Laufen weiterhin schwer. Die kleine Mistkröte hatte ganze Arbeit dabei geleistet, mir das Bein zu zertrümmern. Ohne den Gips und dank Lukas Wohnungsschlüssel zu Weihnachten hatte ich aber wieder ein Stückchen mehr Freiheit zurück erlangt, auch wenn ich mich ungerne unter Menschen bewegte. Joe nannte mich nun gerne Dr. House und wie ich so vorm Spiegel stand, konnte man ihm fast recht geben. Ich trug einen dunkelgrauen Anzug, ein weißes Hemd, bei dem ich die oberen drei Knöpfe offen ließ. Mittlerweile trug ich auch einen Dreitagebart. Lukas ließ ihn mich einfach nicht abrasieren. Aber wenn man sich unsere Beziehung derzeit besah, war dies ein kleiner Gefallen, den ich ihm machen konnte. Ich hatte versucht Tramal abzusetzen und litt unter Entzugserscheinungen. Schlaf war ein selterner Gast in der Nacht. Immer wieder quälten mich Albträume, rissen mich aus dem Schlaf und weckten meist sogar Lukas auf, da ich die Schreie nicht unterdrücken konnte. Ich war ein Schatten meiner eigenen Persönlichkeit. Und so stand ich da, im Anzug, mit Gehstock, Dreitagebart und Augenringen. „Scheiße...“ sprach ich zu mir selbst. Ich sah wirklich aus wie dieser verdammte TV-Arzt. Der einzige Unterschied war nur, dass ich wesentlich jünger war. Seufzend schloss ich doch noch zwei der letzten drei Knöpfe. Ich wollte nicht aussehen, als würde ich gerne Haut zeigen. Wobei es vermutlich egal war, wie ich mich anziehen würde, die Schiene der Verteidigung war deutlich. „Kommst du?“ rief Lukas aus dem Flur. Er hatte sich fest vorgenommen mich zu begleiten. Seine eigene Aussage hatte er vor einigen Tagen schon gemacht, aber nun wollte er erneut ins Gericht, um mir den Rücken zu stärken. Er trug eine schwarze hautenge Röhrenjeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Schlicht und einfach, so wie er es am liebsten hatte. Ich wünschte mir in diesem Augenblick, dass ich mich auch so wohl in meiner Haut fühlen könnte. „Drängel mich nicht so!“ Ich war dünnhäutig und reizbar durch den Schlaf- und Tramalentzug. Auch setzten mir nach der ablenkenden Weihnachtszeit Selbstzweifel zu. Ein Zustand, über den ich mit Lukas noch nicht weiter gesprochen hatte, weil ich es nicht konnte. Ein Zustand, der zudem durch die überfürsorgliche Art meiner Freunde verstärkt wurde. Natürlich wusste ich, das Lukas recht hatte. Nichts wäre schlimmer als unpünktlich zu sein, aber die wenigen Worte von ihm reichten schon, mich in eine noch miesere Stimmung zu versetzen. Schlecht für mich, ungerecht für Lukas. Wir nahmen Lukas Wagen und parkten am Hauptbahnhof, da beim Gericht nichts mehr frei war. Ich konnte ihn noch auf einen kurzen Abstecher zu Starbucks überreden, ungefähr mein zehnter Kaffee innerhalb von wenigen Stunden, aber ich war wirklich nervös. Mit dem genehmigten Kaffee konnte ich etwas Frust gegenüber Lukas ablegen, lächelte ihn an, als er vorsichtig an seiner heißen Schokolade nippte. Irrte ich mich, oder war auch er angespannt? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Vorfall unsere Beziehung nicht belasten würde. Mit meinen Stimmungsschwankungen, den Albträumen und meinem kurzen Geduldsfaden habe ich nicht gerade für Sonnenschein zwischen Lukas und mir gesorgt. Ich erwischte ihn in letzter Zeit öfters, wie er nachdenklich das Armband mit der Gravur betrachtete. Ob er die Nase voll hatte? Ich seufzte leise, merkte sofort, wie dies Lukas Blicke auf mich zog, aber er sagte nichts. Er hatte seit einigen Tagen aufgehört, mich immer wieder nach meinem Befinden zu fragen, sobald ich seufzte. Eigentlich fragte er mich gar nicht mehr. Bis jetzt. „Willst du, dass ich mit in den Saal komme, oder soll ich draußen warten?“ Unschlüssig kratzte ich meinen Dreitagebart. Was den Tathergang angeht, wusste Lukas alles, es gab nichts, weswegen ich mich ihm gegenüber noch hätte schämen müssen. Das hatten wir Joe zuverdanken. Therapeut bleibt Therapeut. Nur gegen die aktuelle Stimmung zwischen uns, die mal eisig war und dann wieder heiß aufkochte, konnte er nichts machen. Das lag an mir und meinen Zweifeln. „Ich weiß nicht. Solange kann es ja nicht dauern und du kennst das ja schon. Musst es dir nicht nochmal anhören. Warte draußen.“ Sinnierte ich auf seine Frage hin und bemerkte nicht den betroffenen Gesichtsausdruck. Mit dem Kaffee in der Hand und der Gehhilfe in der anderen bewegten wir uns auf das Gerichtsgebäude zu. Die Verhandlung fand in einem hellen und nach Staub riechenden Saal statt. Nichts was man aus dem Fernsehen sieht. Alles war viel kleiner und ruhiger, keine hektisch gestikulierenden Anwälte, keine Zuhörer. Nur Wachpersonal, die Bank der Anklage, die Bank der Verteidigung und dazwischen das Richterpult. Lukas nach vor dem Saal platz. Ich küsste ihn kurz auf die Stirn und er drckte bestätigend meine Hand. Ein flüchtiges Lächeln wurde ausgetauscht, dann hinkte ich mit meinem Stock in den Saal. Ein Gerichtsdiener stand an der Tür und nickte mir zu. Das Richterpult war leer, mein Anwalt saß auf seinem Platz, der Strafverteidiger für Gideon auf dem anderen. Die beiden kannten sich wohl und unterhielten sich, als sie mich bemerkten verstummten sie abrupt. „Hallo Herr Graf, wie geht es ihnen?“ Mit festem Handschlag begrüßte mich Norman Fendsøg, ein gestandener Rechtanwalt mitte der Fünfziger. Er begann sofort einige Punkte nochmal mit mir durchzusprechen, wie zum Beispiel die Übereinstimmung meiner Aussage bei der Polizei mit der heutigen. Wir hatten das so oft durchgespielt, dass ich mich sogar etwas entspannte. Dann betrat der Richter nebst Schöffen den Saal und zeitgleich folgten zwei Mitarbeiter der JVA und Gideon. Alle erhoben sich, der Richter hielt eine kurze Begrüßung und dann durfte man sich nach ihm wieder setzen. Gideon saß mit selbstgefälligem Grinsen mir gegenüber und je länger ich gezwungen war ihn anzustarren, umso mehr schwand meine Sicherheit. Bilder rauschten vor meinem inneren Auge vorbei, wie er über mir stand und den Baseballschläger nach mir schwang. Dieser giftige Gesichtsausdruck, der Hass und seine Flüche. Und jetzt dieses selbstgefällige Grinsen. Die Beteiligten im Saal werden vorgestellt und die Anklageschrift wird durch den Staatsanwalt verlesen. Diese Schritte hatten wir geübt. Als sein Anwalt sein Eröffnungsplädoyer hielt,nahm ich kein Wort wahr. Wie gebannt war ich dazu gezwungen Gideon anzustarren, jene Nacht zu erleben, innerlich zu verkrampfen. Ich spürte die Blicke des Richters und der Schöffen auf mir, als diese Nacht als missglückte sexuelle Prktik dargestellt wurde, Gdeon als Opfer zu geschockt. Er habe sich nur wehren wollen. Diesen Teil hatten wir nicht geübt. Mein Magen verkrampfte und ich hätte nicht so viel Kaffe trinken sollen, denn mein Kreislauf war dadurch schwer belastet. Vielleicht war es auch der Tramalentzug. Ich kam zumindest nicht weit. Ich wurde angesprochen vom Richter aber konnte nicht reagieren. Mein Anwalt riss mich aus meiner Starre, als er mir seine Hand an die Schulter legte. Ich musste mich zusammen reißen, nicht vom Stuhl zu springen. „Geht es ihnen gut Herr Graf?“ Wieder fragte er mich nach meinem Befinden, diesmal schüttelte ich aber mit dem Kopf. Es nagte an mir, dass Gideon da saß und meinte, er hätte gewonnen über mich. Aber zugleich wusste ich, ich schaffe es nicht weiter. „Nein...Ich bräuchte eine Pause?“ fragte ich leise und Norman Fendsøg lächelte mich leicht an. Umgehend beantragte er eine Unterbrechung und auch wenn es dem Richter nicht gefiel, so sah ich an seinem Gesichtsausdruck, dass ich offensichtlich nicht gut aussah. In Begleitung von Herrn Fendsøg verließ ich den Saal und ging ohne Umwege zu Lukas, der mich überrascht ansah. „Was ist denn los, schon fertig?“ Ungläubig blinzelte er zwischen mir und meinem Anwalt hin und her. Schwer stützte ich mich auf meinen Gehstock und entflammte eine Zigarette mitten im Gebäude. Es war mir egal. Lukas und Norman Fendsøg aber nicht also begleiteten sie mich zur Tür. Wortlos und hektisch zog ich wieder und wieder an der Kippe. „Ich kann das nicht Lukas. Der kleine Scheißkerl sitzt da und grinst mich die ganze Zeit an! Ich hatte gedacht, ich könnte es! Wirklich!“ Ein letzter Zug, dann war die Kippe verraucht. Hilflos fast stand mein Freund vor mir und wechselte Blicke mit meinem Anwalt. „Herr Graf, sie müssen das durchhalten. Es ist wichtig, dass..“ „Komm mit rein. Lass mich dich ansehen. Mit..“ Ich unterbrach meinen Anwalt und wurde dann selbst unterbrochen. In dem Moment, als ich Lukas um Unterstützung bat, leuchteten dessen Augen auf und er küsste mich. Normalerweise machten wir das nicht in der Öffentlichkeit, aber in diesem Moment war es mir egal, ich brauchte das, ich brauchte Lukas und dieser Kuss gab mir seine Bestätigung. „Dummer Troll!“ Er wedelte mit dem Armband vor meiner Nase. „Lass uns gehen.“ Fragend blickten wir meinen Anwalt an. Die Verhandlung war nicht öffentlich und es bedarfte einiger Diskussion mit dem Gerichtsdiener und dem Richter, bis Lukas zugelassen wurde. Der Staatsanwalt unterstützte uns, in dem er gegenüber dem Richter angab, er hätte noch Fragen an Lukas, die bei der Vorverhandlung nicht geklärt worden waren. Da saß er nun in der vordersten Reihe, mit seinem madonnenhaften Lächeln und blickte mich an. Diesmal huschte mein Blick nur kurz über Gideon und heftete sich an Lukas fest. Mir ging es immer noch schlecht, aber mit Lukas im Blick wusste ich, würde ich diese Verhandlung überstehen... Kapitel 16: Kapitel 28 ---------------------- Mit Lukas im Blick schaffte ich es die Verhandlung zu überstehen. Gideon erhielt am Ende wegen Vergewaltigung mit schwerer Körperverletzung eine Haftstrafe von 8 Jahren. Es war ein kleiner Gewinn für mich,als ich seine Gesichtszüge entgleisen sah. Er hatte nicht damit gerechnet, ernsthaft bestraft zu werden, zumal sein Anwalt ausgiebig unsere Vorgeschichte aufgerollt hatte, die viele schmutzige Details hervorbrachte, die auch Lukas nicht kannte. Dieser ertrug alles mit eiserner Miene und ich vermutete bereits, dass dies zu Hause noch Konsequenzen mit sich ziehen würde. Für den Augenblik schwebte ich aber auf dem Hoch des erfolgreichen Prozesses. Unter Protest wurde Gideon abgeführt und mein Anwalt schüttelte mir die Hand, oder ich ihm, ich weiß es nicht mehr genau, denn ich war plötzlich wie in Watte gehüllt. Ich hatte Recht bekommen aber nun war ich auch offenkundig das Opfer. Ich schluckte leicht, denn diese Erkenntnis verursachte mir immernoch Übelkeit, auch wenn ich sie bereits öfter getroffen hatte. Lukas hakte sich bei mir unter und wir verließen den Gerichtssaal. Ich bekam noch immer nicht viel mit, bis ich draußen stand und Lukas mich leicht in die Seite stupste. „Erde an Alex, bist du da?“ Perplex blinzelte ich ihn an und lächelte dann schwach. „Ja, klar.“ Dabei tasteten meine Hände bereits über mein Jacket und suchten die Zigaretten. Kurz darauf hatte ich herfolg und sog gierig den beißenden Qualm ein. „Lass uns zur Feier etwas essen gehen!“ Lukas Augen strahlten mich an. Machte ihn die schmutzige Vorgeschichte, die er zu Ohren bekommen hatte, nichts aus? Hatte ich mich so in ihm geirrt? Ich bekam nur ein stummes Nicken zu stande und ehe ich mich versah, waren wir auf dem Weg zum Ku’damm. Ein nobles Restaurant, dass gerne Miniportionen in zig Gängen servierte, war Lukas Ziel. „Ist das nicht etwas zu viel des guten?“ Ich kannte die Preise hier nicht genau, aber nach bezahlbar sah es weniger aus. „Ach was! Wir haben was zu feiern, du Troll!“ Wieder in meinen Arm eingehakt lenkte er mich zielsicher in den Gastraum. Er machte keinen Hehl daraus, dass wir ein Paar waren. Ich dagegen taxierte sofort den Raum, ob hier jemand saß, den ich kennen könnte. Zu meinem Glück wurden wir in eine ruhige hintere Ecke gesetzt. Wir wählten das überraschend preiswerte Tagesmenü und alkoholfreien Sekt zum Anstoßen. Ich durfte aufgrund der Medikamente keinen Alkohol trinken und Lukas war als Fahrer auch sehr darauf bedacht, bei Null Promille zu bleiben. Der Service war super, genauso wie das Essen. Jeder Gang wurde stilvoll präsentiert von einer freundlichen Kellnerin, die sich nicht darum scherte, ob wir Homos waren oder nicht. Auch ich kam langsam runter, nur Lukas blieb auf seiner gute Laune Welle. Obwohl ich nicht sonderlich redselig war, erzählte er munter und machte Pläne für unsere Zukunft. Beim vierten Gang hielt ich es nicht mehr aus. Ich hätte mich ebenso gut fühlen sollen wie er, doch die Geschichte mit Gideon hatte mir gezeigt, was für ein Arschloch ich eigentlich war und es wahrscheinlich auch noch bin. Irgendwo tief in mir schlummerte dieses Monster noch immer. Und je länger wir saßen, desto mehr wurde mir klar, dass auch Lukas eines Tages so unter mir leiden könnte. Das war es, wovor mich Joe immer warnen wollte. „Warum sagst du eigentlich nichts zu meinen Untaten, von denen du heute gehört hast? Bist du neuerdings so naiv, soetwas einfach zu verdrängen?“ fuhr ich ihm einfach ins Wort. Lukas Mund blieb offen stehen und überrascht sah er mich an. Nur langsam schlossen sich seine Lippen wieder und sein Blick wurde ernst. Er schaffte es immer so schnell sich wieder zu fassen. Eine bemerkenswerte Eigenschaft. Mein blonder Liebhaber räusperte sich kurz und begann den ersten Bissen des vierten Gangs in seinen Mund zu schieben. Büffelfleischsalat mit Safranfäden, eine ausgesprochene Delikatesse. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich jemand bin, der sich so etwas gefallen lassen würde?“ Genüsslich folgte der nächste Happen in Lukas hübschen Mund. „Und bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass du diese Form der Extras im Bett brauchen würdest.“ Ein süffisantes Grinsen begleitete seine Worte und beinahe herausfordernd funkelten seine Augen mich über den Brillenrand hinweg an. Ich kniff die Lippen zusammen. Wie konnte er so gelassen darauf reagieren. Schmälerte dies nicht mein Ansehen bei ihm? Ich wollte gerade zu sprechen anfangen, als er seine Hand auf meine legte und mir fest in die Augen sah. „Alex, jeder hat seine Leichen im Keller, auch ich bin kein unbeschriebenes Blatt mehr. Warum erwartest du also, dass ich dir eine Szene mache, für Dinge, die du früher einmal getan hast?“ Er lächelte sanft und drückte meine Hand kurz, ehe er seine von ihr zurück zog. „Aber was passiert, wenn ich wieder in so eine kranke Phase gerate?“ Seine Lippen schürzten sich leicht und ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen. „Dann wirst du mich richtig kennen lernen Herzchen. Was glaubst du, weshalb ich so gerne oben liege? Ich gebe einfach gern den Ton an, also glaube, bloß nicht, dass ich dann nach deiner Pfeife tanzen würde.“ Bei der Erwähnung unserer Bettgeschichten merkte ich, wie unweigerlich mir das Blut in die Lendengegend schoss. Verdammt, dieser schlanke Kerl wusste einfach zu gut, wo er mich packen musste. Zugleich stutzte ich etwas. Er gab gern den Ton an? Ich hatte nie darauf geachtet, grundsätzlich waren wir sehr partnerschaftlich miteinander umgegangen. Bedachte ich jedoch unsere sexuellen Abenteuer, musste ich leicht schlucken. In gewisser Form hatte Lukas recht und es war mir bisher nie aufgefallen. Selbiger grinste nun wie ein Honigkuchenpferd, als ob er meine Gedankengänge erahnen könnte. Mein Gesicht wechselte von nachdenklich zu überrascht hin bis zu einem mit sicherer Wahrscheinlichkeit idiotisch aussehenden Grinsen. „Du bist wirklich unmöglich.“ Kam es mir nur noch über die Lippen. Wieso war Joe nur immer so um Lukas Wohl bedacht? Ich hatte das Gefühl, dass dieser durch nichts zu erschüttern sei. Gerade jetzt, wo ich zu befürchten begann, Lukas könnte wirklich einmal an mir zerbrechen, zeigte dieser mir nur, wie stark er wirklich war. Wir hatten so viel durchgestanden, die Attacke auf ihn damals, Gideons Angriff und jetzt auch diesen Prozess. Wie konnte ich nur glauben, dass meine Vergangenheit Lukas erschüttern würde oder uns in den Weg kommen könnte? Ich griff seine Hand, hob sie über den Tisch an meine Lippen und küsste sie sanft. Diese Geste brachte eine leichte Röte in Lukas Gesicht und er lächelte verlegen. „Dum vivo...“ sprach ich leise gegen seinen Handrücken und wusste einmal mehr, dass dies nicht nur leere Worte waren und auch Lukas wiederholte sie leise. Wir ließen das Dessert aus und machten uns zügig auf den Heimweg, denn eins stand nun fest: Heute galt es uns zu feiern! Epilog: Epilog -------------- „Joe! Stephen! Beeilt euch mal etwas!“ hallte Lukas Stimme durch den Hausflur. Von unten hörte man einige Flüche und schwere Schritte. Ich selbst war gerade im dritten Stock angelangt, bepackt mit einem schweren Umzugskarton drängte ich mich durch den schmalen Wohnungseingang, zu dem mir mein Liebster die Tür auffhielt. „Willkommen“ säuselte er süßlich und dirigierte mich mit dem Karton in eines der Zimmer. Lukas und ich hatten kurz nach dem Prozess beschlossen endgültig zusammen zu ziehen. Wir haben eine schnuckelige Altbauwohnung in Spandau gefunden, so würde sie Lukas zumindest beschreiben, und waren gerade dabei, es uns gemütlich zu machen. Die Jungs waren davon nicht so begeistert, schlicht und einfach deswegen, weil die Wohnung im dritten Stock ohne Fahrstuhl war, aber Fahrstühle im Altbau sind nunmal nicht üblich. Mein Bein war weitestgehend geheilt, zumindest ausreichend, um es mit dem Umzug belasten zu können. Solange hatten Lukas und ich darauf gewartet. Zudem bot sich Spandau an, als ich eine neue Stelle in einem anderen Krankenhaus angeboten bekam. Diese konnte ich kaum ausschlagen, denn sie ersparte mir unnötige Fragen, die bei meiner Rückkehr an den alten Arbeitsplatz aufgekommen wären. Es lebe die Wiedereingleiderung ins Arbeitsleben! Zufrieden stellte ich den Karton in unserem zukünftigen Schlafzimmer ab. Wir hatten bereits Gardinen angebracht, ein absolutes Muss, wenn es nach Lukas ging und der dabei auch sehr viel Stil besaß. Denn, obwohl ich lieber in quasi leeren Zimmern hauste, Lukas hatte die Begabung seine Deko so zu wählen, dass sie meinen Wunsch nach Leere nicht allzusehr störte. „Kann mir mal einer helfen hier?“ Joe hiefte grummelnd gleich zwei Kartons die Treppe hoch. Ich nahm ihm grinsen einen der beiden ab. „ Wohl etwas schwach auf der Brust mein Guter, hm?“ warf ich ihm an den Kopf und sah zu, dann aus seiner Reichweite zu gelangen. Nach gut drei Stunden Kistenschleppen hatten wir alles sowohl aus meiner alten als auch aus Lukas alter Wohnung zusammengetragen und erstmal in die einzelnen Zimmer verteilt. Die großen Möbel sollten am nächsten Tag über eine Spedition geliefert werden, darüber hatten wir uns vorab geeinigt, weil keiner von uns diese Schlepperei auf sich nehmen wollte. Die anderen verzogen sich erst nach einer kleinen Sektrunde, schließlich musste man ja das neue Heim begießen. Als der letzte aus der Tür war schloss Lukas diese leise und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ich war noch dabei einige Kartons umzusortieren, denn unsere Helfer hatten nicht immer die exakten Anweisungen ‚der Hausherrin‘, wie sie Lukas spöttisch nannten, befolgt. Ich sah ihn fragend an, bis ich erkannte, was da in seinen Augen loderte. Viel Zeit den Karton abzustellen ließ er mir nicht. Kaum hatte ich die Hände frei, sprang mir Lukas förmlich in die Arme und drückte mich an die Flurwand. Seine heißen Lippen pressten sich fest und fordernd gegen meine, seine schlanken Finger fuhren meine Seiten hinab und tauchten unter mein Shirt. Ich kam kaum zum Luftholen, so gierig küsste er mich, schob seine Zunge in meinen Mund und begann einen Kampf mit meiner Zunge. „Na warte!“ knurrte ich ihm spielerisch zu, als ich endlich wieder zu Atem kam. Ich packte seinen kleinen knachicken Hintern und hob ihn hoch. Lukas quietschte nur vergnügt und hielt sich an mir fest, während ich ihn zu einem Stapel aus Kisten trug und dort absetzte. Die Pappe gab nur leicht unter seinem Gewicht nach, dennoch fürchtete Lukas um den Inhalt des Kartons. „Sind nur Handtücher, Babe,“ raunte ich ihm erregt ins Ohr, drückte ihn nach hinten und begann langsam seinen Hals hinab zu küssen und zu knabbern. Sein Shirt flog durch den Raum und ich ergriff nun auch Besitz von seinem Oberkörper, hinterließ feuchte Spuren mit der Zungenspitze sein Schlüsselbeinentlang zur ersten Brustwarze. Seine Nippel härteten sich sofort und leicht biss ich hinein, was bei Lukas zu leichtem Protest führte. Dessen ungeachtete wanderten meine Lippen tiefer und bedeckten jeden Zentimeter Haut, den ich freilegte, als ich Lukas von seiner Hose und seiner Unterwäsche befreite. Lukas Erregung bot sich mir dar und lächelnd schloss ich meine Lippen darum, ließ meine Zunge langsam über seinen erregten Schwanz gleiten und lutschte genüsslich an dessen Spitze. Meine Finger kratzten dabei über die Schenkelinnenseiten, hinterließen kleine rote lustvolle Male. „Oh Alex...bitte nicht.. ich komm sonst gleich..“stöhnte Lukas leise und versuchte nur halbherzig mich aufzuhalten. Ich legte eine Hand auf seinen Bauch und drückte ihn leicht zurück. Die Gegenwehr brach nun völlig ab. Fester schlossen sich meine Lippen um sein Glied und voller Genuss lutschte ich seine volle Länge solange, bis ich das Beben in seinen Lenden spürte und sein Sanft in meinen Mund schoss. Ich schluckte alles hinunter und leckte ihn sauber, was mit Protest begleitet wurde, da diese Berührung nach dem Höhepunkt für ihn fast unerträglich schien. Schwer atmend und mit geröteten Wangen sah er mich an. Sein Blick war fragend und überrascht, schließlich war ich für gewöhnich nicht der Typ, der Blowjobs verteilte. Ich hingegen grinste ihn nur an. „ Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das schon alles war, oder?“ Ebenfalls mit einem Grinsen schlang Lukas seine Arme um meinen Hals und zog mich zu sich heran, umschlang mich mit den Beinen und eröffnete damit die nächste und mit sicherhiet nicht die letzte Runde für diesen Abend.... --> Ende <---- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)