Heartbeats von Shijin (Atemu x Yugi) ================================================================================ Kapitel 2: Bekanntschaften -------------------------- ~~Yugi~~ Die erste Stunde beginnt gleich mit Mathematik. Nicht unbedingt mein Lieblingsfach, aber mit ein bisschen Hausaufgaben komme ich schnell mit dem Thema zurecht. Doch heute verstehe ich nur Bahnhof. Parallele, Parabel, Limes, Vektoren… wovon sprechen die hier bitte? Irgendwie drehen sich die ganzen Aufgaben um Funktionen, mit denen wir unter Berücksichtigung von Verdienst, Lohnabgaben und Steuern den Gewinn des Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum ausrechnen sollen. Schon nach einer Viertelstunde dröhnt mir der Kopf und ich frage mich, wozu ich das später einmal brauche. Ich will Sportler werden… mehr nicht! Darum bin ich auf ein Sportinternat gegangen und nicht auf eine Schule für Jungunternehmer. Ich entscheide mich dafür nur noch die Tafelanschrift abzuschreiben und heute Abend mich mit dem Stoff vertrauter zu machen. Mein Vordermann scheint es besser zu verstehen… er müsste mein Zimmermitbewohner sein, vielleicht hilft er mir ja. Bei Joey und Atemu sehe ich die gleichen Fragezeichen. Ich bin total erleichtert als es endlich klingelt. Sofort schließe ich mein Heft und lege erschöpft den Kopf auf die Bank, nachdem der Lehrer die Klasse endlich verlassen hat. Doch kaum hat der erste Lehrer den Raum verlassen, steht auch schon der nächste am Pult und will mit seinem Unterricht beginnen. Natürlich fährt er mich sogleich sauer an, was mein Kopf auf der Bank verloren habe, und verlangt meinen Namen zu wissen. Verängstigt stehe ich auf und stelle mich ihm vor. Prompt erklärt mir der Lehrer, was ich alles falsch gemacht habe. „Mr. Muto, so wird Sie niemand einstellen. Sie stehen sehr verkrampft und ziemlich gebückt da. Auch lässt Ihre Mimik Unwohlsein erkennen. Außerdem sprechen Sie viel zu leise. Bitte noch einmal.“ Während der Lehrer so loslegt, werde ich immer kleiner und aus dem hinteren Teil der Klasse nehme ich ein leises, helles, schadenfrohes Lachen war. Na super, Yugi, du hast es wieder einmal geschafft die Lachnummer der Klasse zu werden. Ich habe gehofft, dass es hier besser werden würde. Verstohlen werfe ich einen Blick auf meinen Stundenplan: Rhetorik... Noch so ein Fach, was nichts mit Sport zu tun hat… Um meine Demütigung noch perfekt zu machen, lässt mich der Lehrer diese Prozedur noch drei Mal wiederholen und beurteilt danach jedes Mal meine Darbietung, wobei er wenig positives daran lässt. Total gedemütigt setze ich mich auf meinen Platz zurück und verhalte mich für den Rest der Stunde still. Der Lehrer nimmt nun Atemu dran, der sich natürlich perfekt vorstellen kann. Joey klopft mir aufmunternd auf die Schulter und versucht mich zu trösten. „Kopf hoch, das macht er mit jedem Neuen am ersten Tag. Rhetorik ist nicht einfach, aber du schaffst das schon.“ Viel besser fühle ich mich danach aber trotzdem nicht. Ich habe mich total blamiert oder anders gesagt: Der Lehrer hat mich vorgeführt. Eine interessante Art des Umgangs miteinander! Leider sind Mathe und Rhetorik nicht die einzigsten Fächer an diesem Morgen, bei denen ich eine absolute Niete bin. Englisch, sonst immer mein stärkstes Fach, ist auch die reine Katastrophe. Es wird nur über politische und wirtschaftliche Themen gesprochen und wir trainieren ausschließlich Gespräche zwischen Geschäftspartnern. Geschichtliche oder kulturelle Hintergründe werden völlig ignoriert, obwohl sie ebenfalls sehr wichtig sind, um richtig miteinander kommunizieren zu können. Die einzigen Lichtblicke an diesem Vormittag sind tatsächlich Geschichte, meine Muttersprache Japanisch, die ich als Wahlfach belegt habe, und die Naturwissenschaften. Wenigstens dort kann ich ein bisschen zeigen, dass ich in meiner bisherigen Schulzeit doch etwas gelernt habe. Ganz leise bekomme ich Zweifel an meiner Entscheidung… War es richtig, dass Großvater so viele Schulden für mich gemacht hat? Nur um mir meinen letzten Wunsch zu erfüllen… Nach Chemie klingelt endlich die erlösende Glocke zum Mittagessen und ich schließe erleichtert mein Buch. Es ist anstrengend gewesen… Schnell packe ich meine Sachen zusammen und folge dem Strom. Der Duft nach gekochtem Essen wird immer stärker. Anscheinend nähere ich mich der Cafeteria. Die Schlange an der Ausgabe ist noch nicht so lange. „Du bist der Neuankömmling von heute, richtig?“ Die Dame an der Ausgabe mustert mich prüfend und scheint meine Erscheinung mit einer Liste, die unter ihr liegt, abzugleichen. Dann reicht sie mir einen Teller und wünscht mir freundlichen einen guten Appetit. Anscheinend habe ich der Prüfung standgehalten. Zufrieden lächelnd will ich mich mit meinem Essen nach draußen in die Sonne verdrücken. Doch Joey greift nach meinem Handgelenk, als ich an seinem Tisch vorbeigehe. Er deutet auf zwei freie Plätze bei Atemu und Seto. „Setz dich zu uns, Yugi?“ Freundlich will ich ablehnen. Zwei Mädchen, ich glaube es sind Mitschülerinnen aus meiner Klasse, steuern den freien Platz an diesem Tisch nämlich auch an. Waren es nicht sogar diese Beiden, die mich in Rhetorik ausgelacht haben? Ich möchte mich nicht schon am ersten Tag in einen Konflikt einmischen. Atemu bemerkt meinen Blick und legt automatisch seine Tasche auf den freien Stuhl. „Sorry, Chichi, der Platz ist für unseren Mitbewohner reserviert.“ Nur widerwillig setzen sich die beiden Schülerinnen auf einen Platz schräg hinter uns. Joey bemerkt immer noch mein unsicheres Zögern. „Das sind nur zwei Damen, die hoffen bei Atemu oder Seto landen zu können, aber da haben sie keine Chance. Komm, setz dich!“ Als ich mich schließlich setze, habe ich das unbestimmte Gefühl, dass mir eine der Beiden einen sehr bösen Blick zuwirft. Joey rückt seinen Stuhl näher an den Tisch und dicht neben Seto. „Und haben sie euch gut über unsere Abwesenheit hinweggetröstet?“ Joeys freche Frage wendet meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe zurück und lässt mich die Mädchen für einen Moment vergessen. Der Brünette, neben dem Joey sitzt, gibt ihm darauf Antwort. „Ach, Schatz, du weißt doch ganz genau, dass nur du mir richtig Gesellschaft leisten kannst.“ Daraufhin umarmt Joey den Brünetten, wobei ich das Gefühl habe, dass die nicht ernst gemeint ist. Oder doch? Hoppla, bin ich hier in einem Zimmer mit zwei Homos gelandet? Ob Atemu etwa auch schwul ist? Meine Wangen werden wärmer. Die beiden Mädchen am Tisch hinter uns haben die Antwort natürlich auch gehört. Die eine mit den dunkelbraunen Haaren macht einen entsetzten oder sogar traurigen Eindruck. Ziemlich schnell verschwinden beide aus der Cafeteria und die drei Herren am Tisch brechen in Gelächter aus. Atemu lobt Joey, dass dieser eine hervorragende Vorstellung abgegeben hat. Also doch nicht homosexuell? Ich verstehe gar nichts mehr. Ist jetzt auch egal, denn sie beruhigen sich langsam wieder und der Brünette stellt sich mir endlich vor: „Seto Kaiba, freut mich, Yugi. Nur damit du keinen falschen Eindruck bekommst. Joey und ich sind kein Paar. Ohne diese alberne Vorstellung wäre ich diese nervigen Weiber nie losgeworden.“ Ich stutze bei dem Namen Kaiba und will nachfragen, aber ich werde von einem wütenden Joey unterbrochen: „Diese ALBERNE Vorstellung? Albern? Die war absolut nicht albern, die war perfekt.“ Postwendend kommt von Seto die kühle und ziemlich gleichgültige Antwort, die Joey noch mehr reizt. Geht das immer so zwischen den beiden ab? Eine Viertelstunde zanken sich die beiden wie ein altes Ehepaar, wenn da nichts am Laufen ist, bin ich der Kaiser von China. Als sich Seto und Joey einigermaßen beruhigt haben, stelle ich meine Frage von vorhin: „Sag mal, Seto, hast du irgendetwas mit der Kaiba Corporation zu tun?“ Jetzt stutzt Seto erst einmal und verschluckt sich an seinem Wasser. „Woher kennst du die Firma meines Vaters?“ „Ich komme aus Domino. Außerdem bezieht mein Großvater einige seiner Spiele von dieser Firma. In Japan triffst du kein Kind, das diesen Namen nicht kennt.“ Seto und ich wohnen in der gleichen Stadt. Warum sind wir uns früher nie begegnet? Wahrscheinlich, weil ich ein einfacher Bürger bin und er der Erbe der berühmtesten Spielefirma Japans. Das scheint Seto ebenfalls die Sprache zu verschlagen, aber Atemu ist dagegen nicht sprachlos. „Du kommst aus Japan?“ Diese überraschte Frage beantworte ich mit einem schüchternen Nicken. „Cool, ich bin Halbjapaner. Meine Mutter war Japanerin. Ich glaube, dass sie aus Osaka kam. Mein Vater… nunja er lebt irgendwo in den Staaten.“ Das kommt von Joey und wir haben ein Gesprächsthema gefunden. Joeys Mutter ist zwar schon tot, aber er fährt trotzdem noch oft in den Ferien nach Osaka um seine Großeltern zu besuchen. Auch erfahre ich, dass Seto und ich sogar in der gleichen Stadt wohnen. Atemu hört uns interessiert zu, aber er hält sich bei dem Thema ziemlich zurück. Was versteckt er bloß? Wir hätten uns noch eine Weile so weiter unterhalten können, jedoch werden wir von zwei anderen Schülern gestört, die jünger sind als wir. Ein Mädchen mit braunen Haaren, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit Joey aufweist, und ein Junge mit langem schwarzem Haar komme auf uns zu. Der Junge rennt sofort auf Seto zu und begrüßt ihn stürmisch auf Japanisch. Atemu und Joey scheinen die Unterhaltung zwischen den Brüdern nicht besonders gut zu verstehen und wenden sich dem Mädchen zu. Diese Szene scheint auch normal zu sein. Ich fühle mich ziemlich unwohl dabei die vertrauliche Unterhaltung der Brüder zu „belauschen“ und versuche mich abzulenken. Seto scheint das bemerkt zu haben, denn er führt die Unterhaltung mit seinem Bruder so weiter, dass jeder sie verstehen kann. Auch stellt sich der jüngere der Kaiba-Brüder mir als Mokuba vor. Bei ihm höre ich noch einen starken Akzent, wenn er Englisch spricht. Der fehlt bei seinem Bruder völlig. Eine Gemeinsamkeit mit mir… Das Mädchen verhält sich ruhiger und stellt sich mir zuerst einmal vor. „Du bist sicher der Neue. Serenity Wheeler, Joeys kleine Schwester.“ „Freut mich, Yugi Muto.“ Wir reichen uns die Hände, aber weiter können wir uns nicht unterhalten, denn Atemu fährt Serenity ziemlich wütend an: „Wo warst du vorhin, Seren? Ich dachte, wir hatten eine Vereinbarung.“ „Oh verehrtester Yami, natürlich haben wir eine Vereinbarung. Hätte dein verehrter Rhetoriklehrer uns rechtzeitig gehen lassen, wäre ich auch hier gewesen. Wenn du dir endlich einen festen Freund suchst, bist du Chichi sowieso schnell los und das Problem mit den anderen Mädchen ist auch erledigt.“ Atemu ist tatsächlich schwul? Beiläufig wirft Serenity ihrem Bruder einen wohl unschuldig gemeinten Blick zu und flüstert ihm etwas Unverständliches zu. Joey reagiert sofort und fährt seine Schwester wütend an: „Merk es dir endlich mal, Serenity. Seto und ich sind KEIN Paar. Falls e dir noch nicht entgangen ist, Schwesterchen, Seto und ich mögen uns nicht besonders.“ Ach nicht? Da habe ich aber einen ganz anderen Eindruck bekommen. Auch jetzt glaube ich einen traurigen Schimmer in Setos Augen aufblitzen zu sehen, aber dieser ist sehr schnell wieder verschwunden. Oder habe ich mit das doch nur eingebildet? Ein leises Lachen von Mokuba lässt uns auf ihn aufmerksam werden. „Du hast schon Recht, Joey, aber ihr benehmt euch eher wie ein altes Ehepaar, obwohl ihr angeblich nicht zusammen seid. Oder läuft jetzt doch etwas zwischen den Beiden, Yami?“ ~~Atemu~~ Ich zucke nur mit den Schultern, denn in die Kabbeleien der beiden Geschwisterpaare mische ich mich bestimmt nicht ein. Manchmal hat es schon seine Vorteile Einzelkind zu sein… Ich habe schließlich meine eigenen Probleme und kann mich nicht auch noch um zwei Sturköpfe kümmern. „Moki...“ In Setos Stimme liegt ein gefährlicher Unterton, der auch nicht verschwindet, während er weiter spricht. „...was hast du vor?“ Auch Joey mustert seine Schwester jetzt streng, aber diese setzt einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf und beide beantworten die Frage mit einem „Nichts“, das alles andere als unschuldig klingt. Seto und Joey ahnen absolut nichts Gutes und versuchen nun mit ihrer Größe Eindruck auf ihre kleineren Geschwister zu machen, aber das zieht schon lange nicht mehr. Ich belächele sanft die synchrone Darstellung meiner besten Freunde. Die beiden habe keine Chance gegen Serenity und Mokuba. Die zwei haben sich auch gesucht und gefunden. Ob die beiden das selbst auch wissen? Seto und Joey werden immer wütender auf ihre Geschwister und diese machen sich schon zur Flucht bereit. Gegen Setos und Joeys Wutausbrüche sind meine nur heiße Luft… Joey und Seto fixieren ihre Geschwister bedrohlich, die sich zum Sprung fertigmachen und mit einem verschmitzten Grinsen sind sie weg, bevor ich bis drei zählen kann. Auch Seto und Joey sind fast zeitgleich mit ihren Geschwistern aus der Cafeteria verschwunden. Sucht euch ein gutes Versteckt, ihr beiden! Mich lässt dieses Spektakel relativ unbeeindruckt, weil ich es schon lange genug miterlebe, aber Yugi schaut ihnen mit offenem Mund hinter her. Als ich zu dem Kleineren neben mir schaue, fällt mit auch auf, dass er noch so gut wie nichts gegessen hat, während unsere Teller bereits leer sind. „Das ist völlig normal. Seren und Moki wollen ihre Brüder miteinander verkuppeln, aber diesen gefällt die Idee nicht besonders. Obwohl sie doch gut zusammenpassen würden. Gegensätze ziehen sich meist wie magisch an. Willst du eigentlich nichts essen?“ Yugi schüttelt den Kopf und räumt sein Gedeck weg. Auch hilft er mir noch die anderen Sachen wegzuräumen, aber er ist wieder nicht besonders gesprächig. Was hat er bloß? Yugis geringer Appetit macht mir ein wenig Sorgen, denn er ist schon relativ dünn. Es kann daran liegen, dass er neu ist, und er bekommt mit der Zeit wieder mehr Appetit, aber es kann auch eine andere Ursache haben. Ich beschließe Yugi näher im Auge zu behalten. Wir verschwinden nach dem Abräumen in unser Zimmer, wo wir wieder auf Seto und Joey treffen, die sich wie üblich in den Haaren liegen. Dieses Mal geht es darum, wer zuerst die beiden erwischt hat. Yugi und ich schauen uns kurz an und schütteln nur den Kopf. Schnell ziehen wir uns zum Training um und gehen zu den Tennisplätzen. Jetzt im Sommer können wir nicht mit unseren eigentlichen Geräten trainieren. Zur Verbesserung unserer Fitness lernen wir Tennis zu spielen. Wo sind bloß die zwei Freistunden schon hin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)