Dämonenherz von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 1: Er kann den Brunnen benutzen! ---------------------------------------- „Wohin gehen wir? Ich kann nicht meeeehr...“ Inu Yasha ignorierte diesen Einwurf des kleinen Fuchsdämonen. „Ein Splitter, Kagome?“ Kagome beugte sich etwas näher zu ihm. „Einer.“, murmelte sie, „Wir...“ „Ich weiß, wir werden beobachtet von dem Knirps. Ich meine, sonst noch was?“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber dafür rieche ich eine Menge.“, sagte Inu Yasha, „Das gefällt mir nicht...“ „Hilfe!“ Ein ihnen nur zu gut bekanntes kleines Mädchen stolperte vor ihnen auf den Weg. Als sie Inu Yasha erkannte, lief sie zu ihm und fiel auf die Knie. „Ihr müsst mir helfen!“ „Wieso sollte ich dem kleinen Rotzblag helfen?!“, fauchte Inu Yasha, „Soll Sesshomaru sie doch beschützen, der alte Mistkerl!“ „Sitz!“, flötete Kagome, brachte ihn so zum Schweigen und hockte sich vor Rin. „Was ist denn, Kleines?“ Das Mädchen schniefte leise. „Wir sind von einem Sturm überrascht worden, und dann sind wir in eine Höhle gegangen, weil Sesshomaru-sama gesagt hat, draußen ist es zu gefährlich und da drin war es ganz dunkel und Jaken hat Feuer gemacht mit dem Kopfstab...“ Jaken knurrte leise, schien jedoch recht angetan von dem, was er Sango und Miroku vom Teller stibitzen konnte. „Und als er dann Feuer gemacht hat, waren da überall komische Viecher, die aussahen wie eine Mischung aus Mensch und Eidechse, und Sesshomaru-sama hat gesagt, dass wir abhauen sollen, und Jaken wollte nicht, aber ich hab ihn mitgezogen, und dann wollte Sesshomaru-sama nachkommen, das ist er aber nicht, und wir wussten nicht, was wir machen sollten, und Sesshomaru-sama ist ganz bestimmt in Gefahr, wir haben euch gesucht, weil Inu Yasha doch Sesshomaru-samas Bruder ist, und ich dachte, er hilft ihm bestimmt...“ „Das kannst du dir in die Haare schmieren.“, knurrte Sesshomarus Halbbruder, doch ein weiteres „Sitz!“ brachte ihn erneut zum Schweigen. „Natürlich helfen wir dir.“, sagte Kagome und schoss einen eisigen Blick zu Inu Yasha, „Aber erst mal gibt’s was zu Essen...“ „Na, wieder wach?“ Vorsichtig bewegte Sesshomaru seine über dem Kopf gefesselten Hände, doch ein stechender Schmerz in seiner verletzten Seite machte seinen Versuch zunichte. Kagura betrachtete ihren Gefangenen von Kopf bis Fuß. „Versuch es nicht, das Kraftfeld lähmt deine dämonischen Kräfte, und die Bleiketten tun ihr übriges...“ „Wenn mich dein sogenannter Meister absorbieren will, warum tut er’s dann nicht einfach?“, knurrte Sesshomaru. „Ja, das würde er ja schon...“, sagte Kagura und setzte sich vor ihm hin, „Aber leider bist du auch mit gelähmten Fähigkeiten ein harter Brocken. Also schwächen wir dich erst etwas... weißt du vielleicht, wie lange ein Dämon ohne Nahrung auskommen kann?“ „Ich hege keinerlei Bedürfnis, es auszuprobieren.“, knurrte der Gefangene. „Sesshomaru-sama braucht keine Hilfe!“, fauchte Jaken, „Er kann sich sehr gut selbst verteidigen!“ „Halt die Klappe.“, seufzte Kagome, die keine Lust verspürte, sich dieselbe Leier den ganzen Tag anzuhören. „Inu Yasha, was riechst du?“ Keine Reaktion. „Inu Yasha!“, fauchte sie, „Willst du mich jetzt für immer mit eisigen Schweigen strafen oder würdest du gerne den Großteil unseres Weges aufrecht zurücklegen?“ Inu Yasha knurrte, gab ihr aber die Richtung an und fügte auch hinzu, dass er Sesshomarus Geruch zusammen mit Narakus wahrnahm. „Du hast in den Dämonenkriegen gekämpft, nicht wahr?“ Kaguras Stimme riss ihn aus seinen mordlüsternen Gedanken, doch er nickte. Kagura kam näher. „Was macht deine Verletzung?“ „Es geht mir gut!“, fauchte Sesshomaru, doch im selben Moment verzog er das Gesicht. „Aha, es geht dir also gut.“ Kagura kam ein paar Schritte näher. Ohne auf seinen Protest zu achten zerriss sie den Rest seines Oberteils und bastelte daraus eine Art Verband. „Besser?“ „Es geht.“, sagte Sesshomaru so eisig er konnte, doch sein Widerstand ließ arg zu wünschen übrig, wie er festgestellt hatte. Naraku hatte es darauf angelegt, ihn körperlich und geistig zu brechen, was ihm bisher allerdings nur körperlich gelungen war – und auch da hatte es ihn nur ein paar Rippen gekostet. Das würde schnell wieder heilen. Was ihm mehr zu schaffen machte, war die Sorge um Rin. Er war nicht dumm, und als Rin ihm erzählt hatte, dass sie ihren Vater nicht kennen gelernt hatte und dass ihre Mutter gestorben war, als sie noch ein Kleinkind gewesen war, dass sie laut den Dorfleuten eines Tages von einem „streunenden Wolf“ ins Dorf gebracht worden war und dass die Dorfleute sie aufgrund ihrer höchst zweifelhaften Herkunft und einigen anderen Dingen, von denen sie ihm nichts hatte erzählen wollen (allerdings war Sesshomaru aufgefallen, dass sie sich bemühte, ihre Ohren stets von ihren Haaren bedeckt zu halten), nicht leiden konnten, war ihm durchaus klar gewesen, wer die Kleine wirklich war. Außerdem sah sie Sayuri erstaunlich ähnlich. Kagura seufzte und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. „Du hältst dich tapfer... wer ist die Kleine?“ „Das werd’ ich dir grade sagen.“, knurrte der Hundedämon. „Nun, zweifellos bedeutet sie dir eine Menge, und sie hat Hundeohren, also liegt der Verdacht nahe, dass sie deine Tochter ist. Wenn dem aber so ist, wieso hast du einen Halbdämon als Kind, wo du die Menschen doch so hasst? Wenn sie nicht deine Tochter ist, warum läuft sie dann mit dir herum, Halbdämonen hasst du doch auch...“ Er knurrte unwillig. „Das geht dich nichts an.“ „Oh doch, denn Naraku hat mir befohlen, sie zu finden und zu töten.“ „Lass deine Finger von ihr!“, fauchte Sesshomaru, und im selben Moment wusste er, dass er sich verraten hatte. Sie lächelte wissend. „Keine Sorge, dein kleines Geheimnis ist bei mir in guten Händen, aber Naraku ist nicht dumm. Wie du dich entsinnen wirst, habe ich dich einst darum gebeten, Naraku zu beseitigen. Wenn dir was am Leben deiner Tochter“ – sie betonte das Wort – „gelegen ist, dann tu das. Andernfalls lässt er sie so oder so töten, da kann ich nichts gegen machen, denn ich muss mich seinem Willen beugen. Ich bin in der Lage, dich zu befreien, denn Naraku wird morgen seine Burg verlassen, zu irgendeinem neuen wahnsinnigen Plan, da bekommt er nichts mit, und du bist in der Lage, Naraku zu töten, und damit können wir uns verbünden. Also, was sagst du dazu?“ Es regnete die ganze Nacht hindurch, und glücklicherweise fanden sie in ein paar verlassenen kleinen Holzhütten Unterschlupf. Gegen Morgen beruhigte es sich etwas, und Kagome wachte auf, weil auf dem Dach eine Amsel sang. Inu Yasha schlief inzwischen – er hatte vor der Hütte Wache gesessen – und sie kuschelte sich kurzerhand an ihn. Er legte im Schlaf einen Arm um sie, und sie musste lächeln. Inu Yasha murmelte etwas im Schlaf, was nach „Lauf weg, Kagome!“ klang. Sie streckte die Hand aus und begann, seine Ohren zu streicheln. Hunde mochten das, und er war immerhin ein halber Hundedämon. Inu Yasha schnurrte leise und beruhigte sich nach einer Weile wieder. Wann wohl der nächste Neumond war? Kagome hatte festgestellt, dass Inu Yasha sehr viel erträglicher war, wenn er ebenfalls seine menschliche Gestalt hatte. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und Kagome ertappte sich dabei, wie sie den muskulösen Oberkörper des schlafenden Hanyou bewunderte. Er trug einige Narben, die er sich in Kämpfen eingefangen hatte – von den meisten wusste Kagome auch, wie sie entstanden waren. Inu Yasha blinzelte und öffnete die Augen. „Hm...?“ Kagome lächelte leicht und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen.“ Inu Yasha schnupperte in der Luft. „Was ist?“ Besorgt trat Kagome neben ihn. Glücklicherweise schien Inu Yasha nur froh darüber zu sein, endlich wieder Narakus Spur aufgenommen zu haben und betrachtete die Tatsache, Sesshomaru retten zu müssen lediglich als „lästige Pflicht“. Immerhin besser als gar nichts., dachte sich Kagome. Vielleicht würden die beiden Brüder sich dadurch etwas näher kommen, und demnächst konnte man gemeinsam gegen Naraku kämpfen? „Wir sind in der Nähe des Knochenfresserbrunnens...“, sagte Inu Yasha, „Aber das ist nicht gut, es stinkt nach Naraku!“ „Der Brunnen riecht Naraku.“, befand Inu Yasha. „Oh Gott!“, kiekste Kagome, „Ich muss nach Hause! Wenn er durch den Brunnen gegangen ist, dann...“ Sie drehte sich zu Sango und Miroku um, doch im selben Moment fiel ihr die hochgewachsene, weiß gekleidete Gestalt auf, die sich in aller Ruhe mit Rin unterhielt. Inu Yasha knurrte. „Ich dachte, du prügelst dich gerade mit Naraku und brauchst Hilfe.“ „Das hat sich offensichtlich erledigt.“, sagte Sesshomaru unterkühlt. Er hatte Rin auf dem Arm und Kagome bemerkte, wie er ihr einen fast zärtlichen Blick zuwarf. Als Sesshomaru bemerkte, dass Kagome ihn beobachtete, setzte er Rin rasch wieder ab und wandte sich dem Brunnen zu. „Versucht nicht, mir zu folgen, ihr würdet dabei allesamt sterben.“, sagte er, strich Rin über den Kopf und sprang in den Brunnen, folgte Naraku. Sofort versuchte Kagome, ihm zu folgen, doch Inu Yasha hielt sie zurück: „Lass mich zuerst!“ Er sprang ebenfalls in den Brunnen, kletterte jedoch nach kurzer Zeit wieder heraus: „Dieser elende Sturkopf hat den Brunnen versiegelt!“ Kagome fand keinen Schlaf. Ständig musste sie daran denken, was Naraku ihrer Familie antun konnte – oder bereits angetan hatte! Außerdem machte sie sich, aus welchem Grund auch immer, Sorgen um Sesshomaru. Inu Yasha setzte sich neben sie und legte die Arme um sie. „Mach dir keine Sorgen.“, sagte er, „Ich... bin mir sicher, deiner Familie geht’s gut...“ Kagome legte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich... ja, sicher...“ Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Hattet ihr mal ein besseres Verhältnis, du und Sesshomaru?“ Inu Yasha druckste eine Weile herum. „Früher, ja.“, murmelte er, „Ich hab’ ihn bewundert... ich meine, ich war immer nur der kleine dumme Hanyou, der ja zu nichts zu gebrauchen war, und er war ein großer Krieger. Er hat in den Dämonenkriegen gekämpft, obwohl er eigentlich nicht wollte. Früher hatte er nichts gegen Menschen, im Gegenteil, er... hatte ein Verhältnis mit einer Menschenfrau, aber sie wurde von einer Räuberbande getötet – von Menschen eben, und deswegen hasst er die Menschen so.“ „Irgendwie verständlich.“, murmelte Kagome, „Und, ähm...“ „Keine weiteren Fragen.“, knurrte Inu Yasha. „Nur ein anderer vollwertiger Dämon könnte Sesshomarus Siegel brechen, und vielleicht auch dafür sorgen, dass wir allesamt in deine Welt reisen können.“, sagte Sango, „Wir bräuchten also einen Dämon, der bereit wäre uns – oder zumindest dir – zu helfen, der Naraku hasst und der uns vielleicht sogar im Kampf unterstützt...“ Ein Lächeln breitete sich auf Kagomes Gesicht aus. „Ich glaube, ich habe eine Idee.“, sagte sie. „Wenn er dich belästigt, dreh’ ich ihm den Hals um!“, knurrte Inu Yasha. Sango half Kagome auf Kiraras Rücken und reichte ihr ihren Bogen. „Sei vorsichtig.“, sagte sie, ohne sich von Inu Yashas verhaltenem Protest stören zu lassen, „Es gibt uns feindlich gesinnte Dämonen und Straßenräuber, und wir wissen nicht, wo er sich gerade aufhält. Kiraras Geruchssinn dürfte dir eine Hilfe sein. Viel Glück.“ Kagome kraulte Inu Yasha über die Ohren. „Mach dir keine Sorgen, ich schaff’ das schon.“, sagte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)