Unkaputtbar von abgemeldet (Kapitel 23: Nachdenken) ================================================================================ Kapitel 4: Kindergarten ----------------------- Nach einem Schlägertypen sah er ja nicht gerade aus. In der Pause schien sich Kaoru vorgenommen zu haben, Kyo ein sichtbar großes Loch in den Bauch zu fragen. Das ging mit den Gründen für seinen Umzug los, und hörte bei noch ganz anderen Dingen auf. Seine Mitschüler schienen ihn erstmal aufgrund seines außergewöhnlichen Aussehens meiden zu wollen. „Und deine Familie? Hast du Geschwister, oder sind deine Eltern wegen der Arbeit umgezogen?“ „Nee, ich bin von zuhause weggezogen. Geschwister habe ich leider keine, aber ich habe mir in den Ferien einen Nebenjob gesucht und betreue immer Nachmittags ein paar kleine Kinder in einer Tagesstätte hier in der Nähe.“ Kaoru fing an zu lachen. – „Waaas?“ „Naja, ich denke in einem Kindergarten solltest du dich ja auch wohlfühlen, da sind nämlich wenigstens noch alle Kinder kleiner als du, ne? Und so kleine Kinder haben auch noch keine Angst vor so einem Schreckgespenst wie dir.“ Mit einem lauten, protestierenden Kampfschrei stürzte sich Kyo auf diese Bemerkung hin auf einen nun verdutzt schauenden Kaoru und bewies ihm einmal mehr, das ‚Kampfzwerg’ es doch am besten traf. Auch wenn er es nun doch lieber ließ, etwas in dieser Richtung zu sagen. Lachend schob er ihn von sich runter. „Yare,yare, ich mein’s doch nicht so!“ Ein leises Grummeln und noch ein böser Blick von Kyo konnten auch nurnoch dazu beitragen, das Kaorus Grinsen um noch eine Spur breiter wurde. Toshiya, der eine Bank neben ihnen saß, war allerdings hellhörig geworden. Kindergarten? Oh Gott, bittte lass diesen Typen da nicht das sein, woran er gerade dachte. Allerdings schienen Hanamis Beschreibungen nur zu gut auf diesen neuen Mitschüler zuzutreffen. Seufzend vergrub er das Gesicht in seiner Armbeuge. Als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, fuhr er hoch, und starrte mit weit aufgerissenen Augen seinen ‚Wiedersacher’ an, der sich als Kaoru herausstellte. Toshiya atmete langsam aus und die Anspannung die sich im Bruchteil einer Sekunde aufgebaut hatte, fiel ein wenig von him ab. „Hey!“, meinte der Lilahaarige leise, was er mit einem leichten Nicken beantwortete, wobei er seinen Kopf allerdings wieder senkte und seine Hände auf einmal sehr interessant zu finden schien. „Und, was hast du in den Ferien gemacht?“ Ein nervöser Blick. „Nichts“ Warum war Kaoru bei ihm? Musste er sich nicht um den Neuen kümmern? Verdammt, er brauchte sein Mitleid nicht. Und doch tat es so unendlich gut zu wissen, das man wenigstens einem Menschen in seinem Leben nicht ganz egal war. „Hm...das ist nicht gerade viel. Du hättest mich ja anrufen können, und dann hätten wir zusammen was unternommen.“ Ja, klar, noch was? Ok, er gab ja zu das er schon einige Male seine Nummer in den Händen gehalten hatte und kurz davor gewesen war ihn anzurufen. Allerdings hatte er sich immerwieder im rechten Moment besonnen es nicht zu tun. Was hätte er denn sagen sollen? Er wäre ja garnicht weg gekommen. Außerdem sollte Kaoru seine Zeit nicht mit ihm verschwenden. Konnte er ihn nicht einfach ignorieren? Er sollte lieber wieder zu dem kleinen Blonden gehen. ..aprpspros...wo war der eigentlich? Toshiya zuckte mit einem Mal panisch zusammen als er spürte, wie sich jemand von hinten über ihn beugte. Mit angstgeweiteten Augen starrte er Kyo an und schien geradezu unterm Tisch verschwinden zu wollen. „Ganz ruhig, ich tu dir ja nichts! Ich bin Kyo!“ Toshiya sah ihn immernoch an, als wenn er ein riesiges, ekelhaft furchterregendes Monster vor sich hätte, und so piekte ihm Kyo einmal kurz in die Schulter, um ihn aus seiner Starre zu holen. Aus seiner Starre holte er ihn auch, allerdings wohl etwas anders als erwartet. Er stöhnte kurz gepeinigt auf und senkte den Kopf noch mehr, um den Beiden nicht sein eindeutig schmerzverzerrtes Gesicht zu zeigen. Kyo und Kaoru warfen sich einen flüchtigen Blick zu. Kyo setzte sich langsam neben den Schwarzhaarigen, der sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, als ganz weit weg zu sein. „Siehst du auch überall sonst noch so aus?“, stellte Kyo de unverblümte Frage. Toshiya antwortete nicht und schien nur weiter im Stuhl versinken zu wollen. Er wurde allerdings von der Lehrerin, die soeben das Zimmer betrat erlöst, da alle Schüler auf ihre Plätze huschten. Kyo folgte dem Unterricht nur mit einem Ohr. Er machte sich Gedanken um einen Jungen, der anscheinend nicht mit ihm sprechen wollte und den er eigentlich auch garnicht kannte. Er faszinierte ihn irgendwie. Vielleicht lag es ja auch nur daran, das er auf Kyo wie ein kleines Kind wirkte. Und Kyo mochte kleine Kinder. Allerdings glaubte er selbst nicht so wirklich an diesen Vorwand, und schon garnicht an die Möglichkeit, damit sein Interesse für Toshiya zu begründen. Er schob Kaoru, der neben ihm saß einen kleinen Zettel von seinem zerfledderten Timeplaner zu. ‚Ist der auch immer SO drauf?’ Kaoru nahm das Blatt Papier, und wenig später konnte Kyo leise das Kramen in einer Blechfedermappe vernehmen. !Ich weiß es echt nicht.Lässt niemand an sich ran. Das einzige was ich weiß, is das seine Eltern nicht ganz so reich sind.’ Das sollte wohl ungefähr soviel heißen, das Toshiyas Familie zu einer der ärmsten zählte. Aber soetwas in der Art hatte er sich aufgrund von Toshiyas Klamotten auch zusammenreimen können. Nach der Schule, das heißt nach 6 darauffolgenden, zäh verfließenden Stunden, packte Kyo so schnell er konnte seine Sachen, und verabschiedete sich von Kaoru. Dann nahm er die Beine in die Hand und rannte zu seinen ‚Nachmittags-Schützlingen’. Im Kindergarten angekommen wurde er auch gleich von der ersten Horde kleiner Kinder umschwärmt. Er lächelte als sich ca. 3 Kinder an jede Hand gehängt hatten, und er durch das Gebäude gezogen und geschoben wurde. Er setzte sich mit ihnen in das große mit Teppich ausgelegte Spielzimmer, und wartete bis noch ein paar andere Kinder herangekommen waren. „Naaaaaa, was schaut ihr mich denn so an?“, meinte er mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht. Viele erwartungsvolle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. „Du hast was hinter deinem Rücken!“, meinten ein paar der Kleinen und zeigten lachend auf ein Buch, welches Kyo mehr schlecht als recht hinter sich versteckt hatte. „So? Was ist denn DAS?“ Und er zog den dicken Pappband hervor, und betrachtete ihn genau von allen Seiten, wie als wenn er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. - EIN BUUUCH!-, kam die laut schallende Antwort. „Hm...und was machen wir damit?“ Wieder viele erwartungsvolle Kindergesichter, die ihn anlächelten. „Soll ich euch was draus vorlesen?“ „HAAAAAI!“ Kyo lachte. Er liebte es einfach mit den Kleinen zusammenzusein und ein bisschen kindisch mit ihnen zu sein. Wenn ihn jemand der ihn vielleicht von woanders her kannte so sehen würde, dann käme wahrscheinlich irgend soetwas wie: „Hey, wer bist du, und was hast du mit Kyo gemacht?“ Aber da so gut wie niemand wusste womit er sein Taschengeld und zusätzlich auchnoch seine Laune aufbesserte, konnte sowas ja nicht passieren. Kyo fing also an die Geschichte vom kleinen Hund >Inuki< zu lesen, der eines Tages beschloss die Welt zu erkunden und auf seiner großen Reise auch noch >Toriko<, die kleine Ente und >Mimiko<, das kleine graue Mäuschen, kennenlernte. Gerade als Mimiko einen riesengroßen Tunnel aus Metall gefunden hatte, der einfach so auf der Wiese herumlag, und Toriko und Inuki der Sache auf die Spur gehen wollten, war auch das letzte Kind seiner begeisterten Zuhörerschar auf Kyo’s Schoß eingeschlafen, was er daran merkte, das ihm niemand mehr an seinem Nasenpiercing herumfummelte. Mit einem kleinen Seufzen und sich Gedanken über seinen Lesestil machend, hob er den kleinen schwarzhaarigen Jungen vorsichtig auf seinen Arm, und brachte ihn zusammen mit einem anderen Kind, welches sich gerade noch so mit verschlafenen Blick auf den Beinen halten konnte, zu den bereitgelegten Tatamimatten. Dort kuschelte er den Kleinen unter die Decke und strich ihm zum Abschluss noch einmal durch sein kurzes glänzendes Haar. Schließlich wendete er sich ab und ging lächelnd auf ein kleines Mädchen zu, welches wie jeden Nachmittag an einem der großen Tische saß und malte. Er mochte sie. Sie war nicht ganz so aufgedreht und seiner Meinung nach auch schon sehr reif für ihr Alter. „Hey, Hanami. Na, was malst du heute?“ Sie schaute auf und lächelte ihn freudig an. „Ich male eine Schule. Das hier -“, und sie zeigte auf ein leicht unförmiges Rechteck mit krummen Wänden, „-das ist die Schule. Und das ist mein Bruder der gerade in die Schule reingeht!“ „Aha, dein Bruder geht also noch zur Schule?“ Das kleine Mädchen nickte und schaute noch einmal auf das farbig bekritzelte Blatt Papier. „Er holt mich immer von hier ab.“ – „So? ich habe ihn noch nie hier gesehen.“ „Du warst immer woanders wenn er gekommen ist.“ Er lächelte. „Du hast deinen Bruder ganz doll lieb, nicht wahr?“ „Hai, mein Bruder ist der Allerbeste! Meine Mama ist nichtmehr da, als sie weggegangen ist, war ich traurig. Aber er meinte das sie jetzt an einem schönen Ort ist, und da habe ich nichtmehr geweint. Denn mein Bruder kümmert sich ja jetzt um mich!“ Kyo nickte verständnisvoll. „Er hat sie bestimmt auch lieb gehabt.“, sagte er, während er ihr eine lose Strähne hinters Ohr strich. „Ja, und Papa auch. Papa ist immer so doll gestresst seit sie weg ist. Mein Bruder sagt, das er traurig ist.“ „Das ist er bestimmt. Aber er weiß ja auch das es ihr jetzt gut geht. Und außerdem hat er ja immernoch euch.“ Hanami nickte freudig. Das sich ihr Strahlen noch verstärkte und sie aufsprang, veranlasste auch Kyo dazu sich umzudrehen. Seine Augen wurden groß. Toshiya stand in der Tür und ließ sich nun in die Hocke sinken, um seine kleine Schwester liebevoll in den Arm zu nehmen. Hanami nahm ihn bei der Hand, und führte ihn mit zurück an den großen Tisch, was Toshiya deutlich wiederstrebte als er erkannte, wer da noch saß und sie beobachtete. „das hier ist der nette Kindergärtner von dem ich dir erzählt habe!“, sagte sie strahlend, wärend sie wieder ihren Platzt erklomm und ihre Stifte zusammenpackte. Toshiya nickte Kyo vorsichtig zu, richtete seinen Blick aber sofort wieder auf Hanami. „Und das hier habe ich für dich gemalt! Das ist die Schule und das bist du, wie du gerade reingehst!“, erklärte sie die kleinen undeutlichen Formen und Strichmännchen. „Das ist sehr lieb von dir.“, sagte Toshiya leise und nahm das Blatt welches sie ihm hinreichte in Empfang. Kyo beobachtete alles ganz genau, wessen sich Toshiya sehr wohl bewusst war und sich deshalb unbehaglich fühlte. „Hanami. Wir müssen nachhause, sonst macht Papa sich Sorgen.“, flüsterte der Schwarzhaarige schon fast. Hanami schien ihn allerdings sofort zu verstehen, was Kyo schlussfolgern ließ, das er immer in dieser Lautstärke redete. Sie verabschiedete sich noch schnell von Kyo, indem sie ihm einmal um den Arm fiel (an was anderes kam sie gerade nicht ran) und Toshiya nahm sie dann vorsichtig auf den Arm, bevor er mit ihr den Raum verließ. Als sie draußen waren sprang Kyo auf und lief auf eine der fest angestellten Kindergärtnerinnen zu, die die Szene ebenfalls beobachtet hatte. „Süße Kleine, nicht? Nur der Bruder ist ein bisschen verkommen!“, sagte sie als Kyo näher getreten war. „Was wissen sie denn von der Familie?“, fragte er, ihren vorherigen Kommentar einfach ignorierend. „Nicht viel. Ihr Bruder kommt sie immer abholen. Ist ganz still und schreckhaft. Sie ist auch eher eines von den ruhigeren Kindern, aber sehr freundlich und vorallem sehr intelligent.“ -„Und ihre Familie? Wie sieht es damit aus?“ „Keine Ahnung, ich glaube ihre Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben, aber weiter habe ich nichts mitbekommen.“ Kyo bedankte sich bei der Frau und ging dann zurück zu ein paar Kindern, die gerade mit dem Bau einer provisorischen Autorennbahn beschäftigt waren. Doch so recht darauf konzentrieren, konnte er sich nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)