Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 42: Heilung ------------------- Kapitel 42: Heilung Die Sonne schien hell auf ihn nieder, als er an dem See saß. Kleine Wellen liefen auf dem sandigen Ufer auf und wieder ab. Eine leichte Brise ließ die Blätter an den Bäumen rascheln und wenn er sich gut konzentrierte, dann konnte er sich sogar vorstellen, die Insekten im Gras oder die Riesenkrake im Wasser spielen zu hören. Manchmal, manchmal konnte er sich sogar vorstellen, das Lachen von Kindern im Hintergrund zu hören, aber das war wirklich alles nur seine Vorstellungskraft. Harry Potter hatte keine Ahnung, wie lange er schon dort saß, am Ufer des Sees. Er war dort plötzlich einfach aufgewacht und hatte sich aufgesetzt. Seitdem hatte er sich nicht mehr bewegt. Es gab keine Zeit dort. Die Sonne ging nicht auf und ging nicht unter. Es gab keine Insekten, keine anderen Tiere, keine anderen Menschen. Er war ganz alleine. Und er genoss die Einsamkeit. Er musste nicht denken. Er musste einfach nur sein. Deshalb fühlte Harry sich tatsächlich etwas genervt, als er plötzlich das verräterische Geräusch von Schritten näherkommen hörte. Er bewegte seine Augen nicht von der glatten Oberfläche des Sees fort, als wer immer es wagte seine Ruhe zu stören sich neben ihn hinsetzte. Wer immer es war sprach eine lange Zeit gar nicht, doch schließlich schien die Geduld der Person auszulaufen, als er in einer Stimme, die Harry viel zu bekannt war um sie zu ignorieren, fragte: „Wie lange hast du noch vor hier zu sitzen?“ Harry wirbelte herum, nur um in das grinsende und mit Sommersprossen übersäte Gesicht seines besten Freundes zu schauen. Seines toten besten Freundes. „Du bist tot“, platzte es bloß aus Harry heraus. Ronald Weasley warf lachend seinen Kopf zurück: „Sagt derjenige, der an einem imaginären See sitzt, der zu einem imaginären Hogwarts gehört.“ „Dann… ist das also das Jenseits?“ Ron schüttelte seinen Kopf. „Es tut mir Leid, Kumpel… aber das ist nicht das Jenseits. Noch nicht. Ich glaube, du kannst das hier als Zwischenwelt bezeichnen.” Harry runzelte die Stirn und schaute wieder zum See hinaus. „Und diese Zwischenwelt sieht genauso aus wie das Gelände von Hogwarts?“ „Ich nehme an, es sieht so aus, wie du willst. Ich meine, ich kann nichts dazu sagen. Ich habe hier keinen Zwischenstopp gemacht. Ich bin einfach direkt ins Jenseits gekommen, nachdem Bellas Avada Kedavra mich getroffen hat.“ Harry schluckte schwer. „Dann bist du wirklich tot. Und was machst du jetzt hier?” Mit einem Schulterzucken antwortete Ron: „Wir haben gesehen, dass du nicht weiterziehen würdest und dann haben wir gewählt, wer zu dir kommen sollte. Ich habe gewonnen.“ „Wir?“, fragte Harry mit belegter Stimme. Ron nickte. „Deine Eltern, Sirius, Minerva, Neville, ich und sogar Cedric. All die Menschen, die dir nahe standen und die du sterben gesehen hast. Und sie dachten, ich sei der beste Kandidat dafür, um mit dir über die Entscheidung, die du treffen musst, zu reden.“ „Welche Entscheidung?“ „Ob du mit mir ins Jenseits kommst oder ob du nach Hause gehen willst.“ Mit einem leichten Schmunzeln entgegnete Harry: „Das ist keine schwere Entscheidung.“ „Ist es nicht?“, frage Ron mit gehobenen Augenbrauen. „Es gibt nur eine Wahl, die ich treffen kann, die einfachste für alle. Ich werde mit dir kommen“, sagte Harry entschlossen. „Bist du wirklich sicher? Ich meine, warum?” Ron schien nun ehrlich verwirrt zu sein, als er Harry mit einem fragenden Blick anschaute. „Warum bist du so wild darauf zu sterben?“ „Weil“, erklärte Harry, „ich es sogar hier wachsen spüren kann. Ich habe niemandem die Wahrheit über das Ritual, das ich benutzt habe um Voldemort zu besiegen, erzählt. Mit diesem Ritual habe ich all seine Magie in mich aufgenommen und sie wird mich eines Tages übermannen, besonders jetzt, da ich die Magie von beiden Voldemorts in mir habe.“ „Ich weiß von dem Ritual. Der gute alte Godric selbst hat uns davon erzählt“, winkte Ron ihn ab. „Im Jenseits wissen wir alle davon und du warst wirklich dumm, Harry. Aber willst du wissen, was sogar noch dümmer ist? Nämlich aufzugeben und den einfachen Ausweg zu nehmen.“ Harry sah Ron scharf an. „Du hast keine Ahnung, wovon du da sprichst.“ „Nicht?“ Wieder erhoben sich Rons Augenbrauen so weit, dass sie fast hinter seinem Pony verschwanden. „Dann möchte ich dir eine Geschichte erzählen. Du erinnerst dich, dass ich in der anderen Zeit fast zu spät war, als wir nach Hause gehen sollten, weil ich Trelawney getroffen hatte? Nun, willst du wissen, warum genau ich spät dran war? Ich bin an ihr vorbeigegangen, als ich um eine Ecke gebogen bin, und hatte aus Versehen ihren Ellenbogen berührt. Und das musste etwas in ihr ausgelöst haben. Ihre Augen wurden abwesend und ihre Stimme klang nicht wie ihre eigene, als sie etwas über das Opfer des Springers im Kampf gegen des Dunklen Lords sagte.“ „Noch eine Prophezeiung“, murmelte Harry, der geschlagen klang. „Genau. Ich wusste, was das bedeutete. Ich wusste, dass es bedeutete, dass ich mich selbst in dem Kampf gegen Voldemort opfern musste. Und weißt du was? Ich bin nicht weggelaufen. Ich bin zum Astronomieturm gekommen und mit euch nach Hause gereist, obwohl ich wusste, was mich erwartete.“ „Das war ganz schön dumm von dir, Kumpel.“ Ron lachte wieder. „Nun, wir sind Gryffindors, was erwartest du? Und nun erwarte ich von dir, dass du ein echter Gryffindor bist und nach Hause gehst. Lauf nicht weg, Harry.“ „Aber ich bin nicht stark genug…“ „Muss ich dich erst wieder schlagen?“, drohte Ron. „Wenn du schon so redest, dann hast du den Kampf schon verloren bevor du ihn überhaupt aufgenommen hast. Und du musst kämpfen, Harry. Lass ihn nicht gewinnen! Und denk bitte an all die Menschen, die du zurücklassen würdest. Hermine, Ginny… und bitte Harry, meine Mum soll nicht noch einen Sohn verlieren. Sie hat schon einen von uns verloren – lass sie nicht uns beide verlieren.“ Harry sagte eine lange Zeit nichts, während er über Rons Worte nachdachte. Er hatte natürlich Recht. Harry lief weg. Er wollte die einfache Wahl treffen, nicht die richtige. Er wollte den Ausweg des Feiglings nehmen. Und all die Menschen, die ihn liebten, damit verletzen. Vor ein paar Jahren hatte er sich geschworen, dass er endlich ein normales Leben führen würde, sobald Voldemort besiegt war. Ohne Prophezeiung am Horizont gab es so viele Dinge, die er jetzt tun könnte. Er konnte Ginny sogar endlich um ein Date bitten. Aber war er wirklich stark genug für das normale Leben? War er stark genug um das zu tun, was Godric nicht geschafft hatte? Er schaute in Rons erwartendes Gesicht. Nun, es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. „Wie komme ich zurück?“ Ron grinste breit, als er aufstand und Harry seine Hand anbot, um ihm aufzuhelfen. Harry nahm die Hand und wurde auf seine Füße gezogen. Er drehte sich so, dass er direkt neben seinem besten Freund stand und schaute über das Gelände. „Du musst einfach nur durch das Eingangstor gehen. So einfach ist das. Der Weg ins Jenseits geht durch die Türen zum Schloss.“ Harry schaute über seine Schulter zu den großen Türen des Schloss, die ihn fast ihn die Große Halle lockten, wo ohne Zweifel ein leckeres Festmahl auf ihn warten würde. Seine Eltern waren da, und auch Sirius, doch nachdem er sie in der Vergangenheit getroffen hatte, war Harrys Verlangen sie zu treffen nicht mehr so groß, wie es sonst gewesen wäre. „Okay… Ich bin bereit zu gehen“, verkündete er schließlich und schaute vorwärts zu den Toren. „Weise Entscheidung, Kumpel“, sagte Ron mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu ihm und die zwei jungen Männer umarmten sich. „Pass auf dich auf, Harry. Ich werde dich beobachten und glaub mir, wenn du meiner Schwester jemals wehtust, werde ich persönlich aus dem Jenseits zurückkehren und dich umbringen.“ „Darauf hoffe ich, Kumpel“, antwortete Harry grinsend, als sie sich losließen. Obwohl er auch spürte, wie Tränen in seine Augen stiegen, als er sich von Ron abwendete und mit entschlossenen Schritten zu den Toren lief. Er schaute nicht zurück, denn er wusste, dass er zögern würde, wenn er es tat. Deshalb ging Harry mit seinen Augen gerade nach vorne gerichtet durch die Eingangstore und direkt in eine Welt voller Schmerzen. ~*~ Alles tat ihm weh. Wirklich alles, sogar seine Augenlider, als er versuchte sie zu öffnen. Er wusste, was das bedeutete. Es bedeutete, dass er mit Ron hätte gehen sollen. „Urgh“, stöhnte er, als er wieder versuchte, seine Augen zu öffnen. Alles war durch die kleinen Schlitze, die er geschafft hatte zu öffnen, verschwommen, aber was er sehen konnte überraschte ihn. Das schien nicht die Decke des Krankenflügels zu sein und auch der Geruch des Zimmers war irgendwie verkehrt. Es roch wirklich nach Krankenhaus, was seinen Wunsch einfach zurück in die Dunkelheit zu sinken viel größer machte. Doch gerade als er seine Augen wieder schließen wollte, hörte er ein Klicken und etwas blaues und rotes Verschwommenes kam durch die Tür, gefolgt von etwas schwarzem und braunen. Das blaue und rote Verschwommene blieb abrupt stehen, als seine Augen auf Harry fielen, weshalb das zweite Verschwommene mit dem ersten zusammenstieß. „Harry!“, kreischte das blaue und rote Verschwommene, was in seinen Ohren wehtat. Aber nun wusste er schließlich, wer dieses verschwommene Etwas war. Ginny. „Du bist wach. Endlich!” Ein Schluchzer jagte durch ihren Körper, als das schwarze und braune Verschwommene sie tröstend umarmte. „Schhh, Ginny… Es ist alles gut…“ Harry erkannte auch diese zitternde Stimme. Hermine. „Ich werde einen Heiler holen… Warum bleibst du nicht bei Harry?“ Harry nahm an, dass Ginny genickt hatte, weil sie dann um das Bett herumging und sich auf einen Stuhl neben ihn setzte. Harry versuchte seine Hand zu heben, um ihre Wange zu berühren, aber er konnte sie nicht mal einen Zentimeter von der Matratze anheben bevor sie wieder herunterfiel. Sein ganzer Körper schmerzte in Protest zu dieser Bewegung. „Wie… lange…“, wollte er sagen, aber alles was er hören konnte war ein unidentifizierbares Gurgeln. Daher war es ein noch größeres Wunder, dass Ginny scheinbar verstand, was er wollte. „Fünf Wochen, drei Tage und vierzehn Stunden. Ich bin jeden Tag hier gewesen und habe darauf gewartet, dass du aufwachst… und jetzt… jetzt bist du endlich wach…“ Wieder erschütterten Schluchzer ihren Körper und Harry fühlte sich ganz schlecht, dass er sie nicht trösten konnte. „Gin…“ „Ist in Ordnung… Ich bin okay… Ich bin nur so froh, dass… du… du zurück bist. In den ersten Tagen waren wir uns sicher, dass wir dich verloren hatten. Du hattest auf nichts reagiert, deine Magie spielte verrückt… Keiner wusste, was mit dir los war. Und dann bist du einfach weggeglitten. Dein Körper war noch immer hier, er funktionierte, aber dein Geist war verschwunden… Die Heiler sagten, dass du wahrscheinlich nie wieder aufwachen würdest.“ Darüber zu sprechen ließ sie wieder in Tränen ausbrechen und bevor Ginny sich erholen konnte, kam Hermine mit einer Heilerin zurück und die Heilerin verscheuchte sie beide aus dem Zimmer, während sie Harry untersuchen wollte. Irgendwann während der ziemlich langen Untersuchung der Heilerin schlief Harry wieder ein, aber dieses Mal schlief er wirklich nur. ~*~ Als die Tage vergingen bemerkte Harry schnell, dass seine Genesung dieses Mal viel länger dauern würde als in der vergangenen Zeitschiene. Er durfte sein Bett drei weitere Wochen lang nicht verlassen, nicht einmal um zur Toilette zu gehen, sehr zu seinem Verdruss und Verlegenheit. Doch er nahm auch an, dass nicht eine Minute verging, in der er alleine war, obwohl er manchmal wünschte, dass er es war. Es schien immer jemand bei ihm zu sein, um mit ihm zu reden, oder nicht zu reden, wenn er es nicht wollte. Zwei Tage nachdem er aufgewacht war, waren Molly und Arthur auf einen Besuch vorbei gekommen, und als er sie sah – er durfte an dem Morgen endlich seine Brille tragen – musste er die Schuldgefühle, die plötzlich in ihm aufstiegen, herunterschlucken. Immerhin war ihr jüngster Sohn wegen ihm tot. Er hatte sich übermäßig dafür entschuldigt, aber Molly und Arthur wollten nichts davon hören. Sie hatten sich nur gewünscht, dass Harry bei der Beerdigung ein paar Tage nach dem Kampf hätte dabei sein können, um sich zu verabschieden. Harry mochte ihnen nicht sagen, dass er sich schon von Ron verabschiedet hatte. Hermine war eine weitere fleißige Besucherin, die jeden Tag für ein paar Stunden vorbeikam um zu sehen, wie es ihm ging. Manchmal war Draco bei ihr, aber während sie alleine waren, dachte Harry, dass ihre Freundschaft noch stärker geworden war. Sie sprachen viel über ihre Freundschaft zu Ron, erinnerten sich an gute und nicht so gute Zeiten, lachten und weinten zusammen, und halfen sich gegenseitig mit dem Verlust ihres besten Freundes fertig zu werden. Sie sprachen auch über den finalen Kampf und Harry gab zu, dass er es vorgehabt hatte, sie so viel wie möglich aus dem Kampf herauszuhalten und dass er sie deshalb nach Hogwarts geschickt hatte, um das Schwert zu holen. Immerhin hatte er da noch nicht gewusst, dass Dumbledore das Schwert zu ihm gebracht hatte. Hermine war am Anfang etwas verärgert gewesen, hatte ihm dann aber schnell vergeben. Die andere Person, die scheinbar immer da war, wenn gerade kein Besucher da war, war Ginny. Sie war schon früh morgens da und ging erst spät abends, wenn die Heiler sie aus seinem Zimmer herausschmissen. Ihre Gegenwart war eine der angenehmeren. Sie wusste, wenn er reden musste oder wenn er nur Ruhe brauchte. Sie zwang ihn nie zu reden oder setzte ihn unter Druck und vielleicht war es deshalb, warum er eines Tages, als sowohl Ginny und Hermine in seinem Zimmer waren, ihnen die ganze Wahrheit über das Ritual erzählte. Sie waren verständlicherweise geschockt, versprachen aber Harry zu helfen, wann immer er es brauchte. Hermine hatte sogar verkündet, dass sie nach einer Möglichkeit suchen würde, um Voldemorts Magie aus Harrys Körper zu bekommen. Harry hatte gesagt, dass das unmöglich war, aber Hermine entgegnete bloß, dass nichts unmöglich war. Während der ersten Tage in St. Mungos, in denen er ansprechbar war, hatte er es auch endlich geschafft, die Wahrheit aus Remus – der ihn wegen des Vollmondes erst dann besuchen konnte – herauszuholen, was mit Voldemort passiert war. Er war offenbar nicht gestorben, sehr zu Harrys Verdruss. Aber er hatte all seine Magie verloren und war nun nichts mehr als ein Muggel, und der Zaubergamot hatte ihn zu einer lebenslänglichen Haftstrafe in Askaban verurteilt. Harry fragte sich, wie es ihm dort erging, aber am Ende beschloss er, dass es egal war. Er würde niemanden mehr verletzen können. Harry hatte Remus auch dazu gebracht, über die Verluste, die der Orden während der Nacht des Kampfes erlitten hatte, zu reden. Ron war, glücklicherweise und auf wundersame Weise der einzige, der gestorben war, aber es hatte schwere Verletzungen gegeben. Bill Weasley war von dem Werwolf Fenrir Greyback angegriffen worden und, obwohl es kein Vollmond war, wurde sein Gesicht schwer entstellt. Er würde immer die Narben tragen und starken Appetit auf rohes Steak haben. Hagrid hatte durch einen starken Schneidezauber seinen linken Arm verloren, was seine Pflichten in Hogwarts ein wenig schwerer machte, doch Hagrid hatte ihm während seines Besuchs versichert, dass ihm die Herausforderung nichts ausmachte. Es gab natürlich noch mehr Verletzungen im Orden, aber diese beiden, und Rons Tod natürlich, waren diejenigen, die Harry am härtesten trafen. Manchmal verbrachte er stundenlang damit einfach nur ins Nichts zu starren, nichts zu fühlen, nichts zu denken und alle zu ignorieren, die in diesem Moment bei ihm waren. Denn er wusste, dass, sobald er wieder anfangen würde zu denken, die Verzweiflung ihn erreichen würde. Und er war dafür noch nicht stark genug. Er wollte sich damit noch nicht auseinandersetzen. Eine Woche nachdem er aufgewacht war, erlaubten die Heiler es endlich Albus Dumbledore Harry zu besuchen. Sie hatten Angst gehabt, dass er Harry aufregen würde, doch war das Gegenteil der Fall gewesen. Harry und Dumbledore hatten ein paar angenehme Stunden miteinander verbracht, in diesen sie sowohl über wichtige wie auch unwichtige Dinge gesprochen hatten. Harry erzählte ihm ebenfalls von dem Ritual und als der Schulleiter ihm seine Hilfe anbot und ihm mit einem Lächeln versicherte, dass Harry, solange er den Kampf nicht aufgab, die Dunkle Magie irgendwann schlagen würde, fühlte Harry sich gleich viel sicherer. Während sie über das Ritual gesprochen hatten, hatte Harry sich auch daran erinnert, Dumbledore zu fragen, warum er das Schwert mitgebracht hatte und ob er gewusst hatte, dass er es brauchen würde. „Nun“, hatte Dumbledore gesagt. „Gerade als der Alarm losging und ich mein Büro verlassen wollte, erschien ein Umschlag auf meinem Tisch. Mein Name stand dort in meiner Handschrift drauf, deshalb konnte ich ihn nicht ignorieren. Und der Inhalt war äußerst interessant, da er erklärte, dass ich den Brief tatsächlich abgeschickt hatte, aber dass dieses ich aus einer anderen Zeitschiene kam – die Zeitschiene, in die ihr geschickt wurdet. Ich las ihn schnell durch und er schilderte euer Leben in der Vergangenheit und den Kampf gegen Voldemort. Ich erzählte mir selbst in diesem Brief, dass du das Schwert brauchst, deshalb hatte ich es mitgenommen.“ „Aber wie hat dein anderes Selbst den Brief in unsere Zeit geschickt?“, wollte Harry wissen. „Ich erklärte in diesem Brief, dass ich eine Abwandlung des Zaubers Proferre Tempus benutzt hatte, wobei ich eines deiner Haare benutzt hatte, damit der Brief wusste, in welcher Zeitschiene er erscheinen sollte. Ich hatte scheinbar lange an diesem Zauber gearbeitet.“ Dumbledore grinste Harry an. „Aber wie ich das getan hatte, hab ich in diesem Brief nicht erklärt. Unglücklicherweise, da ich äußerst neugierig bin, wie der Zauber funktioniert.“ Harry grinste. Er konnte sich gut vorstellen, wie neugierig Dumbledore war. Während dieser paar Stunden miteinander sprachen sie auch über Dinge, über die sie noch nie miteinander gesprochen hatten und sie diskutierten auch, wie es jetzt weitergehen sollte. Die Öffentlichkeit erwartete eine Rede von Harry, aber dieser Gedanke war ihm ganz fern. Reporter wollten ihn interviewen, aber das war wieder etwas, woran Harry gar nicht denken wollte. Dumbledore unterstützte ihn bei jeder dieser Entscheidungen. ~*~ Endlich, am Morgen als die vierte Woche nach seinem Erwachen begann, dachte Harry, dass es höchste Zeit war, das Bett zu verlassen. Die Heiler hatten ihm drei Wochen Bettruhe verordnet und die waren vorbei und ehrlich gesagt, wollte er wirklich das Bett verlassen und sich bewegen. Sein ganzer Körper verlangte danach etwas zu tun und wenn er nur etwas herumgehen konnte. Deshalb schwang er früh am Morgen seine Beine über die Bettkante, bevor jemand ihn besuchte, und ging langsam und zitternd zum Badezimmer seines Krankenzimmer. Er konnte wirklich froh sein, so ein Zimmer bekommen zu haben – er musste es mit niemandem teilen und hatte auch sein eigenes Badezimmer, etwas, was nicht viele Leute in St. Mungos hatten. Nachdem er sich erleichtert und die Toilette gespült hatte, wusch Harry sich die Hände. Er hob seinen Kopf um ihn den Spiegel zu sehen, da er wissen wollte, wie schlimm er wirklich aussah, und was er sah, erschreckte ihn. Seine grünen Augen waren trüb hinter den Brillengläsern (Kontaktlinsen waren noch immer verboten), sein Gesicht noch blass und sein langes Haar verfilzt. Und er hasste, was er sah! Fieberhaft öffnete Harry die Schubladen des Schranks bis er endlich das fand, wonach er gesucht hatte. Er nahm die Schere und fing an sich die Haare abzuschneiden, Strähne für Strähne. Aber als er damit fertig war und lange schwarze Strähnen überall auf dem Boden und dem Waschbecken lagen, war es noch immer nicht genug. Der Mann in dem Spiegel war ein Mörder, ein Killer! Sein Körper war so voll mit Dunkler Magie, dass es ihm nicht erlaubt sein sollte, zu leben! Mit einem Schrei traf Harrys Faust auf den Spiegel. Er zerbrach und Scherben begruben sich in seiner Faust, doch er schlug immer wieder mit der gleichen Faust und Kraft darauf ein, bis fast nichts mehr von seinem Spiegelbild übrig war. Wütende Tränen liefen an seinem Gesicht herunter, als Harry mit seiner blutenden Faust zu Boden sank. Lass es bluten, dachte er, als er sie benommen anstarrte. Er wusste nicht, wie lange er dort saß, bis er plötzlich ein lautes Keuchen neben sich hörte. Es war erschöpfend seinen Kopf zu heben und er brauchte es auch nicht, als Ginnys Gesicht nur eine Sekunde später in seinem Blickwinkel erschien. „Oh Harry“, murmelte sie, als sie Harrys Hand in ihre eigene nahm und sie zusammenzuckend ansah. „Was hast du getan?“ „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Mit einem scharfen Blick entgegnete Ginny: „Lass mich das beurteilen.“ Sie zog dann ihren Zauberstab heraus und fing an die Faust von selbst den kleinsten Scherbenstücken, die ihren Weg unter seine Haut und in sein Fleisch gefunden hatten, zu reinigen. Als sie damit fertig war, begann sie leise einen Zauberspruch zu murmeln und ihren Zauberstab über die Wunde zu bewegen. Harry beobachtete fasziniert, als die Haut sich wieder zusammenfügte. „Du musst besser auf dich aufpassen…“ „Ich bin ein Killer, Ginny… Ich verdiene die Schmerzen…“ „Unsinn“, blaffte Ginny. „Hör auf in Selbstmitleid zu versinken, Potter. Reiß dich zusammen und steh auf!” Sie nahm seinen Arm in einem festen Griff und zog ihn mit überraschender Kraft hoch. Sie zog ihn zu der letzten verbleibenden Scherbe im Spiegel an der Wand und fragte: „Was siehst du?“ Harry antwortete nicht, als er versuchte nicht in die Überreste des Spiegels zu schauen. Aber Ginny ließ ihm keine andere Wahl, als sie sein Kinn in ihre Hand nahm und ihn zwang, sein Spiegelbild anzuschauen. „Dann will ich dir sagen, was ich sehe. Ich sehe einen Mann, der zu viel durchgemacht hat, aber der gekämpft hat und es siegreich überstanden hat. Ich sehe einen Mann, der stark genug gewesen war, diese Bürde zu tragen, und einen Mann, der stark genug ist alles zu besiegen, was das Schicksal ihm in den Weg wirft. Kein Killer. Nicht jemand, der Schmerzen verdient. Ich sehe dich, Harry. Ich sehe dich.” Und dann küsste sie ihn und es war das Beste, was bis jetzt in seinem Leben geschehen war. Besser als herauszufinden, dass er ein Zauberer war und besser als zu wissen, dass Voldemort ihn nie wieder belästigen würde. Wenn er jetzt einen Patronus heraufbeschwören müsste, würde er unaufhaltsam sein. ~*~ Zwei Monate und eine Woche nachdem er aufgewacht war, durfte Harry St. Mungos endlich verlassen. Oder besser gesagt, er war zu Tode gelangweilt gewesen und hatte die Heiler überzeugt ihn gehen zu lassen. Er konnte es nicht erwarten, in seine Wohnung in London zurückzukehren, wo er seine Ruhe hatte, sein eigenes Bett und er nicht länger den Krankenhausfraß essen musste. Er hatte niemandem erzählt, dass er an diesem Tag entlassen wurde, in der Hoffnung, sich aus St. Mungos zu schleichen ohne dass jemand, am wichtigsten die Reporter, es bemerkten. Er hatte noch nicht einmal seinen Freunden davon erzählt, und deshalb war er sehr überrascht, als plötzlich, viel früher am Morgen als sonst, Ginny in sein Zimmer schlüpfte. „Hey“, begrüßte sie ihn mit einem leichten Grinsen, als sie auf ihn zuging und ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen gab. Sie waren über die letzten Wochen in ihrer Beziehung nicht viel weiter gegangen, nicht weiter als harmlose Küsse. Der Kuss in dem Badezimmer nach Harrys Zusammenbruch war leidenschaftlich verglichen mit dem gewesen, was sie danach gemacht hatten. Aber Harry war nun viel glücklicher, nachdem er mit Ginny über seine Sorgen und Gefühle geredet hatte, etwas, was er noch nie vorher getan hatte. Der Zusammenbruch hatte etwas in ihm geöffnet, die Schleusentore zu seinen Gefühlen, und als er nach ihrem Wahnsinnskuss angefangen hatte zu reden, konnte er nicht wieder aufhören. „Hey“, antwortete er überrascht. „Was machst du hier?“ Sie grinste. „Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du heute endlich entlassen wirst. Und ich… nun, ich wollte dir etwas zeigen, bevor du nach Hause gehst.“ Da Harry die paar Dinge, die er mit im Krankenhaus hatte, schon eingepackt hatte, schlang er bloß seinen Rucksack über seine Schulter und nahm Ginnys Hand. „Zeig mir den Weg.“ Sie kicherten jedes Mal, als sie erst um jede Ecke schauten bevor sie herumgingen, um herauszufinden, ob dort vielleicht ein Reporter lauerte, doch schließlich konnten sie das Krankenhaus unbemerkt verlassen. Es half ein wenig, dass Ginny einen Teil ihres langen roten Haares unter einer Muggel Baseballkappe versteckte und dass Harrys Haare wieder kurz waren und er noch immer die eckige Brille mit dem schwarzen Rahmen trug. Das letzte Mal, als ein Reporter Harry gesehen hatte, hatte er noch immer lange Haare gehabt und Kontaktlinsen getragen. Da Harry noch immer nicht wieder bei voller Kraft war, apparierte Ginny mit ihm Seite-an-Seite und Harrys Magen verzog sich schmerzhaft, als er bemerkte, wo sie waren. Sie standen vor einem großen Eisentor auf einem Kiesweg. Vor ihnen waren endlose Reihen mit Gräbern. „Komm“, sagte Ginny sanft. „Er wartet schon…“ Sie zog an seiner Hand und Harry folgte ihr entlang der Reihen und Gräber bis sie vor einem Grab mit einem rötlich braunen Grabstein stehenblieben. Trotz der ernsten Situation konnte Harry ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Er hätte diesen Stein gehasst.“ „Ich bin mir sicher, das hätte er.“ Harry ließ Ginnys Hand los und trat einen Schritt nach vorne. Er kniete sich vor dem Grabstein hin und folgte mit seinen Fingern den Worten, die in den Stein geschrieben waren. Ronald Bilius Weasley 1980 – 2001 Geliebter Sohn, treuer Freund Wir vermissen dich „Hallo Kumpel“, murmelte er. „Tut mir Leid, dass ich dir keine Blumen mitgebracht habe, aber Ginny hat mich hiermit ein wenig überrascht.“ Er zögerte einen Augenblick lang, als er darüber nachdachte, was er jetzt sagen konnte ohne dass es dumm klang, bis ihm eine Sache, die ihm schon lange schwer auf der Seele lag, einfiel. „Ich weiß, dass ich dir das vorher hätte sagen sollen, und du hättest mir wahrscheinlich gesagt, dass ich es mir sonst wo hinstecken könnte, aber ich muss es trotzdem loswerden: Es tut mir Leid, dass ich dich nicht retten konnte. Ich wünschte, dass alle diese Sache unbeschadet überstanden hätten, aber wenn es jemanden hätte treffen müssen, hätte ich nie gewollt, dass du es bist. Aber ich weiß, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann…“ Harry grinste trocken. „Das ist etwas, was ich gelernt habe. Zurückzureisen würde nichts hier ändern.“ Ein weiteres Schmunzeln entkam seinen Lippen und er wischte eine Träne von seinen Augen. „Nun, was ich eigentlich sagen wollte, ist… Auf Wiedersehen, Kumpel. Ich vermisse dich. Und grüß alle da oben. Und sag ihnen… sag ihnen, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Und dass ich sie nicht mehr bereue.“ Es war ein Lächeln auf seinen Lippen, als er sich wieder aufrichtete. Ginny hatte die ganze Zeit Abstand gehalten, um ihm die nötige Privatsphäre zu gewähren, und er schätzte es wirklich. „Danke, Gin“, flüsterte er, als er ihre Hand nahm und sie drückte. „Gern geschehen“, antwortete Ginny mit einem sanften Lächeln. Harry drehte sich um, um noch einmal zu dem Grabstein zu schauen, der den Namen seines besten Freundes trug, und dann zu dem blauen Himmel über ihnen. Die Dezembersonne wärmte seine Haut und er lächelte. Es war noch nicht alles in Ordnung. Er war noch nicht vollständig genesen und es lagen noch harte Tage vor ihm. Er würde kämpfen müssen. Aber er hatte Hilfe, Hilfe von seinen Freunden, die in den letzten paar Jahren zu seiner Familie geworden waren. Und sie würden ihm helfen zu heilen. ~*~ Die andere Zeitschiene, zehn Jahre nachdem die Zeitreisenden sie verlassen haben „Komm schon, Mum! Ich werde noch den Zug verpassen, wenn wir uns nicht beeilen!“, rief ein junger schwarzhaariger Junge zu seinen Eltern, als er seinen Kofferwagen vorwärts schob. Auf seinem schwer aussehenden Schrankkoffer stand ein Käfig mit einer Schneeeule, die er Hedwig genannt hatte. Sie war ein Geburtstagsgeschenk zu seinem elften Geburtstag von einem guten Freund gewesen. Seine Eltern liefen mit normalem Tempo und grinsend ein paar Meter hinter ihm. Das junge rothaarige Mädchen, das die Hand ihrer Mutter hielt, zog auch ungeduldig daran. „Warum kann ich nicht auch gehen?“, fragte sie, was bereits das hundertste Mal gewesen sein musste, da ihr Vater seine Augen verdrehte. „Weil du noch zu jung bist, Rose“, sagte ihre Mutter sanft. „Du musst noch zwei Jahre warten und dann kannst du auch gehen, und das weißt du.“ „Kommt endlich“, drängte der Junge wieder. „Ich bin mir sicher, die anderen sind schon alle da!“ Lachend fingen die Eltern und die jüngere Schwester des Jungen an schneller zu gehen und stießen zu ihrem Sohn. Bald erreichten sie die Absperrung, die sie von dem Zug trennte und der Sohn ging zuerst, gefolgt von der Mutter mit dem Mädchen und zum Schluss der Vater. Dampf stieg in der Luft auf, als sie die andere Seite der Absperrung erreichten und ein breites Grinsen brach auf dem Gesicht des Jungen aus, als er seine Freunde nicht weit von sich entfernt erblickte. „Ron! Drake!“, rief er und lief lachend auf sie zu, fast als ob er sie schon seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Obwohl er sie erst am Tag zuvor gesehen hatte. „Harry!“, begrüßten sie ihn, auch mit einem breiten Lächeln auf ihren Gesichtern. „Kannst du es glauben, dass es wirklich los geht?“, fragte Ron aufgeregt. „Nach all den Geschichten, die Fred und George mir erzählt haben, kann ich es kaum erwarten, nach Hogwarts zu kommen!“ „Ich weiß, es ist komisch, oder?“ „Ah, mein Lieblingspatenkind… da bist du endlich, Harry.“ Sirius war plötzlich neben ihrer Gruppe aufgetaucht und zog Harry in eine Umarmung. Harry schubste ihn verlegen weg. „Ich bin dein einziges Patenkind, Sirius. Und meine Eltern sind Schuld, dass wir so spät sind. Ich war schon vor Ewigkeiten fertig!“ „Seit genau sieben Uhr morgens“, sagte James Potter grinsend, als er seinen besten Freund begrüßte, wobei er das genervte „DAD!“ von seinem Sohn ignorierte. Sirius lachte. „Und ich musste Drake heute um acht Uhr aus seinem Bett zerren und er hatte noch nicht einmal gepackt.“ „Das kommt daher, dass ich nicht so eitel bin wie du, Sirius“, entgegnete Draco Black, oder besser bekannt als Drake bei seinen Freunden und seiner Familie. „Ich brauchte nicht so viel Zeit, um mich fertig zu machen.“ Harry kannte ihn und Ron schon sein ganzes Leben, obwohl seine Eltern ihm erzählt hatten, dass Drake nicht immer bei Sirius gelebt hatte. Er hatte bei seiner Mutter, Narcissa Malfoy, gelebt nachdem sein Vater im finalen Kampf gegen Voldemort gestorben war. Doch unglücklicherweise war Narcissa nur ein paar Monate nachdem Voldemort von dem mysteriösen Zauberer besiegt worden war, ebenfalls von einem Todesser, der damals noch nicht gefangen worden war, umgebracht worden. „Jaah, genau… wer braucht denn morgens eine Stunde im Bad? Du oder ich?“, argumentierte Sirius, während er durch Dracos kurzes zu Spikes gestyltem Haar wuschelte, sehr zum Ärgernis des Jungen. „Hey! Fass das Haar nicht an!“ Sie lachten und Harry schaute sich um. Der Bahnsteig 9 ¾ war an diesem Morgen voll, was nicht überraschend war, da heute alle Hogwartsschüler zur Schule zurückkehren würden. Ein helles Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er zwei weitere bekannte Gesichter sah. „Hey, Jocy! Sel! Wir sind hier drüben!”, winkte er ihnen zu. Jocelyn Snape, die in diesem Jahr in Hogwarts ins vierte Schuljahr kam, und ihr jüngerer Bruder Selvyn, der nächstes Jahr in Hogwarts starten würde, kamen auf sie zugerannt, gefolgt von ihren Eltern Severus und Clara. Die Erwachsenen wechselten ein paar begrüßende Worte, während die Kinder anfingen aufgeregt miteinander zu plaudern. Viel zu früh war es für sie Zeit in den Zug zu steigen und nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatten, suchten die Kinder nach einem leeren Abteil, während Jocelyn sich auf die Suche nach ihren Freunden machte. Sie fanden schnell eines und machten es sich bequem, bevor sie das Fenster öffneten, um ihren Eltern zuzuwinken. Selvyn und Rose, die noch nicht mit ihnen kommen konnten, und Ginny Weasley, die ebenfalls noch zu jung war, aber die immer sehr schüchtern war, wenn Harry da war, winkten ihnen nach, als der Zug sich in Bewegung setzte. Doch schließlich, als sie den Bahnsteig nicht mehr sehen konnten, setzten sich die drei Jungs wieder hin. Die Hexe mit dem Servierwagen kam und Harry und Drake kauften eine Menge Süßigkeiten, die sie sich mit Ron teilten. Sie spielten ein paar Runden Zauberschnippschnapp und Ron versuchte wieder einmal annehmbare Schachspieler aus Harry und Drake zu machen. Er war bei seinem dritten Versuch, als sie draußen plötzlich Lärm hörten. Neugierig standen sie auf und Harry öffnete die Tür, gerade rechtzeitig um eine Stimme zischen zu hören: „Geh nach Hause, du Schlammblut!“ Mit ihrem Rücken zu ihnen standen dort zwei Jungs, die so groß waren wie Gorillas. Und mit einem Seufzer bemerkte Harry, dass er diese Rücken überall wiedererkennen würde. Er wies Ron und Drake an ihre Zauberstäbe herauszuholen und sie traten in den Korridor. „Hey, Crabbe, Goyle!“, sagte er laut, fast nett, um die Aufmerksamkeit der zwei Jungs zu erhalten. Harry hob seinen Zauberstand und seine Freunde taten es ihm nach. „Was ist los?“ Sie schauten die Zauberstäbe misstrauisch an, dann sich und schließlich wieder die Zauberstäbe, da sie anscheinend bemerkten, dass sie in der Minderheit waren und in einem Kampf keine Chance haben würden. „Nichts“, grunzte Goyle. „Wir heißen nur neue Schüler willkommen.“ „Okay… ihr habt euer Hallo gesagt. Nun bewegt euch“, schnauzte Drake. Nachdem sie noch einen Blick gewechselt hatten, hetzten sie fort und offenbarten endlich die Person, die sie schikaniert hatten. Es war ein Mädchen mit langem und buschigem Haar – sie saß auf dem Boden und hatte ihre Knie zu ihrem Gesicht hochgezogen. Sie war offensichtlich eine Erstklässlerin, genauso wie sie. „Hey du…“, sagte Harry sanft, als er neben ihr in die Knie ging. „Ich bin Harry…“ „Hermine“, schniefte das Mädchen, als es zu ihren Rettern aufschaute. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. „Du bist Harry Potter! Ich habe alles über dich gelesen. Voldemort kam in der Nacht, als er getötet wurde, zu eurem Haus!” Harry grinste, belustigt. „Das stimmt… Nun, warum kommst du nicht mit zu mir und meinen Freunden in unser Abteil. Wir haben noch ein paar leere Plätze.“ „Das würde ich liebend gerne… Aber ich habe einem Jungen versprochen, dass ich ihm helfen würde, seine Kröte zu finden.“ Harry seufzte, doch wechselte ein Grinsen mit seinen Freunden. „Trevor…“, sagten sie gleichzeitig. Hermine schaute sie verwirrt an. „Nein, der Name des Jungen ist Neville.“ „Aber die Kröte heißt Trevor“, erzählte Ron ihr, doch wurde plötzlich dunkelrot im Gesicht, als Hermines Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. „Warum helfen wir dir nicht die Kröte zu finden und dann können du und Neville zu unserem Abteil kommen?“, schlug Harry vor. „Warum erzählst du uns in der Zwischenzeit nicht noch etwas mehr über dich? Du bist muggelgebürtig, oder?“ Und so machten die vier Erstklässler sich zu ihrer ersten Mission, die vermisste Kröte Trevor zu finde, zusammen auf, während sie sich besser kennen lernten und anfingen, sich zu mögen. Manchmal musste man keinen echten Troll bekämpfen um Freunde zu werden. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)