Girl from the lake von fukuyama (One Shot) ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen vom See ------------------------------ Das Mädchen vom See... Ich habe es für ein Gerücht gehalten, lange, lange Zeit. Ich habe über sie gelacht, die behauptet haben, dass es es gäbe. Ich habe jene bemitleidet, die erzählt haben, sie hätten es gesehen. Ich habe jene verspottet, die gesagt haben, es hätte zu ihnen gesprochen. Ich habe all die nicht für voll genommen, die seine Existenz nicht leugnen wollten. Ich habe mit Freunden gelästert und ich habe das Mädchen geleugnet. Schließlich ist es unmöglich... das Mädchen vom See. Das Mädchen vom See... Ist noch sehr jung. Ihre Gestalt ist zierlich und scheint zu zerbrechen, wenn man sie ansieht. Ihre Arme sind so dünn wie die Triebe junger Bäume. Ihre Hände sind feingliedrig und zart. Ihre Finger sind klein und schlank und scheinen so stabil zu sein wie Mikadostäbchen. Ihre Füße sehen aus, als wollten sie bei der geringsten Berührung mit etwas fassbarem zerschellen. Es bewegt sich vorsichtig wie eine heilige Jungfer. Das Mädchen vom See ist noch sehr jung. Das Mädchen vom See... Hat alte Augen. Wenn man seinen Blick streift muss man erschaudern ob der Wahrheit der Welt, die darin steht. Man kann es nicht anblicken ohne den Schmerz zu fühlen, den Tausende fühlen und man muss stark sein, um seine Gegenwart ertragen zu können. Doch trotzdem sind seine großen Augen so unschuldig wie der Körper des zehnjährigen Mädchens, das es zu sein scheint. Sie sind Spiegel und Objekt zugleich. Es selbst scheint das Subjekt zu sein, auch wenn oder gerade weil es nur zeigt. Das Mädchen vom See ist viel älter als es aussieht. Das Mädchen vom See... Läuft über dem Wasser, als könne es die Nässe nicht ertragen. In seiner Gegenwart scheint das leichte Kräuseln des Windes Sturmfluten hervorzurufen, so vorsichtig schwebt es über die Oberfläche. Ein Tropfen auf seinem leichten Kleid könnte seinen Untergang bedeuten. Das Mädchen vom See... Kommt in der Dämmerung. Am Morgen steht es unbeweglich mitten auf dem See und wendet sein Gesicht der Sonne zu. Voller Hoffnung auf die Richtigkeit des neuen Tages und im festen Vertrauen auf die Wesen, die den Tag nutzen sollen, dem Leben seinen Sinn wieder zugeben. Jedenfalls scheint es so. Aber wenn sich kühle silberne und orangene Schattierungen auf sein Gesicht legen, kann man das manchmal nicht so genau erkennen. Das Mädchen vom See... Kommt in der Dämmerung. Am Abend steht es unbeweglich mitten auf dem See und wendet sein Gesicht der Sonne zu. Voller Gram und Trauer über die verstrichene Möglichkeit, etwas richtig zu machen in dieser verqueren Welt. Dem Leben seinen Sinn zurück zugeben. Jedenfalls scheint es so. Aber wenn sich warme goldene und rote Schattierungen auf sein Gesicht legen, kann man das manchmal nicht so genau erkennen. Das Mädchen vom See... Sieht uns manchmal an. Es zieht uns in seinen Bann und es scheint, als wolle es zu uns sprechen. So sehr, dass es uns fast selbst schmerzt. So sehr, dass wir verzweifeln an der Stummheit einer anderen, weil wir denken, dass nur das, was das Mädchen uns sagen will, wirklich von Bedeutung ist. So sehr, dass wir meinen, es würde uns zerreißen, wenn es nicht schnell ein einziges Wort über die Lippen bringt. Das Mädchen vom See... Scheint so unantastbar zu sein. Wenn es da ist, erscheint die Welt wie Hintergrundmusik. So unwirklich, als wäre sie ein anderes Universum. Das Mädchen spielt die erste Geige in einem Orchester, dass aus Gefühlen besteht und immer, wenn es da ist, übernimmt es das Solo und wenn es nicht da ist klingt die Welt unvollkommen. Aber das Stück hat einen so fremdartigen Klang, wenn sie spielt. Als würde sie als Einzige Moll in einem Dur-Stück spielen. Es hebt sie heraus und unterscheidet sie von tausend anderen Solisten. Es stellt sie auf eine Stufe, die alle anderen nicht erreichen können und macht sie unantastbar. Das Mädchen vom See... Ist ein großes Geheimnis. Alle wissen von ihr, aber keiner kann sie begreifen. Mag es sein, dass einige sie gesehen haben wollen, sie, dieses zerbrechliche Geschöpf. Mag es sein, dass einige sie gehört haben wollen, sie, die Solistin in Moll. Mag es alles sein. Aber doch bleibt ihre Identität uns verborgen. Wir können sie nicht im Entferntesten begreifen oder auch nur so tun als ob. Sie ist ein Mysterium, aber wir leben von ihr. Sie ist ein Geheimnis, aber wir suchen nach ihr. Sie ist ein Lebenselixier, aber wir können sie nicht erreichen, so sehr wir auch streben. Das Mädchen vom See... Will sie mich die Suche lehren? Will sie mich Verlangen lehren? Will sie mich die Welt lehren? Will sie mich das Unbegreifbare lehren? Will sie mich überhaupt etwas lehren? Oder existiert sie einfach, um mir das Gefühl zu nehmen, mehr zu wissen, als nötig. Weiß sie denn überhaupt von mir? Kann sie mich sehen, so wie ich sie zu sehen glaube? Kann sie mich hören, so wie andere sie zu hören glauben? Ist sie der Lebenssinn, den wir dem Anschein nach finden sollen? Wer ist das Mädchen vom See? Meine Göttin? Meine Lehrerin? Meine Existenzquelle? Mein Lebenssinn? Mein Mysterium. ~~~~~ Bitte um Meinungen! (Egal, welche.) Fukuyama^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)