Wing-Cage von LittleDestiny (wenn dir Flügel wachsen) ================================================================================ Kapitel 2: Das Feuer in deinem Körper ------------------------------------- Chapter 2 Das Feuer in deinem Körper *Mein Herz, es schlägt so laut. Ich kann es hören, es klopft und klopft, es zerspringt. Ich höre meinen Namen. Noch immer spüre ich ihre Finger auf meiner Haut, als hätten sich ihre Abdrücke in mich hineingebrannt. Gott, mach das es aufhört.* Er hatte sich sein Hemd zerrissen und kauerte auf dem Dach. Manchmal schrie er, wälzte sich hin und her, schlug um sich, fast so als ob er den Schmerz hinwegjagen wollte. Nach einer halben Stunde war Raguel zur Ruhe gekommen. Sein Körper lag schwer auf dem harten, mit Moos bewachsenen, Dach. Als er seine Augen müde öffnete, blickte er in das Gesicht des Engels mit den blauen Augen. Sie schien besorgt und kaute auf ihrer Unterlippe. Ihre Augen waren gerötet. „...Was... ist los... Wieso heulst du?" Ragu fühlte kaum seine Finger, als ob ein Gift ihn gelähmt, eine Schlange ihn gebissen hätte. Als ob er Stunden lang getreten wurde. Sari lächelte und schloss ihre Augen. "Wieso... hab ich doch gar nicht!" Er sah weiße Schwingen, die sich auf ihren Körper niederlegten und langem fing der zarte Engel, der neben ihm lag, an zu schimmern. Eine warme Aura umgab sie und Ragu bemerkte, wie angenehm es auf ihn wirkte, ja regelrecht besänftigend. Ihre Hand legte sich auf seine und umklammerte sie. „Das... fühlt sich gut... fühlt sich gut an.", murmelte er und schloss seine Augen. Es dauerte eine Weile ehe er sie wieder erneut anblicken konnte, zu sehr war er damit beschäftig, dieses angenehme Gefühl in sich aufzusaugen. „Geht es dir etwas besser?" Fragte sie. Er nickte. „Dann lege dich auf den Rücken." Ohne dass sie seine Hand losließ, half sie Ragu sich umzudrehen. "Ich fühl mich ein wenig wie ein alter Mann. Stellst du mir die Altenpflege dann auch in Rechnung?" „Setz dich aufrecht, dann geht es besser.", flüsterte sie und griff unter seinen Oberkörper, um ihn zu sich heranzuziehen. Als Ragu ihre Schulter an seiner spürte, griff er plötzlich um sie und drückte sie an sich. Sie tat so gut, ihr Licht linderte seine Schmerzen. Was war das bloß? Müde legte er seinen Kopf auf ihre Schulter und drückte sie noch enger an sich. „Was machst du mit mir?", flüsterte er. „Keine Angst, ich lindere deine Schmerzen." Sie setzte sich auf seinen Schoß, griff unter seine Arme und umschloss ihn. „Sei unbesorgt." Ihre Hände fuhren über seinen Rücken und ihr Kopf legte sich auf seine Schulter, so dass sie hinunter zu ihren Händen schauen konnte. „Sein unbesorgt.", vernahm er ihr leises Flüstern und im selben Moment schob sie ihre Finger durch seine Haut. Ragu verkrampfte kurz, gab einen ächzenden Laut von sich, wurde dann aber ruhiger und atmete schwer. Er roch einen süßen Duft an ihr, der plötzlich mit einer angenehm warmen Böe von ihr ausging und seine Nase umhüllte, fast wie eine Aromatherapie. Sari musste sich sehr konzentrieren. Ihr Körper war angespannt, denn sie musste all seinen Schmerz aufsaugen. Vor ihren geschlossenen Augen flackerten einige Bilder auf. ---Eine Hütte, eine Frau, ein kleines Mädchen an der Hand. Ein Mann, mit einer Axt---- ---Blut, die Frau blutete! Das kleine Mädchen weinend von ihr entrissen--- Sari spürte einen tiefen Schmerz, war es etwa Ragu’s Schmerz? Er war so unglaublich groß und voller Wut. ---Augen, so viele Augen, die ihn anschauten. Mit Wut und Angst. Die Augen, die ihn anschauten, sie hatten Angst vor ihm---- ---Ein Mädchen, zwischen den Wolken, und zwei Arme, die sich nach ihr ausstrecken.--- ----Und dann sah sie sich selbst. Ihre Hand hielt eine andere. Auf ihrem Rücken hatten sich 3 Schwingen ausgebreitet.--- Danach schreckte sie auf Es dauerte nicht lange, da zog sie ihre Finger wieder aus ihm und nahm ihn in den Arm. Ragu schnaufte. „Das tat gut", murmelte er und strich ihr unbewusst über das Haar. „Geht es dir wieder besser"? Sari musste hart Schlucken. Sie war einem Jungen noch nie so nahe gewesen. Sein Herz pochte an ihre Brust und sein Atem wehte hinter ihr Ohr. Kleine Haare in ihrem Nacken stellten sich vor Schreck auf. Dann diese Bilder. Sie musste stutzen. Das waren doch nicht etwa Ragu’s Erinnerungen gewesen? Sari wurde rot. Dieses Mädchen zwischen den Wolken.... Hastig stieß sie seinen Oberkörper von sich und kroch überstürzt von seinen Beinen herunter neben ihn. Es herrschte Totenstille. „Alles klar bei dir?", fragte Ragu nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Körperfunktionen wieder im Einklang mit ihm waren. „Ja...ja, ist... ist alles in Ordnung." Aber bei Sari drehten sich gerade Nervenzellen um die eigene Achse, es war nichts in Ordnung. Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Lass uns weitergehen. Es dämmert, wir werden uns irgendwo etwas zum Schlafen suchen." Sie sah ihn an. Ihre Augen musterten ihn, so gründlich, jeden Zentimeter seines Gesichtes, seine Hände, seinen Oberkörper, seine Beine, ja sogar seine Schuhe. „Suchst du was?" Er wurde ungeduldig. Hatte sie vergessen wie er hieß, oder wieso starrte sie ihn so entgeistert an? Seine Gesichtszüge kamen ihr fremd vor. Verständlich, sie hatte sein Gesicht noch nie gesehen. Aber wieso verfiel sie nun in Zweifel, wieso kam ihr dieser Engel so nahe vor? „Was hast du mit mir gemacht?" Wollte er schließlich wissen und nahm kurzer Hand ihre Schulter und riss sie nach oben. "Soll ich dich über die Schulter werfen?" Er stand direkt vor ihr. Seine Augen waren braun, er hatte dunkelblondes Haar und schmale Lippen. Sein Kinn war ein wenig mit blonden Stoppeln bewachsen und er hatte einen kräftig ausgeprägten Adamsapfel. Sie traute sich nicht ihn zu fragen. „Lass das.", murmelte sie und wischte seine Hand von ihrer Schulter. Die Beiden hatten Unterschlupf in einer großen Scheune gefunden. Dort hatten sie sich ins Heu gelegt und einander "Gute Nacht" gesagt, als Sari in die Stille plötzlich eine Frage warf. „Hattest du eine Schwester?" Man hörte ihn brummen. „Ja." „Sie nahmen sie mit." Sie überlegte kurz. "Es waren Soldaten der Garde!" Man hörte Heu rascheln. Er hatte sich aufrecht gesetzt und jetzt konnte sie seine Silhouette im Licht erkennen. Ragu fuhr sich durch sein Haar und schnaufte. „Verrätst du mir, was du für ein Engel bist?", erwiederte er kühn, ohne auch nur mit einem Wort auf Saris Frage zu antworten. „Ich weiß nicht, ob ich dir das verraten sollte." „Du hast mich geheilt. Nur der Erzengel Raphael kann das." „Ich bin seine 140te Tochter. Ich komme aus dem Palast in Jade, den heiligen Hallen, wie sie genannt werden. Raphael-sama lebt im Regierungsgebäude. Er nimmt seine Vaterpflichten bei aberhunderten von Kindern nicht allzu ernst..." „Junge, 140 Kinder...? Der Mann hat Spaß im Leben." „Er ist auch unsterblich. Es sei denn, man bringt ihn um. Er altert nicht, hat aber Tausende von Frauen gehabt und ebenso viel Kinder. Manche sind schon tot. Er muss sehr alt sein. Ich weiß es nicht, keiner weiß so recht etwas von den vier Erzengeln." „Wieso wolltest du dann fliehen?" „Wieso nicht?" „Müsstest du in Achat leben, hätte wohl jeder Verständnis. Ich meine, du bekommst alles was du möchtest, brauchst nicht hungern, schläfst bestimmt in einem großen weichen Bett und auch sonst hast du es besser als ein Achate." Sie blieb still. „Sag mir noch eins. Wieso hilfst du mir?" Sie kroch ein Stück zu Ragu heran. Ragu kam ins Stocken. Was sollte er denn da großartiges vom Himmel lügen? „Ich steh auf süße, blonde Engel.", sagte er und musste grinsen. „Lügner." Die Pforten befanden sich weitab, auf einem hohen Berg, der am Fuße des kleinen Städtchens lag. Den Pfad hinauf sah man einige Wachleute stehen. Achat war nicht sehr beliebt unter den oberen Schichten, deshalb sollten auch so wenig wie möglich Achaten hinauf nach Bern oder sogar nach Jade gelangen. Schon öfters kam es vor, dass Aufständische die Regierungsgebäude stürmten. Keiner wollte es laut äußern, doch mit der derzeitigen Lage des Himmels und dessen Regierung war keiner einverstanden, außer den Regierenden selbst. Ursprünglich herrschte die Hierarchie im Engelsreich, doch durch Stürzung des heiligen Adam, und dessen Verbannung in die vierte, aber noch nie gesehen Sphäre, kam die jetzige Regierung an die Macht. Ragu hatte sich seine braune Jacke übergezogen. Sein Hemd hatte er ja in Schmerz und Blindheit von sich gerissen. Das ihm nicht kalt war, wunderte Sari sehr. „Hast du einen Plan?“ Flüsterte sie und versteckte sich hinter ihm. „Nein. Aber wenn du wenigstens fliegen könntest, dann könnten wir uns da durchschmuggeln." Sari blickte Ragu an und verpasste ihm einen Kopfnuss. „Vielleicht...“, sie hielt inne, brach ihre Flügel aus ihrem Rücken und überlegte kurz. „Los, klemme mir den mittleren Flügel ein und verstecke ihn!" Sie deutete auf die mittlere Schwinge auf ihrem Rücken und hielt eine Kutte empor. Diese band sie sich um den Leib, Ragu quetschte ihre Flügel durch zwei Löcher, sodass der dritte Flügel als kleine, aber unscheinbare Wulst unter der Kutte verschwand. Ihre Zöpfe löste sie aus ihrem Haar, ihren Rock zupfte sie etwas nach oben und ihr enges Hemd zog sie weiter der Erde entgegen, damit ihre Brust zum Vorschein kam. “Willst du dich verkaufen?“ Ragu staunte nicht schlecht, so gefiel sie ihm sogar ein wenig. „Quatsch nicht.“ Sie riss ihm die Jacke vom Leib und suchte nach einem passenden Anhängsel. In ein paar Gassen rechts und links entlang lagen etliche Müllreste herum. Unter ihnen auch ein langes, dreckiges Seil, das Sari Ragu um den Hals band. Nun, mit einem gekonnten Ruck an der Leine gezerrt, hatte sie ein niedliches Wau-Wau für sich. „So wird es sicher schon gehen.“ Sie schritt mit ihm an die Pforten und die ersten Wachposten bekamen bei dem Körper, der unter der Kutte steckte, leichte Stielaugen und fragten noch nicht einmal nach dem Grund ihrer Passierung. "Gott sei gesegnet, dass Frauen zu dieser Zeit eine niedrigere Stellung haben als Männer. Bei einer Frau als Wachposten hätte dieser Plan nie wirklich funktioniert." „Wenn er es tut.“, knurrte Ragu und ließ sich weiter von ihr durch die nächste Pforte zerren. „Darf ich euren Passierschein sehen?“ Ein etwas dicklicher Wachmann postierte nun schließlich vor ihnen. „Ja wissen Sie, ich habe mir einen Leibeigenen gekauft und das böse Ding, er ist noch nicht einmal stubenrein und kann sich nicht benehmen, hat meine ganzen Sachen verwüstet und sämtliche Schuhe und Papiere angenagt und aufgegessen, beziehungsweise zerfetzt. Wissen Sie, wie böse ich da war! Dieses Ding ist wirklich eine Fehlinvestition!" Sie stieß Ragu um und stellte ihr Bein auf seinen Rücken, so dass der Mann unweigerlich über ihre nackten Waden hinauf zu ihren Oberschenkel wandern musste, um ihr wieder ins Gesicht blicken zu können. „Ich verstehe, haben sie noch nicht einmal einen Schein für das Biest?" „Dieser dumme Junge.... alles kaputt gemacht." Sie sah noch einmal unschuldig zu ihm, klimperte mit den Augenliedern und seufzte. “Was soll ich bloß machen. Hier in Achat, das ist doch nichts für ein Mädchen wie mich. Und eine von ihnen bin ich schließlich auch nicht, seht selbst.". Sari drehte sich um, wackelte mit ihren Flügeln und fiel ins Hohlkreuz, um ihren Hintern etwas zu betonen. „Ja sicher, da habt Ihr schon irgendwie Recht." Er ließ sie und Ragu passieren. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. So etwas Plumpes und diese Dumpfbacken fallen auch noch darauf herein!“ Ragu knurrte und Sari zog und zog an der Leine und ließ Ragu belustigt hin und her traumeln. Sie hatten noch Tausende von Treppen zu erklimmen, um aus dem Sichtfeld der Wächter und endlich nach Bern zu kommen. „Ich finde, ich habe das hervorragend gemacht.“ Sie drehte sich lächelnd um. „Ich finde, das wir ein super Team sind." Ragu ließ seine Mundwinkel vor Schreck fallen. Das glaubte sie? Aber normalerweise beschissen Teampartner einander nicht. Er bekam plötzlich Zweifel, ob er diesen Engel wirklich so hintergehen sollte. Aber wie sonst sollte er nach Jade gelangen? „Scheiße...“ Sari war schon einige Stufen vorgelaufen. „Los, Sklave... du wirst mir in Bern den Rücken kratzen und meine Haare bürsten!" Er riss sich das Seil vom Hals und sprang ihr entgegen. „Prügel kannst du von mir bekommen, Prinzessin!" Sie kreischte und lief ihm davon. Bern war in Saris Augen genauso gruselig wie Achat, bloß das ihre Absätze unter ihren Füßen klapperten, wenn sie über das Kopfsteinpflaster hüpfte. “Was hast du eigentlich hier zu erledigen?" Ja, das war eine sehr gute Frage. Ragu hatte sich die ganze Zeit schon eine Ausrede, einen Plan, ein Register mit Ausreden erstellt, doch die lang geplanten Seiten in seinem Kopf blieben weiß und leer. Einen triftigen Grund hatte er nicht wirklich gefunden und jetzt musste er ihr irgendwie weiß machen, dass diese Erledigung in Jade, und nicht in Bern zu erledigen war. „Oma?“ Sagte er und grübelte. „Deine Oma wohnt hier? Das ist toll, ich habe keine Oma, lass sie uns gemeinsam besuchen!“ Er spürte ihre Hand, die sich an seinen Arm geheftete hatte und ihm vor Freude das Blut abklemmte. „Und was willst du hier? Und wieso hast du dir eigentlich an den Pforten den Flügel in die Kutte geklemmt?" „Na, damit sie nicht sehen, dass ich aus Jade stamme. Ich will nicht wissen, was meine beiden Schwestern schon alles in die Wege geleitet haben, um mich wiederzufinden. Und außerdem, ich... mal schauen was ich hier in Bern so alles erleben kann. Es wird sich sicher ein Grund ergeben. Ich könnte dich beschützen, mit deiner Oma über einen Sack Schokolade verhandeln“. Oh bitte nicht! Wieso war sie plötzlich so zuvorkommend. Das hielt er im Kopf nicht aus. Er könnte sich hinten und vorn treten. „Aber... weißt du, wir sollten erstmal etwas essen... oder nicht?" Oder musste er sie einfach loswerden? Dann hätte er wenigstens nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. „Ich hab noch acht Geldstücke. Also los, davon müssen wir satt werden." Er hielt ihr den Beutel vor die Nase. „Was sind Geldstücke?" Kurz blieb Ragu das Wort im Hals stecken. „Verarsch mich nicht." „In den heiligen Hallen gab es kein Geld, wir bekamen, was wir wollten. Wir brauchten es nicht!" Deshalb also verstand Sari nicht, dass es in den anderen Schichten anders lief und dass da mit kostenlos und Teilen nicht viel anzufangen war. Er nahm ein Geldstück aus dem Beutel und legte es ihr in die Hand. „Schau her, das sind Geldstücke. Sie wurden aus billigen Metall gemacht. Ich weiß nicht, ob sie genauso viel Wert haben wie in Bern, das müssen wir noch herausfinden." „Und du willst es mit mir teilen?" „...Ja?" Ragu wurde wieder etwas verwirrt. Ihre Augen fingen an zu funkeln. „Du bist ein wirklich guter Kerl, wie kann ich mich bloß bei dir dafür bedanken?" Ja, darauf hatte er die perfekte Antwort. Er würde ihr diese Antwort sofort an den Kopf knallen, aber er hatte Angst, sie würde davon umfallen und in einen tiefen, traumatischen Schlaf entschwinden. “Was ist?" Sie schaute in sein Gesicht, hatte seine Arm ergriffen und sich auf Zehnspitzen zu ihm hinaufgestreckt. Man sah einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen. „Willst du...“. Ragu war noch verwirrter als zuvor, bald bekam er Kreisel in den Augen. „Willst du einen Kuss? Als Dank... ich liebe dich zwar nicht, aber ein Kuss ist schon ein gutes Geschenk!" Ragus Gesicht entgleiste. „WAS SOLL ICH VERDAMMT.... mit deinem KUSS?!" Er färbte sich kurz rot und drückte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Ein Kuss von mir ist etwas ganz Besonderes, wenn du kein Heiliger bist." Ragu schüttelte den Kopf. „Trotzdem danke, ich schätze dieses Angebot sehr!" Er wackelte etwas unsicher in sichere Entfernung. Das mit Jade würde er auf jedenfalls bevorzugen. Sie machte einen pampigen Gesichtsausdruck. „Aber komm ja nicht an, wenn du es dir noch mal überlegt hast!" Ragu erinnerte sich an ihre Hand, die sich auf seine gelegt hatte, als er diese fürchterlichen Schmerzen bekommen hatte. Es musste wahrscheinlich etwas mit ihren Genen zutun haben. Wenn sie die Kraft besaß mit bloßen Berührungen heilen zu können, wie schaut es erst mit einer wirklich innigen Berührung aus? Es war irgendwie doch nicht so verkehrt sie bei sich zu haben. Es kam schließlich des Öfteren vor, dass er diese Schmerzattacken bekam. Sie war wohl der Schlüssel zu seiner Heilung. „Was kann dein Kuss?" Murmelte er und streichelte ihr besänftigend über ihr blondes Haar. „Heilen!" „Das hatte ich mir schon gedacht. Aber bin ich krank, dass es bei mir einen wirklichen Zweck erfüllen würde?" Sie schlug seine Hand von ihrem Haupt. „Jetzt nicht mehr, Raguel!" „Ich würde dich wirklich gerne küssen. Du bist doch ein ganz süßes Kind!" „Ich bin kein Kind, sondert eine junge Dame!" „Ich würde dich wirklich gerne küssen. Du bist doch eine ganz süße junge Dame“. „Ich jetzt aber nicht mehr! Und außerdem, ich bin verlobt!" Ragu überlegte wieso sie ihm dieses Angebot vor knapp einer Minute gemacht hatte, wenn sie wahrscheinlich schon länger als eine Minute verlobt war. „Du bist mir vielleicht eine kleine Schlange.“, grinste er verschmitzt. Er würde seinen Kuss schon bekommen und mit Glück seine seltsamen Attacken für immer verlieren. Wenn es sein musste, stahl er ihre diesen Kuss auch, schließlich kannte er sich ja mit Klauen und Gemeinheiten aus, er lebte schließlich in Achat und das prägte. Nachdem die beiden ziellos durch eine größere Stadt, die nahe der Pforten gelegen war, geirrt waren, und Ragu noch immer nicht wusste, woher er so schnell eine Oma für sich herbekommen sollte, war Sari erschöpft und konnte kaum einen Schritt mehr gehen. Seit gestern, als sie von Himmel gefallen war, hatte sie wohl nichts mehr gegessen. Sie saßen auf einer Bank und aßen schließlich trockenes altes Brot, das Ragu für fünf Geldstücke und mit viel Einsatz von Saris erschöpften Äußeren, ergattert hatte. „Wie willst du ohne Geld hier überleben?" Wollte er schließlich wissen. „Ich kann dich heiraten und dann sorgst du für mich.“, antwortete sie unschuldig und löste dabei in Ragus Hals eine Verstopfung aus, so dass er zu röcheln anfing. „Ich denke, du bist schon verlobt.“, krächzte er zwischen den trockenen Krümeln in seinem Hals hervor. „Ja, na dann löse ich die Verlobung einfach und dann kannst du mich heiraten und küssen." Wäre eigentlich gar nicht so schlecht. Dann müsste er nie wieder nach Achat, in dieses Rattenloch, und bekam, so wie Sari, alles geschenkt. “Was für ein Leben. Dann müssten wir zurück nach Jade!" „Dann heirate ich dich nicht!" Sari hatte genaue Vorstellungen, wer sie küssen und heiraten und unter welchen Bedingungen dies geschehen sollte. „Wie, jetzt nicht mehr? Weißt du überhaupt was du willst?" „Ja, ich will einen Mann der gut zu mir ist, denn ich lieben kann und der für mich sorgt.“, sagte sie und kaute auf ihrem Brot herum. „Dann...bin ich wohl nicht der Richtige für dich.“, murmelte er in Gedanken. Ihre blauen Augen sahen ihn fragen an. „Wieso bist du so traurig?" „Du hast etwas besseres verdient, deshalb." Ihre Hand legte sich auf sein Knie. „Bist du verliebt in mich?" Mh... das Mädchen hatte Illusionen. „He.. he...also, so weit ist es Gott sei dank noch nicht." „Wo ist sie nur?" „Ihr habt doch ganz genau gewusst wie sie ist. Sariel ist aus dem Palast geflohen." Die junge Frau blickte die alte Dame an. „Eure Schwester ist nach Achat gefallen. Gestern wurden dort heiligen Schwingungen registriert. Wir haben schon einen Suchtrupp losgeschickt." Die junge Frau blickte nachdenklich zu Boden. „Sie hält es hier in den Hallen nicht mehr aus. Früher war sie ein ziemlicher Wildfang, versuchte sich immer aus ihrer Rolle zu befreien, und jetzt scheint sie endgültig Ernst gemacht zu haben. Ich möchte mir nicht ausmalen, wieso sie in Achat ihre Kräfte benutzt hat. Ich habe Angst um sie." „Anael!" Die blonde Frau drehe sich um und sah ihre dritte Schwester von weiten über die blank geputzten Marmorplatten eilen. “Ariel, hast du Neuigkeiten?" „Sie ist in Bern, sie ist in Bern!" „Dann werden wir sie holen, so einfach ist das!" Sprach die ältere und nahm ihre Schwester an die Hand. Sie tobte gerade im Heu, als Ragu in die kleine Scheune kam. Er sah das viele Stroh in ihrem Haar und er spürte wieder auf seinem Rücken dieses Pochen, jedesmal wenn er sie anders anblickte. Ihre Haare waren nicht weiblich, etwas kurz, mit drei fast albern und kindisch wirkenden geflochtenen Schwänzen. Sie war recht schmal, nicht übermäßig weiblich oder anziehend. Wenn man sie so sah, wie sie im Heu mit zwei kleinen Katzen tollte, erweckte das eher einen Beschützerinstinkt. So wie bei ihm jetzt. "Wo kann ich mich säubern Raguel?" Murmelte sie und folgte ihm auf einen kleinen, abgelegenen Heuhaufen. "Im hinteren Hofgebäude ist ein kleiner Brunnen. Du hast Glück, dass die alte Frau so gnädig ist und uns hier übernachten lässt. Wenn du noch kindischer tust wird sie dich sicherlich auch in ihrem Bett schlafen lassen. Sie braucht junge Dinger um sich herum!" Er kreuzte seine Arme hinter den Kopf und schnurrte leise. "Zeigst du mir wo?" "Nein!" "Aber Ragu! Ich hab Angst!" "Es sind noch nicht einmal 50 Stritte von hier! Mach das doch mal zur Abwechslung alleine. Du hast doch deinen heiligen Dolch!" "Du darfst auch zugucken wie ich bade!" Ragu öffnete eine Auge und blickte ihr genau in den Ausschnitt, da sie sich zu ihm hinuntergebeugt hatte und ihn mit ihrem Mondgesicht anglotzte. "Was soll es denn da schon Großartiges zu sehen geben! Hühner gibs hier genug auf dem Hof!" Sie nahm eine Hand voll Heu und drückte es ihm ins Gesicht. Ihr Kopf war sichtlich rot geworden. "Du bist sowas von blöd!!! Ich....!" Ihr Handgelenk wurde von ihm gepackt und schließlich wurde das Heu mitsamt Sari über ihm zur Spitze des Berges aus Heu geschmissen. Im gleichen Moment regnete es wieder Heu auf Ragu und schließlich entschloss er sich kindisch zu sein und sich auf sie zu stürzen, mit einem kleinen, belustigendes Lächeln auf den Lippen. Sari ging nicht mehr zum Brunnen, sie war neben ihm im Heu eingeschlafen. Letzte Nacht hatte er es ebenfalls gemerkt. Im Schlaf glühte sie manchmal etwas und das empfand Ragu schon gestern als sehr angenehm, deshalb war er dieses mal nicht allzu böse, als sie in seinen Armen einschlief. Sie sah wirklich wie ein Engel aus. Ein unschuldiger, jungfräulicher, sanfter Engel. Diesem typischen Klischee entsprechend. Nur leider traf dies nicht auf ihn zu, so glaubte er. Wenn er nur ein klein wenig von ihrer Unschuld und reinen Aura abbekommen würde, dann erginge es ihm sicherlich viel leichter hier in Bern. Anders als in Achat waren die Bewohner dieser Sphäre von Saris Erscheinung verzaubert. Schon als sie angekommen waren, hatten sich viele Leute nach ihr umgesehen, so empfand es Ragu jedenfalls. Er spürte abermals eine Welle der Erregung und er öffnete seine Augen, um festzustellen, dass Sari wieder in einem sanften goldenen Licht zu glühen anfing. Irgendwie gruselig. Er hätte sie jetzt tot knuddeln können, so sehr verzehrte er sich nach ihrer Nähe. Es war wie eine Droge. Wie Nikotin. Schnaps. (Sex.) Vielleicht würde er, wenn er so weitermachte, irgendwann nicht mehr ohne sie können. Schon seltsam, aber anscheinend konnte Sari ihre Kräfte noch nicht richtig steuern. Er legte seinen Wange an ihre und genoss ihre Wärme. Wann, wenn nicht jetzt? Er grinste kurz verschmitzt, zog ihren Kopf mit Hilfe seiner Hand in seine Richtung und lächelte stumm. "Ich sagte doch, ich werde ihn dir stehlen. Ich bekomme immer das, was ich will!" Nun würde sich zeigen, was ihr sagenhafter Kuss so alles bewirken konnte. Sein Rücken pochte abermals und er lehnte sich zu ihr und schloss seine Augen. "Das würde ich an deiner Stelle bleiben lassen!" Eine raue Frauenstimme fegte durch den Raum und Ragu wurde mit einem Ruck an die nächste Scheunenwand geschleudert. Kapitel 2 ---- END ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Männer sind doch alle gleich. Erst einmal ausprobieren, und dann entscheiden. In Raguel's Fall ist es so, dass er lediglich an sein körperliches Bedürfnis denkt, nicht etwa aus Liebe und Leidenschaft zu Sari. Na ja, ein richtig hinterhältiger Kerl halt. Und Sari erinnert mich irgendwie an die Meerjungfrau aus einem schlechten und alten amerikanischen Disney-Film. Na ja. Ich hoffe er war dieses mal nicht soooo steif... (irgendwie muss ich mich noch ans Schreiben gewöhnen... der Dreh ist noch nicht sooo raus) Bis dann Cu eure Suse Hier noch eine Danke-Danke-das ist so nett-Danksagung: Danke, meine liebe Ayne. Du bist so nett und sozial (darf ich vorstellen: meine Beta-Leserin). Nächstes Chapter: Chapter 3/ Die Lust der Schwestern Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)