Wing-Cage von LittleDestiny (wenn dir Flügel wachsen) ================================================================================ Kapitel 1: Die Berührung ------------------------ Chapter 1 Die Berührung Du bist nicht gleich. Die Anderen sehen dich mit anderen Augen. Du bist nicht wie sie. Und doch, viele sind nicht wie sie und du.... Manchmal wünschtest du dir, du wärest einer von ihnen, einer von den Höheren, die nicht als Abschaum und als Verbrecher bezeichnet werden. Du hast es schwer, trotzdem du ein Engel bist. „Seht ihr, schon bald werde ich fliegen können!" Sie trat auf den Balkon und nahm sogleich die Stufe des Geländers, auf dem sie mehr wackelig als wirklich sicher stehen blieb. „So bleibt doch stehen, Sariel... Sariel... das ist zu gefährlich". „Denkt ihr das wirklich? Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Gott muss sie mir doch zu einem bestimmten Zweck gegeben haben. Wieso sollte ich nicht fliegen?" Sie schloss ihre Augen. Ganz sicher, es würde klappen. Sie würde wie ein Engel fliegen können! „Sariel... Sariel-sama nicht!" Sie hörte die Schreie der Dienstmädchen, doch sie ignorierte sie. Langsam ließ sie sich fallen. Die Luft um sie herum war angenehm zart. Das kleine Mädchen blickte in helles, warmes Licht. Ganz sicher, die würde fliegen können, fliegen wie die Feder im Wind. Wie ein Vogel, wie ihre Freunde, wie ihr Vater. Ihre Arme hatte sie voller Mut und Drang weit nach vorn gestreckt, der Erde entgegen. Durch die dicken Wolken hindurch konnte sie die blaue Erde erblicken. Doch plötzlich blies ihr ein kalter Wind entgegen. Die Luft, die sie umgab, sie begann plötzlich in ihren Augen zu brennen. Sie versuchte sich abzufangen, bemerkte aber erst jetzt, dass ihre Flügel steif an ihrem Körper hingen und sie ihren Sprung nicht bremsen konnten. Dem kleinen Mädchen entwich ein schreiender Laut und sie blickte panisch hinter sich, den weißen Wolken entgegen. Mit Tränen in den Augen blickte sie ein letztes Mal hinauf in den weißen Himmel und sah im beißenden Licht des Himmels eine Hand sich ihr entgegenstreckten. Hinter dieser verbarg sich ein Junge mit vier schneeweißen Flügeln. Ihre Hände erreichten einander spärlich und dennoch rechtzeitig. Mit einem schnellen, harten Ruck wurde das Mädchen ergriffen und hinauf, zurück in den Himmel gezogen. Sie verlor ihr Bewußtsein, doch das Gesicht des Engels mit den vier Flügeln vergaß sie nie! Es zogen Gewitterwolken auf. Er war kaum drei Schritte aus seinem Dorf, da donnerte es über ihm wie in einer Glasvase die zu Bruch ging. "... Verdammtes...Loch... ich bin kaum drei Schritte aus dem Dorf, da fängt es schon wieder an zu schiffen"!! Hier, in der untersten Schicht, Achat, des Reiches hörte man das Wettertreiben lauter als sonst wo. Schließlich war man der Erde so nahe wie keine andere Schicht. Er wollte in die erste Sphäre um dort Rache zu nehmen und um nach Antworten zu suchen. Man nannte ihn Ragu, eigentlich mit vollem Namen Raguel. Er lebte in einem kleinen Dorf namens Ismal. Es war keine reiche Gegend, aus der er stammte, aber es hatte ihm 19 Jahre lang genügt. Oder vielmehr hatte er sich damit abgefunden, auf hartem Heu zu schlafen. Seine Mutter ließ ihn nur gegen seinen Willen gehen. Sie neigte auch sonst zur Melancholie. Mit seinem Vater hatte er kein Wort gewechselt. Er hatte Raguel an den Kopf geworfen, er würde in die leibhaftige Höllen laufen. Aber darauf konnte Ragu jetzt keine Rücksicht nehmen. Ein Mann musste tun, was ein Mann tun musste. Sein Vater hatte ihn immer Macho genannt, weil er noch immer etwas kindisch war, sich aber hinter seiner Coolness versteckte, wie hinter einer Maske. Er hatte immerzu Träume, er durchlebte seltsame Verwandlungen. Manche aus dem Dorf mieden ihn, weil er irgendwie anders war. Vom Himmel hinab strömte der Regen auf ihn nieder und helles Licht durchzuckte ab und zu die Landschaft. Das helle Licht bahnte sich durch die Abgründe, die sich an manchen Stellen in Achat auftaten. Diese Abgründe führten hinunter zur Erde. Damals hatte sich das Engelsreich in drei Sphären gespalten. Noch immer waren überall im Reich Risse von dieser Trennung übrig geblieben. Er blickte hinauf und versuchte sich auszumahlen, wie es wohl in den anderen Sphären des Himmels aussah. Er hatte bis zu dieser Zeit Achat noch nie verlassen. Es machte ihm schon etwas Angst. Ob es wohl wirklich noch schrecklicher als hier in Achat war? Noch einmal zog grelles Licht durch die Landschaft und plötzlich erblickte er eine weiße Gestalt am Himmel. Sie musste wohl von der zweiten Sphäre Bern hinunter geflogen sein. Doch seltsam war, sie flog nicht, sie viel vielmehr. Das Wesen trug drei Flügel auf dem Rücken. Ihre Erscheinung war mehr seltsam, als heilig, doch etwas Reines umgab sie, so das Ragu für einige Sekunden still stehen blieb, und das Wesen musterte. „Das kann..." Sie würde weiter hinunter durch einen Abgrund fallen. Aber wieso flog sie nicht? Er konnte ihre Augen erblickten. Sie sahen furchtlos aus und doch etwas sagte ihm, dass dieser Engel in Gefahr war. Er ließ seinen Flügel auf dem Rücken ausbreiten und schwang sich mit Anlauf mühevoll in die Lüfte. Nicht jeder Achat hatte genügend Kraft mit einem Flügel fliegen zu können. Er war nicht sonderlich stolz auf seinen Flügel. Wer sah schon gern einen Engel mit einem Flügel? Beide steuerten aufeinander zu, und schließlich rammte Ragu den Engel und stieß ihn aus seiner Fallbahn, die wohl ohne seine Hilfe auf der Erde geendet hätte. In luftiger Höhe versuchte er mit dem Engel auf dem Arm sich in der Luft zu halten, doch unter seinem und ihrem Gewicht brach er ein und sie flogen ein weiteres mal zu Boden und das mit lautstarker Untermalung „WARTE!" Schrie der Engel abrupt und breitete seine Flügel aus. Ihre drei Schwingen bremsten den Aufprall und Ragu verlor den Engel ruckartig aus seinen Armen und wurde gleichzeitig von ihr an die Hand genommen. Nun war er es, der von ihr gehalten und gerettet wurde. Er blickte verwirrt zu ihr hinauf. Sie hatte weiß-blondes Haar und im Wind flogen drei gebundene Zöpfe hin und her. Ihre Augen waren so blau wie der Himmel der Erde. Er hing an ihrer Hand und in diesem Moment verstand Ragu nicht wirklich, wieso sie so plötzlich fliegen konnte. Im selben Moment brach aus ihrem Mund ein Schrei, ihre Schwingen verloren an halt und schließlich vielen Beide auf den harten Boden Achats. „Was machst du, bist du verrückt geworden?" Er rieb sich den Kopf. Das tat weh. Wieso fiel sie, wenn sie fliegen konnte, und wieso fiel sie, als sie fliegen konnte? „Das tut mir Leid!" Das würde ihm sicherlich bei einer Querschnittslähmung auch nicht milder stimmen. Er sah zu ihr hinüber. Ihr Bein war verletzt. Aus einer Schirfwunde an ihrem Knie perlte eine seltsame Flüssigkeit. Ragu rappelte sich auf und schritt zu dem Engel. „Alles klar?" Sie nickte nur, und bemerkte erst jetzt, dass sie wohl blutete. Schnell griff sie sich ans Bein und versuchte die Aufmerksamkeit des fremden Engels auf ihre Gesicht zu lenken. Doch er zeigte auf ihr Knie und legte seine Stirn in Falten. „Du kommst wohl aus Jade!" Sie druckste ein wenig herum, doch eine Antwort gab sie ihm nicht. „Du trägst drei Flügel auf deinem Rücken, die nicht fliegen können... das ist nicht gerade normal. Und schon gar nicht wenn solch ein Wesen vom Himmel hinunter in die Abschaumschicht Achat stürzt. „Das geht dich nichts an", antwortete sie barsch und rappelte sich auf. Er hob die Hände, zuckte mit den Schultern und machte kehrt. Wo wollte er jetzt hin? Er konnte sie doch hier unten nicht allein lassen. Etwas beunruhigte sie hier unten. „Das ist also Achat... ziemlich düster. Kommst du hier aus der Gegend"? „Sieht man doch", antwortete er und entfernte sich langsam von ihr und zeigte dabei auf seinen Flügel. Achat war die unterste Schicht des Engelsreiches. Hier unten lebten Verurteilte, Gebrandmarkte und Sünder. Fast jeder hier hatte nur einen Flügel. Als Verbrecher wurde damals jedem Engel ein Flügel abgeschlagen, so dass er nicht mehr fliegen und deutlich als Verurteilter und Verbrecher zu erkennen war. Doch mittlerweile entstanden in Achat Generationen, und diese trugen ebenfalls nur einen Flügel. Ein eigenes Engelsvolk hatte sich so daraus gebildet. Damals, als die Chöre die Herrschaft übernommen hatten, wurden viele Engel gebrandmarkt und hinunter in diese Sphäre gestoßen, sodass Achat nun den größten Anteil an Engeln besaß. Doch die Regierung, die Chöre, kümmerte sich nicht um diese Sphäre und so herrschte hier unten Armut und Gewalt. „Warte", sie rappelte sich ebenfalls auf die Beine und humpelte ihm nach. „Ich... warte doch, ich möchte dich etwas fragen", rief sie. Er nahm sein Halstuch und legte es um das Knie des Engels. „Wie heißt du"? Wollte er wissen. „Sari". „Sariel also. Mein Name ist Raguel. Du bist aus Jade, und du trägst heiliges Blut in dir". Sie zuckte zusammen. „Ich hätte nicht gedacht das ein Engel aus Achat so gut über die Hierarchie Bescheid weiß". „Ich habe so meine Quellen und lesen kann ich auch schon seit meinem fünften Lebensjahr", er grinste und schließlich ließ er ihr Knie los. „Danke", murmelte sie und schaute sich in der Gegend etwas genauer um. „Ich fürchte mich hier, ist es hier überhaupt sicher"? „Nein". „Und... weißt du wie man in die höheren Sphären kommt"? Ragu überlegte kurz. Sari war wohl ein Mitglied der Hierarchie. Sie war adlig, ein willkommenes Stück um in die höheren Sphären zu gelangen. „Ja, ich kann dir helfen wieder nach Jade zu kommen". „Aber das will ich gar nicht", erwiderte sie und wurde traurig. Ragu legte erneut die Stirn in Falten. „Bist abgehauen? Meine Güte, dein Papa wird sicherlich sauer sein. Mach keinen Scheiß, die werden doch nach dir suchen". „Das ist mir doch egal. Ich will nicht zurück, zurück in diesen Käfig"! Er rieb sich die Stirn. Sie war ein wenig unkooperativ. „Dann bringe ich dich nach Bern. Ich habe dort sowieso etwas zu erledigen. Ist das ein Deal"? Plötzlich fing das Mädchen an zu strahlen. „Jep"! „Aber im Gegenzug habe ich noch eine Bitte bei dir offen. Du hast es hier schließlich mit einem Achat zutun, und die, das ist deine erste Lektion, machen nie etwas aus Nächstenliebe oder kostenlos" . „Jep"! Er hätte von Sari eigentlich erwartet, dass sie wenigstens erfahren wollte, was das für eine Bitte ist, aber solange sie dies nicht tat, war es für Ragu nur von Vorteil. Sie schien noch sehr naiv und dumm zu sein, es lohnte sich also, die Kleine nicht zu verlieren, sie könnte ihm noch sehr nützlich sein. *Mutter hatte mich immer als Schönling bezeichnet. Sie meinte immer ich wäre so schön gelungen, weil ich im Herzen der reinste Achat von allein war. Ich glaube, dass sie log, denn reine Schönheit besitze ich nicht. Sie muss sich irren.* *Damals, als ich lernen wollte zu fliegen, da stürzte ich ebenfalls hinunter, und hatte fast die sterbliche Erde erreicht, doch kurz bevor ich hinunter durch die Wolken fiel, rettete mich ein Engel mit vier Schwingen. Ich kann mich noch sehr gut an seine Schönheit erinnern, die mich damals so geblendet hatte. Nun bin ich ein zweites mal hinunter gefallen. Und dieses mal ist er mir nicht erschienen. Ob ich ihn wohl je wiedersehe? * Die Pforten zur Bern Sphäre lagen in einem Ort namens Katralan. Er besaß einen Berg durch den man durch Pforten nach Bern schreiten konnte. Doch dieser wurde stark bewacht, denn nicht jeder Achat konnte in Bern ein und aus gehen. Bern war die Stadt der Engel. Dort lebte das normale Volk. Engel dort trugen zwei Flügel und waren anerkannte Bürger. Sie durften wählen, ein normales Leben führen und arbeiten, ganz anders als in Achat, dort wo es ums nackte Überleben ging. Die Straßen von Katralan waren kalt und kahl. In Achat war es wohl die einzige Gegend mit festen Häusern und Straßen. Südlich von Katralan gab es eine zweite Pfortenstadt namens Natralan. Sie ähnelten einander sehr, denn schließlich wurden sie nur gebaut, um einen Pfad zwischen den Sphären zu schaffen. Der Bau war der einzige Beitrag von der Obersten Sphäre Jade gewesen, sonst kümmerte sich niemand um Achat. „Hast du ein wenig Geld dabei"? Wollte Ragu wissen als sie die Stadt betraten. „Nein, wieso"? „Ich habe Hunger". Die war ja noch nicht einmal dafür zu gebrauchen. Sein Magen knurrte schon seit Stunden. Aber er selbst hatte lediglich acht Geldstücke dabei. Damit kam er allerdings nicht weit. „Können wir nicht um etwas Essen bitten"? Sari schaute ihn mit großen Augen an. „Du bist wirklich dumm. Anscheinend warst du noch nicht viel unterwegs. Probiere es ruhig, keiner wird dir freiwillig etwas abgeben"! Davon war Ragu überzeugt. Er sah ihr nach, wie Sari an einen kleinen Stand mit Brot tippelte. Dort saß ein alter Mann und blickte sie an. „VERSCHWINDE DU BIEST". Plötzlich packte er das Mädchen am Arm und zog einen langen Stock aus seiner Kutte hervor und wollte ihr damit eins überbraten, doch Ragu sprang ihm in den Weg und trat ihn mit seinem Knie ihn in den Magen. Der Mann ließ die völlig überrumpelte Sari los, Ragu schnappte sich ihre Hand und rannte mit ihr davon. Die Leute rings um sie herum fingen an zu schreien und stellten sich ihnen in den Weg. Vielleicht nahmen sie an, Sari wollte dem armen alten Mann etwas klauen. „Siehst du, dass hast du nun davon"! Raunte Ragu und zog sie dichter an sich heran, als die Meute sich vor den Beiden postiert hatte. „Wieso tun sie das, ich habe doch gar nichts getan"? „Leute in Achat teilen halt nicht gerne". Ragu drehte sich um, riss Sari die Beine vom Boden weg, und hob sie im gleichen Moment auf die Arme, um mit einem großen Satz über eine Regentonne, hinauf auf die Dächer, der kreischenden Armee aus Achaten zu entkommen. Während er mit Sari auf dem Arm über die Dächer flüchtete, sah diese sich noch etwas ängstlich um. Ragu kam schließlich langsam zum Stehen, als er annahm, dass die Flucht nun endlich geglückt war. Er ließ den Engel wieder zu Boden, und bemerkte erst jetzt das sie zu zittern anfing. „Was hast du"? Mit ihren blauen Augen sah sie nur zaghaft zu ihm hinauf. Er sah Tränen, die sich ihre Wangen entlang bahnten. „Nichts, es ist nichts". Sie drehte sich hastig von ihm und hockte sich auf das Dach, umklammerte ihre Beine und blickte zu Boden. Ragu war einen Moment ratlos. Etwas stieg in ihm hinauf. „Hey..., war doch halb so schlimm". Irgendwie wolle er sie beruhigen, ihr Sicherheit vermitteln, denn wie es aussah, war sie wohl ziemlich verschreckt und verängstigt. Ein sehr seltsames, sanftes und zartes Engelswesen. Sie musste wohl in absoluter Zufriedenheit und Idylle aufgewachsen sein, wenn ihr das schon einen ziemlichen Schock versetzte. Er trat einen Schritt auf sie zu, wollte etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor, sprang auf und drehte sich zu ihm. Plötzlich hatte er einen Dolch an der Kehle zu liegen. „Sage mir, wenn alles hier so böse ist, wieso solltest ausgerechnet du etwas Gutes für mich tun? Wer sagt mir, dass du nicht genauso wie alle anderen hier in Achat bist"? Auf ihren Wangen waren immer noch Tränen. „Was soll das Spiel?! Glaubst du wirklich, mir mit solch einem Dolch drohen zu können? Du weinst, an deiner Ernsthaftigkeit solltest du noch arbeiten". Mit einem schnellen Handgriff hatte er ihr den Dolch aus den Händen geschlagen, einen Satz nach vorn gemacht, und ihr ebenfalls einen kleineren, aber scharfen Dolch unter die Kehle gehalten. Sari blickte fassungslos hinunter zu ihrer Waffe. Unmöglich jetzt an diese heranzukommen, ohne die Kehle aufgeschnitten zu bekommen. „Was meinst du, würde jetzt so einer aus Achat dir die Kehle aufschneiden"? Flüsterte er an ihr Ohr. „Ja...". Er drückte sie fester an sich und hielt ihr die Klinge vor ihre Augen. „Möchtest du sterben? Ist es so schlimm da oben in Jade"? Ihre Ellenbogen rammte sich in seinen Magen, und Sari duckte sich hinunter zu ihren Dolch, um ihn im nächsten Moment in Richtung Ragu zu halten. Der tat es ihr gleich und fiel auf sie. Im nächsten Moment blickten beide einer Klinge entgegen. Ragu grinste. „Wieso habe ich dich bloß so unterschätzt? Liegt es etwa an deinen großen, blauen Augen, oder an deinen blonden Haaren"? „Ich will nicht sterben", zischte sie. „Dann wirst du auch nicht sterben. Jedenfalls wenn du bei mir bleibst"! Er zog seine Klinge von ihrer Kehle und ließ sich von ihr zum Aufstehen zwingen. „Lass ihn fallen"! Befahl sie und deutete auf seine Waffe. Ragu schmiss ihr den Dolch bereitwillig vor die Füße. Langsam hob Sari ihn auf, ohne damit aufzuhören Ragu drohend ihre Waffe entgegenzustrecken. Als der Dolch schließlich in ihren Besitz gegangen war, stutzte sie plötzlich. „Wo..wo hast du den her"? Ragu verstand nicht ganz. „Ich habe ihn geschenkt bekommen. Bist du neidisch"? Dabei nahm er seine Hand und drückte Saris Arm hinunter. „Ich finde, dass wir das jetzt erst mal mit dem Gefuchtel sein lassen können". Sari’s Aufmerksamkeit galt aber schon lange nicht mehr Ragu. Sie kniete sich nieder und legte ihre Waffe beiseite, um über den Griff des Dolches zu fahren. Bei der Berührung mit ihrer Haut leuchtete ein Schriftzug auf, der in dem Griff eingraviert war. „Hier steht Raguel drauf, das ist dein Name". „Ja, ehrlich? Das ist ja auch mein Dolch"! „Aber dein Name wurde in heiligen Zeichen auf den Griff gebrannt. Wer hat ihn dir geschenkt"? „Was spielt das für eine Rolle"? „Kein normaler Schmied kann diese Schrift einfach so in einen Dolch brennen. Und wenn dort dein Name steht, dann wurde der Dolch extra für dich von heiligen Händen geschmiedet. Es ist ein Geschenk vom Schöpfer selbst"! „Verarsch mich nicht"! Er entriss ihr den Dolch und wollte sich soeben selbst davon überzeugen, doch die Schrift erlosch in seinen Händen. „Wieso schenkt man mir diesen Dolch, wenn ich die Schrift, die dort eingraviert ist, nicht lesen kann"? Sari überlegte und musterte Ragu kritisch. „Du bist doch ein Achat? Oder nicht"? „Natürlich bin ich das, oder wieso sollte ich sonst nur einen Flügel haben"? Er wurde sauer. Es wurmte ihn ja selber, dass er nur einen Flügel besaß. Im Gegensatz zum blonden Prinzesschen vor ihm, die gleich dreifach beschenkt wurde. „Wieso sollte der Schöpfer mir einen Dolch schenken"? „Zur Geburt eines Heiligen. Mir wurde dieser Dolch ebenfalls zur Geburt geschenkt", meinte Sari und zeigte ihm die Inschrift des Griffes, die bei Berührung mit ihrer Haut zu leuchten anfing. „Ja, ich bin aber kein Heiliger, und ich habe auch nur einen Flügel. Ich bin ein Achat, ein Nichts, was sollte ich denn schon großartiges mit einem Geschenk vom Schöpfer anfangen können"? „Dreh dich um!" Befahl sie und zog an seinem Arm. „Wa... was hast du jetzt schon wieder vor"? „Zeig mir deinen Flügel!" „Das werde ich nicht tun!" Sie griff in seinen Schopf und zog an seinen Haaren, so dass Raguel aufschreien musste. „Nun hab dich nicht so"! Sie schien wie besessen zu sein. Er wurde rot und auch ein wenig bockig. „Du nervst..., auh… lass das"! Er wollte ihr nicht weh tun und so wehrte er sich auch nicht, sondern breitete seine Flügel aus. Ein wenig peinlich war ihm das schon, denn er fühlte sich unwohl und wahrlich war er auch nicht sonderlich stolz auf seinen Flügel. Er spürte ihre Fingerkuppen über den Ansatz seiner Schwinge fahren, und er spürte wie sie an seinen Schulterblättern zu reiben anfing. „Das ist..." „Hör auf damit", murmelte er und ihm wurde ein wenig unwohl. „Es sind Narben"! „Hör bitte auf damit", sagte er schon etwas lauter und in seinem Magen drehte sich die Luft um, und seine Augen zeigend ihm ein dämmerndes Licht. „Aber... das sind Narben sie ... sind..". „... hör auf.... HÖR AUF"! Schrie Ragu und sein Kopf setzte für kurze Zeit aus und sein Körper bäumte sich nach hinten und stieß Sari von sich. Diese fand sich etwas benommen am Boden wieder. „Ragu...Raguel...was.."? Sari sprang auf und eilte zu ihm, wollte ihn wieder auf die Beine ziehen, weil er Schmerz gekrümmt am Boden kauerte, doch als sie ihn berührte, schrie er abermals vor Schmerz auf. „Lass...lass das verschwinde"! Er keuchte heftig und seine Hände krallten sich in sein eigenes Fleisch, um den Schmerz erträglicher zu machen. Sari konnte auf seinen Rücken blicken, und dort bäumten sich drei Hügel unter der Haut empor, die sie vor einigen Minuten noch untersucht hatte. Was hatte sie angerichtet? Chapter 1 – END +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Hallo, ich melde mich wieder mit einem neuen Fic. Mh... warum, weil ich gerade eine wirklich gute Idee für einen Neuen hatte und nun ist Wing Cage dabei rausgekommen. Hauptrolle hierbei: der starke, etwas eingebildete Ragu, der es wissen will, und dabei leider in die Arme des kleinen, heiligen Engels Sari läuft. Na ja, der Fic ist halt Genre Romantik und Humor und dreht sich um Engel, was ja nicht neu bei meinen Fic Kreationen ist. Ich hoffe er findet trotzdem etwas Anklang. Am Anfang ist es sicher noch etwas steif, aber das nächste Kapi ist ein wenig lockerer. Ich bitte um Kommis und lange, ausschweifende Diskussionen. Bis dann cu eure Suse nächstes Chapter: Chapter 2 Das Feuer in deinem Körper Kapitel 2: Das Feuer in deinem Körper ------------------------------------- Chapter 2 Das Feuer in deinem Körper *Mein Herz, es schlägt so laut. Ich kann es hören, es klopft und klopft, es zerspringt. Ich höre meinen Namen. Noch immer spüre ich ihre Finger auf meiner Haut, als hätten sich ihre Abdrücke in mich hineingebrannt. Gott, mach das es aufhört.* Er hatte sich sein Hemd zerrissen und kauerte auf dem Dach. Manchmal schrie er, wälzte sich hin und her, schlug um sich, fast so als ob er den Schmerz hinwegjagen wollte. Nach einer halben Stunde war Raguel zur Ruhe gekommen. Sein Körper lag schwer auf dem harten, mit Moos bewachsenen, Dach. Als er seine Augen müde öffnete, blickte er in das Gesicht des Engels mit den blauen Augen. Sie schien besorgt und kaute auf ihrer Unterlippe. Ihre Augen waren gerötet. „...Was... ist los... Wieso heulst du?" Ragu fühlte kaum seine Finger, als ob ein Gift ihn gelähmt, eine Schlange ihn gebissen hätte. Als ob er Stunden lang getreten wurde. Sari lächelte und schloss ihre Augen. "Wieso... hab ich doch gar nicht!" Er sah weiße Schwingen, die sich auf ihren Körper niederlegten und langem fing der zarte Engel, der neben ihm lag, an zu schimmern. Eine warme Aura umgab sie und Ragu bemerkte, wie angenehm es auf ihn wirkte, ja regelrecht besänftigend. Ihre Hand legte sich auf seine und umklammerte sie. „Das... fühlt sich gut... fühlt sich gut an.", murmelte er und schloss seine Augen. Es dauerte eine Weile ehe er sie wieder erneut anblicken konnte, zu sehr war er damit beschäftig, dieses angenehme Gefühl in sich aufzusaugen. „Geht es dir etwas besser?" Fragte sie. Er nickte. „Dann lege dich auf den Rücken." Ohne dass sie seine Hand losließ, half sie Ragu sich umzudrehen. "Ich fühl mich ein wenig wie ein alter Mann. Stellst du mir die Altenpflege dann auch in Rechnung?" „Setz dich aufrecht, dann geht es besser.", flüsterte sie und griff unter seinen Oberkörper, um ihn zu sich heranzuziehen. Als Ragu ihre Schulter an seiner spürte, griff er plötzlich um sie und drückte sie an sich. Sie tat so gut, ihr Licht linderte seine Schmerzen. Was war das bloß? Müde legte er seinen Kopf auf ihre Schulter und drückte sie noch enger an sich. „Was machst du mit mir?", flüsterte er. „Keine Angst, ich lindere deine Schmerzen." Sie setzte sich auf seinen Schoß, griff unter seine Arme und umschloss ihn. „Sei unbesorgt." Ihre Hände fuhren über seinen Rücken und ihr Kopf legte sich auf seine Schulter, so dass sie hinunter zu ihren Händen schauen konnte. „Sein unbesorgt.", vernahm er ihr leises Flüstern und im selben Moment schob sie ihre Finger durch seine Haut. Ragu verkrampfte kurz, gab einen ächzenden Laut von sich, wurde dann aber ruhiger und atmete schwer. Er roch einen süßen Duft an ihr, der plötzlich mit einer angenehm warmen Böe von ihr ausging und seine Nase umhüllte, fast wie eine Aromatherapie. Sari musste sich sehr konzentrieren. Ihr Körper war angespannt, denn sie musste all seinen Schmerz aufsaugen. Vor ihren geschlossenen Augen flackerten einige Bilder auf. ---Eine Hütte, eine Frau, ein kleines Mädchen an der Hand. Ein Mann, mit einer Axt---- ---Blut, die Frau blutete! Das kleine Mädchen weinend von ihr entrissen--- Sari spürte einen tiefen Schmerz, war es etwa Ragu’s Schmerz? Er war so unglaublich groß und voller Wut. ---Augen, so viele Augen, die ihn anschauten. Mit Wut und Angst. Die Augen, die ihn anschauten, sie hatten Angst vor ihm---- ---Ein Mädchen, zwischen den Wolken, und zwei Arme, die sich nach ihr ausstrecken.--- ----Und dann sah sie sich selbst. Ihre Hand hielt eine andere. Auf ihrem Rücken hatten sich 3 Schwingen ausgebreitet.--- Danach schreckte sie auf Es dauerte nicht lange, da zog sie ihre Finger wieder aus ihm und nahm ihn in den Arm. Ragu schnaufte. „Das tat gut", murmelte er und strich ihr unbewusst über das Haar. „Geht es dir wieder besser"? Sari musste hart Schlucken. Sie war einem Jungen noch nie so nahe gewesen. Sein Herz pochte an ihre Brust und sein Atem wehte hinter ihr Ohr. Kleine Haare in ihrem Nacken stellten sich vor Schreck auf. Dann diese Bilder. Sie musste stutzen. Das waren doch nicht etwa Ragu’s Erinnerungen gewesen? Sari wurde rot. Dieses Mädchen zwischen den Wolken.... Hastig stieß sie seinen Oberkörper von sich und kroch überstürzt von seinen Beinen herunter neben ihn. Es herrschte Totenstille. „Alles klar bei dir?", fragte Ragu nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Körperfunktionen wieder im Einklang mit ihm waren. „Ja...ja, ist... ist alles in Ordnung." Aber bei Sari drehten sich gerade Nervenzellen um die eigene Achse, es war nichts in Ordnung. Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Lass uns weitergehen. Es dämmert, wir werden uns irgendwo etwas zum Schlafen suchen." Sie sah ihn an. Ihre Augen musterten ihn, so gründlich, jeden Zentimeter seines Gesichtes, seine Hände, seinen Oberkörper, seine Beine, ja sogar seine Schuhe. „Suchst du was?" Er wurde ungeduldig. Hatte sie vergessen wie er hieß, oder wieso starrte sie ihn so entgeistert an? Seine Gesichtszüge kamen ihr fremd vor. Verständlich, sie hatte sein Gesicht noch nie gesehen. Aber wieso verfiel sie nun in Zweifel, wieso kam ihr dieser Engel so nahe vor? „Was hast du mit mir gemacht?" Wollte er schließlich wissen und nahm kurzer Hand ihre Schulter und riss sie nach oben. "Soll ich dich über die Schulter werfen?" Er stand direkt vor ihr. Seine Augen waren braun, er hatte dunkelblondes Haar und schmale Lippen. Sein Kinn war ein wenig mit blonden Stoppeln bewachsen und er hatte einen kräftig ausgeprägten Adamsapfel. Sie traute sich nicht ihn zu fragen. „Lass das.", murmelte sie und wischte seine Hand von ihrer Schulter. Die Beiden hatten Unterschlupf in einer großen Scheune gefunden. Dort hatten sie sich ins Heu gelegt und einander "Gute Nacht" gesagt, als Sari in die Stille plötzlich eine Frage warf. „Hattest du eine Schwester?" Man hörte ihn brummen. „Ja." „Sie nahmen sie mit." Sie überlegte kurz. "Es waren Soldaten der Garde!" Man hörte Heu rascheln. Er hatte sich aufrecht gesetzt und jetzt konnte sie seine Silhouette im Licht erkennen. Ragu fuhr sich durch sein Haar und schnaufte. „Verrätst du mir, was du für ein Engel bist?", erwiederte er kühn, ohne auch nur mit einem Wort auf Saris Frage zu antworten. „Ich weiß nicht, ob ich dir das verraten sollte." „Du hast mich geheilt. Nur der Erzengel Raphael kann das." „Ich bin seine 140te Tochter. Ich komme aus dem Palast in Jade, den heiligen Hallen, wie sie genannt werden. Raphael-sama lebt im Regierungsgebäude. Er nimmt seine Vaterpflichten bei aberhunderten von Kindern nicht allzu ernst..." „Junge, 140 Kinder...? Der Mann hat Spaß im Leben." „Er ist auch unsterblich. Es sei denn, man bringt ihn um. Er altert nicht, hat aber Tausende von Frauen gehabt und ebenso viel Kinder. Manche sind schon tot. Er muss sehr alt sein. Ich weiß es nicht, keiner weiß so recht etwas von den vier Erzengeln." „Wieso wolltest du dann fliehen?" „Wieso nicht?" „Müsstest du in Achat leben, hätte wohl jeder Verständnis. Ich meine, du bekommst alles was du möchtest, brauchst nicht hungern, schläfst bestimmt in einem großen weichen Bett und auch sonst hast du es besser als ein Achate." Sie blieb still. „Sag mir noch eins. Wieso hilfst du mir?" Sie kroch ein Stück zu Ragu heran. Ragu kam ins Stocken. Was sollte er denn da großartiges vom Himmel lügen? „Ich steh auf süße, blonde Engel.", sagte er und musste grinsen. „Lügner." Die Pforten befanden sich weitab, auf einem hohen Berg, der am Fuße des kleinen Städtchens lag. Den Pfad hinauf sah man einige Wachleute stehen. Achat war nicht sehr beliebt unter den oberen Schichten, deshalb sollten auch so wenig wie möglich Achaten hinauf nach Bern oder sogar nach Jade gelangen. Schon öfters kam es vor, dass Aufständische die Regierungsgebäude stürmten. Keiner wollte es laut äußern, doch mit der derzeitigen Lage des Himmels und dessen Regierung war keiner einverstanden, außer den Regierenden selbst. Ursprünglich herrschte die Hierarchie im Engelsreich, doch durch Stürzung des heiligen Adam, und dessen Verbannung in die vierte, aber noch nie gesehen Sphäre, kam die jetzige Regierung an die Macht. Ragu hatte sich seine braune Jacke übergezogen. Sein Hemd hatte er ja in Schmerz und Blindheit von sich gerissen. Das ihm nicht kalt war, wunderte Sari sehr. „Hast du einen Plan?“ Flüsterte sie und versteckte sich hinter ihm. „Nein. Aber wenn du wenigstens fliegen könntest, dann könnten wir uns da durchschmuggeln." Sari blickte Ragu an und verpasste ihm einen Kopfnuss. „Vielleicht...“, sie hielt inne, brach ihre Flügel aus ihrem Rücken und überlegte kurz. „Los, klemme mir den mittleren Flügel ein und verstecke ihn!" Sie deutete auf die mittlere Schwinge auf ihrem Rücken und hielt eine Kutte empor. Diese band sie sich um den Leib, Ragu quetschte ihre Flügel durch zwei Löcher, sodass der dritte Flügel als kleine, aber unscheinbare Wulst unter der Kutte verschwand. Ihre Zöpfe löste sie aus ihrem Haar, ihren Rock zupfte sie etwas nach oben und ihr enges Hemd zog sie weiter der Erde entgegen, damit ihre Brust zum Vorschein kam. “Willst du dich verkaufen?“ Ragu staunte nicht schlecht, so gefiel sie ihm sogar ein wenig. „Quatsch nicht.“ Sie riss ihm die Jacke vom Leib und suchte nach einem passenden Anhängsel. In ein paar Gassen rechts und links entlang lagen etliche Müllreste herum. Unter ihnen auch ein langes, dreckiges Seil, das Sari Ragu um den Hals band. Nun, mit einem gekonnten Ruck an der Leine gezerrt, hatte sie ein niedliches Wau-Wau für sich. „So wird es sicher schon gehen.“ Sie schritt mit ihm an die Pforten und die ersten Wachposten bekamen bei dem Körper, der unter der Kutte steckte, leichte Stielaugen und fragten noch nicht einmal nach dem Grund ihrer Passierung. "Gott sei gesegnet, dass Frauen zu dieser Zeit eine niedrigere Stellung haben als Männer. Bei einer Frau als Wachposten hätte dieser Plan nie wirklich funktioniert." „Wenn er es tut.“, knurrte Ragu und ließ sich weiter von ihr durch die nächste Pforte zerren. „Darf ich euren Passierschein sehen?“ Ein etwas dicklicher Wachmann postierte nun schließlich vor ihnen. „Ja wissen Sie, ich habe mir einen Leibeigenen gekauft und das böse Ding, er ist noch nicht einmal stubenrein und kann sich nicht benehmen, hat meine ganzen Sachen verwüstet und sämtliche Schuhe und Papiere angenagt und aufgegessen, beziehungsweise zerfetzt. Wissen Sie, wie böse ich da war! Dieses Ding ist wirklich eine Fehlinvestition!" Sie stieß Ragu um und stellte ihr Bein auf seinen Rücken, so dass der Mann unweigerlich über ihre nackten Waden hinauf zu ihren Oberschenkel wandern musste, um ihr wieder ins Gesicht blicken zu können. „Ich verstehe, haben sie noch nicht einmal einen Schein für das Biest?" „Dieser dumme Junge.... alles kaputt gemacht." Sie sah noch einmal unschuldig zu ihm, klimperte mit den Augenliedern und seufzte. “Was soll ich bloß machen. Hier in Achat, das ist doch nichts für ein Mädchen wie mich. Und eine von ihnen bin ich schließlich auch nicht, seht selbst.". Sari drehte sich um, wackelte mit ihren Flügeln und fiel ins Hohlkreuz, um ihren Hintern etwas zu betonen. „Ja sicher, da habt Ihr schon irgendwie Recht." Er ließ sie und Ragu passieren. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. So etwas Plumpes und diese Dumpfbacken fallen auch noch darauf herein!“ Ragu knurrte und Sari zog und zog an der Leine und ließ Ragu belustigt hin und her traumeln. Sie hatten noch Tausende von Treppen zu erklimmen, um aus dem Sichtfeld der Wächter und endlich nach Bern zu kommen. „Ich finde, ich habe das hervorragend gemacht.“ Sie drehte sich lächelnd um. „Ich finde, das wir ein super Team sind." Ragu ließ seine Mundwinkel vor Schreck fallen. Das glaubte sie? Aber normalerweise beschissen Teampartner einander nicht. Er bekam plötzlich Zweifel, ob er diesen Engel wirklich so hintergehen sollte. Aber wie sonst sollte er nach Jade gelangen? „Scheiße...“ Sari war schon einige Stufen vorgelaufen. „Los, Sklave... du wirst mir in Bern den Rücken kratzen und meine Haare bürsten!" Er riss sich das Seil vom Hals und sprang ihr entgegen. „Prügel kannst du von mir bekommen, Prinzessin!" Sie kreischte und lief ihm davon. Bern war in Saris Augen genauso gruselig wie Achat, bloß das ihre Absätze unter ihren Füßen klapperten, wenn sie über das Kopfsteinpflaster hüpfte. “Was hast du eigentlich hier zu erledigen?" Ja, das war eine sehr gute Frage. Ragu hatte sich die ganze Zeit schon eine Ausrede, einen Plan, ein Register mit Ausreden erstellt, doch die lang geplanten Seiten in seinem Kopf blieben weiß und leer. Einen triftigen Grund hatte er nicht wirklich gefunden und jetzt musste er ihr irgendwie weiß machen, dass diese Erledigung in Jade, und nicht in Bern zu erledigen war. „Oma?“ Sagte er und grübelte. „Deine Oma wohnt hier? Das ist toll, ich habe keine Oma, lass sie uns gemeinsam besuchen!“ Er spürte ihre Hand, die sich an seinen Arm geheftete hatte und ihm vor Freude das Blut abklemmte. „Und was willst du hier? Und wieso hast du dir eigentlich an den Pforten den Flügel in die Kutte geklemmt?" „Na, damit sie nicht sehen, dass ich aus Jade stamme. Ich will nicht wissen, was meine beiden Schwestern schon alles in die Wege geleitet haben, um mich wiederzufinden. Und außerdem, ich... mal schauen was ich hier in Bern so alles erleben kann. Es wird sich sicher ein Grund ergeben. Ich könnte dich beschützen, mit deiner Oma über einen Sack Schokolade verhandeln“. Oh bitte nicht! Wieso war sie plötzlich so zuvorkommend. Das hielt er im Kopf nicht aus. Er könnte sich hinten und vorn treten. „Aber... weißt du, wir sollten erstmal etwas essen... oder nicht?" Oder musste er sie einfach loswerden? Dann hätte er wenigstens nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. „Ich hab noch acht Geldstücke. Also los, davon müssen wir satt werden." Er hielt ihr den Beutel vor die Nase. „Was sind Geldstücke?" Kurz blieb Ragu das Wort im Hals stecken. „Verarsch mich nicht." „In den heiligen Hallen gab es kein Geld, wir bekamen, was wir wollten. Wir brauchten es nicht!" Deshalb also verstand Sari nicht, dass es in den anderen Schichten anders lief und dass da mit kostenlos und Teilen nicht viel anzufangen war. Er nahm ein Geldstück aus dem Beutel und legte es ihr in die Hand. „Schau her, das sind Geldstücke. Sie wurden aus billigen Metall gemacht. Ich weiß nicht, ob sie genauso viel Wert haben wie in Bern, das müssen wir noch herausfinden." „Und du willst es mit mir teilen?" „...Ja?" Ragu wurde wieder etwas verwirrt. Ihre Augen fingen an zu funkeln. „Du bist ein wirklich guter Kerl, wie kann ich mich bloß bei dir dafür bedanken?" Ja, darauf hatte er die perfekte Antwort. Er würde ihr diese Antwort sofort an den Kopf knallen, aber er hatte Angst, sie würde davon umfallen und in einen tiefen, traumatischen Schlaf entschwinden. “Was ist?" Sie schaute in sein Gesicht, hatte seine Arm ergriffen und sich auf Zehnspitzen zu ihm hinaufgestreckt. Man sah einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen. „Willst du...“. Ragu war noch verwirrter als zuvor, bald bekam er Kreisel in den Augen. „Willst du einen Kuss? Als Dank... ich liebe dich zwar nicht, aber ein Kuss ist schon ein gutes Geschenk!" Ragus Gesicht entgleiste. „WAS SOLL ICH VERDAMMT.... mit deinem KUSS?!" Er färbte sich kurz rot und drückte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Ein Kuss von mir ist etwas ganz Besonderes, wenn du kein Heiliger bist." Ragu schüttelte den Kopf. „Trotzdem danke, ich schätze dieses Angebot sehr!" Er wackelte etwas unsicher in sichere Entfernung. Das mit Jade würde er auf jedenfalls bevorzugen. Sie machte einen pampigen Gesichtsausdruck. „Aber komm ja nicht an, wenn du es dir noch mal überlegt hast!" Ragu erinnerte sich an ihre Hand, die sich auf seine gelegt hatte, als er diese fürchterlichen Schmerzen bekommen hatte. Es musste wahrscheinlich etwas mit ihren Genen zutun haben. Wenn sie die Kraft besaß mit bloßen Berührungen heilen zu können, wie schaut es erst mit einer wirklich innigen Berührung aus? Es war irgendwie doch nicht so verkehrt sie bei sich zu haben. Es kam schließlich des Öfteren vor, dass er diese Schmerzattacken bekam. Sie war wohl der Schlüssel zu seiner Heilung. „Was kann dein Kuss?" Murmelte er und streichelte ihr besänftigend über ihr blondes Haar. „Heilen!" „Das hatte ich mir schon gedacht. Aber bin ich krank, dass es bei mir einen wirklichen Zweck erfüllen würde?" Sie schlug seine Hand von ihrem Haupt. „Jetzt nicht mehr, Raguel!" „Ich würde dich wirklich gerne küssen. Du bist doch ein ganz süßes Kind!" „Ich bin kein Kind, sondert eine junge Dame!" „Ich würde dich wirklich gerne küssen. Du bist doch eine ganz süße junge Dame“. „Ich jetzt aber nicht mehr! Und außerdem, ich bin verlobt!" Ragu überlegte wieso sie ihm dieses Angebot vor knapp einer Minute gemacht hatte, wenn sie wahrscheinlich schon länger als eine Minute verlobt war. „Du bist mir vielleicht eine kleine Schlange.“, grinste er verschmitzt. Er würde seinen Kuss schon bekommen und mit Glück seine seltsamen Attacken für immer verlieren. Wenn es sein musste, stahl er ihre diesen Kuss auch, schließlich kannte er sich ja mit Klauen und Gemeinheiten aus, er lebte schließlich in Achat und das prägte. Nachdem die beiden ziellos durch eine größere Stadt, die nahe der Pforten gelegen war, geirrt waren, und Ragu noch immer nicht wusste, woher er so schnell eine Oma für sich herbekommen sollte, war Sari erschöpft und konnte kaum einen Schritt mehr gehen. Seit gestern, als sie von Himmel gefallen war, hatte sie wohl nichts mehr gegessen. Sie saßen auf einer Bank und aßen schließlich trockenes altes Brot, das Ragu für fünf Geldstücke und mit viel Einsatz von Saris erschöpften Äußeren, ergattert hatte. „Wie willst du ohne Geld hier überleben?" Wollte er schließlich wissen. „Ich kann dich heiraten und dann sorgst du für mich.“, antwortete sie unschuldig und löste dabei in Ragus Hals eine Verstopfung aus, so dass er zu röcheln anfing. „Ich denke, du bist schon verlobt.“, krächzte er zwischen den trockenen Krümeln in seinem Hals hervor. „Ja, na dann löse ich die Verlobung einfach und dann kannst du mich heiraten und küssen." Wäre eigentlich gar nicht so schlecht. Dann müsste er nie wieder nach Achat, in dieses Rattenloch, und bekam, so wie Sari, alles geschenkt. “Was für ein Leben. Dann müssten wir zurück nach Jade!" „Dann heirate ich dich nicht!" Sari hatte genaue Vorstellungen, wer sie küssen und heiraten und unter welchen Bedingungen dies geschehen sollte. „Wie, jetzt nicht mehr? Weißt du überhaupt was du willst?" „Ja, ich will einen Mann der gut zu mir ist, denn ich lieben kann und der für mich sorgt.“, sagte sie und kaute auf ihrem Brot herum. „Dann...bin ich wohl nicht der Richtige für dich.“, murmelte er in Gedanken. Ihre blauen Augen sahen ihn fragen an. „Wieso bist du so traurig?" „Du hast etwas besseres verdient, deshalb." Ihre Hand legte sich auf sein Knie. „Bist du verliebt in mich?" Mh... das Mädchen hatte Illusionen. „He.. he...also, so weit ist es Gott sei dank noch nicht." „Wo ist sie nur?" „Ihr habt doch ganz genau gewusst wie sie ist. Sariel ist aus dem Palast geflohen." Die junge Frau blickte die alte Dame an. „Eure Schwester ist nach Achat gefallen. Gestern wurden dort heiligen Schwingungen registriert. Wir haben schon einen Suchtrupp losgeschickt." Die junge Frau blickte nachdenklich zu Boden. „Sie hält es hier in den Hallen nicht mehr aus. Früher war sie ein ziemlicher Wildfang, versuchte sich immer aus ihrer Rolle zu befreien, und jetzt scheint sie endgültig Ernst gemacht zu haben. Ich möchte mir nicht ausmalen, wieso sie in Achat ihre Kräfte benutzt hat. Ich habe Angst um sie." „Anael!" Die blonde Frau drehe sich um und sah ihre dritte Schwester von weiten über die blank geputzten Marmorplatten eilen. “Ariel, hast du Neuigkeiten?" „Sie ist in Bern, sie ist in Bern!" „Dann werden wir sie holen, so einfach ist das!" Sprach die ältere und nahm ihre Schwester an die Hand. Sie tobte gerade im Heu, als Ragu in die kleine Scheune kam. Er sah das viele Stroh in ihrem Haar und er spürte wieder auf seinem Rücken dieses Pochen, jedesmal wenn er sie anders anblickte. Ihre Haare waren nicht weiblich, etwas kurz, mit drei fast albern und kindisch wirkenden geflochtenen Schwänzen. Sie war recht schmal, nicht übermäßig weiblich oder anziehend. Wenn man sie so sah, wie sie im Heu mit zwei kleinen Katzen tollte, erweckte das eher einen Beschützerinstinkt. So wie bei ihm jetzt. "Wo kann ich mich säubern Raguel?" Murmelte sie und folgte ihm auf einen kleinen, abgelegenen Heuhaufen. "Im hinteren Hofgebäude ist ein kleiner Brunnen. Du hast Glück, dass die alte Frau so gnädig ist und uns hier übernachten lässt. Wenn du noch kindischer tust wird sie dich sicherlich auch in ihrem Bett schlafen lassen. Sie braucht junge Dinger um sich herum!" Er kreuzte seine Arme hinter den Kopf und schnurrte leise. "Zeigst du mir wo?" "Nein!" "Aber Ragu! Ich hab Angst!" "Es sind noch nicht einmal 50 Stritte von hier! Mach das doch mal zur Abwechslung alleine. Du hast doch deinen heiligen Dolch!" "Du darfst auch zugucken wie ich bade!" Ragu öffnete eine Auge und blickte ihr genau in den Ausschnitt, da sie sich zu ihm hinuntergebeugt hatte und ihn mit ihrem Mondgesicht anglotzte. "Was soll es denn da schon Großartiges zu sehen geben! Hühner gibs hier genug auf dem Hof!" Sie nahm eine Hand voll Heu und drückte es ihm ins Gesicht. Ihr Kopf war sichtlich rot geworden. "Du bist sowas von blöd!!! Ich....!" Ihr Handgelenk wurde von ihm gepackt und schließlich wurde das Heu mitsamt Sari über ihm zur Spitze des Berges aus Heu geschmissen. Im gleichen Moment regnete es wieder Heu auf Ragu und schließlich entschloss er sich kindisch zu sein und sich auf sie zu stürzen, mit einem kleinen, belustigendes Lächeln auf den Lippen. Sari ging nicht mehr zum Brunnen, sie war neben ihm im Heu eingeschlafen. Letzte Nacht hatte er es ebenfalls gemerkt. Im Schlaf glühte sie manchmal etwas und das empfand Ragu schon gestern als sehr angenehm, deshalb war er dieses mal nicht allzu böse, als sie in seinen Armen einschlief. Sie sah wirklich wie ein Engel aus. Ein unschuldiger, jungfräulicher, sanfter Engel. Diesem typischen Klischee entsprechend. Nur leider traf dies nicht auf ihn zu, so glaubte er. Wenn er nur ein klein wenig von ihrer Unschuld und reinen Aura abbekommen würde, dann erginge es ihm sicherlich viel leichter hier in Bern. Anders als in Achat waren die Bewohner dieser Sphäre von Saris Erscheinung verzaubert. Schon als sie angekommen waren, hatten sich viele Leute nach ihr umgesehen, so empfand es Ragu jedenfalls. Er spürte abermals eine Welle der Erregung und er öffnete seine Augen, um festzustellen, dass Sari wieder in einem sanften goldenen Licht zu glühen anfing. Irgendwie gruselig. Er hätte sie jetzt tot knuddeln können, so sehr verzehrte er sich nach ihrer Nähe. Es war wie eine Droge. Wie Nikotin. Schnaps. (Sex.) Vielleicht würde er, wenn er so weitermachte, irgendwann nicht mehr ohne sie können. Schon seltsam, aber anscheinend konnte Sari ihre Kräfte noch nicht richtig steuern. Er legte seinen Wange an ihre und genoss ihre Wärme. Wann, wenn nicht jetzt? Er grinste kurz verschmitzt, zog ihren Kopf mit Hilfe seiner Hand in seine Richtung und lächelte stumm. "Ich sagte doch, ich werde ihn dir stehlen. Ich bekomme immer das, was ich will!" Nun würde sich zeigen, was ihr sagenhafter Kuss so alles bewirken konnte. Sein Rücken pochte abermals und er lehnte sich zu ihr und schloss seine Augen. "Das würde ich an deiner Stelle bleiben lassen!" Eine raue Frauenstimme fegte durch den Raum und Ragu wurde mit einem Ruck an die nächste Scheunenwand geschleudert. Kapitel 2 ---- END ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Männer sind doch alle gleich. Erst einmal ausprobieren, und dann entscheiden. In Raguel's Fall ist es so, dass er lediglich an sein körperliches Bedürfnis denkt, nicht etwa aus Liebe und Leidenschaft zu Sari. Na ja, ein richtig hinterhältiger Kerl halt. Und Sari erinnert mich irgendwie an die Meerjungfrau aus einem schlechten und alten amerikanischen Disney-Film. Na ja. Ich hoffe er war dieses mal nicht soooo steif... (irgendwie muss ich mich noch ans Schreiben gewöhnen... der Dreh ist noch nicht sooo raus) Bis dann Cu eure Suse Hier noch eine Danke-Danke-das ist so nett-Danksagung: Danke, meine liebe Ayne. Du bist so nett und sozial (darf ich vorstellen: meine Beta-Leserin). Nächstes Chapter: Chapter 3/ Die Lust der Schwestern Kapitel 3: Die Lust der Schwestern ---------------------------------- Chapter 3 / Die Lust der Schwestern Sari öffnete, vom Geschrei Ragus unsanft geweckt, ihre Augen und setzte sich abrupt aufrecht. "Sariel, das war dein letzter Ausflug!", erwiderte eine andere, weibliche Stimme und im nächsten Moment fiel Sari wieder ins Heu. Sie schlief erneut, aber dennoch ohne ihr Einverständnis. Ragu hatte sich währenddessen wieder aufgerappelt und war zu ihr gestürmt. "Was hat euch denn gebissen?" "Sie gehört zu uns. Und du wirst sie mit deinen dreckigen Fingern nicht beschmutzen!" "Dafür wirst du vor Gericht gestellt. Ein Mädchen einfach zu missbrauchen. Dazu noch einen heiligen Engel!" "Was? Wer hat denn hier etwas von missbrauchen gesagt?" Ragu griff um Saris Schultern und zog sie hinauf. "Sie gehört zu mir! Ist das klar?" Er wollte unter keinen Umständen Sari an eventuelle Engelverkäufer oder Zuhälter verlieren. Er hatte sie entdeckt. Es war seine halbsichere Eintrittskarte nach Jade! "Lass sie los!" Die Frau mit der etwas raueren Stimme fegte ihm eine gewaltige Böe ins Gesicht und Ragu hatte Mühe sich dieser entgegenzustellen." "Was wollt ihr von ihr?" Ragu klammerte sich immer fester um sie. Sein Rücken pulsierte in kurzen, regelmäßigen Abständen. "Wir nehmen sie mit, zurück nach Jade!" Ein stechender Schmerz zerrte sich durch seine Muskeln. Er sackte in sich zusammen. "Nie...niemals. Sie bleibt hier! Sie ist der Schlüssel!", keuchte er und drückte Sari fast die Adern in ihren Armen ab. *Ragu* "Sari?" In seinem Inneren rief sie seinen Namen. Wind umgab ihn und die zwei Frauen wurden von ihm aus der Scheune gedrückt. Ragu fing laut an zu Schreien. Wieder dieser Schmerz. Aber dieses Mal war Sari nicht da, um ihn zu lindern. Er ließ ihren zarten Körper zu Boden gleiten und warf sich vor Schmerzen abermals auf den Boden. Sein Rücken, er brannte so stark wie noch nie zuvor. "Sari!" *Ragu. Raguel .* *Ragu. Raguel. Nein, ich will nicht zurück * Er erwachte langsam aus seinem tiefen Schlaf. Es war hell, seine Glieder waren steif, ließen sich nicht bewegen. Er fühlte sich schwer und taub. Wo war er? Mit zunehmenden Minuten verdeutlichte sich sein Bild und er erkannte, dass er in einem hellen, weißen Raum auf einer kalten Liege lag. "Sari?" "Sie ist nicht hier! Sie wird dich auch nie wieder sehen. Dafür werde ich sorgen." Wieder diese weibliche, harte Stimme. "Wer...?" "Wer ich bin? Ich bin Anael, ihre älteste Schwester. Dein Vergehen wird nicht ohne Strafe enden!" "Was denn für ein Vergehen? Ich hab sie gerettet, als sie nach Achat gefallen war. Wäre ich nicht gewesen, wäre sie auf die sterbliche Erde gefallen und jetzt tot. Sie kann schließlich nicht fliegen!" Anael schwieg. Sie legte eine Hand auf seine Brust. Er spürte wieder eine Wärme, nur dieses Mal war sie anders, viel fremder, fast schon eine kalte Wärme die sich durch seine Muskeln fraß. "Du sagst die Wahrheit, doch etwas verschweigst du ihr." Hatte sie etwa seine Gedanken gelesen? Seine Arme und Beine konnte er langsam wieder bewegen. "Du hast die selbe Fähigkeit wie sie.", stellte er fest. "Ich sagte doch, ich bin ihre Schwester." Er setzte sich aufrecht. Erst jetzt merkte er, dass er nackt war. Lediglich ein weißes Handtuch bedeckte seine Lenden. "Was habt ihr mit mir gemacht?" "Dich untersucht. Du hast sehr mächtige Schwingungen von dir gegeben. Du bist kein normaler Engel. Woher kommst du?" Ragu band sich das Handtuch um die Hüfte und ließ seine Beine langsam von der Liege zu Boden gleiten. "Achat, sonst hätten wir uns sicherlich nicht getroffen, Sari und ich!" "Sie heißt Sariel. Bring ihr etwas mehr Respekt entgegen. Sie ist eine Heilige." "Ja, und so sollte sie auch behandelt werden. Sie sollte glücklich gemacht werden!" Anael zog die Augenbrauen zusammen. "Rede nicht so über sie! Wenn du sie beschmutzt hast, dann...." "Keiner hat von glücklich machen dieser Art geredet, Liebes!" Er blickte durch ein großes Fenster und sah eine weitere Frau, die am Fenster stand und sich ihn wie in einem Zoo ansah, so hatte Ragu jedenfalls das Gefühl. "Ist das auch noch ne Schwester von ihr?" Fragte er bissig und deutete auf die junge Frau. "Mein Name ist Ariel!" Ihre zarte, dumpfe Stimme drang durch das Fenster an sein Ohr. "Sie sieht Sari sehr ähnlich.", murmelte er und schritt zu der zweit ältesten Schwester ans Fenster. "Was macht ihr jetzt mit mir?" Wollte er von Ariel wissen, weil sie anscheinend nicht so aggressiv und bissig war, wie die älteste Schwester Anael. Ihre Augen waren so blau wie das Meer der Erde. Er verlor sich kurz in ihnen. "Du bist süß. Gehst du mit mir aus?" Er grinste sie verschmitzt an und erhielt ein verlegenes Lächeln von ihr. "Was soll das Ariel...? Er ist ein Gefangener!" Ihre Schwester wurde ganz hibbelig von Ragus Frechheit. "Wieso bist du so verbittert, Schwester? Hast du denn noch keinen Engel abbekommen?" Ragu drehte sich zur älteren, etwas hysterischen Schwester Anael und grinste ein weiteres Mal, aber etwas belustigter als zuvor bei Ariel, wo Ragu sein charmantes verschmitztes Lächeln präsentiert hatte. Im nächsten Moment zersprang die Scheibe hinter Ragu, als dicht neben seiner Wange ein Dolch in dieser stecken blieb. Anael hatte kehrt gemacht und war aus dem Trakt verschwunden. "War das etwa ein wunder Punkt von ihr?" Fragte er schließlich die jüngere Schwester und nahm die Tür zum Ausgang des Traktes, um sich Ariel, der schönen, goldgelockten Schwester persönlich mit einem Händedruck vorzustellen. Es war so hell. Saris Augen klappten reflexartig wieder zusammen. "Zu hell." Ein weiteres Mal. "Zu weiß!" Weiße Vorhänge, weiße Decke, helles Licht. "Nicht, nein... nicht schon wieder!" Es war ein Déjà-vu. Ein Traum! Nicht hier, nicht in diesem Bett. Jahr für Jahr hatte sie jeden Morgen ihre Augen aufgeschlagen, nur um an dieselbe weiße Decke mit den weißen Tüchern zu blicken. Es half nichts. Sie spürte dieselbe weiße Bettwäsche unter ihren Fingern, sie roch dieselben weißen Blumen, die auf ihrem Tisch im Zimmer standen und sie wusste, dass sie in ein und dem selben Zimmer erwacht war, in dem sie schon seit 17 Jahren schlief. "War es wohlmöglich ein Traum...? Was ist geschehen?" Sari richtete sich schwer auf und blickte verstohlen durch das weiße, immer wiederkehrende Zimmer. Es war ihr Zimmer. Das Zimmer steckte so voller Einsamkeit und Leere. Nichts, aber auch gar nichts schien andersfarben als das wortlose Weiß. An den Wänden, in ihrem Bett, an Stühlen und Sitzgelegenheiten, selbst in der Vase und auf dem Papier, nichts als gähnende, weiße Leere. Sari fühlte sie plötzlich weiß und leer. Wieder hier zu sein, dass war wie ein Wurf zurück in den Kerker, in ein weißes Verließ, ohne Fenster und Leben. Sie würde wahrscheinlich ihr Leben lang hier in diesem weißen Zimmer erwachen, wenn sie nichts änderte. Versucht hatte Sari es ja. Aus dem weißen Zimmer, von dem weißen Balkon, der durch eine weiße Tür zu erreichen war, war sie in die weiße Wolkenwelt des Himmels und hinab, nach Achat, in die dunkle Welt getaucht. Ihr Herz schlug noch immer heftig bei der Erinnerung des Erlebten. Jetzt spürte sie ihr Herz kaum, fast gar nicht mehr. Manchmal hatte sie das Gefühl, hier in ihrem weißen Raum nicht zu leben, sondert nur zu sitzen, wie eine Puppe oder Kuscheltier. Sie passte ja eigentlich recht gut mit ihren weißblonden Haaren in das Farbschema des Zimmers. Ein Dekorationsobjekt, mehr war sie hier in Jade nicht. "Sie habe mir meine Sachen weggenommen... diese... doofen Zicken!" Sari war wütend. Wie sie diese langen, unpraktischen Bodenwischer hasste. Sari wurde schon früher von ihren Schwestern in enge, schwingende, weiße Tüllfetzen gesteckt. Mit einem weißen, langen babydoll-artigen Kleid wischte sie den langen Gang des Palastes einmal komplett durch, um zum Muttersaal zu kommen. Die große Tür war nicht zu übersehen und Sari nahm sich allen Mut zusammen, sich der ehrenwerten Mutter hinter der weißen, großen, klotzigen Tür zu stellen. Sie wollte sich nicht entschuldigen, sie wollte wissen, wieso es nötig war, hier in dem Palast zu leben und ja regelrecht dazu gezwungen zu werden. Und sie wollte wissen, wo Ragu steckte, schließlich war es ihre Schuld gewesen, dass er mit großer Sicherheit bestraft wurde. Man hatte ihr schließlich bei den vorigen Fluchtversuchen ihren weißen Vogel genommen, weil er Sari angeblich auf falsche Gedanken gebracht hatte. Später hatte sie seine Leiche im Garten gefunden. Man hatte ihn einfach achtlos ins Gebüsch geworfen. Sari hatte an diesem Tag bitterlich geweint. Sie hätte sich so sehr die Freiheit für ihren Vogel gewünscht, was würden sie wohl bloß Grausames mit Ragu anstellen? Er hatte sie nach Bern gebracht... er hatte ihren Fluchtversuch unterstützt. Ihr wurde schlecht. Ehe sie die Tür mit bloßen Hände öffnen konnte, klappte das Monstrum von alleine auf und Sari eilte mit ungutem Gefühl durch die Pforte der Predigt und Ermahnungen. Der Kerker der Erziehung. Schon von Weitem sah man ein paar junge Mädchen hin und her schwirren. Zwischen ihnen erkannte Sari schließlich die alte Dame mit den langen, schneeweißen Haaren. Sie drehte sich langsam um und lächelte müde. "Nein, sie lächelt. Das ist kein gutes Zeichen.", murmelte Sari und verlor langsam den Mut. "Ich wusste das du kommst mein rebellisches Kind!" Sari blieb stehen und beugte sich leicht zur Begrüßung. "Wenn deine Mutter noch leben würde, hätte sie dir einen Flügel abgeschnitten!" Sari zuckte zusammen. "Nein, dass hätte sie nie getan!" "Woher solltest du das wissen? Du kanntest sie schließlich nicht!" Die heilige Mutter wies die umher eilenden Mädchen aus dem großen Raum, so dass nur noch sie und die kleine, entmutigte Sari sich allein gegenüberstanden. "Habt ihr eine Strafe für mich?", murmelte das blonde Mädchen. "Bist du etwa gekommen, um sie dir freiwillig abzuholen... oder wolltest du mir ein paar Argumente deiner Verteidigung entgegenmurmeln?" "Ich bereue es nicht!" "Das weiß ich. Ich habe dieses Mal keine Strafe für dich, Sariel. Vielmehr haben wir einen Entschluss gefasst, mit deinen beiden Schwestern Ariel und Anael." Das konnte ja heiter werden. "Jungfrauenexil?" Sari hörte sich schon wie Ragu an. Sie musste über diesen Gedanken selbst schmunzeln. "Du wirst heiraten. Damit dir dein Ehemann diese Flausen endlich austreibt." "Aber... jetzt? Wieso jetzt schon? Meine Schwester Ariel ist doch die nächste, sie ist schließlich älter als ich!" "Was spielt das schon für eine Rolle, du bist doch genauso ausgereift wie sie. Du kannst ebenso Kinder bekommen, wieso also warten? Du hast vor zwei Jahren einen Antrag bekommen. Wie lange willst du den Gardisten noch warten lassen?" Das war die härteste und qualvollste Strafe von allen. Sie würde jetzt wie ein Pferd angeleint, hinter einem Mann herlaufen, ohne jegliche Freiheit und Würde. "Aber... !" "Kein Aber. Es ist so Sariel. Du hättest vor deinem Sturz in die unterste Sphäre daran denken können. Oder hattest du geglaubt einen Achat zu finden, der dich heiraten könnte?" Die heilige Mutter machte kehrt und verließ langsam den Saal durch eine weitere, große Tür. Sari blieb wie versteinert stehen. Sie wollte jetzt nicht heiraten. Sie war noch nicht einmal verliebt. Noch nie. Lediglich diese kurze Schwärmerei für ihren Verlobten, als er ihr das Leben gerettet hatte. Ihr liefen Tränen über die Wangen. Das war also Jade. So und auch etwas anders hatte sich Ragu diese Sphäre vorgestellt. Mit den großen, protzigen Marmorbauten, den langen Gängen und edlen Kleidern. Und nicht zuletzt die süßen, unschuldigen und hübschen Mädels. Eine von ihnen war Ariel. Eine wirklich hübsche Schwester, wie er fand. Sie war zierlich, hatte wallendes, goldenes Haar, ordentlich Holz vor den Hütten und groß Augen. Im Gegensatz zu Ariel wirkte Sari wie ein Kind. Sari war ja eigentlich noch ein Kind, doch dass sie schon verlobt war, machte sie im Gegensatz zu Ariel etwas erfahrender. So schien es jedenfalls. "Sag mal hast du eine Freundin?" Wollte sie schließlich wissen, als er mit dem hübschen blonden Wesen die Gänge entlang schritt. Er sah sie an, etwas perplex, mit einem guten Gefühl. "Nein." "Was war da mit meiner Schwester?" "Nichts. Was soll da mit deiner Schwester gewesen sein. Ich hab ein wenig auf sie aufgepasst. Sie ist mir irgendwie in Achat in die Arme gefallen. Als ich hörte, dass sie nach Bern will, hab ich sie begleitet. War doch nett von mir!" Ariel sah etwas misstrauisch aus. "Und wieso wolltest du sie dann küssen?" "Bist du eifersüchtig"? Er grinste Ariel blieb stehen und sah zu Boden. "Wenn es so wäre?" "Dann würde ich mich geschmeichelt fühlen.", säuselte er. "Du hast sie also benutzt." "Ja." Wieso war er bei ihr so verdammt ehrlich? Das konnte ihm ebenso das Genick brechen. Aber er hatte das Gefühl, durch diese Angabe eher einen Pluspunkt von ihr zu erhalten. "Wieso wolltest du unbedingt nach Jade?" "Ich suche nach Antworten, nach Rache und nach Liebe!" Er nahm ihre Hand und zog sie in eine Nische. Er küsste ihre Hand und sah langsam zu ihr hinauf. Sie schien unberührt. Für einen Moment hatte Ragu das Gefühl, dass Ariel jegliches Gefühl verloren hatte. Sie zog ihre Hand langsam aus seiner und drückte ihn gegen die Wand. "Ausgenutzt hast du sie! Nur um nach Jade zu kommen!" Er schluckte... Aus Pluspunkten würden ganz abrupt Minuspunkte. "Was ist, wenn ich zu ihr gehen würde... ihr alles über dich sagen würde. Sariel würde dich dann sicherlich nicht mehr so kindlich anhimmeln. Würdest du, großer Held, das verkraften?" Er hielt die Luft an, als sie sich zu ihm hinaufstreckte, und seine Lippen mit ihren berührte. "Ich könnte dich damit erpressen. Ich könnte dich zu meinem Sklaven machen. Ich könnte dich in den Kerker sperren lassen.", flüsterte sie und hauchte ihren Atem an seine Lippen. "Dann tu es. Aber dann wirst du mich nicht mehr wiedersehen. Es sei denn, ich werde dein Sklave." Er schob seine Hand um ihre Hüften und drückte sie enger an seinen Körper. Sie lies sich bereitwillig von ihm küssen. Wieder erwachte sie, schlug ihre Augen auf und erblickte die weiße Decke. Weiß, Unschuld, Reinheit, Himmel, Engel. Aber weiß war für Sari mehr die Hölle. Sie richtete sich auf und blickte neben sich. Auf einem kleinen Stuhl neben ihrem Bett lag ein langes Gewand. Als sie bemerkte, wie edel und aufwendig es genäht war, dämmerte ihr, was am heutigen Tag so alles anstand. "Was immer du machen willst, was immer du sagen wirst, von der Minute an, in der du es findest, weißt du, dass es Millionen verschiedener Wege gibt". Das war immer ihre Lieblingszeile auf der großen, weißen Wand. Viele Frauen, die hier gelebt hatten, haben einen Spruch oder ein Wort in diese große, weiße Marmormauer geritzt. Sari wusste, all die Frauen, die sich hier an dieser Mauer verewigt hatten, waren unglücklich, so wie sie, und schrieben ihr Leid und ihre Botschaft auf, damit es andere Engel ermunterte. Sari war so weit ermuntert gewesen, dass sie die Flucht gewagt hatte. Die Mauer schloss den heiligen Palastkomplex von der Außenwelt ab. Hier im Garten, war fast die einzige Möglichkeit zu entkommen, wenn man es über diese Mauer schaffte. Doch es war so, dass schnell bemerkt wurde, wenn ein Engel diese Mauer überflog. Vielleicht gab es einen Bannkreis oder moderne Sensoren, die man nicht sah. Der Garten des heiligen Palastes war ebenso künstlich, wie die gesamte Anlage. Bäume waren zu Figuren geschnitten, und schnörklige, symmetrische grüne Wege ließen den Garten noch unwirklicher aussehen. Zwischen Blumenbeeten standen Marmorstaturen von Engeln, die mit großen Schwingen hinauf sahen, und ihre Hände ineinander gefaltet hatten. Sie vernahm das Quietschen des Eingangtores zum Garten, und als sie sich umblickte, schlug ihr Herz plötzlich schneller. Er sah nach unten, nahm eine kleine Stufe und schritt voran, auf den gepflasterten, symmetrischen Gartenweg. Sein Kopf hob sich langsam und er blickte sich um. Sein Haar wehte kurz, als eine leichte Böe den Garten erreichte. Auch ihre Haare kitzelten an ihren Wagen. Sie zog ihre Arme vor ihre Brust, und hielt sich in ihrem weißen Hauch von Tüll fest. Seine braunen Augen musterten sie und seine Mundwinkel fuhren langsam hinauf. Er lächelte. Seine Augen wurden weich, fast so als ob sie sagen wollten, es tat gut, sie gesund wieder zu sehen. "Ragu!" Ihre Hände ließen den Tüll los, und sie stolperte los. Ohne nachzudenken. Ohne, dass es wirklich Sinn hatte, denn eigentlich kannten sie sich kaum drei Tage. Er ließ seine Hände aus den Hosentaschen und öffnete sie leicht, so als ob er nur zaghaft sagen wollte, sie solle in seine Arme laufen. Er schritt langsam, sie lief immer, und immer schneller den symmetrischen Weg entlang. Bis... Ihre Haare wehten mit ihrem eiligen Laufschritt hin und her. Sie hatte ein sagenhaftes schönes Kleid an, welches wie Federn im Wind auf und ab flog und flatterte. Ihre Augen waren groß und blau, so blau wie der Himmel der Erde. Sein Rücken begann zu pochen, so schmerzlich süß. Er hatte das Gefühl, es regelrecht vermisst zu haben. Sein rechter Arm streckte sich nun weit hinaus, und er spürte ihre Hüfte. Mit einem Ruck sprang sie in seine Arme und seine rechte Hand schob sich um sie und zog sie zu sich heran. Mit dem linken Arm vollendete er die Umarmung, und Sekunden darauf spürte er ihre Hände, die auf seinen Schulterblättern lagen. Er roch ihr Haar. Wieder dieser Duft, die angenehme Wärme, das erregende Gefühl, sie musste wohl wieder glühen. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er einen hellen, grünenden Schein, der von ihr ausging. Er hatte Recht behalten. Ihr Kopf hob sich von seiner Brust und sie blickte ihn schließlich in die Augen. "Ragu…" Sie lächelte warm. "Da bist du ja, du kleines Schaf. Ich dachte sie hätten dich wer weiß wo hingesperrt." "Und du lebst noch, das ist schön." Beide lachten und ließen schließlich von einander ab. Nicht weit ab von dem Geschehen und der filmreifen Wiedersehensszene blickten vier Augen auf die Beiden herab. Ariel und Anael betrachteten das Geschehen von einem kleinen Balkon aus. "Spürst du das?" Fragte Anael ihre jüngere Schwester. Sie nickte etwas verbissen. "Dieses Pochen. Ich spüre es deutlich in meinen Herzen, aber es kommt nicht von mir!" Ariels rechte Hand hatte sich an ihrem linken Arm geklammert. "Es sind die Beiden... dieses Pochen hat eine unwahrscheinlich starke Energie. Es ist fast so, als ob etwas unterdrückt wird!" Anael blickte ihre Schwester von der Seite an. "Du... wieso hasst du Sari...?" Ihre Hand legte sich dabei auf Ariels Schulter, doch diese wies ihre Schwester im selben Moment zurück, und wischte sie sogleich wieder weg. "Hör auf meine Gedanken zu lesen!" "Du bist eifersüchtig!" "Siehst du das nicht? Sari ist... !" Ariel rang kurz mit der Fassung. "Meinst du, dass sie verliebt ist? Sariel ist lediglich ein sehr herzenswarmer Mensch. Es ist ihre Freude, und nicht etwa ihre Liebe, die sie so empfinden lässt. Sie ist glücklich, selbst wenn sie einen Engel aus dem Achat begegnet!" Anael musste selbst über ihre Gedanken nachdenken. Sie hatte die Gabe auch Gefühle und Gedanken von anderen Personen lesen zu können. Das was sie spürte, dass waren Saris ehrliche Gefühle. In diesem Moment war sie schrecklich verunsichert. Sie begriff zum ersten Mal, dass sie Sari noch nie so glücklich erlebt hatte und war es für eine Schwester nicht normal, dafür zu sorgen, dass ihre Schwestern glücklich wurden? Als sie Ariel anblickte, verblasste das glückliche Gefühl in ihrem Herzen mit einem Mal, und sie empfand und las lediglich Leere. Und wenn sie ganz tief in sich selbst gehen würde, dann wäre das bei ihr sicherlich nicht anders, als bei ihrer Schwester Ariel. Was sie dort unten sah, war ein Gefühl, dass beide älteren Schwestern bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gefühlt hatten. Ehrlich und aufrechte Freude am Dasein. Sari genoss es, hier und jetzt mit diesem Achat zu sein. Sie war glücklich. "Wir sollten Samael Bescheid sagen, dass Sari im Garten ist. Er wollte sie sowieso heut sehen.", murmelte Anael schließlich und zog sich vom Balkon zurück. Ariel folgte ihr ein Stück, schlug schließlich jedoch einen andere Richtung ein. Sie lächelte und brabbelte los, wie ein Wasserfall. Er hatte sich mit Sari in einen kleinen, weißen Pavillon gesetzt und sie kam kaum zum sitzen, da sie vor Hibbeligkeit vor seinen Augen auf und ab sprang, sich immer wieder hin unter her drehte und lustige Grimmassen machte. Sie erzählte von ihren Schwestern, von der bösen heiligen Mutter und von ihrem toten Vogel. Es war schon komisch, aber irgendwie genoss Ragu es, denn in ihrer Nähe war ihm so wohl und warm. Zwar schien ihre Schwester Ariel äußerlich her sehr anziehend zu sein, doch Sari versprühte, anders als bei ihren Schwestern, eine Wärme und Geborgenheit, wäre man blind, man hätte sie nie und nimmer für Schwestern gehalten. "Raguel!" Eine zarte, weibliche, aber kalte Stimme weckte ihn aus seiner Überlegung. Sari blickte zum Gartentor und plötzlich verstummte ihre Stimme. "Ich habe euch gesucht!" Ariel lächelte und eilte geschwind zu Ragu. Der machte einen verunsicherten Gesichtsausdruck. Was würde Sari denken, wenn sie erfahren würde, was dazwischen im und seiner Schwester lief. Im Prinzip nichts, sie war ja verlobt. Sollte es ihm wohl egal sein? Er spürte ihre Hand, die sich um seinen Nacken schlang und durch sein Haar fuhr. Er spürte einen kalten Hauch an seinem Ohrläppchen und schließlich zwei weiche Lippen an seiner Wange. Ragus Blick wanderte zu Ariel, die ihn mit ihren blauen Augen freundlich ansah. Irgendwie hatte er das Gefühlt, dass sie nun auf eine Reaktion von ihm wartete. Sein Blick weilte aber nicht lange bei ihr, sondert fuhr langsam zum Gesicht der kleinen Schwester. Sie sah nicht erschrocken aus, ihre Miene etwas neutral, aber dennoch brachte sie kein Wort heraus. "Ich habe dir doch versprochen, dir bei der Suche zu helfen.", summte sie und blickte schließlich zu ihrer Schwester. "Suche?" Sari verstand nicht ganz. Weder die herzliche Begrüßung noch Ariels Andeutungen. Sie sah nur ihren herausfordernden Blick, den kannte sie an ihrer Schwester, und dieser war ihr mehr als nicht geheuer. Sari blickte zu den Händen der beiden, die sich schließlich ineinander gelegt hatten. "Ja, du hast Recht. Tut mir Leid, Sari, sie will für mich ein gutes Wort bei den Chefs einwerfen. Wir reden später!" Ragu erhob sich und ließ sich von Ariel aus dem Pavillon führen. Er drehte sich noch ein letztes Mal um und blickte Sari lächelnd entgegen. Sie erwiderte jedoch nicht seinen Gruß und blieb zurück. Nach kurzen Schritten, Ragu wollte soeben seinen Kopf in Schrittrichtung drehen, prallte seine Schulter an eine andere, und er taumelte ein Stück zur Seite. Als er neben sich blickte, erkannte er einen großen, stattlichen Mann in Uniform, mit längeren, weißblonden Haaren. Der fremde Mann jedoch beachtete ihn nicht weiter, sondert rief einen Namen. "Sariel, wie schön das Ihr wohlbehalten zurück seid". Kapitel 3 - ENDE Das Kapitel ist jetzt erst zu Ende gegangen, weil ich noch etwas Stress mit dem Umzug hatte (ja, ich bin umgezogen... ich komme kaum noch zum Schreiben weil ich furchtbar busy und nur am rumeilen bin). Auf jeden Fall ist dieses Kapitel erst einmal geschafft. Was soll ich noch sagen: Ihr wisst schon, wer der Schulterrammler ist. Aber zu Eifersuchtsszenen und der gleichen das nächste Mal mehr. Nächste Kapitel: Kapitel 4- Irrungen und Wirrungen Kapitel 4: Irrungen und Wirrungen --------------------------------- Kapitel 4 -Irrungen und Wirrungen Ihr wurde mulmig. Etwas Sonderbares regte sich in ihrem Magen. Schon fast glich es einem Kribbeln. Schon fast war sie aufgeregt, wenn sie ihn so sah, in seiner Uniform. Er gab den perfekten, gut aussehenden Prinzen ab, der die Prinzessin aus dem Schlaf küsst oder den Turm erklimmt und den Drachen besiegt. "Samael...?" Er hatte sie damals gerettet. Bei einer Zeremonie, da stand sie einer Kugel im Weg, die eigentlich dem hohen Rat gegolten hatte. Er hatte sich heldenhaft in die Bahn der Kugel geworfen und sie somit gerettet. Damals hatte er ihr gestanden, dass er Sari schon lange mit besonderen Augen angesehen hatte. Er war ein Offizier der Garde, stammte eigentlich aus Bern, wurde allerdings zum Wehrdienst nach Jade geholt und stieg so immer weiter hinauf. Schließlich wurde er, dank Saris Gefahr, zum Offizier ernannt. Nachdem sich beide öfters getroffen hatten, hatte er um ihre Hand angehalten. Sari war zu dieser Zeit nun völlig von seiner heldenhaften Form eingenebelt gewesen und hatte diesem zugestimmt. Bisher war es noch nicht zu einer Hochzeit gekommen, doch langsam wurde Sari bewusst, dass sie sich nicht mehr davor drücken konnte. Verliebt oder vernarrt, dass war sie schon lange nicht mehr in Samael, dazu war er zu stumpf geworden, so wie alle hier in Jade. Jetzt fand sie ihn schrecklich eingebildet, etwas stolz und weniger heldenhaft. Halt all das, was sie nun gar nicht bei einen Ehemann bevorzugen würde. Hier in Jade spielten Gefühle eine mindere Wichtigkeit. Es galt nur das heilige Blut zu befruchten, und die Früchte zu erziehen. Der Rat achtete streng darauf, dass jede Heilige einen Ehemann und Kinder ab einem bestimmten Alter zugewiesen bekam. Und wenn man keine Kinder bekam, dann konnte dies auch gut als Hinrichtung geahnt werden. Samael schob seine Arme um ihren zierlichen Körper und drücke sie an sich. Ihr Kopf ruhte schließlich auf seiner Brust. Die Aufregung, auch wenn sie nur ganz klein war, war wie weggeblasen. "Ich ... freue mich so, Sariel. Endlich wirst du dein Versprechen einlösen!" "Ja aber...", Sari drückte ihn von sich und versuchte soeben ihre Sicht der Dinge zu schildern, als er ein weiteres Mal auf sie zukam, ihren Kopf in seine Hände nahm und zu sich hinaufzog. "Wir werden heiraten. Wir werden Kinder haben. Wie sehr habe ich mich danach gesehnt!" Er fasste sich kurz, dann drückte er ihre Lippen auf seine und umschloss sie abermals. Jetzt riss Sari endgültig der Faden. Sie gab ihm einen Tritt auf den Fuß und er musste unweigerlich seine tiefste Zuneigung unterbrechen und aufschreien. Sari holte Luft. "Ich… ich bin noch nicht soweit, Samael. Ich wollte dich noch nicht heiraten aber die heilige Mutter hat es so beschlossen, wie kommst du dazu, mich hier einfach so zu überfallen!" Er zog eine Schnute, wirkte etwas überfahren und stammelte. "Ja aber ich... und du… wir...!" Er griff ihre Hand und wollte ihr abermals seine Gefühle ins Ohr brabbeln, aber sie fing an ihn mit ihrer freien Hand zu schlagen. "NEIN, VERDAMMT!" "Sariel, hört mir zu. Wenn wir erstmal verheiratet sind, dann wird sich alles regeln. Ich verstehe deine Angst und Zweifel!" Sie schüttelte heftig mit dem Kopf und langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie wollte nicht mit ihm, nicht mit diesem Einfallspinsel. Sie wollte einen lieben, einen aufrichtigen Mann, der ein Held war, ein starker Mann und ein führsorglicher Vater für ihre Kinder. Das alles würde kaum in das Konzept von Samael hineinpassen. Er hatte sicherlich Spaß und große Freude an den wollüstigen Annehmlichkeiten einer Ehe, aber sicherlich nicht an der umgänglichen Pflege seiner Frau und Kindern. In Jade waren Ehefrauen auf sich selbst gestellt, lebten allein und wurden höchstens einmal in der Woche von ihren Ehemännern zum Liebesakt überredet, damit der heilige Rat seine maximale Anzahl an heiligen Kindern bekam. Gern sehen waren Jungen, denn die konnten in die Ausbildung und dann in den heiligen Rat und für mehr Hierarchie sorgen. "Ich will nicht wie meine Schwester enden"! Schrie Sari schließlich und kniff ihre Augen zusammen, die schließlich etwas Wasser über ihre Wangen rinnen ließen. "Lass sie ihn Ruhe, Kumpel!" Sari spürte einen kurzen Schlag, dann wurde ihre Hand von Samael freigegeben und eine andere umschloss sie. Als sie aufblickte, sah sie Ragu zwischen ihr und Samael stehen. Er lächelte sie besänftigend an. "Was soll das?" Samael wurde deutlich aggressiver. Kein männlicher Engel durfte Sari anfassen. Und schon gar nicht ein fremder. "Du siehst doch, dass sie nicht von dir angegrapscht werden will!" Raguel drehte sich zu dem jungen Offizier und schon in kurzen Sekunden flogen ordentlich die Funken zwischen den beiden jungen, gut aussehenden Engeln. "Sie ist meine Frau. Ich lasse es nicht zu, dass du sie anfasst. Und überhaupt, was geht dich das an? Wer bist du?" Ragu spürte Sari, die sich an seinen Rücken klammerte und vorsichtig neben seiner rechten Schulter hinüber zu Samael blickte. "Geht es dir gut Sari? Hat er dir wehgetan?" "Ragu? Ich will hier weg!" "WER DU BIST HABE ICH GEFRAGT!" Sari zuckte erschrocken zusammen. Samael vor ihm schien langsam die Geduld zu verlieren. Er hatte seine Hand auf den Schwertgriff an seinem Gürtel gelegt, und seine Körperhaltung ließ auf nichts anderes schließen, als auf dass er diese Waffe in wenigen Sekunden benutzten wollte. "Sariel! Stopp die Beiden!" Saris Schwester stand etwas abseits der drei und schien ebenso fürchterlich sauer zu sein. Doch ehe Sari ihren Mund zu einem schlichtenden Ton öffnen konnte, gingen die Beiden schon aufeinander los. Ragu musste kurz nach Luft schnappen. "Scheiße, hätte nicht gedacht dass du Playboy so schnell bist." Er hielt Samael seinen Dolch unter das Kinn. Ragu keuchte schwer, er spürte wieder diesen stechenden Schmerz. Dieses Mal war er noch heftiger. Allein der Gedanke, dieser Macho würde Sari zu etwas zwingen, ließ ihn vor Erregung zittern. Und dieses Pochen in seinem Rücken verstärkte sich, als er Saris stimme von der Seite hörte. "Ragu! Hör auf! Du hast keine Chance gegen ihn. Er ist ein Offizier der Garde! Er darf dich töten, hörst du!" "Wie kannst du dir so sicher sein, dass er mich töten wird? Kannst du dich mal entscheiden für wen du bist?" Ragu grinste seinem Gegenüber an und bewegte den Dolch etwas hin und her. "Wie sieht es aus, Playboy?“ Samael schnalzte verschmitzt mit den Lippen und führ eine Hand hinauf zu Ragus Dolch. Seine Finger strichen über die Spitze Klinge des Erbstückes und plötzlich zuckte Ragu zusammen. "Netter Versuch, Kleiner!“ Ragu blickte an sich hinunter und im selben Augenblick hörte er Ariel laut aufschreien. Samaels Schwert steckte in seinem Unterleib. Das war ein Ablenkungsmanöver gewesen. Wie plump. Ariel eilte schließlich zu den Beiden und stieß Samael beiseite. Ragu ließ sich langsam auf den Rücken fallen und dabei wurde das Schwert in Samaels Händen langsam aus deinem Unterleib gezogen. Ein leichter, angenehmer und warmer Hauch streifte seinen Arm und als er seinen Kopf zur Seite rollte sah er Sari erschrocken dastehen, wie sie glühte. Sie konnte sich nicht regen, wohingegen ihre Schwester an seinem Körper herumhantierte. Ragu! Ragu! So viel Blut. Es war sein Blut. Es war sein Blut, das wegen ihr floss. "Ragu!" Ariel kniete sich neben ihn und hielt seine Hand. Ihr Körper fing langsam an zu glühen. Sie wollte ihn heilen. Ein paar Tränen rannten ihre Wangen entlang. "Ich werde dich heilen Raguel! Bleib ganz ruhig." Von weitem sah sie Samael auf sich zukommen, doch sie ignorierte den Gedanken, ihn schon wieder in ihrer Nähe zu haben. Ihre Aufmerksamkeit galt nur ihm, dem verletzten Engel auf dem Boden. Ariel berührte zaghaft seinen Unterleib und Ragu musste unweigerlich anfangen zu stöhnen. Er hatte Schmerzen, Sari spürte es deutlich in ihrer Brust. "Sariel, wir werden jetzt gehen!" Samael hatte ihre Hand ergriffen. Ariel lehnte sich zu Ragu und legte ihre Lippen auf seine. Für einen kurzen Moment war alles um Sari herum still. Dieses Bild tat noch mehr in ihrem Herzen weh, als die Gewissheit, dass Ragu schwer verletzt war. Ragu erwiderte ihren Kuss, er streckte seinen Arm zu ihr hinauf und umschloss ihren Nacken damit. Er erwiderte ihn. Ihr wurde bewusst, was dies hieß. Diese Begrüßung vor einigen Minuten, Ariels Zorn, die beiden... sie liebten einander. An ihrem Arm wurde gezogen, sie spürte seine Schulter, dann setzte sie sich in Bewegung. Ohne ein Murren, nur die Augen auf das Paar am Boden gerichtet. Sari wurde übel. Plötzlich erlosch ihre Aura und sie schloss ihre Augen. "Seine Blutung lässt sich nicht stoppen." Anael schloss das Kleid an Saris Rücken. Sie bekam kaum Luft. Aber das musste wohl so sein. Ein Prestigeobjekt. Ein Aushängeschild. Sari fehlte nur noch ein Halsband und ein Käfig, in dem sie sitzen konnte um von jedem angegafft zu werden. Anael zurrte weiter an ihrem schmalen Körper. "Du bist sehr dünn Sariel, iss ein wenig mehr, wie sollst du ein Kind in deinem Bauch ernähren, wenn du selbst so hager ausschaust". Sari blickte zu ihrer Schwester und lächelte. "Ich weiß, dass du dir nichts sehnlicher wünschst als ein Kind. Wenn ich die Möglichkeit hätte dir eines zu schenken, ich würde es tun. Du leidest sehr, nicht war?" Anael ließ die Schnüre an ihrem Rücken locker und band sie zu einer Schleife. "Du wirst es sehr schwer haben, Sariel. Wir alle haben eine Aufgabe zu erfüllen. Tu dein bestes zum diese zu meistern." "Ob es in den Genen von uns Schwestern liegt, keine Kinder bekommen zu können?" Sari drehte sich zu ihrer Schwester und sah sie an. Anael fuhr ihr durch das blonde, kurze Haar und öffnete ihre drei kleinen, geflochtenen Zöpfe. "Der Arzt meinte es wäre körperlich, ein Entwicklungsfehler. Sie haben dich doch schon untersucht, und keine Anomalien festgestellt. Du solltest lediglich mehr essen!" Sari blickte zu Boden. Wenn sie daran dachte mit diesem Kerl verheiratet zu sein, kam ihr das längst verdaute trockene Brot wieder hoch. Ob sie wohl in ein paar Jahren, verheiratet mit Samael, auch so leblos und traurig durch die Gegend staksen würde wie ihre Schwester Anael? "Ich bin nicht leblos, Sariel.", murmelte Anael und lächelte verschmitzt. Sari mochte es nicht, wenn sie ihre Gedanken las. "Wir drei haben wohl immer Pech mit den Männern.", murmelte Anael schließlich und nahm ihre Hand. "Denk nicht so oft an ihn, Sariel. Du weißt, dass es jetzt keinen Sinn mehr macht ihm nachzutrauern." Was sollte das bitte heißen? Wem sollte Sari schon nachtrauern. Sich selbst vielleicht? "Ich wüsste nicht, auf wen diese Beschreibung treffen könnte.", knurrte Sari. "Es wir Zeit, wir müssen zum Empfang!" Nachtrauern? Wieso nachtrauern?! Es war vielleicht nur ein kleiner Schock, als Sari die beiden zusammen gesehen, wie Ariel heilige Flüssigkeit in Ragus Körper geknutscht hatte. Aber nachtrauern? Sie hatte jetzt größere Sorgen. Dieser dumme Empfang, dieses lästige, enge Kleid und dieser bekloppte und lästige Verlobte, das waren ihre Probleme. Ohne zu wissen, wo ihre Beine sie hinführten, stolzierte sie die weißen, langen Gänge entlang. Jetzt musste sie auch noch so tun, als ob sie wahnsinnig glücklich wäre. Einen Scheiß war sie. Wenn ihr wenigstens irgendwo ein Balkon wäre, dann gäbe es für Sari wenigstens noch eine gute Alternative. Sie blieb stehen. Eine ihr bekannte Aura umwickelte ihren Körper. Sie schloss ihre Augen und legte eine Hand auf ihr Herz. "Dir geht es wirklich nicht gut.", murmelte sie und öffnete schließlich wieder ihre Augen und blickte neben sich zu einem Türschild. "Die Krankenstation." Mist, alles leugnen half da nichts. Sie war unweigerlich zu Ragu stolziert. Ihr Herz zog sich förmlich zusammen, sie spürte einen tiefen Schmerz in ihrem Unterleib. Es mussten Ragus Schmerzen sein, wieso um Himmelswillen spürte sie seine Schmerzen und Empfindungen bloß so intensiv? Noch einmal fluchte sie, dann legte sich langsam ihre Hand auf die Türklinke und sie schritt in einen dunklen Gang. Von dort aus sah man ein paar Türen, die zu den Patientenzimmern führten. Die letzte Tür im Gang ließ nur einen seichten Lichtschein in den dunklen Flur fallen. Sari stolzierte voran und blickte schließlich in das letzte Krankenzimmer, zu einem weißen Bett, in dem der verletzte Engel lang, der förmlich mit Schmerzen um sich warf. "Ich habe dich gespürt, schon Minuten vorher!" Er grinste. Sari hielt sich am Türrahmen fest. "Wieso... können sie deine Blutung nicht stoppen?" Sari war von deinem Gesicht erschrocken. Er sah blass aus, er hatte weiße Lippen und dunkle Augenränder. "Keine Ahnung, es hat wohl mit meinem Blut zutun. Es ist anders als das von normalen Engeln. Die Regeneration lässt sich nicht anregen. Meine Blutkörperchen reagieren nicht auf die heilige Kraft, oder so... scheiß Medizin Gelaber!" "Ragu..." Sie spürte dieses heulige Gefühl in ihr hinaufschwemmen. "Komm schon, hör auf damit! Wieso hast du dich so aufgebretzelt? Gehst du zu einer Party?" "Ja." "Und wieso heulst du dann"? "Darum!" "Komm her!" Ragu streckte seinen Arm nach ihr aus und Sari trat nur zögerlich an sein Bett. "Du wirst doch nicht sterben?" Murmelte sie und setzte sich auf einen Stuhl an sein Bett. "Keine Panik. Mich macht so leicht keiner klein und schon gar nicht dein Playboy. Er bekommt von mir noch ordentlich eins hinter die Ohren." Sari nickte und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. "Sari, damals, als wir uns in Achad zum ersten Mal begegnet sind, da habe ich dich mit mir genommen und dir einen Handel vorgeschlagen, erinnerst du dich noch?" Sari nickte und legte ihre Hand auf seine. Im selben Moment atmete Ragu tief durch. "Wow... das tut gut", lächelte er verschmitzt. "Ich habe die Bedingung gestellt, dass ich dir helfen würde, und ich dafür allerdings noch eine Sache bei dir gut hätte. Eine Bitte." Sari nickte wieder. Er zog sie mit seiner Hand weiter zu sich heran. "Jetzt ist der Augenblick gekommen, dich um etwas zu bitten." Ihr Herz pulsierte immer schneller. Ragu schloss seine Augen und richtete sich zu ihr hinauf. Seine Lippen streiften ihre Wange und schließlich ihre Oberlippe. Ihre Hand legte sich leicht auf seinen Unterleib. "Du willst mich bitten, dich zu heilen?" Flüsterte sie und ihre Augen wurden immer schwerer, weil sie diesem Kibbeln in ihrem Bauch einfach nicht mehr standhielt und sich fallen lassen wollte. "So ist es!" Er berührte erneut ihre Lippen mit seinen und er spürte diesen mächtigen Puls, der in seinen Körper überging. Schließlich drückte er ihre Lippen fest an sich. Die Schmerzen in seinem Unterleib wurden von Sekunde zu Sekunde immer Schwächer und ein schaurig schönes Gefühl zog sich über seinen Rücken hinauf in seinen Kopf. Ihre Lippen trennten und vereinten sich abermals und er versuchte das Gefühl zu unterdrücken, sie ganz auf das Bett zu zerren. Ihre Hände fuhren durch sein Haar und schließlich war Sari es, die ihn noch intensiver zu küssen begann. Er spürte ihre Zunge an seinen Lippen und schließlich gab er sich selbst nach und zog sie zu sich aufs Bett hinauf. Doch plötzlich hielten Beide inne. Sari öffnete ihre Augen und erschrak plötzlich. "Blut!" Ragu wusste zunächst nicht ganz worauf sie hinauswollte, als die beiden sich allerdings voneinander gelöst hatten und her unter sich sah, saß er doch tatsächlich in einer großen Lache Blut. "Ragu... geht’s dir gut?" Ja, keinen Zweifel, topfit. Sari sah an sich hinunter und bemerkt ebenfalls ein paar Blutflecken an ihrem weißen Kleid. Als Ragu schließlich aus dem Bett krabbelte und sich das Bett in seinem ganzen blutigen Ausmaß betrachtete, sprang ihr schließlich der triftige Grund ins Auge. "Du... du hast zwei Flügel!" Ragu drehte sich blitzartig zu ihr um. "Was?!“ Sari machte eine Handbewegung zu seinem Rücken und Ragu beäugte sich kurz. Ja, näher über seine eigene Schulter geschaut, sah er einen kleinen, winzigen Stummel. "Tatsache... ich hab nen Flügel mehr..." "Eigenartig!" Sari wurde schwindelig. Und das hatte er selbst noch nicht einmal bemerkt. "Der muss durch die Narben auf deinem Rücken gebrochen sein. Und er wächst!" Sari berührte den kleinen Flügel und die Federn von diesem spreizten sich automatisch auseinander. "Mir wächst ein neuer Flügel... ich habe zwei Flügel...MEIN GOTT...! WIE COOL!!!“ Im nächsten Moment vollzog Ragu einen Freudentanz und suchte vergebens nach einem Spiegel, um vor diesem mit seinen zweiten neunen Flügel zu posen. Er hielt inne. "Das warst du!!! Sari, das warst du!" Diese wich ihm ein Stück zur Seite. "Wieso ich?" "Du hast mich geheilt und du hast etwas mit meinem Körper angestellt. Nur du kannst ihn heilen. Wir beide... du... du und ich wir sind wie der Schlüssel und das Schloss... du kannst mich nicht von diesen Schmerzattacken heilen, du kontrollierst sie! Du regst in mir Gefühle, auf die mein Körper reagiert!! Küss mich noch mal!" Er packte sie am Arm, riss sie an sich und drückte ihre Lippen ein weiteres Mal auf seine. Im nächsten Moment glühte seine Wange. Ihr roter Schimmer auf den Wangen kam teils von ihrer Wut, teils aus Verlegenheit. "Du tickst wohl nicht mehr ganz! Ich küsse doch nicht aus Spaß, sondern nur aus Liebe!" Ragu blickte sie lange an, und schließlich, nach einer längeren Überlegung, färbten sich auch seine Wangen rot. "Du küsst aus Liebe? Wieso hast du mich dann geküsst?" Er rieb sich den Kopf. "Du hast doch damit angefangen.", pustete sie peinlich berührt, schon fast ertappt. Sari zog an ihrem weißen, zipfligen Kleid und wollte raunend davon schweben, als Ragu ihr hinterher hechtete und das Verlassen des Raumes durch einen gezielten Griff an ihre Hand verhinderte. "Es...ich wollte... ich meine!" "Was? Ist schon gut Ragu! Ich meine, ich werde heute meine Verlobung feiern. Ich erwarte nicht mehr viel vom Leben. Auch wenn ich in deinen Augen nur eine ultimative Heilungsmaschine bin. Wieso sollte ich schon einen anderen Zweck erfüllen!“ Sie rüttelte an ihrer Hand, doch Ragu ließ sie nicht los. Als sie ihn schließlich anbrüllte, sah man auf ihren Wangen goldene Tränen entlang rinnen. In seinem Herzen schnürte ein dünner Faden sein Gewissen zusammen. Sie sah schrecklich verletzt und enttäuscht aus. "Sari..." Sein Brustkorb hob sich schwer. Etwas ließ ihn fürchterlich erzittern. Es war Saris Leid, sie wirkte so zerbrechlich und hilflos. Er hatte sie ausgenutzt. Sie wehrte sich noch immer, zog wild an seinem Arm herum, doch er griff nach ihrer Schulter und zog sie in seine Arme. Ihre Füße gaben nach und Ragu glitt mit ihr langsam zu Boden. Auf ihren weissblonden Haare legte er seinen Kopf nieder und drückte sie fest an sich. Selbst er litt unter ihrem Schmerz so sehr, dass ihm die Beine ebenfalls weich wurden und er schließlich seine Gefühle mit ihr zu teilen begann. "Ich will das nicht. Nicht... niemals. Ich will nicht so enden wie meine Schwester. Sie ist so unglücklich, sie ist traurig und einsam. Wir heiligen Engel müssen unsere Aufgabe um jeden Preis erfüllen, das haben sie uns von Anfang an gepredigt. Aber... wir sind nichts weiter als Geburtsmaschinen für den Erhalt der Regierung, der Chöre und der Führer. Das ist kein Leben!" "Bist du deshalb aus dem Fenster gesprungen und in Achat gelandet?" Flüsterte er leise. "Ja, ich wollte nicht dieses Leben führen, wie ein Vogel in einem engen Käfig. Jetzt habe ich dich auch noch da mitreingezogen!" Sie schluchzte und blickte schließlich mit vielen Tränen in den Augen und nassen Wangen zu ihm hinauf. Ragus Miene blieb unverändert. "Was hast du?" Fragte sie verunsichert, denn Ragu schien irgendwie etwas zu verbergen, etwas Offensichtliches. "Nichts... es ist nichts. Ich kann dir leider auch nicht helfen! Wie sollte ich dich aus Jade schleusen, wenn ich selbst so etwas wie ein Gefangener bin?" Sie nickte und schluckte ihre Tränen hinunter. Sari blickte schließlich lange und vielleicht auch etwas erwartend in seine Augen. Er verstand nicht recht. Als sie schließlich immer näher zu seinem Gesicht heranrückte, und ihre Hände auf seine Brust legte, begriff er allmählich, worauf sie hinauswollte. Ihre Augen, die schon etwas rot unterlaufen waren, schlossen sich langsam, und ihr warmer, angenehmer Atem hauchte über seine Lippen. Dieser Geruch, wie die süße eine Frucht, schwappte über hin. "Sari...warte!" Er hielt sie zurück und seine Hände schoben sich am ihre Wangen entlang. Er wischte ihr mit den Fingern die Tränen von den Wangen und atmete langsam durch. Er musste sich zügeln, dieses Verlangen war ungemein stark... es erregte ihn, es verwirrte ihn, es war wie eine Droge, aber es war falsch. "Ich... wir... sollten es nicht noch schlimmer machen." Sie nickte, aber in ihren Augen zeigte sich deutlich, wie gekränkt sie war. "Ich weiß, entschuldige!" Ehe er ihr weiter erklären konnte, war sie aufgesprungen, und durch die Tür aus dem Zimmer geeilt. Kapitel 4/ ENDE Kapitel 5: Weiße Kleider ------------------------ Kapitel 5 / weiße Kleider Die einen nennen es Schmerz, die anderen bezeichnen es als das schönste Gefühl der Welt. Das zweite Kleid von Sari wurde mit goldenen Tränen vollgeheult. Anael versuchte Sari zu beruhigen, doch diese plärrte unentwegt wie gemein und wie bösartig man nur sein konnte, kleine Mädchen zu versklaven. Immer noch ging es um das leidige Thema heiraten und verloben. Anael seufzte. Sämtliche Zusprüche und Gutheißungen halfen bei Sari nichts. Diese Argumentierte einfach immer gleich. „Ich will ihn nicht heiraten!!!“ „Liegt es daran, dass dein Herz einem anderen gehört?“ Anael versuchte Saris Gedanken zu lesen, doch diese kreischte nur unentwegt, sodass Anael sich kaum konzentrieren konnten. „NEIN!“ Sie schnappte Luft und erhob ihren Kopf aus dem Kopfkissen. „Scheiß drauf!!“ Anael zuckte zusammen. Seit wann sprach Sari so vulgär? „Und... meine Liebe... woher kam das Blut?“ Anael hatte sich inzwischen vom Bett aufgerichtet und sich zu dem leicht rot angelaufenen, eigentlich weißen, Tüllfetzen begeben. „Nirgends!“ „Es ist viel Blut, aber es ist rot, also ist es nicht deines! Hast du jemanden umgebracht?“ „Ja so fast.“ Als Sari sich kurz an die Blutlache erinnerte, und sämtliche Einzelheiten zuvor und danach, wurde ihr wieder etwas mulmig. „Wenn, also, ich ... Kann es sein, dass ein Engel durch einen anderen gesteuert und kontrolliert wird? Also was heißt kontrolliert… vielmehr aufgeschlossen... also der eine Engel ist das Schloss und der andere der Schlüssel. Gibt es solche Art von Verbindungen?“ „Meinst du Sex? Aber ich hab dich doch schon mal aufgeklärt! Liegt es daran? Hast du Angst vor Samael, weil du glaubst er könnte dir in dieser Nacht wehtun“? Sari druckste kurz und kaute auf ihrer Lippe. „Nein...Samael-sama... den meine ich nich!“ „Dann... mh... hat es was mit Raguel zutun?“ Anael knüllte das alte Kleid von Sari zusammen und steckte es in einen Sack. „Das Kleid hier muss verschwinden...es bringt sonst nur noch mehr Fragen über dich auf!“ Sari richtete sich auf und blickte Anael nach, wie sie in Saris Nebenzimmer verschwand. Wieso tat sie das für sie? Eigentlich war Ariel es, die Sari immer aus Schwierigkeiten brachte und Anael, die Sari immer mahnende Predigten über gutes Benehmen hielt. „Ja, es ist wegen Ragu. Etwas... etwas ist mit ihm. Er ist nicht ein Achate...er... er...“ „Meinst du er ist dein Schloss und du bist der Schlüssel?“ Sari nickte. „Das hat er zu mir gesagt! Ich wäre sein Schlüssel. Durch meine Hand, durch meine Berührungen wird er geheilt, und durch meine Nähe empfindet er so wie er es tut. Er sagt, ich würde seine Droge sein, sein Elixier gegen die Schmerzen, die sich in einem Körper auftun. Und durch mich hat er einen zweiten Flügen bekommen. Und ich weiß, es wird nicht der letzte Flügel sein, den er gebären wird!“ Anael nickte. „Ich hatte schon vorher etwas Seltsames an ihm gespürt, aber in deiner Nähe, da sondert er solch einen starken Impuls ab, dass es fast so scheint, als wäre er einen von uns. Aber dennoch ist er anders.“ Sari ließ sich geduldig von ihrer Schwester ein zweites mal zurecht machen. Während Anael Saris Haare bürstete, lächelte sie stumm. „Ich habe gelesen, das Engel, die so aufeinander reagieren, speziell für einander geboren sind. Es wird also einen triftigen Grund geben, wieso ihr euch getroffen habt. Es wird wohl vom Schöpfer selbst vorbestimmt sein. Du hast solch ein Glück Sariel!“ Anael nahm ihre kleine Schwester an die Hand und führte sie hinaus. „Leider ist der Schöpfer selbst nicht mehr in der Lage dieses Reich zu regieren. Deshalb wirst du diese Bindung auch nie eingehen können.“ Ihre Hand umfasste Saris Handgelenk noch fester und beide liefen sie eilig die langen weißen Gänge des Palastes entlang. Er hatte keine Ahnung wieso sie ihn hier mit her schleifte. „Bin ich dein Date?“ Ragu ließ sich von Ariel weiter durch die Menge zerren. Herausgeputzt hatte sie ihn. Irgendwie kam er sich wie ein Hündchen vor, was auf einem Hundeschönheitswettbewerb ausgestellt wurde. Und für das Frauchen gab es Anerkennung und Lob vielleicht noch Preisgeld, welches sie für Klamotten oder Sekt ausgeben konnte. Er kam sich wie ein neues Paar Schuhe vor, die gerade eingelaufen und den Freundinnen vorgezeigt wurden, weil nämlich Ragu das neuste und modischste Paar Schuhe in Jade war. Aber wenigsten hatte er neue Klamotten bekommen. Die Alten waren doch schon etwas abgewetzt. Der Look machte ihn zwar sehr mysteriös und gefährlich, aber das kam ihm hier in Jade nicht wirklich zu Gute. Die Mädels standen eher auf Männer mit langen Schwertern und Uniform und rannten lieber schreiend vor ihm weg, also sich angraben zu lassen. „Also du darfst leider nicht mit an den Tisch... weil, du bist ja kein Familienmitglied. Ich hoffe dir gefällt es trotzdem!“ Ariel zeigte auf einen langen Tisch, der sich etwas höher gelegen durch den halben Saal erstreckte. Hündchen bekamen immer draußen vor der Tür einen alten gammligen Wassernapf hingestellt. Ariel war noch nicht einmal erstaunt darüber gewesen, dass Ragu so schnell wieder zu Kräften gekommen war. Er hatte das Gefühl, das sie wusste, wer seine Heilung so beschleunigt hatte. Sie wirkte auch etwas gereizt und kühl, so ganz anderes, als bei ihrem ersten Treffen. „Was hast du denn? Hab ich was getan, oder wieso bist du so sauer?“ Ihre Miene verzog sich und sie zog ihn dicht zu sich heran. „Ich weiß, an wen du denkst...ich hab es schon von Weitem gespürt! Und dieses Verlangen galt nicht mir!“ Er grinste. „Du bist eifersüchtig!“ „Sie hat dich geheilt... und diese Bindung, dieses Ding wird von Mal zu Mal größer in dir... je öfter du bei ihr bist. Jetzt sollst du endlich einen Schlussstrich ziehen. Sieh dir das Specktakel gut an.“ Sie deutete auf den langen Tisch und fuchtelte wie eine Furie wild herum. An der Tafel sitzend erkannte Ragu den blonden Schönling, wie er mit weißen Zähnen über die Menge vor seinem Haupt grinste. Und da zitterte Ariel auch schon von dannen. Echt niedlich, wenn sie rasend vor Eifersucht war. Irgendwie hatte Ragu jedoch noch immer das Gefühl, dass sie ihm nicht sauer sein konnte. Oder spielte sie etwa nur mit ihm? Er mochte spielen. In der Menschenmenge blickte er sich um. Was waren das wohl alles für Leute? Sie waren definitiv alle aus Jade. Sie trugen ihre drei Schwingen wie große Diamanten zur Schau. Manche hatten goldene Ketten um die Flügelgelenke gebunden, manche glitzerndes Puder auf die Federn gestreut. Er fiel umso mehr auf, weil er keine Flügel zeigte. Aber hätte er seine zwei nun lieb gewordenen Schwingen präsentiert, würde er wohl eher verspottet werden, also hielt er sich mit Protzen zurück. Neben ihm stand ein älterer Mann. Er hatte langes weißes Haar, sein Gesicht jedoch zeigte keinerlei Alterungsspuren. Seine Anwesenheit ließ Ragu einen dicken Kloß die Kehle hinunterschlucken. Er hatte etwas Beängstigendes, mit seinem blauen Anzug und ein paar Broschen darauf. Das Getuschel wurde kurz unterbrochen, und eine große Tür, nicht weit von Ragu entfernt, öffnete sich. Die Menge, die kurz zuvor noch wild um Ragus herumgetanzt war, lichtete sich allmählich und gab einen schmalen Gang frei. Nun hatte der Engel frei Sicht auf die Tür, die sich soeben vollständig geöffnet hatte. Ein weißes langes Kleid schleppte sich durch die ersten Meter des Saales. Drei große, schneeweiße Flügel fuhren herum und spreizten sich kurz, ehe sie die Sicht auf einen zarten jungen Engel freigaben. Ihre Haare glänzten weißgold, ihre Augen waren groß und etwas gerötet, aber so blau wie der Himmel der Erde. Ihre Lippen waren etwas blass, ihre Figur zart, aber elegant und weiblich. So hatte er sie wahrlich noch nie gesehen. Er bemerkte noch nicht einmal, dass er in mitten des gebildeten Ganges stand. Sie blickte hinauf und lächelte. Aber nicht ihm galt das Lächeln, denn als Ragu neben sich blickte, stand da noch immer der unheimliche, große weißhaarige Mann. „Vater“! Sie lächelte und schritt schneller voran, doch ihr Tempo wurde kurze Zeit später wieder gedrosselt, das sie nun genau in Ragus Antlitz sah. „Was machst du denn hier?“ Ragu, noch etwas neben der Spur, schüttelte den Kopf. „Junger Mann...“, der weißhaarige Engel neben Ragu erhob seine Stimme und mit einem Mal schwappte bei Ragu eine Welle über seinen Körper. „Der ist echt gruselig.“, grummelte er. „Das ist mein Vater Ragu!“ Sari zog etwas wütend an seinem Ohr und drängte ihn neben sich. Oh, Fettnäpfchen. Damit hatte Ragu jetzt nicht gerechnet. „Raphael-sama?“ Jetzt wurde Ragu klar, wieso ihm so anders wurde. Er stand neben einem Erzengel. Dem dritthöchsten Engel des Reiches. „Krass!“, er schritt ein zwei Schritte zu Sari nach vorn, dennoch den Blick von Raphael nicht abgewandt. „Verdammt noch mal, was machst du da?? Das ist mein Auftritt und du versaust ihn mir einfach!“ Sari stampfte einige Male leicht auf dem Boden herum. „Wow...“, als Ragu schließlich seinen Blick vom Erzengel zu Sari wandern ließ, wurde ihm erst jetzt deutlich, wie schön Sari aussah. „Du...siehst wirklich niedlich aus, Schnecke!“ Zwei Hände rissen ihn schließlich zurück in die Menge und so hatte Sari nun ihren Vater vor sich zu stehen. Ragu verschwand mit zwei Mucksen in dem Getümmel und war von da an nicht mehr gesehen. Sari wischte sich kurz ein paar Tränen aus den Augenwinkeln und schritt weiter auf den Marmorplatten voran. „Ich wusste nicht, dass ... Ihr... das Ihr kommen wolltet, Vater. Ich bin erfreut!“ Sie nahm eine einigermaßen liebliche Hofknicksstellung vor ihrem Vater ein und küsste seine Hand. Er hob seine Hand und strich ihr über die blonden Haare. „Du bist schön geworden, mein Kind. Wird es jetzt Zeit für dich erwachsen zu werden?“ Sari nickte nur. „Aber du siehst nicht sehr glücklich aus.“ Wo der Vater Recht hatte, hatte er Recht. „Nein, Vater. Es ist alles in Ordnung!“ Er hatte noch immer einen hochroten Kopf, lag aber mit seinem roten Kopf auf kalten Marmorplatten auf dem Fußboden, sodass dieser sich langsam klimatisieren konnte. „Alles okay, Sie dürfen doch nicht einfach vor die hohe Heiligkeit treten. Das ist glatter Selbstmord.“ Er blickte hinauf, in die Augen einer schwarzhaarigen niedlichen Schönheit. Er murmelte. Sie schien eine Bedienstete zu sein. Ragu schüttelte sich. „Was?“ Er blickte länger in das Gesicht der Bediensteten. „Sag mal, kenn ich dich?“ Sie schüttelte den Kopf. “Aber woher, mein Herr? Ich bin eine Bedienstete des Offiziers Samael. Vielleicht haben Sie mich an dessen Seite schon einmal gesehen.“ Nein, das konnte nicht sein. Er war sich sicher, das er sie noch nie gesehen hatte, jedenfalls nicht hier. „Mein Name ist ...“ Er drückte sie zu sich hinunter. „Schwester!“ „Bitte?“ „Ich bins. Ich bin Raguel... du...“ Er drückte sie weiter zu sich heran. „Aber mein Herr...mein Herr, ich bitte Sie. Was sollen die Gäste von Ihnen denken. Ich bin eine niedere Bedienstete“. „Hana...“ „Mein Herr, von wem sprecht ihr?“ Er ließ sie langsam los, als sie nun schon fast panisch Worte in sein Gesicht schrie. Damals hatten sie Hana, Ragus kleine Schwester, mitgenommen. Sie war da kaum mehr als vier Jahre. Sie müsste jetzt eigentlich 17 Jahre alt sein, eine junge Frau. Ihr Gesicht hatte als markantes Merkmal einen kleinen Leberfleck, knapp über den Augenbrauen an der linken Stirnseite. Ihre Haare waren damals schwarz und sehr lang gewesen. Sie sah ein wenig wie ein kleines Schneewittchen aus. Die junge Frau, die knapp über ihn kniete, sah ihr so ähnlich. Aber wenn dem so wäre, wenn sie seine verlorene Schwester war, wieso kannte sie nicht seinen Namen, oder wenigstens ihren? „Ich ..bin Schwester Schwarz.“ „Schwarz?“ „Ja, sie nannten mich nach meinen Haaren. Die Schwestern, die mich damals aufgenommen hatten!“ Langsam stützte sie sich auf die Beine und half Ragu ebenfalls auf. „Möchtet Ihr vielleicht etwas trinken, mein Herr“? „Nenn mich nicht Herr!!“ „Ja... ja, aber! Mir ist es untersagt, solch hohe Personen nicht mit Herr anzureden. Das ist gegen die Rangordnung der Engel!“ „Du kennst mich doch überhaupt nicht. Woher sollst du wissen welchen Rang ich besitze?“ Er wurde knurrig. Vielleicht wollte er als das, was hier in Massen durch die Gegend lief, gehalten werden! „Aber Ihr... Ihr seid...Eure... ich... ihr seit so... heilig!“ Gerade wollte er nach Sari spähen, als er sich verdutzt zu der Bediensteten umdrehte. „Ihr strahlt so etwas Heiliges ab. Es ist anders, anders als die Herren und Damen in diesem Raum, aber denn noch hat es etwas Heiliges an sich. Etwas Reines. Und ich, als niederes Wesen, habe keinen Wert euch gleich zu behandeln. Als ich euch mit der heiligen Sariel zusammen im Gang stehen sah, da wurde mir kalt, aber gleichzeitig auch heiß, so sehr hat mir diese Aura imponiert. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen.“ Seine Lippe hob sich irritiert. „Ähm... ich und Sari... heiß und kalt. Imponierende Aura?“ Sie lächelte. „Man kann es nicht beschreiben. Es ist ja nicht alle Tage so, das man solch einer Aura begegnet. Ihr müsst euch hier vorsehen, deshalb hab ich euch aus der Meute gerissen. Meister Raphael-sama ist berühmt für sein streben nach Wissenschaft. Er hat schon manche Bedienstete sezieren lassen, nur um herauszufinden wie ein Flügel oder die Engelsaura funktioniert. Dabei waren die Bediensteten weder krank noch alt.“ „Scheiße, der ist aber crazy drauf. Kein wunder das Sari mir manchmal Angst macht, bei dem Vater.“ Gerade wo die Beiden so munter von der Hauptperson dieses Abends sprachen, trat diese mit ihrem Verlobten vor die Menge. Meister Samael sprach mit seinen Gästen, bedankte sich überschwänglich mit Gesülze und Komplimenten bei den Anwesenden und legte dabei immer wieder seinen Arm um Saris Hüfte. Diese aber nahm immer wieder etwas Abstand von ihrem Verlobten, sah dabei auch nicht wirklich erfreut aus, eher etwas genervt und gelangweilt. „Das ist mein Herr. Endlich hat er seine große Liebe Sariel zum Altar gebracht. Er schwärmt immer wieder von ihr und redet unbewusst über sie.“ Dabei sah Ragu, das Schwarz etwas rot wurde. „Magst du deinen Meister denn?“ „Ich... also ich habe kein Recht mir ein Urteil von meinem Herren zu machen. Ich bin doch ein niederes Wesen!“ Ragu stütze seine Hände in die Hüften. „Also woher willst du das wissen?“ „Mein Herr, seid nicht so rebellisch. Ihr wart wohl nicht sehr oft in Jade oder?“ Er grinste. „Na ja, eigentlich mach ich zum ersten Mal Urlaub hier. Aber ich muss sagen, dass ich mir Jade etwas erholsamer vorgestellt habe. Schließlich wurde ich schon einmal seit meinem Aufenthalt hier abgestochen und war nahe dran, meine heiligen Flüge abzugeben“. Schwarz hielt den Atem an. „Jetzt wird mir einiges klar. Ihr seid der Engel den mein Herr angegriffen hat. Aber... wie seid ihr denn so schnell aus der Krankenstation gekommen? Im Palast ging das Gerücht um, die Heilmethoden der Station würden bei euch nicht anschlagen.“ „Ja, das ist richtig. Aber sagen wir mal so, ich hatte eine heilige, süße, blonde helfende Hand, die mir beistand!“ „Das war sicherlich die Heilige Sariel. Ich habe auf Anhieb gemerkt, welche Bindung zwischen Ihnen besteht. Das ist ja so romantisch!“ Sie blickte hinauf zu Samael und Sari. „Aber scheint es doch kein Happy End zu geben.“ „Schätzchen, das ist ja niedlich von dir, aber leider ist es nun mal so, dass die kleine Sari nun den Ernst des Lebens zu spüren bekommt. Sie war ja schon seid Jahren verpflichtet, diesen Vollidioten zu heiraten.“ „Und wieso nehmt Ihr das so einfach hin? Ist sie nicht etwas Besonderes für euch?“ Mit ihren großen grünen Augen und den naiv zusammengepressten Lippen sah Schwarz nun mehr wie ein Teenager aus, der täglich eine süchtig machende Daily-soap schaute und daraus Rückschlüsse fürs Leben zog. „Ich... glaube, sie muss alleine wissen was sie tut.“ „Aber sie hat doch keine andere Wahl.“, murmelte Schwarz schließlich und wurde traurig. „Was soll ich denn deiner Meinung nach machen Kleines?“ „Ich würde alles für meine Liebe tun. Und erlaubt mir zu sagen, ich diene meinem Herren treu seit sieben Jahren, ich würde mir nie erlauben, ihn ohne Protest verlassen zu müssen.“ In Ragus Gesicht zeichnete sich deutlich blanker Ekel ab. „Sag nicht, dass du auf diesen Volltrottel mit angespitztem Bleistift stehst?“ Wenn dem so wäre, hatte er nicht wirklich das weitere Verlangen Schwarz als seine verschollene Schwester anzusehen. „Er ist ein aufrichtiger Herr und kümmert sich um mich!“ Auf weitere Ausführungen, in welcher Form dies geschah, wollte Ragu jetzt in keinster Weise eingehen. „Also gut, und wieso lässt du Sari dann einfach ziehen? Wenn du deinen geilen Offizier denn so vergötterst, wieso unternimmst du dann nichts gegen die Heirat der Beiden?“ „Aber mein Herr, wieso sollte ich so etwas tun? Ich habe kein Recht, mich zwischen meinen Herren und eine Heilige zu stellen. Ich bin doch minderwertig!“ “Tolle Einstellung!“ “Und wieso unternehmt Ihr denn nichts gegen die Heirat der beiden?“ „Weil es mich nichts angeht!“ Schwarz wollte gerade etwas erwidern, doch er hielt sie zurück. „Genug jetzt. Du machst mich ganz kirre! Ich will nichts mehr davon hören. Ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu kämpfen, ich hab mich schon lange genug um den Engel dort oben gekümmert!“ Damit war das Kapitel auch abgeschlossen. Keine Zeit jetzt an Sari und ihre unlogische Heirat mit dem Playboy zu denken. Er wollte sich selbst und seine Schwester finden. Das musste doch auch mal ohne das blonde Schaf funktionieren! „Sag, kannst du mir vielleicht auch in anderen wichtigen Fragen weiterhelfen?“ Sie sah den blonden Schopf mit einer jungen schwarzhaarigen Frau durch die Masse wandern. Nur unauffällig verfolgte sie seine Schritte, da ihr Verlobter ja schon seit etwa vier Minuten das Wort hatte und sie sich schon seit vier Minuten eine Zeitvertreib suchen musste. Wo wollte er denn hin? Hatte er plötzlich Geschmack an dunklen Haaren gefunden? „Dieser...“ Sie grummelte wütend. Da zeigte sich mal wieder, wie arrogant dieser Ausländer doch war. Er sorgte sich nicht die Spur für sie. Als sie bemerkte, dass Ragus Kopf sich ein letztes Mal langsam zu ihr um drehte, hinauf auf die Showbühne, zögerte sie nicht lange, richtete ihren Kopf von ihm ab, hob ihre Arme und glitt langsam in die Arme ihres zukünftigen, übertrieben gestikulierenden Gattens und drückte ihm ihre Lippen auf die Wange. Ein erlösendes Seufzen erfüllte den Raum und fast alle Anwesenden waren von dem niedlichen Liebesbeweis wie verzaubert. Im gleichen Moment fegte ihr eine kalte Böe an den Arm. Als Sari langsam ihre Augen zurück zu Ragu führte, war dieser schon nicht mehr im Raum, sondert schritt mit der fremden Bediensteten durch eine große Seitentür hinaus. Genau in diesem Moment fing Sari an, sich furchtbar allein und verlassen zu fühlen. Ihr Herz brannte, es tat so weh. In ihren Augen bildeten sich salzige Tränen. Er hörte noch tausend Schritte entfernt ihre Rufe. „Das kann doch nicht wahr sein! Wieso tut sie das?“ Schwarz drehte sich kurz zu ihrem Begleiter um. „Was meint ihr?“ Er hörte ihr Schluchzen, ganz deutlich, obwohl die Beiden schon in einem ganz anderen Trakt des Palastes waren. Schwarz blieb schließlich stehen. „Seht ihr. Das ist der Zugang zu dem Reichsviertel!“ Vor ihr türmte sich ein großes Tor. Wachen standen davor und ließen Engel mit langen roten Kutten passieren. „Was sind das für Typen?“ Wollte er schließlich wissen. „Das sind Geistliche. Sie dienen dem hohen Chor zu Regierungszwecken und führen all die Befehle aus, die der Chor in den Heiligen Hallen beschließt. Es gibt eine ganze Menge Geistlicher. Es gibt ja auch eine ganze Menge zu regieren. Auch wird in den großen Pforten, wie das Regierungsviertel in Jade genannt wird, die berühmte Wissenschaft Raphaels betrieben. Dort befinden sich die gesamten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Engel. Manch einer sagt, dort würde sich der Leichnam des Adams, des Schöpfers, befinden. Ein Anderer meint, er würde noch leben. Wieder Andere sagen, er wäre in der vierten und höchsten Sphäre des Reiches eingeschlossen.“ „Sehr interessant. Meinst du, dort könnte ich mehr Informationen zu meiner Krankheit sammeln?“ Schwarz schreckte auf. „Aber Herr, es ist doch keine Krankheit, es ist eure Bestimmung, so wie ihr seid und was euch widerfährt!“ „Nenn es, wie du willst. Das Problem ist wohl, dass ich in diesen Regierungsbereich nicht so leicht hineingelange.“ „So ist es wohl.“ Und als Gefangener erst recht nicht. Er hatte noch so ein schlichtes, aber lästiges Armband umgeschnallt bekommen. Sicherlich war es nichts weiter als ein Überwachungssystem. Sobald er den Palast verließ, würde man sicherlich auf ihn aufmerksam werden. Fraglich war, ob die Pforten auch noch zu seinem Auslauf dazuzählten, aber das war undenkbar, denn sonst hätte Ragu sicherlich noch einen VIP Ausweis in die Hand gedrückt bekommen. Er seufzte. „Ich muss mir was überlegen. Hast du einen Tipp, an wen ich mich da wenden kann?“ „Heilige Engel sind befugt den Trakt zu betreten. Wie zum Beispiel die Heilige Sariel!“ “Was du nicht sagst!“ Kapitel 5/ END **************** Huch endlich bin ich wieder dabei! ***prima*** Es hat ein wenig gedauert, aber dafür hab ich meine Ferien, die seeehr kurz waren, auch sinnvoll genutzt. Also hier das 5te Kapitel. Ich persönlich finde es nicht so interessant, weil ich das 6te Kapitel schon fast fertig hab und mir einfach mehr Action gefällt. Ich hoffe es findet trotzdem bei euch Zuspruch. Gebt mir doch bitte Kommis. Also dann, zum nächsten Akt! Cu eure Suse;)) Kapitel 6: Tränen in himmelblauen Augen --------------------------------------- Kapitel 6/ Tränen in himmelblauen Augen Sein nackter Oberkörper lag auf ihrem. Unter seinen Händen spürte er ihre weichen Rundungen. Sein Atem ging regelmäßig. Er blickte hinauf, als sich seine Lippen von ihrer Haut lösten und er erneut zu einem Kuss ansetzten wollte. Ihre blonden Haare wischte er aus ihrem zarten Gesicht und er blickte sie an. „Es ist schön, bei dir zu sein.“, murmelte er. „Liebst du mich?“ Er stutzte. „Wieso fragst du mich das?“ „Ich möchte Gewissheit!“ Er empfand nichts. Gerade in diesem Moment fühlte er sich leer. “Ich liebe dich, Ariel!“ Er schluckte seine Worte hinunter, als er seine Zunge über ihren Hals gleiten ließ. „Raguel...!“ Seine Hände griffen hinunter zwischen ihre Beine und ertasteten ihre warmen, weichen Innenseiten. Jetzt nicht nachdenken. Jetzt einfach ablenken. Er hatte keine Lust mehr sich alles durch sein ständiges drüber Nachdenken zu versauen. Mein Gott, da lag ein wunderschöner Engel mit gespreizten Beiden unter ihm. Und er fühlte nichts. Langsam stützte er sich auf, atmete tief durch und zog sich von ihr zurück. „Es tut mir leid. Ich bin nicht in Stimmung.“, murmelte er. „Aber du kannst doch nicht... Ich will mich dir hingeben, und du lehnst mich ab?“ Er suchte nach seinem Hemd. „Tu nicht so, als ob es für dich Neuland wäre. Du bist nicht die Unschuld, die du mir versuchst vorzuspielen. Hast du nicht noch andere Gespielen... die dich befriedigen?“ Er bekam schlechte Laune. „Wie kannst du es wagen!“ Ehe sie zum Schlag ausholen konnte stand er auch schon vor der Tür. „Warte nicht auf mich Ariel. Ich werde spät wiederkommen!“ Er schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch. Währenddessen in einem anderen Zimmer versuchte auch ein anderer Engel einmal tief Luft zu holen. „Scheußlich!!“ Sie las noch einmal die Zeilen, die wahrscheinlich noch nicht einmal von ihm selbst geschrieben wurde: „Für einen wunderbaren Abend und für ein wunderbaren Engel. In tiefster Liebe, dein baldiger glücklicher Gatte“. Die Rosen waren ja schon fast verwelkt, als Sari sie ins Zimmer geschmissen bekommen hatte. Im gleichen Moment, als Sari das kleine Kärtchen zerknüllt gegen die Wand gepfeffert hatte, klopfte es an ihrer Tür. Sie erwartete lediglich ihr Dienstmädchen, welche sie bettfertig machen sollte, also bat sie den Gast lautstark hinein. Als sie sich gerade in ihrem Tran ihrer Sachen entledigen wollte, sich kurz in ihren Ärmeln verheddert hatte und zu knurren anfing, stand eine große Männliche Gestalt in der Tür. Ein kleiner Hauch von Stoff hing nur noch über ihrem Körper. „Samael!“ Sie schrie schon fast vor Schreck und griff um ihrem Körper und schnürte sich artig wieder zusammen. Er nickte und trat nun weiter in den Raum. „Ich wollte euch noch einmal sehen meine Liebste!“ „Scheißdreck.“ So wie sie gerade das Kärtchen achtlos und voller Schmach gegen die Wand gedonnert hatte, hätte sie am liebsten jetzt sein Gesicht gegen diese gedrückt. „Nicht doch, seit Ihr nicht müde?“ „Nein, ich kann nicht schlafen, weil ich mich so nach eurer Nähe verzehre“! Sie wich ein Stück von ihm. „Verzehre?“ Nein, war das seine Abendgeilheit? Sie musste leider feststellen, dass dies schon einige Male vorgekommen war. Und jedes Mal konnte sie sich irgendwie herausreden. Mit Migräne, Frauensachen und Keuschheitsvortäuschung. Sie hatte jetzt gerade keine Lust sich vor diesem geilen Offizier höflich und gesittet ihrer Klamotten zu entledigen. „Der Tag wird auch immer beschissener…“, murmelte sie und blickte sich um. Doch ohne, dass sie dem sich heranpirschenden Offizier ausweichen konnte, hatte Samael sie an die Wand gedrängt und sie so eben in seine Arme geschoben. Seine große Hand ruhte auf ihrem Rücken und langsam fing er an seine Finger in gleichmäßiger Bewegung darauf kreisen zu lassen. Seine Finger tasteten sich weiter abwärts und durch den dünnen Stoff ihres Leibchens konnte Sari deutlich spüren, wie sehr sein Verlangen an sie stieß, als er sich mit seinem Unterleib immer mehr an sie lehnte. „Nein ... nein, wartet... lasst das! Dazu ist es noch zu früh.“ Sari versuchte ihr Gesicht weit nach oben zu strecken, damit er ihre Lippen nicht erreichen konnte, doch er zwang sie mehr und mehr, in dem er ihren Kopf in seiner Richtung zwang „Ihr werdet meine Frau. Es ist nichts Verwerfliches daran, dass ich euch begehre.“, dabei legte er einen Kuss auf ihre nackte Schulter. Von Sekunde zu Sekunde verzweifelte der junge Engel immer mehr. „Ja, aber...“, Sari war den Tränen nahe. Sie konnte sich nicht wehren. Wieso denn auch, sie war ja so gut wie offiziell seine Geburtsmaschine. Er presste sie an sich, und umfasste ihren Po, sodass sie mit ihren Beinen vom Boden abhob. Er führte sie zu ihrem Bett und legte sie sanft auf den Rücken. „NEIN!“ Ihr Schrei wurde von seinen Lippen gebremst und nun fuhr er hastig unter ihr Kleid und zog es hinauf. Mit einem eiligen Ruck fuhr er seine Hand zwischen ihren Beinen hinein in ihren weißen, unschuldigen Slip. Aus Saris Augen rannten abermals Tränen. Als er von ihren Lippen abließ keuchte sie und ihre Lippen zitterten vor Angst, denn in diesem Augenblick übermannte sie panische Hilflosigkeit. Sari spürte es, jetzt gab es keinen Weg mehr, sich vor diesem Käfig zu drücken. Die Türen des Lebens, dass sie nie haben oder leben wollte, schlossen sich in diesen Sekunden. „Lasst mich los, ich will das nicht!“ “Ihr werdet nichts spüren. Ich kann verstehen, dass ihr Angst hab“, murmelte er und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Nein!“ Die Schnalle seines Gürtels begann zu klimpern. Ihm war schlecht. Ragu hielt sich kurz den Bauch. Dabei hatte er gerade mal diesen streng riechenden Käse gegessen. Von einer Minute zur anderen war ihm zum Kotzen zu Mute. Durch seine Knochen, hinauf in sein Herz zog sich ein unangenehmes, erdrückendes Gefühl. Fast so als ob es das Adrenalin der Angst war. Doch war es seine eigene Angst? Schon seit einigen Minuten war er sinnlos durch die Gänge des Palastes geschlendert. Je weiter ihn seine Füße trugen, desto mehr schnürte es ihm die Kehle zu. So als ob er selbst unbewusst etwas suchte. Jetzt rannte er schon und Ragu wusste noch nicht einmal wohin. Seine Beine schmerzten und er wurde langsamer. Vor ihm schließlich tat sich einen weiße Tür auf. Ragu überlegte kurz. Er hatte ihre blauen Augen, die so blau wie der Himmel der Erde waren, vor Augen. Sari, es war ihre Angst, ihr Schmerz und ihre Verzweiflung und sie schrie nach seiner Hilfe. Seine zitternden Hände streckten sich zu dem Türknauf und mit einem Ruck hatte er die erste weiße Tür aufgestoßen. Sein Puls schoss in die Höhe und plötzlich spürte er eine Taubheit auf seinem Rücken, die sich langsam durch seine gesamten Glieder zog. Eine weitere Tür wurde nach dem gleichen Schema geöffnet, und schließlich vernahm er schluchzende Laute durch eine letzte, kleinere Tür. Als diese schließlich auch absolviert war, blickte er in ein weißes Zimmer. Er spürte eine warme Aura, die eine Strähne aus seinem Gesicht wehte. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Schmerz, den er noch vor etwa 50 Sekunden vor der Tür auf seinem Rücken gespürt hatte, war wie weggeblasen. Es schien fast so, als ob sein gesamter Körper von seinen Flügeln betäubt worden waren. Und diese hatten nur ein Ziel, den Engel, der ihn gerufen hatte, an sich zu reißen. Mit allen Mitteln. Auf dem weißen Bett erblickte Ragu schließlich einen Mann, der sich über die weinende Sari gebeugt und ihre Hände über ihren Kopf gezogen hatte, so dass sie sich selbst nicht mehr wehren konnte. Samael schreckte auf und beide Gesichter sahen Ragu schließlich an. Er dachte nicht nach, griff die Schulter des Mannes und schleuderte ihn zur Seite. Samael wurde gegen eine weiße Kommode gedrückt und krachte zu Boden. Ragu spürte einen Widerstand, als er sich zwischen die Pfähle des weißen Himmelbettes quetschte. Seine zwei Flügel hatten sich auf seinem Rücken ausgebreitet. Er sah Sari dort, halb nackt verängstig auf dem Bett liegen. Ihre Himmelblauen Augen waren rot und die Bettdecke unter ihrem Kopf von Tränen fleckig durchgenässt. Er beugte sich über sie und hob sie auf seine Arme. Samael, noch immer etwas benommen, versuchte sich aufzurappeln, doch Ragus Wucht hatte ihn mehr als nur niedergestreckt. Ragu presste ihren Körper an sich und sah ihr in die Augen. Kein Wort. Mit einem weiteren Anlauf drehte er im Sprung den Rücken dem Fenster zu und schließlich lagen beide auf dem Boden des Balkons. Ragu hatte den gesamten Splitterhagel abbekommen und hatte sich trotzdem schützend über Saris Körper gebeugt, als diese schnell wieder zur Besinnung kam. Er hatte einfach so den Bann gebrochen, der auf dem Fenster und dem Balkon lag. „Ragu, Ragu, alles in Ordnung?!“ Sari rüttelte kurz an ihm, ehe Ragu, noch immer wortlos ihren Körper erneut auf seine Arme hievte und einen Satz auf das Geländer des Balkons machte. „WARTE, SIE GEHÖRT MIR! Du Archat-Missgeburt. Wage es nicht!!!“ Samael stand noch etwas wacklig am zerbrochenen Fensterrahmen. Ragu würdigte ihn nur eines verschmitzen Blickes, dann sprang er in den Abgrund. Er hielt sie fest umklammert. Sari spürte, dass Ragu Mühe hatte seine Flügel unter Kontrolle zu bekommen. Er zitterte. Wahrscheinlich hatte er Unmengen Energie und Astral aufbringen müssen, um denn Bann um das Fenster und den Balkon zu brechen. Er segelte mit seinen Schwingen durch die Luft, und immer wieder brachen sie unter seiner Erschöpfung zusammen. Ragu keuchte unentwegt und seine Lungen füllten sich nur noch sehr unregelmäßig mit Sauerstoff. Doch immer wieder fasste er sich und zog sie mit sich hinauf in den Himmel. Der dritte Versuch sie und ihn in den Lüften zu halten endete in einer Bruchlandung. Sari hatte ihre Augen vor Schreck zusammengekniffen, spürte trotzdem noch immer den festen Griff um ihren Körper, schließlich und letztendlich einen harten Aufprall. Sari war auf ihm liegend, fest umschlungen, zum Stillstand gekommen. Noch immer traute sie sich nicht ihre Augen zu öffnen. „Sari?“ Seine Stimme war sehr dünn. Sie schreckte auf und öffnete ihre Augen. Unter ihr und Ragu blickte sie einem grünen Untergrund entgegen. „Gras?“ Sie spürte, dass er Schmerzen hatte. „Hast du dich verletzt?“ „Nein das geht schon.“, murmelte er nur sehr leise und versuchte seinen Kopf etwas zu heben. Sari stütze sich von seinem Oberkörper auf und streckte ihren Kopf zu ihm. Ihre Hände umschlossen seine Wangen und ihre Lippen legen sich auf seine. Er stöhnte etwas, griff aber im nächsten Moment nach ihrem Körper und zog sie enger auf seinen Schoß. Ihr Kuss wurde nur sehr mühsam wieder gelöst und Sari blickte etwas kleinlaut in seine Augen. Erst jetzt begriff er, in welcher intimen Lage er sich mal wieder mit ihr befand. Sari hätte jetzt mit Sicherheit mit einer Abwehr von Ragu gerechnet, doch der setzte erneut zu einem Kuss an und legte seine Arme nun ganz um ihren nackten Körper. Er spürte sie wohl so nahe wie noch nie. Ihren Herzschlag und ihre Haut, das machte ihn so verrückt. Seine Hand fuhr ihr durch das Haar und diese ließ sie weiter unruhig über ihren nackten Rücken gleiten. Während er versuchte, alles von ihr mit einem Mal in sich aufzusaugen, überkamen ihn plötzlich Vernunft und Zweifel. Seine Stirn lehnte sich gegen ihre und beide blickten kurz hinunter und atmeten tief durch. „Ragu... ich… !“ „Nein, das geht so nicht!“ Sie wollte nach seinem Kopf greifen, doch er wehrte sich und ließ sich rücklings wieder ins Gras fallen. „Was machen wir hier?? WAS HAB ICH GEMACHT ZUM TEUFEL!???“ Sari blieb verdutzt auf ihm sitzen. „Ich...“, sie versuchte Worte zu finden, doch ihr Herz schlug so schnell, dass ihr diese im Hals stecken blieben. Er blickte ein weiteres Mal hinauf zu ihr und sein Kopf errötete abermals. Ihre nackten Brüste wurden von ihren Armen, die sie auf Ragus Bauch gestützt hatte, etwas in die Höhe gedrückt und sie kleidete nun kaum mehr als ein weißer unschuldiger Slip. Er stöhnte abermals auf und hielt sich die Augen zu. Sari stutze kurz und blickte hinunter in ihren Schoß. Sie saßen so innig aufeinander, dass sie spüren konnte, wie sehr Ragu erregt war. Und ihm war das peinlich. Ihr jetzt auch irgendwie. „Wieso... das da.... du...?“ In Saris Augen bildeten sich kleine Kreise. „Das verwirrt mich!“ „Geh von mir runter.“, nörgelte er und rüttelte leicht an ihr herum. Sari, noch immer etwas irritiert, kippte leicht zur Seite. Ragu hastete schnell hinauf und zog seine Beine zu einem Schneidersitz zusammen. Danach atmete er erneut etwas durch und versuchte sämtliche Körperteile zu akklimatisieren. „Na gut, was soll’s. Ich meine, schau dich doch mal an. Du sitzt hier nackt vor mir. Ich bin auch nur ein Mann...!“ Auch wenn das seine Reaktion nicht rechtfertigte, denn sie hatte deutlich sein Verlangen in ihrem Herzen gespürt. „Ich habe es gespürt, Ragu! Es war dein Körper, der nach meinem gerufen hat“. Sie drückte ihre Hand gegen ihre Brust, sodass Ragu erneut auf ihre weiblichen Rundungen starren musste. „Hör auf damit!!!“ Ihre Wangen färbten sich rot. „Bin... ich denn für dich körperlich begehrenswert?“ „Na .. nanaa... aahh... verdammt, Sari…!“ „Wieso ist dir das denn so unangenehm? Es ist fast so, als ob wir beiden...“ Er hob die Hand. „NEIN! Du und ich, das geht nicht. Du bist doch verheiratet...“ „Aber du hast mich gerettet. Wieso hast du mich denn dann gerettet?“ Er hielt den Atem an. „Weil du es nicht wolltest. Weil du um Hilfe gerufen hast!“ Sie schüttelte den Kopf. „Und?“ „Er hat dich gezwungen“! „Und?“, sie blickte ihn an, als ob es selbstverständlich für einen Engel in ihrer Lage wäre. „Sari...“ „Was hatte ich denn schon zu verlieren? Du hättest das nicht machen brauchen!“ „Wieso sagst du das?“ „Weil du jetzt noch mehr Ärger wegen mir bekommen wirst! Wenn sie dich nicht sogar hinrichten!“ „Ich wollte einfach nicht, dass er dich so anfasst! UND DU WOLLTEST ES AUCH NICHT, VERDAMMT!! Versuche doch nicht ständig, es allen recht zu machen...!“ Sie hielt inne. „Du wolltest nicht, dass er mich anfasst?“ Ein leichtes Lächeln zog sich über ihre Lippen. Dann stürzte sie sich, nackt und unschuldig wie sie war, auf Ragu und drückte ihn fest an sich. Ragu, immer noch etwas irritiert schlang seine Arme um sie und musste verschmitzt Lächeln. „Es ist mehr anstrengend mit dir, als wirklich erotisch.“, log er etwas übertrieben. „Ragu!!!“ Ihr Kopf vergrub sich in seiner Brust. „Heirate mich, dann wird mir nie wieder so etwas passieren wie bei Samael“! Er lachte leise. „Das hab ich ernst gemeint!“ Sie streifte sich gerade sein Hemd über ihre Brust. „Weißt du, wo wir uns befinden“? Sie schob ihren Kopf aus dem Hemd und schüttelte ihre weißblonden Haare hin und her. Es war alles recht grün. „Also, wie du weißt war ich noch nicht wirklich lange Zeit außerhalb des Palastes. Aber ich bin mir sicher, dass wir noch in Jade sind. Das spüre ich. Ich habe mal von einem Garten gehört. Vielleicht befinden wir uns im Garten Eden.“ Sie blickte sich noch einmal um. Ja, Bäume und Wiesen erstreckten sich Kilometer weit vor ihren Augen entlang. „Garten Eden, ist das nicht der Ort der Sünde? Was macht solch ein Ort in Jade, der Regierungsebene?“ Ragu fand das dieser Ort etwas Gruseliges an sich hatte. Sie nahm ihn an die Hand und lief los. „Vielleicht findest du hier Antworten!“ Sein Hemd, dass sie sich liederlich zugeknöpft hatte, wehte ihr um den Po und Ragu schüttelte verzweifelt den Kopf. „Sünden... ich will die Antwort gar nicht wissen. Ich kann’s mir schon denken“. Und dabei starrte er noch einmal auf ihre runden Backen. „Weißt du nicht, Adam und Eva haben im Garten Eden einen Apfel gekostet und wurden aus dem Paradies verbannt“. Ragu musste über Saris Gutgläubigkeit schmunzeln. „Ja ja, Apfel essen!“ „Sag, hast du Hunger“? Dabei drehte sie sich überschwänglich um und strahlte ihn pausbäckig an. Er schwieg. Ja, einen Apfel, den würde er jetzt auch gerne essen. Ganz heimlich tat er dies auch kurz in seinem Kopf. Ragu legte das gesammelte Feuerholz leise neben die Feuerstelle. Sari schlief. Sie musste wohl erst einmal die vielen Tränen verarbeiten. Das arme Ding war nicht wirklich zu beneiden. Was sollte er jetzt mit ihr machen? Was sollte er jetzt machen? Mit ihr? Sie beide? Je länger er mit Sari zusammen war, desto mehr ließ ihn sein Verlangen nicht mehr los. Bemerkte man, dass er mit ihr fast beschwerdefrei war. Nur dieses Problem mit dem Verlangen und unsittlichen Gedanken musste er noch unter Kontrolle bekommen. Er hatte nun zwei Flügel. Und das alles nur, weil er Sari unnormal nahe gekommen war. Sie hatte seine Seele berührt, was auch immer dies zu bedeuten hatte. „Kannst du nicht schlafen?“ Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Sari blickte ihn verschlafen zwischen ihren hinunterhängenden Strähnen an. „Ich passe nur auf, dass sie dich nicht wieder holen“! Samael krallte seine Hände in das Holzgeländer vor ihm. „Sie ist schon wieder entkommen. Und dieser Terrorist... dieser Abschaum aus Achat mit ihr. Wisst ihr nicht, was das zu bedeuten hat? Sariel, meine Frau wurde von diesem... diesem Gebrandmarkten entführt!“ Die heilige Mutter schüttelte den Kopf. „Sicher nicht!“ Neben ihr knieten die zwei blonden Schwestern. „Ich würde ihm Recht geben, heilige Mutter. Dieser Raguel ist zu allem fähig.“ Anael blickte erschrocken zu ihrer jüngeren Schwester. „Ariel, aber du weißt, dass...!“ „Sicher, Sariel mag etwas für ihn empfinden, aber er nutzt sie sicherlich nur aus. Er selbst hat mir persönlich gesagt, dass er sich Sari nur angenommen hatte, um nach Jade zu gelangen und dort den heiligen Rat auszuspionieren. Er hat sich sicherlich noch einen weit ausführlicheren Plan ausgedacht, um Jade zu schaden“. Ariel blickte zur heiligen Mutter und richtete sich schließlich auf. „Er hat es mir in klaren Worten so formuliert. Meine Schwester ist in seinen Händen nur eine Puppe!“ „Ariel, was redest du da? Aus dir spricht nur pure Eifersucht!“ Anael riss sie an der Hand herum und blickte ihr in die Augen. “Sariel hat mir erzählt, dass sie und Raguel etwas verbindet, etwas Sonderbares verbindet, und jeder in diesem Palast konnte es spüren!“ „Lebe weiter in dieser Illusion, meine Schwester. Nicht alles, was eine heilige Aura von sich gibt ist dem Guten zugewandt. Wir sollten Raguel so schnell wie möglich ausfindig machen und in Gewahrsam nehmen. Dann werden wir dank Raphael-samas Hang zur Wissenschaft sicherlich bald erfahren, was es mit dieser außergewöhnlichen Aura zutun hat.“ „Der Meinung bin ich auch. Ich werde mich unverzüglich wieder auf die Suche nach meiner Gemahlin machen!“, brummte der im Stolz verletzte Samael und drehte sich zügig zur heiligen Mutter um. „Sie scheint kein Interesse an eurem Herzen zu haben, deshalb wird sich Sariel gegen euch wehren, aber das soll erstmal zweitrangig sein. Bringt mir sie und diesen seltsamen Engel!“ Okay, das tat wirklich sehr weh. Schallendes Gelächter machte die Sache nicht wirklich erträglicher. „Ja, danke… und wenn ich mir das Genick dabei gebrochen hätte? Wäre das auch noch lustig gewesen?“ Sari hielt sich den Bauch und Ragu das Steißbein. Er saß mitten im Wasser, denn er hatte, beim überqueren eines engeren Seeufers, leicht einen Schwung zu viel genommen und war auf einem herausragenden Stein ausgerutscht. Sari stand am Ufer und lachte ihn aus. „Warte, ich helfe dir!“ Sie sprang in das hüfttiefe Wasser und eilte zu ihm. „Lass, jetzt bist du auch noch nass.“ „So dann können wir gleich gemeinsam ein Bad nehmen“, lächelte sie und legte ihre Hände auf seine Schultern. Mit einer leichten Massage auf seinen Schulterblättern breitete er unweigerlich seine Flügel auf seinem Rücken aus. „Ich wollte ihn nur ein weiteres Mal sehen. Wir groß er doch geworden ist. Und so kräftig, erstaunlich. Sie tauchte die noch etwas blutige Federn ins Wasser und strich einige Male sanft mit ihren Fingern über sie. Ragu versuchte immer wieder einen neugierigen Blick über seine Schulter zu werfen, er musste sich allerdings sehr konzentrieren, denn schon wieder breitete sich ein wohliges Kribbeln auf seinem Rücken aus. „Wieso er wohl geboren ist, dieser Flügel. Ich verstehe es immer noch nicht!“ Ragus Ego wurde gerade ziemlich demoliert. Hatte sie das etwa schon vergessen? „Das...(war verdammt noch mal unser erster Kuss. Dieser Augenblick in dem ich fast vor Energie geplatzt bin ,Mädel, verdammt!!!)... muss wohl an diesen höllischen Schmerzen gelegen haben. Mein Körper hat wohl mehr Astral benötigt, damit ich diese Wunde besser heilen konnte.“ Jetzt kitzelte Saris Ego etwas. „Hey, das war ich, als ich dich geküsst hab!“ Er entriss ihr seine Flügel und drehte sich zu ihr. „Was meinst du, warum also dieser Flügel?“. Mit diesem wehte er etwas Wasser auf. „Dann liegt es am Küssen... dann müsstest du doch... warte ich zähle nach.....schon 3 Flügel haben“! Ihre Kulleraugen sahen ihn unschuldig an. „Drei Flügel und einen Zauberstab“! Ragu schwang seine Flügel hin und her und erhob er sich aus dem Wasser. „Langsam geht es wieder mit dem Fliegen.“, grinste er und Sari legte ihren Kopf in den Nacken. „Wo willst du hin, wir sind noch nicht fertig“. Sie packte ihn an der Hose und zog einmal sehr kräftig. Doch die Hose gab nach und Sari, von ihrer eigenen Zugeskraft plumpste ins Wasser. Ragu entwich ein leicht mädchenhafter Quietscher und ehe Sari wieder aus dem Wasser aufgetaucht war, hatte sich dieser dazu entschlossen wieder zurück ins Wasser zu plumpsen. „Ich bin nackt!!! WAS SOLL DAS??“ Bekanntlich hatten nicht sehr viele Engel Unterhosen an. Ragu zählte sichtbar nicht dazu. Ariel wollte ihm damals sogar eine stellen, doch aus Gewohnheit hatte er dieses entschiedene Kleidungsstück dankend abgelehnt. Das hätte ihm jetzt diese fürchterliche Röte erspart. Als Sari schließlich ein paar Wassertropfen aus ihren Augen gerieben hatte, blickte sie Ragus Rücken entgegen. „Tut mir leid. Aber sieh es doch mal so. Die Hose war sowieso total dreckig. Ich wasch sie dir, und dein Hemd gleich dazu!“ „Es ist nun dein Hemd...“, knurrte er. Aber das hatte sie sich auch schon wieder vom Leib gestreift. Wieder lagen ihre Hände auf seinen Schultern, und kurz danach hatte sie seine Federn in der Hand, die sich langsam in schneeweiße Schwingen verwandelten. „So wie einst Adam und Eva im Garten Eden!“ Kapitel 6/END +++++++++++++++++++++++++++++++++ Also hier ist endlich das nächste Kapitel. Man man...ich bin echt eine Triene. Ein wenig langsam war ich schon, aber dafür ist es jetzt halt draußen (endlich). Zum Inhalt: es wird etwas "nicht jugendfrei" aber das seit ihr ja auch von mir gewöhnt. Wer also wissen will wieso diese Flügel und wieso gerade die Beiden, der wird wohl oder übel das nächste Kapitel auch noch lesen müssen. bis dahin also cu eure Suse;) Kapitel 7: Schwarze Augen ------------------------- Kapitel 7/ Schwarze Augen Er beobachtete sie, wie sie die Sachen über die Äste legte. Mein Gott sie war so zierlich, ganz anders als ihre Schwester Ariel, die weiblich, fast drall wirkte. Sari hatte eine schlanke Form, runde, kleine aber feste Brüste und einen unglaublich niedlichen Hintern. Er saß wie ein Spanner hinter dem Busch und spähte auf sie. „Verdammt, nein!“ Ragu wandte sich ab und schüttelte den Kopf. Diese Gedanken durfte er nicht zulassen. Das machte diese Sache noch komplizierter. Er ließ den Kopf hängen und blickte hinunter in seinen Schoß. „Hörst du... verdammt, nein!“ (Böser Zauberstab!) Wie würde es wohl möglich sein, seine noch fehlenden Flügel zu gebären? Sari meinte schließlich, dass dieser eine Flügel nicht der Letzte gewesen sein muss. Auf seinem Rücken waren mehrere Narben, Narben unter denen mit Sicherheit weitere Schwingen ruhten. Was hatten diese Flügel bloß für eine Bedeutung? Was war er für ein Engel, ein Engel mit ungeborenen Flügeln. Normalerweise gebaren junge Kinder ihre Flügel mit einem Mal, so wie ihnen die Zähne wuchsen. Waren es wohlmöglich einfach nur Weißheitsschwingen? „Waahh...verschwinde!“ Saris Schrei schreckte Ragu aus seinen Gedanken. Hastig war er aus seinem Busch gesprungen und versuchte sie zu orten. „Du bööööser böööser Krebs!! Das ist wirklich, wirklich fies...!“ Sie zwackte einen Krebs von ihrem Zeh und schrie ihn an, ehe Sari ihm hohen Boden zurück in den See pfefferte. Ihr Blick wandte sich zu Ragu, der mit seinen weißen Flügeln vor ihr stand. Er wirkte etwas steif. „War nichts Lebensbedrohliches... keine Panik!“ Sie lächelte verlegen und ihr Kopf war auf ein Maximum von Stirn bis zum Kinn rot eingefärbt. „Ich kann dein Ding sehen.“, kicherte sie und drehte sich um. Erst jetzt realisierte auch Ragu, dass sie recht hatte. „Mm...Mist“! “Was machst du auch so einen Lärm um nichts!“ Er zitterte erregt von dannen, zurück in seinen Busch. Als er nach etwa zehn Minuten seine schützende Hose über sein geschundenes Gesäß ziehen konnte, fühlte er sich um einiges wieder selbstbewusster. „So auf geht’s, wir werden Antworten finden. Die Reise geht weiter!!“ Während er voller Tatendrang durch die Landschaft posaunte, hastete Sari ihm, gleichzeitig die Knöpfe ihres Hemdes zumachend, hinterher. Mit zunehmenden Kilometern, die die beiden durch einen Dschungel absolvierten, veränderte sich jedoch Ragus Stimmung. Auch Sari merkte, dass etwas mit ihm nicht zu stimmen schien. „Es... wird stärker.“ Sie blickte hinauf zu dem Himmel, der langsam diesig wurde. „Was ist das?“ Wollte Ragu wissen, denn anscheinend schien er es nicht allzu gut zu vertragen. „Astral. Es ist eine starke Astralwand, die sich langsam um das Zentrum des Gartens, in welches wir laufen, aufbaut. Je weiter wir dem Zentrum kommen, desto stärker wird das Astral um uns herum. Normalerweise müsste der Körper eines Engels das Astral aufnehmen können, es ist reines Astral, gutes Astral. Wenn es schlechtes Astral wäre, dann würde es die Besucher von sich fernhalten wollen. Bei uns ist es wohl anders. Wir sollen dem Zentrum wohl näher kommen. Je stärker das Astral um einen Engel, desto stärker auch das Wohlbefinden und die Kraft des Engels, der sie betritt. Doch scheinst du es nicht zu vertragen, ist es nicht so?“ Ragu keuchte. „Wie kommst du da drauf. Mir geht’s blendend!“ Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Brust und sein Rücken glänzten im leichten Schein des Lichtes. „Ich fühle mich schwerelos, es ist wie eine Droge.“, summte Sari und drehte sich zwischen den Bäumen um ihre eigene Achse. Ragus Rücken pochte schmerzend. „Das bringt mich hier noch um.“, grummelte er und kniff seine Augen zusammen. Nach kurzen Metern erreichten die Beiden den Vorplatz eines Tempels. Im Stillen der Ruine vernahm man lediglich das Zwitschern der Vögel, sonst lag der Tempel in unheimlicher Stille. „Er ist beängstigend. Das muss das Zentrum sein!“ „Ein Tempel?“ Ragu hielt sich die Brust. Diese Aura ließ ihn nun kaum mehr atmen. „Dieser Tempel sieht nicht gerade sehr nach Jade aus. Hier fehlt das Marmor und Gold. Dein Vater ist wohl hier noch nicht eingefallen, sonst würden mehr Schnickschnack herumstehen!“ Er spürte unter seinen Knien den sandigen Boden. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. „Ragu, alles klar?“ Sie griff ihm unter die Arme und zog ihn hinauf. „Gar nichts ist klar, das sieht man doch.“, fauchte er etwas genervt. Überall perlte ihm der Schweiß die Haut entlang. Als sie ihm prüfend in die Augen blicken konnte, wich sie erschrocken von ihm. Seine Augen waren komplett schwarz und etwas rot unterlaufen. „Ragu?“ Ihre Stimme zitterte etwas, doch Sari wollte nicht zu verunsichert herüberkommen. Etwas stimmte nicht, etwas geschah gerade mit ihm und es schien sicherlich kein Spaziergang zu werden. „Atemeso.... seraphate“. Sein Mund öffnete sich leicht und er zog gierig die Luft in sich hinein. Ragu griff sich an den Brustkorb. „Was...verdammte scheiße, was ist das in mir?“ „Du... du sprichst die heilige Sprache?“ Saris Griff um seine Schultern wurde etwas lockerer. Ragu fing langsam an sehr sehr gruslig zu werden. „Atemeso seraphate.... heiliger Vater!“ Sie wich einen weiteren Schritt von ihm. „Ragu... du machst mir Angst! Stopp ES, was ES auch immer ist!“ Seinen Lippen entwich ein Lächeln und ehe sie sich versah spürte sie seine Hände um ihre Brust und seinen Atem in ihrem Nacken. Er presste sich an sie. „Deine ... deine Reaktion, sie ist so schnell, dass ich sie mit bloßen Auge nicht sehen konnte! VERDAMMT, LASS MICH LOS, BITTE!“ In Sari stieg ein Ungutes Gefühl empor. Ragu`s Aura, sein Körper und seine Stimme kamen ihr plötzlich ungemein fremd vor. Das war nicht Ragu, es war eine fremde, mächtige Macht, die in ihm zum Ausbruch kam. Seine Aura fühlte sich schwarz an, ja regelrecht böse. „Mein... mein Schlüssel!“ Flüsterte er und strich mit seiner Zungenspitze über ihre Halsschlagader. „RAGU!“ Sie ruderte verzweifelt mit den Armen hin und her, doch je mehr sie sich wehrte, desto rabiater drückte Ragu sich an sie, um sie an sich zu binden. Seine Hand glitt hinunter über ihren Bauch und fuhr zwischen ihre Beine. „Mein Schlüssel“. Ragu drückte seine Faust in ihren Magen, Sari keuchte auf und versuchte sich zusammen zu krümmen doch im selben Moment entwich ihr ein erschrockener Schrei, der ihren Körper veranlasste, wieder in die Senkrechte zu schnellen, als sein Griff selbst zischen ihren Beinen noch rabiater wurde. „Nein... nicht so...“ In ihren Augen bildeten sich Tränen. Aus seinem Mund entwichen weitere heilige Wörter, so als ob er ihr eine Geschichte erzählte, doch Sari selbst sie konnte diese Wörter nicht deuten, sie waren zu schnell und zu undeutlich gesprochen. Schließlich spürte sie eine warme Welle, die sie leicht zu Keuchen veranlasste. „Ragu... Raguel!“ Ihre Wangen färbten sich rötlich und ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Plötzlich war ihr diese Reaktion ungemein peinlich. Er spreizte seine Finger und glitt somit unter ihren Slip. „Gefällt dir das?“ Zischte es an ihrem Ohr. Sie schüttelte den Kopf und ihre Fingernägel krallten sich in seinen Handrücken. Doch plötzlich wurde der Griff um ihren Leib gelockert und Sari, auf wackligen Beinen, sackte in sich zusammen auf den Boden. “KAAR!“ Hastig blickte sie hinter sich zu Ragu, der seine Handflächen gegen deine Augen presste. Auf seinem Rücken rannte Blut entlang und er warf sich auf den Boden. „KAAR!“ Was so viel wie „nein“ bedeutete. Sie hastete zu ihm und legte ihre Hände auf seinen Rücken. Ihren Kopf legte sie auf seine Schulter und langsam kehrte in Ragus Körper Ruhe ein. Am anderen Ende von Jade, hinter den Toren von dem Himmelspalast riss ein Engel seinen Kopfhörer eilig von den Ohren. „Ruft den Master, ruft den Master, die Geräte haben erstaunliches Astral im Zentrum des Gartens gemessen!“ Einige Minuten später trampelte ein recht korpulenter Mann in den Raum, der aus vielen Schaltgeräten bestand. „Master Michael, wir haben erstaunliches Astral im Garten Enden gemessen. Das wird sie sicherlich interessieren.“ Der mitarbeitende Engel deutet auf die Kurve im Monitor. „Welche Art von Astral, Gutes oder Böses?“ „Schwer, sehr schwer zu sagen. Es scheint so, als ob es sich um einen Mix handelt.“ Der oberste Engel schlug mit seinen recht wurstigen Fingern auf den Tisch. „Was heißt schwer zu sagen. Ihnen stehen die besten Geräte zur Verfügung. Wenn sie das Raphael- sama in solch einem Wortlaut sagen würden, wären sie schön längst auseinander genommen worden. Ich will Informationen. Und überhaupt, was soll der Unsinn mit dem Mix aus bösem und gutem Astral?“ „Das werde ich dir gern erklären Michael!“ Der Dicke drehte sich hastig um und blickte in die kalten Augen Raphaels. „Schleich dich nicht so an, Bruder.“, grummelte er und ihm entwich ein mühsames keuchen. „Durch deine Arterien schießt nicht sehr oft Adrenalin. Eher winzige Cholesterin und Fettbestandteile die dein Herz verstopfen.“ Michael knurrte. „So was lass ich mir nicht von einem Alkoholiker sagen“. Er schnaufte kurz. „Wie nun... erkläre mir dieses Astralschub“! Raphael nickte. „Ich vermute es handelt sich um den gefallenen gefürchteten Engel“. „Den der Schöpfer geschickt hat, ja?“ „Ich nehme doch an. Er hat einer meiner Töchter in Gewahrsam.“ Michael lachte. „Du warst nie ein sonderlich guter Vater. Wen wundert es, dass da eine mit nem Staatsfeind durchbrennt.“ „Sei still.“, zischte Raphael schon etwas grober. „Sariel ist mit ihm gegangen, das ist das schlimme. Sie scheint eine Art Schlüssel zu sein, die Reaktionen, Entwicklungen bei diesem Bastard hervorruft.“ „Sariel... noch nie etwas von ihr gehört. Halt, nein, hat sie denn nicht erst kürzlich eine Verlobung gefeiert? Man es geht ja richtig heiß her im Palast. Glaubst du, dass er erwachen könnte und deinen rachsüchtigen Plan durchkreuzt?“ „Ja.“ Raphael wies einen Engel zurecht und drückte ihn einen Zettel in die Hand. „Diese kleine Kröte wird ausradiert. Er drauf auf keinen Fall weiter in der Nähe meiner Tochter sein.“ „Was wirst du mit ihr machen?“ Raphael rückte seinen Mantel zurecht. „Ich muss herausfinden, wieso gerade sie, eine meiner Töchter, vom Schöpfer auserwählt wurde.“ Michael wühlte in seinem Mantel und fischte einen Schokoladenriegel heraus. „Purer Zufall?“ „Nein... jeder Engel ist vorbestimmt einen anderen zu lieben, es muss damit zusammenhängen!“ „Und dann verheiratest du deine Tochter mit jemanden, den sie nicht liebt... ?“ Raphael winkte knurrend ab und verschwand durch die Tür. „Liebe spielt in dieser Zeit keine Rolle mehr!“ Er vernahm ein leises Wimmern. „Scheiße, was... ist passiert?“ Seine Knochen schmerzten, im ersten Moment tanzten schwarze Punkte vor seinen Augen und Ragu versuchte vergebens etwas in seinen Fingern zu spüren. „Sari?“ Die Taubheit ließ allmählich nach und er spürte ihren Kopf an seinem Rücken. „Ich kann mich an nichts erinnern.“, murmelte er und versuchte sich umzudrehen. „Kannst du mich heilen?“ Saris Kopf hing schwer nach unten. Ihre Fingernägel drückten sich langsam in sein Rückenfleisch „Kannst du... ?“ „Nein...“, eine Träne rann ihr die Wangen entlang. „Was hast du, was ist passiert? Bist du verletzt?“ Ihre dicken roten Augen schauten zu ihm hinauf, als er sich noch etwas steif zu ihr gedreht hatte. “Du hast deinen Verstand verloren und das Ding in dir, deine Flügel, haben deinen Körper kontrolliert.“, jappste sie. Er wollte sie berühren, doch sie schreckte zurück. „Ich habe deine Gier nach meinem Blut gespürt!“ „Ich... dein Blut. Wie soll ich das verstehen?“ Erst wurde sie rot, und dann fing sie an erneut zu heulen. Ragu war überfordert. „Was ist das jetzt für eine Antwort?“ „Dein Durst wird erst mit meinem Blut gestillt werden. Und das Reich wird erst wiedererleuchtet, wenn du das Tor öffnest. Du bist der größte Feind des heiligen Reiches. Der Schöpfer hat das Schicksal der Himmelsschalen in deine Hände gelegt“! „Und deshalb durstet es mich nach deinem Blut?“ Ihre Augen glitzerten, und schließlich rollte ihr eine weitere Dinoträne die Wange entlang. „Bluuuut?“ „Das ist die Botschaft, die mir der Schöpfer überbracht hat.“, murmelte sie. Er hob ihren Kopf und küsste sie. Im selben Moment wurden sein Schmerz zwar weniger, aber ganz heilen konnte ihn Saris Kuss nicht, denn sie hatte sich mit einer Ohrfeige von ihm losreißen können. „Ich bin verwirrt. Was ist mit dir los? Hab ich dir etwa weggetan?“ Ragu versuchte sie mit sanfter Stimme milde zu stimmen. Roter Kopf und eine Dinoträne folgten: „Nein, du hast mir nicht wehgetan!“ Sari rappelte sich auf und Ragu tat es ihr etwas unbeholfen gleich. „Wie... Was... Hallo?“ Ihr Hemd wehte ihr um die Pobacken. „Wir müssen hier weg. Ich habe das ungute Gefühl das deine Reaktion auf diesen Ort nicht unbemerkt bleib. Dieses Astral, was du ausgesendet hast, war ein böses Astral. Das wird sofort im Militärzentrum aufgefallen sein!“ Ragu nahm ihre Hand. „Ich habe ein böses Astral ja?“ Sari rüttelte an ihm herum. „Lass mich bitte los!“ „Höre mir zu, Sari! Egal was vorhin vorgefallen ist, ich kann mich an nichts erinnern. Du hast Angst vor mir, das spüre ich. Sag mir endlich was los ist und fasel mich nicht mit irgendwelchen poetischen Gebeten voll!“ Dabei zuckte er kurz vor Schmerz zusammen. „Verdammt, was ist das hier für ein Ort? Diese Schmerzen in meinem Kopf sind unerträglich!“ „Wenn ich dich hier heile, kann ich nicht garantiere, dass du nicht noch einmal so einen Aussetzer hast. Du reagierst auf den Schöpfer hier so stark, weil du ihm an diesem Ort am nächsten bist. Hier muss es einen Eingang zur letzten, verschlossen Schale geben, nur so kann ich es mir erklären. Wenn ich dich jetzt noch weiter mit meinem Blut konfrontiere, dann wird dein wahres Ich noch mehr zum Vorschein kommen. Die Seele des Schöpfers schlummert in dir... und sie wird durch mich aktiviert, verstärkt und in dir erweckt. Dazu diene ich, dazu dient mein Blut!“ Ihre blauen Augen, die so blau wie der Himmel der Erde waren, sahen ihn bestimmt an. Ragu atmete schwer durch. „Und wieso ausgerechnet ich?“ „Wieso nicht?“ Sie zog an seiner Hose. „Lass uns gehen. Du hast wohl jetzt erst einmal genügend Antworten gefunden.“ Während er so hinter ihr herstolperte, vernahm Ragu leise Töne von Sari. Sie schluchzte, schniefte kurz und zog ihre Tränen von den Augen. Wahrscheinlich wollte sie verbergen, dass sie weinte, aber das machte sie so auffällig, dass es wahrscheinlich mehr auffiel als verborgen blieb. Ihre dünnen Ärmchen zogen immer wieder an dem Hemd herum und versuchten es über ihren Hintern zu ziehen. Sie lief Barfuss über den Boden und an manchen Stellen ihrer Fußballen waren große Schrammen zu erkennen. Ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Am meisten beschäftigte ihn die Tatsache, dass er nicht wusste, wieso Sari ihn plötzlich so abwies, ja regelrecht verschreckt war. Und er kam nicht drum herum anzunehmen, dass er sie bedrängt haben musste. Er fürchtete sich vor sich selbst, denn es war beängstigend nicht zu wissen, was in einem schlummerte und das man wohl keinerlei Macht über es ausüben konnte. Eher im Gegenteil. Wenn Sari ein Schlüssel zu seinem verborgenen mächtigen Schöpfer-Ich war, erklärten sich dann auch automatisch seine Gefühle zu ihr? Es war für ihn selbst nicht zu leugnen, dass Saris Anwesenheit ihn unheimlich erregte. Egal war er dachte, egal was er tat, es gelange früher oder später in seine Lendengegend und ließ ihn lüstern anfangen zu sabbern. Keine Frage, je länger er mit ihr unterwegs war, desto größer hatte sich dieses lüsterne Gefühl entwickelt. Als ER, also Ragu und sein sonst vernünftiges Gewissen plus Anstand, ausgeschaltet war, und ES die Macht übernommen hatte, konnte er sich durchaus vorstellen, dass ES Sari einen ziemliche Zügellosen, gierigen, Sexbesessenen Zweiflügler präsentiert hatte. Was auch immer ES war. „Du weißt doch mehr, hab ich nicht recht?“ Keuchte er schließlich. Ihre Füße wurden langsamer. „Können wir das auch später diskutieren? Ich will hier so schnell wie möglich weg!“ Ragu strich sich über die Stirn. „Oh man, ich hab bestimmt ordentlich in die Scheiße bei dir gegriffen!“ Er hatte keine Ahnung in was er gegriffen hatte. Sari wusste nicht mit ihm umzugehen. Sie schämte sich, wenn sie Ragu ansah, dann hatte sie zwar Angst, doch im selben Moment erregte es sie. Und sie musste sich eingestehen, das es ihr kurz gefallen hatte, dass sie lüsterne Gefühle entwickelt hatte, in den Sekunden, in denen Ragu nicht er selbst war. Sie schämte sich, denn solche Gefühle durfte ein Engel ihres Standes für fremde, nicht anerkannte Engel nicht haben. Und auch wenn sie Lust verspürt hatte und ihre Gedanken plötzlich immer wieder an diesen Augenblick dachten, konnte sie sich nicht herablassen und ihren Gedanken freien Lauf lassen. Auch wenn Sari sich immer wieder gegen die Gesetzte und Normen des Palastes gesträubt hatte, so ganz konnte sie diese nicht aus ihrem Kopf verbannen, weil es wohl schon so etwas wie Normalität geworden war. Sie Blicke durch die dichten Bäume und erkannte allmählich eine freie Fläche, die die Beiden wohlmöglich endlich aus dem Garten führen würde. „Ich war eigentlich noch nie richtig in Jade gewesen.“, murmelte Sari. „Was ist das hier?“ Wollte Ragu schließlich wissen. Beide saßen auf ein paar Kisten in einer sauberen, etwas schwummrigen Gasse. Sari hatte ihre Hand auf Ragu`s Brust gelegt und blickte um die Ecke, um etwas auf den großen schönen Stadtplatz erblicken zu können. Ragu verstand schon irgendwie, wieso Sari die langweilige Methode mit dem Fingerauflegen benutzte. „Wir wollen ja keine Kinder riskieren, nich?“ Druckste er herum. Sari blickte etwas schräg, und verzog eine peinlich berührte Schnute. „Es ist so schön hier.“, murmelte sie weiter. „Ob es auch ein Theater gibt, oder ein Geschäft mit Vögeln und Blumen?“ Ragu kramte in der Kiste unter ihm und fischte einen Apfel heraus. „Die schmeißen doch nicht etwa gutes Essen einfach weg“? Das ist das Paradies. In Achat wurdest du verprügelt, wenn du etwas kostenlos haben wolltest. In Bern musstest du schon utopisches Mitleid erzeugen und in Jade stellte man so etwas als Müll in saubere Gassen. Ja selbst die Gassen waren sauber und noch nicht einmal ansatzweise gruselig und gefährlich. „Ich finde wir sollte hier weg. Jade ist für mich definitiv zu gefährlich“, murmelte Sari erneut und ihr Kopf viel fast vor um die Ecke lunschen von den Schultern. „Was machen wir jetzt überhaupt“? Schmatze Ragu. „Oh..man, diese Äpfel sind ne Sünde. Solche Äpfel...oh Mann!“ „Weiß nicht. Ich könnte mich in Bern durchschlagen. Was du machst ist deine Entscheidung. Zumindest bist du ein Messias und müsstest den Himmel retten.“ Sari wackelte mit dem Kopf und drehte sich schließlich zu ihm. „Wieder gut“? Fragte sie und wollte soeben ihre Hand von seiner Brust ziehen, doch er hielt innen und drückte Saris Hand enger gegen sich. „Was jetzt noch?“ Sari wurde etwas mulmig, weil Ragu schon wieder so einen komischen Schlafzimmerblick aufgelegt hatte. „Dein Blut, isch will dein Blut und deine Unschuld, mein borstiger blonder Engel!“ Er zog einen Kussmund. Sari blickte angewidert zur Seite. „Unschuld... ja?“ Er ließ sie los und nickte. „Ich bin mir sicher, dass ich dir zu nahe gekommen bin. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich weiß, dass du in der Hinsicht durch diesen Playboy Schwertfuchtler etwas vorgeschädigt bist. Und es war nicht meine Absicht, dass musst du mir glauben. Ich würde nie im Leben unter normalen Umständen daran denken dich unsittlich anzufassen. Aber da ich nicht weiß, was in mir schlummert und da es wohl sehr mächtig in mir schlummert, kann ich dich nur drum bitten: Wir sollten ab jetzt irgendwie versuchen ohne einander klarzukommen!“ Ragu sah nicht, wie Saris dünne Finger sich zu einer Faust ballten. Ein plötzlicher Stich in ihrem Herzen machte sie abrupt etwas wütend. „Ich sehe das auch so. Deine körperlichen Gefühle zu mir resultieren lediglich aus der Bindung des Schöpfers. Du scheinst ja eher auf üppigere Frauen zu stehen.“ Ragu`s Augenbrauen zogen sich etwas nach oben. Ihr Ton klang schon etwas schärfer. „Spielst du jetzt etwa auf Ariel an?“ „Was auch immer!“ „Wieso bist du plötzlich so kratzig?“ Ragu mochte keine zickigen Engel und schon gar nicht mochte er es an Sari, die sonst immer süß und bezaubernd war. „Wie auch immer. Ich will nicht riskieren, dass dein Blut dir noch zum Verhängnis wird.“, seufzte er schließlich und stand auf. „Ragu, irgendwann wird es trotzdem geschehen. Deine Hand wird mich töten. Es ist meine Bestimmung.“ Sein Blick wurde starr. „Ich soll dich töten?“ „An was hattest du denn gedacht? Kurz mal reinbeißen oder was?“ „Das will ich aber nicht, Sari!! Verstehst du nicht, ich will dir weder wehtun, noch will ich dich töten. Wenn wir einander nicht mehr sehen, dann wird dieses Ding in mir vielleicht wieder anfangen zu schlafen! So wie vor unser Begegnung!“ Super Idee, die war Ragu gerade erst neu eingefallen. „Aber es ist deine Bestimmung. Der Schöpfer hat nicht umsonst festgelegt, dass wir uns jetzt und nicht anders getroffen haben. Es war Bestimmung! Du kannst doch jetzt nicht einfach davon laufen.“, schrie sie ihn an. „Ja und was glaubst du soll ich jetzt machen? Ich will kein Messias für diese scheinheilige Welt sein. Ich will einfach nur ein besseres Leben führen!“ „Aber du hast doch nach Antworten gesucht. Jetzt wo du sie gefunden hast, willst du sie nicht mehr hören? Wie feige bist du eigentlich?“ Ihre geballte Hand öffnete sich und sie stieß ihn wütend an. Ragu wurde nun ebenfalls etwas wütend. „Bist du denn so blöd, oder legst du es bewusst drauf an zu sterben? Ist dir das eigentlich klar? Du hast zu mir gesagt, dass ich dich töten muss! Und so weit ich das einschätzen, wenn ich mich überhaupt noch dran erinnern kann, wird das nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen!“ Sari schlug ihn ein weiteres Mal in die Seite. „Feiges Schwein!“ Ihre Handgelenke wurden von ihm gepackt und er versuchte Sari zu bändigen. „Such dir doch jemand anderen, der dich umbringt! Ich hab keine Lust dazu!“ „Fein! Es ist alle Male besser als in einem riesigen goldenen Käfig als Melkmaschine auf sein trostloses Lebensende zu warten!“ Sari kreischte apathisch und stapfte auf dem Boden herum. Sie war furchtbar gekränkt. Wieso, wusste sie selbst nicht ganz, aber der Ausspruch von Ragu, dass er sie wohl eigentlich nicht sehr attraktiv fand, wurmte sie doch schon etwas. Und dafür hatte sie sich nun von ihm willenlos angrapschen lassen. „Du sexistisches Schwein!“ “Wieso das denn?“ Er ließ sie schließlich genervt los. “Mach doch was du willst.“, brummte er und drehte ihr den Rücken zu. Sein Arm brannte etwas. „Du Furie!“ Sari konnte nur noch Ragu hinterher blicken. Ihr Kopf lief vor Wut rot an. „Du.. dummer... blöder...Arsch!“ Und das schimpfte sie nur noch etwas heulig. Kapitel 7/ END +++++++++++++++++++++++ Uff... da hab ich gleich zwei Kapitel fertig. Nun habt ihr erst einmal das 7te lesen können. Na ja, langsam lichtet sich das Geheimnis um Ragu und seine Bestimmung. Ich denke ihr wusstet schon vorher, dass er so etwas wie der blonde Prinz auf dem weißen Ross ist und jede Prinzessin retten wird. Wobei ja noch nicht alles klar ist. Aber das lichtete sich dann im nächsten Kapitel. Bitte schreibt mir Kommis Liebe Grüße, eure Little D Kapitel 8: Auf dem Servierteller (oder der Ausgeraubte) ------------------------------------------------------- Kapitel 8/ Auf dem Servierteller (oder der Ausgeraubte) Vielleicht sollte er sich nach etwas Arbeit umsehen oder vielleicht ein Hemd oder eine Jacke klauen, seinen Körper verkaufen, Model stehen, dumme Witze lernen und sie dann auf dem Marktplatz niemanden erzählen. Vielleicht sollte er sich nach einer alten Witwe umsehen und sie dann hintergehen. Ragu murmelte unentschlossen und kratze mit seinen kaputten Schuhen auf dem Steinboden herum. „Sari...“ Was sie wohl gerade machte. Bestimmt ausgeraubt, genötigt oder verschleppt werden. Er saß wie auf heißen Kohlen, und das nur weil Gott sie und ihn dazu bestimmt hatte die Engelswelt zu retten. Wenn dies wohl nicht der Fall wäre, und die Beiden sind ohne irgendeine Bestimmung getroffen hätte, wäre Ragu wohl jetzt in den dem selben Gefühlschaos? Egal was er tat, er betrachtete die Seite immer im Zweiten Fall, wie Sari wohl handeln, darüber denken oder entscheiden würde. Man konnte doch nicht so ein weiches, unschuldiges, leicht bekleidetes Wesen einfach davon rennen lassen! Er rieb sich die Stirn. „Gott, ich denk schon wie ein Vater“! Hier in Jade ließ es sich sicherlich nicht schlecht leben. Das einzige Privileg das hier wohl zählte waren drei Flügel. Dann wurde man Mitglied in dem Club. Er hatte jedoch lediglich zwei Flügel. Ein bisschen minderwertig fühlte er sich schon, zumal er ja eigentlich noch vor ein paar Tagen so mmmeega stolz auf seinen neuen Flügel war. Zwar hatte er in Jade jede menge Antworten bezüglich seines merkwürdigen körperlichen Verhaltens gefunden, doch seine Schwester hatte er noch immer nicht ausfindig machen können. Diese Bedienstete namens Black schien ihm jedoch etwas weiter gebracht zu haben. Sie sah ihr doch so verdammt ähnlich, aber wieso konnte sie sich an nichts erinnern? Wobei bei diesem abgedrehten Engeln nichts unmöglich schien, wieso dann auch keine Gehirnwäsche? „Es hilft nichts, ich muss zurück in den Palast“, murmelte er. Sie musste sich zügeln. Ihre Muskeln spannten sich und sie kniff die Augen zusammen. Es war fürchterlich anstrengend nur durch die Luft zu segeln. Dabei war diese Disziplin ja noch das einfachste am Fliegen. Selbst das beherrschte sie kaum richtig. An Bildung mangelte es Sari weniger, aber an den körperlichen Fähigkeiten schon. Kein Wunder, sie war ja auch nur zum Babys kriegen geboren worden, und nicht um zu regieren oder Schlachten auszutragen. Dort hätte sie sicherlich schon vorm Laufen lernen eine Ausbildung zum Fliegen bekommen. Aber zu den Aufgaben eines Hofengel und Geburtsschlitten gehörte es sicherlich nicht, über die Dächer der Paläste zu fliegen und wohlmöglich dem Trott zu entkommen. Kein Wunder das sie nie gelernt hatte zu Fliegen. Und jetzt unternahm sie die ersten „do it yourself“ Versuche. Als Sari den Boden von Bern erreicht hatte, atmete sie auf. „Na klappt doch. Und das auch ganz allein“! Sie blähte ihre Backen im Gesicht auf und nickte. „Wäre doch gelacht, wenn das dumme Kücken nicht auch allein zurecht käme“! So stolzierte Sari nun der nächst besten Stadt in Bern entgegen. Ihr Weg führte sie einen schmalen Pfad entlang, und schon bald erblickte sie einige Schritte vor den Toren der unbekannte Stadt einen klapprigen alten Wagen. Bei näherer Betrachtung war vor diesem Wagen eine alte Dame gespannt, die man schon von weitem keuchend und röchelt vernahm. Sari zögerte nicht lange und in ihrem naiven Frohenmut hüpfte sie der alten Dame schnell hinterher. „Entschuldigen Sie, kann ich ihnen vielleicht helfen“? Die alte Dame blieb stehen und sah sich um. Sari stand vor ihr und lächelte sie lieb an. „Was bist du denn für ein zierliches Wesen“? Murmelte die Frau und ließ den Karren los. Es war eine klapprige alte Hütte, in mitten der Stadt Loros. Die Stadt war nicht sehr groß, vielmehr ein Dorf mit vielen Engeln die Landwirtschaft betrieben. Die Hütte roch nach Stroh und Sari lauschte eine ganze Weile dem Knistern des Feuers, vor ihr im Kamin. Die alte Dame hatte sich mit Namen Gabriel vorstellt. „Gabriel, so heißt doch auch ein Engel der höchsten Instanz“, murmelte sie und überlegte kurz. Nein diese alte Dame war viel zu lieb, und viel zu alt, als das sie ihr etwas Böses wollen würde. Und überhaupt, dann hätte es Gabriel schon längst getan, denn dieser Abend war nunmehr schon der 3te, den sie hier bei der alten, netten Dame verlebte. „Es ist fürchterlich kalt Sari, ich habe dir eine Decke gebracht“! Gabriel kam in die Stube und legte ihr eine etwas angelaufene Decke über die Schultern. „Wie nett ihr doch seit Gabriel“! „Ich bin froh mal wieder etwas Gesellschaft zu haben. Seitdem mein Mann verstorben ist, weiß ich selbst nicht mehr, wohin mit mir“. Saris Augen weitete sich und sie schob langsam die warme Tasse voller heißer Schokolade vor ihr Gesicht, so dass nur noch ihre großen leuchtenden Augen über den Rand blickten. „Er war ein stattlicher Mann. Damals hatte er mich vor ein paar Rüpel gerettet, die mit mir schändliches vorhatten. Er hatte ab diesem Tag mein Herz erobert. Ich durfte ihn allerdings nicht heiraten. Mein Vater verbot es mir, denn schließlich war ich aus einem bäuerlichen Haus und musste in eine anderen Familie mit Land und Vieh einheiraten, um den Besitz unserer Familie zu vergrößern. Er war nur ein Landstreicher, vielleicht auch nur ein Bettler, aber er hatte mich gerettet, als alle anderen weggeschaut hatten. Wir liebten uns unerlaubt und heimlich, bis ich die Stadt mit ihm verließ und wir uns hier niederließen. Seither lebten wir hier, hatten ein Kind gezeugt, welches uns jedoch durch den Engelskrieg vor 20 Jahren genommen wurde. Kaum 15 Jahre später starb mein geliebter Mann in meinen Armen“. Als die alte Frau auch noch ein Leinentüchchen aus der Schürze zog, und sich damit langsam die Nase tupfte fing auch Sari an zu schluchzen, im selben Moment spülte sie den salzigen Geschmack auf ihrer Zunge mit der süßen heißen Schokolade hinunter. „Und nun erzähle mir endlich, warum du so ganz allein durch die Wege streifst“! Mit der Story hatte die alte Dame Sari weich gekocht. Weil sie ehe schon am Flennen war, seufzte sie schließlich tief traurig und begann zu erzählen. „Ich lebte in völliger Idylle und wurde schon früh einem stattlichen Mann versprochen, mit hohem Posten und Ansehen. Niemals habe ich mein zu Hause verlassen, wurde unterrichtet und gelehrt, was es hieß einen gute Ehefrau und ein aufrichtiger Engel zu werden. Doch all das genüge mir nicht. Schon damals, als kleines Kind, war ich tot unglücklich über mein Schicksal und versuchte oft diesem zu entfliehen...“, in einer kurzen theatralischen Pause reiche die alte Dame Sari nun ebenfalls ein Leinentuch. „Vor nicht alt zu langer Zeit nun gelang es mir, aus dem wohlbehüteten Kerker zu entkommen. In meiner nun erlangten Freiheit traf ich einen aufrichtigen und reinen Engel, dessen Bestimmung die gleiche war wie meinen. Und wurde vom Schöpfer selbst ein Band umgebunden, welches uns einander näher kommen ließ“, seufzte Sari schließlich weiter. „Und nun mein Kind, ist er dir fortgelaufen, weil du einfach noch nicht bereit bist“? Warf die alte Oma ein und Sari verzog etwas missverstanden die Augenbraue. „Nein, wir hatten und gestritten, weil er seiner Bestimmung nicht nachkommen wollte“. Die Dame lachte. „Hast du dich vielleicht verkuckt, und er wies dich ab. Und im Gram deiner selbst bist du fortgelaufen“? Sari wurde rot. „Nein, sicherlich nicht. Was heißt hier verkuckt. Ich denke nur an das, was mir aufgebürgt wurde, und nicht daran, wie er mich wohl mit seinen Worten und handeln schon gedemütigt hat“! Die Dame nickte und versuchte Sari mit einem weiteren Becher heißer Schokolade zu beschwichtigen. Sari legte sich auf ihre harte Strohpritsche und zog die Decke der alten Dame enger um sich. Sie schloss ihre Augen und murmelte leicht, ehe sie in einen leichten Traum viel. Dem schlafenden Engel gegenüber saß noch immer die alte Frau die in das Feuer starrte. Das Leinentuch, welches sie noch eben für ihre Tränen verwendet hatte, strich sie sorgfältig glatt, ehe sie aufstand, und zu einem kleinen Schränkchen ging, aus welchem sie eine kleinen Flasche mit klarer Flüssigkeit holte. *************** “Hey, wach auf“! Ihre Augen weiteten sich, als das gelle Licht der Sonne auf ihre Gesicht schien. Langsam versuchte sie klare Umrisse zu erahnen und bemerkte schließlich ein Gesicht, knapp über ihr hängend. „Wieso bist du nur einfach so vom Himmel gefallen. Das war sehr unvorsichtig“! Die Stimme klang sehr jung. „Wer bist du“? Murmelte sie schließlich und hob ihre Hand zu dem lächelnden Gesicht. „Ich habe dich aufgefangen, als du vom Himmel hinabstürzte. Mein Name jedoch ist unwichtig. Du magst ihn sicher auch nicht wissen, weil du doch eine Heilige bist“. Ein kleiner Junge, ein kleiner Junge kniete über ihr! Sie richtete sich auf. „Ich danke dir“, murmelte das kleine blonde Mädchen schließlich. Sie streckte sich zu ihm und legte ihre Lippen auf seine Wange. „Ich danke dir fremder Engel“ **************** Die Luft wurde plötzlich knapp und Sari öffnete erschrocken ihre Augen. Eine Frau kniete über ihr, Sari spürte, das sie ein Tuch über ihren Mund hielt, der sie daran hinderte zu atmen. Sie fühlte sich schwach, versuchte sich zu wehren, doch die Mattigkeit übermannte sie und Sari schloss nach wenigen Sekunden des Kampfes erneut die Augen. Ragu hatte unterdessen den Plan gefasst, im Labor nach Anhaltspunkten von seiner verschollenen Schwester zu suchen. Ariel hatte ihm erzählt, das sämtliche Engel aus einer fremden Sphäre zuerst in den Labortrakt kämen, um dort eine Untersuchung zu machen, die dann über mögliche Gefahren und Herkunft zu erfahren. Bloß blöd das dieser Labortrakt im heiligen Palast zu finden war. Bekanntlich war es ja kaum möglich, es sein denn man stürzt aus dem Fenster, dem Palast zu entkommen, wie also sollte man da erst ohne fremde Hilfe einen netten, niedlichen und jungfräulichen Engels wieder reinkommen? „Sari wüsste das natürlich, aber sie musste ja so biestig sein und heulend davonrennen“! Knurrte er etwas reumütig, denn so ganz war ihm das weder geheuer, noch recht, dass sie nicht mehr an seiner Seite war. Da gab es dunkle Typen, die fürchterlich gern nette niedliche und jungfräuliche Engel zum frühstück vernaschten und sich dann als Haushaltssklaven hielten, oder schmalzige Schwertfuchtlern, die gerne durch einen netten, niedlichen und jungfräulichen Engel zu höheren Rangen avancierten und natürlich geisteskranke, Macht strebende Engel, die sich durch vermeintliche nette, niedliche und jungfräuliche Engelstöchter die Ausgeburt des Schöpfers vom Leib halten wollten. Im Augenwinkel erblickte er an den großen, schweren weißen Toren des Palastes einen Engelswachposten, der gerade bückend seine Schuhe zuband. Die Uniform des Wachmannes war doch schon ein wenig zu eng. Raguel, der einsame Messias is ja auch stattlich und stark, mit nem Six-Pack und Eisenfäusten. Er drückte sich den Uniformhut auf den Kopf und stellte sich nun erwartungsvoll an das große, weiße Tor. Innerlich hoffte er, dass Wachen hier nicht über eine Woche still Wache stehen mussten, ehe sie endlich abgelöst wurden. Nach etwa 2 Stunden endlich öffneten sich die schweren Tore zum Palast, und einige Engel zogen eine weiße Kutsche an ihm vorbei. Durch die schmalen Fenster der Reisemöglichkeit konnte Ragu zwei blonde Gestalten erkennen. Als sich eine von diesen zu ihm umblickte, fuhr er erschrocken zusammen. „Ariel“! Sie müssten sich wahrscheinlich wieder auf die Suche nach Sari machen, so wie bei ihrem ersten Ausflug nach Archad. „Hey, ich lös dich ab. Drinnen im Vorstandstrakt werden noch ein paar Leute gebraucht“! Ein weiterer Wächter tippte ihn an der Schulter an, Ragu nickte verunsichert und steuerte blind durch die große, schwere Tür. „Wo auch immer...“! Murmelte er und blickte sich verunsichert um. Nach endlichen Notlügen, er müsse auf Toilette, einen Bericht ins Labor bringen und einer kleineren Flucht vor einer dicken Hofdame, kam Ragu schließlich in einem engen Gang aus weißem Marmor an, der ihn mit Sicherheit, und wie gesagt unzähligen Notlösungen hier her geführt hatte. Durch den engen Gang gelangte er in einen Vorraum, wo sich weitere Wachen postiert hatten. Aber durch Ragu`s Überredungskünste, und da die Wachen es hier anscheinend auch nicht alt zu genau nahmen, konnte er sich schließlich in den Haupttrakt vorkämpfen. Ragu blickte in endliche Fenster, die verschiedene Arten von Untersuchungsräumen Preis gaben. Manche Geräte sahen eher nach Folterwerkzeug aus, was sonderlich ja auch nicht anders von Raphael zu erwarten war. In den hinteren Bereichen des großen Labors befanden sich die Datenbanken, die Ragu nun endlich Aufschluss über den Grund des Verschwindens und Aufenthalt seiner Schwester geben sollten. In einem kleineren Labor endlich fand er einen freien Rechner, der nur darauf wartete, endlich von Ragu in Beschlag genommen zu werden. Dabei vergaß der Superheld natürlich, dass er noch nie mit solch einem Gerät Umgang gehabt hatte. Nur mal so flüchtig, als er noch bei Ariel als Lover zu Besuch gewohnt hatte. Der drückte ein paar mal auf der Tastatur herum, ehe er langsam etwas ungeduldig wurde, und mit dem Stuhl immer wieder wütend und genervt gegen den Tisch donnerte. „Das kann doch nich so schwer sein“! „Wieso stellst du das auch in Frage? Du, als dummer Archad, kannst doch noch nicht einmal richtig lesen! Wie kannst du es dir dann anmaßen, solch komplizierte und intelligente Geräte benutzten zu wollen“! Er drehte sich erschrocken um. „Ariel, was für einen Überraschung“! „Ich habe dich schon von weitem Gespürt, als ich durch das Haupttor hinausfuhr. Hältst du mich wirklich für so bescheuert...“? „Ich halte dich für rachsüchtig und intrigant“! Sie lachte etwas nachdenklich und schließlich schritt sie zu ihm an den Stuhl heran. Ihre Finger ruhten auf ihren Schultern, und sie streifte sich langsam den Träger hinunter. Ragu verstand nicht ganz. „Was wird das“? „Du dummer Junge. Ich hätte dir ein Leben in Reichtum und unendlichem Glück und Wohlstand ermöglichen können. Und du, du machst dich zum größten Feind des Reiches, nur um einem kleinen Kind nachzustellen“! Sie war eifersüchtig und das gefiel ihm. Er stand langsam auf und griff nach ihrem Träger des langen lila Seidenkleides. Mit der anderen Hand hatte er sie zu sich gezogen und im selben Moment den Stoff über ihre Hüften gestülpt. Das Kleid viel zu Boden und Ariel lächelte müde. „Und das von einer Frau von so großem Rang. Bietest du dich jedem Archad, der dumm und nutzlos ist, so schnell an“? Ihre Mine wurde härter. Eine Hand legte sich auf seine Brust und im nächsten Moment spürte Ragu eine Lähmung, die sich durch seine Glieder fraß. „Vergisst du da nicht etwas? Du bist kein Archad...wurdest aber leider dazu erzogen. Eigentlich ruht in dir eine Aura mit besonderem Ausmaße... und diese Aura mach ich mir jetzt zu Nutze. Du weißt nicht wie es ist, mit einer Aufgabe geboren zu werden, die du bis jetzt noch nicht erfüllen konntest. Jeder, aber auch jeder weißt dich darauf hin, und du selbst kannst es nicht steuern, weil du einfach nicht für die Liebe geboren bist. Ich werde nun endlich meinen Dienst erfüllen, und du wirst mir dabei helfen. Schließlich scheinst du ein recht potenter Kerl zu sein, wenn dir ständig die Nerven bei meiner geliebten Schwester durchbrennen. Durch dich werde ich eins der mächtigsten Engel gebären... dann wird sich keiner mehr über meine Untüchtigkeit beklagen“. Sie holte Luft und stieß Ragu auf den Boden. Der konnte dies nur mit einem ätzenden Keuchen hinnehmen. „Ich kann mich nicht mehr bewegen! Was hast du mit mir gemacht“? Sie lachte. „Dummerchen, weißt du nicht das in Raphaels Adern das Blut der Heilung fließt. Ich kann also jeder Zeit mit Körper anstellen, was ich will. Ich beherrsche mein Fach sehr gut, kann also meine heilende Kraft auch ins negative umwandeln“. Ariel kroch auf seinen Schoß und öffnete seine Hose. „Aber dieses Körperteil werde ich wohl oder übel doch ein wenig Leben einhauchen“, summte sie und griff in seine Hose. Unweigerlich also musste Ragu im selben Moment anfangen mit hoch rotem Kopf zu stöhnen. „Ihr Männer seit doch alle gleich“. Sie zog seine Hose über seinen Hintern und beugte sich über ihn. „Du elendes Miststück. Und dann beschwerst du dich, dass keiner dich lieben kann. Was bist du für eine Hexe“! Ragu spürte noch mehr Erregung in sich. „Aber dir scheint es doch auch zu gefallen. Ich bin halt eine sehr mütterliche Hexe“! Sein Blick war verschleiert. „Sari“? Sein Körper wollte nach oben schnellen, doch er spürte kaltes Metall um seine Hand- und Fußgelenke. „Ich... Ich spüre dich, wo bist du Sari“? Ihre klare Aura streifte sein Gesicht und plötzlich legte sich der Schleier um seine Augen. Vor ihm erstreckte sich eine Straße aus Behältern. „Willkommen, schwarzer Messias. Du befindest dich in meinem Privatlabor. Es sollte dir eine ganz besondere Ehre sein hier zu sein, denn nicht jedem ist es vorbehalten, einmal auf meiner Kunstpritsche Platz zunehmen“. Die kalte Stimme kannte er doch. „Raphael“? Ragu`s Blick richtete sich zur Seite. Dort saß der weißhaarige große Mann mit seinen kalten Augen, und starrte ihn an. „Ihr müsst wissen, ich brenne schon so lange darauf, zu wissen was in euch vorgeht. Und nun endlich wurde mir der Wunsch erfüllt. Ihr seit meine größte Entdeckung Raguel“! „Man tut was man kann“! Zischte der niedergestreckte Engel und wandte sich noch einige male hin und her. „Und welche Schweinereinen habt ihr dieses Mal mit mir vor? Ich meine, in Jade scheinen sich ja alle an mir zu bedienen, so wie sie es gerne haben möchten“. „Spielst du da auf den Schöpfer, oder auf die reizende Schwester Ariel an“? Lachte Raphael belustigend und deutete auf seine Hose, die noch immer etwas gewölbt war. Ragu ruderte noch aufgelöster mit rotem Kopf herum. „Was seit ihr für ein krankes Volk“! „Machtbesessenheit war schon in jungen Jahren meine größte Stärke“. Raphael stand von seinem prächtigen Stuhl auf und wandte sich allmählich der großen und beängstigenden Gerätschaft im Hintergrund zu. „Wartet Bruder, ich bin gleich soweit“. Von weitem hörte man schappelnde Geräusche, und ein dicklicher, kleiner Mann kam mit langen, schniefenden Gewandt angepustet. Raphael-sama verdrehte die Augen. „Mach dich wenigstens nützlich und schaff sie herbei“! Michael nickte und suchte in den Glasreihen nach dem passenden Gefäß. „Sari“! Ragu zurrte erneut wild herum, als er Sari in einem großen Wassergefäß heranfahren sah. Sie war völlig nackt, hatte sich wie ein Fötus in dem Glas zusammengekauert und war an Schläuchen angeschlossen, die sie wahrscheinlich am Leben erhielten. Abermals brüllte Ragu ihren Namen, und plötzlich schien sie sich in dem Glas zu regen. „Seht ihr das! Selbst die Narkose hat sie überwunden. Ihr Gehirn hat einen ungemein starken Impuls ausgesandt. Es ist wie ein Schalte den Raguel bei ihr im Körper umlegt, und der sie Unmengen Astral produzieren lässt“. Michael rollte Sari nun vor ihren Vater. „Mein Kind, du wirst von Tag zu Tag immer schöner und wertvoller für mich“! Murmelte er und berührte sanft das Glas. Aus Saris Mund entwichen erschrocken einige Luftblasen. Erst jetzt schien sie zu realisieren, dass sie in einem Bottich voller Wasser gefangen war. „Sari... geht es dir gut“? Ragu brüllte und zappelte ununterbrochen. Ihr Gesicht wandte sich erprobt zu ihm, und ihre Handflächen drückten sich gegen das Glas. Saris Mund formte sich zu seinem Namen und ihre Augen wurden zusammengedrückt, weil sie wohl anfangen wollte zu schreien. Ihre zarten Hände konnten aber nicht wirklich viel gegen das dicke Glas ausrichten. „Sie ist wie ein wertvolles Präparat. Ihre Schönheit wird so nie vergehen, und sie wird für immer ein Teil meiner Kunst sein. So wie du Raguel“! „Du Freak. Normale Leute sammeln Briefmarken oder Münzen, und du übertreibst es maßlos“! “Jedem sein Hobby, nicht wahr Michael“? Dieser nickte und sah sich lächelnd gekritzelte Linien auf einem Blatt Papier an. „Wenn du mich fragst ist Sariel die laufende Batterie für den Messias. Sie produziert eigentlich nur so viel Astral, weil sie Raguel damit Kraft und Macht spendet“! Raphael blickte auf Ragu nieder, und griff mit seiner Hand um Ragus Hals. „Du nutzt mein Kind doch nicht etwa nur aus“? Seine kalten Augen ließen einen Schauer durch Ragu`s Adern rennen. „Was will uns der Schöpfer denn wohl mit dir, Ausgeburt der Hölle, sagen? Fragen über Fragen, doch der gute Raphael-sama hat schon eine plausible Antwort“! „Blasse, weißhaarige Engel mit psychopatischen Blick sind out, und attraktive Blonde Messiasengel IN“? Krächzte Ragu und sammelte schon einmal Spucke vor, um diese Raphael ins Gesicht zu pfeffern. „Was sind das für neumodische Fachausdrücke“? Grinste Raphael und schnürte Ragu nun noch enger die Kehle zusammen. In diesem Moment spürten Beide eine angenehm warme Welle und als sich Raphael zu seiner Tochter umschaute, schwebte diese bestimmend in ihrem Wasserglas, presste ihre Handflächen und kniff ihre Augen zusammen. „Sie scheint mich gerade unbesiegbar zu machen“, grinste Ragu und die Hand von Raphael wurde schlagartig von seiner Kehle gezogen, als dieser merkte, wie Ragu`s Astral zu wachsen begann. „Sie füttert dich, so ist das also“! Raphael blickte sich zu seinem Bruder um, und gab ihm ein Zeichen. Daraufhin wurde der Bottich unter Strom gesetzt, und Sari viel abermals in einen Schlaf. Ragu bebte vor Zorn. „Du... du brutaler, machtgieriger Geier. Sie ist deine Tochter“!! Raphael klebte ihm eine und baute sich erbost vor ihm auf. „Wage es nicht, mich noch einmal so zu beleidigen“! „Sollte ich mir um dich Sorgen machen, Bruder“? Durch den Gang schritt nun in der Ferne eine weitere Person. Sie lachte etwas laut und blieb schließlich neben Michael stehen. „Was hast du über Sariel in Erfahrung bringen können Gabriel“? Mit Gabriel war nun das dritte Mitglied der machtgierigen Chörenfamilie gemeint. Sie war eine schöne junge Frau, mit weißen langen Haaren, schneeweißer Haut und blutroten Lippen und sie küsste die Wange ihres älteren, und etwas korpulenteren Bruders, ehe sie sich zu Raphael wandte und eine Hand auf seine Brust legte. „Mein Gebieter, ihr scheint zu vergessen, das es nicht nur um den Austausch von Astral und Energie geht! Die kleine Sariel ist nämlich schrecklich verliebt in ihren Helden, der sie schon damals gerettet hatte. Der Schöpfer hat sich also eine ganze Menge Schnulz einfallen lassen, um die Beiden zusammen zuführen. „Sie ist also verliebt, ja“? Raphael überlegte. „Es ist nichts weiter als eine Absicherung, das der Messias durch ihre Hand auch ganz sicher erwacht. Würde sie ihn nicht lieben, dann würden beide niemals eine so enge Beziehung eingehen“! Gabriels Wangen drückten sich gegen Raphaels Brust und sie schlang ihre Arme um ihn. „Doch der liebe Raguel nutzt das gute Herz dieses Wesens einfach Charme los aus, ist es nicht so“? Sie blickte grinsend auf Raguel hinunter. Er biss sich auf die Unterlippe und blickte beschämt zur Seite. „Ihr habt keine Ahnung“! Gabriel lachte laut auf. „Ihr versteht doch rein gar nichts von Frauen, mein Lieber. Das ist so süß“! Während Ragu noch mit den Augen rollte, hantierte Michael nun weiter an dem Glasgefängnis von Sari herum. „Wollt ihr ihn aufschneiden, oder austrocknen, oder einlegen, oder wohlmöglich umpolen“? Gabriel hatte sich von ihrem Bruder gelöst und fing an, Ragu von oben bis unten anzutatschen. „Er würde dir sicherlich auch gut schmecken. Er ist voll mit guten und schlechten Astral. Das gute Astral stammt von Sari, das Schlechte von den Flügeln auf seinem Rücken. Durch die Flügel wird auch der Messias in ihm erwachen, und so wird das gute Astral in ihm untergehen. Je weniger gutes Astral in seinem Körper, desto stärker wird er“, erklärte Michael und deutete auf Sari. „Sariel wiederum hat erst seine Flügel erweckt. Seine Flügel wiederum wandeln das gute, zugeführte Astral von Sari in schlechtes Astral um. Je mehr Flügel er gebären, desto mehr schlechtes Astral wir in seinem Körper sein. Und je mehr schlechtes Astral, desto wahrscheinlicher ist es, dass er ganz erwacht.. Versteht ihr“? Sariel ist es, die ihn langsam zu einer Kampfmaschine mutieren lässt. Und das geschieht durch ihr Blut. Ich habe herausgefunden, dass ihr goldenes Blut von der DNA Struktur, identisch mit seinem schwarzen Blut ist“! Ragu verstand nur Bahnhof. „Dann müssten sie doch Clone sein“, warf Raphael ein. „Oder zumindest, müssten sie die gleiche Mutter und den gleichen Vater haben“! Warf Gabriel ein und musterte Ragu etwas unglaubwürdig. Raphael zog eine angewiderte Mine. „Das glaubst du doch selbst nicht. Dieses Stück Dreck soll von meinem Blut stammen“? Er wurde mehr als wütend, denn dieser Gedanke war ihm selbst nicht geheuer. „Der Schöpfer verdreht sämtliche Tatsachen. Er schreibt sich seine Schöpfung ein zweites mal! Er setzt alles in einen Widerspruch. So setzt er einen Messias ein, der aus dem selben Erbmaterial stammt, wie sein Feind. Und um diesen zu erwecken, setzt er verdorbene, schändliche Mittel ein. Er zeigt uns ein Spiegelbild. Er will uns mit unseren eigenen Waffen schlagen“! Durchfuhr es Gabriel. Sie deutet auf Raguel. „Er braucht ihr Blut, und wird nur durch ihren Tod erweckt werden. Sie liebt ihr identisches Erbgut, ihren Bruder! Er hegt immer wieder immense Wollust für Sariel! Und schließlich sein Böses Astral. Das alles sind Todessünden, die wir eigentlich bestrafen! Der Schöpfer stellt nun die einstigen Sünden als Rettung in den Vordergrund und verdreht das ganze Himmelsreich und dessen Moralvorstellungen. So leitet er eine neue Ära ein“. „Das ist doch krank. Ihr seit alle krank“! Schrie Ragu und stemmte sich mit aller Macht gegen die Fesseln um seine Gelenke. Gabriel blickte auf ihn nieder, und drückte schließlich ihre Finger gegen seinen Brustkorb, genau dort, wo sein Herz schlug. „Ich spüre das du fürchterlich verwirrt bist. Du denkst an Sariel, an ihren Körper, an ihre Seele, und an deine Gier“, flüsterte sie und durch einen schmale Schlitz ihrer Augenlieder konnte Ragu erkennen, dass ihre Pupillen sich rot eingefärbt hatten. „Ein bisschen schweigsam bist du mir schon. Mehr willst du mir nicht verraten“? „Was machst du da“? Ragu fühlte sich fürchterlich durchschaut. Konnte sie etwa seine Seele durchleuchten? „Weißt du, ich kenne deine Gedanken, Sehnsüchte, Ängste und Wünsche ganz genau. Es ist eine Gabe, die mir der Schöpfer auferlegt hat. So wie er Raphael-sama die Gabe der Heilung, und Michael die Gabe der Kraft geschenkt hat. Du musst wissen das unsere Familie sehr begabt ist. IN jeder Hinsicht! Und was hat er dir vermacht“? „Jedenfalls kein verkorksten Charakter“! Entgegnete Ragu giftig „So so, wie war das doch gleich? Ein guter Engel verschreibt sich gegen jegliche Süden! Was du machst ist genau das Gegenteil. Eigentlich bist du ja viel böser als wir drei. Schon eine komische Gabe, jegliche Todessünden zu brechen“! „Raphael!! Sariel baut eine Unmenge von Astral in sich auf“! Schrie Michael plötzlich dazwischen. Beide Geschwister drehten sich hastig um und blickten in das Gefäß, wo Sari mit tief gezogenen Augenbrauen und starren Blick nun im hellen goldenen Licht anfing zu glühen. Auch an Ragu ging diese Aktion nicht spurlos vorbei. Er fing nun abermals an schwer zu keuchen. „Hindere sie gefälligst daran“! Brüllte Raphael seinem Bruder wütend entgegen und dieser versuchte nun Sari ein weiteres mal mit Stromstoßen von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch Sari reagierte noch nicht einmal mit einer Luftblase auf die Stromstöße, sondert fixierte sich nur auf Ragu, der sie bestimmt ansah. Ragu`s Sicht wurde langsam trübe und er wehrte sich auch nicht gegen die dunkle Macht, die seinen Körper schließlich übermannte. Kapitel 8/ END ********************************************************* Uhhi lang lang ist‘s her. Dafür muss ich mich wieder einmal entschuldigen. Aber na ja, je älter man wird, desto weniger Zeit hat man für die schönen Sachen im Leben (ist euch das mal aufgefallen??) Wäre ich doch nur ein paar Jahre junger..noch in der Grundschule oder so…..*schmacht** Aber zurück zum STOFF. Das ist also das 8te Kapitel. Ich hoffe ihr habt die Logik des Heiligen Schöpfers verstanden. Im Grunde ist es wie in Daily Soaps… da bekämpfen sich die bösen Menschen auch mit den unglaublichsten Sachen. Also der Fic neigt sich bald dem Ende entgegen. Mit einer der Gründe, wieso ich mich mal wieder mit wind Cage so hängen gelassen habe, ist nnnaaatürlich ein neuer Fic…er heißt bis jetzt „Say, what???!“ und ist eine Beach-Action-Ballerkomödie… Aber dazu später (bald sicherlich, wobei ich mir vorgenommen habe… etwa 5 Kapitel vorzuschreiben) War die *Vergewaltigungsszene* nicht etwas zu verquer?? Also man sieht sich sicher bald wieder (in welcher Geschichte auch immer) es lohnt sich also des Öfteren in meine lllaaange Fic Liste zu schauen (oder auch nich;-) ) LG Eure Litte L! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)