Stille von RommieAscendant ================================================================================ Jetzt ist es also endgültig. Er hat sie verlassen. Als er ging, lag ein leises Lächeln auf seinen Lippen. „Ich liebe dich!“ hat sie innerlich geschrieen, aber er hat es nicht gehört. Wie auch. Niemand hört ihre stummen Schreie, ihre Hilferufe. Niemand. Sie sitzt auf dem Boden ihres Zimmers, in der Hand das einzige Foto, das sie von ihm hat. Sie vermisst ihn. Nie wieder wird sie spüren, wie seine Fingerspitzen über ihren Rücken streichen, wie sein Atem über ihre Haut weht, wie er mit federleichten Küssen ihren Nacken bedeckt. Niemals wieder. Fast hört sie seine Stimme die sagt „Ich will dir ja nicht weh tun, aber...“ Sie lächelt grimmig. Nicht wehtun. Ihre ganze Liebe zu ihm bestand aus Schmerz, dem Schmerz, dass er nie zu ihr stand. Wieso konnte sie nicht einmal im Leben glücklich sein, glücklich mit dem Menschen, den sie liebte? Sie steht auf, geht zum Spiegel. Sie sieht eine schwarzhaarige Schönheit, mit einem Lächeln wie ein Engel. Sekunden später bricht die Maske. Jetzt sieht sie Angst, Trauer, Wut, Erschöpfung, Enttäuschung. Doch keine Tränen. Sie runzelt die Stirn. Warum nicht? Liebte sie ihn nicht genug um bei ihrer Trennung Tränen zu vergießen? Ihre Stirn glättet sich. Nein. Sie hat es verlernt zu weinen. Sie weiß nicht wie es geht, sie kann es nicht mehr. Wut steigt plötzlich in ihr auf. Sie ballt die Hand zur Faust. Ihr Gesicht zeigt keinerlei Emotionen mehr, sie hat die Maske wieder aufgesetzt. Und doch spürt man die Wut, als ihre Hand Sekunden später auf den Spiegel trifft und ihn in tausend Stücke zersplittert. Sie nimmt eine Scherbe in die hand und drückt sie sich an die Kehle. Nein. Sie lässt die Hand sinken. Zu einfach. Sie geht zu einem Kanister, der in der Ecke des Raumes steht. Hebt ihn über den Kopf und schneidet mit der Spiegelscherbe hinein. Tropfen für Tropfen, wie eine makabere Dusche läst sie die Flüssigkeit über ihre Haare und ihren nackten Körper fließen. Dann geht sie auf den marmornen Balkon. Sie nimmt sein Foto und taucht es in die Flamme einer Petroleumlampe. Sie schließt die Augen, als das Feuer langsam auf ihre Haut überspringt, bis die Flammen schließlich ihren ganzen Körper bedecken. Sie schreit. Doch kein unartikuliertes Kreischen. „Ich liebe dich doch!“ Jetzt verzehren die Flammen ihr Haar. Sie bricht zusammen. Nun spürt sie nur noch Schmerz. Und Erleichterung. Ein letzter Gedanke durchzuckt sie, der letzte den sie bewusst wahrnimmt. „Ich werde dich immer lieben…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)