Traumhaftes Begehren von Satnel ================================================================================ Kapitel 60: Kapitel 60 ---------------------- Titel: Traumhaftes Begehren Teil: 60/? Kommentar: Kriminelle Gedanken „Du willst was?“ Ricky war sich nicht sicher, ob er sich eben nicht verhört hatte. Er hatte immer gewusst, dass Leroy verrückt war, aber doch nicht in solchen Ausmaß. „Sei leise.“ Leroy bedeutete ihm mit einer Hand ruhig zu sein und sah zur Tür des Studierzimmers. Sie benutzten ein Studierzimmer im Internatstrakt um sich zu treffen, diese wurden kaum genutzt, denn wenn man schon einmal im Internat war, konnte man ebenso gut in seiner Wohnung lernen. Ricky achtete nicht auf Leroys Reaktion und stellte seine Füße wieder auf den Boden, die bis jetzt auf der Tischplatte geruht hatten. „Du bist übergeschnappt, ich hoffe du hast dafür einen guten Therapeuten.“ Obwohl er sich nicht einmal sicher war, ob das in Leroys Fall noch etwas bringen würde. Leroy funkelte ihn nur zornig an, in letzter Zeit ein viel zu häufiger Gemütszustand bei ihm. Doch dann schien er sich daran zu erinnern wer sein Gegenüber war und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick wieder gelassen. „Es ist die einzige Möglichkeit etwas zu erfahren. Du warst doch damit einverstanden dich zu rächen.“ Ricky hob abwehrend die Hand. „Du hast da was falsch verstanden, Leroy. Ich war damit einverstanden die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Die Macht an dieser Schule zwischen uns aufgeteilt.“ Alleine das zuzugeben, stieß ihm sauer auf. Nein, in der Öffentlichkeit würde er das nie zugeben, nicht einmal unter Folter, doch Leroy gegenüber musste er leider Zugeständnisse machen. „Damit ich wieder machen kann was ich will und du machen kannst…, was du eben machst.“ Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung warum Leroy so an seinem Einfluss hing, das machte ihn nur einsam. Wahrscheinlich war es genau das was er schätzte. Bei diesen Gedanken schüttelte Ricky entschieden den Kopf. Nein, er sollte aufhören Leroys Psyche analysieren zu wollen, das brachte nichts. Außerdem wollte er den Spanier gar nicht verstehen. „Aber du redest hier von einem Einbruch.“ Leroy nickte nur gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Von einem Einbruch in das Zimmer des Schülerrats, ja.“ „Was auch ein Einbruch ist.“ Ricky hatte schon viel hinter sich, auch einige Dinge auf die er nicht stolz war. Vandalismus, Raufereien den üblichen Kleinkram eben, den seine Eltern gerichtet hatten, aber nichts das wirklich der Rede Wert war. Noch dazu wenn ihm Lance auf die Schliche kam, war er tot. Der Schwarzhaarige verdrehte nur die Augen und sah ihn verächtlich an. „Als ob das in deine Strafakte kommt. Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen.“ „Wir sind voll strafmündig, Leroy. Und ich setze nicht meine Zukunft aufs Spiel, nur weil du gerade spinnst.“ Diese Schule mochte zwar wie eine isolierte Welt sein, doch noch immer galten hier die amerikanischen Gesetze. Gesetze in denen Einbruch noch immer eine Straftat war. „Vielleicht kann dein Vater das noch richten, bei meinem will ich es nicht darauf ankommen lassen.“ Das würde das Fass wohl endgültig zum Überlaufen bringen und sein Vater war nicht gerade mit einer unendlichen Geduld gesegnet. Deacon hingegen würde sich darüber köstlich amüsieren und genau diese Genugtuung wollte er seinem Bruder nicht geben. „Was willst du dort eigentlich?“ Fragend richtete sich sein Blick auf den Anderen. Das wusste Ricky bis jetzt eigentlich noch gar nicht. Nach seinem Vorschlag hatte er gleich auf Abwehr geschalten, so dass er noch gar nicht wusste was sich Leroy davon erhoffte. Vielleicht ein Fehler, denn das war ein ziemlich drastischer Schritt selbst für jemanden wie Leroy. „Ich will nur Einsicht in die Akten.“ Ein zufriedenes Lächeln lag auf den Lippen des Neunzehnjährigen. „Dafür kann man einen Antrag stellen.“ Zweifelnd sah Ricky Leroy an. Ja, langsam zweifelte er wirklich am Verstand des Anderen. Das setzte ihm wohl wirklich zu. Leroys flache Hand krachte auf die Tischplatte. „Ja, in ein paar Monaten und bis dahin müssen wir stillhalten. Dann sind Ferien und dann interessiert es keinen mehr, bis irgendwann wieder das gleiche Spiel beginnt.“ Nachdenklich strich sich Ricky mit einer Hand über das Kinn. Das stimmte, bis jetzt hatte er gar nicht bedacht, wie lange sich das hinziehen konnte. Das würde ihn ziemlich einschränken, solange konnte er sein Temperament kaum zügeln. Außerdem gab es noch etwas anderes, das er auf Dauer nicht aushalten würde. Sein Blick glitt unmerklich zu Leroy. „Noch dazu will ich nicht länger mit dir zu tun haben als notwendig. Ich verabscheue dich und du mich und dabei sollten wir es belassen.“ Dabei sah Leroy dem Amerikaner fest in die Augen. Ricky stand auf und nickte zustimmend. „Da gebe ich dir ausnahmsweise Recht. Ich werde sehen was sich tun lässt, aber einen Einbruch werde ich nicht verüben. Wie wäre es, wenn du es über deinen Mitbewohner versuchst, wäre vielleicht einfacher.“ Auch er würde diesen Weg nehmen, wenn er bei Lance da wohl auf Stein beißen würde. Denn er mochten die Arbeit die sein Posten mit sich brachte zwar nicht, dafür aber das geringe bisschen Ansehen das es mit sich brachte. Er war dem Schülerrat deswegen auch treu ergeben, was den Zusammenhalt anging. Leroy gab nur einen verächtlichen Laut von sich. Kopfschüttelnd ging Ricky zur Tür. Komisch er hatte eigentlich angenommen, die Situation zwischen den Beiden hätte sich etwas entspannt. Allerdings war er da eher auf Augenzeugenberichte und Lances Annahmen angewiesen. Was das anging kannte er sich nicht aus und es interessierte ihn auch nicht. Er öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Sich nach rechts zu seinem Zimmer wendend, sah er sich plötzlich einem Jungen gegenüber. Wenn man vom Teufel sprach. „Tag.“ Die Hand knapp hebend grüßte er Keiji. Schließlich hatte er nichts gegen ihn, sie waren ja Teamkameraden. Keiji nickte nur, über der Schulter hängend trug er eine Umhängetasche. Er deutete auf die Tür, die Ricky offen gelassen hatte. „Ist da…“ Ricky nickte nur und grinste amüsiert als er Keijis Seufzen hörte und dessen Mine sah. Ihm aufmunternd auf die Schulter klopfend, ging er an ihm vorbei. „Das ist deine Baustelle, Keiji.“ Er hatte seine eigene und zu dieser musste er sich nun begeben. Hoffentlich war Sean daheim, vielleicht bekam er dann etwas mehr als nur kühle Ignoranz von seinem Freund. Denn vor dem Brasilianer tat Lance meistens so, als wäre nichts und in solchen Momenten dankte er Sean für seine Anwesenheit. „Verdammt, ich hab es dir schon vor Wochen gesagt!“ Keiji stützte seine Hände auf den Tisch vor sich ab und beugte sich zu Alec, der ihm ebenso zornig gegenüberstand. „Und ich hab es weitergegeben, was soll ich den sonst noch machen?“ „Dich darum kümmern.“ War das denn so schwer zu verstehen? Alles was er wollte waren genaue Angaben, die ihm auch zustanden. Leider war Alec immer einer der Letzten die ihm diese gaben, aber einer der Ersten der schrie wenn er etwas wollte. Alecs Blick glitt über den Raum der Schülerversammlung, bevor er sich wieder auf Keiji richtete. „Ich bin es leid dir immer Rechenschaft zu schulden. Warum können wir uns nicht einfach selbst verwalten?“ „Du willst deine Kurse selbst verwalten? Gerne, ich bin gespannt wie lange ihr damit durchkommt.“ Damit warf ihm Keiji einen Berg Blätter entgegen. Tim öffnete staunend den Mund, bevor er sich Daniel zuwand. „Darf er das?“ Jace sah ebenfalls zu Daniel, grinste aber. „Kann ich das auch?“ Daniel hob nur träge den Kopf und sah seinen Stellvertreter an. „Wenn du deinen Posten verlieren willst, ja.“ Bevor eine Forderung von Tim kam, dass er das dann auch für dich beanspruchte, griff Keiji nach seiner Tasche und verließ den Raum. Selbst wenn keine Schülerversammlung war hatte man keine Ruhe, das war wie ein Fluch. Auf dem Gang kam ihm Marcus gutgelaunt entgegen. Als er ihn sah streckte der Verwalter einen Finger in Richtung des Versammlungsraums. „Ist dort wer?“ Keiji ließ nur einen japanischen Fluch, statt einer Antwort los. Marcus blieb stehen und sah ihn zweifelnd an. „Oh, so schlimm also?“ Keiji enthielt sich einer Antwort und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Erst als er einige Gänge hinter sich gebracht hatte, wurden seine Schritte langsamer. Nun wurde er auch wieder ruhiger und sah die ganze Sache rationaler. Es war nicht nötig gewesen sich so aufzuregen, aber entschuldigen würde er sich auch nicht dafür. Mit Sicherheit würde Alec in einer Woche reumütig vor ihm stehen und ihm die Arbeit abnehmen. Alec war einfach der Typ dafür, er brauste schnell auf, aber er war auch ehrlich und sah einen einmal gemachten Fehler auch ein. Nur musste er sich bis dahin wieder unter Kontrolle haben. Warum er so oft gereizt war lag auf der Hand, es war der ständige Druck, der auf ihn einherrschte. Alle verlangten das er die Sache mit Leroy regelte, doch da gab es nichts das er regeln konnte. Der Spanier war die ganze Zeit ebenso gereizt wie er nur aus anderen Gründen, lange würde das nicht mehr gut gehen. Den Schulterriemen seiner Tasche hochziehend erreichte er endlich den Internatsteil der Schule. Einige Schüler kamen ihm entgegen, doch die Meisten hielten sich bereits in ihren Wohnungen auf. Außer zu den Kursen oder den Mahlzeiten sah man sich kaum und auch die meisten Freundschaften entstanden entweder durch Wohngemeinschaften, oder aufgrund der gleichen Fächer. Ihre Schule nannte das Interessengemeinschaften, das sich Leute mit den gleichen Berufswünschen leichter fanden, so schmiedete man gleich Beziehungen. Einer der Punkte weswegen sie alle hier waren, um Beziehungen aufzubauen, die ihnen später einmal nützlich waren. Plötzlich öffnete sich eine Tür zu einem der Studierzimmer und Keiji blieb überrascht stehen. Es war selten genug, dass diese Räume benutzt wurden, doch der Besucher war noch viel seltener. Ricky drehte sich zu ihm um und stockte einen Moment, dann hob er grüßend die Hand. „Tag.“ Keiji nickte nur, mehr erwartete Ricky auch nicht. Doch dass er dieses Zimmer frequentierte konnte eigentlich nur eines bedeuten. Mit der Hand deutete er auf das Zimmer. „Ist da…“ Ricky nickte nur, was ihm ein Seufzen und dem Ältern ein Grinsen abrang. Eigentlich hatte er ein weiteres Gespräch gerne in privateren Rahmen geführt, doch Leroy ließ ihm ja keine Gelegenheit dazu. Mit einem Schulter klopfen, das ihn wohl aufmuntern sollte ging Ricky an ihm vorbei. „Das ist deine Baustelle, Keiji.“ Er wusste nicht ob Ricky es noch sah, doch er nickte stumm. Noch ein letztes Mal tief durchatmend, trat er an den Türrahmen und klopfte daran. „Was?“ Genervt fuhr Leroy herum, seine Stimme klang schneidend. Das war ja schon einmal ein viel versprechender Anfang, Leroy Laune konnte kaum schlechter sein. Als er ihn erkannte blitzte es in Leroys Augen kurz kämpferisch auf. „Ach du, was willst du?“ Keiji trat nun vollends in das Zimmer und schloss dir Tür hinter sich, seine Tasche ließ er neben der Tür auf den Boden gleiten. „Die Frage ist wohl eher was du mit Ricky willst?“ „Eifersüchtig?“ Bei Leroys spöttischem Blick schüttelte Keiji nur gelassen den Kopf. „Wegen einer Zweckgemeinschaft? Sicher nicht.“ Das es eine Zweckgemeinschaft war, das war wohl jedem klar. Er wusste nicht warum sich Ricky darauf einließ, doch es war klar was Leroy damit bezweckte. Wenn er ihn auch dafür bewunderte, dass er es so konsequent durchzog, schließlich arbeitete er mit seinem Feind zusammen. Als Leroy etwas antworten wollte, schüttelte er nur den Kopf. „Aber ich bin nicht hier um das mit dir zu besprechen. Ich will über uns sprechen, so wie es ist kann es nicht bleiben.“ Das schadete nur ihnen und ihrer Umwelt. Keiji konnte das zwar nur von sich sagen, doch er war ständig gereizt und wenn sich das auf seine Arbeit und sein Studium übertrug war es genug, doch Leroy ging es kaum anders. „Das ist unprofessionell.“ Das saß. Leroy hielt kurz inne und senkte nachdenklich den Blick. Erst nach einigen Minuten hob er ihn wieder und blickte Keiji an. „Du weißt was ich will.“ Der Japaner seufzte tief und ging zu Leroy. Knapp vor ihm blieb er stehen, die ganze Zeit unterbrach er den Blickkontakt keine Sekunde. Ja, das wusste er, immerhin hatte Leroy selbst es ihm gesagt. „Hundert Prozent, ich weiß. Aber Leroy ich bin nicht so kreativ in diesen Dingen. Ich weiß nicht wie ich dir zeigen kann das ich es ernst meine, es sei denn ich schlafe mit dir.“ Das war zwar unromantisch, doch wenigstens ehrlich. Außerdem benötigte Leroy keine Romantik, dafür aber eine klare Aussage. Er hatte die Bedingung gestellt und Keiji hatte ihm gerade gesagt wie er sie zu erfüllen gedachte. „Ähm. Gut.“ Leroy sah ihn skeptisch an, ihm schienen die Worte zu fehlen. „Warum hast du das dann noch nicht?“ „Weil ich nicht wusste wie du das auffasst.“ Keiji grinste belustigt bei dem Anblick der sich ihm bot. Das er das noch einmal erlebte, ein sprachloser Leroy dessen konnte sich wohl noch niemand rühmen. „Das weiß man nie, bis man es ausprobiert.“ In der Stimme des Älteren lag ein tadelnder Unterton. Keiji grinste noch immer amüsiert. „Leroy, der Letzte der das probiert hat, hatte eine gebrochene Hand.“ Die Hand hebend und die nächsten Punkte an den Finger abzählend, ergänzte ihn Leroy. „Nicht zu vergessen die gebrochene Nase und die geprellten Rippen. Sexuelle Belästigung zahlt sich eben nicht aus, das kann er sich fürs Leben merken.“ Wie hatte er das nur vergessen können? Ach ja weil es wie viele andere Vergehen nicht geahndet wurde. Wer Leroy zu nahe kam, wusste worauf er sich einließ oder war einfach überheblich, in beiden Fällen verdiente er was er bekam. Keiji hob eine Hand und legte einen Finger auf Leroys Wange, so dass er ihn ansehen musste. „Und wäre es das in meinem Fall? Sexuelle Belästigung?“ Lächelnd hob Leroy eine Hand und umschloss damit Keijis die an seiner Wange lag. „Liegst du auf dem Boden?“ Mit einem genießenden Laut hob Keiji kurz die Augenbrauen, ein genießendes Lächeln umspielte seinen Mund. „Eine verlockende Vorstellung. Aber leider nicht.“ „Tja, Pech.“ Leroy schob die Hand von sich und trat einen Schritt zurück. „Diese Chance hast du dann wohl verpasst, vielleicht bekommst du ja eine Andere.“ Er ging an dem Japaner vorbei und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sich nah an sein Ohr beugend bekam Keiji endlich eine eindeutige Antwort. „Ich nehme deinen Beweis an, wenn du es schaffst ihn auszuführen.“ Im nächsten Moment löste er sich schon wieder und ging zur Tür. „Wir sehen uns später.“ Als sich die Tür abermals schloss, hob Keiji eine Hand und legte sie an sein Ohr. Zu sagen dass ihn das überrascht hatte, wäre untertrieben. Er hatte doch wirklich die Erlaubnis sich Leroy zu nähern. Nicht das ihn davon je etwas abgehalten hätte, doch das war wirklich als echter Fortschritt zu sehen. Keiji konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken, als er zur Tür ging und seine Tasche aufhob. Dann würde er in nächster Zeit wohl einmal die Augen offen halten, nach geeigneten Gelegenheiten. Hosted by Animexx e.V. 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