Erdbeergeschmack von Chibi_Chan ([Atobe/Shishido]) ================================================================================ Kapitel 1: Erdbeergeschmack --------------------------- „Wenn Ore-sama wünscht dein Heim zu besichtigen, dann wird Ore-sama dieser Wunsch gewährt werden, denn Ore-sama wird JEDER Wunsch gewährt!“, sprach einer der beiden noch im Umkleideraum des Hyotei Tennis Clubs anwesenden Jungen gebieterisch, während er die Schnürsenkel seiner Schuhe mit einem strammen Ruck zusammenzurrte. Der angesprochene schnaubte, drehte sich um und fuhr sich mit seiner Bürste weiterhin ungestört durch seine langen, braunen Haare. „Nein.“, war die einzige Antwort die er von sich gab, ehe er die Bürste mit einem gezielten Wurf in seine Sporttasche beförderte, sein Hemd vollends zuknöpfte und seine Krawatte mit einem notdürftigen und krummen Knoten um seinen Hals herum befestigte. Die Luft in der Umkleidekabine war heiß und stickig, was auch nicht durch die schmalen Kippfenster verhindert wurde die weit offen standen. Durch die sich auftuenden Schlitze konnte man einen Blick auf den strahlend blauen, wolkenlosen Sommerhimmel erhaschen. „Ore-sama wäre äußerst angetan wenn du deine mädchenhaften Hygieneeinheiten verschieben könntest, damit wir nun endlich gehen könnten.“, hakte Atobe noch einmal nach, während er mit hochgezogenen Augenbrauen auf seine Silberuhr linste, die sich elegant um sein schmales Handgelenk schlang. Das Auftippen seines Schuhs auf dem schmutzigen Boden brachte Shishido dazu die Augen zu verdrehen. „Auf was wartest du?“, fragte er und zog den Reißverschluss seiner Sportasche zu und schulterte sie, „Ich sagte NEIN. Und außerdem – Shishido fuhr herum und stemmte seine noch freie Hand in die Seite was ihn nun ganz und gar wie ein Mädchen aussehen ließ – was willst du überhaupt bei mir?“ Ohne weiterhin zu zögern durchquerte der kleinere den Umkleideraum mit recht flottem Schritt und drückte die Türe auf. Atobe folgte ihm nachdem er einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte. „Es ist Ore-sama nicht klar, warum immer seine Maison in Anspruch genommen werden sollte.“, erwiderte er ohne zu zögern, „Außerdem möchte ich gerne über das familiäre Milieu meiner zukünftigen Regulars bescheid wissen.“ Shishido wusste dass Atobe ein guter Tennisspieler war, für einen Erstklässler. Ja, ein sehr guter sogar. Er selbst wollte nächstes Jahr einen Platz in der Gruppe der Ersatz-Regulars anstreben, doch so gut und lange er Atobe bereits kannte, wusste er dass sich dieser mit keinem geringen Posten als mit dem des Buchous zufrieden geben würde. „Ich bin doch außerordentlich positiv überrascht, dass du meinen Besuch nun ohne weiteres Gezeter akzeptieren wirst.“, unterbrach der Größere nun schließlich Shishidos Gedankengänge. Die schwere Tür des Clubhauses fiel hinter ihnen mit einem lauten Klacken ins Schloss. „Halt’ die Klappe und geh’ endlich nach Hause.“, meckerte der andere daraufhin, versenkte seine freie Hand in seiner Hosentasche und lief über einen gekiesten Weg in Richtung des Schultores. „Du solltest dich in Ore-samas Anwesenheit gewählter ausdrücken.“, entgegnete er tadelnd und folgte Shishido eine kurze Weile mit halbgeschlossenen Augen, öffnete diese jedoch als sein Vordermann abrupt inne hielt, herumfuhr und Atobe leicht erbost entgegenblickte: „Ich sag dir, wenn du es nur einmal wagst dich zu beschweren, dann schmeiß’ ich dich schneller raus als du nen’ Aufschlag machen kannst!“ Obwohl die Sonne ihren Zenitstand schon seit einiger Zeit überschritten hatte als die zwei 12-järhigen Jungen das Schultor passierten und den Gehweg entlang in die Richtung von Shishidos Wohnhaus schlenderten, schien sie noch immer mit all ihrer hitzigen Macht auf sie hinabzubrennen. Ein wenig perplex blieb Atobe stehen als Shishido auf einmal vor einem kleinen Supermarkt Halt machte. „Ich..“, holte er Luft und redete dann schnell weiter, „muss noch ein paar Einkäufe für meine Mutter machen.“ Atobe wartete vor dem Geschäft während der andere drinnen das eben angekündigte erledigte. Er war in dieser Gegend noch niemals unterwegs gewesen und wenn überhaupt, dann vielleicht einmal in seiner Limousine und nicht zu Fuß. Argwöhnisch, leicht kritisch und mit vor der Brust verschränkten Armen betrachtete er ein neben der Ladentür angebrachtes Schild das über die heutigen Sonderangebote informierte, kehrte diesem aber recht schnell wieder den Rücken zu. Er war nicht daran interessiert zwei Wegwerfkameras zum Preis von einer, oder gar eine Packung Kaffeepulver mit gratis Becher zu erstehen. Immer wieder warf er einen Blick auf seine Uhr, las aber niemals wirklich die Zeit ab. Gelangweilt folgte er dem kleinen Lichtpunkt den der goldene Verschluss seiner Louis Vuitton Tasche durch spiegelndes Sonnenlicht an die Ladenwand warf und unzählige Male vernahm er das Geräusch der auseinanderfahrenden, automatischen Glastür hinter sich, bis Shishido schließlich wieder neben ihm stand, eine vollbepackte Einkaufstüte in der einen und einem bereits ausgepacktes Erdbeereis am Stiel in der anderen Hand. „’Auch ein Eis?“, fragte er, steckte sich sein eigenes in den Mund um mit freien Händen einen Blick in seine Tüte zu werfen um nach dem anderen zu suchen das er neben Instant-Ramen und einer Zeitschrift über Tennis ebenfalls noch gekauft hatte. Atobe jedoch schüttelte den Kopf und lehnte ab. Er hatte nicht das Verlangen an Wasser, Saft oder was auch immer zu lecken das an ein Holzstäbchen gefroren war. Shishido gab seine Suche auf, zuckte die Schultern und nahm das Eis wieder aus dem Mund. „Dann kriegt es eben mein Bruder.“ Langsam setzten sie ihren Weg fort, zunächst an Läden und Geschäften vorbei, dann an der steinernen Mauer eines Stadtparks, die Straße mit unzähligen mal schneller, mal langsamer rollenden Autos stetig zu ihrer Rechten. Sie unterhielten sich über die Trainingsstunden im Club und darüber das Shishido hoffte einen neuen Tennisschläger zu seinem Geburtstag zu bekommen, allerdings konnte Atobe bei sich nicht leugnen dass er seine Aufmerksamkeit ab einem gewissen Punkt nicht mehr ausschließlich dem von Shishido angefangenen Gesprächsthema widmen konnte auch wenn er es noch so sehr versuchte. Immer wieder perlten rosa Tropfen des langsam schmelzenden Eises zu Boden, dunkle Flecken auf dem heißen Asphalt hinterlassend. Ab und an blieb einer auf Shishidos Fingern liegen, wonach er den Stiel schnell in die andere Hand nahm, den Tropfen auf seiner Haut mit seinen inzwischen rot gefärbten Lippen umschloss und entfernte. Atobe beobachtete hin und wieder auch wie die Zunge des anderen immer wieder über seine Mundwinkel huschte um wirklich jeden kühlen, süßen Tropfen vollkommen auszukosten. Shishido reizte ihn unbewusst aufs Äußerste. Sein mädchenhaftes Aussehen (und Auftreten). Sein langes, seidiges Haar das, obwohl er es momentan zu einem üblichen, hohen Zopf zusammengefasst hatte, leicht in seinem Nacken klebte und seine hübsche, ja, für einen 12-jährigen Jungen fast zu zierliche Figur. Atobe war sich absolut darüber im Klaren das es um ihn geschehen war. Gemächlich bogen sie nach einigen Metern ihrer gemeinsam bewältigten Wegstrecke in eine kleinere Straße ein. Shishido hatte sein Eis mittlerweile so weit verzehrt das er nun mehr oder weniger dazu gezwungen war den Stiel wagrecht zu halten. Gierig schlossen sich seine Lippen ein weiteres mal um die halbgeschmolzene Masse, die diese noch röter, feuchter, glänzender und verlockender aussehen ließ. Der kleinere verzog das Gesicht und schaute zu Atobe, dessen Antwort auf seine Frage bezüglich Dunlop und Wilson Tennisbällen noch immer ausgeblieben war, stutze jedoch leicht als der andere ihm mit leicht geröteten Wangen und halb geöffnetem Mund tief in die Augen blickte und ihm auf einmal näher kam. Er konnte einfach nicht mehr widerstehen. Shishidos Augen weiteten sich erschrocken, wobei er sowohl sein Eis, als auch die Einkaufstüte fallen lies die er soeben noch in den Händen gehabt hatte. Diese warmen, weichen Lippen auf seinen eigenen fühlten sich merkwürdig und ungewohnt an, weshalb er deutlichen Widerstand leistete und Atobe mit einer Hand von sich zu stoßen versuchte. Der andere jedoch schien sich davon nicht beirren zu lassen, griff nach dem Handgelenk des kleineren und zog ihn noch dichter an sich heran, ließ seine Zunge langsam über die Lippen seines Gegenübers gleiten, wobei er den süßen, fruchtigen Geschmack des Eises nun selbst kostete. Grob stieß Shishido den anderen, nachdem dieser den Kuss schließlich gelöst hatte, von sich und blickte ihm mit hochrotem Kopf und wütend verzogenem Gesicht entgegen. „Arschloch..! Was sollte denn der Scheiß!?“, meckerte er und tastete sich mit zwei Fingern unsicher die Lippen ab, ging dann aber in die Knie um seine Einkaufstüte aufzuheben, wobei er dem zu Boden gefallenen Eis das nun auf dem Asphalt lag und schon eine rosa Pfütze gebildet hatte einen sehnsüchtigen Blick zuwarf. Atobe räusperte sich und grinste – es war ein äußerst selbstzufriedenes Grinsen. „Ore-sama hat seine Meinung über Eis am Stiel geändert.“, sprach er und beobachtete Shishido der eine aus der Tüte gepurzelte Plastikschüssel Instant-Ramen zurück an ihren Platz verfrachtete, „Es ist nicht so schlecht wie zunächst angenommen.“ Leise fluchend fuhr der andere wieder hoch und stürmte nach einem missglückten Versuch Atobe gegen das Schienbein zu treten davon. Der andere folgte ihm gemächlich. Und natürlich entging es Atobe auch nicht dass Shishidos Gesicht den Rest des Tages über genau die Farbe des Erdbeereises behielt, das er zuvor mit äußerstem Genuss verzehrt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)