Stätte des Grauens von Manon_Armourer ================================================================================ Kapitel 4: ----------- 27.01.1940 Was Salomon Salem niemals geahnt hätte und das doch eingetreten war. Die Nationalsozialistische Verfolgung seines Volkes, der Juden war Tatsache. In Polen wütete diese Menschenverachtende Verfolgung aber am allerschlimmsten. Speziell in Warschau nahmen Leid und Wiederstand der Juden aber ihre extremsten Formen an. Nach dem Einfall und der Besetzung durch die Deutschen hatte man die Jüdische Gemeinschaft Warschaus gezwungen ihr Viertel mit einer Mauer von 4 Metern Höhe zu umzäunen. Dieses 18 km lange Bollwerk der Niederträchtigkeit wurde von Jüdischen Bauarbeitern unter Bewachung der Deutschen Besatzer in einjähriger Bauzeit erichtet. Tag für Tag wenn Salomon zur Arbeit ging mußte er zusehen wie diese Mauer wuchs und an länge zugewann. Das Jüdische Viertel sollte nach Ansicht der Nationalsozialisten zu einem Gehege umfunktioniert werden. Ein Gehege in dem Menschen leben sollten. Menschen beraubt ihrer allermeisten menschlichen Grundrechte. Vor dem Beginn des Krieges hatten über eine halbe Million Menschen dort gewohnt, ein halbes Jahr später aber waren durch zusammenpferchen weit über zwei Millionen Menschen in diesem sogenannten Getto untergebracht. Salomon mußte die Arbeit bei seinem Chef aufgeben. Auch Elviera war ohne Arbeit, wie alle anderen im Getto auch. .Den Juden wurde verboten irgendwelche Arbeiten zu verrichten. So verbrachten Salomon und seine Frau die meiste Zeit des Tages damit auf der Straße umherzugehen. Es gab nach einer gewißen Zeit auch keinen Strom mehr für das Viertel. Nachts, wenn die Dunkelheit über das Land kam blieb alles dunkel im Getto. Auch die Nahrungsmittel wurden drastisch gekürzt. Die Rationierungsbestimmungen schlossen die Juden von jeder Zuteilung von Fleisch, Milch und Fett aus. Jedem der 2000 000 Bewohner stand pro Monat eine Ration von 2 kg Brot zu,mehr gab es nicht. Die Juden sollten bis auf den letzten Einwohner des Gettos ausgehungert werden. Außerdem wurden den Juden verboten Telefone, Zeitungen und Radios zu besitzen. Die Tage verliefen driest und Trostlos. Auf den Straßen herrschte Not und Trostlosigkeit. Auf dem freien Platz, hinter dem alten Friedhof trafen sich Tags über viele um zu Reden, um beisammen zu sein, um die wenigen Dinge die noch da waren zu tauschen. Auch Salomon traf sich hier regelmäßig mit seinen Bekannten, seinen Freunden aus vergangenen besseren Tagen. In einer kleinen Gruppe, die auf dem Rande eines Steinernen Brunnens saßen war seit einer dreiviertel Stunde eine hitzige Diskussion im Gange, auch Salomon saß dort und redete. Er unterhielt sich mit seinem alten Schulfreund Anton Ferstenberg, der zusammen mit Frau und drei Kindern unweit in einem alten überfüllten Stadthaus wohnte. "Eines kann ich dir sagen Salomon, so wie die uns behandeln wird das nicht in alle Ewigkeit weitergehen." "Aber was willst du tuen Anton?, sie haben nun mal Waffen, sie sind in der Überzahl, sie ..." "sie sind brutal und unmenschlich!" Anton zuckte mit den Augen. "Du sagts es,brutal sind sie diese Nazis." Salomon hob seine Hand und deutete seinem Freund an er möge doch etwas leiser sprechen,er fürchtete Spitzel,auch unter den Juden selbst."Die Kinder können nicht mehr in die Schule gehen,wir dürfen nicht mehr arbeiten, dürfen noch nicht einmal aus diesem verdammten Getto rauß, wir sind hier gefangen wie Tiere,und da soll ich ruhig sein?" Wieder mahnte Salomon seinen Freund zur Ruhe. "Ich weiß Anton, es sind schwehre Zeiten die uns da ganz und gar die Luft zum Atmen rauben, aber es wird auch wieder besser, ich hab sogar von Untergrundbewegungen gehört die hier irgendwo laufen, zwar weiß ich nichts genaues, aber es ist wirklich so." Ungläubig schaute Anton seinen Freund an. "Untergrundbewegungen?" wiederholte er vorsichtig. Salomon nickte. "Aber ja, Wiederstandkämpfer die versuchen sich den Nazies endgegen zu stellen. Und glaube mir, eines Tages werden wir wieder freie Menschen sein, aber bis dahin müssen wir ausharren." Anton spuckte aus, spuckte auf den Boden. "Pah!, ausharren, wie lange, bis wir ebenso irgendwo auf der Straße tot umfallen wie viele andere hier, abgemagert bis auf die Knochen, halb verhungert? Schau dich doch mal um, fast jeden Tag treffe ich hier am Straßenrand zu tode gehungerte Menschen an ,die ausgezehrten Leiber derer die versucht haben auszuharren. Und dann die, die Täglich von hier verschwinden. Über Nacht. Hast du noch nichts davon gehört das hier immer öfter Menschen verschwinden die nicht mehr auftauchen?" Salomon schüttelte den Kopf. "Was weißt du darüber Freund, erzähl mir von was du redest." "Zum Beispiel die Familie Guttenberger, drüben am Kohlenkai, du hast ihn doch auch gekannt den Herbert Guttenberger,oder?" Salomon nickte und sprach; "Ja, nathürlich hab ich den Herbert gekannt,was ist mit ihm?" "Sie sind über Nacht verschwunden, niemand weiß irgend etwas über ihren verbleib, und dann Freddy Hirsch mit Frau und Kindern, weg, spurlos verschwunden.Und so giebt es noch viele von meinen Bekannten, sag mir Salomon, wo sind all diese Menschen hin? Aus dem Getto führt normalerweise kein Weg ,es sei denn du hast einen Sonderausweis der Deutschen. Wo allso sind sie geblieben?" Salomon schüttelte wieder seinen Kopf. "Ich weiß es nicht Anton, vielleicht durften sie ja ausreisen?" Anton schüttelte den Kopf. "Ich sag dir mal was Salomon, da stimmt irgend etwas nicht bei der sache ,da ist irgend etwas faul, das spür ich, das sagt mir mein gesunder Menschenverstand." "Was meinst du damit, da ist etwas faul?" Salomon hatte ein fragendes Gesicht .Toni kam ganz nah an seinen Freund heran, er flüsterte jetzt und sprach; "die Deutschen, man munkelt da etwas hinter vorgehaltener Hand, sie bringen die Leute in Lager und dort...... sie bringen die Leute um!" Salomon wich erschreckt zurück. "Aber warum sollten sie das tuen?" Anton zuckte mit den Schultern. Er griff sich an die Brust, legte seine rechte Hand darauf und endgegnette; "Wir sind Juden, genügt das nicht um uns umzubringen? Denk doch mal an die Vergangenheit, in allen Zeiten hatt es genügt Jude zu sein um umgebracht zu werden, warum nicht auch bei den Deutschen?" Salomon war jetzt innerlich aufgewühlt, sein Herz klopfte laut, er schnaufte auf. "Allso Anton, wenn ich alles glauben kann, aber diese Geschichte ist mir doch einen deut zu hoch gegriffen. Die Deutschen mögen böswillig sein, sie sind Nationalsozialisten, aber einen Völkermord wie du ihn beschreibst traue ich selbst ihnen nicht zu, beim besten willen nicht." Anton wich zurück. Er nickte ein paar mal mit dem Kopf, dann sprach er; "Ich hoffe für uns alle das du recht behälst Salomon, möge unser Gott gnädig sein mit uns und uns vor diesen.... Verrätern beschützen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)