Die letzte Schlacht von Avrynn Orloch von abgemeldet (Denn nur Liebe hat Macht über den Tod...) ================================================================================ Kapitel 12: Erklärung gefällig? ------------------------------- Mia erwachte am nächsten Tag erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand und unter ihrem Fenster die Bewohner der Stadt schon eifrig am Einkaufen und Feilschen waren. Verschlafen schlug sie die Decke zurück und gähnte erst einmal herzhaft, schwang die Füße aus dem Bett und stand auf. Louis war nirgends zu sehen, dafür fand sie Uriel vor einem Spiegel wie er seine Mähne kämmte. Lang und glitzernd lag sie ihm offen über dem Rücken, bis hinunter zu seinem – zugegeben knackigen – Hintern. Seine eisblauen Augen schienen sie zu durchbohren, wie er sie im Spiegel ansah. Verlegen trat Mia von einem Fuß auf den anderen, denn sie trug nur ihr langes Hemd vom Vorabend, das zu allem Übel weit geöffnet war und darunter ihr letztes „menschliches“ Kleidungsstück – ein Höschen von Esprit. „Ähm… Guten Morgen. Wo ist Louis?“ Sie wollte herablassend klingen, doch der Anblick von Uriels Schwert, das unmittelbar neben ihm lag, ließ ihre Stimme zittern. „Keine Ahnung. Irgendwas erledigen.“ „Ah ja… Und du gehst nicht mit ihm?“ „Ich bin vielleicht sein Offizier, aber nicht sein Kindermädchen. Er wird schon allein zurecht kommen.“ Uriel fasste seinen langen Haare und band sie, wie immer leicht schlampig, zu einem Zopf zusammen. Mehrere Bänder waren hinein geflochten, die teils lose herunter hingen. „Sein Offizier? Louis ist doch nicht… so… ein General oder so?“ Uriel drehte sich nicht um, während er antwortete. „Doch, das könnte man so sagen. Nicht ein General, wie du ihn dir vorstellst. Er hat auch nicht diesen Titel. Wir nennen in Princeps Tenebrae – Fürst der Finsternis, wenn man so will.“ Uriel band sein Leinenhemd zu und streifte eine enge Weste darüber. Sie hatte an der Seite eine blaue Schärpe angebracht, die mit silbernen Spangen gehalten wurde. „Weiß ich, ich hab Latein.“ Sagte Mia. Sie suchte immer noch fieberhaft etwas zum Anziehen, denn ihre anderen Sachen waren verschwunden. „Und wo habt ihr meine Klamotten hin?“ Jetzt drehte Uriel sich um. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und zog eine Augenbraue hoch. » Perversling « dachte Mia und schaute weg. „In der Kommode, wenn mich nicht alles täuscht.“ Antwortete der Engel. Mia öffnete die einzige Schublade, die groß genug für etwas zum Anziehen war. Tatsächlich. Ein weißes Hemd, ein dunkles Wams aus Leder mit einer blauen Schärpe, eine blaue Hose. Das gleiche Outfit wie Mr. Erzengel. „Das sind Männerklamotten…“ Stellte das Mädchen nüchtern fest. „Ach was… Frauenklamotten sind zum Reiten etwas unpraktisch und machen dich außerhalb von Calgar zum Freiwild. Wenn du verstehst, was ich meine…“ Fügte er trocken an. „Oh…“ Mia verstand. „Muss ich jetzt vor dir Angst haben?“ Sie meinte die Frage halb ernst, halb im Scherz; Uriels Reaktion jedoch war ganz anders, als sie es erwartete. „Halte dich von mir fern, wenn wir alleine sind.“ Seine Stimme klang bitter, wütend und traurig, während seine blauen Augen schwarz wurden und melancholisch schimmerten. Geräuschvoll ließ er seine Waffe in die Schwertscheide gleiten und hängte sie sich um. Dann verschwand er aus der Tür. Etwas benommen zog Mia sich an und machte sich auf den Weg in die Gaststube. Louis – der übrigens die gleichen Kleider wie sie trug – saß mit Uriel an dem abgelegenen Ecktisch hinter dem Kachelofen, an dem Emilia gestern Nacht aufgewacht war. Sie hatten beide einfache Teller aus Ton vor sich, im Übrigen erinnerte sie alles stark ans ausgehende Mittelalter. Sie setzte sich neben Louis. „Morgen, hab gehört du warst schon weg?“ Der dicke Wirt kam angewatschelt und stellte ihr einen Teller mit Brot und undefinierbarem Aufstrich vor die Nase. Daneben setzte er einen Becher Milch ab. „Mhm…“ antwortete Louis und schluckte seinen Bissen Brot hinunter. „Alte Bekannte treffen, Dinge arrangieren, Nachrichten hinterlegen – all so’n Zeugs.“ „Alte Bekannte? Ihr wart also schon mal hier?“ Mia betrachtete ihren Brocken Brot misstrauisch und nahm lieber einen Schluck Milch. „So einfach ist das nicht…“ wandte Uriel ein. „Es gibt da einen komplizierten Zusammenhang zwischen Hier und Dort… also, das eine und das andere sind bis zu einem Bestimmten Zeitpunkt dasselbe, danach zwei verschiedene Dinge…“ Mias perplexer Gesichtsausdruck verriet ihm, dass seine Erklärung nicht wirklich genützt hatte. „Ich glaube, hier besteht noch einiges an Klärungsbedarf. Mia, du solltest endlich wissen, was hier vorgeht.“ Mischte sich Louis wieder ein. „Ahja… dann schieß los.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)