Kowareru von Yosephia (Wenn die Seele zerreißt...) ================================================================================ Kapitel 1: Yakusoku ~ Versprechen --------------------------------- Gomenasai, wegen der langen Wartezeiten, aber das lässt sich wohl leider nicht ändern *drop* Und bevor ich groß ins Schwatzen kommen, meinen großen Dank an die Kommischreiber ^___^ Viel Spaß beim Lesen^^ ___________________ „Konnichi wa, Naru-“, Sakura Haruno, ihres Zeichens zweite Schülerin der Godaime, brach jäh ab, als sie sah, dass ihr Freund und Teamkollege, Naruto Uzumaki, nicht mehr im Bett lag, sondern auf dem Fensterbrett saß. „Konnichi wa, Sakura-chan“, begrüßte Naruto die Kunoichi grinsend, ganz so, als wäre alles in bester Ordnung. Mit vor Überraschung leicht geöffnetem Mund und geweiteten Augen stand Sakura, die Hand immer noch auf der Klinke ruhend, im Türrahmen. Doch diese Sprachlosigkeit hielt nicht lange an. Das Mädchen holte tief Luft und begann dann mit dröhnender Stimme, die man, so schwor Naruto später jedem, der es hören wollte, sicher im ganzen Dorf hören musste, den Shinobi zusammen zu brüllen: „NARUTO UZUMAKI, BIST DU EIGENTLICH NOCH GANZ DICHT?!?“ Hastig rutschte Naruto vom Fensterbrett, wobei seine Beine wegen der plötzlichen Belastung anfingen zu zittern. „Wollte doch nur mal frische Luft schnappen“, nuschelte er kleinlaut, zog den Kopf ein und klammerte sich Halt suchend an das Fensterbrett. Sakuras Miene wurde sogleich etwas weicher, als sie den sehnsüchtigen Blick sah, den Naruto aus dem Fenster warf, während er es schloss. Schnell eilte sie zu ihm und half ihm, wieder ins Bett zu kommen. Schmollend ließ er sich daraufhin von ihr untersuchen. Der blonde Chaosninja hasste es, bei solch einfachen Dingen immer so sehr auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Er hasste es, so schwach zu sein. Sakura war gerade dabei, einen Verband an Narutos Arm auszuwechseln, als es klopfte und Sasuke Uchiha und Sai eintraten. Als er die auf dem Boden verstreuten Blätter bemerkte, begann Sasuke zu grinsen. „Hast du wieder Blödsinn angestellt, Dobe?“ „TEME! – Aua! Sakura-chan, was sollte das?“ Als Naruto Sasuke die drohende Faust hatte zeigen wollen, hatte er ganz vergessen, dass Sakura eben diesen Arm gerade behandelte. Und wie so oft handelte er sich dafür gleich eine Kopfnuss ein. „Ich hab gesagt, du sollst stillhalten, Baka!“ „Deshalb musst du mich ja nicht gleich so brutal schlagen“, grummelte Naruto und rieb sich die soeben eingehandelte Beule auf seinem Kopf. „Soll ich mal wirklich brutal zuschlagen?“, fragte Sakura den Blondschopf drohend. „Du warst entschieden zu lange mit Obaa-chan zusammen“, nuschelte er leise vor sich hin. „Das habe ich gehört!“, fauchte Sakura, sodass er noch etwas mehr in sich zusammen schrumpfte. Sie warf den letzten dreckigen Verband ebenfalls in den Eimer mit Narutos Erbrochenen und verließ damit das Zimmer, um kurz darauf mit einem leeren Eimer, den sie neben Narutos Bett stellte, und einem weißen Kleidungsbündel wieder zu kommen. Sie warf Naruto ein weißes Hemd und eine ebenso weiße Hose zu. „Besser du ziehst dir schnell etwas anderes an. Eine Erkältung oder sogar noch schlimmeres ist das letzte, was du jetzt gebrauchen kannst.“ Erst jetzt wurde sich Naruto wieder seiner durchnässten Kleidung bewusst. „Stimmt… warum ist es hier auch so saukalt?“, murmelte er bibbernd und schlang die Arme um seinen zitternden Oberkörper. „Weil du das Fenster aufgemacht hattest vielleicht?“, fragte Sakura leicht gereizt. „Ist ja gut…“, murrte Naruto, „Ich hab´s ja kapiert und mach es auch nie wieder und werde immer ein braver Junge sein.“ „Mach dich gefälligst nicht über mich lustig“, drohte ihm Sakura mit der Faust. „Würde ich mir nie trauen“, witzelte Naruto, dann wandte er sich wieder seinem „Problem“ zu. Vom Bett bis zur Badezimmertür waren es gerade mal fünf Meter, aber schon die drei Meter bis zum Fenster hatten ihn geschlaucht… //Ach, das packst du schon!//, ermunterte er sich selbst. Vorsichtig setzte er erneut beide Füße auf dem Boden auf, um aufzustehen. Als Sakura ihm zur Hilfe eilen wollte, schüttelte er verbissen den Kopf. Er wollte das jetzt alleine schaffen. Besorgt und wachsam sahen Sakura, Sasuke und Sai ihrem Freund dabei zu, wie er sich zum Bad quälte. Jederzeit wären sie bereit gewesen, Naruto zur Hilfe zu eilen, wenn er stürzen sollte. Schließlich gelangte er ohne ihre Hilfe zu der Tür, öffnete diese unter größten Kraftanstrengungen und verschwand dann in dem kleinen Badezimmer. Sakura seufzte leise. Sasuke sah sie viel sagend an. „Du weißt, dass wir ihm das nicht verbieten dürfen. Er hockt hier nun schon seit fünf Monate. Da ist es vollkommen verständlich, wenn er wenigstens das endlich alleine schaffen will.“ Die Kunoichi mit den rosafarbenen Haaren senkte den Blick. „Ich weiß… aber es fällt mir so schwer, ihm nicht unter die Arme zu greifen. Sein Zustand ist nach wie vor instabil…“ „Aber er bessert sich allmählich“, warf Sai ein. „Dennoch können wir nie sicher sein, wann er wieder umkippt!“, erwiderte Sakura energisch und hob unbewusst die Stimme, „Jederzeit kann es wieder zu einen Asthmaanfall oder zu einen kurzem Herzstillstand kommen. Ihr habt es doch auch gesehen: Er hat sich heute schon wieder erbrochen. Egal, was Tsunade-sama, Shizune-senpai und ich auch unternehmen, wir kriegen dieses verdammte Gift einfach nicht aus ihm raus… Wenn sich sein Zustand nicht bald stabilisiert, wird er vielleicht…“ „Sag das nicht!“, unterbrach Sasuke sie schroff und sein stechender Blick schien sie zu durchbohren. „Daran darfst du nicht mal denken. Du vergisst wohl, von wem hier die Rede ist. Naruto Uzumaki lässt sich nicht so leicht klein kriegen; schon gar nicht von einem wie Orochimaru.“ Sakura biss sich auf die Unterlippe und sah zur Seite, damit die beiden Shinobi nicht sahen, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Dabei fiel ihr Blick auf die Blätter am Boden, die vorhin durch das offene Fenster hineingeweht wurden. Froh eine Beschäftigung gefunden zu haben, eilte sie aus dem Zimmer, um einen Besen, ein Kehrblech und einen Abfalleimer zu holen. Naruto lehnte sich von innen an die Badezimmertür. Er hatte den Kopf zu Boden gerichtet, sodass seine Haare seine Augen verdeckten. Ein tonloser Seufzer entrang sich seiner Kehle. Er hatte alles mit angehört, das war der Vorteil an diesen dünnen Türen und Wänden im Krankenhaus. Er musste einen dicken Kloß hinunterschlucken. Es schnürte ihm beinahe die Kehle zu bei dem Gedanken, was ihm wohl noch erwartete, bezüglich seines unabsehbar langen Aufenthaltes in diesem stinklangweiligen Zimmer. Schwerfällig stieß sich Naruto von der Tür ab, um zum Waschbecken zu gelangen. Er stützte sich am Rande des Wachbeckens ab und besah sich sein Gesicht im Spiegel. Und wieder einmal erschrak er über sich selbst: Sein Gesicht war eingefallen und hohlwangig, ein Ergebnis der Tatsache, dass er kaum etwas Nahrhaftes bei sich behalten konnte. Zudem war seine Haut leichenblass, was wohl daher herrührte, dass er seit mehr als sieben Monaten nicht mehr an der Sonne war. Seine Augenhöhlen waren eingesunken, seine Augen selbst zeugten von seiner Müdigkeit. Seine Haare waren strähnig und hingen ihm wirr ins Gesicht. Alles in allem wirkte er beinahe wie ein Gespenst. Um sich nicht mehr selbst sehen zu müssen, drehte er schnell den Wasserhahn auf und begann, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Dann trocknete er sich wieder ab und schälte sich langsam und vorsichtig aus seinem nassen Schlafanzug. Er rubbelte sich mit einem Handtuch so lange trocknen, bis seine Arme diese „anstrengende“ Bewegung nicht mehr mitmachten. Leicht keuchend von diesem Kraftakt, ließ er sich erst einmal auf einem kleinen Holzschemel neben dem Waschbecken sinken. Er wartete ab, bis sich sein rasender Herzschlag wieder normalisiert hatte, dann machte er sich daran sich die sauberen Klamotten anzuziehen. Er musste sich damit viel Zeit lassen. Als er sich die Hose anziehen wollte, musste er sich mit der Schulter gegen die Wand abstützen, damit er nicht umfiel, und als er die Arme heben wollte, um sich das Hemd über den Kopf zu ziehen, spürte er, wie sich seine Muskeln verkrampften. Völlig erschöpft ließ er sich wieder auf dem Holzschemel plumpsen und lehnte sich mit dem Rücken an die beflieste, kalte Wand. Müde schloss er die Augen und verfluchte in Gedanken zum abertausendsten Male denjenigen, der für seine missliche Lage verantwortlich war, auch wenn das wohl wenig brachte, da dieser ja bereits seit mehr als einen halben Jahr unter der Erde lag. Orochimaru… selbst im Tod machte diese Schlange Naruto das Leben noch schwer… Nachdem er mit Kakashis und Yamatos Hilfe innerhalb weniger Tage die neue Technik erschaffen hatte, die stark genug war, um es mit Sasuke aufnehmen zu können, hatte er Tsunade regelrecht angefleht, damit er noch einmal nach Oto durfte, um Sasuke zurückzuholen. Zwei Wochen lang ging er ihr ununterbrochen auf die Nerven, bis die Fünfte Hokage es einfach nicht mehr aushielt und einwilligte. Sie ließ nach Jiraiya suchen, der den Großangriff auf Otogakure anführen sollte. Neben Naruto, Sakura und Kakashi, die als Sasukes Freunde sowieso energisch darauf bestanden, mit zu kommen, und Sai und Yamato, die ja zeitweilig zu Team Sieben dazu gehört hatten, meldeten sich auch Shikamaru und die anderen, die damals gegen die Sound Five gekämpft hatten, freiwillig zu dem Einsatz. Am Ende kam es dann so, dass die Teams Sieben, Acht, Zehn und Gai, sowie Sai, Yamato und Jiraiya zu der gefährlichen Mission aufbrachen. Zusätzlich schickte Tsunade ihnen noch drei dutzend Anbu, vier dutzend Jounin, gut hundert Chunin und mehrere Medical-Nin mit. Mit dieser kleinen „Armee“ hatten sie Orochimarus neues Versteck in Otogakure gesucht und schließlich auch gefunden und gestürmt. Schon kurze Zeit später hatte Naruto Sasuke gegenüber gestanden. Was folgte war ein erbitterter Kampf von einem solch zerstörerischen Ausmaß, dass der gesamte unterirdische Palast, in dem Orochimaru es sich gemütlich gemacht hatte, in sich zusammen fiel. Irgendwie hatte Naruto es geschafft Sasuke wieder zur Vernunft zu bringen und gemeinsam hatten sie Orochimaru angegriffen. Als Sasuke neben ihm zusammen brach, hatte Naruto Kyubi in sich nicht mehr zurückhalten können, doch zumindest hatte er es geschafft, seinen Körper noch eigenständig zu kontrollieren. Mit dem unermesslichen Chakra des Neunschwänzigen Fuchsungeheuers war es Naruto letztendlich gelungen, Orochimaru zu töten. Doch, noch während der Konoha-Nin den Todesstoß ausführte, hatte die Schlange ihm das Kusanagi-no-Tsurugi in den Bauch gerammt. Es war ein Wunder, dass er nicht sofort gestorben war. Dennoch waren die Auswirkungen verheerend… Dem Tode näher als dem Leben war er so schnell wie möglich zurück nach Konohagakure gebracht worden. Eine Woche lang lag er fast ununterbrochen auf dem OP-Tisch von Tsunade, bis sie es schließlich schaffte, seine wichtigsten Körperfunktionen wieder zu aktivieren und ihn in ein künstliches Koma zu versetzen. Zwei Monate lang lag er vollkommen regungslos in der Quarantäne-Station, bis man es wagen konnte, ihn wieder zu wecken. Das Kyubi, das wohl auch schon verhindert hatte, dass das Kusanagi-no-Tsurugi Naruto tötete, sorgte während des zweimonatigen Tiefschlafes dafür, dass ein Großteil des Giftes aus Narutos Körper wich. Trotz der im Vergleich zu vorher nur noch winzigen Menge an Gift in seinem Körper war Naruto seit seinem Erwachen an das Bett gefesselt. Jede Bewegung fiel ihm unendlich schwer, jeder Atemzug brannte ihm in der Lunge und kaum etwas Nahrhafte schaffte den Weg bis in seinen Magen. Einmal in der Woche versuchten Tsunade, Shizune und Sakura, die drei besten Medical-Nin in Konoha, wenigstens einen Mikroliter des Giftes aus seinem Blutkreislauf zu ziehen. Kaum einmal gelang es ihnen und immer wieder war er danach für mehrere Stunden nicht ansprechbar, so sehr plagten ihn die Schmerzen; trotz der vielen schmerzstillenden Mittel, die sie ihn vorher gaben. Inzwischen lag er – zählte man die zwei Monate Koma dazu – schon sieben Monate im Krankenhaus. Während draußen das Leben pulsierte und man den Frieden genoss, der nach Orochimarus Tod Einzug hielt, trübte sich sein Blick immer mehr. Alpträume suchten ihn immer öfter heim und es fiel ihn immer schwieriger vor seinen Freunden die unbekümmerte Fassade aufrecht zu erhalten… Ganz vorsichtig zog Naruto sich von dem Schemel hoch, wobei er sich am Waschbeckenrand festklammern musste. Schritt für Schritt quälte er sich wieder zur Tür und machte diese unter Aufbietung seiner letzten Kraftreserven auf. Der nachlassende Widerstand der Tür ließ ihn straucheln und wenn nicht Sasuke sofort zur Stelle gewesen wäre und ihn gepackt hätte, hätte er wohl Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Verärgert knirschte Naruto mit den Zähnen. Es machte ihn schier wahnsinnig, dass er es nicht einmal schaffte, ohne fremde Hilfe von seinen Bett ins Bad und wieder zurück zu gelangen! Sasuke bemerkte die Frustration seines Freundes und fungierte für ihn nur noch als Stütze, bis Naruto wieder auf eigenen –wenn auch recht wackligen – Beinen durch das Zimmer zu seinen Bett gehen konnte, welches Sakura inzwischen frisch bezogen hatte. Trotz seiner Angeschlagenheit fiel dem Blonden auf, dass die Blätter auf dem Fußboden verschwunden waren. Dankbar schenkte er Sakura, die nun seine durchnässten Sachen schnell wegbrachte, ein mattes Lächeln. Als Tsunade das kleine Krankenhauszimmer betrat, waren alle Spuren von Narutos „Vergehen“ verschwunden, was für Narutos Gesundheitszustand nur besser sein konnte, da die Godaime im Moment sehr gestresst wirkte. Siedend heiß fiel Naruto auf einmal ein, was für ein Tag wieder einmal war: Freitag! Es war Freitag und das hieß, dass auch gleich Shizune kommen würde und dass sie ihn heute wieder Gift abnehmen würden! Um Kraft betend schloss Naruto die Augen. Wie konnte er das nur wieder vergessen? Er fürchtete nichts und niemanden, außer zwei Dingen: Die Einsamkeit von damals und diese unerträglichen Schmerzen, die ihm jedes Mal überkamen, wenn die drei Medical-Nin ihm Gift abnahmen. Unaufgefordert verließen Sasuke und Sai wieder das Zimmer, als die etwas gehetzt wirkende Shizune eintrat. Das schlechte Gewissen nagte an ihnen, denn sie spürten nur zu deutlich, wie Narutos Angst den Raum auszufüllen begann. Sie fühlten sich schuldig, dass sie ihm nicht helfen konnten, damals wie heute nicht. Abwartend ließ sich Sai auf einen der grauen Plastikstühle im Korridor nieder und starrte zu Boden. Das Gefühl, versagt zu haben, nagte wieder einmal an ihn… Er und Sakura waren damals bei dem Überfall auf Orochimarus Versteck von Naruto getrennt worden. Als sie ihn wieder gefunden hatten, lag er bereits bewusstlos neben Orochimarus Leiche. Auch heute noch fragte er sich, ob er es hätte verhindern können, wenn er nur bei Naruto geblieben wäre… Früher waren Sai Dinge wie Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt fremd. Erst Naruto hatte ihn wach gerüttelt; hatte ihn an die kurze Zeit mit seinem großen Bruder erinnert, die er doch so sehr genossen, aber während der Zeit als Danyous Handlanger vergessen hatte. Naruto hatte ihm gezeigt, wie gut es tat, wenn man nicht immer auf sich alleine gestellt war, wenn man jemanden vertrauen konnte, wenn jemand einem Vertrauen entgegenbrachte. Inzwischen waren Naruto und Sakura für ihn sehr wichtige Personen geworden. Die Zeit mit ihnen in Team Sieben hatte er richtig genossen. Und obwohl er von ihren Wünschen, Sasuke aus Orochimarus Fängen zu befreien, nicht sonderlich angetan war, hatte er sie bei der Erreichung ihres Ziels so gut unterstützt, wie es ihm nur irgend möglich war. Ihnen zuliebe war er noch bei Danyou geblieben und hatte ihn nach Anhaltspunkten über den Aufenthaltsort von Orochimarus neuen Versteck ausspioniert, mit Erfolg. Naruto wäre ihn damals vor lauter Freude beinahe um den Hals gefallen, als er ihnen statt einer Entschuldigung wegen der zweiminütigen Verspätung zum allmorgendlichen Treffen zugerufen hatte, dass er endlich wüsste, wo Orochimaru sich versteckt hielt. Letzten Endes hatte Naruto seine Dankbarkeit jedoch damit zum Ausdruck gebracht, dass er Sai versprochen hatte, ihm zu einem leckeren Miso-Ramen ins Ichiraku einzuladen. Beim Gedanken an dieses Versprechen kam Sai das kurze Gespräch mit Naruto kurz nach dessen Erwachen aus dem Koma in den Sinn… Auf leisen Sohlen betrat Sai das kleine Krankenhauszimmer. Vorsichtig schloss er wieder die Tür hinter sich, um Naruto nicht zu wecken, doch dieser war schon wach. Langsam – wie in Zeitlupe – drehte Naruto seinem Kopf in Sais Richtung. „Hey Sai, altes Haus, wie geht´s denn so?“, krächzte er heiser hervor und selbst das Sprechen schien schon an seinen Kräften zu zehren. Seine ozeanblauen Augen waren trübe, nur ein kleiner Funken der alten Lebensfreude blitzte kurz in ihnen auf. Zudem ging Narutos Atem nur rasselnd; sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. Sai ging zum Bett und setzte sich auf dem daneben befindlichen Stuhl. „Die Frage ist wohl eher, wie es dir geht“, erwiderte er ruhig. Ein heiseres Gegurgel, das wohl ein Lachen sein sollte, entwich Naruto: „Bestens, bestens…“ Sai schwieg darauf nur. Dass die Leute oft auch dann noch logen, wenn es schon offensichtlich war, verstand er zwar immer noch nicht, doch hatte er sich inzwischen daran gewöhnt. „Da fällt mir ein-“, Naruto brach jäh ab, als ihn ein heftiger Hustenanfall durchschüttelte. Als Sai Anstalten machte, zur Tür zu laufen, um Hilfe zu holen, winkte Naruto mit einer Hand ab. „Halb so wild“, murmelte er mit noch kratzigerer Stimme. Sai reichte ihn auf seine bittende Geste hin ein Glas Wasser, das auf dem Nachtisch stand. Doch der Blondschopf konnte das Glas nicht alleine halten, seine Hände zitterten unter der Anstrengung viel zu sehr. Diskret ging Sai ihn zur Hand und hielt ihn das Trinkgefäß vorsichtig an die Lippen. Naruto nippte ein paar Mal daran und fuhr sich dann mit der Zunge über die spröden Lippen. Dann ließ er sich anscheinend vollkommen erschöpft wieder in die Kissen zurücksinken. Sai stellte das Glas zurück und wollte schon aufstehen, um das Zimmer zu verlassen… „Das Versprechen.“ Sai hielt inne und sah wieder zu Naruto. Dieser hatte immer noch die Augen geschlossen, doch ein mattes Lächeln lag auf seinen Zügen. „Ich werde es halten, du wirst schon sehen… Sobald ich hier raus bin, gehen wir zusammen zum Ichiraku…“ Auch Sais Gesicht zierte nun eines seiner seltenen Lächeln: „Ich freue mich jetzt schon darauf.“ Und bevor er die Zimmertür wieder öffnete, hörte er noch, wie Naruto ganz leise, „Das solltest du auch…“, wisperte, dann war nur noch Narutos rasselnder Atem zu hören. *Ich halte mein Versprechen, das ist mein Ninjaweg!* Narutos Worte hallten in Sais Kopf wider. In der Hinsicht konnte Sai nicht umhin, Naruto ein bisschen zu bewundern. So oft hatte er ihn diese Worte sprechen hören und immer hatte Naruto sie eingehalten. Er hatte Sasuke zurückgeholt, wie er es Sakura vor nun mehr als drei Jahren versprochen hatte. Und er hatte Orochimaru besiegt, wie er es sich selbst damals laut geschworen hatte, bevor sie das Versteck angriffen. Sai konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken, als er sich an die kurze Unterhaltung damals zurückdachte. Er war sich sicher: Das erste, was Naruto tun würde, wenn er endlich aus dem Krankenhaus rauskommen würde, wäre die Einhaltung seines Versprechens. Naruto hatte zwar nie wieder davon gesprochen, aber Sai war sich sicher, dass er sich noch sehr genau daran erinnern konnte. Doch würde er dieses Mal auch sein Versprechen halten können? So lange war er schon ans Bett gefesselt und Sai konnte sehen, wie sehr das Naruto zermürbte, wie seine selbstbewusste Fassade immer mehr bröckelte… Sai schüttelte den Kopf, um so seine düsteren Gedanken los zu werden. Naruto war stark, stärker als jeder andere von ihnen, er würde durchhalten… Sasuke, der einige Meter entfernt an der weiß gestrichenen Wand lehnte und den Blick seiner schwarzen Augen nicht einen Moment von Narutos Zimmertür ließ, bemerkte die leise Geste aus dem Augenwinkel heraus. Obwohl er Sai immer noch nicht sehr gut kannte, wusste Sasuke genau, was dem Blauhaarigen im Moment beschäftigte, aber er sagte nichts dazu, er musste nichts dazu sagen… Sai und ihn verband im Grunde nur eines, aber genau das war ihnen beiden unglaublich wichtig: Naruto. Beiden hatte der blonde Querkopf mit seiner impulsiven und kameradschaftlichen Art trotz vieler Anfangsschwierigkeiten geholfen. Beiden war Naruto der wichtigste Freund. Und beide hatte Naruto aus ihrer Abschottung ist Leben zurück gezerrt… Auch wenn Sasuke es niemals zugeben würde, so fühlte er sich, seit er wieder in Konoha war, so lebendig wie nie zuvor. Und das verdankte er nur Naruto. Naruto, der trotz aller Geschehnisse immer noch an ihn geglaubt hatte. Naruto, der Sasuke trotz allem als seinen besten Freund bezeichnete. Naruto, der für ihn sein Leben riskiert hatte… Sasuke verstand es nicht, hatte Naruto doch inzwischen viele andere Freunde gefunden, die ihm bei weitem besser behandelten als der Uchiha-Erbe es immer getan hatte, aber dennoch war Sasuke ihn dafür sehr dankbar. Sasukes Gedanken schweiften ab, zu jenem Tag, der erneut seine Einstellung, sein ganzes Leben, mit einem Schlag verändert hatte… Dieses Mal allerdings ins Positive... Narutos Worte, die er ihn entgegen gebrüllt hatte, als sie einander in Orochimarus Versteck gegenüber standen, hatten sich in seine Seele gebrannt. Und er wusste, dass er sie nie wieder vergessen würde … Um sie herum brach alles immer schneller in sich zusammen. Feiner Sand rieselte auf ihre Häupter und immer größere Felsbrocken brachen aus den Wänden. Fetzen des Staubnebels schwebten noch zwischen ihnen und nahmen ihnen hin und wieder für ein paar Sekunden die Sicht auf ihr Gegenüber, aber keiner der beiden ergriff eine dieser Angriffschancen. Keuchend, bebend und aus vielen Wunden blutend standen sich Sasuke Uchiha, Erbe des einst so ruhmreichen Uchiha-Clans, und Naruto Uzumaki, der Chaosninja von Konohagakure, gegenüber und starrten einander einfach nur an. Narutos Augen funkelten vor Entschlossenheit. Die Sasukes waren kalt und voller Hass und Verachtung. Es war Sasuke, der das Schweigen zwischen ihnen beendete: „Zwei geschlagene Stunden kämpfen wir schon miteinander und du kannst mich immer noch nicht besiegen. Gib es doch endlich auf und hör auf, meine Zeit zu verschwenden.“ „Ich gebe nicht auf!“, brüllte Naruto über das Krachen der herunterfallenden Felsbrocken hinweg Sasuke zu. „Ich habe es Sakura-chan versprochen!“ „Tze...“, Sasuke schnaubte verächtlich und sprang, sein Katana zum Angriff erhoben, auf Naruto zu. „Was ist schon ein Versprechen? Nichts weiter als hohle Worte.“ Naruto blockte den Sturzflug des Katanas mit einem Kunai. Die beiden Ninja-Waffen rieben knirschend aneinander, während ihre Besitzer sich verbissen in die Augen starrten. Einige Augenblicke lang drückten sie die Waffen aneinander. „Meine Versprechen halte ich!“, übertönte Naruto das Getöse des einstürzenden Versteckes. „Das ist mein Ninjaweg!“ Dann stemmte er sich mit aller Kraft gegen Sasuke und drückte ihn so weg. Sasuke geriet etwas aus dem Gleichgewicht und Naruto wollte diese Chance nutzen und ihn wieder angreifen. Doch Sasuke war zu schnell, er sprang einige Meter weg und warf Naruto wieder nur einen abfälligen Blick zu. „Dein Geschwafel von deinen Ninjaweg hat mich schon immer genervt“, zischte er abfällig. Naruto sammelte sein Chakra in den Fußsohlen und sprang auf Sasuke zu. Sasuke konnte der Wucht des Angriffs nicht viel entgegensetzen und sein Katana landete klirrend einige Meter entfernt zwischen den herumliegenden Felsbrocken. Naruto presste seinen ehemaligen Teamkollegen grob gegen die kalte Steinwand und hielt ihm ein Kunai an die Kehle, während er ihn anbrüllte: „Aber du hast es ertragen! Du hast es ertragen und warst mit uns in einem Team! Du hast es ertragen und mir sogar das Leben gerettet! Wir sind doch Freunde!!“ „Wir waren nie Freunde!“, schnaubte Sasuke verächtlich und versetzte Naruto einen kräftigen Schlag in die Magengrube. Naruto keuchte auf und krümmte sich nach vorn. Sasuke nutzte diese Gelegenheit und schickte ihn mit einem weiteren harten Schlag auf den Rücken zu Boden. Mit einen beinahe irren Flackern in den Augen trat Sasuke den am Boden liegenden Naruto immer wieder in die Rippen und beschimpfte ihn dabei weiterhin. „Ihr wart mir immer nur ein Klotz am Bein und habt mich daran gehindert, stärker zu werden. Wertloser Dreck seid ihr!“ Naruto wehrte sich nicht, ließ die Tritte einfach über sich ergehen. Er reagierte nicht einmal, als seine Rippen mit einem übelkeitserregenden Knacken brachen. Schließlich hielt Sasuke inne und hockte sich neben Naruto. Grob packte er ihn an seinen blonden Haaren und zog seinen Kopf hoch. Naruto hustete und spie dabei Blut aus. Über Sasukes Züge huschte ein grausames Grinsen: „Du glaubst wohl, dass das Fuchsungeheuer dich hier raus hauen wird, hm?“ Naruto lachte gurgelnd: „Das hab ich gar nicht nötig.“ Ein kaltes Lachen entrang sich aus Sasukes Kehle: „Da bist du aber sehr von dir selbst überzeugt.“ „Ganz im Gegensatz zu dir“, krächzte Naruto und wurde von einem erneuten Hustenanfall durchgeschüttelt. Ein langsam anschwellendes Blutrinnsal quoll aus seinen linken Mundwinkel, aber er lächelte grimmig, als er fortfuhr: „Statt auf dich selbst und deine Fähigkeiten zu vertrauen, bist du feige zu dieser Schlange gegangen und hast deine Seele verkauft.“ „Als ob du davon auch nur den Hauch einer Ahnung hättest“, Sasuke zog Naruto am Kragen auf die Beine und drückte ihn nun gegen die Wand, wie Naruto es zuvor mit ihm getan hatte. Allerdings ging er dabei bei weitem brutaler zu Werke. „Du hast doch keinen blassen Schimmer, was ich durchmachen musste wegen Itachi“, zischte Sasuke Naruto an. Naruto verzog seinen Mund zu einen wehleidigen Lächeln: „Wie auch? Ich hatte nie eine richtige Familie so wie du.“ „Ganz genau“, knurrte Sasuke. Während er Naruto mit der rechten Hand noch immer an den Felsen drückte, sammelte er in der linken Hand sein Chakra. Kurz darauf knisterte die weiße Chakramenge des Chidori in Sasukes Hand. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, rammte er Naruto das geballte Chakra in den Bauch. Naruto würgte und spuckte eine große Menge Blut. „Sehr gut, Sasuke-kun.“ Der Uchiha zog seine blutbesudelte Hand wieder aus Naruto heraus, der daraufhin wieder zu Boden ging und dort keuchend und Blut speiend liegen blieb, und drehte sich Orochimaru zu, der langsam und mit seinen typischen kalten Lächeln auf den schmalen Lippen auf sie zukam. Orochimaru, ehemaliger Konoha-Nin, einer der Sanin und Begründer von Otogakure, lachte leise sein kaltes Lachen, als er zu Naruto hinunter sah: „Nun, Naruto-kun, es sollte wohl klar sein, wohin Sasuke-kun gehört, oder?“ „Nach Konoha... zu seinen Freunden...“ Ein kleines Lächeln, das sich bei einem erneuten Hustenanfall zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzerrte, huschte über Narutos Gesicht. Für einen winzigen Moment verzerrten sich die kalkweißen Gesichtszüge des Abtrünnigen vor Wut, doch im nächsten Moment wurde sein emotionsloses Lächeln noch breiter und in seinen gelben Augen blitzte die Mordlust auf, als er sich zischelnd an Sasuke wandte: „Er stört uns nur, Sasuke-kun. Töte ihn.“ Sasuke drehte den blonden Konoha-Nin mit einen verächtlichen Schnauben auf den Rücken und zog ein Kunai. „Du hättest einfach nicht herkommen sollen, Dobe“, erklärte er Naruto mit herablassender Miene und setzte die Waffe an die Kehle des Blonden. Naruto verzog das Gesicht: „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst, Teme?“ Sasuke stockte und zog das Kunai wieder zurück. *Teme! Teme! TEME!!!* *Sasuke-kun!* *SASUKE!!* Ihm schwirrte mit einem Mal der Kopf. Darauf bedachte, es nicht hektisch aussehen zu lassen, stand Sasuke wieder auf und wandte sich seinem Meister zu: „Er ist es doch gar nicht wert. Er wird uns ohnehin nicht folgen können.“ „Sag bloß, du kneifst, Teme“, keuchte Naruto. Sein Brustkorb hob sich nur sehr langsam und unregelmäßig und sein Atem rasselte. Dennoch war deutlich zu sehen, dass sich die schwere Bauchwunde wieder schloss. Viele der kleineren Wunden waren nur noch durch ganz leichte weiße Streifen, die auch bald verblassen würden, zu erkennen. Auch die gebrochenen Rippen waren bereits wieder geheilt. Die Kraft des Neunschwänzigen erstaunte sogar Orochimaru. „Töte ihn, dann wird er uns nicht mehr stören und du kannst in aller Ruhe trainieren“, befahl Orochimaru seinem Schüler. Sasuke zögerte und sah zu den Blut spuckenden Naruto hinunter. Was war bloß los mit ihm? Er war vorher doch noch nie davor zurückgeschreckt, unschuldige und hilflose Menschen zu töten. Das Blut hunderter wehrloser Männer, Frauen und Kindern klebte an seinen Händen. Ohne auch nur eine Sekunde zu Zögern hatte er sogar Säuglingen sein Katana in den kleinen Bauch gerammt. Ohne die geringste Gefühlsregung hat er mit angesehen, wie Orochimaru seine Untergebenen nach Lust und Laune folterte, ihnen Körperteile abschneiden oder sie blenden ließ. Ohne auch nur einmal die Augen abzuwenden hat er zugesehen, wenn Orochimaru Leute dazu gezwungen hat, Gifte zu schlucken, die sie auf grausamste Art und Weise töteten. Ohne das geringste Mitleid hat er Orochimaru beobachtet, wenn dieser junge Mädchen vergewaltigte und sie danach Stück für Stück mit Brenneisen und vielen anderen Folterinstrumenten entstellte, bis sie vor lauter Schmerzen wahnsinnig wurden. Warum also konnte er jetzt Naruto nicht töten? Was hielt ihn zurück? Was nur?! „Sasuke-kun?“, Orochimarus Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen und seine Augen funkelten Sasuke fordernd an. Sasukes Nackenhaare stellten sich auf. Das war nicht gut... Das war ganz und gar nicht gut! Wenn er sich Orochimaru weiterhin widersetzen würde, würde er das noch auf sehr schmerzhafte Art und Weise bereuen... Orochimaru würde ihn zwar nicht töte… nein... er wollte ja seinen Körper... aber er würde ihn foltern... wie er schon Tausende vor ihn gefoltert hatte... „Was ist, Teme?“, Narutos Augen blitzten ihn herausfordernd an. „Wenn du mich nicht tötest, werde ich dich weiter verfolgen und wieder deine Zeit verschwenden... Wenn du mich tötest, wirst du für immer deine Ruhe haben... und wie dein Bruder werden...“ „Was sagst du...?“, Sasuke ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. „Itachi tötet, um sein Ziel zu erreichen, du tötest, um dein Ziel zu erreichen... Erkläre mir den Unterschied...“ Sasuke starrte Naruto hasserfüllt an: „Du...“ „Ich...“ Naruto grinste schief. „Nur dein Blick ist noch nicht ganz wie der von Itachi... Du kannst noch umkehren... er nicht...“ „Ich muss diesen Bastard töten“, zischte Sasuke. „Und das hier ist der einzige Weg...“ „Du musst nur sterben, alles andere kannst du selber entscheiden...“ „Seit wann bist du so philosophisch, Dobe?“, Sasuke wollte verächtlich klingen, doch ein unterschwelliges Zittern in seiner Stimme verriet seine Aufgebrachtheit. Naruto schloss nachdenklich die Augen, dann sah er Sasuke wieder in die Augen... Das tiefe Ozeanblau von Narutos Augen bohrte sich regelrecht in das flammende Rot von Sasukes Sharingan. Die Sekunden zogen dahin und weder Sasuke noch Naruto beendeten den Blickkontakt. Sie starrte einander immer weiter an und ignorierten das ohrenbetäubende Krachen und Bersten der herunterfallenden Felsbrocken. Ewigkeiten schienen zu vergehen und schließlich... musste Sasuke den Blick abwenden... „Töte ihn!“, zischte Orochimaru erneut und nun war die Drohung nur zu deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Sasuke straffte seinen ganzen Körper, machte sich innerlich wie äußerlich auf die Strafe gefasst. „Nein.“ Er erwartete jedem Moment den Angriff, einen urgewaltigen Schlag, der ihn gegen eine Felswand schleudern und einige Knochen brechen würde... Er konnte spüren, wie Orochimaru zum Schlag ausholte... Ein Rascheln, ein dumpfer Aufschlag, ein aufgebrachtes Zischen und dann ein gewaltiges Krachen... Sasuke wandte sich um und riss erstaunt die Augen auf: Vor ihn stand Naruto, die Arme zu einer Abwehrpose erhoben. Das Krachen hatte von Orochimarus Aufprall an die Wand hergerührt. Sasuke vergaß für einen Moment seine Haltung und weitete die Augen, dass diese bald schon Tellergröße annahmen. Naruto hatte Orochimarus Angriff nicht nur abgewehrt, er hatte den Begründer von Otogakure sogar zurückgeschlagen! Sasuke blinzelte mehrmals, um sicher zu sein, dass es keine Halluzination war. Wie konnte Naruto nur so stark sein? Und warum hatte er mit dieser Kraft nicht gegen Sasuke gekämpft? „Warum hast du das getan?“, wisperte er, während er langsam seine Fassung wiedergewann und beobachtete, wie Orochimaru sich aus den Gesteinsschichten grub. Der Sanin war sichtlich wütend und funkelte Naruto mit einem mörderischen Blick an, der ihn einem langsamen und qualvollen Tod versprach. „Weil es nicht die Art der Konoha-Nin ist, ihre Kameraden im Stich zu lassen... Und meine erst recht nicht.“ Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck und vor Entschlossenheit funkelnden Augen erwiderte Naruto den Blick aus den gelben Augen Orochimarus, ohne auch nur einmal wegzusehen. „Ich bin nicht dein Kamerad!“, zischte Sasuke Naruto zu. „Denkst du vielleicht“, knurrte der Blonde leicht ungeduldig und zog ein Kunai. „Für mich warst du immer ein sehr wichtiger Mensch in meinen Leben und das wird sich auch nicht ändern.“ „Erspar mir dieses „Beste Freunde“-Geschwafel! Das Einzige, was für mich zählt, ist meine Rache!“ „Und genau deshalb wirst du sie nie erreichen...“, murmelte Naruto und sprang Orochimaru entgegen, um dessen Angriff zu blocken. Orochimaru umwickelte Naruto mit seiner Zunge und machte den Konoha-Nin so bewegungsunfähig. „Kukuku... Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, dass du es mit mir aufnehmen könntest, oder Naruto-kun?“ „Für meine Freunde nehme ich es mit jedem auf!“, würgte Naruto hervor, der immer fester von Orochimarus Zunge gefesselt wurde. „Freundschaft! Kukuku...“ – Sasuke lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. So mörderisch hatte Orochimaru zum letzten Mal gelacht, als er sich einen Spaß daraus gemacht hatte, einige hilflose und verzweifelte Eltern dabei zusehen zu lassen, wie er ihre Kinder qualvoll bis in den Tod foltern ließ! – „Siehst du Sasuke-kun... Freundschaft behindert dich nur daran, stärker zu werden. Freunde sind dir nur im Weg.“ Stumm stand Sasuke da und erwiderte nichts darauf. Sein ausdrucksloser Blick ruhte auf Naruto, der immer noch versuchte, sich von seiner Fesselung zu befreien. Die Gedanken rasten nur so in seinem Kopf. Warum zum Teufel ließ ihn diese ganze Situation nicht – wie sonst immer – kalt? Jahrelang hatte er Orochimarus Handlungen nicht eine Sekunde in Frage gestellt und jetzt auf einmal! Was war bloß los? „TEME!!!“ Sasuke zuckte unmerklich zusammen. Mit einen urgewaltigen Schrei packte Naruto Orochimarus Zunge und riss sie sich vom Hals. Er ruckte erneut an der Zunge und zog so Orochimaru zu sich. Dann trat er dem auf ihn zufliegenden Sanin mit aller Kraft in die Magengegend. Fassungslos sah Sasuke mit an, wie sein Meister von der Wucht des Trittes wieder tief in die Wand gedrückt wurde. Im nächsten Moment stand plötzlich Naruto vor ihn und packte ihm grob am Kragen. „Du verdammter Bastard merkst gar nicht, wie du immer schwächer statt stärker wirst!“ - Naruto schlug Sasuke hart gegen einen mannshohen Felsbrocken und hielt den Blick der roten Augen seines einstigen Teamkollegen mit dem Blick seiner eigenen, azurblauen Augen fest – „Du machst dich von dieser Schlange abhängig! Statt auf deine Freunde zu vertrauen, die dir helfen wollen, unterwirfst du dich Orochimaru, der dich jederzeit verraten wird!“ Sasuke starrte Naruto unverwandt an: //Er hat Recht... Ich bin wirklich von Orochimaru abhängig geworden...// Sasuke packte Narutos Hand und zerrte sie unter größten Kraftanstrengungen von seinen Kragen weg: „Mir bleibt keine andere Wahl...“ Naruto ließ die Hand sinken und sah Sasuke mit leeren Augen an: „Für deine Rache?“ „Genau...“ „Und dafür gibst du wirklich alles auf? Deine Freunde, deine Heimat?“, Narutos Blick blieb weiterhin vollkommen ausdruckslos. „Sogar deine Seele?“ „Ja...“ Naruto breitete die Arme aus: „Beweis es mir!“ „...“ Scheinbar desinteressiert blickte Sasuke weiterhin in die blauen Augen des Blondschopfes. Doch seine Gedanken rasten. Wollte Naruto etwa, dass er ihn tötete?! Warum? Was sollte das? „Wenn du wirklich bereit bist, alles über Bord zu werfen, dann töte mich, hier und jetzt!“ Sasukes Augen wurden groß, entgeistert starrte er Naruto an, der ihn immer noch unverwandt in die Augen sah. Es war ihm ernst! Aber wieso? Er sprach seine Frage aus und hielt seine schwarzen Augen weiterhin ungläubig auf den Blonden gerichtet. „Tu es!“, befahl Naruto ihm nur und seine Augen nahmen einen harten Ausdruck an. „Wenn du hier bei Orochimaru bleiben willst, dann töte mich hier und jetzt!“ „Das ist nicht nötig… Kukuku… Das übernehme ich.“ Hinter Naruto stand auf einmal Orochimaru. Narutos Augen weiteten sich vor Schreck. Der blonde Konoha-Nin konnte hören und spüren, wie der abtrünnige Sanin mit einem Kunai ausholte, um ihn zu töten. Keine Chance… Er würde nicht ausweichen können… Er hatte versagt… Ein kurzer Luftzug, ein Rascheln, dann ein Klirren… Orochimarus Augen weiteten sich überrascht. Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde sein Angriff gestoppt. Und dieses Mal war es nicht der vorlaute Blondschopf… sondern Sasuke! Erstaunt drehte Naruto sich um und betrachtete die Szenerie. Dann breitete sich auf seinem Gesicht ein triumphierendes Grinsen aus: „Hast aber lange gebraucht, Teme.“ „Bild dir bloß nichts ein, Dobe“ – Sasuke sah seinem einstigen Teamkameraden über die Schulter hinweg in die ozeanblauen Augen – „Wir beide tragen unseren Kampf später aus. Aber erst einmal“ – er drehte den Kopf zu Orochimaru – „Beseitigen wir die Schlange hier.“ „Mit Vergnügen…“ Naruto zog ebenfalls ein Kunai. Orochimaru sprang einige Meter von den beiden so ungleichen Jungen weg und betrachtete seinen Schüler immer noch leicht erstaunt: „Und was ist mit deiner Rache, Sasuke-kun? Wie willst du die jetzt erfüllen?“ „Das ist nicht länger dein Problem, Orochimaru“, zischte Sasuke. Dort standen sie… Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha… Freunde… Brüder… Seite an Seite… ihnen gegenüber einer der gefürchtesten Nuke-Nin, die je gelebt hatten… „Naruto…“ „…?“ „Danke.“ Ein Lächeln, dann ein Tappen, als sie zugleich lossprangen. „Keine Ursache…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)