Days in Shibuya von abgemeldet ================================================================================ Toshiya ------- Die Meisten kennen mich heute unter dem Namen Toshiya. Der Vorschlag kam von Kyo, ein paar Tage nachdem ich in die Band aufgenommen worden war. Ich verbrachte die Pausen jetzt regelmäßig mit ihm, Kaoru und Die und nicht selten fragten meine Klassenkameraden mich darüber aus, was ich mit Kaoru redete, was wir machten und so weiter. Ich bekam heraus, dass die wildesten Gerüchte um ihn und seine Clique kursierten, unter anderem dass er im Biologieunterricht Haschisch züchtete, ein Verhältnis mit der Schulsekretärin gehabt hatte, die Lehrer bestach um bessere Noten zu bekommen und so weiter. Ich habe ihn danach gefragt – nichts davon stimmte. Aber immerhin hatten die Schüler eine blühende Fantasie. Wir standen wieder hinter dem Gebäude, als Kyo wieder von meinem Namen anfing. „Du brauchst irgendein Pseudonym“, sagte er und schnippte seinen Zigarettenstummel in meine Richtung. Er glimmte noch. „Irgendwas Cooles.“ „Schlag was vor“, sagte ich. „Lass mich nachdenken…“ Kyo verschränkte die Arme und schielte zu Kaoru. „Hast du noch ne Kippe?“ „Vergiss es“, sagte Kaoru. „Kauf dir selber welche.“ „Bitte!“, rief Kyo, „dann kann ich besser denken!“ „Zum Denken brauchst du keine Kippen, sondern Hirn“, stellte Kaoru fest. „Und du hast keins von beidem.“ Er lächelte Kyo gespielt mitleidig an. „Wieso willst du eigentlich unbedingt, dass ich meinen Namen ändere?“, fragte ich. Kyo zuckte mit den Schultern. „Irgendwann müssen wir uns alle mal ändern“, sagte er. „Und mit dem Namen anzufangen, ist doch nicht schlecht.“ Er sagte es ziemlich beiläufig, aber ich dachte, dass er gar nicht mal Unrecht hatte. Kyo dachte eine Weile nach, dann schnippte er plötzlich mit den Fingern und grinste. „Ich hab’s“, sagte er. „Toshiya.“ Ich wusste ehrlich nicht, was ich dazu sagen sollte. „Aha“, sagte ich endlich. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Ich bin eben ein Genie was das Erfinden von Namen angeht.“ „Ach, wirklich?“, fragte ich sarkastisch. „Nein“, sagte Kyo. „Aber der Hund meiner Großmutter hieß so. Und es klingt sogar so ähnlich wie dein Vorname. Also, seid ihr einverstanden?“ Die und Kaoru, die etwas abseits von uns standen, zuckten mit den Schultern. „Das ist seine Sache“, sagte Die. „Wenn er unbedingt so wie der Hund deiner Oma heißen will…“ Kyo schaute mich erwartungsvoll an und ich entschloss mich, nachzugeben, obwohl ich noch nicht besonders angetan davon war. Aber ich hatte mit etwas schlimmerem gerechnet. „Meinetwegen“, sagte ich und Kyo strahlte. „Perfekt“, sagte er und wandte sich noch mal an Kaoru und Die. „Also, ab heute nennen wir ihn Toshiya!“ Kaoru lachte. Es klang ein bisschen spöttisch. „Man, leg dir mal ein Hobby zu, bevor du anfängt, alle möglichen Leute umzutaufen!“ „Pah“, machte Kyo schnippisch. „Ich finde, für diesen genialen Geistesblitz hab ich mir noch ne Kippe verdient.“ Kaoru lachte laut auf. „Du machst Witze!“, sagte er. „Wenn du mir nen Nummer-Eins-Hit schreibst, kriegt du eine… Vielleicht.“ „Hey“, sagte Die plötzlich. „Wir haben noch was vergessen…“ Er sah mich stechend an, diabolisch lächelnd. „Was denn…?“, fragte ich vorsichtig. „Du weißt schon…“, sagte Die und tauschte einen schnellen Blick mit Kaoru. Dieser schien auch nicht zu wissen, worauf Die hinaus wollte. „Du weißt doch, was wir alle haben… Und was du nicht hast…“ „Hä?“ Die verdrehte die Augen. „Das Tattoo, man!“, sagte er. „Hab ich dir doch erzählt. Sogar Shinya hat es gemacht, also musst du auch!“ Ich schnappte nach Luft. Ich und ein Tattoo?! NIEMALS! „Nein!“, sagte ich energisch. „Den Namen, gut, gerne, aber ich lass mich nicht tätowieren!“ „Wieso nicht?“, mischte sich Kaoru jetzt ein. „Es tut nicht weh. Und du solltest es echt machen, du gehörst jetzt zu uns… Toshiya.“ Er grinste, als er meinen neuen Namen aussprach. „Aber, ich…“ „Doch!“, rief Kyo. „Mach das, wir kommen alle mit und du kriegst auch Shinya zum Händchenhalten.“ Er prustete los. Mein Gesicht wurde heiß. Nicht zuletzt wegen der Andeutung auf Shinya. „Ich will aber nicht!“ „Es muss ja nicht groß sein“, sagte Kaoru. „Und du kannst dir aussuchen, wo. Du musst es dir ja nicht auf die Stirn schreiben.“ Mir schwante, dass ich überhaupt keine Chance hatte. Je öfter ich nein sagte, desto mehr würden sie darauf bestehen, dass ich es machte. Und vielleicht reichte ja auch ein winziges Tattoo am Fußknöchel, wo niemand (vor allem nicht meine Mutter) es zu Gesicht bekam. Ein Tattoo, von dem niemand außer uns wissen würde, dass es existierte… Vielleicht war es gar nicht so schlimm. Und obwohl ich einen tierischen Horror davor hatte, seufzte ich und sagte: „Gut. Ich mach’s. Aber wenn ich dabei drauf gehe, zahlt ihr die Kosten für die Beerdigung!“ „Lass es dir auf den Arsch tätowieren und ich lass noch Rest with tattoo auf den Grabstein meißeln“, sagte Die. Wir vereinbarten, dass wir uns am nächsten Tag in Satorus Tattoo-Studio treffen würden, ich hatte also noch knapp vierundzwanzig Stunden Zeit um mich sowohl an den neuen Namen als auch an den Gedanken, demnächst tätowiert herumzulaufen zu gewöhnen. Am Abend kam meine Mutter mit dem Telefon in mein Zimmer. Sie hielt eine Hand auf den Hörer. „Für dich“, sagte sie. Dann hielt sie die Hand auf den Hörer und fragte: „Kennst du jemanden, der Terachi heißt?“ „Ja“, sagte ich. „Jetzt gib mir das Telefon.“ „Du hast mir deine neuen Freunde immer noch nicht vorgestellt“, sagte sie vorwurfsvoll. „Mach ich bald“, wehrte ich ab. „Darf ich jetzt bitte den Hörer haben?“ Mit einem Schnauben drückte sie mir den Hörer in die Hand und rauschte aus dem Zimmer. Ich zögerte einen Moment, ehe ich mich meldete. „Hey“, antwortete Shinya sofort. „Ich bin’s.“ Als ich seine Stimme hörte, war ich plötzlich seltsam aufgeregt. „Hey“, sagte ich. „Was gibt’s?“ „Ich hab gehört, du lässt dich wirklich morgen tätowieren“, sagte Shinya. „Ich hab’s den anderen nicht geglaubt.“ „Doch“, erwiderte ich. „Du willst eigentlich nicht, oder?“, fragte Shinya und ich fragte mich, ob er vielleicht Gedanken lesen konnte. „Na ja“, sagte ich. „Ich werd es überleben. Aber sag mal, woher hast du eigentlich meine Nummer?“ „Von Kaoru“, antwortete Shinya. „Ähm, was ich dich eigentlich fragen wollte…“ „Ja?“ Shinya räusperte sich. „Hast du Lust morgen nach dem Tätowieren mit zu mir zu kommen? Ich würd dir gerne was zeigen.“ „Äh, ja!“, sagte ich sofort. „Gerne.“ Es entstand eine kurze Pause. „Gut, dann bis morgen“, sagte Shinya und legte auf. Als ich den Hörer weg legte, fühlte ich mich für einige Sekunden leicht benebelt. Nicht wegen der Aussicht auf die Tätowiernadel. Es war das Gefühl, dass ich in Shinyas Anwesenheit immer hatte, und es gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Aber das würde ich schon noch in den Griff bekommen. Den ganzen darauf folgenden Tag dachte ich darüber nach, wo ich mir das Tattoo stechen lassen sollte. Am Arm würde meine Mutter es spätestens im Sommer bemerken, genauso am Rücken oder auf der Schulter. Also am Besten doch am Fußgelenk. Der Vormittag verging wie im Flug. Nach der Schule trafen wir uns am Haupteingang und ich muss sagen, ich war echt tierisch aufgeregt. „Nervös?“, fragte Die und stieß mich leicht in die Seite. „Musst du nicht sein. Satoru ist ein Profi.“ „Er macht es übrigens umsonst“, sagte Kaoru. „Also, dieses eine Mal, weil wir seit Jahren befreundet sind und er uns supportet.“ „Wie denn?“, fragte ich. „Na ja, wenn wir irgendwann mal ein Logo haben will er es als Motiv anbieten und er kennt Leute, die T-Shirts und Buttons herstellen könnten… Er hat gesagt, die Namenstattoos kriegen wir geschenkt.“ Ich erwiderte nichts darauf. Der Weg zum Studio schien sich ewig hinzuziehen und als wir endlich da waren, schlug mir das Herz bis zum Hals. Wir betraten den kleinen, halbdunklen Laden. Ich schaute mich um: An den Wänden hingen Bilder mit Motiven, Fotos von tätowierten und gepiercten Leuten, zwei alte Poster von Rockbands. Ein Perlenvorhang versperrte die Sicht zu einem kleinen Hinterraum. Es roch leicht nach Zigarettenrauch. „Hallo!“, rief Kaoru. Der Vorhang raschelte und jemand kam auf uns zu, offenbar dieser Satoru. Bei seinem Anblick staunte ich nicht schlecht: Er hatte die ganzen Arme voller Tattoos, in jedem Ohr fünf Ohrringe und Piercings in Augenbraue und Lippe. Seine Haare waren schulterlang, schwarz und sahen fettig aus. Er umarmte der Reihe nach Kaoru, Die und Kyo, dann wandte er sich an mich und grinste. „Du bist Toshiya?“, fragte er und ich nickte. „Alles klar, dann wollen wir mal“, sagte er und winkte uns, ihm zu folgen. Wir gingen in den Hinterraum und mir fiel die Kinnlade runter: Auf einem Hocker unter einem Bild, das einen Drachen zeigte, der eine blutende Frau im Maul hielt, saß Shinya. Als er mich sah stand er auf und begrüßte uns. „Na endlich“, sagte er. „Ich bin schon eine halbe Stunde hier.“ Shinya passte optisch überhaupt nicht in den Raum. Er wirkte viel zu lieb und ordentlich für so ein Piercingstudio. Aber es war wie so oft: Der Schein trug. „Setz dich“, sagte Satoru und wies auf den Stuhl in der Mitte des Raumes. Ich nahm vorsichtig Platz. Mein Herz schlug immer schneller und ich wollte es nur schnell hinter mir haben. „Wo soll’s denn hin?“ „Ähm, ich dachte… am Fuß“, sagte ich. Satoru sah mich missbilligend an. „Aber da sieht es doch niemand.“ „Schon OK“, sagte Kaoru. „Ist ja nicht so wichtig, ob jeder es sieht oder nicht.“ Satoru seufzte und bat mich Socken und Schuhe auszuziehen und die Hose ein bisschen hochzukrempeln. Das tat ich. Ich versuchte irgendwo anders hinzusehen und mein Blick landete schließlich bei Shinya. Er lächelte mir aufmunternd zu. „Bleibt es dabei dass du gleich mit zu mir kommst?“, fragte er nach einer Weile. „Ja klar, warum auch… Au!!“ Ich zuckte zusammen, als die Nadel meine Haut berührte. Ich klammerte mich an der Armlehne des Stuhls fest und wartete mit geschlossenen Augen darauf, dass der pieksende Schmerz endlich nachließ, als ich plötzlich Shinyas Hand auf meiner spürte. Ich öffnete halb überrascht, halb erschrocken die Augen und sah, dass er mit dem Daumen sanft über meinen Handrücken strich. Mir blieb die Luft weg. „Tut’s weh?“, fragte Shinya und tat, als wisse er überhaupt nicht, was er gerade tat. „Tut’s weh?“, fragte Shinya. „Ich hab es irgendwie nicht sehr schmerzhaft in Erinnerung…“ „Geht“, sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. „Nicht so schlimm wie ich dachte.“ Shinya lächelte immer noch und ich merkte, wie mein Herz noch mal schneller zu schlagen begann. Und dann war es plötzlich vorbei und Satoru meinte, ich könne wieder aufstehen. An die ganze Prozedur kann ich mich so gut wie gar nicht erinnern. Es war so schnell vorbei und war einfach nur erleichtert. Vorsichtig lugte ich auf meinen rechten Fuß und was ich sah, gefiel mir sogar: Etwas oberhalb vom Knöchel prangte mein Name, in schlichtem schwarz. „Sieht cool aus“, sagte Shinya. „Ja“, sagte ich. Meine Stimme zitterte leicht. „Danke.“ „Kein Ding“, sagte Satoru. „Du weißt ja, dass du mir in den nächsten Ferien die Lippe durchstechen musst, oder?“, fragte Kyo. Er war plötzlich ganz hibbelig. „Vergiss es.“ „Warum nicht?“ Während Satoru seine Utensilien wegpackte, klebte Kyo wie Kleister an ihm. „Bitte! Meine Eltern sind dann nicht da und können es nicht verbieten!“ „Und wenn sie zurück kommen, machen sie mich dafür verantwortlich“, sagte Satoru. „Nein danke.“ „Komm“, sagte Kaoru und packte Kyo am Handgelenk. „Wir wollen dann gehen.“ Er schleifte den protestierenden Kyo hinter sich her. „Danke noch mal“, sagte ich schnell zu Satoru, ehe ich den Laden verließ. „Und, war es so schlimm?“, fragte Kaoru draußen. Ich schüttelte den Kopf. „Na siehst du“, grinste Die. Shinya lächelte mir zu. Kyo regte sich derweil darüber auf, dass Satoru ihn nicht piercen wollte. „Gib’s auf, du bist eben noch nicht volljährig“, sagte Kaoru. „Ihr werdet’s schon sehen, wenn er’s nicht macht, mach ich es alleine!“, fluchte Kyo. Diese Vorstellung ließ mich erschaudern, aber Kaorus einziger Kommentar dazu war: „Filmen, bitte!“ So kam ich also zu meinem ersten Tattoo und ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich das überstanden hatte. Ich spielte schon mit dem Gedanken, mir irgendwann noch eins machen zu lassen, als Shinya plötzlich sagte, wir müssten jetzt links. „Hä? Du wohnst doch ganz woanders“, sagte Kyo. „Er kommt noch zu mir“, erwiderte Shinya. „Achso“, grinste Kyo. „Na dann…“ Er stieß Die in die Seite und beide fingen an zu kichern. „Aber macht keine bösen Sachen!“, prustete Kyo und er und Die bogen sich vor lachen. „Kriegt euch ein“, sagte Kaoru. „Bis morgen.“ Er drehte sich um und zog Die hinter sich her, Kyo blieb stehen und grinste immer noch. „Schönen Abend noch“, säuselte er mit einem unüberhörbar zweideutigen Unterton in der Stimme, ehe er Kaoru und Die hinterher lief. Shinya verdrehte die Augen, dann winkte er mir ihm zu folgen. Schweigend lief ich neben Shinya. Kyos Worte spukten mir im Kopf herum und da ich mir sowieso schon extrem viele Gedanken über die seltsame Nervosität in Shinyas Gegenwart machte, kamen sie mir mehr als ungelegen. „Sag mal… Wieso machen sie diese Andeutungen?“, fragte ich vorsichtig. Shinya zögerte einen Moment, ehe er antwortete. „Ach… Sie denken, nur weil ich… weil ich ein bisschen weniger männlich aussehe als sie, bin ich schwul oder so was.“ Er grinste mich an. „Keine Sorge, ich bin ganz normal. Nimm sie nicht so ernst.“ „Nein, mach ich schon nicht“, sagte ich schnell und bemühte mich auch zu lachen. Zwei Meter weiter blieb Shinya plötzlich stehen. „Glaubst du jetzt etwa auch dass ich schwul bin?“ „Wa… Nein!“, sagte ich irritiert. „Wieso sollte ich?“ Er zuckte mit den Schultern. „Du warst grad so komisch.“ „Tut mir Leid“, sagte ich. „Keine Sorge, ich denk nur das Beste von dir.“ Er grinste. Wir gingen langsam weiter und sagten nichts mehr, bis wir vor Shinyas Haus ankamen. Mit dem Aufzug fuhren wir in den dritten Stock. Als Shinya klingelte, öffnete uns eine recht kleine, freundlich lächelnde Frau mit leicht welligem Haar und einem Topflappen in der Hand. „Meine Mutter“, sagte Shinya grinsend. „Hallo“, sagte ich und verbeugte mich. „Schön Sie kennen zu lernen.“ Sie strahlte mich an. „Kommt rein“, sagte sie. Ich zog meine Schuhe aus und folgte Shinya und seiner Mutter ins Wohnzimmer. „Habt ihr Hunger?“, fragte sie. „Ich mache grade das Essen.“ Shinya sah mich an und ich zuckte mit den Schultern. „Später“, sagte er. „Wir gehen erstmal in mein Zimmer rüber.“ Sein Zimmer gefiel mir auf den ersten Blick: An den Wänden hingen zwei Poster von X, auf Wandregalen standen etliche Manga, Zeitschriften stapelten sich überall auf dem Boden. Unter dem Fenster stand eine Palme in einem roten Keramiktopf, der Teppich war ebenfalls rot. „Setz dich“, sagte Shinya. Ich setzte mich aufs Bett und wusste nicht was ich sagen sollte. Shinya setzte sich mir gegenüber auf den Boden. Er sah ein bisschen verlegen aus. „Ähm…“ Irgendwas musste ich doch sagen! „Ja?“ „Wo hast du eigentlich dein Tattoo?“, fragte ich. Shinya stand auf und setzte sich neben mich. „Hier.“ Er hob sein T-Shirt an und drehte sich ein Stück zur Seite: Etwas oberhalb vom Hüftknochen stand sein Name. Er ließ das T-Shirt wieder fallen und lächelte. Eine Weile saß ich nur da und schaute ihn an, bis mir plötzlich klar wurde, dass ich wirklich nur dasaß und ihn anstarrte. „Äh… Was wolltest du mir eigentlich zeigen?“, fragte ich schnell. Shinya hörte auf zu lächeln. „Warte.“ Er ging zum Schrank und kramte etwas hervor: Eine silberne Box aus Blech. Er öffnete sie und holte ein paar Blätter heraus, sah sie durch und reichte mir dann eins. Es war mit einer sehr zierlichen und gut lesbaren Schrift beschrieben. Ganz oben stand das Wort hotarubi. „Ein Songtext?“, fragte ich und er nickte. „Lies“, forderte er und reichte mir ein Blatt. Ich las den Text durch und als ich fertig war, merkte ich, dass ich beim Lesen eine Gänsehaut bekommen hatte. „Hast du den geschrieben?“, fragte ich und sah wieder auf das Blatt. „Ja“, sagte Shinya. „Wie findest du’s?“ „Schön“, sagte ich leise. „Wirklich, du… kannst toll schreiben.“ „Danke.“ Shinya lachte verlegen. „Ich mein das ernst“, sagte ich. „Na ja…“, murmelte Shinya, „ich hoffe, dass wir es vielleicht irgendwann… spielen können.“ „Bestimmt. Hast du Kaoru den Text mal gezeigt?“ „Nein.“ „Warum nicht?“, fragte ich. „Er könnte sich dazu eine Melodie einfallen lassen und… dann würden wir es spielen.“ „Ich weiß nicht… Ich glaub nicht, dass er es mag. Die bisherigen Texte hat alle Kyo geschrieben. Es sind auch nicht viele, drei oder vier oder so. Aber Kyo schreibt total anders, viel aggressiver.“ „Heb es auf jeden Fall auf“, sagte ich. „Irgendwann solltest du ihm den Text wirklich zeigen.“ Shinya nickte und schwieg. Ich überflog den Text noch einmal und plötzlich wünschte ich mir nichts mehr, als Kyo diese Zeilen singen zu hören und dazu zu spielen. „Sag mal…“ Ich stand auf und setze mich neben ihn. „Warum hast du es ausgerechnet mir gezeigt? Ich meine… Wir kennen uns doch kaum.“ „Na und?“, sagte Shinya. „Ich wollte es dir halt zeigen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass du mich nicht deswegen auslachen würdest. Du bist nicht so wie Kaoru und Die und Kyo. Du bist ruhiger und nicht so abgedreht.“ Er lachte. „Ist doch egal wie lange wir uns kennen, oder? Ich mag dich, Toshi… Toshiya“, fügte er hinzu. „Du musst mich nicht so nennen“, sagte ich. „Ich glaub es wird eine Weile dauern, bis ich mich an den Namen gewöhnt hab.“ „Am Anfang hat Kyo auch versucht mich zu einem Künstlernamen zu zwingen“, sagte Shinya. „Aber… Irgendwann hat er es aufgegeben. Bin ich auch sehr froh drüber.“ Ich nickte. Mir fiel plötzlich auf, dass Shinyas Haare unglaublich weich aussahen. „Wann musst du eigentlich zu Hause sein?“, fragte er plötzlich. Ich schrak richtig zusammen. „Ähm, wie spät ist es denn?“, fragte ich hektisch. „Kurz nach fünf.“ „Dann sollte ich vielleicht besser gehen“, sagte ich im Aufstehen. „Das sollte keine Aufforderung zum Gehen sein“, sagte Shinya. „Nein, ich sollte zu Hause sein bevor es dunkel wird“, sagte ich schnell und war schon auf dem Weg ins Wohnzimmer. Hastig verabschiedete ich mich von Shinyas Mutter, dann eilte ich weiter in den Flur und zog meine Schuhe und Jacke an. Ich weiß wirklich nicht, warum ich plötzlich nur noch weg wollte. Shinya holte mich ein. „Schade, dass du schon gehst.“ Seine Stimme klang kalt. „Tut mir Leid“, sagte ich und richtete mich auf. Wir sahen uns an. Zwischen uns war ein Abstand von vielleicht zehn Zentimetern. Shinya hob die Hand und einen kurzen Moment lang dachte ich, dass er mein Gesicht berühren wollte, aber dann klopfte er mir nur kurz auf die Schulter. „Komm gut nach Hause.“ „Danke“, sagte ich. „Machs gut.“ Und dann ging ich. Im Treppenhaus, im Aufzug, draußen: Überall schien Shinyas Name in der Luft zum schweben und meinen Kopf auszufüllen. Was war mit mir los? Die Nervosität in Shinyas Nähe, die Art wie ich ihn manchmal ansah, wie mir an ihm Dinge auffielen, die mir nie an jemandem aufgefallen waren, etwa wie weich seine Haare aussahen, das Herzklopfen das ich bekam, wenn er lachte… War das noch normal? In meinem Unterbewusstsein wusste ich es natürlich… Ich war weder blind noch dumm. Ich wusste es, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Dazu war es noch zu früh. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass ich Shinya von der ersten Sekunde an geliebt habe. *~*~*~*~*~*~* Das wars fürs Erste... Ich hab im Moment so eine Durchhängerphase und ehrlich gesagt keine Lust zu schreiben. Aber einschlafen wird dieses Geschichte garantiert nicht XD Wird ja immerhin höchste Zeit, dass die ganze Wahrheit auf den Tisch kommt *hust* Ich würde mich sehr über Feedbacks freuen, ich selbst habe teilweise immer noch das beklemmende Gefühl, einfach nicht die richtigen Wörter gefunden zu haben (etwas was mich irgendwann in den Wahnsinn treiben wird!). Hoffentlich hat es euch bis hierhin gefallen, das würde mich freuen!! In den nächsten Teilen wird es auch bei Shin und Totchi endlich ein bisschen heißer hergehen... Aber das werdet ihr dann ja (hoffentlich) lesen^^ Bis dann! Hochachtungsvoll... XD Ryuichi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)