The seven sins von KeiraX (~> KaRe <~) ================================================================================ {Trägheit} ~ Alone - nobody's there for me ------------------------------------------ Sünde: Trägheit Warnung/Genre: One Shot, OoC, slight Shounen-Ai, depressed, open ending, AU Pairing: KaiXRei (hinted, mostly friendship) *OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO* *~.Alone – nobody’s there for me.~* ~*~ Trägheit… Jedem ist dieses Wort wohl ein Begriff, doch den wenigsten ist auch bewusst, was sich alles hinter diesen Buchstaben verbirgt. Meist wird Trägheit nur mit Faulheit gleichgesetzt – man lässt andere alles machen, schaut nur zu, wie sie unter anderem auch eigene Dinge erledigen, nur nicht unnötig bewegen... Doch die Trägheit birgt auch andere Aspekte. Erst einmal gilt sie als eine der Todsünden, welche neben sechs weiteren in der Bibel niedergeschrieben worden ist. Man sagt, dass diese Sünde schwer zu umgehen ist – kaum einer kann von sich behaupten, er wäre noch nie träge gewesen, er habe sich noch nie gänzlich auf andere verlassen und ihnen die ganze oder auch „nur“ die meiste Arbeit gelassen. Dies ist die körperliche Trägheit. Man gilt als antriebsschwach und bequem, ergreift bei Aufgaben keine Initiative. Eine andere Art der Trägheit ist solche in der Liebe – man hat Angst vor dieser, da sie viel Anstrengung, Einsatz und Energie fordert, nicht zu Letzt die Bereitschaft gegebenenfalls an sich zu arbeiten und sich schrittweise zum Besseren zu entwickeln. Ähnlich ist es mit der Trägheit des Herzens – man ist nicht in der Lage sich zur Hilfe für bedürftige Menschen oder gar Tiere bewegen zu können, man schaut nur zu, wie andere leiden. Eine weitere Mentalität von Trägen zeigt sich gegenüber Konflikten oder Meinungen anderer. Man akzeptiert letztere gedanken- und kritiklos, nimmt sie ohne eigenes Nachdenken hin. Meist sind es Lehren von Autoritäten, die allein vom Namen her Recht zu haben scheinen. Wozu soll man sich also damit noch auseinandersetzen? Mit Konflikten und auch Gegebenheiten ist es ähnlich. Man scheut sich gegen diese anzutreten oder etwas ändern zu wollen, vergleicht dies oftmals mit der eigenen Feigheit. Häufig wird dies durch Angst hervorgerufen, durch die Angst gegenüber den Folgen, man möchte solche Art von Konfrontationen vermeiden. Und genau diese Richtung der Todsünde ist es wohl, die dem Betroffenen, dem Trägen selbst den meisten Kummer bereitet, auch wenn es ihm oftmals erst sehr spät oder gar nie wirklich bewusst wird... ~*~ *=.=* Laut fuhren die Autos an ihm vorbei, laut und schnell. Doch er, er achtete nicht wirklich darauf, war er in seiner eigenen Welt. In einer Welt, in der alles anders als in der Wirklichkeit war. Auch die Menschen, die ihn überholten oder ihm entgegenkamen – uninteressant. In den Händen hielt er jeweils zwei Tragetaschen – die ganzen Einkäufe für die nächsten Tage. Schwer waren die Beutel, doch musste er sie alle alleine tragen, nach Hause bringen. Es war nicht so, dass er zum Einkaufen ohne Begleitung gegangen war – im Gegenteil –, doch hatten die anderen von Anfang an nicht unbedingt die Absicht gehabt ihm zu helfen, jedenfalls schien es ihm so. Mit einer Ausnahme, doch hatte er letztendlich nur mit einem Lächeln abgelehnt, war daraufhin einfach weitergegangen. Warum er die Hilfe nicht angenommen hatte? Ein Seufzen glitt über seine Lippen, als er an die Antwort dieser Frage dachte. Er wollte einfach niemanden belasten. Erst recht nicht, wenn er die Taschen auch alleine tragen konnte... Das war seine eigene irr- und eigensinnige Philosophie. Doch hatte diese auch ihre Nachteile... *OoO* Mit einem Kopfschütteln holte er sich aus seinen trüben Gedanken, konnte er an den Tatsachen doch nichts ändern, wollte er es auch nicht mehr wirklich. Wie sah das denn aus, wenn er nun nach Hilfe fragte, nachdem er diese zuvor abgelehnt hatte? Leicht seufzend blickte er sich um. Hinter ihm liefen Max, Takao und Kyoujyu, unterhielten sich prächtig und schienen nicht auf ihn oder auf andere in ihrer Umgebung zu achten. Zwei weitere Personen bildeten das Schlusslicht ihrer „Reihe“. Das graublaue Haar des einen stach genauso stark aus der Menge hervor wie das feuerrote des anderen Jungen. Sie schienen sich über ein erfreuliches Thema zu unterhalten, jedenfalls schlich sich ab und an ein kurzes Lächeln auf die Lippen Kais. Der neben ihm laufende Russe war vor einigen Tagen zu Besuch gekommen, machten seine eigenen Teamkameraden und Freunde zu dieser Zeit Urlaub und brauchte er selbst einmal eine Veränderung seiner Umgebung – anscheinend konnten Boris und die anderen doch recht stressig sein... Jedenfalls waren alle fünf Jungen und Freunde beschäftigt, niemand achtete so wirklich auf den sechsten im Bunde, ließen diesen die ganze Arbeit machen. Nun gut, wollte er sich nicht beschweren, konnte er es auch nicht so wirklich – er, der nahezu allem mit einem Lächeln entgegnete und es hinnahm; er, der nie so wirklich böse auf andere sein konnte, und wenn, dann nur kurzzeitig; er, der fast alles gänzlich in sich hineinfraß und nur selten die Kontrolle über sich verlor. Rei seufzte leise. Ja, so war er nun einmal. Kai war nie der Einzige gewesen, der sich hinter einer Maske versteckt hatte. Nur gab es den Unterschied, dass der Russe diese nach und nach immer wieder absetzte – er hatte sich im Laufe der Zeit verändern können, aber Rei hatte diesen Sprung nie geschafft. Doch konnte er auch da seinen Freunden, und das waren sie seiner Meinung nach wirklich, keine Vorwürfe machen. Der Schwarzhaarige war kein einziges Mal auf sie zugegangen, hatte sich selten in die scheinbar vertrauten Gespräche der anderen eingemischt, hatte sich nie beschwert, wenn er unbeachtet am Rande gesessen und keiner mit ihm geredet hatte. Rei hatte dies alles immer so hingenommen, wie es war. Kein Ton war über seine Lippen gekommen, auch wenn er schon mehrmals den Tränen nahe gewesen war, sie gar ab und an verstecken oder wegen ihnen regelrecht flüchten musste. Er wollte einfach niemandem Sorgen bereiten, wollte nicht, dass etwas aus seiner Vergangenheit noch einmal passierte, wenn man ihm hätte helfen wollen... So war er nun einmal, konnte nichts daran ändern, wollte aber auf keinen Fall den anderen einen Vorwurf machen. Rei wusste, dass sie das niemals mit Absicht machen würden, es einfach nicht taten. Eher sah er die Ursache in sich selbst, klagte sich innerlich selber an... *OoO* Ein weiteres Seufzen drang aus seiner Kehle, als ein klägliches Lächeln über seine Lippen glitt und er den Kopf schüttelte, somit weitere deprimierende Gedanken verscheuchen wollte. Der Chinese hatte nicht die Absicht auf offener Straße in Tränen auszubrechen. Das war etwas, womit er mehr der weniger andauernd zu kämpfen hatte... Wie zur Ablenkung erhaschte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Den Blick auf eines der Schaufenster gewandt blieb er mit einem Mal stehen. Für diesen Moment fingen seine Augen an zu glänzen, nicht vor Trauer, sondern vor Freude. Doch wurde diese auch sofort wieder getrübt. Schnell hatte er sich an seine Freunde wenden wollen, wollte sie fragen, ob sie alle kurz in das Geschäft gehen oder ob sie auf ihn warten könnten, als er enttäuscht registrierte, wie Max, Takao und Kyoujyu, ohne auf ihn zu achten, an ihm vorbeiliefen, anscheinend noch nicht einmal bemerkt hatten, dass er stehen geblieben war. Mit betrübtem Blick sah Rei ihnen nach, fühlte sich in seiner depressiven Stimmung abermals bestätigt. Doch wusste der Schwarzhaarige nicht, dass er sehr wohl beachtet, dass die ganze Situation von den zwei anderen Jungen misstrauisch beobachtet wurde. Yuriy sah seinen Freund von der Seite her stirnrunzelnd an, woraufhin er von diesem nur ein ratloses Schulterzucken als Antwort erhielt. Rei stand noch immer vor dem Schaufenster und blickte den drei nun vor ihm laufenden Jungen hinterher. Doch dann drehte er den Kopf und schaute Kai und den Rothaarigen geradewegs an. Wie auf Knopfdruck wurden die Mundwinkel zu einem breiten Lächeln auseinander gezogen, doch erkannten die Jungen sehr schnell, wie aufgesetzt dieses doch war... „Willst du in den Laden?“, fragte der Graublauhaarige seinen Freund. „Yuriy und ich werden solange auf dich warten und die anderen zurückpfeifen.“ Mit einem genervten Blick zu den drei Teammitgliedern und einem gemurmelten „Es muss ja nicht alles nach ihrer Pfeife tanzen“ unterstrich er seine Worte noch zusätzlich, bevor er sich wieder an Rei wandte. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Nein, das ist nicht nötig, Kai“, meinte er leise und gleichzeitig aufgesetzt fröhlich, konnte den traurigen Unterton in seiner Stimme dennoch nicht gänzlich verbergen. „Ich kann auch in den nächsten Tagen noch einmal hier vorbeikommen, wenn ich es schaffen sollte. Sie sind schon zu weit weg, als dass du sie noch zurückrufen könntest.“ Mit den letzten Worten war er immer leiser geworden, als er so oder so schon war, so dass Yuriy und Kai ihn nur schwer verstehen konnten. Der Rothaarige wollte schon widersprechen, als Rei ihm ins Wort fiel. „Es ist wirklich in Ordnung! Wäre eh nur Zeit- und Geldverschwendung gewesen.“ Damit lächelte er die beiden Russen noch einmal an und drehte sich von ihnen weg, setzte den Weg nach Hause fort, ohne sich noch einmal umzusehen oder einen Blick in das Schaufenster zu werfen. Kai und Yuriy blieben erstaunt und überrumpelt stehen, wussten sie nicht, wie sie sich darauf verhalten sollten. Ihnen war das Verhalten des Schwarzhaarigen fragwürdig, konnten sie dies nicht nachvollziehen, da sich Rei sonst eigentlich anders benahm. – Jedenfalls dachten sie das... Nach einem eigenen kurzen Blick in das Schaufenster sah Kai noch einmal zu seinem Freund, ehe sie beide grübelnd hinter dem Schwarzhaarigen hinterherliefen, welcher seinen Weg mit gesenktem Kopf fortsetzte. Takao und die anderen beiden hatten noch immer nicht mitbekommen, dass ihre Freunde nicht mehr vor beziehungsweise kurz hinter ihnen liefen... *OoO* Einen knappen Fußweg später waren sie alle an ihrem Haus, welches sie seit geraumer Zeit gemeinsam bewohnten, angekommen. Erst in diesem Moment, wo Max, Takao und Kyoujyu auf die anderen warten mussten, schien ihnen aufgefallen zu sein, dass sie niemanden mehr vor sich gehabt hatten, somit das Haus nicht sofort betreten konnten. Dementsprechend wurde vor allem Rei mit fragenden Blicken erwartet. „Sag mal, Rei, warst du nicht vorhin noch vor uns?“, fragte Takao den Schwarzhaarigen mit gerunzelter Stirn. Dieser nickte nur leicht lächelnd und machte sich daran, die Tür aufzuschließen. „Und warum bist du nun hinter uns gewesen?“, fragte Max weiter, verlagerte das Gewicht seines Kopfes auf die rechte Seite. Der Chinese biss sich leicht auf die Lippen, überlegte fieberhaft, was er darauf antworten sollte, ohne dass es vorwurfsvoll oder missverständlich klang. Doch kam ihm Kai voraus. „Er war an einem Schaufenster stehen geblieben und ihr seid genau an ihm vorbeigelaufen. An sich hättet ihr ihn sehen müssen“, erklärte der graublauhaarige Junge mit missfälliger Stimme, verschränkte gleichzeitig die Arme vor der Brust. Ein kurzer Blick zum Eingang des Hauses und er sah, wie Rei mitten in seiner Bewegung innegehalten und nahezu beschämt den Kopf gesenkt hatte. Diese Reaktion zauberte ein unverständliches Stirnrunzeln auf das Gesicht des Russen. ‚Als hätte er etwas Schlimmes getan...’ Die blauen Augen Max’ weiteten sich nach der Äußerung des Leaders fast kaum merklich, nachdem er sich die vergangene Situation innerlich noch einmal verbildlicht hatte. Mit entschuldigender Miene wandte er sich wieder an den Schwarzhaarigen, welcher sich noch immer nicht aus seinem starreähnlichen Zustand bewegt hatte. „Das tut uns Leid, Rei. Ehrlich. Nur, wir waren so im Gespräch...“ Er brach ab, als Angesprochener nun den Blick auf ihn legte. „Ist schon okay“, meinte er leise, während ein schiefes Lächeln seine Lippen zierte und er auch all die anderen flüchtig anschaute, wobei sein Blick bei Kai länger hielt. „Gehen wir rein, dann kann ich das Essen vorbereiten“, fügte er noch murmelnd an, schloss nun die Tür gänzlich auf und betrat das Haus. Yuriy schaute vor dem Eintreten noch einmal zu seinem russischen Freund, welcher seinen Platz noch nicht verlassen hatte, stirnrunzelnd. Die beiden Jungen schienen die Einzigen gewesen zu sein, die hinter die aufgesetzte Maske Reis blicken konnten. Und das, was sie hinter dieser gesehen hatten, gefiel ihnen ganz und gar nicht, das war nicht das, was sie von dem Chinesen gewohnt waren... *OoO* Rei ging sofort auf die Küche zu, wobei er auf halbem Wege von Max und Takao überholt wurde. Während Kyoujyu sich in sein eigenes Zimmer aufmachte, stürzten sich die anderen beiden mit Elan auf die Couch im Wohnzimmer und schalteten Fernseher und Playstation ein. ‚Dann werde ich wohl wieder alleine auspacken dürfen...’, dachte der Schwarzhaarige bei sich, als er die schweren Taschen auf dem Küchentisch abstellte und erst einmal verschnaufte – die Beutel waren schwer gewesen und hatten eindeutige Kerben in seinen Händen hinterlassen. Sicher, er hätte auch seine Freunde fragen können, ob sie ihm bei der Arbeit halfen, doch wollte er das wiederum auch nicht. Er hatte nicht vor, sie bei ihren eigenen Tätigkeiten zu stören, schienen sie sich gerade so prächtig zu amüsieren. Und Kai und Yuriy? Diese waren zu dieser Zeit nicht in seinem Blickfeld, abgesehen davon, dass er gerade die beiden eh nicht fragen würde. ... Den Grund dafür konnte er allerdings selbst nicht wirklich finden. Vielleicht war es seine Zuneigung zu Kai, welche ihm innerlich fast schon verbot dem Russen irgendwelche Umstände zu bereiten. Vielleicht war es auch die Achtung gegenüber dem Rothaarigen, die die gleiche Wirkung hatte. Doch an sich wusste Rei es nicht. Mit einem Seufzen streckte der Chinese sich, schloss dabei kurz die Augen und verscheuchte seine Gedanken. Mit voller Konzentration begann er die einzelnen Taschen auszupacken. Mit Tüten verschiedener Nudelsorten beladen drehte er sich zu einem der Schränke und wollte die Teigwaren auf das oberste Podest ablegen, doch so sehr er sich auch reckte und streckte – er war zu klein. Genervt ausatmend wollte er schon aufgeben und nach einem Stuhl schauen, als ihm auf einmal die Packungen abgenommen und dorthin gelegt wurden, wo sie hingehörten. Mit einem überraschten Blick wandte sich der Schwarzhaarige an die Person neben sich, schaute zielsicher in die eisblauen Augen Yuriys. Er wollte sich gerade bedanken, als ihm der andere zuvorkam. „Wo kommen die hin?“, fragte der Russe, während er verschiedene Obst- und Gemüsesorten hochhob. Nahezu perplex antwortete ihm Rei: „Kleiner Kühlschrank, oberes Fach.“ Darauf verstaute der Rothaarige die Sachen, ließ den anderen noch immer verblüfft stehen – er hatte wahrlich mit keiner Hilfe gerechnet. Ehe er irgendwie auf das Ganze reagieren konnte, erklang plötzlich die finster klingende Stimme Kais aus dem Wohnzimmer. „Wenn das nicht in zehn Minuten weg ist, dann könnt ihr was erleben!“ Vorerst vergessen war die überraschte Hilfe Yuriys, als der Schwarzhaarige neugierig zur Stube ging und in diese hineinsah. Max und Takao standen wie beim Militär in Reih und Glied vor dem graublauhaarigen Russen, blickten nahezu hilflos zu Rei, als dieser in ihrer Sichtweite war. „Was ist denn hier los?“, fragte dieser mit schief gelegtem Kopf. „Die beiden sollen nur ihren Müll beseitigen, bevor du das im Endeffekt auch noch tun musst“, antwortete Kai, ohne zu ihm zu sehen. „Rei räumt euch schon viel zu lange eure Sachen hinterher. Wird mal Zeit, dass ihr es selbst lernt. Wie gesagt, wenn das in den nächsten zehn Minuten nicht weg ist, dann braucht ihr an Abendbrot gar nicht erst zu denken!“ Geknickt bejahten die beiden Angesprochenen die Worte des Russen und machten sich sogleich daran, das Aufgetragene zu erledigen. In diesem Moment trat auch Yuriy zu ihnen, wollte eigentlich nur fragen, wo das Mehl verstaut wird, als er die Situation erfasste und innehielt. Abwechselnd sah Rei von einem Russen zum anderen, brachte ein scheinbar glückliches „Danke“ heraus. Nun drehte sich Kai doch zu ihm, gerade in dem Moment, in welchem sich das erste ehrliche Lächeln seit langem auf die Lippen des Schwarzhaarigen stahl. Dies war einer der seltenen, damit überraschenden Augenblicke, in denen Rei an all seinen Bedenken und depressiven Gedanken zweifelte, wo er dachte, sie seien vollkommen unbegründet und dumm. Leider waren diese Momente viel zu selten, wurden irgendwann darauf meist wieder zunichte gemacht... Aber dennoch steigerte sich seine Laune zu diesem Zeitpunkt sehr. Noch immer mit dem Lächeln auf den Lippen sah er die Russen abwechselnd an. „Was wollt ihr zum Abendbrot?“, fragte er nahezu fröhlich. Eigentlich hatte er vorgehabt, mal wieder sein eigenes Lieblingsgericht zu kochen, doch war nun in ihm der Drang aufgekommen sich irgendwie bei den beiden Jungen bedanken zu müssen. Die sofortige, laute „Antwort“ Takaos, er wolle Pizza essen, ignorierend entgegnete Kai mit einem Stirnrunzeln: „Was... was willst du denn essen?“ Der aufkommende Protest des blauhaarigen Jungen der Truppe wurde mit einem Blick und der Aufforderung weiter aufzuräumen zunichte gemacht. Der Russe wollte nicht, dass dies wie die letzten Wochen ablief – immer hatte sich Rei nach den Wünschen anderer gerichtet, nicht einmal das zum Essen gemacht, was er wollte. Dementsprechend waren meist nur Takaos oder Max’ Leibgerichte auf den Tisch gekommen – die Russen hatten sich da weitgehend rausgehalten –, was unter anderem auch Kai selbst nach und nach genervt hatte. Außerdem war dies für den Graublauhaarigen und auch für Yuriy die einzige nicht zu auffällige Möglichkeit Rei zu helfen, welche ihnen überhaupt eingefallen war, nachdem sie die ganze Situation und das Verhalten des Chinesen kurz überdacht hatten. Jedoch verschwand das Lächeln Reis nach der Frage des Russen fast zeitgleich, wusste er mit dieser Antwort im ersten Moment nichts anzufangen, war er dies von den letzten Wochen nicht unbedingt gewöhnt. „Eigentlich wollte ich euch damit für eure Hilfe danken, also...“, murmelte der Schwarzhaarige mit einem flüchtigen Blick zu Yuriy, welcher ihm mit einem freundlichen Lächeln entgegenschaute. Seufzend schloss der andere Russe kurz seine Augen. „Was willst du essen, Rei?“, fragte er abermals, doch diesmal in einem Ton, der weitaus schärfer als der vorherige war. Doch Angesprochener antwortete nicht, zu verwirrt war er von dem plötzlichen Umschwung von Kais Stimmung. „Okay, dann sagen wir es so“, mischte sich Yuriy nun ein. „ Wir möchten das haben, was du willst. Such dir einfach was aus. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Darauf hob er seine rechte Hand und wechselte sofort das Thema, so dass keinerlei Einsprüche – von wem auch immer – kommen konnten. „Kannst du mir nun sagen, wo du das Mehl immer aufbewahrst?“ Rei konnte nichts weiter tun, als zu nicken. Er warf noch einen flüchtigen Blick zu seinem Leader, welcher ihn geradewegs anschaute. „Wie ihr wünscht...“, waren die gemurmelten Worte des Chinesen, bevor er mit Yuriy wieder die Küche betrat und sie beide die restlichen Taschen auspackten. Die Augen Kais hatten sich bei dem Satz des Schwarzhaarigen kaum sichtbar geweitet. Das war nicht gerade die Reaktion gewesen, die er sich erhofft hatte – eher das genaue Gegenteil. Mit einem Kopfschütteln wandte er sich wieder Max und Takao zu, welche inzwischen mit ihrer Tätigkeit fast fertig waren, sich für das Gespräch nicht unbedingt weiter interessiert hatten. *OoO* Während des Kochens – wie „gewünscht“ bereitete Rei seit langer Zeit mal wieder Sushi zu – fiel dem Schwarzhaarigen auf, dass sie beim Einkaufen gerade den Reis vergessen hatten. ‚Da werde ich wohl morgen noch einmal in die Kaufhalle müssen’, dachte er mit einem begleitenden Seufzen bei sich, als er die letzten Reste zusammenkratzte. ‚Aber diesmal kann ich auch gleich alleine gehen...’ Kurz spielte der Junge mit dem Gedanken Kai oder gar Yuriy zu fragen, ob sie den Tisch decken konnten, doch da die beiden Russen weder in der Küche noch im Wohnzimmer zu sein schienen, verwarf er den Gedanken schnell wieder. Es würde auch keine allzu große Arbeit für ihn sein, dies selbst zu tun. So deckte er während des Zubereitens noch den großen Esstisch, besah sich alles genaustens, bis er sich sicher war nichts vergessen zu haben. Mit einem Summen auf den Lippen stellte er die großen mit allerlei Kleinigkeiten verzierten Sushiteller in die Mitte der Holzplatte und fuhr sich darauf kurz mit dem Handrücken über die Stirn. Auch wenn dieses Gericht immer sehr aufwendig war, so liebte Rei es einfach, war froh das Ergebnis sehen zu können. Abermals begann er zu summen – den Ohrwurm hatte er schon den ganzen Tag, hatte Kai schon am frühen Morgen den CD-Player des gemeinsamen Zimmers eingeschalten und Apocalyptica ertönen lassen, ihrer beider Lieblingsgruppe. In dem Sinne gut gelaunt betrat er das Wohnzimmer, in welchem sich noch immer Max und Takao aufhielten. „Hey, ihr beiden, das Essen ist fertig. Kann jemand von euch Kyoujyu Bescheid sagen? Ich suche derweil Kai und Yuriy.“ Wie von ihm erwartet sprangen die Jungen sofort auf und knobelten aus, wer dem Braunhaarigen bei der Arbeit „stören“ sollte, während sich Rei auf den Weg machte die Russen zu suchen. Diese fand er in dem Zimmer, welches sich Rei mit den beiden Jungen teilte. Als der Schwarzhaarige die schwere Holztür öffnete, welche jegliches Geräusch bannte, hielten Kai und Yuriy in ihrem Gespräch inne und sahen den anderen erwartungsvoll an, wussten sie nicht, was dieser von ihnen wollte. „Das Essen ist fertig“, beantwortete der Chinese die unausgesprochene Frage. „Geht ihr schon einmal vor? Ich wasche mir zuvor noch schnell die Hände im Bad.“ Als Rei ein Nicken beider erhielt, verließ er das Zimmer wieder und begab sich in den Waschraum. Erst sehr viel später betrat Rei den Essensraum. Er hatte eine Weile vor diesem gestanden und das Treiben seiner Freunde beobachtet. Alle außer Kai und Yuriy hatten schon angefangen zu essen, nach und nach war der Großteil des zubereiten Sushis verschwunden, bis der Graublauhaarige die großen Teller aus der Reichweite der anderen geschoben hatte. „Nun reicht es aber, Rei und wir beide wollen auch noch etwas abhaben!“ Mit schiefgelegtem Haupt hatte Takao von Kai zu dessen Teller, dann hin zu Yuriy und zu dessen Geschirr geschaut. „Warum esst ihr eigentlich nichts?“, hatte er gefragt ohne auf das vorher Gesagte einzugehen. Kai hatte darauf schnippisch etwas erwidern wollen, als ihm der rothaarige Russe zuvorgekommen war. „Wir warten noch auf Rei, wie es sich gehört.“ Bei diesen Worten hatte sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Jungen gestohlen, woraufhin Max auf den leeren Platz Reis gesehen und ein leises „Oh“ von sich gegeben hatte. Augenblicklich waren die Hände des Blonden unter dem Tisch verschwunden, als warte nun auch er auf das noch fehlende Teammitglied. Dies war der Moment gewesen, in welchen Rei das Zimmer betreten und sich neben den graublauhaarigen Russen gesetzt hatte. „Entschuldigt, dass ich so lange gebraucht habe.“ Der Blonde der Runde grinste ihn nur an. „Ist doch nicht schlimm, nun können wir ja alle zusammen essen.“ Rei nickte nur und begann zu essen, nachdem sich auch die beiden Jungen, welche bisher noch gar nicht zugelangt hatten, sich etwas von dem Sushi genommen hatten. *OoO* Nachdem alle Teller leergegessen waren, begann der Schwarzhaarige den Tisch abzudecken. Max unterstützte ihn dabei, jedoch war das auch die einzige Hilfe, die der Junge bekam, für die er aber dennoch sehr dankbar war. Nun stand er alleine in der Küche und wusch das ganze Geschirr ab. Dabei hatte er wie jedes Mal das kleine Radio angeschalten und lauschte nun den Klängen verschiedener Musiker. Diese lenkten ihn ein wenig von dem Alleinsein ab, welches ihn anfangs etwas gequält hatte – wusste er genau, dass die anderen allesamt im Wohnzimmer saßen und sich miteinander beschäftigten, versetzte ihm diese Tatsache und dass keiner zu ihm kam, einen leichten Stich im Herzen. In solchen Momenten flüchtete er immer in eine vertraute Einsamkeit, zur Musik oder beschäftigte sich mit seinem Hobby, welchem er sich so oder so nur alleine widmen konnte – dem Zeichnen. Nachdem der Abwasch erledigt war, ging er zu seinen Freunden zurück und setzte sich auf einen der noch freien Sessel des Wohnzimmers. Keiner der anderen schien sein Eintreten bemerkt zu haben, jedenfalls schauten sie nicht auf, würdigten ihn keines Blickes. Ein schiefes Lächeln, gefolgt von einem Seufzen, glitt über seine Lippen, als er die anderen genauer betrachtete. Während Kai mit seinem rothaarigen Freund ein Schachbrett vor sich hatte und sie in ihr Spiel vertieft zu sein schienen, hatten sich die anderen drei einem Kartenspiel zugewandt. „Hey Max, was spielt ihr denn?“, fragte Rei leise, lenkte somit die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich. „Skat“, antwortete dieser lächelnd, fügte nach einem erwartungsvollen Blick des Chinesen noch hinzu: „Leider kann man das nur zu dritt spielen. Tut mir Leid, Rei...“ Verzeihend schaute Max den anderen an, ignorierte die Aufrufe Takaos weiterzuspielen. Doch der Schwarzhaarige lächelte nur schief und winkte ab. „Ist schon okay, Maxie. Ich kann genauso gut etwas anderes machen.“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, welches jedoch den anderen nur vom aufkommenden schlechten Gewissen abhalten sollte. Dieser schien es ihm abzunehmen und wandte sich nach einem kurzen, noch immer entschuldigenden Blick wieder zu seinen zwei Spielkameraden. Mit einem Seufzen lehnte sich Rei wieder in seinen Sessel, sah kurz zu Yuriy und dem graublauhaarigen Teamleader, wobei er den Blick des Letzteren genau traf. Kai hatte sich in der Zwischenzeit zu ihm gewandt und das knappe Gespräch seinerseits mit dem Blonden mitangehört. Ein flüchtiges Lächeln umspielte die Mundwinkel des Schwarzhaarigen, bevor er seinen Blick wieder wegdrehte und einfach in die Gegend starrte, kein wirkliches Ziel fixierte. Nur aus den Augenwinkeln sah er, dass sich auch Kai wieder abwandte und leise mit dem Rothaarigen redete. Und so saß Rei nun da – alleine, nichtstuend, in Gedanken versunken und... deprimiert. Es war nicht zu übersehen, dass Takao, Max und Kyoujyu sich amüsierten, und auch die beiden Russen sahen nicht so aus, als würden sie sich langweilen. Keiner sprach mit ihm, er saß nur da und tat nichts. Ab und an beobachtete er seine Freunde, war mehrmals nahe dran sie anzusprechen, doch im Endeffekt traute er sich doch nicht. Was hätte er sagen sollen? Würden die anderen darauf reagieren? Würden sie sich ihm widmen oder sich nach einer kurzen Antwort wieder ihren Spielen zuwenden? Diese und noch weitere Fragen hinderten Rei daran, sich in irgendwelche Gespräche einzumischen, so dass er die ganze Zeit alleine dasaß und immer depressiver wurde. Nach knapp einer Stunde musste der Schwarzhaarige schon sehr stark gegen seine aufkommenden Tränen ankämpfen und biss immer wieder auf seine Unterlippe, um sich vom Weinen abzuhalten. Er wollte vor den Augen der anderen nicht zeigen, was in ihm vorging, wollte sich den mit Sicherheit darauf folgenden Fragen nicht stellen. So atmete er noch einmal tief ein, unterdrückte seine Trauer, so gut es ging, und stand auf. „Leute, ich lege mich schlafen. Das war ein langer Tag“, sagte er laut, doch keiner antwortete ihm. Alle waren so sehr mit ihren Aktivitäten beschäftigt, dass sie ihn anscheinend gar nicht für voll nahmen. Mit einem geflüsterten „Gute Nacht“ verließ er das Wohnzimmer, den Kopf die ganze Zeit über gesenkt. So sah er nicht, wie Kai seinen Blick hob und ihn fast schon traurig hinterhersah, ein hauchzartes „Nacht“ erwiderte. Langsam schlich Rei sich in das obere Stockwerk des Hauses, lehnte sich im Flur dessen gegen eine Wand und legte den Kopf in den Nacken. Ein tiefes Einatmen hinderte ihn abermals daran, vollkommen in Tränen auszubrechen. Und doch, er wusste, er konnte sie nicht mehr lange unterdrücken. Bekümmert verzog er das Gesicht, als er unaufhaltsam an die Szene im Wohnzimmer denken musste. Dies war wieder einer der Momente, in denen er sich fragte, warum er eigentlich in diesem Haus, bei seinen Freunden war. Er fragte sich, was sich im Endeffekt eigentlich ändern würde, würde er einfach so, ohne etwas zu sagen, verschwinden. Und auch wenn er wusste, dass es falsch war, dies zu denken – er hatte das Gefühl, es würde niemandem auffallen, keiner würde sich darum kümmern. Doch wer konnte diesen Gedanken schon aufhalten... Mit einem Schluchzen stieß er sich von der Wand ab und begab sich in das gemeinsame Zimmer der beiden Russen und ihm. Wie in Trance zog er seine Sachen aus und legte sich, nur noch in Boxershorts bekleidet, in sein Bett. Wie ein trotziges Kind zog er sich seine Decke über den Kopf und vergrub das Gesicht in seinem Kissen. Die ersten Tränen begannen zu fließen, in dem Stoff des Bettzeugs zu verschwinden. Er konnte sie nicht aufhalten, auch nicht, als sein Schluchzen immer lauter wurde und die Angst in ihm aufstieg, dass er gehört werden könnte. Warum nur konnte er nichts an der Situation ändern? Warum nur hatte er solche Angst seine Probleme gegenüber den anderen auszusprechen? Warum nur hatte er Angst vor dieser Konfrontation und deren Folgen? Warum nur nahm er einfach alles so hin, wie es war? Er wusste es nicht, hatte auch einfach nicht die Kraft nach einer Lösung zu suchen. Er wollte es einfach nicht, wusste er doch, dass am nächsten Tag wenigstens zu Anfang wieder alles... gut sein würde. Ein aufgesetztes Lächeln, gespielte Fröhlichkeit – gerade diese Dinge würden die anderen niemals auf die Idee kommen lassen, dass er sich mit solchen Problemen plagte, dass er sich die ganze Zeit über hinter einer Maske versteckte, die ihn nach und nach selbst zu zerstören vermochte. Mit diesen Gedanken und tränenverschmierten Wangen schlief Rei im Endeffekt erschöpft ein, erwartete einen neuen Tag des Glücks, doch vor allem des Leids. So bemerkte er nicht, wie nach einiger Zeit die Tür zum Zimmer geöffnet wurde, wie Kai hineinkam, eine kleine, schön verzierte Schachtel auf das Nachttischchen legte und an sein Bett trat. So spürte er auch nicht, wie eben dieser Junge mit einem Seufzen über seine noch feuchten Wangen strich und sich nach kurzem Zögern zu ihm legte, ihn von hinten in seine Arme nahm und flüsterte: „Rei, was tust du dir nur selber an...?“, dabei einige Strähnen aus seiner Stirn strich. Nur intuitiv lehnte er sich in die Wärme hinter ihm. Außerdem wusste er so auch nicht, dass Yuriy zu dieser Zeit ein ernstes Gespräch mit den anderen drei Jungen sprach, ihnen verständlich machte, wie sehr sie ihn mit ihrem Verhalten verletzten, wenn auch unbeabsichtigt. Wobei keiner so richtig verstand, warum nicht Rei selbst dies irgendwann einmal angesprochen hatte. Dies alles blieb dem Schwarzhaarigen unvergönnt. Er schlief seelenruhig, wurde selbst in seinen Träumen von seinen Problemen geplagt. Er wartete still auf den nächsten Tag, von dem er dachte, er würde wie die letzten vielen Tage werden... ~Ende~fin~Owari~es.geht.nicht.weiter~ o2/o6 – 21/o8/2oo5 *OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO* Ja, ihr seht richtig – die ist vor über einem Jahr entstanden. Der Grund darüber, warum ich sie erst jetzt hochlade, ist simpel - sie war eigentlich für ein Projekt, welches jedoch nun ins Wasser gefallen ist... =_= Jedenfalls, diese Fanfic liegt mir wirklich sehr am Herzen, sie ist mir wirklich wichtig, da es eine Art von Verarbeitung meinerseits ist. Vom dem her wäre ich über Kommentare und Kritik sehr erfreut ^___^ Man liest sich i~irgendwann in der nächsten Sünde X3 (Und nehmt das „irgendwann“ bitte ernst xD;) Kei~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)