It hurts... von Kyo-chi ================================================================================ It hurts... ----------- Allein sitze ich hier in meiner Wohnung, warte darauf, dass mich die Dunkelheit umhüllt. Dunkelheit, damit ich endlich wieder leben kann. Damit ich endlich meine Freiheit habe. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich hier schon sitze, einfach nur dasitze und warte. Eine Stunde? Vielleicht zwei? Oder war es doch schon fast ein ganzer Tag? Fast unscheinbar schüttel ich meinen Kopf. Ich weiß es nicht mehr. Und um ehrlich zu sein, interessiert es mich auch nicht. Es ist egal. Genauso, wie alles andere, was mich betrifft. Meine Gefühle. Mein Leben. Meine bloße Existenz. Es interessiert niemanden. Es interessiert niemanden, was ich fühle, wie ich mein Leben führe, ob ich überhaupt noch existiere. Es ist allen egal. Ein bitteres Lächeln legt sich auf meine Lippen. Und dabei dachte ich, dass es wenigstens dich interessiert. Dass wenigstens du mich ab und zu besuchst, mich fragst, wie es mir geht. Dass du mir zeigst, dass ich dir wichtig bin. Doch auch dir ist es egal. Warum? Was habe ich getan, dass es niemanden interessiert, was ich tue? Mittlerweile ist es schon so schlimm, dass es selbst mir egal ist. Mein Leben hat eh keinen Sinn, vielleicht hatte es auch nie einen. Ich bin abstoßend und hässlich. Das wisst ihr genauso gut wie ich. Ich bin selbstverliebt und egoistisch. Jedenfalls denkt ihr das. Aber ob ich nun wirklich so bin, wie ich mich gebe, interessiert euch nicht. Noch nie. Doch... dich hat es interessiert. Als wir uns kennen lernten, hast du versucht, durch meine Fassade, meine Maske hindurchzublicken. Du hast versucht mir näher zu kommen, mich zu verstehen. Ob du es geschafft hast, weiß ich nicht. Es ist mir auch - ehrlich gesagt - egal. Seufzend lehne ich mich in meinem weißen Sessel zurück. Meine Blick richte ich dabei noch oben, sehe an die tief orangene Decke über mir. Die Sonne geht unter. Es ist schön. Wirklich. Wahrscheinlich ist es das Schönste, was es auf der Welt gibt. Wieder ein bitteres Lächeln. Nach dir, versteht sich. Die Dunkelheit erwartend ziehe ich meine Beine näher an meinen Körper, schlinge meine Arme darum und schließe die Augen. Leise Geräusche von den noch immer viel befahrenen Straßen sind zu vernehmen, dringen durch das angekippte fenster zu mir in die Wohnung. Doch noch etwas anderes dringt in mein Ohr. Das geräusch eines Schlüssel. Ein Schlüssel, der in das vorgesehene Loch gesteckt wird und das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Erschrocken blicke ich auf, verkrampfte mich unbewusst. Was willst du hier? Interessiert es dich plötzlich doch, was ich mache? Leise quietschend öffnet sich meine Wohnzimmertür und du trittst ein. Mein Blick heftet sich sofort an dich und in meinen Augen spiegelt sich Verwirrung wider. Warum? Das ist die einzige Frage, die sich in meinem Kopf befindet. Warum...? Dein Blick wirkt ausdruckslos, fast kalt. Fast so, als hätte Hass von dir besutzt ergriffen. Doch als du näher auf mich zukommst, erkenne ich die Besorgnis in deinen Augen. Hast du dir Sorgen um mich gemacht? Wieso? Ängstlich springe ich auf, gehe einige Schritte zurück, will nicht, dass du mir zunahe kommst. Nicht du. Doch es bringt nichts. Du kommst näher auf mich zu und ich stoße mit meinem Rücken an die Wand. Die Verwirrung hat sich in Angst gewandelt, Panik. „Was hast du?“, entkommt es leise deinen Lippen. Ich bleibe stumm, sicher wirke ich fast trotzig auf dich. Willst du es wissen? Willst du wirklich wissen, was mit mir los ist? Verdammt, ich liebe dich! Aber keinen scheint es zu interessieren, was ich fühle oder denke. Es ist euch allen egal. Verzweiflung macht sich in mir breit. Doch plötzlich spüre ich zwei Arme um meiner Hüfte, die mich näher an deinen Körper drücken, mir sanft über meinen Rücken streichen und scheinbar versuchen mich zu beruhigen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Lass mich los! Ich will nicht! Ich kann nicht! Du tust mir weh, verdammt! Du tust mir weh... Tränen laufen über meine Wangen und ich versuche mich von dir zu lösen, will nicht noch mehr Schmerzen ertragen müssen. Doch du lässt mich nicht los. Warum? Ein weites Mal drängt sich dieses Wort in meinen Kopf. Warum tust du das? Gefällt es dir, mich leiden zu sehen? Macht es dir Spaß?! „Hör auf zu weinen, Tooru. Beruhige dich“, flüsterst du mir dann beruhigend in mein Ohr und es funktioniert sogar. Noch immer laufen Tränen über meine Wangen. Doch ich höre auf mich zu wehren und lasse alles über mich ergehen. Nur du hast diese Wirkung auf mich. Nur du. Ruckartig ziehst du mich noch näher zu dir. Geht das überhaupt noch? Und auf einmal spüre ich deine warmen, sanften Lippen auf meinem Gesicht. Wie sie langsam meine Tränen wegküssen, dann weiter zu meinen Lippen wandern, sich verlangend auf sie drücken. Geschockt weiten sich meine Augen. Was wird das? Willst du mich quälen? Weißt du denn nicht, was ich für dich empfinde? Doch all diese Fragen kommen nicht über meine Lippen - genau wie die davor. Wie auch? Im Moment sind sie verschlossen. Verschlossen mit deinen Lippen. Nach einiger Zeit löst du dich wieder von mir, blickst mich verzweifelt an. Was hast du? Tut es dir jetzt leid, dass du mich geküsst hast? War es so schlimm? So eklig...? „Ich liebe dich“, hauchst du plötzlich leise, brüchig. Meine Augen weiten sich noch etwas mehr und ich starre dich förmlich an. Hast du das gerade wirklich gesagt? Hast du gerade gesagt, dass du mich liebst? Meine Gedanken kreisen und ich spüre, wie mir schwindelig wird. Kraftlos sinke ich zusammen, falle auf meine Knie und weine unaufhörlich weiter. Deine Arme sind noch immer um mich geschlungen, halten mich noch immer fest. Verzweifelt kralle ich mich in deinen Pullover, ziehe dich weiter zu mir. Ich will dich nicht wieder gehen lassen. Nie wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)