My way of live... forever forgot?!? von Amaya-sama ================================================================================ Kapitel 1: At the river ----------------------- So, noch eine FF von mir, diesmal zu Yu-Gi-Oh! und meinem Lieblingschara daraus: Seto Kaiba!! Viel Spaß beim Lesen!!! My way of live… forever forgot?!? At the river Mit sich im Wind bauschendem Mantel schritt ein vor Wut kochender junger Firmenleiter über die Wiesen seiner Ländereien. Das kürzlich beendete Meeting verlief ganz und gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Hinzu kam, dass er kurz darauf von einem seiner Stallburschen angerufen worden war. Ein Koppelzaun sei beschädigt und es liefe Gefahr, dass die Pferde ausbrechen würden. Seto Kaibas Schritte wurden schneller und länger. Ein Außenstehender, der seine Beine nicht sehen könnte, würde denken, dass er rennt. Er brodelte innerlich und wollte diese Wut auslassen. Seto ließ den Blick umherschweifen. Die nach Norden, Süden und Osten hin schier unendliche Wiese erstreckte sich über sanfte Hügel. Im Westen floss ein Fluss von Norden nach Süden, der von zahlreichen Bäumen umsäumt war. Hier und da entstanden durch die ausschweifenden Bögen des Wassers kleine bis mittelgroße Halbinseln, auf denen sich die Pferde meist zurückzogen, wenn es ihnen zu heiß wurde. Das teilweise kniehohe Gras raschelte unter den Schritten des jungen Mannes. Halme knickten darunter ein und stellten sich nicht wieder auf, sodass jeder erkennen konnte, wo der Firmenleiter entlanggegangen war. Er seufzte resigniert. Warum war er überhaupt gekommen? Sofort wusste er die Antwort: Die Angestellten waren schlicht zu inkompetent, um mit einer solch heiklen Situation fertig zu werden. Noch dazu kam, dass er es beim besten Willen nicht gebrauchen konnte, dass seine besten Pferde ausbrechen und daraufhin nicht wieder aufgefunden werden können. Krampfhaft versuchend, seine Wut zu unterdrücken und einen klaren Kopf zu bekommen, lenkte er seine Schritte zum Fluss und tauchte in das Wechselspiel aus Licht und Schatten ein, das seine Sicht zunächst betäubte. Als sie sich wieder klärte, blinzelte er ungläubig. Sah er richtig?!? Auf einer der Halbinseln saß nahe am Wasser eine Frau. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Sie saß, nur mit einem blauen Bikini bekleidet, auf dem Ufergras und besah sich ihre Umgebung. Ihr Körperbau war sehnig und fein, ihre Haut leicht gebräunt und feinporig. Sie schien den Firmenleiter nicht bemerkt zu haben. Im ersten Moment war Kaiba vollkommen benommen. //Wie kam sie hierher?!?//, dachte er. Er war stehen geblieben und nahm seine Schritte wieder auf, die er direkt zu der ca. 17jährigen lenkte. Diese schien ihn immer noch nicht zu bemerken, was ihn ein wenig stutzen, aber nicht zögern ließ. Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein, da man seine Schritte nicht als leise und unhörbar einstufen konnte und sie sie eigentlich hören müsste. Seine blauen Augen waren auf ihren Nacken gerichtet, als er ca. zwei Meter hinter ihr stehen blieb. Sie sprühten geradezu vor Kälte, Verachtung und Wut. Er hatte sich verkrampft und seine Muskeln aufs Äußerste gespannt. Diese Frau hatte das Pech, ihn in seinem momentanen Gemütszustand zu treffen und würde diese Tatsache bitter zu spüren bekommen. Endlich bewegte sie sich. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie spürte, wie sie jemand ansah. Im ersten Moment dachte sie an einen Spanner oder Perversling, aber wie sollten sie HIERHER finden?!? Es war absurd, aber wer stand denn nun hinter ihr? Sie wandte leicht den Kopf, sodass sie mit einem Auge hinter sich sehen konnte. Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie herum, sprang auf die Füße und machte, barfuss, einige Schritte zurück, sodass sie im Wasser stand. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, in denen sich Schock und Entsetzen spiegelten. Doch diese für Seto erhebende Reaktion verschwand so schnell, wie sie gekommen war und wich Einer, die er am wenigsten erwartet hätte. „WAS FÄLLT DIR EIN MICH AUSZUSPIONIEREN WIE EIN NOTGEILER SPANER?!?!?“, schrie sie ihn an, schlang die Arme um ihren Oberkörper und wich noch ein wenig zurück. Kaiba sah aus, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. //Sp - Spanner?!?//, dachte er perplex und fürs Erste vollkommen überrumpelt. Die Frau atmete schwer und sah ihm zornig direkt in die Augen (Wieder war er platt, da das nicht viele taten, weil sie Respekt oder schlicht Angst vor ihm hatten), wirbelte herum und ging, wenn man bedachte, dass sie barfuss in einem steinübersätem Fluss lief, ungewöhnlich schnell stromaufwärts, Seto einfach stehen lassend, was ihn wieder aus der Bahn warf. Doch der junge Firmenleiter fing sich rasch und begann, warum auch immer, der Frau nachzugehen. Immerhin war das hier sein Land! Was fällt ihr ein einfach so durch den Fluss zu spazieren. Er schüttelte den Kopf. Von wegen Fluss! Man hätte das bisschen Wasser eher Bach nennen sollen, denn mehr war es nun wirklich nicht, doch es hatte sich halt so eingebürgert. Seine Stiefel fanden überall halt. Das echte Leder hielt das Wasser ab und schützte ihn zusätzlich von der kühlen Temperatur, obwohl das bei der Hitze eigentlich gar nicht nötig war. Ein Lächeln stahl sich auf Setos Gesicht. Er kam deutlich schneller voran als diese Frau und würde sie wohl bald eingeholt haben. Plötzlich ging er um eine Biegung und da war sie auch schon. Doch ihn schien sie nicht zu bemerken und ging einfach weiter. Sein kaltes Lächeln wurde immer breiter. „Hast du nicht etwas vergessen?“, wollte er beinahe spöttisch wissen. Sofort wirbelte sie herum. Wie eine Trophäe hielt Kaiba ihr Top und einen knielangen, weißen Faltenrock hach. Die Frau wurde rot im Gesicht und war sprachlos. //Wie konnte mir denn DAS passieren?!?//, fragte sie sich ununterbrochen. Plötzlich wandte sie sich um, doch zu spät. Ein Falbe war neben ihr aus dem ‚Unterholz’ gebrochen, gestiegen und hatte sie leicht an der Schulter mit seinen Hufen gestriffen, sodass sie ins Wasser fiel und dort zunächst liegen blieb. Sogleich reagierte der Leiter der Kaiba Corporation und ging auf das sich aufbäumende Pferd zu. Seltsamerweise hielt es jedoch Abstand zu der immer noch im Wasser Liegenden. „Ho!“, machte Seto und hob beschwichtigend die Arme. Doch das rasende Tier verstand die Geste falsch und jagte den Fluss hinab, an der Frau vorbei und durch die nächste Biegung, bis es Kaibas Blick entschwunden war. Dieser wandte seine Aufmerksamkeit nun der Frau zu, die sich wieder erhoben hatte und dem Pferd entgeistert nachsah. „Was hat ihn denn so erschreckt?!?“, wollte sie wissen und ohne eine Antwort abzuwarten ging sie der mehr als nur deutlichen Spur des Wallaches nach, die aus abgebrochenen Zweigen und herausgerissenen Sträuchern bestand. Ebenfalls wortlos verfolgte sie Kaiba. Nach einigen Minuten kamen sie an einen Koppelzaun aus Draht. „Hier sind also die Schäden…“ murmelte Seto, drückte der Frau im Vorbeigehen ihre Sachen in die Hand und begutachtete den Schaden. Flink zog sich das Mädchen an und besah sich seinerseits alles. „Das war Fremdeinwirkung.“, sagte sie trocken. Eindeutig war der Draht durchtrennt worden. Seto nickte und blickte auf. Eine wunderschöne Friesenstute kam angaloppiert. Ohne Zweifel wollte auch sie ausbrechen, was Seto unter allen Umständen verhindern musste. Es reichte schon, dass eins seiner teuren Pferde entlaufen war, da musste nicht auch noch seine beste Stute das Weite suchen. Die Frau verstand die Lage sofort und ging dem Pferd entgegen, die Hände noch nicht erhoben. „Was machen Sie da?!?“, empörte sich Seto, der sich beim besten Willen nicht denken konnte, was diese eigenartige Frau vorhatte. „Ich heiße Amaya.“, erwiderte diese einfach nur und blieb stehen, direkt vor ihr tat das die Stute auch. Die lange gewellte Mähne fiel ihr in weichen Kaskaden über die Augen und über die linke Seite des Halses. Langsam, nicht zu hastig, erhob Amaya eine Hand, um die Nüstern der Stute zu streicheln. „Du bist aber eine Schöne…“, flüsterte sie lieblich. Seto machte große Augen. //Abashiri war sofort stehen geblieben…//, dachte er und starrte die Beiden an. Plötzlich wandte er sich um. Ein Stallknecht stand hinter ihm und staunte ebenfalls nicht schlecht. „Wow!“, entfuhr es ihm. „Was ist?“, fragte Kaiba barsch. „Ein Pferd ist ausgebrochen, Herr Kaiba, die anderen befinden sich noch auf der Weide. Ihr Hengst steht ja ohnehin im Stall. Ich bin nur hier, um die Schäden zu reparieren.“, erklärte sich der Junge. Seto nickte und deutete auf den Zaun. Auf einmal wandte sich alle Aufmerksamkeit zurück zum Fluss. Das Pferd, dass Amaya kurz zuvor aus Versehen angefallen hatte, rannte an dem Waldstück des Baches entlang, noch immer in heller Aufregung. „Ich nehme mal an, Sie wollen Ihr Pferd wieder?“, wollte die Frau wissen und sah Seto mit ihren azurblauen Augen an. „Was für eine Frage, natürlich!“, polterte dieser los, aufgrund der absolut unnötigen Frage in Rage geraten. „Gut.“, meinte Amaya nur und schwang sich mit einem eleganten Sprung auf den Rücken der pechschwarzen Stute. Beide Herren am Zaun machten große Augen, wobei Seto sich schneller wieder beruhigte. „Was fällt Ihnen ein?!?“, donnerte Kaiba, doch zu spät. Amaya hatte Abashiri bereits die Hacken in die Flanken getrieben und in einem unglaublich schnellen Jagdgalopp fegten die Beiden an ihm und den Stallburschen vorbei, in Richtung des Wallachs, der stehen geblieben war. Amaya hielt sich nur leicht an der langen Mähne der Stute fest, die ihr Bestes gab. Die starken Muskeln bewegten sich geschmeidig unter ihren Schenkeln. //Was für ein berauschendes Gefühl…//, dachte Amaya, konzentrierte sich jedoch gleich wieder auf das Pferd, das immer noch am Bach stand und ihnen entgegen blickte. „Ruhig…“, flüsterte Amaya und verlagerte ihr Gewicht, was für die Stute das Zeichen war, langsamer zu laufen, in Trab zu wechseln und kurz vor dem Wallach nur noch im Schritt zu gehen. „Ruhig! Ich tue dir nicht!“, beschwichtigte die Frau das verstörte Pferd, das sich sogleich entspannte. //Ein Glück, dass ich so gut mit Pferden umgehen kann…//, dachte Amaya seufzend und langte nach dem Halfter des Wallachs. Dazu musste sie sich ein wenig zu Seite lehnen. Von weitem sah es aus, als ob sie gleich seitwärts vom Pferd rutschen würde, was dem Stallburschen ein Kichern entlockte, das ihm beim kalten Blick Setos allerdings im Halse stecken blieb. „Hab dich!“, jubilierte Amaya leise, als sie das Halfter zu fassen bekommen hatte und nun im gemächlichen Trab zurück zu Seto und dem Jungen ritt. Dort angekommen sprang sie elegant von Abashiris rücken und reichte dem Jungen den Wallach und die Stute Seto, während sie ihr den Hals klopfte. „So, das hätten wir.“ Damit ging Amaya am Koppelzaun entlang fort, einen überrumpelten Seto Kaiba zurücklassend. „WOW!!!“, machte der Stallbursche. „Das war Amaya Amano, die berühmte Spring- und Dressurreiterin! Man sagt, sie kommt mit jedem Pferd zurecht! Jetzt wundert mich ihre Vorstellung nicht mehr. Wahnsinn!!!“ Der Stallbursche konnte sich gar nicht mehr einkriegen, weswegen Seto eine Braue hob, den Blick jedoch fest auf Amayas Rücken geheftet. //Amaya Amano…//, dachte er. Kapitel 2: Championchip ----------------------- Championchip Unruhig lief Kaiba in seinem Büro hin und her. Er erwartete einen wichtigen Anruf des Leiters der Firma, die die Kaiba Corporation übernehmen sollte. Außerdem vermisste er seinen kleinen Bruder Mokuba, der schon vor einer halben Stunde hatte hier sein wollen. //Wo ist er?//, fragte sich der Millionär sorgenvoll. Ohne recht darüber nachzudenken griff er zum auf dem Eichenschreibtisch stehenden, kabellosen Telefon und drückte die Schnellwahltaste. Sogleich wurde eine Verbindung zum Telefon der Rezeption hergestellt, woraufhin dieses klingelte. „Guten Tag, Kaiba Corporation, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich nach kürzester Zeit eine weibliche Stimme. „Hier spricht Seto Kaiba. Haben sie Informationen bezüglich des Verbleibens meines Bruders Mokuba?“, fragte der junge Firmenleiter schroff. „Ähm… nein, Kaiba-sama. Aber so viel ich weiß wollte er mit einer Anwärterin für die Stelle ihres Assistenten kommen.“, antwortete die Frau hörbar nervös. Es war immerhin bekannt, dass Seto Kaiba bei schlechter Laune dazu neigte, seine Angestellten aufgrund winziger Fehler oder Inkompetenz zu feuern. „Hm.“, kam es von Kaiba und legte ohne ein weiteres Wort auf. Seufzend tat es ihm die Frau an der Rezeption gleich. //Glück gehabt.//, dachte sie erleichtert und sah nervös zur Glastür des riesigen Gebäudes, durch die man einen marmornen Vorplatz beobachten konnte, in der Hoffnung, den Bruder das Leiters kommen zu sehen. Doch der Platz war menschenleer. Kein Wunder, schließlich war es erst 7:00 Uhr. Um diese Uhrzeit hielten sich nicht viele Menschen in der Innenstadt Dominos auf. Mokuba saß gut gelaunt auf der Rückbank der nachtschwarzen Limousine. Er freute sich schon auf das Gesicht seines großen Bruders, wenn er ihm eröffnen würde, dass er den perfekten Assistenten, genauer gesagt Assistentin, gefunden hatte. Nach einigen Minuten Fahrt bremste das Auto mitten auf dem Vorplatz, was die Blicke der wenigen Passanten sogleich auf sich zog. Mit einem gemurmelten „Danke!“ stieg der kleine Bruder Setos aus und ging unbeirrbar auf den Eingang der Kaiba Corporation zu, einem 30-stöckigen Wolkenkratzer, von dessen Spitze aus man ganz Domino überblicken konnte. Die Frau der Rezeption blinzelte kurz und griff, nachdem sie sich versichert hatte, dass es Mokuba war, der da auf den Eingang zuschritt, nach dem Hörer des Telefons und wählte mit fliegenden Fingern die Nummer des Penthouses. „Kaiba?“, meldete sich nach einigen Ruftönen der Firmenleiter forsch. Sogleich wurde die Mitarbeiterin nervös. „Mokuba Kaiba-sama ist nun eingetroffen, Kaiba-sama.“, antwortete sie. „Gut.“, erwiderte Seto und legte auf. Die Frau seufzte erleichtert auf. Mokuba schritt, ohne auch nur Notiz von der Frau zu nehmen, zum Fahrstuhl. Er bestand ganz aus Glas und war außen am Gebäude angebracht, ebenso wie die neun anderen. Routiniert drückte der Junge den Knopf zur 30. Etage und stellte sich an den Rand des Fahrstuhls. Sogleich setze sich dieser in Bewegung, unaufhaltsam und schnell dem Himmel entgegen. Ein leises wohlklingendes „Ding dong!“ verkündete das Erreichen der gewünschten Etage. Gleich darauf öffneten sich die gläsernen Türen einen langen, mit teurem Teppich ausgelegten Flur. Zielstrebig machte sich der junge Kaiba auf. Seelenruhig ging er den Gang entlang, an einigen Türen vorbei, die zu den Privaten Gemächern Kaibas führten, da er oft so lange arbeitete, dass er nicht einmal mehr nach Hause fuhr, sondern gleich hier blieb. Vor einer großen, polierten Buchenholztür blieb er kurz stehen, klopfte und trat ein. Im nächsten Moment stand Mokuba im großen Büro seines Bruders. Wenn man eintrat sah man den schweren Eibenschreibtisch mit einem hochmodernen Computer, diversen Schreibutensilien, einem Telefon und, dahinter stehend, direkt am mannshohen Fenster, der die gesamte hintere Wand ausmachte, ein bequemer, rotbrauner Lederdrehstuhl mit hoher Rückenlehne. Der Raum war unglaublich groß und von Tür zu Schreibtisch hin lang gezogen. An den hellblauen Wänden hingen vereinzelt teure Gemälde, Originale natürlich, und einige hüfthohe Büroschränke mit bergeweisen Akten standen im Raum verteilt. Das Ambiente wurde mit ein paar schönen Innentopfpflanzen abgerundet und verlieh dem Zimmer den letzten Schliff. Schwungvoll drehte Kaiba sich in seinem Sessel um, sodass er, statt den hunderte Meter entfernten Vorplatz, die Tür und somit seinen kleinen Bruder im Blickfeld hatte. „Was musste ich hören? Du hast über meinen Kopf hinweg meinen neuen Assistenten eingestellt?“, ging Seto gleich zur Sache. „Ja, Bruderherz! Sie wird dir gefallen!“, antwortete Mokuba munter. Seto hob fragend eine Augenbraue. „Sie?“, fragte er skeptisch. „Wie kann eine Frau dazu in der Lage sein?“ „Das wirst du schon sehen, sie ist ein echter Alleskönner!“, begeisterte sich der Junge. „Du glaubst nicht, was sie alles kann!“ Seto war, weithin sichtbar, nicht annähernd so aufgeregt und zuversichtlich wie sein jüngerer Bruder. „Wann kann sie anfangen?“, wollte er gelangweilt wissen. „Gleich nach ihrem Turnier, wo wir hingehen werden.“, antwortete Mokuba munter. „WAS?!“, fragte Kaiba überrumpelt und schockiert. „Jap!“, meinte sein Bruder. „Es ist alles geregelt, die Limousine wartet. Und jetzt sag’ nicht, dass du nicht kommst, wir haben schließlich so lange nicht mehr was gemeinsam gemacht!“, warf Mokuba seinem großen Bruder mit unschuldigen Rehaugen vor. Seto hasste es, wenn sein Bruder das machte, weil er ihm dann nichts mehr abschlagen konnte. Seufzend sagte er: „Von mir aus… aber ich erwarte noch einen Anruf von der Yukifuma-Firma.“ „Den kann auch die Rezeption annehmen!“, hielt Mokuba dagegen, der wusste, dass er gewonnen hatte. „Gut…“, meinte ein sich geschlagen gebender Seto und ging mit wehendem Mantel um seinen Tisch herum. Sanft legte er brüderlich seine Hände auf Mokubas Schultern. „Und wohin gedenkst du mich zu verschleppen?“, wollte Kaiba allein schon von der Vorstellung belustigt wissen. „Zum Land. Du wirst schon sehen…“, erwiderte Mokuba geheimnisvoll. Nach einstündiger Fahrt bremste die Limousine auf einem Schotterweg. Die Steine knirschten unter dem Gewicht des Wagens. Mit eher desinteressierten Gefühlen stieg Seto aus, gefolgt von einem aufgekratzten Mokuba. Seto hob eine Augenbraue. „Seit wann veranstaltet mein Stall Turniere?“, wollte er überfragt wissen. „Schon immer.“, kam die routinierte Antwort. „Du warst nur nie dabei, weil du immer arbeitest.“ „Hmpf!“, machte der Firmenleiter und ging seinem munter vorrennenden Bruder nach. Seto sah sich ein wenig um. Natürlich kannte er seinen Stall und stattete ihm auch in regelmäßigen Abständen einen Besuch ab, allein um zu sehen, wie es seinen Pferden erging, allerdings waren diese ‚Kontrollgänge’ immer seltener geworden, da Kaiba schlicht keine Zeit dafür hatte. Mit langen Schritten ging er über das große Gelände, am Haupt- und Stallgebäude vorbei, immer noch Mokuba folgend. Beide Gebäude waren groß und einladend. Weiß gestrichen mit einem teuren, dunkelblauen Dach verkörperten die Häuser eine Eleganz, wie sie nur die Gebäude der Kaiba Corporation ausstrahlen konnten. Nachdem Kaiba um die Stallecke bog, verschlug es ihm die Sprache. Rund um den riesigen Außenreitplatz standen Scharen von Leuten. Mit einem provisorischen Zaun wurde eine Schneise von der Stalltür zum Gatter des Reitplatzes für die Pferde und ihre Reiter freigehalten. Auf den Wiesen standen Getränke- und Mahlzeitenstände, die umlagert wurden. Etwas abseits, auf einer Weise, standen Unmengen großer, luxuriöser Pferdeanhänger und deren Autos. Der Reitplatz an sich war ordentlich geharkt und der Zaun erst kürzlich frisch gestrichen, sodass er zu leuchten schien. Seto war erstaunt, was seine Mitarbeiter ohne seine Instruktionen auf die Beine stellen konnten. Vielleicht waren sie doch nicht sooo inkompetent…? Niemals! Ohne ihren Firmenleiter konnten sie nichts zustande bringen, das war für Kaibas ein unumstößlicher Fakt. Dennoch, das musste er zugeben, war er beeindruckt. „Komm’ schon!“, drängte Mokuba und beförderte seinen großen Bruder in die Wirklichkeit. Munter ergriff der kleine Kaiba Setos Hand und zog ihn zielstrebig durch die Menge zum Schiedstrichtertisch. Direkt dahinter standen zwei bequeme Stühle auf einem Hügel im Schatten einiger Bäume, von wo aus man den Platz perfekt im Blick hatte. Erst jetzt fiel Kaiba auf, dass auf dem Platz ein schwieriger Springparcours aufgebaut worden war. //Der Parcours könnte für Olympia klassifiziert sein!//, dachte Seto anerkennend. „Da bin ich mal gespannt…“, sagte er dann laut. „Kannst du auch sein!“, meinte sein Bruder munter, der es Kaiba gleichtat und sich setzte. Das Gemurmel, der Menschen nahm ab, als der oberste Schiedsrichter, der an der Mitte des langen Tisches saß, sich erhob und lächelnd in die Runde sah. „Meine Damen und Herren, ich freue mich, sie heute hier begrüßen zu dürfen. Natürlich heiße ich auch unsere Wettstreiter, die sich im Moment noch warmreiten, willkommen, ebenso die Besitzer und Finanzier dieses Stalls: Seto Kaiba und Mokuba Kaiba.“, sagte der 40-jährige Mann mit einer Armbewegung, woraufhin sämtliche Anwesende jubelten und begeistert klatschten. Kaiba nickte nur und schwieg. Der Richter setzte sich wieder und die Reithallentür ging auf. Zehn edle Pferde mit ebenso edlen Reitern betraten den Reitplatz und ritten im Trab einmal am Zaun entlang, um danach zurück zur Halle zu reiten. Alle, bis auf einen braunen Anglo-Araber mit seinem Reiter. Yamato Katsu!“, rief der mittlere Richter aus. Sogleich ritt der Angesprochene im leichten Galopp auf die erste Hürde zu. Kaiba sah zu, wie die Stangen fielen. Es gab nicht einen Reiter, der den Parcours fehlerfrei hinter sich brachte. //So schwer ist er nun doch nicht!//, dachte Seto leicht verärgert. Selbst Reiter seines Stalls, zwei sind an den Start gegangen, machten Fehler. „Und die letzte Teilnehmerin: Amaya Amano.“, rief der mittlere Richter. Sogleich wurde Seto hellhörig. //Ist das nicht…?!?!?//, dachte er und kam nicht weiter, da sie in diesem Moment auch schon auf den Platz geritten kam. Stolz und schön saß die junge Frau auf der braunen Hannoveranerstute des Stalls. Amaya selbst hatte schwarzglänzende Reitstiefel an, eine schneeweiße Reithose, eine weiße Bluse, darüber ein blutroter Reitjackett und einen schwarzen Reithelm. Es war totenstill geworden. Jeder fragte sich, wie wohl die geheime Favoritin abschneiden würde, und zur Recht: Der Parcours war schwer, auch wenn sich das Kaiba zumindest nicht eingestand. Mit hochkonzentriertem Gesicht gab Amaya der Stute die Sporen, die daraufhin sogleich in einen leichten Galopp verfiel. Sie ritt an und… übersprang das erste Hindernis, woraufhin die Stoppuhren in Gang gebracht wurden. Die Stute schwitzte bereits wegen der Aufwärmung, was sich jetzt nicht verbesserte, und dennoch: Die Beiden waren ein ausgezeichnetes Team. Der Parcours hatte 12 Hindernisse, von denen Amaya mit ihrem Pferd bereits die Hälfte fehlerfrei übersprungen hatten. Der Galopp wurde kurz schneller auf einer geraden, dann wieder langsamer und das nächste Hindernis wurde genommen. Innerhalb von fünf Minuten hatte sie den Parcours, was den Jubel der Menge noch lauter werden ließ, vollkommen fehlerfrei absolviert. Mit einem erleichterten Seufzen trieb sie das Pferd zurück zur Reithalle, wo sie es noch trockenreiten würde, bevor sie sich zur Siegerehrung begab. Seto erhob sich und ging zu den Richtern. „Ich nehme mal an, die letzte Teilnehmerin hat gewonnen?“, fragte er beiläufig. „Na sicher! Sie ist die Einzige, die keinen Fehler gemacht hat!“, meinte der Richter fast entrüstet, wofür er einen vernichtenden Blick des Firmenleiters kassierte. „Nichts anderes haben wir erwartet!“, jubelten die ‚Fans’ in der Nähe. Der Richter lächelte und zog sich daraufhin mit den anderen zurück, um die anderen Platzierungen und ein eventuelles Stechen zu bereden. Seto ging ein wenig umher, während Mokuba immer noch auf seinem ‚Ehrenplatz’ saß. Er fand es toll mal wieder was mit seinem Bruder zu unternehmen, etwas, dass ihm nicht gleich an Arbeit erinnerte und er nicht ernst nehmen musste… aber konnte er das wirklich nicht ernst nehmen? Die Richter begaben sich auf eine nahe gelegene Wiese und verlasen laut die Plätze, von unten angefangen. „… und der erste Platz geht an Amaya Amano!!!“, rief er aus, woraufhin die Siegerin mit ihrem Pferd kam. Kaiba hatte sich im Hintergrund gehalten und selbst jetzt sagte er nichts, obwohl er sich nur zu gut an diese Frau erinnerte… Amaya ging seufzend in den Stall, versorgte die Stute und lief daraufhin, ohne den Pokal, den sie auf einem Regal abgelegt hatte, hinaus auf eine Wiese an deren Rand ein dichter Wald war. „Herzlichen Glückwunsch.“, hörte sie eine Männerstimme hinter sich, die sie herumwirbeln ließ. Ihr Herz setzte einen Moment aus, als sie in die eisblauen Augen Seto Kaibas sah… to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)