Wolfsgesang von Satnel ================================================================================ Prolog: -------- Titel: Wolfsgesang Teil: Prolog Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Ich habe diese Geschichte schon vor einiger Zeit angefangen und schreibe sie nun weiter. So kann es sein, dass der Schreibstil sich plötzlich ändert. Bitte seht darüber hinweg. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt. In früher Vergangenheit Es war früher Morgen und der Vollmond stand niedrig am Himmel, den Kampf mit der im aufgehen beginnenden Sonne führend. Noch immer warf er ein mystisches Licht durch die Wipfel der Bäume und beschien den Boden des Waldes, sodass nichts ungesehen blieb. Keuchend lief eine Gestalt durch den Wald. Immer wieder strauchelte sie und rappelte sich panisch wieder auf um ihren Lauf fortzusetzen. Doch das war es nicht. Es war eine Flucht in wilder Panik nicht auf den Weg achtend, nur weg von der Bestie die sie jagte. Es war ein Junge mit blonden Haaren. Seine grünen Augen blickten sich gehetzt nach einem Versteck um, wohl wissend dass er sich vor dieser Kreatur nicht verstecken konnte. Es gab kein Entrinnen. Warum hatte er die Geschichten seiner Großmutter nur immer belächelt? Warum war er mitten in der Nacht hinaus gegangen, nur um als erster etwas essbares präsentieren zu können? Direkt vor ihm tauchte ein breiter Baumstamm auf, der ihm den Weg versperrte. Todesmutig stieß er sich vom Boden ab und sprang auf den Baumstamm nur um gleich wieder auf der anderen Seite seine Flucht fortzusetzen. Hinter ihm erscholl ein Geheul, das jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Den Jungen hingegen spornte es nur mehr an. Wenn er das Bauernhaus seiner Eltern erreichte war er in Sicherheit. Diese Kreatur würde ihn bestimmt nicht bis dorthin verfolgen. Warum ging die Sonne denn nicht auf? Dann wäre sein Alptraum vorbei. Lange hielt er das nicht mehr aus. Sein Atem ging rasselnd und nun strauchelte er öfter als zuvor. Endlich sah er die Rettung auf sich zukommen, den Waldrand. Gleich wäre er zu Hause, er konnte den Rauch, der immer aus dem Kamin kam schon sehen. Doch seine Hoffnung war trügerisch wie sich herausstellte. Kurz bevor er den Waldrand erreichte, tauchte ein Wesen vor ihm auf, das mit nichts bekanntem zu vergleichen war. Der Junge taumelte zurück und prallte gegen einen Baumstamm. Nein, das konnte nicht sein! Nicht so kurz vor der rettenden Sicherheit seine Elternhauses. Die Kreatur vor ihm starrte ihn nur an, so als hätte sie alle Zeit der Welt. Auf den ersten Blick glich sie einem Wolf, doch bei näherem betrachten war sie viel größer als es ein Wolf je sein konnte. In den Augen der Bestie schien ein nie erlöschendes Feuer zu brennen, das seinen Opfern ihre Hilflosigkeit vor Augen führte. Doch so schnell wollte der Junge nicht aufgeben. Nicht so kurz vor dem Ziel. Seine rechte Hand klammerte sich um den Dolch, den er immer bei sich trug, die andere Hand tastete nach der Kette mit dem roten Stein um seinen Hals. Nein er würde nicht aufgeben, er würde sicherlich nicht kampflos sterben. Mit einem wilden Aufschrei zog er den Dolch und stürzte sich auf die Bestie. Diese blickte den Jungen regungslos entgegen und flüchtete mit einem geschmeidigen Satz aus seiner Reichweite. Der Junge stolperte und mehr brauchte die Kreatur nicht. Mit nun gefletschten Zähnen sprang sie den Jungen an und seine Kiefer schlossen sich um den Hals des Jungen. Dieser gab einen röchelnden Laut von sich und sein Körper erschlaffte. Die Bestie warf den Kopf in den Nacken und stieß ihr todbringendes Geheul aus. Erschrocken wachte zur gleichen Zeit ein Junge in dem Bauernhaus auf. Schwer atmend setzte er sich auf und sah zum Fenster. Bald würde die Sonne aufgehen, warum war er dann nur jetzt schon aufgewacht? Plötzlich hörte er das Geheul eines Wolfes. Es war so nah. „Heute sind sie ziemlich nah nicht Karel?“ Geduldig wartete er auf eine Antwort seines Zwillingsbruders. Als diese nicht kam tastete er nach ihm, um ihn einen Stoß zu verpassen. Doch er spürte nur die leere Strohmatratze neben sich. Leise seufzte er. Wo war er nur schon wieder? Kopfschüttelnd zündete er die Kerze neben seinem Bett an. Der Junge schlüpfte in seine Schuhe und öffnete die Tür zum Flur des einfachen Bauernhauses. Leise um seine Eltern und seine Großmutter nicht zu wecken, schlich er sich die Treppe hinunter in den Wohnraum. „Karel. Karel wo bist du bloß?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern. Dann fiel sein Blick auf den, vom Kerzenschein schwach erhellten, Stuhl seines Bruders. Der Gurt mit dem Dolch fehlte. Karel war doch nicht wirklich so verrückt gewesen raus zu gehen? Doch nicht in der Nacht! Der Junge beschloss ihn zu suchen. Er nahm eine der Pechfackeln und zündete sie mit der Kerze an. Mit der rechten Hand schnappte er sich einen langen Stock und wog ihn prüfend in der Hand. Er würde reichen müssen. So verließ er das Haus und sah zum Waldrand hinüber. Dort konnte er eine schwache Bewegung ausmachen. „Na warte Karel, wenn ich dich in die Finger bekomme kannst du was erleben.“ Der Junge lief auf den Waldrand zu, in der Hoffnung die Bewegung würde von seinem Zwilling kommen und nicht von einem Hasen oder sonstigen Waldtieren. Als er endlich den Waldrand erreichte, blieb er wie angewurzelt stehen. Das dort war nicht sein Bruder, es war ein Wolf. Aber ein so großes Tier hatte er noch nie gesehen. Die Muskeln des Tieres zeichneten sich genau unter dem schwarz schimmernden Fell des Tieres ab. Es strahlte eine Anmut und Geschmeidigkeit aus, die ihn anzog und zugleich auch eine Grausamkeit die den Jungen entsetzt keuchen ließ. Dieser Wolf war wunderschön. Das Tier hob den Kopf und blickte den Jungen an. Erschrocken wich dieser zurück. Nein das war kein Wolf. Kein Wolf hatte rote, brennende Augen. Das Tier knurrte leise und sah nun den Neuankömmling todbringend an. Trotz der Angst die der Junge hatte, erkannte er die brutale Intelligenz in den Augen des Tieres. Nein diesem Jäger konnte man nicht entkommen. Das Wesen ging einige Schritte in seine Richtung und seine Zähne fletschten sich todbringend. Doch in diesem Moment gewann die Sonne ihren ewigen Kampf gegen die Dunkelheit und ihre Strahlen fielen über den ersten Hügel. Das Tier wich zurück und sah sich verwirrt um. Mit einem beinahe winselnden Laut wand es sich um und verschwand in den Schutz des Waldes. Erstaunt ging der Junge einige Schritte zu der Stelle an der dieses Wesen verschwunden war. Doch kurz bevor er dort ankam sah er etwas, das ihn den Wolf sofort vergessen ließ. Übelkeit stieg in ihm hoch. Vor ihm auf den Boden lag ein Mensch, auf die grausamste Weise entstellt und doch wusste der Junge sofort wer es war. Seine Augen füllten sich mit Tränen und seine Füße gaben nach. Mit einem dumpfen Laut sank er auf die Knie. „Karel.“ Er streckte die Hand nach seinem Bruder aus, der ihm doch so sehr glich. Sein Blick fiel auf den Anhänger der neben seinem Bruder auf dem Boden lag und er hob ihn auf. Wie seinen größten Schatz drückte er ihn an die Brust. „Ich werde dich rächen Karel.“ Der Junge stand auf und sah zum Himmel. Zornig schrie er seine Wut hinaus. „Hörst du das du Bestie? Ich werde dich jagen und töten! Dich und alle anderen deiner verdammten Art! Wenn es sein muss bis in alle Ewigkeit! Ich werde nicht aufgeben bis der Letzte deiner Art tot vor mir liegt!“ Kapitel 1 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 1/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Das Zusammentreffen zweier Feinde, die aber trotz allen Hasses nicht voneinander lassen können „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. In der Gegenwart Ein Wecker klingelte und wurde von einer zielsicheren Hand zum verstummen gebracht. Tobi räkelte sich wohlig in dem bequemen Bett. Er dachte nicht daran aufzustehen egal was passierte. So traf ihn auch das Glas Wasser einige Minuten später völlig unvorbereitet. Prustend setzte er sich auf. „Also wirklich Tobi, du solltest mal lernen rechtzeitig aufzustehen.“ Tobi blinzelte und sah zu dem Störenfried auf, der so ungebeten in sein Schlafzimmer und seine Träume hinein geplatzt war. Er erblickte ein braunhaariges Mädchen, das ihn gelassen aus blauen Augen ansah. Wie die meisten in diesem Land trug auch sie die Schuluniform einer Privatschule. „Mensch Cassy. Musst du mich so unhöflich wecken?“ Tobi wischte sich verschlafen über die Augen. „Na ich glaube nicht, dass meine Überredungskunst bei dir gefruchtet hätte.“ Sie wand sich um und verließ das Schlafzimmer des Jungen. „Zieh dich an, wir müssen los.“ Tobi sah auf die Uhr und erschrak. Hastig sprang er aus dem Bett und zog sich seine Kleider an. Schnell stürmte er in die Küche und nahm sich eine Tasse Kaffe, der auf dem Tisch stand. Der Fernseher lief und Cassy hörte sich interessiert die Nachrichten an. „Warum hast du mich nicht früher geweckt?“ Cassy deute ihm nur er solle leise sein und wand sich wieder dem Fernseher zu. Auch Tobi sah zum Fernseher, nicht verstehend was so wichtig sein sollte. Es fing gerade ein neuer Bericht an. „Heute wurde wieder eine weitere Leiche gefunden, die auf grausamste Weise entstellt war. Es ist die Dritte in zwei Monaten. Noch immer tappt die Polizei im Dunkeln wer der Täter sein könnte. Es scheint keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben. Nur das es Personen zwischen 18 und 22 Jahren waren. Falls sie Hinweise auf den Täter haben, melden sie es bitte auf dem nächsten Polizeirevier.“ Damit wurde eine Nummer eingeblendet. Cassy schüttelte den Kopf. „Welcher Psychopath ist nur zu so was in der Lage?“ „Jemand der sehr schlechte Erfahrungen hatte.“ Tobi studierte Psychologie und kannte sich mit solchen Sachen aus. „Na ja auf jeden Fall müssen wir los.“ Cassy schaltete den Fernseher aus und schnappte sich ihre Schultasche. Tobi nickte und lief in sein Zimmer. Schnell packte er jedes Buch, das ihm in die Hände fiel in seine Tasche. Nicht wissend, welches er nun wirklich benötigte. „Bist du es endlich?“ Cassy stand ungeduldig an der Haustür und wartete auf ihn. „Komme schon!“ Tobi schlüpfte in seine Jacke und gemeinsam verließen sie die Wohnung. Der von der Polizei abgeriegelte Teil wurde von Reportern belagert, die alle ein Foto von der neuen Leiche wollten. Die gelben Bänder hielten sie längst nicht mehr zurück, so das nun zehn Polizisten versuchten die Reporter so weit weg wie nur möglich von der Seitenstraße zu halten. Doch das Interesse an der Leiche verschwand sofort, als eine schwarze Limousine vorfuhr und stehen blieb. Der Fahrer stieg aus und hielt die hintere Tür auf. Ein blondhaariger Mann verließ das Wageninnere und sofort eilte der Polizeichef zu ihm. Leider erreichte er ihn nicht schneller als die Reporter und so musste er sich durch eine Menschenmenge durchkämpfen, die den Mann mit Fragen bestürmten. Doch dieser schwieg nur beharrlich. Als der Polizeichef endlich bei ihm angelangt war, versuchte er ihn vor den Reportern abzuschirmen. „Leute ich sagte doch kein Kommentar. Es wird früh genug weitere Informationen für die Medien geben.“ Damit ging er zu seinen Männern und erkämpfte dem Mann einen Weg durch die noch immer nicht befriedigten Reporter hindurch. Dieser folgte ihm nur schweigend. Als sie endlich nach längerem Drängen die Barriere aus Polizisten hinter sich hatten, seufzte der Polizeichef erleichtert auf. „Sensationsgierige Meute.“ Der andere Mann beachtete ihn überhaupt nicht, sondern ging zu der bereits in einem Plastiksack verstauten Leiche. „Es ist kein schöner Anblick.“ Der Polizeichef folgte ihm mit einigem Abstand. Die Polizisten bei der Leiche sahen dem Neuankömmling misstrauisch entgegen, doch der Respekt ihres Chefs vor dem eindeutig jüngeren Mann machte klar, dass alles in Ordnung war. Oder das es zumindest genehmigt war. Der Mann kniete sich neben dem Sack zu Boden und öffnete den Reißverschluss, der dort angebracht war. Sofort war hinter ihm das Blitzen unzähliger Kameras zu hören, doch sein Körper schirmte die Leiche von den Reportern ab. Mit ausdruckslosen Gesicht musterte er das entstellte Gesicht des Opfers. Der Polizeichef begann nun ihm die Einzelheiten zu erläutern, die man bis jetzt herausgefunden hatte. Doch der blondhaarige Mann hörte ihm überhaupt nicht mehr zu. Er hob sein Gesicht zum Himmel und über sein sonst ausdrucksloses Gesicht huschte unbemerkt ein entschlossener Ausdruck. Also bist du endlich wieder hier. Warum? Willst du nun sterben? Er bekam keine Antwort darauf. Plötzlich nahm er auf einem Dach eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Nur für einen Augenblick, doch er stand auf und ging zu einer Leiter, die an einer Häuserwand befestigt war und kletterte hoch. Der Polizeichef sah ihm nur verblüfft nach und schüttelte dann missbilligend den Kopf. „Reiche eingebildete Schnösel.“ Oben angekommen, sah sich Rinion suchend um. Doch weit und breit war nichts zu sehen, von dem die Bewegung, die er wahrgenommen hatte ausgegangen sein konnte. Vorsichtig, den Boden und die Umgebung immer im Auge behaltend, ging er weiter. Hier war es gefährlich mit einem unbedachten Schritt konnte er sich leicht den Hals brechen und die Ursache dieser Bewegung war auch noch immer hier. Obwohl es genug Zeit gehabt hatte zu verschwinden. Zu blöd, das er seine Kräfte nicht vor den Menschen einsetzten konnte. Wozu hatte er sie sonst bekommen. Sie weiterhin zu verabscheuen brachte auch nichts. Rinion erreichte endlich den gegenüberliegenden Dachsims und sah hinunter. Eine weitere düstere Seitenstraße. Mülltonnen, Dreck, undefinierbare schleimige Masse und eine Menge streunender Katzen. Vorsichtig blickte er sich noch einmal nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass ihm keiner gefolgt war. Dann stieß er sich vom Dachsims ab und landete geräuschlos in der Seitenstraße. Noch immer in einer hockenden Position, den langen Mantel wie einen Umhang um sich ausgebreitet, sah er sich um. Als er nichts auffälliges erkennen konnte, richtete er sich auf. „Noch immer so vorsichtig wie eh und je. Du änderst dich wohl nie.“ Rinion wand sich bei der nur allzu bekannten Stimme erschrocken um. „Was denn? Hab ich dich erschreckt? Das war bestimmt nicht meine Absicht.“ Rinion erkannte eine Gestalt, die an der Wand lehnte und dessen Gesicht im Dunkeln lag. Doch auch ohne es zu sehen wusste er, dass in der Dunkelheit dichtes, schwarzes Haar und stechende grüne Augen lagen, die jeden in die Knie zwingen konnten. „Was ist denn? Hast du deine Stimme verloren? Das wäre ein wirklich trauriger Verlust für die Welt.“ Die Gestalt stieß sich von der Wand ab und machte ein paar Schritte in Rinions Richtung, so das er aus dem Dunkeln heraustrat. Seine Augen waren von einer Sonnenbrille verborgen und um seine Lippen lag ein spöttisches Lächeln. Er trug eine blaue Jeans und darüber locker in die Hose gestopft ein schwarzes Hemd, dass vollkommen offen war. Quer über die Brust war ein heller Streifen zu sehen, eine Narbe von einem Schwert wie Rinion nur zu genau wusste. Er wand den Blick davon ab und richtete ihn auf das Gesicht seines Gegenübers. „Was willst du hier Marc? Ist dir dein Futtervorrat ausgegangen, so das du wieder hierher kommen musstest?“ Ein leises Lachen war von dem Anderen zu hören. „Es ist schön zu hören, dass du weder deine Stimme noch deinen Humor verloren hast. Warum ich zurück gekommen bin? Eigentlich eine gute Frage. Vielleicht war es die Anziehungskraft.“ „Anziehungskraft? Von was redest du?“ Rinion sah ihn stirnrunzelnd an. Marc ging langsam auf ihn zu. „Kannst du dir die Antwort nicht denken Rin?“ Kurz vor dem blonden Jungen blieb Marc stehen und strich mit einem Finger sanft über seine Wange. „Hör auf mich so zu nennen.“ Rinion war in einem Zwiespalt. Einerseits wollte er ihn wegstoßen, andererseits sehnte er sich nach der so lange nicht gespürten Wärme des Anderen. „Willst du noch immer leugnen was zwischen uns war? Das macht es auch nicht ungeschehen.“ Rinion spürte den Atem des anderen neben seinem Ohr und ein Schauer lief durch seinen Körper. Verdammt Rinion sei nicht so naiv. Er spielt nur mit dir wie schon immer. Er hat deinen Bruder getötet. Ein Bild von Karel wie er entstellt am Boden lag huschte vor seinem geistigen Auge vorbei. Von diesem Monster. Hastig wich er einen Schritt zurück befreite sich von ihm. Sein Gesicht nahm wieder seinen so mühevoll einstudierten Gesichtsausdruck an. Seine Stimme klang teilnahmslos. „Was willst du hier in Japan?“ Marc lächelte amüsiert. Wie niedlich es doch war, wenn Rin so verzweifelt nach Fassung rang. Er konnte ihm noch immer nicht verzeihen, dass er seinen Bruder getötet hatte, doch dann hätte er an der Sache wahrscheinlich keinen Spaß mehr. „Ich dachte diese Frage hätte ich schon beantwortet oder?“ Mit einem belustigten Blick nahm er zur Kenntnis, das Rinion die Fäuste ballte. „Die Wahrheit wäre nett.“ Marc zuckte die Schultern. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir jemals Rechenschaft schuldig gewesen wäre. Aber um dich zu beruhigen ich hatte Lust dazu.“ „Hast du diese Menschen umgebracht Marc?“ „Kannst du dir die Antwort nicht auch vorstellen?“ Marc schüttelte lächelnd den Kopf. Es war Zeit dieses Gespräch zu beenden. Mit einem Satz war er auf dem nächsten Dachsims. „Tschau Rin. Übrigens würde ich heute das Haus nicht verlassen es ist Vollmond.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen verschwand er. Kapitel 2 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 2/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Ein nächtlicher Spaziergang der nur zu schnell im Krankenhaus endet und weitreichende Folgen hat. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Tobi schleppte den schweren Körper neben sich mühsam durch die Straßen. Warum mussten seine Freunde sich nach jeder bestandenen Prüfung nur so sinnlos betrinken? „Mensch Jens, kannst du nicht etwas mithelfen?“ Der blondhaarige Junge neben ihm reagierte nicht und hielt sich nur schwankend auf den Beinen. Wäre er nicht hier würde Jens orientierungslos am Boden herum kriechen. „Das nächste Mal trink ich mit und dann müsst ihr sehen wie ihr alleine heimkommt.“ „War doch ne tolle Party.“ Jens schien nicht einmal mehr die Kraft zu haben den Kopf zu heben. Trotzdem roch Tobi den Alkohol und verzog angewidert das Gesicht. „Ja klar. War ne tolle Party.“ Es hatte keinen Sinn sich hier mit einem Betrunkenen zu unterhalten selbst wenn es sein bester Freund war. Er konnte ihm hier ewig erklären, dass er es einfach nur sinnlos fand. Der Braunhaarige sah sich um. Soweit er wusste, war es nur noch ein kleines Stück bis zu Jens Wohnung. Wenn er Glück hatte nahmen ihn seine Eltern schon in Empfang. Das gab jedes Mal ein Donnerwetter schon bevor er weg war. Gott sei Dank lebte er alleine, wenn auch nicht freiwillig. Wenigstens lallte Jens heute nicht wie das letzte Mal. Man war das peinlich gewesen. Endlich sah er die weiße Tür von Jens Wohnblock vor sich. „Komm du bist gleich daheim.“ Tobi lehnte seinen Freund an die Wand und suchte in dessen Jacke nach dem Schlüssel. Er hörte ihn schon bevor er ihn spürte. Erleichtert zog er ihn heraus und öffnete die Tür zu dem steril wirkendem Gang, den wohl jedes Wohnhaus hatte. „Komm schon.“ Er legte sich den Arm seines Freundes wieder um die Schulter und zog ihn weiter bis zum Aufzug. Dort drückte er eine Taste und wartete bis das erlösende Pling zu hören war. Die Tür öffnete sich und er schleppte seinen Freund in die enge Kabine. „Gleich geschafft. Das war wirklich nicht mein Tag.“ Wartend stand er auf dem Dach der Jäger, der die Kreaturen der Nacht bekämpfte. Es hatte heute schon mehr als genug zu tun gegeben. Drei dieser abscheulichen Kreaturen hatte er heute bereits getötet. Und doch derjenige, den er treffen wollte hatte er nicht getroffen. Also war er noch auf der Jagd. Irgendwann würde er auf ihn treffen. Irgendwann. Der Wind blähte seinen Mantel und gewährte einen Blick darunter. Silbern glänzte eine Klinge im Licht des Vollmondes auf. Unruhig huschten seine grünen Augen über die Häuserdächer. Er hatte ein gutes Gefühl. Heute würde er denjenigen treffen, auf den er wartete. Den Mörder seines Bruders. Zwar konnte er ihn nicht töten wenn er ein Mensch war, aber auf so ein Monster nahm er keine Rücksicht. Zu oft war er ihm schon entkommen, das musste ein Ende haben. Und irgendwann würde es das auch noch. Die ganze Zeit beobachteten rote brennende Augen die reglose Gestalt des Jungen. ‚So Rin bist du wieder auf der Jagd nach dem der dir deinen Bruder nahm? Ein schwieriges Unterfangen. Meinst du nicht?’ Marc lachte leise in Gedanken und wand seinen Blick von der Gestalt des Jägers ab. Lautlos bewegte er sich über das Dach und verschmolz praktisch mit dem Schatten. ‚Ich denke einmal es ist Zeit für eine kleine Zwischenmahlzeit.’ Sein Blick suchte die Gassen unter sich ab über die er sich bewegte. Seine empfindliche Nase nahm die Gerüche der Stadt auf. Smog, Dreck und weit entfernt den Geruch von menschlichem Blut. Und gerade dieser Geruch erregte seine Aufmerksamkeit. Er wurde immer schneller und achtete nicht mehr auf die Gassen unter sich. Ratten, Penner und Dreck konnte er sich vornehmen wenn ihm das nicht reichte. Obwohl er nie auf so etwas zurückgreifen musste. Endlich sah er denjenigen, der diesen betörend süßen Geruch ausströmte. Ein Junge vielleicht 18 - 19 Jahre alt. Egal es interessierte ihn nicht. Alles was zählte, war die Wärme die er ausstrahlte gepaart mit diesem Geruch. Plötzlich wand sich der Junge um und Marc wich hastig in den Schutz der Dunkelheit zurück. Erstaunlich der Junge hatte meerblaue Augen. Bei Menschen keine Seltenheit aber diese Intensität war beeindruckend. Der Junge runzelte die Stirn und setzte seinen Weg fort. Marc folgte ihm und benutzte die nächste Seitengasse, die sie passierten um leise auf den Erdboden zu kommen. Seine Muskeln spannten sich bereit zum Sprung. In ein paar Sekunden würde er wieder frisches Fleisch zwischen seinen Zähnen spüren. Tobi wand sich ängstlich um. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass er beobachtet wurde. Doch in der dunklen Straße hinter ihm war niemand zu sehen. Mit einem immer noch mulmigen Gefühl wand er sich wieder um und setzte seinen Weg fort. Je eher er daheim war umso besser. Tobi beschleunigte seine Schritte, die auf der menschenleeren Straße überdeutlich zu hören waren. Plötzlich bemerkte er ein Geräusch. Wie das Tapsen von leisen Pfoten. Hastig wand Tobi sich um und wurde auch schon von den Füßen gerissen. Schmerzerfüllt schrie Tobi auf. Etwas hatte sich in seine linke Schulter verbissen. Er spürte den heißen Atem des Tieres, denn nichts anderes konnte es sein, neben seinem Hals. Ein Knurren wie aus Enttäuschung kam aus der Kehle des Tieres. Doch das nahm Tobi gar nicht wahr, da der Schmerz in seiner Schulter ihm fast die Besinnung raubte. Das Tier löste sich von seiner Schulter und zurück blieb nur ein taubes Gefühl und das Pochen seines Herzschlages. Tobi sah nun zum ersten Mal das Tier, dass ihn angefallen hatte. Nein es war kein Hund, wie er im ersten Moment geglaubt hatte. Aber auch mit nichts anderem zu beschreiben, dass er jemals gesehen hatte. Diese roten Augen, die ihn mit soviel Stärke musterten. Und irgendwie wusste Tobi, das es ihn töten würde. Genauso sicher wie Tobi wusste, das er dagegen nichts ausrichten konnte. Das Tier fletschte seine Zähne und Tobi presste die Augen zusammen, nicht sehen wollend wie sein Tod ihn einholte. Doch plötzlich war ein lautes Krachen zu hören und das Tier über ihm winselte. Tobi spürte wie es sich von ihm zurückzog. Vorsichtig öffnete er ein Auge. Schnelle Schritte näherten sich ihm und ein Junge, höchstens ein paar Jahre älter als er, kniete sich neben ihm hin. Den Blick immer zu den Häuserdächern gerichtet. In einer Hand hielt er eine Pistole und unter seinem Mantel konnte er die Schneide eines Schwertes erkennen. Dann wand der Junge Tobi seinen Blick zu. Seine grünen Augen musterten ihn nachdenklich. „Schlaf. Du solltest dich ausruhen.“ Mit diesen Worten verlor Tobi das Bewusstsein. In einer Seitengasse, die etwas weiter weg von dem Geschehen war, stand Marc an eine Mauer gelehnt und versuchte nicht an den Schmerz in seiner rechten Rückenseite zu denken. Rin hatte wahrlich sehr gut gezielt. Genau unter dem Schulterblatt. Die andere Seite und er wäre tot. Marc ließ den Kopf gegen die Mauer sinken. Nun wieder in seiner menschlichen Gestalt würde es länger dauern heim zu kommen. Doch das dürfte eigentlich kein Problem sein. Seine Schulter pochte schmerzhaft, doch das war nicht die erste Wunde, die ihm Rinion zugefügt hatte und es würde auch nicht die Letzte sein. Da war er sich sicher. Marc sah sich die Umgebung an um sich einigermaßen orientieren zu können. Gut am Ende dieser Gasse würde er auf eine belebtere Straße stoßen und von dort aus könnte er eine U- Bahn zu seinem Appartement nehmen. Blieb nur noch das leidliche Problem mit den Klamotten zu klären. Das war immer ein Problem bei der Rückverwandlung. Es ging nicht mit Kleidungsstücken. Weiter vorne in der schwach beleuchteten Gasse sah er einen dieser Container, wie sie überall aufgestellt waren, wenn er Glück hatte würde er dort etwas finden. Wie er das hasste und immer nur wegen ihm. Dem Einzigen, der ihn verletzten konnte und das überlebte. Normalerweise hätte er jemanden, der so etwas gewagt hätte schon längst getötet. Nur bei Rin ging es nicht. Marc wusste keinen Grund, den er sich erklären hätte können. Keinen logischen, der vor den Augen seiner Rasse Bestand hätte. Aber seine Rasse war ihm sowieso egal. Noch bevor er am Container angekommen war, nahmen seine geschärften Sinne eine andere Person wahr. Ein bekannter Geruch ging von diesem jemand aus und Marc hörte ihn schon lange bevor er vor ihm auf dem Boden aufkam. Langsam richtete sich der Neuankömmling auf. „Marc lange nicht gesehen.“ Braune Augen blitzten belustigt auf als sie Marcs Zustand erkannten. „Was willst du von mir Kenji?“ Marc war nicht sehr erfreut von Kenjis Auftauchen. Das konnte nur eines bedeuten. Aber diese Möglichkeit war nicht sehr ermutigend. „Zeno schickt mich um dir etwas auszurichten. Er würde gerne eine Unterredung mit dir haben aber nicht jetzt. Zur Zeit ist er auf Futtersuche aber morgen wäre ihm Recht.“ „Und was macht ihn so sicher, das ich kommen werde?“ Marc musste sich anstrengen seine gewohnte Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten angesichts seiner Verletzung. „Die Sache, das er das Oberhaupt deiner Rasse ist.“ Ein Lächeln spielte um die Lippen des schwarzhaarigen Jungen. „Ja, genau das Oberhaupt meiner Rasse. Beinahe hätte ich das vergessen. Das muss doch ein erbärmliches Gefühl sein, das alles zu sehen und zu wissen, dass man nie dazugehören wird. Nicht Kenji?“ Marc hatte sich so gut in der Gewalt, das er es schaffte eines seiner überheblichen Grinsen zu präsentieren. Kenjis Gesicht hingegen verdunkelte sich schlagartig und das Lächeln verschwand sofort. „Was willst du damit andeuten?“ „Das was ich sage. Du bist ein Mischling und wirst es auch bleiben.“ Marc fand das Ganze hier schön langsam lächerlich. Dieses Gespräch hatte keinen Sinn. Immerhin wussten sie beide doch, dass er dieses Treffen nicht einhalten würde wie so viele davor auch nicht. Doch Kenji hatte sich schnell wieder in der Gewalt. „Zeno hat mir etwas mitgegeben, was dir in deiner Situation von Nutzen sein wird.“ Seine Stimme hatte wieder den normalen Klang und er holte ein Päckchen unter seinem Mantel hervor. „Wir sehen uns.“ Mit einem Satz war er wieder auf dem Dach eines der Häuser und in der Nacht verschwunden. Marc schüttelte nur den Kopf und öffnete das Päckchen. Darin fand er zwei Kleidungsstücke und zog sie an. Na ja es war besser als irgendwo nach Altkleidern zu suchen. Marc versuchte seine Schmerzen zu verdrängen und ging mit möglichst neutralem Gesichtsausdruck auf die Straße. Als Tobi langsam die Augen aufschlug, war das erste das er spürte die Schmerzen in seiner linken Schulter. Um ein aufstöhnen zu verhindern, biss er sich hastig auf seine Unterlippe. Blinzelnd sah er sich um. Irgendwie sah es hier aus wie in einem Krankenhaus. Aber er hatte keine Ahnung wie er hierher gekommen war. Er presste die Lieder kurz zusammen und öffnete die Augen wieder. Ja, es war definitiv ein Krankenhaus. Eine weiße sterile Wand an der mehrere kleine, weiße Kästen gelehnt waren, die freien Betten die noch im Zimmer waren und natürlich die Geräusche, die hinter der geschlossenen Tür zu hören waren. Wie kam er hier bloß her? Und vor allem wie lange war er schon hier? „Na schon aufgewacht?“ Tobi fuhr herum und nahm zum ersten Mal den jungen Mann am Fenster wahr. Warum war er ihm bis jetzt nicht aufgefallen? Er stand unbeweglich am Fenster und sah mit ernsten Gesicht hinaus als würde er etwas erkennen wollen, das für seine Augen unsichtbar war. „Wer sind sie?“ Nun wand sich der junge Mann zu ihm um noch immer machte er ein ernstes Gesicht. „Ich bin Rinion Tsukin. Außerdem bin ich auch derjenige, der dich vor zwei Tagen gefunden hat.“ Tobi sah ihn fragend an. Das war also der Wunderknabe, von dem man seit Wochen redete. Wenn man den Zeitungen glauben konnte war er erst 20 Jahre alt und Besitzer eines angesehenen Vermögens, von dem aber keiner wusste woher es kam. Auf jeden Fall beherrschte er, seit er aus Europa zurückgekommen war, alle Zeitungen. Plötzlich drang etwas anderes das sein Gegenüber gesagt hatte durch sein Bewusstsein. „Zwei Tage? Aber wie kann das sein? Ich meine ich wurde doch nicht von einem Bus überrollt.“ Nein dafür wusste Tobi noch zu genau was passiert war. „Nein natürlich nicht. Du wurdest von einem Hund angefallen. Dabei wurdest du ziemlich schwer an der Schulter verletzt aber bald wird es dir besser gehen.“ „Von einem Hund?“ Tobi sah ihn ungläubig an. Das war doch nie im Leben ein Hund gewesen. Ein Wolf vielleicht wenn auch sehr entfernt aber doch kein Hund. Doch Rinion nickte nur. „Ja ich habe ihn gesehen. Aber ich glaube inzwischen wurde er wieder eingefangen. Dessen bin ich mir sicher.“ Die letzten Worte waren so leise gesprochen als wären sie nur für ihn bestimmt gewesen. Er wand sich wieder dem Fenster zu und sah auf die Straße. Tobi schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er diese Kreatur nur nicht genau erkannt. Aber er selbst wusste noch jede Einzelheit von diesem Abend. „Ich will heim.“ Tobi warf die Decke zur Seite und zuckte zusammen. Er musste sich merken mit dem linken Arm in nächster Zeit schonender umzugehen. „Die Ärzte meinen du solltest noch einige Zeit hier bleiben. Um die Genesung zu beschleunigen.“ „Das ist mir egal ich muss zu meinem Studium und das ...“ Tobi stockte als zwei starke Arme ihn zurück aufs Bett drückten. „Kann warten.“ Tobi blickte auf den Jungen, der sich nun über ihn gebeugt hatte. Meerblaue Augen sahen in grasgrüne. „Was soll das? Lass mich los.“ Tobi versuchte sich zu befreien. Rinion musterte ihn noch einen Moment und ließ ihn dann Schultern zuckend los. „Wenn du willst.“ Der Blondhaarige drehte sich um und sah wieder auf die Straße. Was zum Teufel war so interessant da draußen. Tobi schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Das Leben an sich.“ Rinion seufzte und sah Tobi an. „Das hast du dir doch gerade gedacht nicht wahr. Ich finde es interessant wie man sein Leben so einfach vergeuden kann ohne ein höheres Ziel zu haben.“ „Ach und du hast eines was?“ Tobi wusste nicht warum er sich auf so eine Diskussion einließ er kannte den Jungen ja gerade einmal einige Minuten. Rinions Augen verdunkelten sich. „Ja das habe ich. Aber Menschen wie du können das nicht verstehen.“ Damit drehte er sich mit einem Ruck um und verließ das Zimmer. Zurück blieb nur ein verwirrter Tobi. Kapitel 3 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 3/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Marc bekommt einen Auftrag von seinem Meister an deren Ausführung er sich sofort macht. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. So ein Blödsinn, warum war er nur so lange geblieben. Dieser Kerl musste ihn ja nicht unbedingt sehen wenn er aufwachte. Aber irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei. Rinion hatte keine Ahnung was mit jemanden passierte, der von einem Wehrwolf gebissen wurde und überlebte. Das war nur einmal passiert und diese Frau war in so einem erbärmlichen Zustand gewesen, dass sie Rinion angefleht hatte sie nicht leiden zu lassen. Die Glastüren des Krankenhauses öffneten sich automatisch, als der Blondhaarige durch den Lichtstrahl einige Zentimeter davor trat. Das Sonnenlicht schien ihm ins Gesicht und Rinion schloss für einen Moment geblendet die Augen. „Schmerzhaft nicht?“ Als er die nur allzu vertraute Stimme hörte, fuhr Rinion herum. Im Schatten des Vordaches stand Marc und grinste ihn nur überheblich an. „Was geht es dich an?“ Die grünen Augen des jungen Mannes funkelten den Anderen nur wütend an. „Nichts.“ Marc zuckte die Schultern. „Ich dachte nur Smalltalk wäre nett.“ Rinion zog die rechte Augenbraue in die Höhe um Marc zu zeigen was er davon hielt. „Leider hab ich für deine Versuche in zwischenmenschlicher Kommunikation keine Zeit.“ Brüsk wand er sich um und setzte seinen Weg fort. ‚So nicht Rin.’ Marc stieß sich von der Mauer ab und folgte ihm. „Dein Schuss vor zwei Tagen war gut, dass muss ich zugeben. Nur eben die falsche Seite erwischt.“ Augenblicklich blieb der grünäugige Junge stehen und wartete bis Marc neben ihm stand. Langsam hob er seinen Kopf um Marc in die Augen zu sehen. „Zu schade das ich in der Eile nicht richtig zielen konnte.“ „Du wolltest doch gar nicht treffen. Ich habe deine Opfer gesehen, so wie du die meinen gesehen hast. Wir sind beide perfekte Mörder und machen keine Fehler bei unserer Arbeit.“ „Mit dem Unterschied, dass ich keine wehrlosen Menschen töte.“ Rinions Augen funkelten wütend. Marc konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nein das tust du nicht. Trotzdem tötest du. Was spielt es da für eine Rolle wenn du tötest?“ „Es spielt eine große Rolle!“ Rinion konnte sich gerade noch beherrschen nicht laut loszubrüllen. „Nana du musst ja nicht gleich so losbrüllen. Was sollen denn die Leute denken?“ „Es ist mir egal was die Leute denken.“ Seine Selbstbeherrschung konnte doch nicht so bröckeln. Doch neben Marc war sie sowieso überflüssig. Er las in ihm wie in einem Buch. „Das ist ja eine ganz neue Seite, die ich an dir noch gar nicht kenne. Gefällt mir.“ Marcs Grinsen wurde breiter. „Deine Meinung kannst du für dich beha ...“ Weiter kam Rinion nicht, da er plötzlich Marcs Lippen auf seinen spürte und dessen Zunge, die langsam in seinen Mund eindrang. Als er das registrierte, weiten sich Rinions Augen erschrocken. Was tat er da? Warum ließ er das überhaupt zu? Es schien als hätte er die Macht über seinen Körper verloren. Normalerweise müsste er ihn wegstoßen bei dem was Marc ihm alles angetan hatte. Warum tat er das dann nicht? Nicht das er das nicht tat, nein als Marc sich wieder von ihm löste empfand er so etwas wie Bedauern. „Du bist richtig niedlich wenn du dich so aufregst.“ Marcs Gesicht war nur wenige Zentimeter vor ihm. „Warum tust du das?“ Rinion sah ihn traurig an. „Warum quälst du mich so?“ Hastig wand er sich um. Nein, er würde sich jetzt hier nicht zum Gespött machen. Nicht schon wieder, nicht noch mal. Er spürte Finger, die sanft über seine Wange strichen. „Ich will dich nicht quälen. Genieß es doch, dann ist es auch keine Qual für dich.“ „Lass mich. Verspotten kannst du mich auch ein andermal.“ Ohne auf die Hand zu achten ging er los. Bevor er nicht zwei Straßen weiter war, blieb er nicht stehen. Marc sah ihm lächelnd nach. Der Kleine war wirklich noch irgendwie unschuldig und das nach allem was er schon erlebt hatte. Zumindest in diesen Dingen. Er wand seinen Blick wieder dem Krankenhaus zu und musterte die Fenster. Bei Tobis blieb er stehen. Na ja um den Kleinen würde er sich auch noch später kümmern können. Immerhin wusste er ja wo er ihn finden konnte. Viel wichtiger war jetzt eigentlich wie er die Sache mit Rin schaukelte. Vor einiger Zeit hatte er Zeno versprochen sich um ihn zu kümmern. In Zenos Augen bedeutete das, dass Rin wahrscheinlich keine 24 Stunden mehr überlebte. Aber er war ja nicht Zeno. Trotzdem würde er ihm das erklären müssen. Nachdenklich machte Marc sich auf den Heimweg. Mit einem lauten Klicken ging das Schloss seiner Haustür auf. Marc trat ein und schloss wieder ab. Den Schlüssel warf er genauso achtlos auf die Kommode wie seinen Mantel auf die Kleiderablage. Heute war echt nicht sein Tag. Doch seine Laune sank auch noch tiefer als er sah, wer in seinem Wohnzimmer saß. Anscheinend wurde er schon erwartet. Auf der Couch saß ein blondhaariger, junger Mann, der einen Schwarzhaarigen in den Armen hielt. „Zeno! Was führt dich und dein Schoßhündchen hierher?“ Kenji warf ihm einen todbringenden Blick zu. Zeno hingegen grinste ihn nur weiter an. „Ich bin hier, da du anscheinend meine Nachricht nicht erhalten hast. Obwohl ich informiert worden bin, dass du darauf reagiert hast.“ „Und hätte ich mehr tun sollen?“ Marc ließ sich in einen Sessel sinken und musterte die Beiden. Morgen früh würde er sich wohl eine neue Couch besorgen müssen. Ganz bestimmt sogar. „Es wäre nett gewesen, wenn du meiner Aufforderung gefolgt wärest.“ Marc seufzte. „Warum, wäre es wichtig gewesen? Wahrscheinlich nicht, denn sonst hättest du kaum deinen Lakaien geschickt.“ Kenji wollte auffahren, doch Zeno legte ihm einen Hand auf den Kopf und strich ihm übers Haar. Fragend sah er zu Zeno hoch. Als dieser nur den Kopf schüttelte, sank er wieder gegen Zenos Brust und beschränkte sich damit Marc wütende Blicke zuzuwerfen. „Du tust Kenji wirklich unrecht Marc.“ ‚Ja wahrscheinlich sind meine Bezeichnungen noch zu harmlos.’ „Auf jeden Fall wollte ich dich damals nur fragen wie es mit deinem Training läuft. Aber jetzt gibt es eine andere Angelegenheit über die wir reden sollten. Hast du mir etwas zu sagen oder soll ich es dir aufzählen?“ Als Marc schwieg, fuhr er fort. „Also erstens hast du einen Menschen gebissen ohne ihn zu töten. Zweitens hast du bis jetzt keine Maßnahme ergriffen um dein Missgeschick ins Reine zu bringen und drittens lebt dieser Mistkäfer noch immer und tötet wahllos unsere Leute.“ „Ich sagte, ich werde mich um ihn kümmern und das tue ich auch.“ Marc biss die Zähne zusammen um sich zu beherrschen. „Ha und wie glaubst du das zu schaffen? Anscheinend ist er nicht so empfänglich auf deine Annäherungsversuche wie du es gerne hättest.“ Kenjis Augen funkelten ihn mit einer Mischung aus Spott und Wut an. Marc maß ihn mit einem Blick als müsste er erst überlegen ob Kenji einer Antwort wert wäre. „Ich habe noch gar nicht angefangen.“ „Aus.“ Mit einer energischen Handbewegung erstickte Zeno den aufkommenden Streit im Keim. „Kümmere dich um diese Probleme Marc egal wie. Entweder du tötest diesen Menschen oder du machst ihn zu einem von uns. Aber mit dir als Lehrmeister. Und mit diesem anderen kannst du auch verfahren wie es dir beliebt. Verführ ihn, spiele mit ihm oder töte ihn. Es ist mir egal, nur kümmere dich darum.“ Damit lösten er und Kenji sich in Rauch auf. „Warum muss sein Besuch immer mit noch mehr Arbeit enden.“ Grübelnd ging Marc in sein Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett sinken. Gedankenverloren starrte er an die schwarze Decke. Das erste Problem würde er mit Lösung zwei aus der Welt schaffen. Doch das zweite Problem war nicht so einfach. Jede dieser Lösungen würde Rin verletzten und irgendwie wollte er das nicht. Andererseits, wenn er es geschickt anging, dann würde Marc vielleicht doch etwas retten können. Diesen Gedanken baute er die ganze Nacht über aus. Gedankenversunken sah Rinion auf die Skyline der riesigen Stadt. Vom Fenster seines Büros aus, sah es gar nicht mehr so beeindruckend aus wie es aus der Entfernung wirkte. Er konnte sich noch gut daran erinnern wie er sich immer danach gesehnt hatte in dieser großen Stadt zu leben. Nun erschien ihm das gar nicht mehr so erstrebenswert. Doch was sollte er tun? Die Gesellschaft hatte ihn für diesen Distrikt die Verantwortung übertragen, nachdem er darum gebeten hatte. Also würde er auch hier leben müssen. Wie sonst könnte er den Verpflichtungen nachkommen? Außerdem tummelten sich hier diese abscheulichen Kreaturen zu Tausenden. Viel mehr als sonst irgendwo auf der Welt. Doch nicht einmal die Gesellschaft konnte ihm eine Antwort darauf geben, warum es so war. Ein Klopfen an seine Tür lies ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Sich von dem Anblick losreißend drehte er sich mit dem Sessel wieder in Richtung Tür. „Herein.“ Eine Hälfte der großen Doppeltür öffnete sich und ein junger Mann trat ein. Er hatte braune Haare und auch seine Augen waren von einem sandigen braun. Der gut sitzende Anzug und die Brille gaben seinem Aussehen noch den richtigen Schliff. „Was gibt es denn Rave?“ Der junge Mann räusperte und trat vor den Tisch. „Ich bringe den täglichen Bericht.“ Rinion lächelte sanft. „Was denn auch sonst? Setz dich doch.“ Er deutete auf einen der mit Leder bezogenen Stühle vor seinem Tisch. Rave nickte und setzte sich. Dann schlug er die schwarze Mappe, die er mitgebracht hatte, auf. „Also dann fang mal an.“ Rinion lehnte sich in seinen Sessel zurück. Gott, warum ging das nicht einfach ohne irgendeinen bürokratischen Mist? Rave nahm ein Blatt aus der Mappe und musterte es kurz bevor er zu lesen begann. „Also der Umsatz des neuen Produkts ist um 17% gestiegen. Mehr als wir erwartet hatten. Auch in Amerika wird es so rasant aufgekauft, dass wir die Produktion erhöhen müssen. Allerdings sinken die Verkaufszahlen der anderen Produkte aus dieser Serie.“ „Was hast du denn erwartet Rave? Computerprogramme sind eben schnell überholt.“ Der junge Mann nickte und fuhr fort. „Bei den anderen Produkten sind allerdings keine erkennbaren Schwankungen zu erkennen. Was allerdings sein könnte, wenn die Konkurrenz ihr neues Produkt auf den Markt bringt.“ „Du meinst den neuen Supercomputer wie sie ihn nennen?“ Rave nickte. „Ich glaube nicht, dass es so ein Renner werden wird.“ Rinion lächelte wissend. „Ganz bestimmt nicht.“ Der Braunhaarige lächelte nun ebenfalls. „Ich verstehe.“ Rave steckte das Blatt wieder in die Mappe und nahm ein neues heraus. „Es ist wieder Monatsende. Die Bilanzen liegen auf meinem Schreibtisch ich werde sie ihnen morgen früh bringen.“ Rinion verdrehte nur die Augen. Schon wieder endlose Zahlenkolonnen zum überprüfen. „Morgen Vormittag haben sie ein Meeting mit der Geschäftsleitung. Dabei soll eine neue Marketingstrategie vorgestellt werden. Am Samstag ist das große Bankett des Bürgermeisters um sie offiziell in der Stadt willkommen zu heißen. Ihre Sekretärin hat eine Liste mit geeigneten Begleiterinnen zusammengestellt. Und der Leiter einer unserer Partnerfirmen hat um einen Termin gebeten.“ „Quetsch ihn irgendwo rein.“ Rinions Blick flog zu der Uhr auf seinem Schreibtisch. „War’s das?“ „Ja im Großen und Ganzen schon. Ach ja, heute kamen die Daten über diesen Jungen, die sie angefordert haben. Tobi Kajiri.“ Er holte eine dünne braune Mappe unter den Blättern hervor. „Ah ja gib her.“ Rave reichte sie ihm und Rinion legte sie in seine Schublade. „Also gut es ist sechs Uhr der Arbeitstag ist offiziell vorbei. Hast du was vor Rave?“ Rinion grinste den Anderen breit an. Dieser nahm die Brille ab und steckte sie in eine Tasche des Sakkos. „Noch nicht aber diesmal schlägst du ein Restaurant vor.“ Rave stand auf und warf die Mappe auf Rinions Schreibtisch. Rinion stand ebenfalls auf und ging um den Schreibtisch herum. „Von mir aus. Welche Art von Essen würde dir den vorschweben?“ „Rinion.“ Rave sah ihn gespielt böse an. „Du lässt mich dann ja schon wieder auswählen.“ Rinion hob abwehrend die Hände. „Nein. Du hast gesagt das Restaurant. Nicht die Richtung.“ „Also gut.“ Rave seufzte. „Wenn ich schon mal in diesen Klamotten stecke, dann gehen wir doch mal vornehm Essen.“ Der Blondhaarige grinste noch breiter. „Also gut mischen wir die High Society auf.“ Rave sah ihn fragend an. „Bist du deswegen nicht hierher gekommen?“ „Klar doch. Aber still, niemanden was verraten ja.“ Rinion legte lächelnd einen Finger an die Lippen und zwinkerte Rave verschwörerisch zu. Dann begann er schallend zu lachen und Rave stimmte mit ein. Genervt warf Tobi seine Tasche in eine Ecke seines Vorraums und ging in die Küche. Dort nahm er sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und setzte sich auf einen Sessel. Endlich wieder daheim. Zwei Tage hatten ihn die Ärzte in diesem Kasten festgehalten, den sie Krankenhaus nannten. Das war mehr als er ertragen konnte und wollte. Missmutig bewegte er den linken Arm und zuckte zusammen. Er musste sich demnächst wohl in der Apotheke irgendwelche schmerzstillenden Mittel kaufen. Zumindest bis er den Arm wieder bewegen konnte. Tobi nahm einen großen Schluck aus der Dose und stellte sie wieder auf den Tisch. Irgendwie schmeckte ihm das heute nicht richtig. Eigentlich schmeckte ihm nichts mehr seit diesem Vorfall. Cassy, die ihn kurzfristig im Krankenhaus besucht hatte, fiel natürlich nichts besseres ein als ihn damit aufzuziehen. Seufzend erhob er sich und stellte die Dose wieder in den Kühlschrank zurück. Später konnte er sie ja immer noch trinken. Mit einer beiläufigen Bewegung schaltete er den Fernseher, der einen Teil der Arbeitsfläche einnahm, ein. Lustlos zappte er durch die verschiedensten Kanäle, nur um ihn dann wieder auszuschalten. Abermals seufzend verließ er die Küche und ging ins Wohnzimmer. Ein rotes Licht auf seinem Anrufbeantworter zeigte ihm an, dass er neue Nachrichten hatte, doch Tobi ließ sie unbeachtet. Nun wollte er wirklich nicht mit irgendwelchen unwichtigen Details belästigt werden. Stattdessen ließ er sich auf die Couch in seinem Wohnzimmer fallen und starrte an die Decke. Es schien ihm etwas zu fehlen und das ließ ihn so unruhig werden. Doch Tobi konnte beim besten Willen nicht sagen was. Immerhin war alles so wie vorher. Unwillig schüttelte er den Kopf. Was für blöde Ideen. Alles was ihm fehlte war Schlaf. Danach würde alles wieder anders aussehen. Müde schloss er die Augen und war auch wirklich kurz danach eingeschlafen. Ein ständiges Klopfen riss ihn aus seinem Schlaf. Noch im Halbschlaf richtete Tobi sich auf und rieb sich die Augen. Ein kurzer Blick auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand verriet ihm, dass er gut zwei Stunden geschlafen hatte. Obwohl er sich fühlte, als hätte er die Augen gerade erst geschlossen. Erst jetzt bemerkte er das Klopfen an seiner Haustür, dass ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. ‚Wenn das jetzt Cassy ist, dann schwöre ich, bringe ich sie eigenhändig um.’ Noch immer müde stand er auf und ging zur Haustür. Durch den Spion sah er hinaus und runzelte fragend die Stirn. Vor seiner Tür stand ein ihm total fremder Mann. Soweit er erkennen konnte hatte er schwarze Haare und eine nicht gerade Vertrauen erweckende Gestalt. Tobi tadelte sich selbst für seine Gedanken. Er hielt doch nichts von diesen vorschnellen Fehleinschätzungen aufgrund des Aussehens der anderen Person. Trotzdem legte er die Kette vor, bevor er öffnete. „Ja?“ Abwartend sah er den Anderen an. „Herr Kajiri? Mein Name ist Marc Tarles.“ Der Mann griff in eine Innenseite seines Mantels und holte einen Ausweis hervor, den er Tobi unter die Nase hielt. „Ich bin von der Polizei und würde gerne mit ihnen über den Vorfall vor vier Tagen reden.“ Geduldig wartete Marc darauf, dass der Junge auf der anderen Seite der Tür die Kette aushängte und ihn danach eintreten lies. „Was kann ich denn für sie tun?“ Tobi wirkte etwas verunsichert, was absolut klar war, wusste er doch nicht mehr genau was passiert war. Keiner erinnerte sich daran. Mit der Zeit wurden die Erinnerungen daran nämlich immer schwächer. Marc setzte ein freundlichen Lächeln auf, um den Anderen zu beruhigen. Doch bevor er zu einer Antwort ansetzte wartete er darauf, dass der Student die Haustür wieder schloss, was dieser auch beiläufig tat. „Ich würde nur gerne erfahren an was sie sich noch erinnern, als sie vor einigen Tagen etwas anfiel. Wissen sie wir haben einige Mordfälle in letzter Zeit, die durchaus mit dem Überfall auf sie zu tun haben könnten.“ Tobi nickte und führte ihn ins Wohnzimmer. „Bitte setzen sie sich doch.“ Marc folgte seiner Aufforderung und setzte sich auf die Couch geduldig wartete er darauf, das der Junge ihm gegenüber Platz nahm. „Eigentlich kann ich ihnen nicht viel erzählen. Es ging alles so schnell.“ Tobi legte eine Hand aufs Gesicht und setzte sich ihm gegenüber auf einen Sessel. „Ich könnte nicht einmal behaupten, dass es ein Tier war, das mich angefallen hat. Dazu war es zu …“ Tobi stockte und Marc gab ihm Zeit die richtigen Worte zu finden. Es war immer besser wenn man wusste was der Andere gesehen hatte, bevor man überstürzt handelte. „ … keine Ahnung ich finde einfach keine Worte um es zu beschreiben. Es ist eher ein Gefühl, dass mir sagt, das dieses Wesen kein Tier war. Wahrscheinlich hört sich das jetzt völlig verrückt an.“ Marc schüttelte den Kopf. Das war genau dasselbe, dass auch er gefühlt hatte als Zeno ihn gebissen hatte. Nur hatte er danach schreckliche Schmerzen gehabt, die ihm wohl auch nicht erspart blieben. Immerhin wollte er ihn nicht jetzt schon in seine spätere Bestimmung einweihen. Menschen waren so schrecklich engstirnig. Nur wenn sie sich schon unter Schmerzen wanden waren sie für neue Sichtweisen aufgeschlossen. Zur Zeit sammelte er nur Informationen. „Das ist nicht verrückt. Sollte ihnen noch etwas einfallen rufen sie mich bitte umgehend an.“ Damit gab er ihm seine Visitenkarte, auf der auch seine Privatnummer stand. Tobi nahm sie an sich und führte ihn zur Tür. „Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht weiterhelfen konnte.“ „Das ist nicht schlimm. Also dann auf Wiedersehen.“ Tobi nickte und schloss die Tür vor ihm. Oh ja und Wiedersehen würden sie sich ganz sicher. Damit war Problem Nummer eins in Bearbeitung. Blieb noch Problem Nummer zwei und das würde einer der schwersten Kämpfe seines Lebens werden. So wie alle Kämpfe mit Rin. Seit er ihn kannte gab es nichts mehr, das er mehr begehrte als ihn. Auch wenn er es lange verleugnet hatte, am Ende musste er sich eingestehen das er sich in einen Menschen verliebt hatte. Nein, nicht in einen Menschen, in ein Mischwesen wie Kenji eines war. Mit seiner passiven und zurückhaltenden Art kam er bei ihm nicht weiter so wie früher. Rinion hatte sich geändert und vielleicht musste er bei ihm nun anders vorgehen. Einen Versuch war es wert. Mit einem gerissenen Lächeln verließ er das Haus und mischte sich unter die Menschen auf der Straße. Kapitel 4 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 4/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Ein schicksalhaftes Zusammentreffen zweier Feinde, die den Jäger erkennen lassen, dass er noch immer Gefühle für seine Beute hat. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Erschöpft schloss Rinion die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Hatten die Reichen dieser Welt nie etwas anderes zu tun außer zu feiern? Er verabscheute diese Feste bei denen jeder den Anderen zu übertrumpfen versuchte. „Wieso beschütze ich solche Menschen eigentlich?“ Kopfschüttelnd legte er seinen Mantel ab und betätigte den Lichtschalter. Sofort flammte die Deckenbeleuchtung an. Auf dem Weg zu seinem Schlafzimmer lockerte er bereits seine Krawatte und zog sein Jackett aus, dass er achtlos auf die Rückenlehne des Sofas fallen ließ. Er hasste diese steifen und unnötigen Kleidervorschriften. Anzüge waren in seinen Augen unnötig und er würde sie jederzeit gegen eine bequeme Hose und ein weites Shirt eintauschen. Genau das würde er jetzt machen, bevor er für seine Kollegen eine Nachricht verfassen würde, um sie über seine Fortschritte zu informieren. Als er das Hemd aufknöpfte bemerkte er erst den scharfen Geruch den seine Sachen ausströmten. Er stank nach Schweiß, Zigaretten, Parfüm und haufenweise Alkohol. Nicht gerade das Aroma das ihm beim entspannen half. Mit einem lauten Fluch schnappte er sich die Hose und das Shirt die bereits am Bett bereitgelegt waren. Wieder das Wohnzimmer durchquerend, verschwand er im Bad. Die Kleider warf er sofort in die Wäschetruhe, seine Haushälterin würde sie morgen mitnehmen. Dann stieg er unter die Dusche und genoss die beruhigende Wirkung des warmen Wassers, von der er sich erst geraume Zeit später wieder löste. Wieder einigermaßen erträglich riechend, zog er sich die mitgenommen Sachen an und ging wieder ins Wohnzimmer. Die Nachricht an seine Kollegen konnte bis morgen warten, wie ihm ein Blick auf die Uhr bewies. Allerdings gab es da etwas, das ihn daran hinderte sofort ins Bett zu gehen. Seit er seine Wohnung betreten hatte wurde er das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Sein Blick glitt zu der Sicherheitskamera, die an der Decke angebracht war. Wahrscheinlich kam es nur davon, es wäre nicht das erste Mal das er sich von seinen eigenen Sicherheitsvorkehrungen narren lies. Seufzend ging er ins Schlafzimmer und beobachtete die Stadt. Er war einfach nicht für diese Zeit geschaffen. Schon vor drei guten Jahrhunderten hätte er sterben müssen, an Altersschwäche wie die Meisten. Unbewusst hob er eine Hand zum Mund. Hätte er nur nie Marcs Blut getrunken, warum hatte er ihm nur unbedingt das Leben retten wollen damals in dieser Vollmondnacht? Weil er ihn für einen Menschen gehalten hatte, aus keinem anderen Grund. Resigniert schüttelte er den Kopf. Wem wollte er etwas vormachen? Er liebte diese Bestie, die ihm den Bruder genommen hatte und gleichzeitig eine feste Stütze war. Wenn er Marc damals nicht getroffen hätte, dann wäre er wohl an seiner Verzweiflung zugrunde gegangen. Allerdings war das kein Grund ihn andauernd zu schonen, er war eine Bestie wie alle Anderen seiner Rasse. „Ich werde dich jagen und töten. Dich und alle anderen deiner verdammten Art. Wenn es sein muss bis in alle Ewigkeit. Ich werde nicht aufgeben, bis der Letzte deiner Art tot vor mir liegt.“ In dem Moment in dem er seinen Schwur wieder aussprach spürte er den Schmerz, der ihn damals getrieben hatte. Konnte er ihn überhaupt erfüllen, besaß er die Entschlossenheit dazu? „Ich habe diesen Schwur schon einmal gehört. Nur wurde er damals von einem kleinen Jungen in den Wald geschrieen, nachdem er seinen Bruder verlor.“ Rinion fuhr herum, seine Augen suchten den Raum ab. Dort in einer Ecke stand er. Warum hatte er ihn nicht schon vorher bemerkt? Weil Marc es nicht gewollt hatte, beantwortete er sich die Frage selbst. „Wie bist du hier hereingekommen?“ Sofort hüllte er sich wieder in seinen Mantel aus Ablehnung und Kälte. Er wollte nicht das er ihm zu nahe kam, solange er auf Distanz blieb, konnte er ihm widerstehen. „Glaubst du wirklich, dass die Sicherheitssysteme der Menschen mich aufhalten können? Obwohl deine eine wahre Herausforderung für mich waren.“ Rinion wich zur Seite zu seinem Nachtkästchen. Dort hatte er eine Waffe versteckt, nur zur Sicherheit. Da es im Zimmer dunkel war, dürfte Marc es nicht bemerken. Selbst er konnte in der Dunkelheit des Zimmers nicht sehen, zumindest nicht in seiner menschlichen Form. Seine Hand tastete nach dem Messer, dass er an der Rückseite versteckt hatte. Erleichtert stellte er fest, dass es sich noch immer an seinem Platz befand. „Was willst du hier? Du stattest mir doch bestimmt keinen Höflichkeitsbesuch ab.“ Er löste das Messer lautlos aus seiner Verankerung und steckte es sich in den Hosenbund hinter seinem Rücken, so das Marc es nicht sofort sah. Dieser ging nun einige Schritte in seine Richtung. „Es gibt einige Leute die mit deiner Art einfach nicht klar kommen. Deshalb haben sie mich geschickt um dieses Problem zu beseitigen.“ „Also willst du mich töten. Denn ich werde nie damit aufhören diesen Leuten Probleme zu bereiten.“ Seine Hand tastete nach dem Schalter der Lampe und betätigte ihn. Einen Moment später bereute er es schon. Es war leichter seinen Gegenüber notfalls zu verletzen, wenn man ihn nicht sah. Marc lächelte. „Nein. Ich will dich nicht töten, auch wenn ich weiß, dass du niemals aufhören wirst mich oder die anderen meiner Art zu jagen.“ „Warum bist du dann hier?“ Eine berechtige Frage. Rinion verstand Marcs Beweggründe nicht. Immerhin war er hier in der Höhle des Löwen, auch wenn er erfolgreich eingedrungen war hieß das nicht automatisch, dass er sie auch wieder heil verlassen würde. „Tja, das ist eine interessante Frage.“ Er näherte sich Rinion nun bis auf wenige Schritte. „Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Doch das wirst du mir sicher nicht glauben.“ „Da hast du Recht. Das glaube ich dir nicht.“ Als Marc noch näher kommen wollte, zog er das Messer und richtete es auf ihn. „Komm nicht näher Marc. Die Klinge ist aus Silber und ich schwöre dir ich werde sie benutzen.“ Er durfte keinen Schritt näher kommen und seine Verteidigung durchbrechen. Der Schwarzhaarige blieb stehen und betrachtete das Messer. Mit einer blitzschnellen Bewegung ergriff er Rinions Handgelenk und führte das Messer an seine Kehle. „Dann benutze es.“ Als er Marcs Berührung spürte zuckte er zurück, doch als er bemerkte wohin Marc das Messer führte, weiteten sich seine Augen erstaunt. „Was?“ „Benutze es Rin. Denn ich werde näher kommen. Nur so könntest du mich daran hindern.“ Rinion betrachtete ihn verwirrt, doch in den grünen Augen des Anderen konnte er keine Falschheit erkennen. Er meinte es ernst. Warum machte er sich eigentlich noch Gedanken darum? Es wäre so einfach die Waffe zu benutzen und seinen Schwur endlich einzulösen. Warum bewegte sich seine Hand dann nicht? Warum konnte er es dann nicht? Seine Hand zitterte und er senkte sie langsam. Marcs Hand glitt hinab und löste das Messer aus seinem Griff. Achtlos lies er es fallen. „Warum? Warum kann ich dich nicht töten?“ Aus Rinions Augen lösten sich Tränen ohne das er etwas dagegen tun konnte. Er schämte sich, mehr seiner Schwäche als den Tränen wegen. Marc wischte ihm die Tränen sanft aus dem Gesicht und nahm es dann zwischen seine Hände. Er hob es an so das sie sich in die Augen sahen. Rinion ahnte was kommen würde. Noch konnte er zurückweichen, sich seinen Berührungen entziehen. Er wusste wenn er sich jetzt wehrte würde Marc ihn nicht dazu zwingen. Doch er konnte es nicht, schlimmer noch er wollte es gar nicht. Marcs Gesicht senkte sich zu ihm und dessen Lippen berührten seine sanft. Rinion erwiderte diese Berührung, so sehr wollte er ihn wieder spüren. Alle Schwüre lösten sich in Luft auf, alle Versprechen wurden null und nichtig, als sie sich küssten. Er war diesem Mann, dieser Bestie, verfallen schon bevor er nur seinen Namen gekannt hatte. Die Hände des Älteren strichen sanft seinen Körper hinab, bis zum Bund der Hose. Sein Verstand riet Rinion den Anderen wegzustoßen, doch sein Körper drängte sich geradezu an Marc dessen Nähe auskostend. Mit geübten Fingern fanden Marcs Finger einen Weg unter das Shirt und schoben es hoch, um es Rinion auszuziehen. Es folgte dem Messer, das zuvor schon auf den Boden gefallen war. Mit einem zärtlichen Blick betrachtete Marc den Körper seines Geliebten. Denn nichts anderes war er. „Rin.“ Dieses geflüsterte Wort war wie eine Liebeserklärung und jagte leichte Schauer über Rinions Körper. Nur er durfte ihn so nennen, er sein geliebter Feind. Seine Zweifel beiseite wischend, legte er seine Arme um dessen Nacken und zog ihn zu sich hinab. Später konnte er sich noch immer Selbstvorwürfe machen. Er verschloss die Lippen des Älteren mit einem hungrigen Kuss. An die Lippen des Blondhaarigen lächelnd, erwiderte dieser seinen Kuss überließ ihm aber die Führung. Seine Finger strichen sein Rückgrat entlang hinab. Rinions Finger streichelten über Marcs Nacken und seine Zunge erkundete jeden Winkel seines Mundes. Zu lange hatte er seinen Geschmack vermisst. Seine Hüfte drängte sich unwillkürlich gegen den Anderen. Als er die sanften Finger an seinem Rückgrat spürte, drängte sich sein Oberkörper instinktiv an den Schwarzhaarigen. Seine Finger glitten an den Seiten des Halses nach vorn und begannen damit sein Hemd zu öffnen. Marc knurrte leise, löste seine Lippen von Rinions und begann mit der Zungenspitze über dessen Hals zu streichen. Seine Hand indessen fuhr in seine Hose und begann damit seine Poritze nachzufahren. Der Jüngere schnappte nach Luft, nur um gleich darauf zu stöhnen. Es tat gut, das alles wieder zu spüren sich daran erinnern wie es einmal war. Instinktiv legte er den Kopf zur Seite, um Marc mehr Platz zu bieten. Dieser nahm die gerade entstandene Fläche sofort in Besitz. Langsam drehte er sich zum Bett und ließ sich mit Rin darauf sinken. Rasch streifte er sich das offene Hemd ab und lies seine Hände dann über Rins Brust streichen. Als Marc ihn aufs Bett sinken lies kamen noch einmal Bedenken in Rinion hoch, wurden aber sofort von der kundigen Zunge des Älteren zerstreut. Seine Hände fuhren zur Hüfte des Anderen und am Bund der Hose entlang bis zu deren Verschluss den er hastig öffnete. Er wollte nicht länger warten, er wollte Marc in sich spüren. Dieser kam Rinions Forderung sofort nach und löste sich kurz von seinem Hals um sich und Rin die Hose auszuziehen. Rinion nutzte diesen Moment und betrachtete den Älteren im Schein der Lampe. Er hatte sich kaum verändert seit damals. Sein Körper war noch immer gut durchtrainiert und makellos, bis auf die Narbe die er ihm zugefügt hatte. Damals als er sein Geheimnis entdeckt hatte. Er streckte die Arme nach Marc aus, im Moment wollte er nicht daran denken. Morgen konnte er darüber nachdenken und in Selbsthass versinken für das was er jetzt tat und fühlte. Marc lächelte und kam wieder über ihn. Ihre Lippen fanden sich in einem hungrigen Kuss, zulange hatten sie sich die Nähe des Anderen versagt. Der Jüngere drängte seine Hüfte gegen den Körper Marcs, seine Arme schlangen sich um dessen Nacken und begannen den Rücken entlang zu streicheln. Seine Zunge drang in den Mund des Anderen und forderte ihn zu einem wilden Spiel heraus. Marc war überrascht über Rins fordernde Art, ging aber gern darauf ein. Erst als ihnen die Luft ausging, lösten sie sich voneinander. Er nutzte diesen Moment um sich zwei Finger anzufeuchten, bevor er dieses Spiel weiterführte. Die Hüfte des Kleineren leicht anhebend, drang er mit den Fingern in ihn ein und bewegte sie. Rin stöhnte auf, es war schön wieder etwas von ihm in sich zu spüren. Instinktiv bewegte er seine Hüfte an die Finger. „Marc, bitte.“ Er wollte nicht länger warten. Auch der Ältere wollte es nicht weiter hinauszögern. Rasch zog er die Finger aus ihm und hob die Hüfte des Jüngeren an, bevor er in ihn eindrang. Langsam begann er sich in ihm zu bewegen. Als Marc in ihn eindrang, stöhnte der Blondhaarige auf und seine Finger krallten sich in den Rücken des Anderen. Er passte seine Bewegungen dem Takt des Älteren an. Der Schwarzhaarige steigerte das Tempo und eine Hand legte sich um Rinions Erregung und begann diese zu streicheln. Seine Lippen strichen sanft über den Hals des Jüngeren. Als er die Hand spürte, weiteten sich Rins Augen leicht und obwohl er Marc damit zeigte wie sehr ihn das erregte weigerte er sich die Augen zu schließen. Er wollte ihn keinen Moment aus den Augen lassen. Nicht jetzt. Nach all den Jahren der Jagd hatte er ihn wieder, auch wenn es nur für eine Nacht war. Als Marc Rinions Reaktion bemerkte, intensivierte er seine Bewegungen. Seine Lippen fanden die seinen und verschlossen sie mit einem leidenschaftlichen Kuss. Rinion wusste, dass Marc erst nach ihm kommen würde, doch das war sowieso nicht erwähnenswert da er keine Minute länger warten konnte. Mit einem lauten Stöhnen kam er in Marcs Hand. Nur einen Moment später, kam auch der Werwolf in ihm. Erschöpft blieb er auf ihm liegen. Rinion war das nur Recht. Solange sein Verstand es ihm gestattete, wollte er die Nähe und die Verbundenheit mit Marc auskosten. Es war ein schönes Gefühl ihn noch immer in sich zu spüren. Doch nur allzu schnell endete es indem sich Marc aufrichtete und aufstand. Während er seine Kleidung zusammensuchte, setzte sich Rin auf. Sein Verstand gewann langsam wieder die Oberhand und somit legte sich wieder ein gleichgültiger Ausdruck auf sein Gesicht. „Du weißt das sich das nicht wiederholen wird.“ „Wir werden sehen.“ Marc lächelte wissend und zog sich seine Hose an. „Nein, das werden wir nicht. Es war ein Fehler, der sich nicht wiederholen wird.“ Nicht wenn er es verhindern konnte. Diesmal hatte Marc ihn überrascht und auch er selbst hatte sich kampflos ergeben. Etwas das nicht wieder passieren durfte. Noch einmal würde er Karel nicht so schmählich verraten. Er ballte eine Hand zur Faust. Der Schwarzhaarige hatte sich fertig angezogen und warf dem Jüngeren auf dem Bett einen mitleidigen Blick zu. „Menschen neigen dazu den gleichen Fehler immer wieder zu begehen.“ „Ich bin kein Mensch mehr seit jener Nacht.“ Sein Gegenüber lächelte und beugte sich zu seinem Ohr. Sein Atem strich sacht über Rinions Haut. „Das stimmt, denn seit jener Nacht bist du mein.“ Mit diesen Worten lies er Rinion allein und verschwand ebenso ungesehen, wie er gekommen war. Der Blondhaarige saß da wie versteinert. Unfähig sich zu rühren, hörte er immer wieder die letzten Worte seines Feindes. Bist du mein, bist du mein, bist du mein. „Nein!“ Mit einem Aufschrei presste er beide Hände gegen seinen Kopf. „Das stimmt nicht. Das ist nicht wahr.“ Er schluchzte leise. „Das darf nicht sein.“ Noch nie in seinem Leben, dass nun doch schon eine lange Zeit währte, war er verzweifelter gewesen. Tief in seinem Inneren wusste er nämlich das Marc Recht hatte mit dem was er gesagt hatte, doch das durfte nicht sein. Er durfte sich nicht an ein Monster verlieren, an den Mörder seines Bruders. Doch immer wenn er ihm gegenüberstand in seiner menschlichen Gestalt, erlag er ihm und nun schaffte er es nicht einmal ihn zu töten wenn er ein Monster war. Diesen Jungen den er vor seinen Augen angegriffen hatte, hätte Grund genug sein müssen ihn zu töten, doch er hatte danebengeschossen. Marc lag schon richtig mit seiner Behauptung, das sie beide perfekte Mörder waren etwas anderes würde sein Training auch nicht zulassen. Und dann schoss er daneben, wenn sein Meister den Grund dafür erfuhr war er die längste Zeit ein Jäger gewesen. Er würde wieder trainieren und sich alles neu verdienen müssen. Das wollte er nicht, er hatte so schwer gearbeitet um sich das alles zu verdienen. Noch einmal wollte er das nicht durchstehen. Entschlossen stand er auf und ging in sein Wohnzimmer. Im vorbeigehen lies er mit einem Knopfdruck seinen Laptop hochfahren. Rinion öffnete eine Schublade und holte die Akte hervor die Rave ihm gegeben hatte. Im Bezug auf den Jungen hatte ihm sein Meister genaue Anweisungen gegeben und er würde sich nicht gegen dessen Befehle stellen. Doch zuerst würde er sich duschen um den Gestank dieses Tieres loszuwerden. Nun wo er sich wieder gefangen hatte war es ein leichtes in Marc wieder das Monster zu sehen das er war. Seine Schwächen würde er mit der Zeit schon ausmerzen können. Wenn zweihundert Jahre nicht dafür reichten, dann würden es eben dreihundert. Irgendwann würde er ihn töten können. Während er darauf wartete das das Wasser eine angenehme Temperatur hatte, bezog er das Bett neu. Das benützte Bettzeug, ebenso wie die Kleidung die er getragen hatte, warf er ihn den Kamin den er kurz darauf entzündete. Nichts sollte ihn an diese Nacht erinnern. Das Fenster in seinem Schlafzimmer noch öffnend, verließ er es und stieg unter die Dusche um sich auch noch den letzten Rest von Marc abzuwaschen. Kapitel 5 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 5/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Interessante Einblicke in die Vergangenheit und ein neues Problem taucht auf. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Marc seufzte als ihn die Dunkelheit der Nacht wieder empfing. Vielleicht war das ein Fehler gewesen, das spürte er jetzt als er das Gebäude wieder verlies. Zeno würde das bestimmt nicht gutheißen. Er hatte ihm zwar freie Hand in dieser Sache gegeben, doch durfte er sich darauf nicht allzu sehr verlassen. Auch wenn er nicht viel auf Zenos Anweisungen gab, war es nicht ratsam es sich mit ihm zu verscherzen. Nicht umsonst war er der Ranghöchste unter ihnen. Doch die Situation war so verlockend gewesen. Wenn auch ziemlich riskant, vor allem in Hinsicht auf Rin. Er war schwer einzuschätzen, mal war es leichter und mal schwerer mit ihm auszukommen. Doch die Wandlung die er durchgemacht hatte war erstaunlich. Als er ihn das erste Mal getroffen hatte, war er nur ein kleiner Bauernjunge gewesen, gleich dem den er gerade gerissen hatte. Das nächste Mal traf er ihn als jungen Mann in der Burg irgendeines Herzogs, wo einer seiner Rasse sein Unwesen trieb. Damals hatte er ihn nicht wieder erkannt. Rin war nur ein niedriger Diener gewesen und er der Oberbefehlshaber der herzoglichen Garde, trotzdem hatte er seine Aufmerksamkeit erregt. Marc seufzte in Gedanken versunken. Diese Erinnerungen waren so schwer zu verdrängen. Dabei war es für ihn normalerweise ganz leicht die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch alles was Rinion anging war sowieso eine Ausnahme. Wenn er ihn damals nicht verführt hätte, wäre heute alles viel einfacher. Doch er hatte es getan und obwohl er Menschen eigentlich nur als Futter oder Zeitvertreib ansah merkte er, das dieses Menschenjunges begann wichtig für ihn zu werden. Hätte der Vertreter seiner Rasse sich zurückgehalten wäre nicht alles aufgeflogen. Doch durch seine Unbedachtheit war Marc gezwungen gewesen zu handeln. Ihn zu verletzen war ja noch okay gewesen, er hätte es als Ausrutscher behandelt, doch Rinion angreifen zu wollen war die letzte falsche Entscheidung im Leben seines Artgenossen gewesen. Marc sah noch heute, in seinen Träumen, den ungläubigen Blick seines Artgenossen als er ihm die Kehle zerriss, ebenso wie Rins Entsetzen als er bemerkte wer sein Geliebter war. Noch in dieser Nacht verschwand der Junge, den er durch seine Verletzung gehandicapt nicht hatte folgen können. Wäre er damals stärker gewesen, dann hätte er ihn zu einem Artgenossen gemacht und zu seinem Gefährten. Doch das erstaunlichste Treffen mit ihm hatte er vor hundert Jahren. Ein Treffen mit weitreichenden Folgen. Daran erinnerte er sich noch, als wäre es erst gestern gewesen. Ein Jäger bereitete ihm und anderen seiner Rasse damals große Probleme. Viele seiner Artgenossen waren durch dessen Hand gestorben und Zeno war so zornig wie schon lange nicht mehr. Er hatte Marc damit beauftragt diesen Störfaktor zu beseitigen. Marc hatte sich nichts dabei gedacht, es gab schon immer Jäger die auf sie Jagd machten, wenn sie zu lästig wurden eliminierte man sie einfach. Dieser Jäger hatte eben bis jetzt nur Glück gehabt. Also machte er sich auf die Jagd nach ihm. Im Dunkel lauerte er ihm auf und überwältigte ihn. Doch dieser war nicht wie die Anderen. Zum einen war er jung und trainiert, des weiteren schien er sich mit seiner Rasse bestens auszukennen, doch das Erstaunlichste an ihm war, dass er nach Werwolf roch. Schwach, doch Marc wusste was das bedeutete, dieser Jäger war ein Mischling. Aufgrund dieser Tatsachen zog er sich an diesem Abend zurück um Zeno Bericht zu erstatten. Doch dieser hatte davon nichts hören wollen und schickte ihn wieder los diesen Jäger zu beseitigen. Fest dazu entschlossen, legte er sich wieder auf die Lauer, doch diesmal war er die Beute und nicht der Jäger. Sein Widersacher hatte ihm eine Falle gestellt in die er ahnungslos hineintappte. Nur mit viel Geschicklichkeit und Glück überlebte er die Attacken seines Feindes. Was dann geschah würde er sein Leben lang nicht vergessen. Die Maske des Jägers löste sich während ihres Kampfes und Marc sah in das Gesicht seines Geliebten. Doch dieser Mensch hatte fast nichts mit seinem damaligen Freund gemeinsam. Seine Bewegungen waren nicht mehr so ungelenk wie damals und aufgrund seiner Wandlung hatte sich auch sein Geruch geändert, doch alles andere war noch so wie damals, nicht eine einzige Falte mehr verunstaltete dieses engelsgleiche Gesicht. Allerdings hatte er aufgrund dieser Entdeckung ganz vergessen, dass sie noch immer Feinde waren und Rinion nutzte diese Gelegenheit um ihn mit seinem Schwert eine schwere Verletzung quer über die Brust zuzufügen. Nur mit knapper Mühe schaffte er es sich zu retten. Die darauf folgenden Wochen hatte er mehr als genug Zeit um über alles nachzudenken, da er das Bett nicht allzu oft verlassen durfte. Er kam zu dem Schluss, das alles in ihrer letzten Nacht passiert sein musste, als er von dem anderen Werwolf verletzt wurde. Irgendwie musste sich sein Blut mit Rinions vermischt haben oder der Junge hatte es unbeabsichtigt geschluckt. Egal wie es geschehen war, es bedeutete das dieser Junge von nun an zu ihm gehörte. Kein anderer seiner Rasse durfte Hand an ihn legen, nur ihm stand es zu ihn zu bestrafen oder zu töten. Jeden Anderen der das tat konnte Marc fordern und töten. Das war es was Rin bis heute schützte. So in seinen Erinnerungen verstrickt merkte er gar nicht, dass er schon vor dem Gebäude angekommen war in dem seine Wohnung lag. Erst als der Portier ihn wie immer freundlich grüßte bemerkte er es. Mit einem nichts sagendem Lächeln erwiderte er seinen Gruß und stieg in den Aufzug. Die Fahrt in den dreizehnten Stock verging so rasch, dass Marc sich nicht einmal die Mühe machte die anderen Fahrgäste genauer zu mustern. Als er seine Wohnung betrat und den Mantel auszog, läutete das Telefon. Einen Blick auf die Uhr werfend die schräg gegenüber an der Wand hing seufzte er. Es gab nur einen der ihn um vier Uhr morgens anrief. Sich ein Lächeln auf die Lippen zwingend hob er den Hörer ab. In vielen Jahren des Trainings hatte er bemerkt, dass es sein Gesprächspartner sehr wohl merkte ob man lächelte oder nicht, so erstaunlich es war man hörte es heraus und Zeno wollte er nicht verärgern. „Weißt du eigentlich wie spät es ist? Normale Leute schlafen um diese Zeit.“ „Als ob du normal wärst.“ Marc fluchte innerlich. Zeno war seiner Stimme nach nicht gut aufgelegt. „Was ist passiert? Die Jagd nicht erfolgreich?“ „Wenn es eine Jagd gegeben hätte vielleicht, aber stattdessen musste ich mir die halbe Nacht die Beschwerden unserer Leute anhören. Dein Mensch hat heute Nacht anscheinend wie ein Teufel gewütet. Da kein Vollmond ist hat es nur solche getroffen, die ihre Verwandlung beherrschen und sich zwischen den Vollmonden einen kleinen Snack besorgen wollten. Verdammt Marc ich hab gesagt du sollst das regeln!“ „Das ist völlig unmöglich Zeno. Mein Mensch hat nichts damit zu tun, da ich die ganze Nacht bis jetzt mit ihm zusammen war.“ Das war eigentlich etwas das Zeno nicht unbedingt hätte erfahren müssen. Allerdings gab es keinen sicheren Weg um Rin zu beschützen und es war die Wahrheit. „Stimmt das auch?“ Der misstrauische Ton in Zenos Stimme machte ihn wütend. „Natürlich. Glaub mir ich wüsste es wenn es nicht so wäre.“ „Dann weißt du was das bedeutet Marc.“ Oh ja, das wusste er und es war kein Grund sich zu freuen, nun musste er sogar noch mehr aufpassen. „Ja Zeno. Wir haben einen neuen Jäger in der Stadt.“ „Das oder einen Vampir. Kümmerst du dich darum?“ Das wurde ja immer besser. Ein Vampir war ja noch schlimmer als ein Jäger, die waren wenigstens leicht zu beseitigen. Wenn es ein Vampir war, dann hieß das wieder Verhandlungen unter den Clans und was noch schlimmer war Rudelbildung. Den ganzen Tag zusammen mit einigen anderen seiner Rasse verbringen und dann auch noch mit ihnen gemeinsam jagen, war eines der Dinge die er am meisten hasste. Ja gut, er war ein Werwolf, ein Rudeltier, auch er mochte es mit Anderen zu balgen oder untereinander Zärtlichkeiten auszutauschen aber nur ab und zu und niemals als Mensch. Wenn er Pech hatte bekam er auch noch ein paar Neulinge. Apropos Neuling, da gab es etwas das Zeno noch wissen musste. „Nein das geht nicht. Ich habe genug mit meinem Menschen zu tun, außerdem muss ich meinen Schüler ausbilden. Da hab ich keine Zeit um nach einem Vampir oder Jäger zu suchen. Schick einen Anderen, es gibt bestimmt keinen Mangel an Leuten die deine Befehle mit Freuden ausführen. Gute Nacht.“ Damit legte er auf und ging in sein Schlafzimmer. Nun war er wirklich müde, vielleicht hätte er sich noch eine Zwischenmahlzeit genehmigen sollen als er heimging. Und sei es nur um seinen Jagdtrieb zu befriedigen. Doch diese Chance war schon verstrichen, die Nacht war schon zu weit fortgeschritten um noch interessante Opfer zu finden und sie zu jagen. Na ja, das war nicht schlimm, wenn es so weiterging musste er sowieso bald jagen gehen um seinem Schüler eine Beute zu fangen und ihm seine erste Unterrichtstunde zu geben. Da konnte er sich dann austoben. Rasch zog er sich aus und legte sich nackt in sein Bett. Mit einer beiläufigen Bewegung aktivierte er noch den Wecker, damit er heute nicht verschlief. Zur Zeit mochte er seinen Job noch, aus diesem Grund würde er die verbleibenden drei Stunden noch gewinnbringend nutzen. Kapitel 6 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 6/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Auffliegen der nächtlichen Aktivitäten und die Enthüllung der wahren Identität. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Aufstehen, aber zackig!“ Erschrocken fuhr Rinion hoch und sah sich orientierungslos um. Im nächsten Moment schloss er fluchend die Augen, als die schweren Vorhänge seines Wohnzimmers zur Seite gezogen wurden und die Sonnenstrahlen mit seinen Augen zusammentrafen. „Wie spät ist es?“ Nur zögernd wagte er es, seine Augen wieder zu öffnen. Wenn die Sonne so ungebremst in sein Wohnzimmer fiel, musste es zumindest schon Mittag sein. „Spät genug. Den halben Tag hast du schon verschlafen“ Rave stand neben dem Fenster, so das ihn die volle Wucht der Sonne nicht traf. „Was?“ Entsetzt sah der Blondhaarige seinen Freund an. „Warum hast du mich nicht schon längst aufgeweckt?“ Rave zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Um mir deinen lebenslänglichen Zorn zuzuziehen? Nein, dafür lebe ich zu lange und du auch.“ Er zog seine Jacke aus und legte sie über eine Stuhllehne. Darunter kam ein gewohnter Anzug zum Vorschein, so wie er ihn jeden Tag trug. „Ich dachte, vielleicht hast du eine schwere Nacht hinter dir. Was dem Gestank, nach zu urteilen, der in dieser Wohnung hängt, gar nicht so unwahrscheinlich ist. Warst du gestern Nacht noch jagen, oder hattest du andere Vergnügungen. Ich kann das nicht ganz einordnen, beide Gerüche sind ziemlich frisch.“ „Und beides stimmt.“ Rinions Stimme klang matt. Er wollte jetzt nicht mit Rave über letzte Nacht reden, seine eigenen Vorwürfe machten ihm noch schwer zu schaffen, da brauchte er Raves nicht auch noch. „Wie meinst du das?“ Verwirrt sah er seinen Freund an. „Ach nichts.“ Müde stand Rinion auf und ging Richtung Badezimmer. Eine heiße Dusche würde seine Lebensgeister schon wecken. Weit kam er nicht, da sich eine Hand um seinen Oberarm legte und ihn beinahe schon grob herumriss. „Ich will wissen, was passiert ist.“ In Raves Gesicht lag ein gefährlicher Ausdruck. Ebenso grob schüttelte Rinion den Griff des Braunhaarigen ab. „Es hat hier gestern eine Jagd stattgefunden und ebenso Vergnügungen.“ Damit verschwand er im Bad, Raves perplexen Blick ignorierend. Zwanzig Minuten später, verließ er das Badezimmer wieder, ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Er hatte sich extra viel Zeit gelassen, um Rave die Gelegenheit zu geben sich wieder abzuregen. Wenn es um die Jagd ging, konnte dieser regelrecht aggressiv werden. Rave stand vor dem offenen und noch eingeschalteten Laptop. Als er die Tür hörte, hob er den Kopf. Entschlossen sah er Rinion an. „Was ist passiert?“ Seufzend ging Rinion zu ihm und klappte den Laptop zu. Nicht, das es etwas darauf gab, das der Braunhaarige nicht lesen durfte, nur er mochte es nicht, wenn dieser es unaufgefordert machte. „Nichts, was ich nicht alleine hinbekommen hätte.“ Er drehte sich um und ging Richtung Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Wieder kam er nicht weit, da Rave ihn abermals am Oberarm packte und diesmal, wirklich grob zurückriss. Seine, sonst in einem sandigen braun scheinenden, Augen funkelten golden. „Glaubst du ich kann die Zeichen nicht deuten Rinion? Du schläfst im Wohnzimmer über deiner Arbeit ein, dein Bett ist nicht bezogen, im Kamin sind noch Überreste von irgendwelchen Kleidungsstücken, du weichst meinen Fragen aus und in der ganzen Wohnung hängt der widerliche Geruch dieser Köter. Er war hier nicht wahr?“ Rinion versuchte nicht einmal, sich aus Raves Griff befreien zu wollen, aus Erfahrung wusste er, dass dies dann nicht ohne Kampf enden würde. Bei der letzten Frage von Rave, wand er einfach nur den Blick ab. Sein Freund wusste die Antwort doch sowieso schon, also waren alle Worte unnötig. Bei Rinions stummer Zusage fauchte Rave wütend. „Wie konntest du? Wie konntest du dich mit einem dieser Straßenköter vergnügen?“ Wütend wand sich Rinion wieder dem Anderen zu. Egal wie nah sie sich standen, er hatte kein Recht ihm vorzuschreiben, mit wem er schlafen durfte und mit wem nicht. „Du hast kein Recht mir Vorwürfe zu machen. Glaubst du etwa, ich rieche nicht denselben Gestank an dir? Meine Sinne sind ebenso gut wie deine. Du warst gestern auf der Jagd, das ist gegen unsere Regeln. Allein für diesen Ungehorsam, sollte ich dich töten. Du machst uns damit nur Probleme, uns und deiner Rasse.“ In den goldenen Augen seines Gegenübers brodelte es nur so vor Wut. „Wenigstens vergnüge ich mich nicht mit einem dieser räudigen Köter. Allein der Gedanke, das dieses Mistvieh dich berührt hat, ist für mich unerträglich.“ Ebenso wie Rinions Stimme war er lauter geworden. Rinion wollte etwas erwidern, doch bevor er auch nur ein Wort herausbringen konnte, wurde er an den Körper des Anderen gezogen. Verlangend spürte er die Lippen des Braunhaarigen an seinen und eine Zunge, die sich gewaltsam in seinen Mund schob. Das reichte. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen Raves Umarmung und drehte seinen Kopf weg. „Lass mich los du widerlicher Blutsauger.“ Raves Umarmung lockerte sich tatsächlich, doch nicht so, dass sich der Jüngere befreien konnte. „Mit ihm wälzt du dich also freiwillig in den Lacken, doch ich bin dir zuwider? Du bist verabscheuungswürdig.“ Wutentbrannt sah Rinion in die goldenen Augen seines Kontrahenten. Seine Stimme war nicht mehr als ein gefährliches Zischen. „Pass auf was du sagst. Du verdankst mir dein Leben.“ Das beeindruckte Rave nicht sonderlich. Unbeirrt erwiderte er den Blick des Blondhaarigen. „Ich dachte wirklich, das dir Karels Andenken mehr wert ist.“ Bei der Erwähnung von Karels Namen zerbrach der letzte Rest von Rinions Selbstbeherrschung. Gewaltsam riss er sich los und verpasste Rave einen Kinnhaken, so das dieser zu Boden ging. „Niemand hat das Recht seinen Namen in den Mund zu nehmen! Niemand! Und vor allem keiner von euch verdammten Kreaturen der Nacht!“ Er atmete schwer und seine Hände waren zu Fäusten geballt, doch das alles bemerkte er nicht. Überrascht griff sich Rave an die getroffene Stelle und zuckte schmerzhaft zusammen. Verwundert sah er auf seine Hand, bevor der Blick seiner, nun wieder braunen, Augen weiter zur Rinion wanderte. Als er seinen Freund sah wirkte er betroffen. „Rinion es tut mir leid. Ich hatte dazu kein Recht. Bitte vergib mir.“ Nur langsam beruhigt sich der Jüngere wieder. „Nein, das hattest du nicht.“ Er nickte leicht. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“ Damit wand er sich brüsk um und verschwand in seinem Schlafzimmer. Noch immer aufgebracht, riss er die Tür seines Kleiderschrankes auf und suchte sich seine heutige Kleidung heraus. Er wusste ja selbst, das er das Andenken seines Bruders beschmutzt hatte. Rave musste ihm das nicht auch noch vorhalten. Außerdem ertrug er es nicht, wenn jemand den Namen seines Bruders in den Mund nahm. Da war es egal, ob es ein Mensch, ein Mischling, ein Vampir oder ein Werwolf war. Jede dieser Möglichkeiten machte ihn aggressiv. Es war eine weise Entscheidung von Rave, sich bei ihm zu entschuldigen, sonst hätte er wahrscheinlich weitergetobt. Nun, wo er wieder einigermaßen klar denken konnte, sah er ein das auch er falsch gehandelt hatte. Auch er musste sich entschuldigen. Rasch zog er sich an und ging wieder in sein Wohnzimmer. Rave stand vor dem Panoramafenster und starrte hinaus. Die Sonne brannte noch immer mit unverminderter Helligkeit in das Zimmer. Lautlos ging Rinion hinter den Braunhaarigen und schlang seine Arme um dessen Hals. Liebevoll legte er sein Kinn auf Raves Schulter. „Quäl dich doch nicht so. Ich habe doch gesagt, dass ich dir verzeihe.“ Rave war vielleicht schon etliche hundert Jahre alt, doch das bedeutete nicht automatisch, dass ihm das Sonnenlicht nichts mehr anhaben konnte. Vielleicht tötete es ihn nicht mehr, doch es schmerzte ihn. Schließlich war er immer noch ein Vampir. Schweigend legte Rave eine Hand auf Rinions Arm, schuldbewusst senkte er den Kopf. „Die Frage ist nur …“ Rinions Stimme war leise, fast zärtlich. „… ob du mir verzeihen kannst?“ „Natürlich. Das weißt du doch.“ Erschöpft lies er seinen Kopf zurücksinken. „Können wir noch ein bisschen hier bleiben?“ Rinion lächelte leicht. „Natürlich. Solange du es aushältst.“ Die Arbeit würde ihnen schon nicht wegrennen und selbst wenn, er war der Boss. Da konnte er sich ruhig einen freien Tag leisten. Kapitel 7 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 7/38 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Auswirkungen des Unfalls? „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Schönen guten Morgen Schlafmütze.“ Noch verschlafen zog sich der Junge die Bettdecke über den Kopf. „Ich geh heute nicht. Ich bin krank.“ „Krank oder einfach nur müde. Steh schon auf.“ Cassy zog ihm die Decke weg. Musternd blickte sie ihn an. „Du bist wirklich etwas blass.“ „Sag ich ja.“ Tobi zog ihr die Decke wieder aus der Hand und kuschelte sich darin ein. Ihm ging es überhaupt nicht gut, da war so ein Gefühl in seinem Inneren, das er aber nicht genau benennen konnte. So eine Art Unruhe, nur wusste er keinen Grund dafür. Eine Hand legte sich auf seine Stirn. „Fieber hast du aber nicht. Zur Sicherheit solltest du aber lieber im Bett bleiben. Tante sieht es nämlich gar nicht gern wenn ihrem Augenstern etwas passiert.“ „Hörst du mir eigentlich zu? Das alles sagte ich doch schon.“ Abermals zog er sich die Decke über den Kopf. „Ja ja, ich bin ja schon weg.“ Cassy grinste und ging aus dem Zimmer. Einen Moment später hörte man sie in der Küche herumhantieren. „Also, ein Essen steht im Ofen. Ich werde versuchen, von einem deiner Freunde die heutigen Unterlagen zu ergattern.“ „Ist gut. Danke und bye.“ Warum konnte sie nicht einfach gehen? So sehr er ihre Hilfsbereitschaft auch zu schätzen wusste, heute wollte er nur noch das sie verschwand. „Bye.“ Einige Sekunden später war die Haustür zu hören und es war still in der Wohnung. Erleichtert seufzte Tobi auf und wickelte sich aus der Decke. Eigentlich wollte er gar nicht aufstehen, er fühlte sich wirklich nicht wohl, aber den ganzen Tag im Bett verbringen war auch keine Lösung. Er duschte sich vorsichtig, um den Verband auf seiner Schulter nicht zu beschädigen. Auf einen weiteren Besuch im Krankenhaus konnte er getrost verzichten. Allerdings schmerzte die Wunde bei jeder Bewegung. Heute musste er sich wohl oder übel die schmerzstillenden Pulver besorgen. Gestern hatte er es ja noch verschieben können, aber nun merkte er ja die Nachwirkungen. Leise fluchend stieg er aus der Dusche und trocknete sich ab. Wenigstens hatte er die Ärzte davon abbringen können, ihm so eine Schlaufe für den Arm zu verpassen. Er war ja nur an der Schulter verletzt und nicht invalid. Wenn die Schmerzen unerträglich wurden, konnte er sich ja noch immer selber eine basteln, so schwer war das bestimmt nicht. Ein Shirt aus dem Kasten ziehend zog er es sich so vorsichtig an, wie nur möglich. Zum Glück war die Hose leichter anzuziehen und verursachte keine Schmerzen. Die Küche betretend warf er nur einen kurzen Blick auf das Essen das Cassy ihm vorbereitet hatte. Obwohl sie es ja nur gut meinte, war es nicht gerade das, was er jetzt wollte. Er öffnete seinen Kühlschrank, schmerzhaft zusammenzuckend, als er die verletzte Hand dazu nahm. Kurz den Inhalt seines Kühlschranks musternd, seufzte er enttäuscht. Da war nichts das seinen Hunger stillen konnte. Dabei hatte er den Inhalt selbst eingekauft. Die noch offene Dose von gestern nehmend, trank er einen Schluck. Angewidert verzog er das Gesicht. Heute schmeckte es noch schlimmer als gestern. Das Getränk in den Abfluss gießend, überlegte er wo er die nächste Apotheke finden konnte. Eigentlich hätte er Cassy damit beauftragen können. Na ja, Chance vertan. Aber vielleicht hatte sie ja etwas Essbares in ihrer Wohnung. Durch dieses Gedanken beflügelt, verlies Tobi seine Wohnung und schloss rasch hinter sich ab. Cassy wohnte nur einige Meter weiter, so das er keinen langen Weg vor sich hatte. Umständlich mit einer Hand aufsperrend fluchte er leise über seine eingeschränkte Beweglichkeit. Schon automatisch einen Fuß leicht ausstreckend, um Cassys Katze zu verscheuchen, öffnete er die Tür und trat ein. Sial, ihre getigerte Katze, versuchte jedes Mal aus der Wohnung zu schlüpfen, so überraschte es ihn das sie es heute nicht versuchte. Ja, sie war nicht einmal zu sehen. Das beunruhigte ihn schon etwas, schließlich mochte er sie so, als wäre sie seine eigene Katze. „Sial! Sial wo bist du denn?“ Suchend ging Tobi durch die Räume, doch er konnte sie nicht finden. Vielleicht hatte sie Cassy ja zum Tierarzt gebracht, aber das hätte sie ihm ganz bestimmt gesagt. Auf einmal hörte er ein Scharren. Nur ganz kurz, kaum auszumachen, doch Tobi wusste genau die Richtung, aus der es gekommen war. Er kletterte auf die Couch und sah in die freie Ecke die sich dort gebildet hatte. „Sial, da bist du ja. Kommst du nicht mehr hoch?“ Vertrauensvoll streckte er eine Hand nach der Katze aus um sie hochzuheben. Einen Moment und Schmerzenschrei später, zog er sie rasch wieder zurück. Überrascht sah er die blutenden Kratzer auf seiner Hand an. „Sial was soll das?“ Wie als wollte sie ihm antworten, fauchte die Katze drohend. Ihr Fell hatte sich gestäubt und sie machte den einrucksvollsten Katzenbuckel, denn Tobi je gesehen hatte. Über das Verhalten der Katze irritiert, zog sich Tobi zurück und ging in die Küche. Sial sollte sich erst einmal beruhigen. Wusste der Himmel, was sie so aufgeregt hatte. Ungeniert öffnete er Cassys Kühlschrank und kramte in dessen Inhalt. Nach längerer Suche fand er etwas, das ihm schmecken könnte. Aus einem Fach nahm er zwei in Plastik verpackte Steaks. Cassy würde ihr Fehlen nicht bemerken, da sie sich hauptsächlich vegetarisch ernährte und wenn doch wusste sie bestimmt, wo sie zu suchen hatte. Schließlich besaß nur er einen Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung, so wie nur sie einen zu seiner hatte. Einen kurzen Blick noch auf Sials Futterschüssel werfend, Cassy hatte sie eh gut gefüllt, werfend verlies er mit seiner Beute ihre Wohnung. Umständlich sperrte er wieder zu und ging in seine Wohnung. Dort steuerte er sofort die Küche an und stellte eine Pfanne auf den Herd. Die Steaks auf die Arbeitsfläche werfend, goss er nebenbei noch etwas Öl in die Pfanne. Seine Schulter schmerzte, durch die Anspannung, in der er die Schulter hielt um keine Schmerzen zu haben. Noch einmal tief durchatmend, biss er die Zähne zusammen und entspannte sich. Der Schmerz in dem Moment, in dem er sich entspannte war unerträglich, doch jetzt ging es wieder. Nun deutlich erleichtert, packte er die Steaks aus und warf sie in die Pfanne. Der Geruch war atemberaubend, so intensiv hatte er den Fleischgeruch noch nie wahrgenommen. Noch dazu war er so appetitanregend und nicht nur dieser Geruch, auch der des Blutes, das auf dem Plastik zurückgeblieben war. Behutsam, damit nichts hinunter rann, nahm Tobi es hoch und atmete tief ein, bevor er einen Moment später in der Bewegung stockte. Was tat er hier? Über seine eigene Reaktion erschrocken, warf er das Plastik weg und richtete sich einen Teller und Besteck her. Die Schmerzen machten sich da wohl bemerkbar. Das Steak einmal wendend, nahm er es kurz darauf aus der Pfanne. Eigentlich mochte er Steaks gut durch und nicht blutig, doch heute hatte er einmal Lust darauf. Es störte ihn nicht einmal, das es noch fast roh war, da er dies nicht einmal bemerkte. Gedanklich war er schon bei seinen nächsten Schritten. Nun musste er nur noch in die Apotheke und danach, würde er sich wieder hinlegen. Mit dieser Planung zufrieden, genoss er weiter sein Frühstück. Kapitel 8 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 8/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Versammlung der Werwölfe „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Der Gang, dem er folgte war dunkel und düster. In regelmäßigen Abständen waren schwache Lampen angebracht, doch sie reichten nicht aus, um den Gang auch nur annähernd zu erhellen. Zum Glück waren diejenigen, die ihn benutzten nicht nur auf ihre Augen angewiesen. An den Wänden konnte man noch die Russspuren der Fackeln erkennen, die früher diesen Weg beleuchtet hatten. Wenn Marc daran dachte, wie lange dieser Gang schon existierte, dann lief ihm ein Schauer über den Rücken. Angeblich existierte dieser schon seit es ihre Rasse gab. Schon seit damals, führte er die Angehörigen ihrer Rasse, tief in die Erde hinab, zu ihrem Versammlungsort. Nur selten war Marc gezwungen ihn aufzusuchen, nur wenn Zeno ihn ausdrücklich zu sich befahl, eine wichtige Versammlung bevorstand oder er etwas wollte, wofür er die Zustimmung des Rates brauchte. Heute war es der zweite und dritte Grund. Bald war er am Ende angelangt, das wusste Marc und seine tierischen Instinkte bestätigten ihm das auch. Er roch den unverwechselbaren Geruch von anderen Werwölfen. Einige davon kamen ihm bekannt vor, andere hatte er noch nie zuvor gerochen, was nur den Schluss zuließ, das sie wieder mehr geworden waren. Allerdings war das nichts verwunderliches, denn die letzte Großversammlung lag nun schon siebzig Jahre zurück. Es war klar, das es dann neue Mitglieder gab. Aufmerksam seine Umgebung musternd, betrat er den Saal. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit einiger Anwesender auf ihn. Mit einem leisen Knurren gab Marc ihnen zu verstehen, sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, was diese auch rasch machten. Bevor er sich zu den Ratsmitgliedern durchkämpfte, wollte er sich erst einmal einen Überblick verschaffen, so bewegte er sich an der Wand entlang zu einer der Treppen, die auf einen Balkon führte. Sich auf seine Sinne verlassend, benutzte er eine, von der er sicher sein konnte, keinen anderen Artgenossen zu treffen. Rasch machte er sich daran den Balkon zu erreichen, bald würde die Versammlung beginnen und dann musste er unten bei den Anderen sein. Der Balkon war nicht sehr breit. Gerade groß genug für zwei Werwölfe in ihrer tierischen Gestalt, doch für ihn reichte es. An den Seiten, waren schwarze Vorhänge aus Samt angebracht, die mit goldenen Kordeln an ihrem Platz gehalten wurden. So hatte man zwar einen guten Blick auf den Raum, wurde aber auch selbst gesehen. Marc trat an die Brüstung und übersah die Situation im Saal. Seine Sinne hatten ihn nicht getrogen, heute waren außergewöhnlich viele seiner Rasse hier, sogar Vertreter aus dem Ausland. Aber weshalb? Waren die Vampire wirklich wieder aktiv geworden? Oder hatte Zeno sie herbefohlen? Mit einem entschlossenen Kopfschütteln verdrängte Marc diese Fragen auf später. Wenn er bei der Versammlung keine Antworten bekam, dann würde er später Zeno danach fragen. Wo war dieser überhaupt? Marc betrachtete kurz die anderen Balkone. Es war klar, dass Zeno noch nicht unten war, auch er verschaffte sich meistens einen Überblick, bevor er seinen Gästen gegenübertrat. Es gab viele Balkone hier, doch in die meisten konnte man gut hineinblicken, da sie nicht benutzt waren und die wenigen, die verdeckt waren, boten keinen guten Blick in den Saal. Wieder in den Saal blickend, nickte Marc bestätigend. Wie er es sich gedacht hatte, es waren alle Ränge vertreten. Wie bei den Vampiren gab es bei ihnen eine strenge Hierarchie. An der Spitze herrschte das Alphamännchen, das Stärkste und meistens auch Älteste unter ihnen. Im Moment bekleidete Zeno dieses Amt und das mit großer Wahrscheinlichkeit, bis zu seinem Tod. Dann kamen die reinen Werwölfe. Diese waren in der Minderzahl, da es nicht viele Weibchen ihrer Art gab, so das nur eine bestimmte Anzahl an Jungen geboren werden konnte. Obwohl reine Werwölfe anfangs ziemlich schwach waren, entwickelten sie eine enorme Stärke sobald sie einmal ausgewachsen waren. Den Großteil ihrer Rasse bildeten aber die Gebissenen. Doch auch hier gab es eine Unterteilung. Die von Reinen Gebissenen waren stärker, als diejenigen, die von Gebissenen umgewandelt wurden. Die Letzten, die hier vertreten waren, waren die Mischlinge. Die wenigen, die von einer menschlichen Frau geboren wurden und diejenigen, die das Blut eines Werwolfes getrunken hatten. Die geborenen Mischlinge waren die untersten in der Rangfolge. Sie waren schwach und ließen sich zu sehr von ihren menschlichen Gefühlen und Instinkten leiten. Die gemachten Mischlinge allerdings waren wertlos. In ihrer Hierarchie hatten sie nichts zu melden. Es waren ausnahmslos schöne Männer oder Frauen, die sich die Werwölfe wie Hautiere hielten. Schmuckstücke, die einen selbst schöner erscheinen ließen, aber keiner besonderen Aufmerksamkeit beduften. Da sie durch das Blut ihrer Herrn auch einen Großteil ihrer Kräfte bekamen, wurden die meisten gebrochen um treue und vor allem willenlose Diener aus ihnen zu machen, um jeglichen Verrat im Voraus auszuschließen. Er selbst hatte eine Sonderstellung inne. Er war ein Gebissener, von einem Reinen und da dieser Reine gerade der Anführer ihrer Rasse war, machte ihn das so mächtig, wie einen Reinen. Nun kam langsam Bewegung in die Anwesenden. Immer mehr verwandelten sich in ihre Reinform, so das nur mehr wenige in menschlicher Gestalt im Saal waren. Genau genommen, war Saal auch ein weitläufiger Begriff für den Ort an dem sie sich befanden. Es war eine riesige Höhle, in der sie sich trafen. Sie bot Platz für unzählige Mitglieder ihrer Rasse und doch war sie nur ein Teil eines unterirdischen Systems voller Stollen und anderer Höhlen, in denen manche seiner Artgenossen lebten. Erhellt wurde dieser Raum von einer Unzahl an Kerzen, die in den verschiedensten Vorrichtungen angebracht waren. Im hinteren Teil der Höhle gab es eine natürliche Erhebung, die von ihnen künstlich hervorgehoben wurde. Stufen waren in den Fels gehauen und dann mit edlem Teppichen ausgestattet worden. Auf jeder Stufe stand ein Kerzenständer, so das dieser Bereich deutlich sichtbar war. An der hinteren Wand, war der Fels so bearbeitet worden, dass er einen Thron darstellte. Mit edlen Verzierungen und Samtpolstern ausgestattet, erinnerte es wirklich daran. Zwei Arme schlangen sich wie aus dem Nichts, um Marcs Hüfte und eine dunkle Stimme erklang direkt neben seinem Ohr. „Na, beobachtet ihr wieder das niedere Gewürm?“ Marc lächelte, als er die Stimme erkannte. „Natürlich. Gerade ihr solltet das doch verstehen. Schließlich tut ihr das doch jeden Tag.“ Die Stimme neben seinem Ohr seufzte müde. „Oh ja. Es ist wahrlich ermüdend, mit der Zeit.“ Der Körper des Anderen drängte sich näher an Marcs. „Warum macht ihr es dann?“ Marc duldete die Zudringlichkeit des Anderen, solange sie sich in Grenzen hielt. Schließlich war es nicht klug, sich ein Ratsmitglied zum Feind zu machen. Denn auch wenn Tarys noch jung war, besaß er als Reiner doch ein gewisses Maß an Macht, das man ihm nicht absprechen konnte. Marc hatte auch gar nichts gegen seine Zärtlichkeiten, nein im Gegenteil. Als Werwolf war ihm Tarys der angenehmste Partner, da dieser es genauso wie er liebte, einfach nur mit ihm herumzutollen oder zu kuscheln, ganz ohne sexuelle Hintergedanken. „Weil es Spaß macht.“ Mit einem genießenden Laut strichen Tarys Lippen, Marcs Hals hinab. Nun löste sich Marc doch aus Tarys Umarmung. Sanft, aber doch bestimmend legte er seinen Zeigefinger auf dessen Lippen und beendete damit auch ihr kleines Spiel. „Später.“ In Tarys violetten Augen blitzte es enttäuscht auf, doch er nickte zustimmend. „Später.“ Mit einer geübten Bewegung, strich er sich eine Strähne seines hellgrauen, schulterlangen Haars hinters Ohr. Marcs Lächeln wurde bei dieser Geste nur noch breiter. Wie alle Reinen war Tarys außergewöhnlich schön. Schon allein seine Haar und Augenfarbe waren nicht wie die anderer Menschen, was es ihm und allen anderen Reinen schwer machte, ohne Verkleidung unter den Menschen zu leben. Ebenso wusste der Jüngere auch, dass er schön war und setzte dieses Wissen ungeniert ein. Doch Marc war schon zu lange Mann, um noch auf solche Tricks reinzufallen. „Genau. Wir sollten uns beeilen, man wird schon auf uns warten.“ Damit begann er sich zu wandeln. Zuerst war es kaum zu merken, nur seine Augenfarbe veränderte sich, doch dann ging es immer schneller, bis er vollständig zum Werwolf geworden war. Tarys schürzte bei seiner Antwort schmollend die Lippen. Doch als bei Marc die Wandlung einsetzte, begann auch er damit sich zu verändern. Bei ihm ging das innerhalb eines Herzschlages, so das es kaum nachvollziehbar war, schließlich war er der Reinform näher als Marc und alle anderen Gebissenen. Im Gegensatz zu ihnen veränderte sich bei den Reinen auch nicht die Haar oder Augenfarbe bei ihrer Verwandlung. ‚Na dann, lassen wir die Alten nicht lange warten.’ Übermütig wand sich Tarys um und flitzte die Treppen hinunter. Marc schüttelte nur den Kopf über soviel kindlichen Übermut, folgte ihm aber ebenso schnell. Die Meisten kannten ihn und gingen ihm automatisch aus dem Weg und die wenigen, die ihn nicht kannten wichen vor Tarys, der knapp vor ihm lief zurück. Niemand war so verrückt, sich mit einem Reinen anzulegen. Ab und zu gab es Größenwahnsinnige, die es versuchten, um ihre Stellung zu verbessern, doch diese wurden schnell wieder auf ihren Platz verwiesen. Er selbst hatte schon öfters mit Reinen gekämpft und gesiegt, doch das war ihm nur möglich gewesen, da er um einige Jahrzehnte mehr Kampferfahrung hatte als sie. Noch dazu war Zeno sein Lehrer gewesen, da lernte man mehr als genug über die Art wie Reine kämpften und ihre Kräfte. Als sie nahe genug bei dem thronähnlichen Gebilde waren stoppte Tarys. ‚Gerade noch rechtzeitig.’ Marc nickte und setzte sich neben Tarys auf den Boden. Eigentlich war es eine Unverschämtheit für einen Gebissenen, so einfach neben einem Reinen zu sitzen, doch aufgrund seiner Sonderstellung, nahm keiner Notiz von Marcs Verhalten. Ein Heulen erklang plötzlich in einer Ecke der Höhle und sofort vielen alle Anderen ebenfalls mit ein. Die Versammlung hatte also begonnen. Gemessenen Schrittes kam Zeno aus einem der Gänge, die in den Saal führten. Wie immer folgte Kenji ihm gehorsam, mit dem angemessenen Abstand. Marc wusste genau, wie sehr Zeno diese Macht genoss. Kein Wunder also, dass er diese Auftritte auskostete. Endlich nach endlosen Minuten, die wahrscheinlich nicht einmal eine gedauert hatte, kam Zeno endlich vor dem Thron an und blieb stehen. Bis auf die Mischlinge und diejenigen, die ihre Verwandlung nicht kontrollieren konnten, war er der Einzige von ihnen, der noch in seiner menschlichen Gestalt war. Wie es das Ritual verlangte, verstummte das Heulen sobald, Zeno auf dem Thron Platz genommen hatte. Gespanntes Schweigen breitete sich über den gesamten Saal aus. Jeder wartete darauf, was Zeno zu sagen hatte. Doch dieser begann erst nach einigen Momenten, in denen er die Anwesenden gemustert hatte zu sprechen. „Ich grüße euch alle hier. Freunde, Kinder, Untertanen und natürlich auch meine Gäste aus dem Ausland.“ Er nickte den Angesprochenen freundlich zu. „Wir sind heute hier zusammengekommen, weil es äußerst bedenkliche Zwischenfälle gegeben hat. Schon seit einigen Nächten kommen immer mehr von euch, um mir vom Tod unserer Artgenossen zu berichten. Wie es euer Wunsch war, bin ich diesem Problem nachgegangen und zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Ausland keinerlei solcher Zwischenfälle gab. Es scheint als wäre das ein regionales Problem, bei dem ein Jäger aus der Reihe zu tanzen scheint.“ Bei diesen Worten spürte Marc sofort, dass sich alle Blicke auf ihn richteten. Zeno lächelte amüsiert. „Nein, meine Brüder. Diesmal ist Marcs Jäger nicht der Auslöser für unsere Probleme. Nein, unser Gegner diesmal, ist ein Vampir.“ Erschrockene und wütende Ausrufe wurden laut und ein verwundertes Raunen kam auf. Auch Marc blinzelte und tauschte einen verwirrten Blick mit Tarys. Er hatte es zwar geahnt, doch nie geglaubt, dass es wirklich so war. Scheiße, das hieß Rudelbildung. Hoffentlich bekam er keine Neulinge, die sich dann bei jedem Schritt an seine Hacken hingen. Beruhigend hob Zeno seine Hände. „Beruhigt euch meine Brüder. Ich habe bereits mit Shalyn geredet und sie versicherte mir, dass von ihrer Seite aus, der Waffenstillstand noch immer aktuell ist. Anscheinend haben wir es mit einem Außenseiter zu tun, der auf eigene Faut handelt. Solange nichts dagegenspricht, werde ich nicht an ihren Worten zweifeln.“ Dann war es wohl wirklich ein Außenseiter. Shalyn war die ranghöchste Vampirin in diesem Land, so etwas wie Zeno nur eben auf ihren Clan beschränkt. Sie würde nicht lügen, wenn es anders wäre. Marc entspannte sich etwas. „Trotzdem solange wir diesen Vampir nicht gefasst haben, bitte ich euch vorsichtig zu sein. Für Rudelbildung ist es eindeutig zu früh und könnte von den Vampiren als kriegerischer Akt ausgelegt werden, weswegen ich es nicht anordnen werde. Doch hoffe ich das diejenigen, die ihre Verwandlung kontrollieren können, sich bis zum nächsten Vollmond zurückhalten und keine Alleingänge machen. Und alle Anderen, sollten ebenfalls nicht alleine jagen. Gut, der Rat tagt in einer Stunde, allen Anderen wünsche ich eine erfolgreiche Jagd.“ Damit stand er auf und verließ den Raum ebenso, wie er ihn betreten hatte. Sobald er nicht mehr zu sehen war, löste sich die Versammlung langsam auf. Tarys sah Marc fragend an. ‚Später?’ ‚Ja, Tarys, später.’ Mit einem sanften Stoß, gab er ihm das Zeichen vorzugehen. ‚Zeig mir einen Ort an dem wir ungestört sind.’ Freudig sprang Tarys auf und lief auf einen der Gänge zu. Deutlich langsamer folgte Marc ihm. Kapitel 9 --------- Titel: Wolfsgesang Teil: 9/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Bruch einer Freundschaft? „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Den Architekten sollte man verklagen.“ Rinion lächelte nur bei dem Kommentar von Rave. „Du hättest ja nicht mitkommen müssen. Außerdem ist diese Konstruktion gerade dazu da, um solche wie dich fernzuhalten.“ Rave schnaubte und schob sich die Sonnenbrille zurecht. „Als ob einer von uns so dämlich wäre, hier bei Tag reinzuspazieren. Selbst wenn, wie man an mir sieht erfüllt diese Anordnung nicht gerade ihren Zweck.“ „Da hast du Recht.“ Nachdenklich betrachtete Rinion den Lichtdurchfluteten Gang. Die ganze linke Wand bestand aus Glas, um ja jeden Sonnenstrahl hindurch zulassen. An der rechten Seite, befanden sich die jeweiligen Türen zu den verschiedenen Büros. Sein Ziel jedoch befand sich am Ende dieses Gangs. „Natürlich habe ich Recht. Außerdem musste ich doch mitkommen, ich lass dich sicher nicht alleine zu diesem Kerl.“ „Dieser Kerl, wie du ihn nennst, ist zufällig mein Meister, also wäre es mir sehr Recht, wenn du es ihm gegenüber nicht an Respekt mangeln lässt.“ Ihm war es sowieso schon ein Dorn im Auge, das Rave lebte. Rinion hatte diese Ausnahme nur erwirken können, weil er einer der Besten war. Seine Erfolge für die Gesellschaft standen außer Frage, niemand hatte so viele Kreaturen der Nacht getötet wie er. Das sein Antrieb dafür die Rache war, schien den Führern dabei nur allzu Recht zu sein. „Ich würde dir nie Schande bereiten.“ Raves Stimme war sanft bei dieser Aussage. Rinion nickte nur. Er wusste, das Rave ihn nie absichtlich beschämen würde. Dafür mochte der Vampir ihn viel zu sehr. Das war eigentlich schon so, seit er sein Leben verschont hatte. Dabei war der Grund warum Rave noch lebte ein ganz einfacher. Mitleid. Wie er, hatte Rave seinen Bruder durch die Klauen von Werwölfen verloren. Er hatte es selbst miterlebt und eigentlich hatte er nur darauf gewartet, das eine Seite siegte, um die Überlebenden dann zu erledigen. Doch Raves Schmerz, in dem Moment, in dem er seinen Bruder verlor, erinnerte ihn stark an sich selbst. Aus diesem Grund beschloss er ihn am Leben zu lassen, mehr noch, er pflegte ihn sogar gesund, nachdem der Vampir blutüberströmt zusammengebrochen war. Seitdem war er ihm verpflichtet. Das Rave bereitwillig zugestimmt hatte, keine Menschen mehr zu jagen, hatte ihm seine Entscheidung sehr erleichtert. „Weißt du, weswegen er dich gerufen hat?“ „Nein. Doch das werde ich gleich erfahren.“ Rinion konnte sich den Grund beinahe denken. Es ging bestimmt um diesen Jungen, Toby, der von Marc gebissen wurde. Doch das konnte er nicht hundertprozentig sagen. Endlich erreichten sie die Tür, am Ende des Ganges. Ein für das menschliche Ohr nicht hörbares summen war zu vernehmen. Dank seiner erweiterten Sinne, war es für den Blondhaarigen kein Problem es zu identifizieren. Er und Rave wurden gerade von einer Menge Sensoren auf Herz und Nieren geprüft. Rave schnaubte abermals abfällig. Natürlich war auch ihm das summen nicht entgangen. „Ich will gar nicht wissen, was die mit meinen Daten anfangen.“ Nachsichtig schüttelte Rinion den Kopf. Der Vampir erwartete hinter allem, was die Gesellschaft machte eine Falle. Vorsicht war natürlich gut und bei ihrer Aufgabe lebenswichtig, doch im Bezug auf die Gesellschaft galten andere Regeln. „Sie wollen nur wissen, ob du eine Bedrohung darstellst.“ „Natürlich stelle ich eine Bedrohung dar, immerhin bin ich ein Vampir und die nur Menschen. Selbst wenn ich vorhätte sie zu töten, könnten sich mich wohl kaum daran hindern.“ Der Braunhaarige lächelte nur selbstsicher und nahm die Sonnenbrille ab. Die Tür vor ihnen öffnete sich langsam und Rinion trat, dicht gefolgt von Rave, ein. Die Einrichtung war nicht wirklich atemberaubend, doch das war auch nur ein Nebenbüro. Dichte schwarze Vorhänge verdeckten die Glasfront des Gebäudes, wahrscheinlich aus Rücksicht auf Rave. Die Wand ihnen gegenüber war mit einem Bücherregal verstellt, in einigem Abstand davor stand ein wuchtiger Eichentisch, hinter dem ein Ledersessel stand. In diesem saß ein älterer, weißhaariger Mann. Seine blauen Augen musterten die beiden Neuankömmlinge aufmerksam. „Meister.“ Rinion verbeugte sich leicht, aus den Augenwinkeln Rave beobachtend, der seinem Beispiel folgte. „Rinion. Setz dich.“ Der Ältere wies auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch. Seiner Aufforderung folgend, gehorchte Rinion. Seine Augen musterten seinerseits, den Anderen. Sein Meister schien seit ihrem letzten Treffen wieder etwas gealtert zu sein. Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen seines Meisters. „Ja, du siehst richtig Rinion. Ich bin wieder gealtert, so ist das eben bei Menschen. Nicht mehr lange und du wirst meinen Platz einnehmen.“ Stumm nickte der Blondhaarige. Er wusste, das es eines Tages so kommen würde. Jeder Mensch musste einmal sterben. „Aber das wird bei mir noch etwas dauern. Ich wollte dich heute sprechen, um mich über deine Fortschritte zu informieren.“ „Fortschritte? Was genau meint ihr damit?“ Rinion ahnte, auf was er anspielte, doch bevor er etwas preisgab, das sein Meister gar nicht wissen wollte, fragte er lieber nach. Es war besser, wenn die Gesellschaft nicht mehr wusste, als sie sollte. Sein Meister lächelte nachsichtig. „Du bist klug Rinion, das ist eine deiner Stärken. Ich meine deine Fortschritte bezüglich des Jungen. Was weißt du bis jetzt?“ „Nicht wirklich viel, die personellen Daten habe ich euch schon geschickt, ansonsten ist nicht viel passiert. Rave hat den Jungen größtenteils im Auge behalten, doch bis jetzt ist nichts auffälliges geschehen.“ Bedauernd schüttelte Rinion den Kopf. „Nun ja, das stimmt nicht ganz.“ Rave trat einen Schritt vor, so das er direkt neben Rinion stand. Überrascht sah dieser zu ihm hoch. Rave hatte ihm etwas verschwiegen? Wieso? Sonst erfuhr er doch auch immer alles von ihm, vor allem wenn es um seine Arbeit ging. Welchen Grund sollte der Vampir haben, um ihm etwas vorzuenthalten? Sein Meister machte eine auffordernde Handbewegung. „Erzähl.“ „Vor einigen Tagen hat der Werwolf mit seinem Opfer Kontakt aufgenommen. Worum es ging konnte ich nicht hören, da der Werwolf sich mit Magie abschirmte. Doch der Junge lebt noch.“ „So?“ Beide Arme mit den Ellbogen auf der Schreibtischplatte aufstützend, verflocht der Ältere die Finger miteinander. Nachdenklich legte er den Kopf darauf. „Das ist natürlich bedenklich. Wenn der Junge noch lebt, dann wird er ihn wohl als Schüler angenommen haben. Das heißt, er wird eine Bedrohung für uns werden und wir müssen ihn eliminieren.“ „Nein!“ Entschlossen sprang Rinion auf, nur um sich im nächsten Moment für seine Unbedachtheit, gedanklich zu verfluchen. Doch das konnte nicht sein. Marc würde sich nie einen Schüler nehmen. Warum kam er sich bei dem Gedanken nur so betrogen vor? Es war doch klar gewesen, das dies eines Tages passieren würde. Wieso fühlte er sich so verletzt, er empfand doch nichts mehr für Marc. Ihm konnte es egal sein, ob er einen Schüler hatte oder nicht. Die musternden Blicke der beiden anderen Anwesenden registrierend, fing er sich wieder. Gefasst setzte er sich wieder hin. „Das wäre zu voreilig. Wir können keinen Menschen aufgrund einer Annahme umbringen. Das ist gegen unseren Kodex.“ „Rinion, er ist ganz bestimmt ein Werwolf. Weshalb sollte ihn dieser Köter sonst am Leben gelassen haben?“ Rave sah ihn wütend an, in seinen braunen Augen funkelte es leicht golden. „Dafür haben wir keine Beweise.“ Nicht weniger aufgebracht, erwiderte er den Blick des Vampirs. „Solange ich keinen Beweis dafür habe, dass dieser Junge ein Werwolf ist, werde ich ihn nicht umbringen. Und du auch nicht.“ Der letzte Satz war in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. „Sollte sich herausstellen, das der Junge ein Werwolf ist, werde ich ihn eigenhändig töten.“ Ja, das würde er. Schon alleine um den Schmerz, den dieser Gedanke erzeugte auszulöschen. Er konnte Marc nicht töten, doch dieser Junge bedeutete ihm nichts. „Gut, dann soll es so sein.“ Sein Meister nickte zustimmend. „Sobald der Junge irgendwelche Anzeichen wölfischer Art zeigt, eliminierst du ihn. Du weißt bestimmt, worauf du zu achten hast.“ „Natürlich.“ Das war keine Frage, er wusste sehr gut, worauf er achten musste. Seine Ausbildung war schließlich nicht umsonst gewesen. Er stand auf und verbeugte sich leicht. „Wir werden nun gehen.“ Er hatte noch ein Hühnchen mit Rave zu rupfen und das wollte er erledigen, solange er noch wütend war. Ansonsten würde er wahrscheinlich irgendetwas zerstören. „Rinion.“ Kurz bevor er die Tür erreichte, hielt ihn sein Meister noch einmal auf. Langsam wand er sich zu ihm um. „Du bist der beste Jäger in unserer Gemeinschaft, enttäusche mich auch diesmal nicht.“ „Das werde ich nicht.“ Damit wand sich Rinion um und verlies den Raum. „Womit auch das wieder geschafft wäre.“ Rave seufzte erleichtert und setzte sich seine Sonnenbrille wieder auf, um nicht geblendet zu werden. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“ Rinions Stimme hatte einen kalten Ton. „Was?“ Rave sah ihn verwundert an. „Ach das, ich hab es wohl vergessen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jetzt weißt du es ja.“ Wütend fuhr der Mischling herum und packte Rave, mit beide Händen am Kragen seines Mantels. „Verkauf mich nicht für dumm Blutsauger.“ In seinen grasgrünen Augen funkelte es gefährlich. „Du solltest nicht vergessen, wem du verpflichtet bist.“ „Ich bin in erster Linie mir verpflichtet und meinem Clan. Du hast mein Leben verschont und dafür hast du meine Dankbarkeit, aber ich bin nicht dein Eigentum.“ Die Stimme des Vampirs hatte einen scharfen Ton. Den Kragen des Anderen loslassend, wand sich Rinion um und ging zum Aufzug, wo er auf einen der Knöpfe drückte. „Warum bist du mir in den Rücken gefallen?“ „Um so etwas wie eben zu verhindern. Ich wollte nicht, das du dich so aufregst.“ Rinion nickte nur stumm. Er konnte den Vampir sogar verstehen. Er konnte es nicht mit ansehen, das Marc in ihm so starke Gefühle hervorrief, während er das nicht schaffte. Rave war einfach eifersüchtig auf Marc. Ja, Rinion konnte das verstehen, doch das gab ihm noch lange nicht das Recht ihn zu hintergehen. Der Aufzug kam mit einem leisen Geräusch an und Rinion stieg ein. Kurz bevor Rave ihm folgen konnte, sah er ihm in die Augen. Sein Blick sorgte dafür das Rave stehen blieb. „Ich brauche dich nicht mehr Rave. Erledige deine Arbeit, wie gewohnt, aber tritt mir in nächster Zeit nicht mehr unter die Augen.“ Damit drückte er die Taste für das Erdgeschoss. Langsam schlossen sich die Türen und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Das war das Beste so. Dieser Vertrauensbruch traf ihn tief und bis er dem Vampir vergeben konnte war es besser, wenn er ihn nicht mehr sah. Kapitel 10 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 10/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Konsequenzen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Leise fauchend, zog sich Rave noch mehr in den Schutz des kleinen Vorbaus zurück. Schön langsam konnte dieser verdammte Regen endlich aufhören. Seit Stunden regnete es schon ohne Unterlass. Etwas, das seine Aufgabe nicht gerade erleichterte. Wenn Rinion nur nicht so stur wäre, dann könnte er jetzt in seiner warmen Wohnung sitzen und nicht auf diesem altersschwachen Dach. Wenigstens hatte er hier einen kleinen Unterstand, unter dem es einigermaßen trocken war. Abermals gereizt fauchend, richtete Rave seinen Blick wieder auf das Haus ihm gegenüber. Warum nur war Rinion so erpicht darauf, zu beweisen, dass dieser Junge noch ein Mensch war und kein Werwolf? Seiner Meinung nach, war dieser Junge schon unrettbar verloren. Trotzdem stand er hier Nachts im Regen und suchte nach einem Hinweis, der Rinions Meinung untermauerte. Rave seufzte leise. Er war wirklich ein Idiot. Nicht nur, dass er einem Mischling folgte, nein er hatte sich auch gleich in ihn verlieben müssen. Doch Rinion war so anders, als alle anderen Mischlinge, die die Werwölfe um sich scharten. Er hatte sich niemanden untergeordnet, ja er bekämpfte sie sogar. Ein Zeugnis seines eisernen Willens, wenn man bedachte was für eine Macht das Wolfsblut hatte. Jeder Mensch, der es trank wurde unweigerlich an den Werwolf gebunden und von diesem Moment an meistens als Haustier gehalten. Eine Vorstellung, die ihn anwiderte. Natürlich, Vampire hielten sich auch menschliche Diener, doch waren die Erwartungen von Anfang an geklärt. Ihre Diener wussten von Anfang an was sie erwartete. Entweder dienten sie, um später auch einer von ihnen zu werden, oder sie arbeiteten einfach nur für sie. Keiner von seiner Rasse würde einen Menschen jahrzehntelang in dem Glauben lassen, einer von ihnen werden zu können, wenn es unmöglich war. Und keiner seiner Rasse würde einen Menschen gegen seinen Willen an sich binden, diejenigen die es taten wurden schwer bestraft. Dafür sorgte sein Onkel schon. „Du lässt nach Rave.“ Eine leise Stimme erklang neben seinem Ohr. Rave lies innerhalb eines Augenblicks seine Krallen erscheinen. Ohne sich umzuwenden lagen seine Krallen, nach er blitzschnellen Bewegung, an der Kehle des Anderen. „Keineswegs Astral. Keineswegs.“ Nun wand er sich doch ganz dem anderen Vampir zu, denn niemand sonst hätte sich solange vor ihm verbergen können. Seine Krallen, dabei keinen Millimeter bewegend. „Was willst du?“ „Könntest du deine Krallen vielleicht entfernen, nun da du weißt das ich es bin?“ Astral lächelte unschuldig, seine purpurfarbenen Augen blickten ihn furchtlos an. „Gerade weil du es bist, werden sie sich keinen Zentimeter bewegen.“ Astrals Auftauchen bedeutete immer Ärger. Vor allem, wenn sich dieser eigentlich auf einem anderen Kontinent befinden sollte. „Du kennst meine Geduld, also beantworte meine Frage.“ Raves Stimme hatte einen gefährlichen Unterton, der seinem gegenüber unmöglich entgehen konnte. „Vater ist nicht sehr erfreut über deinen kleinen privaten Kreuzzug, den du gerade veranstaltest.“ Von seinem drohenden Unterton nicht im mindesten beeindruckt, richtete Astral Rave seine Nachricht aus. „Onkel ist in Europa, wo du eigentlich auch sein solltest. Was interessiert es ihn, was ich hier mache?“ „Er ist hier und nicht sehr erfreut darüber. Man hat ihn gerufen, weil du über die Strenge schlägst mit deinen verdammten Rachegelüsten.“ Laut auffauchend drückte Rave seine Krallen fester an die weiche Haut von Astrals Hals. Das Blut, das durch die kleinen Wunde austrat, mit einer gewissen Befriedigung betrachtend. „Pass auf was du sagst Astral. Auch wenn du mein Cousin bist, besteht für mich keine Notwendigkeit, dich am Leben zu lassen.“ Das Fauchen Raves ebenso wie dessen Blick erwidernd, lehnte sich Astral noch ein wenig weiter vor. Allerdings nur soweit es möglich war, ohne wichtige Arterien und Venen zu verletzen. „Er will dich sehen. Jetzt sofort.“ Die freie Hand zu Faust ballend, zog Rave die Krallen aus Astrals Hals zurück. „Dann bring mich zu ihm.“ Auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, er durfte diesen Befehl nicht missachten. Auch wenn er sich als Einzelgänger sah, war er noch immer seinem Clan verpflichtet und sein Onkel war das Oberhaupt seines Clans. Eine Verweigerung hatte schwere Konsequenzen zur Folge, Verwandtschaft hin oder her. „Deswegen bin ich hier.“ Astral ging zum Rand des Daches. Noch im Gehen wuchsen ihm zwei ledernen Schwingen, gleich denen, die Fledermäuse besaßen. Mit einigen, kräftigen Schlägen erhob er sich in die Luft. Rave lies ebenso eine Schwingen erscheinen und folgte Astral trotz des strömenden Regens mühelos. Dieser führte ihn zielsicher über die Dächer der Metropole. Je länger Rave ihm folgte, umso mehr beschlich ihn ein ungutes Gefühl, was das Ziel seiner kleinen Reise anging. Wenn er sich nicht täuschte, was leider nur sehr selten war, dann steuerte Astral direkt auf den Hauptsitz Shalyns zu. Rave mochte die Vampirin nicht, etwas das durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Bei ihrem letzten Zusammentreffen, waren sie im heftigen Streit auseinander gegangen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie diejenige war, die seinen Onkel hergerufen hatte. Schließlich war sie die Einzige, die den Rang dazu besaß. Astral landete vor dem Eingang des Wolkenkratzers, dass er gesehen wurde war unwahrscheinlich, da es stockdunkle Nacht war, außerdem schliefen Menschen um diese Zeit gewöhnlich. Rave landete neben ihm. Gelassen deutete er seinem Cousin vorzugehen. Shalyns Wachen waren sicher nicht erfreut von seinem Auftauchen. Gelassen betrat Astral die Halle des Wolkenkratzers. Beilläufig nickte er dem Portier zu, der sich bei ihrem Eintreten hastig verbeugte. Einen der Aufzüge betretend, der beim betätigen des Rufknopfes die Türen öffnete, wartete er auf Rave. Dieser folgte ihm ebenso gelassen, so als würde er nicht gerade das Gebäude seiner Feindin betreten. Schweigend stellte er sich neben Astral. Beilläufig bemerkte er welchen Knopf sein Cousin drückte. Viertes Untergeschoss, als hätte er es geahnt. Shalyns Privatgemächer und Audienzsaal. Die Türen öffneten sich und gaben den Blick, auf einen mit matten Licht erhellten Gang frei. Ohne auf Astral zu achten, ging Rave direkt zur Tür des Audienzsaals. Der andere Vampir folgte ihm rasch und öffnete die Tür vor Rave, um ihn eintreten zu lassen. Rave warf einen verächtlichen Blick auf die pompöse Einrichtung, seit seinem letzten Besuch hatte sich nichts geändert. Noch immer lag der Raum im Halbdunkel, nur schwach von den wenigen Lichtern beleuchtet. Ein blutroter Läufer, auf dem schwarzen Boden führte direkt zu einem Sockel. Auf diesem stand ein schwarzer, wuchtiger, thronähnlicher Sessel, den ein aus violetten Stoff bestehender Vorhang umgab, der an ein Zelt erinnerte. An der Vorderseite war er geteilt und mit goldenen Kordeln zurück gebunden, so das man freie Sicht auf den Thron hatte. Vor dem Sockel, auf beiden Seiten standen zwei Feuerschalen. Ansonsten war der Raum, bis auf die wenigen Wandvorhänge, leer. Auf dem Thron saß ein Mann, dessen Ausstrahlung und Haltung an einen geborenen Herrscher erinnern ließ. Seine Haare hatten die gleiche silberne Farbe wie Astrals, nur seine Augen waren in einem strahlendem türkis. Er trug eine schwarze, mit goldenen Mustern verzierte, bodenlange Robe, doch Rave wusste, dass er darunter mit ziemlicher Sicherheit einen Anzug trug. Das alles war doch nur Show. Links neben ihm stand Shalyn, auch sie trug eine schwarze, bodenlange Robe, nur waren die wenigen Verzierungen bei ihr in rot gehalten. Ihre blonden Haare hatte sie zu einer aufwändigen Frisur hochgesteckt und ihre rotbraunen Augen funkelten ihn zornig an. Vor dem Sockel, in sicherer Entfernung von der Feuerschale, bemerkte Rave noch eine Gestalt. Diese saß auf einem Sessel, vor ihr stand ein kleiner Beistelltisch, auf dem eine kleine Schale stand. Die Gestalt war sehr zierlich und trug eine schwarze Robe, die keine Verzierungen aufwies. Mehr konnte man nicht erkennen, da die Person die Kapuze der Robe tief ins Gesicht gezogen hatte. Doch Rave kannte sie, sein Onkel ging niemals ohne Carys, seinen Wahrsager und Berater irgendwohin. Mit Astral an seiner Seite, ging er bis knapp vor den Sockel und lies sich auf ein Knie sinken. Da er heute hierher zitiert worden war, war das eine Unterredung zwischen Herrscher und Untergebenen, kein Familientreffen. Astral ging an ihm vorbei bis er knapp vor seinem Vater stand und verbeugte sich respektvoll. „Wie ihr wolltet, habe ich euren Wunsch ausgeführt Vater.“ „Das sehe ich.“ Der ältere Vampir wand sich zu Shalyn, links neben ihm. „Ihr könnt jetzt gehen, ich werde diese Angelegenheit regeln. Sie wird bestimmt zu eurer Zufriedenheit gelöst.“ Shalyn sah ihn überrascht an und man sah wie sie schon widersprechen wollte, nickte dann aber nur ergeben. „Natürlich mein Gebieter.“ Rave noch einen giftigen Blick zuwerfend, ging sie an ihm vorbei und verlies den Raum. Sich rechts neben seinem Vater stellend, nahm Astral seinen gewohnten Platz ein. Nun merkte man deutlich die Verwandtschaft zwischen den Beiden. Auch Astral umgab dieses Aura aus Würde, nur war sie bei ihm noch deutlich unausgereifter. „Rave, wie geht es dir?“ Rave hielt noch immer den Kopf gesenkt, als er antwortete, konnte man in seiner Stimme den Respekt gegenüber dem anderen Vampir heraushören. „Ich kann nicht klagen Herr.“ Sein Onkel lächelte und stand auf. „Das freut mich zu hören. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du Shalyn einige Probleme bereitest.“ „Ich würde ihr oder euch niemals Probleme bereiten.“ Das war die Wahrheit, zumindest der Teil, der seinen Onkel beinhaltete. Es war unklug sich mit ihrem Oberhaupt anzulegen und das wusste Rave nur zu genau. Schließlich hatte er Jahrzehntelang mit Astral als seinem Partner, oder besser gesagt Anhängsel, diejenigen gejagt und getötet, die gegen die Regeln verstoßen hatten. „Das weiß ich doch.“ Sein Onkel trat nun direkt vor ihn. Seine Hand umfasste grob sein Kinn und zwang Rave so ihm in die die Augen zu sehen. „Und doch tust du es. Warum?“ Wohl wissend, dass er mit seiner Antwort, den Zorn seines Onkels heraufbeschwören würde gab er ihm diese. „Ich weiß nicht wovon ihr sprecht Herr.“ Im nächsten Moment lag er schon auf dem Boden und versuchte den brennenden Schmerz seiner Wange zu ignorieren. Etwas das nur schwer möglich war, da Rave genau spürte, dass die Krallen seines Onkels deutliche Spuren hinterlassen hatten. Der Schlag hatte ihn wohl noch nicht genug befriedigt. „Ich spreche von den Werwölfen Rave. Von den Werwölfen, deren Waffenstillstand mit uns du ziemlich auf die Probe stellst.“ Der ältere Vampir hatte sich wieder aufgerichtet und sah ihn zornig an. Obwohl er wusste, wie unklug es war seinem Onkel zu unterbrechen tat Rave es trotzdem. Sein Zorn war nicht kleiner als der seines Onkels und durch den Schlag hatte er seinen Stolz verletzt, so das sein Trotz nun Überhand nahm. „Ich war nie für diesen Waffenstillstand, das war deine Idee Onkel. Warum soll ich mich an etwas halten, dem ich niemals zugestimmt habe?“ Eine weitere Ohrfeige war die Reaktion des Älteren, bevor er ihm antwortete. „Weil es mein Befehl ist. Du hast dich wie alle Anderen daran zu halten. Auch wenn du das Kind meiner Schwester bist, solltest du nicht vergessen, wem du deine Treue geschworen hast. Nur weil du mit mir verwandt bist, wurdest du noch nicht ernsthaft bestraft. Ich befehle dir mit diesen Provokationen aufzuhören!“ „Nein! Du magst vielleicht vergessen haben was mit Vain passiert ist, doch ich werde das nie!“ Rave erwiderte den zornigen Blick seines Onkel unerschrocken, sich innerlich schon gegen einen weiteren Schlag wappnend. Er würde nie damit aufhören die Mörder seines Bruders zu töten. Dafür war sein Hass auf diese Rasse zu groß. „Du wirst damit aufhören oder die Konsequenzen tragen.“ Dem Jüngeren einen Tritt in den Magen verpassend, wand der Silberhaarige sich wieder um und ging zu seinem Sessel zurück. Leise bei dem Tritt keuchend, schloss Rave die Augen. Die Konsequenzen. Das war entweder eine Versetzung, Hausarrest oder im schlimmsten Fall wurde er verstoßen. Das konnte er nicht riskieren, er wollte nicht auch noch gegen seine eigene Rasse kämpfen müssen. Seine Feinde waren die Werwölfe, nicht seine Brüder und Schwestern. Sich mühsam wieder in eine aufrechte Position kämpfend sah Rave zu seinem Onkel, der inzwischen wieder Platz genommen hatte. „Ich kann euren Befehl nicht ganz befolgen. Das Einzige, das ich euch anbieten kann ist ein Kompromiss. Ich verspreche euch keine Werwölfe mehr zu jagen, doch sollte mir einer über den Weg rennen, werde ich ihn ganz gewiss töten. Wenn ihr damit nicht einverstanden seid, müsst ihr mich einsperren und anketten um mich daran zu hindern.“ In seinen Augen stand pure Entschlossenheit. „Nun.“ Der Ältere lächelte grausam. „Dann sei es so.“ „Aber Vater!“ Astral sah seinen Vater entsetzt an. Rave konnte Astrals Reaktion gut verstehen. Auch wenn sie sich auf längere Zeit hindurch nicht ausstehen konnten, mochten sie sich. Diese Strafe war eine der härtesten, auch weil keine Dauer festgelegt war. „Herr, wenn ihr erlaubt würde ich gerne etwas sagen.“ Zum ersten Mal heute ergriff Carys das Wort. „Dann sprich Carys.“ Seinen Sohn ignorierend, wand sich der Silberhaarige seinem Berater zu. „Es wäre nicht ratsam diesen jungen Vampir zu ketten. Er gehört bestraft, dass steht außer Frage, doch vielleicht solltet ihr auf seinen Kompromiss eingehen. Bis jetzt wissen die Werwölfe nicht wer die ihren abschlachtet, sie glauben nur das es ein Vampir ist. Wenn Rave jetzt damit aufhört, wendet sich der Verdacht wieder von uns ab. Sollte er dennoch die Werwölfe töten, die ihm über den Weg rennen, können wir die Schuld auf die Jäger schieben.“ „Ja, Vater das wäre besser als einen deiner besten Krieger wegzusperren.“ Seinen Sohn weiter ignorierend, sah der ältere Vampir nachdenklich auf seinen Wahrsager. „Nun gut.“ Sein Blick richtete sich wieder auf seinen Neffen. „Dann gehe ich auf deinen Vorschlag ein. Doch solltest du wieder Jagd auf Werwölfe machen, werde ich dich ketten und das für lange Zeit. Dieser Waffenstillstand wurde hart umkämpft und ich werde nicht zulassen, dass deine Rachegelüste das zerstören. Astral wird hier bleiben und das alles beaufsichtigen.“ „Natürlich Vater.“ Astral senkte zustimmend den Kopf. „Deine Strafe wird auch er dir mitteilen, wenn ich mich entschieden habe, was ich mit dir anstelle. Du kannst gehen.“ „Ich danke euch Herr.“ Rave stand auf und verlies den Raum. Na toll, jetzt hatte er nicht nur Probleme mit Rinion, sondern auch mit seinem Clan. Es konnte gar nicht schlimmer kommen. Wütend und frustriert verlies er das Gebäude, es regnete zwar immer noch, doch nun passte es zu seiner Stimmung. Er lies seine Flügel erscheinen und verschwand in der Dunkelheit. Kapitel 11 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 11/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Sieg und Niederlage „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Ist er das?“ Violette Augen besahen sich die Gestalt des Jugendlichen, der durch das Fenster deutlich zu erkennen war. „Ja Tarys, dass ist er.“ Marcs Blick haftete ebenfalls auf der Gestalt. „Ein wirklich würdiger Anwärter.“ Tarys knurrte dunkel. Seine Hände legten sich auf Marcs Schultern und er schmiegte sich an ihn. „Darf ich ihn haben?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf Marcs Lippen. Wenn Tarys nur nicht so verspielt wäre, dann könnte er viel erreichen. Doch seine mangelnde Ernsthaftigkeit bei manchen Dingen würde ihn noch einmal in Schwierigkeiten bringen. Er war bei weitem nicht dumm, nein an seiner Intelligenz wagte Marc keinen Moment zu zweifeln. Nur er war eben noch jung und ungestüm eine Mischung, die einen durchaus leicht in Schwierigkeiten bringen konnte. Er legte eine Hand auf die von Tarys. „Ja, das darfst du. Wenn er fertig ausgebildet ist.“ Der Jüngere seufzte tief. „Gut, ich werde mich solange gedulden.“ Er betete sein Kinn auf seinen linken Handrücken, der noch immer auf Marcs Schulter ruhte. „Und wie willst du nun vorgehen? Übermorgen ist Vollmond, du weißt nicht wann er sich verwandelt. Das kann morgen, oder erst Übermorgen sein. Es ist schwer das vorauszusagen, selbst für mich.“ „Och dabei dachte ich du wärest allwissend.“ Marcs Stimme hatte einen amüsierten Klang. Er wusste, dass es sich nicht bestimmen lies wann man sich verwandelte, zumindest nicht für Frischlinge, die ihre Verwandlung noch nicht im Griff hatten. Auf jeden Fall würde er dabei sein müssen, um ein Massaker zu verhindern. Er konnte sich zwar nicht mehr an seine erste Verwandlung erinnern, doch es musste ein wahres Blutbad gewesen sein, wenn er Zenos Worten Glauben schenkte. Seine Stimme wurde wieder ernst. „Ich werde ihn morgen Abend besuchen und dann werde ich ja sehen was passiert. Ich kann es spüren, dass morgen etwas passieren wird, nur kann ich nicht sagen was.“ „Oh Mann, da hast du dir echt etwas aufgehalst. Ich werde mir noch lange keinen Schüler anschaffen, das kostet nur Nerven.“ Tarys löste sich von ihm und streckte sich genüsslich. „Aber du hast ihn dir ja nicht ausgesucht.“ „Nein, Zeno hat mich vor die Wahl gestellt.“ „Warum hast du ihn nicht gefressen?“ Die violetten Augen den Anderen musterten Marc aufmerksam. Marc zuckte nur beiläufig mit den Schultern. „Es war eine gute Möglichkeit Zeno zu ärgern. Außerdem muss ich so nicht mehr seinen Laufburschen mimen.“ Tarys lachte vergnügt. „Ja, das hat ihn sicher geärgert.“ Er verwandelte sich in seine Reinform. ‚Aber wofür hat er den Kenji? Das Schoßhündchen ist sicher über die Arbeit froh.’ Marc verzog das Gesicht. „Sprich bloß nicht von ihm. Er widert mich einfach nur an.“ Er verwandelte sich ebenfalls. ‚Ich muss los, vielleicht finde ich ja noch etwas interessantes.’ Tarys stupste ihn mit der Nase leicht an und rieb seinen Kopf an Marcs. ‚Wir sehen uns.’ ‚Bis bald Tarys.’ Marc wand sich um und verschwand von dem niedrigen Dach, auf dem sie sich bis jetzt aufgehalten hatten. Hasserfüllt und doch aufmerksam folgten zwei goldene Augen dem Treiben der beiden Werwölfe. Rave wusste genau, mit wem er es zu tun hatte. Der Schwarze war Rinions Köter. Es juckte ihm in den Fingern ihn zu töten, doch das würde ihm sein Freund nie verzeihen. Die Rache an diesem räudigen Wolf gehörte allein Rinion und nicht ihm. Der Andere war ihm allerdings völlig unbekannt, doch seine rasche Verwandlung lies auf einen Reinen schließen. Das bedeutete, dass er stärker war als gewöhnliche Werwölfe. Aber auch, dass sein Verlust diese Köter hart treffen würde. Schließlich gab es nicht mehr so viele Reine, anders als bei seiner Rasse, wo es noch genug Möglichkeiten gab um Inzest zu vermeiden. Auch er würde eines Tages seiner Pflicht nachkommen müssen, um seine Gene weiterzugeben. Doch das war jetzt alles unwichtig. Der ihm unbekannte Werwolf hielt direkt auf ihn zu, was bedeutete, dass seine Tarnung perfekt war. So brach er nicht einmal den Pakt mit seinem Onkel. Er hatte nicht gejagt, nein sie waren ihm über den Weg gelaufen, als er auf dem Weg zu seiner Aufgabe war. Astral würde nichts dagegen sagen können. Ein gefährliches Lächeln, dass seine nun deutlich sichtbaren Eckzähne sehen lies, legte sich auf seine Lippen, als der Werwolf den Rand des Flachdaches betrat, auf dem er auf der Lauer lag. Seine Finger mit den Krallen bewegten sich leicht. Doch nun schien er ihn zu wittern, denn der Wolf blieb stehen und sah sich aufmerksam um. Seine Nase schnupperte in der Luft herum. Durch die Vorsicht des Wolfes alarmiert, zog sich Rave geräuschlos weiter in den Schatten des kleinen Betonquaders zurück. Zum Glück konnte er die Schatten manipulieren und jetzt bei Nacht war es ein leichtes, sich so näher an den Werwolf heranzuschleichen. Vor allem hier, wo sich überall Anbauten und Erhebungen befanden, wie es bei den Wohnblöcken in Großstädten üblich war. Tarys war zwar vorsichtiger, doch er wirkte keineswegs ängstlich. ‚Ein Vampir, wie amüsant. Und ich dachte schon heute wird es langweilig.’ Ob es amüsant war würde sich noch zeigen, kurz bevor er sein Herz zerfetzen würde. Rave war nun nahe genug, um ihn anzugreifen. Ohne irgendeine Vorwarnung griff er an und rammte dem Werwolf seine Krallen in die Seite. Mit einer schnellen Bewegung zog er sie nach hinten und verpasste dem Wolf so vier lange, blutende Kratzer. Es war keine schwere Verletzung, ja nicht einmal erwähnenswert, doch sie sorgte dafür seine Wut etwas zu befriedigen. Nun konnte er wenigstens ruhiger kämpfen. Rasch zog er sich aus der Reichweite seines Gegners zurück. Von dem Angriff überrascht, jaulte Tarys leise als er die Kratzer abbekam. Auch er flüchtete aus der Rechweite seines unbekannten Gegners. Nun deutlich aufmerksamer musterte er seinen Gegner. Auch Rave musterte den Werwolf nun aus der Nähe. Er war noch jung, im Kampf wahrscheinlich unerfahren, eine leichte Beute. Doch eindeutig ein Reiner, seine Wunde schloss sich schon wieder ohne Anstrengung. Oh ja, das war eine lohnenswerte Beute. Tarys knurrte leise, doch es klang keineswegs bedrohlich sondern eher zufrieden, so als gefiel ihm das was er sah. ‚Du willst also spielen Vampir. Gut, doch ich werde eine Belohung einfordern wenn ich gewinne und ich denke nicht, das sie dir gefallen wird.’ Rave fauchte wütend. „Ich spiele keineswegs und du wirst auch ganz bestimmt nicht gewinnen.“ Mit diesem Worten gingen Beide aufeinander los. Tarys verbiss sich in Raves linke Schulter und nagelt ihn so auch gleich auf den Boden fest. Das war nicht gut, entweder der Kleine hatte unverschämtes Glück, oder er war wesentlich geübter im Kampf als er angenommen hatte. So kam er nicht an sein Herz heran, da er seine linke Hand nicht bewegen konnte. Trotzdem gab er nicht auf. An seinen Hals kam er ja noch, wenn auch umständlich. Seine freie Hand schlug immer wieder auf den Rücken ein und riss so Wunden, die nicht mehr so leicht heilen würden, da er etwas seiner Magie mit einfließen lies. Seine Zähne schlug er in den Halsansatz, den einzigen Teil des Halses, den er einigermaßen erreichen konnte. Er war wahrhaft in einer beschissenen Lage. Knurrend verstärkte Tarys seinen Biss und brach ihm so das Schlüsselbein. Danach lies er ihn los und schleuderte ihn von sich, so dass sein Flug erst vom Geländer des Daches aufgehalten wurde. Als sein Schlüsselbein brach löste Rave den Biss an Tarys Halsansatz und schrie schmerzhaft auf. Die Schmerzen lähmten seinen Verstand für einige Sekunden, die der Wolf nutzte um ihn von sich zu schleudern. Als er gegen das Geländer prallte, keuchte er kurz auf. Er hatte diesen Wolf eindeutig unterschätzt und das konnte ihm jetzt zum Verhängnis werden. Bevor er sich auch nur halbwegs wieder in eine aufrechte Position bringen konnte, war Tarys heran und versetzte ihm einen weiteren Schlag mit seiner Pfote, die ihn wieder einige Meter weit über das Dach schlittern lies. Doch nun war Rave auf das Nachsetzen des Werwolfs gefasst und brachte sich mit einem Sprung aus der Gefahrenzone. Noch während er das tat formte er seine Schwingen und erhob sich einen Moment später in die Lüfte. Dort atmete er erst einmal tief durch. Seine Schulter schmerzte höllisch und das würde sich so schnell auch nicht mehr ändern. Tarys sah zu ihm hoch. ‚So, so ein Reiner. Na das wird doch immer besser.’ Er lachte rau, was aber nur gedanklich zu hören war. Jetzt wäre die beste Möglichkeit um zu fliehen, doch dann konnte er seiner Mutter nie wieder in die Augen sehen. Geschweige denn seinem Onkel. Nein, ganz bestimmt würde er gegen einen Frischling nicht verlieren. Nun war er in der Luft, ein Ort an den der Werwolf ihm nicht folgen konnte. ‚Na überlegst du ob du abhauen sollst?’ Die violetten Auge musterten ihn kurz eindringlich, bevor Tarys den Kopf schüttelte. ‚Nein, das wirst du nicht tun, dafür bist du zu stolz.’ In diesem Moment griff Rave an. Wie ein Raubvogel stieß er auf seinen Gegner herab und bohrte seine Krallen in das weiche Fleisch an den Seiten Tarys. In die Halsschlagader des Wolfes beißend, benutzte er dessen Blut, um sich selbst zu stärken. Dieser brüllte laut auf und versuchte den Vampir zu packen, leider bekam er nicht viel von ihm, da dieser praktisch auf seinem Rücken saß. Genüsslich trank Rave das Blut des Werwolfes, das Blut, das über seine Krallen lief zufrieden registrierend. Leider war er ein Reiner, das hieß er konnte ihn nicht wie die Anderen töten, da seine Selbstheilungskräfte weitaus größer waren. Also musste er ihn Stückchenweise auseinander nehmen. Plötzlich bekam Tarys einen Teil von Raves Flügel zu fassen und riss daran. Laut aufschreiend als Tarys ein Stück von seinem Flügel herausriss, stieß Rave ihn von sich und keuchte. Seine Unachtsamkeit verfluchend, taumelte er etwas. Gerade seine Flügel, die besonders empfindsam waren, warum sollten sie Vampire sonst wegformen? Jetzt gab es keine andere Möglichkeit mehr, er musste fliehen. Mit einer solchen Verletzung konnte er sich nicht mehr richtig konzentrieren. Als der Vampir ihn von sich stieß, brauchte Tarys einige Sekunden um sich zu orientieren und seine Wunden notdürftig zu heilen. Dann als der Vampir ihm den Rücken zudrehte, wahrscheinlich um zu fliehen, witterte er seine Chance. ‚So nicht.’ Mit einem einzigen Satz war er bei dem Vampir und riss ihn zu Boden. Mit seinem Körper nagelte er ihn am Boden fest. ‚Mein Gewinn steht noch aus.’ Das wars dann wohl. Er hatte nicht gedacht, dass er heute sterben würde, aber konnte man sterben wenn man nie richtig gelebt hatte? Es könnte interessant werden das herauszufinden. Doch so leicht wollte er es dem Köter nicht machen. Sich mit aller Kraft aufbäumend, versuchte er sich von ihm zu befreien, doch es blieb ohne Erfolg. Tarys packte seine Hände und hielt sie mit einer seiner händeartigen Pfoten unten. Mit der Anderen strich er über Raves Rücken, bevor er sein Hemd mit einem Ruck zerriss. Raves Augen weiteten sich. Das konnte nicht sein Ernst sein! Panik befiehl ihn und er versuchte sich abermals aufzubäumen, musste aber erkennen, dass seine Beine und Arme mit einem Zauber ruhig gestellt waren. Er konnte sich keinen Millimeter bewegen. Sich selbst zur Ruhe zwingend, murmelte er einige seiner eigenen Zauber um diesen Bann aufzuheben, doch keiner funktionierte. Es gab viel zu viele mögliche Zauber um das zu bewirken, den richtigen Gegenzauber zu finden konnte dauern. Seine vampirischen Kräfte halfen ihm dabei nicht viel. Tarys lies inzwischen seine Hände los und strich mit seinen Händen über die lederartigen Schwingen des Vampirs. ‚Wirklich beeindruckend.’ Rave zog scharf die Luft ein. „Nimm deine dreckigen Pfoten davon!“ Diese Worte waren eher ein Stöhnen als ein Befehl, das war beschämend. War er so leicht zu manipulieren? Bei Raves Erwiderung hellhörig geworden nickte Tarys zufrieden. ‚Ach so ist das.’ Seine gedankliche Stimme klang amüsiert. Abermals strich er zärtlich mit den Fingern über die Schwingen und leckte mit seiner Zunge über die Flügelansätze. Entsetzt hob Rave seinen Kopf und biss sich auf die Lippen. Wie konnte ihn sein Körper nur so verraten? Er spürte die Auswirkungen dieser Berührungen an einer Stelle, die ganz und gar falsch war. Auch Tarys schien es zu merken, denn er lies von seinen Schwingen ab und seine Nase schnüffelte an seinem Unterleib. ‚Sieht so aus, als würde es dir auch gefallen.’ Mit einer Hand hob er seine Hüfte hoch und öffnete seine Hose um sie ihm hinunterzuziehen, bevor er ihn wieder auf den Boden sinken lies. „Warum tust du das?“ Rave sah ihn aus golden funkelnden Augen an. ‚Spaß, warum denn sonst?’ Mit der Zunge stich der Werwolf über den Eingang des Vampirs. ‚Außerdem hast du mich von Anfang an gereizt.’ Es war klar, dass es solch banale Gründe waren, schließlich hatte er es mit einem Werwolf zu tun. Rave wand den Kopf wieder ab. Was nun folgte, wollte er nicht sehen, ja er wollte es nicht einmal spüren, aber das würde nicht ganz funktionieren. Es war schrecklich seinem Feind so hilflos ausgeliefert zu sein. Aber das geschah ihm nur Recht, nie wieder würde er seinen Gegner unterschätzen. Eine Hand strich über seine Wange und lies ihn wieder aufsehen. Das war nicht die Hand eines Werwolfs, anscheinend hatte er sich wieder gewandelt. Wenigstens würde er ihn dann nicht ernsthaft verletzen. „Mach endlich. Ich will es hinter mir haben.“ Seine Stimme troff nur so vor Hass. „Nur nicht so schnell. Ich glaube du wirst es ebenso genießen wie ich.“ Damit drang Tarys in den Vampir ein. „Davon träumst du.“ Die Zähne zusammenbeißend, versuchte Rave sich zu entspannen. So würde es um einiges leichter für ihn sein. Verhindern konnte er es ja sowieso nicht. Tarys fing an sich zu bewegen, in einem schnellen, harten Tempo. Teilnahmslos lies Rave das über sich ergehen. Was konnte er auch von einem Köter erwarten. Seit er diesen Akt als unausweichlich angenommen hatte, fiel es ihm leichter das alles zu akzeptieren. Er war gut, das konnte er ihm zugestehen, aber die Tatsache, dass er hier vergewaltigt wurde, dämpfte Raves Lust beträchtlich. Plötzlich stöhnte er laut auf. Dieses Vieh vergriff sich doch tatsächlich abermals an seinen Flügeln. Sanfte Finger, die über die Schwingen strichen, sorgten dafür das seine Teilnahmslosigkeit rasch durch andere unerwünschte Gefühle ersetzt wurde. „Ich sagte doch es würde dir gefallen.“ Tarys beugte sich zu seinem Ohr hinab. Mit einem Arm hob er Raves Hüfte an um noch tiefer in ihn kommen zu können. Rave keuchte. „Das sind unfaire Mittel.“ „Du solltest wissen, dass es so etwas in der Liebe und im Krieg nicht gibt.“ Damit zog er sich wieder zurück und begann die Flügelansätze und die Stelle dazwischen mit seinen Lippen zu liebkosen. Verdammt der Kerl war geschickt darin. Diese vereinten Reize sorgten dafür, dass Rave mit einem lauten Schrei kam. Erschöpft atmend blieb er liegen. Tarys stieß noch ein paar Mal in ihn, bevor er ebenfalls seinen Höhepunkt hatte. Erst dann lies er Raves Hüfte los. ‚Wie gesagt, es hat dir gefallen.’ Sich von ihm lösend, wandelt er sich wieder in seine Wolfsform. ‚Mein Name ist Tarys. Merk in dir gut kleiner Vampir, denn wir werden uns bestimmt wieder sehen.’ Mit diesem Versprechen verschwand er in der Dunkelheit. „Sicher nicht.“ Nicht wenn er es verhindern konnte und wenn dann nur, um ihn zu töten. Bis jetzt tötete er aus Rache für seinen Bruder, doch dieser Werwolf gehörte ganz ihm. Es würde ihm eine Freude sein ihn leiden zu sehen. Noch nie hatte ihn jemand dermaßen gedemütigt. Langsam spürte er wie der Zauber des Werwolfes nachließ. Seine Sachen zusammenraffend stand er auf. Seine Hose mit einigen Bewegungen wieder richtend, besah er sich sein Hemd. Verdammter Köter, das konnte er vergessen. Mit einem Gedanken lies er zu Staub zerfallen. Jetzt brauchte er erst einmal eine Dusche und zwar eine lange, um diesen ekligen Geruch von seinem Körper zu bekommen. Fluchend machte er sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Kapitel 12 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 12/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Veränderungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Tobi wusste nicht was heute mit ihm los war. Klar er war seit ein paar Tagen schon so unruhig ganz zu schweigen von den Veränderungen, die seit seinem Unfall an seinem Körper passierten. Er war in letzter Zeit unglaublich gereizt, sogar Cassy hielt sich schon von ihm fern, was ihm aber auch Recht war, da sie ihn in letzter Zeit nur noch nervte. Doch seine Stimmungsschwankungen waren nicht alles, die Sonne schmerzte ihn, das Essen schmeckte ihm nicht mehr richtig und er hatte ständig Durst. Auch war ihm aufgefallen, dass seine Körperbehaarung ungewöhnlich stark war, doch das war etwas, dass erst in den letzten Tagen aufgetaucht war zusammen mit der Unruhe. Schmerzhaft zog er die Luft ein, als wieder ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Seine Schulter hatte wieder angefangen zu schmerzen, vor einigen Tagen hatte es wieder begonnen, doch erst heute war es unerträglich geworden. Nichts schien zu helfen, es war Abend und er hatte schon deutlich mehr als die vorgeschriebenen Höchstdosis eingenommen. Wenn das so weiterging, würde er die Nacht nicht überstehen, doch alles in ihm weigerte sich ins Krankenhaus zu gehen. Was sollte er den Ärzten dort auch sagen? Seine Verletzung war schon längst wieder verheilt und das völlig problemlos. Keine Entzündung oder Infektion, keine Probleme bei der Wundheilung, ja nicht einmal eine Narbe war zurückgeblieben. Er konnte doch nicht jetzt, zwei Wochen nach seiner letzten Kontrolle kommen und über undefinierbare Schmerzen klagen. Ein lautes Klingeln lies Tobi zusammenfahren. Noch etwas das erst in den letzten Tagen passiert war, ihm kam es so vor als wären alle seine Sinne schärfer geworden. Er roch, was seine Nachbarn kochten, sah die Ratten, die sich in den Seitengassen tummelten und dieses Klingen war in seinen Ohren unerträglich laut und es hörte nicht auf. Rasch ging er zur Tür und öffnete sie. Hoffentlich war es nicht Cassy, sie war die Letzte die er heute sehen wollte. Doch statt Cassy stand ein Mann vor seiner Tür, der ihm vage bekannt vorkam. Tobi kramte in seinen Erinnerungen nach einer Verbindung zu diesem Gesicht, bevor es ihm wieder einfiel. Genau, das war der Polizist, der ihn nach seinem Unfall befragt hatte, doch was tat er hier? „Ja bitte?“ Verwirrt sah er den Mann an. „Herr Kajiri. Guten Abend vielleicht erinnern sie sich nicht mehr an mich, aber ich bin von der Polizei…“ Tobi unterbrach ihn. „Nein ich kenne sie noch. Was ist denn los?“ Er wollte ihn eigentlich nur ganz schnell loswerden. „Nun es geht um ihren Unfall. Wir haben das Tier gefangen.“ Marc lächelte ihn freundlich an. „Ach wirklich?“ Tobi war erstaunt. Eigentlich hatte er nicht mit einem Erfolg gerechnet. Er trat einen Schritt zur Seite und bat Marc herein. Nun war seine Neugier geweckt auch wenn die Schmerzen langsam an die Grenze des Unerträglichen stiegen. „Ja. Es war nicht sonderlich schwer. Ein Wolf fällt in der Stadt eben auf.“ Marc zuckte unbeteiligt die Schultern, so als wäre das nichts Besonderes. „Ein Wolf?“ Ungläubig sah er den Polizisten an. Er hatte gewusst, dass es kein Hund war, doch ein Wolf war schon sehr ungewöhnlich. „Wie kann ein Wolf in der Stadt unerkannt bleiben?“ Das konnte sich Toby bei weitem nicht vorstellen. Schließlich fiel so ein Tier auf, wenn nicht in der Nacht, dann zumindest am Tag. Marc lächelte entschuldigend. „Es ist eben eine große Stadt, es gibt viele Winkel in denen es sich verstecken kann. Obwohl es ein ziemlich schönes Exemplar ist.“ Für Tobi hörte es sich irgendwie so an, als wäre er stolz darauf, doch das schob er auf seine überreizten Sinne. „Aber es war ein Tier oder?“ Er hatte gedacht es wäre etwas anderes. Auf ihn hatte der Angreifer nicht gerade wie ein Tier gewirkt. Dafür war der Angriff zu genau augeführt, so als wäre jeder Schritt genau geplant gewesen. „Natürlich. Was sollte es sonst gewesen sein?“ Der Schwarzhaarige lächelte ihn nachsichtig an. „Natürlich.“ Tobi wiederholte seine Antwort. Es konnte natürlich gar nichts anderes gewesen sein, da er einen Menschen definitiv ausschließen konnte. Ein rasender Schmerz zuckte wieder durch seine Schulter und unwillkürlich hob er die unversehrte Hand an die Stelle. „Haben sie Schmerzen?“ Tobi sah den Polizisten an und bemerkte seinen besorgten Blick, doch er meinte auch eine gewisse Neugier zu erkennen. Etwas das ihn leicht beunruhigte. Er lächelte und machte eine abwertende Handbewegung, die er im gleichen Moment in der er sie ausführte auch wieder bereute. „Es ist nichts. Die Wunde zieht nur etwas.“ In Wirklichkeit pochte sie wie verrückt, doch das musste nicht jeder wissen. Verlegen warf er einen Blick auf die Küchenuhr. „Es ist schon ziemlich spät. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie sich hierher bemüht haben, doch es war ein anstrengender Tag. Ich würde gerne schlafen gehen.“ „Oh entschuldigen sie. Das ist natürlich klar.“ Marc reichte ihm die Hand. „Es ist nicht so schlimm.“ Tobi ergriff die Hand und diesem Moment passierte es. Der Schmerz in seiner Schulter wurde zu einem Reißen. Hastig machte er sich von dem Anderen los und presste seine unverletzte Hand auf seine Schulter. Aber das half natürlich nicht. Der Schmerz war so stark, dass er das Gefühl hatte gleich losweinen zu müssen, doch die Nässe der Tränen blieb aus. Die unerträglichen Qualen ließen ihn zu Boden gehen. Nur am Rande bemerkte Tobi, dass sich Marc zwar etwas von ihm entfernt hatte, doch nicht im Geringsten erstaunt oder geschockt war. Er machte auch keine Anstalten ihm zu helfen. Im Gegenteil, er stand nur gelassen da und beobachtete das Geschehen interessiert. Was hatte er gemacht? Der Polizist war aber im Moment sein kleinstes Problem. Tobi merkte das etwas seine Haut ritzte, dort wo er seine Schulter hielt. Er nahm seine Hand weg und betrachtete sie ungläubig, da bildeten sich plötzlich Krallen, außerdem war sie schrecklich behaart und hatte fast nichts mehr mit einer menschlichen Hand gemein, eher glich sie der Pfote eines Tieres. Ein Phänomen das sich gerade mit seinem gesamten Körper abspielte. Tobi spürte wie sich Knochen verschoben und verformten bis sie die gewünschten Formen hatten. Es waren unerträgliche Schmerzen und er bemerkte kaum, wie er sich am Boden wälzte. Ein Schrei löste sich von seinen Lippen, oder das was er nun stattdessen hatte, Doch es waren keine menschlichen Laute, die aus seinem Maul kamen, sondern ein Heulen. Plötzlich war da ein neues Bewusstsein, eher ein Instinkt. Er schrie nach Blut und Fleisch und das mit einer solchen Intensität, dass sein eigenes Bewusstsein gänzlich verdrängt wurde. Die Verwandlung war nun abgeschlossen und der neue Werwolf erhob sich vom Boden. Hastig sah er sich um, um eine Gefühl für die Umgebung zu bekommen und ein Opfer zu finden. Und das fand er sogar ziemlich schnell. Seine Augen richteten sich auf den Schwarzhaarigen und er knurrte leise. Marc war wirklich fasziniert von der Verwandlung, Er hatte zwar schon viele Verwandlungen gesehen, doch noch nie die Erste. Es ging irgendwie langsamer vor sich, so schleichend. War das wegen ihm, oder weil es das erste Mal war? Tobi war der Gebissene eines Gebissenen, sein Stand in der Rangordnung wäre nicht sehr hoch. Doch solange Zeno noch der Alphawolf war, blieb sich das gleich. Obwohl es Marc nicht passte, dass sein Wohl und seine Privilegien von jemand Anderem abhingen. Die Verwandlung schien abgeschlossen zu sein, zumindest sah es so aus. Tobi war wirklich ein schöner Wolf. Braunes Fell spannte sich über einen schlanken, durchtrainierten Körper, es bedurfte zwar noch einigen Trainings um die Muskeln voll auszubilden, doch dafür war ja er da. Auch die meerblauen Augen hatte er beibehalten. Marc empfand einen gewissen Stolz auf seine Schöpfung, obwohl er wusste, dass er nichts damit zu tun hatte, wie Tobi jetzt aussah. Das war alles nur dem Zufall zu verdanken. Allerdings bemerkte er jetzt den Blick, mit dem Tobi ihn musterte und er vernahm auch das Knurren. Nun ja, dann sollte er ihm wohl einmal zeigen wer von ihnen der Stärkere war. So konnten sie die Rangfolge ebenfalls gleich festlegen. Rasch verwandelte er sich selbst. Im Gegensatz zu Tobi, konnte man ihm nicht so genau folgen. Tobi lies sich davon aber nicht irritieren und griff ihn sofort an. Marc wich dem gelassen aus, doch er wusste was gerade in dem braunen Werwolf vorging, ihm ging es ja nicht anders. Seine Sinne zeigten einen ihm unbekannten Artgenossen an, jeder seiner Instinkte schrie darauf ihm zu zeigen wer der Stärkere war. Etwas das Marc nur Recht war, deswegen lies er seinem Instinkt auch freien Lauf. Er achtete nur darauf den Kleinen nicht zu sehr zu verletzen. Schließlich hatte er die Verantwortung für ihn. Da dieser aber noch ungeübt war im Kampf, ebenso wie mit diesem Körper war es ein leichtes für Marc ihn zu überwältigen. Er sprang ihn von hinten an und drückte ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Seine Zähne gruben sich in den Hals des Kleinen, so dass dieser bald am Boden lag. Erst dann lockerte er seinen Biss. Jetzt kam erst das Schwierige, er musste dem Anderen klar machen was jetzt passiert war. ‚Tobi? Kannst du mich hören?’ Obwohl das wohl das kleinere Problem war. ‚Kannst du mich verstehen?’ Der Werwolf unter ihm knurrte bedrohlich. Wie er diese Instinkt gesteuerten Neulinge doch verabscheute. Nur das er an diesem hier selbst Schuld hatte. Er verstärkte den Biss an seinem Hals wieder. ‚Verstehst du mich?’ Der Wolf unter ihm zuckte schon verdächtig und Marc lies ihm wieder etwas Luft. Dann endlich kam die erhoffte Antwort. Nur leider bestand diese nur aus einem langen, panischen Schrei, so das Marc glaubte sein Kopf würde gleich platzen. ‚Ruhig Tobi. Es ist alles in Ordnung. Ich lass dich jetzt los, aber nur wenn du mir versprichst mich nicht gleich anzufallen okay?’ Vielleicht hätte der Jüngere ihn auch gehört, wenn er endlich mit dieser Schreierei aufgehört hätte. ‚Toby.’ Marc knurrte gefährlich. Nur langsam ebbte der Schrei wieder ab. Marc dankte allen ihm bekannten Göttern dafür. Noch etwas länger und er hätte ihn bewusstlos geschlagen. Es wunderte ihn nur, warum ihm das erst jetzt eingefallen war. ‚Ich bin ein Hund.’ Ängstlich war die Stimme des Anderen zu vernehmen. Hund? Das war doch wohl ein Witz, ein Hund! Marc stöhnte innerlich. ‚Wenn dann bist du ein Wolf und kein Hund. Ein Werwolf um genau zu sein.’ ‚Ein Werwolf?’ Die Stimme des Jüngeren klang leicht panisch, was Marc dazu veranlasste doch noch in seiner Position zu verharren. Das Letzte was er jetzt gebrauchen konnte, war ein panischer Werwolf, der in der Stadt Amok lief, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte. Zeno würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn das passierte. Doch um dem braunen Werwolf die Sache etwas zu erleichtern, löste er den Biss an seinem Hals. ‚Aber warum?’ Toby versuchte sich etwas aufzurappeln, was aber nur schwer ging, da Marc noch über ihm stand. ‚Weil ich dich gebissen habe, deswegen.“ Diesen Teil würde er sich lieber sparen, es nervte ihn alles erklären zu müssen. Der Werwolf versuchte den Kopf etwas zu drehen. ‚Wer bist du?’ ‚Ich bin von nun an dein Lehrer. Mein Name ist Marc.’ ‚Der Polizist?’ Es gab viel was Marc in seinem langen Leben schon gesehen hatte. Doch ein Werwolf, der in Ohnmacht fiel war noch nie dabei gewesen. Nun man lernte eben nie aus. Er entfernte sich von dem nun ohnmächtigen Jungen. Das war wohl etwas zuviel für ihn gewesen. Was sollte er jetzt mit ihm machen? Hier liegen lassen konnte er ihn nicht, zumindest nicht in dieser Gestalt. Mitnehmen war auch unmöglich, also musste er wohl oder übel warten, bis er wieder aufwachte um ihm zu erklären wie er die Verwandlung rückgängig machen konnte. Vorausgesetzt er fiel nicht gleich wieder in Ohnmacht. Marc ahnte schon jetzt, dass er mit diesem Neuling eine Menge Probleme haben würde. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Kapitel 13 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 13/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Neue Einsichten „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Eine Hand krampfte sich um den Griff eines silbernen Katanas. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein. Ein Schüler, er hatte einen Schüler. Warum? Rinion wand sich von dem Schauspiel ab, dass sich ihm durch das Fenster geboten hatte. Rave saß hinter ihm auf einem Mauervorsprung und sah ihn wissend an. Rin konnte seinen Blick sehr gut deuten. Es war dieser ‚Ich habs dir doch gesagt Blick’. Er hasste es, wenn der Vampir Recht hatte, dass bedeutete nämlich immer, dass er im Unrecht war. Rave wollte den Mund öffnen, um seinen Blick wahrscheinlich, durch Worte zu bekräftigen, doch Rinion hob nur die Hand. Eine Geste, die seine Worte zum Glück im Keim erstickte. „Ich weiß Rave. Ich weiß.“ Ja, er hatte es geahnt, schon in dem Moment, in dem er den Jungen ins Krankenhaus gebracht hatte. Es war unvermeidlich gewesen, schon in dem Augenblick in dem Marc seine Zähne in die Haut des Jungen geschlagen hatte. Trotzdem, etwas in Rinion hatte immer gehofft, immer geglaubt, dass es vielleicht doch irgendwie vermeidbar war. Er seufzte und setzte sich neben den Vampir. Nun, wo er eine Entscheidung gefällt hatte, tat ihm der Junge leid. Er war eigentlich nur zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen. Was aber nichts an dem jetzigen Zustand änderte. Das war nun ein Werwolf und seine Aufgabe war es Werwölfe zu töten, ohne Ausnahme. Seine Hand krampfte sich noch fester um den Schwertgriff. Sanft legte sich ein Arm um seine Schulter und eine Hand löste die Seine von dem Griff. „Wenn du willst mache ich es. Du bist nicht dazu verpflichtet.“ „Ich habe es versprochen.“ Seine Versprechen hielt er, ganz egal wie schmerzhaft sie waren. Bis auf eines hatte er bis jetzt alle gehalten. Auch das Letzte würde er einhalten. Irgendwann. Rave winkte nur lässig ab und schnaufte. „Wie wollen sie herausfinden wer es war? Auf jeden Fall müssen wir schnell handeln. Noch ist er jung, ungeschickt. Bis zum nächsten Vollmond wird sich das geändert haben.“ Rinion wusste was sein Freund meinte. Auch wenn sie keine Menschen mehr waren, töteten sie diese Bestien nur wenn sie in Wolfsgestalt waren. Einige konnten sie kontrollieren, doch die meisten beherrschten diese Kraft nicht und hielten sich an den Vollmond. Dieser hatte zwar gar keine Auswirkungen auf die Verwandlung, doch der Glaube daran war so stark, dass bei ihnen erst dann die Verwandlung einsetzte. „Wir werden es verkraften können.“ Im Moment war Rinion nicht danach, auf die Jagd zu gehen. Auch wenn sie gerade zwei verwandelte Werwölfe in der Nähe hatten. Diese Zwei gehörten ganz alleine ihm. Jeden weiteren Tag, denn sie erleben durften, verdankten sie seiner Güte oder Schwäche, je nachdem wie man es auslegen wollte. „Meinst du?“ Nachdenklich sah der Vampir zu dem Wohnhaus, doch dann zuckte er nur die Schultern. „Es ist deine Beute. Ich werde sie dir nicht streitig machen.“ Rinion nickte. Natürlich es war seine Beute, Rave würde sie nie anfassen. „Weshalb hast du aufgehört Rave?“ Diese Frage interessierte Rin, vor allem weil sie auch ihn selbst betraf. Schließlich war es seine Arbeit, die er gefährdete, wenn er wahllos Werwölfe umbrachte. Doch in letzter Zeit verhielt der Vampir sich ziemlich ruhig. Rave wand den Blick von ihm ab. „Das sind meine Gründe.“ Rinion akzeptierte das. „Wird es anhalten?“ Er wollte nur wissen, worauf er sich einstellen musste. Wenn der Frieden nur von kurzer Dauer war, sollte er sich etwas einfallen lassen. „Keine Sorge. Es wird anhalten.“ Die Stimme des Vampirs klang, so als wäre er gar nicht glücklich darüber. „Allerdings hat sich etwas geändert. Es gibt einen Wolf, der gehört alleine mir. Ich lasse dir deine Beute, deswegen wirst du mir meine lassen.“ Dabei sah er Rin wieder in die Augen, man merkte das er in dieser Sache nicht mit sich reden lies. „Das ist selbstverständlich.“ Obwohl es Rinion etwas irritierte. Die Köter, wie Rave sie immer nannte, waren ihm egal. Noch nie hatte er Anspruch auf einen Einzelnen gestellt. Was war passiert, dass er seine Ansichten geändert hatte? Vielleicht konnte er noch einige Punkte aus ihm herausbekommen. „Woran erkenne ich ihn?“ Rave hatte den Blick seiner Augen wieder auf den Boden gerichtet, er knurrte leise. „Er hat hellgraues Fell und violette Augen. Außerdem ist er ein Reiner.“ „Ein Reiner?“ Rinion war ehrlich überrascht. „Bist du dir sicher?“ „Ja!“ Diese Antwort kam so schnell und entschlossen, dass es gar keinen Zweifel gab. Der Gedanke, dass sich sein Freund alleine einem reinen Werwolf stellen wollte, gefiel Rinion nicht. Aber Rave würde schon wissen was er machte und was er sich zutrauen konnte. Allerdings neigte der Vampir oft zu Selbstüberschätzung und ein Reiner, war nicht leicht zu besiegen. Schließlich hatten sie alle enorme Kräfte und was das betraf, den Vampiren weit überlegen. Nun dieses Thema stand ja noch nicht zur Debatte. Fest dazu entschlossen seinen Freund auf andere Gedanken zu bringen, lächelte er ihn an. „Na komm, gehen wir jagen, dass bringt dich sicherlich auf andere Gedanken.“ Rave stand auf und nickte. „Bestimmt.“ „Dann lass uns gehen.“ Als er Raves Blick folgte, schüttelte er den Kopf. „Nein Rave ich reden nicht von den Beiden. Es gibt genug andere lohnendere Ziele.“ Der Vampir seufzte. „Wenn du meinst. Dann suchen wir einen Anderen. Es mangelt ja nicht an Zielen.“ „Genau.“ Doch noch stand er Blondhaarige nicht auf. Es gab noch etwas, dass er machen musste. „Rave?“ Er wartete bis er die Aufmerksamkeit des Anderen wieder hatte. „Es tut mir leid, du hattest Recht mit deiner Vermutung. Ich habe damals überregiert.“ Auch wenn es ihn ärgerte, dass er im Unrecht gewesen war, er war nicht so überheblich, dass er sich seine Fehler nicht eingestand. „Hey.“ Rave hob sein Kinn an, so das er ihm in die Augen sehen konnte. „Das macht mir nichts. Du bist mein Freund und nichts wird daran etwas ändern.“ Er grinste, nahm Rinions Hand und zog ihn hoch. „Und jetzt suchen wir uns einen Köter.“ Rinion war erleichtert, dass ihm Rave so schnell vergab. „Ja gehen wir jagen.“ So beruhigt ging er zum Rand des Daches und sprang hinab auf die Straße. Rave folgte ihm auf die gleiche Weise. Das war ja interessant. Wenn er auch nicht damit gerechnet hatte. Ein hellgrauer Wolf beobachtete aus dem Schatten heraus die beiden Männer, die gerade das Dach verließen. Scheinbar hatte sein kleines Spiel von gestern mehr Auswirkungen als er gedacht hatte. Nun sollte der kleine Vampir, doch versuchen ihn zur Stecke zu bringen, er freute sich darauf. Vor allem weil das zu einer Fortsetzung seines Spieles führen würde. Er musste nur den Zorn des Vampirs anheizen und das schien nicht allzu schwer sein. Tarys war amüsiert darüber, was sein Handeln ausgelöst hatte. Er hatte nicht wirklich Angst, dass der Vampir ihn töten würde. Dafür müsste er besonnener ans Werk gehen, doch dafür erschien er ihm zu impulsiv. Nein, er stellte keine Bedrohung für ihn dar. Doch es würde ihn freuen seine Bemühungen zu beobachten. Zu den Werwölfen mit denen er verkehrte, stellte der Vampir eine nette Abwechslung dar. Sollte er doch mit ihm kämpfen, er würde ihn besiegen und seinen Preis einfordern. Allerdings war es interessant, was man erfuhr, wenn die Neugier einen hinaustrieb. Eigentlich wollte er nur sehen was Marc und der Frischling trieben, stattdessen hatte er sein Amüsement für die nächste Zeit gefunden. Doch er sollte seinen Freund auch warnen, immerhin waren sie auf sein Fell scharf. Mit einigen Sätzen war er auf dem Dach, wo vor kurzen noch die Jäger die Szene beobacht hatten. Als er in das Fenster sah war er enttäuscht, er hatte alles verpasst. Dabei war er so neugierig gewesen. Nun, da konnte man nichts machen. Dann war der zweite Jäger wohl Marcs Spielzeug gewesen. Tarys hatte ihn noch nie gesehen, doch nun musste er zugeben, dass er wirklich niedlich war. Wenn Marc ihm nicht seinen Schüler auslieh, dann vielleicht seinen Jäger? Tarys schüttelte den Kopf. Was dachte er da schon wieder? Es war zwar nichts besonderes seine Mischlinge auch anderen Werwölfen zur Verfügung zu stellen, was war schon dabei wenn es dabei half an sein Ziel zu kommen, doch Marc würde das nie machen. Nicht seinen Jäger, denn durfte man doch nicht einmal schief ansehen, wenn man nicht seinen Zorn heraufbeschwören wollte. Doch nun sollte er ihn lieber warnen. Rufen konnte er ihn nicht, dafür waren die Jäger noch zu nahe, dass gäbe nur unnötige Komplikationen. Doch wenn er nicht zu ihm kam, dann musste er wohl zu Marc gehen. Mit einem Sprung war er auf der Straße und lief zur Tür des Wohnhauses. Zu seinem Glück war sie nicht abgesperrt, so das er sie mit einer Pfote öffnen konnte. Im Gang überlegte er kurz. Was erregte wohl weniger Aufsehen, wenn jemand auf den Flur sah? Ein Wolf oder ein nackter Mann. Nun beides würde wohl die Polizei auf den Plan rufen, nur als Wolf war er bedeutend schneller. Allerdings hatte das Haus auch einen Aufzug. Genau zugeschnitten auf zwei Personen, nicht auf einen Wolf. Also blieb ihm nichts anderes übrig als sich zu wandeln. Hoffentlich kam keiner auf die Idee ihn zu benutzen wenn er darin war. Obwohl das wäre sicher interessant. Ein belustigtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er daran dachte. Den Aufzug betretend, betätigte er den Knopf für den entsprechenden Stock. Die Fahrt wurde von keinem zusteigenden Fahrgast gestört. Was um diese Uhrzeit nicht wirklich verwunderlich war. So ungesehen kam er bis zur Wohnungstür, wo er anklopfte. Es dauerte nicht lange und Marc in menschlicher Gestalt, nur mit seinem Hemd bekleidet öffnete ihm. Tarys Augen verengten sich genießend, bei diesem Anblick. Seine Hand legte sich auf Marcs Brust und fuhr genießend darüber. „Was für ein verlockender Empfang.“ „Was machst du hier Tarys?“ Marc sah ihn verwundert an, dann schien ihm sein Aufzug, besser gesagt das fehlen desselben, aufzufallen. Er packte seine Hand und zog ihn in die Wohnung. „Komm bloß rein.“ „Nur in die Wohnung?“ Tarys zwinkerte ihm frech zu. Marc schloss die Tür hinter ihm. „Also was willst du? Spionierst du mir nach?“ „Nur bedingt. Ich war neugierig, wie sich dein Kleiner macht.“ Seine violetten Augen sahen auf den frischen Werwolf auf dem Boden. „Ich hätte nicht gedacht, dass du ihn beim ersten Mal schon so forderst.“ Genervt verdrehte Marc die Augen und lies sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden sinken. „Er ist in Ohnmacht gefallen.“ Tarys sah ihn gelassen an. „Sag ich ja. Musstest du ihn beim ersten Mal gleich so fordern. Das geht man langsam an. Nicht jeder hat so eine Ausdauer wie wir Beide.“ „Nach der Verwandlung.“ Die Worte des Schwarzhaarigen klangen gepresst. Nun war Tarys verwundert. „Was gleich nach der Verwandlung?“ Der Angesprochene nickte nur schweigend, sein düsterer Blick sprach Bände. Tarys versuchte sich das Lachen zu verkneifen, doch es klappte nicht. Lauthals fing er zu lachen an. „Ich fass es nicht. Das kann doch nicht wahr sein.“ Wenn er das jemanden erzählte, dass wäre das Gesprächsthema. Nur leise hörte er seinen Namen und reagierte darauf. Scheinbar hatte ihn Marc eben nicht zum ersten Mal angesprochen. Noch immer kichernd sah er zu ihm, dass war köstlich. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das für dich behalten würdest.“ „Wie verbunden?“ Nichts ging ohne Gegenleistung. Marc hatte es ihm aus freien Stücken erzählt, dass musste er ihm zugute halten, doch das war sein Fehler gewesen. Wenn man nicht wollte, dass etwas an die Öffentlichkeit gelangte, sollte man es eben nicht erzählen. „Sehr.“ Anscheinend wollte er sich nicht zu sehr binden. Das sollte Tarys auch Recht sein. So oder so würde er an sein Recht kommen. Der Schwarzhaarige sah wieder zu ihm hoch. „Bist du nur wegen deiner Neugierde hier? Die hättest du auch von unserem Aussichtspunkt aus befriedigen können.“ „Der war besetzt. Ich muss sagen, dein Jäger hat etwas.“ Tarys grinste wissend. Mal sehen ob er es gewusste hatte. Seiner Reaktion nach nicht. Marcs Kopf ruckte zum Fenster herum, bevor er ihn wieder aufgebracht ansah. „Bist du verrückt hierher zu kommen, wenn er uns beobachtet?“ Der Reine sah ihn pikiert an. „Für wie dämlich hältst du mich eigentlich? Ich bin doch nicht so blöd und komme hierher wenn mir Jäger dabei zusehen.“ Er schüttelte den Kopf. „Sein vampirischer Freund und er sind natürlich weiter gezogen bevor ich mich euch genähert habe. Kein Wesen weiß, dass ich hier bin.“ „Na wenigstens etwas. Das heißt ich sollte ihn hier wegbringen.“ Nachdenklich sah er den Frischling an. Man merkte richtig, wie Marc nachdachte. Tarys fand das nicht so gut. Denn wo sollte er ihn hinbringen? In die Höhlen durfte er nicht, dort hatten nur Reine, sowie Weibchen und deren Diener Zutritt. Außerdem wäre der Kleine, dann in Zenos Reichweite, etwas das Marc sicher verhindern wollte. „Lass ihn hier. Sie werden ihn nicht angreifen, wenn er in menschlicher Gestalt ist. Vor dem nächsten Vollmond kannst du ihn ja wegschaffen. So hast du ein ganzes Monat, um ihn darauf vorzubereiten. Bei seiner Verfassung wohl das Beste.“ Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf Marcs Schüler. Irgendwie war er etwas besonderes. Natürlich hauptsächlich wegen seiner Reaktion. Bis jetzt war noch niemand in Ohnmacht gefallen. Bei dem Gedanken musste er abermals grinsen. Es war einfach zu komisch. Nun betrachtete Tarys den Kleinen einmal genauer. Er sah recht gewöhnlich aus. Als Mensch machte er eine wesentlich bessere Figur. Als Werwolf war er normaler Durchschnitt. Was aber auch kein Wunder war, wenn man bedachte wie die Reinen hervorstachen. Da mussten sich die Gebissenen schon sehr anstrengen, um aufzufallen. Schade, so würde er nie wirklich hoch hinaus kommen. Denn so erregte er auf keinen Fall die Aufmerksamkeit eines Reinen, egal in welcher Hinsicht. Doch anfangs hatte er ja Marc dafür. Es war unwahrscheinlich, dass dieser ihn anlernen würde, ohne ihm ein soziales Netzwerk zu verschaffen. Doch das war nicht sein Problem. „Ich werde euch jetzt wieder alleine lassen. Die Nacht ist jung, ich werde noch etwas jagen.“ Die grünen Augen seines Freundes sahen ihn besorgt an. „Zeno hat gesagt, dass wir nicht alleine jagen sollen. Begleitet dich jemand?“ Tarys lächelte belustigt. „Glaubst du wirklich, dass ich zum jagen käme, wenn mich einer meiner Brüder begleiten würde? Das ist sehr unwahrscheinlich.“ Dann würden sie sich eher irgendwo miteinander wälzen. Sein Freund schüttelte den Kopf. „Irgendwann wird dir dieser Charakterzug das Genick brechen wenn du so weitermachst. Solltest du jemals an den Falschen geraten, kann das sehr schwere Folgen haben.“ Tarys dachte an den Vampir. Vielleicht hatte er diesen jemand ja schon getroffen. Doch das bezweifelte er stark. Gelassen klopfte er dem Anderen auf die Schulter. „Keine Sorge, ich pass schon auf mich auf.“ Damit verließ er die Wohnung. Wenn er eine Standpauke über sein Verhalten hören wollte, konnte er auch zu seiner Mutter gehen. Doch die war derzeit trächtig und aus diesem Grund unausstehlich. Eigentlich ein Dauerzustand von ihr. Er wusste nicht einmal das wievielte Geschwisterchen es werden würde. Mit dem Fahrstuhl fuhr er wieder hinunter und wandelte sich sobald er auf der Straße war. Die Jagd würde ihn sicher wieder auf andere Gedanken bringen. Kapitel 14 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 14/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Erkenntnis und Verdrängung „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Tobi öffnete die Augen. Er hatte einen verrückten Traum gehabt. In diesem Traum hatte er sich in einen Hund verwandelt und… Sein Blick fiel auf zwei Pfoten, er folgte deren Verlauf und merkte, dass sie zu seinem Körper führten. Probeweise versuchte er seine Hände zu bewegen und bemerkte, dass sich stattdessen die zwei Pfoten bewegten. Er musste noch immer träumen. Plötzlich legten sich zwei Hände um seine Nase, obwohl man ihm damit auch gleich den Mund zuhielt. Wie ging das? „Fang jetzt bloß nicht wieder an zu schreien. Wir sind hier leider nicht so sicher, wie ich dachte.“ Sicher? Verflucht er hatte Pfoten! Was interessierte ihn da seine Sicherheit? Außerdem wer war der Mann über ihm? Die Stimme kam ihm bekannt vor, doch er konnte der Stimme kein Gesicht zuordnen. Tobi versuchte den Kopf zu drehen und schaffte es auch etwas. Da erkannte er den Polizisten über sich. Er wollte etwas sagen, doch die Hände über seinen Mund hielten ihn davon ab. Er fragte sich noch immer wie er das schaffte. „Gut, ich sag es dir nun noch einmal und ich hoffe, dass du mir diesmal glaubst. Tobi du wurdest zu einem Werwolf verwandelt. Der Hund, der dich angefallen hat war ein Werwolf. Ich um genau zu sein. Da morgen Vollmond ist, hast du dich auch in einen Werwolf verwandelt. Klar soweit?“ Was redete er da für einen Blödsinn. Es gab keine Werwölfe, ebenso wenig wie Vampire. Außerdem sollte der Typ endlich von ihm runtergehen. Tobi stemmte sich auf alle Viere und es war komischerweise sehr einfach, obwohl er nicht wirklich der Stärkste war. Normalerweise hätte er sich mit dem Gewicht des Anderen niemals hochstemmen, geschweige denn bewegen können. Marc, der aufgrund dieses Umstandes von seinem Rücken auf die Seite wechseln musste, sah ihn misstrauisch an. „Ich lasse deine Schnauze nun los und gebe dir den Beweis. Wenn du mir versprichst nicht zu schreien.“ Schnauze? Also entweder er wurde hier gerade beleidigt, oder der Kerl hatte eine sehr schlechte Umgangssprache. Trotzdem nickte er. Na auf den Beweis war er gespannt. Marc nahm zögernd seine Hand weg und beobachtete ihn argwöhnisch. Dann stand er auf und ging in Richtung Badezimmer. Tobi folgte ihm mit den Augen. Er sah lecker aus. Nicht lecker im Sinne von, den hätte ich gerne im Bett, sondern im Sinne von, den würde ich gern fressen. Bei diesen Gedanken schüttelte Tobi den Kopf. Wurde er denn nun ganz verrückt? Obwohl, er hatte gar nicht die Vorraussetzungen dafür. In seiner Familie gab es keinen Fall von Geisteskrankheiten, also warum sollte er auf einmal Anzeichen dafür zeigen? Marc kam aus dem Badezimmer zurück. In seinen Hände hielt er den großen Spiegel, der eigentlich über dem Waschbecken angebracht war. Wie konnte er ihn tragen? Tobi wusste selbst wie schwer er war. Für seine Größe war er erstaunlich schwer, aber er hatte sich damals diesen Spiegel eingebildet, vor dem sich locker drei Frauen gleichzeitig schminken konnten. Den Spiegel gegen die Rückseite der Couch lehnend, winkte Marc Tobi zu sich. „Komm her, du willst doch einen Beweis.“ Nein das wollte er eigentlich nicht, er wollte aufwachen. Jetzt auf der Stelle. Doch er befolgte Marcs Anweisung und ging zu dem Spiegel. Dem Schwarzhaarigen einen besserwisserischen Blick zuwerfend, sah er auf sein Spiegelbild. Nun hatte das Spiel ja endlich ein Ende. Doch als er das sich im Spiegel sah, erblickte er keinen Menschen, sondern einen Hund, nein es ähnelte eher einem Wolf. Das konnte doch nicht sein. In einem Anflug von Panik biss er sich fest in seine Pfote. Das musste ein Traum sein und das ausbleiben des Schmerzes würde es ihm beweisen. Leider tat es nur verdammt weh, sodass ihm ein Winseln entkam. Das durfte doch nicht wahr sein, so etwas wie Werwölfe gab es doch nicht. Hysterisch schrie Tobi auf, doch es war nur ein Heulen, dass gleich darauf von zwei Händen, die abermals seine Schnauze umfassten, erstickt wurde. „Nicht schreien. Es sei denn du willst deine Existenz gleich wieder beenden. Wenn nicht, dann sein ruhig.“ Marcs Stimme war bestimmend und ließ keinen Widerspruch zu. „Hör zu, du kannst dich zurückverwandeln, wenn du willst. Dafür musst du dich nur auf dein menschliches Erscheinungsbild konzentrieren. Jeder Welpe beherrscht es, für dich dürfte das auch kein Problem sein.“ Tobi glaubte zwar nicht, dass es funktionierte, doch er würde alles machen um wieder ein Mensch zu werden. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf sein eigentliches Erscheinungsbild. So wartete er einige Augenblicke. Als er die Augen öffnete, sah ihm aus dem Spiegel jedoch noch immer ein Wolf entgegen. Flehend sah er zu Marc hoch. Dieser seufzte nur und lies seine Schnauze los. „Es geht besser wenn du dich beruhigst. Du bist aufgewühlt, dass verstehe ich, dass war ich auch. Doch das alles musst du verdrängen. Es ist wichtig, dass du wieder ein Mensch wirst. In dieser Gestalt bist du derzeit in Gefahr.“ Verdrängen? Er war ein Wolf, dass konnte man nicht so leicht verdrängen. Vor allem weil er es nicht verstand. Da konnte er sich nicht so einfach beruhigen. Allerdings wollte er wieder ein Mensch werden, um jeden Preis. Also schloss er wieder die Augen und konzentrierte sich auf sein Aussehen, die Züge seines Gesichtes, die Form seines Körpers, ebenso wie an die Farbe seiner Haare. Nur langsam spürte er, wie ein Kribbeln durch seinen Körper ging. Erwartungsvoll öffnete Tobi die Augen und erblickte sein gewohntes Spiegelbild. Im nächsten Moment errötete er allerdings, als er bemerkte, dass er nackt war. Erschrocken sprang er auf und nahm eine Decke, die zusammengelegt auf der Couch lag und wickelte sich darin ein. Marc beobachtete das alles nur gelangweilt und setzte sich auf die Couch. „So und nachdem das nun geschafft ist, können wir uns vielleicht unterhalten. Setz dich.“ Er deutete mit der Hand auf einen Couchsessel ihm gegenüber. „Wir haben einiges zu klären.“ Tobi folgte zögerlich der Aufforderung des Älteren. Ja, sie hatten wirklich etwas zu klären und vor allem wie er das wieder loswerden konnte. Schließlich wollte er nicht für den Rest seines Lebens ein Werwolf bleiben, ja er hätte lieben gerne sogar auf die Erkenntnis verzichtet, dass es diese Wesen wirklich gab. Für ihn als bodenständigen, aufgeklärten Menschen konnte so etwas gar nicht existieren. „Also als allererstes solltest du wissen, dass ich dein Erschaffer bin. Das bedeutet in der Rangfolge stehe ich über dir. Da ich es dir schon bewiesen habe, wird mich dein Instinkt dir sagen, dass ich Recht habe.“ Nun ja so wirklich spürte Tobi nichts. Doch ja, da war etwas, dass den Schwarzhaarigen als Respektsperson ansah. Obwohl es in seinen Augen keinen Grund dafür gab. Sein Verhalten auf jeden Fall trug nicht zu diesem Eindruck bei. Allerdings interessierte ihn das alles gar nicht. Für ihn gab es nur eine wichtige Frage. „Wie werde ich es wieder los?“ Marc sah ihn an. In seinen Augen spielte sich Unglauben. „Das ist doch keine Krankheit, die man wieder heilen kann. Ich habe dich gebissen, du hast dich verwandelt. Damit ist die Sache entschieden. Du bist ein Werwolf und bis zu deinem Tod wirst du einer bleiben.“ Für Marc schien es völlig unverständlich zu sein, dass jemand dieses Dasein nicht wollte. Für Tobi hingegen war es wie ein Weltuntergang. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als er die Ausmaße dieser Enthüllung erkannte. „Das heißt ich kann nie mehr ein Mensch werden. Ganz normal?“ Entschieden schüttelte Marc den Kopf. „Nein das geht nicht, aber warum willst du normal sein? Ich eröffne dir hier eine ganz neue Welt. Eine die du sonst nie kennen gelernt hättest.“ „Ich will sie aber nicht kennen lernen!“ Tobi ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte ein ganz normales Leben führen. Seine Ausbildung abschließen, eine Praxis eröffnen, heiraten, ein Haus bauen und seine verfluchten 2 ½ Kinder bekommen, die die Statistik vorschrieb. In seiner Lebensplanung war niemals vorgesehen gewesen, dass er zu einem Werwolf wurde. „Ich will aber kein Werwolf sein!“ Hoffentlich verstand der Schwarzhaarige das jetzt endlich. Kapitel 15 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 15/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Lehrstunde und Versprechungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Benimm dich doch nicht wie ein kleines Kind.“ Marc verlor langsam die Geduld mit ihm. Bis jetzt hatte er nichts erreicht. Schlimmer noch, der Junge hörte ihm nicht einmal richtig zu. Genervt fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, während Tobi neben ihm weiterjammerte. Vielleicht sollte er diese Aufgabe doch abgeben. Ein Anderer könnte ihn ruhig für ihn ausbilden. Doch Marc kannte nicht so viele Werwölfe, denen er die Ausbildung anvertrauen könnte. Eigentlich vertraute er nur Tarys so weit und mal ehrlich, welcher geistig gesunde Werwolf gab Tarys seinen eigenen Schüler? Den wollte man dann doch gar nicht mehr zurück. Marc seufzte und sah wieder zu dem jungen Wolf. „Bist du jetzt endlich fertig mit jammern? Wie gesagt wir müssen einiges bereden.“ Tobi warf ihm einen wütenden Blick zu, der Marc aber nicht im geringsten beeindruckte. Unbeeindruckt fuhr er fort mit seinen Ausführungen. „Also wie gesagt ich bin dein Meister. Das heißt ich werde dir alles beibringen was ich weiß und du folgst meinen Anweisungen. Ausnahmslos, egal worum es geht. Das Erste was du dir einprägen solltest, ist die Tatsache, dass ich immer Recht habe. Immerhin bin ich schon länger ein Werwolf als du. Du darfst Fragen, ja du sollst fragen, doch trotzdem meinen Befehlen folgen.“ „Das hört sich eher nach einem Leibeigenen an, als nach einem Schüler.“ Tobi schien sich schon wieder etwas beruhigt zu haben, oder er hatte sich einfach nur gut unter Kontrolle. Ihm war beides Recht, Hauptsache er schrie nicht mehr rum. Bei Tobis Kommentar wiegte er den Kopf nachdenklich. „Ja, es gibt gewisse Parallelen. Die Ordnung der Werwölfe ist ja auch schon sehr alt. Doch keine Sorge, dass übersteht man und Dank mir hast du sogar eine ziemlich hohe Stellung inne. So musst du nur meinen und den Befehlen meines Meisters Folge leisten.“ Tobi sah ihn fragend an. „Du hast auch noch einen Meister?“ Zu seinem Leidwesen ja, doch das würde er nicht laut aussprechen. Man wusste ja nie, wer gerade zuhörte. „Ja das hast du immer. Von dem Moment an in dem du gebissen wurdest, bis zum Tod hast du einem Meister, dem du nach deiner Ausbildung zwar nicht mehr blinden Gehorsam schuldig bist, doch noch immer unterstellt bist. Bis zu deinem oder seinem Tod, je nachdem was früher eintritt.“ „Also werde ich dich nie wieder los?“ Tobi sah ihn argwöhnisch an. Marc lies diese Beleidigung durchgehen, immerhin war er noch jung. Als Mensch, sowie als Werwolf. „Es sei denn uns trennen räumliche Distanzen. Doch selbst dann bist du mir Gehorsam schuldig.“ Es waren zwar Regeln mit denen man sich nur schwer anfreunden konnte, doch inzwischen hatte Marc den Sinn dieser Regeln erkannt. Sie erhielten die Ordnung innerhalb des Rudels und der Hierarchie. „Morgen beginne ich mit deiner Ausbildung und wir werden das erste Mal jagen gehen.“ „Jagen? Du meinst doch nicht Menschen oder?“ Tobi sah ihn zweifelnd, ja regelrecht angewidert an. „Nein Streuner. Natürlich Menschen was denn sonst?“ Marc verdrehte verzweifelt die Augen. Was hatte dieser Junge für Vorstellungen? Selbst wenn er alle streunenden Tiere dieser Stadt töten würde, es wäre nur eine kurzfristige Lösung. Natürlich musste ein gewisses Maß eingehalten werden, doch ja, die Hauptbeute stellten Menschen dar. Zumindest in Großstädten wie diesen. Auf dem Land konnte man sich von Nutztieren oder anderen Tieren ernähren, die man erbeutete. Man musste ja nicht einmal jagen, doch wenn man diesen Trieb zulange unterdrückte konnte es sein, dass er doch einmal ausbrach oder man wurde darüber wahnsinnig. „Es ist keine große Sache. Nur das erste Mal bereitet Schwierigkeiten.“ Zumindest schätzte er das. Ehrlich gesagt konnte er sich an seine erste Jagd nicht erinnern, doch Zenos Stolz danach hatte er noch gut in Erinnerung, deswegen schätzte er das er sich wohl geschickt angestellt hatte. Tobi sah ihn verstört an. „Aber ich kann doch keinen Menschen töten. Das ist falsch.“ Der Ältere schwor sich in diesem Moment, dass er sich nie wieder einen Schüler anschaffen würde. Dafür war er einfach nicht geeignet. Entweder das, oder er hatte einfach einen Missgriff getätigt. Vielleicht hätte er ihn doch umbringen sollen. „Es ist aber okay, wenn Menschen Tiere töten nicht? Wach auf Tobi in dieser Welt wird der Schwächere vom Stärkeren gefressen. Das ist der natürliche Kreislauf und wir sind eben die Stärkeren. Die Vampire machen doch nichts anderes.“ Gut, ihre Opfer mussten nicht zwangsläufig sterben, doch das war doch eine Nebensächlichkeit. „V… Vampire? Es gibt auch Vampire?“ Tobi sah nun endgültig geschockt aus. „Natürlich gibt es Vampire. Obwohl ich es lieber hätte wenn sie nur eine Erfindung wären, glaub mir.“ Der ältere Werwolf machte ein angewidertes Gesicht. In seiner Stimme konnte man seine Abscheu dieser Rasse gegenüber deutlich heraushören. „Doch von denen solltest du dich besser fernhalten, ebenso wie von den Jägern. Es sei denn du willst unbedingt sterben.“ „Wars das? Oder gibt es noch etwas wie Meerjungfrauen, Elfen oder Wichtelmännchen.“ Der Braunhaarige gestikulierte beim sprechen wild mit den Händen herum. Nachsichtig schüttelte Marc den Kopf. „Jetzt machst du dich lächerlich. So etwas gibt es doch nicht. Außerdem wären die alle gut und somit gegen uns.“ Er stand auf. „Nun wir sollten uns hinlegen. Es war eine lange Nacht und der Tag sowie die morgige Nacht wird sicher nicht einfach. Ich schlafe übrigens hier.“ Er deutete auf die Couch. „Du hast sicher nichts dagegen oder?“ Und selbst wenn wäre es ihm egal. Es war zu spät um heimzugehen, außerdem war es besser, wenn jemand auf den Jungen aufpasste. Eine Aufgabe für die zwangsläufig nur er in Frage kam. Tobi stand auf und schüttelte den Kopf. Er sah irgendwie fertig aus. „Nein. Hab ich nicht.“ Mit diesen Worten ging Tobi zum Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Marc streckte sich auf der Couch aus. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Das konnte doch nie gut gehen. Rave fauchte gereizt. Was machte der Kerl hier? Rinion neben ihm legte seine Hand alarmiert auf den Griff seines Katanas. „Was ist?“ Seine Krallen erscheinend lassend, fauchte Rave noch einmal und sah zu einer Seitenstraße ganz in ihrer Nähe. Es gab viele dieser Gässchen hier, immerhin fand man hier die meisten Wölfe, doch diese Begegnung hatte er eigentlich nicht erwartet. „Was willst du von mir?“ „Du enttäuscht mich Rave.“ Astrals Gestalt löste sich aus dem Schatten. „Kaum ist Vater weg, fängst du wieder an zu jagen.“ Der Vampir seufzte tief. „Das wird ihm nicht gefallen.“ „Er ist also wieder weg. Zu schade, dass ich ihn nicht verabschieden konnte.“ Na wenigstens hatte er nun einen Aufpasser weniger. Astral überhörte den spöttischen Ton von Raves Stimme. „Wir müssten uns einmal unterhalten. Alleine.“ Er warf einen bedeutsamen Blick auf Rinion. Normalerweise hätte er Astral gesagt, er könne sich zum Teufel scheren, doch in diesem Fall ging das nicht. Nun eigentlich ging es schon, nur war es nicht ratsam. „Ich bin gleich wieder da.“ Er deutete mit der Hand eine wedelnde Bewegung an, die Rin sagte, dass keine Gefahr drohte. Auch wenn es nicht nötig war, da Rinion außer in Notwehr keine Vampire tötete. Das war ihre Abmachung. Er tötete keine Menschen mehr und ernährte sich auch nicht mehr von ihnen, dafür tötete Rinion keine Vampire so wie es seine Aufgabe wäre. Aufmerksam näherte er sich seinem Cousin. Auch wenn sie verwandt waren, bestand keine Notwendigkeit ihm zu vertrauen. Eher das Gegenteil. „Also was willst du?“ „Eigentlich nichts bedeutendes nur eine Erklärung.“ Astral sah ihn fragend an. „Deswegen folgst du mir seit zehn Minuten?“ Der Kleine musste wirklich zuviel Zeit haben, wenn er sich so etwas leisten konnte. „Folgst du mir etwa?“ Das wäre für Astrals weitere Gesundheit nicht zuträglich. Rave wusste wo die Fähigkeiten und die Kraft seines Cousins endeten. Dort wo er erst richtig in Fahrt kam. Doch wer wusste schon, was alles in siebzig Jahren passieren konnte. „Nein ich war auf der Jagd. Nach Blut.“ Das letzte Wort betonte der Silberhaarige besonders. „Ich hab es ja verstanden Astral. Beantworte einfach nur meine Frage.“ Rave schüttelte innerlich den Kopf, doch äußerlich lies er sich nichts anmerken. Bei solchen Dingen merkte man, dass Astral noch ein Kind war. Natürlich äußerlich war er schon erwachsen, doch sein Verhalten erinnerte viel zu oft an das eines Kindes. Kein Wunder, dass sein Vater ihm nichts zutraute. Dabei war er wirklich kompetent. Wenn er wollte. „Nichts, ich hab dich nur bemerkt und in deiner Nähe den Geruch eines Wolfes. Da wollte ich nur nachsehen, ob du dich an die Regeln hältst.“ „Du wolltest also spionieren? Nicht sehr ehrenhaft für einen Vampir deines Standes Astral.“ Bei der Anspielung auf den Wolf, warf er einen Blick zu Rinion, der an einer Wand ihnen gegenüber lehnte. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen halb geschlossen meinte man, er döste leicht vor sich hin. Doch Rave wusste, dass er sie ganz genau beobachtete und daraus seine Schlüsse zog. „Es ist auch nicht ehrenhaft für einen Vampir deines Standes seine Versprechen zu brechen und dich dann auch noch mit Abschaum herumzutreiben.“ Astral deutete aufgebracht auf Rin. Im nächsten Moment fand sich der Vampir, durch Raves Hand um seinen Hals, an die Wand gepresst. Die Krallen von Raves anderer Hand lagen an seiner Halsschlagader. Rave fauchte ihn gefährlich an. „Du solltest beten, dass ich mich entschließe dieses Kommentar überhört zu haben. Ansonsten gibt es nichts mehr, was du berichten könntest, da Tote nicht reden.“ „Schon gut.“ Astral hob in einer beschwichtigenden Bewegung die Hände. Seine Stimme klang aufgrund von Raves Hand etwas gepresst. „Es tut mir leid.“ „Gut.“ Rave lies ihn los und zog seine Krallen zurück. Allerdings lies er seine Hand auf Astrals Halsansatz liegen. Nur als Hinweis sich seine nächsten Worte gut zu überlegen. Astral verstand die Warnung. Etwas beunruhigt sah er zu der Hand, die immer noch nah genug war, um ihn ernsthaft zu verletzen, dann richtete sich der Blick seiner purpurfarbenen Augen wieder auf Rave. „Was ich sagen will ist, dass ich mir Sorgen um dich mache. Ich will nicht, dass du eingesperrt wirst.“ Überrascht musterte Rave den anderen Vampir. Das waren ja ganz neue Töne von Astral. Doch der Blick mit dem er ihn bei diesen Worten bedachte, überzeugte Rave, dass er es ernst meinte. Konnte es sein, dass sich der Jüngere wirklich um ihn sorgte? Doch weshalb? Familienbande waren bei ihnen nur eine Formsache, kein Grund Gefühle füreinander zu empfinden. „Astral du …“ Mitten im Satz stockte Rave und löste seine Hand von ihm. Nein, er wollte sich vor Astral keine Schwäche erlauben. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Geh.“ „Rave bitte verstoße nicht gegen Vaters Regeln. Wir wissen beide wozu er fähig ist.“ Nun von sich aus, legte Astral eine Hand auf die Brust des Älteren. Ja das wussten sie, wie könnte Rave die Bilder auch vergessen. Manche hatten sich einfach zu tief in seinen Geist verankert. „Versprich es mir. Versprich mit, dass du dich an die Anweisungen meines Vaters halten wirst. Hör auf Werwölfe zu jagen.“ Astral sah ihn flehend an. „Es sei denn sie laufen mir über den Weg.“ Die Stimme des Braunhaarigen war leise. „Es sei denn sie laufen dir über den Weg ja. Aber nur dann.“ Er nahm Astrals Hand, die an seiner Brust lag und trat einen Schritt zurück. „Ich verspreche es dir.“ In erster Linie war das ja nur für ihn gut. Der Jüngere hatte keinen Nutzen von einem solchen Versprechen. Astral nickte und zog seine Hand zurück. „Dann bin ich beruhigt. Eine schöne Nacht noch.“ Er lächelte und wich in den Schatten der Gasse zurück. „Eine schöne Nacht Astral.“ Rave sah noch einige Minuten an die Stelle, an der Astral verschwunden war und ging dann zu Rinion zurück. „Fertig?“ Rinion sah ihn fragend an. Er nickte zustimmend, „Ja wir sind fertig.“ Rinion löste sich von der Mauer und sah ihn fragend an. „Können wir?“ Es war klar, das Rinion nicht nach dem Thema seinen Gesprächs fragte. Er wusste, dass wenn es ihn beträfe Rave es ihm mitteilen würde. Und damit hatte er ja Recht. „Rin?“ Rave seufzte, dann lächelte er. „Ich werde dich begleiten.“ Rinion sah ihn verwundert an, zuckte dann aber mit den Schultern. „Dann gehen wir.“ Er schlug die Richtung ein, die entgegengesetzt von der war, in die Astral verschwunden war. Ja, wenn er seinen Freund begleitete und sie so auf Wölfe trafen konnte ihm niemand einen Vorwurf daraus machen. Nur weil dieser Werwölfe jagte, musste es nicht sein, dass sie auch welche fanden. So konnte er sein Versprechen halten. Rave sah noch einmal zurück und folgte dann Rin. Kapitel 16 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 16/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Probleme mit dem Nachwuchs „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Marc erwachte von dem Geräusch leiser Schritte. Doch auch wenn er wach war, öffnete er weder seine Augen, noch bewegte er sich. Mal sehen was der Kleine machte. Er hörte wie sich eine Tür öffnete und Schritte, die sich ihm näherten. Plötzlich stoppten sie, nur um dann leiser weiter zu schleichen. Marc musste ein Lächeln unterdrücken. Glaubte er tatsächlich, er würde ihn nicht wahrnehmen. Immerhin war er ein Wolf und selbst wenn nicht, die Hälfte seines Lebens war er ein Krieger gewesen. Die Reflexe, die man sich dabei antrainierte, legte man nicht so einfach ab. Eine Tür öffnete und schloss sich gleich darauf wieder. Nach einigen Minuten hörte man Wasser rauschen. Na wenigstens war er reinlich, eine nette Überraschung, wenn man wusste was für Tiere es unter den Werwölfen gab. Von Hygiene hielten die nichts. Langsam öffnete er die Augen, allerdings machte er keine Anstalten aufzustehen. Er wollte lieber weiter darauf warten, was sein Schützling machte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen, des Schwarzhaarigen, als er daran dachte, wie man Leute nannten, die das dasselbe machten wie er gerade. Doch Marc sah sich nicht als Stalker, eher als interessierten Lehrer. Auch wenn es eher Neugier war die ihn antrieb. Eigentlich war es für ihn viel zu früh einen Schüler zu haben und das sah er auch ein. Doch nun war es zu spät. Der Kleine, Tobi rief er sich dessen Namen ins Gedächtnis, war nun schon einmal ein Werwolf gewesen und so durfte er ihn nicht mehr töten. Nicht wenn dieser ihn nicht bedrohte, sich nicht an seine Eigentum vergriff, oder Marc eine Straftat begehen wollte. Keine dieser Möglichkeiten würde eintreten, dessen war er sich sicher. Rasch schloss er die Augen wieder, als er hörte wie das Wasser nicht mehr zu hören war. Einige Momente später, hörte man wieder die Tür und Schritte, die sich von ihm wegbewegten. Direkt in Richtung Haustür. Marc seufzte und richtete sich auf. „Darf man fragen was du vorhast?“ Tobi, der gerade die Klinke der Haustür in der Hand hatte, erstarrte. Nur langsam drehte er sich um. „Ich gehe zur Uni.“ Seine Stimme klang zwar etwas unsicher, doch trotzdem entschlossen. „Zur Uni?“ Marc sah ihn ungläubig an. Das meinte er doch nicht ernst. Er war ein gerade erwachter Werwolf, der noch nichts von dieser neuen Welt in der er nun lebte verstand, ebenso wie er seine Kräfte kannte. Er war ein Risiko für sich und die Menschen um sich. Nicht das ihn die Menschen interessierten, doch so konnte ihre gesamte Rasse auffliegen. Die Vampire würden das sicher gerne sehen. „Ja. Ich habe nicht vor mein ganzes Leben wegen dem umzustellen.“ Humorlos lachte der Ältere auf. Er wollte sein Leben nicht umstellen, wie lustig. Kopfschüttelnd stand er auf. Er trug noch das Gleiche wie gestern Abend. Sein offenes Hemd und seine Jeans, an der der Knopf geöffnet war, doch um sein Aussehen konnte er sich nun wirklich keine Sorgen machen. „Hör zu Tobi ich will es dir noch einmal erklären. Du bist nun kein Mensch mehr. Das heißt du kannst nicht mehr wie ein Mensch leben. Natürlich kannst du weiter zur Uni gehen und deine Freundschaften pflegen. Doch nicht heute. Falls du mir gestern nicht zugehört hast, es gibt Menschen oder auch Wesen, die dich töten wollen, allein dafür was du bist. Derzeit bist du nur hier oder an meiner Seite sicher.“ Bei seinen Worten hatte Tobi den Kopf gesenkt, doch nun wo er geendet hatte, hob er ihn wieder. In seinen Augen standen Tränen, doch der Ausdruck darin war eindeutig wütend. „Und wer ist daran Schuld? Du! Du hast mich zu dem gemacht was ich nun bin! Keiner hat mich gefragt was ich will!“ Marc riss nun endgültig der Geduldsfaden. Er verstand den Kleinen nicht und schön langsam wollte er das auch nicht. Durch ihn hatte er alles bekommen, wovon ein Mensch nur träumen konnte. Ein langes Leben, unermessliche Kräfte und so enormes Wissen, dass hundert Jahre nicht ausreichten um alles zu erlernen. Alles was Marc dafür wollte war Verständnis und ja verdammt noch einmal, ein wenig Begeisterung. „Ich hätte dich auch fressen können! Wäre dir das lieber? Das deine Leiche in irgendeiner Gasse verrottet, bis sich ein Passant darüber aufregt und die Polizei einschaltet um dich zu entfernen! Wäre dir das wirklich lieber?“ Der Braunhaarige zitterte leicht, doch seine Stimme war fest als er ihm antwortete. „Ja das wäre es wirklich!“ Damit wand er sich um und stürzte aus der Wohnung. Für einen Moment war Marc zu perplex um zu reagieren. Hatte er das jetzt richtig verstanden? Dieser … dieser.., Marc fand kein Wort um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Tobi zog den Tod wirklich dem Leben eines Werwolfes vor? Was hatte er da nur gebissen? Jedenfalls änderte das nichts an der Tatsache, dass er nun alleine unterwegs war. Fluchend lief Marc zur Tür und sah in den Flur. Es war klar, dass er ihn nicht mehr sah, doch er hörte seine Schritte die Treppen hinunterlaufen. Einen Moment dachte er darüber nach ihm ernsthaft nachzulaufen, doch was dann? Das er ihn einholen würde, daran zweifelte Marc keine Sekunde, doch dann? Sollte er ihn wieder anschreien, ihn zurück in die Wohnung zerren, hier einsperren? Das war keine gute Lösung, vor allem würde es ihr Verhältnis nur unnötig verschlechtern. Allerdings bezweifelte der Werwolf, dass dies möglich war. Nun ja, er hatte da noch eine andere Angelegenheit zu regeln, bevor er sich wieder um seinen Schüler kümmerte. Eine wesentlich angenehmere. Mit einigen geübten Handgriffen ordnete er seine Kleidung und verlies die Wohnung. Soviel konnte der Kleine in der kurzen Zeit, die er dafür brauchte nicht falsch machen. Rinion saß in einem kleinen Cafe. Die Sonne, die in voller Pracht am Himmel stand, genießend. Wenn Rave dann kam, würde er sowieso ins Innere wechseln müssen, doch solange er noch nicht da war, bestand dafür keine Notwendigkeit. Normalerweise verbrachten sie ihre Mittagspause zusammen, doch heute war Rave aufgehalten worden. Es gab einige Dokumente, die der Vampir noch dringend durchsehen musste, weswegen er sich verspäten würde. Rinion wusste das und er machte ihm daraus keinerlei Vorwurf, immerhin war es seine Schuld. Rin nutzte die Zeit um sich durch die Zeitung über das Weltgeschehen und natürlich die Börsenkurse zu informieren. Man musste ja wissen wo man stand. Als er bemerkte, wie sich eine Person zu ihm an den Tisch setzte, lächelte er. Da er ihn ja erwartet hatte, machte er sich nicht einmal die Mühe aufzusehen. „Rave da bist du ja…“ Der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken, als er die Zeitung senkte und sah wer ihm nun gegenüber saß. „Leider muss ich dich enttäuschen Rin. Ich bin nicht dein vampirischer Freund. Doch ja er ist auch der Grund meines Besuchs.“ Spöttisch lächelnd saß Marc ihm gegenüber. „Was willst du hier?“ Rinions Stimme klang eisig. Verflucht konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Gezwungen ruhig, faltete er die Zeitung zusammen und legte sie neben sich. „Dich?“ Marcs Grinsen wurde breiter und er legte den Kopf leicht schief. Rinion schnaubte nur abwertend. „Lass diese Scherze.“ Der Werwolf seufzte. „Du solltest wirklich an deinem Humor arbeiten Rin, der lässt stark zu wüschen übrig. Nun ich will einfach nur wissen, weshalb du mich beobachtest und was du dir davon erhoffst. Hast du etwa Sehnsucht nach mir?“ Er schenkte ihm ein freches Lächeln. „Überschätz dich bloß nicht Marc. Ich bin in keinster Weise an dir interessiert.“ Rinion sah ihn ebenso kalt an wie seine Stimme klang. Außer natürlich das er ihn töten wollte, doch das musste er nicht extra betonen. Das war eine Tatsache von der sie beide wussten. „Bist du dir dessen wirklich sicher?“ Er streckte seine Hand nach ihm aus und legte ihm zwei Finger unters Kinn. „Nein das denke ich nicht.“ In diesem Moment war Rinion wirklich über den Tisch froh, der wie eine Barriere zwischen ihnen stand. So verhinderte er wenigstens eine allzu enge Nähe. „Nimm deine Finger da weg.“ Die ersten Worte musste Rinion hervorpressen, wohingegen ihm die anderen leichter von den Lippen gingen. Grob schlug er seine Hand weg. Was glaubte Marc eigentlich wer er war? Erhoffte etwa, dass ein einziges Wort von ihm ihn schwach machte? Das war doch lächerlich. „Schade.“ Marc lächelte überheblich und zuckte die Schultern. Oh wie gerne würde Rin ihm dieses Lächeln aus dem Gesicht prügeln, doch es waren eindeutig zu viele Zeugen anwesend. Wahrscheinlich trug er es auch nur zur Schau weil er wusste, wie sehr es ihn reizte. Marc kannte ihn einfach zu gut. Seine Handlungen, ebenso wie seine Mimik waren für den Werwolf wie ein offenes Buch. Das machte es Marc leicht jede Reaktion seinerseits vorauszusehen und entsprechend zu handeln. Doch diesmal hatte er ihn aufgesucht, dass hieß er wollte etwas. „Verscherz es dir nicht Marc, was willst du von mir?“ Marc legte seinen Kopf auf die Hand, die mit dem Ellbogen auf der Tischplatte abgestützt war. Er grinste. „Amnestie?“ Hätte Rinion jetzt etwas getrunken, hätte er sich mit Sicherheit daran verschluckt, doch auch so schnappte er einen Moment nach Luft. „Soll das ein Scherz sein?“ Er warf einen Blick zu ihren Tischnachbarn, dessen gesamte Aufmerksamkeit sich auf sie gerichtet hatte. Er senkte seine Stimme wieder. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Ich will, dass du meinen Schüler in Ruhe lässt. Wenigstens die ersten Jahre, dann ist es mir egal ob du ihn tötest. Es wirft nur ein schlechtes Licht auf mich als Lehrer, wenn mein Schüler schon in den ersten Jahren getötet wird.“ Marcs Gesichtsausdruck war nun ernst, alles verspielte war daraus gewichen. „Hör zu, es ist mir dabei egal, ob sich mir du, dein Vampirfreund oder sonst irgendein Jäger in den Weg stellt. Ich werde den Kleinen beschützen, da es meine Aufgabe ist. Ich lasse mir mein Ansehen und meine Stellung durch niemanden zunichte machen. Sei es nun mein eigener Schüler oder du.“ „Verschwinde. Geh, bevor ich vergesse wo wir sind und welche Gestalt du derzeit trägst.“ Rinion funkelte ihn hasserfüllt an. Seine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. „Ich habe meine Aufgabe und der werde ich nachgehen. Amnestie,…“ Er spuckte dieses Wort regelrecht aus. „… dass ich nicht lache. Nicht solange ich lebe.“ Was dachte er sich bei dieser bescheuerten Bitte? Er konnte sie nicht erfüllen, egal was er anbot, oder womit er ihm drohte. Noch dazu, wo er in Marc Schüler selbst einen Störfaktor sah. Der Schwarzhaarige lächelte wieder, doch es war eher gefährlich zu nennen als freundlich. „Das kann man ja ändern.“ Bevor Rinion regieren konnte, beugte er sich etwas vor und legte eine Hand auf Rinions Hinterkopf. So zog er ihn näher zu sich. „In dieser Sache Rin, spaße ich nicht. Bis jetzt fand ich es ja amüsant, doch wenn du mir dabei in die Quere kommst, werde ich nachholen was ich bis jetzt versäumt habe. Du hast genug Mischlinge getötet um zu wissen was das heißt.“ Rinions Augen weiteten sich überrascht. Das meinte er jetzt doch nicht ernst? Doch seine Stimme, ebenso wie seine Haltung und der entschlossene Ausdruck in Marcs Augen bewiesen ihm das Gegenteil. In dieser Angelegenheit kannte er keinen Kompromiss. Und ja er wusste was es hieß. Die Mischlinge waren nichts als Spielzeug für die Werwölfe. Kanonenfutter, wenn es nicht anders ging, ohne freien Willen mit gebrochenen Blick. Doch das würde Marc ihm nicht antun, oder zumindest würde er das nicht mit sich machen lassen. Ja, am Anfang gleich nach seiner Veränderung hätte er wahrscheinlich damit Glück gehabt, doch nun nicht mehr. „Fahr zur Hölle Marc.“ Das Lächeln des Werwolfes wurde nun wieder amüsiert. „Nur mir dir Rin. Nur mit dir.“ Er küsste ihn kurz, bevor er ihn wieder los lies und sich zurücklehnte. „Denk darüber nach. Wenn du willst, präsentiere ich ihn dir in ein paar Jahren sogar auf dem Silbertablett, doch bis dahin steht er unter meiner Obhut.“ Marc warf einen Blick zur dem Türbogen, der die Begrenzung des Cafes zur Straße darstellte. „Es wird wohl Zeit mich zu verabschieden.“ Lächelnd stand er auf. Rinion sah ebenfalls zum Eingang und bemerkte Rave, der den Werwolf hasserfüllt ansah. Mit schnellen Schritten kam er nun auf die beiden zu. „Was willst du hier Köter?“ In seinen Augen konnte man ein goldenes flackern erkennen. Marc hob nur abwehrend die Hände. „Nichts ich bin schon wieder weg. Also Rin, ich warte auf deine Antwort, egal in welcher Weise sie ausfällt.“ Damit wand er sich von ihnen ab und verließ das Cafe. Nach wenigen Minuten war er in der Menschenmenge verschwunden. Rinion stand auf und nahm seine Zeitung. „Gehen wir rein?“ Rave sah noch immer an die Stelle an der Marc verschwunden war, bevor er sich Rinion zuwand. „Was wollte er?“ Rinion zuckte nur mit den Schultern. „Amnestie.“ Das war nicht einmal gelogen. Im Großen und Ganzen ging es den Vampir ja nichts an, worüber sie geredet hatten, doch dies betraf ihn schließlich auch. Der Vampir lachte nur trocken. „So ein Idiot. Dem hast du doch nicht zugestimmt, nicht?“ „Ich bin noch am überlegen Rave.“ Ohne auf den erschrockenen Ausdruck des Vampirs zu achten ging er ins Innere des Cafes. Kapitel 17 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 17/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Hilfe oder mehr Probleme? Also ich möchte einmal all meinen Kommischreibern danken. Eure Kommis sind der Grund warum mir die Geschichte in letzter Zeit so leicht von den Fingern geht und mir immer neue Ideen kommen. Danke! „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Belustigt erreichte der graue Werwolf das Dach, dass er sich heute zum Ziel gesetzt hatte. Er war nicht erstaunt dort schon eine Gestalt mit menschlichen Umrissen zu sehen. Immerhin hatte er ihn schon seit einiger Zeit gerochen. ‚Und wie läuft die Sache heute?’ Es war klar, dass der Andere nicht zusammenzuckte, wahrscheinlich hatte er ihn auch bemerkt. „Leidlich Tarys, leidlich.“ Tarys verwandelte sich in seine menschliche Gestalt und kam zu dem Anderen. Seine Arme um ihn legend, zog er ihn an sich. „Ach das wird schon wieder Marc. Nicht bei jedem läuft es gleich von Anfang gut.“ Seine Hände strichen liebkosend über Marcs Oberkörper. Marc schüttelte den Kopf. „Nein das wird nicht wieder, der Junge ist eine wandelnde Katastrophe. Ich verstehe ihn einfach nicht.“ Er drehte den Kopf leicht zu ihm. „Ich hab es mir leichter vorgestellt.“ Tarys rang dieses Eingeständnis nur ein schwaches Lächeln ab. „Das sagen alle Eltern irgendwann einmal.“ Er wechselte seine Position, so das er nun vor dem Schwarzhaarigen stand. Seine Hände waren noch immer beschäftigt über den, von warmer Kleidung bedeckten, Oberkörper des Anderen zu streicheln. „Du wirst das schon hinkriegen. Immerhin bist du alt genug.“ „Ich weiß nicht.“ Marc warf einen Blick zu der Wohnung, in der just in diesem Moment das Licht der Deckenbeleuchtung anging. Es war ja schön und gut, dass er sich um seinen Schüler sorgte, doch deswegen musste er ihn doch nicht vergessen. Immerhin wollte er ihm gerade bei der Lösung seiner Probleme helfen, da war ein wenig ungeteilte Aufmerksamkeit, ja wohl das mindeste was er bekommen sollte. „Hey, ich rede mit dir.“ Tarys legte zwei Finger unter Marcs Kinn und richtete dessen Aufmerksamkeit nun wieder auf sich. Seine Hände strichen Marcs Brust hinauf zu seinen Schultern. Dort machten sie sich geschickt daran, die Jacke von seinen Schultern zu streichen. „Tarys dafür habe ich nun wirklich keine Zeit.“ Der Ältere blickte ihn ernst an. „Was denn? Ich mache doch gar nichts.“ Tarys sah ihn unschuldig an. Inzwischen hatte er Marc aus seiner Jacke befreit, doch anstatt sie einfach fallen zu lassen, lies er den Anderen los und zog sich sie sich selbst an. Dann wand er sich dem Fenster zu. „Ich weiß gar nicht, was an ihm so interessant sein soll.“ Er klang leicht beleidigt, doch war das nur Show, da er wusste, dass der Junge weder seine noch die Position einen anderen Reinen jemals ankratzen würde. Doch sein Gesprächspartner ging nicht darauf ein, sondern trat neben ihn und deutete mit einem Kopfnicken auf die Jacke. „Du hättest auch einfach fragen können.“ Tarys schenkte ihm ein freches Grinsen, bevor er antwortete. „Ich weiß, aber wo wäre dann der Spaß gewesen.“ „Dir geht es wohl immer nur um deinen Spaß was?“ Nachdenklich sah der ältere Wolf wieder zu dem Fenster. Auf diese Frage sparte sich Tarys seine Antwort. Diese war sowieso unnötig immerhin war die Antwort bekannt. Es war der Spaß, der ihn antrieb. Oder der Eigennutz, doch das lief aufs gleiche raus. Wenn für ihn nichts raus sprang, wurde eine Sache für ihn uninteressant. „Sag mal könnest du nicht den Unterricht übernehmen? Nur für heute natürlich.“ Die violetten Augen sahen Marc einen Moment überrascht an. Dann lachte Tarys laut los. Nein, das konnte nicht sein. Es war erst ein Tag vergangen und Marc bat schon jetzt um seine Hilfe. Dafür verdiente der Kleine seinen Respekt. Nur langsam beruhigte er sich wieder. „Du willst also das ich dir helfe ihn heute zu erziehen oder besser, dazu zu bringen etwas zu jagen.“ Er seufzte bedauernd. „Verdammt ich hätte mitwetten sollen.“ „Wetten?“ Argwöhnisch musterte Marc den Jüngeren. „Natürlich was hast du denn gedacht? Es wird darum gewettet wie lange du durchhältst ohne zusammenzubrechen oder dir Hilfe zu holen.“ Tarys tätschelte mitleidig seine Schulter. „Du bist nicht gerade für deine Geduld, oder dein Geschick mit Worten bekannt mein Freund.“ Eher das Gegenteil und deswegen wurden auch diese Wetten abgeschlossen. Allerdings hatte wohl keiner auf diesen Tag gesetzt. Anscheinend hatten ihn alle überschätzt. Marc grummelte nur etwas unverständliches vor sich hin. „Könntest du mir helfen, ohne das gleich alle Anderen davon erfahren?“ Tarys sah ihn gespielt empört an. Sogar sein Mund stand kurz entsetzt offen um das Ganze noch etwas unglaubwürdiger zu machen. Alles in allem war es ziemlich überzogen. „Du verlangst allen Ernstes von mir, dass ich unsere Brüder und Schwestern belüge?“ Dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck zu einem amüsierten Grinsen und er hob tadelnd den Zeigefinger. „Das verfälscht doch die Wette.“ Von dem Ganzen unbeeindruckt wartete Marc auf eine Antwort. Gelassen zuckte Tarys mit den Schultern, mit der rechten Hand machte er eine wegwerfende Handbewegung. „Von mir aus.“ Es war ihm doch egal, wer die Wette gewann oder nicht. Immerhin wettete er nicht mit, denn dann läge die Sache etwas anders. „Allerdings solltest du aufpassen, da deine Schuldenliste so nur immer weiter ansteigt.“ Er lächelte hinterhältig, legte Marc eine Hand auf die Brust und schmiegte sich an ihn. „Und du weißt, dass man bei mir am besten keine Schulden haben sollte.“ Ja, dass war allgemein bekannt, denn er trieb seine Schulden immer ein. Auf die ein oder andere Art, die oft für den Schuldner nicht erfreulich war, doch so sollte es doch auch sein. Ein kurzes Nicken war die Antwort. „Gehen wir? Es wird Zeit für die Jagd und er weiß noch nicht mal, wie er sich verwandeln soll.“ „Soll ich warten? Mein Aufzug könnte irgendwie anstößig sein.“ Tarys konnte sich ein neuerliches Grinsen nicht verkneifen. Er war immerhin unten noch immer unbekleidet. Er selbst störte sich nicht daran, dass erledigten die Menschen, die ihn so sahen schon für ihn. Wenn ihn überhaupt jemand sah. Kritisch musterte ihn der Ältere, bevor er den Kopf schüttelte. Seine Stimme klang leicht resigniert. „Manchmal glaube ich, du machst das absichtlich.“ „Alles nur eine Sache der Planung. Also?“ „Komm eben mit.“ Marc zuckte nur mit den Schultern. „Es sind ja fast keine Leute auf der Straße.“ Tarys ging zum Rand des Daches, dass Einblick in eine dreckige Sackgasse gab. In einer einzigen Bewegung sprang er hinunter und kam leichtfüßig am Boden auf. Sein Freund folgte ihm auf die gleiche Weise. Ohne das geringste Anzeichen von Scham trat Tarys auf die freie Straße und ging zu dem Wohnhaus, wo er ohne zu zögern eintrat. Den Weg kannte er immerhin schon. Marc folgte ihm, wenn er sich auch immer umsah, ob auch ja niemand auf sie achtete. Über so ein Verhalten konnte Tarys nur den Kopf schütteln. Einerseits verachtete Marc die Menschen, andererseits war er noch immer in deren Moralvorstellungen gefangen. Zum Glück war er nie in derartige Verhaltensmuster gepresst worden. Da er von Anfang an ein Werwolf war kam er nie mit dem Begriff Scham in Verbindung zumindest nicht im Bezug zur Nacktheit. Für ihn war das das natürlichste überhaupt. Vor der Tür des Jungen blieb er stehen. „Du oder ich?“ „Ich, du zerstörst entweder das Schloss oder die Tür.“ Marc holte einen Dietrich aus seiner Hosentasche. Tarys hob belustigt eine Augenbraue. „Du bist Polizist.“ Der Schwarzhaarige ging in die Hocke und machte sich am Türschloss zu schaffen. Er zuckte nur gelassen mit den Schultern. „Ich weiß.“ Im nächsten Moment war das Schloss offen und sie konnten eintreten. Na gut, dann konnte der Spaß ja beginnen. Tarys folgte Marc in die Wohnung. Kapitel 18 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 18/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Die Jagd „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Bei dem Geräusch, der ins Schloss fallenden Tür fuhr Tobi herum. Da er im Schlafzimmer war, konnte er nicht sehen wer in seinen Wohnung gekommen war. Stumm betete er, dass es ein Einbrecher war, dass war zumindest angenehmer als die Alternative. Leider hatte er nicht soviel Glück, wie er bemerkte, als er nachsehen ging. „Was willst du schon wieder hier?“ Nicht nur das es dieser Verrückte war, nein er war auch noch in Begleitung. Er musterte seine Begleitung einen Augenblick. Er sah sehr sonderbar aus. Hellgraue Haare, die aber nicht ganz zu seinem jugendlichen Äußeren passten und dann auch noch diese Augen. Tobi war unwillkürlich davon fasziniert, dieses violett war einfach einzigartig. Zwar konnten es Kontaktlinsen sein, doch irgendwie wusste Tobi, dass dies nicht der Fall war. Neugierig glitt sein Blick an ihm herab und er wurde sofort rot, bevor er sich wieder umwand. Egal wer es war, er hielt anscheinend nichts von konventionellen Kleiderregeln. Ein amüsiertes Lachen erklang und Tobi war sich sicher, dass es von dem Fremden kam. „Er scheint ein wenig scheu zu sein. Vielleicht solltest du mich ihm vorstellen.“ „Ich glaube nicht, dass es daran liegt Tarys.“ Schon alleine die Stimme Marcs reichte, um einen Teil der Wut von heute Morgen wieder aufflammen zu lassen und ihm sollte er sich unterordnen? Das war unmöglich. „Tobi? Könntest du uns deine Aufmerksamkeit einen Moment lang widmen?“ Tobi schnaubte nur bei dieser Anweisung, doch er drehte sich trotzdem um. „Was?“ Man hörte seiner Stimme deutlich an wie gereizt er war und das sich diese Wut deutlich auf den Schwarzhaarigen konzentrierte. Marc nahm das gelassen hin und deutete auf seinen Begleiter. „Ich möchte dir Tarys vorstellen. Er ist wie wir ein Werwolf.“ Tarys knurrte leise und sah Marc warnend an. „Okay, ich habe mich etwas unklar ausgedrückt. Tarys ist nicht wie wir. Er ist zwar ein Werwolf, wurde aber als solcher geboren und nicht wie wir von einem anderen Werwolf gebissen.“ Tobi sah ihn kurz fragend an. Dann fiel ihm wieder ein, dass Mac ja gestern irgendwas von Stellung erzählt hatte, doch ob das nun etwas damit zu tun hatte, konnte er nicht sagen. „Und ist das was besonderes?“ „Oh Marc, du hast ihm die Ordnung nicht erklärt? Was hast du gestern gemacht? Das ist das Erste was man machen sollte, um Fehltritte zu vermeiden.“ Tarys sah seinen Freund vorwurfsvoll an. „Entschuldige, ich war damit beschäftigt ihn wieder zu einem Menschen zu machen.“ Marc nahm diesen Vorwurf scheinbar nicht so gelassen hin wie Tarys gehofft hatte. Tarys seufzte und sah zu Tobi. „Das hättest du vielleicht lassen sollen, dann müssten wir ihm jetzt nicht die Verwandlung erklären.“ „Warum verwandeln?“ Tobi sah nicht ein, warum er sich verwandeln sollte. Vor allem in dieses Ding. „Ich werde sicher nicht wieder ein Hund.“ Die Reaktionen seiner Gegenüber hätten nicht gegensätzlicher ausfallen können. Marc starrte ihn wütend an, während Tarys eine Hand auf den Mund legte und anscheinend versuchte ein Lachen zurückzuhalten, auch wenn seine Schultern verräterisch zuckten. Tobi fand das gar nicht lustig. Er hatte diese Bezeichnung bewusst gewählt, da er wusste, dass sie Marc nicht gefiel. Tarys kam zu ihm und legte ihm eine Hand um die Schultern. „Du gefällst mir Kleiner. Du hast keinerlei Respekt erinnert mich an jemanden.“ „Ja an dich.“ Marc klang bei dieser Erkenntnis nicht gerade begeistert. Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen Kasten und beobachtete sie. Doch er schien keinerlei Ambitionen zu haben, ihr Gespräch zu unterbinden. „Nun du musst dich aber verwandeln, wie willst du sonst jagen?“ Tarys führte ihn zum Fester. Tobi lies sich zwar von ihm führen, beäugte ihn aber trotzdem noch etwas misstrauisch. Immerhin war er mit Marc gekommen, dass bedeutete das sie sich kannten und zumindest vertrauten. Und das war in seinen Augen ein Minuspunkt. Auch seine Worte machten ihn nicht sonderlich sympathisch, obwohl er besser mit ihm klarkam als mit Marc. Doch seine Worte erklärten zumindest seine Anwesenheit. „Ich will ja auch nicht jagen.“ „Aber du musst, wie willst du dich sonst ernähren?“ Der Grauhaarige lehnte sich gegen das Fensterbrett. Was war das für eine Frage? So wie jeder andere Mensch auch. Dafür musste er nicht unbedingt Menschen töten. Bis jetzt war das doch auch gegangen. „So wie bisher.“ Tarys nickte. „Das kann man durchgehen lassen. Marc hat dir aber sicher erzählt, dass deine Instinkte sich irgendwann einen Weg suchen werden und dann kann es zu mehr als nur einen Opfer kommen. Oder du wirst schlicht und einfach verrückt.“ „Nein, dass hat er nicht gesagt.“ Tobi widerstrebte das. Er wollte nicht töten, doch seine geistige Gesundheit war ihm auch wichtig. „Kann ich keine Tiere jagen?“ „Natürlich kannst du das, nur wird es dich kaum befriedigen, so kleine Tiere wie Katzen oder Hunde zu jagen, noch wird dir ihr Fleisch schmecken. Nicht nachdem du einmal einen Menschen gekostet hast.“ Tarys hob sein Kinn an. „Wir müssen jagen Tobi, dafür sind wir geschaffen. Auch wenn du es nicht wolltest, du gehörst nun zu uns, bist Teil einer großen Familie. Deine Brüder und Schwestern verlassen sich darauf, dass du das Geheimnis unserer Existenz wahrst. Deswegen musst du bei klarem Verstand bleiben, dass bedeutet, dass du deinen Instinkten folgst, was auch das jagen miteinbezieht.“ Der sanfte und belehrende Tonfall in Tarys Stimme sorgte dafür, dass Tobi nicht einmal auf den Gedanken kam, dass dieser ihn vielleicht anlügen konnte. „Aber Menschen… das kann ich nicht.“ Sein Gegenüber sah aus dem Fester und seufzte kurz. „Eine schöne Nacht nicht?“ Tobi folgte Tarys Blick und bemerkte erst zu spät, was der Sinn dieses plötzlichen Themawechsel war. Der Vollmond stand am Himmel, nicht sehr hoch, doch trotzdem war da der Vollmond. Tobi spürte, wie die bereits einmal gespürten Veränderungen einsetzten, doch diesmal passierte es ohne Schmerzen. Auch sein Verstand wurde nicht verdrängt. Er spürte nur etwas in seinem Inneren, dass ihn leitete und wusste wie man mit diesem Körper umging. Die Kleidung, die er soeben noch getragen hatte, lag in Fetzen auf dem Boden. „Na also es geht doch.“ Tarys stieß sich lächelnd vom Fensterbrett ab. „Nun können wir jagen gehen.“ „Endlich.“ Marc kam auf sie zu und entkleidete sich im gehen. Tobi sah ihn mit geweiteten Augen an, doch es kam ihm nicht mehr so peinlich vor ihm zuzusehen, wie zuvor als er Tarys Aufzug bemerkt hatte. Selbst dieser trieb ihm nun keine Röte mehr ins Gesicht. Tarys öffnete das Fenster und sah auf die Straße hinunter. „Zweiter Stock, ja das dürfte gehen.“ Er zog die Jacke aus und zum ersten Mal sah Tobi die Verwandlung bei jemand anderen. Nur war es extrem schnell, so das er kaum dazukam irgendetwas nachzuvollziehen. ‚Es muss gehen. Einen anderen Weg gibt es nicht.’ Marc kam bereits verwandelt zu ihnen. ‚Geh Tarys, ich hab Hunger.’ Tarys nickte und beäugte das Fenster einmal abschätzend, bevor er sich mit einem Satz vom Fußboden abstieß und aus ihrem Sichtfeld verschwand. Tobi stützte sich mit seinen Vorderpfoten am Fensterbrett ab und sah hinunter. Tarys hatte sich nicht wie er vermutet hatte, alle Knochen gebrochen, sondern war heil und scheinbar gut aufgelegt unten angekommen. ‚Jetzt du.’ Tobi sah entsetzt zu Marc zurück. ‚Ich kann das nicht.’ Wenn nicht Tarys, dann würde er sich alle Knochen brechen. Unsicher sah er zu Tarys hinunter. ‚Nein ich kann das ni…’ Der Rest des Satzes ging in einem Winseln unter als er unerwartet einen Stoß bekam, der sein Hinterteil ebenfalls auf das Fensterbrett beförderte, so das er das Gleichgewicht verlor. Er machte schon gedanklich Bekanntschaft mit dem Boden, als sein Körper wie von selbst handelte. Seine Vorderpfoten streckten sich dem Boden entgegen und er landete hart, doch unverletzt auf dem Boden. Einen Moment später landete Marc gleich neben ihn. ‚An sich nicht schlecht für das erste Mal, doch durchaus verbesserungswürdig.’ ‚Verbesserungswürdig?“ Tobi sah ihn aufgebracht an, sogar an seiner gedanklichen Stimme merkte man die Aufregung. ‚Du hast mich runter gestoßen!’ Marc sah ihn gelassen an. ‚Ja. Alleine wärst du ja nie gesprungen.’ So sehr er ihn nicht leiden konnte, in diesem Punkt musste Tobi Marc leider Recht geben. Von alleine wäre er nie gesprungen. Es war immerhin der zweite Stock und woher hätte er den wissen sollen, dass dieser Körper so etwas wie einen Autopiloten hatte, der den Körper steuerte, wenn er nicht wusste wie. ‚Nicht aufregen ja?’ Tarys kam zu ihm und rieb seinen Kopf an Tobis. ‚Heute sind wir ein Rudel und als solches halten wir zusammen.’ Die Berührung des anderen Werwolfs hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Es war wie eine zärtliche Geste und instinktiv erwiderte Tobi diese. Marc sah ihnen einige Momente zu. Bevor er sie unterbrach. ‚Wir sollten los. Es ist offenes Gelände, gut für Jäger aber nicht für uns.’ Er führte sie in eine Seitengasse in der er dann sein Tempo beschleunigte. Tarys folgte ihm ohne Probleme und auch wenn Tobi dieses Tempo irrsinnig schnell vorkam, konnte er mühelos mit ihnen Schritt halten. Die Landschaft bewegte sich rasend schnell an ihm vorbei und trotzdem bemerkte er jede Einzelheit. Es war, als würde er als Lenker und Beifahrer in einem Auto sein. Er steuerte zwar diesen Körper, doch trotzdem entging ihm keine Kleinigkeit in seiner Umgebung. Jedes Geräusch, jede Bewegung, ja sogar jeder Geruch wurde aufgenommen, analysiert und zugeordnet. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Plötzlich stoppte Marc und auch Tarys folgte seinem Beispiel keine Sekunde später. Tobi wäre fast in sie hineingerannt, doch wieder handelte sein Körper automatisch und er konnte gerade noch einen Zusammenprall mit Marc verhindern. Etwas das ihm sicher nicht gut bekommen wäre. Unsicher sah er zu seinen beiden Begleitern. ‚Was ist?’ Marc sah in eine der Gassen. Sie waren vor einem kleinen Hof, in den von allen vier Seiten Gassen mündeten. In einer dieser Gassen standen sie. Marc und Tarys alarmiert, Tobi verunsichert. Endlich antwortete ihm sein Lehrer. ‚Menschen.’ ‚Vampire.’ Tarys Stimme klang zwar nicht so angespannt wie Marcs, doch war er durchaus wachsam. ‚Ist er es?’ Marc nickte nur stumm. Tobi verstand nicht, doch da er nicht wusste wie beide Rassen rochen, konnte er auch nur schwer etwas dazu sagen. Marc wand den Kopf zu ihm um. ‚Sollte es zu einem Kampf kommen, halte dich dicht bei mir. Lauf auf keinen Fall kopflos weg, es sei denn ich sage es dir.’ Tobi nickte mechanisch. Kampf? Er wollte nicht kämpfen. Ja, er hatte nicht einmal Lust auf diese dämliche Jagd gehabt. ‚Sollen wir verschwinden?’ Tarys sah fragend zu Marc. Dieser schüttelte den Kopf. ‚Sie wissen, dass wir hier sind. Doch noch haben sie es nicht auf einem Kampf abgesehen. Zumindest stellen sie uns keinen Hinterhalt.’ Tobi sah auf die Stelle, die auch Marc zu fixieren schien. Und dann lösten sich plötzlich zwei Gestalten aus dem Schatten. Die Eine kannte er. Das war der Mann, der ihn gerettet und den er im Krankenhaus gesehen hatte. Der Andere war ihm gänzlich unbekannt, doch er schien kein Mensch zu sein. Zumindest kein normaler. Er hatte braune Haare und besaß einen schlanken, sichtlich gut trainierten Körper. Doch da endete die Ähnlichkeit mit einem Menschen schon fast wieder. An seinen Fingern konnte er statt Fingernägeln, Krallen oder etwas ähnliches erkennen. Seine Augen waren golden und in ihnen loderte ein Hass, der auch seine gesamte Ausstrahlung ausmachte. Als er Tarys erblickte, schien dieser Hass sogar noch stärker zu werden. „Du!“ Er spie dieses Wort fast aus. Tarys hingegen klang hocherfreut als er ihm antwortete. ‚Du.’ Der Vampir wollte einen wütenden Schritt auf ihn zugehen, wurde aber von einer Hand vor seiner Brust aufgehalten, die der Andere plötzlich ausgestreckt hatte. Sein Blick lag dabei die ganze Zeit auf Marc. „Vorläufig.“ Damit sah er dem Vampir entschlossen in die Augen, dieser erwiderte den Blick einige Augenblicke und drehte sich dann wütend um. Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Rinion wand sich ebenfalls um und folgte ihm. ‚Was war das?’ Tarys sah Marc interessiert an. ‚Nun ich schätze Tobi hat eine Amnestie erhalten, die ich ihm verschafft habe.’ Tarys schüttelte nur den Kopf und ging einige Schritte weiter. ‚Du schaffst es doch immer wieder mich zu überraschen Marc.’ Seine Stimme klang ein wenig belustigt. Er sah zu ihnen zurück und machte eine auffordernde Kopfbewegung. ‚Nun, dann lass uns Tobi doch einmal seine erste Beute besorgen.’ ‚Ja.’ Damit übernahm Marc wieder die Führung und abermals schienen sie durch die Gassen zu rasen. Erst geraume Zeit später blieben sie wieder stehen, wie es Tobi vorkam. ‚Hier ist es gut. Ein Toter fällt hier kaum auf.’ Tarys nickte zustimmend. Tobi hingegen war gar nicht so gelassen wie die beiden Werwölfe. Nun war es soweit, er sollte einen Menschen töten, oder zumindest einem Tod beiwohnen. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Doch für seine zwei Begleiter schien das nichts besonderes zu sein. ‚Ich rieche jemanden.’ Marc knurrte leise und wand sich nach links. Tarys trat neben Tobi. ‚Na dann mach mal. Wir sehen dir zu.’ Ein gedankliches Seufzen kam von Marc, trotzdem machte er sich auf den Weg. Einen Moment später, war er mit zwei Sprüngen auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes. ‚Sieh ihm gut zu, er ist einer unserer besten Jäger.’ Doch auch ohne Tarys Aufforderung hätte Tobi ihn beobachtet. Es war einfach faszinierend wie er sich bewegen konnte. Irgendwie geschmeidig, es erinnerte eher an eine Katze als an einen Hund. Aufmerksam verfolgten seine Augen jede seiner Bewegungen. Das zucken eines Muskels, das verlagern des Gewichts, seine Ohren, die unruhig hin und herzuckten. Er hatte sein Opfer schon lange im Visier. Noch bevor Tobi es überhaupt bemerkt hatte. Dabei war der Alkoholgeruch, der von dem Mann ausging, kaum zu ignorieren. Den einen Moment, den er brauchte um den Mann zu bemerken, hatte Marc anscheinend genutzt um zu verschwinden. Auf jeden Fall konnte er ihn nicht mehr sehen. Suchend sah er sich um, bis eine Kopfbewegung von Tarys ihm den richtigen Weg wies. Er folgte dieser Bewegung und bemerkte Marc im Schatten einer Seitengasse. Selbst für ihn war es schwer ihn auszumachen, für den Menschen musste er unsichtbar sein. Als der Mann an der Gasse vorbeiging, wartete er einen Moment ab, bevor er aus seinem Versteck hervortrat und den Mann von hinten anfiel. Es war kurz und vor allem leise. Der Mann fiel auf den Boden und Marc erwischte dessen Kehle, so das nichts außer ein ersticktes Keuchen zu hören war. Der Körper des Mannes zuckte noch einige Momente und erschlaffte dann. Für einen Moment hatte Tobi eine Vision. Er sah sich statt des Mannes da liegen. Wahrscheinlich war ihm genauso ein Schicksal zugedacht gewesen. Hatte er nicht heute morgen erst gesagt, dass ihm der Tod lieber gewesen wäre? Nun wusste er, dass das nicht stimmte. Er wollte nicht in irgendeiner Hintergasse unbemerkt verrotten. Er war ganz zufrieden mit seinem Leben, egal wie es nun aussah. Hauptsache er lebte. Diese Erkenntnis erschreckte ihn. Tobi hatte Angst vor sich selbst. Damit akzeptierte nämlich alles. Das jagen, dass töten, dass essen der erlegten Beute. All diese Dinge, die er verabscheute er aber machen musste, wenn er überleben wollte. ‚Komm. Stell dir einfach vor es ist eine Kuh. Dann fällt dir der erste Bissen nicht so schwer.’ Tarys stieß ihn leicht mit der Schnauze an. Wie betäubt, folgte er seiner Aufforderung und ging näher an die Leiche heran. Sie stank nach dem Alkohol, den er konsumiert hatte und nach Blut. Obwohl das kein Gestank im eigentlichen Sinne war, sondern eher ein Duft. Berauschend, nun verstand er den Ausdruck Blutrausch erst richtig. Trotzdem wurde ihm schlecht bei dem Gedanken, was er gleich machen würde. Er war sich Tarys Blick bewusst, der ihn beobachtete. Marc hingegen lies sich davon nicht beirren, sondern war bereits damit beschäftigt, sich seinen Anteil zu sichern. Tobi hörte unter seinen Zähnen Knochen knacken und das Geräusch von zerreißenden Fleisch. Er blieb vor der Leiche stehen und beugte den Kopf hinunter. Er schloss die Augen und versuchte die Geräusche auszublenden. Es war eine Kuh. Eine übel riechende Kuh, doch eben nichts anderes als eine Kuh. Es half nicht wirklich. Doch er musste es machen. Langsam öffnete er sein Maul und grub seine Zähne in das Fleisch des Toten. Kapitel 19 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 19/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Neue Erkenntnisse „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Schweigend ging Rinion hinter Rave her. Es war besser, wenn dieser sich erst einmal abreagierte. Dann konnte er immer noch mit ihm reden. Anscheinend war das dieser Werwolf gewesen, den Rave zu seinem ganz persönlichen Feind auserkoren hatte, aus welchen Gründen auch immer. Bis jetzt hatte er nichts dazu gesagt und Rin würde auch nicht nachfragen. „Warum hast du das getan?“ Rave blieb stehen und drehte sich wütend zu ihm um. Anscheinend war wieder die Zeit, um miteinander zu reden. „Dich zurückgehalten?“ Er hob fragend eine Augenbraue. „Gerade du solltest wissen, dass wir es nicht mit einem reinen und zwei Werwölfen gleichzeitig aufnehmen können. Du wärst dabei draufgegangen, da ich nicht vorhabe bei einem solchen Selbstmordkommando mitzumachen.“ „Davon rede ich gar nicht!“ Rave musste sich sichtbar beherrschen, trotzdem schrie er. Er atmete einmal tief durch. „Ich rede von der Amnestie.“ Seine Stimme klang gepresst. „Oh.“ Rinion nickte. Ja, warum hatte er sie eigentlich gewährt? Er wollte den Jungen einfach noch nicht umbringen. Dabei war ihm bewusst, dass er vielleicht sogar in diesem Moment einen Menschen töten könnte. Allerdings interessierten ihn die Menschen und ihr Schicksal nicht. Ihm ging es nur um seine Rache, seine Rache an Marc. Vielleicht wollte er deswegen den Jungen noch nicht umbringen, um Marc dann hart zu treffen, wenn er ihn erledigte. Nur hatten Marcs Worte nicht unbedingt den Eindruck vermittelt, dass ihm viel an diesem Jungen lag. Doch vielleicht änderte sich das mit der Zeit noch. Das Problem war, dass er nicht wollte das sich etwas daran änderte. „Nun vielleicht könnte er uns noch einmal ganz nützlich sein.“ Seine Stimme ließ nichts von seinen Gedanken erahnen. „In welcher Hinsicht Rin? Er ist nur ein weiteres Ärgernis. Du lässt dich noch immer von deinen Gefühlen für diesen Köter leiten.“ „Unterstell mir nicht etwas, dass du nicht beweisen kannst!“ Ohne es zu wollen war er lauter geworden. Rave sah ihn nur gelassen an. Damit hatte er seine Unterstellung nur untermauert. Der Blondhaarige schüttelte den Kopf. „Du irrst dich Rave.“ Nur war Rin sich leider nicht mehr ganz so sicher, ob der Vampir sich wirklich irrte. Doch er empfand keine Liebe für Marc, wie ihm sein Freund unterstellen wollte, nein es war Hass. Zumindest wollte er sich das einreden. Er hatte schon so viele Gelegenheiten gehabt den Werwolf Marc zu töten. Warum hatte er es nicht getan? Nun die einfachste und für ihn akzeptabelste Lösung war, dass es einfach nicht der richtige Zeitpunkt gewesen war. In seinen Augen hatte Marc noch nicht genug gelitten. Die Wahrheit war allerdings, dass er einfach nicht den entscheidenden Schnitt oder Schuss setzen konnte. Er war dermaßen schwach, wenn es um diesen Mann, dieses Monster, ging. Rave trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Wange. In seinen Augen lag ein wehmütiger Ausdruck. „Warum er? Warum kannst du dich nicht von ihm lösen und Anderen zuwenden?“ „Wie dir?“ Rinion kannte die Gefühle seines Freundes nur zu genau. Doch selbst wenn er mit Marc brechen würde oder dieser tot wäre, könnte er sich nie Rave zuwenden, da er nicht das gleiche für Rave empfand wie der Braunhaarige für ihn. „Ja zum Beispiel. Was wäre daran so falsch? Es kann nicht daran liegen, dass ich ein Vampir bin, ansonsten würdest du keinen Umgang mit mir pflegen.“ „Rave ich liebe dich.“ Rinion sah das hoffnungsvolle Aufflackern in Raves Blick und seine nächsten Worte taten ihm jetzt schon leid. „Wie einen Bruder. Alleine deswegen kann es niemals diese Art von Liebe zwischen uns geben, die du dir wünscht.“ Rave wand getroffen den Blick ab, doch er brauchte nur einen Moment um sich zu fangen, dann sah er Rinion wieder in die Augen. „Es tut mir leid. Ich werde nie wie ein Bruder für dich sein können. Denn ein Bruder würde nicht das mit dir machen.“ Noch bevor eine Gegenreaktion von Rinion erfolgen konnte, hatte er schon seine Lippen auf dessen gelegt und suchte sich mit seiner Zunge fast schon gewaltsam Zugang in den Mund des Jägers. Mit seinem Körper drängte er ihn gegen eine Häuserwand. Überrascht sah Rinion den Vampir an, doch dieser Moment währte nur kurz, bevor die Überraschung in Zorn umschlug. Scheinbar willig öffnete er seinen Mund, nur um einen Moment später fest zuzubeißen. Leider ließ sich der Vampir davon nicht beeindrucken, sondern umfasste nur mit einer Hand grob sein Kinn und zwang ihn so den Biss wieder zu lösen. Rinion verkniff sich einen entnervten Aufschrei. Stattdessen überlegte er, wie er diese Situation beenden konnte, was verdammt schwer war, wenn man die Zunge eines Anderen im Mund hatte. Eigentlich blieb nur die Pistole, es würde den Vampir zwar verletzen, doch nicht töten. Vielleicht lernte er dann auch endlich seine Lektion? Leider hatte er nicht mit der Reaktion des Vampirs gerechnet, der seine Hand festhielt und gegen die Wand presste, als er auch nur Anstalten machte, seine Hand in die Richtung der Waffe zu bewegen. Tja, dann blieb ihm nur noch eines. Rinion hob seine Hand und streichelte mit den Fingerspitzen sanft über Raves Wange, zurück zu seinem Ohr und ein Stück den Hals hinab. So an seinem Ziel angelangt, drückte er den kalten Stahl der Klinge, die Dank einer Halterung an Rinions Handgelenk ständig griff und einsatzbereit war, an Raves Hals. In seinen Augen konnte man die Warnung, die hinter dieser Aktion stand deutlich lesen. Rave erstarrte auch augenblicklich. Der Hals war selbst für ihn eine gefährliche Stelle. Er ließ ihn los und hob die Hände. So trat er einige Schritte zurück, bevor er sie wieder sinken ließ. „Schon gut.“ „Du bist ein Idiot Rave.“ Rinion verstaute die Klinge wieder. „Du solltest den Tatsachen ins Auge sehen und sie akzeptieren.“ „So wie du es bei Marc machst?“ Die Stimme des Vampirs klang ernst und sachlich. Überrascht sah der Jäger auf. Das Rave den Werwolf beim Namen nannte, kam selten, ja beinnahe nie vor. Doch er hatte Recht. Marc und er standen auf verschiedenen Seiten und waren Feinde. Schon allein ihre Rassen stießen sich voneinander ab. Wenn er noch menschlich wäre und Rinion zählte sich zu dieser Spezies, denn er war nicht der Diener eines Werwolfes, gäbe es auch keine Zukunft für sie. Geschlagen seufzte Rinion. „Gut, wir sind beide Idioten.“ Wie konnte er von Rave etwas verlangen, dass er selbst nicht machen konnte, egal wie sehr er es versuchte? Der Vampir sah zum Vollmond hinauf. „Willst du noch jagen?“ Seine Stimme klang, so als hätte er selbst keinen Spaß mehr an der Sache. Rinion nickte. „Es ist Vollmond. Nicht zu jagen wäre eine Verschwendung von Möglichkeiten.“ Ansonsten mussten sie wieder einen Monat warten. Doch heute waren soviel junge Werwölfe aktiv und es war ein leichtes diese zu töten, bevor sie eine wirkliche Gefahr wurden. „Nun, dann sollten wir die Zeit nutzen. Die Nacht währt auch nicht ewig.“ Damit sprang der Vampir auf das Dach eines niedrigen Hauses. Er selbst blieb auf der Straße, so aufgeteilt sahen sie aus wie leichte Beute und doch konnte der Andere einem immer zu Hilfe eilen. So aufgeteilt setzten sie ihre Jagd für heute Nacht fort. Stolz sah Marc auf seinen Schüler, der sich an seiner Beute labte. Nach anfänglichen Zögern hatte er anscheinend Geschmack daran gefunden. Er hatte ja gesagt, dass es nach dem ersten Bissen besser wurde. Obwohl es gab ja gar keinen Grund für ihn stolz zu sein, da es nicht sein Verdienst war, dass es soweit gekommen war. Marc sah auf und traf den Blick seines Freundes. Sanft knurrend, löste er sich von seiner Beute und ging zu dem hellgrauen Wolf. Sanft rieb er seinen Kopf an dessen. ‚Ich danke dir Tarys. Ohne dich wäre es wahrscheinlich eine Katastrophe gewesen.’ Er sprach abgeschirmt mit ihm, so das nur Tarys seine gedanklichen Worte hören konnte. ‚Spar dir deinen Dank Marc. Du weißt, dass meine Hilfe heute seinen Preis hat. Deswegen ist es unnötig.’ Doch trotz seiner harten und ehrlichen Worte, erwiderte er diese Zärtlichkeiten. ‚Und was willst du?’ Es war besser, wenn sie das gleich klärten, bevor die Forderungen zum Schluss zu unverschämt wurden. Marc kannte Tarys einfach zu gut, um da irgendwelche Unklarheiten offen zu lassen. Tarys schüttelte nur den Kopf. ‚Derzeit Marc, hast du nichts das für mich in irgendeiner Weise interessant wäre. Solltest du etwas besitzen, dass ich haben will, dann wirst du es erfahren, glaub mir.’ Das glaubte Marc ihm sogar ungesehen. Tarys kam an alles was er wollte, selbst wenn es ihn nichts anging. Er hatte einfach ein einnehmendes Wesen und ein gutes Aussehen, die richtigen Mittel um an Informationen zu kommen. Was ihn auf ein anderes Thema brachte. ‚Und?’ ‚Nichts Neues. Sie haben den Jäger noch immer nicht ausfindig gemacht. Es ist klar, dass das die Alten nervös macht. Obwohl er sich ja eingeschränkt zu haben scheint.’ Marc sah zu seinem Schüler, der noch immer beschäftigt war. ‚Vielleicht ist es ja doch ein Vampir?’ Es war nur eine Vermutung und er würde es auch keinem anderen Werwolf gegenüber erwähnen, doch bei solchen Sachen konnte er auf die Verschwiegenheit des Jüngeren vertrauen. ‚Möglich, doch Zeno will keinen unnötigen Hass heraufbeschwören. Dafür ist es noch zu früh.’ Die roten Augen Marcs richteten sich auf Tarys. ‚Er hält noch immer an seinem Plan fest?’ In den Augen des Jüngeren konnte man so etwas wie Belustigung sehen. ‚Was glaubst du? Natürlich hält er noch daran fest. Zeno will die Vampire ein für alle Mal schwächen, wenn nicht sogar auslöschen. Doch dafür braucht er noch etwas Zeit und mehr Nachwuchs. Nur sollte er aufpassen, dass er nicht wartet bis er zu alt dafür ist. Er schwächelt.’ ‚Wirklich?’ Bei ihrem letzten Zusammentreffen, hatte er nichts davon gemerkt. Deswegen überraschte Marc diese Nachricht nun. Tarys schüttelte den Kopf. ‚Nicht körperlich. Zumindest ist davon nichts zu merken. Aber psychisch. Es gibt da etwas, dass ihn in den Augen Anderer schwach wirken lässt. Du lässt ihn schwach wirken Marc.’ Nun eindeutig überrascht sah er Tarys an. ‚Ich?’ Warum ließ er Zeno schwach wirken? Es stimmte, dass sich alle Taten des Schülers auch auf seinen Lehrer auswirkten, doch er war nun wirklich ein vorbildlicher Werwolf. Sein Blick schweifte kurz zu Tobi. Nein, von seinen Problemen diesbezüglich konnten sie noch nichts wissen. Aber was sollte er sonst gemacht haben? Absichtlich hatte er nichts gemacht, dass einen schlechten Eindruck hinterlassen konnte. Von der Stellung seines Lehrer hing schließlich auch sein Stand ab. Da würde er nichts machen um ihm zu schaden. Immerhin brachte es ihm einige Privilegien ein. ‚Du weißt den Grund nicht oder?“ Die violetten Augen des Anderen sahen in wissend an. ‚Es ist dein Jäger Marc. Viele sind erzürnt, dass du ihn noch immer frei schalten und walten lässt und das seit Jahrzehnten. Weil Zeno das bis jetzt noch immer nicht in den Griff bekommen hat, denken viele das er schwach geworden ist. Nun sehen sie natürlich ihre Chance um nach der Macht zu greifen. Bis jetzt sind sie im Dunkeln, doch es wird nicht mehr lange dauern, bis sie sich stark genug fühlen. Sollte einer von ihnen Erfolg haben, dann wird der Plan von Zeno sich in Nichts auflösen.’ ‚Sag mir die Namen.’ Er hatte Zeno in diese Lage gebracht, jetzt sah Marc sich dazu verpflichtet die Sache zu regeln. ‚Nein.’ Tarys schüttelte entschieden den Kopf. ‚Ich werde dir keinen einzigen Namen nennen. Nicht einmal wenn du mir etwas dafür anbieten würdest. Denn viele von ihnen sind meine Bekannten, einige meine Freunde, doch alle von ihnen sind meine Brüder und ich verrate keinen von ihnen.’ Marc wand sich wütend von Tarys ab. Gut, er kannte einige von Zenos Widersachern, doch solange er nicht wusste, dass sie es sicher waren, würde er sie nicht angreifen und sich im Endeffekt mehr Feinde schaffen als er vertrug. Mit Tarys Information konnte er leider nicht viel anfangen, da Tarys alle Werwölfe, egal ob gebissen oder rein als Brüder ansah und er hatte viel zu viele Bekannte. Tobi hatte sich nun endlich von der Beute gelöst und kam zu ihnen. Er leckte sich über die mit blutbefleckte Schnauze. ‚Und nun?’ ‚Wir gehen heim.’ Für heute hatte Marc mehr erfahren als er wollte und das was er erreichen wollte, hatte er erreicht. ‚Okay.’ Tobi klang irgendwie enttäuscht. ‚Ich muss mich leider hier schon von euch verabschieden. Ich werde zurückerwartet bevor die Sonne aufgeht. Tobi, es war nett dich kennen gelernt zu haben.’ Mit diesen Worten leckte er ihm über die Schnauze. Es war eine eher mütterliche Geste und Tobi schien sie sichtlich zu genießen. ‚Marc, wir sehen uns.’ Dieser nickte nur stumm. Was sollte er schon sagen? Schweigend sah er zu wie Tarys sich von ihnen abwand und in der Dunkelheit verschwand. Dann drehte er selbst sich um. ‚Komm, ich bringe dich heim.’ Tobi folgte ihm schweigend. Vielleicht wegen der neuesten Ereignisse, vielleicht auch weil er spürte, dass Marc gereizt war. Egal, Marc war beides Recht. So, in stiller Eintracht brachte er Tobi, durch die vom Vollmond erleuchteten Gassen, zurück in seine Wohnung. Kapitel 20 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 20/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Pakt „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Suchend sah sich Rave um. Er hatte die Spur verloren, wie konnte das sein? Bis hierher hatte er sie doch einwandfrei erkannt. Aufmerksam prüfte er noch einmal die Spur, die ihn hierher geführt hatte. Nein ein Zweifel war ausgeschlossen. Bis hierher führte sie und dann brach sie einfach ab. Nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu riechen und auch nichts mehr zu spüren. Dieser verdammte Werwolf. Die Faust des Vampirs krachte gegen die Hauswand neben ihm. Durch die Kraft des Schlages bröckelte der Putz von der Mauer. Dabei hatte er gedacht, wenn er heute Nacht der Spur dieses Köters folgte, würde sie noch frisch genug sein um ihn zu finden. Oder zumindest seinen Unterschlupf. Doch nichts. Hier hörte sie einfach auf, als hätte es diesen Wolf nie gegeben. Rave knurrte leicht und sah sich einmal um. Diese Gegend passte zu diesen Kötern. Ein dreckiger Hinterhof, umgeben von halb verfallenen unbewohnten Gebäuden. Leere Kisten stapelten sich neben irgendwelchen Tonnen mit undefinierbaren, übel riechenden Inhalt. Eben die passende Umgebung für dieses Vieh, dessen Spur ihn hierher geführt hatte. Nun, dann musste er seine Suche eben abbrechen. Nach dieser Pleite gestern mit Rin, war das eine weitere Niederlage, die er sich eingestehen musste. Das war frustrierend. Dabei hatte er geglaubt, nach dem Zusammentreffen gestern endlich eine Spur zu haben. Scheinbar hatte er diesen Köter unterschätzt. Wieder einmal. Dabei hatte er sich geschworen, dass dies nicht noch einmal vorkommen würde. ‚Weißt du, ihr Vampire seid so berechenbar. Es ist schon beinnahe zu einfach euch eine Falle zu stellen. Zu deinem Glück, bin ich aber nicht an deinem Leben interessiert.’ Laut fauchend fuhr Rave bei dieser Stimme herum, doch er konnte niemanden erkennen und was das schlimmste war, auch niemanden wahrnehmen. ‚Nein, ganz kalt.’ Der belustigte Ton, des Werwolfes machte Rave beinnahe rasend. Das er ihn nicht ausmachen konnte trug noch sein übriges dazu bei. Rave hob den Blick und endlich konnte er ihn sehen. Der Wolf stand in seiner tierischen Gestalt auf dem Dach eines der Gebäude, die den Hof umgaben. Der nun schon im abnehmen begriffene Mond beleuchtete seine Gestalt so, dass sie kaum zu übersehen war. Warum also hatte er ihn nicht gesehen und vor allem nicht gespürt. Seine Sinne schlugen doch schon Alarm, wenn ein Werwolf Kilometerweit entfernt von ihm auftauchte. Warum also hatte er ihn nicht wahrgenommen? Es war nirgendwo aufgeführt, dass Werwölfe ihre Aura verbergen konnten. Das dieser es konnte rang Rave ein wenig Respekt ab, was aber nichts daran änderte, dass er ihn töten würde. ‚Oh du hast mich doch gefunden. Glückwunsch. Scheinbar begehen wirklich nur die Menschen, den Fehler nie nach oben zu sehen.’ Tarys sprang vom Dach und landete etwas entfernt von dem Vampir auf dem Boden. ‚Also weswegen bist du meiner Spur gefolgt?’ Was für eine blöde Frage. „Das weißt du genau.“ Rave lies seine Krallen wachsen und auch seine Eckzähne nahmen die typisch vampirische Form an. Tarys nickte. ‚Ja ich weiß. Du hast mich vermisst.’ Rave knurrte bei dem amüsierten Ton, in dem der Werwolf das aussprach. „Ja das habe ich wirklich. Denn nur wenn ich dich wieder treffe, kann ich dich töten.“ Seine Schnelligkeit und die Überraschung, die seine Antwort bei dem Werwolf bewirkt hatte, nutzend brachte er sich neben ihn. Seine Krallen rissen tiefe Wunden in das Fleisch des Wolfes. Rasch wollte er sich wieder zurückziehen, als er die Zähne seines Gegners in seinem Handgelenk spürte. Er unterdrückte einen Schmerzenslaut. Mit der anderen Hand, schlug er dem Wolf auf die Schnauze. Mit einem leisen Knurren lies er Raves Handgelenk los, gab ihm aber zeitgleich mit seiner Vorderpfote einen Stoß, der den Vampir zu Boden gehen ließ. Hastig wollte Rave sich von ihm entfernen, doch diesmal half ihm auch seine Schnelligkeit nichts, da der Wolf ihn mit einer Pfote auf seiner Brust unten hielt. ‚Können wir uns jetzt unterhalten?’ Tarys legte den Kopf leicht schief. „Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten.“ Rave rammte seine Krallen in die Schulter der Pfote, die ihn am Boden hielt. Ein unwilliges Geräusch kam von dem Werwolf, bevor er mit seinem gesamten Körper über ihn kam. Er wandelte sich und einige Sekunden später wurden Raves Hände gepackt und auf den Boden gedrückt. Den restlichen Körper hinderte er einfach an weiteren Bewegungen indem er sich auf die Hüfte des Vampirs setzte. „Du bist wirklich widerspenstig. Dabei will ich dir doch nur helfen.“ „Helfen!“ Rave wand sich unter dem Anderen. Das war wirklich eine schlechte Position und sehr gefährlich, wenn er an ihr letztes Zusammentreffen dachte. Obwohl er seine Flügel diesmal zum Glück nicht eingesetzt hatte. „Ja helfen.“ Tarys verdrehte die Augen und beugte sich zu ihm hinunter. Wenige Zentimeter vor Raves Gesicht stoppte er. „Ich will dir helfen deinem Wunsch näher zu kommen.“ „Was weißt du schon von meinen Wünschen?“ Rave schnaubte angewidert. Das war doch eine sinnlose Konversation. Er versuchte seine Hände zu befreien, doch der Griff des Werwolfes gab nicht nach. Genauso gut konnte er versuchen eine Wand mit bloßen Händen zu zertrümmern. Obwohl er bei der Wand wohl eher Erfolg hatte. „Du willst Marc töten um deinen Jäger für dich zu haben. Ich kann dir dabei helfen.“ Sofort hatte der Wolf seine gesamte Aufmerksamkeit. Das hörte sich doch gut an. Ihm war zwar bewusst, dass Marc zumindest gut mit ihm bekannt sein musste, doch Freundschaft zählte bei diesen Kötern nur wenig. Immerhin waren es Tiere. „Erzähl weiter.“ Tarys lächelte wissend. „Nun da Marc mein Freund ist, kann ich dich ihn nicht töten lassen. Doch ich habe Pläne mit ihm. Große Pläne die, wenn ich Erfolg habe, sich auch auf dich und deinen Freund auswirken. Zumindest wird er euch dann kaum mehr über den Weg rennen und wenn, dann nur bei Vollmond.“ „Das bedeutet aber, dass er immer noch lebt und das ändert die Lage nicht im geringsten.“ Rave funkelte den Wolf wütend an. Das er nur von ihm benutzt werden würde wenn er einwilligte, war ihm klar, doch warum sollte er zustimmen, wenn es für ihn keine positiven Veränderungen gab? „Doch das tut es.“ Sein Gegenüber erwiderte seinen wütenden Blick amüsiert. „Denn wenn alles beendet ist, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten für Marc. Entweder er holt den Jäger zu sich oder er bricht mit ihm. Da er ihn bis jetzt nicht geholt hat, wird er ihn auch dann nicht holen und die Möglichkeit die dann bleibt, muss ich dir wohl nicht erklären oder?“ Nein, das musste er nicht, doch was könnte Rins Köter zu so einem Schritt veranlassen? Bis jetzt hatte ihn doch auch nichts davon abgehalten Rin nachzustellen. „Was macht dich so sicher, dass du Erfolg haben wirst?“ Tarys lachte kurz. „Ich bin mir nicht sicher. Doch warum sollte ich versagen?“ Die Logik leuchtete ihm zwar nicht ganz ein, doch komischerweise konnte Rave auch nichts dagegen sagen. Das klang gut für ihn, sogar sehr gut. Doch die Sache hatte noch einen Haken. „Was willst du dafür?“ „Ah ja da war ja noch was.“ Grinsend sah er ihn wieder an. „Ich will Informationen von dir. Unser Anführer ist sehr daran interessiert was die Vampire so treiben. Und keine Sorge ich will ja keine taktischen Geheimnisse von dir erfahren, sondern nur ein paar Hinweise die nützlich sein könnten.“ „Ich bin leider nicht über die Züge des Clans informiert und pflege auch keinen Umgang mit dessen Angehörigen.“ Da log er nicht einmal. Rave hielt sich soweit es ging vom Clan fern und selbst wenn er in die Pläne von Shalyn informiert wäre würde er sie diesem Köter nicht verraten. Schließlich waren es seine Brüder und Schwestern um die es da ging. „Schade. Dann musst du mir meine Mühen wohl mit Naturalien bezahlen.“ Tarys Grinsen wurde noch eine Spur breiter als er sich näher zu ihm beugte. Bloß nicht. „Keine Hinweise, die meinen Brüdern und Schwestern schaden.“ Soviel zu seinem Entschluss, doch bevor er wieder mit diesem Köter intim wurde, entschied er sich lieber für das kleinere Übel. „Das sagte ich doch. Dann sind wir uns also handelseinig?“ Fragend sah Tarys den Vampir an. „Ja das sind wir.“ Rave hatte nichts zu verlieren, warum sollte er dann nicht diesen Handel eingehen. Er konnte ihn immer noch töten, wenn dieser es geschafft hatte Marc von Rinion zu isolieren. „Gut.“ Damit beugte er sich zu Rave und legte seine Lippen auf die des Vampirs. Rave war im ersten Moment zu überrascht um zu reagieren, doch dann biss er dem Werwolf in die Lippe. „Das war so nicht ausgemacht.“ Seine Augen funkelten Tarys wütend an. Tarys lächelte nur und löste sich von Rave. Mit einer Hand machte er eine wegwerfende Bewegung. „Ach mir war eben gerade danach.“ Er wandelte sich wieder in seine tierische Form. „Also dann, du hörst von mir.“ Damit sprang er wieder auf das Dach und war wenige Augenblicke später verschwunden. Rave stand ebenfalls auf. Angewidert fuhr er sich über die Lippen. Das war ja ekelhaft. Ja er würde mit ihm zusammenarbeiten, bis er sein Ziel erreicht hatte. Dann und erst dann würde er ihn umbringen. Soviel war sicher. Mit diesem Entschluss machte er sich auf den Weg zurück in seine Wohnung. Sein Ziel für heute Nacht hatte er ja erreicht. Tarys war mit sich zufrieden als er sich wieder auf den Heimweg machte. Es war zwar nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte, doch das jetzige Arrangement mit dem Vampir war auch nicht schlecht. Zumindest hatte er etwas um Zeno zufrieden zustellen, dass war schon einiges Wert. Auch wenn er nichts davon hielt sich bei Anderen einzuschleimen, dass würde ihn etwas beschäftigen. So hatte er seine Ruhe. In letzter Zeit wurde er ihm wirklich lästig. Seit ihm klar geworden war, dass es einige gab, die ihn stürzen wollten, war er allen anderen Reinen gegenüber misstrauisch. Zurecht wie Tarys wusste. Doch ihm gegenüber war es sinnlos. Er hatte kein Interesse daran gegen ihn zu kämpfen und Anführer zu werden. Diese Aufgabe sollten ruhig Andere übernehmen. Es gab jemanden, der fähiger war als er selbst, sollte dieser doch diese Aufgabe übernehmen. Kurz schweiften seine Gedanken zu Marc. Ob er heute wohl auch wieder mit seinem Schüler jagen würde? Oder war der Einfluss des Mondes schon zu schwach? Er sah hinauf zum Mond, der zwar noch voll aussah, doch schon begann abzunehmen. Kaum merklich, doch für seine Augen war es ein leichtes das zu erkennen. Nun der Kleine war zwar niedlich doch nicht sein Problem. Jedoch hoffte er nicht, dass er seine Pläne bezüglich Marc störte. Wenn schon, dann musste er ihn eben für einige Zeit ruhig stellen, für ihn keine große Sache. Tarys beschleunigte seine Schritte und war schon bald bei einem der unzähligen Eingänge zu ihren Höhlen angekommen. Dem Mond noch einen letzten Blick zuwendend, betrat er den dunklen Gang, der ihn unter die Erde führte. Dem Werwolf, der hier Wache hielt nur kurz zunickend machte er sich dazu auf sein Schlaflager aufzusuchen. Leider kam es dazu nicht so rasch wie er wollte. ‚Tarys wo warst du?’ Langsam drehte sich der Jüngere zu dem Sprecher um. ‚Ich war draußen und habe den Mond genossen, solange er noch so intensiv ist.’ Das war nicht verboten, also konnte man es ihm kaum zur Last legen. Zeno betrachtete ihn kurz. ‚Warst du alleine?’ ‚Ja.’ Tarys neigte leicht den Kopf. Der Ältere seufzte nur. ‚Das solltest du nicht. Es ist gefährlich da draußen, solange der Jäger nicht gefasst ist.’ Tarys war froh in seiner Reinform zu sein, sonst müsste er sich nun beherrschen um nicht genervt die Augen zu verdrehen. ‚Ich werde beim nächsten Mal daran denken Vater.’ ‚Dein Leichtsinn könnte dir noch einmal zum Verhängnis werden.’ Damit wand sich Zeno um und betrat einen der vielen Seitengänge. Den Kopf schüttelnd, setzte Tarys seinen Weg fort. Diese Vorsicht war eindeutig übertrieben. Bis jetzt war er noch mit jedem Gegner fertig geworden. Doch Zeno musste ja um ihn besorgt sein. Schließlich war er ein Reiner und so sehr er den Reinen derzeit misstraute, er brauchte jeden von ihnen. Er schwängerte jedes Weibchen, dass wieder trächtig war, obwohl er sich damit auch gleichermaßen potentiellen Feinde heranzog. Doch er brauchte sie um gegen die Vampire kämpfen zu können. Ein Ziel, dem er sich ganz verschreiben hatte. Es war ein Teufelskreis, der für Tarys ganz klar ersichtlich war. Wahrscheinlich war es auch Zeno bewusst, doch um sein Ziel zu erreichen, war ihm wohl jedes Mittel recht. Tarys war gespannt wie weit Zeno seine Pläne verwirklichen konnte. Endlich seinen Schlafplatz erreichend, streckte er sich, bevor er sich auf den Boden legte. Er gähnte noch einmal und legte seinen Kopf auf die Vorderpfoten. Seinen Schlaf hatte er sich wirklich verdient, nach dieser Nacht. Es dauerte auch nicht lange, bis er eingeschlafen war. Kapitel 21 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 21/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Müdigkeit und ihre Auswirkungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Gähnend wachte der Schwarzhaarige auf und sah sich um. Sein Rücken schmerzte, was kein Wunder war, schließlich hatte er auf der Couch geschlafen. Er war einfach zu müde gewesen, um sich noch ins Bett zu schleppen. Kein Wunder nachdem er mehrere Nächte lang durchgemacht hatte. Anscheinend wurde er langsam zu alt für so etwas. Ein leichtes Lächeln legte sich bei diesem Gedanken auf Marcs Lippen. Das war ein blöder Gedanke, selbst für ihn. Ja, er war alt, doch das bedeutete nichts bei ihnen. Schlimm wurde es erst, wenn seine Kräfte sichtlich nachließen. Dann würden die Kämpfe beginnen, so wie jetzt bei Zeno. Es behagte ihm nicht, dass Zenos Position nun in Gefahr war. Und das ausgerechnet wegen ihm und Rin. Doch er hatte Rin ein Versprechen gegeben und solange dieser sich daran hielt, würde er es ebenfalls nicht brechen. Rins Vertrauen wollte er nicht verlieren, dafür war es ihm zuviel wert. Obwohl er hatte es ja nicht einmal wirklich. Sein Mischling vertraute ihm nur in der Hinsicht, dass er sein Wort hielt, weiter reichte es nicht. Marc streckte sich genüsslich und stand auf. Wenn er schon einmal in seiner Wohnung war, konnte er sich endlich wieder einmal ausgiebig duschen. Viel musste er ja nicht ausziehen. Er trug lediglich einen bodenlangen Mantel, den er aus seinem Versteck nahe seiner Wohnung geholt hatte. Bei Gelegenheit sollte er ihn wieder dort verstauen, fürs nächste Mal. Er hasste es sich wie die Menschen zu bewegen, dass war so langsam im Gegensatz zu dem was ein Werwolf in der gleichen Zeit zurücklegte. Außerdem war er ein Wolf, warum sollte er es leugnen? Als Mensch sah er sich seit seiner Umwandlung schon nicht mehr. Er war über Zenos Geschenk erfreut gewesen, weswegen ihm Tobis Unwille gegenüber diesem Geschenk so irritiert hatte. Er steifte sich den Mantel von den Schultern und ließ ihn unbeachtet zu Boden fallen, bevor er ins Bad ging. Die Dusche anstellend warf er einen Blick in den Spiegel. Gut, man sah ihm die Anstrengungen der letzten Tage und Nächte nicht an. Es war schwer tagsüber arbeiten zu gehen und Nachts einen jungen Werwolf auszubilden. Doch nun konnte er sich ja Zeit lassen. Bis zum nächsten Vollmond dauerte es noch ein wenig, bis dahin konnte er Tobi in Ruhe die Theorie beibringen. Vielleicht machte ja auch Tarys mit, doch darum bitten würde er sicher nicht. Noch tiefer wollte Marc nicht in dessen Schuld stehen. Marc stieg unter die Dusche und schloss genießend die Augen. Doch so sehr er diese Dusche auch genoss, dass Problem mit Zeno stand noch immer im Raum. Wenn er stürzte, würde er ihn unweigerlich mit in die Tiefe reißen. So war es immer, Meister und Schüler fielen zusammen. Ob er mit Zeno reden sollte, oder würde dieser ihn auch als Rivalen ansehen. Wenn, dann sollte er ihm klarmachen, dass er nicht an seinem Untergang interessiert war, er erlitt dadurch nur Nachteile. Selbst würde er sich nie gegen Zeno stellen, immerhin verdankte er ihm dieses Dasein, außerdem hatte es noch nie ein Schüler gewagt sich gegen seinen Meister zu stellen. Schon gar nicht wenn er das Alphatier war, die anderen Reinen würden ihn in der Luft zerreißen, wenn er seine Niederlage überlebte. Einige Zeit später beendete Marc seine Dusche und ging, nackt wie er war, in sein Schlafzimmer, wo er sich seine Sachen herrichtete. Schließlich hatte er noch eine Alibiarbeit, der er nachgehen wollte. Wirklich wichtig war sie für ihn nicht wirklich, aber sie war praktisch um einige Morde, die von Werwölfen ausgeführt wurden, zu vertuschen. Er schüttelte sich kurz, in dieser Gestalt hatte es nicht ganz den gewünschten Effekt, deswegen half er noch schnell mit einem Handtuch nach, bevor er sich anzog. Die Haare würden schon von alleine trocknen. So verließ er seine Wohnung, es war sowieso schon viel zu spät für ihn. Normalerweise sollte er schon seit zwei Stunden bei seiner Arbeit sein, doch da kein Anruf gekommen war, stand sowieso nichts wichtiges an. Also bestand kein Grund zur Eile. Gemächlich schlenderte Marc durch die Straßen, als ihm ein bekannter Geruch auffiel. Aufmerksam glitt sein Blick über die Menschenmenge, bis er die gesucht Person fand. Glück musste man haben, so ersparte er sich einen Besuch bei diesem daheim. Lächelnd machte sich Marc auf den Weg zu dem Blondhaarigen. Doch kurz bevor er ihn erreichte hielt ihn eine Hand zurück, die plötzlich an seiner Brust lag. „Nicht so schnell Köter.“ Ach Gott, denn hatte er ja fast vergessen. Mit einem Seufzen sah er zu dem Vampir. Inzwischen hatte ihn auch Rinion bemerkt und betrachtete die Szene kritisch. Man merkte, dass er keine Lust hatte mit ihm zu reden. Sein Pech. „Ich habe keinen Streit mit dir.“ „Ich aber mit dir.“ In den Augen des Vampirs blitzte es kurz golden auf. Marc packte die Hand, die auf seiner Brust lag und zog den Braunhaarigen zu sich. Als ihre Gesichter nur noch ein Stück voneinander entfernt waren, ließ er sich erst zu einer Erwiderung herab. Seine Stimme war nur für den Vampir hörbar. „Hör zu, keiner wird mich davon abhalten mit Rin zu sprechen, schon gar kein Blutsauger wie du.“ Sein Grinsen wurde breiter, als er einen schwachen Geruch an ihm wahrnahm. „Aber, aber Rave, wir werden doch nicht die Gesellschaft eines Werwolfes aufsuchen, oder?“ Mit der Reaktion des Vampirs hatte er gerechnet, doch kam sie zu schnell, als das er noch etwas dagegen machen konnte. Außerdem konnte er dem Vampir diesen kleinen Sieg ruhig gönnen. Zwar brannte seine Wange von dessen Ohrfeige und er spürte die Kratzer, die dessen Krallen hinterlassen hatten, doch das war nichts was sich länger als eine Minute halten würde. „Verfluchter Köter.“ Rave riss sich von ihm los. „Rave das reicht.“ Rinion trat neben seinen Freund und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Vampir sah ihn einen Moment schweigend an und wand dann den Kopf ab. „Es ist deine Entscheidung Rin.“ Marc war klar, dass der Vampir ihn nur so nannte, weil er dabei war, doch es störte ihn. Es war klar, dass auch andere ihn bei diesem Namen riefen, doch bis jetzt hatte er es als sein Vorrecht angesehen ihn so zu nennen. Doch davon ließ er nichts nach außen dringen. Eifersucht war etwas für Menschen ohne Selbstvertrauen, nichts für Werwölfe. „Was willst du?“ Rinion sah ihn fragend an. Es war eine nette Abwechslung, dass er heute nicht kämpfen wollte, vielleicht lag es aber auch an den vielen Menschen in ihrer Umgebung, dass er sich zurückhielt. „Gehen wir ein Stück.“ Er machte eine einladende Handbewegung in die entsprechende Richtung. Der Angesprochene folgte dieser Einladung und gemeinsam gingen sie ein paar Meter. Dicht gefolgt von Rave, der Marc keinen Moment aus den Augen ließ. Nach einigen Minuten, die sie geschwiegen hatte drehte sich Rinion zu dem Vampir um. „Das ist kindisch Rave. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ „Aber ich…“ „Rave.“ Die Stimme des Jüngeren war mahnend und er warf einen bedeutenden Blick zur Sonne hinauf. Das schien den Ausschlag zu geben. „Gut.“ Damit beschleunigte er seine Schritte und ging an ihnen vorbei. Natürlich nicht, ohne Marc dabei noch einmal grob anzurempeln. Kurz darauf war er in der Menge verschwunden. Über diese Reaktion konnte Marc nur lächeln. Der Vampir benahm sich wie ein kleines Kind und wer wusste, vielleicht war er das auch. „Also was willst du?“ Rinion sah ihn abermals fragend an. Seine Frage war noch immer nicht beantwortet. Marc ging wieder weiter, so das der Andere ihm folgen musste. „Warum hast du eingewilligt?“ Rinion schnaubte genervt. „Weil du mich erpresst hast.“ „Und?“ Es war nicht das erste Mal, dass er ihm gedroht hatte, doch bis jetzt hatte es nie Wirkung gezeigt. Deswegen erstaunte ihn dieses plötzliche einlenken. „Ich hatte meine Gründe. Das muss reichen.“ Der Blick des Jägers war stur geradeaus gerichtet. „Nein das tut es nicht.“ Mit einer groben Bewegung riss er Rin herum und drückte ihn mit dem Rücken gegen die nächste Hausmauer. Seine Hände postierten sich neben seinen Schultern an der Wand, so konnte er ihm wenigstens nicht wieder ausweichen. Die Passanten um ihn herum, waren ihm dabei ziemlich egal. Marc grinste wissend. „Es geht um das Leben eines Werwolfes, da machst du normalerweise keine Kompromisse. Warum also diesmal?“ Nun funkelte ihn Rin wieder gewohnt wütend an. „Ich werde dir meine Gründe sicher nicht darlegen. Ich bin dir in keinster Weise verpflichtet.“ Das Grinsen des Wolfes wurde noch um eine Spur breiter. „Und ob du das bist. Du gehörst mir mit jeder Faser deines Körpers, der mit meinem Blut umgewandelt wurde.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein flüstern gewesen. Seine Lippen legten sich auf die des Mischlings und küssten ihn. Erfreut stellte er fest, dass dieser den Kuss nach einigen Sekunden erwiderte. Egal was heute mit Rin los war, es konnte ruhig noch eine Weile andauern. Durch die Erwiderung mutiger geworden suchte er mit seiner Zunge Einlass in dessen Mund, der ihm auch gewährt wurde. Unbewusst kam auch sein Körper näher an Rins. Für ihn war klar, dass er diese sanfte Spiel nicht lange fortsetzten konnte, dafür war er einfach zu dominant. Deswegen verstrickte er Rins Zunge auch in ein wildes Spiel, dass aber auch dieser nicht aufgeben wollten. Da standen sie nun auf der Straße umgeben von Menschen in ihren eigenen kleinen Kampf verwickelt. Eine Tatsache, die Marc aber erst auffiel als er den Kuss wieder beendete. Das Lächeln, dass Rin ihm nun zeigte, ließ ihn nichts Gutes ahnen. „Nun solltest du mich loslassen, wenn du in Zukunft noch Nachwuchs haben willst. Es ist zwar nicht Silber, doch es ist scharf.“ Es dauerte einige Augenblicke bis Marc merkte, worauf Rin anspielte. Und noch etwas länger bis er das Messer bemerkte, dass dieser gegen eines seiner wichtigsten Stücke drückte. „Würdest du das wirklich machen?“ „Willst du es ausprobieren?“ Der Blondhaarige verstärkte den Druck auf das Messer noch etwas. Dabei sah er ihn belustigt an. Marc sah ihn einen Moment an und lachte dann amüsiert. Das war einer der Gründe warum er Rin immer wieder provozierte. Es wurde nie langweilig mit ihm. Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, trat er einige Schritte zurück. „Für heute hast du gewonnen, doch wir werden uns wieder sehen. Bald.“ Oh ja, dass würden sie, diesen Entschluss hatte er gerade eben gefasst. Es wurde Zeit alte Erinnerungen wieder aufzufrischen, selbst Zeno hatte dem zugestimmt. Er sollte seinen Jäger doch ruhig halten. Mit einem amüsierte Lächeln zwinkerte er Rin noch einmal zu und machte sich dann endgültig auf den Weg zu seiner Arbeit. Rinion sah ihm noch einige Momente nach, bevor er das Messer wieder einsteckte. Es war eine Fehleinschätzung wenn jemand glaubte, dass er jemals ohne Waffe aus dem Haus ging. Nicht einmal wenn er so übermüdet war wie heute. Diese Vollmondmarathons zehrten an seinen Kräften. Auch er war nur ein Mensch. Drei Tage und Nächte ununterbrochen wach zu sein, war mehr als nur anstrengend. Auch für ihn, der unreines Blut in sich trug. Müde machte er sich wieder auf den Weg zu seiner Arbeit. Eigentlich hatte er auf einen Spaziergang bestanden, um durch die Frischluft wieder wach zu werden. Nachdem ihn der Vampir heute geweckt hatte, etwas wofür er ihn am liebsten umgebracht hätte, wenn er nicht schon tot wäre, brauchte er das. Diese drei Nächte konnte er sich zwar voll und ganz konzentrieren, doch am vierten Tag, wenn diese Vorsicht nicht mehr notwenig war, fiel ihm jede Handlung schwer. Was die Wahl des richtigen Augenblicks anging war Marc wirklich ein Meister. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er diesen Kuss verhindert. Stöhnend legte Rinion ein Hand an seine Stirn. Gott, was hatte er nur getan oder besser zugelassen? Selbst heute, in diesem Zustand hätte er es verhindern sollen. Nicht nur das er jegliche Gegenwehr unterlassen hatte, nein, er hatte diesen Kuss auch noch erwidert. Verdammt es hatte ihm gefallen. Warum hatte er Rave nur weggeschickt? Mit ihm an seiner Seite wäre das nie passiert. Nein, er wusste ja warum er das gemacht hatte. Es war für ihn an der Zeit, wegen der Sonne. Der Vampir musste schon Schmerzen gehabt haben, trotzdem wollte er bei ihm bleiben, als Marc aufgetaucht war. Wie dumm Rave doch war, in seinem Irrglauben ihn zu lieben. Eine Liebe von der der Vampir selbst wusste, dass sie aussichtslos war. Ein leises Stöhnen kam über die Lippen des Blondhaarigen, dass aber zu einem erleichterten Seufzen wurde, als er einen Arm spürte, der sich um seine Schultern legte. Entspannt lehnte er sich gegen die Schulter des Anderen. „Du bist so dumm. Warum bist du nicht schon vor gegangen?“ „Ich würde dich nie mit einem dieser Köter alleine lassen. Dafür bist du mir zu wichtig.“ Der Griff um seine Schulter verstärkte sich noch etwas. „Und nun ruf ich uns ein Taxi. Etwas das ich gleich hätte machen sollen.“ Rinion nickte nur. Natürlich, wie hatte er nur annehmen können, dass der Vampir ihn auch nur einen Moment aus den Augen lassen würde. Nicht wenn Marc in der Nähe war. Dafür war Raves Eifersucht auf ihn zu groß. Er sollte es ihm erklären oder? „Rave ich…“ Die Hand des Vampirs legte sich auf seinen Mund. „Ich verstehe es, du musst nichts erklären. Deinen Standpunkt hast du ja klar gemacht.“ Die Hand von Rinions Mund entfernend, winkte er nach einem Taxi. Ja seinen Standpunkt hatte er klargemacht, nur es war ihm nicht so vorgekommen, als hätte sich Rave damit abgefunden. Nun vielleicht hatte er einfach Zeit gebraucht? Ihm war es gleich, Hauptsache er sah es ein warum nie etwas zwischen ihnen passieren konnte. Endlich schien ein Taxifahrer auf Raves Gesten aufmerksam geworden zu sein, denn er hielt vor ihnen. Rinion stieg ein und Rave folgte ihm, wobei er dem Fahrer noch bevor er richtig saß, die gewünschte Adresse mitteilte. „Oder soll ich dich heimbringen?“ Es war eine neutral gestellte Frage. Der Blondhaarige schüttelte den Kopf. „Nein in die Firma. Ich muss immerhin noch etwas arbeiten.“ Eigentlich musste er nicht, das war nur eine Alibiarbeit um die anderen Menschen zu täuschen. „Du bist der Boss.“ Rave legte abermals einen Arm um seinen Schultern und drückte ihn etwas an sich. Rinion nahm dieses Angebot gerne an und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Müde schloss er die Augen. Es dauerte nur wenige Momente bis er schon leicht döste. „Schlaf ruhig ich weck dich, wenn wir da sind.“ Diese Worte von Rave waren das letzte was er hörte, bevor er ein einen leichten Schlaf fiel. Kapitel 22 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 22/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Verrat? So es ist wieder einmal Zeit ein Wort an meine Kommentatoren zu richten. Danke! Eure Kommentare spornen mich richtig an, die Kapitel schnell weiter zu schreiben. Und auch bei allen stummen Leser will ich mich bedanken, dass ihr mich favorisiert habt^^. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Rave!“ Die erfreute Stimme lies ihn kurz innehalten und die Augen verdrehen. Es war ein Fehler hierher zukommen, dass wusste er, doch wo sollte er sonst die Informationen bekommen, die sein Abkommen mit dem Köter forderten? Es war schon schwer genug diesem dämlichen, menschlichen Pförtner klarzumachen, dass auch er ein Angehöriger seiner Rasse war. Beinnahe hätte er Shalyn informiert und auf diese hatte er wirklich keine Lust. Nun, seine Krallen an dessen Kehle hatten den Menschen schnell umgestimmt. Er hatte zwar Rin versprochen nie wieder einen Menschen zu töten, doch das wussten die Menschen ja nicht. Er ergab sich in sein Schicksal und wand sich um. „Astral es freut mich dich wohlbehalten zu sehen. Wie war deine Jagd?“ Es war nur höflich sich nach seinem Erfolg zu erkundigen, wenn er wusste, dass dieser auf der Jagd gewesen war. Mehr war es nicht, pure Höflichkeitsfloskeln ohne richtige Bedeutung. Astral machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es ging. Asiaten schmecken nicht anders als andere Menschen auch. Und wie war deine Jagd?“ Oh nun das war schon etwas interessanter, da sie ja nicht die gleiche Spezies jagten. Vor allem da er seine Beute eigentlich nicht jagen durfte. Rave zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Es ging.“ Wirklich ertragreich war sie ja wirklich nicht gewesen. Vier Wölfe in drei Nächten war nicht wirklich viel. Sie waren um einiges vorsichtiger geworden. Jetzt, wo sie eigentlich nichts mehr zu befürchten hatten. Erleichtert lächelte Astral. „Das ist gut.“ Eine taktisch gute Antwort. So merkte man seinen Worten nichts von seiner Erleichterung an. Was die sprachlichen Formen anging war er wirklich gereift. Jetzt musste er nur noch an seiner Mimik arbeiten, dann konnte er schon in die Fußstapfen seines Vater treten. Auch wenn es noch einige Ewigkeiten dauern würde, bis Astral dessen Ansprüchen gerecht wurde. Denn diese waren gewaltig. „Was willst du eigentlich hier Rave? Ansonsten meidest du den Clan doch so gut es geht.“ Bei den letzten Worten klang Astral leicht enttäuscht. Ja, was machte er hier eigentlich? Er hinterging seine Brüder und Schwestern, doch das konnte er schlecht sagen, vor allem einem anderen Vampir. „Nun ich bin hier, um das zu ändern.“ Den Grund für seinen Sinneswandel musste er ja nicht verraten, solange ihn keiner danach fragte. Selbst dann konnte er immer noch lügen. Es war schon schlimm genug, dass er das alles für einen Werwolf machte, da musste niemand auch noch die niederen Beweggründe wissen, die ihn dazu trieben. Ja, es war niederträchtig und Rave war sich der ganzen Tragweite seines Handelns bewusst. Doch seine Eifersucht trieb ihn dazu, ebenso wie sein verletzter Stolz, dass ein Köter ihm vorgezogen wurde. Auch das Treffen heute hatte seinen Entschluss gestärkt. Es war immer eine Tortur für ihn, wenn er zusehen musste, wie dieser Köter Besitzansprüche auf Rinion geltend machte, die er gar nicht besaß. Immerhin unterlag dieser nicht dem Zauber des Werwolfblutes. Woher also nahm er das Recht, dass nicht einmal ihm selbst zustand? Neben ihm redete Astral munter weiter, wie schön er es fand, dass Rave nun wieder zum Clan zurückfand und ähnliches belangloses Zeug. Rave bekam davon kaum etwas mit, zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Erst bei seinem Namen horchte er auf. „Was?“ Astral sah ihn beleidigt an. „Du hast mir nicht zugehört.“ Es war eine Feststellung keine Frage, also was sollte Rave darauf antworten? „Ich war scheinbar in Gedanken. Was wolltest du?“ „Ich wollte wissen, weshalb genau du nun eigentlich hier bist? Brauchst du etwas?“ „Eigentlich schon.“ Doch er wollte Astral da nicht mit hineinziehen. Wenn sein Verrat entdeckt wurde, dann war das ganz alleine sein Fehler. Es sollte nicht auch noch Astrals Zukunft zerstören. Andererseits würde er mit Astral als seinen Fürsprecher nur allzu leicht an Informationen kommen. Musternd betrachtete er seinen Cousin. Konnte er das mit seinem Gewissen vereinbaren? Noch ein Familienmitglied, dass wegen seinem Eigensinn dem Untergang geweiht war? Sollte seinem Bruder nun auch sein Cousin folgen? Ein Bild seines Bruders tauchte vor seinem inneren Auge auf. Tot und das nur wegen seinem Egoismus. Das gab für Rave den Ausschlag. Astral würde Vain nicht folgen, nicht wegen ihm. Er bemerkte den fragenden Blick von Astral, der scheinbar nur darauf wartete, dass er weitersprach. Leicht schüttelte er den Kopf. „Doch es ist nichts, wobei du mir helfen könntest.“ „Was?“ Der Jüngere sah ihn verwundert an. „Aber ich habe derzeit hier freie Hand. Natürlich kann ich dir helfen.“ Anscheinend war Astral seine Lage hier nicht ganz bewusst. Vielleicht sollte er ihn darüber aufklären so hart es auch war. „Astral, du hast hier nicht freie Hand. Das hat Shalyn. Du wirst hier geduldet, weil du der bist, der du bist und weil dein Vater der ist, der er eben ist. Das bedeutet aber nicht, dass du auch gewollt bist. Man kann dich einfach nur nicht loswerden ohne deinen Vater zu verärgern. Es tut mir leid.“ Dieser letzte Satz hatte eine tiefere Bedeutung. Damit entschuldigte Rave sich schon im voraus bei Astral für das, was er im Begriff war zu machen. Er brachte Schande über seine Familie und selbst wenn sie es nicht herausfanden, er würde es immer wissen. Doch für ihn war es die Sache einfach wert. Astral schien jedoch nichts von seinem inneren Zwiespalt mitzubekommen. Er zuckte nur mit den Schultern und lächelte scheu. „Ach weißt du, dass ist mir schon klar. Doch es stört mich nicht. Mein Vater ist nun mal das Oberhaupt dieses Clans und das ist auch gut so. Die Freiheiten die mir wegen seiner Position gegeben sind nutze ich eben aus. Daran ist nichts verwerfliches.“ Überrascht sah Rave den Jüngeren an. Scheinbar war er in den Jahren, die er ihn nicht gesehen hatte, doch reifer geworden als er gedacht hatte. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist wirklich erwachsen geworden Astral. Entschuldige, dass ich das nicht gleich bemerkt habe.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Nun sollte er wohl damit aufhören ihn wie ein Kind zu behandeln. Misstrauisch sah ihn der Silberhaarige an. „War das jetzt ein Kompliment.“ Über diese vorsichtig gestellte Frage musste Rave kurz lachen. „Ja Astral, dass war ein Kompliment.“ Er warf einen Blick über seine Schulter. All zuviel Zeit sollte er hier nicht vertrödeln, sonst lief er Shalyn noch früher über den Weg als er wollte. Dann war er umsonst hergekommen. „Ich muss leider weiter Astral. Bis bald.“ Damit wand er sich von dem anderen Vampir ab und folgte seinem ursprünglichen Weg. Jedoch wurde er abermals von der Stimme des Anderen zurückgehalten. „Bist du sicher, dass ich dir nicht helfen kann?“ Rave blieb stehen und schüttelte den Kopf. Bewusst drehte er sich nicht zu seinem Cousin um. Er sollte nicht sehen was in ihm vorging. „Nein, dass muss ich alleine regeln.“ Damit zwang er sich wieder weiterzugehen. Je schneller er das durchzog, umso schneller konnte er wieder verschwinden. Vor dem Raum, den er aufsuchen musst, stand ein Vampir und musterte ihn misstrauisch. Natürlich war hier eine Wache aufgestellt, immerhin befanden sich hinter dieser Tür die meisten Informationen Shalyns Pläne betreffend. Als ob die so gut wären um sie schützen zu müssen. Es war nicht gerade erstrebenswert zu erfahren, welche taktischen Pläne ihr jahrhundertealtes Hirn sich zusammenspann. Doch für einen Werwolf würde es allemal reichen. Vielleicht führte das nur dazu, dass diese die Vampire unterschätzten. Rave hob den Blick und seine Augen färbten sich golden. Er wusste wie sich Höhergestellte gaben und bewegten, immerhin war er einer von ihnen. Leute wie diese Wache waren eigentlich so tief unter seiner Würde, dass sie nur mit sehr viel Glück ein Wort an ihn richten würde. Dieser würde sicher mehr als nur das tun und das könnte sein Verderben sein. Die Wache hob einen Arm, als er sah, mit welcher Absicht Rave auf ihn zukam. „Der Zutritt ist nur für Lady Shalyn und ihren Beraterstab gestattet.“ Rave nickte nur, blieb aber nicht stehen. Das brachte den Vampir dazu sich mit seinem Körper vor die Tür zu stellen. „Halt. Ich kann euch nicht durchlassen.“ Rave blieb vor ihm stehen und musterte ihn kühl. „Scheinbar weißt du nicht wer ich bin.“ Nun wurde die Wache etwas unsicher, was man an ihrem Blick bemerken konnte. „Doch das ist mir bewusst, nur ist das auch einer der Gründe warum ich euch nicht durchlassen kann.“ Das war ja nett, also hatte Shalyn schon dafür gesorgt, dass er wie ein Verräter behandelt wurde, bevor er wirklich einer wurde. Wenn diese Sache nicht so eine derartige Frechheit wäre, würde Rave sogar darüber lachen. Seine Hand legte sich innerhalb eines Augenblicks um den Hals des Mannes und drückte ihn gegen die Tür. „Hör zu ich sage es nur einmal, bevor ich wirklich gewalttätig werde. Ich habe das Recht jedes Zimmer zu betreten, egal welches es ist. Deine Herrin soll sich meinetwegen bei meinem Onkel beschweren, ist mir auch Recht. Ich werde dieses Zimmer betreten. Es liegt nur an dir, ob du dann noch lebst oder nicht.“ Es war Rave bitter ernst mit diesen Worten. Eine Leiche mehr oder weniger, die seinen Weg zierte war auch nicht mehr wichtig. Verdammt war er sowieso, wenn er den menschlichen Priestern Glauben schenkte. Es war ihm zwar zuwider einen seiner Brüder zu töten, doch er glaubte nicht, in diesem Fall soweit gehen zu müssen. Rave löste seinen Griff wieder vom Hals der Wache und wie erwartet hatte dieser nichts eiligeres zu tun als ihm aus dem Weg zu gehen. Na bitte, es ging doch. Ohne ein weiteres Wort trat er ein und setzte sich an einen der Computer. Dieser war zwar gegen unbefugte Zugriffe geschützt, doch für jemanden, der sich den ganzen Tag mit Programmen beschäftigte, war es ein leichtes diese Barrieren zu überwinden. Rasch speicherte er die meisten Daten auf einem USB Stick, bevor er seine Spuren verwischte und den Computer wieder herunterfuhr. Danach verlies Rave den Raum mit dem selben kalten Blick wieder, mit dem er ihn betreten hatte. Was allerdings unnötig war, da die Wache verschwunden war. Zweifellos um Verstärkung zu holen oder Bericht zu erstatten. Höchste Zeit zu verschwinden. Rave beschleunigte seine Schritte, jedoch nicht so das es auffällig wäre. Immerhin hatte er ja nichts zu verbergen. Unbehelligt erreichte er den Ausgang und atmete die frische Nachtluft ein. Seine Hand festigte sich um den kleinen Gegenstand mit den wichtigen Daten. Nun musste er nur noch in seine Wohnung um die Daten auszuwählen, die er dem Köter zukommen lassen konnte. Kapitel 23 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 23/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Traum oder Wirklichkeit? „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Rinion seufzte zufrieden als er die Haustür hinter sich schloss. Das war ein anstrengender Tag gewesen. Wie immer nach diesen nächtlichen Ausflügen. Zu seinem Glück hatte sich Rave ziemlich schnell aus dem Staub gemacht, viel länger hätte er sich nicht mit ihm unterhalten können. Müde gähnte er und ging ins Bad, wo er sich noch eine schnelle Dusche gönnte. Doch auch hier hatte er schon Schwierigkeiten die Augen offen zu halten. Na ja, es war ja keine Tragödie, immerhin wollte er ja auch nicht mehr lange aufbleiben. Rasch beendete er seine Dusche und ging mit einem Handtuch um die die Hüfte in sein Schlafzimmer. Es würde reichen wenn er sich heute nur eine Hose anzog, da er ein Shirt erst aus dem Kasten suchen müsste. Bei dem Chaos in seinem Schrank eine Aufgabe die heute über seine Kräfte ging. Aus diesem Grund schlüpfte er nur in seine Hose, lies das Handtuch unbeachtet auf den Boden fallen und sich selbst ins Bett. Für diese drei Nächte würde er eine bessere Lösung finden müssen. Komischerweise dachte er das immer, doch noch nie hatte er etwas dagegen gemacht. Mit diesen Gedanken schlief er ein. Es war ein traumloser Schlaf, wie Rin ihn oft hatte. Doch plötzlich merkte er, wie er begann zu träumen. Es war wie wenn er aufwachen würde, doch Rin wusste, dass er träumen musste, da dies niemals in der Realität passieren würde. Eine Gestalt beugte sich über ihn und auch wenn er sie nicht erkennen konnte, wusste er wer es war. Es war immerhin sein Traum deswegen konnte es nur einer sein. Lippen legten sich auf die seinen und Rinion erwiderte diesen Kuss, öffnete sogar bereitwillig seine Lippen. Er kannte diese Lippen, diese Art zu küssen. Erst heute hatte er sie, wenn auch überraschend, gespürt. Der Zunge, die in seinen Mund eindrang, kam er freudig entgegen und verwickelte sie in ein verlockendes Spiel. Heute wollte Rinion nicht kämpfen, nicht in seinem Traum, hier konnte er sich einfach fallen lassen. Seine Arme legten sich um den Hals der Person, um diesen so noch näher zu sich und in den Kuss zu ziehen. Eine Hand fuhr sanft über Rinions Brust und suchte sich ihren Weg hinab zu seinem Bauch. Wo die Finger des Anderen begannen ihn zu streicheln. Nach einer viel zu kurzen Zeit, wie es Rin vorkam, lösten sich ihre Lippen wieder voneinander. Sein Griff um den Hals festigte sich, er wollte mehr davon. „Marc.“ Dieser Name klang wie eine Forderung, doch war es eher eine Bitte. Eine Bitte nach mehr, der von dem Angesprochenen auch gleich nachgegeben wurde. Abermals wurden Rinions Lippen von denen des Anderen verschlossen. So einen Traum hatte er noch nie gehabt. Zumindest war ihm bis jetzt keiner so real vorgekommen. Doch wenn er ihn schon hatte, dann wollte er ihn auch auskosten. Rins Hände glitten sanft über den Rücken, den er so gut kannte. Auch der Oberkörper seines Gegenübers war bereits entkleidet, sodass er dessen Muskeln deutlich fühlen konnte. Marcs Hand, die auf seinem Bauch ruhte, setzte seinen Weg nach unten fort und suchte sich einen Weg unter den Bund der Hose, die Rinion trug. Streichelnd fuhr er weiter hinab, sparte die empfindliche Stelle allerdings aus und liebkoste nur die Innenseite von Rinions Oberschenkel. Der Blondhaarige seufzte in den Kuss. Es war wie er es in Erinnerung hatte, nur um einiges besser. Da ihm bewusst war, dass dies ein Traum war, konnte er sich gehen lassen und musste keinen Widerstand aufbauen. Seine Hände glitten über den Rücken hinab zur Hüfte, wo sie leichten Druck ausübten. Er wollte ihn spüren hier und jetzt. „Nicht so hastig.“ Rin schloss die Augen, als er den Atmen des Anderen an seinen Lippen spürte, von denen er sich für diese Worte getrennt hatte. Leider nahm er diese Tätigkeit nicht wieder auf, sondern fuhr mit den Lippen über seinen Hals hinab. Gleichzeitig spürte Rin wie seine Hose von seiner Hüfte gezogen wurde. Marc glitt immer weiter hinab, Rinions Körper dabei mit seinen Lippen liebkosend. Unwillkürlich beschleunigte sich der Atem Rins und seine Hände glitten von Marcs Hüfte. Er ahnte was er vorhatte, doch hinderte er ihn nicht daran. Wenn dies die Realität wäre, dann würde er ihn davon abhalten, doch dann wäre es nicht einmal soweit gekommen. Als Marc auf der Höhe von Rins Hüfte war, zog er ihm seine Hose ganz aus. Kurz hielt er inne und schien Rinion zu betrachten, was man aber aufgrund der Dunkelheit nur erahnen konnte. Seine Hände streichelten zärtlich über die Hüfte und Innenschenkel des Blondhaarigen. Schweigend wartete Rinion auf das, was nun folgen würde. Seine Augen folgten jeder von Marcs Bewegungen. Als dieser sich zu ihm hinunter beugte und Rins Erregung mit seinen Lippen umschloss, entkam ihm ein leises Stöhnen. Es fühlte sich gut an, was nur zu deutlich zeigte, dass der Ältere darin Erfahrung hatte. Wenn Rinion nicht genau wüsste, dass es ein Traum wäre, dann wäre er eifersüchtig darauf, woher Marc diese Erfahrung hätte. Doch so gab er sich einfach nur diesem Gefühl hin. Unvermittelt spürte der Jüngere einen Finger an seinem Eingang. Obwohl er es eigentlich schon gewohnt sein sollte, spannten sich seine Muskeln kurz an, eine automatische Reaktion auf Marc, seit sie Feinde waren. So etwas wie ein letzter Widerstand. Allerdings hielt das nur kurz an, bevor er sich wieder entspannte. Schließlich war dies nicht die Realität. So ließ er es zu, dass Marc ohne Probleme mit seinem befeuchteten Finger in ihn eindrang. Rinion wusste nicht, was er als Gleitmittel benutzte, doch er nahm an, dass es Blut war, ansonsten war ja nichts da. Es war egal, Hauptsache er benutzte etwas. Doch konnte man in einem Traum überhaupt Schmerzen haben? Marc bewegte seinen Finger in ihn und führte nach kurzer Gewöhnung auch einen zweiten in ihn ein. Zusammen mit der Zunge war das eine Mischung, die Rinion fast wahnsinnig machte. Ein schaudern lief durch seinen Körper und er stöhnte Marcs Namen. Fast im gleichen Moment hatte er seinen Höhepunkt und ergoss sich in den Mund des Werwolfs. Dieser nahm alles auf und schluckte es. Genüsslich leckte er auch die letzten Reste auf, wobei sein Finger sich noch immer in Rin bewegten und ihn so sanft weiteten. So hatte Rin nicht die kleinste Möglichkeit sich wieder zu beruhige. Ein leises wimmern entkam ihn, wofür er sich im wachen Zustand zutiefst geschämt hätte. Doch hier hatte es auch die gewünschte Wirkung. Die Finger zogen sich aus ihm zurück und einige Sekunden später spürte er wieder die Lippen des Schwarzhaarigen auf seinen. Ihre Zungen fanden sich zu einem leidenschaftlichen Spiel. So abgelenkt, merkte der Blonde nicht einmal, wie Marc sich richtig positionierte. Erst als er Marcs Erregung spürte, wusste er das das bisherige noch nicht alles war. Rinion hob ihm seine Hüfte ein wenig entgegen, er wollte ihn spüren. Wenn er schon so einen Traum hatte, wollte er alles. Marc drang in ihn ein und verharrte kurz. Doch es dauerte wirklich nur einen Moment, bevor er anfing sich in ihm zu bewegen. Rin legte seine Arme um Marcs Hals und intensivierte den Kuss. Erst als Marc in ihm einen Punkt berührte, unterbrach er diesen um lustvoll zu stöhnen. Da er erst vor wenigen Momenten seinen ersten Höhepunkt hatte, dauerte es nicht lang, bis Rinion wieder an diesen Punkt gelangte. Mit einem erstickten Keuchen hatte der Mischling seinen zweiten Höhepunkt. Einige Momente später kam auch Marc mit einem gedämpften Schrei. Erschöpft löste er sich aus ihm und blieb einen Moment neben Rin liegen. Dann setzte er sich auf und machte Anstalten das Bett zu verlassen. Rinion hielt ihm am Handgelenk zurück. „Bitte bleib.“ Auch wenn er es nie zugeben würde, er sehnte sich nach dem Älteren. Nicht nur nach dem Sex, auch wenn dieser natürlich auch schön war, sondern nach Marc, seinem Körper, seinem Wesen, eben allen was ihn ausmachte. Nur zu gut erinnerte er sich noch an die Umarmungen von Marc, wenn er einschlief, dass wollte er auch nun noch einmal spüren. Auch wenn es nicht die Realität war, sondern nur ein Traum, der aus seinen Erinnerungen und Wünschen zusammengesetzt wurde. So war es auch nicht verwunderlich, dass Marc seinem Wunsch nachgab, als er sich neben ihn legte und in seine Arme zog. Zufrieden schmiegte sich der Jüngere an ihn und schloss die Augen. Ein Gefühl der Geborgenheit, wie er es schon lange nicht mehr gefühlt hatte, überkam ihn und so dauerte es auch in seinem Traum nicht lang, bis er einschlief. Als er sich sicher sein konnte, dass Rin eingeschlafen war, löste sich Marc aus seiner Umarmung. Er hatte keine Ahnung was den Kleinen so milde gestimmt hatte, doch er konnte nicht darauf vertrauen, dass es bis zum Morgen anhielt. Deswegen war es besser jetzt den Rückzug anzutreten, solange alles noch so friedlich war. Lautlos stand er auf und zog sich an. Als er fertig war, beugte er sich noch einmal über Rin und gab ihm einen Kuss. Im Gegensatz zu den vorherigen, war dieser beinnahe keusch. Es war egal was Rinion selbst oder sein eifersüchtiger Vampirfreund dachten, er gehörte ihm. Es musste so vorherbestimmt sein, weshalb sollte Rin sonst noch leben. Es war Schicksal, dass sie durch sein Blut zusammengeschweißt hatte. Über diesen Gedanken lächelnd, verließ er die Wohnung des Jüngeren und machte sich auf den Weg zu seiner eigenen. Ausnahmsweise nutzte er dafür einmal seine menschliche Gestalt und nicht seine tierische. Ein bekannter Geruch wurde ihm vom Wind zugetragen, als er die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte. „Und was führt dich zu so später Stunde auf die Straße?“ ‚Spaß, Vergnügen, Neugier. Such dir was aus.’ Tarys landete in seiner Wolfsform neben ihm auf der Straße. ‚Allerdings tendiere ich zu Langeweile.’ „Das kann tödlich enden Tarys.“ Marc setzte seinen Weg fort. Tarys würde ihm schon folgen, schließlich wollte er dieses Treffen, sonst hätte Marc ihn nie gewittert. Zumindest nicht so deutlich. Wie erwartete folgte ihm der hellgraue Wolf auch. ‚Ebenso wie deine Vergnügungen. Ich weiß nicht ob ich mich für dich freuen, oder ob ich beleidigt sein soll, weil du dich ohne mich amüsiert hast.’ Der Schwarzhaarige lächelte und schüttelte den Kopf. „Und das muss ich mir von jemanden anhören, der Umgang mit Vampiren pflegt. Eigentlich müsste ich von dir enttäuscht sein, wenn das nicht so typisch für dich wäre.“ Ein lautloses Lachen, dass nur in Marcs Gedanken hörbar war, kam von Tarys. ‚Oh wie hast du es herausgefunden?’ Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Zufall. Ich bin ihm heute begegnet und da hab ich dich gerochen. Man sollte annehmen, dass diese Blutsauger sich öfter waschen.“ Dann sah Marc Tarys ernst an. „Was willst du von ihm. Egal wer es ist, Vampire sind gefährlich und unsere Feinde.“ ‚Du kennst mich.’ Tarys legte den Kopf schief. ‚Ich liebe den Nervenkitzel und wenn du dich mit deinem Jäger vergnügst, kannst du mir wenigstens seinen Begleiter lassen. Immerhin haben wir uns schon kennen gelernt.’ Marc hob abwährend die Hände. „Ich will gar keine Einzelheiten wissen.“ ‚Bist du sicher? Es könnte sehr interessant sein.’ Die Stimme des jüngeren Werwolfs klang belustigt. „Nein das will ich nicht.“ Nein, über Tarys Abenteuer wollte er keine weiteren Informationen. Seinen Teil konnte er sich sowieso denken. ‚Doch ich hoffe es stört dich nicht, dass ich mich mit ihm beschäftige?’ „Würdest du es dann unterlassen?“ Diese Frage konnte sich Marc selbst beantworten, was er auch machte. „Wohl kaum. Nein, was mit diesem Vampir ist, dass tangiert mich nicht. Mir geht es nur um Rin.“ ‚Schön.’ Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, bevor Tarys wieder das Wort ergriff. ‚Eigentlich habe ich dich aus einem bestimmten Grund aufgesucht. Du solltest Zeno wieder einmal aufsuchen. Am besten ohne deinen Kleinen. Derzeit wird es immer schlimmer, er sieht ihn fast jedem eine Gefahr. Wenn du nun mit deinem Schüler auftauchst, könnte er das als Beweis dafür sehen, dass du selbstständig geworden bist und ihn nicht mehr brauchst. Doch du musst die Fronten klären. Immerhin bist du auf seiner Seite und das solltest du ihm klar machen. Du bist doch auf seiner Seite oder?’ Bei dieser Frage sah ihn der Jüngere mit einem nicht deutbaren Blick an. „Natürlich.“ Was war das für eine Frage? Zeno war sein Meister, da musst man doch nicht extra nachfragen. Egal was passierte, er stand auf seiner Seite. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich wäre wohl der Letzte der ihn verrät.“ ‚Es wird ihn freuen dass zu hören.’ Die Stimme des Werwolfes hatte einen Unterton, den Marc nicht genau zuordnen konnte, doch er machte sich darüber keine Gedanken. Tarys war öfters so. „War es das, weswegen du mich aufgesucht hast?“ ‚Größtenteils. Doch ich wollte dich nur sehen, dafür brauche ich doch keinen Vorwand.’ Er rieb sich an seinem Bein. „Nein, denn brauchst du nicht.“ Marc lachte amüsiert. „Doch wenn du etwas von mir willst, muss ich dich enttäuschen. Für heute bin ich ausgelastet.“ ‚Schade.’ Tarys seufzte. ‚Nun dann eben ein andermal. Bis bald und lass nicht beißen, egal von wem.’ „Das sollte ich wohl eher dir raten nicht?“ Tarys sprang auf das nächste Dach. ‚Wer weiß. Obwohl zum richtigen Zeitpunkt, lass ich mich gerne beißen.’ Mit diesen Worten verschwand er. Bei dieser Erwiderung schüttelte Marc nur den Kopf. Tarys nahm das alles so leicht, er war nie so gewesen. Es war kaum zu glauben, dass Tarys Zenos Sprössling war. Sie gleichen sich überhaupt nicht. Doch das war nicht sein Problem und er war müde. Weshalb er sich nun auch auf schnellsten Wege zu seiner Wohnung begab. Kapitel 24 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 24/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Schreckliche Erkenntnis „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Schläfrig öffnete Rinion die Augen. Es war eine Wohltat ausschlafen zu können. Er atmete einmal tief ein und stockte dann. Was zum Teufel …? Plötzlich hellwach, setzte Rinion sich ruckartig auf. Was war dieser Geruch? Nein, was es war, dass wusste er und auch von wem er kam. Die Frage war, wie kam er hierher? Sofort kam ihm sein Traum in Erinnerung, aber das war doch nur ein Traum gewesen oder? Das konnte doch nicht war sein. Rinion hob das Laken an seine Nase und roch daran. Nein, es gab keinen Zweifel, dass war Marcs Geruch, er würde ihn unter Tausenden wieder erkennen. Ein resigniertes Stöhnen kam über seine Lippen und das Laken entglitt seinen Fingern. Also war das doch kein Traum gewesen. Als ihm die Tragweite dieser Erkenntnis bewusst wurde, sah er geschockt auf das Bett. Er fluchte unverhalten. Was hatte er nur getan? Wie hatte er sich nur so täuschen können? Wenn Rave das mitbekam. Bei diesem Gedanken erstarrte er kurz. Wenn Rave das mitbekam, war hier die Hölle los. Auch wenn er scheinbar etwas ruhiger geworden war, dass würde er sicher nicht so einfach wegstecken. Auch wenn der dem Vampir gegenüber keine Rechenschaft schuldig war, hatte er keine Lust auf eine weitere Eifersuchtsszene. Etwas das aber zweifellos passieren würde, wenn er es nicht schaffte, die verräterischen Spuren zu beseitigen. Hastig stand Rinion auf und riss das Fenster des Schlafzimmers auf. Ebenso verfuhr er im Wohnzimmer, bevor er das Bett abzog und die Sachen, egal welche Farbe sie hatten in die Waschmaschine stopfte, die er auch gleich aufdrehte. Allerdings roch es immer noch nach Werwolf. Das Beste wäre ja, wenn er alles verbrennen würde, dass nach Marc roch, doch das würde mehr auffallen als alles andere. Wie hatte er nur so blöd sein können? Warum war es ihm nicht aufgefallen, dass er nicht alleine war? Darauf war er schließlich trainiert worden. Es hätte ihm auffallen müssen, selbst wenn er so müde war wie gestern. Seine Sinne hätten auf die Gefahr anspringen müssen. Er hielt in der Bewegung inne. War es vielleicht sogar möglich, dass seine Sinne Marc gar nicht mehr als Bedrohung ansahen? Das wäre schlecht und vielleicht einmal tödlich. Rinion schüttelte den Kopf und zwang sich weiterzugehen. Nein, der Werwolf war eine Bedrohung und als solche sah er ihn auch. Es war einfach nur ein Ausrutscher, der sich nicht wiederholen würde. Das er sich das beim letzten Mal schon geschworen hatte, verdrängte er erfolgreich. Das Bad betretend, sah er auf die arbeitende Waschmaschine. Nun sollte er aber dafür sorgen, dass er Marcs Geruch von sich herunterbekam. Sonst waren seine bisherigen Bemühungen umsonst. Rasch stellte er sich unter die Dusche und wusch sich herunter. Dabei verbrauchte er möglichst viel Duschgel, er wollte ja selbst nichts mehr von dem Wolf an sich riechen. Ihm reichte die Erinnerung um sich in Grund und Boden zu schämen. Hatte er ihn am Schluss wirklich gebeten bei ihm zu bleiben? Das durfte doch nicht wahr sein. Er stöhnte gequält. Wie erbärmlich war denn das gewesen? Marc hatte sich bei dieser Bitte sicher köstlich amüsiert. Seine Dusche beendend, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte und verließ das Bad. In dem Moment hörte der Blonde die Haustür. Ach ja, er hatte Rave ja einen Schlüssel gegeben, dass war vielleicht ein Fehler gewesen. Doch Schlösser würden den Vampir wohl kaum aufhalten, wenn er in die Wohnung wollte. „Morgen.“ Selbst etwas gähnend trat Rave ein. Das offene Fenster streifte er nur mit einem raschen, uninteressierten Blick und setzte sich auf die Couch. Rinion musterte den Vampir. Auch er sah etwas müde aus, sogar noch etwas schlechter als er gestern. Dabei brauchten Vampire fast keinen Schlaf. „Du siehst beschissen aus.“ Rave sah ihn zweifelnd an. „Ein Kompliment, dass ich nur zurückgeben kann. Wolltest du dich nicht ausschlafen?“ Ja, das hatte er eigentlich vorgehabt, doch es konnte ja keiner ahnen, dass so ein bescheuerter Köter über ihn herfiel. „Hab ich. Doch ich konnte nicht richtig schlafen. Ich hatte einen Alptraum.“ Ein Alptraum, der leider Realität geworden war, doch das konnte er dem Vampir ja schlecht erzählen. Rave nickte nur und schloss die Augen. „Pech gehabt.“ Rinion nutzte dieses abschließende Kommentar, um in sein Schlafzimmer zu schlüpfen. Hier roch es noch immer penetrant nach Marc. Hoffentlich folgte Rave ihm nicht oder steckte seine Nase hier herein. Das wäre nicht vorteilhaft für ihn. Schnell zog er sich an und verließ das Schlafzimmer, darauf bedacht, die Tür nicht zu weit zu öffnen. Hinter sich schloss er sie sofort wieder. „Wir können gehen.“ Rave öffnete ein Auge und sah Rin an. „Schon? Gut.“ Wirklich begeistert wirkte er nicht. Doch er stand auf und ging zur Haustür. Mit einer Kopfbewegung deutet er auf das offene Fenster. „Willst du das Fenster nicht zumachen?“ Rinion sah auf das Fenster und schüttelte den Kopf. Hier im vierzigsten Stockwerk würde wohl kaum jemand einbrechen können. „Nein hier stinkt es. Ich lasse es besser einmal gut durchziehen.“ Rave zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst.“ Mit diesen Worten verließ er die Wohnung. Das würde für Marc ein Nachspiel haben, dass war sicher. Dafür würde er zahlen, dass schwor sich Rinion während er Rave folgte. Wie ungern er hierher kam. Doch diesmal schien es sich nicht vermeiden zu lassen, wenn er Tarys Worten Glauben schenken konnte. Doch auch ohne seine Ermahnung hätte er gewusst, dass er es machen musste. Allerdings hätte Marc es noch gerne etwas hinausgezögert. Er war nicht wirklich scharf darauf wieder in die Höhlen zu gehen, so wie er es gerade tat und Zeno zu treffen. Doch dessen Vertrauen wollte er auch nicht verlieren. Vor allem, weil es völlig verrückt war anzunehmen, er wäre gegen Zeno. Als er die weitläufige Versammlungshalle betrat, spürte er schon die Blicke der anderen Werwölfe. Manche waren verwundert, andere interessiert. Auch hier spürte man eine gewisse Spannung in der Luft liegen. Das war es wohl, was Tarys ihm zu vermitteln versucht hatte. War es wirklich schon so schlimm? Einen Werwolf, der auf ihn zukam, brachte er mit einem kalten Blick von seinem Vorhaben ab. Er wollte jetzt mit niemanden reden, außer mit Zeno. Nun, es gab manche, die sich nicht von seiner abweisenden Art abhalten ließen, doch das waren nur Reine. Hier hielten sich allerdings hauptsächlich Gebissene auf. Ein von Mischlingen bewachter Eingang, zeigte deutlich wo es zu dem Bereich ging, den nur Reine oder geladene Gäste betreten durften. Da er nicht geladen war, musste er warten, bis es dazu kam. Schroff erklärte er einem der Mischlinge sein Anliegen und wartete dann, bis dieser die Antwort überbracht hatte. Außer den Reinen durften nur die gemachten Mischlinge die Höhlen betreten. Es waren immerhin die Lakaien der Wölfe, deswegen musste man vor ihnen keine Angst haben. Marc war in seiner menschlichen Gestalt, so rief er nicht wirklich irgendwelche Instinkte hervor. Wenn es wirklich so schlimm um Zeno stand, wie Tarys behauptete, dann sah dieser die Wolfsform vielleicht als Provokation. Erst nach einer ganzen Weile kam der Mischling wieder zurück und nickte. „Na endlich.“ Genervt trat Marc an ihnen vorbei. Ob die Wartezeit Absicht war oder nicht, konnte Marc nicht sagen, doch er tippte auf ersteres. Vielleicht nicht von Zeno gewünscht, doch sicher von Kenji. Wie er diese kleine Ratte hasste. Er ging auf direkten Weg zu Zenos Höhle. Dieser Bereich war in kleinere Nebenhöhlen abgeteilt, die je nach Rang Weibchen oder Männchen bewohnten. Hauptsächlich Weibchen, da diese ja größtenteils abgeschirmt waren. Vor Zenos Bereich stand schon Kenji, der ihn mit finsteren Blick erwartete. Wahrscheinlich wäre es ihm am liebsten, wenn Marc ein Verräter wäre, denn dann wäre er ihn bald los. Nur leider machte er dieser Made, die Freude nicht. Er stand zu Zeno, egal was passierte. „Kenji.“ Man merkte deutlich das Desinteresse von Marc in diesem Wort. „Er wartet auf dich.“ „Ich weiß.“ Natürlich, sonst wäre er ja kaum bis hierher gekommen. Diese Bemerkung war wieder unnötig gewesen. Eben wie alles, dass Kenjis Mund verließ. Ohne ein weiteres Wort ging er in die Höhle und warf die Tür hinter sich zu, bevor Kenji ihm folgen konnte. Die anderen Höhlen waren alle mit Fellen verhangen, nur Zeno hatte eine Tür. So wollte man verhindern, dass die Anderen in ihren Heimen Intrigen spannen und die Geheimnisse des Anführers nur unter ihm und seinem Gesprächspartner blieben. Eine Taktik, die scheinbar versagt hatte, wie man an dem Ergebnis sah. Man merkte an der Einrichtung, dass hier größtenteils ein Tier wohnte. Einrichtungsgegenstände gab es nur wenige. Im hinteren Teil der Höhle war ein Fellhaufen, der scheinbar als Schlafstatt diente. Irgendwo, weit entfernt davon stand ein Tisch auf dem sich verschiedene Utensilien stapelten, die Marc nicht genauer erkennen konnte und davor ein Sessel. Ungefähr in der Mitte des Raumes lag ein Bärenfell ausgebreitet auf dem Boden, auf dem ihn ein in Wolfsform verwandelter Zeno erwartete. Seine blauen Augen lagen abwartend auf Marc. Am Rand des Fells stand ein weiterer kleiner Beistelltisch, auf dem ein Becher und eine Karaffe Wein oder Blut stand. So genau konnte Marc, dass nicht beurteilen, da sie verschlossen war. Doch damit war die Einrichtung auch schon fertig. In diesem Moment war Marc froh eine eigene Wohnung zu besitzen. Eine mit fließend Wasser und Strom. So wie die meisten Werwölfe. Marc wusste nicht genau was Zeno den Anderen damit demonstrieren wollte? Das er nicht schwach war, weil er die Annehmlichkeiten der modernen Welt nicht brauchte? Das war schlicht und einfach bescheuert, doch das war Zenos Entscheidung. Das Letzte, in das er seine Nase steckte, war es wie ein Anderer lebte. Er ging zu dem Fell und setzte sich im Schneidersitz Zeno gegenüber auf den Boden. ‚Du wolltest mit mir reden?’ Zeno sah ihn weiter unumwunden an. Marc neigte leicht den Kopf. „Ja. Obwohl ich glaube, dass auch du mit mir reden willst. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen. Sind sie wahr?“ ‚Es kommt darauf an, welche Gerüchte du meinst? Wenn du das meinst, dass über Verrat in meinen eigenen Reihen handelt, dann ist es wohl wahr.’ Ja das war eines der Gerüchte, doch es gab auch noch mehr. Das Zeno zum Beispiel paranoid geworden war, konnte er nicht bemerken. „Wie konnte es soweit kommen?“ Er hatte es zwar schon von Tarys gehört, doch er wollte es lieber von Zeno selbst erfahren. Es konnte ja immerhin sein, dass der Jüngere etwas falsch verstanden hatte. ‚Haben dir das deine Quellen noch nicht verraten?’ Zenos Stimme klang etwas spöttisch. ‚Es ist wegen dir und deiner laschen Art bezüglich des Jägers. Doch du musst keine Angst haben. Ich werde dir deswegen keine Schuld geben und wenn ich deine Hilfe brauche, werde ich es dich wissen lassen.’ Bei dem letzten Satz, lief ein Schauer über Marcs Rücken. Die Art, wie er das gesagt hatte, gefiel ihm gar nicht. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass Zeno ihn sogar opfern würde, wenn es seiner Sache diente. Doch Marc lies sich nichts davon anmerken. „Ich werde dir natürlich helfen, wenn ich kann. Dessen kannst du dir sicher sein.“ Zeno nickte kurz. ‚Ich werde mir deine Worte merken. Was macht dein Schüler?’ Diese Frage irritierte Marc etwas. Seit wann interessierte Zeno sich für einen unbedeutenden Frischling? Unbeeindruckt fuhr Zeno fort. ‚Tarys hat mir ein wenig von ihm erzählt. Er schien ihn sehr zu mögen. Wann stellst du ihn vor?’ Die einfachste Antwort war, wenn er ihn nicht mehr blamieren konnte, doch das war nicht sehr klug. Marc war bewusst, dass er Tobi irgendwann einmal in die Gesellschaft der Werwölfe einfuhren musste, indem er ihn offiziell vorstellte. „Ich werde ihn beim nächsten Vollmond dem Rudel vorstellen. Diesmal war es noch zu früh für ihn.“ Er hätte ihn mit Sicherheit blamiert und das wollte er sich ersparen. Der ältere Wolf nickte. ‚War es das, weswegen du mich besucht hast?’ „Teilweise. Ich wollte dir nur versichern, dass ich immer hinter dir stehe, doch das wirst du bestimmt wissen. Ebenso, dass du jederzeit auf meine Hilfe zählen kannst.“ Warum hörte sich das plötzlich in seinen Ohren so falsch an. Er hatte doch lange darüber nachgedacht, was er Zeno sagen würde und nun kam nur das heraus? Wo waren die ganzen Versprechungen, die er ihm hatte machen wollen. Doch sein Instinkt riet ihm, dass lieber zu unterlassen und Marc vertraute diesem. ‚Nun das ist nett, doch derzeit benötige ich deine Hilfe nicht. Ich komme sehr gut mit meinen Problemen zurecht. Denn auch wenn du vielleicht anderes gehört hast, ich bin noch nicht so schwach, dass Andere meine Kämpfe bestreiten müssen.’ Damit erhob sich Zeno und ging Richtung Tür. Auch Marc stand auf und ging neben ihm. Es war klar, dass er seine Hilfe nicht offen annahm, dafür war er zu stolz. Doch was erwartete man auch von einem Werwolf? Jedoch kurz vor der Tür stoppte Zeno und sah ihn scharf an. ‚Hör zu Marc ich verlange von dir, dass du diese Sache mit dem Jäger regelst. Ich habe dir freie Hand gelassen, dass war vielleicht ein Fehler. Also sorge dafür, dass er mir die nächsten fünfzig Jahre nicht mehr in die Quere kommt oder über den Weg läuft, sonst regele ich das selbst. Ich hoffe wir haben uns verstanden.“ Der Tonfall der Stimme machte Marc klar, wie ernst er seine Worte meinte. Ja, er würde seine Worte wahr machen, egal was passierte. „Ja, wir haben uns verstanden.“ Er senkte ergeben den Kopf, doch in seinem Inneren brodelte es. Rin war seine Angelegenheit, war es immer gewesen und das würde sich auch in Zukunft nicht ändern. „Auf Wiedersehen Zeno.“ Damit verließ er den Raum ohne eine Erwiderung abzuwarten. Kenji, der etwas entfernt vor der Tür stand, knurrte er an, so dass dieser erschrocken einen Schritt zur Seite wich, um ihn durchzulassen. Die Sache mit Rin war nur seine Angelegenheit und niemandes sonst. Da lies er sich von keinem reinreden. Er verließ die Höhle ebenso unbehelligt, wie er sie betreten hatte. Nun musste er sich abreagieren und das ging nur bei einer schönen Jagd. Kapitel 25 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 25/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Versprechen ihn zu beschützen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Der Gesuchte war ganz in der Nähe, dass konnte er fühlen. Wirklich begeistert war er nicht mit ihm zusammenzutreffen, doch hier ging es nicht um ihn. Dieses eine Mal nicht. Seine Nase nahm den Geruch auf, der immer näher kam. Sie würden unweigerlich zusammentreffen. Ob ihn sein Gegenüber wohl für einen anderen Wolf hielt, denn aus der Entfernung rochen sie doch irgendwie alle gleich. Nur was in irritierte war, dass der Vampir seine Aura nicht im mindesten tarnte, so als wollte er Werwölfe geradezu einladen ihn anzugreifen. Normalerweise tat man doch das Gegenteil, es sei denn man hatte einen Grund dafür. Nun, ob er einfach nur dämlich war oder selbstmordgefährdet, dass zu beurteilen stand ihm nicht zu und es interessierte ihn auch nur mäßig. Der Vampir landete auf dem Dach, auf dem auch er war und sah sich suchend um. Wahrscheinlich auf der Suche nach seinem Geruch. Der Werwolf trat aus dem Schatten und gab sich zu erkennen. Sofort wich Rave einen Schritt zurück und sein Körper machte sich bereit für einen möglichen Angriff. Seine goldenen Augen sahen ihn hasserfüllt an. „Du!“ ‚Ja ich. Bevor du etwas unbedachtes machst, sollte ich dir sagen, dass ich nicht hier bin um mit dir zu kämpfen.’ Gelangweilt sah Marc den Vampir an. Allerdings war er nicht so dämlich nicht auf der Hut zu sein. Das war immerhin ein Vampir, denen war alles zuzutrauen. „Du vielleicht nicht, aber ich.“ Der Hass, der in der Stimme des Vampirs lag, war nicht zu überhören. ‚Bitte mach dich nicht lächerlich Fledermaus.’ Amüsiert schüttelte Marc den Kopf, was in seiner Tierform, die er gerade hatte etwas gewichtiger aussah als in seiner menschlichen Form. ‚Du kannst mich nicht töten, oder du darfst es nicht. Eine der beiden Optionen ist es bestimmt. Wie viele Jahre jagt ihr mir schon nach du und Rin? Viele und nie hast du mich auch nur im entferntesten angegriffen. Jetzt wirst du nicht plötzlich damit anfangen.’ „Nun vielleicht haben sich die Prioritäten geändert. Vielleicht pfeif ich aber auch nur auf meine Versprechen, weil du dreckiger Köter schon wieder in Rins Bett warst!“ Raves Körper bebte vor unterdrückter Wut. Ah, da gab sich das Problem zu erkennen. Eifersucht war wirklich eine schlimme Schwäche. Doch Rave hatte sich einfach von Anfang an den Falschen für seine Liebe ausgesucht. Ein Vampir, der mit einem Mischling zusammen war, wo hatte man denn so etwas schon gehört? ‚Also geht es darum. Falls es dich beruhigt ich weiß inzwischen, dass es ein Fehler war. Allerdings bereue ich mein Vorgehen nicht und würde es jederzeit wiederholen.’ Der Braunhaarige biss die Zähne zusammen. Seine Worte waren kaum zu hören. „Du dreckiger, kleiner…“ Marc unterbrach ihn rasch. ‚Ich bin gerührt. Doch auch wenn mir deine Komplimente schmeicheln, bin ich nicht deswegen gekommen. Ich will dich um etwas bitten.’ Rave sah ihn einen Moment überrascht an, dann lächelte er verächtlich. „Du willst mich um etwas bitten? Du musst verrückt sein wenn du glaubst, dass ich dir eine Bitte erfülle.“ Mit so einer Reaktion hatte er gerechnet, deswegen überraschte sie ihn nicht sonderlich. ‚So, so wenn Tarys etwas von dir will machst du es und wenn ich etwas will, dann nicht? Liegt das etwa daran, dass du mit ihm ins Bett springst und mit mir nicht? Wenn du willst können wir das gleich ändern.’ Es war ein Schuss ins Blaue und sichtlich hatte er Wirkung, denn er Vampir erbleichte förmlich. Wie getroffen wich er einen weiteren Schritt zurück.„Das ist nicht wahr. Diese Töle lügt doch!“ Marc zuckte nur gelangweilt mit den Schultern. ‚Das ist mir doch egal. Du bist mir egal, ebenso wie Tarys. Der Einzige, der für mich zählt ist Rin und wegen ihm bin ich nun hier.’ „Wegen Rin?“ Plötzlich wand sich die gesamte Aufmerksamkeit Raves dem Werwolf zu. ‚Natürlich. Ich bin nicht so blöd zu denken, du würdest mir einen Gefallen tun. Wenn ich etwas von euch will, wende ich mich direkt an Rin. Nur leider geht das diesmal nicht. Ob ich will oder nicht, bei dieser Sache benötige ich deine Hilfe.’ Man merkte an seiner Stimme deutlich, wie sehr ihm das gegen den Strich ging. Doch Rinion würde nicht auf ihn hören und nach gestern Nacht, würde er ihn wahrscheinlich nicht einmal aussprechen lassen. Nein, es war besser, wenn er sich für einige Zeit von ihm fernhielt. „Was willst du?“ Rave musterte ihn misstrauisch und auch seine Haltung machte seine ablehnende Position gegenüber Marc klar. ‚Verschwinde. Du und Rinion ihr sollt von diesem Kontinent verschwinden. Weg von mir, weg vom Einfluss meines Rudels und vor allem weg von allem was mit dem Alphamännchen in Verbindung steht. Geht eurer Arbeit von mir aus in einem abgelegenen Land nach, oder bring ihn zu deinem Clan, nur verschwindet aus diesem Land.’ Seine Worte waren bitter ernst gemeint. Ihm war es lieber wenn er nicht mehr an Rin herankam, dieser aber dafür in Sicherheit war. Dafür überließ er ihn sogar den Vampiren. Rave schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich verrückt. Das kann ich nicht. Rin würde da nie mitmachen.“ Marc bewegte sich auf den Vampir zu. Seine Schnelligkeit, war zwar nicht mit der von Vampiren zu vergleichen, doch auch er schaffte ein erstaunliches Tempo. Da der Vampir nicht mehr allzu vorsichtig war, schaffte er es sogar ihn auf den Rücken zu werfen. Eine seiner Pfoten stellte er dabei auf Raves Brust. ‚Jetzt hör mir mal zu. Das ist kein Verhandlungsthema. Wenn Rin hier bleibt, kann es passieren, dass er getötet wird. Ihr seid vielleicht der Meinung, dass kein Werwolf euch gewachsen ist, doch diesmal ist euer Gegner das Alphamännchen. Also entweder du und Rin ihr verschwindet von hier, oder ich werde ihn dir wegnehmen und dann siehst du ihn nie wieder. Du hast die Wahl entweder du nimmst Rins Zorn auf dich, der sich irgendwann wieder legt, oder ein unendliches Leben ohne ihn.’ Der Vampir war nicht dumm und er war von Rin beinnahe besessen. Die Antwort war klar und das war auch das Beste für Rin. Die goldenen Augen des Vampirs funkelten ihn zornig an. „Nimm deine dreckigen Pfoten von mir. Was hast du überhaupt getan, dass auf einmal dein Anführer auf ihn aufmerksam wurde? Das passiert nicht plötzlich, also musst du etwas damit zu tun haben.“ ‚Ich habe nichts getan und das ist das Problem.’ Bei diesem Eingeständnis war Marcs Stimme leise. Doch er nahm die Pfote von der Brust des Vampirs und zog sich etwas von ihm zurück. „Was?“ Verständnislos sah Rave ihn an, während er wieder aufstand und sich demonstrativ den Dreck von der Kleidung klopfte. ‚Du hast mich verstanden Blutsauger. Wie ist nun deine Antwort?’ Er kannte sie bereits, doch es würde ihn beruhigen, es aus Raves Mund zu hören. Nur zur Bestätigung. „Natürlich werde ich ihn unter diesen Umständen hier wegbringen, doch das geht nicht so plötzlich. Schon alleine wegen den Regeln der Vampire.“ Rave machte keine Anstalten zu weiteren Ausführungen doch Marc verstand. ‚Drei Monate, dann werde ich ihn mir holen.’ Für diese Zeitspanne konnte er Rin noch beschützen. Alles was darüber lag, war gefährlich, wenn er Zeno nicht verärgern wollte. Der Vampir nickte und verschwand ohne ein Wort in der Dunkelheit. Gut, damit wäre diese Sache erledigt. Marc atmete einmal tief durch. Rin war in Sicherheit, nun musste er nur noch dafür sorgen, dass Tobi ihm und Zeno bei der Vorstellung keine Schande machte. Eine Aufgabe, die ihm gegen die eben bestandene wie ein Spaziergang vorkam. Das war doch eine abgekartete Sache. Doch dazu passte nicht ganz die Haltung und die Worte des Werwolfes. Dieser hatte ganz sicher keine Scherz gemacht und auch nicht gelogen. Das passte Rave nicht. Natürlich, die Möglichkeit Rin von hier wegzubringen und sogar noch zu seinem Clan war verlockend. Auch wenn er Rinion nie in die Reichweite seines Clans bringen durfte, immerhin war er ein Mischling, auch wenn er diese Tatsache gerne verdrängte. Doch nun hatte er auch noch den Segen dieses Köters, der ihm zwar reichlich egal war, doch im Notfall konnte er Rins Zorn auch auf ihn lenken. Das Problem an dem Ganzen war nur Rin selbst. Ohne größere Reibereien, bekam er ihn nie von hier weg. Das Beste wäre wohl ihm das Bewusstsein zu rauben und von hier wegzuschaffen. Nur das würde dann mehr, als nur seinen Zorn heraufbeschwören. Noch besser und vor allem einfacher wäre es, wenn er ihm einfach erzählen würde, dass sein Clan ihn versetzte. Rinion würde es nie nachprüfen können und es deswegen auch nicht in Frage stellen. Doch er würde ihn begleiten, da war sich Rave sicher. Bisher hatte er das immer getan. Rave stoppte und lehnte sich gegen eine Wand. Er rief sich selbst zur Ruhe. Seine Euphorie über diese Entwicklung brachte ihn dazu alles zu überstürzen. Er sollte die Dinge noch einmal langsam durchgehen. Marc wollte also, dass er Rinion aus seiner Reichweite brachte. Nichts lieber als das. Er wollte es, weil sein Anführer Rinion sonst töten würde. Da war schon die erste Ungereimtheit. Warum wollte er das machen? Gut, er und Rin hatten einige seiner Untergebenen getötet, aber bis jetzt hatte ihn das auch nicht gestört. Also musste sich etwas im Rudel dieser Kläffer getan haben. Ein Putschversuch oder eine Rebellion, auf jeden Fall etwas, dass ihn zum Handeln zwang, weswegen er nun alle Störfaktoren ausschalten wollte. Es war nur eine Theorie, doch sie kam Rave am plausibelsten vor. Er sollte vielleicht bei seinem Clan etwas herumfragen, bezüglich dieses Themas. Dort war man ja bestens informiert, was die Pläne der Werwölfe betraf. Rave setzte sich wieder in Bewegung und folgte dem Verlauf der Straße. Doch dann gab es ja auch noch diesen Tarys. Der Wolf, der ihm versprochen hatte Marc aus Rins und seinem Blickfeld zu tilgen. Der ihn zwang bei seinem Clan zu spionieren und trotzdem außer ein paar unwichtiger Informationen nichts wollte. Wie passte dieser in das Puzzle. War er einer der Rebellen oder stand er auf der Seite des Anführers. Irgendwie konnte sich Rave den Wolf in keiner der beiden Parteien vorstellen. Es war eher wahrscheinlicher, dass er sein eigenes Spiel spielte, bei dem nur er die Regeln kannte. Nein, dieser Kerl war wohl eine der gefährlichsten Personen in dem ganzen Spiel in das er nun unfreiwillig hineingezogen wurde. Seinen Worten nach, wollte er Marc nicht töten, doch so benutzen, dass er nicht mehr sehr viel Freizeit hatte. Eine Aufgabe, die ihn im Bau festhielt. Nachdenklich legte Rave den Kopf schief. Er kannte sich weder in der Hierarchie, noch in der Lebensweise der Werwölfe recht gut aus. Nur die hochgestellten Reinen und Weibchen blieben im Bau, soviel wusste er. Doch das war eine Sparte, der Marc mit Sicherheit nicht angehörte. Hier wurde irgendein Spiel getrieben, bei dem er noch nicht in die Regeln eingeweiht worden war. Und das obwohl er schon fleißig von allen Seiten benutzt wurde. Doch das würde sich nun ja ändern. In nächster Zeit würde er Rin nehmen und diesen Ort verlassen. Sollten sich die Werwölfe doch gegenseitig die Köpfe einschlagen, dass war ihm nur Recht. Bei dieser Intrige, die sich hier aufbaute, würde er auf jeden Fall seine Rolle abgeben das war sicher. Werwölfe, Vampire, was interessierten ihn deren Angelegenheiten, wenn Rin und er in Sicherheit waren. Dann konnten sie sich hier seinetwegen gegenseitig zerfleischen. Trotzdem würde er auf jeden Fall noch Erkundigungen einziehen. Sicher war sicher. Kapitel 26 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 26/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Treffen mit (un)geplanten Ausgang „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Es war wie immer eine wunderschöne Nacht, als Tarys durch die Straßen zog. Seit seiner Unterredung mit dem Vampir waren einige Tage vergangen. Mal sehen, ob dieser sich an ihre Abmachung hielt. Er blieb stehen und hielt seine Nase in den Wind. Gut, er war hier in der Nähe. Dann konnte er sich ja verwandeln. Innerhalb eines Augenblickes wechselte er in seine menschliche Gestalt. „Du kannst kommen Ilen. Keine Gefahr.“ Aus dem Schatten trat ein kleiner Junge hervor und kam zu ihm. In den Händen trug er ein Bündel Kleider. Diese nahm Tarys ihm ab und zog sich an. Vielleicht sollte er sich wirklich einen eigenen Mischling zulegen, doch die ständige Zuwendung die dieser dann brauchte, war ihm zuviel Arbeit. Auch Ilen war nur geliehen. Musternd lies er seinen Blick über den rothaarigen Jungen gleiten. Wie alt war er gewesen, als seine Mutter ihn umgewandelt hatte? Vielleicht acht, neun Jahre? Dabei hatte sie wirklich übertrieben, zumindest in seinen Augen. Tarys zog sich das Hemd über und wuschelte dem Jungen freundlich durchs Haar. „Du kannst zurückgehen. Inzwischen hat sie sich sicher schon wieder abgeregt und sehnt sich sicher nach deiner Gesellschaft.“ Ilen lächelte und wand sich um. Mit einigen schnellen Schritten war er in der Dunkelheit verschwunden. Tarys schüttelte nur den Kopf. Wie konnte er sich nur so freuen zu ihr zurückzukommen? Wenn sie schwanger war, fand sogar er seine Mutter unausstehlich und er besuchte sie nur ab und an. Nun, aber das war nicht sein Problem, zumindest nicht jetzt. Mal sehen was der Vampir für ihn hatte. Er würde bestimmt zu ihm kommen, da er sich keine Mühe machte seine Anwesenheit hier zu verbergen. Einige Minuten später tauchte Rave auch wirklich in der Gasse auf. „Ich habe mit dir zu reden.“ Als ob das nicht offensichtlich war. „Ich weiß. Aber nicht hier.“ Derzeit konnte man nicht genug aufpassen. Er wurde zwar nicht verdächtigt, doch wer wusste schon wen Zeno alles beschatten lies. Klar, mit einem Vampir gesehen zu werden, war auch schon gefährlich, doch das konnte er immer noch mit der Spionage erklären. Allerdings hatte er seine Pläne mit dem Vampir und bei diesen wollte er lieber keine Zuschauer. Er ging zu einem Hotel ganz in der Nähe, darauf vertrauend, dass der Vampir ihm folgte. Kurz vor dem Hotel schloss dieser zu ihm auf. Misstrauisch besah sich Rave den Schriftzug, der den Namen des Hotels verriet. „Es ist nicht sehr luxuriös, doch es ist bestimmt sicher.“ Tarys lächelte und trat ein. Zielstrebig ging er zur Rezeption und nachdem einige Geldscheine und ein Schlüssel die Besitzer gewechselt hatten, deutete Tarys dem Vampir ihm zu folgen. Rave hatte das Ganze stumm beobachtet. „Ist es nicht üblich mit Kreditkarte zu zahlen? Oder ist diese Neuerung noch nicht zu eurer Rasse durchgedrungen?“ Tarys zuckte nur gelangweilt mit den Schultern. „Natürlich kann ich auch mit Karte bezahlen. Wenn du so scharf drauf bist, Spuren zu hinterlassen, kann ich das sofort ändern.“ Auf diese Erwiderung hin schwieg der Vampir. Hatte er es sich doch gedacht. Die Zimmertür öffnend trat er zur Seite und lies zuerst seinen Gast eintreten, bevor auch er in das Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. „Nun da ich nicht glaube, dass du allzu viel Zeit mit mir verbringen willst, kommen wir gleich zum Geschäft.“ Rave, der einige Schritte in den Raum hineingegangen war, drehte sich zu ihm herum. Aus seiner Hosentasche holte er einen gefalteten Umschlag, den er dem Werwolf reichte. Tarys hob amüsiert eine Augenbraue. „Na so was. Wolltest du mich etwa aufsuchen?“ Das nahm er nicht an, doch es interessierte ihn, warum der Vampir sonst die gewünschten Informationen sofort griffbereit hatte. „Ich bin eben gern auf alle Eventualitäten vorbereitet.“ Die Stimme des Braunhaarigen klang gelangweilt. Tarys beließ es bei dieser Antwort, auch wenn er nicht glaubte, dass es der wahre Grund war. Er öffnete den Briefumschlag und überflog kurz die, wirklich unwichtigen Informationen. Da hatte sich der Vampir wirklich genauestens an ihre Abmachung gehalten. Beiläufig steckte er die zwei Zettel in seine Hosentasche. „Das war das erste und einzige Mal, dass ich das gemacht habe.“ In den Augen des Vampirs funkelte es entschlossen. Tarys sah ihn aus seinen violetten Augen überrascht an. Oh nein, so hatten sie nicht gewettet. „Wer sagt das? Immerhin willst du doch Marc dauerhaft loswerden. Oder?“ Seinen Plan würde er so oder so durchziehen, dafür brauchte er den Vampir nicht. Doch das wusste dieser ja nicht. „Nun…“ Rave sah sich im Zimmer um. „Es wird schwer möglich sein, weitere Informationen auszutauschen, wenn ich mich auf einem anderen Kontinent befinde.“ Okay, dass war neu und vor allem unerwartet. Tarys mochte es nicht, wenn solche Sachen passierten. Normalerweise war er über die meisten Dinge informiert, dass sicherte sein Überleben. Doch davon lies er sich nichts anmerken, als er antwortete. „Flucht?“ Rave funkelte ihn wütend an. „Ganz bestimmt nicht!“ Er schwieg einen Moment bevor er weiterredete. „Es war eine Anweisung deines Freundes. Auch wenn ich niemals auf euch Köter höre, diesmal geht es um etwas das mir wichtig ist.“ Auch wenn Tarys die Betonung des Wortes Freund nicht entging, interessierte ihn mehr der Inhalt des Gesagten, als dessen Betonung. Das war interessanter als alles was er ihm zuvor an Informationen geliefert hatte. Wenn es Marcs Anweisung war, warum hatte er ihm dann noch nichts davon gesagt? Immerhin waren sie doch Freunde. In letzter Zeit verdarb Marc ihm ständig seinen Spaß. Wenn das so weiterging würde er irgendwann als Mönch enden. Erst war sein Jäger, dann sein Schüler tabu und nun entfernte er auch noch den Vampir aus seiner Reichweite. Darüber müssten Marc und er in nächster Zeit ein ernsthaftes Gespräch führen. Nun allerdings hatte er andere Dinge im Sinn als Marc. Das dieser den Vampir dazu brachte das Land zu verlassen, konnte er im Moment ganz gut nutzen. Auch wenn das sicher nicht passieren würde, da Rinion für seine Pläne unverzichtbar war. Schon aus diesem Grund würde dieser das Land nicht verlassen und wenn der Jäger blieb, dann auch der Vampir. Tarys lächelte, als er sich Rave näherte. „So was machen wir denn dann? Irgendwie musst du mich doch für meine Anstrengungen bezahlen. Tja und wenn das nicht mit Informationen geht, dann muss es wohl in Naturalien passieren. Und da du in nächster Zeit nicht in der Nähe bist, muss ich mir meine Bezahlung wohl im voraus holen.“ Augenblicklich wich Rave zurück. Seine Zähne und Krallen erschienen innerhalb einer Sekunde. „Wag es nicht.“ Es war eine Drohung, die wohl jeden anderen Gegner eingeschüchtert hätte, doch Tarys ließ sie kalt. Wenn er auf jede Drohung, die er je bekommen hatte gehört hätte, dann wäre er heute nicht dort wo er war. Viel eher ganz unten und um das zu ertragen, war er zu ehrgeizig. Unbeeindruckt von den Drohgebärden des Vampirs kam er näher zu ihm. Allerdings nicht ohne die nötige Vorsicht walten zu lassen. Er hatte schon ausreichend Bekanntschaft mit dessen Krallen und Zähnen gemacht. „Warum machst du es dir eigentlich so schwer? Wenn du dich nicht so sträuben würdest, dann hättest du an der Sache vielleicht ebensoviel Spaß wie ich.“ „Das ist lächerlich.“ Raves Augen glitten hektisch durchs Zimmer und blieben an der Tür hängen. Abschätzend besah er sich die Entfernung. Tarys konnte die Gedankengänge des Vampirs schon fast an seinen Gesicht ablesen. Aber auch so war klar, dass dieser an Flucht dachte, nur das er es nie dazukommen lassen würde. Nicht jetzt, wo er ihn schon einmal soweit hatte. Inzwischen hatte er sich seinem natürlichen Feind soweit genähert, dass er einen Übergriff wagen konnte. Den Moment, den der Vampir damit beschäftigt war die Entfernung zu berechnen nutzte er, um ihn bei den Handgelenken zu packen und gegen die Wand zu stoßen. Seine Handgelenke hatte er dabei nicht losgelassen und pinnte ihn so gegen die Wand. Dessen Füße hinderte er mit seinem Körper, den er gegen Raves Hüfte drängte, an der Bewegung. Rave keuchte überrascht bei dieser Aktion. Nur hielt sich diese Überraschung nicht lange. Beinahe sofort erfolgte Gegenwehr, in Form von Flüchen und Bemühungen, die darauf ausgelegt waren den Griff um seine Handgelenke zu sprengen. Ja, Rave versuchte sogar den Werwolf zu beißen. Diese Versuche quittierte Tarys nur mit einem amüsierten Lächeln. Sollte er sich ruhig wie wild gebärden, er würde heute ganz sicher auf seine Kosten kommen. So oder so. Somit begann er, Raves Hals mit seinen Lippen zu verwöhnen. Und die gewünschte Reaktion erfolgte, wenn Tarys auch ahnte, dass es nicht aus den Gründen passierte, die er sich wünschte. In dem Moment, in dem er die Lippen an seinem Hals fühlte, erstarrte Rave regelrecht. Seine Gegenwehr erstarb mit einem Mal und er atmete hörbar erschrocken ein. Nun zumindest hatte er ihn ruhig gestellt, auch wenn es wohl eher aus Angst, als aus Lust war. Doch das konnte man ja ändern. Der Werwolf glitt mit seinen Lippen tiefer und biss leicht in den Halsansatz. Viel Haut hatte er ja nicht zum verwöhnen, doch das lies sich im Moment leider nicht ändern. Nicht solange der Vampir noch so widerspenstig war. Eines seiner Beine drängte sich in den Schritt des Braunhaarigen und bewegte sich leicht auf und ab. Rave zuckte bei dem Biss zusammen. Als er aber das Bein an seinem Schritt fühlte, versuchte er zurückzuweichen, was allerdings von der Wand in seinem Rücken verhindert wurde. „Keine Angst. Ich ziehe es vor, dass meine Liebhaber die Nacht überleben.“ Gut, es hatte vielleicht ein oder zwei Ausnahmen gegeben, doch das waren bedauerliche Unfälle gewesen. Außerdem war er kein junger Welpe mehr, dem so etwas passierte. „Wenn es dich so stört, dann stell dir doch einfach vor ich wäre dein Jäger.“ Rave besah ihn mit einem Blick als wäre er verrückt geworden. „Alleine dieser Verschlag ist eine Frechheit.“ „Glaub mir, ganz so vollkommen wie du ihn dir vorstellst ist er nicht.“ Gut, den Thron auf den der Vampir den Jäger gestellt hatte, konnte er nicht stürzen. Doch vielleicht gelang es ihm, diesen anzuknacksen und somit auch den Widerstand des Vampirs. „Er schläft sicher nicht mit Marc, weil er ihn abstoßend findet.“ Als er keine Antwort bekam sah er auf und Rave ins Gesicht. Oh ja, das war eine Tatsache über die sich sein Gegenüber bewusst war. „Ich weiß.“ Plötzlich sah Rave Tarys an und erwiderte seinen Blick wütend. „Was aber noch lange nicht heißt, dass ich mich mit dir begnüge.“ Tarys lächelte nur nichts sagend und schüttelte den Kopf. „Mir macht es nichts aus Lückenbüßer zu sein. Ich will derzeit nur eines und das steht direkt vor mir.“ Das er sich dabei so gegen ihn sträubte, machte das Ganze nur noch reizvoller. Immerhin konnte er jeden anderen Werwolf haben und auch die Menschen sträubten sich nicht lange gegen ihn. Das war doch einmal eine nette Abwechslung. Tarys führte Raves Handgelenke über dessen Kopf zusammen, so das er sie mit einer Hand festhalten konnte. Mit der anderen ersetzte er sein Bein am Schritt des Vampirs. Aus Erfahrung wusste er, dass der Vampir auf seine Bemühungen dort unten nicht so unempfindlich war. Wie alle anderen männlichen Wesen eben auch. Wie erwartet blieb die Reaktion darauf auch nicht lange aus. Rave biss sich auf die Lippen, wahrscheinlich um einen Laut zu unterdrücken. Es war eben anders als bei letzten Mal. Da hatte er sich ihm aufgezwungen, nun war zumindest das Zusammentreffen gewollt gewesen. Obwohl Tarys die Umstände egal waren, für ihn zählte nur das er bekam was er wollte. Seine Hand glitt etwas hinauf und öffnete die Hose des Vampirs. Ohne zögern glitt er darunter. „Nimm deine dreckigen Finger da weg.“ Die goldenen Augen des Vampirs funkelten ihn an und er schnappte abermals nach ihm. Tarys konnte sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. „Sag mal was glaubst du, was wir hier machen?“ Allerdings lies er ihm keine Zeit für eine Antwort, da er dessen Mund mit einem Kuss verschloss. Seine Zunge drängte sich in Raves Mund und den Biss des Vampirs nahm er gelassen in Kauf. Wer wusste schon was sein Blut mit dem Vampir anstellte? Es wäre interessant das herauszufinden. Allerdings schien Rave zu bemerken was er getan hatte, da er hastig den Kopf wegdrehte. „Dummer kleiner Vampir. Da haben wir wohl für einen Moment vergessen, welche Wirkung das Blut eines Werwolfes hat.“ Seine Stimme war leicht tadelnd. Jedoch bekam er nur ein Fauchen als Antwort. „Na, na.“ Seine Zunge, die in der kurzen Zeit wieder geheilt war, strich über den Hals, den der Andere ihm so leichtsinnig darbot. Seine Hand in der Hose des Vampirs drückte dessen Erregung leicht. Daraufhin war ein leises Stöhnen von Rave zu hören und man merkte, wie er sich abermals etwas zurückziehen wollte. Tarys löste seine Hand kurz von dessen Glied und zog ihm die Hose hinunter, so dass er nun auch einen guten Blick auf das hatte, was er bisher nur gefühlt hatte. Wie er es sich gedacht hatte, waren seine Berührungen nicht ohne Wirkung geblieben. „Mach, bring es endlich hinter dich. Ich hab nicht ewig Zeit.“ Raves Worte klangen herablassend, so als ginge ihn das alles gar nichts an. Es war ja nett, dass er sein Schicksal so ergeben annahm, doch etwas entgegenkommen wollte der Grauhaarige schon. Aus diesem Grund drehte er ihn einfach um, so das er mit dem Rücken zu ihm stand. Mit einer Hand hielt er Raves Handgelenke noch immer fest. Seine Lippen begannen damit Raves Nacken zu liebkosen. „Ich rate dir nun nicht zu beißen.“ Er legte zwei Finger an Raves Lippen. Es war eine deutliche Aufforderung, was er zu machen hatte. „Tu mir den Gefallen, es hätte sonst nur Nachteile für dich.“ Der Angesprochene schloss besiegt die Augen und öffnete den Mund ein wenig. Seine Zunge glitt über die beiden Finger und feuchtete sie so an. „Brav.“ Das Knurren, dass er auf seine Worte erntete, ignorierte er ebenso wie zuvor das Fauchen. Er entzog ihm seine Finger, bevor der Braunhaarige doch noch auf die Idee kam ihn zu beißen. Tarys führte die Finger in die tieferen Regionen des Vampirs und suchte dessen Eingang. Nun doch etwas vorsichtig, da er annahm, dass es für den Anderen das erste Mal in dieser Rolle war, drang er mit einem Finger in ihn ein. Rave zog scharf die Luft ein und sein Körper verkrampfte sich. Instinktiv drängte sich sein Körper gegen die Wand um dem Finger zu entkommen. Doch das lies der Wolf nicht zu, im Gegenteil, er führte auch den zweiten Finger in ihn ein. Es war nicht so, dass Speichel das beste Gleitmittel war, doch etwas anderes stand ihnen nicht zur Verfügung und so eine Chance bekam er wahrscheinlich nie wieder. Sacht begann er ihn zu weiten, ihn so auf das folgende vorzubereiten. Es musste den Anderen schmerzen, doch dieser lies keinen Laut von sich vernehmen. Die Sturheit der Vampire, oder wohl eher dieses Exemplars, war beinahe bewundernswert. „Bereit?“ Es war eine rein rethorische Frage und Tarys erwartete auch keine Antwort darauf. Die Finger zurückziehend, nutze er die Hand um seine Hose zu öffnen und ebenfalls etwas hinunterzuziehen. Dann postierte er sich hinter dem Vampir und drang in ihn ein. Auch dabei war er vorsichtig, denn auch wenn Tarys auf seinen Spaß aus war, er legte es nicht darauf an, dass sein Partner Schmerzen hatte. Viel eher kam es ihm darauf an, dass dieser auch Spaß an der Sache hatte. Rave presste die Lippen aufeinander, es war klar, dass er sich keinen Laut erlauben würde. Zumindest nicht, solange er noch klar denken konnte. Tarys begann sich in ihm zu bewegen. Erst langsam, doch immer schneller werdend. Der Atem des Vampirs beschleunigte sich hörbar und seine Krallen gruben sich in die Wand. Ganz so kalt schien es ihn nicht zu lassen. Die freie Hand des Werwolfes legte sich um die Erregung des Anderen und begann sie im Rhythmus seiner Stöße zu massieren. Seine Bemühungen wurden auch mit einem unterdrückten Stöhnen des Braunhaarigen belohnt. Seine Bewegungen wurden immer schneller und so dauerte es nicht lange, bis Rave in seine Hand kam und sich die Muskeln um seine Erregung zusammenzogen. Das war alles was Tarys noch brauchte, um ebenfalls zum Höhepunkt zu kommen. Mit einem Stöhnen verströmte er sich in seinem Feind. Er verharrte einige Sekunden, dann zog er sich zurück und seine Hose wieder an. Vorsichtshalber entfernte er sich einige Schritte von dem Vampir. Doch dieser lehnte nur einige Momente an der Wand, bevor auch er sich wieder anzog. Mit funkelnden Augen fuhr Rave zu ihm herum. „Du elender Köter.“ Doch dann schien er sich wieder etwas zu beruhigen, denn er atmete tief durch und trat zu ihm. Noch bevor Tarys irgendetwas von seiner Aktion ahnen konnte, fand er sich auf dem Boden wieder. In seinem Kinn breitete sich ein höllischer Schmerz aus. Zufrieden öffnete Rave seine Faust wieder. „Versteh das jetzt bloß nicht falsch. Ich lasse dich nur leben, weil wir eine Abmachung haben. Doch sobald du deinen Teil erfüllt hast werde ich dich jagen und töten. Das Gleiche was ich auch machen werde, wenn du deinen Teil nicht erfüllst.“ Damit wand er sich um und verlies den Raum. Tarys sah ihm belustigt nach. Ein Lächeln musste er sich verkneifen, da dies sicher mit Schmerzen einhergehen würde. Nun, dass versprach ja interessant zu werden. Er freute sich schon darauf den Vampir wieder zusehen. Mal sehen was das nächste Treffen brachte. Kapitel 27 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 27/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Unwille „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Verflucht, wurde man diesen Gestank denn nie los? Den ganzen Tag hatte er damit zugebracht den Geruch dieses Köters loszuwerden und doch konnte er ihn noch immer an sich riechen. Ob das nun seine eigene Einbildung war oder nicht, dass konnte Rave nicht sagen. Doch egal ob er nun noch stank oder nicht, er musste dorthin wo die Informationen lagerten. Da er nicht vorhatte, sich als Spielball hin und her werfen zu lassen. Seit wann glaubten dieses Köter eigentlich, dass sie einen Vampir herumkommandieren konnten, wie es ihnen passte? Doch je näher er dem Hauptsitz der Vampire kam, umso mehr Auren anderer Vampire konnte er ausmachen. War heute irgendein Ereignis? Allerdings hatte ihm niemand etwas gesagt. Ja, er rechnete nicht damit, dass Shalyn ihn benachrichtigt hätte, auch wenn es ihre Pflicht war, doch Astral hätte ihm bestimmt etwas gesagt. Nun es sah so aus, als hätte er sich die beste Zeit gesucht um an seine Informationen zu gelangen. Einem fremden Vampir und seiner menschlichen Begleiterin zunickend, betrat er das Gebäude. Nun ein festlicher Anlass war es nicht, dafür waren die anderen Anwesenden nicht passend gekleidet. Die sonst so leere Halle war gefüllt mit den verschiedensten Leuten. Rave kannte keinen einzigen von ihnen. Er ging zum Aufzug und betätigte den Knopf für eine der unteren Etagen. Als er ausstieg wurde er von einem ebenso geschäftigen Treiben empfangen. Also gut, was war hier los? Einen Vampir, der an ihm vorbei ging, am Arm zurückhaltend, erkundigte er sich nach dem Aufenthaltsort von Astral. „Lord Astral ist bei Lady Shalyn. Aber dort dürft ihr nicht hinein!“ Den letzten Satz, der ihm nachgerufen wurde, ignorierend machte er sich auf den Weg zu Shalyns Audienzsaal. Den Weg nahm er deutlich öfter, als ihm lieb war. Zu seiner Überraschung, war vor den Türen zu dem Saal keine Wachen postiert, so das Rave ungehindert eintreten konnte. Sofort wanden sich zwei Köpfe zu ihm um. „Ihr wagt es? Das ist eine private Besprechung!“ Shalyn sah ihn wütend an. „Rave.“ Astral lächelte erleichtert, als er ihn sah. „Bitte entschuldigt diese Unterbrechung Lady. Doch ich war auf der Suche nach meinem Cousin. Dürfte ich ihn euch wohl entführen?“ Er deutete eine kurze Verbeugung in ihre Richtung an, die allerdings so beiläufig war, dass sie schon eine Beleidigung darstellte. „Ja darfst du.“ Astral sah noch einmal zu Shalyn. „Ich werde ihn ebenfalls davon unterrichten. Ich bin sicher, dass er diesem Vorfall nachgehen wird.“ Shalyn nickte. „Macht das. Seine Anwesenheit ist unbedingt erforderlich.“ Rave wartete geduldig den Austausch dieser falschen Höflichkeiten ab und verließ dann mit Astral den Raum. Der Jüngere rümpfte die Nase. „Du stinkst.“ Rave knurrte nur auf diese Bemerkung. „Ich weiß.“ Diesen Geruch konnte er wohl nie wieder loswerden. „Das solltest du ändern, bevor Vater kommt.“ Wie angewurzelt blieb Rave stehen. Das hatte ihm noch gefehlt. „Was?“ Astral, der noch einige Schritte weitergegangen war, blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Du hast es doch gerade gehört oder? Vater kommt. Shalyn verlangt es und nach dem was gestern Nacht passiert ist, halte ich seine Anwesenheit auch für notwendig.“ „Na großartig.“ Sein Onkel war eigentlich der Letzte, den er in nächster Zeit wieder sehen wollte. Allerdings verwunderte es ihn schon etwas. Warum wurde er gerufen? Es war allgemein bekannt, dass sein Onkel nur selten Paris verließ. Immerhin war das seine Geburtsstadt und stand größtenteils unter seiner Kontrolle. Man wollte ja nicht, dass die Jäger dort Überhand nahmen. Weshalb also rief man ihn, obwohl das seinen Unmut hervorrufen würde? „Was ist passiert?“ Das sollte er erst einmal wissen, bevor er irgendwelche Schlüsse zog. Mit einigen Schritten war er wieder neben Astral und sie gingen weiter. Astral schwieg einen Moment, bevor er seufzte. „Wir wurden angegriffen. Nicht der Hauptsitz, doch einer der kleinen Stützpunkte. Die Angreifer waren Werwölfe. Sie haben den Waffenstillstand gebrochen.“ Das war gar nicht gut. Einerseits freute sich Rave, dass es nun endlich zum Krieg kam, doch andererseits hieß, dass auch das er hier nicht weg konnte. Einen seiner bester Kämpfer würde sein Onkel nicht gehen lassen und da sein Hass auf die Wölfe ausreichend bekannt war, würde es nur auffallen, wenn er gerade jetzt das Land verließ. Wie sollte er Rin nur von hier wegbringen? War er am Schluss vielleicht Schuld daran? Diese Frage beantwortete er sich selbst mit einem Nein. Er war gestern Nacht ja beschäftigt gewesen und bei seinen Informationen war nie die Rede von irgendwelchen Stützpunkten gewesen. „Was ist? Das müsste dich doch eigentlich freuen. Endlich kannst du diese Biester ganz legal töten.“ Astrals Stimme war kalt. Man merkte, dass er keine Sympathien hegte. Weder für die Werwölfe noch für den Eifer mit dem Rave seiner Mission nachging. Aus seinen Überlegungen gerissen, nickte dieser nur. „Ja, ich freue mich auch.“ Ob sein Onkel ihm die Schuld gab? Nun so wirklich von der Hand zu weisen war es nicht. Er konnte seine Alleingänge, als Provokation auslegen. Das bedeutete eine Strafe und keine kleine. „Du siehst nicht so aus.“ Astral zuckte die Schultern. „Doch in dieser Angelegenheit verstehe ich dich sowieso nicht. Diese ewigen Kämpfe sind doch bescheuert.“ Da hatte der Jüngere vielleicht recht, doch da sprach auch noch zum Teil das Kind aus ihm. „Das verstehst du nicht Astral.“ Sein Cousin hatte noch nie jemanden verloren, der ihm lieb und teuer war. Seine Mutter hatten zwar Jäger getötet, doch damals war er noch zu klein gewesen um das Wort Rache auch nur ansatzweise zu begreifen. „Na du bist ja heute gesprächig. Mein Vater wird wahrscheinlich noch innerhalb der nächsten vier Tage ankommen. Sorg dafür, dass du da bist.“ Rave nickte nur. „Das werde ich keine Sorge.“ Immerhin wollte er ja nicht, dass alles aus dem Ruder lief. Wenn er schon beschuldigt werden würde, etwas das bei Shalyns Abneigung ihm gegenüber passieren würde, dann war er gerne dabei um sich zu verteidigen. „Auf Wiedersehen Astral.“ Damit wand er sich um und ging. Die Fragen bezüglich der Werwölfe waren in den Hintergrund gerückt. Was zählte dieses Wissen noch, wenn sie sowieso bald gegen diese Rasse kämpften? „Aber wofür muss ich das alles wissen?“ „Weil du es brauchen wirst in deinem Leben und weil ich es nicht zulassen werde, dass du mich blamierst.“ War das denn so schwer zu begreifen? Eigentlich hatte Marc angenommen, dass nach der ersten Jagd alles leichter werden würde, doch das war scheinbar nicht der Fall. „Ich nehme nicht an, dass du so ein schlechter Student bist. Also warum kannst du dich hier nicht auch ein wenig konzentrieren?“ „Weil es mich nicht interessiert.“ Tobi sah ihn ernst an. „Rangfolge, Rituale und das ganze andere Zeug, dass alles ist doch längst überholt.“ „So?“ Marc sah ihn leicht belustigt an. „Na dann werde doch Anführer und ändere das.“ Tobi, der am Tisch saß, beobachtete Marc, der im Raum auf und ab ging. „Aber ich dachte ein Gebissener kann niemals Anführer werden?“ Marcs flache Hand schlug auf die Tischplatte. „Genau. Und aus diesem Grund solltest du das lernen.“ Es war ja nicht so, dass es den Gebissenen verboten war um die Führung zu kämpfen, doch keiner von ihnen war stark genug, um das Alphatier zu besiegen. „Und warum muss ich das jetzt lernen? Du wirst doch sowieso die ganze Zeit reden.“ Tobi verschränkte die Arme vor der Brust. Das war doch… Noch nie war ihm soviel Trotz untergekommen. „Diese Regeln sichern dein Überleben.“ Marcs Stimme war gepresst. Er musste sich beherrschen um den Kleinen nicht anzuschreien. Zuerst die Sache mit Zeno, dann dieses Abkommen mit dem Vampir, dass alles zehrte an seinen Nerven. Da brauchte er nicht auch noch Tobis Unwillen, was alles anging was mit Werwölfen zu tun hatte. „Hör zu. Ich hatte keine gute Woche. Also wenn du dich nicht gleich deines Alters entsprechend benimmst, könnte es sein, dass ich mich vergesse.“ „Ach, ich dachte es sei verboten andere Werwölfe zu töten?“ Ah, dass hatte er sich gemerkt. Anscheinend hörte er wirklich nur was er wollte. „Ja, aber es ist nicht verboten seine Schüler zu züchtigen und glaub mir mein Meister war mir in dieser Hinsicht ein guter Lehrer.“ Das brachte Tobi wirklich dazu einen Moment zu verstummen. Der Trotz in seinem Blick war Unsicherheit gewichen. Dann nickte er nur stumm. Na endlich. Scheinbar kam man bei dem Kleinen wirklich nur mit Drohungen weiter. „Also die Rangfolge haben wir ja schon hinter uns. Wir waren gerade bei den Gesetzen. Die Jagd, die du ja trotz deiner Abneigung gerne zu machen scheinst unterliegt auch Regeln. Die Jagd auf Menschen ist nur an drei Tagen im Monat erlaubt. Einen Tag vor, einen Tag nach und am Tag des Vollmondes. Solltest du einen Menschen beißen und wie ich den Fehler machen ihn nicht zu fressen, ist es deine Aufgabe ihn zu beseitigen. Entweder tötest du ihn nachträglich, oder du machst ihn zu deinem Schüler.“ „Es ist ja nicht so, dass ich scharf darauf gewesen wäre.“ Tobi schnaubte. Marc seufzte. „Müssen wir dieses Thema immer wieder durchkauen? Es tut mir nicht leid und ungeschehen kann ich es auch nicht mehr machen. Einen anderen Lehrer kann ich dir auch nicht zuweisen, da ich noch lebe und nicht vorhabe an diesem Zustand etwas zu ändern.“ Das Einzige was er machen konnte, war einen anderen Werwolf hinzuzuholen, doch seit er von der Wette wusste, die unter seinen Brüdern lief, schob er diesen Gedanken konsequent von sich. „Wer war das eigentlich in unserer ersten Nacht? Die, die uns gegenüberstanden? Waren das Jäger?“ Nun war doch etwas Interesse in Tobis Blick bemerkbar. Marc seufzte. „Ja, das waren Jäger. Um genauer zu sein es war ein Vampir und mein Mischling.“ „Dein Mischling? Sollte der dann nicht bei dir sein, oder hast du mir da was bei der Rangfolge falsch erklärt?“ „Nein ich habe dir nichts falsch erklärt. Er ist ein besonderer Fall, es gibt keine Möglichkeit für ihn bei mir zu leben.“ Ja, wenn er ehrlich war, wusste er das. Rins Hass auf ihn und alle die wie er waren, lies sich nicht beseitigen. Außerdem würde seine Rasse ihn niemals akzeptieren, nicht nach dem was er all die Jahrhunderte gemacht hatte. Es war verboten, vor allem für einen Mischling, einen Werwolf zu töten. Bis jetzt war es nur gut gegangen weil Zeno hinter ihm gestanden hatte und er ihn so beschützen konnte. Doch nun war dieser Rückhalt weg, es hing nun ganz alleine von ihm ab, Rin zu schützen. Selbst wenn er ihn zu sich holen würde, würde das nichts daran ändern, dass er ein Verbrecher war. Genau aus diesem Grund wollte er ja, dass der Vampir ihn von hier wegbrachte. Rinion durfte nichts passieren. Tobi stöhnte. „Du scheinst ja ein verdammt gutes Händchen zu haben, was deine Diener, Mitstreiter und Schüler angeht. Ich kann dich nicht leiden, dein Mischling scheinbar auch nicht und Mitstreiter hab ich bis jetzt auch keine bemerkt.“ „Es gibt für alles einen Grund. Warum du mich nicht magst, wissen wir beide. Das beruht übrigens auf Gegenseitigkeit. Warum mein Mischling mich hasst und töten will hat einen persönlichen Grund. Meine Freunde kennst du noch nicht, weil du in unserer Gesellschaft noch nicht existierst. Nicht bevor ich dich nicht vorgestellt habe und damit dieses Ereignis nicht in ein Fiasko ausartet solltest du lernen, wie du dich zu verhalten hast und was du darfst und was nicht.“ Das machte er doch nicht zum Spaß. Wie Tarys schon gesagt hatte, es war wichtig wenigstens die Grundlagen zu kennen. Das war bei allem so, dass weitere konnte man sich schon selbst zusammensuchen, doch die Grundlagen waren das wichtigste. Tobi stützte die Arme auf den Tisch und barg den Kopf darin. „Du wirst mir wohl keine Ruhe lassen, bevor wir das durch haben oder?“ „Nein, denn ich habe einen Ruf zu verlieren. Ich und mein Meister. Und ich habe keine Ambitionen herauszufinden was er macht, wenn du und somit ich ihn blamieren.“ Nein, dass wollte er wirklich nicht. „Nun gut.“ Tobi hob den Kopf. „Dann erzähl es mir.“ Seine Stimme klang gelangweilt, doch auch irgendwie resigniert. „Ich hab ja sowieso keine andere Wahl.“ Endlich verstanden sie sich. Marc gestattete sich ein Lächeln. „Nein, hast du nicht.“ Kapitel 28 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 28/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Familientreffen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Es war soweit, er konnte sie spüren. Nun gut, es würde sich zeigen, was passieren würde. Alles was Rang und Namen hatte, war auf dem Dach des Hochhauses versammelt. Rave kannte gerade mal zwei namentlich. Einer stand neben ihm und war sein Cousin. Die Andere stand etwas vor ihnen und wirkte so nervös wie ein aufgeschrecktes Huhn. Ein Vergleich, der auch ihren Intelligenzquotienten gut traf. Shalyns Aussehen allerdings erinnerte an einen herausgeputzten Pfau. Na ja, manche lernten es eben nie. Die anderen Vampire standen mit etwas Abstand in einem Halbkreis hinter ihnen. Nun konnte Rave auch das Flügelschlagen der ankommenden Vampire hören. Dann sah er sie auch schon. Sie hatten keine feste Formation, nur die Leibwache seines Onkels flog in einem Kreis angeordnet um seinen Onkel. Der restliche Hofstaat, der seinem Onkel stets folgte, flog zwar hinter ihm doch, ohne irgendeine Ordnung. Auch wenn es dunkel war, musste man doch nicht so einen Auftritt hinlegen, doch es war immer so. Ein Wunder, dass die Menschen das noch nicht mitbekommen hatten. Doch das war wohl auch nur ihrer Magie zu verdanken, die sie vor den Augen der Menschen verbarg. Nach einigen Minuten landeten sie auf dem Dach des Hochhauses. Sofort eilte Shalyn zu seinem Onkel und empfing ihn mit der ganzen Höflichkeit und Ehrerbietung, die sie aufbringen konnte. Rave wollte gerade gähnen, als sich wie aus dem Nichts zwei Arme um seinen Hals legten und ihn an einen Körper zogen, der hinter ihm stand. Augenblicklich erstarrte er. Ein Kopf legte sich auf seine Schulter und eine weibliche Stimme war zu hören. „Du hast mir gefehlt mein Schatz.“ Rave entspannte sich wieder und schloss genießend die Augen. Auch ohne die Stimme hätte er am Geruch und an der Wärme, die der Körper hinter ihm ausstrahlte, erkannt wer es war. „Du mir auch.“ „Laryssa, es freut mich dich wieder zu sehen.“ „Astral, es freut mich ebenfalls. Du scheinst jedes Mal ein Stück erwachsener zu sein, wenn wir uns treffen.“ Rave öffnete die Augen und sah wie Astral leicht errötete. „Du schmeichelst mir.“ Etwas verlegen wand sich Astral zu seinem Vater. „Ich sollte ihn wohl begrüßen.“ Damit beeilte er sich seinen Worten nachzukommen. „Du weißt, er ist Lob nicht gewöhnt. Du kannst ihn doch nicht so in Verlegenheit bringen.“ Von der Vampirin war nur ein kurzes Lachen zu hören. „Er ist so ein süßer Junge und er verdient es gelobt zu werden. Außerdem finde ich es niedlich, wenn er errötet.“ „Du bist eine Hexe.“ Rave lächelte amüsiert. „Das ist wohl wahr.“ Sie löste sich von ihm. „Doch was bist du für ein ungezogener Junge, so etwas zu deiner Mutter zu sagen.“ Er drehte sich zu ihr um, dabei lächelte er unschuldig. „Ein ehrlicher?“ Immerhin war sie eine Hexe, dass würde niemand leugnen, der sie und ihre Fähigkeiten kannte. Sie war sogar sehr begabt in ihrem Gebiet, wie alle weiblichen Nachfahren ihrer Familie. Die Männer waren eher an ihrer Willensstärke und Kraft erkennbar, was man bei seinem Onkel deutlich bemerken konnte. Laryssa erwiderte dieses Lächeln. „Du bist ein guter Junge.“ Sie strich sich eine Strähne ihres hellbraunen Haars hinters Ohr. Es war keine beiläufige Bewegung, sondern eine wohl durchdachte Geste. Seine Mutter wusste genau, wie schön sie war und wie sie diese Schönheit einsetzten musste. Wahrscheinlich waren ihr in genau diesem Moment wieder einige der anwesenden, männlichen Vampire verfallen. „Rave!“ Die Stimme seines Onkels klang gar nicht gut. „Ich will dich sofort sprechen!“ „Ganz bestimmt nicht. Wenn, dann wird er mit mir reden, immerhin habe ich ein Vorrecht als seine Mutter. Doch wir können gerne zusammen miteinander plaudern. In einer halben Stunde, wenn ich mich frisch gemacht habe.“ Seine Mutter lächelte zwar, doch Rave, genauso wie alle Anderen in seiner Familie wussten, dass diese Worte keinen Widerspruch duldeten. Sie war unausstehlich, wenn man ihren Wünschen nicht nachkam. Und dabei störte es sie nicht, dass ihr Bruder der Anführer aller Vampire war. Nein, in ihren Augen musste auch er sich ihren Launen beugen. Zur Verwunderung aller, machte er das auch. So auch dieses Mal. Er funkelte seine Schwester zwar wütend an, doch er nickte. „In einer halben Stunde dann.“ „Wir werden da sein.“ Damit schnappte sie sich Raves Hand und zog ihn mit sich. Rave, der das bereits gewohnt war, lies es geschehen. Warum sollte er sich auch wehren? Es war seine Mutter und er liebte sie. Außerdem war es so Nervenschonender für alle Beteiligten. Sie führte ihn in ein Zimmer, dass ihr von einem Bediensten zugewiesen wurde. Kritisch sah sie sich um. „Na ja, es muss reichen.“ Lächelnd wand sie sich zu ihm um. „Und wie geht es meinem Sohn so?“ „Ich kann nicht klagen Mutter.“ Nun eigentlich konnte er das schon, doch die Zeiten an denen er sich an ihrer Schulter ausgeweint hatte, waren schon längst vorbei. Laryssa kam zu ihm, umrundete ihn und legte ihre Hände auf seine Schultern. Sie roch an seinem Hals und lächelte zufrieden. „Du stinkst. Nach Blut, Schweiß und Werwolf. Ich bin zufrieden Rave.“ Rave schwieg. Was sollte er auch darauf sagen? Sie wusste zum Glück nicht, woher dieser Geruch wirklich kam. Ansonsten wäre sie wohl kinderlos und er tot. Etwas das er ihr und sich nicht antun konnte. Stattdessen stellte er eine Frage, dessen Antwort ihn auch interessierte. „Mutter, warum bist du hier?“ Mit einem schon fast kindlichen Lächeln setzte sie sich in einen Sessel. „Es gibt Krieg und nun kann ich ganz legal Rache üben. Rache an denen, die uns das Liebste genommen haben.“ Natürlich. Warum musste er auch fragen? In diesem Punkt waren sie sich so ähnlich, nur ihre Motive waren anders. Sie brauchte diese Rache, weil sie noch immer um Vain trauerte. Er, weil er sich schuldig fühlte für den Tod seines Bruders. Rave nahm in einem Stuhl ihr gegenüber Platz. „Ich habe es dir schon einmal gesagt, dass ist meine Angelegenheit.“ „Nein, dass ist es nicht mein Kleiner. Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du nicht Schuld bist an seinem Tod. Vain ist dir aus freien Stücken gefolgt. Er war der Ältere, deswegen hätte er es auch besser wissen sollen. Jeder wusste, dass dieses Gebiet gefährlich ist.“ „Aber ich habe ihn dazu überredet mich zu begleiten.“ Rave wand den Blick von ihr ab und sah auf den Boden. Es war ganz alleine seine Sturheit, die seinem Bruder das Leben gekostet hatte. Nur weil er sich unbedingt etwas Ruhm und Ehre hatte erwerben wollen. Er hörte wie seine Mutter aufstand und zwei Arme schlossen sich abermals um seinen Oberkörper. Rave lies es zu, dass sie ihn wieder an ihre Brust zog. „Es nagt an dir, auch wenn du schuldlos bist. Das verstehe ich. Doch nun, in diesem Krieg kannst du das alles wieder gut machen.“ Ach ja, da gab es ja noch etwas, dass er ihr sagen musste. Es würde ihr nicht gefallen und Rave konnte das sogar verstehen. Rave atmete noch einmal tief durch. „Ich werde dieses Land vielleicht verlassen Mutter. Noch bevor dieser Krieg richtig losgeht.“ Die Vampirin lies ihn los, so als hätte sie sich an ihm verbrannt. In ihren Augen spiegelte sich blankes Entsetzten wider, dass sich nur allzu schnell in Zorn umwandelte. „Nein! Das wirst du sicher nicht. Ich habe es zugelassen, dass du dich mit diesem Mischling einlässt. Stillschweigend habe ich es geduldet, dass du es ablehnst der nächste Herrscher der Vampire zu werden. Doch das werde ich nicht zulassen. Du wirst bei diesem Krieg dabeisein und kämpfen. Das bist du mir schuldig Rave. Das bist du Vain schuldig.“ Das war mal wieder typisch. Gerade eben hatte sie ihm doch noch versichert, er sei nicht Schuld an dessen Tod. Zum Glück hatte er sich bereits eine eigene Meinung über dieses Thema gebildet. Obwohl ihre Worte zuvor wie Balsam auf seiner Seele gewesen waren. Doch es war nur dafür gut gewesen um diese Wunde gleich wieder aufzureißen. Rave stand auf. Er vermied es seine Mutter anzusehen. „Ich verstehe Mutter. Natürlich werde ich mich euren Wünschen beugen.“ Bevor sie noch etwas sagen konnte, wand er sich um und verlies den Raum. Es blieb ihm doch nicht anderes übrig als ihren Worten Folge zu leisten. Sie war immerhin seine Mutter und eine erschreckend gefährliche Frau. Wobei ihm das Zweite mehr Respekt einflösste als das Erste. Ihm war zwar klar, dass sie nie ihre Familie schädigen würde, doch wirklich darauf anlegen wollte er es nicht. Außerdem liebte er sie, wie jedes Kind wohl seine Mutter liebte. Seine Schritte führten ihn direkt zu dem Audienzsaal, vor dem sich schon etliche Schaulustige und Bittsteller eingefunden hatten. So war es doch bei jedem Besuch seines Onkels. Da sie nichts von ihm wollten, konnte er ungehindert an den Leuten und den Wachen vorbei. Wie er angenommen hatte, war er der Erste. Die Frist, die sein Onkel bewilligt hatte, war erst zur Hälfte verstrichen. Doch er musste nicht lange warten. Nur wenige Minuten später betrat Astral die Halle. Als sein Blick auf Rave fiel, sah er ihn erschrocken an. „Du hast ein Problem Rave und zwar ein großes.“ „Erzähl mir was, dass ich noch nicht weiß Astral.“ Ja, er hatte Probleme und diese waren wirklich groß. An Astrals Reaktion konnte er erkennen, dass auch sein Onkel nicht gut auf ihn zu sprechen war. Doch das war nichts Neues. Astral wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sich die Türe abermals öffnete und Laryssa eintrat. Sie würdigte Rave keines Blickes, als sie sich umsah. Rave machte sich nichts daraus. Das war purer Trotz, wie er für seine Mutter typisch war. Nur das sie pünktlich war, beunruhigte ihn. Ihre Lebensphilosophie war es, dass man auf sie zu warten hatte, egal um was es ging. Solange er sie kannte, war sie nur selten pünktlich und das nur, wenn es um wirklich wichtige Dinge ging. Schweigend standen sie nun da und warteten auf den, der sie hierher zitiert hatte. Irgendwie hatte es Astral nach Laryssas Auftauchen die Sprache verschlagen, so dass Rave nun nicht genau wusste, was auf ihn zukam. Pünktlich zur angegebenen Zeit trat sein Onkel ein, dicht gefolgt von Carys. Bevor er auch nur einen richtigen Blick in den Raum geworfen hatte, ging er auf Rave zu. „Shalyn setzt gerade die Kriegserklärung auf. Ich hoffe du bist nun zufrieden.“ Er hob die Hand, so als wolle er ihn schlagen und Rave machte sich dafür bereit, diesen Schlag ohne weiteres einzustecken. Doch ein Räuspern seiner Mutter ersparte ihm das. Sein Onkel sah nur zu ihr und lies die Hand wieder sinken. Rave sah das wütende Aufblitzen in seinen Augen, bevor er sich wieder zu ihm umwand. „Du hast es provoziert und wir haben uns doch darauf geeinigt, was die Strafe dafür ist. Du wirst zwar kämpfen, doch die restliche Zeit wist du eingesperrt sein. Ich werde dich anketten, wie die Köter die du so verabscheust.“ Noch bevor Rave etwas erwidern konnte, war schon ein Einspruch von seiner Mutter zu hören. „Nein! Ganz sicher nicht. Wenn du es wagst meinem Jungen auch nur ein Haar zu krümmen, dann schwöre ich dir, wirst du es bereuen.“ Laryssa kam zu ihrem Bruder und funkelte ihn wütend an. Und ihre Wut stand der ihres Bruders in nichts nach. Sich gegenseitig anstarrend standen sie sich gegenüber. Astral und er traten beinnahe synchron einen Schritt von ihnen zurück. Rave wusste wie das nun endete, doch es war immer wieder ein Schauspiel für sich. Doch dazwischen treten wollte er nicht. Rave tauschte einen Blick mit Astral und sah an seinem Gesicht, dass auch er die gleichen Gedanken in diesem Moment hatte. Nun es war ja auch keine Seltenheit. „Sei still. Wegen deiner Rachsucht, ist es doch erst soweit mit Rave gekommen. Es ist alles deine Schuld Weib.“ In diesem Moment schien die Luft in diesem Raum zu Eis zu erstarren. Rave zog sich sicherheitshalber noch einige Schritte zurück und zog Astral am Arm mit sich. Er bemerkte, dass auch Carys etwas zurückwich. „Weib? Hast du mich gerade Weib genannt? Jetzt hör mir mal zu du billiger Abklatsch eines Vampirs. Du solltest bedenken, wem du deine Macht verdankst. Nämlich mir und meinem Verzicht auf den Thron. Wenn du meinen Jungen auch nur schief ansiehst, dann werde ich diese Macht für mich fordern und da sie mir zusteht …“ Sie lies diesen Satz unbeendet. Na ja, bei der Sache blieb sie, dass musste man ihr lassen. Doch es war an der Zeit das Feld zu räumen. Rave gab seinem Cousin einen leichten Stoß und deutete zur Tür. Dieser nickte nur und folgte ihm. Das letzte Kommentar Laryssas hatte seinem Onkel wohl die Sprache verschlagen. Gerade als Rave die Tür öffnete, schien er sie wieder zu finden. „Das würdest du nicht wagen!“ Diese Frage könnte sogar er ihm beantworten. Doch das würde sie, seine Mutter war nicht gerade zimperlich, was die Mittel anging um ihren Willen zu bekommen. Eigentlich musste er als ihr Bruder das besser wissen. Doch das war nicht sein Schlachtfeld. Mit Astral im Schlepptau schlüpfte er auf den Gang. Die Menge davor hatte sich schon etwas aufgelockert, so das sie ungehindert einen Weg weg von dem Raum fanden. „Ich gebe ihm eine halbe Stunde.“ Astral lächelte amüsiert. Rave hob eine Augenbraue. „Fünfzehn Minuten.“ Er kannte seine Mutter. Sein Onkel hatte ihr nichts entgegenzusetzen, denn gegen sie half ihr nicht einmal seine Macht. Wie auch, wenn sie zum Teil auf ihren Kräften und Einfluss beruhte. Über seine Strafe musste er sich wohl keine Sorgen machen. Doch nun war es sicher. Er konnte nicht aus diesem Land verschwinden. Nicht ohne seine Mutter und seinen Onkel zu verärgern. So konnte er auch Rin nicht beschützen. Es sei denn Rin sah ein, dass es für ihn besser war sich aus diesem Krieg herauszuhalten. Rave seufzte schwer. Nein, Rin bekam er hier nicht weg. Kapitel 29 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 29/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Vorstellung eines neuen Mitglieds „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Blablabla. In seinem Kopf schienen sich die ganzen Worte schon zu einem Buchstabensalat zu vermischen. Er verstand zwar die Worte, doch sie ergaben keinen Sinn mehr. Regeln hier, Verbote da, Tobi schätzte, dass ein Jurastudium einfacher wäre. Nein es war ganz bestimmt einfacher, da war es nicht nötig anderen in den Arsch zu kriechen, was bei den Werwölfen wohl an der Tagesordnung lag. Zumindest soweit er es verstand. Gelangweilt sah er zu seinem Lehrer und seufzte hörbar. Er brauchte eine Pause und Schlaf, doch eine kleine Pause in der er Marcs Stimme nicht hören musste, reichte ihm auch schon. Marc schien allerdings entschlossen ihn zu ignorieren, unbeirrbar fuhr er fort, irgendwelche Regeln zu erklären, die er sowieso schon auswendig kannte. Allzu viele waren es ja nicht, nur die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Regeln waren kompliziert. Bei jedem Werwolf schien man die Regeln anders auslegen zu müssen. „Bitte, ich brauche eine Pause.“ Er sah Marc flehend an. Dieser hielt in seinen Ausführungen inne und musterte Tobi kurz. Dann nickte er zustimmend. „Meinetwegen.“ Marc setzte sich auf die Couch und lehnte den Kopf zurück. Tobi begnügte sich damit diesen in die Hände sinken zu lassen. War diese Stille angenehm. Allerdings währte sie nur kurz, dann bemerkte er aus den Augenwinkeln wie Marc sich wieder bewegte. Fragend sah er auf. „Was ist?“ Marc, der wie ein alarmierter Wachhund dasaß, deutete ihm zu schweigen. Dann stand er auf und ging zum Fenster, dass er öffnete. Nun konnte auch Tobi etwas hören. Für ihn war es nur schwach, schon fast an der Grenze des hörbaren, doch es schien ein Heulen zu sein. Wie hatte Marc es nur hören können und wieso verstand er es? In seinen Ohren war es nur das Heulen eines Wolfes, dass keinen Sinn für ihn ergab. Oh Gott, das lernen der Sprache stand ihm scheinbar noch bevor. Plötzlich begann Marc haltlos zu fluchen und wand den Kopf ab. Sein Blick richtete sich auf den Boden. Das bedeutete höchstwahrscheinlich nichts gutes. Tobi stand auf, verwirrt sah er ihn an. Was war los? Diese Frage brannte ihm zwar auf der Zunge, doch er würde sie nicht noch einmal stellen. Die grünen Augen des älteren Werwolfes richteten sich auf ihn. „Scheint so, als müssten wir deine Vorstellung vorziehen und zwar auf heute.“ „Heute?“ Tobi sah ihn entsetzt an. Das konnte er doch nicht. Es war viel zu früh um das zu machen. „Das geht doch nicht.“ „Der Meinung bin ich auch, aber es geht nicht anders. Es wurde eine Versammlung einberufen von allen Werwölfen. Das heißt wirklich alle Wölfe müssen anwesend sein.“ Er schüttelte den Kopf. „So etwas gab es schon lange nicht mehr.“ Tobi merkte, wie bei Marc die Wandlung einsetzte. Da er sich nicht einmal die Zeit nahm seine Kleidung auszuziehen, sondern in Kauf nahm sie zu zerstören, war es wirklich dringend. Nur wenige Augenblicke später sah er sich Marcs tierischer Gestalt gegenüberstehen. ‚Okay, du bekommst eine besondere Ehre, die wohl noch nie ein Menschen bekommen hat. Einen Ritt auf einem Werwolf. Es ist entwürdigend, doch ich habe keine Wahl. Beeil dich.’ Es war klar, dass er dieses Angebot machte in seiner menschlichen Gestalt war Tobi mehr eine Behinderung und verwandeln konnte er sich auch noch nicht selbst. Doch diese Aufforderung musste den Älteren wirklich Überwindung kosten. Deswegen fragte Tobi nicht länger nach, sondern folgte seiner Anweisung. Da Marc größer und stärker gebaut war, als normale Wölfe, war es kein Problem für ihn Tobi auf seinem Rücken zu tragen. Zumindest hoffte dieser das. Seine Arme schlang er um seinen Hals und drückte sich gegen den Körper des Werwolfes um nur wenig Luftwiderstand zu erzeugen. Marc hielt sich nicht weiter mit Worten auf, sondern nahm den direkten Weg, durch das offene Fenster hinunter auf die Straße. Sofort schlug er einen ihm scheinbar wohlbekannten Weg ein. Tobi hatte das Gefühl, als würde die Landschaft nur so an ihm vorbeiziehen. Nun, wo er merkte wozu Marc wirklich fähig war, kam ihm seine eigene Schnelligkeit, so langsam vor. Nach einer für ihn kurzen Strecke hatten sie ihr Ziel erreicht. Tobi stieg von ihm ab und sah sich um. Obwohl es ihm nur so kurz vorgekommen war, hatten sie sich doch ein ganzes Stück von der Stadt entfernt. Kein Wunder, dass er sich nun in einem Waldstück befand. ‚Wir müssen weiter.’ Marc hatte vor einer Felswand gehalten und seine Pfote berührte wie beiläufig eine Stelle an dieser. Sofort glitt ein Teil zur Seite und machte den Blick auf einen, mit Fackeln beleuchteten, Gang frei. ‚Komm schon.’ Tobi trat an Marc vorbei in den Gang. Marc folgte ihm und hinter ihm schloss sich der verborgene Eingang wieder. Sobald sie in dem Gang waren übernahm der Ältere wieder die Führung. Nun recht eindrucksvoll sah seine Umgebung nicht gerade aus. Allerdings änderte sich diese Einschätzung, als der Jüngere den riesigen Saal betrat. Schon dessen Ausmaße erstaunten ihn, doch am meisten gefielen ihm, die Balkone, die rundherum angebracht waren. Es erinnerte ihn an die Logen in einem Theater. Die Anwesenden waren größtenteils in Wolfsgestalt auch wenn es durchaus auch menschliche Wölfe gab. ‚Bleib dicht bei mir. Nur den wenigsten hier kann man trauen.’ Tobi nickte. Er hatte sowieso viel zuviel Angst um von Marcs Seite zu weichen. Immerhin waren das alles Werwölfe und auch wenn er nun einer von ihnen war, die Angst vor ihnen existierte noch immer. Auch wenn es weniger Angst als Respekt war, was die ganze Angelegenheit auch nicht verbesserte. Marc steuerte auf eine Gruppe Wölfe zu. ‚Diego was ist los?’ Ein brauner Wolf wand den Kopf zu ihm und löste sich von der Gruppe. ‚Keine Ahnung, dass weiß keiner. Doch es wird gemunkelt, dass es etwas mit den Vampiren zu tun hat.’ ‚Was sollten die von uns wollen?’ Marcs Stimme klang verwundert. Diego schüttelte den Kopf. ‚Wissen wir nicht. Das musst du schon einen Höhergestellten fragen, die wissen sicher mehr.’ ‚Danke.’ Damit wand sich Marc schon wieder um und sein Blick schweifte über den Raum. Nun wusste Tobi was es bedeutete noch nicht eingeführt zu sein. Dieser Werwolf und auch alle anderen Werwölfe, schienen ihn nicht wahrzunehmen. Sie ignorierten ihn völlig, so als wäre er Luft. Von einem Teil des Raumes, erklang plötzlich ein Heulen in das alle anderen Wölfe einstimmten. Auch Marc legte den Kopf in den Nacken und fiel mit ein. Verwirrt sah Tobi sich um. Was war nur los? Dann bemerkte einen blondhaarigen Mann, der in den Saal eintrat, dicht gefolgt von einem schwarzhaarigen Jungen. Die Werwölfe in der ersten Reihe senkten ergeben den Kopf. Das musste der Alphawolf sein, Marcs Meister von dem er soviel sprach. Eigentlich hatte er ihn sich anders vorgestellt, irgendwie grausamer. In dem Moment in dem er sich auf ein Thronähnliches Gebilde setzte verstummte das Geheul. Zeno lächelte, was aber gleich wieder verschwand, als er zu reden begann. „Meine Brüder und Schwestern ich freue mich, dass ihr meinem Ruf so schnell gefolgt seid. Was ich euch sagen muss ist allerdings nicht so erfreulich. Heute bekam ich ein Schreiben von Shalyn. Die Blutsauger haben uns den Krieg erklärt.“ Ein lautes Raunen und erschrockene, sowie auch wütende Ausrufe waren zu vernehmen. Auch Marc knurrte leise, wie Tobi bemerkte. Zeno hob die Arme. „Bitte beruhigt euch meine Kinder.“ Er wartete bis man seiner Aufforderung Folge leistete. „Die Versuche dies zu verhindern sind leider fehlgeschlagen. Nun da Krieg herrscht, wisst ihr was das bedeutet. Ihr werdet dazu aufgefordert Rudel zu bilden. Es ist jedem Werwolf untersagt alleine zu jagen, oder herumzustreunen. Die Regeln für die Rudelbildung kennt ihr ja.“ Eigentlich nicht, aber Marc würde es ihm bestimmt erklären. Tobi wusste nicht, was er unter einem Krieg verstehen musste. Sicherlich würden sie nicht mit Panzern und Sprengsätzen aufeinander losgehen wie die Menschen in einem Krieg. Ihm wurde gerade klar, wie wenig Ahnung er hatte, trotz Marcs Unterricht. „Nun nachdem das klar ist, hat noch jemand uns etwas mitzuteilen. Etwas das etwas erfreulicher ist. Marc?“ Scheiße Rudelbildung. Das war das Letzte was Marc mochte. Zwei oder noch mehr Werwölfe, die bei jedem Schritt an seinen Fersen klebten. Etwas schlimmeres konnte er sich nicht vorstellen. Na wenigstens hatte Zeno ihnen freie Wahl gelassen. So konnte er seine Begleiter wenigstens aussuchen. Verdammte Blutsauger in diesem Moment hasste er sie wirklich. Bei seinem Namen sah er auf. War es schon soweit? Scheinbar, wenn er die Blicke, die auf ihm lagen, richtig deutete. ‚Komm mit.’ Er sah seinen Schüler an und ging dann Richtung Zeno. Das war jetzt alles nur noch Protokoll. Vor ihnen teilte sich die Menge um sie durchzulassen. Hoffentlich hatte sich Tobi das wichtigste gemerkt. Als er bei der freien Fläche vor Zeno angekommen war, senkte er ergeben den Kopf. Auch Tobi kniete sich zu seiner Erleichterung hin, wie er es ihm eingebläut hatte. „Marc, wen führst du hier in unsere Mitte?“ Marc hob den Kopf und sah Zeno an. ‚Meinen Schüler.’ Er konnte die erstaunten Blicke mancher regelrecht fühlen. Diese Nachricht war also doch noch nicht an alle Ohren gedrungen. „Wessen Mal trägt er?“ Zenos Mine blieb ausdruckslos. ‚Er trägt mein Zeichen.’ Er hatte ihn gebissen und nun wurde er ihn eben nicht mehr los. „Sein Name?“ Marc konnte gerade noch ein Seufzen unterdrücken. ‚Tobi.’ Leider machte dieser Name nicht sehr viel her, doch es gab schlimmere. Auch wenn die meisten ihre Namen geändert hatten um moderner zu klingen. Sein Name ebenso. Mit der Zeit war aus seinem eigentlichen Namen Marcus einfach nur Marc geworden. „Wer wird sein Pate und sich um ihn kümmern, wenn du stirbst?“ Das war jetzt ein Problem. Aufgrund dieser Zeitverschiebung hatte er noch niemanden gefunden. Immerhin hatte er noch geglaubt etwas Zeit zu haben um einen anderen Gebissenen zu fragen. Es musste nicht unbedingt ein Name genannt werden, doch dann würde Tobi völlig alleine bleiben wenn er starb. Da er allerdings nicht vorhatte zu sterben, konnte er dieses Risiko eingehen. „Ich bin sein Pate.“ Überrascht sah Marc zu dem Sprecher. Tarys löste sich aus der Menge und trat neben Marc. Er war in seiner menschlichen Gestalt. „Ich kümmere mich um ihn, wenn Marc etwas zustoßen sollte.“ Ein überraschtes Gemurmel wurde hinter ihnen laut und auch Zeno sah Tarys erstaunt an. Es war auch etwas noch nie da gewesenes. Noch nie, wirklich nie, hatte ein Reiner eine Patenschaft übernommen. Nicht für einen Gebissenen, egal welchen Grades. Marc wusste nicht einmal ob es überhaupt erlaubt war. „Ruhe!“ Zenos Stimme brachte alle zum verstummen. „Hast du dir das gut überlegt Tarys? Er ist ein Gebissener.“ Tarys sah kurz zu Tobi und Marc, bevor er sich wieder Zeno zuwand. „Ja das habe ich. Es ist nicht verboten soviel ich weiß.“ Zeno schüttelte den Kopf. „Nein, dass ist es nicht. Also gut. So sei es dann. Tobi, Marcs Schüler ist von nun an in unserer Mitte aufgenommen. Begrüßt ihn.“ Sofort erhob sich wieder ein einstimmiges Geheul. Dieses dauerte allerdings nicht lange an. Zeno stand auf. „Denkt an meine Worte. Ich wünsche euch meinen Kindern eine erfolgreiche Jagd.“ Damit verließ er, wieder von Kenji gefolgt, den Saal. Auch die Versammlung begann sich aufzulösen. Marc war noch immer erstaunt über Tarys Tat. Er war ihm zu nichts verpflichtet, eher umgekehrt. ‚Warum Tarys?’ Tarys lächelte. „Mir war eben danach. Außerdem hattest du doch niemanden sonst oder?“ ‚Nein. Trotzdem war das sehr dumm.’ Marc verstand es nicht. Der Grauhaarige zuckte nur mit den Schultern. „Bilden wir ein Rudel?“ Von dieser Frage war Marc nun etwas überfahren. ‚Lässt sich wohl kaum vermeiden.’ „Gut. Dann sehen wir uns bald wieder.“ Tarys ging zu Tobi und strich ihm sanft über die Wange, bevor er sein Kinn anhob. „Willkommen in unserer Mitte Tobi.“ Er beugte sich zu ihm und küssten den Braunhaarigen kurz. „Vergiss nicht, nun schuldest du mir etwas, ebenso wie dein Lehrer.“ Tobi wich erschrocken zurück. Also das war sein Beweggrund gewesen. Auch wenn Marc nicht wusste, was er davon hatte. In seiner Schuld stand er doch sowieso schon längst und von Tobi konnte er nichts wollen, da er noch nichts hatte. Über Tobis erschrockene Reaktion, auf seinen Kuss lächelnd, wand er sich zu einem der Gänge. „Ich werde es euch wissen lassen, wenn ich ausgehe. Bye eine gute Jagd.“ Da er sich bei diesen Worten nicht umdrehte, konnte Marc sein Gesicht nicht sehen, doch er ahnte, dass Tarys sich gerade köstlich amüsierte. Kapitel 30 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 30/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Zwischensequenz Ich entschuldige mich dafür, dass dieses Kapitel etwas kurz ist. Doch es ist eher als kleine Zwischensequenz zu sehen, bevor es zum Finale übergeht. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Bitte, bitte, bitte.“ Flehend faltete Rave die Hände vor dem Körper. „Jetzt fang bloß nicht an zu beten. Du bist nicht mal gläubig Rave.“ Rinion sah seinen Freund ungläubig an. Was sollte dieser ganze Auftritt? „Ich werde es aber, wenn du dafür einmal machst was ich sage. Gott, Teufel, Allah, Buddha, ich bete an wenn du willst, wenn du dafür nur auf meinen Rat hörst.“ Er ließ die gefalteten Hände wieder sinken. „Rat?“ Zweifelnd hob sich Rinions Augenbraue. „Das war kein Rat Rave. Was soll ich denn davon halten? Du kommst hier rein und verlangst von mir ohne Umschweife, dass ich dieses Land verlassen soll. Also, was soll das?“ Nun etwas verlegen sah Rave zu Boden. „Ich habe es nicht verlangt, sondern es dir nahe gelegt.“ „Aha.“ Rin legte den Kopf schief. „Und was an deiner Aussage, Rin verschwinde sofort von diesem Kontinent, legst du als nahe legen aus?“ Das war eindeutig ein Befehl und darauf reagierte er allergisch. Vor allem wenn dieser ohne Grund kam. „Ich würde es dir ja gerne erklären, doch das kann ich nicht. Die Gründe sind zu kompliziert.“ Rinion lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Tja dann kann ich diesen Vorschlag nicht einmal in Betracht ziehen. Nicht wenn es keine guten Gründe dafür gibt. Ich habe hier schließlich noch einiges zu erledigen.“ Es gab da noch einen jungen Werwolf, den er töten musste, um das Versprechen an seinen Meister zu erfüllen. Außerdem war da noch Marc, auch mit ihm hatte er noch ein Hühnchen zu rupfen. Rave sagte nichts, doch er hob wieder den Kopf. Es war seltsam, so hilflos hatte er den Vampir noch nie erlebt. Also musste es wirklich tragisch sein. „Hat es mit deinem Clan zu tun?“ Das war eines der Dinge, die Rave vor ihm verschwieg und das aus gutem Grund. Selbst wenn der Vampir es ihm erzählen wollte, Rinion hatte kein Interesse daran. Der Clan war Raves Familie, sein Halt. Es war klar, dass er ihm gegenüber Verpflichtungen hatte. Das ging ihn nichts an und das respektierte er auch. Doch das erklärte nicht, warum Rave jetzt so handelte. Sein Clan hatte schon öfter etwas von ihm gewollt und sie hatten sich danach gerichtet, doch noch nie hatte Rave es derart undiplomatisch verlangt. Rave nickte nur stumm. Noch immer wich er Rinions Blick aus. Nun, dann musste er die Informationen eben Stückchenweise aus ihm herausholen. „Schätzungsweise hat es auch etwas mit den Werwölfen zu tun oder?“ „Ja das hat es.“ Rave gab diese Information nur widerstrebend preis, dass merkte man an seiner Stimme. „Du bist in Gefahr Rin und das ist nicht nur so dahergesagt. Es brauen sich hier Dinge zusammen, die alle in Gefahr bringen, die mit den Werwölfen zu tun haben. Dabei ist es egal ob sie zu ihnen gehören, oder gegen sie kämpfen.“ Rinion nickte. „Du meinst weil ich ein Mischling bin.“ Eigentlich war er in seinen Augen keiner, doch das interessierte die Vampire nicht. Allerdings hatte es sie bis jetzt nie gestört, dass er mit Rave zusammen war und sie hatten ihn auch noch nie angegriffen. „Auch.“ Rave senkte zustimmend den Kopf. „Rin ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht dringend wäre und das weißt du.“ „Ja, dass ist mir klar. Doch warum jetzt?“ Er bemühte sich Rave zu verstehen, doch das konnte er nur, wenn er auch die Hintergründe wusste. „Gib mir etwas, damit ich es verstehen kann.“ Rave schüttelte den Kopf und sah zum Fenster hinaus. Dann drehte er den Kopf wieder in seine Richtung, sein Blick war nun kalt. „Es ist Krieg. Die Vampire haben den Werwölfen den Krieg erklärt.“ „Oh.“ Rinion sah ihn erstaunt an. Wie hatte es soweit kommen können? Nicht das es ihn störte. So würden sicher viele Werwölfe sterben, doch auch Rave konnte er verstehen. Seine Rasse kämpfte hier schließlich. Seine Brüder und Schwestern. „Verstehst du nun?“ Fragend sah ihn der Vampir an. Rinion nickte. „Was ist mit dir?“ Er zog einen Weggang nicht in Betracht. Auch wenn er nun in Gefahr war, konnte er nicht einfach gehen. Er würde seinen Vorgesetzten informieren müssen. Doch was war mit Rave? Er war nun schon so lange mit ihm zusammen, dass die Möglichkeit ohne ihn zu sein ihm irgendwie seltsam vorkam. Der Vampir war mit den Jahren zu seiner Selbstverständlichkeit für ihn geworden. Rave wand den Blick kurz von ihm ab. „Ich muss hier bleiben und kämpfen. Doch du kannst noch gehen. Du musst gehen, um deiner Sicherheit willen.“ „Ich kann nicht gehen Rave und du weißt das. Nicht wenn es die Möglichkeit gibt die Werwölfe auszulöschen.“ Rinion wusste, dass Rave das befürchtete, nur leider konnte er ihn bei diesem Thema nicht beruhigen. Traurig nickte Rave. „Ich weiß. Doch ich bitte dich deine Vorgesetzten nicht zu benachrichtigen. Es würden viele Menschen sterben und das ist eine Angelegenheit zwischen Wölfen und Vampiren.“ Es behagte Rinion zwar nicht, doch er hatte das Gefühl Rave etwas schuldig zu sein. „Gut. Ich werde ihnen nichts sagen.“ „Danke.“ Rave lächelte erleichtert. Dann schenkte er Rin einen liebevollen Blick. „Ich werde dich auf jeden Fall beschützen. Wenn es sein muss mit meinem Leben.“ Damit wand er sich um und ging. Rinion sah ihn erschüttert nach. Das meinte er doch nicht ernst oder? Nein, dass meinte er bestimmt nicht so. Rave war leichtsinnig, doch das würde er bestimmt nicht machen. Er schüttelte noch einmal bekräftigend den Kopf. Nein, Rave würde niemals sein Leben für ihn opfern. Denn wenn er das machte, dann würde er ihn dafür umbringen. Krieg lag in der Luft. Tarys konnte es ganz deutlich spüren. Wie eine schwere Decke lag diese angespannte Stimmung über der Stadt. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Das war nicht gut. Für seine Pläne war es nicht weiter von Bedeutung. Nein, eigentlich war es schon von Bedeutung, doch im positiven Sinne. Es würde die Dinge nur beschleunigen. Er wusste nicht, wer so blöd war diesen Angriff durchzuführen, doch er hatte ihm einen Gefallen gemacht. Trotzdem verdiente der Andere eine Strafe dafür. Tarys sah auf die Stadt, die sich vor ihm erstreckte. Das war seine Spielwiese und er war sehr Besitz ergreifend was das anging. Wenn einer mitspielen wollte gerne, doch er blieb Spielleiter. Das nun jemand versuchte den Verlauf seines Spiels eigenmächtig zu verändern, würde er nicht dulden. Er hatte ein Ziel und das würde er erreichen, egal welche Mittel er dafür einsetzen musste. Seine Gedanken schweiften zu dem Vampir. Dieser spielte eine eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war der Jäger, dem er nahe stand. Denn diesen brauchte er. Er war ein wichtiger Faktor in seinem Spiel. Oder besser gesagt, er war die wichtigste Spielfigur, denn er eröffnete das Finale. Dafür musste er nur einige Sachen erledigen und dann würde eine neue Ära beginnen. Er verlies seinen Aussichtspunkt und sprang auf ein niedrigeres Dach. Das die Vampire aktiv wurden, war eher für sein Rudel problematisch. Wenn es nach seinem Willen gegangen wäre, dann würde nicht soviel Blut fließen wie es nun unvermeidbar war. Doch es fiel ihm niemand ein, der seine eigene Rasse so sehr hasste. Von dem Angriff hatte er schon erfahren, kurz nachdem er erfolgt war. Doch wer dafür verantwortlich war, dass lies sich nicht herausfinden. Es gab genug Blödmänner, die dazu fähig waren, doch das erweiterte den Kreis der Verdächtigen nur. Für ihn war es wichtig ihn einzuengen, um die Täter zu finden. Und dann würde er sich um sie kümmern. Einen nach dem Anderen. Einen faulen Zahn musste man ziehen, bevor er seine Umgebung in Mitleidenschaft zog und Tarys war sich nicht zu schade das Werkzeug dafür zu sein. Der graue Werwolf knurrte leise. Überall war der Geruch dieser Blutsauger zu bemerken. Sie schwärmten scheinbar aus um zu jagen. Was ihre Beute war, lag klar auf der Hand. Nein, diesen Angriff würde er nicht vergeben, niemanden. Es war sicher, dass dafür Blut fließen musste. Wenn es etwas gab, dass Tarys schätzte, dann war es seine Freiheit und diese wurde durch diese Kriegserklärung deutlich eingeschränkt. Kurz schweiften seine Gedanken zu Marc und Tobi mit denen er ein Rudel bilden sollte. Das war so ein Schwachsinn. Diese Maßnahme sorgte nur dafür unnötig aufzufallen. Doch deswegen hatte er auch Marc als Partner gewählt. Sie waren beide Einzelgänger. Marc weil es in seiner Natur lag und er, weil er keine Mitwisser brauchte. Selbst wenn der Ältere auf eine Rudelbildung bestand, konnte Tarys es verhindern, da dieser ihm noch einiges schuldig war. Der Einzige, der seinen Plan vereiteln hätte können war Tobi gewesen, doch dieser war ihm nun auch etwas schuldig. Oder eher nicht. Die Patenschaft, für ihn hatte er eigentlich nur übernommen, weil er das Gefühl hatte Tobi etwas schuldig zu sein. Denn immerhin hatte er nicht ganz ungefährliche Pläne mit seinem Lehrer. Nein, Tobi und er waren quitt. Tarys rümpfte die Nase, als der Geruch einiger Blutsauger sich ihm näherte. Heute wollte er nicht unbedingt kämpfen. Das Klügste war nun ein taktischer Rückzug. Wie er das hasste. Trotzdem begann er sich auf Umwegen, um nicht auf Vampire zu stoßen, aus der Stadt zurückzuziehen. Nein, dafür würde jemand büßen, dass schwor er sich. Kapitel 31 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 31/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Taktische Erwägungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Das kann ich nicht dulden!“ Marc zog den Kopf ein, als ein Becher knapp darüber gegen die Wand flog. So hatte er sich seinen Besuch nicht vorgestellt, als er von Zeno hierher zitiert worden war. Er warf einen Blick zu Tarys, der in seiner menschlichen Gestalt auf einem Sessel saß und gelassen seine Fingernägel musterte. Ruhig lies er seine Hand sinken. „Was erwartest du Vater? Es herrscht Krieg. Dabei ist es nur natürlich, dass Bauern fallen. In unserem Fall eben Gebissene.“ Eigentlich müsste er nun beleidigt sein, aufgrund dieser Äußerung, doch das war vergebene Liebesmüh. Außerdem war es nur Tarys und dessen Meinung über Gebissene kannte er. Es war nicht gerade das, was er gerade geäußert hatte. Marc seufzte. Irgendwie war ihm gerade der Grund für seine Anwesenheit entfallen. Eigentlich hatte er gehofft irgendetwas nützliches zu erfahren, doch scheinbar spielte er nur Sandsack für die Beiden. „Wieviele sind es?“ Er sah zu Zeno, der zwischen ihm und Tarys auf und ab tigerte. „Zu viele, um es unter den Tisch kehren zu können. Genug um einen Gegenschlag zu rechtfertigen, den wir uns aber nicht leisten können.“ Lächelnd sah Tarys zu seinem Vater. „Doch wie gesagt, du kannst es dir auch nicht leisten, nicht zurückzuschlagen. Wirklich eine Zwickmühle. Oder?“ Ungläubig sah Marc zu seinem Freund. Was war bloß in ihn gefahren? In so einem Zustand reizte man Zeno doch nicht auch noch. Er konnte sich das nicht leisten. Allerdings ging Zeno gar nicht auf Tarys herausfordernden Ton ein. „Also was soll ich dagegen machen?“ Diese Frage zeigte deutlich, dass Zeno mit seinem Latein am Ende war. Diese Frage stellte er nur in sehr seltenen Fällen. Doch es war auch eine besondere Situation. „So wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten.“ Tarys schien die ganze Angelegenheit ziemlich gelassen zu sehen. „Erstens, du ziehst den Schwanz ein. Wir geben dieses Land auf und verschwinden. Verstecken uns irgendwo, wo sie nur schwer hinkommen. Oder wir schlagen zurück und wehren uns, so wie früher.“ Zeno sah den Grauhaarigen durchdringend an. „Du weißt welche Möglichkeit ich wählen muss.“ Das war nicht nur Tarys klar. Auch Marc war es bewusst. Zeno konnte sich nicht zurückziehen. Nicht unter diesen Umständen, die derzeit in ihrem Rudel herrschten. Noch mehr Schwäche durfte er sich nicht leisten. Wenn er aus welchen Gründen auch immer untätig blieb, galt aber dasselbe. Werwölfe waren eben Instinkt gesteuert und Schwache wurden automatisch attackiert. Zeno konnte nur zurückschlagen und wenn er sie dabei alle offenen Auges in den Tod führte. Der Jüngere nickte. „Gut, dann ist das Erste was du machen musst, die Weibchen hier wegzuschaffen. Jeder von uns ist entbehrlich, doch sie nicht. Dann brauchen wir eine Taktik. Wir können die Guerillataktik der Menschen nutzen. Das zieht sich über Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte und ist sehr mühsam. Es kann sogar soweit gehen, dass die älteren Jahrgänge, dass Ende nicht einmal mehr miterleben. Doch Erfolg ist dadurch noch lange nicht garantiert. Oder wir stellen uns ihnen in einem offenen Kampf. So greifen wir sie direkt an, werden bei dem Angriff alle sterben, doch niemand wird dich mehr für schwach halten.“ „Das ist wirklich sehr aufbauend Tarys, danke. Keine dieser Möglichkeiten sagt mir wirklich zu, wenn alle meine Niederlage bedeuten.“ Der Angesprochene legte den Kopf schief und lächelte. Seine Stimme klang bei den nächsten Worten beinnahe unschuldig. „Natürlich können wir auch versuchen wieder Frieden zu schließen. Doch selbst wenn die Vampire darauf eingehen, obwohl ich sie nicht als so blöd einschätze, werden sich die Werwölfe gegen dich wenden. Denn deine Untertanen verlangen nach Rache.“ Er zuckte mit den Schultern. „So gesehen kannst du es dir aussuchen. Entweder dein Volk geht unter, oder du.“ In einer fließenden und sehr schnellen Bewegung war Marc auf den Beinen und hinter Zeno. Gerade rechtzeitig, um ihn zurückzuhalten, bevor er sich auf Tarys stürzen konnte. „Zeno nicht, er ist jung und weiß nicht was er sagt.“ Von wegen, in Tarys Augen und dessen noch immer gelassenen Haltung, erkannte man deutlich, dass er sich der Tragweite seiner Worte bewusst war. Ja, es war die Wahrheit, doch das konnte er Zeno doch nicht so offen ins Gesicht sagen. Gerade von Tarys hatte er mehr diplomatisches Geschick erwartet. Nicht so eine lebensmüde Aussage. Seine taktischen und diplomatischen Kenntnisse, ebenso wie sein Geschick damit auch umgehen zu können, hatten ihn dorthin gebracht wo er jetzt war. Doch warum brachte er dann Zeno gegen sich auf? Mit einem selbstsicheren Lächeln stand Tarys auf. „Du weißt, dass ich Recht habe.“ „Weder ich, noch unsere Rasse wird untergehen.“ Mit einer zornigen Bewegung, befreite er sich aus Marcs Griff. „Wir werden sie angreifen, schon alleine, weil sie uns keine andere Wahl lassen.“ „Dir ist bewusst, dass sie genau das wollen.“ Tarys sah ihn durchdringend an. „Was soll ich denn sonst machen?“ Aufgebracht fuhr Zeno seinen Sohn an. „Abwarten?“ Als die beiden ihn ansahen, wusste Marc, dass dieser Vorschlag wohl nicht der Beste war. Leicht nachdenklich bewegte der jüngere Werwolf den Kopf. „Ja, dass ist durchaus eine Möglichkeit. Allerdings kommt sie hier nicht Infrage. Da die Position des Anführers schon angeschlagen ist, würde ein weiteres hinauszögern nur noch mehr Probleme bereiten. Nein, wir brauchen eine Entscheidung. Jetzt.“ Dabei sah er wieder Zeno an. Marc merkte wie es in Zenos Kopf arbeitete. „Wie gesagt uns bleibt keine andere Wahl. Es bleibt uns nur mehr eine Taktik zu entwickeln um es ihnen nicht so leicht zu machen. Allerdings fange ich diesen Krieg nicht mit der Erwartung an ihn zu verlieren.“ Dabei sah er sie fest an. Der Jüngste zuckte abermals gelangweilt mit den Schultern. „Uns musst du das nicht klarmachen. Doch deinen anderen Untergebenen, die deine Angriffe durchführen schon. Wir sind nur Fußsoldaten, die Glück haben, wenn sie den ersten Ansturm überleben.“ Heute konnte sich Marc nur über seinen Freund wundern. Mal reizte er Zeno, dann minderte er seinen eigenen Wert wieder so sehr, dass es sein Vater nur wohlwollend auffassen konnte. Wo war da der Sinn, der Verlauf, dem sein Verhalten folgte? Doch etwas neidisch musste Marc zugeben, dass er damit Erfolg hatte. Der Grauhaarige tat so als würde ihn das alles nicht interessieren und wurde nicht einmal für sein Desinteresse zurechtgewiesen. War das weil Tarys Zenos Sohn war, oder gab es da noch etwas anderes zwischen ihnen? Nun Marc würde auf jeden Fall nicht nachfragen, dass stand ihm nicht zu. Außerdem könnte es sein, dass die Antwort ihm nicht gefiel und das wollte er sich ersparen. „Dann lasse ich dich wohl besser bei deiner Planung alleine.“ Toll und was hatte sich dieser Besuch nun eigentlich gebracht? Brauchte sein Meister nun schon Beistand wenn er mit Tarys redete oder wie? Etwas anderes als anwesend zu sein, hatte er ja nicht gemacht. Irgendwie kam Marc sich verarscht vor und das von seinem eigenen Meister. Verärgert wand er sich um und verlies dessen Raum. Nur wenige Momente später fühlte er Tarys Anwesenheit hinter sich. „Und?“ „Was und?“ Marc drehte sich nicht zu dem Jüngeren um. „Und was nun? Wirst du kämpfen?“ „Wir haben doch keine andere Wahl. Wir sind doch nur die Fußsoldaten nicht?“ Mit Absicht nutzte er diese Worte, die Tarys zuvor benutzt hatte. Tarys lachte amüsiert. „Hast du das wirklich ernst genommen? Wir sind doch keine Fußsoldaten. Nein wir sind etwas besonderes.“ Er legte einen Arm von hinten um Marcs Hals. „Wir zwei sind zu höherem bestimmt, als dem Tod in einem Krieg, den wir nicht gewinnen können.“ Marc blieb stehen, als er von Tarys umarmt wurde. „Das hörte sich eben noch ganz anders an.“ Das Seufzen seines Freundes drang an sein Ohr. „Ich hab ihm doch nur gesagt, was er hören wollte.“ „Genauso wie mir gerade?“ Marc machte sich aus seiner Umarmung los. Er war kein Idiot. Hier stand jeder an erster Stelle auf seiner eigenen Seite, sie waren alle zu sehr Egoist um sich ernsthaft um jemand anderen zu sorgen. „Ja, teilweise. Doch ich bin mir auch bewusst, dass du das weißt. Zeno aber glaubt es mir. Im Endeffekt, reimt man sich alles so zusammen wie man will.“ Marc wand sich zu dem anderen Werwolf um. Fragend hob er eine Augenbraue. „Zeno braucht eine Bestätigung, dass seine Macht ungebrochen ist. Das gebe ich ihm mit meinen Worten. Ob er nun den Sarkasmus hört oder nicht ist ihm überlassen. Du allerdings glaubst, dass ich nie unterwürfig oder kriecherisch sein könnte. Aus diesem Grund redest du dir ein, meine Worte wären dazu da gewesen um Zeno zu verspotten. Doch wer von euch hat Recht?“ Tarys lächelte geheimnisvoll. „Das werde wohl immer nur ich wissen.“ Er ging an Marc vorbei, denn Gang entlang. Auch wenn sie sich Freunde nannten, er würde Tarys nie wirklich verstehen. Trotz seiner Jugend musste er oft genug zugeben, dass dieser ihm überlegen war. Etwas das nicht damit zusammenhing, dass er ein Reiner war. Nein, an seine Intelligenz würde er nie heranreichen. Die Frage war nur, ob diese ihm nicht irgendwann zum Verhängnis wurde. „Tarys auf welcher Seite stehst du eigentlich?“ Auf diese Frage erwartete Marc sich im Grunde keine Antwort. Doch Tarys drehte sich lächelnd um, blieb aber nicht stehen. „Ich? Ich stehe auf der Seite der Sieger, wo sonst.“ Mit einem leisen Lachen drehte er sich wieder um. „Wir hören voneinander.“ Damit bog er in einen Gang ein, den zu betreten Marc verboten war. Kopfschüttelnd folgte Marc dem Weg, der aus den Höhlen der Reinen führte. Nein, die Pläne und Ziele dieses Wolfes würden ihm wohl sein Leben lang ein Rätsel bleiben. Schon von weiten konnte er sie hören. Ihr Lachen war einfach zu melodisch um es zu überhören. Rave betrat die Bibliothek, wo seine Mutter sich laut Auskunft der Wache befinden sollte. Ihren genauen Aufenthaltspunkt herauszufinden, war ebenfalls nicht schwer. Man musste einfach nur den gedämpften Stimmen nachgehen. Umgeben von einer kleinen Ansammlung männlicher Vampire, stand seine Mutter an einem Regal und genoss sichtlich die Bemühungen der Vampire um sie zu unterhalten. „Mutter? Du wolltest mich sprechen?“ Rave legte den Kopf leicht schief. Sie sah zu ihm und lächelte. „Rave. Da bist du ja.“ Ohne ein Wort oder einen Blick lies sie ihre Begleiter stehen und kam an seine Seite. Liebevoll umarmte sie ihn. Rave erwiderte diese Umarmung kurz. Es war klar, dass sie nicht mehr sauer auf ihn war. Ihr Zorn verrauchte ebenso schnell, wie er entfacht wurde. Sie löste sich wieder von ihm. „Ich habe etwas für dich. Begleite mich doch.“ Lächelnd nahm sie seine Hand und zog ihn so zu ihrem Zimmer. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, seufzte Rave. „Ich hasse es, wenn du das machst.“ „Was denn?“ Laryssa drehte sich noch immer lächelnd zu ihm um, doch es hatte sich verändert. War es zuvor irgendwie scheu und ja sogar etwas einfältig gewesen, so merkte man nun welche Willenskraft und Intelligenz wirklich in ihr steckte. „Lass ihnen doch die Illusion, mich beschützen zu können. Der männliche Stolz ist etwas sehr sensibles. Gerade du solltest das doch wissen.“ Rave verdrehte die Augen. „Nun weshalb hast du mich rufen lassen?“ „Ich habe dich nicht gerufen, dass war Arnau. Doch ich habe wirklich etwas für dich.“ Laryssa wand sich um und ging zu einer Schatulle, die auf einem Tisch stand. Daraus holte sie etwas und kam wieder zu ihm. Als sie ihm deutete, ihr die Hand ausgestreckt hinzuhalten, machte Rave ihr den Gefallen. Laryssa gab ihm eine Kette, die kritisch musterte. „Was soll das?“ Er spürte die Macht, die von dieser Kette und vor allem dessen Anhänger ausging. Es war ein sehr mächtiger Talisman, doch warum gab sie ihm das? „Es soll dazu dienen dich zu beschützen.“ Sie legte ihre Hand über die seine und schloss seine Hand so zu einer Faust. „Ich will ihn nicht.“ Auch wenn er von seiner Mutter kam, wollte er ihn nicht. Er kämpfte ehrlich und ohne jegliche Hilfsmittel. Bis jetzt hatte das auch immer funktioniert. „Sei kein Kind Rave. Für diesen kindischen Trotz bist du schon etwas zu alt.“ Laryssa sah ihn einen Moment mit funkelnden Augen an, dann wurde ihr Blick wieder sanft. „Es ist keine Schande oder ein Zeichen von Schwäche, dass was einem gegeben wird auch einzusetzen. Du magst vielleicht deine Rasse verachten, vielleicht sogar mich. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass du die Gaben, die dir in die Wiege gelegt wurden nicht nutzt oder? So ist es auch hiermit. Sieh es einfach als eine neue Art von Kraft an. Bitte.“ „Ich verachte dich doch nicht.“ Raves Stimme war traurig, ja beinnahe etwas bedauernd. Es war schlimm, dass seine eigene Mutter so von ihm dachte. Ja, er mochte seine Rasse nicht, weswegen er es auch abgelehnt hatte sie zu führen. Die Vampire waren ihm so egal, da konnte er sich nicht anmaßen über ihr Wohlergehen zu bestimmen. Doch das hier war seine Mutter, die einzige Familie, die er noch hatte. Laryssa seufzte und zog ihn zu sich. Sein Gesicht an ihre Schulter lehnend, strich sie ihm übers Haar. „Ist schon gut mein Kleiner. Das habe ich auch nie ernsthaft angenommen. Doch du musst verstehen, dass ich mich um dich sorge. Ich habe schon einen Sohn in diesem Krieg verloren, da ist es doch nur verständlich, dass ich meinen Zweiten nicht auch verlieren will.“ Sie schwieg einen Moment. „Wenn man bedenkt, dass ich Vain und dich nur für diesen Krieg ausgebildet habe, ist es erstaunlich wie viel Angst ich nun um dich habe und wie sehr mich sein Tod schmerzt. Bitte lass mich das nicht noch einmal durchmachen.“ Rave löste sich sanft aus ihrer Umarmung. „Keine Sorge Mutter. Ich habe nicht vor in diesem Krieg zu sterben.“ Er öffnete seine Hand und sah auf den Talisman. Nickend schloss er die Faust wieder darum. „Ich danke dir.“ Laryssa lächelte und straffte sich wieder. „Schön. So mein Brüderchen wartet auf uns. Weiß Gott was der wieder von uns will, aber wenn der Anführer ruft, müssen seine Schäfchen dem Ruf folgen.“ Rave grinste bei diesem Kommentar, den Talisman steckte er in seine Hosentasche. „Warum folgst du dann diesem Ruf?“ Denn ein Schaf war sie beileibe nicht. Lächelnd ging sie an ihm vorbei zur Tür. „Weil mein lieber Sohn, ich der Wolf im Schafspelz bin.“ Laryssa drehte den Kopf zu ihm und legte den Zeigefinger auf die Lippen. „Aber psst, nichts verraten.“ Verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu. Amüsiert schüttelte Rave den Kopf und folgte ihr in den inzwischen schon bekannten Audienzsaal. Dort warteten schon Shalyn, sein Onkel, sowie Astral und Carys. Auch einige Männer, die wie kampferprobte Soldaten aussahen waren anwesend, verabschiedeten sich aber gerade. Als sie an ihnen vorbeigingen, bemerkte Rave, dass es Menschen waren, keine Vampire. „Du hast gerufen?“ Während Laryssa zu ihrem Bruder ging und mit ihm redete, wand sich Rave einem Tisch zu, der in der Mitte des Raumes stand. Darauf war eine Karte ausgebreitet, die diese Stadt und ihre Umgebung zeigte. Astral kam zu ihm. „Was hältst du davon?“ „Ich hoffe das steckt noch in den Kinderschuhen, ansonsten sehe ich schwarz für das taktische Geschick meines Onkels.“ „Meiner Meinung nach ist eine Taktik sowieso wie Perlen vor die Säue. Diese Köter sind uns zahlenmäßig unterlegen. Vater findet es sogar unnötig seine Männer kommen zu lassen.“ Rave sah Astral an und dann seine Mutter, die noch immer mit ihrem Bruder redete. „Weiß sie schon davon?“ Astral folgte seinem Blick, bevor er ihn wieder ansah. „Laryssa? Nein, er sagt es ihr gerade warum?“ Ein schadenfrohes Lächeln legte sich auf Raves Gesicht. Er legte einen Finger unter Astrals Kinn und drehte es so, dass er auf die beiden älteren Vampire sah. „Sieh es dir an und genieße die Show.“ Das würde ein Schauspiel geben. Sogar Carys hatte sich bereits wieder etwas zurückgezogen. Nur Shalyn stand, unwissend wie sie war, noch immer auf dem selben Platz. Vielleicht hatte sie ja Glück. In diesem Moment lehnte seine Mutter ihren Oberkörper etwas zurück und musterte ihren Bruder kritisch. „Du bist, harmlos ausgedrückt, ein Idiot Arnau.“ „Was?“ Man merkte wie die Laune ihres Bruders innerhalb einer Sekunde umschlug. Von der entspannten Stimmung eben war nichts mehr zu bemerken. „Ja, du bist ein Idiot. Dir untersteht eine ganze Armee, ebenso wie mir und du lässt sie in Paris bleiben. Das ist schlicht und einfach bescheuert.“ „Sie sind hier absolut unnötig. Immerhin sind wir diesen Kötern jetzt schon überlegen.“ Laryssa unterbrach ihn, eine Frechheit, die kein anderer Vampir je gewagt hatte. „Und? Was sagt das schon aus? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich glauben du machst mit diesen Viechern gemeinsame Sache. Wir sind überlegen ja, doch das kann zu schnell ins Gegenteil umschlagen, wenn sie nur genug von uns verletzen. Wenn wir mehr Männer hier haben, dann besteht dieses Risiko nicht. Außerdem verringert sich so die Gefahr, dass überhaupt jemand von uns verletzt wird.“ Sie schüttelte den Kopf und legte sich theatralisch eine Hand an die Stirn. „Da hast du Jahrhunderte lang die besten Taktiker studiert, ja sie sogar erlebt und dann kommt so etwas dabei raus. Das ist wirklich tragisch.“ „Sag du mir nicht wie ich meinen Job zu machen habe!“ Sein Onkel war kurz davor sie zu erwürgen. Zumindest sah er danach aus. „Dass muss ich aber, wenn du ihn so stümperhaft erledigst!“ Nun war auch Laryssa in Kampflaune. Rave sah zu Astral. Eigentlich hatte er keine Lust dabei zu sein, wenn die Zwei handgreiflich wurden. Das war bei weitem nicht so belustigend, wie ihre Wortduelle. Doch er konnte seine Mutter verstehen, taktisch war sie ihrem Bruder wirklich um einiges überlegen. „Ich werde meine Männer sicher nicht abziehen und Paris diesen Viechern überlassen!“ „Hab ich je etwas davon gesagt, dass du alle deine Männer abziehen sollst? Brüderchen denk praktisch. Du kannst deine Arme auch aufteilen.“ Bei dem letzten Satz hob sie eine geöffnete Hand links und eine rechts. „Verstehst du teilen. Das ist das was du nie konntest, doch ich hatte gehofft, dass du es inzwischen schon gelernt hast.“ Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Wie kann ich nur mit dir verwandt sein?“ Rave spürte, wie etwas an seinem Ärmel zupfte und sah zu Astral. Dieser machte eine entsprechende Bewegung zur Tür. Eigentlich schade, wo es gerade interessant wurde. Doch er nickte und zog sich mit Astral zurück. Allerdings konnte er sich ein Kommentar nicht verkneifen. „Stimmt sie hat nie etwas davon gesagt, dass du alle deine Männer herholen sollst.“ Astral sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren und Carys Kopf drehte sich in seine Richtung, auch wenn man sein Gesicht aufgrund der Kapuze nicht sehen konnte. Rave hingegen lächelte gelassen, er hatte keine Angst, da er den zuverlässigsten Schutz hatte den man haben konnte. Der Kopf seines Onkel ruckte zu ihm herum und er funkelte ihn todbringend an. Jedoch nachdem er nur einen Schritt in seine Richtung gemacht hatte, erscholl ein schriller Pfiff. „Hey ich bin dein Gegner, nicht er. Nur weil du auf mich sauer bist und weißt, dass du keine Chance hast, musst du deine Wut nicht an Schwächeren auslassen.“ „Okay, taktischer Rückzug.“ Damit öffnete Rave die Tür und verließ den Raum. Da drinnen würde es jetzt sicherlich ungemütlich werden. Hinter ihm schloss Astral die Tür wieder. „Bist du verrückt?“ Rave schüttelte den Kopf. „Nein warum? Laryssa ist ja da.“ So musste er keinerlei Angst haben, dass ihm etwas passierte. Bei jeder anderen Frau wäre es ihm peinlich gewesen, so in Schutz genommen zu werden. Doch das war seine Mutter, dass bedeutete das sie zuerst einmal die Pflicht hatte ihn zu schützen und zweitens war sie nicht wie jede andere Frau. Astral seufzte. „Man das war ja heftig.“ Rave fand das zwar nicht, doch er hatte ja auch einige Zusammentreffen mehr erlebt als Astral. „Sie liebt ihn eben.“ Astral sah ihn zweifelnd an. „Das sah mir aber eher nach dem Gegenteil aus.“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nein sie liebt ihn. Natürlich nur auf geschwisterlicher Ebene. Deswegen will sie nur sein Bestes. Aber dein Vater würde nie auf den Rat einer Frau hören, wenn er ihm normal vorgetragen werden würde. Mal davon abgesehen genießt sie diese kleinen Gefechte und Arnau sicher auch, sonst würde er nicht immer darauf eingehen.“ Er schlug Astral freundschaftlich auf die Schulter. „Am Ende dieses Gefechtes werden wir auf jeden Fall eine Taktik haben, von der jeder General nur träumen kann. Das kann ich dir versichern. Bis dahin gehen wir was trinken.“ Damit zog er den Jüngeren einfach mit sich. Das Ergebnis würden sie schon früh genug erfahren. Kapitel 32 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 32/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Überläufer? „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Tobi seufzte genervt. Na das war ja wieder einmal super, da bildete man Rudel und Marc erzählt ihm groß und breit was das bedeutete und dann verschwanden er und Tarys einfach. Anscheinend nahmen sie selbst es mit ihren eigenen Regeln nicht so ernst. Obwohl sich Tarys sowieso von Anfang an nicht hatte blicken lassen. Und ehrlich gesagt hatte er auch keine große Lust ihn wieder zusehen. Er hatte ihn geküsst, einfach so und ohne Grund. Nicht, dass der Kuss ein Problem war, es war nur so das Tarys eindeutig männlich war. Er war von einem Mann geküsst worden. Aber das ärgste war, dass Marc gemeint hatte er sollte sich keine Gedanken darum machen, da dies normal sei. Wo war er da nur hineingeraten? Auf jeden Fall, da keiner der Zwei wirklich auftauchte, war er auch einfach fort gegangen. Nur war Tobi sich nicht so sicher, ob man das besuchen einer Vorlesung als fort gehen bezeichnen konnte. Nun hatte er noch eine Vorlesung, bevor er sein Pensum für diesen Tag geschafft hatte. Dann war vielleicht schon wieder Marc da. Irgendwie hatte er sich an die Anwesenheit des Älteren schon gewöhnt. Das war wirklich seltsam, wo er sonst doch immer froh war seine Ruhe zu haben. „Tobi Kajiri?“ Als er seinen Namen hörte, sah er auf und erstarrte mitten im Schritt. Ohne das er etwas dagegen machen konnte, suchten seine neuen Instinkte bereits einen Fluchtweg. „Bitte erreg kein unnötiges Aufsehen. Ich bin nicht hier um dir etwas zu tun.“ Kein Aufsehen erregen? Das vor ihm war doch ein Jäger. Zumindest hatte es ihm Marc so erklärt. Ja, er hatte ihn damals ins Krankenhaus gebracht, doch das hieß nicht, dass er damals schon von seiner Wandlung gewusst hatte. Vielleicht war es einfach ein Versehen von ihm gewesen. Der Blondhaarige seufzte. „Ich will wirklich nur mit dir reden. Außerdem wäre ich schön blöd dich hier zu töten, wo jeder es mitbekommt.“ „Was willst du?“ Tobi war noch immer vorsichtig, auch wenn er sich bewusst war, dass er gegen den Anderen nicht viel ausrichten konnte, wenn es zum Kampf kam. Dafür fehlte ihm die Erfahrung und wahrscheinlich auch Kraft. „Nur reden. Es gibt da einiges, was du wissen solltest.“ Rinion deutete aus dem Fenster. „Gehen wir dorthin, da redet es sich besser.“ Tobi wusste, was er meinte. Dort auf der anderen Straßenseite befand sich ein Cafe, dass ziemlich gut besucht wurde. Außerdem konnte man es von der Straße einsehen, also kein perfekter Standort für einen Hinterhalt. Zögernd nickte er und folgte dem Jäger, der wie selbstverständlich etwas voranging. Er schien es gewohnt zu sein, dass Andere ihm folgten. Im Cafe suchte Tobi sich einen Platz aus, der nahe an der Schaufensterscheibe stand, die das Cafe von der Straße trennte. Rinion hob leicht amüsiert eine Augenbraue, setzte sich aber ihm gegenüber hin. „Aus deiner Reaktion schließe ich, dass Marc dir von mir erzählt hat?“ Tobi nickte. „Ja, dass hat er.“ Er wusste nicht, ob das alles wahr war, doch das würde er vielleicht jetzt herausfinden. „Höchstwahrscheinlich hat er dir erzählt, dass ich ein Jäger bin, der sich zum Ziel gemacht hat alle Werwölfe zu töten nicht? Hat er dir auch erzählt, dass ich ein Mischling bin?“ Tobi nickte stumm. Worauf wollte der Blondhaarige hinaus? Das alles hatte er schon von Marc erfahren. „Er hat auch erzählt, dass du ihn hasst.“ Rinion sah ihn kurz erstaunt an und lächelte dann sanft. „Tja, dass stimmt wohl. Es gibt auch keinen, der meinen Hass mehr verdient als er. Hat er dir den Grund erzählt?“ War der wichtig? Sie hatten seinen Gegenüber nur kurz gestreift, außerdem warum sollte Marc den Grund wissen? „Nein, denn hat er mir nicht gesagt.“ Verflucht, warum benahm er sich in seiner Gegenwart wie ein kleines, eingeschüchtertes Kind? Das Problem war nur, er kam sich auch so vor. Tobi war der Kellnerin fast dankbar, als sie sie unterbrach. Rinion bestellte einen Krug Wasser für sich und Tobi ein Bier. Er brauchte eindeutig etwas Alkohol. Rin schüttelte tadelnd den Kopf. „Um so eine Uhrzeit schon Alkohol zu trinken, ist nicht wirklich ratsam. Doch kommen wir zum Thema zurück. Ich werde dir sagen, warum ich ihn hasse, vielleicht verstehst du mich dann und schenkst meinen Worten mehr Glauben. Also vor etlichen Jahren, wahrscheinlich sind es sogar schon Jahrhunderte, war ich ein ganz normaler Mensch wie du noch vor ein paar Wochen. Ich hatte einen Bruder, einen Zwillingsbruder um genau zu sein. Er war der Ältere von uns beiden, was aber leider nicht bedeutete, dass er der Klügere war,“ Während Rinion erzählte, bemerkte Tobi, dass dessen Stimme immer trauriger wurde und dafür musste man nicht unbedingt ein guter Zuhörer sein. Also eine Lüge war es ganz sicher nicht, was der Jäger ihm hier gerade erzählte. „Denn wenn er klug gewesen wäre, dann hätte er nicht bei Dunkelheit das Haus verlassen. Er starb noch am gleichen Morgen. Getötet von dem Werwolf, der dich nun unterrichtet.“ Bei dem letzten Satz hatte sich seine Hand zur Faust geballt. Tobi schwieg. Was sollte er auch sagen, er konnte Rinions Schmerz nicht nachvollziehen und sicher wollte er kein Mitleid von ihm. Das hatte er ihm aus einem anderen Grund erzählt. Nachdem die Kellnerin ihre Bestellungen gebracht hatte und sie gezahlt hatten, sah Tobi wieder zu Rinion. „Warum erzählst du mir das?“ „Damit du es verstehst. Mein Hass auf Marc ist nicht ungerechtfertigt. Doch du würdest mir meine Worte nicht glauben, wenn du nicht alles wüsstest.“ Er lehnte sich etwas vor. „Tobi, ich weiß, dass du nun einer von ihnen bist. Ich wusste es wahrscheinlich schon vor dir. Es muss für dich sicher ein großer Schock gewesen sein, als es zum ersten Mal passierte.“ Schock war wohl etwas untertrieben. Für ihn war es eine Katastrophe gewesen. Trotzdem nickte er nur. „Hasst du Marc dafür?“ Irgendetwas in den Augen des Jägers machte ihm Angst. Es schien ihm so als würde er auf irgendetwas lauern. „Vielleicht.“ Marc hatte ihm sein Leben genommen ohne ihn zu fragen, er hatte ihn zu einer Existenz verdammt, die er nie haben wollte. Eine Existenz die von ihm verlangte Menschen zu jagen und zu töten und nun wurde er auch noch in einen Krieg hineingezogen, mit dem er nicht zu tun hatte, ja den er nicht einmal verstand. „Ich hasse ihn nicht, doch ich mag ihn auch nicht. Ich komme nicht aus mit ihm und das wird sich wohl auch nicht ändern.“ „Du wärst gerne woanders nur nicht bei ihm oder?“ Tobi nickte ohne zu zögern. Das war eines der Dinge, die er ganz sicher wusste ohne lang zu überlegen. Rinion lächelte zufrieden. „Nun, dann kann ich dir vielleicht helfen. Ich will ehrlich zu dir sein Tobi. Meine ursprüngliche Aufgabe ist es dich zu töten. Es ist ein Versprechen, dass ich nicht brechen kann. Das du jetzt noch lebst, hängt ganz alleine davon ab, dass du noch so jung bist. Als Mensch versteht sich. Außerdem habe ich keinen Streit mit dir.“ Rinion nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Weißt, du das Marc dich an mich verkauft hat?“ „Was?“ Eigentlich hatte Tobi auch einen Schluck nehmen wollen, doch nun stellte er das Glas wieder unbenutzt ab. Wie meinte der Andere das? Und warum sollte Marc das getan haben? Nachdenklich legte Rinion einen Finger an seine Wange. „Ja vor ein paar Wochen kam er zu mir und wir schlossen einen Deal. Ich lasse dich ein paar Jahre am Leben, dafür lässt er mich in Ruhe. Nach Ablauf dieser Frist präsentiert Marc dich mir dann auf dem Silbertablett.“ Selbst wenn Tobi etwas hätte antworten wollen, ging es nicht. Er war einfach nur geschockt. Marc hatte ihn verkauft, so einfach sein Leben verpfändet, aber wofür? Wieso wollte er ihn töten? Ja, sie kamen nicht miteinander aus, doch war das ein Grund einen Anderen einfach so auszuliefern? „Warum… wieso?“ Seine Stimme klang leicht gequält, er verstand es nicht, wie man so etwas machen konnte. „Das warum ist leicht erklärt. Er hat dir ein paar Jahre verschafft um seinen Ruf zu stärken. Es hätte nicht gut ausgesehen, wenn sein Schüler schon in der ersten Zeit getötet worden wäre. Denn das hätte bedeutet, dass er als Lehrer nichts taugt. Das wieso…“ Rinion zuckte mit den Schultern. „Er mag dich wohl einfach nicht, doch umbringen kann er dich auch nicht. Das verbietet ihm das Gesetz.“ Wie konnte er ihm das antun? Man brachte doch keinen Anderen um, nur weil er mit ihm nicht auskam. Obwohl es ging hier nicht um Menschen, sondern um Tiere. „Was willst du von mir?“ Aus reiner Nächstenliebe erzählte der Jäger ihm das alles sicher nicht. Der Blondhaarige lächelte nur verschwörerisch. „Gut, kommen wir zum Punkt. Ich bin hier um dir ein Angebot zu unterbreiten. Ich habe dir von meinem Versprechen erzählt. Das heißt ich muss dich töten und das werde ich auch machen. Allerdings kann man es umgehen. Du bist jung Tobi, erst einen Vollmond alt, zumindest als Werwolf. Das heißt, dass du noch keinen Menschen getötet hast. Vielleicht gefressen, doch sicher nicht getötet. Das ist gut für dich und mich. Ich will, dass du dich von Marc löst, pack deine Sachen und verschwinde einfach aus seinem Leben. Stattdessen kommst du zu mir. Ich gehöre einer Organisation an, die sich der Aufgabe verschrieben hat die Geschöpfe der Nacht zu bekämpfen und zu dieser werde ich dich bringen. Dort wirst du ausgebildet und geschult, was deine Kräfte angeht. Das Einzige was du dafür machen musst, ist Marc zu verlassen und zu schwören, dass du niemals absichtlich einen Menschen töten wirst.“ Tobi hörte dem schweigend zu. „Woher weiß ich, dass das keine Falle ist?“ Rinion lächelte und hob zwei Finger. „Ich schwöre es dir und ich halte meine Schwüre.“ Nachdenklich kaute Tobi an seiner Unterlippe. „Mir geht das alles etwas zu schnell. Nicht, dass ich diesem Gedanken abgeneigt wäre, doch das ist alles so plötzlich.“ Rinion nickte. „Das verstehe ich. Also ich erwarte deine Antwort in den nächsten Tagen oder Wochen.“ Er stand auf, schenkte ihm noch einmal ein ehrliches Lächeln und verließ das Cafe. Tobi sah ihm verwirrt nach. Was sollte er nur machen? Das Angebot hörte sich ja gut an, doch konnte er dem Jäger auch trauen? Er seufzte tief. „Was soll ich nur machen?“ Rinion lächelte, dass war ja besser verlaufen, als er gedacht hatte. Obwohl nur ein Narr würde ein derartiges Angebot ausschlagen. Der Kleine schien außerdem mit seiner derzeitigen Existenz sowieso nicht zufrieden zu sein. Warum sollte er ihm dann nicht eine Alternative bieten? Das er damit aus Marcs Nähe verschwand und nicht mehr sein Problem war, spielte dabei keine Rolle. Nun, vielleicht eine untergeordnete. Er hatte mit seinem Meister über diese Möglichkeit geredet und dieser hatte zugestimmt. Also lag die Entscheidung nur mehr bei Tobi und wie er sich anstellte. Es war nur schade, dass er noch so jung war. Wichtige Informationen würden sie von ihm wohl nicht bekommen, doch darum ging es auch gar nicht. Es konnte eben nicht schaden einen Werwolf in ihren Reihen zu wissen. Besser einen Feind weniger, auch wenn er zu der Rasse ebendieser gehörte. Seine Aufgabe war es eben nur noch, dass Rave schonend beizubringen. Immerhin war dieser der Einzige, der ebensolche Kräfte besaß wie der Kleine. Rave und er selbst konnten sich mit ihm messen und seine Fähigkeiten nachvollziehen. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden vor allem, wenn er ihn erkannte. Das würde wieder eine Diskussion über seine Antriebe geben. Warum konnte der Vampir dieses Thema nicht einfach ruhen lassen? Rinion schüttelte den Kopf. Rave war derzeit sowieso beschäftigt. Womit, dass wusste er nicht und er würde auch nicht nachfragen. So hatten sie es immer gehalten. Sie mischten sich nicht in die Angelegenheiten der anderen Rasse ein. Wenn er etwas mit den Vampiren zu regeln hatte, dann sollte er das machen. Diese Gerüchte, die überall hin und her flogen, bezüglich eines Krieges würde diesen Kontinent noch ganz schön aufheizen. Hier wo die Hochburg der Werwolfe lag, war es sowieso schon gefährlich genug. Doch was interessierte es ihn? Wenn sich diese Rassen gegenseitig auslöschten, dann wäre der Letzte seiner Schwüre eingelöst und er könnte sich endlich zur Ruhe setzen. Der Blick seiner grasgrünen Augen hob sich zum Himmel. Ob er jemals von Marc frei sein würde? Es gab Momente, da glaubte er nicht daran. Doch es war müßig darüber nachzudenken. Denn etwas daran zu ändern, dass lag ganz alleine in seiner Hand. Niemand konnte ihm das abnehmen. Seufzend senkte er den Blick wieder. Nun er hatte noch etwas zu erledigen, immerhin rechnete er mit einer positiven Antwort und dafür musste er noch einiges vorbereiten. Kapitel 33 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 33/ ? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Die letzten Vorbereitungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Nun war es endlich soweit. Es herrschte Krieg. Das Schlachtfeld war gewählt und die Gruppen eingeteilt. Es war Selbstmord, doch das war den Meisten von ihnen klar. Egal, er hatte nicht vor, bei diesem Himmelfahrtskommando auch nur eine Kralle zu rühren. Nein, er diente nur seinen eigenen Plänen. In der Halle tummelten sich schon hunderte von Wölfen, alle aus diesem Land und auch vom Ausland waren einige gekommen. In dieser Hinsicht, hatte Zeno ganze Arbeit geleistet. Hinter sich hörte Tarys Stimmen und wand sich um. Es war eine Gruppe junger Werwölfe, doch Tarys Blick galt nur dem grauen Wolf, mit den silbernen Augen, in ihrer Mitte. Als er ihn bemerkte, blieb er stehen. ‚Tarys.’ Seine Stimme war kühl. ‚Bastian.’ Auch Tarys Stimme lies keinerlei Sympathie für den Anderen erkennen. Bei dem Klang seiner Stimme, zuckten die anderen Wölfe zusammen und sahen zu ihm. Rasch verabschiedeten sie sich von Bastian und schlüpften an Tarys vorbei in die Höhle. Tarys gönnte ihnen keinen zweiten Blick, doch er konnte sie gut verstehen. Die Feindschaft zwischen seinem Bruder und ihm waren allen bekannt. Sie waren immer anderer Meinung, im Rat zu dem auch Bastian gehörte, wie auch im alltäglichen Leben. Bastian war der ernstere, derjenige der nichts von körperlichen Freunden hielt und alles vernünftig anging. Außerdem war er wirklich einer der Wenigen, die sich als sein Bruder bezeichnen konnte, da sie aus dem gleichen Wurf waren. Tarys ging auf ihn zu und hielt erst einige Zentimeter vor ihm. Nun, dass sollten zumindest die Anderen denken. ‚Es ist soweit.’ Bastian nickte nur. Darauf lies sich nur schwer etwas erwidern. ‚Du weißt was du zu tun hast?’ „Natürlich, du kannst dich auf mich verlassen Bruder. Sieh lieber zu, dass du deinen Part rechtzeitig schaffst.’ In Tarys Augen leuchtete es belustigt auf. ‚Willst du mit etwa meinen eigenen Plan erklären?’ ‚Nein, aber wenn es schief geht, dann sind wir beide erledigt und das weißt du.’ Tarys nickte. Wenn es schief ging, dann war es das gewesen. Eine zweite Chance gab es für ihn nicht. Selbst wenn man ihn für seinen Verrat nicht tötete, dann war sein Ansehen ruiniert, niemand würde jemals wieder seinen Worten Glauben schenken. ‚Ist es das wert Tarys?’ Die silbernen Augen Bastians sahen ihn durchdringend an. Tarys legte den Kopf schief. ‚Ich weiß es nicht Bastian. Sag du es mir, was ist eine neue Welt wert?’ Sein Bruder seufzte. ‚Du bist ein Träumer. Nur leider bist du ein intelligenter Träumer. Die sind immer am gefährlichsten.’ ‚Weil sie immer kriegen was sie wollen?’ Er zwinkerte Bastian zu. ‚Nein, weil sie einfach unzurechnungsfähig sind.’ Bastian kam nun vollends an seine Seite und rieb seinen Kopf an Tarys Hals. ‚Pass auf dich auf kleiner Bruder. Er mag vielleicht kein Werwolf sein, doch er ist gefährlich.’ ‚Ich habe keine Angst vor ihm. Sorg nur einfach dafür, dass er zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Mein Bestreben ist es nicht, ihn zu zerstören. Und nun hau ab, bevor man uns sieht.’ Tarys machte eine Kopfbewegung, den Gang entlang. ‚Geh du zuerst, dann sieht es so aus, als hätte ich gewonnen.’ Tarys lachte. ‚Du kannst wirklich nur mein Bruder sein.’ Doch er wand sich um und ging in die Halle. Den jungen Werwölfen, die unweit des Einganges auf Bastian warteten, widmete er nur ein gefährliches Knurren. So würde der Andere keine Probleme haben ihnen seinen Sieg zu erklären. Er jedoch suchte einen anderen Wolf. Bei den vielen Wölfen ein beinnahe sinnloses Unterfangen. Für ihn stellte es allerdings nur eine weitere Herausforderung dar. Nach einigen Minuten hatte er ihn ausgemacht, oder besser gesagt seinen Schüler. Da konnte Marc selbst nicht weit sein. Als er nahe bei ihnen war, bekam er Tobis vorsichtige Frage mit. „Sag mal Marc, was passiert eigentlich mit Verrätern?“ Er sah den Werwolf fragend an. Tarys schüttelte den Kopf. Was für eine passende Frage für seine Situation. Er antwortete, obwohl die Frage nicht an ihn gestellt war. ‚Wir töten sie Tobi. Entweder das oder sie werden verbannt. Doch am häufigsten werden sie gejagt und getötet.’ Tobi sah ihn erschrocken an und wich etwas zurück. Auch Marc wand den Kopf zu ihm. ‚Ah sieh mal an wer uns da beehrt, unser Rudelmitglied. Lange nicht gesehen.’ ‚Och hast du mich etwa gar vermisst?’ Tarys Stimme klang deutlich spöttisch. Er brauchte ganz sicher keinen Babysitter, der ihm vierundzwanzig Stunden am Schwanz hing. Nicht einmal, wenn es sein Freund war. Marc schüttelte nur den Kopf, während er sich wieder seinem Schüler zuwand. ‚Also du bleibst hier, bis ich wieder zurückkomme. Solltest du aber hören, dass wir verloren haben, machst du dich gleich aus dem Staub. Am besten nach… Tarys wo war das noch mal?’ ‚Du meinst die anderen Rudel?’ Es gab viele die in der Welt verstreut waren. ‚Hm die beste Wahl wäre wohl das Rudel in Sibirien, die stehen uns an Größe kaum nach. Wenn man es allerdings gerne wärmer hätte, dann würde sich wohl eher Südamerika anbieten. Ist schön dort, da spreche ich aus Erfahrung.’ ‚Wie auch immer. Hast du das verstanden. Wenn du hörst, dass der Krieg verloren ist. Oder das sicherste Zeichen ist, wenn die Mischlinge und anderen Schüler das Weite suchen. Diese Angsthasen wittern eine Gefahr schon meilenweit gegen den Wind.’ Wie wahr, wenn es ums wegrennen ging, dann waren die Mischlinge die Ersten die verschwunden waren. Weicheier. Allerdings verstand er ihre Einstellung auch. Die meisten mussten Angst vor ihren Meistern haben, ebenso wie vor ihren Feinden und wenn dann die Chance bestand, dass man abhauen konnte, dann ergriff man sie auch. Die meisten waren zwar zu Schoßhündchen erzogen worden, doch auch da funktionierte der Selbsterhaltungstrieb noch immer. Tobi nickte. Zwar sah er Marc etwas verständnislos an, doch im Großen und Ganzen schien er es verstanden zu haben. ‚Wo bist du?’ Tarys sah Marc fragend an. ‚Ich?’ Marc schien kurz zu überlegen. ‚Ich glaube hintere Flanke. Ist doch eigentlich egal wo ich bin. Und du?’ Tarys seufzte nur. Es war klar, dass Marc gereizt war. Vor einem Kampf waren eben alle etwas angespannt und gereizt, vor allem Werwölfe. ‚Keine Ahnung. Wie gesagt, ich habe nicht vor in diesem Kampf mein Leben zu lassen.’ Der Ältere sah ihn entsetzt an und wich ein Stück vor ihm zurück. ‚Du willst dich gegen Zenos Befehl stellen?’ ‚Das hab ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, ich will nicht mein Leben in diesem Krieg lassen und deswegen werde ich alles machen um das zu verhindern.’ Ja es war Befehlsverweigerung, doch wenn sein Plan schief ging, dann war es sowieso egal. ‚Also ich muss los. Heul bei Zenos Ansprache für mich mit ja?’ Er sah wie Marc etwas sagen wollte, doch er wand sich schon um und verschwand in der Menge. Er brauchte etwas Zeit, bevor der Angriff begann. Zwar lag es nicht in seiner Macht ihn zu verhindern, doch er konnte ihn so kurz wie möglich halten. Etwas das in seiner Absicht lag. Hoffentlich schaffte Bastian es rechtzeitig ihn zu dem Treffpunkt zu bringen. Mit solchen Gedanken verlies er die Höhle und suchte sich seinen Weg durch die Nacht. Rinion rieb sich über die Augen, als er den Computer herunterfuhr und den Bildschirm abdrehte. Das war einfach nicht seine Zeit. Er hielt es vor dem Computerbildschirm nicht so lange aus, wie die meisten seiner Mitarbeiter und das wo er doch eigentlich bessere Augen hatte als sie. Was aber auch nicht der Grund war, da Rave auch keine Probleme damit hatte. Was ihn zu einem neuen Thema brachte. Seit ihrem Gespräch hatte sich der Vampir nicht mehr blicken lassen. Ob sie ihn vielleicht gar festhielten? Wenn, dann konnte er nichts dagegen machen. Denn er war ein Mischling, die anderen Vampire würde ihn töten, noch bevor er in die Nähe ihres Sitzes kam. Rave hatte ihm von den Sicherheitsvorkehrungen erzählt, die es dort gab. Es klopfte an seiner Tür und gleich danach hörte man einen Schlüssel, der im Schloss herumgedreht wurde. Es war ihm scheinbar doch nichts passiert. Lächelnd stand er auf und sah zur Tür. Keinen Moment später kam Rave herein, die Tür hinter sich schließend. Rin bemerkte, dass er keineswegs bester Laune war. Nun er mochte seine Rasse nicht und das er nun einige Tage in der deren Nähe war, schlug sicher auf seine Laune. „Rave. Du hast dich lange nicht sehen lassen.“ Der Vampir nickte und kam zu Rin. „Ich war sehr beschäftigt. Nun eher waren wir sehr beschäftigt. Das ist auch der Grund meines Besuches. Ich kann nicht wirklich lange bleiben.“ „Was?“ Nun das war eine sehr ungewöhnliche Begrüßung vor allem für den Vampir. Anscheinend meinte er es mehr als nur ernst. „Gut, dann sag mir was so wichtig ist.“ Rave kam ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. „Es geht um diesen verdammten Krieg. Meine Mutter, mein Onkel und ich haben größtenteils einen Plan erarbeitet, wie wir in gewinnen können. Deswegen ist es auch wichtig, dass du deine Wohnung nicht verlässt und zwar von jetzt an. Hättest du das Land verlassen, wäre es einfacher, doch nun muss es so gehen.“ Rin sah aus dem Fenster. Man hatte von hier eine gute Sicht auf den Vollmond eigentlich müsste er heute auf der Jagd sein, doch ohne Rave war es irgendwie falsch. Immerhin waren sie schon soviel Jahrzehnte zusammen jagen, da kam es ihm ohne den Vampir irgendwie unwirklich vor. „Heute schon? Es ist Vollmond. Das ist taktisch unklug und das weißt du.“ Rave nickte zustimmend. „Das ist mir bewusst. Doch es geht in erster Linie darum, dass du in nächster Zeit niemanden auffällst. Geh von mir aus morgen noch einmal einkaufen, aber bei Tag und sei vorsichtig. In wenigen Tagen werden wir gegen diese Köter vorgehen und ich will nicht, dass sich irgendein Vampir zufällig an sich erinnert. Es ist wichtig, dass du wenigstens diesmal auf mich hörst.“ Die Worte des Vampirs waren so eindringlich, dass Rinion keinen Moment an ihrer Wahrheit zweifelte. „Ich hab es dir in letzter Zeit nicht leicht gemacht was?“ Er wusste selbst wie oft er seine Ratschläge in den Wind geschlagen hatte. Nun stellte sich heraus, dass es nicht das schlechteste gewesen wäre sie zu befolgen. Rave schüttelte den Kopf aber er lächelte. „Nein, dass hast du nicht. Aber das ist okay. Immerhin habe ich dir doch versprochen auf dich aufzupassen.“ Ja, dass hatte er, doch das wollte Rinion nicht. Zumindest nicht, dass er ihn mit seinem Leben beschützte. „Wo wir schon bei dem Thema sind. Es gibt da etwas das du wissen müsstest. Ich habe mit Tobi geredet.“ „Dem Wolfsbalg? Warum?“ Rave sah ihn verwirrt an. Das er die Situation nicht verstand, konnte Rinion sogar ganz gut verstehen. „Ich wollte ihn dazu überreden zu unserer Seite zu wechseln.“ Der Braunhaarige konnte ein leichtes Grinsen nicht verhindern. „Das glaubst du doch nicht im Ernst? Als ob er akzeptiert werden würde.“ „Mein Meister hat zumindest zugestimmt.“ Ja, Tobi würde bei ihnen keinen leichten Stand haben, doch im Großen und Ganzen hätte er es bei ihnen sicher besser, als bei den Werwölfen. Der Vampir schüttelte den Kopf. „Egal, nach diesem Krieg werden wir weitersehen. Vielleicht überlebt er, dann können wir noch immer darüber reden.“ Plötzlich fuhr Rave in die Höhe. Alarmiert sah er sich um und ging zu Fenster. Rasch öffnete er es. Rinion hatte ihn nur einen Moment verständnislos angesehen, doch als Rave das Fenster öffnete, bemerkte es auch er. In der Nachtluft hing ganz deutlich der Geruch von Werwölfen. Wölfen das war nicht nur einer, dafür war der Geruch zu intensiv. „Mach das Fenster zu.“ Rave war schon wieder herumgefahren und ging zum Telefon in das er hastig eine Nummer tippte. Rinion ging zum Fenster und schloss es sorgfältig. Dann ging er in sein Schlafzimmer und zog sich rasch um. Während er seine Waffen anlegte, hörte er Rave einige Worte in einer ihm unbekannten Sprache reden. Wahrscheinlich redete er gerade mit einem anderen Vampir. Rinion kam zurück ins Wohnzimmer gerade, als Rave wieder auflegte. Dieser bemerkte Rins Aufmachung mit einem anerkennenden Blick. „Das ist gut, aber bleib hier, ich muss leider zurück.“ „Ja.“ Als er Raves zweifelnden Blick sah lächelte er. „Ich bleibe wirklich hier, immerhin bin selbst ich nicht so blöd mich einer Meute Werwölfen zu stellen.“ Die Waffen trug er nur zur Sicherheit, alles andere wäre unvorsichtig. „Gut, ich muss dann gehen.“ Rin wollte gerade etwas erwidern, als es abermals an der Tür klopfte. Rave, ebenso wie er selbst fuhren herum. Dann sahen sie sich wieder gegenseitig an. Rave wagte es als Erster und ging zur Tür. Vorsichtig öffnete er sie. Kapitel 34 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 34/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Abschied Wow 101 Kommis. Ich danke allen, die mir jemals ein Kommi hinterlassen haben. Fühlt euch geknuddelt. Euch widme ich dieses Kapitel . ^^ „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Rave konnte gerade noch ein genervtes Stöhnen unterdrücken. Das war eigentlich seine erste Gefühlsregung, als er die Tür öffnete. Erst dann kam die gewohnte Wut wieder, die ihm beim Anblick des Werwolfes vor ihm stets überkam. Aber wie könnte es auch anders sein? Wann immer es Probleme gab, tauchte er auf. „Was willst du hier?“ Diese Frechheit war erstaunlich. Immerhin müsste einem Freund von Marc klar sein, dass hier ein Jäger wohnte. Entweder war dieser Köter lebensmüde, oder er überschätzte sich einfach nur maßlos. „Erst einmal Hi. Das sollte man für einen alten Bekannten schon übrig haben.“ Tarys stand lächelnd vor der Tür. Er befand sich in seiner menschlichen Gestalt und war wie meistens wenn er Mensch war nackt. Rave knurrte verärgert. „Du bist kein Bekannter, nur ein Köter, denn ich leider nicht mehr loswerde. Was meine Frage allerdings nicht beantwortet. Was willst du hier?“ Ihm gefiel das nicht. Der Köter war sicher nicht wegen ihm hier. Denn das hier war Rinions Wohnung und niemand wusste, dass er hier war. Was allerdings nur einen Schluss zuließ und der war nicht gerade beruhigend. „Du kannst dich entspannen. Ich bin nicht wegen dir hier. Viel eher habe ich mit deinem Freund zu reden.“ Der Blick aus Tarys violetten Augen richtete sich auf Rinion. Rave wollte etwas erwidern, doch Rinion war schneller. „Was hätten wir schon zu bereden? Du kannst froh sein, dass du noch reden kannst, doch wenn du nicht verschwindest, dann könnte sich auch das ändern.“ Seine Stimme klang verächtlich. „Nun immerhin haben wir einen gemeinsamen Freund, über den wir uns unterhalten könnten nicht?“ Tarys lächelte gewohnt selbstsicher. „Ach ja?“ Rinion hob fragend eine Augenbraue. „Und wer sollte das sein?“ „Er ist Marcs Gefährte.“ Raves Stimme war leise. Die kleine Spitze konnte er sich einfach nicht verkneifen. Irgendwie wollte er Rinion die Augen über seinen ach so geliebten Werwolf öffnen und ihm dadurch Schmerzen zufügen. Auch wenn er in dem Moment, in dem diese Worte seinen Mund verlassen hatten, einsah wie niedrig das war. Zurücknehmen konnte er sie nicht. Doch es zeigte auch Wirkung, Rinion versteifte sich kurz. „Nun Gefährte ist wohl etwas zu viel der Ehre. Ich ziehe es vor ungebunden zu sein. Aber ja ich kenne Marc. Ziemlich gut sogar. Also klären wir das zwischen Tür und Angel oder soll ich nicht lieber reinkommen? Ein nackter Mann vor deiner Tür sieht irgendwie anstößig aus nicht?“ Rinion nickte und wand sich wieder um, ins Wohnzimmer zurückgehend. Rave knurrte abermals, lies den Werwolf aber ein. Hinter ihm schloss er die Tür und folgte ihm ins Wohnzimmer. Als Rin ihn ebenfalls eintreten sah, runzelte er die Stirn. „Musst du nicht dringend zurück?“ „Du glaubst doch nicht, dass ich dich mit dem hier alleine lasse?“ Sein ausgestreckter Zeigefinger, deutete bei diesen Worten anklagend auf Tarys. Nein, er wusste wozu dieser Typ fähig war, da lies er sie sicher nicht alleine. Mit einem amüsieren Lachen, setzte sich der Wolf auf einen Couchsessel. „Och du willst mir doch nicht weismachen, dass wir keinen Spaß miteinander hatten?“ Der Vampir fuhr wütend zu ihm herum. „Nein!“ Daraufhin legte der Angesprochene nur den Kopf schief. „Hm aber soweit ich mich erinnere, hast du es doch auch genossen.“ „Noch ein Wort und ich vergesse mich!“ Dabei war sich Rave bewusst, dass es schon zu spät war. Es waren schon zu viele Worte gefallen, als das Rin sich nicht denken konnte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Er bemerkte wie Rin ihn einen Moment erstaunt ansah, doch er verlor kein Wort darüber. Stattdessen wand er sich dem Wolf zu. „Also sag was du zu sagen hast und dann verschwinde.“ „Nun.“ Er schlug die Beine übereinander. „Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, bewegen sich unzählige Werwölfe auf euch zu. Dabei seid aber ihr beide eigentlich unwichtig. Nein, wir sind gerade auf dem Weg, das Hauptgebäude der Vampire anzugreifen.“ Rave musste sich ein Lachen verkneifen. Daran würden sie sich die Zähne ausbeißen, doch wenn sie es versuchen wollten. Er war der Letzte, der sich dem kollektiven Selbstmord dieser Köter entgegenstellen würde. „Das ist Selbstmord. Ich habe es zwar noch nie gesehen, doch ich habe von deren Sicherheitseinrichtungen gehört. Ihr werdet bei dem Versuch sterben.“ Rinion sah dem Werwolf fest in die Augen. „Gewiss. Sogar uns primitiven Wesen ist das bewusst.“ Es klang bei diesen Worten eine Menge Spott mit. „Doch wenn es unser Anführer beschließt, liegt es nicht an uns das zu hinterfragen. Noch dazu wo sowieso keiner seine Meinung ändern kann. Da kommst du ins Spiel.“ Tarys lehnte sich leicht vor und sah Rinion lauernd an. Rave ahnte worauf das hinauslief und das behagte ihm ganz und gar nicht. Nein, Rin sollte hier bleiben in dieser Wohnung. Wo er in Sicherheit war. In diesem Moment war der Werwolf mehr Feind als jemals zuvor, da er Rin aus der Wohnung locken wollte. „Er hat nichts mit diesem Spiel zu schaffen. Er hat nichts mit deinen Plänen zu schaffen.“ Der Grauhaarige sah ihn zweifelnd an. „Du weißt nichts von meinem Spiel.“ „Warum sollte ich dir helfen? Rave hat Recht, ich habe nichts damit zu schaffen. Im Gegenteil ich sehe es mit Freuden, wenn sich deine Rasse selbst vernichtet.“ „Unterscheiden wir und wirklich so sehr von den Vampiren?“ „Natürlich.“ Was war dass denn für eine Frage. Schon alleine sie miteinander zu vergleichen war eine Beleidigung. Rave verzog angewidert das Gesicht bei diesem Gedanken. „Ach ja?“ Tarys lehnte sich wieder zurück. „Dann sag mir mal wo. Wir ernähren uns von Menschen, ihr ernährt euch von Menschen. Bei uns gibt es gewissenlose Mörder, ebenso wie bei euch. Im Grunde töten wir beide Menschen um uns zu ernähren. Nur das ihr euch mit dem Blut zufrieden gebt und wir alles verwenden. Ja, wir könnten von Tieren leben, doch ihr auch. Also wo ist der Unterschied, wo ziehst du die Grenze zwischen euch und uns kleiner Blutsauger?“ Das war doch… Natürlich gab es einen Unterschied zwischen ihnen, doch obwohl Rave das wusste, fiel ihm nichts ein, was er entgegnen könnte. Besiegt lies er den Kopf sinken. „Uns unterscheidet sehr viel.“ Doch selbst er sah ein wie schwach sich dieser Protest anhörte. „Wie du siehst Jäger. würdest du nur eine Plage gegen eine andere austauschen. Es ist bewiesen, dass es nie gut ist, wenn eine Rasse keine natürlichen Gegenspieler hat. Bei uns sind es die Vampire, deswegen war unsere Population nie sehr hoch. Doch ebenso verhält es sich bei den Vampiren.“ Rin sah ihn zweifelnd an. „Was könnte ich schon machen?“ „Oh sehr viel. Es gibt da einen Wolf, der sehr viel Einfluss auf Zeno hat und auf den du sehr viel Einfluss hast. Wenn dieser Werwolf mit Zeno reden würde, dann könnte dieses Blutbad verhindert werden. Einfach und schmerzlos. Wenn du ihn allerdings nicht überzeugen kannst, oder es nicht versuchen willst, dann…“ Tarys zuckte mit den Schultern. „Nun es ist ein Selbstmordkommando.“ Nein, dass konnte nicht sein. Rinion sollte sich in die Nähe der Werwölfe begeben? Das war verrückt. Doch Rave ahnte, dass sein Gegenspieler schon gewonnen hatte. Schon seit dem Moment, in dem er Marc ins Spiel gebracht hatte. „Jetzt ist es doch sowieso schon zu spät nicht?“ Rinion sah dem Werwolf dabei in die Augen. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe es so gedreht, dass du mit ihm reden könntest, wenn du das willst. Es liegt an dir.“ „Leben oder sterben was?“ Rinion sah nachdenklich aus dem Fenster zum Vollmond, bevor er sich wieder Tarys zuwand. „Bring mich zu ihm.“ „Perfekt.“ Tarys lächelte und stand in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf. „Dann gehen wir.“ Das ging nicht, er musste Rinion von dieser Tat abhalten. Als dieser schon bei der Tür war, fand er endlich die richtigen Worte. „Rin, du hast mir etwas versprochen.“ Rinion blieb stehen und sah ihn traurig an. Man merkte den deutlichen Zwiespalt in seinen Augen. In dem Moment begriff Rave, dass er verloren hatte. Selbst wenn er Rinion zurückhalten konnte, er wäre dann daran Schuld, dass dieser sich ewig Vorwürfe machen würde. Dieses was wäre wenn… würde immer zwischen ihnen stehen. Aber nicht nur diesen Kampf hatte er verloren. Nun sah er endlich seine endgültige Niederlage ein, die er bis jetzt verdrängt hatte. Rinion würde ihm nie gehören egal, was er machte, oder wenn er tötete. Denn dessen Liebe würde nie ihm gehören, egal was er schaffte oder wie er sich veränderte. Selbst nach weiteren hundert Jahren würde sich das nicht ändern. Jetzt sah er das ein. Er ging zu ihm und zog einen Anhänger aus seiner Tasche. Es war der Talisman seiner Mutter. Schweigend hängte er ihn um Rins Hals, dann trat er einige Schritte von ihm zurück. Seine Stimme klang unendlich traurig bei seinen nächsten Worten. „Geh.“ Er zwang ein schwaches Lächeln auf seine Lippen. „Nun mach schon. Marc wartet auf dich.“ Diese letzten Worte kamen ihm so unendlich schwer über die Lippen. Es war ein Abschied, dass wusste er. Denn egal wie diese Nacht endete, von nun an würde Rinion für ihn unerreichbar sein. Rinion nickte und Rave wand den Blick ab. Sein Freund sollte nicht auch noch sehen, wie er weinte. Das war erbärmlich. Über seine eigene Schwäche wütend, wischte er sich mit einem Ärmel seines Hemdes die blutigen Tränen weg. Dabei begegnete sein Blick dem des Werwolfes. Nur zu deutlich, konnte er das Mitleid darin erkennen. Brüsk wand er sich von ihm ab. Das Letzte was er brauchte war das Mitleid seines Feindes. Rave hatte eigentlich noch mit einer Bemerkung gerechnet, doch auch der Wolf verlies die Wohnung ohne ein weiteres Wort. Der Braunhaarige wartete einige Minuten, bevor auch er sich zum gehen umwand. Selbst wenn Rin nach dieser Nacht nicht mehr für ihn erreichbar war, so würde er ihn sicher auf diesem Weg begleiten. Wenn auch von Rin selbst unbemerkt. Es lief alles nach Plan. Die Figuren bewegten sich wie vorgesehen. Zumindest auf seiner Seite, alles andere war Bastians Aufgabe. Sie bewegten sich mit dem Wind, also konnte ihr Geruch dem anrückenden Heer gar nicht entgehen. Doch es spielte nur ein einziger Wolf eine Rolle. Alle Anderen waren egal, solang nur dieser eine ihren Geruch bemerkte. Tarys merkte, wie der Vampir ihnen folgte, doch sein Begleiter schien nichts davon mitzubekommen. Er hatte nicht wirklich mit ihm gerechnet, doch wirklich stören würde er seinen Plan auch nicht. Obwohl es wirklich seltsam war, dass es diesem Vampir gelungen war sein Herz zu berühren. Wenn es auch nur für einen Moment war, so hatte er doch Mitleid für ihn empfunden. Doch das durfte nicht sein. Nicht zu diesem Zeitpunkt, wo Bewegung in die Spielfiguren kam. Danach, wenn alles vorbei war und er noch lebte, was er doch schwer hoffte, dann konnte er sich Gedanken über den Vampir machen. Nun zählte nur diese Nacht und deren Ausgang. Seit sie das Wohnhaus des Jägers verlassen hatten, war er wieder in seiner tierischen Gestalt. Diese war für die Nacht einfach viel besser geeignet. Außerdem bekam er es so eher mit, wenn sich ihnen jemand näherte. Immerhin war es nicht so ganz ungefährlich hier. Mit jedem Schritt näherten sie sich dem Heer der Werwölfe. Nun hing alles von einer einzigen Figur ab und der Überzeugungskraft seines Bruders. Sie hatten gerade einen kleinen Platz erreicht, als er ihn wahrnahm. Er kam, jeder Schritt trug ihn näher zu ihnen. Nun besser konnte es gar nicht kommen, dieser Platz war geradezu perfekt dafür. Er wurde unruhig und das war auch nur natürlich, wenn man daran dachte, was nun passieren würde. Allerdings ging es auch Rinion an seiner Seite nicht besser. „Was ist das?“ Er zog sein Katana und Tarys brachte ein paar Schritte Abstand zwischen ihn und das Schwert. Silber konnte er im Moment nicht wirklich gebrauchen. ‚Das, würde ich sagen ist die zweite Spielfigur, die Aufstellung nimmt.’ Er führte Rinion noch etwas weiter auf den Platz hinaus. Gleich war er da, seine Präsenz war schon beinnahe erdrückend. Plötzlich stürmte aus einer der Seitengassen ein sandfarbener Werwolf auf den Platz. Seine blauen Augen sahen hasserfüllt auf Rinion. Doch nur einen Moment, denn dann schien er Tarys zu bemerken. ‚Du bist also der Verräter. Mein eigener Sohn macht mit dem Jäger gemeinsame Sache.’ ‚Nein ich bin nicht der Verräter, ich bin ein Verräter. Außerdem mache ich nicht mit dem Jäger gemeinsame Sache, doch das wirst du mir kaum glauben.’ Tarys fragte sich echt, wo er in diesem Moment so eine Frechheit hernahm. Denn wenn er ehrlich war, dann empfand er im Moment nur eines und das war Angst. Wenn das hier in die Hose ging, dann war er geliefert. Wo war nur Bastian, obwohl wenn er jetzt kommen würde, dann wäre es auch zu früh. ‚Um dich kümmere ich mich später.’ Zenos Blick richtete sich wieder auf Rinion, es war deutlich, dass er in diesem die Wurzel allen Übels sah. Mit einem mehr als gefährlichen Knurren, schien er diesen zu fixieren, bevor er auf ihn zustürmte und ihn mit einem kräftigen Schlag seiner Pfote einige Meter weit über den Boden schleuderte. Tarys brachte sich mit einem Sprung aus seiner Reichweite, noch bevor Zeno Rinion erreicht hatte. Das hier war nicht sein Kampf. Er bemerkte, wie Kenji aus der Seitengasse trat, aus der gerade Zeno gekommen war. Unwichtig, solange er sich nicht einmischte war er unwichtig. Allerdings war da noch ein Störfaktor und der hielt sicher nicht still. Schon hörte Tarys hinter sich, wie jemand auf dem Pflaster des Platzes landete. Scheinbar war er direkt von einem Häuserdach gesprungen. Schnelle Schritte näherten sich ihm, doch er wusste, dass er nicht das Ziel war. Allerdings musste er das sein. Kurzerhand vertrat er dem Vampir den Weg. ‚Nein. Du wirst dich hier nicht einmischen.’ Tarys warf einen kurzen Blick zu Zeno und Rinion. Nun derzeit hielt ihn Rinion noch sehr gut mit seinem Schwert in Schach, doch das war nur möglich, weil Zeno blind vor Hass war. Doch selbst so war er gefährlich. Er wand sich wieder zu dem Vampir und sah ihm in die Augen. ‚Das hier ist nicht dein Kampf und auch nicht deine Angelegenheit. Ich werde nicht zulassen, dass du dich hier einmischt. Dafür steht zuviel auf dem Spiel.’ Er hatte noch nie etwas so bitter ernst gemeint wie diese Worte. Notfalls war er dazu entschlossen den Vampir mit Gewalt zurückzuhalten, komme was wolle. Etwas das man anscheinend auch in seinen Augen sah, denn der Vampir warf nur einen Blick zu den Kämpfenden, machte aber keine Anstalten mehr an ihm vorbeizukommen. Jedoch lies ihn Tarys keinen Moment aus den Augen, sicher war sicher. Erst als der Vampir entsetzt keuchte, sah er wieder zu den Kämpfenden. Zeno hatte es nun doch geschafft Rinion zu entwaffnen und beförderte ihn mit einem weiteren Schlag seiner Pfote beinnahe quer über den Platz. Mit einem gefährlichen Knurren setzte er ihm nach und war wenige Momente später über ihm. Wo zum Teufel blieb Bastian? Wenn der Jäger starb, dann würde er selbst den nächsten Morgen auch nicht überleben. Allerdings durfte er nicht eingreifen, sein Plan sah das nicht vor. Zeno roch einmal an dem Hals des Jägers, bevor er ein siegreiches Heulen hören lies. Rinion war scheinbar von dem Schlag noch zu benommen um das richtig mitzubekommen. Zeno öffnete sein Maul und näherte es Rinions Hals, um sein Werk zu Ende zu bringen. Das war sein Todesurteil. Tarys wand seinen Blick ab, dass wollte er sich nicht ansehen. Kapitel 35 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 35/37 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Der letzte Kampf „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Marc konnte sie schon riechen. Es war klar, dass ihr Vormarsch den Vampiren nicht verborgen blieb. Unauffälliger konnte man nun wirklich nicht sein. Na ja, wer wollte schon ewig leben? Es kamen ihnen einige dieser Blutsauger entgegen, doch Marc wusste, dass es nur Fußtruppen waren. Vampire, die man als wertlos abgestempelt hatte, oder die einfach das Pech gehabt hatten in der Nähe zu sein. Die Meisten verkrochen sich sowieso in ihrer Hochburg. Marc würde liebend gerne mit ihnen tauschen, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihr Plan fruchtete. Wenn sie die Möglichkeit hatten ihn durchzuführen. Nun, er war sowieso einer der Letzten, der ins Feld geführt wurde. Plötzlich bemerkte er, wie sich etwas in der Hauptgruppe bewegte und ein sandfarbener Wolf sich von ihnen trennte. Wenige Sekunden später folgte ihm Kenji. Was machte dieser Idiot? Das war gefährlich. ‚So ein Trottel.’ Marc sah sich nach dem Wolf um, der das ausgesprochen hatte, was er sich nur zu denken traute. Er bemerkte einen grauen Wolf, der nur wenige Schritte neben ihm stand und Zeno nachsah. ‚Dafür kannst du Probleme bekommen. Er ist immerhin unser Anführer.’ ‚Wenn er diesem Weg folgt nicht mehr lange.’ Der Werwolf wand den Kopf in Marcs Richtung. Kurz, aber eingehend musterte er diesen. ‚Du bist Marc nicht?’ Marc nickte nur misstrauisch. Was sollte das? ‚Mein Name ist Bastian. Vielleicht hat Tarys dir schon etwas von mir erzählt, allerdings bezweifle ich das.’ Bastian. Der Ältere dachte einige Momente nach. Der Name sagte ihm etwas. ‚Du bist Tarys Bruder nicht? Und du bist wie er im Rat.’ Das Zweite von Zenos Wunderkindern, die Beiden wurden wirklich hoch gepriesen. Sogar als Zukunft des Rudels. Doch waren sie sich nicht spinnefeind? Bastian nickte. ‚Ja und wenn du schon soviel weißt, dann hast du auch sicher gehört, dass wir uns nicht leiden können. Doch was ich dir nun sage, kommt alleine von Tarys. Er lässt dir ausrichten, dass du deine Schuld nun einlösen kannst, wenn du diesem …, dieses Wort wiederhole ich nicht, da es meine Würde und meinen Stolz verletzen würde, vor dir folgst.’ ‚Warum sollte ich dir glauben? Noch dazu welchen Grund hättest du ihm zu helfen?’ Bastian legte den Kopf schief und in seinen Augen war deutliche Belustigung zu sehen. ‚Es macht Spaß und ich langweile mich oft. Das ist nun mal das Leid eines jeden, der mit zuviel Intelligenz gesegnet ist.’ Die Verwandtschaft zu Tarys lies sich irgendwie nicht leugnen, in diesem Punkt zumindest hatte er nicht gelogen. ‚Gut du hast zwei Möglichkeiten Marc. Entweder wir reden hier weiter und nähern uns den Vampiren die uns sicherlich aufreiben werden, oder du tust was Tarys dir aufgetragen hat und überlebst vielleicht.’ ‚Vielleicht?’ Seine Stimme hatte einen zweifelnden Klang. ‚Na ja ich könnte dich ja immerhin auch in eine Falle locken nicht? Das Risiko besteht immer.’ Marc seufzte. Das war eindeutig Tarys Bruder. ‚Dann führe mich.’ Hatte er denn eine andere Wahl? Bastian brach mit ihm aus der Gruppe der Werwölfe aus und führte ihn denselben Weg entlang, denn zuvor Zeno genommen hatte. Das gefiel ihm nicht. Was zum Teufel hatte Tarys jetzt schon wieder angestellt? Er versuchte sich daran zu erinnern, worüber er zuletzt mit Tarys geredet hatte. Ein wahrlich schwieriges Unterfangen. Tarys redete soviel und sagte doch gar nichts. Das meiste waren belanglose Dinge und wenn sie das nicht waren, dann sprach er in Rätseln. Er war ein wahrhaft komplizierter Charakter, oder viel durchtriebener, als gut für ihn war. Allerdings musste er zugeben, dass Reine wirklich um einiges besser waren als er. Zumindest bei Bastian hatte er Mühe ihm zu folgen. Dieser legte ein Tempo vor, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. Plötzlich jedoch blieb Marc wie angewurzelt stehen. Diesen Geruch kannte er. Natürlich kannte er ihn, dass war Zeno, doch ein anderer schwächerer Geruch wehte auch mit. Das war… Nein, dass konnte nicht sein. Er begann wieder zu laufen und je näher er Zeno kam, umso deutlicher wurde auch der andere Geruch. Seine Beine bewegten sich immer schneller und die Angst trieb ihn zu ungeahnten Höchstleistungen an. Auf einmal war es kein Problem mehr Bastian zu überholen, ja er zog an ihm vorbei ohne ihn wirklich zur Kenntnis zu nehmen. Dieser verfluchte Blutsauger, hätte ihn doch außer Landes schaffen sollen. Das dies noch nicht passiert war, dass wusste er, doch dann hätte er ihn wenigstens in seiner Wohnung einsperren sollen. Waren sie wirklich so blind vor Rache, dass sie sogar in dieser Nacht jagen mussten? Bastian verlangsamte seine Schritte und blieb schließlich ganz stehen, doch das bekam Marc gar nicht mehr mit. Zu sehr war er auf sein Ziel fixiert. Mit einem Mal war ein Heulen zu hören und alles in Marc zog sich vor Angst zusammen. Rin durfte nichts passieren, er musste einfach rechtzeitig kommen. Er bog um eine Ecke und da sah er ihn. Zeno stand beinahe direkt vor ihm und beugte sich über Rin, sein Maul war geöffnet. Nein, er musste es schaffen, musste das hier verhindern. Marc spornte sich noch einmal zu mehr an. Schneller, er musste noch schneller sein. Beinnahe hatte er sie schon erreicht. Den letzen Rest des Weges legte er in einen Sprung zurück. Kenji, den er dabei passierte, bemerkte er nicht. Sein Ziel war Zeno und diesen erreichter auch. Schwer traf er ihn mit seinem Körper in die Seite. Zusammen stürzten sie zur Seite, ein ineinander verkeiltes Bündel aus Fell und Gliedmaßen. Marc war als Erster wieder auf den Beinen, doch auch Zeno brauchte kaum eine Sekunde länger. Wütend starrte er ihn an. ‚Was machst du hier?’ ‚Das hier ist mein Problem. Warum mischt du dich ein?’ Marc hoffte, dass sie das hier friedlich regeln konnten. Allerdings machte es nicht gerade den Anschein danach. ‚Das war es. Doch nun nicht mehr. Geh zur Seite. Zuerst werde ich ihn töten und danach Tarys, dann ist meine Integrität wieder hergestellt.’ Tarys? Er sah zur Seite und bemerkte den Jüngeren, ebenso wie den Vampir. Was hatte dieser damit zu schaffen? Allerdings war etwas anderes was Zeno gesagt hatte vorrangig. ‚Rinion gehört mir, du wirst ihm nichts antun.’ ‚Willst du dich etwa wegen eines Mischlings meinem Befehl widersetzen?’ Zeno musterte ihn lauernd. Marc sah zu Rinion zurück. War er das wert? Das wusste Marc nicht. Doch eines war sicher, ohne Rinion wäre sein Leben sicher nicht mehr so wie früher. Nein, er konnte sich das nicht einmal vorstellen. Vielleicht war das auch das, was man allgemein Liebe nannte, Marc kannte sich da nicht so aus. Langsam wand er sich wieder Zeno zu. ‚Ja, dass mache ich. Rinion wirst du nicht bekommen.’ Das war sein bitterer Ernst. Nur zu weiteren Überlegungen kam er nicht, da sich Zeno unvermittelt auf ihn stürzte. Marc lies ein Heulen von sich hören, als sich die Zähne des Älteren in seinen Hals vergruben. Allerdings war das nur für einen Moment, dann lösten sie sich wieder voneinander. Weg, er musste ihn von Rinion weglocken. Derzeit waren sie ihm einfach zu nah. Knurrend bewegte sich Marc einige Schritte von Rinion weg, der scheinbar schon seine Benommenheit überwunden hatte. Zu seiner Erleichterung schien Zeno ihm zu folgen. Als es für Marcs Verhältnisse weit genug von Rin entfernt war, machte er einen Vorstoß und schnappte nach Zenos Vorderbein. Er erwischte es nicht, doch dafür fing er sich einige Kratzer auf der Schnauze ein und verpasste Zeno im Gegenzug dafür einen Biss in die Bauchgegend, die diesem aber nicht wirklich schadete. Gefährlich knurrend, lösten sie sich wieder voneinander. Marc wusste was sich hier nun abspielte. Selbst ohne seinen Instinkt, hätte er es gemerkt. Das war kein Kampf mehr um einen Untergebenen zu bestrafen, dass war ein Kampf um die Führung des Rudels. Genau das, was Marc immer hatte verhindern wollte. Nicht einmal im Traum hatte er daran gedacht, dass er jemals in diese Situation kommen würde. Eigentlich wäre es auch nie soweit gekommen, unter normalen Umständen. Außerdem wurde Marc das Gefühl nicht los, dass Tarys etwas mit diesen besonderen Umständen zu tun hatte. Ein kurzer Blick zu ihm beruhigte den schwarzen Werwolf. Tarys und der Vampir hatten sich zu Rin begeben. So war er wenigstens vor Kenji und Zeno geschützt. Zumindest der Blutsauger würde nicht zulassen, dass ihm etwas passierte. Zeno griff als Erster wieder an und wollte sich auf Marc stürzen, doch dieser wich ihm geschickt aus. Dabei schaffte er es noch, ihm einen langen Kratzer an der Unterseite des Bauches beizubringen. Es war ein Fluch oder ein Segen, dass die Wunden die einem ein anderer Werwolf zufügte nicht so schnell verheilten wie alle anderen. Die Rangkämpfe würden sonst immer ewig dauern. Allerdings beließ es Marc nicht bei diesem einen Angriff. Nun ging es um Leben und Tod und er hatte nicht vor zu sterben. Rasch wendete er und biss Zeno in sein Hinterbein. Dieser winselte kurz und riss sich los. Mit Genugtuung sah der Jüngere, dass er dieses Bein nun nicht mehr so belastete. Abermals stießen sie aufeinander. Zuschnappende Mäuler, stießen vor, wichen einander aus und versuchten den Anderen an wichtigen Körperteilen zu treffen. Ihre Köper drängten aneinander und ihre Vorderpfoten versuchten den jeweils Anderen zu verletzen. Nur langsam, zumindest für Marcs Empfinden, stellten sie sich Beide auf die Hinterpfoten, jeweils den Körper des Anderen als Stütze nutzend und versuchten sich weiterhin zu verletzen. Jeder wusste, dass der unterlag, er zuerst rückwärts fiel. Plötzlich war da eine kleine Unsicherheit in Zenos Gleichgewicht, sicherlich wegen seiner verletzten Hinterpfote und Marc nutzte es und brachte ihn zu Fall. Über ihm kam er wieder auf alle Viere, bevor er jedoch zum entscheidenden Biss ansetzen konnte, fuhren die Krallen von Zenos Hinterpfote über die Flanke des Jüngeren und rissen tiefe Spuren. Automatisch wich Marc zur Seite und gab so Zenos Körper frei, der diese Chance nutzte um wieder auf die Beine zu kommen. Verflucht er musste diesen Kampf beenden, sonst würde ihn der Blutverlust umbringen. Zeno hatte ihn doch oft genug erwischt und auch wenn diese Wunden nicht tief waren, so bluteten sie stetig. Nun zu seinem Glück sah Zeno nicht viel besser aus. Knurrend fuhr Zenos Maul vor und schnappte nach Marc, was diesen zurückweichen lies. Einem weiteren Angriff so ausweichend, schnappte Marc seinerseits zu. Jedoch hatte er genauso viel Glück wie sein Meister. Dann stießen sie wieder aneinander, doch diesmal legte Zeno viel mehr Wut und Entschlossenheit daran als zuvor. Zum ersten Mal merkte Marc wie stark sein Meister wirklich war. Bevor er etwas dagegen machen konnte, fand er sich von der Wucht des Angriffs mitgerissen auf dem Rücken wieder, Zeno über ihm. Auch er versuchte, sich durch das Kratzen an Zenos Flanke zu befreien, doch das schien den Älteren nicht zu irritieren. Dessen Zähne vergruben sich in seinem Hals und bissen zu. Aus Marcs Kehle löste sich ein Winseln, doch er konnte schon spüren, wie ihm die Luft wegblieb. Plötzlich sah er etwas aufblitzen. In einem letzten verzweifelten Versuch sich zu wehren, versuchte er sich aufzubäumen, aber Zeno drückte ihn gewaltsam wieder zu Boden. Allerdings hatte er so kurz seinen Biss gelockert und Marc bekam wieder für einen Moment Luft und konnte sehen, was dieses Metall darstellte. Es war Rins Katana. Abermals spürte er den Luftmangel und seine Sicht verschwamm. Das dort war seine letzte Chance. Er konnte es erreichen, wenn er ein Mensch wäre. Doch das wäre gleichbedeutend mit seinem Todesurteil. Als Werwolf wusste er selbst, was diese Zähne mit einer menschlichen Kehle anstellten. Doch wenn nur er starb, dann war Rin in Gefahr und das wollte er nicht. Besser er starb und nahm dabei Zeno mit. Rin würde überleben, denn er war nicht an ihn gebunden. Soweit es ging streckte er seine Pfote in die Richtung des Schwertes. Dann fing er mit der Verwandlung an. Es war ein schneller Vorgang und noch als er mitten drin war, packte er nach dem Katana. Zenos Zähne gruben sich immer tiefer in seine Haut, nun da es keinen nennenswerten Widerstand mehr gab. Es fiel ihm unendlich schwer die Waffe zu heben, doch er schaffte es und rammte die Klinge direkt in Zenos Seite. Soweit er konnte und seine Kraft reichte trieb er es in Zenos Körper, dann fiel seine Hand kraftlos zu Boden. Nur mehr schwach nahm er wahr wie sich Zeno von ihm löste und einige Schritte zur Seite taumelte. Dann war er einfach weg. Marc hustete erstickt und dabei meinte er zu spüren, wie das Blut aus seinem Hals hervorsprudelte. Das beruhte sicher nur auf seiner Einbildung. Auf einmal tauchte Rin neben ihm auf. Er wollte seine Hand heben um ihn zu berühren, doch er spürte sie nicht. Deswegen beschloss er ihn anzureden. „Rin.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch, selbst er konnte es kaum verstehen wie sollte Rinion es dann? Doch mehr schaffte er nicht. Er war müde. Einfach nur so schrecklich müde. Kapitel 36 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 36/ 37 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Opfer So dies ist das letzte Kapitel. Es gibt noch einen Epilog, für alle die wissen wollen, wie es nun zwischen Vampiren und Werwölfen ausgegangen ist. Ich möchte mich bei allen bedanken, die so fleißig kommentiert haben, aber auch an die, die diese Geschichte favorisiert oder auch nur gelesen haben. Danke. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Warum kämpften sie gegeneinander? Rinion sah sich etwas verwundert um. Irgendwie schien ihm eine wichtige Szene zu fehlen. Der schwarze Werwolf war doch Marc oder? Doch warum kämpfte er gegen den Anderen? Das ergab doch keinen Sinn. Immerhin war das sein Kampf. Und wo kam Marc auf einmal her? Tarys und Rave kamen an seine Seite und beide postierten sich so, als wollten sie ihn vor etwas schützen. „Was ist los?“ Vielleicht bekam er ja so die fehlenden Fragmente zusammen. „Marc ist gekommen um dich zu retten.“ Raves Stimme war emotionslos, es fehlte der hasserfüllte Unterton, den er immer hatte, wenn er über Marc sprach. „Was?“ Rinion sah zwischen den Beiden hindurch zu Marc, der sich gerade mit dem anderen Werwolf kämpfte. „Wer ist der Andere?“ Tarys und dieser hatten zwar miteinander geredet, doch wirklich verstanden hatte er nichts davon. „Mein Vater, der Alphawolf.“ Tarys hatte sich wieder in seine menschliche Gestalt begeben, weshalb wusste Rinion nicht. Er stand auf. Kein Wunder, dass er sich so wackelig fühlte, wenn es der Alphawolf war gegen den er gekämpft hatte. Moment mal Alphawolf? Erschrocken wand er sich an Tarys. „Du meinst Marc kämpft gerade gegen den Alphawolf?“ Das war verrückt! Tarys nickte. „Aus dem Kampf um dich wurde ein Kampf um die Führung des Rudels. Das ist ungefähr so wie wenn aus einem One Night Stand eine Staatsaffäre werden würde.“ Er lachte leise, doch fehlte die Belustigung in seiner Stimme. Eher klang er angespannt und versuchte das mit dem Lachen zu überspielen. Rinion schüttelte den Kopf, dass war doch wirklich verrückt. Wie konnte Marc nur so ein Risiko eingehen? Plötzlich prallten die beiden kämpfenden Werwölfe nun schon zu zweitem Mal so brutal aneinander und diesmal war es Marc, der dem Ansturm nicht standhielt. Rinion keuchte erschrocken und zog wie automatisch seine Pistole. Doch Tarys legte die Hand auf die Waffe und drückte sie hinunter. „Nein. Wenn du ihm hilfst, dann wird er sterben. Dies ist ein Kampf um die Rangfolge. Wenn du nun eingreifst, dann werden ihn die Anderen zerreißen und dich auch. Wir sind schon seit einigen Minuten nicht mehr die Einzigen, die diesen Kampf beobachten.“ „So stirbt er ja auch!“ Rinion starrte den Werwolf entsetzt an. Sah Tarys das denn nicht? „Das solltest du nicht hoffen, denn wenn er stirbt, dann sind wir, du und ich ebenfalls tot.“ Doch er nahm die Hand von der Waffe und schien ihm so selbst die Wahl zu lassen, ob er sie benutzen wollte oder nicht. Nur bemerkte Rin das gar nicht, viel zu gebannt war er von dem Kampf, der sich vor seinen Augen abspielte. Obwohl er am Liebsten wegsehen würde, konnte er seinen Blick nicht von dem Geschehen abwenden. Zu grauenvoll war es. Marc lag auf den Boden noch immer als Werwolf und Rinion bemerkte die nutzlosen und immer schwächer werdenden Versuche sich zu wehren. Nein, er musste ihm helfen um jeden Preis. Rinion hob die Hand mit der Waffe und richtete sie auf den sandfarbenen Werwolf. Sein Finger krümmte sich um den Abzug, betätigte ihn aber nicht, da sich Marc in diesem Moment aufbäumte und er ihn getroffen hätte. Doch Marc wurde wieder erbarmungslos zu Boden gedrückt. Plötzlich ging eine Veränderung in ihm vor, die nicht nur Rin bemerkte. „Er ist verrückt.“ Raves Stimme war leise und kaum zu hören. Tarys schüttelte den Kopf. „Nein. Nur verzweifelt.“ Das war doch eigentlich egal. Marc verwandelte sich in einen Menschen, dass war eine riesengroße Dummheit. Rinion hatte schon genug Opfer gesehen und viel zu viele Werwölfe nah an seiner Kehle gehabt, um zu wissen, was deren Gebiss mit einem menschlichen Hals anstellen konnte. Rinion war schon wieder kurz davor abzudrücken, als plötzlich Marcs Arm hochschnellte und sein Schwert sich in Zenos Seite bohrte. Dieser löste sich daraufhin von ihm und taumelte einige Schritte zur Seite, wo er zusammenbrach und regungslos liegen blieb. „Nein!“ Überrascht drehte sich Rinion bei diesem Schrei um, als schon ein braunhaariger Junge an ihnen vorbeistürmte, direkt auf Zeno zu. Er riss das Schwert aus Zenos Körper und schleuderte es weg. Fassungslos sank er neben dem sandfarbenen Werwolf auf die Knie. Kopfschüttelnd murmelte er wie ein Mantra immer nur das gleiche Wort. „Nein.“ „Kenji.“ Tarys klang erstaunt, so als hätte er ihn die ganze Zeit vergessen gehabt. Doch Rinion kümmerte sich schon gar nicht mehr um ihn, sondern lief zu Marc neben dem er sich ebenfalls auf die Knie sinken lies. Marc bewegte zwar die Lippen, doch konnte er kein Wort verstehen. Allerdings kannte er diese Lippenbewegungen, er hatte sie oft genug gesehen. Er sagte seinen Namen. „Ja ich bin da.“ Rinion warf einen Blick auf die Wunde. Es sah schrecklich aus. Scheinbar hatte der Andere ihm den ganzen Hals zerfetzt, es grenzte an ein Wunder, dass Marc noch lebte. Er sah zu Rave und dem Werwolf. „Macht doch was!“ Auch wenn er wusste, dass es aussichtslos war, so konnte er es doch nicht enden lassen. So wollte er es nicht enden lassen. Rinion verbot sich selbst zu weinen, das würde die ganze Sache nur noch verschlimmern. Sein Blick wand sich schon wieder Marc zu, bevor er auch nur eine Antwort von einem der Beiden bekam. Schwach lächelnd erwiderte er Marcs Blick. Die Lippen des Werwolfes bewegten sich abermals, doch diesmal konnte Rin nicht erkennen, was dieser sagte. „Du! Du bist an allem Schuld! Warum konntest du nicht einfach sterben!“ Rinion hörte einen erschrockenen Laut von Rave und wand sich langsam zu der Stimme um. Er sah wie Kenji auf ihn zustürmte, mit einem lagen Dolch in der Hand. Bevor Rinion auch nur reagieren konnte, war dieser bei ihm und wollte ihn damit angreifen. Doch dazu kam es nicht. Raves Anhänger leuchtete kurz auf und Kenji taumelte wie von einem Schlag getroffen zurück. Emotionslos hob Rinion seine Waffe und schoss auf ihn. Die Kugel traf den Jungen in die linke Schulter. „Ich will dich nicht töten.“ Kenji sah ihn einen Moment ungläubig an und fing dann an hysterisch zu lachen. „Du bist so unwissend.“ Sein Lachen ging auf einmal in einem erstickten Husten unter und er spuckte Blut. Kraftlos sank er auf die Knie, noch immer Blut hustend. „Was passiert da?“ Rave sah verwirrt auf den Mischling. „Kümmere dich nicht um ihn, er ist dem Tod geweiht.“ Tarys machte eine wegwerfende Handbewegung, so als wäre das nichts Neues. Rin hingegen kümmerte das schon nicht mehr, er drehte sich wieder zu Marc um und ergriff seine Hand. Gut, er atmete noch, was bedeutete, dass er noch lebte. Das Gespräch der beiden Anderen bekam er gar nicht mit. Ebenso wenig, wie Kenji hinter ihm zusammenbrach und sich nicht mehr bewegte. Für ihn zählte nur noch der Mann vor ihm, diese Bestie, die er liebte. „Was soll das heißen, er ist dem Tod geweiht?“ Rave sah den Werwolf abwartend an. Er wollte eine Antwort und zwar jetzt. „Nun…“ Tarys schwieg kurz. „Er wird das Schicksal jedes Mischlings teilen, dessen Meister tot ist. Kenji wird sterben. Ein Haustier ohne Herr ist nutzlos und nur eine Belastung.“ Rave packte den Werwolf an der Schulter. „Warum und wann wolltest du uns das sagen?“ Er klang wütend und entsetzt. „Ich dachte ihr wüsstet es. Außerdem wäre es nur hinderlich gewesen, euch das noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Immerhin wäre eure Entscheidung dann vielleicht anders ausgefallen. Warum? Nun wenn man einen Mischling an sich bindet, dann gibt man ihm sein Blut. Das ist gleichzeitig ein Zauber, der Meister und Mischling aneinander bindet. So wird verhindert, dass der Mischling seinen Meister je verrät und der Mischling wird leben solange das Herz seines Meisters schlägt.“ Die Stimme des Werwolfs klang emotionslos, so als würde er über etwas ganz alltägliches reden. „Und was ist mit Rin? Seine Bindung kam nie zur Geltung, geschweige denn ist nicht bewiesen, dass eine existiert.“ In der Stimme des Vampirs klang ganz deutlich Angst um seinen Freund mit. Tarys zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Dieser Jäger ist eine Ausnahme.“ „Also wird er überleben?“ „Möglich. Ebenso kann er sterben.“ Die ganze Zeit kniete Rin neben Marc und konzentrierte sich ganz auf ihn. Erst als Rave ihm plötzlich gegenüber kniete, sah er auf. Der Vampir sah besorgt auf Marc hinab. „Ich schwöre dir, wenn du stirbst, dann werde ich dir das nie verzeihen.“ Er sah auf Marcs Wunde und schüttelte resigniert den Kopf. „Nein, dass kann ich nicht heilen.“ „Selbst wenn, deine Magie würde ihn umbringen.“ Tarys stand bei Marcs Füßen und sah zu ihnen hinab. „Sei still! Wie konntest du das überhaupt zulassen? Du und deine verdammten Pläne“ So schnell, dass man der Bewegung kaum mit den Augen folgen konnte, war Rave wieder auf den Beinen. Schuldbewusst wand Tarys den Blick ab. „Das war so nicht geplant. Ich wollte doch nicht, dass er stirbt.“ Rin hingegen sah besorgt auf Marc hinab, dessen Atemzüge wurden hektischer und schwerer. „Rave? Tarys?“ Er sah zu den Beiden auf, die bei seinem hilflosen Ton sofort verstummten. „Hilfe.“ Dieses eine Wort drückte alles aus, was er in diesem Moment wollte. Er hatte noch nie um Hilfe gebeten, doch nun konnte er nichts machen. Doch alles was er wollte war, dass Marc nicht starb, dass er weiterlebte. Betroffen sah Rave zu Boden. Tarys biss sich auf die Unterlippe und wand ebenfalls den Blick ab. Keiner der Beiden sagte ein Wort. Als Rinion merkte, dass er von dieser Seite keine Hilfe bekam, wand er seinen Blick wieder dem Werwolf zu. „Stirb nicht.“ Dieser lächelte nur schwach, oder schien es zumindest zu versuchen. Er schnappte nach Luft, bevor er seine Lippen wieder bewegte. Diesmal konnte der Jüngere die Worte von seinen Lippen ablesen, so deutlich als hätte er sie ausgesprochen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ja. Ich liebe dich doch auch.“ Rinion beugte sich über den Werwolf und küsste ihn. Seinen Feind, seine Liebe. So als hätte er nur auf diese Geste gewartet, spürte Rin, wie Marc seinen letzten Atemzug machte. Es war ein friedlicher Tod, für ein so auffallendes Wesen wie Marc es gewesen war. Rin löste seine Lippen von denen seines Geliebten und Tränen rannen über seine Wangen. Nun wo Marc tot war, konnte er ihnen endlich freien Lauf lassen. es gab nichts mehr zu beschönigen. In ihm machte sich eine Leere breit und dämpfte jedes Gefühl. Er fühlte nichts. Ja, er war traurig, doch es schmerzte nicht mehr wie noch vor wenigen Augenblicken. Rinion hob seinen Blick zu dem noch immer dunklen Himmel. Nun hatte er Karel doch nicht rächen können, doch er war sicher sein Bruder würde es verstehen. ‚Das tust du doch oder Karel?’ Etwas in seiner Brust zog sich zusammen, doch er spürte keinen Schmerz. Er wusste, dass immer eine Verbindung zwischen ihnen bestanden hatte, auch wenn sie nie genutzt wurde. Nur Rinions Trotz und der langen Zeit, die er nach seiner Umwandlung ohne Marc verbracht hatte, war es zu verdanken, dass es ihm nicht so ging wie vielen anderen Mischlingen. Ihm war das Schicksal der Mischlinge bewusst, auch wenn erst jetzt viele Handlungen und Andeutung von Mischlingen für ihn einen Sinn ergaben. Also würde auch er sterben. Das war gut so. Ohne Marc gab es hier sowieso nichts mehr, was ihn hielt. Dieses dumpfe Gefühl in seiner Brust breitete sich aus und eine seltsame Ruhe ergriff von ihm Besitz. Seine Hand strich über Marcs Haar und seine Wange. Vielleicht konnten sie ja in einem anderen Leben miteinander glücklich werden. Diese Aussicht beruhigte ihn. Rinion war auf einmal so unglaublich müde. Der Druck in seiner Brust wurde immer größer, doch noch immer blieben die Schmerzen aus. Er bettete seinen Kopf auf Marcs Brust, seinen Blick auf dessen Gesicht gerichtet. Solange er konnte, wollte er ihn ansehen. Den Mann, der schon vor so vielen Jahren sein Herz gestohlen hatte. Mit diesen Gedanken fielen ihm die Augen zu, sein Atem wurde flacher und er starb friedlich, ebenso wie Marc vor ihm. „Es ist vorbei.“ Tarys hatte es bemerkt, den Moment in dem der Blondhaarige gestorben war. Der Vampir musste es auch bemerkt haben, immerhin nahmen ihre Instinkte so etwas sofort wahr. Beide waren Jäger. „Ich weiß.“ Raves Blick lag starr auf den Körpern der Beiden. Tarys wandelte sich wieder in seine tierische Gestalt. Nun galt es ihrem gefallen Anführer Ehre zu erweisen. Natürlich war Marc damit gemeint. In dem Moment in dem Zeno starb, war er nicht mehr ihr Anführer gewesen. Doch nun waren sie führerlos, der Krieg war beendet. Der graue Wolf legte den Kopf in den Nacken und begann zu heulen. Ganz in der Nähe stimmten andere Stimmen darin ein und so ging es immer weiter. Bis man es auch von weit entfernt hören konnte. Sie alle trauerten um ihren Anführer. Nur er, er trauerte um einen Freund. Plötzlich zuckte der Vampir neben ihm zusammen und griff sich an die Brust. Nur ein leises Wort war von ihm zu hören. „Mutter.“ Rasch sah er in die Richtung in der ihr Hauptquartier lag. Tarys überlegte, doch ihr Plan war es sicher nicht, weswegen der Vampir sich sorgte. Sie hatten vorgehabt das Hauptquartier zu sprengen, doch noch wäre es vor dem Zeitplan, außerdem hätte sie etwas davon gemerkt. ‚Geh.’ Mit dem Kopf deutete Tarys in die Richtung in die Rave sah. Es war offensichtlich, dass er hin und her gerissen war. Er wollte die Leiche seines Freundes nicht alleine lassen, andererseits schien etwas vorgefallen zu sein, dass ihm Sorgen bereitete. ‚Geh ich kümmere mich um sie. Ich werde sie zusammen begraben.’ Nur zögernd nickte Rave, dann sah er noch einmal zu seinem toten Freund zurück und verschwand dann rasch. Bastian trat aus einer Gasse. ‚Und war es das wert?’ Tarys schüttelte den Kopf. Nein, dass war es sicherlich nicht, doch nun war es zu spät. Bastian wandelte sich in einen Menschen. „Du wolltest nur das Beste. Ich bin sicher die Absicht zählt.“ Er beugte sich hinab und nahm Rinions Körper in seine Arme. Auch Tarys wurde wieder zum Menschen. „Doch das Ergebnis ändert sich dadurch nicht.“ Marcs Köper in die Arme nehmend, betrachtete er das Gesicht seines toten Freundes. Nein, das Ergebnis sprach für sich. Er hatte versagt auf der ganzen Linie. Schweigend und gefolgt von Bastian verließ er diesen Ort. Epilog: -------- Titel: Wolfsgesang Teil: Epilog Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Hier endet also die Geschichte um Rinion und Marc, sowie auch von Rave und Tarys. Ich hoffe, dass nach dem letzten Kapitel überhaupt noch jemand da ist, der das liest. Das Ende ist vielleicht nicht wie erhofft ausgefallen, doch wie geplant. Um ehrlich zu sein, es war das einzig mögliche Ende. Für Marc und Rin hätte es niemals eine friedliche und gemeinsame Zukunft gegeben, egal wie man es auch gedreht und gewendet hätte. „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Schweigend streifte Rave über den schon zum Teil eingestellten Rummelplatz. Es war schon spät und nur der Teil mit den wilden und gefragten Attraktionen, sowie die Partyzelte waren noch beleuchtet und liefen auf Hochtouren. Die meisten Menschen, die ihm entgegenkamen stanken nach Alkohol und Rauch. Sie waren betrunken oder berauscht vom Adrenalin und Endorphin, dass ihr Körper bei den wilden Fahrten produziert hatte. Pärchen standen bei den Schießständen und die Mädchen warteten darauf, dass ihre Freunde ihnen ein Stofftier oder sonstiges Kleinzeug schossen, dass sie daheim in eine Ecke warfen und es bis zum nächsten aufräumen vergaßen. Eigentlich war er hierher gekommen um sich abzulenken, doch die Stimmung sprang einfach nicht auf ihn über. Er hätte wissen müssen, dass es nichts brachte, wenn er auf das drängen Anderer hierher kam. Es waren bereits drei Monate vergangen seit es passiert war, doch es schien sich keine Besserung bei ihm einzustellen. Er war noch immer betrübt, dabei hatte er doch gewusst, dass es auf jeden Fall eine Trennung gegeben hätte. Seit dieser Nacht hatte er den Werwolf nicht mehr gesehen. Er wusste nicht, ob er sein Versprechen gehalten und die beiden Leichen begraben hatte, doch er schätzte den Wolf nicht als jemanden ein, der seine Versprechen nicht hielt. Doch Rave würde nur zu gerne wissen, wo er die Gräber finden konnte, nur um sicherzugehen. Allerdings verstand er auch, dass es nicht so einfach ging einen Werwolf zu treffen. Seit diesem Krieg stand der Frieden auf wackligen Beinen und jede Rasse mied die Andere wo sie nur konnte. Da sie eine Schlacht nur so knapp vermieden hatten, war es nur verständlich, dass man die andere Rasse nicht verärgern wollte. In dieser Nacht hatten die Werwölfe sich plötzlich zurückgezogen und angefangen zu heulen. Die Vampire hielten das für einen Sieg und wollten sie verfolgen, was der einzige logische Gedanke war. Doch dann kam die Wende. Der Schmerz den Rave damals gefühlt hatte, war der seiner Mutter, den sie unbeabsichtigt auch ihn hatte spüren lassen. Allerdings war sie nicht verletzt worden, nein es war der Schmerz des Verlustes. Rave hatte nur Erzählungen von den Anderen gehört und konnte deswegen nur Vermutungen anstellen. Doch Fakt war, dass Shalyn als sie bemerkte wie die Werwölfe sich zurückzogen, ihren schönen Plan in Flammen aufgehen sah. Ja, sie hatten später herausgefunden, dass sie mit einigen Wölfen gemeinsame Sache gemacht hatte, um einen Krieg zu provozieren. Nun da ihre Schlacht nicht passierte, machte sie einen gewaltigen Fehler. Gemeinsam mit Arnaud, Astral und Laryssa ging sie aufs Dach um den Kampf zu beobachten. Doch die Werwölfe griffen nicht an. Keine Schlacht, kein Krieg, keine Möglichkeit den Vampirherrscher unbemerkt loszuwerden. So griff sie ihn eigenhändig an und schnitt ihm in einen Moment der Unachtsamkeit seinerseits, hinterrücks die Kehle auf. Er hatte nicht einmal die Chance sich zu wehren. Über das was dann passierte, gab es widersprüchliche Gerüchte. Die Einen erzählten ihm, dass Laryssa ihren Bruder gerächt hatte, Andere beharrten fest darauf, dass Astral Shalyn getötet hätte. Rave hingegen glaubte, dass sie es gemeinsam gemacht hatten. Jedoch bevor sich die Vampire wegen dieser Sache spalten konnten, machte Laryssa klar, dass Astral es war, der Rache geübt hatte. Denn nur derjenige, der Shalyn getötet hatte und somit die Rache ausgeführt hatte, wurde der neue Herrscher. So hatte Astral nun endlich alles bekommen, was ihm von Geburt an zustand. Es war sicher interessant zu beobachten wie er sich entwickelte. Der Vampir bog in eine der Gassen ein, in der hauptsächlich Essen verkauft wurde. Der Geruch von Fett, Alkohol, verschiedenen Speisen und auch Schokolade stieg ihm in die Nase und verdeckte alle anderen Gerüche restlos. Er ging ein paar der Buden ab und besah sich das Angebot ohne großes Interesse. Müde setzte er sich auf eine der Bänke irgendeines Standes. Bei der Kellnerin bestellte er Alibi halber ein Soda, dass er auch gleich zahlte, als er es bekam. Es war viel zu früh um heimzugehen, seine Mutter würde nur wieder besorgt sein. Das war sie in letzter Zeit immer. Und wer konnte es ihr verdenken? Zuerst starb ihr Mann, dann ihr Sohn und nun ihr Bruder. Alles was ihr blieb war ihr Neffe und er. Mehr Familie gab es nicht. Rave seufzte und beobachtete die vorbeigehenden Menschen, ohne sie jedoch wirklich wahrzunehmen. Jemand setzte sich neben ihn, doch Rave schenkte ihm nicht einmal einen Blick. Erst als sich eine blutrote Rose in sein Sichtfeld schob nahm er ihn zur Kenntnis. Sein Blick folgte dem langen Stiel der Blume bis zu ihrem Besitzer. Eigentlich überraschte es ihn kaum. „Das ist wohl kaum der richtige Moment um Trübsal zu blasen. Viel eher solltest du dich amüsieren so wie alle Menschen hier.“ Mit dem gewohnten Grinsen saß Tarys neben ihm. Seinen Ellbogen hatte auf der Tischplatte aufgestützt und seinen Kopf auf die Hand gelegt. Zu Raves leichten Erstaunen trug der Werwolf einmal Kleidung und es sah nicht so aus, als hätte er sie gerade nur einmal übergeworfen. Er schien seine Gedanken zu erraten. „Überrascht? Nun ich schäme mich nicht wegen meines Körpers, doch ein Nackter würde hier wohl einiges Aufsehen erregen.“ „Was machst du hier?“ Sein Interesse hielt sich irgendwie in Grenzen. „Nun du würdest mir wohl nicht abkaufen, dass ich Sehnsucht nach dir hatte nicht?“ Rave schüttelte den Kopf. „So ist es aber. Nun zum Teil. Gehen wir ein Stück?“ Er machte eine auffordernde Bewegung mit der Rose. Rave folgte dieser Aufforderung und nahm sie. „Gut.“ Damit stand er auf und wartete, dass er Werwolf das Gleiche machte. Dann gingen sie gemeinsam die Gasse entlang, die Menschen wurden immer weniger, je weiter die Nacht fortschritt. Die Meisten waren schon in den Zelten und töteten den letzten Rest ihres Verstandes mit Alkohol ab. „Du hast etwas, dass ich will.“ Rave sah zu Tarys hoch. Wenn er ehrlich war, dann hatte Tarys nicht gerechnet gerade hier auf den Vampir zu treffen. Er selbst ging gerne auf solche Veranstaltungen, vor allem da sie nur einmal im Jahr stattfanden waren sie etwas besonderes. Noch dazu war es diesmal eine willkommene Abwechslung, nach dem Stress, den er in letzter Zeit gehabt hatte. Zuerst hatte er sich nach seiner Rückkehr in den Bau für seinen Verrat rechtfertigen müssen. Nun für seinen angeblichen Verrat, denn keiner der Werwölfe hatte einen Beweis für seine Schuld. Und dann auch noch diese ewigen Kämpfe um die Rangfolge. Da es keinen Anführer mehr gab, stand es jedem frei Anspruch darauf zu erheben. Nur war das auf die Dauer recht anstrengend und verursachte viel zu viele Verletzungen, außerdem brauchte ihr Rudel einen Anführer. So hatte der Rat Bastian und ihn zu, wie hatten sie es genannt, Vertretungsanführern gewählt. Solange bis ein Sieger feststand, der wie sie beide vermuteten nie kommen würde. Zur Zeit ging es mit zwei Anführern ja noch gut. Es war zwar noch nie da gewesen, doch da sie sich verstanden und meistens der gleichen Meinung waren, gab es keine Reibereien. Sicher, irgendwann würden sich ihre Instinkte zu Wort melden, davon war Tarys überzeugt. Denn nach Macht strebten sie alle, doch wenn dieser Tag gekommen war, dann würde er zurücktreten und Bastian die Macht lassen. Es war nie sein Ziel gewesen das Rudel zu führen. Marc hätte es tun sollen, die Qualifikationen dafür hatte er gehabt. Klar, es hätte einige Zeit gebracht die Reinen vollends zu überzeugen, doch mit seinem Sieg über Zeno wäre an seinem Anspruch nichts zu rütteln gewesen und mit der Zeit hätten auch sie sich gebeugt. Tja und dann gab es da noch Tobi. Wie es seine Pflicht war hatte er ihn unter seine Fittiche genommen und er entwickelte sich prächtig. Der Tod seines Meisters hatte ihn nicht sonderlich getroffen, doch das war zu erwarten gewesen. Allerdings hatte Tobi sich zu einem sehr eifrigen und vor allem talentierten Schüler entwickelt. Zumindest nachdem er sich endlich damit angefreundet hatte, was er nun war. Bei der Frage sah er zu dem Vampir. „Ich weiß.“ Aus seiner Hosentasche zog er einen Zettel. „Darauf ist der Weg beschrieben. Es ist ein schöner Ort. Eine Wiese in den Bergen, Menschen kommen nur selten dorthin. Ich weiß nicht wie es bei Rinion ist, doch Marc hätte dieser Platz gefallen.“ Rave nahm den Zettel und steckte ihn ein. „Rin wahrscheinlich auch. Danke.“ „Du musst dich nicht dafür bedanken, dass ist nur selbstverständlich.“ An der Stelle des Vampirs hätte er diese Information auch haben wollen. Die Beschreibung hatte er eben zuvor geschrieben, als er den Vampir bemerkt hatte, doch es war besser, als wenn er ihm den Weg nur erklärt hätte. Als er sah, wie sich wieder Tränen in den Augenwinkeln des Vampirs bildeten, blieb er stehen und zog ihn an seine Brust. Teils um seine Tränen vor den Menschen zu verbergen, teils weil er es wollte. Dieser lies es auch widerstandslos geschehen. „Sch nicht weinen. Rinion hätte es sicher nicht gewollt, dass du ewig trauerst. Immerhin war er auch glücklich als er gestorben ist. Deswegen solltest du nicht traurig sein.“ Zum Glück war er ein leichtlebiger Wolf. Deswegen konnte er den Verlust schneller wegstecken. Natürlich er trug die Schuld an Marcs Tod und daran würde nichts auf der Welt etwas ändern, doch trotzdem ging das Leben weiter, ob man wollte oder nicht. Aus diesem Grund war es sinnlos ewig zu trauern, es änderte nichts an der ganzen Sache. Es war passiert und lies sich nicht mehr rückgängig machen, egal wie sehr man es sich wünschte. „Er fehlt mir. Obwohl ich weiß, dass er nun sicher glücklicher ist und in seinem nächsten Leben mit Marc glücklich wird.“ Raves Stimme klang gedämpft an Tarys Ohren. Dieser lächelte nur. „Sieh an, ihr Vampire glaubt also an Wiedergeburt?“ Der Braunhaarige schüttelte nur den Kopf. „Nein, aber Rin glaubte daran. Und es wäre schön, wenn er Recht behalten würde.“ „Bestimmt, sie werden nun sicher ein besseres Leben haben und endlich zusammenkommen.“ Rave hob den Kopf und sah Tarys an. „Das hoffe ich für sie.“ Tarys legte einen Finger unter sein Kinn. Da gab es noch etwas auf das er eine Antwort wollte. „Ich weiß, wir hatten einen ausgesprochen schlechten Start und ich war ein ausgesprochener Mistkerl. Doch könntest du dir vorstellen, dass daraus doch etwas längeres werden könnte?“ Über diese Sache hatte Tarys lange nachgedacht und auch wenn er es sich nicht erklären oder benennen konnte, es gab etwas an diesem Vampir, dass ihn faszinierte. Es zog ihn an und weckte in ihm den Wunsch mehr über Rave herauszufinden, als das was er schon wusste. Auch wenn Tarys nicht so weit gehen würde es als Liebe zu bezeichnen, so war es zumindest eine Abart davon. Es war ein Mittelding zwischen Lust und Liebe. Rave wollte etwas zurückweichen, doch Tarys lies das nicht zu. Er wusste, dass der Tod des Jägers ein Loch in dessen Leben hinterlassen hatte und er wollte es zumindest notdürftig stopfen. Es war nicht aus Mitleid oder weil er sich schuldig fühlte. Nein, er wollte es einfach weil es Rave war, um den es ging. „Ich weiß nicht. Du warst nicht gerade das was man sich als Partner wünscht.“ „Hasst du uns noch immer so?“ Wenn ja, dann konnte Tarys diese Antwort akzeptieren. Dagegen konnte er nichts machen. Er war eben was er war und auch stolz darauf. „Ja, nein. Es gibt Ausnahmen. Dich zum Beispiel hasse ich nicht mehr. Obwohl ich eigentlich müsste.“ Er seufzte. „Nun vielleicht konnten wir wirklich sehen was daraus wird. Wenn es schief geht, dann kann ich dich ja noch immer umbringen.“ Rave legte den Kopf leicht schief. Tarys lachte belustigt. „Und ich werde es genießen von dir gejagt zu werden.“ Damit hob Tarys das Kinn des Vampirs an und verschloss dessen Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)