Black Goddess von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 1: That Girl is so...so dangerous ----------------------------------------- Black Goddess ~Prolog~ "War das ein anstrengender Kampf!", stöhnte Rio. Er stieg gerade aus seiner Göttin aus. "Mecker nicht immer!", kam es von Galew. "Das sagst ausgerechnet du!" Rio und Galew schauten sich wütend an. "Keine Streitereien bitte!" Teela sah genervt aus. Schon den ganzen Tag war sie...War sie nervös. So könnte man es nennen. Die anderen Piloten waren verwundert über dieses Verhalten. So kannten sie Teela gar nicht. Sie war stets eine ausgeglichene Persönlichkeit und ein einziges Rätsel. Aber heute konnte man sie geradezu durchschauen, denn Teela hatte Angst. Das sah man ihr sofort an. Sehr große Angst hatte sie. "Sag mal Teela... was ist heute mit dir los?", fragte Ernest sie. Teela ging ohne eine Antwort auf Ernest´s Frage. Das machte Galew gleich wieder stinkig. "Hey du kannst doch nicht einfach gehn!", rief er ihr hinterher. Sie tat so als hätte sie ihn nicht gehört. "Komm Ernest! Wir kriegen noch ne Antwort!" Er zog Ernest hinter sich her. "Das muss ich sehn!", sagte Rio und ging ebenfalls hinterher. Auch Yuu kam mit. Er hatte zwar kein Interesse dran, aber er kam einfach mal mit. Auf einen Gang holte Galew Teela ein. "Könntest du vielleicht Ernest´s Frage beantworten!" Teela wollte etwas sagen, als ein lautes Donnern zu hören war. "Sind das die Victims??", fragte Rio. "Nein! Das ist etwas anders!", kam es von Yuu. Er, der so selten sprach, sagte mal etwas und er hatte auch Recht. Das Donnern kam nicht von einem Victim. Das Donnern kam immer näher. "Stürzen etwa die Wände von GOA ein??" (Es gibt kein GIS in dieser Story!) Das Donnern war gewaltig und auf einmal war ein riesiges Loch in der Wand und ziemlich viel Staub kam auf. So sahen die Piloten nicht was passiert war. Als sie endlich wieder klare Sicht hatten sahen sie das Unglück und das war nicht gerade schön. Da war nicht nur ein Loch in der 2 Meter dicken Stahl Wand. Es war als wäre eine Bombe eingeschlagen. Insegesamt 7 Wände zierte so ein schönes Loch und an jedem Loch klebte Blut. Und das nicht wenig. Es graute den 5 davor sich zur anderen Wand zu drehen. Yuu war der erste der es wagte hinter sich zu schauen. Er war noch nie so erschüttert gewesen. Auch Teela drehte sich um und schrie. Der Schrei hallte durch ganz GOA. 1. That Girl is so...so dangerous ~3 Monate nach dem Prolog ~ Teela saß in ihrem Zimmer und starrte hinaus in die finstere Welt. Die Sterne leuchtet seit Wochen nur noch sehr schwach und auch der Mond schien nicht mehr. Es war als hätte alles sein Licht verloren seitdem das Mädchen auf GOA aufgetaucht war. Wie sie es überlebt hatte mit Höchstgeschwindigkeit durch die 7 Wände zu krachen, wusste keiner. Kein Arzt konnte es sich erklären. Teela sah das Bild vor sich noch genau. All das Blut am Körper des Mädchens. Die ganzen klaffenden Wunden. Im ersten Moment hatte sie gedacht, dass Mädchen wäre tot. Doch es war genau das Gegenteil der Fall. Noch genau in demselben Augenblick als Teela geschrieen hatte, war das Mädchen aufgestanden und ein paar Schritte auf sie zugewankt. Ganz leise hatte sie den Namen „Ai“ geflüstert und war dann zusammengebrochen. Doktor Croford hatte sie daraufhin untersucht und festgestellt, dass dem Mädchen alle Knochen gebrochen waren und sie einen sehr hohen Blutverlust erlitten hatte. Teela erinnerte sich noch daran, dass Croford zu ihr gesagt hatte, dass Mädchen jeden Moment sterben könne. Doch das war nicht der passiert. Ihre Wunden waren erstaunlich schnell geheilt und nach einer Woche war sie wieder genesen. Doch sie hatte ihr Gedächtnis verloren. Sie konnte sich an gar nichts mehr erinnern. Sie hatte Mitleid mit dem Mädchen gehabt und es zu sich geholt. Teela war schon bald klar geworden, dass June, wie sie sie nannte, kein normaler Mensch war. Sie konnte so gut wie alles. Sie lernte alles auf Anhieb. Deswegen verbrachte Teela, wenn sie nicht gerade gegen Victims kämpfte, mit June um alles über sie herauszufinden. Sie war in der Hinsicht ziemlich stur. Während Teela noch so nachdachte, betrat June den Raum. „Teela?“ Die Angesprochene zuckte leicht zusammen. “Ach du bist es nur June. Komm setz dich und erzähl mir von deinem Tag.“ June setze sich brav auf einen Stuhl. Die grünen Augen musterten Teela aufmerksam. Der Blick darin war nicht zu deuten. Teela lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. June machte ihr Angst. Das konnte sie nicht leugnen. „Dann erzähl was ist heute passiert?“ „Nichts“, war die Antwort. Teela zog die Augenbraue hoch. Sonst erzählte June immer sofort alles. Warum tat sie es heute nicht? Genau in dem Moment ging der Alarm los. Teela stand seufzend auf. „Ich geh dann“, sagte June und verließ das Zimmer. Teela hatte keine Zeit um über Junes Verhalten nachzugrübeln. Das hatte Zeit bis nachher. ~Ein paar Stunden später~ Hiead wanderte durch die Gänge. Alle anderen bereiteten das Weihnachtsfest vor. Hiead konnte so etwas nicht leiden. Er ging umher und achtete nicht auf seine Schritte. Er blickte zum Boden und stand als er hochschaute vor dem Krankenzimmer. Er wusste nicht was ihn hierher gebracht hatte, aber er betrat das Zimmer ohne zu Zögern. Drin war alles ruhig. Warum war er hierher gekommen? Er drehte sich wieder zur Tür, als im selben Moment eine junge schwarzhaarige Frau das Zimmer betrat. Sie ging an ihm vorbei ohne ihn auch nur anzuschauen und ging zu einem der Betten. Dort lag ein Junge, der bewusstlos war. Sie setze sich ans Bett. Er beobachtete sie verstohlen von der Seite. Sie war zierlich und klein von der Gestalt her. Sie trug die Uniform der Fluglotsinnen und hatte ihr langes Haar zum Zopf zurückgebunden. Er räusperte sich leicht um auf sich aufmerksam zu machen. Sie blickte hoch und er schaute in ihre hellgrünen Augen. Als sie ihn betrachtete, veränderte sich ihr Blick. Man merkte die Veränderung kaum, aber es schien als würde ihr Blick aufklaren. Wie als hätte sie Klarheit über etwas erlangt. Plötzlich begann der Apparat an dem der Junge angeschlossen war zu piepsen. Ihre Aufmerksamkeit wandet sich wieder dem Jungen zu und er verließ den Raum. Kurze Zeit später stürmte Rill Croford in den Raum. Die beiden Krankenschwestern kam hinterher. „Was ist geschehen?“, fragte Doktor Croford June. Sie deutet nur auf das piepsende Gerät. „Bereitet sofort den OP vor. Wir müssen versuchen sein Leben zu retten.“ Die Krankenschwestern eilten weg und Doktor Croford schnauzte June an. „Warum bist du hergekommen? Du weißt genau das ich dich nie wieder hier sehn will! Was hast du gemacht mit diesem Jungen? Sag mir warum liegt er hier und stirbt mir weg? Du bist daran Schuld! Und jetzt raus hier!“ June verließ den Raum sofort. Zum Glück. Rill musste sich zurückhalten um kein Weinkrampf zu bekommen. Dieses Mädchen. Warum nur? Seit dieses Mädchen hier war, war nichts mehr wie früher. 3 Monate. Seit 3 Monaten war sie schon hier. Rill ging zum Schrank wo die Dokumente lagen. Sie zog ein Blatt aus einer Akte. Das Blatt war schon völlig verknittert, weil sie es so oft in der Hand gehabt hatte. Sie las es sich wieder durch wie jeden Tag. Und immer noch konnte sie die Wörter darauf nicht glauben. Es erschien ihr so unwirklich, aber ihre Diagnose hatte noch nie falsch gelegen. Eine der Krankenschwestern kam herein. „Frau Doktor? Wir sind bereit für den OP.“ Rill legte das Papier Stück beiseite und ging in den OP-Raum. Doch ihre Gedanken kreiste immer noch um das Blatt und ein Satz kehrte immer wieder. ~Ein Tag später~ Ikhny streifte durch die Gänge und dachte über Hiead nach. Immer sah er sie nur eiskalt an und kümmerte sich nicht um sie. Aber heute war er ganz anders gewesen. Er war bei dem Training nicht wirklich konzentriert gewesen. Seine Gedanken schweiften ab. Und das immer wieder. Es hatte aber nichts mit den Psychowellen zu tun. Worüber er wohl nachgrübelte? Ach, könnte sie ihn doch nur besser verstehen. Warum war er ausgerechnet ihr Partner geworden? Sie passte überhaupt nicht zu ihr. Am liebsten würde sie wieder nach Hause gehen. Aber da würde man sie nur verspotten, dass sie gekniffen hätte. Das würde sie sich selber nicht verzeihen können. Außerdem war ihre jüngere Schwester inzwischen nach LAW gegangen, um sich dort als Soldatin ausbilden zu lassen. Das ein Krieg bevorstand, wusste kaum einer. Die Victims waren gegen die neue Bedrohung ein Kinderspiel. Ikhny war hier auf GOA vorerst sicher. Ihre Mutter hatte ihr noch gesagt, dass Ikhny hier solange sicher war, bis die ersten Mitglieder der Weißen Rose auftauchten. Die Anführerin der Weißen Rose war eine alte Sandkastenfreundin von Ikhny. Insgeheim hoffte sie ihr wieder zu begegnen. Auf einmal wurde sie angerempelt und fiel hin. Sie wollte schon aufspringen und weglaufen, als ihr das Mädchen, was sie angerempelt hatte, die Hand hinhielt. „Tut mir Leid!“ Ikhny ergriff dankbar die Hand und blickte für einen Moment in grüne Katzenaugen. Dann war das Mädchen auch wieder entschwunden. Ein Moment brauchte Ikhny bis sie begriff wer das gewesen war. Das Mädchen war ihre ehemalige beste Freundin gewesen. Sie war hier auf GOA. Teela kam von ihrem Einsatz zurück und stieß in der Tür von ihrem Zimmer mit Doktor Rill Croford zusammen. „Endlich sind Sie zurück. Ich muss mit ihnen reden. Sofort wenn es geht.“ Teela nickte nur und ging zusammen mit der Ärztin ins Zimmer. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fing die Ärztin sofort an zu erzählen: „Ich denke mal das June es ihnen noch nicht erzählt hat, aber ihr Partner ist bei einem Einsatz fast ums Leben gekommen! Ich konnte den Jungen gerade noch so retten, aber er wird nie wieder fliegen können. Junes Laufbahn als Fluglotsin ist damit beendet. Um es genauer zu sagen, war sie an dem ganzen Schlamassel Schuld. Mitten im Einsatz hat sie einfach alle Geräte abgeschalten und dadurch ist der Pilot verunglückt. Ihr wird mit dem Rausschmiss aus der Akademie gedroht und …“ Plötzlich schwieg Doktor Croford. Teela hatte das Ereignis geschockt. Warum hatte June so etwas getan? Teela verstand es nicht. Sie war doch sonst immer so lieb. Warum machte sie auf einmal solchen Blödsinn? Teela hakte nach: „Warum stoppen sie plötzlich mit ihrer Erzählung? Gibt es etwas was ich wissen sollte?“ Doktor Croford setze nachdenklich ihren Satz fort: „Und ich weiß einen Ausweg. Sie muss Pilotin werden. Eine andere Wahl hat sie nicht wenn sie hier bleiben will.“ Teela nickte. „Glauben Sie, sie hat die richtigen Voraussetzung?“, fragte die Ärztin Teela. Teela nickte wieder. „Sie kann fliegen. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen. Sie kann eine Göttin fliegen.“ Hiead wanderte durch die Gänge, aber heute hatte er ein Ziel vor Augen. Er wollte das Mädchen wiedersehen. Ihr Bild hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Er wollte wissen wer sie war. Und er würde nicht eher Ruhe geben bis er sie gefunden hatte. In der Krankenstation war sie nicht gewesen und zu den Räume der Fluglotsinnen hatte er keinen Zutritt. Also suchte er jetzt bei den Pro-Ings. Vielleicht wartete sie gerade eine der Maschinen. Es gab ziemlich viele Pro-Ings und seine Suche dauert dementsprechend lang. Doch bei der Pro-Ing 13 wurde er fündig. Sie saß auf der Schulter der riesigen Maschinen und las ein Buch. Sie hob den Kopf als er sich näherte und verschwand plötzlich. Hiead schaute sich suchend um. Doch sie blieb verschwunden. Aber auf jeden Fall wusste er welche Nummer sie trug. Die 13. Das würde die Dinge schon einfacher machen. Er würde ihren Namen so ganz leicht herausbekommen. Er musste nur einen der älteren Anwärter fragen. So ging er zurück zu den Unterkünften der Anwärter. Für ein Tag musste das wohl erst mal reichen. Nicht nur Hiead suchte das Mädchen auch Ikhny suchte sie. Aber auch ihre Suche blieb erfolglos. Sie war einfach nicht auffindbar. Es war als wollte sie gar nicht gefunden werden. Plötzlich kam ihr Hiead entgegen, was er wohl wollte? Er blieb kurz stehen, sah sie an und ging dann weiter. Schüchtern blickte sie ihm nach. Vielleicht sollte sie ihm folgen um herauszufinden was ihn bedrückte? Leise ging sie ihm hinterher. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Hiead ging zum Chefausbilder Azuma Hijikata. Der kam gerade aus seinem Büro. „Nr. 87! Was willst du?“ Hiead zögerte einen Moment, was Ikhny überraschte. Er zögerte sonst doch nie. „Können sie mir sagen wie die Fluglotsin der Pro-Ing Nr. 13 heißt?“ Der Chefausbilder seufzte. „Es gibt keine Fluglotsin der Maschine 13. Genauso wenig wie einen Pilot.“ Ikhny hörte hinter sich Schritte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Neben ihr tauchte das Mädchen auf was sie die ganze Zeit gesucht hatte. Ihre Sandkastenfreundin stand mit ernster Miene neben ihr. „Doch es gibt einen Piloten dieser Maschine und zwar mich.“ Hiead klappte der Mund auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Kapitel 2: A new Pilot ---------------------- 2. A new Pilot Rill kam gerade den Gang entlang als sie Junes Stimme vernahm. Doch war das überhaupt Junes Stimme? Sie klang zwar so, aber es war doch eine andere. Neugierig schielte sie um die Ecke und sah June dort stehn. „Was ist hier los?“, fragte Rill Azuma. „Unsere kleine Lady hier hält sich für die Pilotin der Pro-Ing 13.“ Das überraschte Rill. Sie hatte doch gerade erst mit Teela über die Sache gesprochen und June schien trotzdem von der Entscheidung zu wissen. „Es stimmt Azuma. June ist wirklich die Pilotin der Pro-Ing 13.“ June schüttelte den Kopf. „Mein Name ist nicht June. Ich bin Lucy Ann Shirakawa. Ich hab mein Gedächtnis zurückerlangt.“ Das haute Rill jetzt wirklich um. June.. nein Lucy Ann erinnerte sich. Rill atmete tief durch bevor sie fragte: „Wann hast du Geburtstag? Wie alt bist du? Woher kommst du? Was ist passiert bevor du nach GOA gekommen bist?“ Lucy Ann winkte ab. „Das geht sie nichts an. Und falls ich mich entschuldigen dürfte, ich hab zu tun.“ Und damit verschwand sie. Seltsames Mädchen. Wer sie wohl wirklich ist? „Achja Azuma, sie gehört von heute zu deinen Schülern. Sie mag ihr Gedächtnis wiedererlangt haben, aber sei trotzdem vorsichtig bei ihr. Sie ist nicht normal.“ Und damit ging Rill auch. Im Gang streckte sie ihre Hand in ihre Kitteltasche und fühlte dort das Blatt. Es konnte einfach nicht wahr sein. Ikhny war baff. Im wahrsten Sinne des Wortes. Lucy Ann hatte sich ziemlich verändert. Ikhny hatte ein fröhliches, sehr freundliches Mädchen in Erinnerung. Doch diese Lucy Ann war gezeichnet vom Krieg und den Verlusten, die sie betrauerte. Kein Lächeln zierte mehr ihren Mund. Ein dünner Strich. Das war aus ihrem Mund geworden. Ein ernstes Gesicht und eiskalte Augen. Die Lucy Ann, die sie gekannt hatte, war tot. Einfach verschwunden. Von jetzt an würde Ikhny sie jeden Tag sehen. Jeden Tag dieses Gesicht ertragen müssen. Ihre Mutter hatte sie noch gewarnt, dass Lucy Ann nicht mehr der Mensch ist, der sie einmal war. Ikhny kannte die Erzählung und Gerüchte über ihre alte Freundin. Und jedes Gerücht war schrecklicher als das andere. Vor kurzem hieß es noch sie wäre tot. Doch sie lebte noch. Ikhny kamen die Tränen. Ihre Freundin lebte noch. Endlich konnte sie wieder bei ihr sein. Ikhny eilte auf ihr Zimmer und ließ Hiead allein zurück. Yukiru stand vor der Zimmertür ihres neuen Piloten, doch sie wagte sich nicht hinein. Sie hatte ihre beste Freundin Yuki darum gebeten mit ihr zu kommen. Aber Yuki meinte, dass sie es selbst schaffen sollte. Deswegen atmete Yukiru noch einmal tief durch bevor sie anklopfte. Ein kurzen Moment geschah nichts und Yukiru wollte schon wieder gehen, doch dann öffnete sich die Tür. „Komm herein“, sagte eine Stimme. Zögernd betrat Yukiru das Zimmer. Erst sah sie niemanden, weil es im Raum stockdunkel war. Auf einmal strahlte durch das Fenster der Mond. So hell das Yukiru blinzeln musste. Seit 3 Monaten hatte der Mond nicht mehr so stark geschienen, aber heute leuchtete er heller als je zuvor. Als sie wieder etwas sehen konnte, sah sie eine junge, schwarzhaarige Frau. Sie trug ein weißes Kleid und stand im Schein des Mondlichtes. Sie war wunderschön. Das erste was Yukiru durch den Kopf schoss war das Wort Tsukikage, was so viel heißt wie Mondschatten. „Du bist also meine Fluglotsin Yukiru Sugisaki.“ (Kommt euch der Name bekannt vor???) Yukiru nickte. „Ich bin Lucy Ann Shirakawa. Du kannst mich ruhig Lu oder Luna nennen.“ Yukiru war immer noch nicht ganz wieder bei Sinnen. Der Anblick hatte ihr beinahe den Verstand geraubt. So ein schönes Mädchen hatte sie noch nie gesehen. Endlich drehte sich Lu zu ihr um. Diese grünen Augen erinnerten Yukiru an etwas. Irgendwo hatte sie diesen Augen schon mal gesehen. Vielleicht als sie noch ein kleines Kind gewesen war, bevor sie ihr Gedächtnis verloren hatte. „Schön dich kennenzulernen Yukiru. Ich hoffe wir verstehen uns gut.“ Yukiru nickte wieder nur. Kein einziges Wort kam über ihre Lippen als wäre sie einem Zauber erlegen. Aber dieser Zauber war wunderschön. Teela saß in ihrem Zimmer und dachte über das Gespräch mit Doktor Rill nach. Rill war überrascht gewesen, als Teela ihr eröffnet hatte, dass June fliegen kann. Und das obwohl sie kein EX besitzt. Die Fähigkeiten von June waren grandios. Sie brauchte genauso wenig eine Fluglotsin wie Teela selbst. Sie konnte fliegen ohne es je gelernt zu haben. Sie wurde einfach von der Göttin akzeptiert. Aber trotz allem wollte sie unbedingt Fluglotsin werden. Teela hatte sie davon nicht abhalten können, doch jetzt war ihre Fluglotsin Karriere vorbei. Von nun an musste sie fliegen wenn sie hier bleiben wollte. Und für Teela kam gar nichts anderes in frage, als das June auf GOA blieb. So hatte sie ohne Junes Zustimmung alles in die Wege geleitet. Gleich würde June hierher kommen und Teela würde ihr alles erklären. Genau in diesem Moment klopfte es und das schwarzhaarige Mädchen kam herein. „Guten Tag Teela. Ich weiß schon über alles Bescheid und du brauchst mir nichts zu erklären.“ Das haute Teela wirklich um. Wo war die freundliche June abgeblieben. Dieses Mädchen klang eher als würde sie Befehle erteilen und nicht reden. „June, aber woher…“ „Ich bin nicht mehr länger June. Mein Name ist Lucy Ann Shirakawa und ich bitte darum mit diesen Namen angesprochen zu werden.“ „Aber…“ „Damit wäre das Gespräch ja wohl beendet. Einen schönen Tag noch.“ Und damit war Lucy Ann aus der Tür hinaus und ließ eine sprachlose Teela zurück. Lu hatte Yukiru bis zur Tür ihres Zimmers begleitet und war dann gegangen. Nun war Yukiru ganz allein in dem Zimmer das sie sich mit Yuki Maruyama, ihrer besten Freundin teilte. In diesem Augenblick kam Yuki herein. „Und wie ist dein neuer Pilot?“, war ihre erste Frage. „Pilotin. Es ist ein Mädchen.“ „Was? Das ist ja cool. Und wie ist sie so?“ „Total nett. Sie ist ziemlich hübsch.“ Yuki warf sich auf ihr Bett. „Wie sieht sie denn aus?“ Yukiru blickte verträumt aus dem Fenster. „Sie ist so schön wie der Mond. Sie hat langes schwarzes Haar und wunderschöne grüne Augen. Das sieht einfach nur himmlisch aus.“ Yuki schaute Yukiru auf einmal bohrend an. „Was ist Yuki? Was hast du?“ Yuki zögerte einen Moment bevor sie die Frage stellte. „Wie ist ihr Name?“ Yukiru blickte immer noch verträumt drein. „Sie heißt Lucy Ann. Lucy Ann Shirakawa. Warum fragst……” Yukiru stockte. Sie sah Yukis Blick. Der Blick machte ihr Angst. Die lila Augen ihrer Freundin war vor Erstaunen weit aufgerissen. „Sie lebt. Nein, das kann nicht wahr sein. Sie ist tot. Das kann sie einfach nicht sein. Ich muss sie sehen. Wo ist ihr Zimmer?“ Vor lauter Aufregung strich sich Yuki ihr braunes Haar aus dem Gesicht. Was war auf einmal mit ihr los? „Kennst du sie denn?“, fragte Yukiru leise. Yuki nickte nur. „Wo ist ihr Zimmer? Bitte sag es mir.“ „Sie wohnt bei den Piloten der Göttinnen. Das dreizehnte Zimmer.“ Und schon war Yuki verschwunden. Woher sie wohl Lucy Ann kannte? In Yukis Kopf standen alles Kopf. Lucy Ann lebte noch. Bedeutet das…Nein. Das konnte nicht sein. Aber Lucy Ann war doch im Kampf um Tokar gefallen. Warum lebte sie dann noch? Die Fragen schwirrte ihr nur so im Kopf rum, während sie sich an die letzte Begegnung mit Lucy Ann zurück dachte. Damals in Tokar. „Lucy Ann, bitte kämpfe nicht. Du darfst nicht sterben. Bitte komm mit uns“, hatte ich gefleht. Mein kleinen Bruder Arai hatte ich an mich gedrückt. Lucy Ann blickte mich traurig an. Dieser Blick war ungewohnt. Sie schien sich Sorgen zu machen. „Yuki versteh doch. Ich muss kämpfen. Nur ich kann diesem Wahnsinn noch die Stirn bieten. Aber du musst mit Arai fort von hier. Du steigst gleich in dieses Raumschiff und fliehst. Wenn alles vorbei ist wird ich euch suchen gehen und zurückholen. Das verspreche ich dir.“ Mir kamen die Tränen. Ich wollte nicht das sie geht. Sie war für mich wie eine Schwester. Nun tauchte meine ältere Schwester Kaede hinter mir auf. „Yuki komm. Hör auf Lucy Ann. Das ist kein Ort für Kinder. Du bist weit weg von hier besser aufgehoben. Glaub mir.“ Ich klammerte mich an Kaede fest. „Bitte Schwester komm mit uns. Ich will auch nicht das du stirbst. Ich will, dass keiner mehr stirbt. Bitte kommt mit.“ Kaede tat wohl in diesem Moment das einzigst richtige. Sie schubste mich und Arai ins Raumschiff. Ich wollte rauslaufen, doch die Tür wurde geschlossen. Ich weinte bittere Tränen. Ich hatte Angst die beiden nie wiederzusehen. Ich verließ meine Heimat und konnte dagegen nichts tun. Ich war dreizehn Jahre alt. Mein kleiner Bruder 6 Jahre alt. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Seit zwei Jahren ging auch das Gerücht um, dass Lucy Ann tot ist und meine Heimat untergegangen ist. Yuki war endlich angekommen. Das war die Zimmertür 13 im Bereich der Göttinnen- Piloten. Ob Lucy Ann sie wohl wiedererkannte? Zaghaft klopfte Yuki an die Tür. Sofort wurde die Tür aufgerissen. „Yuki. Ich wusste du kommst heute noch hierher.“ Da stand Lucy Ann. „Lucy Ann. Du lebst wirklich noch.“ Yuki fiel ihr um den Hals und brach in Tränen aus. Lucy Ann ließ sie ausweinen. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Arai und mir ist auch nichts passiert. Was ist mit Kaede? Und Jack und Mary Kate? Geht es ihnen gut?“ Lucy Ann nickte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Doch im nächsten Moment war sie wieder todernst. „Komm rein Yuki. Es gibt Dinge, die du wissen musst.“ Sofort bekam es Yuki mit der Angst zu tun. Was wollte Lucy Ann ihr sagen? War irgendetwas schreckliches passiert? Zögernd trat Yuki ein und setze sich aufs Bett. Gespannt wartete sie darauf was Lucy Ann ihr sagen wollte. „Möchtest du eine Tee?“, fragte Lucy Ann und deutet auf die Kanne hinter ihr. Hiead war überrascht. Lucy Ann war also ihr Name. Im Krankenzimmer hatte sie ihm klar und deutlich besser gefallen. Als sie so zerbrechlich aussah und kurz vorm Weinen war, da hatte sie süß ausgesehen. Aber in Wirklichkeit war sie ja eine total unfreundliche Person. Mit ihr wollte er nichts mehr zu tun haben. Sie interessierte ihn nicht mehr. Gelangweilt ging er auf sein Zimmer zurück, wo Clay und Zero schon saßen. „Hey Hiead! Warum kommst du erst jetzt?“ Hiead schwieg nur. „Willst du mich etwa ignorieren? Hör mir gefälligst zu und antworte!“ Hiead zog sich einfach um und legte sich ins Bett. Konnte dieser Idiot denn nie die Klappe halten? Zero brüllte noch einen Moment rum bis Clay ihn wieder beruhigt hatte. Dann war es still im Raum. Hiead konnte trotz allem lange Zeit nicht einschlafen. Bilder aus seiner Kindheit kamen ihm in den Sinn. Doch seltsamerweise taucht Lucy Anns Gesicht immer wieder auf. Selbst im Schlaf sah er ihr Gesicht. Kapitel 3: Who is she?- The Story of Lucy Ann --------------------------------------------- 3. Who is she?- The Story of Lucy Ann Yuki hielt ihren Becher Tee in der Hand und sah Lucy Ann an, die mit dem Rücken zu ihr stand. „Lucy Ann was ist passiert? Was ist in Tokar geschehen?“ Yukis Stimme zitterte während sie die Frage aussprach. Die Frage blieb in der Luft hängen und schien Lucy Ann nicht zu erreichen. Die Stille dauerte lange an. Yuki wagte nicht zu sprechen, da sie Lucy Ann die Freiheit lassen wollte ihr zu antworten. Als Yuki schon die Hoffnung auf eine Antwort aufgab, sprach Lucy Ann leise: „Es war ein schrecklicher Krieg. Tausende von Tote. So viele Verluste.“ Ihre Stimme versagte. Da war sie wieder. Die Lucy Ann, die Yuki kannte. Das Mädchen der Tränen, die ihre Gefühle hinter eine Maske versteckt. Lange Zeit hatte sie Lucy Ann für gefühlskalt gehalten bis sie die nach 10 Jahren die Wahrheit erfahren hatte. Eine Wahrheit, die Yuki damals nicht verkraften konnte und bis heute nicht völlig begriffen hat. Der Grund warum sie so gefühlskalt war, hatte sie aus der Laufbahn geworfen. Trotz dieser Wahrheit hatte Lucy Ann ihren Freunde 10 Jahre all das verschwiegen. Yuki fragte sich immer noch wie Lucy Ann es geschafft hat es die ganze Zeit für sich zu behalten. Eine Frage, die ihr niemand je beantworten könnte. Yuki wusste, dass es jetzt das beste war Lucy Ann in Ruhe zu lassen. Leise verließ sie den Raum und stieß im Flur mit Teela zusammen. Teela ergriff sofort die Hand des Mädchen und fragte: „Wer bist du? Was machst du hier?“ „Ich bin Yuki Maruyama, Fluglotsin der 7ten Pro-Ing. Ich war hier um mit Lucy Ann Shirakawa, einer alten Freundin von mir zu sprechen.“ Das Mädchen schaute ihr fest in die Augen. „Du kennst sie?“, fragte Teela leise. Yuki nickte nur. „Komm mit!“, sagte Teela und zog Yuki mit sich in ihr Zimmer. „Setz dich!“, bat sie Yuki. Yuki setze sich und blickte Teela an, die sich ihr gegenüber setze. Teela dachte einen Augenblick nach und fragte dann: „Wer ist sie? Wer ist Lucy Ann Shirakawa? Was für eine Lebensgeschichte hat sie?“ Teela blickte Yuki hoffnungsvoll an. Sie wollte mehr über dieses Mädchen erfahren. Yuki schwieg sehr lange. Teela blickte sie weiterhin hoffnungsvoll an. „Lucy Ann mag es nicht, wenn man über ihre Geschichte redet. Aber ich denke sie haben ein Recht darauf es zu erfahren.“ „Fang vielleicht mal mit ihren persönlichen Daten an. Geburtstag usw. …“ Teela war gespannt auf alles. Lucy Ann war für sie einfach eine interessante Persönlichkeit. „Ok. Sie heißt Lucy Ann Shirakawa und ist am 13.November geboren. Dadurch ist sie vom Sternzeichen her Skorpion. Sie ist ein Genie und lernt schnell.“ „Das hab ich schon bemerkt. Und weiter? Wohnort, Familie… Wie ist ihr Umfeld?“ Yuki zögerte. „Dafür muss ich Ihnen Lucy Anns ganze Geschichte erzählen, damit sie nur die Ausmaßen von Lucy Anns Charakter erkennen können.“ „Dann erzähl mir die Geschichte.“ Yuki zögerte nochmal bevor sie anfing zu erzählen. Ikhny saß in ihrem Zimmer und dachte über Lucy Ann nach. Damals als sie noch Kinder waren, war alles anders gewesen. „Lucy Ann warte doch bitte auf mich.“ Ikhny konnte nicht mehr. Das schwarzhaarige Mädchen drehte sich um und blieb stehen. „Was ist? Kannst du nicht mehr? Sollen wir eine Pause machen?“ Ikhny nickte und lächelte. Lucy Ann hüpfte um sie herum und lachte ohne Grund. Seit Ikhny sie kannte war sie immer nur ein fröhlicher Mensch gewesen. Sie lachte ständig und wenn sie mal nicht lachte, lächelte sie mindestens. Ikhny hatte ihre beste Freundin noch nie traurig erlebt. „So wir können weiter.“ „JUHU!“, rief Lucy Ann begeistert aus und lief wieder los. Sie wollte Ikhny etwas ganz tolles zeigen. Ein Platz nur für die beiden Freundinnen. Nur für Ikhny und Lucy Ann. Ikhny war schon ganz gespannt, was das wohl für ein Platz war. Plötzlich blieb Lucy Ann stehen. Waren sie etwa schon da? Ikhny trat gespannt neben ihre Freundin, sah aber nichts außer Wüste. „Was soll das hier….“ Sie stockte. Lucy Anns Blick hatte sich verändert. Auf einmal war kein Lächeln mehr auf den Lippen ihrer Freundin. Ihr ganzes Gesicht war ausdruckslos. Keine Reaktion. Es war als wäre sie in Trance. Auf einmal schien sie wieder zu sich zu kommen. Sie griff nach Ikhnys Hand und zog sie mit sich. „Schnell wir müssen weg hier. Du musst nach Hause.“ „Aber warum?“ Doch Lucy Ann antwortete nicht. Sie rannte so schnell sie konnte und nahm keine Rücksicht auf Ikhny. Endlich erreichten sie das Haus der Shirakawas. Lucy Ann stürmte in die Küche, wo Elizabeth, die Mutter von Lucy Ann und Yuki, die Mutter von Ikhny saßen. „Ihr müsst von hier verschwinden. Yuki, du musst weit weg von hier gehen sonst geschieht ein Unglück. Bitte verschwindet von hier! Fragt mich nicht wieso, sondern tut es einfach.“ Nach Lucy Anns Bitte herrschte Stille in der Küche. Elizabeth musterte ihre Jüngste. In ihren Augen sah sie die Wahrheit und Angst. Die Angst um ihre beste Freundin. „Kinder geht bitte hinaus und spielt noch ein bisschen. Yuki und ich unterhalten uns solange.“ Ikhny sah ihre Mutter noch verzweifelt an, bevor sie gemeinsam mit Lucy Ann den Raum verließ. Nie wieder sah sie dieses Haus wieder. Am nächsten Tag saßen sie in einem Raumschiff und flogen zu einer Kolonie, die tief versteckt in der Nähe von Zion lag. Sie musste einfach so gehen. Ohne jemals den Ort gesehen zu haben, denn ihr Lucy Ann zeigen wollte. Was hatte Lucy Ann bloß damals gesehen, was sie so sehr verängstigt hatte? Diese Frage musste sie unbedingt beantwortete haben. Teela hörte Yuki gespannt zu und lauschte der Geschichte von Lucy Ann. sie hörte Dinge, die ihr fremdartig und unwirklich vorkamen. Doch trotz allem hörte sie weiter zu. Sie stellte keine Frage, sondern hörte einfach nur zu. Erst als Yuki geendet hatte, machte sie den Mund wieder auf. „Und das ist alles wahr? Sie tut mir leid. Mein Gott hätte ich das geahnt. Das ist einfach nur…Einfach nur traurig.“ Teela schwieg. Die Geschichte hatte sie gefesselt und ihr war jetzt zum Weinen zumute. Yuki stand auf. Ich sollte gehen. Ich muss noch an meiner Pro-Ing arbeiten und einen bericht für meinen Piloten anfertigen.“ Teela nickte und fragte: „Wie heißt dein Pilot?“ „Seki. Seki Tohan.“ Teela nickte und entließ Yuki, die sich noch einmal kurz verbeugte. Dann war Teela allein und hatte Zeit zum Nachdenken. Yuki dagegen traf im Flur auf Lucy Ann. „Du hast alles mit angehört nicht wahr?“, fragte Yuki schüchtern. Ein Nicken und ein Blick den Yuki einen Schauer über den Rücken jagen ließ. Sie ist wütend, schoss es Yuki durch den Kopf. Lucy Ann war zwar ihre Freundin, aber dennoch fürchtete sie Lucy Ann. „Komm mit!“, kam es von Lucy Ann. Yuki folgte ihr mit einem gewissen Abstand. Plötzlich hielt Lucy Ann vor einer Wand an. Verwirrt blickte sich Yuki um, was sollte sie hier? Ihr ging erst ein Licht auf, als Lucy Ann die rechte Wand berührte und eine Tür erschien. Ohne zu zögern öffnete Lucy Ann diese Tür und trat in den Raum ein. Yuki folgte ihr und war erstaunt. In diesem Raum befand sich eine Trainingshalle mit der neusten Technologie. So was konnte nur Lucy Ann eingerichtet haben. Sie war schließlich ein Genie. Hatte einer der besten Schulausbildung aller Zeiten genossen Sie konnte einfach alles. Sie war ein Wunderkind. Doch ein Wunderkind sein, dass wollte sie nie. Sie hasste es ständig gelobt und bewundert zu werden. Sie wollte nur ihr Leben haben. ein ruhiges und friedliches Leben, das war der größte Wunsch Lucy Anns. Doch eine Prophezeiung war Schuld daran, dass ihr Wunsch nie in Erfüllung gehen würde. Man hatte Lucy Ann alles genommen und ihr nur ihr Leben gelassen. Doch dieses Leben war nicht friedlich, sondern eine reinste Qual für sie. Es überkam Yuki und sie umarmte Lucy Ann. „Lucy es tut mir Leid. Aber du musst verstehen, es ist Zeit. Zeit, um dein Leben zu retten. Zeit alles zu verändern. Du musst nicht mehr alle hassen.“ Lucy Ann erwidert nichts und schwieg. Doch Yuki wusste, dass Lucy Ann ihr nicht mehr böse war. ~2 Stunden später- In der Nacht~ Lucy Ann saß ganz allein auf dem Dach von GOA und dachte nach. Ihr Blick glitt über den Weltraum. Sie fühlte sich einsam. Sie spürte die Anwesenheit der Victims. Die zwei Victims schwebten direkt über ihr. Sie griffen nicht an, denn Lucy Ann war ihre Freundin. Es war still. Die Victims lösten kein Warnsignal aus. Dafür hatte Lucy Ann gesorgt. Sie unterhielten sich miteinander ohne ein Wort zu sprechen. Es war ein reiner Gedankenaustausch. „Herrin, sagt wann ist es Zeit für den Angriff?“, fragte der eine Victim Lucy Ann. „Wann ist es Zeit für den letzten Angriff? Wann beginnt die letzte Schlacht?“, fragte nun auch der andere. „Bald!“, war Lucy Anns Antwort. „Bald ist es soweit. Dann sollt ihr eure Rache haben.“ Die Victims gaben ein Geräusch von sich, das wie ein erfreuter Seufzer klang. „Herrin, wollt ihr uns begleiten? Was hält euch hier in diesem Raumschiff?“ „Es gibt noch einige Versprechen einzulösen. Vorher kann ich dieses Raumschiff nicht verlassen. Aber wenn es soweit ist, begleite ich euch. Schließlich ist es auch meine Schlacht der Rache.“ „Darf ich euch eine Frage stellen, Herrin?“ „Stellen darfst du sie, doch ob ich antworte ist eine andere Sache.“ „Warum hasst ihr sie sosehr? Warum verbündet ihr euch sogar mit uns, nur um eure Rache zu bekommen.“ „Sie tötet meine Familie und viele andere Menschen. Sie verdienen den Tod. Wenn ich es könnte, würde ich sie alle eigenhändig töten.“ „Ihr seid sehr stark, Herrin. Doch ich sehe in euch auch ein kleines Mädchen, das sehr schwach und unendlich traurig ist.“ „Ich bin nicht stark. Ich bin nur schwach. Ich bin nicht stark genug um alles zu akzeptieren. Ich bin nur stark genug dafür meine Rache auszuleben. Doch nun geht bevor GOA wieder zum Leben erwacht.“ „Wie ihr es befehlt, Herrin.“ Die beiden Victims verschwanden in den Weiten des Weltraumes und Lucy Ann verließ das Dach. Heute würde ihr ersten Tag unter der Anweisungen des Chefausbilders sein. Sie wollte ja nicht zu spät kommen. Yukiru stand vor Lucy Anns Tür und überlegte, ob sie wohl anklopfen sollte. Sie wollte ihre Partnerin natürlich nicht wecken, aber sie wollte Lucy Ann unbedingt wiedersehen und mit ihr sprechen. Alles über sie erfahren. „Yukiru. Schön, dass du schon da bist“, erklang Lucy Anns Stimme hinter ihr. Yukiru wirbelte herum und sah Lucy Ann den Gang entlang kommen. Sie sah aus, als wäre sie schon seit Ewigkeiten wach. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar unter einem Tuch versteckt, so dass die Haare ihr nur noch bis zur Schulter hingen. Sie trug eine Mischung aus Piloten- und Lotsinnenuniform. Die Jacke gehörte zur Lotsinnenuniform, der Rest zur Pilotenuniform. Damit verstieß sie gegen die Vorschrift. Doch das wollte Yukiru nicht sagen. „Guten Morgen Lucy Ann!“ „Guten Morgen Yukiru. Bereit für den ersten Tag?“ Yukiru nickte. „Dann sollte wir los, damit wir nicht zu spät kommen.“ Lucy Ann lächelte sie an. „Ok.“ Wieder ein Lächeln. Dann schritt Lu voran und Yukiru lief brav hinterher. Sie hoffte immer noch auf eine Unterhaltung mit Lu, aber die schien nicht an einem Gespräch interessiert zu sein. Und so erreichten sie, schneller als ihr lieb war, den Treffpunkt. Die anderen Piloten und Lotsen waren noch nicht anwesend. Nur der Chefausbilder war da. Er blickte von seinen Unterlagen auf und schaute die beiden an. Yukiru wich dem strengen Blick sofort aus und schaute eingeschüchtert auf ihre Stiefel. Lucy Ann dagegen erwiderte den Blick und zeigte damit, dass sie die Herausforderung nicht fürchtete. Azuma merkte an dem Blick des Mädchens, dass er wirklich vorsichtig sein musste, wie Rill gesagt hatte. Dieses Kind scheute keine Herausforderungen. Und noch etwas lag in ihren Augen. Sie schienen beinah zu sagen, dass sie die Chefin war. Er würde sich in Acht vor ihr nehmen müssen. Er räusperte sich bevor er fragte: „Ihr seid Lucy Ann Shirakawa und Yukiru Sugisaki?“ „Jawohl!“ „Gut! Ihr kennt euch ja bereits und werdet gleich heute eurer Wissen in der Praxis zeigen. Ich erwarte eine gute Leistung von euch, da die anderen Piloten und Lotsen bereits zur zweiten Division gehören (Clay gehört als Beobachter weiter zur Gruppe und ist dadurch auch in der zweiten Division. Saki ist aber nicht mehr dabei.), erwarte ich von euch ihr 150 % Leistung gebt um die anderen schnell einzuholen.“ „Jawohl!“ Lucy Ann lächelte, während man ihrer Partnerin ansah, dass sie sich fürchtete. Da hatte man zwei Gegensätze zu Partner gemacht. Das erinnerte Azuma an Hiead und Ikhny, die ein ähnlicher Fall waren. Auch total verschieden. Genau in diesem Moment betrat Hiead den Raum. Er blickte die beiden Mädchen nicht einmal an, sondern lehnte sich gegen einen der Stützpfeiler und schaute hinaus in den Weltraum. Eine Minute später betrat Ikhny den Raum. Ihr Blick wanderte kurz zu Hiead und wanderte dann zu Lucy Ann. Ikhny musterte Lucy Ann und an sah ihr an, dass sie gerne mit ihr sprechen würde. Als nächstes betraten Wrecka, Kizna, Clay und Roose den Raum. Jetzt fehlten noch Yamagi und Zero. Die beiden kamen noch geradeso rechtzeitig an. Yamagi stürmte als erstes in den Raum und ließ sich auf den Boden fallen. Zero schoss ebenfalls rein, war aber so sehr in Schwung, dass er gegen Lucy Ann krachte. Obwohl Zero mit seinem ganzen gewicht gegen sie knallte, blieb sie stehen und fiel im Gegensatz zu Zero nicht auf den Boden. „Aua!“, erlang es von der Nummer 88. Kizna eilte zu Zero um ihm auszuhelfen, aber Lucy Ann kam ihr zuvor. Sie packte Zero am Kragen und zog ihn mit einer Bewegung hoch. Aber sie ließ ihn nicht los und so baumelte er hilflos in der Luft. Zero war überrascht und blickte ihn ihr Gesicht. „Lass mich runter!“, forderte er. Sie ließ auch runter, aber anders als er es sich vorgestellt hatte. Sie schleudert ihn zurück auf den Boden, wo er sich vor Schmerzen krümmte. „Wag es ja nicht noch einmal mich anzurempeln.“ Damit drehte sie sich ab und ging zu den Fenstern. Kizna blickte Lucy Ann giftig an und wollte ihr die Meinung sagen, als Yukiru vor sie trat. „Lucy Ann meinte das nicht so. Sie ist nur aufgeregt, weil es ihr erster Tag ist.“ Der Ausbilder beobachtet das Geschehen. Lucy Anns Reaktion hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Ihm war vom ersten Augenblick an klar, dass sie nicht gerade einfach handzuhabend war. Er seufzte. Er wollte ihr nicht gleich am ersten Tag eine Strafe verpassen, aber Vorschrift war Vorschrift. „Anwärterin #13 auf Grund der Tatsache das es heute ihr erster Tag ist, heißt das nicht das ihr Handeln unbestraft bleibt. Ich will sie nachher in meinem Büro sehen und dann reden wir über deine Strafarbeit.“ Er machte eine Pause und erntete von Lucy Ann einen finsteren Blick. „Darf ich euch die Anwärterin Lucy Ann Shirakawa und ihre Lotsin Yukiru Sugisaki vorstellen? Sie gehören von heute an zu unseren Team. Ich erwarte, dass ihr freundlich zu ihnen seid, egal was eben passiert ist. Und #88 keine Racheakte gegenüber #13 sonst gibt es auch für dich eine Strafarbeit.“ Zero grummelte und stand dank Kizna wieder auf. „So dann wollen wir anfangen. Heut machen üben wir mit den Pro-Ings. Jeder kämpft gegen jeden. Ich will von euch allen eurer Bestes sehen und jetzt ab aufs Kampffeld.“ Damit verließen alle den Raum. Hiead musterte das Mädchen was vor ihm ging. Sie ähnelte kaum noch dem Mädchen, was er in der Krankenstation gesehen hatte. Er war gespannt wie sie kämpfen würde. Schließlich wurde nicht jeden Tag ein Mädchen Pilotenanwärter. Sie musste schließlich schon Talent haben. Sie schien sein Blick zu merken, denn sie blieb stehen und sah ihn an. Auch er blieb stehen und sah sie an. In ihren Augen sah er, dass sie über etwas nachdachte. Er musterte sie noch einmal. Sie war genauso groß wie er, aber viel zarter gebaut. Ihr langes Haar hatte sie zurückgebunden, dadurch wirkte sie erwachsener. Sie hatte ein ovales Gesicht, dass durch ihre grüne Augen noch hübscher aussah. Sie hatte einen schmalen Mund und eine kleine Nase. Ihre Haut war gebräunt und ließ darauf schließen, dass sie in einer Kolonie lebte, die in der Nähe einer Sonne war. Er hatte aber noch nie von so einer Kolonie gehört. Woher sie wohl kam? Doch dann tauchte der Ausbilder hinten ihnen auf. „Wie lange wollt ihr hier noch stehen? Beeilt euch! Ich will euch in 5 Minuten auf dem Kampffeld sehen.“ Sofort liefen Hiead und Lucy Ann los, denn keiner von beiden hatte Lust zu spät zu kommen. Yukiru sah Lucy Ann angerannt kommen. „Schnell du musst dich beeilen! Die anderen sind schon fast fertig!“, rief sie ihr zu. Lucy Ann beeilte sich noch mehr und kam an. „Schnell! Steig ein!“ Lucy Ann kletterte in die Pro-Ing rein und Yukiru kümmerte sich um die letzten Abstimmungen. Dann ging es los. Der Kampf konnte beginnen Kapitel 4: Let´s start the game-Fights? Condition! -------------------------------------------------- 4. Let´s start the game- Fights? Condition! (Los startet das Spiel- Streit? Vorprogrammiert!) Yukiru konnte es kaum abwarten bis der Kampf begann. Der Ausbilder erklärte ihr gerade noch einmal auf was sie zu achten hatte. Ein bisschen unsicher war sie dennoch. Lucy Ann war auch einmal Fluglotsin gewesen und hatte daher schon Erfahrung im Kampf. Auch wenn sie damals nicht als Pilotin am Kampfgeschehen beteiligt gewesen war. Eigentlich war es auch für Lucy Ann so etwas wie das erste Mal, aber sie blieb völlig entspannt. Das bewundert Yukiru sofort. Dieses Mädchen war ziemlich anziehend von der Persönlichkeit her. Yukiru wollte soviel wie möglich von ihr wissen. wer sie war und alles andere…. „Fluglotsin #13 hören sie mir verdammt nochmal zu?“ Der Ausbilder war sauer. Da versuchte er ihr etwas zu erklären und das Mädchen war mit ihren Gedanken ganz woanders. „Entschuldigung! Kommt nicht wieder vor!“ Und schon stürzte sie sich in die arbeit. Jetzt war sie hochkonzentriert. Schließlich wollte sie ihr Bestes geben, um zu zeigen, dass sie alles verstanden hatte. Sie wollte sich auch vor den anderen Lotsinnen beweisen und vorallem vor Lucy Ann. Und dann fing der Kampf endlich an. Der Ausbilder stand dar und schaute auf das Kampffeld. Er war gespannt was das Mädchen zu bitten hatte. Als er das Startsignal gab, startet sie keinen Angriff wie zum Beispiel Zero, der schon längst in einem Kampf mit Yamagi verstrickt war. Keine Rührung. sie bewegte sich kein Millimeter. Sie wartete ab und sah den anderen im Kampf zu. Sie schien auf den richtigen Moment zu warten. Das war taktisch schon mal gut. Ob sie ihr Wissen dann auch in der Praxis umsetzen konnte darauf war Azuma gespannt. Aber als auch nach knapp 5 Minuten keine Reaktion von ihr kam, blickte der Chefausbilder zu seinen anderen kämpfenden Schülern. Sie waren heute alle topfit. Sogar Roose versuchte sich gegen Hiead durchzusetzen. Er warf ein Blick auf die Lotsinnen. Alle brav an der Arbeit. Bis auf eine. Yukiru hatte nichts zu tun. Ihre Partnerin kämpfte nicht. Yukiru hatte anscheinend schon versucht zu Lucy Ann durchzudringen und sie zum Kämpfen zu bewegen, aber vergeblich. Azuma warf noch ein Blick auf das Kampfgetümmel bevor er zu Yukiru ging. „Was ist das Problem? Warum kämpft Lucy Ann nicht?“ „Ich weiß es nicht. Seit dem Start hat sie sich kein einziges Mal gemeldet. Sie reagiert auf nichts. Es scheint fast als wäre die komplette Pro-Ing kaputt und würde nicht funktionieren.“ Yukiru lügte nicht, dass sah er ihr an. Doch was konnte nur los sein. Auf dem Monitor zeigte sich kein einziges Problem. Alles schien mit der Maschine in Ordnung zu sein. Plötzlich schrie Wrecka neben ihm auf. „Mein Gott!“, sagte er nur als er zurück aufs Kampffeld blickte. Es schien keine Sekunde gedauert zu haben, doch trotz allem hatte Lucy Ann mit nur einem Schlag die anderen zu Boden geschmettert und keiner konnte mehr aufstehen. Sie waren alle geschlagen worden. Azuma konnte es nicht glauben. Sie war zum ersten Mal in einer Pro-Ing gewesen und hatte trotzdem in nur einem Angriff alle anderen erledigt. „Roose ist alles ok?? Roose antworte mir!“ „Zero? Hörst du mich? Was ist passiert?“ „Yamagi? Lebst du noch?“ „Hiead?“ Die Lotsinnen brüllten, um zu wissen wie es ihren Partner ging. Einer nach dem anderen meldete sich. Zum Glück war keiner verletzt. Aber jetzt verstand Azuma Rill noch um einiges besser. „Yuki? Kommst du mit zum Essen?“ Ein junger Mann mit langen blauen Haare, die er zum Zopf gebunden hatte, stand neben seiner Pro-Ing und rief seine Partnerin. „Ich komm gleich Seki! Geh schon mal vor!“ Seki blickte noch einmal zu seiner Lotsin, die an irgendetwas rumschraubte, dann ging er zum Essen. Schon im Raum angekommen, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Alle tuschelten wie wild und zeigte auf jemanden, der ziemlich weit hinten ganz alleine saß. „Seki! Hast du es schon gehört?“, fragte ihn einer seiner Freunde. „Was?“ „Ein Anfänger hat es geschafft vier Schüler der zweite Division mit einem Schlag zu besiegen.“ „Und was ist daran so interessant?“ „Es war ein Mädchen!!!“ „Was echt?“ „Ja sie sitzt dahinten.“ Die musste er sich genauer unter die Lupe nehmen. Irgendwie kam ihm die Geschichte bekannt vor. Ein Mädchen, das vier Jungs besiegte mit einem Schlag. Er grübelte darüber nach, aber es fiel ihm nicht ein. Endlich sah er das Mädchen und ging auf sie zu. „Hi! Darf ich mich zu dir setzen?“ Keine Antwort. Er setze sich einfach hin und schaute sie an. Auf einmal blickte sie hoch und da traf es ihn wie einen Schlag. „Lucy Ann!“ „Seki!“ „Was machst du hier?“ Sie schwieg. „Ah! Ich verstehe! Du willst dein Erbe beanspruchen. Recht so! Zeig ihnen wo der Hammer hängt!“ „Ach halt die Klappe!“ „Freundlich wie eh und je!“ Er blickte sie an und grinste unverschämt. „Sag mal hast du dir dein Haar abgeschnitten?“ „Nein, ich hab es nur hochgebunden.“ „Hätte mich schon gewundert. Du würdest ja nicht freiwillig drauf verzichten.“ Sie schaute ihn. Ihre Augen funkelten angriffslustig. Er wusste sofort worauf sie hinauswollte. Er sprang auf den Tisch, ging in die Hocke und blickte sie ebenfalls angriffslustig an. Sie wollte gerade zuschlagen, als Yuki hinter ihr auftauchte. „Seki! Lucy Ann! Keine Schlägereien! Ihr seid nicht zuhause.“ „Yuki. Schön dich zu sehen. Wusstest du etwa, dass Lucy Ann hier ist und hast es mir einfach verschwiegen. Wie unhöfflich.“ „Das sagt gerade der Richtige.“ Hinter Yuki tauchte ein Junge auf. Auch er trug sein silbernes Haar lang und zum Zopf gebunden. Seine eisblauen Augen musterten Lucy Ann und Seki. Spott blitzte in seinen Augen auf. „Ach Lucien. Du ebenfalls hier. Jetzt ist die komplette Rosengarde hier.“ Seki lächelte. Die Rosengarde bestand aus Lucien, Lucy Ann und ihm. Sie waren nicht nur die stärksten ihres jeweiligen Volkes (alle drei sind aus einem anderen Volk), sondern auch die Erbe ihrer Familie. Yuki gehörte auch mit dazu, als neutrale Person, konnte sie die Entscheidungen der drei anzweifeln und dafür sorgen, dass die Pläne nicht in die Tat umgesetzt wurden. „Weiße Rose, schwarze Rose, rote Rose und silberne Rose. Alle sind anwesend. Du hast Recht, Seki. Doch ich glaube wir haben alle unseren eigenen Gründe“, sagte Lucien und zauberte die vier Rosen hervor. „Ich bin mit dem Raumschiff hier gelandet.“ „Ich bin auf der Flucht.“ „Wegen dem Krieg.“ „Und ich bin durch einen Auftrag hier gelandet.“ Nacheinander äußerte jeder seinen Grund ohne dazu aufgefordert zu werden. Ein kurzen Moment blickten sich alle und verließen dann gemeinsam den Raum. Die anderen Piloten und Lotsen im Raum konnte sich aus den vier keinen Sinn reimen. Nur 5 Minuten später betraten die vier geschlagen Piloten + Lotsinnen den Raum. Sofort war die Aufmerksamkeit der Leute bei ihnen. Hiead beachtet das ganze nicht und setze sich einfach an den Tisch an dem vor kurzem noch Lucy Ann gesessen hatte. Ikhny, die sich unter den Blicke aller unwohl fühlte, verließ den Saal wieder. Roose lief rot an und auch Wrecka fühlte sich nicht gerade glücklich darüber von allen angestarrt zu werden. Yamagi setze sich ebenfalls stumpf mit seiner Partnerin hin. Zero starrte alle wütend an und ärgerte sich. Kizna versuchte ihn zu beruhigen, aber es brachte nichts. Für alle vier war es ein absoluter Schmach von einem Mädchen besiegt zu werden. Zero hatte schon zuvor zu spüren bekommen wie stark sie war. Keiner hatte sie kommen gesehen. Keiner hatte bemerkt wie er getroffen wurde. erst als sie am Boden lagen, hatten sie begriffen was geschehen war. Clay hatte sich alles notiert und war nun mit seinem Forschungsbericht beschäftigt. Überall wurde geflüstert, denn nun hatte Yukiru den Raum betreten. Sie wirkte so verloren, dass Kizna sie her winkte und sie neben sich Platz nehmen ließ. Auf einmal stand ein Junge hinter Yukiru. „Sag mal, du bist doch die Lotsin von Lucy Ann oder? Wusste ich doch. Stimmt es das Lucy Ann ihrer letzten Partner umgebracht hat? Deswegen ist sie doch jetzt Pilotin, weil die Piloten der Göttinnen sie so sehr ins Herz geschlossen haben.“ Yukiru zuckte zusammen. Sie wusste von all dem nichts. „Lucy Ann würde so was niemals tun!!“ Sie spürte die Tränen und weinte im nächsten Moment los. „Ach du bist ihre Partnerin und wusstest davon nichts. Hast du eigentlich ne Ahnung wie viele sie von uns schon verprügelt hat? 100 von uns hat sie schon ins Krankenzimmer geschickt. Sie schlägt zu wie ein Mann und sieht dabei aus wie ein Mädchen! Glaub mir, die würde sogar ihren eigenen Partner killen.“ Kizna zog die weinende Yukiru in die Arme. „Damit hat sie doch nichts zu tun. Sie kennt Lucy Ann doch erst seit gestern!“ Die Jungen um sie herum lachten und machten sich lustig über Yukiru. Plötzlich gab es ein lautes Scheppern und einen Knall. Auf dem Boden lagen haufenweise zerbrochene Tablette. Der Junge mit den blauen Haaren grinste übers ganze Gesicht und schlug einfach zwei der Jungen ins Gesicht. Es gab ein hässliches Geräusch und die Nasen beider waren gebrochen. Die anderen wichen zurück. „Will sich noch jemand über Lucy Ann oder ihrer Partnerin unterhalten?“ Seki grinste spöttisch. Hinten ihm sahen die anderen Yuki und Lucien stehen. Lucy Ann beobachtete das ganze Geschehen von der Tür aus. Sie schien vom Vorfall gelangweilt zu sein, als würde ihr das ganze nichts ausmachen. Keiner antwortete auf Sekis Frage. „Gut! Dann will ich wohl mal hoffen, dass ihr die Klappe halten, weil ich in Ruhe Essen möchte.“ Er setze sich einfach an den Tisch und nahm sein Tablett wieder in die Hand. Yuki und Lucien setzen sich ebenfalls und aßen. Lucy Ann blieb eine zeitlang an der Tür angelehnt, erst der böse Blick des Kochs brachte sie dazu sich ebenfalls zu setzen. Sie setze sich neben Hiead und blickte Seki vorwurfsvoll an. „Musste das sein? Du hättest das auch einfacher machen können.“ Seki antwortete nicht. Lucien schaute sich inzwischen die vier Piloten an. „Das ist also dein Team. Sehr interessant. Es sind hervorragende Auren darunter.“ „Du kannst eine Aura sehen?“, fragte Zero interessiert. „Einer meiner leichtesten Übungen. Du hast neben dem silberhaarigen Junge und dem Mädchen mit den Katzenohren auch eine starke Aura. Sie leuchtet tiefblau, wie das Meer.“ Zero staunte nicht schlecht. „Jetzt kommt mein Lieblingsratespiel. Welche Farbe hat Lucy Anns Aura und wir stark ist sie? Wer es richtig beantwortet kriegt einen Preis von mir. Yuki und Seki dürfen nicht mitmachen, da sie Auren ebenfalls sehen können. Lucy Ann dagegen besitz diese Eigenschaft nicht.“ Zero überlegte einen Moment und sagte dann: „Ich würde sagen Schwarz.“ Kizna nickte zustimmend und auch die anderen schlossen sich dem an. Was würde besser zu ihrer Persönlichkeit passen als schwarz? „Ok. Ich verrate euch nicht ob ihr Recht habt. Und was glaubt ihr hat Seki für eine Farbe und was für eine Farbe hat Yukis Aura?“ Schnell einigte man sich auf eine Antwort. Seki rot und Yuki weiß. Lucien lachte. „Die Farben sind richtig aber alle bei der falschen Person. Da sieht man wieder, dass man sich nicht kennt. Und ich verabschiede mich dann mal. Wir sehen uns morgen beim Training, denn ich gehöre von heute an auch zu eurem Team.“ Lucien verließ den Raum ohne das jemand seinen Namen kannte. Auch Lucy Ann ging ohne etwas gegessen zu haben raus. Yuki und Seki folgte ihr nur wenige Minuten später. so verging der Tag mit mehr als einem Ereignis dass einem zu nachdenken anregte. ~3 Stunden später- In der Nacht~ Durch die vielen großen Fenster war der Raum in Mondlicht getaucht. Es war eine riesige Bibliothek und die Bücher verstaubt. Seit Jahren hatte keiner mehr den Raum betreten. Leises Schritte auf dem Gang. Das Licht einer Kerze flackert suchend nach einem Buch. Wer ging mitten in der nacht durch die Gänge der Bibliothek. Ein Mädchen, das einen langen schwarzen Schleier trug, der ihr Gesicht bedeckte. Das Kleid was sie trug war ebenfalls schwarz und ließ nur darauf tippen, dass es sich bei der Person um ein Mädchen handelte. Sie wanderte durch jeden Tag und schaute sich die Bücher an. Hier und da nahm sie eins in die Hand. Mal schlug sie es auf, manchmal sah sie es sich nur an, doch lese tat sie keins. Sie suchte und suchte, doch finden schien sie nichts. Da ertönten Schritte am anderen Ende der Bibliothek. Das Mädchen lief hinaus. Wollte nicht gesehen werden, doch ihr schwarzer Schleier rutsche weg und gab für ein kurzen Moment ihr Gesicht frei. Langes, rotes Haar umgab das Gesicht. Schnell drehte sich das Mädchen weg und lief davon, doch die Schritte der anderen Person wurden immer schneller. Das rothaarige Mädchen landete in einer Sackgasse. Kein Ausweg. Da bog die andere Person um die Ecke, doch niemand in der Sackgasse. Nur ein schwarzer Schleier, der am Boden liegt. Die andere Person hebt ihn auf und riecht daran. Ein Moment später ertönt ein einziges Wort durch die Stille. „Samira!“ Ein Name. Der Name des Mädchens etwa? Der Junge trat ans Fenster und schaute hinaus. „Dafür wirst du büßen kleine Schwester. Nein nicht du wirst dafür büßen. Mutter muss sterben. Ich werde unsere Mutter töten. Glaub mir, Samira. Der Tohan Clan wird untergehen und der Shirakawa Clan wird wieder regieren. Lady Tohan wird nie dieses Universum beherrschen und sie wird nie die Menschheit ausrotten.“ „Seki? Du bist geflohen. Warum?“ Lucy Ann war hinter Seki getreten. „Warum bist du geflohen? Etwa weil ich dir die Augen geöffnet habe?“ Seki drehte sich um und trat auf Lucy Ann zu. „Du weißt am besten wie ich mich fühle. Ich hab ein Attentat auf meine Mu.. nein Lady Tohan verübt. Es schlug fehl und ich musste fliehen. Jetzt bin ich genauso wie du. Ein Gejagter, der niemals wieder zum Jäger werden kann.“ Er umarmte sie. Sie erwiderte die Umarmung. „Seki?“ „Ja?“ „Du weißt nicht was es heißt ein Gejagter zu sein. Ich bin schon seit meiner Geburt eine Gejagte. Ich werde nie Frieden finden solange ich ein Herz habe. Sie haben schon so viele Menschen getötet nur um von mir zu bekommen, was sie sich so sehnlichst wünschen. Glaub mir, noch bist du kein Gejagter noch hast du genug Freiheit um wieder zum Jäger zu werden. Erinnere dich an meine Worte, wenn du wieder kämpfen musst.“ Er schwieg und wusste doch das sie Recht hatte. Er drückte sie noch mehr an sich. „Lucy Ann, ich weiß, dass ich dich verliere werde, wenn du noch einmal in den Krieg ziehst. Du wirst von Tag zu Tag stärker, doch du bist nicht komplett unsterblich. Denk daran wenn du stirbst hinterlässt du ein Volk das zwar eine Prinzessin hat, aber keine Anführerin.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging. Er würde es nie verstehen zwischen ihnen gab es keine Liebe. Auch keine Freundschaft. Sie waren Gegner auf dem Schlachtfeld egal was passieren würde. Sie liebte niemanden. Ihre Familie war ihr ein und alles. Lucy Ann brauchte niemanden, denn für sie konnte kein Junge der Welt ihre Familie ersetzen. Obwohl es gibt einen….Nur diesem einen würde sie ihr Herz schenken, doch sie hatte ihn nie gesehen. Kannte ihn nicht und doch wollte sie ihn lieben. Doch wann würde sie ihn finden? Wann würde sie den Bruder ihrer besten Freundin finden? Die Nacht schwieg und gab ihr keine Antwort. So musste sie sich selbst die Antwort suchen. ~1 Stunde später- Schlafraum von #85, #86, #87 und #88~ Ein Geräusch weckte Hiead. Es kam vom Lüftungsschacht. Es klang wie ein Kratzen. Dann ein kurzes Miau. Hiead stand auf und ging zum Lüftungsschacht. Auf dem Gitter saß eine schwarze Katze und kratze wie wild am Gitter. Sie musste sich verirrt haben und saß nun fest. Hiead gab es zwar nicht gerne zu, aber er mochte Tiere sehr. In der Kolonie wo er aufgewachsen war hatte es nur sehr wenige Tiere gegeben. Es gab heute auch kaum noch ein Tier. Nur auf Zion lebten viele Tiere. Auf den Kolonien konnten Tiere nicht lange überleben. Er öffnete mit einem Ruck das Gitter und die Katze sprang ihm sofort entgegen. Sie kletterte ihm auf die Schultern. Dort blieb sie und begann ihm aus Dank das Gesicht abzuschlecken. Das kitzelte und Hiead wollte schon lachen, als ihm einfiel, dass er sich noch verraten würde. Tiere hatte auf GOA nichts zu suchen also wohin mit der Katze? Plötzlich kam aus dem Lüftungsschacht noch ein Geräusch. Es klang um einiges leiser als die Katze und Hiead dachte ihm ersten Moment, dass noch eine kleine Katze folgen würde. Aber stattdessen sprang etwas anderes in den Raum. Hiead wich zurück und sah erst jetzt, dass es kein etwas sondern ein jemand war. Und zwar seine Klassenkameradin Lucy Ann Shirakawa. Die Katze hüpfte ihr in die Arme und da wurde Hiead erst bewusst, wie sie aussah. Ihr Haar war offen und umspielte sanft ihren Körper. Sie trug ein durchscheinendes kurzes Nachthemd. Unter dem Nachthemd erkannte man ihren BH und Slip deutlich. Sonst trug sie nichts. Die Katze versteckte sich hinter ihrem Haar und war so nicht mehr sichtbar. Genau in dem Moment wachte Zero auf, blinzelte kurz und schien wieder einzuschlafen, als er doch begriff welche Szene sich vor ihm abspielte. Ein kurzer Aufschrei, der sofort von Lucy Anns Hand gedämpft wurde. „Halt die Klappe“, fauchte sie. Doch auch die anderen waren aufgewacht. „Wasn los?“ , fragte ein völlig verschlafener Yamagi. Roose lief sofort rot an, als er Lucy Ann sah. Zero hatte inzwischen Lucy Anns Hand von seinem Mund weggezogen. Er blickte erst sie, dann Hiead verdattert an. „Sag bloß Hiead was machst du und sie hier mitten in der Nacht? Und vorallem warum bist du ..“ Er schluckte. „…spärlich bekleidet?“ „Hiead hat damit nichts zu tun, falls du das glaubst. Ich bin durch den Lüftungsschacht gefallen, weil ich etwas gesucht habe.“ Lucy Ann hatte die Antwort sofort parat. Es war ja auch die Wahrheit. Sie verschwieg bloß die Tatsache, dass es eine Katze gewesen war, die sie gesucht hatte. Plötzlich hörten sie Schritte auf dem Flur. Der Ausbilder kontrollierte die Zimmer. Alle sahen sich an. Hiead fasste als erstes eine Entscheidung. Er schob Lucy Ann unter sein Bett und legte sich selbst in seins. Auch die andere legte sich in ihr Bett zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn schon kam der Ausbilder herein und blickte sich um. Er sah nicht, dass das Gitter vom Lüftungsschacht auf dem Boden lag, aber er merkte sehr wohl, dass sich seine Schüler nur schlafend stellten. Er räusperte sich. Keiner reagierte darauf. Lucy Ann verhielt sich ebenfalls still. Der Ausbilder ging weiter in den Raum rein und sah nun das Gitter. Er räusperte sich erneut. Jetzt musste Zero kichern. „Was ist hier los? Warum seid ihr alle noch wach?“ Da er wusste, dass sie wach waren setzen sich alle auf. „Wir sind durch etwas geweckt worden was aus dem Lüftungsschach fiel. Aber kaum waren wir wach, war es weg.“ Zero grinste darüber. Schließlich lag dieses etwas unter Hieads Bett. Azuma schmunzelte. Nein hier stimmte irgendetwas nicht. „Alle aufstehen. Sofort. Ich schau unter euren Betten nach, ob dort etwas ist.“ „Haben wir doch schon gemacht.“ Yamagi hatte keine Lust auf Ärger wenn Lucy Ann entdeckt wurde. Schließlich hatte er damit nichts zu tun. Er stand trotzdem auf. Auch die anderen fügten sich. Der Ausbilder schaute erst unter Zeros Bett, dann unter Yamagis und danach unter Rooses Bett. In dem Augenblick als er unter Hiead nachschauen wollte schoss weine schwarze Katze heraus. „Ah. da haben wir den Übeltäter.“ Die Katze sprang auf Zeros Bett und blickte den Ausbilder dabei an. es sah aus als wollte sie sich lustig über ihn machen. Lucy Ann hielt es in ihrem Versteck nicht mehr aus. Sie wollte nicht das man Darkness ihrem Kater etwas tat. So kam sie heraus und ging an den Ausbilder vorbei ohne ihn anzuschauen. das Donnerwetter würde gleich noch kommen. Sie setze sich neben ihren Kater und blickte den Ausbilder direkt an. Damit hatte Azuma nicht gerechnet. „Anwärterin #13 was haben sie in einem Schlafraum von ihren Klassenkameraden zu suchen? Und noch dazu habe sie eine Katze obwohl in GOA Tiere verboten sind.“ „Keine Katze, das ist ein Kater. Und ich bin nicht mit Absicht in diesen Schlafraum gefallen. Das Gitter war nicht mehr da.“ Azuma brodelte. Wollte sie ihn etwa für dumm verkaufen? Noch dazu in diesen Klamotten. „Das glaub ich nicht. Du kannst dich auf jeden Fall auf eine Strafarbeit gefasst machen.“ Der Kater miaute lautstark. Lucy Ann strich ihm über den Rücken und sofort kletterte auf ihre Schultern und blieb dort liegen. Die grünen Katzenauge erinnerten den Ausbilder stark an Lucy Anns Augen. Erst jetzt fiel ihm auf wie ähnlich der Kater und Lucy Ann sich sahen. Beide hatten grüne Augen und schwarzes Haar bzw. Fell. „Ihr geht jetzt schlafen und Lucy Ann du gehst zurück auf dein Zimmer bevor sich noch jemand Sorgen macht. Morgen erfährst du was deine Strafe ist. Und deine Katze …“ „Kater!“ „Und dein Kater bleibt in deinem Zimmer bis morgen, verstanden?“ Sie nickte und verließ den Raum. Azuma folgte ihr und die Anwärter legte sich ins Bett, denn in einigen Stunden musste sie schon wieder aufstehen. ~Am nächsten Tag~ Seki rieb sich noch verschlafen die Augen. Er war extra früh aufgestanden nur um zu erfahren das alle Betriebsysteme lahm gelegt waren und heute kein Training stand finden würde. eigentlich wollte er zurück ins Bett, doch Lucy Ann hatte gestern von einem Trainingsraum erzählt, wo sie ein ganz spezielles Trainingsprogramm entwickelt hatte. Seki hatte eine ungefähre Ahnung, was gleich auf ihn zukam. Doch vorher sah er noch die Klassenkameraden von Lucy Ann. „Hi!“, begrüßte er sie. Sie schaute ihn erst verwundert an, aber erkannte ihn dann wieder. Genau im selben Moment trafen die Lotsen bei ihren Partner ein. „Ihr müsst euch nicht beeilen. Die haben das komplette Betriebssystem lahm gelegt. Heute findet kein Training statt.“ Seki gesellten sich zu ihnen. „Ach nö. Ich wollt doch unbedingt trainieren.“ Zero stöhnte auf. „Hm, ich wüsste da was.“ „Was?“, fragte Zero sofort begeistert. Auch die anderen hörten mit ihren Gesprächen auf und sahen Seki an. „Es gibt einen ganz geheimen Trainingsraum, der nicht an das Betriebssystem der anderen Trainingsräume angeschlossen ist.“ „Cool. Wo ist der?“ Zero war schon Feuer und Flamme. „Kommt mit. Ich bin eh gerade dahin unterwegs.“ Zero nickte und zog Kizna mit sich. Auch die anderen gingen mit. Als Seki in einem Gang ohne Türen stehen blieb, blickte sich Zero enttäuscht um. „Hier ist doch gar nichts.“ „Es wäre jawohl auch kaum ein Geheimnis, wenn der Raum für jeden sichtbar wäre.“ Seki grinste breit und drückte auf eine bestimmte Stelle an der Wand. Sofort sprang eine Tür auf. Gespannt folgte die anderen Seki in dem Raum rein. Wäre Clay dabei gewesen, wäre er sofort begeistert gewesen. Im Mitten dieser viele Maschinen saß ein braunhaariges Mädchen. Es war Yuki. „Seki, wenn hast du denn alles mitgebracht?“ Seki schloss die Tür und ging dann zu Yuki. „Ein paar Zuschauer, denn noch können wir schlecht trainieren, wenn sich Lucy Ann und Lucien gerade fit machen.“ Erst jetzt sahen die Anwärter und Lotsinnen das man durch ein großen Fenster in einen zweiten Raum sehen konnte. Und dort waren Lucy Ann und Lucien drin. Sie schien sich warm zu machen. „Seki? Es war nicht richtig die Kinder mit zu bringen. Sie kennen nicht die Regeln eines Trainingskampfes.“ Yuki sah Seki vorwurfsvoll an. „Wieso? Was sind das denn für Regeln?“, fragte Zero. Yuki schwieg einen Moment und seufzte dann. „In diesen Trainingskämpfen, die wir von zuhause kennen, darf man sich verletzten. Nicht umbringen aber verletzten außerdem darf man seine besonderen Fähigkeiten in dem Kampf einsetzen. Das klingt für euch wahrscheinlich gar nicht so schlimm wie es in Wirklichkeit ist. Eurer EX ist bei weitem nicht so verheerend, wie das von uns.“ „Warum ist denn bei euch den anders? Ihr seid doch auch nur Menschen.“ Daraufhin musste Yuki lachen und Seki grinste. „Was ist so lustig?“ Zero ärgerte sich. Was hatte er denn falsches gesagt. Inzwischen hatte Yuki sich wieder beruhigt. „Unsere Fähigkeiten übersteigen die eines Menschens ums hundertfache. Ob wir Menschen sind? Nein unsere drei Völker, die hier vertreten sind im Moment, haben mit den Menschen nicht viel am Hut.“ Jetzt mischte sich Kizna ein. „Was sind das denn für drei Völkern?“ Jetzt antwortete Seki. „Licht.“ Er deutete auf Yuki. „Dunkelheit.“ Dabei zeigte er auf sich. „Und die Waage.“ Diesmal zeigte er auf Lucien. „Und was ist Lucy Ann?“, fragte Hiead, der schon die ganze Zeit Lucy Ann beobachtete. „Sie ist oder besser gesagt gehört zwar zum Licht kann aber auch jedem anderen der beide Völker angehören. Sie hat als einzigste freie Entscheidungswahl.“ „Wieso?“ Diesmal war es Yamagi, der sich einmischte. „Wieso? Weil sie als einzigste keine freie Wille hat. Sie ist an eine Prophezeiung gebunden und dagegen kann sie sich nicht wehren.“ Jetzt verstand langsam keiner mehr was. Lucy Ann schien mehr als nur ein Geheimnis zu sein. Das Mädchen war ein einzigstes riesiges Geheimnis, das aus ganz vielen einzelnen Geheimnissen bestand. Man brauchte alle Puzzleteile um hier weiter zu kommen. Seki schien den Gedanken zu erraten: „Ja Lucy Ann ist ein Puzzle an dem man ein ganzes Leben lang sitzt. Das schlimmste ist, dass sie selbst auch nicht über alle Puzzleteile verfügt.“ Plötzlich tauchte Lucy Ann neben ihnen auf. „Schön, dass ihr euch alle über mich unterhaltet, aber ich kann alles hören. Wie soll man sich da auf einen Kampf konzentrieren?“ Ihre Stimme klang alles andere als freundlich. Bitterböse bis Stocksauer passte besser. Hiead blickte sie an. Sie trug ihre Jacke heute gar nicht und zum ersten Mal sah er das Verband, was um ihren oberen Teil des Oberkörpers war. Auch an beiden Schulter war das Verband. Ihre Arme und auch Beine waren voller Narbe, die im Licht alle silbern schimmerte. Kein einzige Wunde war vernäht worden, stellte er fest. Sie bemerkte seine Blick und erwiderte ihn, indem sie nun ihn abermals musterte. Er musste fast lächeln. Geredet hatte sie noch kein einziges Mal miteinander. Es war immer nur Blickkontakt gewesen. Und doch fand er sie ganz ok. Sie hatte etwas an sich. Sie ging wieder in den Trainingsraum und kurze Zeit später erklang ihre Stimme durch den Lautsprecher: „Yuki. Die Kombination 2-8-3-4 bitte. Und dann haltet da drin mal für die Dauer des Kampfes den Mund.“ Yuki tippte auf dem Monitor vor ihr etwas ein. Dann änderte sich das Bild auf einmal. Man sah keine Trainingshalle mehr sondern das Innere eines aktiven (!) Vulkans. Weder Lucien noch Lucy Ann schien die Umgebung zu stören. Er zog, von wer weiß wo her, ein Schwert hervor. Und das war alles andere als ein Spielzeug. Lucy Ann huschte ein Lächeln über Gesicht. Der Kampf begann genau in dem Augenblick als alle wohl gleichzeitig geblinzelt haben, denn keiner sah den start. Auf einmal schossen Funken durch die Luft und die Geschwindigkeit des Kampfes legte von Sekunde zu Sekunde zu. Erst jetzt verstanden sie, was Yuki gemeint hatte. Dieser Kampf sah nicht nach Training aus sondern war ein Kampf um Leben und Tod. Der Kampf war inzwischen nicht mehr für das menschliche Augen wahrnehmbar. Dafür hörte man das Gespräch von Lucien und Lucy Ann zwischen den Schwerthieben und Ausweichmanövern. Sie lauschten dem Gespräch das in einer fremden Sprache geführt wurde. die Stimmen der beiden klangen himmlisch. Yuki und seki verstanden als einzigste ein Wort. Plötzlich sprang Seki auf. „Verdammt! Die wollen sich wirklich umbringen. Ich muss dazwischen gehen bevor etwas schlimmes passiert. Yuki schalt das Feld wieder auf normal.“ Yuki nickte und Seki öffnete die Tür zum Vulkan, der wieder eine Halle war. Seki hatte den Kampf schnell beendet. Tukasa und wrecka schrieen gleichzeitig auf. Die komplette Halle war in Blut getaucht. Sowohl Lucy Ann als auch Seki waren schwer verletzt und dennoch standen beide gerade. Keiner dachte daran vielleicht mal ohnmächtig vor schmerzen zu werden oder so was. Lucy Anns Haar war blutverschmiert. Auch ihre komplette Kleidung war dunkelrot. Seki sah nicht einmal halb so schlimm aus. Er hatte eine Wunde am Arm und am Bein. Sonst schien alles ok mit ihm. Das heißt der größte Teil des Blutes in der Halle musste von Lucy Ann stammen. Ikhny konnte nicht mehr hinsehen. Auch Roose wandte sich ab. Kizna weinte an Zeros Schulter. Yamagi wurde grün im Gesicht. Keiner von ihnen hat jemals so viel Blut gesehen. Keiner hatte so einen Kampf gesehen. Hiead war als Kriegswaise aufgewachsen, doch so ein Schlachtfeld hatte er nie gesehen. Yuki schüttelte den Kopf. „Und wer wischt das Blut jetzt auf?“ Sprachlos starrte Zero sie an. „Machst du dir gar keine Sorgen um die beiden?“ „Sie haben ihr Spielchen ein bisschen übertrieben, aber das Blutbad da unten fällt immer noch in die Kategorie Trainingskampf. Bei einem echten Kampf wäre einer von beiden gestorben und das Blutbad wäre noch viel schlimmer gewesen.“ Yuki sah solche Ausmaßen nicht zum ersten Mal. Als der Krieg in Tokar gewütet hatte, hatte sie so etwas oft genug gesehen. Doch nun war der Krieg nicht mehr in Tokar, sondern begann sich langsam wie eine schwarze Gewitterwolke hier in GOA aufzubauen. Das Lucy Ann, Lucien und Seki an einem Ort versammelt waren, war kein Zufall. Bei ihrem Gespräch hatte Lucien vom letzten Krieg gesprochen. Yuki wusste nicht genau was das bedeutete. Inzwischen hatte Seki Lucien aus der Halle geholfen. „Yuki mach mal Platz. Seki muss sich bei seinem Bein setzen.“ Wieder waren die anderen verwundert. Lucy Ann war von beiden schwerer verletzt, doch um sie machte sich keiner Sorge. Lucy Ann stand in der Halle auf und machte eine Handbewegung und das Blut war verschwunden. Obwohl verletzt stand sie aufrecht da und kam dann in den Raum. Ikhny stürzte sofort zu Lucy Ann. „Lucy Ann alles ok?“ Seki war aber von Ikhny da. Er schlug einmal kräftig zu. Ein roter Handabdruck erschien auf Lucy Anns rechter Wange. „Hast du sie noch alle? Du vergisst wohl wer du bist! Du kannst nicht einfach mal eben bei einem Trainingskampf soviel Blut verlieren! Nur weil du fast unsterblich bist und keinen Schmerz spürst, kannst du nicht einfach deinen Körper bis in den Tod treiben!“ „Seki.“ Yuki umarmte Seki. Lucy Ann sprach kein Wort. Erst jetzt bemerkten die anderen wie ihre Wunden rasch heilten. Selbst das Blut verschwand. Nur der rote Handabdruck blieb. Azuma ahnte von dem ganzen nichts. Er war gerade dabei zu Rill zu gehen. Sie hatte vergessen ihm die Akte von Lucy Ann auszuhändigen. Er klopfte an ihrer Tür und nach dem „Herein“ betrat er ihr Zimmer. Alles war unordentlich in diesem Raum. Überall auf dem Boden lagen Sachen herum. Das Bett war nicht gemacht und Bücher waren verstreut im Zimmer zu finden. In einem Sessel in der Mitte des Raums saß Rill. Sie sah aus, als hätte sie in der Nacht sehr schlecht geschlafen. Tiefe Augenringe waren unter ihre Augen. Ihr Haar hing ihr ungekämmt im Gesicht. Sie hatte eine Zigarette angezündet und rauchte. „Sollte Ärzte nicht ordentlich sein?“, bemerkte er zu dem Chaos. „Ärzte sind die Götter in Weiß und glaub mir auch Götter sind nicht die Sauberkeit in Person. Was willst du?“ „Die Akte von Lucy Ann.“ „Die hab ich zurzeit nicht. Teela hat sie. Komm in ein paar Tage nochmal her und frag mich dann danach. Jetzt geht es mir gerade nicht so gut.“ „Merk ich. Willst du darüber reden?“ „NEIN!“, fauchte sie. Azuma verließ daraufhin den Raum. Seit Lucy Ann aufgetaucht war, hatte sich mehr verändert als ihm lieb war. Er wusste zwar nicht woher, aber er ahnte, dass bald ein Krieg über sie hereinbrechen würde. Ein letzter Krieg. Kapitel 5: Feelings in the air ------------------------------ 5. Feelings in the air (Gefühle in der Luft) ~Zwei Tage später- Die Vorbereitung für den Winterball sind im vollen Gange~ „Sag mal Zero mit wem gehst du auf den Winterball?“ Yamagi sah Zero fragend an. Sie hatten gerade Trainingspause und waren beim Essen. Lucy Ann war seit zwei Tage nicht mehr beim Unterricht erschienen. Sie musste zur Strafe vom Unterricht fernbleiben. Die Schüler hatten ihrem Ausbilder die Sache mit dem Kampf verschwiegen. Keiner wollte drüber reden. Lucien war seit dem Tag an mit in ihrer Gruppe. Von seinen Wunden gab es keine Spur mehr. Auch er schien über übernatürliche Heilkräfte zu verfügen. Mit Lucien hatte sie sich schnell angefreundet. Er war immer ein Gentleman und versuchte die gute Stimmung aufrecht zu erhalten. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er ein großer Krieger in seinem Volk war. Seine Fluglotsin Arianne war genauso nett wie er und sofort in die Clique der anderen Lotsinnen aufgenommen. „Zero geht mit mir hin. Schließlich sind wir Partner!“ Kizna tauchte neben Zero auf und setze sich zu ihnen. Zero nickte ergeben. „Genau. Ich geh mit Kizna hin. Gehst du Tukasa hin?“ Yamagi nickte. „Alle gehen mit ihren Partnerinnen hin. Außer Hiead und Ikhny versteht sich. Ich versteh gar nicht was Hiead gegen Ikhny hat.“ „Er weiß einfach nicht wie toll Ikhny ist.“ „Wo sind die beiden überhaupt?“ Kizna zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Hi Leute!“ Seki kam zu ihren Tisch. Wie immer grinste er fröhlich. Er hatte Gefallen an der Gruppe gefunden und kam ständig zu ihnen. „Na redet ihr über den Winterball. Warum nennt sich das Ding eigentlich Winterball? Es schneit hier ja nicht mal oder habt ihr schon mal Schnee gesehen?“ Er setze sich und schaute sie an. „Nein. Schnee gibt es nur auf Zion.“ Keiner wusste was Schnee war. „Schnee gibt es nicht nur auf Zion. Nein Schnee ist an vielen Orten.“ Seiner Äußerung folgten fragende Blicke, doch er ging nicht drauf ein. „Sagt mal habt ihr Lucy Ann gesehen?“ Sie schüttelten den Kopf. „Seit zwei Tagen hab ich sie nicht mehr gesehen. Sie kann sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben oder?“ Diesmal gab niemand auf Sekis fragenden Blick eine Antwort. Lucy Ann hatte sich nicht in Luft aufgelöst. Sie war mit etwas anderem beschäftigt. Das sie vom Unterricht ausgeschlossen war störte sie nicht sonderlich. Sie bastelt lieber an der Maschine, die sie kurz nach ihrer Ankunft auf GOA gefunden hatte. Zum dem Zeitpunkt war es nur ein Haufen Schrott gewesen. Inzwischen war die Pro-Ing wieder ein Pro-Ing. Lucy Ann hatte endlich mal Zeit, die letzten Einstellung an der Maschine zu machen. Wenn sie fertig war, wurde Lucy Ann damit fliegen. Nur sie wusste was das hier für eine Maschine war. Die siebte Göttin. Die sechste wurde im Kampf zerstört und konnte nie geborgen werden. Doch die siebte Göttin. Ja sie war das eigentlich Schmuckstück der Göttinnen. Sie war die Zwillingsschwester der weiße Göttin. Die schwarze Göttin hat andere Systeme als die anderen. Sie wurde auch vollkommen anders geflogen. Hier wurde nicht die Bewegungen eines Piloten auf die Göttin übertragen, sondern die Gedanke eines Piloten. Kein Wunder das man sie nicht als Göttin angesehen hatte. Nur weil keiner hinter ihr Geheimnis gekommen war. Sie strich über das schwarze Metall. Diese Göttin würde wieder fliegen, denn Lucy Ann würde ihr Pilot werden. Darkness lag auf der rechten Schulter der Göttin und blickte Lucy Ann. „Sag Lucy Ann wie lange willst du noch warten? Du musst langsam dein Plan in die Tat umsetzen.“ Lucy Ann überraschte es nicht das ihr Kater sprach. Jemand anderes der nicht wusste dass Darkness sprechen konnte, wäre vor Schreck umgekippt. „Darkness, du weißt es genau. Noch nicht. Ich bin immer noch nicht im Vollbesitz meiner Kräfte. Ich werde von Tag zu Tag schwächer. Glaub mir mein Plan ist bereits umgesetzt. Jetzt muss nur noch die letzten Schritte gelenkt werden. Und der Winterball dient dazu. Ich muss nur mein Rolle spielen.“ Lucy Ann funkelten. Darkness wusste sie hatte sich schon etwas geniales ausgedacht. Er kannte ihre Pläne. Sie waren immer voller Risiken, aber keiner ahnte, was sie plante. Sie konnte nach außen hin vorgeben einen bestimmten Plan zu verfolgen in Wahrheit aber etwas ganz anderes planen. Seit fast 17 Jahren begleitete er Lucy Ann. Er hatte alles mit ihr zusammenerlebt. Seit dem Tag von Lucy Anns Geburt war er bei ihr gewesen, hatte sie niemals im Stich gelassen. Darkness war mit ihr verbunden. Genauso wie sie mit ihm verbunden war. Starb sie, dann starb er mit ihr. Darkness fühlte sich hier nicht allzu wohl. Er wollte zurück nach Tokar, der weißen Stadt. Der Regierungssitz der Sunnivah, dem Volk, dem Lucy Ann angehörte. Die weiße Stadt inmitten der riesigen Wüste. Die aufgehende Sonne die alles in pures Silber tauchte. Wer wollte nicht zurück in dieses Paradies. Dank Lucy Ann war die Stadt schnell wiederaufgebaut worden nach dem Krieg. Ein Krieg. Nicht der erste Krieg. Im ersten Krieg waren er und Lucy Ann noch klein gewesen. Und doch hatte dieser Krieg aus Lucy Ann eine Erwachsene gemacht. Beim zweiten Krieg wollte Lucy Ann nicht kämpfen. Sie brachte zuerst die Kinder und Frauen in Sicherheit bevor sie selbst kämpfte. Lucy Ann hatte von Anfang an gewusst, dass dieser Krieg nicht den Bewohner Tokars galt, sondern ihr. Sie waren hinter ihr her und waren bereit dafür Lucy Anns komplettes Leben zu zerstören. Man hatte ihr alles genommen. Darkness kannte Lucy Anns Schmerz besser als jeder anderer. Ihre Verzweiflung spürte er am eigenen Leib. Diese unsägliche Trauer. Sie war als dreijährige kein Kind mehr gewesen. Man hatte ihr auf brutale Weise gezeigt was es bedeutet erwachsenen zu sein. „Darkness du denkst zuviel über die Vergangenheit nach.“ Sie hatte gespürt worüber er nachgedacht hatte. Wenn Katzen grinsen könnte, dann er in diesem Moment breit gegrinst. „Komm. Gehen wir uns erholen.“ Sie verließ den Raum und er folgte ihr, denn er wollte nie von ihr getrennt werden. Hiead war ebenfalls unterwegs zum Entspannungsraum. Er brauchte zeit zum Nachdenken. In letzter Zeit war viel passiert und manches musste einfach dringendes überdacht werden. Zurzeit war eh wenig Training, da der Winterball vorbereitet wurde. Er wollte da gar nicht, aber es war leider Pflicht dorthin zu gehen. Er hatte fast vergessen, dass heute Abend der Winterball war. Deswegen gab es diesen Nachmittag kein Training. aber nicht nur der Winterball trieb ihn in den Entspannungsraum. Er musste über Lucy Ann nachdenken und vorallem über seine Gefühle zu ihr. Das er in sie verliebt war, streitet er schon allein in Gedanken ab. Doch irgendetwas war, aber es war auf gar kein Fall Liebe. Er konnte Amok laufen. Sie hatte ihn einfach nur verwirrt. Warum musste sie auch einfach so in sein Leben spazieren? Endlich hatte er den Entspannungsraum erreicht. Er setze sich unter einen Baum, als eine leise Melodie ertönte. Es klang nach einer Violine und dann hatte er das Gefühl, dass ein Engel zu singen begann. Es war die hellste und schönste Stimme, die er jemals gehört hatte. Er entspannte sich sofort und fühlte sich wunderbar. Seit dem Tod seiner Eltern hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. Er öffnete die Augen wieder und sah das der Engel, der sang und Violine spielte, niemand anders als Lucy Ann war. Sie musste seinen Blick bemerkt haben und hörte auf zu spielen. Er schloss die Augen bedauernd, als er sie wieder öffnete saß Lucy Ann neben ihm. „Tut mir Leid! Ich wollte dich nicht mit meinem Gesang vom entspannen ablenken.“ Ihr Stimme war wieder dunkel und hätte man Hiead gefragt hätte er nie im Leben damit gerechnet, dass Lucy Ann eine so helle Gesangstimme hätte. Sie wollte wieder aufstehen, aber er hielt ihr Handgelenk fest. „Spiel weiter. Es gefällt mir.“ Hiead sah in ihre grünen Augen und lächelte. Lucy Ann nickte und fing wieder an zu spielen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie in einer fremden Sprache sang. Die Wörter kamen ihm so vertraut vor. Er beobachtet sie beim Violine spielen. Sie war vollkommen konzentriert und entlockte ihrem Instrument die schönsten Töne. Auf einmal stoppte sie aber in ihrem Spiel und brach urplötzlich zusammen. Deru spazierte gerade den Weg lang als er sah wie Lucy Ann zusammenbrach. Es war nicht das erste Mal das er es sah. Er war schließlich ihr Pilot gewesen und wusste, dass sie in einer schlechten körperlichen Verfassung war. Im ersten Augenblick wollte er nicht reagieren, schließlich war sie diejenige gewesen, die ihn beinahe umgebracht hätte. Aber andererseits glaubte er immer noch, dass sie ein guten Grund für ihr Handeln gehabt hatte. So lief er doch zu ihr um ihr zu helfen. Bei ihr war ein Junge mit silbergrauem Haar. Deru erkannte ihn wieder. Er war in die Krankenstation gekommen, als Lucy Ann bei ihm gewesen war. „Sie muss auf die Krankenstation“, sagte er zu dem silbergrauenhaarigen Jungen. Der blickte erschrocken hoch und nickte. Er hob Lucy Ann mit einem Schwung hoch. „Kann ich dir helfen…ähm wie ist dein Name?“ „Hiead Gner. Ich bin Pilotenanwärter #87. Du könntest vielleicht schon mal vorlaufen und Doktor Croford Bescheid sagen.“ „Ich bin Deru Kadai. Pilotenanwärter #14 und ehemaliger Partner von Lucy Ann.“ Indem Moment wachte Lucy Ann wieder auf. Sie verzog das Gesicht, denn ihr schien irgendetwas weh zu tun. Sie krallte ihre Hand in Hieads Uniform. „Mir geht es gut. Ich muss nicht in die Krankenstation.“ „Aber Lucy Ann….“ Hiead versuchte zu protestieren, doch Lucy Ann lächelte und versuchte sich wieder auf den Boden zu stellen. Deru stürzte zu ihr hin und stütze sie. Erst jetzt erkannte sie ihn. „Deru…Was machst du hier? Ich dachte, dass ich dich nie wiedersehen würde.“ Sie fiel ihm um den Hals. Er schubste sie weg. „War das nicht zufälligerweise deine Schuld, dass ich beinahe gestorben bin?“ Sie stolperte ein paar Schritte und blieb dann stehen. „Es tut mir leid“, war das einzigste was sie hervorbrachte. Dann herrschte Stille. Hiead sah Lucy Ann an besorgt an. Plötzlich kam ein braunhaariges Mädchen mit Brille angelaufen. Ikhny wollte endlich mit Hiead über den Winterball reden. Sie hatte ihn noch nicht gefragt, ob sie zusammen hingingen. Und jetzt war Lucy Ann gerade dabei, das half Ikhnys Selbstbewusstsein auf die Sprünge. „Hallo Hiead. Hallo Lucy Ann. Und wer bist du?”, fragte sie Deru. Deru ergriff ihre Hand und gab ihr ein Handkuss. „Ich bin Deru Kadai. Und mit wem hab ich das Vergnügen?“ Ikhny lief rot an und stammelte ihren Namen. „Ik…Ik….Ikhny…Alle…Allecto. Ich bin die Fluglotsinanwärtnerin #87.“ Der Junge mit den eisgrauen Augen lächelte sie an und sie hatte das Gefühl ihr Herz würde gleich explodieren. „Also bist du Hieads Partnerin. Hocherfreut deine Bekanntschaft zu machen.“ Ein zweites Lächeln und es war um ihr Herz geschehen. Sie vergaß ganz warum sie überhaupt hier stand. Hiead schien diese Situation unangenehm zu werden, denn er ging hinüber zu Lucy Ann und fragte sie irgendetwas. Ikhny bekam nicht mit was es war bis das Wort Winterball fiel. Erschrocken riss sie sich aus ihren Träumereien los und sah zu hiead und Lucy Ann. Die beiden unterhielten sich wirklich über den Winterball. Und das schlimmste war, dass Hiead Lucy Ann gerade gefragt hatte, ob sie mit ihm zum Winterball ginge. Lucy Ann sagte ohne nachzudenken zu. „Willst du mich vielleicht zum Winterball begleiten, wenn du noch keinen Partner hast?“ Ikhny konnte kaum glauben das Deru sie gerade wirklich gefragt hatte. Seit wann hatte sie denn soviel Glück? Sie nickte und wurde wieder rot. ~1 Stunde später- Lucy Anns Zimmer~ „Was soll ich denn anziehen?“, fragte Lucy Ann Darkness. „Zieh was schlichtes an. Du willst doch nicht auffallen oder? Und du gehst echt nicht mit Seki zum Ball?“ Darkness blickte sie durchdringlicht an, während Lucy Ann auf ihrem Bett saß und über ihre Kleidungswahl nachdachte. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Seki hat mich zwar gefragt, aber ich hab abgelehnt und gesagt, dass er mit Yuki hingehen soll. Die beiden sind einfach das bessere Paar. Außerdem bemerkt Seki nicht einmal, dass Yuki in ihn verliebt ist. Da muss man schon ein bisschen nachhelfen.“ „Und diesem Hiead sagst du zu? Das überrascht mich. Es ist schließlich ein Ball.“ Er sagte das letzte Wort mit Nachdruck. Lucy Ann stoppte in ihrer Bewegung. Sie schwieg und Darkness sah wie sie über den Grund nachdachte. Lucy Ann ging nie auf Bälle und hatte noch nie in ihrem Leben mit einem Jungen getanzt. Sie konnte tanzen, dass war es nicht, doch es war ein anderer Grund, der sie noch nie auf einen Ball gehen lassen hat. „Weißt du was Darkness? Ich glaube Hiead ist derjenige, den ich gesucht hab.“ „Du meinst er ist Ayumis Zwillingsbruder? Dein Verlobter? Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Sie schwieg. „Ich fühle es einfach. Er ist der Junge, den meine Eltern zu meinem Verlobten bestimmt haben. (AdA: Im Shirakawa-Clan ist es üblich das die Eltern entscheiden wen ihre Tochter heiratet) Ich bin mir sicher. Außerdem sieht er Ayumi wirklich zum Verwechseln ähnlich und seine Lebensgeschichte würde passen.“ Jetzt schwieg Darkness, währenddessen zog Lucy Ann sich um. Sie hatte ein schwarzes, einfaches Kleid gewählt. Es hatte Spargelträger und war eng anliegend um den Brustbereich und wurde unten hin weiter. „Soll ich die Haare offen lassen oder hochstecken.“ „Hochstecken.“ So steckte sie die Haare hoch. In genau dem Moment klopfte es an der Tür. Lucy Ann öffnete und sah Hiead davor stehen. Es hatte ihn schon einige Überwindung gekostet sie zu fragen, aber jetzt wo er sie sah, dachte er daran einfach wieder zu gehen. Sie sah einfach bildhübsch aus in diesem Kleid. „Ich bin fertig. Wollen wir los?“ Sie sah ihn fragend an. Er nickte und ging vor. Den ganzen Weg schwiegen sie bis sie den Saal betraten. Beide standen unschlüssig im Raum. Hiead, weil er nicht wusste, was er sagen oder tun sollte und Lucy Ann, weil sie noch nie auf einem Ball gewesen war. Zum Glück tauchte indem Zero auf und sah die beiden im ersten Moment verdattert an. „Hiead du hier mit Lucy Ann? Ich hab es ja geahnt….“(Er spielt auf die Szene im Schlafraum an) Weil er keine Lust auf ein Gespräch mit Zero hatte, zog er Lucy Ann zu Theken. Zero wollte ihnen nachgehen, doch Kizna forderte ihm zum Tanzen auf. So waren Hiead und Lucy Ann wieder für sich. Sie beobachtete die Tänzer, während Hiead sie aus dem Augenwinkel betrachtete. Sie schien kein Interesse daran zu haben zu tanzen. Doch dann ertönte die Durchsage: „Und nun auch noch die letzten auf die Tanzfläche. Wer jetzt bei diesem Tanz nicht mittanzt, kann eine Strafarbeit über „Warum geht man auf eine Party?“ schreiben.“ Azumas Stimme klang bitterernst und so sahen sich auch Lucy Ann und Hiead gezwungen auf die Tanzfläche zu gehen. Beinahe schüchtern legte hiead den arm um Lucy Anns Hüfte und nahm ihre Hand in die seine. Hiead hatte noch nie getanzt und Lucy Ann hasste das Tanzen, wenn das nicht ein Problem wäre. Doch schnell fanden sie sich beide in den Tanzrhythmus ein. ~In Azumas Büro~ Nach seiner Durchsage hatte Azuma sich für ein Moment in sein Büro zurückgezogen. Er wurde zu alt für so was und brauchte mal ne Pause. Ein Kaffee und dann zurück zum Ball. Noch während die Kaffeemaschine arbeitete, betrat Rill den Raum. „Azuma? Ich hab dir die Akte von Lucy Ann mitgebracht und muss mit dir darüber reden.“ Er bedeutete ihr sich hinzusetzen und sie folgte der Einladung. „Worum geht’s?“ „Ich hab dich angelogen, als ich sagte, dass Teela die Akte hätte. Ich konnte sie dir einfach nicht geben. Ich wollte es nicht.“ Azuma sah nun aufmerksam hoch. „Was willst du mir sagen?“ „Nachdem Lucy Ann nach diesem Unfall bei mir war, stellte ich viele Dinge über sie fest. 1. Das sie kein Mensch ist. 2. Das sie eine Art Selbstheilungsprozess besitzt, der jede ihrer Wunde in kürzester Zeit verheilen lässt.“ „Das weiß ich schon, warum sagst du es mir nochmal?“ Rill schluckte. „Nachdem feststand das sie hier bleiben würde, machte ich eine Untersuchung. Ich wollte wissen ob sie gesund war. Du weißt ja wie so etwas abläuft. Aber die Untersuchung brachte Ergebnisse zu Tage, die mich zum Schweigen brachten.“ Sie holte eine verknitterten Zettel heraus und reichte ihn Azuma. Azuma begann zu lesen und mit jedem Wort verstand er Rill mehr und mehr. Fassungslos ließ Azuma das Blatt mit den Untersuchungsergebnissen sinken und stand auf. Er holte seine Kaffee und setze sich wieder hin bevor er das aussprach was ihn so erschüttert hatte. „Lucy….Lucy Ann wird sterben?“ Rill nickte. „Ja. Sie hat nur noch höchstens ein Monat zu leben.“ Rill floss eine einzelne Träne übers Gesicht und Azuma verstand in diesem Moment alles. Kapitel 6: Blood Moon – The truth begins to tell ------------------------------------------------ 6.Blood Moon – The truth begins to tell (Blutmond- Die Wahrheit beginnt zu erzählen) Lucy Ann hatte Gefallen an dem Tanz mit Hiead gefunden. Die beiden tanzten inzwischen näher aneinander. „Ist ja gar nicht so schlimm oder?“, fragte Hiead sie. „Nein es ist sogar sehr schön“, war ihre Antwort daraufhin. Er beobachtet sie und sah ihr in die Augen. Ihre grünen Augen verriet nichts über sie. Ihre Augen waren keine Spiegel der Seele. Sie war eine exzellente Schauspielerin. Sie konnte selbst ihren Augen sagen, was sie der Außenwelt zeigen sollte. Ihr ganzer Charakter war eine einzigste Lüge. Wer sie wohl wirklich war? Wer sich wohl hinter den ganzen Masken versteckte? Ihre unbekannte Vergangenheit hatte aus Lucy Ann eine undurchschaubare Frau gemacht. „Wie geht es deiner Katze?“, fragte er sie. „Er ist nach wie vor verrückt nach Tunfischpizza und stopft sich ständig voll.“ „Tunfischpizza?“ Er lachte und sie lächelte leicht. Hiead fiel auf, dass er sie noch nie lachen gehört hatte. Seine Vergangenheit war traurig und nicht gerade schön, aber ihre schien noch viel schlimmer gewesen zu sein. Er wüsste zu gern, was geschehen ist. Auf einmal wechselte das Lied. Es war eins dieser Kuschellieder und alle Paare um sie herum begann näher aneinander zu rücken. Hiead sah sie fragend an und auch Lucy Ann kam näher. Jetzt waren die beiden wirklich auf Tuchfühlung. Beide fühlten sich wohl dabei. So merkte auch keiner etwas. Erst der laute Knall ließ alle aufschrecken. Jeder drehte sich um und betrachtet eine Szene, die im ersten Moment unverständlich war. Eine wutentbrannter Seki, der vor einer am bodenliegende Lucy Ann stand. Hiead stand da und wusste nicht was geschehen war. Das war alles so schnell gegangen. Inzwischen verstummte die Musik und Azuma versuchte sich durchzudrängeln, um Seki zurechtzuweisen. Doch noch bevor Azuma da war, erhob Seki seine Stimme. „Lucy Ann, du bist verlobt. Mit mir! Und jetzt tanzt du mit so einen Idioten! Vergiss nicht wer du bist! Was du bist!“ Die Wut in seiner Stimme war deutlich zu hören. Viele fragten sich ob Lucy Ann in diesem Moment weinte, doch als sie den Kopf hob, war keine Träne zu sehen. Nur der Hass in ihren Augen. „Seki! Du vergisst etwas. Denk daran, warum wir verlobt sind! Noch sind wir nicht verheiratet und wir werden auch nie heiraten.“ Damit sprang sie auf und stürmte aus dem Saal. Seki drehte sich wütend um und verließ den Saal durch die Tür gegenüber der Tür, die Lucy Ann durchschritten hatte. Zurückblieben nur verständnislose Gesichter und ein Ball, der sein Ende fand. Die zwei Victims hatten sie bereits erwartet. Lucy Ann stand auf dem Dach von GOA und schritt auf sie zu. „Herrin, schön euch wiederzusehen“, sprach der eine Victim in Gedanken. „Was ist geschehen, dass euch die Tränen über das Gesicht laufen?“, fragte der zweite. Es stimmte, was der Victim sagte. Lucy Ann weinte bitterlich. „Shurai, Achika, ich bin froh, dass ihr da seid. Ich werde in zwei Tagen GOA verlassen. Haltet euch also bereit.“ „Was ist mit eurem Erbe? Wollt ihr die schwarze Göttin nicht fliegen?“ Der Victim namens Shurai schaute sie betroffen an. Auch Achika blickte Lucy Ann traurig an. „Samira war hier. Sie wird nicht mehr lange zögern bis sie GOA angreift.“ „Samira! Sie wird wohl ein Leben lang ihrer Mutter dienen. Sie ist so dumm.“ „Sei still Shurai! Samira ist wie Seki eine Schlüsselfigur dieses Spiels.“ Der angesprochene Victim schwieg. Es herrschte ein Moment Stille in der Lucy Ann zum Mond schaute. Zion war ihr egal. Der Mond war derjenige, der sie verzauberte. Auf einmal strahlte der Mond so hell wie noch nie. Dann begann er seine Farbe zu ändern. Er nahm ein Orangeton an. „Ai, wo bist du?“, flüsterte Lucy Ann leise in den Weltraum. „Es war nicht deine Schuld. Vergiss das nicht Lucy Ann. Wirst du Ihnen alles erzählen?“ Achikas Stimme klang in Lucy Anns Kopf besorgt und fragend. „Haben Sie es denn verdient?“ Shurai meldete sich wieder zu Wort. Doch Lucy Ann gab auf diese Frage keine Antwort. Sie ging einfach wieder. Shurai und Achika schwebten noch ein Moment über dem Dach und machten sich dann auf den Weg zurück. ~Irgendwo ~ Der Raum war noch dunkel und das, obwohl schon zwei Personen auf ihrem Platz saßen. Eine junge Frau betrat den Raum und schaltete das Licht ein. Ihre brauen, langen Haare trug sie offen. Ihre Kleider ließen auf eine reiche Herkunft hindeuten. Ein junger Mann sprang auf und ging auf sie zu. Die beiden flüsterten einen Moment bis der blondhaarige Mann wieder zu seinem Platz gang. Neben ihm saß eine rothaarige Frau, die ihre blauen Augen verdrehte. Er sah sie fragend an, doch sie schaute wieder nach vorne. Der Blick seiner blauen Augen wanderte auch wieder nach vorne zu der braunhaarigen Frau, die dieselben blauen Augen hatte wie die rothaarige Frau und der blonde Mann. In dem Moment betraten zwei weitere Personen den Raum. Eine blauhaarige Frau und ein Mann mit silbergrauem Haar. Sie ließen sich ebenfalls nieder. Als nächstes kam eine silberhaariges Mädchen hinein. Ihr folgte zwei Wölfe auf dem Fuße. Der eine war schwarz wie die Nacht. Der andere silbern wie der Mond. Dann folgte ein weiterer Augenblick bis ein junges Mädchen schimpfend den Raum betrat. Angesichts der Stille im Raum, verfiel auch sie ins Schweigen. Dann kamen viele Leute auf einmal rein. Die Männer waren gekleidet wie Generäle und die Frauen trugen kostbare Seide. Als sich endlich alle gesetzt hatten, waren alle Plätze besetzt. Bis auf einen, der leer blieb. „So sind nun alle anwesend?“ Die braunhaarige Frau sprach mit einer Stimme, die viel zu weich klang, um Befehle damit zu verteilen. Der blonde Mann hob den Arm. „Was ist Jack?“ Sie sah ihn fragend an. „Lucy Ann fehlt“, sagte Jack und deutete auf den leeren Stuhl. ~Im Sternenraum auf GOA- Ein Tag nach dem Ball~ Ikhny saß im Sternenraum und wunderte sich über den orangen Mond. Auch die anderen Fluglotsinnen waren anwesend genauso wie ihre Piloten. Azuma wollte heute irgendetwas mit ihnen besprechen, tauchte aber nicht auf. Als die Tür aufging betrat Seki den Raum und nicht Azuma. „Hallo Leute.“ „Hi Seki!“, begrüße ihn Lucien. Seki sah hinaus und betrachtete für einen Moment den Mond bis er sich wieder seinem Freund zu wand. „Lucien hast du Lucy Ann gesehen?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. Nun warf Lucien ebenfalls ein Blick hinaus. „Ein oranger Mond. Das erinnert mich an damals vor 13 Jahren. Weißt du noch Seki? Als der Blutmond erschien und nicht vom Himmel wich. 13 Tage und Nächte lang erstrahlte in jeder Sekunde ein roter Mond am Himmel.“ „Das geht doch gar nicht. Ein Mond ist nie so lange rot.“ Kizna sah nicht überzeugt aus. „Dann erzähl ich dir mal die Geschichte. Es war vor 13 Jahren am Neujahrstag. Es war noch mitten am Tag, da tauchte auf einmal ein Vollmond am Himmel auf. Und nicht wie sonst im Osten, sondern im Norden. Habt ihr jemals den Mond im Norden gesehen?“ Alle schüttelten den Kopf. „Erst war dieser Mond weiß wie Schnee und dann auf einmal rot wie Blut. Von einer Sekunde zu anderen war der Blutmond aufgegangen. Natürlich zog das seine Aufmerksamkeit an sich. Jeder Forscher versuchte herauszufinden, was mit dem Mond los war. Doch keiner fand etwas raus. Der Mond blieb 13 Tage und Nächte an dieser Stelle im Norden verharren. Es war als hätte sich der Planet aufgehört zu drehen.“ „Meinst du Zion?“, fragte Zero hinein, doch er bekam keine Antwort. „Bis heuten wissen nur die wenigsten um wen der Mond trauerte. Es ist ein Geheimnis, aber seitdem hat der Mond nie wieder die Farbe geändert. Er ist nie wieder rot geworden.“ Damit schwieg Lucien und sah hinaus. „Heute muss etwas geschehen sein, dass den Mond die Farbe ändern ließ. Es ist nur ein schwaches Orange, aber es ist eine Warnung. Bald wird wieder einer sterben.“ „Wer wird sterben?“ Kizna fragte fast flüsternd. Doch genau in dem Moment schallte Azumas Stimme durch die Lautsprecher. „Jeder hat sich unverzüglich im großen Saal ein zu finden. Und wen ich jeder sage, meine ich auch jeder. Auch die Piloten, Ärzte, Mechaniker und sonstigen haben zu kommen.“ „Was ist den jetzt los?“, fragte Zero. „Erst uns hierher bestellen und auf einmal ne Riesenankündigung machen.“ Doch trotz allem standen alle auf und gingen in den großen Saal. Der Saal war seltsamerweise nur schwach erleuchtet. Das Podest lag ganz im dunkeln. „Was ist hier den los?“, fragte Zero und fiel ihm nächsten Moment gegen jemand. Es war Phil Phleira Deed. „Kannst du nicht aufpassen?“, herrschte sie ihn an. „Entschuldigung….“ Plötzlich ertönte eine Stimme. Hell und klar. Die Worte waren unverständlich, doch drückten sie eine große Trauer aus. Hiead erkannte diese Stimme. Er hat sie nur einmal singen gehört doch es war ihre Stimme. Was machte sie da vorne? ~Irgendwo~ Mary Kate, die braunhaarige Frau schaute Jack vorwurfsvoll an. „Jack, wenn das ein Scherz war, war es ein ziemlich schlechter. Alle hier im Raum wissen das Lucy Ann fehlt. Also bitte lass die Scherze.“ Jack schwieg und sah auf den leeren Platz. Warum konnte sie jetzt nur nicht hier sein? „Also können wir nun anfangen? Gut. Wir sind hier, weil wir es mal wieder Zeit ist alle zusammengetragen Informationen zu besprechen. Also wollen Sie anfangen Herr Harashi?“ Der silberhaarige Mann stand auf und trat nach vorne. „Guten Tag alle miteinander. Wie ich so eben erfahren hab, will Lucy Ann in einem Tag zu uns zurückkehren. Sie ist beunruhigt durch das Auftauchen Samiras, die böse Pläne zu schmieden scheint. Meine Spione konnte leider immer noch nicht den Aufenthaltsort von Ai ausfinden. Wir müssen wohl die Suche nach sie verstärken. Aber meine Spione berichtet mir, dass immer mehr Kolonien unseren Plan gutzuheißen scheinen und dabei sind nach Zion zu flüchten. Das ist alles was ich zu berichten weiß.“ Damit setze er sich hin. „Gut. Wer hat hier zu eine Frage?“ Mary Kate sah sich fragend um. Da hebte die rothaarige Frau ihre Hand. „Ja Kaede?“ „Nichts.“ Die Frau namens Kaede verschwieg ihre Frage und blickte auf den Boden. „Gut. Dann würde ich sagen, dass Herr Zuru das Wort hat.“ Der Mann in Generaluniform stand auf, doch da stürmte ein braunhaarige Frau herein. „Ein Notfall! Die Sitzung muss sofort beendet werden.“ Alle Personen im Raum sprangen augenblicklich auf und stürmte hinaus. ~Im Saal~ Als die singende Stimme verstummte, ging das Licht vom Podest an. Wie Hiead erwartet hatte, stand dort Lucy Ann. Sie hatte ein Mikrofon in der Hand. „Ein Lied. Was ist das schon?“, fing sie ihre Rede an. Jeder kannte dieses Mädchen. Und jeder wollte wissen, warum sie da stand. „Vielleicht fragt ihr euch, warum ich ein Lied gesungen hab. Die Antwort ist einfach. Es war mein Abschiedsgeschenk an euch.“ „Was!“, entfuhr es Seki. „Was hat sie vor?“, fragte Yuki. „Die meisten werden jetzt aufatmen und sich freuen, dass ich gehe. Doch bevor ich gehe, will euch die Wahrheit sagen. Eine Wahrheit, die bitter ist. Viele von euch hassen mich, weil ich ihnen grausame Dinge angetan hab. Ich entschuldige mich jetzt bei jedem, denn ihr müsst wissen, dass ich ein Grund für dieses Verhalten hatte.“ Sie schwieg einen Moment bevor sie weitersprach. „Ich bin sterbenskrank und dem Tode nahe. Ich hab höchstens noch ein Monat zu leben. Ich wollte mich mit niemanden anfreunden, um euch das Leid zu ersparen mich nach kürzester Zeit wieder zu verlieren. Wenn ich sterbe, hinterlasse ich auch so schon viele Leute, die um mich weinen werden.“ Ein Raunen ging durch die Menge. „Seki, warum hat sie uns das verschwiegen?“ Yuki weinte. Seki legte den Arm um sie. Dann erhob Lucy Ann wieder ihre Stimme. „Doch das ist nicht das, was ich euch erzählen will. Ich will euch die Wahrheit erzählen. Das sagte ich bereits. Doch welche Wahrheit meine ich? Es ist eine Wahrheit, die nie ans Licht kommt, wenn man nicht darüber spricht. Man hat euch euer ganzes Leben lang belogen. Zion ist nicht der einzigste Planet. Es gibt noch viele Planeten außerhalb des Walles der euch umgibt. Ein Wall, der aus schwarzen Löchern besteht, die euch davon abhalten die Wahrheit zu entdecken. Vor fast 100 Jahren kamen einige Männer auf die Idee dieses Projekt zu gestalten. Sie wollten herausfinden, was die Menschen taten, wenn sie nur noch einen Planeten hatten. Was tut die Menschheit kurz vor der Vernichtung? Was machen sie, wenn sie von einer unbekannten Lebensform angegriffen werden? All diese Frage wollten dieser Männer klären. Sie entwickelten dafür eine Technik, die noch nie zuvor benutzt wurde. Sie erstellten einen künstlichen Planeten namens Zion und holten sich Menschen, die bereit waren alle Erinnerung gelöscht zu bekommen. Das waren größtenteils Bettler oder Kranken, die eh nichts mehr zu verlieren hatten. Sie bekamen Erinnerungen von einem großen Krieg und von der Vernichtung aller Planeten eingepflanzt. Eine perfekt durchdachte Geschichte. Mein Großvater war beteiligt an diesem Projekt. Daher weiß ich all das. Mein Großvater baute die sieben Göttinnen.“ Jetzt war das Gemurmel unglaublich laut. Überall wurde gemurmelt „Aber es gibt doch nur fünf Göttinnen. Warum auf einmal sieben?“ Jeder wartete auf eine Erklärung und so wurde es wieder still im Saal. „Die weiße Göttin wurde mit als erstes gebaut. Mein Großvater nannte sie Canida. Doch Canida hatte eine Schwester. Die schwarze Göttin. Diese Göttin war die wahre Königin unter den sieben. Sie existiert immer noch, doch sie wird nicht als Göttin anerkannt, weil keiner sie fliegen kann. Die andere Göttin von der nie etwas laut wurde, war die Göttin in der Farbe von Pflaumen. Sie wurde zerstört, weil sie nicht geflogen werden konnte. So gibt es heute nur noch sechs Göttinnen. Fünf davon im Einsatz, eine verstaubt zurückgelassen. Doch von heute an gehören die Göttinnen nicht mehr GOA. Ich fordere meine Eigentum zurück als rechtmäßige Erbin.“ „DAS KANNST DU NICHT MACHEN!!“ Gareas brüllte aus der Menge heraus. Er stürmte zu Bühne gefolgt von den anderen Ingrid-Piloten. Gareas sprang auf die Bühne und packte Lucy Ann. „Gareas lass sie los.“ Teela mischte sich ein. „Kann mir mal einer das erklären?“, fragte Rio. Yu stand teilnahmslos daneben. Auch Erst schwieg und wollte sich nicht einmischen. „Was soll das heißen, du willst dein Eigentum zurück?! Und womit sollen wir uns verteidigen?“ „Lass mich zuende erklären“, forderte Lucy Ann ohne mit der Wimper zu zucken. Gareas überlegte einen Moment bevor er sie losließ. Sie stellte sich einfach wieder ans Podest. „Ihr habt Angst vor dem Victims. Bekämpft sie ohne zu wissen wer sie sind. Ohne zu wissen was sie dazu zwingt zu kämpfen. Sie sind keine Mörder. Sie wollen nur zurückhaben was ihnen gehört. Ursprünglich waren sie Menschen wie ihr, doch eine Frau, die nach Macht giert verfluchte sie und so sind sie das geworden was ihr heute kennt.“ „Wer glaubt das Ammenmärchen schon??“, rief einer aus der Menge. „Das ist alles Lüge“, stimmte ein zweiter mit ein. Immer mehr Stimmen wurden laut und bezeichneten Lucy Ann als Lügnerin. Sie hatte damit gerechnet. Doch trotz allem ließ sich ihr Stolz nicht brechen. Mit hocherhobenen Kopf starrte sie die wütende Menge an. Plötzlich betrat Arianne die Bühne. Dieses Mädchen kannte keiner. Lucy Ann drehte sich zu ihr um. „Aber Prinzessin..“, flüsterte sie Arianne zu. „Ich übernehme jetzt.“ Als Arianne das Mikro in die Hand nahm, war es immer noch nicht still im Saal. Lucy Ann wurde nach wie vor beschimpft. „RUHE!“ Ariannes Stimme hatte Kraft und die Wirkung trat prompt ein. Alles war still. „Ihr kennt mich wahrscheinlich nicht. Ich bin Arianne. Das sagt euch nicht viel. Es ist nur ein Name. Aber ich bin Arianne, Prinzessin von Zion. Meine Familie war als einzigste eingeweiht in diese Geschehnisse. Wenn ihr Lucy Ann schon nicht glaubt, dann glaubt wenigstens mir, denn ich bin eure Prinzessin.“ „Ach und wer sagt, dass ihr die Prinzessin seid?“ Wieder waren die Leute nicht überzeugt. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Mehrere Männer stürmten hinein. Sie trugen Uniformen und sahen auch so aus wie Soldaten. „Darf ich meine Leibwache vorstellen?“ Arianne hatte alles unter Kontrolle. Jetzt waren die Leute überzeugt. Doch durch die Tür trat ein weiterer Mann. Er war ein Riese, wenn man das mal so sagen konnte. Gut 2 ½ Meter groß, überragte er jeden im Raum. „Ist das auch deine Leibwache?“, fragte Gareas die Prinzessin. „Nein, der gehört nicht mit zu mir.“ Als der Mann den Mund aufmachte, erzitterte der ganze Saal unter seiner Stimme. „Prinzessin?“ „Meint ihr etwa mich?“, fragte Arianne. „Seid ihr auch eine Prinzessin?“, fragte der Riese. „Ja bin ich. Aber wieso auch? Ich bin doch die einzigste Prinzessin im Saal.“ „Nein seid ihr nicht.“ Lucy Ann trat aus dem Schatten wieder hervor. Der Riese erkannte sie sofort. „Lady Shirakawa! Prinzessin! Meine Herrin!“ Er schien überwältig zu sein seine Prinzessin zu sehen. Auf einmal ertönte ein riesiger Knall und der Riese sackte tot zusammen. Eine Frau trat hervor. „Ach wie süß ist das denn! Er wollte dich warnen, doch musste dafür mit seinem Leben bezahlen. Hm, sag deine Dienern, sie sollen sich nicht bemühen. Ich kann mich sehr gut selbst ankündigen.“ Lucy Ann verharrte auf der Stelle. „Samira…..“ „Genau die bin ich. Tötet alle. Lasst niemandem am Leben. Vorallem unsere Prinzessin nicht.“ In dem Moment stürmte eine ganze Armee hinein und ein fieses Lachen von Samira ertönte. Kapitel 7: This game is over- Now is my turn! --------------------------------------------- 7.This game is over- Now is my turn! ( Dieses Spiel ist vorbei- Jetzt bin ich dran!) Weil keiner mit so was gerechnet hatte, brach nicht sofort eine Massenpanik aus. Was wohl Glück war, denn Seki und Lucien hatten schnell genug geschaltet und hatten schon angefangen zu kämpfen. Dadurch hatte Lucy Ann wiederum genug Zeit, um sich ein Überblick der Lage zu verschaffen und Befehle zu verteilen. Als erstes drehte sie sich zu den Leibwachen. „Bringt eure Prinzessin in Sicherheit. Sucht einen Raum, den ihr verteidigen könnt. Helft den Leuten, die in Not sind.“ Sie nickten und führten den Befehl sofort aus. „Teela, geh mit den anderen zu den Göttinnen und sorg dafür, dass keiner daran kommt.“ „Aber…“ „Das ist ein Befehl. Ich dulde keine Wiederreden.“ Damit drehte sich Lucy Ann weg und Teela war wohl oder übel gezwungen dem Befehl nach zu kommen. So verschwand sie mit den anderen Piloten ebenfalls durch die Hintertür. Jetzt galt ihr Blick den restlichen Personen, die inzwischen in Panik verfallen waren. Toll und sie durfte wieder Heldin spielen. Wie sehr sie diesen Job hasste. Vielleicht sollte sie einfach zugucken und ihnen beim Sterben zusehen? Aber nein ohne Popcorn ging das schlecht und sie hatte gerade keins zur Hand. Also musste sie wohl helfen. Hm mal gucken wo sie anfangen konnte. Genau in dem Augenblick tauchten Samira neben ihr auf und als Geisel hatte sie Yukiru mitgebracht. „Denk gar nicht erst daran etwas zu tun. Sonst stirbt deine kleine Freundin hier.“ „Oh wie nett von dir! Sag mir dann wann die Beerdigung ist.“ „Lucy Ann!“ Yukiru hatte richtig Angst und trotzdem reagierte Lucy Ann nicht. Sie blickte sich weiter um. „Kann ich dir helfen?“ „Ochja pfeif deine Leute zurück, damit ich mal was erkennen kann.“ „Okay. Leute kommt mal alle her! Und lasst die am Leben, die ihr gerade angreifen wollt.“ „Danke, ich wusste, du hilfst mir.“ „Tu ich doch gerne.“ „Samira was soll das????“ Seki stand vor dem Podest und blickte seine Zwillingsschwester an. „Ach ich hab mich urplötzlich entschieden mal nett zu sein.“ „Ach und sei wann sind du und Lucy Ann Freunde?“ Seki verstand die Welt nicht mehr. Was verständlich war in der Tatsache hin, dass er zum ersten Mal Zeuge einer Begegnung zwischen Samira und Lucy Ann war. Er kante daher nicht die Spielregeln. Inzwischen hielt einer von Samiras Leute Yukiru als Geisel fest. Inzwischen galt Samira und Lucy Ann jeder Blick im Raum. Samiras Leute kannten das Spielchen schon was hier gespielt wurde, doch der Rest noch nicht. Lucien war inzwischen neben Seki getreten. „Sag mal was machen die zwei eigentlich da?“, fragte er Seki. „Wenn ich nicht absolut bescheuert bin, würde ich sagen die legen ein Kaffeekränzchen ein.“ „Also sag mal Lucy Ann was hast du die letzte Zeit so getrieben?“ Samira strich sich ihre roten Haare aus dem Gesicht und sah sie an. „Ach das übliche. Weißt schon was ich meine. Und was hast du gemacht?“ „Ach was ganz tolles. Ich hab ein Planeten versklavt.“ „Cool und welcher war es?“ „Also von hier aus musst du rechts und dann drei Galaxien durch fliegen. Dann musst du wieder rechts und dann in der nächste Galaxie fünfter Planet von links.“ „Ach du meinst den Plant der Affen!! Sag das doch.“ „Ne der Planet der Affen ist der fünfte auf der rechten Seite.“ „Ups hab mich geirrt. Naja und was haste sonst noch so getrieben?“ „Nix besonderes. Ich glaub, die da unten erwarten ein bisschen Action wollen wir dann mal?“ „Ja muss wohl. War nett mit dir zu plaudern.“ „Die Freude liegt ganz meinerseits.“ Samira und Lucy Ann gaben sich die Hand. „Männer tötet alle.“ Samiras Armee stürmte wieder auf die ahnungslosen Zuschauer los, doch diesmal war Lucy Ann schneller. Eine gewaltige Barriere umgab alle außer Samiras Männer, Samira selbst, Yukiru und Lucy Ann. Hiead hatte sich bis nach vorne zu Seki und Lucien gekämpft. „Was ist jetzt los?“, fragte er Seki. „Sie hat eine Schutzbarriere erbaut und Lucy Anns Schutzwälle sind die mächtigsten auf dieser Welt. Man kann nicht hineingelangen, aber auch nicht rauskommen.“ „Das heißt wir können Lucy Ann nicht helfen?“ „Nein Lucy Ann macht das jetzt ohne uns.“ Seki schaute zu dem Podest hoch. „Du Miststück. Das war mal wieder klar. Du hast die Verschnaufpause nur ausgenutzt.“ Samira war kurz vor dem Explodieren. „Reingefallen.“ Lucy Ann bewegte sich auf Samira zu. „Bleib stehen oder deine Freundin glaubt dran.“ Augenblicklich gehorchte Lucy Ann. „Lucy Ann! Hilf mir!“ Yukiru schrie sich die Seele aus dem Leib. „Du hörst den Hilferuf. Also?“ Lucy Ann warf ein Blick zur verängstigende Yukiru und blickte dann wieder voller Hass Samira an. „Was forderst du?“ „Dein Leben im Gegenzug zu ihrem Leben.“ „Einverstanden. Lass sie frei.“ Der Mann, der Yukiru festhielt kam den Wunsch mit Freunden nach. Kaum war Yukiru frei, umschloss sie ebenfalls ein Schutzwall und sie stolperte zu den anderen. Samira lachte kurz auf und im nächsten Moment gab sie wieder ein Befehl. „Kuro kümmere dich um sie.“ Ein fast so gewaltiger Mann wie der Riese zuvor tauchte auf. Er war nur halb so klein wie der Riese, aber dafür hatte er Muskeln, wo jeder Mann vor Neid erblassen würde. Er fesselte Lucy Anns Arme und Beine. „Das sind spezielle Ketten. Nicht einmal du kannst dich davon befreien, weil diese Kette die Elementarkraft verschließen.“ „Schön für dich.“ Selbst jetzt zeigte Lucy Ann kein Stück Angst. Sie war vollkommen ruhig. Sie ließ alles über sich ergehen. „Weißt du Prinzessin was ich mich schon immer gefragt habe?“ Samira betonte das Wort Prinzessin wie ein Schimpfwort. Lucy Ann lächelte sie an. „Nein. Woher sollte ich das wissen?“ „Warum hast du mit den Victims ein Bündnis eingegangen und warum hast du den letzten Krieg in Gange gesetzt?“ „Das sind zwei Fragen.“ Samira schritt erhobenen Hauptes auf Lucy Ann zu und schlug ihr ins Gesicht. Dadurch verlor Lucy Ann das Gleichgewicht und landete auf dem Boden. Durch die Fesseln behindert, konnte sie sich nicht aufrappeln. „Also beantwortest du mir jetzt meine Fragen?“ Samira schritt wieder hinter ihre Leibwächter und blieb stehen. Trotz Fesseln fürchtete sie Lucy Ann und ging lieber auf Nummer sicher. „Die Victims sind keine Monster, sondern Menschen, die von deiner Mutter verflucht wurden. Also war ich bereit sie von ihrem Fluch soweit zu befreien wie es in meinen Kräften stand und sie schworen mir daraufhin ihre Treue. Und zur zweiten Frage kann ich nur sagen, dass ich als Prinzessin keine Entscheidungskraft habe. Mein Volk hat so entschieden und ich hab ihre Entscheidung nur ausgeführt.“ Samira lachte. „Wie erbärmlich! Und so was schimpft sich Prinzessin! Eine Prinzessin, die unter ihrem Volk steht. Und der letzte Krieg wird euch den Rest geben. Du kennst die Regeln.“ Kuro trat mit seinem Fuß auf Lucy Anns Rücken und man hörte ein deutliches Knacken als einige Rippen brachen. Doch Lucy Ann schrie nicht einmal auf. Hiead hatte wieder das Gefühl, dass Lucy Ann keine Schmerzen empfinden konnte. Er dachte an den Kampf in der Trainingshalle. Sie war schwer verwundet gewesen und trotz allem war sie herumgelaufen und hat weiter Blut verloren. Damals war auch kein Schmerzenslaut von ihr zu hören gewesen. Genau wie jetzt. Seki ballte die Hand zur Faust. „Wie kann sie es wagen.“ Auch Hiead wollte Lucy Ann gern helfen, doch er konnte es nicht und so musste er all das mit ansehen. Samira musterte das Verband um Lucy Anns Schulter und Oberkörper. „Kuro reiß das Verband ab.“ Der Mann kam dem Befehl sofort nach. Er hob Lucy Ann hoch und zeriss das Verband. Auch die obere Hälfte ihres Kleides zeriss dabei. Kuro hielt das Mädchen so, dass Samira das Geheimnis, was unter dem Verband gelegen hatte, sehen konnte. Ihre rechte Schulter zierte ein wunderschönes silber-blaues Tattoo. Was es darstellte, erkannte keiner der Zuschauer, doch Samira und Kuro rissen erstaunt die Augen auf. Dann drehte Kuro Lucy Ann auf ihrem Rücken zeigte sich noch ein Tattoo. Diesmal war es ein bronze-rotfarbenes Zeichen. Auf ihrer Brust zeigte sich ein weiteres Tattoo golden-grüner Farbe. Lucy Anns Blick zeigte keine Gefühle, als ihre linke Schulter der Welt vor ihr offenbart wurde. Dort war vielleicht auch mal ein Tattoo gewesen, doch jetzt klaffte dort eine riesige Fleischwunde, die sofort anfing zu bluten und das Fleisch sah halb verfault aus. „Ein Fluchmahl!“, murmelte Seki. „Ein Fluchmahl?“ Yukiru, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, blickte Seki unvermindert an. „Ein Fluchmahl ist etwas grauenvolles. Du spürst keine körperlichen Schmerze mehr, aber dafür umso größere seelische Schmerzen. Man sagt ein Mensch mit einem Fluchmahl findet nie seinen Frieden und sein Glück.“ Seki sah Yukiru an, die langsam begriff was ein Fluchmahl bedeutete und anfing zu weinen. „Lucy Anns einzigster Wunsch war ein friedliches und glückliches Leben gewesen. Und genau das hat mir genommen. Vielleicht verstehst du Lucy Anns Charakter jetzt etwas.“ Hiead begriff die Grausamkeit dieses Fluchmahls. Samira blickte Lucy Ann unvermindert an und Lucy Ann erwiderte diesen Blick furchtlos. Dann flüsterte Samira ein einziges Wort und Kuro warf das schwarzhaarige Mädchen zu Boden. Er spuckte auf den Boden neben sie und murmelte: „Blutpriesterin!“ Er ging von ihr weg und verzog sich außer Reichweite. „Was bedeutet Blutpriesterin?“ Yukiru sah Seki fragend an. „Das ist ein Begriff. Ich kenn die Bedeutung nicht, denn das Wissen um das steht nur einer Frau zu. Einer Frau des Shirakawa-Clans.“ „Was ist eigentlich das besondere an dem Shirakawa-Clan?“ „Es ist der königliche Clan der Sunnivah, der Lichtelfen. Nur die Tohan und die Hakari, da die beiden ebenfalls Königsclans sind.“ „Heißt das du bist auch ein Prinz und Lucien auch?“ Seki nickte und Yukiru staunte nicht schlecht. „Aber bei uns ist keiner minderwertig und deswegen sind wir alle adliger Herkunft und Yuki müsstet ihr beispielsweise mit Lady Maruyama anreden.“ Samira stolzierte zwischen ihren Leibwächtern und beobachtete spöttisch das daliegende Mädchen, die sich inzwischen auf den Rücken gedreht hatte, um Samira in die Augen zu sehen. Sie wusste, dass Samira noch nicht fertig mit ihr war, denn sie hatten noch etwas zu regeln. Samira überlegte wie sie das Thema am besten zur Sprache bringen konnte, denn sie kannte Lucy Ann und ihre Gleichgültigkeit. Während das Thema Samira alles bedeutete, war Lucy Ann das alles ziemlich egal. Doch irgendwie musste sie es zur Sprache bringen und zwar jetzt. „Prinzessin, wie sieht es mit dem Thron aus?“ „Welchem Thron?“ Lucy Ann wusste, dass sie genau nachdem fragte, was Samira ansprechen wollte und doch tat sie es. Dieses Thema musste endlich verschwinden. „Du bist die Erbin dieses Universum. Du bist die zweitmächtigste Frau in diesem Universum und doch willst du nicht dein Erbe antreten. „Warum?“ „Wer ist die mächtigste Frau?“, fragte Yukiru Seki. Diesmal antwortete Lucien. „Das ist Lady Tohan.“ „Meine und Samiras Mutter.“ Yukiru blickte die beiden Jungs verständnislos an. Diesmal war es Yuki, die als erstes antwortete. „Du musst wissen das Lady Tohan schon Milliarden von Jahre alt ist. Sie ist die Königin der Dunkelelfen und war daran Schuld, dass es zum Bruch zwischen den Elfen kamen. Nur wegen ihr gibt es heute Lichtelfen, Dunkelelfen und die neutralen Elfen. Aus einem Volk sind drei geworden und seit Milliarden von Jahren tobt ein Krieg zwischen den Lichtelfen, den Sunnivahs und den Dunkelelfen, den Fylas. Es gab viele Tote und nun, ja nun beginnt der letzte Krieg.“ „Und was heißt das bitte schön?“ Yukiru starrte erst Yuki an, dann Seki und dann Lucien. Aber alle drei schwiegen. Hiead sah in die Gesichter der drei und sah Angst. Angst vor dem was kam. Er nahm die Frage auf. „Was bedeutet der letzte Krieg?“ Es war Lucien, der antwortete. „Im letzten Krieg kämpfen alle drei Völker und die Verlierer werden restlos ausgelöscht. Kein einziger wird aus dem Verlierervolk überleben.“ Hiead sah Yukiru an, ob das neugierige Mädchen verstand was gemeint war. „Oh! Und warum seid ihr dann so bekümmert? Ihr gewinnt doch sicherlich.“ Als Yukiru die Gesichter der drei sah, merkte sie das sie etwas vollkommen falsches gesagt hatte. „Yukiru, du musst wissen, dass Lady Tohans Streitmacht riesig ist. Es gibt heutzutage nur noch wenige von uns. Wir sind kurz vorm Aussterben. Wir sind weit unterlegen und das wissen wir auch. Es war unsere Entscheidung.“ Lucien blickte Yukiru vollkommen gefühllos an. Dem Mädchen kam wieder die Tränen. Das würde heißen nicht nur Lucy Ann würde sterben, sondern auch Lucien, Seki und Yuki würden sterben. Auch Hiead begriff die Bedeutung des Ganzen. „Und ihr wollt das selber so?“, fragte er Seki und Lucien. Die nickten nur. „Lucy Ann tut mir leid. Sie hat mit aller Macht versucht den letzten Krieg zu verhindern, aber sie ist dran gescheitert“, fügte seki dem Nicken zu. Und wieder gab es einen ratlosen Blick von Yukiru. Währenddessen auf dem Podest. „Was willst du mir damit sagen?“ Wut schwang in Lucy Anns Stimme mit. „Du weiß genau was ich will.“ „Nein weiß ich nicht.“ Natürlich wusste sie worauf Samira hinaus wollte, aber warum die Rivalin nicht weiter ärgern? Sprach nichts gegen und deswegen spielte Lucy Ann auf Blöd. Samira merkte nicht einmal, dass Lucy Ann sie ärgerte und regte sich weiter auf. „Du treibst mich in den Wahnsinn!! Du bist die rechtmäßige Erbin des Throns und doch verzichtest du drauf! Warum?“ „Weil ich verdammt nochmal nicht mehr Leben will! Mein einzigster Herzenswunsch ist unerreichbar geworden und nun bin ich nur noch von Hass und Rachegefühlen zerfressen! Ich könnte nie ein ganzes Universum regieren, weil ich zu schwach dazu bin. Sieh es endlich ein. Deine Mutter wird Herrscherin.“ Lucy Anns Stimme war gewaltig. Es war ein einziger Aufschrei gewesen. Ihr ganzer Körper zitterte unter dieser gewaltigen Anstrengung. Sie schloss die Augen und erst jetzt sah man den blauen Stein, der um ihren Hals hing. Dieser Stein strahlte und ein Moment sah keiner etwas. „Oh mein Gott. Ein Orinistein.“ Yuki sah Yukirus fragenden Blick. „Der Stein besteht aus zwei Teilen. Der eine Stein schütz seinen Träger vor aller Verletzung und der andere überträgt die Verletzungen des anderen Trägers auf seinen Träger. Sie muss den einen Stein Ai gegeben haben und den anderen behalten haben. Das heißt jede Verletzung die Ai wiederfährt, überträgt sich auf Lucy Ann.“ Als das Licht endlich wieder erlosch, war Lucy Anns Körper in einer riesigen Blutlache getränkt. Samira fluchte leise. Das Mädchen, das vor ihr lag, war nicht die Lucy Ann die sie kannte. Das war ein Mädchen, das vergessen hatte wer sie war. Mit so jemandem wollte samira nichts zu tun haben. Die wahre Lucy Ann musste wieder hervorgeholt werden und Samira hatte auch schon ein Plan wie sie das bewerkstelligen wollte. Ihr Blick glitt über die Menge und blieb an einer Person hängen. Dann wand sie ihre Aufmerksamkeit Lucy Ann zu. „Du hast Recht. Du bist schwach und damit ist dein Todesurteil wohl gefällt.“ Samira holte ihr Schwert hervor. Hiead riss die Augen auf. Was hatte diese verrückte Rothaarige vor? Wollte sie Lucy Ann etwa enthaupten? Mit einem Seitenblick sah er wie Seki nach seinem Schwert griff und Lucien irgendetwas murmelte. Doch die beiden hat Lucy Anns Schutzschild vergessen. Hiead blickte wieder zu Lucy Ann, die hilflos am Boden lag und sich nicht wehren konnte, da ihre Hände und Füße gefesselt waren. Samira hob das Schwert über ihren Kopf und holte für den vernichtenden Schlag aus. Das konnte er nicht zulassen. Er legte seine Hand auf das Schutzschild und wollte gegen hämmern als er merkte, dass seine Hand einfach durchglitt. Von wegen man kann nicht rauskommen. So stark war sie wohl doch nicht. Seki und Lucien waren beide noch stark damit beschäftigt sich etwas für die Rettung von Lucy Ann einfallen zu lassen, während er längst den Gedanken in die Tat umsetze. Er war inzwischen durchs Schutzschild hindurch gegangen. Es hatte sich komisch angefühlt. Ähnlich wie die Flüssigkeit in den Pro-Ings. Nun war er draußen und eilte zum Podest. Samira war aber schneller. Ihr Schwert stieß zu und in dem Moment wurde alles in schwarz getaucht. Hiead verlor das Bewusstsein. Es kam ihm vor als wäre eine Ewigkeit vergangen, als er endlich wieder erwachte. Um ihn herum war alles dunkel. Wo war er? Kapitel 8: Pitch-Dark Night --------------------------- 8.Pitch-Dark Night (Pechschwarze Nacht) Er sah sich um und war sich sicher. Er war nicht mehr in der Halle von GOA. Ein kalter Luftzug blies ihm entgegen als aufstand. Es war so still. Er blickte sich um und sah eine Gestalt nur wenige Zentimeter vor sich liegen. Diese Gestalt stand auf und drehte sich zu ihm um. Im Dunkeln konnte er das Gesicht nicht sofort erkennen, doch seine Augen hatten sich langsam an die Finsternis gewöhnt. „Lucy Ann!“ Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch hörte es die angesprochene Person. „Was ist?“, fragte sie genervt. Sie war am Leben. Er konnte es nicht fassen. „Samira wird dafür büßen. Mich in einem Spiel einzusperren ist ja wohl die Höhe“, fauchte sie als er ihr nicht antworte. „Ein Spiel?“ „Ja auch schon bemerkt du Vollidiot!“ Böse Blicke gaben ihm das Gefühl, dass sie richtig wütend war. Die Beleidigung überhörte er einfach. „Und deine Wut lässt du jetzt an mir aus oder wie?“ Sie antwortete nicht und drehte sich wütend weg. Irgendwie schaffte sie es eine Fackel „herzuzaubern“ und er konnte das Schild hinter ihm lesen. „Das ist ein Spiel auf Leben und Tod. Wenn einer der zwei Spieler es nicht bis zum Ende lebend schafft, stirbt der andere mit ihm und das Spiel ist vorbei. Nur wer es bis zum Ende des Spiels schafft, kommt hier wieder raus.“ Lucy Ann war bereits vorgegangen. Er wollte ihr schon hinterhergehen als er etwas glitzerndes auf dem Boden liegen sah. Er griff danach und steckte es ein. Er würde es später in Augenschein nehmen. Jetzt musste er sich beeilen ihr hinterher zu kommen. Sie war bereits schon weiter gegangen und war bis zum Ende der Höhle gekommen. „Wo bleibst du?“ Ihre grünen Augen funkelten wütend. Nichts war mehr von der romantischen Atmosphäre vom Ball zu spüren. Okay, wenn sie es so wollte, würde er sie ebenfalls so behandeln. „Warum sollte ich mich denn beeilen?“ Seine Stimme klang genauso wie wenn er mit Zero sprach. Der gleiche abfallende Ton. Sie ging nicht weiter drauf ein, sondern trat aus der Höhle hinaus. Einen Moment hatte er das Gefühl, als würde er ins Sonnenlicht treten, doch er täuschte sich. Vor ihnen lag ein riesiger See und es gab nur den Weg über den See, um weiterzukommen. Lucy Anns Blick glitt über den See. Dann entdeckte sie das kleine Floss. Sie ging drauf zu und beachtete Hiead nicht weiter. Ihre Wut richtete sich eigentlich nicht gegen ihn, sondern gegen Samira. Sie wusste genau was Samira erreichen wollte und das konnte sie auf gar kein Fall zulassen. Deswegen musste sie so schnell wie möglich durch dieses Spiel kommen. Sie spürten schon die Wirkung des Spieles auf sich lasten. Hiead hatte es gut, denn er war ein normaler Mensch und litt nicht unter den Kräften dieses Spieles. Es würde nicht lange dauern und sie würde alle ihre angeborenen Fähigkeiten verlor. Sie würde von Minute zu Minute schwächer werden und sie war bereits vorher durch ihren nahenden Tod geschwächt gewesen. Es würde nicht lange dauern und sie würde entweder sterben oder ins Koma fallen. Aber das sollte auf gar kein Fall passieren. Sie konnte ihr Volk nicht jetzt im Stich lassen. Nicht im Letzten Krieg. Sie hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft und das Schicksal verflucht. Sie war die Anführerin der Sunnivah! Sie war die Prinzessin. Sie mussten ihrem Volk beistehen. Hier war sie vollkommen hilflos. Sie wollte nicht zeigen, wie schwach sie wirklich war. Nicht vor einem Jungen. Nicht vor diesem Jungen. Sie setze einen Fuß auf das Floss und testete ob es sie tragen würde. Es schien stark genug dafür zu sein und so ging sie ganz rauf. Hiead überlegte nicht lange und betrat das Floss nach ihr. Es schwankte einen Moment hielt aber dem Gewicht der beiden stand. Beide schnappten sich eine der langen Stangen und begangen gemeinsam das Floss zu bewegen. Lucy Ann wunderte sich wo die Schwierigkeit blieb. Und wie aufs Stichwort tauchten duzende Krokodile auf. Hiead ließ hinter ihr ein „Mist!“ ertönen. War ja klar gewesen das jetzt irgendetwas kommen würde! Hiead blickte die riesige Anzahl von Krokodile an. Das würde sie nie lebend bis zum Ufer schaffen. Vorher hatten die Krokodile schon das Floss gekentert. Lucy Ann drehte sich plötzlich zu ihm um. „Halt mal!“ Sie drückte ihm ihre Stange in die Hand und dazu noch ihre Klamotten. Er sah sie zum zweiten Mal nur in Unterwäsche. „Was hast du vor?“ „Ruder weiter bis ans Ufer!“ Damit sprang sie mit einem Satz ins Wasser. Die Krokodile stürzten sich sofort auf ihre Beute, doch - Hiead konnte es nicht leugnen- Lucy Ann war eine verdammt gute Schwimmerin und vorallem war sie flink. Er vergaß beinahe weiterzurudern, doch am Ende fiel es ihm wieder ein und er ruderte weiter. Sie war bereits vor ihm am Ufer angekommen und wartete auf ihn. Er reichte ihr wortlos ihre Kleider und kam nicht darum sie ein weiteres Mal zu bewundern. Sie war einfach wunderschön. Er zwang sich dazu wegzusehen, denn es gehörte sich nicht eine halbnackte Frau anzustarren. Sie zog sich wieder an und stellte sich dann neben ihn. Auf einmal griff sie nach ihrem Hals und betastete ihn. „Meine Kette…“ Sie klang geschockt, als wäre sie den Tränen nah. Im nächsten Augenblick rannte sie geradewegs zurück zu dem See. Er sputete ihr nach und hielt sie fest. „Was hast du vor?“, schrie er sie an. „Ich muss zurück und meine Kette suchen!!“ Sie schrie ihn hysterisch an und wehrte sich gegen seinen Griff, doch er war nicht bereit loszulassen. „Lass mich los!! Ich muss meine Kette suchen!“ Sie brach nun wirklich in Tränen aus und hörte auf sich zu wehren, doch diesmal kannte er kein Mitleid. Vorallem ahnte er das in seiner Tasche ihre Kette war. Er zog sie mit sich und ging einfach weiter. Ungefähr zwei Stunden später –die Zeit konnte man nur schätzen- weinte sie immer noch. Hiead hatte ihre Hand nicht losgelassen und drehte sich auch nicht zu ihr um. Ehrlich gesagt ging ihm ihr Geheule auf die Nerven. Er hatte sie für stärker gehalten. So ein Gefühlszusammenbruch hatte er von ihr nicht erwartet. Er hatte längst vergessen, dass in seiner Tasche ihre Kette war, da tauchte plötzlich vor ihnen eine Gestalt auf. Sie war vollkommen in helles Licht getaucht. Wäre er gläubig gewesen, hätte er sie für ein Engel gehalten. „Willkommen in diesem Spiel. Ich bin eure Spielführerin.“ „Unsere was?“ Hiead blickte die blonde Frau im weißen Kleid verwirrt an. „Ich teile euch eure Rollen zu.“ Sie blickte die beide abschätzend an. „Ich hab für euch die perfekten Spielrollen. Das Mädchen ist eine Prinzessin und du Junge ihr Bodyguard.“ Mit den Worten der Spielführerin begann sich ihre Klamotten zu verändern. Lucy Ann trug auf einmal ein wunderschönes grünes Kleid. Es besaß einige Verzierung und war bestickt. Hieads Klamotten bestanden aus einer bequemen langen schwarzen Hose, einem grünen Hemd was zu Lucy Anns Kleid passte und einen langen Mantel. Lucy Ann bewundert ihr Kleid und auch Hiead fühlte sich seltsam in diesen ungewohnten Klamotten. Die Spielführerin lächelt. „So nun verlass ich euch und vergesst nicht eure Rollen zu spielen. Das könnt euch aus mancher Situation retten.“ Damit verschwand sie und Hiead blickte Lucy Ann, die in dem Kleid noch hübscher aussah. Sie hatte aufgehört zu weinen, was ihn beruhigte. Er ging weiter und sie lief brav hinterher. Lucy Ann musterte Hiead mit einem Seitenblick. Jetzt hatte sie doch ein Gefühlszusammenbruch erlitten. Aber sie hatte die Kette ihres Bruders verloren. Die Kette war für sie wertvoller als ihr eigenes Leben. Sie würde dafür sogar Leute opfern. Warum war ihr Bruder jetzt nicht bei ihr? Er war der einzigste, der für sie da war und ihre Freunde natürlich: Kaede, Jack und Mary Kate. Was die drei wohl ohne sie machten? Sie wünschte sie konnte bei ihnen sein. Sie gingen nun schon seit Stunden und sie sah, dass Hiead langsam müde wurde, aber das schlimmste war, dass sie selbst müde wurde. Sie, die nie schlief, wurde müde. Die Kräfte des Spieles begannen aus ihr ein normalen Menschen zu machen. Und das würde ihr Todesurteil werden. „Hiead können wir rasten. Ich bin müde!“ Hiead drehte sich zu ihr um und nickte. Sie fanden einen Felsgruppe hinter die sich legen konnte und Lucy Ann schlief auf der Stelle ein. Am nächsten Morgen erwachte sie und fand sich alleine vor. Okay Hiead war weg, aber alleine war sie nicht. Um sie herum standen gut ein duzend Männer mit Waffen. „Ups!“, war alles was sie zu ihrer eher schlechten Situation sagen konnte. Hiead hatte aus guten Gründe Lucy Ann zurückgelassen. Er wollte seine Ruhe. Er würde das schon allein schaffen. Das er sie zurückgelassen hatte, kümmerte ihn wenig. Er wusste gar nicht was er an diesem Mädchen so toll fand. Verlieben wollte er sich nicht in sie. Er sollte bloss aufhören an sie zu denken, dass machte es nur schlimmer. Er kam bei einer Verzweigung an. Er wählte rechts und ging den Weg weiter. Es war eine Sackgasse. Also drehte er um und wählte den linken Weg. Nach ein paar Minuten kam er an eine Hängebrücke. Er war gerade am anderen Ende angelangt, als er hinter sich Schritte. Er drehte sich um und sah wie erwartet Lucy Ann, aber diese schoss fast an ihm vorbei und hielt sich gerade noch an seinem Arm fest sonst wäre sie dem Abgrund runtergefallen. „Was…“, will er gerade ansetzen, als er noch mehr Schritte hört. Sie lächelte schief und holte von wer weiß wo ein Dolch hervor und begann damit die Seile der Brücke zu kappen. „Was soll das?“, fragte er. „Erklär ich dir gleich.“ Und da tauchten die Männer schon auf der anderen Seite auf. Der vorderste war fein gekleidet und sah aus wie ein Prinz. „Seht! Sie hat ein Begleiter!“ Dann bemerkte er Lucy Anns Vorhaben. Er warf ein Dolch nach ihr, doch er verfehlte sie. Lucy Ann hatte es endgültig geschafft und die Brücke fiel in den Abgrund. „Wir kriegen dich noch du Miststück! Glaub mir!“ Damit verschwanden die Männer und Lucy Ann blickte Hiead triumphierend an. „Was sollte das?“, fragte er sie gereizt. „Wer hat mich den alleingelassen?!“ Sie funkelte ihn wütend an. „Ich will mit einer Heulsuse nichts zu tun haben!!“ Er merkte, dass seine Worte sie getroffen hatten. Sie rang um die Fassung und suchte nach Worten, die sie ihm ins Gesicht schleudern konnte. „Ich hab nur einmal geweint! Du hast mich ja nicht meine Kette suchen lassen!“ „Vergiss diese dumme Kette endlich!“ „Das ist die Kette, die ich von meinem Bruder hab!“ „Na und?! Dein Bruder und deine Kette können mir doch egal sein!“ Auf die Ohrfeige die nach seinen Worten kam, war er nicht vorbereitet. Sie schlug in mit voller Wucht und er ging einen Schritt zurück. Erst jetzt sah er, dass sie weinte. Er hatte ihr wehgetan. Sie sah ihn noch einmal an und rannte dann weg. Erst dachte er sollte sie doch laufen, doch dann wurde ihm klar, dass er Schuld an ihren Tränen gewesen war und das bereits zum zweiten Mal. Er hatte sie schon zum zweiten Mal zum Weinen gebracht. Dabei wollte er nicht, dass sie weinte. Er war so ein Idiot. Als er das begriff lief er ihr hinterher und begann sie zu suchen. Er weiß nicht mehr wie lange es dauerte als er endlich auf sie stieß. Ein Tag? Zwei Tage? Drei Tage? Eine ganze Woche? Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Er sah sie hinter diesen Gitterstäben sitzen und sah wie sie den Kopf hängen ließ. Hiead hatte keine Ahnung warum sie im Gefängnis saß, aber er konnte sich schon denken, dass ihre Verfolger etwas damit zu tun hatten. Er sah keine Wachen und schlich sich leise an ihre Zelle heran. Es stinkt im Gang nach Abfall. Endlich erreichte er ihre Zelle. „Lucy Ann?“, flüsterte so leise wie möglich in der Hoffnung, dass sie ihn trotzdem hören würde. Sie hob den Kopf und blickte zu ihm. Er konnte ihr Gesicht im Dunkeln nicht sehr gut sehen und konnte daher ihre Gesichtszüge erahnen. Sie schien immer noch sauer auf ihn zu sein. „Es tut mir Leid.“ Sie stand immer noch nicht auf. „Es tut mir leid!“ Diesmal sagte er es etwas lauter. Keine Bewegung. „Ich wollt dich nicht verletzten. Komm ich helfe dir hier raus.“ Immer noch nichts und dann hörte er Schritte. „Hau ab!“, flüsterte Lucy Ann und er folgte ihrem Rat auch. Schnell war er verschwunden und beobachtete von einem sicheren Platz aus die weiteren Geschehnisse. Es kamen dieselben Männer wie bei der Brücke. Sie öffneten die Zelle und schleppten Lucy Ann mit. Sie ging einen langen gewunden Gang entlang. Lucy Ann war in ihrer Mitte. Hiead schlich ihnen ganz langsam hinterher. Dann kamen sie in einer großen Höhle, wo eine ganze Menschenmassen ihnen applaudierte. Als Hiead sehen konnte, was in der Mitte der Höhle aufgebaut war, stockte es ihm den Atem. Da war ein Scheiterhaufen und das hieß Lucy Ann sollte als Hexe verbrannt werden. Er schummelte sich unter die Massen und überlegte, wie er sie retten konnte. Dann kam ihm die rettende Idee. Er hoffte, dass sein Plan funktionieren würde. Lucy Ann spürte es kaum, als sie an den Pfahl gefesselt wurde. Ihr Körper kannte das Wort Schmerzen nicht. Ihre Augen wanderte ohne wirkliches Interesse über das Publikum. Dann entdeckte sie Hiead und riss erschrocken die Augen auf. Was hatte er nur vor? Ihre Gedanken waren wieder klar. Sie wusste es war zwecklos nach seinen Gedanken zu suchen. Gedankenlesen gehörte zu ihren angeborenen Fähigkeiten, also war diese bereits verschwunden. Aber wie konnte sie ihm dann helfen? Der Mann in den königlichen Gewänder kam auf sie zu und setze den Scheiterhaufen in Brand. Sein höhnisches Lachen nahm sie nicht wirklich war, denn alle ihre Gedanken waren darauf gerichtet Hiead helfen zu können. Das Feuer tobten bereits um sie herum, als Hiead begann sein plan zu verwirklichen. Er war auf eine Felsenkante geklettert, die sich über dem Scheiterhaufen befand. Er musste nur auf den Scheiterhaufen springen und ihre Fesseln durchschneiden, dann musste er so schnell wie möglich laufen, um sich selbst und Lucy Ann retten zu können. Das würde bestimmt schief gehen, aber es tat ihm immer noch leid, dass er sie zum Weinen gebracht hatte. Er wollte sich mit dieser Aktion wirklich bei ihr entschuldigen. Aber dennoch zögerte er, als er springen musste. Noch nie war er bereit gewesen für jemanden sein Leben zu opfern. Liebte er sie vielleicht doch? Wütend schüttelte er den Kopf und sprang. Einen Moment lang dachte er daran, dass er jetzt gern dieselbe Fähigkeit wie Lucy Ann besäßen hätte: Keinen schmerz zu spüren. Genau dasselbe schoss im selben Augenblick Lucy Ann durch den Kopf. Sie dachte nur: „Ihr Götter leiht ihm meine Fähigkeiten und ich nehm dafür auch die Menschlichkeit für kurze Zeit in Kauf.“ Dann sackte sie bewusstlos zusammen. Als sie wieder zu sich kam, sah sie in Hieads Gesicht. Sie lag auf dem Boden einer engen kleinen Höhle. Es war wahnsinnig kalt. „Was ist passiert?“, fragte sie leise. Er hatte ihr ein nasses Tuch auf dem Kopf gelegt und schwieg. „Was ist geschehen?“, fragte sie ein weiteres Mal. „Du bist ohnmächtig geworden und ich hab dich gerettet.“ Er zuckte mit den Achseln, als wüsste er nicht worauf sie hinauswollte. „Wie hast du mich gerettet?“ Sie betonte das „Wie“ nachdrücklich. Er blickte sie einen Moment ratlos an bevor er anfing zu erzählen. „Ich bin von einem Felsenvorsprung runter auf den Scheiterhaufen gesprungen. Ich hab das ganze wie durch ein Wunder überlebt. Ich hab nichts von den Flammen gespürt. Naja egal ich hab auf jeden Fall dich da runtergeholt und hab dich huckepack genommen. Sag mal wieviel wiegst du eigentlich?“ Er blickte sie neugierig an. „Müssten 20 Kilogramm sein.“ „Nur 20?!“ Lucy Ann musste über Hieads Gesicht lachen. Ihr war bewusst, dass er nicht wissen konnte, das sie nie etwas zu sich nahm. Nichts zu essen und auch nichts zu trinken. So war ihr Gewicht kein Wunder. Stolz hob sie den Kopf. Sie war eine Shirakawa und darauf war sie mehr als stolz. Und das nicht weil die Shirakawa königlichen Geblütes waren. Nein, ihr Clan, ihre Familie hatte viel getan. Seit 70 Milliarden Jahren existierten diese Familie nun und keiner hatte sie auslöschen können. Ihr Volk war genauso alt, doch das hatte sich sehr verändert. Einst war das Volk der Elfen mächtig gewesen. Bis der Streit zwischen Tohan und Shirakawa entbrannte. Wäre das damals nicht geschehen, würde sie noch heute unter dem Namen der Sunnivah vereinigt leben. Sie riss sich aus ihren Gedanken und blickte wieder zu Hiead. „Erzähl weiter!“ „Warum willst du das eigentlich unbedingt wissen?“ Er blickte nicht zu ihr, sondern sah die Wand an. Sie rückte ein Stück näher an ihn heran. „Erzähl es mir!“ Er verjagte sich als sie ihm so nah auf die Pelle rückte. Um nicht rot zu werden, starrte er weiter die Wand und sprach zu der. „Ich hab es irgendwie da rausgeschafft. Frag mich nicht wie. Ich war schneller als sonst. Dann hab ich diese Höhle hier entdeckt.“ Er deutet überflüssigerweise auf den Höhlenraum in dem sie saßen. Es herrschte einen Augenblick lang schweigen bis Lucy Ann wieder etwas sagte. „Sag mal, kann es sein, dass dein Nachname gar nicht Gner ist?“ Hiead traf es wie ein Blitz. Er mochte es nicht, wenn man in seiner Vergangenheit rumstöberte. „Warum willst du das wissen?“, fauchte er sie an. Sie schwieg einen Moment und schien zu überlegen. „Hast du schon mal etwas von einem Mann namens Oromet gehört? Oromet Shirakawa oder auch bekannt als Oromet Harashi?“ Er schüttelte den Kopf. Der plötzliche Themenwechsel kam ihm nur recht. „Sollte ich ihn denn kennen?“ Sie sah Hiead an. „Seit ich dich zum ersten mal gesehen habe, musste ich immer wieder daran denken, wie ähnlich du Oromet siehst. Deswegen dachte, dass du vielleicht ein Nachfahre von ihm wärst. Ich dachte, dass du einer aus dem Harashi Clan wärst. Ich dachte…“ Ihre Stimme versagte. Er musterte sie und sah, dass ihre Augen sich schon wieder mit den Tränen füllten. „Was dachtest du?“ Hiead wollte wissen, was sie dachte bevor sie wieder in Tränen ausbrach. „Ich dachte wenn du der verschollene Sohn des Harashi Clans wärst, dann wärst du auch mein Verlobter.“ Jetzt war es raus. Ihr Verlobter? Sie starrte auf den Boden und wagte es nicht den Blick zu heben. Wagte es nicht ihm in die Augen zu starren. Leise flüsterte sie: „Du siehst genauso aus wie Ayumi. Ich dachte, dass du ihr Zwillingsbruder bist….“ „Wer ist Ayumi?“, fragte er. Das alles ergab für ihn einfach keinen Sinn. Außerdem weinte Lucy Ann schon wieder und er hatte das starke Gefühl, dass er wieder Schuld dran war. „Ich bin mit Ayumi zusammen aufgewachsen. Sie ist für mich wie meine kleine Schwester und das obwohl sie ein paar Tage älter ist als ich. Sie hat am 3.November Geburtstag genauso wie du. Ihre Eltern haben sie damals zurückgelassen, als sie flohen. Ihren Sohn gaben sie einer Familie, die kurz darauf starb. Der Name der Familie ist zwar nicht bekannt, aber es passte genau auf dich! Du bist, nein du musst Hiead Harashi sein!“ Sie blickte ihm bei ihren letzten Worten wieder in die Augen. Die Worte blieben in der Luft hängen. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein bis Hiead endlich den Mund aufmachte. „Wieso bist du dir da so sicher? Ich hab keine Schwester! Ich versteh gar nichts mehr!“ „Als du mich gerettet hast, hast du dir da zufälligerweise gewünscht meine Fähigkeiten zu haben?“ „Ja, aber was hat das da mit zu tun?“ „Ich hab genau dasselbe gedacht. Ich wollte dir meine Fähigkeiten leihen und wie ein Wunder scheint das ja auch geklappt zu haben. Und weißt du warum? Weil du einer aus dem Harashi Clan bist! Nur eine Shirakawa und ein Harashi können dem anderen ihre Energie leihen! Nur eine Shirakawa und ein Harashi können durch…“ Sie sprach ihren Satz nicht zuende, sondern blickte Hiead an, der sie fassungslos anstarrte. Ihm wurde klar, dass sie recht hatte. Mit jedem ihrer Worte hatte sie recht. Er war adoptiert worden, das hatte er schon immer geahnt. Außerdem hatte er immer wieder Erinnerung an ein Mädchen gehabt, das aussah wie er selbst. Sie lächelte ihn an. „Am besten schlafen wir beide jetzt erst mal. Morgen können wir ja weiterreden.“ Sie legte sich hin und rollte sich wie eine Katze zusammen. Er legte sich neben sie, drehte sich aber mit dem Rücken zu ihr. Er wäre weggerückt, wenn die Höhle nicht so eng wäre. Aber er konnte nicht weiter wegrücken. Er spürte sie ganz dicht neben sich. Kein Mädchen war ihm so nah gewesen bis jetzt. Er musste an den Ball denken. Das Gefühl, was tief in ihm gelebt hatte, als er mit ihr getanzt hatte. Dann musste er unwillkürlich auch an Seki denken und wie der Ball sein Ende gefunden hatte. „Lucy Ann?“, fragte er in die Stille. Er hörte wie sie sich zu ihm umdrehte. Er drehte sich ebenfalls zu ihr um und sah im Dunkeln ihre grünen Augen glitzern. „Was ist?“, fragte sie. „Du bist doch mit Seki verlobt, wie kannst du da noch mit einem anderen verlobt sein?“ Er hörte sie leise auflachen. „Unsere Verlobung wurde vor unserer Geburt bestimmt. Das heißt ich bin dir versprochen. Seki hat mich nur durch eine Wette an eine Heirat mit ihm gebunden.“ „Wie jetzt?“ „Wir haben damals gegeneinander gekämpft. Ich war zu sehr von mir überzeugt und ließ mich auf eine Wette mit ihm ein. Verlier ich, musste ich seine Frau werden, aber das auch nur, wenn mein wahrer Verlobter vorher nicht auftaucht. Ich habe verloren, aber jetzt hab ich dich wiedergefunden und muss Seki nicht mehr heiraten.“ Auf einmal begriff Hiead. „Heißt das, dass wir heiraten werden?“ „Ja. Das heißt es.“ Er schluckte. Wenn er wirklich der verlorene Sohn der Harashi war – was er inzwischen selbst auch glaubte- lag gerade direkt neben ihm seine zukünftige Frau. „Ist es dir eigentlich völlig egal, dass du irgendjemand heiratest den deine Eltern ausgesucht haben?“ Er spürte ihren Atem direkt neben ihm. Es war unheimlich wie dicht sie nebeneinander lagen. Er sah wie sie ihren Kopf zu ihm rüber streckte und merkte, dass sein Herz wie wild klopfte. „ich glaube meine Eltern haben eine gute Wahl getroffen.“ Ihr Gesicht war jetzt direkt vor ihm und er blickte direkt in ihre grünen Augen. Ihre Gesichter trennten nur noch wenige Millimeter voneinander und diesmal spürte er ihren Atem direkt auf seinem Gesicht. Und indem Moment wurde ihm klar, dass er sie liebte. Er hatte sich in Lucy Ann verliebt. Kapitel 9: Flashback Part One- The nights where I can´t sleep ------------------------------------------------------------- (Rückblick Teil Eins- Die Nächte in denen ich nicht schlafen kann) Ich wachte auf. Ich war zuhause in meinem Zimmer. Ich hörte meine Brüder, die gerade aufstanden. Das Fluchen und Murren von Andreas. Ein Seufzer von Oliver. Das Gebrüll von Tom. Das Lachen Marcs. Die Schritte meines Vaters Pascal. Das Tischdecken meiner Mutter Elizabeth. Das „Klonk“ vom Holzbein meines Großvaters Jackos und das Gähnen meines Bruders Kai. Alle waren schon wach. Nur ich lag noch im Bett. Ich sprang auf und zog mich schnell an, denn ich hasste es letzte zu sein. Ich lief in die Küche, wo alle saßen. Ich lachte und setze mich auf meinen Platz. Vater strich mir zärtlich durchs Haar. „Unser Prinzessinchen ist ja auch schon wach!“ Tom tat als wäre er ganz erschrocken. „Du sollst mich nicht immer ärgern!“ Ich war vielleicht die Jüngste aber ich konnte auch schon austeilen. Dann wechselte die Szene auf einmal. Ich lief hinter Vater hinterher der wegreiten wollte. „Papa, nimm mich mit. Ich will mit zu den Schiffen!“ „Das nächste Mal mein Schatz. Das nächste Mal.“ „Versprochen?“ „Ja ich verspreche es dir.“ Ich lief zurück zu Mutter, die im Garten arbeitete. Die Szene wechselte noch einmal. Mein Vater kam mit seinem Hengst zurückgaloppiert. „Elizabeth nimm die Kinder und flieh.“ Meine Mutter zog mich und Kai mit sich, weil wir die Jüngsten waren. Das ohrenbetäubende Trommeln, das immer näher kam. Sie kamen. Sie kamen, aber warum kamen sie? Dann war alles um mich herum schwarz. Schweißgebadet wachte ich auf. Ich weiß nicht mehr, ob es die Nacht war, in der ich mir schwor nie wieder zu schlafen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Nacht für Nacht quälte mich dieser Albtraum. „Alles okay, Lucy Ann?“, fragte Benjamin, der neben mir lag. Ich erwiderte nichts und stand nur auf. Ich verließ die Hütte und ging über die Straßen der leeren Stadt. Es war jetzt vier Monate her. Meine Familie war seit vier Monaten tot. Ermordet von einer Armee aus tausend schwarzen Männern. Ich hatte überlebt, doch zu welchem Preis? Als ich aufwachte, waren alle um mich herum tot. Ich war gerade erst drei Jahre alt. Ich erinnere mich genau an das ganze Blut und meine Tränen. Ich weinte und konnte nicht aufhören. Darkness, mein geliebter Kater und Asfaloth, mein geliebter weißer Hengst hatten mit mir überlebt. Unser Hof war voller Blut und ohne Leben. Ich wanderte durch das Haus, welches nun leer war. Ich konnte kaum glauben, dass es erst ein paar Stunden her war, dass ich mit meiner Familie gefrühstückt hatte. Drei Monate blieb ich ohne etwas zu essen und ohne etwas zu trinken in der Hütte und betrauerte die Toten. Erst als Thomas, unser Hirte, der auch alles überlebt hatte mich fand, löste ich mich vom Hof. Er brachte mich mit meinen Verletzungen nach Tokar, eine Stadt, die ganz in unserer Nähe lag. Auch hier hatte diese Armee gewütet. Benjamin Shirakawa nahm mich bei sich auf und adoptierte mich. Ich blieb bei ihm, weil ich nicht zurück mit Thomas wollte. Ich wollte nicht dorthin zurück, wo keiner mehr war. Jede Nacht träumte ich von den Geschehnissen. Am Ende lief ich durch die Straßen Tokars weil ich nicht mehr schlafen konnte. Ich fürchteten mich davor zu schlafen. Irgendwann beschloss ich nie wieder zu schlafen. Ich war eine Shirakawa. Mir unterlag nicht nur das Element Luft. Nein, ich war die Luft. Ich war wie der Wind ohne Rast und ohne Ruhe. Ich würde nicht mehr schlafen. Ich würde nichts mehr essen. Ich würde nichts mehr trinken. Ich würde ganz der Wind werden. Es gab noch mehr Gründe warum ich nachts nicht mehr schlafen wollte, weil es noch viel mehr Alpträume in meinem Schlaf gab. Es geschah zwei Monate später. Seitdem ich bei Benjamin lebte, war ich nie gehorsam gewesen. Ich hatte mich mehr wie ein Tier verhalten und kein Kind wollte mehr mit mir spielen. Ich stahl den Leuten blitzschnell das Geld aus den Taschen und baute überhaupt nur Mist. Benjamin entschied sich mich in die nächstgrößere Stadt mitzunehmen, um mit einem Freund von ihm zu reden, der ein Mittel gegen meine Ungehorsamkeit wusste. Ich kam mit auch wenn nicht unbedingt aus freiem Willen. Benjamin steckte mich in ein Fass und holte mich erst wieder raus, als wir fast da waren. Ich wollte erst zu seinem Freund mitkommen, wenn ich mir davor die Stadt angucken durfte. Er erlaubte es mir und so ging ich los. Es gab eine sehr lange Einkaufsstraße an denen Duzende von Waren zum Verkauf angeboten wurde. Für eine Diebin wie mich eine Art Paradies. Ich erleichterte viele Leute um ihre Geldbeutel. Auch von den Marktständen ließ ich einige Dinge mitgehen. Dann war ich fast am Ende der 2 Kilometer Straße angekommen. Ich weiß nicht mehr welches Geräusch ich zuerst war nahm den Knall oder das Schreien der Menschen. Jemand jagte die komplette Straße in die Luft. Es starben über 200 Menschen mit einem Schlag. Tausende wurden verletzt. Ich sah diese Menschen sterben. Mich riss die Wucht der Explosion mit, aber ich spürte keinen Schmerz. Ich wusste gar nicht was Schmerzen sind. Ich hab nie welche gespürt. Es ist höchstens ein Kitzeln was ich spüre wenn ich mich verletzte. Ich fühle es nicht. Auch an diesem Tag fühlte ich nichts. Mir taten meine ganzen Prellungen, Schnittwunden und Platzwunden nicht weh. Ich sah nur diese Menschen, die schreiend starben. Ihre Geldbeutel, die ich ihnen geklaut hatte, würden sie nicht mehr brauchen. Dann tauchten diese zwei Männer ganz in Schwarz auf. „Hier ist also der Spross des Shirakawa- Clans.“ „Wollen wir sie töten?“ „Nein für heute hat sie ihre Lektion gelernt. Hörst du kleine Lucy Ann? Das werden wir jetzt immer wieder machen, solange bis du stark genug bist gegen uns zu kämpfen und diese Menschen zu beschützen. Also mach dich bereit für einen Kampf. Werde stark, denn das nächste Mal werde wir kein Mitleid mit dir haben.“ Die Worte, die Stimme, die Schreie, alles brannte sich in meinen Kopf ein. Und so kamen zu dem Alptraum noch ein Alptraum. Ich tat kaum noch ein Auge zu. Wagte es nicht einmal meine Augen für ein Moment zu schließen. Ich wurde immer wilder und hielt mich an keine Regel mehr, denn die Angst in mir saß zu tief. Ich wollte mich mit niemanden anfreunden aus Angst, dass dieser Mensch sterben musste. Ich verbrachte soviel Zeit wie möglich außerhalb der Stadt und trainierte. Ich wollte stark werden. Die restliche Zeit half ich Benjamin in seinem Waisenhaus, das er nach dem Wiederaufbau der Stadt aufgemacht hatte. Alle Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, lebten nun hier. Ich teilte dasselbe Los wie sie. Sie waren genauso einsam wie ich. Vorallem um die jüngeren Kinder kümmerte ich mich. So verging die Zeit. Der nächste Alptraum entstand, als ich vier Jahre alt war. Ich stromerte wie immer nachts durch die Gassen. Ich hatte seit einem Jahr nicht mehr geschlafen und hatte mich inzwischen daran gewöhnt. Ich war tief in meine Gedanken versunken. Plötzlich riss mich etwas um und ich lag auf dem Boden. Mir wurde mein Kleid entzwei gerissen. Erst jetzt sah ich die zwei Jungen, die sich über mir beugte. Ich hatte furchtbare Angst. Es ging alles wahnsinnig schnell. Beide vergewaltigten mich und verschwanden dann wieder. Ich weinte nicht. Ich zitterte nur am ganzen Leib. Ich lief zurück nach Hause und zog mich um. Ich nahm mir eins der Küchenmesser. Mein Hass ließ mich wahnsinnig werden. Wie konnten diese zwei es nur wagen mich anzufassen? Mir meine Unschuld zu rauben? Ich lief und fand sie nur nach kurzer Zeit. Sie lachten und das machte mich noch wahnsinniger. Wieder ging alles schnell. Meine Erinnerung setze in dem Augenblick wieder ein, als bereits beide tot waren. Ich stand über ihren Leichen und lächelte. Sie zu töten hatte mich stärker gemacht. Danach tötete ich immer wieder. Es war nicht so, dass ich dadurch spürte das ich lebte. Nein, ich tötete nur um mich zu wehren, denn die Angriffe der Männer in Schwarz wurde immer häufiger. Ich war ihre Gejagte. Ihr Opfer. Aber ich konnte mich wehren. Ich wurde zwar immer wieder verletzt, aber töten konnte mich keiner. Ich brachte keinen Menschen in Gefahr, weil ich dafür sorgte, dass alle Angriffe gegen mich außerhalb der Stadt geschahen. Die Männer in Schwarz hielten sich auch daran. Sie griffen mich nie an, wenn ich in Tokar war. Ich wurde von Tag zu Tag immer stärker und ich war so überzeugt von mir selbst, dass ich mir zuviel zutraute. Die Strafe dafür kam in Form eines blauhaarigen Jungen. Ich war fünf als ich Seki kennenlernte. Ich war mit Asfaloth in die Wüste geritten, da kam mir ein schwarzes Pferd entgegen. Auf ihm saß ein blauhaariger Junge. Er trug sein langes Haar zum Zopf gebunden. Von dem ersten Augenblick an war mir dieser Junge verhasst. Ich hielt meinen weißen Hengst an und auch er hielt seinen Rappen an. Er musterte mich und pfiff dann. „Du bist hübsch! Wie ist dein Name?“ Er war vielleicht etwas älter ich. Ich hatte seit der Vergewaltigung eine Abneigung gegen Männer entwickelt. Benjamin war der einzigste, den ich akzeptierte. „Ich bin Lucy Ann. Nun verrat mir deinen Namen!“ „Seki Tohan! Willst du mich heiraten?“ Ich funkelten ihn wütend an. „Warum sollte ich dich heiraten wollen? Außerdem bist du doch viel zu jung, um zu heiraten!“ Ich wusste damals noch nichts davon, dass ich bereits verlobt war. „Ich bin 7 Jahre alt und ich weiß was ich will. Und zwar dich zur Frau zu nehmen, sobald du alt genug bist.“ „N-I-E-M-A-L-S!“ Er zog sein Schwert. „Dann kämpf gegen mich.“ Ich war überzeugt davon, dass ich siegen würde. „Okay. Wenn ich gewinne, verschwindest du von hier!“ „Und wenn du verlierst dann wirst du meine Braut.“ „Einverstanden, aber nur unter einer Bedingung. Sollte es einen Mann geben, den ich mehr liebe als mein Leben, musst du mich gehen lassen.“ „Okay.“ Wir begannen unseren Kampf. Ich griff als erste an. Ich warf mehrere Dolche nach ihm, aber er verschwand und tauchte hinter mir auf. Ich kämpfte mit meinem Degen gegen ihn. Schon nach kurzer Zeit spürte ich das er stärker war als ich. Viel stärker. Ich konnte es kaum glauben, denn selbst die schwarzen Männer hatte nie solch eine Kraft besetzt. Er war viel jünger als sie aber um einiges stärker. Plötzlich dämmerte es mir. Der Nachname Tohan kam mir so bekannt vor. Das war ja auch kein Wunder: Mein Großvater hatte mir so viele Geschichten über die Kriege zwischen Licht und Dunkelheit erzählt. Die Shirakawa waren die Anführer des Lichts und die Tohan die Anführer der Dunkelheit. Es war Lady Tohan gewesen die den Befehl erteilt hatte den Waffenstillstand zu brechen und meine Familie zu töten. Seki musste ein Verwandter von Lady Tohan sein. Dieser Gedanke machte mich zornig. Mein Zorn ließ mich unvorsichtig werden. Seki konnte mich leicht besiegen. Ich verlor. Es war meine erste und schlimmste Niederlage. Danach verlor ich nie wieder ein Kampf. Es konnte höchstens sein, dass ich mich auf Grund gewisser Umstände zurückzog, aber sonst gewann ich jeden Kampf. Seki verschwand und es dauerte Jahre bis ich ihn wieder traf. Durch meine Niederlage lernte ich viel. Ich war nie wieder hochmütig. Kapitel 10: Flashback Part Two-Friends who are more important for me than my own life -------------------------------------------------------------------------------------- (Rückblick Teil 2- Freunde die für mich wichtiger sind als mein eigenes Leben) Es gibt Freundschaften, die ein Leben lang halten. Ich will euch nun über genau einer dieser Freundschaften etwas erzählen: Tokar war ohne das es einer wusste ein sehr zentraler Punkt. Deswegen geschah hier eine Begegnung, die nicht vorher gesehen war. Der erste, der an diesem Tag in der Stadt eintraf, war Jack Mizuumi. Für einen Sechsjährigen war er ganz schön vorlaut und vorallem war er allein unterwegs. Er sollte hier in Tokar über ernste Dinge nachdenken, doch das Wort „Ernst“ gehört nicht zu seinem Wortschatz. Seine Eltern ertrugen seine ganzen Witze, Streiche und sonstiges nicht mehr und schickten ihn wortwörtlich in die Wüste. Der blonde Junge brach gleich am ersten Tag auf um die Stadt zu erkunden. Zur selben Zeit traf Kaede Maruyama in Tokar ein. Sie war eine temperamentvolle Sechsjährige und sollte ähnlich wie Jack in Tokar zur Ruhe und Besinnung kommen, damit - wie ihre Eltern es ausdrückten- wenigstens ein einziger Mann sie noch zur Frau nehmen wollte. Sie dachte erst gar nicht ans Heiraten. Ihr war es egal ob sie nun die älteste Tochter des Hauses war oder nicht. Heiraten würde sie nie. Das passte der Rothaarigen überhaupt nicht. Auch sie beschloss die Stadt zu erkunden. Die dritte war ebenfalls sechs Jahre alt, aber aus vollkommen anderen Gründen in Tokar. Vielleicht war sie sogar die einzigste, die zu dem Zeitpunkt schon wusste, was ihre Bestimmung war. Ihr Name war Mary Kate Otori. Sie war still und ernst. Sie ging nicht die Stadt erkunden. Sie ging als einzigste sofort zur Stadtmitte. Ich habe sie nie gefragt, ob sie gewusst hatte, was sie dort erwartete. Ich selber war unterwegs um für das Waisenhaus meines Großvaters einkaufen zu gehen. Ich war damals fünf Jahre alt. Mein Name war Lucy Ann Shirakawa. Ich sollte als letztes bei dem Brunnen in der Stadtmitte eintreffen. Jack saß auf der nördlichen Seite des Brunnens. Er entdeckte Mary Kate als erstes, die auf der westlichen Seite saß. Kaede kam zu diesem Zeitpunkt aus der südlichen Richtung und ließ sich dort auf den Brunnen nieder. Wenn Kaede als erstes sah, weiß ich nicht. Ich stolperte aus östlicher Richtung beladen mit Einkaufstüten zum Brunnen. Doch bevor ich den Brunnen erreichte, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte. Obwohl an diesem Tag damals sehr viele Leute beim Brunnen waren, sprangen nur Kaede, Jack und Mary Kate auf um mir zu helfen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es reiner Zufall war. Unser Treffen war Schicksal gewesen, bloss ahnte wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich weiß nur, dass ich es niemals bereuen werde, dass ich sie damals getroffen hatte. Aus diesem schicksalhaften Treffen sollte eine Freundschaft für immer werden. ~Drei Monate später~ „Jack wo sind die Streichhölzer?“ Kaede durchwühlte die Taschen ohne fündig zu werden. Jack, der am Rand der Klippe saß und in den dämmernden Himmel starrte, zuckte nur mit den Schultern. „JACK!!“ Kaede brüllte nun. „Wo sind die Streichhölzer?!” Die Rothaarige sah aus als würde sie jeden Moment explodieren. Der blonde Junge verdrehte nur seine blauen Augen und stand gemächlich auf. „Ich hab keine Ahnung.“ Er ging zu ihr und blickte in dasselbe Blau in dem auch seine Augen schimmerten. Er fragte sich wie es sein konnte, dass dieses Mädchen das e erst drei Monate kannte dieselben blauen Augen haben konnte wie er. Das grenzte an ein Wunder. Kein Augenpaar ähnelte einem anderen. Wie konnte es also sein, dass ihre beiden Augenpaare identisch waren? Kaedes Augen funkelten wütend. „Du hattest sie doch zuletzt. Also sag mir endlich wo sie sind!“ „Ich sagte doch, dass ich keine Ahnung hab. Also lass mich damit in Ruhe!“ „Streitet ihr schon wieder?“ Mary Kate kam aus dem Gebüsch. Kaede und Jack drehten sich um. Zwei identische blaue Augenpaare trafen auf ein weiteres identisches blaues Augenpaar. Es war ein Wunder. Es war eigentlich unmöglich. Drei komplett identische blauen Augenpaare gab es nirgendwo in der Welt. Nur sie drei waren eine Ausnahmen. „Wir streiten doch nicht. Ich suche nur nach den Streichhölzern!“ Kaede blickte Mary Kate nahezu kampfeslustig. Ihr Temperament zu zügeln fiel der Rothaarigen deutlich schwer. „Hast du sie etwa versteckt?“ Mary Kate schwieg auf Kaedes Frage hin. Sie hatte keine Lust auf Kaedes Streitlustigkeit einzugehen. „Also warst du es!“ Kaede lachte siegessicher. „Zieh aus einem Schweigen doch nicht immer gleich die falschen Schlüsse!!“, meckerte Jack. „Das sagte gerade der Richtige!! Du hast die Streichhölzer doch verloren!“ „Wer sagt, dass sie weg sind? Du hast nur nicht gründlich gesucht!“ „Hab ich sehr wohl!“ „Streitet euch doch nicht immer!“ Mary Kate versuchte die Streithähne zu beruhigen. Doch das gelang ihr nicht. Stattdessen wurde sie in den Streit miteinbezogen. Bald schrie selbst das ruhige braunhaarige Mädchen um überhaupt noch zu Wort zu kommen. Erst durch den immer lauterwerdenden Streit tauchte die vierte im Bunde auf. Sie fiel als einzigste aus der Rolle, da ihre Augen hellgrün waren und genau diese Augen beobachteten schon eine zeitlang den Streit unter der Tanne, auf der Lucy Ann es sich gemütlich gemacht hatte. Obwohl sie mit den drei schon seit drei Monaten durch die Welt reisten, hatte sie sich immer noch nicht wirklich in die Gruppe eingegliedert. Es war Angst, die sie beherrschte. Angst um ihre neue Freunde. Würde die schwarzen Männer das Gebot missachten und ihre Freunde angreifen um ihr damit Schaden zu zufügen? Nach wie vor gelang es der Schwarzhaarigen nicht Spaß zu haben, doch da sie vergessen hatte, was dieses Wort war, vermisste sie es nicht. Den Streit, der unter ihr statt fand, hielt sie für kindisch und unwichtig. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl mitmachen zu müssen. Also sprang sie vom Baum und stand direkt in der Mitte zwischen den drei. „Kann man euch nicht mal ne halbe Stunde allein lassen?“ Durch Lucy Anns überraschenden Auftritt, vergass Kaede was sie Jack gerade an den Kopf werfen wollte und auch die anderen beiden waren still. „Na geht doch!“ Lucy Ann zog aus ihrer Hosentasche die Streichhölzerpackung hervor. „Ihr hättet mich einfach fragen können, statt sofort zu streiten!“ Kaede fand endlich ihre Sprache wieder. „Wenn du sie hast, dann sag das doch!“ So leicht ließ die Rothaarige nicht locker. „Wieso? Hab ich doch gerade gesagt.“ Lucy Ann hockte sich hin und zündete eins der Streichhölzern an. Dann setzte sie damit den kleinen Holzstapel in Brand. Kaede hatte ein weiteres Mal ihre Sprache verloren. Lucy Ann legte einige größere Holzstücke auf das Feuer drauf. Mary Kate sah hoch. „Es ist ja schon dunkel.“ Über den Streit hatte keiner gemerkt, dass die Nacht eingezogen war. Augenblicklich bemerkte Kaede wie kalt es geworden war. Erst jetzt nahm sie die Kälte wahr. Sie zog ihre Jacke an. Sie war diese Kälte überhaupt nicht gewöhnt. Lucy Ann dagegen schien die Kälte nichts auszumachen. Sie war in der Wüste aufgewachsen und dort waren die Nächte bitterkalt. Auch Jack und Mary Kate froren und rückten näher an das Feuer. Lucy Ann stand am Klippenrand und blickte auf den Wald unter ihr. Es war das erste Mal in ihrem Leben das sie in einem so großen Wald war. Überall sah sie Bäume aller Art. Sie kannte diese Art Landschaft gar nicht. In der Wüste gab es nur vereinzelte Bäume und die waren oftmals dürr und kahl. So eine reiche grüne Pracht hatte sie noch nie gesehen. Verzückt schaute sie nun in den Himmel und sah die ersten Sterne aufgehen. Bald würden die anderen schlafen und sie würde allein sein. Sie hatte den anderen verschwiegen, dass sie nicht schlief, daher legte sie sich zu ihnen und tat als würde sie schlafen. Kaum waren die anderen eingeschlafen stand sie wieder auf und verließ die Lichtung. Lucy Anns Weg führte sie durch das Unterholz auf eine andere Lichtung. Über dieser Lichtung stand der Mond strahlend hell. Doch der Mond übertraf nicht die Reinheit des weißen Fells des Wolfes, der dort in völliger Stille verharrte. Erst als Lucy Ann ins Licht trat bewegte er sich. „Nojiko was führt dich her?“ Die Wölfin verzog das Maul zu einem Lächeln. „Glaubst du, dass Midoriko es zulassen dich allein reisen zu lassen. Die Sterne sprechen von schrecklichen Dingen, die bald geschehen werden. Sei also auf der Hut!“ Lucy Ann trat auf die riesige Wölfin zu. „Mir passiert schon nichts, denn du weißt selbst die Sterne kennen mein genaues Schicksal nicht.“ Nojiko stieß sie an. „Willst du etwa wieder hochmütig werden?“ Lucy Ann schossen die Bilder ihrer Niederlage gegen Seki durch den Kopf. „Musstest du mich daran erinnern?“ Ihre grünen Augen funkelten. Auf einmal wirkte Lucy Ann wie ausgewechselt. Der ernste Charakter verschwand und auf einmal lachte sie. „Nojiko es ist so schön dich wiederzusehen.“ Lucy Ann ließ sich ins Gras fallen und auch Nojiko legte sich hin. „Und wie gefallen dir deine neuen Freunde? Du bist so plötzlich aufgebrochen und hast dich auf die Reise gemacht. Das passt gar nicht zu dir.“ Lucy Ann kicherte. „Ich weiß, aber als ich den drei begegnet bin, da hab ich so ein Kribbeln gespürt. Ich hab zum ersten Mal gelacht seit dem Tod meiner Familie. Und sie sind mir gar nicht so unähnlich glaub ich. Ich hab einfach so ein Gefühl...“ Nojiko verzog das Maul wieder zu einem Lächeln. „Es ist schön, dass du Freunde gefunden hast. Vielleicht wird jetzt alles besser…“ Lucy Ann seufzte und blickte in das Licht des Mondes. Der Licht beruhigte sie. Es schien fast als würde alle ihre Sorgen von ihr abfallen. Sie schloss die Augen und ließ den Augenblick auf sich einwirken, doch dann schoss ihr das Bild des roten Mondes am Himmel durch den Kopf und sie riss die Augen erschrocken wieder auf. „Alles okay?“, fragte Nojiko leise. Lucy Ann regte sich nicht. Sie starrte mit bitterem Blick in den Nachthimmel. „Du solltest ihnen von deiner Vergangenheit erzählen.“ Lucy Ann fuhr hoch. „Nie im Leben!“ „Aber es würde dir helfen drüber hinweg zu kommen!“ Lucy Ann sprang endgültig auf. „Ich brauch keine Hilfe! Ich muss mit niemandem reden!“ Nojiko richtete sich auf. Sie sah wie aufgebracht Lucy Ann war. Nojiko erinnerte sich selbst an die Schlacht vor zwei Jahren. Sie hatte den Verlust ihrer Schwester auch noch nicht überwunden. Vielleicht war es einfach noch zu früh für Lucy Ann. Sie würde ihr mehr Zeit geben müssen. „Beruhig dich wieder. Du hast Recht es ist zu früh. Geh du zurück zu deinen Freunden. Wir werden uns bald wiedersehen.“ Und damit verschwand sie in den Wald. Lucy Ann blieb allein zurück und hatte auf einmal ein ungutes Gefühl. Ohne zu wissen wieso hatte Lucy Ann ein schlechtes Gefühl. Sie zog ein Messer aus ihrem Stiefel und eilte zurück zur Lichtung, wo die anderen drei schliefen. Kurz bevor sie die Lichtung erreichten, hörte sie Stimmen. Sie konnte nicht zuordnen, ob es die ihrer Freunde waren oder andere. Sie schlich sich langsam näher. Sie war lieber vorsichtig als unüberlegt in eine Fall zu laufen. Auf einmal hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um und drückte dem überraschten Jack die Klinge an den Hals. Erschrocken schrie Jack auf. Erst als Mary Kate und Kaede mit Taschenlampen hinter ihr standen und sie sah, dass es wirklich Jack war, ließ sie die Klinge wieder sinken. „Sag mal spinnst du?“ Jack schnappte nach Luft. „Was sollte denn das?“ Lucy Ann steckte das Messer zurück in ihren Stiefel. „Tut mir Leid. Du solltest dich nicht wieder von hinten an mich ranschleichen.“ Jack sah sie böse an. „Das ist alles? Du entschuldigst dich dafür, dass du mich fast umgebracht hast?“ „Da hat er zur Abwechslung mal Recht. Außerdem was will eine Fünfjährige mit einem Messer im Stiefel? Wofür brauchst du das?“ Lucy Ann sah Kaede wütend an. Die drei brauchten wirklich nicht zu wissen aus welchem Grund sie ein Messer bei sich trug. „Ich brauch es eben um mich zu schützen. Vielleicht werden wir mal angegriffen und ich muss euch retten? Dann könnte meine Messer helfen!“ Mary Kate zog die Augenbraue hoch. „Willst du damit etwa sagen, dass du mehr als ein Messer bei dir hast?“ „Natürlich. Eins würde nie im Leben reichen.“ Jack sog erschrocken die Luft ein. „Sag mal was denkst du dir dabei?“ Lucy Ann lächelte hinterhältig. „Und was ist mit euren Messern?“ Mary Kate sah sie fragend an. „Wir haben keine Waffen bei uns!“ „Ach nein?“ Lucy Ann ging auf Mary Kate zu und riss ihren Jacke auf. In dem T-Shirt befand sich eine Messerhalterung. Lucy Ann zog das Messer raus. „Ihr habt also keine Waffen?“ Für einen Moment glaubte die drei, dass Lucy Ann jetzt Mary Kate die Kehle durchschneiden wollte, doch sie gab Mary Kate das Messer zurück und verschwand auf die Lichtung. Sie hatte gewonnen und das wusste sie auch. Obwohl ich bereits drei Monate mit Kaede, Jack und Mary Kate unterwegs war, so waren sie doch noch nicht meine Freunde geworden. Ich weiß nicht, warum sie mich nicht einfach zurückließen, denn ich brachte ihnen nur Ärger ein. Ich wollte mich nicht anpassen und behielt daher meine Gewohnheiten bei. Ich stahl ihnen Dinge und stachelte sie zum Streit untereinander an. Ich war ihnen keine Freundin. Ich fragte mich sogar oft warum ich überhaupt mit ihnen gegangen war. Erst später hielt ich diese Frage für bescheuert. Ich musste auf harte Weise erfahren, was mir bis dahin gefehlt hatte. Ich hatte nie Freunde gehabt. Mein frühere beste Freundin war schon lange aus meinem Gedächtnis verschwunden. Ich hatte einfach vergessen, was Freundschaft bedeutete. Ich versteh selbst heute manchmal nicht, warum Kaede, Jack und Mary Kate mich nicht einfach aufgegeben haben. Aber dank ihnen hab ich den Wert der Freundschaft wieder gefunden. Schon kurz nach diesem Ereignis wurde wir Freunde. Sie zeigten mir was Spaß war und ich zeigte ihnen Stückchen meiner Welt. Doch egal wie lange wir zusammen waren…Ich fand nie die Kraft ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich konnte einfach nicht über meine Vergangenheit sprechen. Allein der Gedanke brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Ich wusste, dass irgendwann die Zeit kommen würde. Und bis dahin würde ich warten. Dann würde ich mit ihnen darüber sprechen. Und vielleicht würde ich dann die Kraft finden mit den schrecklichen Ereignissen abzuschließen. Doch jetzt wollte ich erst einmal das Leben mit ihnen genießen… ~10 Jahre später~ „Endlich wieder zurück in Tokar, meiner geliebten Zweitheimat.“ Jack ließ sich aufs Bett fallen. Auch Kaede und Mary Kate setzen sich. Lucy Ann schloss die Tür des Zimmers. Sie lächelte. „Wir waren schon so oft in Tokar seit wir damals aufgebrochen sind. Es ist wirklich schon so etwas wie ein zweites Zuhause für uns geworden nicht wahr?“ Mary Kate öffnete auf das Fenster und blickte auf die Stadt. „Es ist hier wirklich wunderschön. Egal wir arm die Stadt ist…“ Das braunhaarige Mädchen seufzte. „10 Jahre ist es jetzt her, dass wir uns damals hier getroffen haben. Kaum zu glauben oder?“ „Wo ist dann der Sekt? Kommt lasst uns anstoßen!“ Jack grinste breit. „Da sind wir ein bisschen spät dran. Wir sind damals am 5. Mai aufgebrochen. Heute ist der 12. November. Das heißt es ist schon über 10 Jahre her.“ Lucy Ann setzte sich auf die Fensterbank neben Mary Kate. „Dann sollten wir erst recht feiern! Heute Nacht ist unsere Nacht!“ Jack sprang auf. „Lasst uns feiern!“ Kaede lächelte. „Das Sternschnuppenfest beginnt doch erst in drei Tagen. Willst du etwa vorfeiern?“ „Will ich nicht!“ Mary Kate schüttelte den Kopf. Sie blickte immer noch aus dem Fenster. „Ich hab das Gefühl als wäre keine 10 Jahre vergangen…Es fühlt sich alles noch so nah an. Als wäre es erst gestern gewesen. Ich hab jeden Moment genau vor Augen.“ „Ich auch..“ Lucy Ann lehnte sich gegen das Fenster. „Mir geht das genauso.“ Kaede seufzte. „Mädels ihr werdet es mir nicht glauben, aber zur Abwechslung kann ich genau nachfühlen was ihr meint.“ Jack grinste diesmal nicht. Er war vollkommen ernst. Zumindestens für einen kurzen Moment. Dann fragte er: „Also wo ist der Sekt nun? Ich hab Lust zu feiern!“ „Jack!“, ertönte es von den drei Mädchen. „Was? Ihr müsst mich doch auch einmal verstehen. Ich weiß ja nicht ob es euch in den 10 Jahren aufgefallen ist, aber ich bin der einzigste Junge! Also lasst mir meinen Spaß!“ Jetzt mussten die drei lachen. „Und ich hab ihn immer für ein Mädchen gehalten“, witzelte Kaede. Jack griff nach dem Kissen hinter sich und warf es nach Kaede. „Ich hoffe, dass das ein Witz war sonst bring ich dich dafür um!“ „Schaffst du eh nicht“, rief Kaede aus. „Was war das? Na warte!“ Jack sprang auf und warf sich mit voller Wucht auf Kaede rauf. „Pass doch auf! Du erdrückst sie ja noch!“ Mary Kate musste trotzdem lachen als Jack anfing Kade durchzukitzeln. „Hör auf!“, rief Kaede immer wieder zwischen ihren Lachattacken. Sie war schon ganz rot angelaufen, weil sie kaum Luft vor Lachen bekam. „Gibst du jetzt auf?“ „Ja ich geb auf!“ Jack ließ von Kaede ab und Kaede schnappte nach Luft. „Siehst du ich kann dich umbringen!“ Jack grinste. Auch Kaede lachte. Mary Kate und Lucy Ann hatten belustigt zugesehen. Es war eine ganz anderen Atmosphäre als vor 10 Jahren. Es hatte sich alles geändert. Jack ging zur Tür. „Ich hol jetzt Sekt okay?“ Die Mädchen nickten nur und Jack verließ den Raum. „Es ist wirklich seltsam oder Lucy Ann? Anfangs wolltest du nicht mit uns befreundet sein, aber jetzt ist es ganz anders nicht wahr?“ Mary Kate sah sie fragend an. „Ihr habt mir eben gezeigt wie schön Freundschaft sein kann. Wie wichtig Freunde sind, hab ich erst durch euch begriffen.“ Mary Kate seufzte. „Was für ein Glück das wir uns damals getroffen haben findet ihr nicht?“ Kaede sah die zwei an. „Das war mehr als Glück“, kam es von der Tür. Jack war zurück. Er stellte vier Gläsern und eine Sektflasche auf den Tisch. Während er eingoss, herrschte Stille im Raum. Die Uhr an der Wand tickte laut und ihr Sekundenzeiger begann die letzte Umrundung bevor es Mitternacht schlug. Als Jack fertig war gab er jedem sein Glas und sie gingen hinaus auf den Balkon. Unter ihnen lag das schlafende Tokar. Sie sahen gemeinsam in den Himmel. Jeder erinnerte sich an ihr erstes Treffen noch einmal. Jack hob sein Glas. „Auf uns!“ Mary Kate hob ebenfalls ihr Glas. „Auf unsere Freundschaft!“ Kaede lächelte und hob ebenfalls ihr Glas. „Möge unsere Freundschaft ewig währen!“ Lucy Ann hob ganz zum Schluss ihr Glas. „Danken wir dem Schicksal, das es uns zusammengeführt hat.“ Dann schlug es Mitternacht. Die vier stießen ihre Gläser zusammen und tranken. Ja ihre Freundschaft war etwas besonderes….. Aus diesem Augenblick schöpfte ich urplötzlich die Kraft ihnen die Wahrheit zu sagen. Doch ich wollte den schönen Augenblick nicht zerstören. Das wichtigste war, dass ich die Kraft nun besaß. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern bis sie erfuhren wer ich wirklich war. Bis sie erfuhren wie meine Vergangenheit aussah. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass es der letzte wirklich schöne Augenblick sein würde für einige Jahre. Das Schicksal begann seine Pläne endgültig zu offenbaren….. Kapitel 11: Flashback Part Three-Reunion -The silver necklace and the silver compass ------------------------------------------------------------------------------------ 11. Flashback Part Three-Reunion -The silver necklace and the silver compass (Rückblick Teil Drei-Wiedersehen- Die silberne Kette und der silberne Kompass) Obwohl ich Freunde hatte, die mir wichtiger waren als mein eigenes Leben, gab es doch noch etwas was ich vermisste. Meine Familie fehlte mir. Zwar hatte ich Benjamin und die Waisenkinder, doch es war für mich keine richtige Familie. Ich musste oft an sie denken. Ich fand es ungerecht, dass ich die einzige war, die überlebt hatte. Mein Großvater, meine Mutter, mein Vater und meine Brüder: alle waren sie umgekommen. Ich war manchmal stundenlang in der Grabkammer unserer Familie gewesen und hab dort gesessen. Geweint hab ich auch viel. Das schlimmste für mich war, dass ich mich nicht an das Grab meines Bruders Kai setzen konnte. Denn seinen Leichnam hatte ich nie gefunden. Ich wusste nicht, ob ich hoffen oder bangen sollte. Hatte er überlebt wie ich? Oder war er gefangengenommen und musste Folter und Schmerz ertragen? Dachte er auch so oft an mich wie ich an ihn? Ich konnte es kaum ertragen nicht zu wissen, was mit ihm war. Von allen meiner Brüder war er mir der Liebste gewesen. Vielleicht lag es daran, dass er nur ein Jahr älter war als ich? Wir haben dadurch viel Zeit miteinander verbracht, denn Freunde hatten wir kaum. Wir lebten schließlich in vollkommener Abgeschiedenheit. Deswegen war er für mich nicht nur mein Bruder gewesen, sondern auch mein bester Freund. Ich konnte mit ihm über alles reden. Er war immer für mich da. Wären wir keine Geschwister gewesen, dann hätte ich ihn geheiratet um mit ihm für immer zusammen zu sein. Doch auch wenn wir nicht heiraten konnten, so schworen wir uns doch für immer zusammen zu bleiben…. Ein silberhaariger Junge mit Namen Kai schoss in das Zimmer seiner Schwester Lucy Ann. „Ich hab Großvater überredet!! Er zeigt uns den Zauber!“ Total außer Atem strahlte er das schwarzhaarige Mädchen an, das auf dem Boden hockte. „Ehrlich?“ Aus ihrer überraschten Miene wurde ein breites Lächeln. Kai nickte. „Ja! Stell dir das vor! Wir werden uns immer wieder finden!“ Er lächelte seine geliebte Schwester an. Obwohl er erst vier war, wusste er genau, dass ihn nichts auf der Welt von seiner Schwester trennen konnte. Er hatte tagelang auf ihren Großvater eingeredet und endlich hatte er sich bereit geklärt den zwei einen der mächtigsten Zauber der Welt zu zeigen. Mit diesem Zauber war es möglich ein unzerstörbares Band zwischen zwei Personen herzustellen. Dank des Bandes wurde dem einen die Kraft verliehen den anderen immer wiederzufinden und der andere bekam die Kraft den anderen zu schützen. So wäre es damit fast unmöglich den einen zu töten, denn solange der andere ihn beschützt würde ihm nichts passieren. Es war ein sehr mächtiger Zauber so hatte es ihnen ihr Großvater erklärt. „Gehen wir zu ihm ja?“ Kai streckte seine Hand aus und Lucy Ann stand auf und griff nach seiner Hand. Gemeinsam gingen sie zum Tempel, den ihre Familie vor langer Zeit erbaut hatte. Er war der Göttin Urwen geweiht, die über Leben und Tod wachte. Im Tempel erwartete ihr Großvater Jacko sie bereits. Obwohl bereits hundert Jahre alt, wirkte er wie ein 40-Jähriger. Einzig die Falten in seinem Gesicht und seine Augen sprachen von seinem wahren Alter. „Kommt näher ihr beiden!“, forderte er sie auf. Lucy Ann ließ Kais Hand los und lief zum Großvater. „Na meine Kleine wie geht es dir heute?“ Mit einem strahlenden Lächeln antwortete Lucy Ann: „Mir geht’s es wunderbar. Ich bin so froh, dass du uns den Zauber zeigst.“ „Ich werde ihn euch nicht nur zeigen. Ich werde ihn für euch anwenden. Ich werde das Band für euch schmieden!“ Kai kam näher. „Ich hab die Sachen, die du brauchst.“ Lucy Ann machte große Augen. „Großvater das ist so lieb von dir!“ Er nickte nur. Kai gab ihm inzwischen eine Kette und ein Kompass. Beides war aus reinem Silber. Die Kette war herzförmig und Lucy Ann hätte sie am liebsten in die Hand genommen, doch indem Moment bemerkte sie, dass der Kompass keine Himmelsrichtungen anzeigte. Die Nadel drehte sich wie verrückt. „So nun passt gut auf ja? Dieses Band wird etwas besonderes sein, denn ich spüre eure Zuneigung zueinander. Es wird ein sehr starkes Band sein.“ Lucy Ann strahlte wieder, während Kai nur sanft lächelte. Jacko begann zu singen. Es war die alten Sprache der Sunnivah, die die beiden so verzauberte, dass sie den eigentlichen Zauber kaum mitbekamen. Am Ende konnte keiner sagen wie lange der Zauber dauerte. Es waren mindestens der halbe Tag vergangen, denn als sie den Tempel verließen ging die Sonne gerade unter. Als der Zauber beendet war sah Jacko Kai und Lucy Ann an. „Kai mit dem Kompass wirst du nun Lucy Ann überall wiederfinden.“ Er übergab den Kompass Kai, der ihn sich sogleich um den Hals hing. „Und dir Lucy Ann gebe ich die Kette. Mögest du damit Kais und dein Leben schützen.“ Er lächelte die beiden an und Lucy Ann nahm die Kette entgegen, die sie sich ebenfalls um den Hals hing. Zusammen mit ihrem Großvater verließen sie den Tempel. Das Band war geschmiedet worden… Wir waren begeistert gewesen von diesem Band. Wie oft hab ich mich versteckt um zu sehen, ob Kai mich wirklich wieder finden würde. Wir waren glücklich, doch dann brach der Krieg aus. Die Armee der schwarzen Männer überrannte uns. Ich überlebte, doch alle anderen starben. Ich hab gewusst, dass durch das Band Kai auch nicht gestorben sein konnte, aber ich wusste nicht wo er war. Seinen Kompass fand ich in der Wüste. Als ich ihn fand, musste ich weinen, denn ich hatte Angst, dass das Band reißen würde. Dennoch gab ich die Hoffnung nicht auf ihn wiederzusehen. Ich verfluchte die Tatsache, dass ich nicht den Kompass bekommen hatte. Dann hätte ich ihn vielleicht wiedergefunden, doch so konnte ich nur hoffen, dass er zurückkam. Doch all die Jahre tauchte er nicht auf. Ich gab Stück für Stück die Hoffnung auf und am Ende glaubte ich ihn nie wiederzusehen. Ich sprach manchmal mit Darkness darüber, doch ich fand keinen Trost. Mein Leben schien mir an manchen Tagen sinnlos, doch zum Glück hatte ich Freunde, die –auch wenn sie den Grund nicht kannten- mich immer wieder aufbauten. Nach unserer Weltreise entschied mich das alte Versprechen einzulösen, das ich meiner Mutter gegeben hatte. Ich ging an die Dragon School und auch Jack, Mary Kate und Kaede entschieden sich dafür zur Schule zu gehen. Doch weil wir so verschieden waren, ging jeder an eine andere Schule. Obwohl erst 12 Jahre bestand ich den Test für die Aufnahmeprüfung der Oberstufe. Da ich etwas aufgeschlossener geworden war, fand ich auch dort schnell Freunde. Roxana, Malinda, Samantha, Fuji und Yu waren zwar nicht mit meinen besten Freunden gleichzusetzen, aber sie waren doch gute Freunde für mich. Doch ich will euch nicht mit meinem Schulleben langweilen. Nein ich möchte euch von einer Klassenfahrt nach Hokkaido erzählen, die drei Jahre später stattfand. Dort begegnete ich meinem Bruder wieder…. „Lucy Ann möchtest du am Fenster sitzen?“ Roxana Calyx sah ihre schwarzhaarige Freundin an. Die Klasse 3-2 wartete auf den Bus, der sie nach Hokkaido fahren sollte. „Ist mir egal.“ Lucy Ann saß auf ihrem schwarzen Koffer und lächelte Roxana an. „Okay, dann setz du dich ans Fenster. Ich sitze lieber auf der Gangseite.“ Lucy Ann nickte. „Sind wir zu spät dran?“ Samantha Torie und Malinda Schmidt tauchten hinter Lucy Ann und Roxana mit ihren Koffern auf. „Nein seid ihr nicht!“ „Doch sind sie!“ Seki Fukuro, der wie Lucy Ann Klassensprecher war sah die zwei ernst an. „Stimmt doch gar nicht!“ Samantha deutete auf ihre Uhr. „Auf dem Zettel stand wir fahren um 9 Uhr los. Es ist aber erst 8.57 Uhr! Also sind wir rechtzeitig, Herr Klassensprecher!“ Malinda sah auf ihre Schuhspitzen, denn sie war verliebt in Seki und mochte es nicht negativ bei ihm aufzufallen. Seki hatte schon nach ein paar Sekunden genug von Samanthas Protest und ging daher zurück zu den Frau Mizuha, ihre Klassenlehrerin und Herr Newton, der sich um seine Klasse 3-1 kümmerte, die ebenfalls nach Hokkaido fuhr. In dieser Klasse befanden sich Prisca Bartali, die Lucy Anns ewige Rivalin war und Kochi Naosu, der Junge in den Prisca verliebt war, der jedoch sein Herz an Lucy Ann verschenkt hatte, die ihn wiederum die kalte Schulter zeigte. Es war also eine traurige Liebesgeschichte. Der Bus kam und die beiden Klassen stiegen ein. Lucy Ann setzte sich ans Fenster und blickte hinaus auf das Gebäude der Dragon School. Ein Hauch von Traurigkeit machte sich in ihr breit ohne das sie den Grund kannte. Sie merkte wie sie gemustert wurde und drehte sich zur Reihe hinter ihr um. Dort saß Yu Inori, der ebenfalls in ihre Klasse ging. Er lächelte und sie lächelt zurück bevor sie sich wieder umdrehte um weiter aus dem Fenster zu schauen. Die ganze Fahrt lang schaute sie hinaus und erst kurz vor dem Ende der Fahrt drehte sie sich um zu Roxana, die neben ihr eingeschlafen war um eben diese zu wecken. „Roxana? Wir sind gleich da! Komm schon wach auf!“ Roxana öffnete langsam die Augen und gähnte herzhaft. „Ich bin ja schon wach.“ Lucy Ann lächelte freundlich und wand sich wieder zum Fenster, denn nach 6 Stunden Fahrt bogen sie in die Einfahrt der Jugendherberge ein. Mitten im Grünen lag diese Jugendherberge. Bis zur nächsten Stadt waren es mehrere Kilometer. Sie lagen also nahezu abgeschnitten in einem kleinen Tal. Außer ihnen schienen mehrere Klasse anwesend zu sein, denn auf dem Sportplatz, den man schon sah, spielte eine Gruppe Jungs Fussball. Doch schon verschwand der Sportplatz wieder aus ihrem Blickfeld und sie fuhren vor die Jugendherberge, wo der Bus hielt. Alle sprangen freudig auf und verließen den Bus. Endlich waren sie angekommen. Nach einer kurzen Rede des Herbergsvaters und die Besichtigung der Zimmer stand Lucy Ann draußen vor der Jugendherberge. Da sie für den Rest des Tages Freizeit hatten, wollte Lucy Ann einen kleinen Ausflug machen. Die Gegend musste sie erstmal unter die Lupe nehmen. Als sie gerade losgehen wollte, kamen Yu und Kochi zu ihr. „Hey! Lust auf ne Runde Fussball?“ Kochi spielte mit dem Fussball und grinste. Yus Blick zeigte, dass er Kochi hasste. Denn wie Kochi empfand er mehr für Lucy Ann auch wenn er es nicht zugeben wollte. „Kommst du auch mit Yu?“ Gegen eine Runde Fussball hatte sie nichts einzuwenden. Yu nickte. Die drei gingen los zum Sportplatz. Dort angekommen stellte sie fest, dass dort immer noch die Gruppe Jungs Fussball spielte. „Hey! Lust gegen uns zu spielen?!“ Kochi trat aufs Feld. Die Gruppe unterbrach ihr Spiel und sah Kochi fragend an. Kochi sagte dasselbe noch einmal auf Englisch und diesmal verstanden sie ihn. Wie sich herausstellte kamen sie aus Russland und sprachen nur ein paar Brocken Japanisch. Sie nahmen die Herausforderung an, aber sie lachte sie aus, weil ihre Seite zu dritt war und da sie zudem ein Mädchen dabei hatten. „Denen wird das Grinsen schon vergehen nicht wahr?“ Kochi sah Lucy Ann grinsend an. „Yu gehst du ins Tor oder soll ich?“ „Willst du ihnen den ein Vorteil geben oder nicht?“ Yu sah Kochi an. „Ich bin heute großzügig. Ich geh ins Tor. Sie werden sich schon an Lucy Ann die Zähne ausbeißen.“ Kochi stellte sich ins Tor und Yu und Lucy Ann gingen nach vorne, um den Anstoß auszuführen. Yu schob den Ball Lucy Ann zu und das Spiel begann. Während Yu nach hinten ging um notfalls das Tor zu verteidigen, preschte Lucy Ann los. Überrascht von ihrer Schnelligkeit waren die Jungs erstmal überrumpelt. Der Torwart hatte nun seine ganze Aufmerksamkeit auf das Mädchen gerichtet, denn sie kam immer schneller dem Tor näher. Sie hatte schon die Hälfte der Jungs ausgespielt und war kurz vor dem Tor, als einer der Jungen es schaffte sich den Ball zu ergattern. Doch sein Sieg hielt nicht lange, denn im nächsten Moment hatte sie sich den Ball zurückgeholt und lief mit dem Ball die letzten Meter zum Tor. Der Torwart trug eine Cappy, wodurch sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie wusste nicht wie er reagieren würde oder in welche Ecke er springen würde. Nach dem sie den letzten Verteidiger ausgetribbelt hatte, war zwischen ihr und dem Tor nur noch der Torwart. Sie vertrautet auf ihre gute Schusstechnik und schoss den Ball direkt am Torwart vorbei. Der Ball streifte die Wange des Torwartes und ließ die Cappy hinunterwehen. Seine silbernen Haare weht sanft in der Brise, die aufgekommen war. Lucy Ann blieb wie erstarrt stehen und sah den Jungen an. Nein das konnte nicht sein oder doch? War das Kai, der vor ihr stand und sie mit fragender Miene musterte? Das konnte einfach nicht sein…. Lucy Ann brauchte einen Moment um sich wiederzufassen. Sie drehte sich um und lief zurück auf ihre Seite des Feldes. Obwohl sie äußerlich ruhig wirkte, herrschte in ihrem Inneren das totale Chaos. Dieser Junge sah fast genauso aus wie ihr Bruder nur eben 12 Jahre älter. Aber wenn er es war, warum erkannte er sie nicht? Hatte er sein Gedächtnis verloren? Konnte das der Grund sein, warum er nicht zurück kam? All diese Frage schossen ihr durch den Kopf. Sie schoss noch zehn weitere Tore bevor sie gemeinsam mit Yu, Kochi und den russischen Jungs zurück zur Jugendherberge gingen. Lucy Ann musterte den silberhaarigen Jungen die ganze Zeit über. Sie lauschte dem Gespräch der Russen, denn Russisch konnte sie. Sie war selbst einmal in Russland gewesen. Sie horchte auf, als der Name Kai fiel und es war ausgerechnet der Name des silberhaarigen Jungens. Lucy Anns Herz machte ein Satz. „Lucy Ann kommst du?“ Kochi sah sie fragend an und riss sie aus ihren Gedanken. „Ja ich komm.“ Sie folgte Yu und Kochi hinein in ihren Teil des Hauses. Den anderen Teil –so erfuhr Lucy Ann- bewohnten die Jungenklasse aus Russland. Die ganze Woche lang behielt Lucy Ann Kai in den Augen. Die anderen Mädchen hatte sich schnell in irgendeinen der Russen verliebt und flirteten mit ihnen auf Englisch. Nur Lucy Ann blieb dem Geschehen fern. Sie saß irgendwo und betrachtete den silbern Kompass, den sie seit 12 Jahren mit sich rum trug. Die Nadel drehte sich schnell im Kreis, denn nur dem wahren Besitzer des Kompass konnte sie den Weg zu ihr deuten. Sie hätte einfach Kai den Kompass geben können, um die Wahrheit herauszufinden. Doch etwas hinderte sie daran. Sie blieb lieber vorsichtig. Vielleicht merkte sie nicht durch ihre Nachdenklichkeit nicht, dass Kai sie jeden Tag beobachtete. Er war den Mädchen ferngeblieben, denn er hasste das weibliche Geschlecht. Doch dann fiel ihm das schwarzhaarige Mädchen auf, die sich ebenfalls nicht für das andere Geschlecht zu interessieren schien. Irgendetwas faszinierte ihn an ihr. Er ertappte sich selbst dabei, dass er ständig in ihrer Nähe war und immer zu ihr schaute. Die leichte Traurigkeit, die sie umgab erinnerte ihn an sich selbst. Was Kai ebenfalls aufgefallen war, waren die zwei Jungen, die um das schwarzhaarige Mädchen warben. Doch sie ließ es kalt. Jetzt kam ein Mädchen zu ihr und rief sie mit ihrem Namen. Diesmal hörte er genau hin und verstand endlich ihren Namen. Lucy Ann hieß sie also. Sie stand auf und folgte dem Mädchen, doch etwas fiel ihr aus der Tasche. Sie merkte es nicht und ging weiter. Neugierig ging Kai zu dem Platz wo Lucy Ann gerade noch gesessen hatte. Dort lag ein kleiner silberner Kompass. Er hob ihn auf und beschloss ihn ihr am Abend zurückzugeben. An diesem Abend hatten sich die beiden Klassen aus der Dragon School und die russische Klasse überlegt einen gemeinsamen Gruselabend zu veranstalten. Es war zudem ihr letzter gemeinsamer Abend, da alle drei Klasse am nächsten Tag wieder abreisten. Die Vorbereitungen waren bereits den ganzen Tag gelaufen und jetzt, wo es langsam dunkel wurde, trafen sich die Klassen draußen und machten ein großes Lagerfeuer. Lucy Ann fand die Idee mit dem Gruselabend zwar toll und war auch beim Lagerfeuer, aber eigentlich nur um ihren Freundinnen und Verehrern ein Gefallen zu tun. „Lucy Ann was ist mit dir los?“, fragte Malinda sie. Das ruhige Mädchen machte sich schon seit Tagen Sorgen um ihre Freundin. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und das seit sie vom Fußballspiel wiedergekommen war. Was war dort nur geschehen? „Es ist nichts, Malinda. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Malinda hatte das Gefühl, dass Lucy Ann ihre Gedanken gelesen hatte. Doch auch wenn sie versuchte die Tatsache, das sie sehr traurig war, runterzuspielen, so kannte Malinda sie doch gut genug um zu wissen, dass es etwas mit dem silberhaarigen Jungen namens Kai zu tun hatte. Selbst die russische Jungs sprachen über Lucy Ann und Kai, denn jedem war aufgefallen, dass etwas unsichtbares zwischen den beiden war. Doch was es war konnte niemand sagen. Malinda wollte Lucy Ann aber nicht weiter fragen und wand sich wieder dem Lagerfeuer zu. Lucy Ann suchte schon die ganze Zeit Kai, doch er war nirgendwo zu sehen. Lucy Ann wand daher ihre Aufmerksamkeit Yu zu, was jedoch von Kochi unterbunden wurde und wie immer zu einem Gespräch zu dritt wurde. Prisca mischte sich nach gewisser Zeit ebenfalls ein und so wurde es zu einem Streitgespräch. Daher merkte Lucy Ann gar nicht, wie Kai sich näherte. Er war wie aus dem Nichts bei seinen Freunden aufgetaucht und hatte von dort aus erst Lucy Ann nur beobachtete, dann begann er immer näher zu kommen. Als er fast direkt neben den vier war, setzte er sich hin und griff in seine Tasche, wo er den Kompass ertastete. Als er ihn berührte, stieg ein seltsam warmes Gefühl in ihn auf. Er kannte dieses Gefühl, doch er wusste nicht woher. Er schloss die Augen und genoss das warme Gefühl. Auf einmal tanzten ihm Bilder im Kopf herum, die er nicht zuordnen konnte. Da waren Personen, die ihm so vertraut vorkamen und die er doch nicht erkannte. Sie riefen ihn, doch er verstand nicht, was sie ihm zuriefen und dann war da plötzlich ein kleines schwarzhaariges Mädchen, was ihn mit großen Augen ansah. Er griff sich an den Kopf, da ihm schwindelig wurde und er öffnete die Augen. Was war mit ihm los? Er blinzelte und nahm die Umgebung nur verschwommen war. Beim zweiten Mal klappte es und er erkannte, dass Lucy Ann verschwunden war. Wo war sie hin? Er nahm den Kompass heraus und die Nadel zeigte auf den Wald, der sich hinter der Jugendherberge ausbreitete. Ohne zu begreifen was er eigentlich gerade tat, sprang er auf und lief in den Wald hinein. Kai folgte immer zu der Kompassnadel und schnell sah er Lucy Anns Rücken, die es sehr eilig zu haben schien. Wohin sie wollte, wusste er nicht. Da er sie gefunden hatte, steckte er den Kompass wieder ein. Im Gegensatz zu Lucy Ann, die sich flink durch das Gestrüpp bewegte, war er viel langsamer. Ständig verhedderte er sich und ein Mal verlor er Lucy Ann beinahe aus den Augen. Er hatte das Gefühl, dass sie mit Absicht so schnell ging. Als wollte sie, dass er umdrehte und ging. Doch er gab nicht auf. Er wollte zu ihr und ihr den Kompass wiedergeben, koste was es wolle. Außerdem war er kein Weichei. Und mit diesem Willen schaffte er es Lucy Ann einzuholen. „Hey warte!“, rief er ihr auf Japanisch zu als er nur noch ein Meter hinter ihr war. Wie von der Tarantel gestochen, drehte sie sich um und starrte Kai an. „Du kannst Japanisch?“ Sie schien wirklich bemerkt zu haben, dass er ihr gefolgt war, denn sie schien kein Stück überrascht zu sein. Doch das er ihre Sprache sprach überraschte sie. „Ja ich kann Japanisch sprechen.“ Sie lächelte auf eine seltsame Art. „Und kannst du auch noch andere Sprachen?“ Ihre Frage war die Neugierde anzuhören. „Nur Russisch, Englisch, Japanisch, Deutsch, Französisch und Italienisch.“ Aus irgendeinem Grund wurde ihr Lächeln noch geheimnisvoller. „Du bist also ein Sprachgenie!“ Er nickte. „Wo willst du hin?“, fragte Kai. „Ich will mir den Wald anschauen. Er ist so faszinierend. Es ist als könnte er sprechen.“ Verzückt drehte sie sich um die eigene Achse. Obwohl ihre Worte freundlich gesprochen waren, lief Kai auf einmal ein kalter Schauer über den Rücken. Der Wald war ihm überhaupt nicht mehr geheuer. Er hatte eher das Gefühl, als würde eine finstere Macht vom Wald ausgehen. Lucy Ann schien davon nichts zu bemerken, denn sie hatte sich hingekniet um eine wunderschöne Blume zu betrachten. Kai kannte den Namen der Blume nicht, doch sie kam ihm vertraut vor. Und wieder wurde ihm schwindelig und wieder tauchte diese Personen in seinem Kopf auf, die ihm so bekannt vorkamen, aber die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Und wieder war die letzte Person das kleine Mädchen, die ihn mit großen Augen ansah und weinte. Er spürte das Verlangen sie zu umarmen, doch dann wurde er wieder zurück in die Wirklichkeit katapultiert. Er spürte das nasse Gras unter sich und blickte in das besorgte Gesicht von Lucy Ann, als er die Augen aufschlug. „Alles in Ordnung?“ Er richtete sich auf und nickte langsam. „Du bist urplötzlich umgekippt. Ist wirklich alles in Ordnung?“ Er nickte wieder und sie schien beruhigt zu sein. Sie bot ihm ihre Hand, um ihm aufzuhelfen. Dankend nahm er die Hand und ließ sich aufhelfen. Aus irgendeinem Grund war ihn nicht mehr schwindelig und so ging er ein paar Schritte. Dann hatte er das Gefühl auf einmal allein zu sein und als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Lucy Ann schon wieder verschwunden war. Er griff in seine Tasche und zog den Kompass hervor. Die Nadel deutete ihm ein weiteres Mal den Weg zu Lucy Ann. Kai konnte Lucy Ann erst am Rand einer Klippe wieder einholen. Sie war einfach zu schnell für ihn. „Lucy Ann jetzt warte doch mal!“ Wieder drehte sie auf dem Absatz um und diesmal war sie wirklich überrascht ihn zu sehen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie ihn abgehängt hatte. „Lass mich in Ruhe!“, rief sie ihm zu. Zwischen ihr und ihm waren noch gut zwanzig Meter Abstand. Lucy Ann wich zurück als er einen Schritt näher kam. „Ich will nur mit dir reden!“ Lucy Ann ignorierte seine Rufe und ging weiter. Kai steckte den Kompass ein und kam näher an den Abgrund ran, an dem Lucy Ann stand. Sie wollte doch nicht etwa darunter springen oder? Obwohl er innerlich total aufgewühlt war, sagte ihm sein Herz das nichts passieren würde. Dennoch ging er noch näher an sie ran. „Lucy Ann! Was hast du vor?!“ „Was geht dich das an? Du kennst mich nicht einmal! Es kann dir doch egal sein, was ich vorhabe!“ Sie stand zu nah am Abgrund. „Vielleicht kenn ich dich nicht noch nicht lange, aber….“ Er musste kurz Luft holen, bevor er weitersprach. „Aber ich hab das Gefühl, als würde wir uns schon ewig kennen. Als wäre da ein unsichtbares Band zwischen uns!“ Überraschung und Verblüffung glomm in ihren Augen auf. Lucy Ann machte einen Schritt nach vorne auf ihn zu. „Das Gefühl hab ich auch…“ Sie sagte es so leise, dass er es kaum verstand, doch sein Herz hörte es genau. „Dann komm her und geh weg vom Abgrund.“ Kai war erst zufrieden, wenn mehrere Meter zwischen Lucy Ann und dem Abgrund waren. Doch sie kam keinen Schritt näher. Stille breitete sich stattdessen aus. In diesem kurzem Augenblick durchschossen Kai eine Menge Fragen. Warum sorgt er sich nur um diese Fremde? Wer war sie? War sie das kleine Mädchen, das seit er den Kompass hatte, immer wieder auftauchte? Die beiden sahen sich ähnlich. Das war klar. Kannte er sie von früher? Doch auf keine diese Fragen fand er in diesem Moment eine Antwort. „Lucy Ann was ist?“, fragte er die Schwarzhaarige, die sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Sie zögerte und kam dann einen Schritt näher. Das nächste geschah in nur wenigen Sekunden. Sie rutschte aus und fiel in den Abgrund. Er hatte keine Ahnung, wie er es schaffte, aber er war schnell genug da, um ihre Hand zu erwischen. Und so hing er halb im Abgrund und hielt sie an einer Hand fest. „Lass bloss nicht los. Verstanden?!“ Kai wand seine ganze Kraft auf, um sie hochziehen, was ihm auch gelang, da sie sehr leicht war. Endlich saßen die beiden auf dem Boden. „Danke!“ Lucy Ann sah ihn lächelnd an. Ihr Gesicht war seinem so nah und er hörte sein Herz laut schlagen. „Und keine Sorge. Ich hatte nie vor zu springen.“ „Warum bist du dann zurückgewichen?“ „Ich… ich…“ Ihr fiel kein Grund ein. „Ich weiß nicht.“ Kai wühlte in seiner Tasche und holte den Kompass hervor. „Der gehört dir.“ Ihr Blick fiel auf den Kompass, dessen Nadel genau auf sie gerichtet war. Lucy Ann hatte ihre Antwort bekommen. „Danke!“ Sie nahm den Kompass wieder an sich. Noch war nicht die Zeit gekommen, dass er wieder zurück zu seinem wahren Besitzer kehrte. Erst musste Kai sich an alles wieder erinnern. „Gehen wir zurück zur Jugendherberge?“, fragte Lucy Ann lächelnd. Er nickte und die beiden standen auf. Schweigend gingen sie zurück zu den anderen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Am nächsten Tag würden sich ihre Wege wieder trennen. Kurz bevor sie das Lagefeuer erreichten, fragte Kai leise: „Werden wir uns wiedersehen?“ Lucy Ann drehte sich zu ihm um. „Das werden wir. Ganz sicher.“ Sie trat auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange. „Mein Herz sagt mir wir werden uns sogar sehr bald wiedersehen.“ In ihren grünen Augen schimmerte Gewissheit und damit verschwand sie. Kai blieb allein und verwirrt zurück. Aber zwei Dingen war er sich absolut sicher. Erstens hatte sie völlig Recht mit ihren Worten. Das sagte ihm sein Herz. Und zweitens wusste er, dass er sich in sie verliebt hatte. Der Wind rauschte durch die Blätter und flüsterte leise von einem baldigen Wiedersehen. Ich erlangte in dieser Nacht die Gewissheit über den Verbleib meines Bruders. Ich gab ihm vielleicht nicht den Kompass wieder, aber ich wusste, dass er bei unserem nächsten Wiedersehen wieder an Kai gehen würde. Schließlich gehörte der Kompass ihm. Aus diesem Grund hat er wohl auch Kais langverschollenen Erinnerung wieder aufgerüttelt. Ich wusste, dass er sich nicht an alles erinnern würde, denn ohne den Kompass war das erheblich schwerer für ihn. Doch ich hielt es für das beste, wenn er erst einmal in sein altes Leben zurückkehrte. Natürlich hatte ich einiges in ihn aufgewühlt, aber er sollte nicht sofort zurück an meine Seite kommen. Dafür war noch genug Zeit. Es tat mir im Herzen weh, als ich am nächsten Tag wegfuhr ohne mich von ihm zu verabschieden. Mein Herz war ebenfalls aufgewühlt und doch müsste ich mich gedulden. Der Wind hatte mir bereits ein baldiges Wiedersehen versprochen. Hätte ich damals doch nur geahnt, dass unser nächstes Treffen von vielen Schatten begleitet wurde und nicht so glücklich war, wie ich mir erhofft hatte? Aber eines will ich euch verraten: Mein Bruder ist zurück an meiner Seite und uns wird nichts noch einmal trennen….. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)