Trinity Blood von Owl_of_the_Arcane (The four winged angel) ================================================================================ Kapitel 5: Bombenstimmung ------------------------- Bombenstimmung Jetzt war Samantha klar, woher sie den dunkelhaarigen Priester mit dem gepflegten Vollbart kannte. Einige wenige Tage bevor sie das dringende Schreiben der Kardinalin zur Wiedereinberufung in den Dienst erhalten hatte, hatte sie von diesem Mann geträumt. Es kam sehr selten vor, dass sie von unbekannten Menschen träumte, deren Bekanntschaft sie in wenigen Tagen nach solch einem Traum machte. Tatsächlich war ihr das erst zweimal in ihrem ganzen Leben geschehen und es war immer mit sehr dramatischen Ereignissen verbunden gewesen. Nachdenklich die Augen starr auf einen Punkt im großen Zimmer fixiert, versuchte sie sich den Traum nochmals in Erinnerung zu rufen, doch wie auch sonst, war es ihr nur mögliche wenige Bruchstücke hervorzuholen. Eines davon war das Bild, wie dieser Priester betend in einer leeren Kirche kniete. „Stimmt etwas nicht, Schwester Chevalier…?“ erkundigte sich der silberhaarige Pater neben ihr. Auch wenn er nach außen hin tollpatschig und unscheinbar auftrat, konnte man bei ihm eine erstaunliche Auffassungsgabe und Beobachtunsgenauigkeit feststellten. So aus ihren Gedanken gerissen winkte sie entschuldigend lächelnd ab und erklärte, dass Havel sie an jemanden erinnere, erwähnte dabei aber nicht ihren Traum. Niemanden außer ihr gingen ihre Träume etwas an. „Ich muss gestehen, dass ich sehr neugierig bin, wie du es schaffen willst, dass die Inquisition Hand in Hand mit uns zusammenarbeitet. Zwischen ihnen und uns gibt es da nach wie vor diese unterschwelligen Spannungen. Kardinal Francesco di Medici traut den Methusela nicht über den Weg, auch solchen die eine Versöhnung unserer beiden Völker anstreben, während Kardinalin Catherine Sforza sich um einen diplomatischen und versöhnlichen Dialog bemüht“, richtete nun Noélle das Wort an den jungen „Adepten“. Zwar hatte die weißhaarige Nonne angedeutet, dass sie gewisse Beziehungen zu dem Leiter der Inquisition, Bruder Petros, unterhielt, aber Noélle wollte mehr über Samanthas Beziehung zu dieser Organisation und ihrem Oberhaupt erfahren. Einzig und allein hatte Havel früher einmal für die Inquisition gearbeitet, aber war später dann zur AX gewechselt. Mit der Zeit hatte man sich daran gewöhnt und keine Fragen mehr gestellt, die er nur sehr ungern, oder aber gar nicht beantwortet hatte. Nun war es an Samantha auszupacken. „Ich kenne Bruder Petros noch aus seiner Anfangsszeit, als er noch nicht Leiter der Inquisition war. Wir haben gemeinsam ein paar wenige Missionen durchgeführt und uns soweit verstanden, dass ein vernünftiges Arbeiten möglich war. Auch wenn es schon lange her ist, dass wir das letzte Mal Kontakt zueinander hatten, so bin ich mir sicher, dass er die alten Zeiten nicht völlig vergessen hat…“, gestand Samantha ruhig und nickte zu ihren Worten leicht, um sie nochmals zu bestätigen. „Wenn sich alles wie erhofft gibt, können wir schon morgen Abend mit den Planungen zur Sicherung des Gottesdienstes beginnen. Es wäre gut zu wissen, wie viel Kräfte und Material uns zu Verfügung steht.“ Leon war nicht schlecht erstaunt zu hören, was ihre neue Kollegin da von sich gab. Man konnte ihr anhören, dass sie einen gewissen Grad an Erfahrung besaß und er begann sich nun wirklich zu wundern, wo sie sich diesen wohl angeeignet haben mochte. Er schätzte die junge Frau nicht älter als 20 Jahre ein. An für sich war sie viel zu jung, um eine Veterinärin der AX-Organisation zu sein, außer ihr Äußeres gab nicht ihr wahres Alter wieder. Bei diesem Gedanken wanderten seine dunklen Augen hinüber zu Abel, der ebenfalls viel jünger aussah, als er in Wirklichkeit war. Soweit Leon wusste, gehörte sein unscheinbarer Kollege zu jenen Lebewesen, die damals von den Marssiedlern auf einer Raumstation erschaffen worden waren. Die so genannten Krusnik, waren als Menschen geboren worden, aber kurz nach ihrer Geburt mit einem außerirdischen Virus und Nano-Sonden in Kontakt gekommen, die sie auf drastische Weise verändert hatten. Ein Krusnik, von denen es vier an der Zahl gab, besaß ungeheuerliche, körperliche Stärke, die ihn einem Menschen und sogar einem starken Methusela überlegen machte. Neben dieser Stärke konnte ein Krusnik auch auf diverse Magie und Waffen zurückgreifen. Bisher hatte Leon seinen Kollegen nur ein einziges Mal seine verborgenen Kräfte einsetzen sehen, aber er konnte sich an jenen Tag noch genauso deutlich erinnern, als wäre es erst der gestrige Tag gewesen. Damals hatten sie sich wieder einmal gegen den Rosenkreuzorden zur Wehr setzen müssen. Im Zuge dieses Kampfes hatte sich Abel in seine Krusnik-Form verwandelt. Das lange zum Pferdeschwanz gebundene Haar hatte sich hoch aufgestellt, als hätte es ein permanenter Luftstoß von unten nach oben geblasen. Die sonst schon recht blasse Haut hatte einen bleichen, weißgräulichen Teint angenommen, während die Lippen ihr Rot abgelegt hatten und violett geworden waren. Statt der blauen Augen hatten blutrote ihren Widersachern entgegengesehen. Wenn allein dies noch keinen Anlass zur Besorgnis gegeben hätte, so hätten es die pechschwarzen Flügel getan, zwischen denen unablässig Blitze und Energiebögen umherschossen. Die rote, gezackte Sense, die Abel als Krusnik aus seinem eigenen Blut geschaffen hatte, hatte es ihm und den anderen gegenwärtigen Kollegen ermöglicht aus den gefährlichen Drähten des Marionettenspielers zu entkommen. Hinter diesem so ungefährlich wirkenden Namen verbarg sich die perfide, brutale und gerissene Gestalt eines durchtriebenen, jungen Forschers namens Dietrich von Lohengrin. Eine plötzliche Explosion, die selbst das Hauptgebäude der AX-Organisation in ihren Grundfesten erschütterte, holte den schwarzhaarigen Geistlichen aus seiner tiefen Grübelei zurück in die Gegenwart. Havel, der sich fast direkt an einem der großen Glasfenster befand, sah prüfend hinaus und entdeckte eine gewaltige, dunkle Rauchsäule, die sich am gegenüberliegenden Flügel des Gebäudes drohend gen Himmel erhob. //Ein Angriff…? Von wem…?// schoss es ihm durch den Kopf, doch er konnte keine Angreifer ausmachen, weder auf dem Boden noch in der Luft. „Lasst uns nachsehen…“, hörte er die junge Nonne mit weißem Haar sagen, doch als er sich zu ihr umdrehte, hatte sie bereits den Aufenthaltsraum verlassen und eilte schon durch die langen Gänge an den Ort des Geschehens. Etwas verdutzt über diesen Befehlston folgten die anderen erst kurz darauf, sodass Samantha, die rasch durch die Gänge rannte einen erheblichen Vorsprung vor den anderen hatte. //Gut, die anderen liegen noch etwas zurück, dann brauch ich mich im Notfall nicht zurückhalten, wenn ich doch noch auf Widerstand stoßen sollte…// dachte Samantha und fühlte eine gewisse Erleichterung. Die anderen mochten in ihr eine junge Nonne mit zweifelhaftem Hintergrund sehen, doch sie war weit mehr als das. Dass sie anders war, machte sie aber nicht zwangsläufig stolz. Nur zu oft hatte sie sich gewünscht wenigstens etwas normaler zu sein. Die Fähigkeiten, die ihr mit der künstlichen Geburt an die Hand gegeben worden waren, sah sie nicht als Segen, sondern als Fluch an. So war es auch nur zu verständlich, dass sie niemandem auf ihre Andersartigkeit aufmerksam machen wollte. Schlitternd kam sie endlich an dem betroffenen Gebäudeteil an, durch den sich ein zerstörerisches Flammenmeer auszubreiten begann. Offenbar war die Gegend um die Bombe mit hochentzündlichem Material präpariert worden, sodass das Feuer rasch um sich griff und weite Teile verheeren konnte. //Aber warum dieser kaum bewohnte und benutzte Teil des Gebäudes? Warum nicht zum Beispiel eine empfindlichere Stelle…?// rätselte die junge Frau und näherte sich vorsichtig dem brennenden Gang. Sich noch einmal umsehend vergewisserte sie sich, dass niemand da war, um sie zu beobachten und errichtete dann einen eng anliegenden Schutzschild, mit dem sie sich in das sich langsam ausbreitende Flammeninferno wagte. Wogende Hitze schloss sie ein und versetzte die Nonne in eine der Höllen ähnliche Umgebung. Die heiße Luft wurde nur wenig durch den Schild gekühlt und brannte ihr schmerzhaft in der Lunge und auch die Hitze der Flammen spürte sie nur gering gemildert auf ihrer Haut, sodass sie schnell ins Schwitzen geriet. Was sie nicht mehr bei ihrem Eintritt in den beschädigten Gang bemerkt hatte, war, dass ihre Kollegen doch nicht so langsam, wie angenommen, gewesen waren und sie noch in Flammenhölle hatten gehen sehen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)