Feinde, oder was? von feuerregen (Seras x Anderson) ================================================================================ Kapitel 16 ---------- Eine Weile herrschte Schweigen, bis Seras Alucard nun gedanklich erneut kontaktierte. „Meister, darf ich mich um die Herren kümmern?“, fragte sie eifrig. Alucard, der sich noch immer, Integra an sich gezogen, mit Danford unterhielt, blickte kurz etwas erstaunt, was seinem Gegenüber natürlich nicht entging, doch fing er sich schnell wieder und lächelte den Orangehaarigen spöttisch an. „Ich glaube, der heutige Abend wird für einige von uns sehr interessant.“, sagte er, ehe er sich wieder ihrem vorigen Gesprächsthema, das seiner Meinung nach stinklangweilig war, zuwandte. Doch vorher flüsterte er Integra wieder etwas ins Ohr, worauf diese genervt die Augen verdrehte und ächzte. „Macht doch, was ihr wollt!“, hörte der Andere sie murmeln, ehe sie ihre Augen wieder mit gleichgültiger Miene über die Abendgesellschaft gleiten ließ. „Geh mal zum Fräulein Polizistin, Schweinepriester. Du findest sie im Wintergarten.“, teilte Alucard Anderson gedanklich mit, der gerade dabei war, Gläser zu spülen. „Du nervst, Fangzahn!“, dachte Anderson gereizt, trocknete sich die Hände ab und machte sich auf den Weg zum Wintergarten, wo er Seras auch schnell ausmachen konnte. „Dein lieber Herr Vater meint, ich sollte mal kurz zu dir kommen. Was gibt es denn so Dringendes?“ – „Siehst du die Männer da drüben? Sie wollten Lady Integra wohl Heiratsanträge machen und sind jetzt ziemlich sauer auf Meister Alucard. Ich hab ihn darüber informiert, dass sie ihn – sie halten ihn ja für einen Menschen – aus dem Weg räumen, also umbringen, wollen. Ich will ihm nicht den Abend versauen, darum dachte ich, ich schaff das Problem mal aus der Welt.“ – „Und wozu brauchst du dann mich? Das sind gewöhnliche Menschen.“- „Der Meister meinte wohl, du sollst ein Auge auf mich haben, sollte ich ausrasten. Du bist außer ihm und Lady Integra wohl so ziemlich der einzige, der mich dann noch bändigen kann.“ – „Hast du heute nicht genug gehabt?“, erkundigte sich der Regenerator etwas irritiert. „Es geht nicht um meinen Blutdurst, sondern um mein Temperament. Du weißt ja, was damals in der Kirche geschehen ist... Wenn sie mich provozieren, könnte ich Gefahr laufen, mich zu vergessen!“ Betreten senkte sie den Blick und starrte ihr Fußspitzen an. Erst, als sie eine warme Hand an ihrer Wange spürte, blickte sie wieder auf. „Das schaffen wir schon.“, meinte Anderson und lächelte sie aufmunternd an, ehe er ihr das Tablett abnahm und sich wieder in Richtung Bar davonmachte. Gegen drei Uhr in der Nacht, die letzten Gäste waren gerade dabei, das Anwesen zu verlassen, sammelte sich die kleine Gruppe junger Männer im Schutz einiger alter Bäume, um auf die Ankunft „Graf Draculas“ zu warten. Und tatsächlich trat der auch schon wenige Minuten später, einen roten Ledermantel um die Schultern gelegt und Danford im Schlapptau, aus der zum Garten führenden Terrassentür. Geraune Zeit stand er einfach nur so da, die Arme entspannt vor der Brust verschränkt und den Blick verträumt und leicht abwesend auf die Wipfel der in einiger Entfernung sichtbaren Bäume des britischen Waldes gerichtet, was jedoch nur kaschieren sollte, dass er sich momentan fast ausschließlich auf sein Gehör verließ, um zu orten, wo sich seine Verbündeten und wo seine Feinde aufhielten. Als er sie alle ausgemacht hatte, ging er langsam, seine abwesende Fassade beibehaltend, die Terassenstufen bis zum von Rauhreif bedeckten Rasen hinab, bis er dort stehen blieb, wo die jungen Adeligen ihn haben wollten, wie er aus ihren Gedanken erraten konnte. „Fräulein Polizistin, sobald ich verschwinde, übernimmst du.“, befahl der Vampir seinem Zögling in Gedanken, als auch schon die Männer hinter einigen Bäumen hervorkamen. „Guten Abend, Graf.“, begann einer von ihnen, er war schon bei der Diskussion im Vorfeld der Wortführer gewesen, höflich, „Uns ist zu Ohren gekommen, Sie und Integra hätten eine Liaison. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir damit nicht einverstanden sind.“ Ein selbstsicheres Lächeln zur Schau tragend baute er sich vor dem deutlich größeren Vampir auf, der jedoch nur belustigt auf den Menschen herabblickte. „Ihr wollt mir Vorschriften machen?“, fragte er spöttisch. „Oh ja, das wollen wir, Graf! Verlassen Sie dieses Haus und kehren Sie nie wieder zu Integra zurück, dann wird ihr Leben verschont bleiben.“, wurde ihm geantwortet und von hinten legte sich eine Hand, Danfords Hand, auf seine Schulter. Im gleichen Moment machte sich auch kalter Stahl an seiner Kehle bemerkbar. „Glaubt ihr wirklich, mich damit einschüchtern zu können? Sogar deine Hand zittert, Danford, hast du so viel Angst vor dem Töten?“ höhnte der Rotäugige. Langsam wurden die sich im Hintergrund haltenden anderen Männer nervös. Warum zeigte dieser Kerl kein bisschen Furcht? Gerade verschränkte er die Arme bequem vor der Brust und wechselte wie beiläufig das Standbein, indem er sein Gewicht vom rechten auf das linke Bein verlagerte. Ein breites Grinsen war auf seinem Gesicht erschienen und seine unheimlichen Augen musterten sie spöttisch. „Und du hast meine Herrin immer noch Lady Hellsing zu nennen, Mensch!“, knurrte er den vor ihm stehenden an, bevor er in einer fließenden Bewegung sein Bein hob, es dem überraschten Mann seitlich gegen den Kopf rammte und, ohne in der Bewegung inne zu halten, Danford mit einem Tritt in die Seite beglückte. „Dein Part, Fräulein Polizistin.“, erklang seine Stimme in Seras Kopf und in fast demselben Moment zersprang Alucards Körper in unzählige von Fledermäusen, die in die Nacht davonflatterten. Nur noch sein Lachen erfüllte die Luft und ließ die ungläubigen Männer erzittern. Vollkommen unschuldig und harmlos wirkend trat Seras hinter dem Baum hervor, hinter dem sie auf ein Zeichen ihres Meisters gewartet hatte, und blickte in angstvoll aufgerissene Augen, die bei ihrem Anblick aber gleich wieder andere Regungen zeigten. „Was hast du gesehen, Kleine?“, flüsterte der ihr am nächsten stehende bedrohlich. Mit engelsgleichem Lächeln wandte Seras sich dem Mann zu. „Ich? Ich habe gesehen, wie ein Haufen schwacher Menschen der Meinung war, meinen Meister töten zu können.“ Mit jedem Wort, das sie sagte, wurde das Funkeln in ihren Augen deutlicher. Verwirrt wichen die Männer erneut einen Schritt zurück. „Du... du nennst dieses Monster MEISTER?“, rief der erste, der seine Fassung wiedererlangte, entsetzt. „Natürlich, immerhin bin ich selbst auch ein solches Monster.“, meinte Seras lächelnd, immernoch an den Baum gelehnt, hinter dem sie hervorgetreten war. Langsam machte sich wieder Panik im Blick der Männer breit, als Seras ihre Fangzähne entblößte, sich von Baum abstieß und auf sie zugeschlendert kam. „Sagt mal, wart ihr auf Lady Integras Geld aus? Auf ihre Macht? Auf ihren Titel? Ober tatsächlich auf ihre Liebe? Aber ihr würdet sie nie so sehr lieben wie mein Meister sie liebt. Wahrscheinlich würdet ihr sie unausstehlich finden mit ihrer schlechten Laune und ihrem Stolz.“ Langsam, wie eine Raubkatze, umkreiste sie die Männer und das bedrohliche Funkeln in ihren Augen sorgte dafür, dass sie unweigerlich näher zusammenrückten. Anderson beobachtete das Geschehen wieder mal aus einiger Entfernung musste beim Anblick seiner kleine Seras lächeln, die, während sie Runde um Runde um die Männer drehte, ununterbrochen sanft auf sie einsprach. Sie hörte erst auf, als die ersten anfingen zu wimmern und die Hände vors Gesicht schlugen, um Seras‘ Blick nicht länger ertragen zu müssen. „Ah, Meister! Lady Integra!“, rief sie auf einmal fröhlich und als sich einer der Männer zu ihren Füßen traute, zu ihr hochzublicken, sah er ihre Augen, aus denen jegliches dämonisches Leuchten verschwunden war und die jetzt nur noch fast kindliche Freude über das Erscheinen Alucards und Integras ausstrahlten. Plötzlich jedoch zuckten eben diese Augen zu ihm herum und sofort war dieser Blick wieder da, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ängstlich zitternd krümmte er sich wieder zusammen und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. „Hallo Seras. Alucard meinte, es gäbe hier etwas, das ich mir ansehen sollte.“ – „Ja, Lady Integra, wenn der Meister das so nennen will... Die Herren hier waren etwas erbost darüber, Euch keinen Antrag mehr machen zu können und wollten ihre Wut an Meister Alucard abbauen.“, erklärte Seras schulterzuckend. Als Antwort erhielt sie nur ein schallendes Lachen, das jedoch keinesfalls erfreut sondern vielmehr verächtlich klang. „Als würden so gewöhnliche, aufgeplusterte Männer wie ihr mich jemals beeindrucken! Ihr seid nicht mehr wert als die Straßenköter, die sich nachts in London rumtreiben!“, stieß Integra hervor, ehe sie sich umwandte und auf Alucard zuging. Kurz vor ihm blieb sie stehen und blickte noch einmal zu dem verängstigten Haufen zurück, neben dem immernoch Seras stand und die Kerle mit einigen wenigen Blicken in Schach hielt. „Seras, Alexander, schafft mir die Jammerlappen aus den Augen!“, befahl sie eiskalt und verschwand, dicht gefolgt von Alucard, wieder im Haus, der Seras noch einmal verschwörerisch zuzwinkerte. Federnd landete Anderson neben Seras und blickte sie amüsiert an. „Dann wollen wir mal!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)