Feinde, oder was? von feuerregen (Seras x Anderson) ================================================================================ Kapitel 26 ---------- Walter war schnell ausfindig gemacht. Er befand sich wie so häufig in der Küche. Diesmal jedoch standen vor ihm in Reih und Glied zwanzig Männer und Frauen. Sie alle trugen Arbeitskleidung, Cut (Hab mich erkundigt, so heißt der Anzug, den Butler tragen!) oder Dienstmädchenuniform. Den Blick starr geradeaus gerichtet hörten sie ihm zu, der zu treffende Vorkehrungen und gegebene Befehle weiterleitete. Unauffällig schlichen sich die beiden Blonden in den Raum und lehnten sich neben der Tür an die Wand. Eine Weile lauschten sie Walters Vortrag, bis Anderson plötzlich eine schüchterne Berührung auf seinem ‚Oberschenkel spürte. Er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zuzuordnen, woher die Berührung kam. Lächelnd schloss er die Augen und ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Wand sinken. Er zog seine Hand hinterm Rücken hervor und ließ sie sanft zwischen die suchenden Finger Seras‘ gleiten, die sich sofort fest um seine schlossen. So blieben sie, das Ende von Walters Rede abwartend, stehen und genossen einfach die Gegenwart des jeweils anderen, bis Walters energische Stimme verstummte und die Angestellten unter leisem Murmeln den Raum verließen. „Was kann ich für Sie tun, junges Fräulein?“, erkundigte der Butler sich dann bei Seras. „Das selbe wollte ich fragen, Walter.“ ,antwortete Seras fröhlich, „Der Meister und Lady Integra diskutieren mal wieder und wir haben nichts zu tun.“ Walter schien kurz zu überlegen, dann nickte er jedoch wie um sich seine eben getroffene Entscheidung noch einmal zu bestätigen. „Dann werde ich Ihnen jetzt erst einmal ihre Unterkunft zeigen., teilte er seinen Entschluss mit Inzwischen hatte Anderson die Augen, die er während des Wartens geschlossen hatte, wieder geöffnet und nickte knapp, ehe er sich von der Wand abstieß und die Hände in den Taschen seines Mantels vergrub, da Seras seine Hand losgelassen hatte, als sie mit Walter zu sprechen begann. Er wartete, bis Walter an ihm vorbei war und folgte ihm dann, wobei Seras wieder einmal fröhlich neben ihm herhüpfte. Wie auch in der Hellsing-Villa führte ihr Weg in den Keller. Dort waren die Räume für die Angestellten, in diesem Fall für die Werwölfe. Die Räume waren spartanisch eingerichtet, was ebenfalls sehr an die Hellsing-Villa erinnerte. „Leider ist Winford Castle nicht mit Särgen ausgestattet. Sie werden also für die mehr oder weniger kurze Zeit mit normalen Betten Vorlieb nehmen müssen.“ Seras lachte hell auf, als sie hinter sich ein erleichtertes Aufatmen wahrnahm. Anderson hatte ihr einmal erzählt, dass er sich nicht an den Gedanken gewöhnen konnte, in einem Sarg zu schlafen. Auch für sie war es gewöhnungsbedürftig gewesen, dies zu tun, doch hatte sie sich inzwischen damit anfreunden können. „Ich glaube, auch das ist zu ertragen.“, meinte sie vergnügt und ließ sich auf das für die karge Einrichtung erstaunlich große Bett fallen. Es schien sogar lang genug für Anderson zu sein. „Also ich find’s schön hier!“, sagte sie lächelnd zu Walter, bevor sie sich plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf fasste und zur Seite wegkippte. Ein dumpfes Stöhnen drang aus ihrem Mund, als sie sich auf dem Bett zusammenkrümmte, die Hände immer noch auf ihre Ohren gepresst. Anderson war sofort neben ihr, er hatte sich neben das Bett gekniet und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. Ein wenig schien es zu helfen, denn die kleine Vampirin entspannte sich merklich und auch wenn das leise Wimmern, das aus ihrer Kehle drang, nicht verstummte, so lag sie doch schon wesentlich ruhiger da, die Hände hatte sie von den Ohren genommen und sie statt dessen ins Laken das Bettes gekrallt. „Alucard?“, funkte Anderson den anderen gedanklich an. Langsam hatte er den Dreh raus, wie er Kontakt mit dem Vampir aufnehmen konnte. „Was ist los, Priesterchen?“, kam auch prompt die Antwort. „Seras hat wieder einen Anfall, komm her!“, erklärte Anderson knapp, darauf bedacht, dem Schwarzhaarige keine allzu schweren Unhöflichkeiten in den Kopf zu setzen. Kaum hatte er zu Ende gedacht, spürte er auch schon die Präsenz des Vampirs in seinem Rücken und hörte die leisen Schritte Alucards, als er sich dem Bett näherte und sich neben dem Regenerator auf die Bettkante setzte. „Was machst du nur für Sachen, Kindchen?“, murmelte er, während er eine Hand sanft auf Seras‘ Wange legte und die Augen schloss. „Sie wird es nicht mehr lange aushalten, wenn sie nicht endlich mein Blut akzeptiert.“, knurrte er. Der böse Tonfall erschreckte Anderson etwas und er warf einen raschen Seitenblick zu dem Vampir, dessen Augen zwar immer noch zornig funkelten, jedoch durch Seras hindurch zu sehen schienen. Am meisten irritierte ihn jedoch, dass Alucards Hand immer noch federleicht auf Seras‘ Wange lag und er mit den Daumen sanft darüber strich. „Fangzahn, du driftest ab.“, meinte Anderson leicht belustigt und tippte dem Vampir in die Seite. Überrascht ruckte Alucards Kopf nach oben und sein Blick richtete sich auf den Blonden, der immer noch neben dem Bett kniete, sich inzwischen aber der Gemütlichkeit halber auf seine eigenen Füße gesetzt (s. Seiza-Position). Die Arme auf dem Bett verschränkt hatte er den Kopf auf seine Unterarme gelegt und sah mit schief gelegtem Kopf zu Alucard hoch, der ihn mit einem undurchschaubaren Blick musterte. „Na, weilst du wieder unter uns?“, neckte er den Rotäugigen. Der jedoch grinste nur breit. „Du solltest öfter so vor mir sitzen, vielleicht wird‘ ich ja doch noch mal schwach.“ Kurz sah ihn der Angesprochene ratlos an, doch als er den Sinn der Worte verstanden hatte, wurde sein Grinsen noch fieser als das des Vampirs. „Du kannst es probieren, Blutsauger. Aber ich garantiere wortwörtlich mit meinem Leben, dass ich es dir nicht durchgehen lassen werde. Und außerdem: Was würde Lady Integra wohl dazu sagen, wenn du ihr fremdgehen würdest? Ich glaube, dann hättest du es dir auf ewig mit ihr verscherzt.“ – „Miese Petzte!“, knurrte Alucard, doch konnte Anderson den amüsierten Unterton heraushören. Die Antwort des Vampirs wäre wahrscheinlich länger ausgefallen, hätte sich in diesem Moment nicht Seras geregt und damit sofort die Aufmerksamkeit beider Männer auf sich gelenkt. Das war auch der Grund, warum Anderson Alucards Kommentar nur mit einem Lächeln quittierte. „Na Kätzchen, wieder wach?“, fragte Anderson die kleine Vampirin, die ihn zur Antwort nur erschöpft, aber ehrlich anlächelte. „Was hast du gesehen?“, fragte Alucard direkt und sachlich wie immer und trotzdem zuckte Seras kurz zusammen, als seine Stimme erklang. „Einen Mann........ er stand auf einem Hügel und um ihn herum überall Menschen. Genauer gesagt wohl Soldaten. Sie sahen aus, als würden sie ihm gehorchen. Lady Integra war bei ihm........ in Rüstung und Fesseln! Alles wirkte wie ein mittelalterliches Schlachtfeld, ich konnte sogar das Blut riechen.“ Die letzten Worte hatte sie nur noch geflüstert und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen, die sanft von Anderson weggewischt wurden. Als sie zu ihm blickte, forderte er sie mit einem aufmunternden Lächeln auf, weiter zu erzählen. „Er trug auch eine Rüstung... aber sie sah alt aus, schon fast rostig. Sein Gesicht konnte ich aber nicht erkennen.“ Müde schloss die Kleine erneut die Augen und drückte ihr Gesicht etwas in die Handfläche Andersons, die immer noch warm über ihre Wange streichelte. „Gib ihr etwas zu trinken, wenn sie in diesem Zustand einen neuerlichen Anfall bekommt, wird sie nicht wieder aufstehen.“ Dann war er verschwunden. Als er Alucards Präsenz nicht mehr spürte, erhob sich Anderson und ließ sich an Kopfende des Bettes nieder. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, zog er Seras auf seinen Schoß, legte ihren Kopf an seine Schulter und entblößte sein Handgelenk, durch das er mit einer schnellen Bewegung zwei Schnitte zog und es an Seras‘ Lippen drückte. Mit einem kräftigen Druck auf ihr Kiefergelenk zwang er sie, den Mund zu öffnen und drückte sein blutendes Handgelenk hinein. Sofort reagierte Seras‘ halb ohnmächtiges Bewusstsein auf den leisen Eisengeschmack und ihre Kiefer klappten zu. Kurz verzog Anderson das Gesicht, als Seras‘ spitze Zähne durch seine Haut bohrten. Doch als sie begann, in gleichmäßigen Schlucken sein Blut zu trinken, entspannten sich seine Züge und er ließ sich aufseufzend nach hinten gegen die Wand sinken, wobei er Seras mit sich zog, um sie nicht loslassen zu müssen. Schnell spürte er die Zunge der Vampirin über sein aufgerissenes Handgelenk zucken und ein Schauer lief ihm über den Rücken und erzeugte eine Gänsehaut auf seinen Armen, als Seras‘ kalte Hand langsam über seinen Oberschenkel zu streichen begann. Durch die Überreizung seiner Sinne, die mit dem Biss einher gingen, spürte er die sachte Berührung mit vielfacher Intensität und keuchte auf. Je mehr Blut Seras ihm abknöpfte, um so schummriger wurde ihm und er sackte leicht in sich zusammen. Mit zitternder Hand fasste er in Seras‘ blonden Schopf und zog die Kleine von seinem Arm weg. Sie knurrte zwar leise, ließ sich aber artig wegziehen, während sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr um nicht einen Blutstropfen zu vergeuden. Betont langsam drehte sich plötzlich ihr schlanker Körper, sodass sie auf allen Vieren zwischen Andersons Beinen kauerte. Mit verschleiertem Blick streckte sie sich zu ihm hinauf und fing seine Lippen mit ihren ein, während eine ihrer Hände ihren Weg unter sein Hemd fand und weiche Fingerspitzen jeden Muskel nachziehend über seinen Bauch fuhren. Anderson, der noch immer gegen den Schwindel ankämpfte, erwiderte den Kuss erst nach einem langen Moment des Realisierens und war um so überraschter, als das Mädchen den Kuss vertiefte, seine Zunge mit ihrer neckte und immer wieder mit der Zungenspitze seine Mundhöhle erkundete. Er machte keinen großen Versuch, das Spiel in ihren Mund zu Verlagen, viel zu sehr erstaunte und erfreute ihn der Mut, den die Rotäugige auf einmal an den Tag – oder besser die Nacht – legte. Dann jedoch löste sich Seras von ihm, zog auch ihre Hand unter dem Stoff seines Hemdes hervor und lächelte ihn schüchtern - unschuldig an. Aus einem Gefühl heraus griff Anderson nach der Hand, die , wie er feststellte, als sie zu seinem Mund hob und ihr einen Kuss in die Handinnenfläche drückte, noch warm von seiner eigenen Körperwärme war. Nach einigen Sekunden, in denen sie sich einfach nur ansahen, entwand Seras Anderson mit knallroten Wangen ihre Hand, rutschte etwas nach hinten und ließ ihren Kopf auf seinen Oberschenkel sinken. Zufrieden lächelnd schloss sie die Augen und kuschelte sich in seinen Schoß. Fast schon automatisch hob sich seine Hand und fuhr sanft durch die orange-blonden Haare, die, obwohl sie so unzähmbar wirkten, überraschend weich waren. Es dauerte nicht lange und Seras hatte aufgehört zu atmen. Es amüsierte Anderson immer wieder, dass die Kleine damit einfach aufhörte, wenn sie einschlief. Seine Gedanken treiben lassend streichelte er Seras weiterhin über Kopf und Rücken. Wenn sie schlief, wirkte sie wie eine Puppe, stellte er schmunzeln und nicht ohne Stolz fest, da dieses Kunstwerk ihm gehörte. Schön, zerbrechlich und wunderschön wie eine teure Porzellanpuppe. In dem inzwischen schwach beleuchteten Raum saß Integra hinter ihrem Schreibtisch und hakte sich in den Server der Sektion Iscariot der katholischen Kirche. „Was für ein Arsch.“, knurrte sie. Schon eine Weile wühlte sie sich durch die verschiedensten digitalen Dokumente des Vatikans und kam der Antwort, die sie suchte, immer näher. Was sie jedoch auf ihrem Weg dorthin noch entdeckte, ließ sie vor Entrüstung fast kochen. Die Sektion Iscariot war bei weitem nicht so sauber, wie sie sich immer darstellte. Schon vielfach hatten sie ihre eigenen Leute ermorden lassen, sobald auch nur der leiseste Zweifel bestand, dass sie nicht absolut treu waren. Ganz unten standen nicht abgehakt auch Andersons Name und Codename. Unweigerlich musste sie auflachen, auch wenn es kein fröhliches sondern ein zutiefst gehässiges Lachen war. „Angel Dust!“ Was für ein passender Name! Trotz der Situation grinsend lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, stützte die Ellenbogen auf den Armlehnen ab und blickte über ihre aneinander gelegten Fingerspitzen hinweg auf den leicht flimmernden Bildschirm. In ihrer eigenen Kartei waren Alucard als „Bloodhound“ und Seras als „Kitten“ eingetragen. Weitaus passender, wie sie fand. Plötzlich legten sich kalte Hände auf Integras Schultern und begannen, diese sanft aber kräftig zu massieren. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein stolzer Vampirfürst mal dazu herablassen würde, einen Menschen zu massieren, es ihm angenehm zu machen, Alucard.“, sagte sie, ließ jedoch gleichzeitig ihren Kopf etwas nach vorne fallen, damit Alucards Daumen besser ihre verspannte Nackenmuskulatur lockern konnten. „Wie weit bist du?“, fragte er und blickte über sie hinweg auf den Bildschirm. „Netter Codename“, meinte er grinsend, „Der Gute steht jetzt ja sogar offiziell auf der Abschussliste. Respekt!“, setzte er noch spöttisch hinzu. Integra nickte knapp. „Maxwell ist ein mieses Arsch.“ In ihrer Stimme lag keine Wut, nur Feststellung und Kälte. Kurz herrschte Schweigen, bis Integra erneut die Hände ausstreckte und ihre Nachforschungen wieder aufnahm, was Alucard jedoch nicht davon abhielt, Schultern und Nacken seiner Herrin weiterhin zu bearbeiten. „Was soll das eigentlich werden, Alucard? Versöhnung?“, fragte Integra schließlich, wobei der sarkastische Unterton in ihrer Stimme nicht zu überhören war und auch dem Vampir entging er nicht. „Ich genieße einfach nur Eure Nähe und das Vergnügen, Euch berühren zu dürfen, Herrin.“, schnurrte er, wobei er sich etwas vorbeugte und seine Stimme nun dicht neben ihrem Ohr erklang und sie seinen kalten Atem an diesem vorbeiziehen fühlte. „Alucard, du hast ‘nen Schaden!“, sagte die Blonde und ein Grinsen zuckte über ihr Gesicht, doch unterbrach sie ihrer Arbeit währenddessen nicht eine Sekunde. Sie erachtete es auch nicht als lohnenswert, den Blick zu heben und sich umzudrehen, sein breites Grinsen konnte sie auch so spüren. Erst, als Alucards gleichmäßige Bewegungen auf ihren Schultern ein jähes Ende fanden, hob sie den Kopf etwas. „Die zweite Welle rollt an.“, knurrte Alucard und zog seine Hände von Integras Schultern, bevor er sich etwas entfernte und schweigend auf die gegenüberliegende Wand starrte. Gedanklich kontaktierte er seine Werwölfe und ließ sie sich kampfbereit machen, dann verlor seine Gestalt an Substanz, bis sie und auch seine Aura vollkommen verschwunden waren, um Augenblicke später in Seras‘ und Andersons Kellerzimmer wieder aufzutauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)