Hyuuga Neji von june-flower (Ich beschütze dich) ================================================================================ Teil 2 Neji Hyuuga ------------------ Du siehst so klein aus in dem großen, weißen Krankenhausbett. So klein, hilflos und ungeschützt. So verletzlich. Und zum ersten mal habe ich gedacht, du siehst aus wie ein ganz normales Mädchen. Solange deine Augen geschlossen sind, kann man auch deine gespenstigen, silbrigweißen Pupillen nicht sehen, die jedem Betrachter sofort unmissverständlich klar machen, woher du stammst. Die Silberaugen des Hyugaclans. Dein bläuliches Haar liegt ausgebreitet auf dem Kissen. Deine Stirn ist unbedeckt. Kein Siegel. Natürlich nicht. Wie du daliegst, als würdest du friedlich schlafen, könnte ich beinahe vergessen, wer du bist. Aber wenn man es genau bedenkt, weiss ich nicht einmal genau, wer du bist. Eine Hyuga, mehr nicht. Genau wie ich. Ha! Wie ich? Niemals! Habe ich das gerade gedacht? Du gehörst zur Gründerfamilie. Du bist nicht wie ich. Du wirst es niemals sein. Niemals. Du hast deinen Vater noch. Du hast kein Siegel. Du bist nicht an eine Familie gebunden, die du hasst. Du bist nicht wie ich. Ironie des Schicksals, nicht? Du hast alles, was ich gerne hätte. Was kümmert es mich schon, dass du deinen Vater so sehr hasst, wie ich dich hasse? Immerhin gehörst du zur Familie. Wäre ich an deiner Stelle, wären meine Talente nicht so verschwendet, wie sie es nun sind. Was soll das schon für ein Leben sein? Ich bin doch nichts anderes als ein eingesperrter Vogel. Dich beschützen, dass ich nicht lache! Wieso sollte ich das tun? Du bist nicht einmal mehr die Erbin des Clans! Wen kümmert es schon, was aus dir wird? Sieh dich an! Du hast es nicht einmal geschafft, mich zu besiegen! Du bist doch sowieso nur zu den Prüfungen angetreten, weil du Kiba und Shino nicht enttäuschen wolltest. Du bist immernoch genauso ein großer Angsthase wie früher. Und du behauptest, dich ändern zu wollen? Eine Versagerin wie du wird immer eine Versagerin bleiben. Ein Feigling wird immer ein Feigling bleiben. Du wirst es nicht schaffen, Hinata. Du läufst doch ständig davon. Du beobachtest lieber aus dem Hintergrund, als dich einzumischen. Du heilst lieber die Wunden der Verletzten, als das du selbst kämpfst. Du hast Angst, auch wenn du es nicht zugeben willst. Ich habe dich beobachtet. Selbst, wenn du das Byakugan einsetzt, fürchtest du dich. Weißt du, warum du zitterst? Du hast Angst, jemanden zu verletzen. Und genau das ist dein Problem. Ich will damit nicht sagen, dass es einem Ninja darum gehen sollte, seine Feinde zu verletzen. Aber man muss mit vollem Herzen kämpfen und entschlossen sein, den Sieg zu erringen. Du hast Angst, mit deinem Sieg jemandem wehzutun und dich damit selbst zu verletzen. Du möchtest niemanden das fühlen lassen, was du gefühlt hast, als du mit angehört hast, wie dein Vater dich für nutzlos befunden hat. Du bist viel zu weichherzig. Wenn ein Ninja kämpft, dann kämpft er, weil er einen Grund dafür hat. Wenn es dein Wunsch ist, niemanden zu verletzen, dann wirst du auch niemals gewinnen können. Liebe, Hass oder Pflicht. Das alles können Gründe sein, um zu kämpfen. Selten trifft man Ninja, die diese Gefühle überwunden haben. Sie mögen stark erscheinen, aber eigentlich ist ihre Gefühlslosigkeit eine Schwachstelle. Man muss die Kraft haben, zu kämpfen, und Gefühle geben diese Kraft. Dein Mitgefühl ist deine Schwäche. Angst. Du bist schwach als Mädchen, zu ängstlich für eine Ninja und nutzlos als Erbin. Warmherzig. Warum nennst du mich Bruder? Wir sind wohl kaum zusammen aufgewachsen. Wir sind nur Cousins. Warum siehst du mich so liebevoll und traurig an? Ich hasse dich. Du weißt das. Du bist der lebendige Beweis dafür, das ich nie frei sein werde. Niemals. Warum versuchst du, meinen Schmerz zu verstehen? Ich sehe es in deinen Augen. Nicht einmal du kannst all diese Jahre wieder gut machen, Hinata Hyuga. Du weißt genausogut wie ich, dass du deinen Charakter nicht einfach mal eben so ändern kannst. Das geht einfach nicht. Solch ein Wandel, wie du ihn dir wünschst, ist sicherlich schmerzhaft und langwierig. Wenn nicht sogar unmöglich. Höchstwahrscheinlich unmöglich! Ich weiß nicht, wie du dir solche Hoffnungen machen kannst. Bist du nicht oft genug durch Hoffnungen betrogen worden? Ich verstehe dich nicht. Aber ich muss zugeben, du hast mich erstaunt. Deine Verweigerung, deine Niederlage einzugestehen, hat mich überrascht. Deine Hartnäckigkeit hat mich verwundert. Ich habe es gesehen, du hast mit dem Gedanken gespielt, sofort kampflos aufzugeben. Sogar Kiba hat dir dazu geraten. Du wusstest doch, dass du keine Chance gegen mich haben würdest? Ich bin viel stärker als du. Ich hatte erwartet, dass ich dich nur lange genug einzuschüchtern brauchen würde, damit du dich geschlagen geben würdest. Bis du von allein die Arena verlassen würdest. Mir wäre es beinahe gelungen. Wenn dieser Versager Naruto dich nicht angefeuert hätte, wärest du einfach weinend weggelaufen. Was findest du überhaupt an dem? Der ist ja wohl nicht besser als du. Ihr passt ja wirklich zusammen: Zwei Versager! Trotzdem hast du gegen mich gekämpft. Und wider Willen war ich von dir beeindruckt. Du hast dich verbessert. Nicht, dass du so gut wärest wie ich. Aber ich habe zum ersten Mal Kraft hinter deinen Angriffen gespürt, Willenskraft und Willensstärke, den Willen zu siegen. Wo hast du das gelernt? Wer hat dir das gezeigt? Ich habe dich noch niemals so kämpfen sehen. Warum gegen mich? Hasst du mich? Eigentlich dürfte mich das nicht verwundern. Aber dennoch... Was ist passiert? Wolltest du mir etwas zeigen? Jemand ist hier. In diesem Raum. Drei..., Nein, vier Leute. Sie bewegen sich als ob... Wusste ich es doch. Attentäter. Waum sollten wohl Attentäter.... Was für eine überflüssige Frage. Schliesslich liegt die älteste Tochter des Hyuga-Gründerclans hinter mir, oder? Ich korrigiere mich.... Sie lag. „Bist du irre geworden?“ Deine Augen schauen konzentriert. „Da ist ein Fünfter. Hinter der Tür.“ Tatsächlich. Das ist peinlich, den habe ich glatt übersehen. Dieses verrückte Mädchen, dass mich ihren Bruder nennt, hat die Decke zurückgeschlagen und klettert schwankend aus dem Bett. Und wie ich hat sie bereits alle Fingerzeichen geformt, die nötig sind, um das Byakugan zu wecken. Ich schubse dich zurück. „Du spinnst! Verrate mir mal, wie du in deinem Zustand mit denen kämpfen willst?“ Deine Augen leuchten, wenn du völlig konzentriert bist, wusstest du das? Sie leuchten auch jetzt. „Sie haben es auf mich abgesehen, nicht auf dich. Halte dich da raus, Bruder!“ Ich fahre ein Stück zurück. Hinata, bist du es wirklich, die da spricht? Leider haben wir keine Zeit, um auszudiskutieren, wer kämpfen wird und wer nicht. Sie greifen an. Noch scheinen die fünf Attentäter etwas unkonzentriert. Ich habe Zeit, zu schauen, wie du dich schlägst. Naja, ich würde sagen, dafür, dass du aufgrund völliger Erschöpfung und totalem Verlust des Chakras im Krankenhaus bist, hast du dich blendend erholt. Ich habe drei Gegner vor mir, du zwei, wir scheinen beide mühelos mit ihnen fertig zu werden. Wer schickt solche Attentäter, um jemanden ins Jenseits zu befördern? Und du erstaunst mich schon wieder, Hinata. Du kämpfst wirklich gut. Ich sehe Anzeichen deiner wiederkehrenden Angst, aber es scheint, dass du fest entschlossen bist zu gewinnen. Was für ein Wandel. Ich muss meine Meinung wohl überholen. Du bist nicht so talentiert wie ich, aber man merkt sehr gut, dass du eine Hyuga bist. Und diese Eleganz, mit der du ausweichst, kommt ganz aus dir. So etwas ist dir nicht aus dem Clan vererbt worden. Ich sehe sie zum Ersten mal. Hätte ich vorher genauer hinschauen müssen? Du kämpfst mir der selben Technik wie ich, aber dennoch anders. Die Attentäter werden sicherer. Der eine Kerl hat mich beinahe getroffen, und ich weiche bis zur Wand zurück. Sein Kollege macht ein Salto in der Luft und versucht, mich anzugreifen. Schämen die sich nicht? Drei Männer gegen einen Jungen? Nicht, dass es sonderlich einen Unterschied machen würde. Einen habe ich schon erledigt. Es ist nicht schwer, sie zu besiegen, wenn man sich etwas konzentriert. Wie du dich wohl machst? Ich gebe auf. Wie hast du dich in einigen Tagen zu so einer Ninja gewandelt? Du siehst aus wie ein Wirbelwind, der seine Gegner abwartend umkreist. Du spielst eigentlich mit ihnen. Wenn du es wirklich willst, schaffst du es locker. Selbst mich hat es einige Anstrengung gekostet, mit dir fertig zu werden. Ich hätte aber nicht gedacht, dass du diese Kraft auch entwickeln würdest, wenn du nicht mit mir kämpfst. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum du mich so dermaßen zum Nachdenken bringst. Ich habe keine Ahnung, was diese Kraft in dir geweckt hat. Du bist schon ein erstaunliches Mädchen. Hoppla.... Gestolpert. Hast dich anscheinend doch noch nicht so sehr erholt, wie ich gedacht habe. Bist wahrscheinlich noch nicht so fit, wie du erwartet hast. Aber deine Gegner nutzen ihren Vorteil, ohne zu zögern. Ich weiß nicht warum, aber in dem Moment, in dem die Attentäter dich töten wollten, bin ich dazwischengegangen. Einfach so. Reflexhaft. Klar, es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen. Aber habe ich vor nicht allzulanger Zeit selbst gesagt, dass es mir egal wäre, wenn du stirbst? Wann habe ich diese Pflicht je ernst genommen? Nun, diese Sache ausser Betracht gelassen, konnte ich in dem Moment einfach nicht mitansehen, wie der Kerl seine krallenbewehrten Hände nach deinem Herzen ausgestreckt hat. Er hat ihn eindeutig überrascht, mich noch am Leben zu sehen. Hat der nicht gemerkt, dass seine drei Freunde schon am Boden lagen? Ehe ich es mich versah und ehe er es sich versah, machte er einen Abflug durchs Fenster. Sein letzter Freund hat freundlicherweise seinen Mitattentätern am Boden Gesellschaft geleistet. Und du hast aufgelacht und bist zusammengebrochen. Gut, wärest du wohl, aber mein Körper hat sich wieder schneller bewegt als mein Verstand und dich aufgefangen. „Warum lachst du?“ „Weil du mich gerettet hast“. In deinem Gesicht konnte ich Müdigkeit sehen, und ein kleines bisschen Trauer. Was sollte ich darauf schon antworten? Ich wusste doch selbst nicht, warum ich das gerade getan habe. Und du schlossest die Augen. Hey! Du kannst doch nicht einfach so auf dem Boden des Zimmers einschlafen! Oh doch, das kannst du, ich sehe es. Du bist ziemlich leicht, weißt du das? Es war absolut nicht schwer, dich ins Bett zu tragen. Du hast etwas geflüstert, und ich konnte es nicht hören. Aber ich habe es von deinen Lippen abgelesen. „Danke.“ Danke wofür? Dass ich dir die Schuld an meinem Leben gebe? Dass ich in dir ein Symbol für mein Gefängnis und für Verrat sehe? Dass ich dich hasse und meiner von Alters her festgelegten Aufgabe noch nie richtig nachgekommen bin? Ich verstehe dich einfach nicht. Aber ich glaube, eine Sache habe ich verstanden. Das mit dem Wandel. Weißt du was? Ich glaube, du hast dich wirklich verändert. Natürlich würde es dich mehr freuen, wenn du es von diesem Versager Naruto zu hören bekommen würdest. Aber ich habe gesehen, wie du gegen mich und gegen die Attentäter gekämpft hast. Ich glaube, vor dir wird noch Viel liegen. Habe ich mich geändert? Nein, habe ich nicht. Allerhöchstens hast du mich geändert. Ob zum Guten oder Schlechten. Vielleicht werde ich es schaffen, eines Tages mit nicht so viel Bitterkeit an mein Zuhause zu denken. An unser Zuhause. Vielleicht kann ich eines Tages akzeptieren, was ich bin. Ich beginne bereits, meine Aufgabe zu akzeptieren. Ich habe sie schon viel zu lange vernachlässigt. Ist das ein Anfang? Vielleicht. Es spielt keine Rolle. Es spielt keine Rolle, dass du nicht mehr die Erbin bist, Hinata. Du bist du. Und ich werde auf dich aufpassen, ja? Ich beschütze dich. Du bist ein merkwürdiges Mädchen. Wie du so daliegst, ein Lächeln auf den Lippen, erkenne ich kaum noch etwas von der alten Hinata in dir. Der Hinata, die sich weinend im Wald verkroch. Du schlägst dich wie eine Ninja. Du kannst stolz auf dich sein. Ich muss dir wirklich danken. Ich danke dir, dass du mich noch nicht aufgegeben hast. Ich danke dir, dass du in mir denjenigen siehst, der ich bin. Irgendwann wird es mir egal sein, ob ich zum Gründerclan gehöre oder nicht. Ich danke dir, dass du mich mit so großer Selbstverständlichkeit Bruder nennst. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Hey, wir sind kein so schlechtes Team, oder? Gib uns ein paar Jahre, und wir sind unschlagbar. „Sensei, da sind Sie ja! Sie haben aber reichlich lange gebraucht. Was hier passiert ist? Ach, eine kleine Meinungsverschiedenheit. Alle Beteiligten haben eingesehen, dass sie im Unrecht waren. Es ist nicht halb so schlimm, wie es aussieht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)