Pieces von Phoenix_Frost (eine Psychoanalyse) ================================================================================ Kapitel 2: I'm sorry -------------------- Kapitel 2 » If you believe it’s in my soul…« Leises Donnergrollen zog durch die dunkle Nacht heran. Es waren keine Sterne am Himmel zu sehen, dazu war die Wolkendecke viel zu dicht. Ja, die Natur weinte auch um Alphonse. Nicht nur ihre Gewalten, nein, alles, was von ihr erschaffen wurde… Alles schien plötzlich trist und grau zu werden. Von weitem konnte Edward hören, wie ein Hund betreten heulte. Er sah auf. Am Ende der Gasse, zur Hauptstraße hin, bekämpften sich laut fauchend mit ausgefahrenen Krallen zwei Straßenkatzen. Alphonse hätte sie jetzt mitgenommen. Edward konnte so was nicht. Nein. Er war zwar ein Tierfreund, aber sie liefen vor ihm eher weg – der einzige Grund, dass er so viele Tiere so nah betrachten konnte bisher, war sein Bruder… Alles schien sich zu bekämpfen, als wenn der Tod des Jungen die ganze Welt aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. »… I’d say all the words that I know…« Was sollte er denn jetzt nur tun? Verzweifelt schluchzend warf er sich gegen die leblose Rüstung und klammerte sich Hilfe suchend an ihr fest. Ja, er würde jetzt bei ihm bleiben! Die ganze Nacht! Vielleicht hatte er ihn ja schon regeneriert und er war nur bewusstlos? Ihm fror. Die grauen, in der Nacht sogar schwarz wirkenden, Wolken schienen immer dickere, kältere Tropfen über ihm ab zu werfen. Er würde sicherlich krank werden. Aber das machte nichts. Nein. Er würde hier an Ort und Stelle bleiben. Hier bei Alphonse. Bei seinem kleinen Bruder. Vielleicht war ihm ja auch kalt? Das machte nichts – er würde ihn wärmen. Ja, das wollte er tun. Schließlich war er sein großer Bruder. Der Nichtsnutz, der ihn erst gefoltert und dann umgebracht hatte. Ja, Alphonse war tot. »… just to see if it would show…« Noch nicht einmal weinen konnte er noch richtig. Sein Schluchzen versickerte in einem tiefen See von Tränen. Und Verzweiflung. Und Trauer. Und Hass. Hass auf sich selbst. Wie konnte er ihn nur umbringen? Wie konnte er nur? Warum hatte er nicht überlegt? Warum hatte er nicht nachgedacht? In dem alten Buch über biologische Transformation hatte das alles so einfach ausgesehen. So simpel. Als wenn wirklich alles mit einem kleinen Klacks und fast ohne Zutun gemacht gewesen wäre. Doch das war es nicht. Immer wieder streichelte er mit seiner stählernen Hand über den vermeintlichen „Bauch“ der Rüstung, kniff die Augen zu und presste die Wange fest an das eiskalte Metall. Damals hatte er sich daran genau diese Wange gekühlt, immer, wenn Winry oder sonst wer ihm eine gepfeffert hatte. Er musste an Shou Tucker denken. Dieser arme Irre. Der Mann, der seine Frau und seine Tochter zu Chimären transmutiert und umgebracht hatte, um seine Lizenzen als Staatsalchemist zu behalten. Er hatte alles was er eigentlich liebte, was ihm teuer war, für diese alberne Lizenz aufs Spiel gesetzt und verloren. Ja. Plötzlich erinnerte Edward sich auch daran, wie der arme Irre ihm auch gesagt hatte, dass er genauso, wie er sei. Ja, er war auch so grausam und gefühlskalt. Herzenskalt. Ging über Leichen. Er hatte auch seinen kleinen Bruder geopfert. Sein ein und alles. Das einzige, was er noch hatte. Nun hatte er nichts mehr… »… that I’m trying to let you know…« Er war so ein Idiot! Damals hatte er noch auf den Mann eingeschlagen, weil er sich beleidigt fühlte, mit ihm verglichen zu werden. Er war wütend. Er dachte von sich selbst, dass er so etwas nie im Leben tun würde! Doch er hatte es getan. Er war grausam. Grausam und gefühlskalt. Jawohl. Alphonse hasste ihn jetzt ganz sicher. Er würde ihn bis in seine Träume verfolgen und ihm das Leben zur Hölle machen, genauso, wie Kasa-san es auch getan hatte und noch immer tat. Ja, sie würden sich gemeinsam an ihm rechen, so, wie er es verdient hatte. Sie würden ihm den Schlaf rauben, ihn in den Wahnsinn treiben, bis er sich selbst das Leben nehmen würde. Das war ihr gutes Recht. Und er war sich 100%ig sicher, dass sie dieses auch einfordern würden. Geschah ihm Recht! Sollte er selbst doch dran verrecken, sollte er Amok laufen, sich umbringen! Wenn es die Welt schützen würde… »…that I’m better off on my own!« Vielleicht sollte er bis zu diesem Zeitpunkt fort gehen. Sich verstecken. Zusammen mit der Rüstung. Mit Alphonse. Ja, er würde ihn mitnehmen. So, wie immer. Überall mit hin. Und er würde ihn nie alleine lassen und mit ihm reden. Vielleicht wachte er ja irgendwann auf und sprach mit ihm, nahm ihn in den Arm und erklärte ihm, was er wirres geträumt hatte. Darauf hoffte Edward sicherlich schon Stunden. Ewige Stunden, die ihm wie Jahre vorkamen. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört. Grelle Blitze zuckten am Himmel. Ihm fror noch immer. Er war bis auf die Knochen durchnässt. Er würde sich den Tod holen. Geschah ihm Recht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)