Bergnebel von -Elenya- ================================================================================ Kapitel 13: Der Baum der Hoffnung --------------------------------- Der Baum der Hoffnung Lienna lief raschen Schrittens in Richtung des Armenviertels. Sie hatte keine Lust zurück zu Elar oder Lyrux oder zu irgendeinem anderen zu gehen! Ihr Atem hinterließ weiße Wölkchen in der Luft, die sich langsam im Wind aufflösten. Wo sollte sie denn nun hingehen? Nach Hause? Enan und Veyna würden sich wieder schrecklich aufregen. Aber Ranor und Aoe wussten nicht wo sie solange blieb, schließlich war es schon fast Abend. Die Sonne versank rot hinter dem riesigen Berg und es wurde schnell dunkel. Zu allem Übel begann es auch noch leicht zu schneien. Kleine weiße Flocken fielen schnell zu Boden und bedeckten ihn bald mit einer kleinen Schneeschicht. Schließlich war er schon seit einigen Tagen mit Frost überzogen gewesen. Kein Wunder, dass nun der Winter anfing. Lienna lief schneller, ihre Füße wurden kalt und klamm und sie formte Täler und Berge mit ihren Schuhen als sie den Schnee wegschob. Ihre nussbraunen Haare waren bald mit Schnee bedeckt und sie zog ihren Mantel enger um sich. Als sie am „Jaulenden Wolf“ vorbei kam, drangen Töne von schneller Tanzmusik an ihre Ohr. Ob Ranor und Aoe wohl da drinn sind?, fragte sie sich. Sie vernahm das Geräusch einer schnell gespielten Fiedel und Trommeln. Was machte Nârl wohl? Ganz allein im Kerker und dann noch diese Kälte. Lautes Lachen schallte aus der Schenke hinaus auf den verschneiten Weg. Lienna dachte kurz noch an ihren kranken Bruder, dann lief sie ohne eine Pause zu machen zu der alten Eiche. Schon beim Näherkommen, bemerkte sie, dass sich dort jemand auffhielt. Es waren sogar sehr viele! Bei näherem Hinsehen erkannte Lienna eine ganze Horde von Feen, die um ein kleines Feuer tanzten und fröhlich sangen. Als Lienna vorsichtig einen Schritt auf sie zugehen wollte, verstummten die vergnügten Töne der Instrumente und die männerhandsgroßen Wesen schauten verängstigt zu ihr hinauf. Doch Lienna lächelte und sprach mit freundlicher Stimme: „Keine Angst. Ich bin nicht hier um euer Fest zu stören! Ich komme nur manchmal zu diesem Baum um mich zu entspannen oder um nachzudenken.“ Gespannt wartete sie eine Reaktion ab und blieb dort stehen, wo die Feen sie entdeckt hatten. Eine sehr edel gekleidete Fee mit langen grünen Haaren und ebenfalls grünlichen Flügeln flog zu ihr hinüber und flatterte auf Augenhöhe vor ihrem Gesicht. Auf dem Kopf trug sie eine Krone mit kleinen türkisen Edelsteinen und ihr Kleid bestand aus zusammengenähten Efeublättern. Um die Handgelenke trug sie blaue Ringe und sie war barfuß. Immer noch etwas verängstigt, aber nicht so wie die anderen Feen, lächelte sie Lienna an. „Sei Willkommen, Zauberin.“, sprach sie mit freundlicher Stimme. „Was möchtest du und warum unterbrichst du unserer Fest?“ Sie schien es ernst zu meinen und Lienna sah Wachen am Boden, die lange Speere in den Händen hielten. „Seid gegrüßt, Königin.“, erwiderte Lienna und verbeugte sich vor der Feenkönigin, „Ich wollte Euer Fest nicht stören. Ob ihr es mit glaubt oder nicht, aber ich wusste nicht, dass ihr Euch hier befindet. Ich komme oft zu diesem Baum, er schenkt mir Zuflucht.“ Die Königin lachte und forderte die Wachen auf, ihre Waffen herunter zu nehmen. Dann flog sie auf Neranas Schulter und ließ sich darauf nieder. Lienna spürte kein Gewicht, welches auf ihre Schulter drückte. „Dieser Baum, “, begann die Fee zu erzählen, „ist der Baum der Hoffnung. Wir feiern unter ihm alle Feste, die es zu feiern gibt. Ob Frühling, Sommer, Herbst und Winter – jede Jahrezeit hat ihr Fest. So feiern wir heute den ersten Schnee. Denn er behütet die Blumen, wenn sie schlafen und kühlt das heiße Herz.“ Sie fing eine besonders dicke Schneeflocke in ihren hohlen Händen und wartete, bis sie geschmolzen war. Dann flog sie wieder von Liennas Schulter und landete sanft auf der weichen Schneedecke. Ihr nackten Füße versanken kaum im kalten Schnee, doch die Fee schien von innen erwärmt. Lienna lächelte ihr zu und beugte sich herunter, sodass sie auf gleicher Höhe waren. Das kleine Feuer beschien das Gesicht der Zauberin und ließ sie fröhlich erscheinen. Doch Lienna war aufgewühlt und verwirrt. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Elar zurück. Wie konnte sie ihm jemals wieder unter die Augen treten? Die Fee schüttelte Liennas große Hand und meinte: „Es war nett, dass wir dich kennenlernen durften. Aber nun, wollen wir unser Fest weiterfeiern. Komm jederzeit zu diesem Baum, er wird dir ein Lichts senden, wenn du glaubst das nichts mehr die helfen kann. Glaube an meine Worte und vertrau auf dich.“ Lienna beugte tief ihren Kopf hinunter, dann erhob sie sich. Lange blickte sie die alte Eiche an. Ein Windhauch durchfuhr ihr Haare und die wenigen Blätter des Baumes raschelten. Es war Lienna, als sängen sie ein Lied. Doch es war ein frohes Lied, ein Lied welches dazu aufrief, nicht mehr zu verzagen! Mit einem lezten Lächeln zu den Feen, die am Boden standen, wandte Lienna sich um und lief schnellen Schrittes zum „Jaulenden Wolf“. Sie würde Nârl doch nicht im Kerker verenden lassen, dafür ruhte immer noch zu viel Hoffnung in ihr! Die Fee hatte ihr etwas davon wieder gegeben. Wie, wusste Lienna nicht, aber die Hoffnung kehrte in sie zurück. Und das war das einzig wichtige! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)