Follower von Rejah (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 41: Reise ----------------- Kapitel XLI : Reise Ich hatte das Streitgespräch zwischen den Zweien mit zunehmender Wut verfolgt, doch genug war genug. Ich hatte nicht mehr viel Zeit und wollte nicht, dass die vorerst letzten Minuten mit meinen besten Freunden so verliefen. „Danke.“ sagte ich genervt, als sie endlich schwiegen. „Harry … was hast du vor?“ Neville, der sich bisher schüchtern im Hintergrund herumgedrückt hatte, trat nun hervor, die Arme nervös hinter seinem Rücken verborgen, der Blick auf den Boden geheftet. Wie sollte ich Neville auf die Schnelle erklären, was sich hier abspielte? Er wusste weder, dass ich bereits seit Anfang des Schuljahres ein Werwolf war, noch, dass Malfoy mich eine zeitlang auf delikate Weise erpresst hatte, noch, dass sich daraus etwas ganz Bestimmtes entwickelt hatte. „Ich … äh … also-“ „Ich erklär es dir später.“ sprang Hermine für mich in die Presche. „Aber Harry … wer?“ Zuerst sah ich sie verwundert an und wusste nicht, was sie meinte. Dann jedoch fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Sie hatte wohl eins und eins zusammengezählt - dass ich zusammen mit Malfoy in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gerannt kam und dass ich einen Besen in der Hand hatte. Sie musste zu dem richtigen Schluss gekommen sein. „Nott.“ murmelte ich. „Aus Slytherin, glaube ich - oder?“ Fragend wandte ich mich an Malfoy, der zustimmend nickte. „Inzwischen müsste unser ganzes Haus darüber informiert sein. Wir sollten verschwinden.“ sagte er mit außergewöhnlich leiser Stimme und trat zum Fenster. „Komm.“ Die Vorhänge mit einer Hand zur Seite ziehend und das Fenster daraufhin öffnend, streckte er mit seine andere Hand entgegen. Ich schluckte. Aus irgendeinem sentimentalen Grund konnte ich in diesem Moment nichts anderes denken, als dass er ein wunderschönes Gemälde abgegeben hätte, wenn ihn jemand so, wie er jetzt dastand, gemalt hätte. Ich beschloss, es mir ins Gedächtnis zu brennen. „Harry!“ Es war Hermine, die mich aus den Gedanken riss und mich noch im darauf folgenden Moment zu ihm schubste. „Mach schon, ich kümmere mich um den Rest!“ „Ich schick dir eine Eule!“ erwiderte ich, obwohl ich mir in diesem Augenblick noch nicht einmal sicher war, ob es an dem Ort, wo wir hinfliegen würden, überhaupt eine Möglichkeit dazu geben würde. Doch Hermine nickte nur, als gäbe es daran gar keinen Zweifel. „Harry!“ Aus Malfoys Stimme war zwar keine Ungeduld herauszuhören, jedoch aufkommende Panik. Früher hätte ich diesen Ton bei ihm voller Genugtuung genossen, jetzt ließ er mir beinahe das Blut gefrieren. Hogwarts verlassen. Ohne eine Außerkraftsetzung des Antiwerwolf-Gesetzes würde ich nie mehr hierher zurückkehren können. Ich würde nie Auror werden können. Ich würde nie mehr einfach so durch die Winkelgasse herumlaufen und mir die Nase an den Besenläden platt drücken können. Blaise. Er wollte ein Mittel gegen die Lykanthropie herstellen. Ich hoffte aus tiefsten Herzen, dass es ihm eines Tages gelingen würde. Mit schweren Schritten näherte ich mich Malfoy, meinen Besen in der Hand. Dann wurde die Tür erneut aufgerissen und schlug knallend gegen die Wand. Ich schnellte herum, ebenso wie die Anderen. Doch es war kein Gryffindor. Natürlich war es auch kein Slytherin. Es war Grey. „Du kannst … wirklich von Glück … reden“, sagte er abgehackt, denn er war völlig außer Atem, „dass ich zufällig in der Nähe war … und mitbekommen habe, was los ist!“ Ich hatte ihn noch nie in so einem Zustand gesehen: Aus seinem knappen Zopf hingen einige schwarze Strähnen hinaus und fielen ihm über Wangen und Stirn und seine Augen zeigten zum ersten Mal den Hauch einer Regung, auch wenn ich diese nicht deuten konnte. „W-Wo kommen Sie denn her?“ fragte ich, auch wenn ich wusste, dass dies alles andere als höflich war. „Ich war auf der Suche nach einer bestimmten Person.“ erwiderte er und sah mich bedeutungsvoll an. Meint er Remus? Grey trat einen weiteren Schritt in das Zimmer ein und besah sich die Situation. Ich schluckte, als ich sah, wie knittrig sein Umhang war. Der oberste Knopf seines Hemdes war geöffnet. Seine Augen glitten kurz über das alltägliche Chaos, dann über die Anwesenden, darunter Malfoy, der immer noch wie einbetoniert am Fenster stand, die Hand zu mir gerichtet. Dann sah er mich an und ich bemühte mich, seinem Blick standzuhalten. Er musste bemerkt haben, wie ich ihn angestarrt hatte. Eine leichte Röte legte sich über mein Gesicht. „Harry, komm endlich!“ Malfoys Stimme hörte sich gereizt an. Lag es daran, dass unsere - meine - Zeit immer knapper wurde, oder daran, dass er möglicherweise gesehen hatte, wie ich auf Grey reagierte? Mit vor Scham gesenktem Kopf ging ich weiter auf ihn zu, nahm aber nicht seine Hand, die er mir anbot. In meinem Rücken spürte ich die Blicke der anderen. „Also … ich geh dann mal.“ Mir fiel nichts Besseres ein, was ich hätte sagen können. Gerade hatte ich mich wieder umgedreht und wollte auf den Besen steigen, als Grey schnell den Abstand zwischen uns überbrückte und mir eine Hand auf die Schulter legte. Ein Blitz durchfuhr meinen Körper. „Harry …“ Er beugte sich vor und strich meine Haare beiseite. Dort, wo seine Finger meine Haut berührten, prickelte es und ich bekam eine Gänsehaut. Mit aller Gewalt versuchend mein Zittern zu unterdrücken, stand ich still. Er flüsterte mir etwas ins Ohr. Zwar verstand ich die Worte und prägte sie mir auch ins Gedächtnis, doch ich konzentrierte - wenn man es konzentrieren nennen konnte, denn meine Gedanken schienen auf einmal ziemlich neblig zu sein - mich eher auf seinen warmen Atem, der meine Nackenhaare erzittern ließ. „A-a-alles … klar …“ Ich war froh, dass ich wenigstens halbwegs verständlich reden konnte. Malfoy, der bis dahin bewegungslos neben uns gestanden hatte, packte mich etwas grob am Arm, doch ich war noch nicht vollständig genug da, um dies wirklich zu bemerken. Den Blick auf Grey gerichtet, ließ ich mich von ihm auf den Besen zerren, Malfoy setzte sich vor mich auf den Besenstiel. Der Feuerblitz stieg in die Luft und ich klammerte mich an ihm fest, um nicht zu fallen. Unten aus dem Gemeinschaftsraum drang Lärm, der immer lauter wurde. Hermine, Ron und Neville, der immer noch nicht wusste, was geschehen war, sahen mich an. „Pass auf dich auf.“ Hermines Stimme war so leise, dass ich ihre Worte beinahe von ihren Lippen lesen musste. Ich nickte, dann flogen wir durch das offene Fenster. ~~~~~*~~~~~ Unsere Flucht war überstürzt gewesen, stellte ich kurze Zeit später fest, denn wir hätten uns besser einen Umhang mitgenommen. Die grauen Wolken über uns, die uns einen baldigen Regen verhießen und die mir schier unendlich erscheinende Schwärze, die unter uns hinweg sauste, ließen mich auch nicht wohler fühlen. Meine Hände waren innerhalb von Sekunden kalt und nach einigen wenigen Minuten so taub, dass ich sie kaum noch spürte. Meine Finger krallten sich in den Stoff von Malfoys Hemd, um dies zu verhindern. Das T-Shirt, das er trug, war viel zu dünn und völlig ungeeignet für diese Jahreszeit. „Frierst du?“ fragte ich, obwohl ich es trotz etwas wärmerer Kleidung selber tat. „Nein.“ log er, denn ich konnte das Zittern seines Körpers nur allzu gut spüren. Doch ich widersprach ihm nicht; ich hatte andere Gedanken, die mich davon abhielten. Ich wollte nicht daran denken, was mit mir geschehen würde. „Wo willst du eigentlich hin?“ fragte ich, nur um das Gespräch aufrechtzuerhalten, weniger aus Neugier, denn eigentlich war es mir nicht wichtig. Fest stand: Weg von Hogwarts. Weg von meinem zu Hause. Alles andere war egal. „Zu mir.“ Er sah nach vorne. „Wie?“ „Na, zu mir nach Hause!“ drückte er sich klarer aus. „Mein Vater wird nicht da sein, keine Sorge.“ sagte er, als er schließlich doch einmal kurz über seine Schulter blickte und den entsetzten Ausdruck in meinem Gesicht sah. „Niemand wird dir da den Kopf abreißen.“ „U-Und was ist mit deiner Mum?“ fragte ich vorsichtig. Seine Selbstsicherheit verschwand. „Ah …“, begann er und richtete den Blick wieder nach vorne, sodass ich ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte, „die ist mit sich selbst beschäftigt.“ Verwirrt zog ich mich mehr zu ihm heran und versuchte ihm über die Schulter zu schauen, ließ es aber schnell wieder bleiben, weil Malfoy plötzlich einen Schlenker tat, der mich beinahe vom Besen gerissen hätte. „Was meinst du denn?“ hakte ich neugierig nach, als ich mich von dem kleinen Schock erholt hatte. Für einen Moment hatte ich geglaubt zu fallen. Doch er antwortete mir nicht und nach einem weiteren erfolglosen Versuch gab ich auf - vorerst! - und verlor mich wieder in meinen Gedanken. Greys Worte gingen mir immer noch durch den Kopf. Wenn du da bist, wo auch immer du dich verstecken willst, schreib mir. Ich denke, wir haben noch so einiges zu bereden. Natürlich wusste ich, was er meinte, doch mir schlotterten die Knie bei dem Gedanken daran, mit ihm darüber reden zu müssen. Und ich musste. Ich kannte Grey inzwischen schon so gut, dass ich wusste, dass er bei einer Sache, die ihn so sehr anging wie diese, nicht locker lassen würde. Ich dankte Merlin dafür, dass ich ihm dabei nicht in die Augen blicken musste. Wahrscheinlich sehe ich ihn eh nicht wieder. Doch was mich hätte erleichtern müssen, bohrte sich nur schmerzend in mein Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)