After these Days von LadyHiwatari ([ Ryoma x Fuji ] - 3. Kapitel [beendet]) ================================================================================ Kapitel 3: Never Too Late ------------------------- Autor: LadyHiwatari Fandom: Prince of Tennis Music: Three Days Grace – "Never Too Late" Pairing: FujixRyoma Warnings: Unlogik Anmerkung: Der letzte Teil ist für Lycus , ohne die es NIE so gekommen wäre… ^^ (Ich hätte vielleicht nicht einmal eine Fortsetzung geschrieben…) Vielen Dank für die lieben Kommentare! Enjoy…? Never Too Late ~ The world we knew Won't come back The time we've lost Can't get back The life we had Won't be ours again ~ "Verdammt…", murmelte ein schwarzhaariger Mann und starrte sein Handy an. "Was soll das?" "Was ist?" Eine braunhaarige Frau trat zu dem Mann und sah ihn beunruhigt an. "Kommst du nicht durch?" "Nur der Anrufbeantworter", murmelte er und setzte sich auf eine Ledercoach. "Warum geht er nie ran?" "Wahrscheinlich weil er nicht mit dir reden will", antwortete Yumiko und schüttelte seufzend den Kopf. Was machte ihr Bruder nur? "Als du ihn letztens gesprochen hast, war alles normal, oder?" Sie sah, wie der Ausdruck in Echizens Augen abwesend wurde. "Wir haben nicht sehr viel geredet", gab er leise zu. "Und ich musste danach zu einem Interview und er schlief noch… Ich warte schon seit Tagen auf seinen Anruf." "Syusuke hat mehr als zwei Jahre auf dich gewartet, Echizen-kun", sagte Yumiko, doch als sie den verzweifelten Blick sah, den er ihr zuwarf, fügte sie sanft hinzu: "Gib nicht auf. Wenn er sich nicht melden will, versuche weiter, ihn zu erreichen. Irgendwann wird er zur Besinnung kommen und mit dir reden." "Tut mir Leid, dass er das Haustürschloss getauscht hat und du auch nicht mehr in Kontakt mit ihm kommen kannst." "Ach was", sie lächelte. "Ich bin seine Schwester – ich finde meine Wege zu ihm nach Hause." Echizen erwiderte das Lächeln nur schwach. "Gib nicht auf, Echizen-kun", wiederholte sie leise. "Ihr solltet beide merken, dass ihr genug gelitten habt. Gib ihn nicht auf, bitte…" Der Schwarzhaarige erwiderte ihren Blick. "Das werde ich nicht tun", versprach er ihr. "Ich werde ihn nie wieder alleine lassen." "Ich muss jetzt gehen." Sie blickte auf die Uhr. "Morgen fahre ich zurück nach Hause. Weißt du, wann du wieder zurück kannst?" "Nein", Echizen seufzte. "Mein Manager hält mich hier schon die ganze Zeit fest. Irgendwie gibt es immer wieder etwas zu tun. Aber ich werde versuchen, bald nachzukommen." Sein Blick war grimmig. "Auf Wiedersehen, Echizen-kun… und viel Glück…" Er lächelte matt. "Auf Wiedersehen, Fuji-san." Als sie gegangen war, drückte er die Wahlwiederholung seines Handys. Er hörte das Freizeichen – einmal, zweimal, dreimal… "Hallo, hier ist der Anrufbeantworter von Fuji Syusuuke. Ich bin zurzeit nicht Zuhause. Bitte hinterlassen Sie mir nach dem Signalton eine Nachricht." Das vertraute Piepen und Ryoma schluckte. Es würde seine dreißigste Nachricht sein. Fujis Anrufbeantworter konnte unmöglich so viele Nachrichten speichern, was zwangsläufig heißen musste, dass der Braunhaarige im Haus war. "Gib ihn nicht auf…" "Warum meldest du dich nicht?" Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. "Warum, Fuji?" "Aniki…" Fuji Yuuta saß auf dem weißen Sessel in Fujis Wohnung. Sein Blick wanderte vom Telefon zu seinem Bruder, der seit dem Klingeln des Telefons ins Nichts gestarrt hatte. "Warum bist du nicht einfach rangegangen, Aniki?" Er wusste, dass es bereits das siebte Mal an diesem Vormittag war. Sein Bruder antwortete nicht. "Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber gib ihm doch wenigstens eine Chance… Dass du einfach vor ihm wegläufst, ist nicht fair Echizen gegenüber." Yuuta suchte nach einer Reaktion, doch fand nur das verschlossene Gesicht Fujis. "Willst du noch?" Fuji hielt ihm eine Bierflasche hin. Das war das Einzige, was er von seinem Bruder bis jetzt bekommen hatte. Jede Menge Alkohol und keine Antworten. Yuuta schüttelte den Kopf. Innerlich seufzte er. Von Yumiko wusste er, dass Fuji und Echizen sich vor einigen Tagen getroffen hatten, doch es schien zu keinem Ergebnis gekommen zu sein. Er fragte sich, warum Fuji den Schwarzhaarigen auf Abstand hielt. "Nicht? Vielleicht etwas Anderes?" "Nein, danke. Ich muss sowieso bald los. Mizuki wartet auf mich." Fuji lächelte. Yuuta hatte seinen Bruder fast die ganzen Jahre lächelnd gesehen, doch nie wirkte es so unecht wie in dieser Zeit. "Saa, du bist immer noch mit diesem Mizuki zusammen…" "Wir sind lediglich Freunde!", protestierte der Jüngere, rot angelaufen. "Es ist nichts zwischen uns. Wir wollten heute nur ins Kino…" "Ihr wohnt doch schon zusammen… und heute ein Date. Das ist sehr süß, Yuuta. Geh ruhig, ich will ja nicht, dass du zu spät kommst." "Aniki…" Sein Bruder hatte Mizuki zwar im Laufe der Jahre langsam akzeptiert, dennoch nahm er sich nie die Gelegenheit etwas Schlechtes über St. Rudolphs Ex-Manager zu sagen. "Ich hoffe, du kommst mich morgen wieder besuchen?" "Ich werde versuchen heute Abend noch zu kommen", erwiderte er. Seit zwei Tagen wich er nur selten von Fujis Seite. "Viel Spaß", sagte Fuji lächelnd und trank aus seiner Flasche. "Danke", murmelte Yuuta und zog seine Jacke an. "Trink nicht mehr zu viel, Aniki." Sein Bruder lachte. Besorgt ging der Braunhaarige zur Tür und öffnete sie. Am Türrahmen blieb er stehen. "Aniki, sprich doch mit Echizen. Man merkt doch, dass er dich liebt –" "Auf Wiedersehen, Yuuta." Yuuta schluckte und nickte zum Abschied, bevor er die Tür wieder schloss. Er wusste wirklich nicht, was mit seinem Bruder los war. Es war offensichtlich, dass sie sich liebten. So sehr, dass es ihn sogar schmerzte zu sehen, dass sie nicht zusammen waren. Seufzend ging der Braunhaarige und nahm sich vor nach dem Treffen mit seiner Schwester darüber zu reden. Sie mussten etwas tun. Fuji starrte noch eine Weile auf die geschlossene Tür. Er hatte seine Flasche zur Seite gestellt. Es freute ihn zwar, dass sich sein Bruder um ihn sorgte, doch er würde nichts verändern. Er konnte nichts verändern. Das Telefon klingelte. Fuji lächelte traurig. "Es soll einfach nicht sein, ne, Ryoma?" Er wusste, dass der Schwarzhaarige ihn liebte. Und er wusste noch besser, dass er ihn auch liebte, doch was würde es ihm bringen? "Egal, wie viel Liebe ich dir schenke, am Ende wirst du doch gehen. Und was ist dann mit der Liebe…?", flüsterte Fuji und schloss die Augen. Er hörte, wie der Anrufbeantworter anging. "Hallo, hier ist der Anrufbeantworter von Fuji Syusuuke. Ich bin zurzeit nicht Zuhause. Bitte hinterlassen Sie mir nach dem Signalton eine Nachricht." Er sollte ihn ausschalten. Es war ja nicht so, dass er nicht wusste, wie die Nachricht lautete. Es war immer die Frage nach dem Warum… Es würde sich nichts ändern. Auch wenn er mit Ryoma reden würde. Auch wenn sie sich liebten, es würde nichts daran ändern, dass Ryoma seine Karriere in Amerika fortsetzen würde. Und dass er zurückbleiben würde, mit all der Liebe, die er dem Schwarzhaarigen geschenkt hatte. Es würde sich nichts ändern… "Fuji! Ich weiß echt nicht, was du den ganzen Tag machst, aber lass es jetzt sein und nimm' den verdammten Hörer ab! Bitte , ich will mit dir reden." Er hörte die Ungeduld in seiner Stimme, hörte seine Verzweiflung. Er hörte selbst das Unverständnis heraus. Fuji hörte alles. Leicht schwankend stand der Braunhaarige auf und ging zum Telefon. Seine Finger zuckten, als er den Hörer sah und Ryomas Atem noch hören konnte. Mit einem Knopfdruck schaltete er den Anrufbeantworter aus. Wenn sich nichts ändern würde, warum sollte er dann noch Zweifel bekommen? Liebe konnte ihm nicht helfen. Fuji ließ sich langsam auf den kalten Boden seiner Wohnung gleiten und lehnte seinen Kopf gegen ein Regal. Sein Blick starrte ins Nichts. Für länger als eine Stunde – oder gar mehrere, Fuji wusste es nicht mehr – saß er in dieser unbequemen Position, bis er müde aufstand und schleppend in sein Zimmer ging. Seine Gesichtszüge entglitten, als er vor seinem Bett stand. Vorsichtig legte er sich auf das Bett, das Gesicht im Kissen vergraben. Keine Minute später fielen ihm die Augen zu. Liebe konnte ihm nicht helfen… denn lieben bedeutete zu leiden. "Warum bist du in Gedanken schon wieder woanders, als bei mir alleine?", Mizuki klang ungeduldig und gekränkt. Yuuta blickte auf. "Tut mir Leid, Mizuki", murmelte er eine Entschuldigung, doch der Braunhaarige konnte seine Gedanken nicht von dem Thema abwenden, das ihn die ganze Zeit über beschäftigt hatte. "Meinetwegen", gab St. Rudolphs Ex-Manager zurück und sagte in einem ernsteren Tonfall: "Was ist los?" Yuuta blickte Mizuki unschlüssig an und zögerte mit einer Antwort. Der Schwarzhaarige lachte nur leise und trank aus seiner Kaffeetasse. Es vergingen einige Minuten, bis dieser sagte: "Erzähl schon. Was ist mit deinem Bruder?" "Wie…? Woher –" "Ich bitte dich, Yuuta", erwiderte Mizuki und zwirbelte an einer Haarsträhne. "Du solltest wissen, dass ich dich besser kenne, als die anderen. Überhaupt weißt du doch, dass ich alles über dich weiß. Und dass du an deinen Bruder denkst, könnte eigentlich jeder Stümper erraten. Du bist sehr leicht zu durchschauen, mein Lieber." Der Braunhaarige errötete. "Okay, ich habe es verstanden…" Mizukis Blick wurde ernst. "Was ist nun mit Fuji? Ich habe von deiner liebreizenden Schwester nur wenig herausbekommen und dein Bruder war schon immer eine schwer zu bestimmende Persönlichkeit..." "Ich weiß leider auch nicht mehr als das, was Nee-san mir erzählt hat. Du weißt, dass Echizen wieder da ist?", er bekam ein bestätigendes Nicken von seinem Gegenüber. "Und du weißt, dass Aniki und er…-" Wieder nickte Mizuki und er fuhr fort: "Sie haben sich getroffen. Aber jetzt herrscht wieder Funkstille, weil mein Bruder sich weigert mit Echizen Kontakt aufzunehmen." Mizuki schwieg für eine Weile. Yuuta konnte sehen, wie die Augen des Schwarzhaarigen nachdenklich funkelten und eine Augenbraue hochzog. "Nun", begann er dann langsam. "Versucht Echizen denn, deinen Bruder zu erreichen?" "Es könnte an Telefonterror grenzen." "Ist er erneut zu Fuji gegangen?" Yuuta zögerte. "Nein", antwortete er dann nachdenklich. "Nicht dass ich wüsste. Aber es ist auch Anikis Schuld! Ich weiß echt manchmal nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Warum leidet er vor sich hin, wenn er ihn doch liebt…!" "Nun, wenn er ihn liebt, ist alles doch geklärt", meinte Mizuki. "Dein Bruder macht es sich nun einmal gerne schwer." Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. "Dieses Mal ist es anders. Es ist ernst." Yuuta biss sich auf die Lippen. "Ich habe Aniki noch nie so ernst gesehen." Er hatte ihn noch nie so leiden gesehen. "Yuuta", sagte Mizuki leise und zwang ihn aufzusehen. "Es wird alles in Ordnung kommen. Fuji ist nicht dumm. Er weiß, was er tut." "Ja, wahrscheinlich", erwiderte er, doch im Stillen wusste er: Fuji wusste nicht, was er tat. Yuuta dachte an sein zerbrochenes Lächeln. Er musste mit seiner Schwester reden. Fuji hätte weiter mit seiner Einsamkeit leben können. Es hätte sich nicht von den vergangenen zwei Jahren unterschieden. Fuji hätte mit der Einsamkeit leben können. Doch es waren die ständigen Besuche seines Bruders, die ihn daran erinnerten, dass er nicht alleine war. Es waren die Grüße seiner Schwester, die ihn daran erinnerten, dass er nicht alleine sein musste. Das Telefon klingelte. Der Braunhaarige hob nicht einmal den Kopf, sondern starrte auf die vor ihm liegende Zeitung, ohne ein Wort zu registrieren. Es waren die Anrufe, die ihn daran erinnerte, dass er trotz allem alleine war. Fuji wusste nicht, ob eine Woche seit seinem Treffen mit Ryoma vergangen war oder erst zwei Tage… Das Einzige, was er wusste, war, dass er nur ein wenig länger aushalten musste, bis dieser wieder gehen musste. Ein wenig länger, pochte es in seinem Kopf. Ein wenig länger und er wird wieder verschwunden sein. "Willst du ihn wirklich ziehen lassen?" Überrascht blickte er sich um und sah seine Schwester an der Tür stehen. "Saa, ich hätte nicht gedacht, dass du den Ersatzschlüssel dieses Mal finden würdest", lächelte Fuji schwach. Eigentlich war ihm klar gewesen, dass er diesen nicht verstecken konnte. Nicht vor seiner Schwester. Er konnte nichts vor ihr verstecken… Sie erwiderte das Lächeln nicht und schaute ihn ungewöhnlich ernst an. Fuji wich ihrem Blick aus. "Willst du ihn wirklich ziehen lassen?!", wiederholte sie, dieses Mal eindringlicher. Der Braunhaarige antwortete nicht. "Syusuuke, antworte mir", forderte Yumiko. Irgendetwas in ihrem Ton ließ Fuji aufblicken. Er sah Tränen in ihren Augen. "Bitte, du wirst es bereuen, wenn du ihn gehen lässt. Ich weiß, dass du ihn liebst! Warum musst du dich selbst unglücklich machen?" Fuji schluckte. "Ruf ihn zurück, Syusuuke. Er hat die letzten Tage nur wartend vor seinem Handy verbracht…" "Nein", murmelte der Braunhaarige leise. "Nein, ich werde nicht anrufen. Ich werde mich nicht melden." Er blickte seine Schwester offen an. "Nee-san, ich habe zwei Jahre vor dem Telefon gewartet." Fuji hörte seinen eigenen Herzschlag. Er war laut, schnell und tat weh. Nur am Rande seines Bewusstseins merkte er, wie schwierig es war, seine wahren Gefühle zu äußern, wenn man sie immer hinter einem Lächeln versteckte. Wie schwierig und befreiend. Es tat immer noch weh, wenn er an die vergangene Zeit dachte, doch der Schmerz wurde immer dumpfer. Und irgendwann würde er vergehen, da war sich Fuji sicher. Irgendwann würde es aufhören wehzutun. Ganz sicher… "Syusuuke…", seine Schwester schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Es spielte auch keine Rolle, dachte Fuji. Egal was sie sagen würde, nichts auf dieser Welt würde ihn dazu bringen, Ryoma anzurufen. "Warum…?" Fuji erstarrte. Die Frage nach dem Warum… tat immer weh. Er überlegte, ob er seiner Schwester die Wahrheit sagen sollte. Doch ehe er sich genauer darüber Gedanken gemacht hatte, begann er all das, was ihm die Jahre auf dem Herz lag zu erzählen. Dafür, dass es nur ein dumpfer Schmerz war, hatte er das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Dafür, dass es irgendwann aufhören würde, weh zu tun… Dafür, dass es irgendwann okay sein würde. "Er ist doch gegangen… Ich wollte ihn nicht aufhalten – ich konnte es nicht. Ryoma ist für diese Sportart geboren worden. Tennis ist sein Leben…", Fuji versuchte nicht einmal das unkontrollierte Zittern in seiner Stimme zu verbergen. "Es war klar, dass er die Weltspitze erreichen würde. Er würde professioneller Tennisspieler werden, Amerika erobern. Aber was wäre mit mir?" Fuji blickte nicht weg, als ihm die Tränen kamen. "Ich wäre ihm gefolgt, bedingungslos. Gott" – ein bitteres Lachen entfuhr seiner Kehle – "Ich hätte alles für ihn getan, aber was sollte ich in Amerika? Ich würde kaum ein eigenes Leben aufbauen können. Ich… würde ihm nur im Weg sein." Der Braunhaarige schluckte. "Ich würde ihm nur im Weg sein", wiederholte er leise. Yumiko schüttelte stumm den Kopf. Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht. Am liebsten wäre sie zu ihrem Bruder gegangen und hätten ihn in den Arm genommen, doch sie würde es nicht tun. Sie musste ihm helfen. "Das ist nicht alles", flüsterte sie so still, dass sie befürchtete, dass er es nicht mehr hören konnte, doch sein Zusammenzucken verriet Gegenteiliges. Fuji schwieg. "Syusuuke…", begann sie, doch er unterbrach sie. "Ja, ich habe gehofft, dass er zurückkommen würde, doch ich habe mich geirrt, okay?", Fuji klang wütend. Verzweifelt, verbesserte sich Yumiko stumm. "Das war dumm von mir und genau deshalb werde ich ihn auch nicht mehr sehen. Es reicht… verstehst du?" Er wurde wieder leiser. "Es reicht endgültig… Ich will nicht mehr auf ihn warten müssen." Die Wahrheit zu sagen, fiel ihm schwer. Doch sobald er begonnen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Es war, als ob die Dinge, die er die ganze Zeit über jemanden anvertrauen wollte, sich befreiten. Tief in seinem Inneren hatte er Tag für Tag gehofft, dass Ryoma irgendwann einmal vor seiner Tür stand, um ihn abzuholen. Oder zu ihm zurückzukehren. Er hatte gewartet. Tag für Tag, bis ein Jahr vergangen war und er nur mit dem Schwarzhaarigen telefoniert hatte. Gesehen hatte er ihn in Nachrichten, Zeitungen… aber nie vor seiner Tür. Erst im Laufe des zweiten Jahres begann er zu realisieren, dass Ryoma immer beschäftigter wurde und sich kaum mehr meldete. Und dass er bis dahin immer noch nicht vor seiner Tür gestanden hatte. Er hatte nicht einmal erwähnt, dass er Fuji in Amerika haben wollte. Und irgendwann hatte er bemerkt, dass er nicht mehr auf Ryoma wartete. Er wartete nur jeden Tag auf den nächsten. Und dann den nächsten… Irgendwann hatte er auch das Gefühl, dass es okay war. Dass alles okay sein konnte. Der nächste Tag kam immer wieder und er wartete… Er wartete auf den Tag, an dem alles okay sein würde. Fuji wusste, dass er immer noch wartete. "Hey", Yuuta stand einige Meter vor der Tür seines Bruders, als ein schwarzhaariger Mann mit schnellen Schritten an ihm vorbeilaufen wollte. Er hatte ihn gestoppt, als sein Gesicht gesehen hatte. "Du bist…" "Fujis kleiner Bruder?!" Ryoma nahm sich die Sonnenbrille vom Gesicht und zwei goldbraun funkelnde Augen blickten ihn überrascht an. "Yuuta, Fuji Yuuta", murmelte der Braunhaarige. "Du hast dich nicht verändert, Echizen…" Ryoma antwortete nicht. "Du willst zu Aniki, nehme ich an", sagte Yuuta plötzlich mit einem Anflug von Kühle. "Ich würde es an deiner Stelle lassen." "Was?" "Du hast ihn nicht verdient", sagte Yuuta fest. Er stellte sich Ryoma in den Weg. "Ich kann nicht zulassen, dass du ihm noch mehr wehtust." Der Schwarzhaarige starrte ihn an. Der Braunhaarige unterdrückte ein Schlucken. Ryomas Blick sah gefährlich aus. Er ist verletzt, dachte Yuuta, verbesserte sich jedoch stumm. Es hatte ihn verletzt. Zu wissen, dass er Fuji wehtat. Innerlich seufzte er auf. Wie konnten diese Zwei nur so… naiv sein? Selbst er hatte die Situation inzwischen überblickt. "Was willst du überhaupt noch bei Aniki? Nach so langer Zeit… Meinst du nicht, dass es schon viel zu spät ist!?" "Nein", sagte Ryoma. Er sprach leise, aber fest. "Es darf nicht zu spät sein. Nicht, nachdem ich glaube, ihn verstanden zu haben." "Du willst sagen, dass du ihn verstanden hast!? Meinen Bruder?", Yuuta klang ungläubig. "Woher willst du das wissen?" "Ich liebe ihn", knurrte der Schwarzhaarige, "Auch wenn dich das nichts angeht. Ich kann nicht zulassen, dass ich den gleichen Fehler noch einmal begehe. Und ich kann nicht zulassen, dass er den gleichen Fehler begeht." "Du –" "Ich habe ihn nicht verdient", unterbrach Ryoma. Seine Augen fixierten Yuuta. "Aber wenn ich aufgebe, habe ich ihn erst recht nicht verdient. Ich will ihm wenigsten einen Grund geben, warum er mich geliebt hat." Yuuta sah ihn sprachlos an. "Und deshalb werde ich nicht aufgeben. Nie wieder." Und mit diesen Worten drängte sich Ryoma an dem Braunhaarigen vorbei. Yuuta ließ ihn ziehen. Er hätte nie wirklich vorgehabt, Ryoma aufzuhalten. Er wollte nur eine Bestätigung finden, dass Ryoma seinen Bruder verdient hatte. Fujis ungebrochene Liebe… Yuuta lächelte leicht. Und er war sich sicher, dass er sie gefunden hatte. "Das hast du sehr schön gesagt, Yuuta." "Mizuki!?" Überrascht sah der Braunhaarige Mizuki an der Hauswand lehnen. "Was machst du denn hier? Wie lange stehst du schon da?" Mizuki lachte und zwirbelte eine Haarsträhne. "Lang genug, Yuuta-kun, lang genug…" Er ging zu diesem und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich bin sehr stolz auf dich. Irgendwann wirst du auch deinen Bruder-Komplex los…" "Ich habe keinen - ", Yuuta stoppte. Dann lachte er leise und blickte auf den Boden. "Vielleicht habe ich doch einen…" "Sagte ich doch", nickte Mizuki zufrieden und lächelte Yuuta aufmunternd an. "Deinem Bruder wird es wieder gut gehen. Er hat schon immer sein Happy End gekriegt, dieser Bastard…" Yuuta grinste. "In Wirklichkeit gönnst du es ihm doch!" Der Schwarzhaarige nahm seine Hand und ging mit ihm von Fujis Wohnung weg. "Vielleicht", sagte er nur und warf einen Blick zurück. "Aber nur weil sein kleiner Bruder sich so viel Mühe gegeben hat." "Und was ist, wenn er kommt?", zögerte Yumiko. Sie wollte ihren Bruder nicht noch mehr verletzen, aber sie spürte, dass es nur noch diese eine Möglichkeit geben würde, wenn Fuji wieder glücklich werden sollte. Mit Echizen. "Er wird nicht kommen", murmelte Fuji und blickte unsicher zur Tür. Seine Augen weiteten sich erschreckt, als daraufhin an der Tür geklopft wurde. Die Türklingel wurde einige Male gedrückt, doch der Unbekannte hämmerte nebenbei an der Tür. "Fuji! Ich weiß , dass du da drinnen bist – ich weiß es, klar? Also mach mir verdammt noch mal die Tür auf!" Lächelnd beobachtete Yumiko ihren erstarrten Bruder. Echizens Timing war perfekt. Innerlich beruhigte sie sich. Sie wusste nicht warum, aber die Stimme des Schwarzhaarigen hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Echizen war ein außergewöhnlicher Mensch mit unglaublicher Ausstrahlung. Sie wusste genau, warum Fuji sich in ihn verliebt hatte – und sie war froh, dass diese Zwei wieder zueinander finden würden. Und das würden sie. Sie wusste nicht genau warum, aber sie hatte es im Gefühl, dass Fujis Leiden heute ein Ende haben würde. "Echizen-kun klingt sehr ungeduldig, Syusuuke. Ich denke, es wäre besser, wenn du ihn einlassen würdest…" Der Blick des Braunhaarigen huschte zu seiner Schwester. "Hast du ihn…?" Sie schüttelte den Kopf. "Lass ihn rein. Lass ihn die Sache erklären. Du wirst es bereuen, wenn du ihn gehen lässt…" Sie sah, wie Fuji widersprechen wollte und fuhr fester fort: "Und wenn du ihn vergessen willst, musst du wenigstens mit ihm abschließen. Mach ihm auf…" "Fuji… bitte …" Fuji wollte den Kopf schütteln. Ryoma würde seine Situation nur verschlimmern. Er würde ihm nicht helfen können, er konnte ihm nicht helfen, wenn er wieder gehen würde. Fuji würde nicht… er würde… Langsam ging die Tür auf. Idiot, tadelte er stumm. Was hast du dir dabei nur gedacht? Nachdem er die Tür schnell aufgemacht hatte, war er genauso schnell einige Schritte zurückgetreten. Er blickte einem erstaunten Ryoma in die Augen, der die Fäuste immer noch gehoben hatte. "Fuji…" Der Schwarzhaarige trat ein. Sein Blick war auf Fuji gerichtet. Dieser versuchte zu lächeln. Es gelang ihm nur ansatzweise, auch seine Stimme zitterte leicht. "Saa, Ryoma. Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal zu sehen… Jedenfalls nicht so früh." "Ich – " "Wenn du hier bist, um dich zu verabschieden, hättest du dir den weiten Weg sparen können. Ein Anruf hätte genügt", fuhr Fuji fort, den Blicken des Anderen ausweichend. "Che, als ob du die angenommen hättest", knurrte Ryoma dazwischen. "Wie oft habe ich dich in den letzten 24 Stunden angerufen!?" Leise schlich sich Yumiko aus der Wohnung. Diese Zwei würden sie sicher nicht mehr brauchen. An der Tür blieb sie stehen, um sie kurz bei ihrem Streit zu beobachten. Das Lächeln ihres Bruders war verschwunden, aber wenn es zurückkam, würde es ein echtes sein. Das hoffte sie jedenfalls. Mit einem letzten Blick auf ihren Bruder schloss sie die Tür. "Du hast meine Anrufe ignoriert und mir keine Chance gegeben wieder in Kontakt mit dir zu kommen!", sagte Ryoma laut. "Was hast du dir dabei gedacht!? Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?" "Das würdest du nicht verstehen", murmelte der Braunhaarige nur. "Dann hilf mir, es zu verstehen! Es kann doch nicht sein, dass es so zwischen uns enden soll…" Ryoma sah, wie Fuji zusammenzuckte. "Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?", wiederholte er leiser. "Und warum bist du nicht mehr zurück gekommen?", fragte Fuji und blickte Ryoma zum ersten Mal wieder fest in die Augen. "Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich die ganze Zeit nur auf dich gewartet habe…?" Yuuta saß am Frühstückstisch, als Mizuki rein kam und sagte: "Besuch für dich…" Seine Schwester umarmte ihn herzlich zur Begrüßung. Yuuta errötete leicht und murmelte: "Was machst du denn hier, Nee-san?" "Meinen süßen kleinen Bruder besuchen, ne Mizuki?" Der Schwarzhaarige grinste nur frech und verschwand in seinem Zimmer. Yumiko blickte ihm einen Moment hinterher. "Yuuta, habt ihr eigentlich ein gemeinsames Zimmer?" "Nee-san! Mizuki und ich… wir…" Seine Schwester lachte. "Ist ja okay, lass dir Zeit damit." Aus ihrer Handtasche holte sie eine Zeitung. "Hast du schon gesehen?" Auf der Titelseite stach ein Foto von Echizen Ryoma hervor, darüber der Titel: "Echizen Ryoma tritt für einige Zeit aus unbekannten Gründen zurück!" "Als ich Profi wurde, habe ich etwas Wichtiges zurückgelassen, was mich die ganze Zeit nicht losgelassen hat. Jetzt habe ich es zurückbekommen – und muss eine Menge nachholen. Zwei Jahre sind eine lange Zeit…", war die ungewöhnliche offene und dennoch sehr geheimnisvolle Aussage des 21-Jährigen. […] Yuuta nickte. Auch auf seinem Gesicht war ein Lächeln zu sehen. "Aa, Echizen und Aniki haben es geschafft, wieder zusammen zu kommen. Hat aber auch lange gebraucht", murmelte der Braunhaarige. Seine Schwester lachte. "Die Zwei sind übrigens weggefahren. Nach Italien oder so. Fuji hat mir nicht alles gesagt, aber er klang sehr glücklich." "Ja, er hat das Glück verdient", sagte Yuuta und dachte an Mizukis Worte. Yumiko wandte sich zum Gehen. "Man muss sich nur aussprechen und es ausprobieren. In der Liebe kann man so nicht verlieren, ne Yuuta? Du und Mizuki…" "Nee-san!", protestierte Yuuta, erneut rot geworden, doch seine Schwester war bereits lachend verschwunden. Dann bereitete sich ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Braunhaarigen. "Zwei Jahre sind eine lange Zeit..." Das waren sie. Und Aniki und Echizen hatten echt eine Menge nachzuholen. Und wenn sie danach nicht glücklich werden würden, würde er ihnen persönlich in den Hintern treten. Mit der Zeitung in der Hand ging er in Mizukis Zimmer. ~ No one will ever see This side reflected And if there's something wrong Who would have guessed it And I have left alone Everything that I own To make you feel like It's not too late It's never too late ~ ~ Fin Nachwort: … Oh. Mein Gott. (Es folgt ein langes Nachwort einer sich schämenden Autorin; man darf diesen Teil überspringen…) 1. Ich habe in dieser einen FF gleich mehrere Todsünden begangen: - Alkohol (ich hasse es, wenn die Charas Alkohol trinken, um ihre Probleme zu vergessen), - Heulende, übersentimentale, zitternde und schwache Jungs (allem voran Fuji – Fuji ist stark, verdammt!), - ewige Liebe (ok, ich würde nicht über Ryoma hinweg kommen, aber Fuji könnte es… vielleicht…) bzw. Happy End einer Dark-FF v.v und – vor allem das Happy End !!! >.< (Ich weiß, eine FF, die Dark, darker und darkest ist, kann nur ein Happy End haben… ich bin unfähig.) 2. Yay! Meine erste längere, abgeschlossene FF! 3 Kapitel! *feiert* 3. oO Irgendwie liebe ich es, dass Thrill Pair in Verbindung mit MizukixYuuta auftreten zu lassen…*hust* 4. Danke fürs Lesen. ^^" ~ Lady Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)